Wie wäre eine fediversale Konsensdemokratie nach Arend Lijphart?

Das wachsende Interesse auch an Politik- und Religionswissenschaft freut mich sehr! Die auch medial stark nachgefragten Filme und Videos zur historischen Entwicklung und heutigen Gestalt der vatikanischen Konklave und den ersten Amtstagen von Papst Leo XIV. haben mich zusätzlich ermutigt. Vielleicht könnte ja auch unsere eigene, bundesdeutsche Demokratie neues Interesse erfahren?

Viele auch professionelle Interessierte hatten noch bei der letzten Bundestags- und Kanzlerwahl nicht auf dem Schirm, dass erst mit den Parteien – Koalitionsverträgen ab 1961 die Knebelung und Entmachtung der deutschen Bundestags- und Landtagsabgeordneten und der Absturz in eine zunehmend polarisierte Konkurrenzdemokratie eingesetzt hatte. In einer aktuellen Mastodon-Umfrage äußern über 90 Prozent der Antwortenden ihr Bedauern über die faktische Abschaffung von Artikel 38 unseres Grundgesetzes. Denn dort heißt es sehr klar:

Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.

Doch Realität ist – unter dem Joch absurd detaillierter Parteien – Koalitionsverträge und daraus abgeleitetem Koalitionszwang und Koalitionsdisziplin haben die vom Volk gewählten MdBs (Mitglieder des Bundestages) und auch MdLs (Mitglieder der Landtage) kaum noch Möglichkeiten zur freien Mandatsausübung.

Sie dürfen weder frei diskutieren noch überparteiliche Mehrheiten für Gesetzesinitiativen sammeln und riskieren bei allzu kritischer Kontrolle der Regierung auch den Unmut der Parteibürokratien. Sie haben damit weit weniger Freiheiten als die meisten Gemeinderäte und auch die deutschen & demokratischen Abgeordneten des Europäischen Parlaments (MdEPs), die der EU-Kommission als einer Staaten-Konkordanzregierung gegenüberstehen und also bisher weder Koalitionsverträgen noch überzogener Fraktionsdisziplin unterworfen wurden. Wenn Sie als deutscher Abgeordneter einigermaßen frei und ehrlich dialogisch arbeiten wollen, dann müssen Sie derzeit also eher nach Brüssel und Straßburg als nach Berlin…

Und immer mehr Menschen fragen also genervt: Wenn unsere 630 Bundestagsabgeordneten also doch ohnehin keine Freiheiten der Mandatsausübung mehr innehaben, sondern nur in Parteiblöcken auftreten, sprechen und abstimmen dürfen – warum brauchen wir dann so viele davon?

So, wie es derzeit noch ist, war es von den Müttern und Vätern des Grundgesetzes definitiv nicht gedacht!

Links der 9-seitige Bundes - Koalitionsvertrag von 1961, rechts der 144 - seitige Bundes - Koalitionsvertrag von 2025.

Der Übergang in die Parteien – Konkurrenzdemokratie samt Abschaffung der parlamentarischen Freiheiten nach Artikel 38 Grundgesetz begann mit dem ersten Bundes – Koalitionsvertrag von 1961, links, 9 Seiten. Der aktuelle Bundes – Koalitionsvertrag rechts hat bereits 144 Seiten… Foto: Michael Blume

Und da ich als Beauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben seit Jahren mit allen demokratischen Fraktionen (Grüne, CDU, SPD, FDP) unseres Landtags erfolgreich zusammenarbeite, kann ich nur sagen: Schade. Ich erlebe immer wieder sachorientierte, inhaltlich hervorragende, kreative und mutige Leute quer durch alle demokratischen Parteien – und gerade die Besten unter ihnen leiden unter den allzu engen Beschränkungen unserer m.E. falsch gewachsenen, konkurrenzdemokratischen und auch medial völlig polarisierten Kultur. Nach meiner Einschätzung wäre die Bundesrepublik Deutschland schon längst reif für mehr parlamentarische Freiheit und eine stärker dialogisch-monistische Politik- und Medienlandschaft!

In den vergangenen Wochen haben wir hier viel über das jederzeit mögliche Modell einer Konkordanzdemokratie diskutiert, zumal die Bundesrepublik Deutschland im Gegensatz zur Schweiz sogar noch ein kontrollierendes Bundesverfassungsgericht hat. In seinen Büchern schlug der niederländisch-amerikanische Politikwissenschaftler Arend Lijphart aber auch zwei weitere Modelle zwischen der Konkurrenz- und der Konkordanzdemokratie vor, von denen eines für die Bundesrepublik Deutschland sehr interessant sein könnte.

Der Sammelband "Thinking About Democracy" von Arend Lijphart.

Der Sammelband “Thinking About Democracy” (2007) von Arend Lijphart enthält Vorschläge und Diskussionen zur Konsoziational- und zur Konsensdemokratie. Foto: Michael Blume

Die Konsoziationaldemokratie bezieht sich nur auf ethnisch oder religiös schwer fragmentierte Gesellschaften und schlägt u.a. gegenseitige Veto-Möglichkeiten für einander (noch) misstrauende Volksgruppen vor. Dieses Modell ist auf Deutschland nach meiner Einschätzung nicht anwendbar.

Die Konsensdemokratie nach Arend Lijphart beschreibt jedoch einen Mittelweg zwischen der Konkurrenz- und der Konkordanzdemokratie, der auch für die Bundesrepublik Deutschland sehr gut begehbar wäre. Sie basiert auf der Idee und Beobachtung, dass sich sachgerechte Debatten und Entscheidungen am Besten dann ergeben, wenn die Machtverhältnisse nicht völlig polarisiert sind, sondern ein ernsthafter und sachbezogener Dialog zwischen gewählten Volksvertretenden, zivilgesellschaftlichen Verbänden und interessierten Bürgerinnen und Bürgern stattfindet.

Eine Konsensdemokratie funktioniere laut Lijphart am Besten auf Basis von zehn Elementen:

  1. Einem Vielparteiensystem statt einem (notwendig konkurrierenden) Zweiparteiensystem.
  2. Der nach dem Wählerwillen balancierten Macht zwischen mehreren Regierungsparteien statt der Dominanz nur einer Regierungspartei.
  3. Starke Parlamente mit gewählten Abgeordneten (Legislative), die untereinander und mit der Bevölkerung ernsthaft dialogisieren, eigenständig und auch überparteilich aktiv werden und die Regierung (Exekutive) auch tatsächlich kontrollieren.
  4. Starkes Verhältniswahlrecht statt reinem Mehrheitswahlrecht (das in der Tendenz zum Zweiparteiensystem einer Konkurrenzdemokratie führen würde, siehe 1.)
  5. Die enge und transparente Einbindung und Anhörung von anerkannten Verbänden der Zivilgesellschaft in die parlamentarischen Diskurse statt intransparentem und häufig partikularem Lobbyismus in nichtöffentlichen Parteizirkeln.
  6. Ein föderaler statt einem zentralistischen Staatsaufbau.
  7. Ein Zweikammernsystem (wie Repräsentantenhaus und Senat oder Bundestag und Bundesrat).
  8. Hohe Hürden für Änderungen an der schriftlich fixierten Verfassung.
  9. Ein notfalls auch gegenüber Exekutive und Legislative starkes Verfassungsgericht.
  10. Eine autonome Zentralbank, die keiner Regierung etwa das “Gelddrucken” auf Kosten allgemeiner Inflation gestatten würde.

