Warum wir Mut zu digitalen Fehlern brauchen – Pro Mai Thi Nguyen-Kim und Karl Popper

Wissenschaftskommunikator:innen wie Ranganathan Yogeshwar, Louisa Schneider, Harald Lesch und Mai Thi Nguyen-Kim erfüllen nach meiner Auffassung eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit: Sie übersetzen auch unter Einsatz ihrer Persönlichkeiten wissenschaftliche Erkenntnisse in eine breite Öffentlichkeit. Schneider und Nguyen-Kim sind dabei auch selbst in sog. sozialen Medien wie Instagram, TikTok und Twitter aktiv – und riskieren also, Fehler zu machen. Doch mit ihrem Engagement und Mut erreichen sie auch unzählige Menschen, die sich ohne Dialog-Angebote nicht oder nicht so intensiv mit Wissenschaft befassen würden.

Deshalb feiere ich gerade auf Twitter eine Zitatkachel von Mai Thi Nguyen-Kim zum Toleranz-Paradoxon von Karl Popper, obwohl es einen Fehler (der Sprecherin oder der Kachelmachenden) enthält.

Eigener Tweet mit ttt-Zitatkachel vom 8.1.2022, @BlumeEvolution, Screenshot: Michael Blume

Der – im Netz selbstverständlich auch schon angeprangerte – Fehler findet sich in dem Satz: “Man darf intolerante Menschen nicht tolerieren, sonst stirbt die Toleranz mit ihnen.” Besser wäre hier selbstverständlich “…durch sie.” Aber es ist auch eine Lesart a la “Don’t look up!” möglich – wenn Intolerante die Realität etwa der Covid19-Pandemie und der Klimakrise leugnen, bringen sie auch sich selbst in Gefahr.

In Band 1 der “Offenen Gesellschaft” formulierte Karl Popper zum Toleranz-Paradoxon die Aussage so: “Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.

Nur wer nicht aktiv digital kommuniziert, macht keine Fehler!

Nun habe ich ja gerade erst mit Georg Krieghofer ein Falschzitat aufgeklärt – und zum überraschend wissenschaftlich-spirituellen “Tragen des Kreuzes” in Poppers “offener Gesellschaft” ein ganzes Buch geschrieben. Ich halte Fehler für relevant – gehe allerdings davon aus, dass sie jeder und jede immer wieder macht. Bei mir selbst bin ich mir da sogar ganz sicher!

So war ich bis 2019 bei Facebook und werde sicher heute noch auf meinem privaten Twitter-Account seit März 2009 die Zahl von 30.000 Tweets überschreiten (aktuell: 29.999!). Auch hier auf dem Blog habe ich mit 913 Blogposts und 6.851 Kommentaren riesige Textmengen hinterlassen. Und dabei ist mir völlig klar, dass extreme Trolle schon seit Jahren jede digitale Äußerung von mir – jeden Satz, jedes Like, jeden Follow – danach absuchen, ob sie es gegen mich verwenden können. Zu meinen eigenen Fehlern kommen digitale Fakes wie nachträglich bearbeitete Texte, Profile und Screenshots sowie schlichte Lügen. Entsprechend genieße ich immer wieder Auszeiten von den digitalen Medien…

…und kehre doch immer wieder zurück.

Denn meiner Erfahrung nach ist der konkrete Nutzen durch aktives, auch digitales Kommunizieren viel größer als der Aufwand und Schaden. So habe ich beispielsweise alleine im letzten Monat (im Dezember 2021) via Twitter mit “nur” 447 Tweets über 1,14 Millionen Tweet-Impressions (Beschauen von Textnachrichten) erreicht. 158.000 User:innen besuchten mein Twitter-Profil und 573 wurden zu neuen Follower:innen. Viele Tausend fanden auch auf diesen Blog und einige Hundert ggf. auch zu dem einen oder anderen Buch. Auch da habe ich übrigens trotz eines Klasse-Lektorates praktisch immer in der Erstausgabe noch Fehler gefunden, die dann ab der zweiten und manchmal auch dritten Auflage korrigiert werden konnten.

Und ich denke, dass Frau Schneider (die einst an einem meiner Uni-Seminare teilnahm) und Frau Nguyen-Kim (die ja neben TV & Podcasts auch überaus erfolgreiche Bücher verfasst) noch viel mehr Menschen erreichen, als ich es je könnte.

Wenn wir also Menschen wirklich mit Wissenschaft erreichen, sie zum kritisch-konstruktiven Mit-Denken gewinnen möchten, so besteht m.E. eine Verpflichtung zum aktiven Kommunizieren samt der Bereitschaft zum Dialog, Re-Follow und manchem Re-Tweet.

Und dafür möchte ich – über die Daten hinaus – noch einen Beleg anführen.