Die vor allem englischsprachigen, politikwissenschaftlichen Debatten um die Konsensdemokratie trugen u.a. dazu bei, dass Neuseeland nach einem Referendum 1993 von einem polarisierten Mehrheitswahlrecht zu einem Verhältniswahlrecht mit Berücksichtigung von Direktkandidaten wie in Deutschland wechselte. In unserer Bundesrepublik selbst gilt jedoch die Konkurrenzdemokratie auf Basis möglichst weniger Parteien, knapper Mehrheiten und von durch Koalitionsverträge gleichgeschalteten Abgeordneten bisher noch als weitgehend alternativlos. Die meisten haben von Alternativen dazu einfach noch nie gehört oder nicht darüber nachgedacht.

Grundgesetzlich könnte die Bundesrepublik Deutschland sogar schon mit dem jetzigen Bundestag jederzeit aus der Konkurrenz- in eine Konsensdemokratie übergehen, indem etwa Union, SPD und Grüne eine breite Regierungsmehrheit ohne über die Ressortverteilung hinausgehende Koalitionsverträge bilden und die Erarbeitung der Inhalte dann aus den nichtöffentlichen Parteizirkeln in den deutschen Bundestag sowie die sachorientiert mitdiskutierende Öffentlichkeit verlegen. Sie müssten nicht mehr tun, als weniger Polarisierung und Parteien – Kontrolle, dafür mehr Parlament zu wagen. (Hinweis: Das fordere ich nicht, sondern möchte den Erfolg der jetzt gewählten Bundesregierung. Allerdings finde ich, dass ein Nachdenken über mögliche Alternativen künftiger Regierungsbildungen durchaus schon jetzt einsetzen sollte.)

Nun war dieser Konsensdemokratie-Entwurf nach Lijphart noch vor der allgemeinen Digitalisierung entstanden – ich meine jedoch (mit einem Vorschlag von @Tobias Jeckenburger), dass eine solche Konsensdemokratie durch das KI-Fediversum sogar eher gestärkt werden würde!

Gewählte Abgeordnete und generell alle politisch Interessierten könnten ihre Sachpositionen im konzernfreien Fediversum etwa über Mastodon, Blogs und Podcasts vortragen und zur Diskussion stellen, damit auch für die schnell wachsenden KI-Anwendungen sichtbar machen. So entstünden um die offen und freier diskutierenden Parlamente herum demokratisch moderierte und also dialogische Öffentlichkeiten zu allen Sach- und Zukunftsthemen der Politik.

Und das wirklich Schöne ist: Es passiert doch bereits, jeden Tag entstehen neue Medienformate gerade auch im Fediversum. Ich erlebe doch mit diesem Wissenschaftsblog “Natur des Glaubens” schon ein tägliches Wachstum an Zugriffen – und inzwischen können sachorientierte KI-Anwendungen wie Perplexity oder Felo immer mehr Sachpositionen und -argumente wiederum aus dem Blog extrahieren. Gleichzeitig können sich Menschen jederzeit auch selbst konstruktiv in den Dialog einbringen – auch damit mache ich ja bereits beste, fediversale Erfahrungen! Und warum sollten das andere nicht ebenso gut oder sogar besser hinbekommen? Warum nicht einfach selbst damit anfangen?

Kurz: Ich halte eine Konsensdemokratie mit breiteren, parlamentarischen Regierungsmehrheiten ohne Parteien – Koalitionsverträge für denkbar und wünschenswert, in denen unsere gewählten Abgeordneten wieder freier ihre Mandate ausüben und vor allem ernsthaft miteinander und mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutieren können. Ich meine, dass es auch medial nicht mehr nötig erscheinen sollte, kluge Köpfe zu bloßen Parteisoldaten herabzuwürdigen, die sowohl im Parlament wie in Medien und Veranstaltungen nur rasend alternde Koalitionsverträge und vorgefertigte Parteilinien zu vertreten haben. Und ich meine, dass ein Übergang von der zerfallenden Konkurrenz- zu einer erneuerten Konsensdemokratie auch gar keine Gesetzes- oder gar Verfassungsänderungen bräuchte – sondern einfach faire Medienschaffende und mutige Abgeordnete aller demokratischen Parteien, die ihre Rechte nach dem deutschen Grundgesetz wieder einfordern und mit Leben füllen.

Was meinen Sie?

Das folgende Lernvideo fasst zwar leider entgegen von Lijphart die Konsens- und Konkordanzdemokratie zu einem System zusammen und beschränkt Konkurrenzdemokratien auf das Mehrheitswahlrecht und Einkammernsystem, ist aber als duale und nicht-dualistische Denkanregung dennoch durchaus interessant.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

52 Kommentare

  1. Guten Morgen, @Michael Blume.

    Danke für dieses erneute Bildungsangebot und den Buchtipp!

    Ich finde es wunderbar, wie hier auf NdG immer mehr ins Detail gegangen wird bei dem wichtigen Thema: Wie leben wir Demokratie.

    Wir haben die beiden sehr unterschiedlichen Ausprägungen demokratischer Entscheidungsfindung kennengelernt: Konkurrenzdemokratie und Konsensdemokratie. Medien spielen eine erhebliche Rolle dabei, ob und wie Menschen sich in einen demokratischen Entscheidungsprozess einbringen. Dein wunderbarer Vorschlag, dass das Fediversum und die Blogsphäre eine große Unterstützung für eine konsensdemokratische Kultur darstellen könnten, klingt vielversprechend.

    Daher habe ich mir die Frage gestellt: Können wir bei der Ausprägung von Medien ein ähnliches Gegensatzpaar zweier Konzepte identifizieren? Anders gefragt: Was wären Konkurrenzmedien und was wären Konsensmedien?

    Die Antwort liegt meiner Meinung nach auf der Hand:

    Konkurrenzmedien zielen darauf ab, den Wettbewerb unterschiedlicher, konkurrierender Meinungen zu befeuern und fördern die Polarisierung.

    Konsensmedien hingegen integrieren eine Vielzahl von Stimmen und fördern einen konstruktiven Dialog.

    Und es ist nun nicht weiter verwunderlich, welche Beispiele man jeweils für beide Konzepte anführen könnte:

    Konkurrenzmedien wären die antisozialen Konzernmedien, die durch entsprechende Algorithmen Unterschiede und Polarisierung verstärken und zur gesellschaftlichen Fragmentierung beitragen. Dazu zähle ich auch Formate wie die Bild-Zeitung und ähnliche Angebote, die der Aufmerksamkeitsökonomie verpflichtet sind.

    Konsensmedien sind, wie Du bereits gesagt hast, @Michael, das Fediversum und die Blogsphäre. Diese Plattformen sind gemeinwohlorientiert und fördern lösungsorientierte Diskussionen und Dialoge, die dem Erkenntnisgewinn dienen. Eine kurze Abfrage bei Felo AI hat übrigens den genannten Unterschied gut abgebildet und als Beispiel für Konsensmedien die öffentlich-rechtlichen Sender genannt, „die sich an einem Auftrag zur umfassenden und ausgewogenen Berichterstattung orientieren“. Ich füge hier noch das Stichwort Bildungsauftrag hinzu.

    In diesem Zusammenhang habe ich mir nochmals angesehen, was im Rundfunkstaatsvertrag steht:

    § 11 (1)

    „Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist, durch die Herstellung und Verbreitung ihrer Angebote als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken und dadurch die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen. Die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten haben in ihren Angeboten einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Sie sollen hierdurch die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern fördern. Ihre Angebote haben der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung zu dienen. Sie haben Beiträge insbesondere zur Kultur anzubieten. Auch Unterhaltung soll einem öffentlich-rechtlichen Angebotsprofil entsprechen.“

    Nun enthält mein Kommentar soweit nichts Neues; vieles davon wurde – teilweise in größerem Detail – auf diesem Blog bereits diskutiert. Aber vielleicht hilft es, durch das Suchen nach Analogien einen Schritt zurückzugehen und dadurch die Begriffe zu schärfen.

    Worauf ich hinauswill: Wenn wir ein Mediensystem suchen, das für eine Konsensdemokratie prädestiniert ist und das schon lange existiert, dann ist es der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Allerdings ist es kein Geheimnis, dass viele Formate im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) in der jüngsten Vergangenheit eher zur Polarisierung beigetragen haben und eine erkenntnisfördernde Dialogkultur nicht erkennbar war (ich sage nur: Talkshows).
    Auf die Spitze brachte es neulich der Postillon, den Du, @Michael, hier zitiert hast: „Talkshow abgebrochen! Chaos, nachdem Gast anderen Gast mit Argumenten überzeugte“

    Besser kann man die derzeit in den ÖRR-Talkshows gelebte Debattenkultur nicht auf den Punkt bringen.

    Was die Vermittlung von Wissen und die Förderung von Bildung betrifft, so kann man sich fragen, wie ernsthaft der ÖRR hier agiert, wenn – wie man gerade in den letzten Wochen vor der Bildung der neuen Regierung beobachten konnte – ein für den demokratischen Prozess absolut wichtiges Konzept wie die Konkordanzdemokratie nicht vorkommt, während Menschen im Fediversum bereits lebhaft darüber diskutieren.

    Fazit meines (hoffentlich nicht zu lange geratenen) Kommentars ist: Eine Konsensdemokratie würde durch das Fediversum medial sehr stark unterstützt werden (wie @Michael es oben gezeigt hat und wie es jeden Tag auch auf diesem Blog bereits gelebt wird).

    Darüber hinaus sollte eine Diskussion darüber, wie eine Konsensdemokratie realisiert werden könnte, immer auch die Diskussion darüber beinhalten, wie wir es schaffen, den ÖRR wieder zu einem Konsensmedium zu machen und die Konkurrenzformate dort zurückzudrängen.

    Ich habe mich übrigens zu Beginn für das „Bildungsangebot“ bedankt, das hier auf NdG täglich bereitgestellt wird, um zu verdeutlichen, dass @Michael einen Bildungsauftrag im besten Sinne erfüllt.

  2. Kurzer Nachtrag zu meinem früheren Kommentar:

    Vielleicht bin ich ja gerade etwas zu optimistisch.
    Aber möglicherweise denkt Papst Leo XIV. auch an eine (Rück-)Besinnung der Medien hin auf Konsens statt auf Konkurrenz, wenn er sagt (s. Tagesschau):

    “Medien sollten sich laut Leo XIV. von ‘aggressiver’ Sprache und einer rein wettbewerbsorientierten Kommunikation distanzieren.”

    “Kommunikation müsse an Wahrheitssuche und Dialog ausgerichtet sein”

    Das ist ein gutes Zeichen, finde ich.

    • Oh, vielen Dank für die starken Drukos und dem schönen Fund zum neuen Papst, lieber @Peter Gutsche 🙏

      Und tatsächlich wurde doch im Fediversum der letzten Tage überwiegend dialogisch über den Vatikanstaat 🇻🇦 diskutiert, dessen Wahlmonarchen keine Parteiprogramme, sondern Neunamen verkünden. Das ist selbstverständlich nicht direkt auf andere EU-Staaten übertragbar, unterstreicht aber doch, dass polarisierte Parteien – Konkurrenzdemokratien kein Schicksal sind.

      Und Deine m.E. zutreffende Beobachtung von konkurrierenden Konzernmedien und stärker Konsens-orientiertem Fediversum habe ich gerne aufgenommen und auch bereits in der dialogischen Antwort auf @Marie H. eingebracht.

      Hinter der Vorstellung der Konsensdemokratie nach Lijphart stehen zudem auch noch ein Mitglied des baden-württembergischen Landtags und eine kluge, starke und kritische Kollegin, die die Schweizer Konkordanzdemokratie zu wenig progressiv befand und mich fragte, ob es zwischen Konkurrenz- und Konkordanzdemokratie „nichts dazwischen“ gebe. Der MdL wies wiederum kritisch auf das Scheitern früher, konkordanzdemokratischer Versuche in Österreich 🇦🇹 hin.

      Bin jetzt gespannt, was (auch) die beiden dazu sagen werden. 🤓📚🙏🤔☕️

  3. Diskutieren wir diese Möglichkeit theoretisch oder auch praktisch?

    Denn aus meiner Sicht steht der praktischen Umsetzung vor allem eines gegenüber: Der Mensch. “Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt es nicht.” (Konrad Adenauer)

    Menschen, die in die Politik gehen, sind Machtmenschen. Sie wollen Macht entweder für sich oder ihre Partei. Die paar Idealisten, die sich sicherlich auch finden lassen, sind nicht typisch für unsere Politiker.

    Von vielen Parteien in einem Parlament halte ich nur wenig. Das hatten wir in der Weimarer Republik.

    Natürlich würde ich mir wünschen, dass mehr Miteinander möglich wäre. Aber ich halte es für ebenfalls illusorisch, dass Diskussionen im Fediverse zwischen gewählten Abgeordneten und dem politisch interessierten Wähler längerfristig realistisch wären. Denn aufgrund der Erfahrungen mit Social Media zeigt sich doch, dass es reicht, wenn eine Handvoll Kommentierende jeden sachlichen Dialog zunichte machen. Dass diese wenigen “Zerstörer” häufig von außen gesteuert sind, macht es nicht leichter.

    Entscheidungen, die in Parlamenten getroffen werden, sind so kompliziert und umfangreich in der Informationsfülle, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass diese überhaupt voll umfänglich mit politisch interessierten Menschen diskutiert werden können. Themen wie die Verteidigung (Bundeswehr) werden immer kontrovers sein. Wer sollte da mitdiskutieren können? Das ist dann im Prinzip den Akademikern vorbehalten.

    In Deutschland leben über 80 Mio. Menschen. Viele davon dürfen bei uns nicht wählen. Warum sollten diese mitdiskutieren, wenn sie auf Wahlen keinen Einfluss haben?

    Theoretisch klingt “fediversale Konsensdemokratie” wunderbar. Die dazu notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen sehe ich kurzfristig nicht zustande kommen. Unsere Politik orientiert sich aktuell eher an Machiavelli. Unmoralische Gedankenspiele inklusive.

    Sollte ich das Thema falsch verstanden haben, würde dies nur meine Auffassung bestätigen, dass nicht jede/jeder die intellektuelle Fähigkeit hat, bei komplizierten Themen mitzureden.