Trolle versuchen konstruktive Wissenskommunikation und Dialoge gezielt zu stören

Dass auch meine Arbeit etwas bewirkt, sehe ich auch an den jahrelangen Beschimpfungen zum Beispiel von Rechtsbloggern der selbsternannten “Achse des Guten” – die sich also sprachlogisch bereits gegen “die Bösen” wie Linke, Migrant:innen und insbesondere Muslim:innen positionieren.

Diesen #Achgut-Bloggern verdanke aber auch ich als liberaler Christ und Demokrat u.a. ehrenvolle, auch mit Rassismus gegenüber meiner Frau spielende Beschimpfungen wie “Meister Proper der Antisemitismusbekämpfung”. Und wie wenig es diesen alten Herren – und wenigen Damen – tatsächlich um Meinungsfreiheit geht, demonstrierte der Achgut-Blogger Henryk Broder: Erst schmähte er die Grünen-Politikerin Claudia Roth als “Doppelzentner fleischgewordene Dummheit”, dann aber verklagte er sie (!), als sie der Augsburger Allgemeinen in einem Interview gesagt hatte:

„Wir müssen die Stichwortgeber benennen, all diese neurechten Plattformen, deren Geschäftsmodell auf Hetze und Falschbehauptungen beruht – von Roland Tichy über Henryk M. Broder bis hin zu eindeutig rechtsradikalen Blogs.“

So sehr Broder Widerspruch durch Frauen auch ärgern mag – dieses Gerichtsverfahren vor dem Oberlandesgericht Dresden verlor er krachend

Nach meiner auch persönlichen Erfahrung geht es gerade auch Rechtsbloggern also nicht wirklich um Meinungsfreiheit – sie wollen vielmehr ganz gezielt dialogische und wissenschaftliche Stimmen zum Schweigen bringen und aus den digitalen Medien drängen. Auch deswegen erdulde ich lieber tägliche Angriffe durch Trolle, als ihnen das Netz zu überlassen.

Fazit: Fehler macht jede/r – weil wir Menschen sind

Zu den Grundeinsichten von Poppers Fallibilismus wie auch jeder gewachsenen, religiösen und spirituellen Tradition gehören Fehler zum Wesen des Menschen. Wir alle tun sie, müssen sie sogar riskieren, wenn wir etwas bewegen wollen – und erhalten dann auch die Chance, aus ihnen zu lernen und sie ggf. klarzustellen. Wer aus Angst vor Fehlern nicht mehr (digital) kommuniziert, räumt den Falschen das Feld.

Das gilt für alle Einzeln für uns, aber eben auch für Trump-nahe US-Organisationen wie das sogenannte Simon-Wiesenthal-Center, das Arye Sharuz Shalicar gerade in einem Beitrag für die Jüdische Allgemeine unter dem Titel “Fehler mit Folgen” adressiert hat. Denn die Frage ist ja nicht, ob nur wir Europäer und Israelis oder auch US-Amerikaner:innen digitale Fehler begehen – sondern wie wir als Menschen und Institutionen damit umgehen. Das ist eine entscheidende Kultur- und Zukunftsfrage.

Zitatkachel Arye Sharuz Shalicar, Jüdische Allgemeine
Zitat Arye Sharuz Shalicar in der Jüdischen Allgemeinen: “Das Wiesenthal Center wird erst wieder relevant, wenn es seinen Fehler einsieht, Michael Blume von der Liste streicht und sich bei ihm entschuldigt – persönlich und öffentlich.”

Zitatkachel der “Jüdischen Allgemeinen” auf Instagram und Twitter. MfG, Michael Blume

Daher – gleich auch mit meinem 30.000 Tweet – ein Dank an alle da draußen, die mutig und auch digital kommunizieren, dabei zu ihren Fehlern stehen und sich von niemandem trollen und einschüchtern lassen. Ihr stiftet Wissen und Hoffnung!

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

42 Kommentare

  1. “Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.” – Oh Du armer Popper 🤭

    Das Problem dieser “uneingeschränkten Toleranz”: Die sogenannten Intoleranten sind ein logisches Symptom der “uneingeschränkten Toleranz” zum zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf des imperialistisch-faschistischen Erbensystems und seiner wettbewerbsbedingt-konfusionierten Symptomatik in “Wer soll das bezahlen?” und “Freiheit” zu unternehmerischen Abwägungen in/zu “Arbeit macht frei”, somit wäre klar: Die Angst, Gewalt und das egozentrierte “Individualbewusstsein” im nun “freiheitlichen” Wettbewerb um materialische “Absicherung” muss wie schon vom Bildungssystem her gewohnt vor der Unvernunft der lobbyistisch-treuhänderischen Verwaltung durch Prinzip Kreuzchen auf dem Blankoscheck bedingungslos kapitulieren, oder es muss anhand einer wirklich-wahrhaftig anders formulierten Welt- und Werteordnung OHNE … eine Neuordnung kommuniziert werden.

    Da diese Forderung nach einer Neubewertung offenbar nicht entsprechend formuliert wird, auch schon während der Proteste um den Klimawandel nicht, ist der Umgang mit den demonstrativ-protestierenden “Querdenkern” schon in der Funktion der “Toleranz” heuchlerisch-verlogen, was auf einen massiven Gewissenskonflikt mit allen denkbaren …losigkeiten zur Gesellschaft dieser manipulativen Welt- und “Werteordnung” hindeutet!?

    Obwohl ich ein konsequenter Kämpfer für eine befriedende Fusion zur globalen Gesellschaft im unkorrumpierbaren Gemeinschaftseigentum OHNE … bin und einfach meine Freude an der Situation haben sollte, habe ich kompromissbereit von Anfang an auf eine Impfpflicht ohne Diskussion gedrängt, weil es auch schnell klar war, dass ein vernünftiger Lockdown, wegen der Symptomatik der materialistischen “Absicherung” und ihrer egozentrierten Nebeneffekte bis hin zur Inflation, nicht geben wird – weder das eine noch das andere, sondern einzig Konfusion und stumpf-/blöd-/wahnsinnige Hoffnung steuern das “Schiff der Narren” auf den Abgrund zu.

  2. “Wer perfekt ist, ist tot. Denn “perfekt” bedeutet abgeschlossen, nicht mehr lebendig” (P. Heidrich) Also sind die Fehler genau der Ausweis einer lebendigen Gesellschaft. Biologisch geschieht Evolution ja genau dadurch, dass es keine 1:1 Kopien, sondern immer wieder Kopierfehler gibt. (Ich bin mir nicht sicher, ob das hier weiterhilft, aber ich versuche es einmal damit.)
    Zu den Trollen: ich habe den Eindruck, das sind bullshitter im Sinne von Harry Frankfurth. https://de.wikipedia.org/wiki/On_Bullshit Vielleicht täusche ich mich.
    Noch eine Bitte: ein Aufruf zur Solidarität mit dem Ulmer Dekan Gohl. https://www.ulmer-muenster.de/index.php/8-news/122-impfaktion Er wird deshalb bedroht.

    • Danke, @Joachim Fischer – auch für die Soli mit Dekan Ernst-Wilhelm Gohl. Wir sind ja in der gleichen Kirchengruppe aktiv und tauschen uns immer wieder aus, stehen einander auch bei. Ein feiner und zugleich mutiger Mensch ist das!

  3. Tja, Popper ist 1994 gestorben – da hatte er wenig Zeit ein Buch gegen oder für die Globalisierungsfalle der “uneingeschränkten Toleranz” zu schreiben – aber vielleicht hat er es wie Konrad Adenauer gehalten, der da gesagt haben soll: “Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.” 😁👍

  4. @hto: das ist die bisher längste Phrasendrescherei die ich gelesen habe. Würden Sie das auch einer Verständlichkeitsprüfung unterziehen? Was meinen Sie wäre das Ergebnis? Und was ergibt sich daraus für die Wirksamkeit ihres Kommentars?

  5. Übrigens, was das Kind @maithi_nk da geschrieben/geplappert hat ist ein albernes “Gewalt-Paradoxum” 👋🤣 ganz im UN-Sinne der imperialistisch-faschistisch konfus-gepflegten Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und egozentriertem “Individualbewusstsein”!!!

    • Dass Sie es wagen, eine gestandene Frau, promovierte Chemikerin & übrigens auch verheiratete Mutter wie Mai Thi Nguyen Kim als „Kind“ zu infantilisieren, zeigt die frauenfeindliche Niedertracht, die Sie mit Ihrem pseudo-sozialistischen Verschwörungsglauben inzwischen erreicht haben.

      Ich bin dankbar für starke, deutsche Wissenschaftlerinnen & Demokratinnen wie Frau Nguyen-Kim, die im Gegensatz zu Ihnen auch das Internet nicht für Hass, sondern für Zukunft nutzen.

    • hto hat geschrieben

      Übrigens, was das Kind @maithi_nk da geschrieben/geplappert hat

      Eine 36-jährige Frau hat sich ihr jugendliches Aussehen bewahrt und deswegen kann das, was sie geschrieben hat, nur Mist sein. Welch bestechend logische Schlussfolgerung!

      Und gilt eine solche Schlussfolgerung auch für mich? An meinem 30.Geburtstag wollte ich ein Disco besuchen und der Türsteher glaubte mir nicht, dass ich schon volljährig war. Was lässt sich daraus auf meine Aussagen schließen?

      Aber was hat Mai denn geschrieben und wo kann man das nachlesen?

      • Danke, lieber @Julian Apostata. Wäre es okay, wenn wir hier Frau Nguyen-Kim bei ihrem Nachnamen ansprechen? Die Entgleisung von @hto war übel genug. Die Verniedlichung einer gestandenen Wissenschaftlerin & Mutter möchte ich hier auf dem Blog nicht dulden.