    • Vielen herzlichen Dank für das kritisch-konstruktive Nachbohren, @Marie H. 😊🙏

      Zwar nehme auch ich für mich in Anspruch, eher ein realistisches statt ein optimistisches Menschenbild zu haben. Doch halte ich positive Entwicklungen der politischen Kultur zu einer Konsensdemokratie für denkbar, weil…

      1. Die Schweizer Demokratie 🇨🇭 vor über einem Jahrhundert zunächst ohne jede Verfassungsänderung den Weg sogar in eine Konkordanzdemokratie mit Regierungsteilung, Volksabstimmungen, Rotationsämtern und mehr Verhältniswahlrecht gehen konnte.

      2. Auch die Menschen in Neuseeland 🇳🇿 dem polarisierenden Mehrheitswahlrecht überdrüssig wurden und sich sogar per Volksabstimmung für mehr Konsens aussprachen.

      3. Die Bundesrepublik Deutschland 🇩🇪🇪🇺 mit Ausnahme der starken Parlamente bereits alle strukturellen Voraussetzungen für eine Konsensdemokratie erfüllt. Und sogar diese von den Müttern und Vätern des Grundgesetzes vorgesehen war, bevor Parteivorsitzende durch untereinander geschlossene Koalitionsverträge die Abgeordneten knebelten und entmachteten.

      4. Auch viele Gemeinden und die Europäische Union 🇪🇺 bereits viele konkordanz- und konsensdemokratische Traditionen entwickelt haben und damit ohne Parteien – Koalitionsverträge bestens funktionieren.

      5. Weil ich wie @Peter Gutsche den Unterschied zwischen antisozialen Konzernmedien mit starker Konkurrenzorientierung und dem dezentral selbstorganisierten Fediversum mit starker Konsensorientierung ja über Jahre hinweg selbst erlebt habe und täglich erlebe. Gerade auch die dezentrale und ehrenamtliche Moderation war und ist gegenüber Trolling und Hate vielfach erfolgreicher!

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/empoerungssucht-nach-dem-x-odus-trolle-scheitern-an-den-mastodon-instanzen/

      (Gestern hat es übrigens wieder ein X-er mit einem Aggro-Account auf Mastodon versucht. Habe ihn einfach stummgeschaltet, fertig.)

      6. Als der leider bis dahin sehr polarisierende Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im ersten Wahlgang am 6. Mai 2025 die erforderliche Mehrheit verfehlte, fanden sich alle demokratischen Parteien einschließlich der Linken binnen weniger Stunden zu einem Konsens zur Abweichung von der Geschäftsordnung und einem zweiten Wahlgang am gleichen Tag.

      Leider hat die Linke mit einem Parteitagsbeschluss zur wenig wissenschaftlichen und m.E. Antisemitismus verharmlosenden „Jerusalem Declaration“ danach wieder einen Rückwärts-Schritt gemacht, vgl.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fuer-die-ihra-definition-des-antisemitismus-meine-gedenkrede-zur-reichspogromnacht-am-9-11-2024-in-der-juedischen-gemeinde-stuttgart/

      Dennoch hat der deutsche Bundestag am 6. Mai gezeigt, dass er auch Konsens kann.

      7. Nicht erst der Bundestag, sondern auch jeder deutsche Landtag den Verzicht auf Parteien – Koalitionsverträge hin zu einer Konsensdemokratie versuchen könnte: Nötig wäre nur ein breites, demokratisches Bündnis mit der Einigung auf eine Ressortverteilung und auf ein starkes und aktives Parlament.

      Und schließlich finde ich die Konsensdemokratie schon deswegen diskutierwürdig, weil wir alle hier im Fediversum bereits darauf hinarbeiten können. Ich tue das & niemand könnte und würde immer mehr Menschen aus Wissenschaften, Religionen, Medien, Wirtschaft, Politik und Justiz verbieten, im Fediversum dialogische Präsenzen aufzubauen. Das macht ja schon im Hinblick auf mehr europäische Medien – Unabhängigkeit und das schnelle Wachstum von KI-Anwendungen völlig Sinn und trägt zu einem merkbaren Wachstum von Dialogen und Konsens bei.

      In der Summe denke ich also, dass es sich lohnt, die politikwissenschaftliche Alternative einer Konsens- oder gar Konkordanzdemokratie in Zeiten digitaler Polarisierung immer wieder zu durchdenken und buchstäblich „ins Spiel zu bringen“. Denn dass sowohl die auf Mehrheitswahlrecht basierenden wie auch die auf Parteien – Koalitionsverträgen basierenden Konkurrenzdemokratien in der Krise stecken und immer mehr Unmut hervorrufen, kann ja ernsthaft niemand mehr bestreiten… 🤔🇪🇺🇺🇸🇮🇱🇹🇷🤖📚☕️

      • Sie müssen mich nicht überzeugen. Ich bin ja persönlich für neue Wege, wie zum Beispiel die Präsenz im Fediverse.

        Es ist mE spannend zu verfolgen, wie es politisch in Baden-Württemberg nach der Landtagswahl weitergeht. Lt. einer aktuellen Umfrage (Sonntagsfrage) vom 09.05.2025 (INSA) liegt die CDU mit 31% vor der AfD mit 19%, den Grünen 17%, SPD 12%, LINKE 8%, FDP 6%.

        Das Wahlrecht wurde dem Bundestagswahlrecht angeglichen (Erst- und Zweitstimme).

        Das Wahlalter wurde auf 16 Jahre gesenkt.

        Gerade die Erstwähler gilt es im Auge zu behalten. Könnte man den jungen Leuten die Konsensdemokratie näherbringen, wären vielleicht manche abgeneigt, die Ränder zu wählen.

        Was an Konsens mit den Herren Hagel, Özdemir etc. möglich ist, wage ich nicht einzuschätzen. Aber es geht nicht nur um die Spitzenkandidaten – wichtiger sind die Kandidaten und Kandidatinnen, die um einen Sitz im Landtag konkurrieren.

        Durch finanzielle Mittel, die die Abgeordneten für Projekte in ihren Wahlkreisen locker machen können, profitieren die Menschen vor Ort. Konsens oder Konkurrenz?

  4. Spannenderweise klingt die “Konsoziationaldemokratie” für mich noch interessanter — aber langfristig.

    Nicht als Lösung für Deutschland heute, aber als mögliche Lösung, falls wir darin versagen, die globale Erwärmung unter 3°C zu halten. Ab dann müssen wir mit massiven Völkerwanderungen rechnen, weil wahrscheinlich eine Milliarde Menschen nicht mehr in ihrer Heimat leben können. Und leider ist es recht wahrscheinlich.

    Wir brauchen dafür eine neue Internationale Ordnung, mit der Länder in der Lage sind, mehr als ihre eigene Bevölkerung an Flüchtlingen aufzunehmen und mit ihnen eine funktionierende Gemeinschaft zu leben, in der sowohl die bereits dort lebenden und die neu dazu kommenden Menschen sich wohl fühlen. Ich habe etwas ausgearbeitet, warum ich politische Lösungen dafür als notwendig sehe:
    https://www.draketo.de/politik/kommentare#visionen-fuer-voelkerwanderung

  5. Was mir bei „Verschwörungsmythen“ fehlt, sind zwei Sachen: Erstens, wenn man in einer dualistischen Sekte ist, merkt man es nicht – sie fühlt sich monistisch an. Zweitens, es ist schwer, einem Freund-Feind-Weltbild zu entgehen, wenn die Welt tatsächlich von Bandenkriegen bestimmt sind, und „Wir gegen den Rest“ die Philosophie, die einem das Überleben sichert.

    Ein gemeinsamer Nenner der Moderne ist der Fisch am Haken – wir erschöpfen uns in Konkurrenzkämpfen, die wir alle nur verlieren können. Irgendwann folgt die Unterwerfung. Irgendwann ist unser Wille gebrochen und einer zieht uns an Land: Der Diktator. Oder der Konsens.

    Nicht, dass ein Diktator kein Konsens wäre. Ein Trump oder Putin reduziert die Zahl der Konflikte, die die Gesellschaft zerfetzen, durch Exklusion. Eine Demokratie durch Inklusion. Der Diktator vernichtet alle Konflikte, die den Konsens verhindern, die Demokratie schwächt die Konflikte so sehr ab, dass ein Konsens möglich wird. Der Diktator wird aus der Demokratie geboren, sie muss sich an ihr messen lassen, er ist ihr Richter und ihr Henker. Wenn ihr Bestes nicht gut genug ist, wird Ihr Bestes vernichtet, nicht Ihr Schlechtestes, denn das ist immer gut genug.

    [Wegen Überlänge und unangemessener Sprache gekürzt, M.B.]

  6. Kurze Verständnisfrage:
    Was ist denn der wesentliche Unterschied zwischen einer Konkordanz- und einer Konsensdemokratie nach Arend Lijphart? Geht es darum, wer an der Regierung beteiligt wird?

    • Ja, @Hans – in einer Konkordanzdemokratie haben grundsätzlich alle demokratischen Parteien ein Anrecht auf Repräsentation in der Regierung, vgl. die Schweizer „Zauberformel“.

      Die Konsensdemokratie legt dagegen breite, aber nicht feststehende Bündnisse nahe. Ich musste dabei an den CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann denken, der bei Maischberger von seinem nächtlichen Warten auf das BSW-Bundestagswahlergebnis sprach – weil Union und SPD in diesem Fall auch mit den Grünen hätten „koalieren müssen“. Dies wäre nach Lijphart der Inbegriff von Konkurrenzdemokratie: Der Versuch, die Macht möglichst zu zentralisieren und nur mit jenen zu teilen, die man(n) unbedingt „braucht“.

      Zwar wäre eine Konsensdemokratie auch mit knappen Mehrheiten oder Minderheitsregierungen denkbar, aber Lijphart empfiehlt breite und stabile Mehrheiten, um wirkliche, auch parlamentarische Dialoge zu ermöglichen. Insofern sagte ihm sogar das Schweizer Modell zu, ohne dass er eine feste Konkordanz zur Konsenspflicht erhoben hätte.

      • Ich glaube, das Linnemann’sche “hätte koalieren müssen” bezieht sich explizit auf die Grünen, die man monatelang mit einem verbalen Dauerangriff überzogen hatte. Beim politischen Aschermittwoch sprach der bayerische MP noch von “Auf Nimmerwiedersehen.

        Wäre es um die FDP als dritten Partner für die Koalition aus CDU, CSU und SPD gegangen, hätte dies Herrn Linnemann wohl kaum gestört.

        • Mag sein, @Marie H. – und ich bin fest davon überzeugt, dass diese ewigen Partei- und Machtspielchen immer mehr Bürgerinnen und Bürger stören, ja verärgern. Sie erleben drastische Veränderungen in Politik, Medien, Wirtschaft und Klima und wollen (so ist meine Wahrnehmung) offene Debatten und gewählte Politikerinnen und Politiker, die dann auch konstruktiv zusammenarbeiten. Und spätestens als Friedrich Merz (CDU) für den zweiten Wahlgang die Zustimmung aller demokratischen Parteien benötigte und bekam, wurde doch jedem verständigen Menschen klar, dass die Dauer-Empörung der Konkurrenzdemokratie ausgedient hat. Die parteipolitische Engführung des deutschen Bundestages, die mit dem 9-seitigen Koalitionsvertrag von 1961 eingeleitet wurde, wird einer zunehmend an digitaler Partizipation gewöhnten Öffentlichkeit immer weniger gerecht. Meine ich.

          Also bringe ich gerne demokratische Varianten unseres Grundgesetzes wie die Konkordanzdemokratie oder die Konsensdemokratie für jene zur Sprache, die bereits erkennen wollen, dass das Grundgesetz gerade nicht auf eine Konkurrenz- und Parteiendemokratie zielte. Mal schauen, wie lange es diesmal dauert, bis es sich herumspricht. 😌🇩🇪🇪🇺📚🤓

          • Was die Machtspielchen angeht, stimme ich zu. Auch mich stört das.

            Während ich mir, gemeinsam mit vielen Anderen, die Konsensdemokratie wünschen würde, sehen das die Wählerinnen und Wähler der sog. “Alternative” vermutlich anders.

            Wenn die Zahlen in den Umfragen stimmen, dann soll es für über 20% der Befragten offenbar einen autoritären Weg aus den Machtspielchen geben.

            Konsensdemokratie auf der einen Seite und eine starke Führung auf der anderen – bekommen wir da nicht noch mehr Spaltung?

          • @Marie H.

            Vielen Dank – ich denke, dass Sie damit die mediale Grundfrage unserer Zeit berühren!

            Die antisozialen Konzernmedien aber auch die reale Polykrise mit Klima- und Wasserkrise, säkularer Geburtenimplosion und Stress der Gesundheits- und Altersversorgung, Verlust von Wirtschaftswachstum und Sparzinsen führen zur psychologischen Engführung, dem Rückzug in die eigene Gefühlswelt.

            Weltweit und auch in Deutschland 🇩🇪🇪🇺 glaubten Konservative, Bürgerliche, Libertäre in Konkurrenzdemokratien wirklich, dass sie durch einen Rechtsruck den Aufstieg von Rechtsautoritären aufhalten und zum Beispiel „die AfD halbieren“ könnten.

            Doch das gelang und gelingt nicht und nirgendwo, im Gegenteil: Die Medienblasen des feindseligen Dualismus werden durch Nachgeben nur bestätigt, attraktiver und größer – und so wachsen Parteien von rechts UND links, die Mitte wird zerrieben. Volksparteien verschrumpeln durch Engführung.

            Dagegen ist kontraintuitiv, aber buchstäblich Not-wendig der Dialog: Also einmal tatsächlich Tabus zu überwinden und endlich offen über die Probleme von Migration und Integration, von fossilen Gewaltenergien, von industrieller Massentierhaltung, von Hitzesommern und Wasserknappheit zu sprechen. Und gerade dabei und deswegen den eigenen Werten wie Menschenwürde, Bildung und Freiheit unbedingt treu zu bleiben. Starke Volksparteien und Parlamente unterdrücken Vielfalt nicht, sondern fördern sie. Dialog ist zu riskieren, immer wieder.