        Also – für alle: Weitere Kommentar bitte nur mit der korrekten Anrede.

        • Wäre es okay, wenn wir hier Frau Nguyen-Kim bei ihrem Nachnamen ansprechen?

          Sie duzt ihre „Freunde der Sonne“, zu denen auch ich mich zähle, also wird sie zurück geduzt. Was nicht als Herabwürdigung mißverstanden werden sollte. Und schon gar nicht ist sie ein „Kind“.

          • Das kann Frau Nguyen-Kim auf Ihren Kanälen gerne so halten, aber auf meinem Blog gelten eben meine. Und ich möchte nicht, dass hier Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen etc. geduzt und mit Vornamen verniedlicht werden. Es heißt hier Frau Merkel und nicht Angela und Frau Nguye-Kim und nicht Mai. Mein Blog, meine Regeln. (Und wenn sie es anders wollte, könnte sie es mir direkt mitteilen.)

  6. @Mai Thi Nguyen-Kim

    „Und intolerante Menschen sind nach Popper Menschen, die Andersdenkenden entweder Gewalt androhen oder sogar Gewalt ausüben und Menschen, die den rationalen Diskurs verweigern. … Da muss die Toleranz aufhören.“

    Das ist wirklich gut zusammengefasst, aber wie das auch umsetzen?

    Das mit der Gewalt ist ja tatsächlich auch strafbar. Aber die Verweigerung des rationalen Diskurses ist hier nicht so recht greifbar. Man kann schlecht von Jedem verlangen, sich mit Jedem auseinander zu setzen.

    Und ein Ende der Toleranz, wie soll das konkret aussehen? So wie Bücher verboten werden können ist das im Netz schwieriger. Ein Verbot, auch nur irgendwo im Netz aktiv zu sein, würde sicherlich das Problem lösen. Hierfür bräuchte man wohl eine neue Gesetzesgrundlage, und ob das dann nicht problemlos umgangen werden kann, wäre ein anderes Problem, das mir als kaum lösbar erscheint.

    Was bleibt, ist sich inhaltlich mit den intoleranten Äußerungen auseinander zu setzen, sich in Diskussionen einzumischen und Fakes und Unfug richtig zu stellen.

    Die Demokratie hat mit dem Internet seine Medienmacht verloren. Man muss keine hohen Auflagen mehr erreichen, um z.B. Bücher heraus zu bringen. Mit viel Arbeit und Fleiß kann man sich im Netz bemerkbar machen, ohne erstmal Verlage finden zu müssen, die das herausbringen, und auch Sendezeit in Rundfunk und Fernsehen muss man nicht mehr bekommen. Wenn man die Aufmerksamkeit der Menschen findet, hat man alles was man braucht, und dann kann man schon loslegen.

    Das nicht mehr Tolerierbare konnte man früher recht einfach von der Öffentlichkeit fernhalten, mit den neue Medien geht das derzeit nicht mehr. Genau das scheint mir das Problem zu sein.

    Am Ende könnten wir sogar doch noch mal gucken, wie China das Problem löst? Nicht nachmachen, aber gucken.

  7. “Nach meiner auch persönlichen Erfahrung geht es gerade auch Rechtsbloggern also nicht wirklich um Meinungsfreiheit – sie wollen vielmehr ganz gezielt dialogische und wissenschaftliche Stimmen zum Schweigen bringen und aus den digitalen Medien drängen.”

    Sehr gute und wichtige Beobachtung. Insgesamt wieder ein exzellenter Beitrag. Weiter so Herr Blume!!

  8. Meiner Meinung nach sollte aber auch die etablierte Presse ein wenig objektiver und weniger einseitig informieren.

    Da las ich beispielsweise heute in den Nürnberger Nachrichten, dass sich ein Lokalpolitiker mit Corona angesteckt hat und das trotz dreifacher Impfung. Bei so was schalten doch viele Leute sofort ihren Denkapparat ab und behaupten: Impfen hat keine Wirkung.

    Wenn man sich aber das da anschaut, dann sieht die Sache wieder ganz anders aus. Das RKI stellt hier eine Excel-Datei zur Verfügung, die man sich kinderleicht in ein Tabellenkalkulationsprogramm seiner Wahl kopieren kann.

    Wenn man da auf symptomatische Fälle klickt und bei KW 51 und 60+ schaut dann sind

    von 100 000 Ungeinpften 92.9 erkrankt und
    von 100 000 Geimpften 7.9 erkrankt

    Dass dieser fränkische Lokalpolitiker nur einer von den 7.9 war interessiert die Veschwörungsmystiker natürlich nicht.