            Ich plädiere also für mehr Konsensdemokratie nicht, weil ich das für einfach halte. Sondern ich plädiere dafür, weil es aus meiner Sicht unbedingt Not-wendig ist. Ob sich dafür rechtzeitig Mehrheiten finden werden, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es allen Interessierten gut tut, die Alternativen zur Konkurrenzdemokratie überhaupt erst einmal wahrzunehmen und zu durchdenken. Und jede Seele zählt.

  7. @Arne Babenhauserheide 13.05. 08:27

    „Nicht als Lösung für Deutschland heute, aber als mögliche Lösung, falls wir darin versagen, die globale Erwärmung unter 3°C zu halten.“

    Ja gerade darum geht es doch auch. Weniger Leistungsgesellschaft und weniger Konsum wäre doch gerade das dringlichste Projekt, das eine Reaktivierung der Parlamente und eine Herstellung von Öffentlichkeit bei der Mitwirkung der derzeit recht unselig wirkenden Lobbyisten mit sich bringen soll.

    „Ab dann müssen wir mit massiven Völkerwanderungen rechnen, weil wahrscheinlich eine Milliarde Menschen nicht mehr in ihrer Heimat leben können. Und leider ist es recht wahrscheinlich.“

    Klar dürfte sein, dass wir unsere landwirtschaftlichen Erträge mit Regionen teilen müssen, wo die Klimakrise als Wasserkrise die Ernten ruiniert. Ob nun nur in einzelnen Jahren, oder sogar generell.

    Eine Bewohnbarkeit von Städten auch mit noch viel mehr Hitze kann ich mir dennoch vorstellen. Wenn man denn nicht auch noch zu arm dafür ist, und genug Wasser für die Haushalte und für ganz viele Straßenbäume hat.

    Enge Straßenschluchten, nicht von Privatautos überschwemmt, sondern eine Mobilität mit einem System von selbstfahrenden E-Sammeltaxis, und komplett mit immergrünen Straßenbäumen zugedeckt hält schon mal viel Hitze ab. Dann noch überall nach unten isolierte PV-Module auf den Dächern und in allen Wohnräumen Klimaanlagen, dessen Abwärme man durch Kamine ein paar Meter über Dachhöhe nach oben entlässt.

    So zieht die meiste Hitze nach oben ab, und es sind dann nicht nur die klimatisierten Wohnräume angenehm, auch im Schatten der Bäume dürfte es in den engen Straßenschluchten auszuhalten sein.

    Im Vergleich zu der aktuellen Hitzebelastung, die in den Elendsvierteln sowieso schon herrscht, wäre hier vermutlich auch 3° mehr dann sogar weniger als was man da jetzt schon aushalten muss.

    Was hier vor allem fehlt, das ist, dass man wirtschaftlich in der Lage sein muss, entsprechende städtebaulichen Maßnahmen möglichst zügig umzusetzen. Das ist keinesfalls teurer, als wenn diese Menschen ihre Städte komplett aufgeben und bei uns in Europa sich komplett neue Städte bauen.

    Anstatt diese Menschen zu uns einzuladen, könnten wir auch gucken, wie wir denen vor Ort wirklich helfen können.

    Zusätzlich könnte man auch teilweise in höheres Terrain oder in Küstennähe ausweichen.

  8. Der Klimawandel ist ein Problem, das angegangen werden muß.
    Völkerwanderungen waren das schon immer. Die EU hat gegenwärtig etwa 450 Millionen Einwohner.
    Nochmal so viele? Ich frage mich, wie das gehen soll. Haben wir genug Anbauflächen für die Ernährung?
    Genug Wohnraum? U.s.w. und so fort. (Abgesehen von Akzeptanz)
    Beide Probleme hängen wohl zusammen. Ein drittes (auch wesentliches) ist, wer soll das bezahlen?
    Seit der Wiedervereinigung und dem Sieg des Kapitalismus über den Kommunismus habe ich den Eindruck,
    wir werden nur noch von Milliardärszüchtervereinen regiert!
    Zu glauben alternativ die “A”FD anzukreuzen hilft, ist ein Denkfehler. (Für das A hab ich ein anderes Wort…)
    Ob man schwarzrot zu einer Art Konkordanz (dann plus grün, plus links?) überreden kann, hab ich meine Zweifel.
    Jeder Versuch ist löblich. (nötig)

  9. Lijhart hat 1963 promoviert, also kurz nach 1961 zum Koalitionsvertrag und wurde 2001 emeritiert.
    Die meisten Journalisten im Politischen sind Politologen und Historiker.
    Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, einen Besinnungswandel zu bewirken?

    • Danke für die Nachfrage, @Mussi 🙏

      Generell erlebe ich es nicht so, dass Scharen von politisch und journalistisch aktiven Menschen auf meine Wortmeldungen, Blogposts und Reden warten würden. Allerdings reicht es doch, um Stichworte und Gedanken in den Diskurs zu geben, die dann später auch mal aufgegriffen werden.

      So hat sich der Begriff „Verschwörungsmythen“ oder auch „Verschwörungserzählungen“ statt dem sachlich falschen „Verschwörungstheorien“ in informierten Kreisen inzwischen stark durchgesetzt.

      Oder aktuell: Als ich vor der Abstimmung von Union und FDP mit der AfD im Bundestag warnte („Feindseliger Dualismus wird nicht satt, sondern nur befeuert!“), wurde das in Unionskreisen weithin ignoriert oder sogar mit Verärgerung aufgenommen. Inzwischen hat sich das völlig gedreht und es wird erkannt, dass diese Polarisierung sowohl die AfD wie auch die Linke befeuert hat.

      Neue Begriffe und Denkvarianten aufzuwerfen, die oft erstmal nerven, dann aber doch Kreise ziehen. Mehr kann ich nicht. Aber eben auch nicht weniger.

      Ihnen Dank für das Interesse und beste Grüße! 🖖

  10. Im übrigen berichten mir Schweizerische Familienmitglieder und Freunde, dass sich traditionell reaktionäre Tendenzen mit ideologischem Neoliberalismus vermischen.
    Es ist fraglich, ob diese Mischung die anstehenden globalen Probleme lösen kann.
    In der Schweiz regiert das Geld, auch wenn es demokratisch in Ihren Augen Vorteile bietet.
    Ich sehe lediglich den Gewinngenuss, auch in den Augen der St. Gallener vorherrschenden Doktrin.
    Ein Irrglaube einer Institution, den die Schweiz erfasst hat.
    Als ich das erste mal in die Schweiz fuhr, waren es 6 mio Schweizer. Jetzt redet man über die 10 mio-Initiative.
    Das hat Auswirkungen auf Infrastruktur wie Wohnungen Auto und Arbeit.
    Das thematisiert Bereiche der letzten Artikel.
    Ich denke, Sie idealisieren.

    • Ach, @Mussi – Missgunst und Neid bringen uns weder individuell noch gesellschaftlich weiter.

      Ich denke, Sie idealisieren.

      Mich freut, dass ich auch Sie zum Denken bringe. Da Sie nicht sehr viele Menschen zu mögen scheinen, wage ich auch gar nicht mehr zu erwarten.

      Ihnen einen schönen Abend! 🖖

  11. Ich habe zwei Nichten und einen eingebürgerten Cousin in der Schweiz.
    Es geht jeweils um Geld, Wohnraum, also Landnahme und touristische Gepflogenheiten, also Organisatorisches.
    Ich muss zugeben, es widert mich an.
    Die Schweiz widert mich an.
    Warum? Weil es reaktionärer Neoliberalismus ist.
    Ich verstehe mich nicht als Linker. Aber der Lebensstil ist alles andere als nachhaltig.
    Er ist “kostspielig”.