    Bei den hospitalisierten Fällen ist da Zahlenverhältnis übrigens 29.1 zu 1.3

    In einer toleranten Gesellschaft sollte selbige besser aufgeklärt werden. Wenn das nicht passiert, dann wird die “Aufklärung” von Verschwörungsmystikern und Querdenker übernommen.

  9. Poppers Idee der offenen Gesellschaft, die in einer offenen Welt ohne letztgültige Wahrheiten ihren Weg sucht und dabei auch Fehlern unterliegt und Irrwege geht, diese Idee passte gut als geistige Grundlage der Nachkriegszeit in Europa und auch den USA. Das Konzept der offenen Gesellschaft bedeutete die Abkehr von politischen Ideologien der Vergangenheit und die Bereitschaft grössere Umbrüche in den Lebensbedingungen und den politisch/gesellschaftlichen Konstellationen zu akzeptieren und akzeptieren zu können, weil man an den Wert der Offenheit und an das sich Korrigieren-Können glaubte. Solche grössere Umbrüche waren für Europa etwa das Ende des Kolonialismus, der Wiederaufbau von Industriegesellschaften und das Finden der je eigenen Rolle in den entstehenden Wissensgesellschaften.

    Jetzt im 21. Jahrhundert ist die Aufbruchstimmung der Nachkriegsjahre verschwunden in der das Konzept der offenen Gesellschaft so viel Zustimmung fand. Auch die Offenheit nach aussen und die Bereitschaft Differenzen zu überwinden hat abgenommen. In den USA geht es sogar zentral um Differenzen in der Weltanschauung zwischen Demokraten und Republikanern, in Europa suchen EU-Länder im Osten illiberale Demokratien aufzubauen und in den sozialen Medien steht das tägliche Gefecht gegen illiberale Trolle an.

    Mir scheint in der heute wieder stärker konfrontativen politisch/gesellschaftlichen Phase ist Europa zu wenig in der Lage die Intoleranten abzuwehren und entschlossenen Gegnern zu widerstehen. Nun, möglicherweise war das schon früher so, aber früher war eine Selbstverteidigung auch weniger stark nötig als heute.

    • Danke, @Martin Holzherr – das ist ein spannender Gedanke. Würden Sie also sagen, dass sich eine „offene Gesellschaft“ tendenziell schließt, wenn ihr durch niedrige Geburtenraten und zu wenig Zuwanderung die Zukunftslust abhanden kommt? 🤔

      • @Michael Blume zu Geburtenraten und Zuwanderung als Zukunftsgarantien:
        Primär für das Überleben einer Gesellschaft scheint mir der Selbstbehauptungswille. Wenn der fehlt braucht es nur noch Kräfte, die das ausnützen und die dann alles zu Fall bringen.

        Eine niedrige Geburtenrate ändert letztlich die Struktur der Gesellschaft. Vielleicht sinkt mit der Anzahl der jungen Menschen auch der Selbstbehauptungswille und die Möglichkeit auf äusseren Druck zu reagieren.

        Die Zuwanderung klappt meiner Meinung nach in einer selbstbewussten, sich selbst gegenüber positiv eingestellten Gesellschaft besser, ist aber immer mit Auseinandersetzungen verbunden. Selbst in den USA als klassisches Einwanderungsland war die Immigration immer auch eine Quelle von Reibungsflächen und Problemen.

        Einwanderungsraten von etwa 1% pro Jahr scheinen für mich die Grenze dessen was eine Gesellschaft, ein Land über einen längeren Zeitraum verkraften kann.
        Doch die Prozentzahlen allein sind nicht entscheidend. Wichtiger ist die Fähigkeit zur Integration. Frankreich etwa kommt mit der Zuwanderung aus dem Maghreb so schlecht zurecht, dass nun zwei Anwärter auf das Präsidentenamt (Zemmour+Le Pen) mit dem Schreckgespenst Immigration punkten wollen. Im Artikel Frankreichs Präsidentschaftskandidaten warnen vor einer Migration «ausser Kontrolle» – Zahlen zeigen ein differenzierteres Bild liest man dazu:

        Marine Le Pen will ein Referendum über eine Verfassungsänderung, die Ausländer beim Zugang zu Arbeitsstellen und Sozialleistungen benachteiligen soll. Die Konservative Pécresse will jährliche Migrationsquoten in der Verfassung verankern. Aus dem linken Lager, in dem sonst viele hinsichtlich der Frage still bleiben, schlug der ehemalige Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg vor, private Geldrücksendungen in Länder zu blockieren, die Bürger mit abgelehnten Asylanträgen nicht zurücknehmen wollen. Zuvor hatte Macrons Regierung angekündigt, das Problem anzugehen, indem sie die Zahl der Visa für Algerier, Marokkaner und Tunesier stark reduziere.

        In der Schweiz gab es vor kurzem eine Abstimmung über das Verbot der (Ganzkörper-)verschleierung. In der französischsprachigen, kulturell stark von Frankreich geprägten Westschweiz wurde dem Verschleierungsverbot zugestimmt. Wohl darum, weil es dieses Verbot in Frankreich bereits gibt. Ein solches Verbot ist für mich ein Zeichen eines Immigrations- und Integrationsproblems.

  10. Michael Blume (09. Jan 2022):
    > Mai Thi Nguyen-Kim [schrieb:]

    »Und intolerante Menschen sind nach Popper Menschen, die Andersdenkenden entweder Gewalt androhen oder sogar Gewalt ausüben und Menschen, die den rationalen Diskurs verweigern. … Da muss die Toleranz aufhören.«

    [ Dank an Tobias Jeckenburger, 10.01.2022, 13:11 Uhr, für das kopierbare Transkript wesentlicher Teile der im obigen SciLog-Artikel lesbaren Äußerung von Mai Thi Nguyen-Kim. – FW ]

    If you let anyone refuse rational discourse, they better let you, too. — UncleAl (fälschlich zugeschrieben).

  11. @Martin Holzherr

    Die Zeiten ändern sich und so versucht Wolfgang Engler mit seinem Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Grenzen“ eine zeitgemäße Analyse der gegenwärtigen Verhältnisse zu beschreiben. In der Rezension von Irmtraud Gutschke liest sich das so: „Humanistischer Individualismus und Ökonomismus ‚können‘ miteinander.“ Das gilt für die einigermaßen komfortabel Ausgestatteten. Wer in ökonomischer Unsicherheit lebt, für den ist die Gesellschaft meist nur nach unten offen. Die Angst abzustürzen, macht depressiv und aggressiv. „Abschottung von Oben zur Mitte, von der Mitte zu Unten, von Unten zu Außen“ – eine „gesellschaftliche Dynamik auf absteigender Linie“, der sich Individuen entgegenstemmen, wie sie nur können. „Reiche, Mittelschichten und Arme verbindet heute weniger miteinander denn je in der jüngeren Vergangenheit. Die Reichen kennen kein Vaterland, die Armen nur dieses eine, und das von unten. Arbeitslose Menschen formieren einen sozialen Stand mit zunehmend eingeschränkten Rechten. Diese Dialektik, dieses Zugleich von zivilisatorischen und dezivilisatorischen Prozessen bildet die Matrix unserer offenen Gesellschaften.“
    https://www.literatursalon.online/sachbuecher/wolfgang-engler-die-offene-gesellschaft-und-ihre-grenzen/

    Auch die Neue Züricher Zeitung sieht eine Erosion der Werte im Sinne Poppers. Zitat: „Die heutigen Feinde der offenen Gesellschaft tun dies genauso wie diejenigen, die Popper kritisiert: Man setzt bestimmte Werte absolut, wie Gesundheitsschutz oder Klimaschutz. Eine Allianz aus Experten und Politikern nimmt für sich in Anspruch, das Wissen zu haben, wie man das gesellschaftliche bis hin zum familiären und individuellen Leben steuern muss, um diese Werte zu sichern. Wiederum geht es um ein höheres gesellschaftliches Gut – Gesundheitsschutz, Lebensbedingungen zukünftiger Generationen –, hinter dem individuelle Menschenwürde und Grundrechte ihre Gültigkeit verlieren.“
    https://www.nzz.ch/feuilleton/die-geschlossene-gesellschaft-und-ihre-neuen-freunde-warum-es-falsch-ist-die-gesundheit-hoeher-zu-gewichten-als-die-menschenwuerde-ld.1609287

    • Wir hatten jahrtausendelang in der Philosophie die Utopie, das menschliche Zusammenleben wissenschaftlich analysieren und letztlich bestimmen zu können, zuletzt im „Wissenschaftlichen Sozialismus“. Wir sind bitter belehrt worden, daß das nicht funktioniert, und haben den Bereich des Politischen endlich befreit. Karl Popper gehört mit in diese Bewegung; ich persönlich finde andere, etwa Hannah Arendt, weitgehender und überzeugender.

      Neuerdings aber haben wir Probleme, die dann doch wieder zumindest Rahmenbedingungen vorfindet, die die Wissenschaft setzt: Klimawandel, Pandemie. Da setzt Politik zwar Grundentscheidungen. Großbritannien hat sich entschieden, das Virus weitgehend durchlaufen zu lassen, mit doppelt so vielen Toten wie bei uns und entsprechend mutmaßlich vielen Long-Covid-Verläufen. Will man das nicht, dann kann Wissenschaft zwar nicht entscheiden, wie letztlich vorzugehen ist. Sie kann aber feststellen: Schulschliessungen werden soundsoviel bringen, Gastronomieschliessungen dasunddas, Absage von Großveranstaltungen jenes. Politik tut sich damit, vorsichtig gesagt, schwer. In den vergangenen Jahrzehnten hatte sie nur noch zu tun mit Voodoo-Wissenschaften wie der Ökonomie, die rationale Begründungen liefert für das, was man ohnehin vorhatte.