    • Yo, @Mussi – warum wohl Millionen Menschen in den Ihrer Meinung nach so „widerlichen“, „neoliberalen“ Ländern wie der Schweiz 🇨🇭, Deutschland 🇩🇪🇪🇺 oder Großbritannien 🇬🇧 leben wollen?

      Manche Gefühle muss man(n) sich eben erstmal leisten können…

  12. Da haben Sie recht. Ich mag den westlichen materiellen Lebensstil nicht. Im Grunde bin ich ein Indigener.
    Und es bestärkt mich in meinen Gedanken, da es der westliche Lebensstil ist, der die Kippunkte im Erdsystem verursacht.
    Im Grunde suchen Menschen doch Ruhe und Frieden. Dazu ist eine gewisse Ordnung notwendig. Es ist doch die Ordnung über die wir hier reden.
    Und Ordnung besteht aus Kultur und Versorgungsleistungen, die je nach Naturraum unterschiedlich ausgeprägt sind.
    Da gibt es halt Widersprüche. Nur, wir verleugnen sie. Sie sind es doch, der darauf hinweist. Und wenn man Schritte weitergeht, ist das nicht mehr in Ihrem Sinne?
    Die Frage ist doch dann, wer den Rahmen für Ordnung und materiellen Wohlstand bestimmt.
    Und das ist dann die Frage auf welche Kosten.

    • Danke, @Mussi – so sehe ich es auch. Heute morgen habe ich auf Mastodon gleich zwei Posts dazu eingestellt. Der erste:

      Guten Morgen – Tässle Kaffee ☕️?

      1. Leider bestätigen sich die Prognosen für einen eskalierenden #Hitzesommer 🔥
      2. Verschwörungsgläubige und Reaktante werden umso lauter, auch wütender behaupten, es gäbe keine #Klimakrise 😤
      3. Temperaturen sind das Eine, aber die zunehmende #Wasserkrise 💧wird noch weitgehend verdrängt… 🤔
      4. Danke, dass Ihr den Mut habt, auch ins Unangenehme zu sehen… 🙏

      https://sueden.social/@BlumeEvolution/114504244146115182

      Und ich bat darum, auch selbst tätig zu werden:

      Habe für den 21. Juli eine #Wasserkrise – Tagung in Stuttgart – #Hohenheim mit angestoßen und möchte Euch bitten, zu kommen oder weiter zu sagen. Noch haben wir die Chance, einander & die Gesellschaft zu informieren!

      https://www.akademie-rs.de/index.php?id=660&tx_crieventmodule_veranstaltungen%5baction%5d=show&tx_crieventmodule_veranstaltungen%5bcontroller%5d=Veranstaltungen&no_cache=1&tx_crieventmodule_veranstaltungen%5buid%5d=25896

      Für Ängste, Wut, Externalisierung habe ich viel Verständnis, kenne diese Emotionen auch selbst. Doch bitte erlauben Sie mir, deutlich zu bleiben: Wenn wir wirklich Veränderungen wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen.

      Es ist verführerisch einfach, andere – wie Schweizer, Politikerinnen, Migranten, Feministinnen, Muslime, Jüdinnen, Wissenschaftler usw. – zu beschimpfen. Aber es ist falsch und schadet. Mutiger und richtig ist es, wenn wir bei uns selbst anfangen.

      Niemand kann alles, aber alle können etwas tun.

      Danke, dass Sie sich hier auch mit Ihren Emotionen einbringen. 🙏

  13. @Michael Blume, 09.56

    Vielen Dank für die Antwort, die mir wieder einmal gezeigt hat, wie wichtig die Dialoge hier sind.

    “Psychologische Engführung”
    “Rückzug in die eigene Gefühlswelt”
    “Not-wendig der Dialog”

    Eine gute Anregung zur Überprüfung der eigenen Ansichten.

  14. Michael 14.05. 08:28

    „Niemand kann alles, aber alle können etwas tun.“

    In der Tat. Nicht nur mehr Demokratie wagen kann uns weiterbringen, das aber durchaus auch. Der Einzelne hat dann seine Spielräume. Den Konsum überprüfen und das gesparte Geld in grüne Technik investieren steht jedem offen.

    Ein kleineres Auto und eine kleinere Wohnung wäre wohl Einiges an Einsparung. Mehr Fahrrad fahren, auch Campingurlaub per Fahrrad, oder gebrauchte Kleidung kaufen, mehr Hülsenfrüchte und weniger Fleisch essen, da kommt auch was zusammen. Das spart sofort reichlich Treibhausgase ein, und dann auch gleich ziemlich viel Geld.

    Dieses Geld kann man ins E-Auto, E-Bike, Campingausrüstung und längere Urlaube investieren. Als Hausbesitzer dann auch in die PV-Anlage mit Speicher, eigener Ladesteckdose fürs E-Auto und eventuell eine bessere Heizung mit Wärmepumpe investieren.

    Und wer sein gespartes Geld auf der Bank lässt, der ermöglicht es anderen in grüne Technik zu investieren.

    Und wer dann immer noch mehr Geld gespart hat, als investiert werden kann, der kann auch weniger Arbeiten. Oder mehr Kinder groß ziehen, das löst auch echte Probleme.

    • Vielen Dank, lieber @Tobias 🙏

      Ich sprach gerade in der Bundesakademie für Sicherheit (BAKS) und warb um die Vernetzung der Diskurse von Medien und fossilen Gewaltenergien über Demografie & Integration bis hin zur Klima- & Wasserkrise, schließlich der Polarisierung in Konkurrenzdemokratien. Auf die berechtigte Frage einer Teilnehmerin, was gegen diese Polykrise noch zu tun sei, erwähnte ich genau das: Niemand kann alles, aber alle können etwas tun.

      Parallel wurde mir auf Mastodon ein LinkedIn-Post der MdEP Jutta Paulus (Grüne) zum Thema Wasser übersandt, den ich hier gerne zitiere:

      Europas Böden sind ausgetrocknet.
      Ein Blick auf die aktuelle Dürre-Karte zeigt: Schon Anfang Mai sind viele Regionen Europas tiefrot. Was das bedeutet? Absolute Wasserknappheit. Dabei ist doch klar: Ohne Wasser keine Landwirtschaft, keine Industrie, kein Leben.

      🔥 Und leider wird es immer schlimmer.
      Die Klimakrise schreitet unaufhaltsam voran, unabhängig von Kriegen oder Wissenschaftsleugnung. Wir müssen jetzt handeln.

      🚱 Und noch mehr Grundwasser pumpen ist keine Lösung. Denn schon 2700 Gigatonnen wurden bereits aus der Erde geholt. Das ist so viel, dass sich die Erdachse verschoben hat. Klingt verrückt? Ist es auch.

      ✅ Darum brauchen wir:
      👩🔬 Nachhaltige, wissenschaftsbasierte Strategien
      💦 Effiziente Bewässerung in der Landwirtschaft
      🏭 Weniger Wasserverbrauch in der Industrie
      🛑 Stopp der Verschwendung
      ☠️ Weniger Schadstoffe, Dünger & Pestizide
      🧪 Ein Ende der PFAS-Katastrophe
      🌱 Renaturierung, denn sie sorgt für stabile Wasserkreisläufe

      💧 Wasser ist Leben. Schützen wir es!