  12. Unklar, was immer mit “offener Gesellschaft” gemeint ist. Aber dafür ziemlich zentral in jeder Kommentarspalte präsent.

    Dabei ist auch diese Gesellschaft natürlich genauso wenig “offen”, wie jene, die man überall kritisiert. Das “Spiel” wird jeweils nur andersrum gespielt.

    Das diese sogenannte “offene Gesellschaft” sich in Deutschland praktisch nur im infantilen Habitus an infantile Menschen wendet, kann man ziemlich eindrücklich immer wieder feststellen, wenn die Kritiker, die ernsthaft zweifeln, aus der so offenen Gesellschaft ausgeschlossen und verbannt wurden. Um nicht zu sagen, das sie dann getötet wurden (im theologischen Sinn).

    Eine Welt, die nur für Kinder gemacht ist, wozu braucht man dann noch Erwsachsene? Also Männer? Genau, die braucht man nicht. Und die werden auch regelmäßig über den Jesus gekreuzigt – das ultimative Kind.

    Insofern: keine offene Gesellschaft, weil nur Kinder erlaubt sind.
    Und das sich das vor allem gerne im Christentum so darstellt, liegt eben dasran, das darin eben alle Menschen “kinder Gottes” sind und deswegen auch so behandelt werden und der Apfel fällt dann eben auch nicht weit vom Stamm. Kann er ja nicht, wenn er auch bevorzugt “vererbt” wird. Jaja, Freiheit ist ein großer Wert. Leider nur für einen Teil der Gesellschaften.

    Und mich dünkt, das sich auch das kaum von den aus dem Westen so kritisierten Gesellschaften der “Unfreiheit” besonders unterscheidet.

    Man ist im Westen eben noch viel “opportunistischer”, was die Zukunft angeht und ist allzu leicht bereit, jede Gegenwart fallen zu lassen, weil sie gerade beginnt, “erwachsen” zu werden. Und manche werden zum Erwachsenwerden auch gezwungen…mit unlauteren Mitteln, die im Rechtsstaat keine Legitimität besitzen, würden sie auch als das erkannt, was sie sind: Angriffe auf die Freiheiten und das Leben von Menschen, die man nicht anklagen kann, weil sich die “freie Gesellschaft” weigert, sie als existent anzuerkennen.

    Da wundert es auch nicht, das man die “kritiker” in den Komentarspalten regelmäßig genauso diskreditiert, als seien sie vollkommen auf Abwegen und verträten Blödsinn. Das ist ziemlich typisches verhalten frei nach Langstrumpf (Wiediewiediewiedieweltsiemirgefäll).

    und natürlich: wenn man Kinder fragt, wie sie das sehen, dann erklären die natürlich, das sie sowas nicht kennen, was die “doofen” da so erzählen über die brutale Welt und seine Zusammenhänge.

    Unwissenheit macht auch frei. Frei von Komplikationen und Gewissenslast.
    Es ist seltsam, als wenn man versuchte, das Unschöne, Unbequeme und Unerwünschte durch Verleugnen aus der Welt zu bekommen. Dabei ist der Mond auch da, wenn wir nicht hinsehen, oder?

  13. @Mona 11.01. 15:59 /NZZ

    „Wiederum geht es um ein höheres gesellschaftliches Gut – Gesundheitsschutz, Lebensbedingungen zukünftiger Generationen –, hinter dem individuelle Menschenwürde und Grundrechte ihre Gültigkeit verlieren.“

    Lockdownmaßnahmen können ärgern, nerven und Manchen die finanzielle Existenz kosten – aber ohne dem würden die meisten Menschen in freiwilligen Lockdown gehen, mit ziemlich ähnlichen Folgen. Und um hunderttausende Todesfälle zu vermeiden vorübergehende Kontaktbeschränkungen hinzunehmen beschädigt Menschenwürde und Grundrechte doch eher mäßig.

    Auch eine Impfpflicht kann helfen, die Pandemie entscheidend zu entschärfen um dann wiederum nicht noch mehr Lockdownmaßnahmen ergreifen zu müssen, das halte ich für möglicherweise angemessen. Hier kommt es eher auf die aktuelle Situation an – Im September 2021 wäre eine Impflicht m.E. angemessen gewesen, um die vierte Welle zu verhindern. Ob eine Impfpflicht im März 2022 vernünftig ist, wird sich in dieser fünften Omikronwelle wohl erst noch zeigen müssen. Da bin ich selber noch unschlüssig, und wie man hört viele Parlamentarier auch.

    Theoretisch kann man hier einen primären Angriff auf die Freiheit vermuten, aber wohl nur, wenn man tatsächlich von alternativen Fakten ausgeht.