      Wie sehr würde ich mir wünschen, dass dies Konsens unter allen Demokratinnen und Demokraten würde! 🙏💧🖖

  15. Kommentar vom 14.05.2025 14:44
    https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wie-waere-eine-fediversale-konsensdemokratie-nach-arend-lijphart/

    @Nachtrag Einsparungen

    Seit der Gaskrise spare ich auch reichlich Heizkosten ein. Nur noch mein Wohnzimmer ist jetzt mukkelich warm, Küche und Bad heize nur bei Bedarf und das Schlafzimmer geht auch ganz ohne Heizung. So schläft es sich sogar besser.

    Auch bei der Anschaffung von IT aller Art kann man auf den Stromverbrauch gucken.

  16. @Blume

    Sehen Sie es mir nach: handeln und tun, Aktivismus, der durch die Bilanz ( Gewinnstreben) angeregt wird, ist das u.a. das Problem.
    Es gibt Tendenzen, die im Gegensatz dazu das Unterlassen befürwortet.
    Das Maximun des Unterlassens ist Minimalismus und nicht dem Gewinnstreben “gerecht” zu werden.
    Einige würden das als links titulieren. Aber aktuelle Berichte sagen, eingeschränktes Wachstum, also Verringerung systembedingter Wirtschaftsaktivitäten, hat die Klimaziele erst ermöglicht.
    Losgelöst von links-rechts-Debatten ist das doch mal eine Aussage.

    • Ja, @Mussi – die Volksrepublik China hat gerade durch die Kombination von erneuerbaren Friedensenergien und säkularer Geburtenimplosion den Turnaround geschafft, die CO2-Emissionen beginnen zu sinken.

      In Deutschland diskutieren dagegen gerade die Parteien im Bundestag wieder aufgeregt darüber, wie hoch sie die Verteidigungsausgaben noch steigern sollen. Den Zusammenhang mit fossilen Gewaltenergien blenden sie jedoch bisher aus. Habe vorhin dazu gepostet:

      Wurde heute gefragt, was ich als Pro – #Bundeswehr von „fünf Prozent #Verteidigungsausgaben“ halte. Habe geantwortet, dass ich es für #Wahnsinn halte, dass wir weiterhin fossile #Gewaltenergien aus #Russland, #Iran & #Katar importieren & damit die Bedrohungen immer stärker machen… 🔥🤔

      Bin immer wieder verblüfft, wie schwer #vernetztesDenken den meisten noch immer fällt… 🤔📚 #Wissenschaft #Sicherheit Erneuerbare #Friedensenergien

      https://sueden.social/@BlumeEvolution/114513200190437797

      Mit Link zum Blogpost über den fossilen Wahnsinn:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-fossile-wahnsinn-4-wir-finanzieren-weiterhin-russland-ruesten-dann-dagegen-auf/

      Immerhin danken mir inzwischen Leute, dass ich gegen den Fossilismus und die menschliche Reaktanz nicht aufgebe… Was will man(n) mehr? (Achtung: Ironie)

  17. Was ich damit sagen wiĺl: wir werden ständig zum Aktivismus und zur Selbstoptimierung angeregt.
    Studien zu Corona belegen, dass während dieser Zeit klimasensitive Produktionen um ca 7% zurück gegangen sind. Abgesehen von psychologischen Problemen, zugegeben.
    Aber alle arbeiten überwiegend nur, um am Ende des Monats bzw Anfang des Monats Geld auf dem Konto zu haben.
    Das ist Aktivierungspotential, welches zwar westlichen Wohlstand verheißt, aber ökologisch katastrophal ist.

  18. Ich hatte daraus mal das ‘Kooperationsparadoxon’ formuliert.
    Der Tausch/Kauf ist eine Kooperationsveranstaltung. Durch das System des Gelderwerbs, sind wir aber zu dieser Kooperation gezwungen.
    Das Fazit ist: wir kooperieren uns, was ja durchaus positiv ist, aber ökologisch über Grenzen des Erdsystems hinaus.
    Weil das System es will…

  19. Das ist der Makel an den Ruf der Politik nach Veränderung. Der Ruf nach Absolution.
    Sie nennen es Externalisierung.
    Jeckenburger ist Vorbild, bei allen Schwierigkeiten des Individualismus und Egoismis.
    Nichts strebt mehr nach Erlaubnis und Rechtfertigung durch ” aussen’.

  20. Im Übrigen:
    Erlaubnis und Rechtfertigung ist das Ständige auf und ab von Ordnung zwischen selbst und fremd….
    Wer bestimmt…?

    • So ist es, @Mussi

      Auf BlueSky & Mastodon, also im Fediversum postete Silka Lehmann dazu gestern:

      “Mich trieb diese Erkenntnis in eine wirkliche Krise. Mittlerweile sehe sowohl der Klimakatastrophe als auch dem Faschismus ins Auge. Natürlich kämpfe ich gemeinsam mit Gleichgesinnten dagegen an. Aufgeben ist keine Option. Doch ich finde es sehr wichtig, nicht zu verdrängen. […] Und selbst Verantwortung zu übernehmen.“

      https://fed.brid.gy/r/https://bsky.app/profile/did:plc:3sy2gv47zcqjhcr3lru5wiev/post/3lpacd7yqt22n

      Und der auch hier auf NdG immer wieder konstruktiv kommentierende @Hui Haunebuh schrieb dazu:

      “Mich trieb diese Erkenntnis in eine wirkliche Krise.”

      Aus diesem Statement leite ich meine Antwort auf Michaels Frage ab, warum es für Aufklärung vielleicht Applaus gibt, die Menschen aber keine Konsequenzen aus den Erkenntnissen ziehen.

      Wer sich den Problemen wirklich stellt, verlässt die Wohlfühlzone und sieht große Teile der Welt mit anderen Augen. Das ist beängstigend. Und es isoliert. Es ist einfacher, mit der Masse im normalen Modus weiterzumachen und sich das Problem kleinzudenken.

      Deswegen müssen wir um jede einzelne Person kämpfen und auf einen sozialen Kipppunkt hoffen, der zur Massenbewegung führt“

      https://metalhead.club/@MontyRunner/114514380298524124

      Immer mehr Menschen erkennen die Zusammenhänge also, doch der Übergang zum je eigenen Hineni! haben die meisten von uns noch vor sich.

    • Postete gerade zu einer Mastodon-Umfrage:

      Sowohl Personen wie wissenschaftliche Befunde „verblasen“. Ich ackere nun seit 10 Jahren mit Büchern, Reden, digitalen Medien, Interviews für die Vermittlung #Wissenschaft wie #Rentierstaatstheorie (Politikwissenschaft) & #Ressourcenfluch (VWL), setze Begriffe wie fossile #Gewaltenergien & erneuerbare #Friedensenergien – aber fast nur die ohnehin Interessierten nehmen es auf…

      https://sueden.social/@BlumeEvolution/114516266658376934

      Das ist übrigens auch ein Grund, warum ich hier immer wieder antworte und danke. Klar gibt es immer wieder auch Zeitvampire, aber viele Menschen bringen doch auch ehrliches Interesse auf.

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