    Selbiges gilt für den Klimaschutz. Das macht Arbeit, das kostet was, das führt dazu, dass der eine oder andere auf was Gewohntes verzichten muss. Ja, das wäre in der Tat zu übertreiben, und auch wieder theoretisch tatsächlich als paternalistische Zumutung denkbar, die den Klimaschutz als Mittel missbraucht, unsere Freiheiten einzuschränken. Ich kann hier aber auch in den aktuellen Plänen der neuen Regierung kein übertriebenes Vorgehen erkennen.

    Das einzig Zweifelhafte, das mir in diesem Zusammenhang einfällt, das ist die von der rotgrünen Schröderregierung seinerzeits eingeführte EEG-Umlage, die auch eine versteckte Subventionierung der Industriekunden durch die Privathaushalte mit sich brachte. Das werte ich jetzt aber keinesfalls als Angriff auf unsere Freiheit, sondern als eine ziemlich normale und gewohnte Folge des Unwesens der Lobbyisten in dieser Lobbydemokratie.

    Mit sowas ist unbedingt auch für die Zukunft weiter zu rechnen, mit Paternalismus weniger – auch wenn es einzelne Politiker gibt, die dazu neigen mögen. Parlamentarische Mehrheiten haben die aber offensichtlich nicht. Die meisten überflüssigen Gängelungen und bürokratischen Zumutungen sind nicht gegen unsere Freiheit gerichtet, sondern meistens eine Mischung aus Spezialinteressen und einer gewissen Dummheit. Das ist meiner Ansicht nach durchaus eine Form von Korruption, aber praktisch nirgends auf der Welt scheint es ohne dem zu gehen.

    Pandemie und Klimawandel jedenfalls hat man nicht erfunden, wir müssen damit aber fertig werden. Die Freiheit, beides einfach zu ignorieren, die will ich gar nicht haben.

    • @Tobias Jeckenburger

      Dies war keine Kritik an den angeordneten Maßnahmen, um eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Und natürlich muss auch der Klimawandel begrenzt werden. Wenn der Bürger aber seine Existenz bedroht sieht, dann hat er dafür kaum mehr Verständnis. Ein Beispiel: In München, einer Stadt mit extrem hohen Mieten, will die Rathausmehrheit die ressourcenschonende Mobilität vorantreiben und die Leute dazu anhalten auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu: „Parken in München soll erheblich teurer werden: Handwerker und Handelsvertreter müssen dann künftig 720 statt 265 Euro jährlich bezahlen, um einen Parkausweis für Parklizenzgebiete zu erhalten. Für Freiberufler und gewerbliche Anlieger soll sich die Gebühr sogar von bisher 120 auf 720 Euro erhöhen. Das Kreisverwaltungsreferat, das insgesamt jährlich rund 27 500 Ausnahmegenehmigungen erteilt, rechnet dadurch mit Mehreinnahmen von 14,5 Millionen Euro jährlich.“ Reiche Münchner zahlen die höhere Gebühr vermutlich aus der Portokasse, aber was ist mit den vielen Kleinunternehmern, die wegen Corona kaum noch Einnahmen haben, sollen die nun ihre Waren und Werkzeuge mit dem Bus oder der U-Bahn durch die Stadt kutschieren?
      https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-parkausweise-handwerker-parkgebuehren-1.5503786

  14. Ein merk- und denkwürdiges Zitat für Populisten:

    In der egozentriert-konfusionierten
    UNWAHRHEIT ist die Masse
    SELBSTVERSTÄNDLICH vor allem
    UNKRITISCH und somit
    SYSTEMRATIONAL zu einer Unmenge von menschenUNwürdigem Kommunikationsmüll.

  15. Danke, lieber @Julian Apostata. Wäre es okay, wenn wir hier Frau Nguyen-Kim bei ihrem Nachnamen ansprechen?

    Wenn ihre Regeln so sind, dann werde ich mich in Zukunft auch danach richten. Ich kenn die Frau allerdings nicht von youtube, sondern vom Fernsehen (ZDF). Und da spricht sie auch einzelne Personen aus dem Studiopublikum mit du und Vornamen an.

    https://www.zdf.de/show/mai-think-x-die-show/maithink-x-folge-01-100.html

    Sie vermischt hier geschickt Comedy und Wissenschaft und erklärt, wie eine aussagekräftige Studie zu funktionieren hat und was nicht so seriöse Studien sind.

    Beispiel: Wie oft denkt der Durchschnittsmann täglich an Sex.

    Jetzt wissen wir aber immer noch nicht. warum sich hto so über sie aufgeregt hat (außer ihrem Aussehen).

    ZumZweiten

    Da wundert es auch nicht, das man die “kritiker” in den Komentarspalten regelmäßig genauso diskreditiert,
    als seien sie vollkommen auf Abwegen und verträten Blödsinn.

    Da gibt es also Menschen die, um zu beweisen dass es keine Viren gibt, auf youtube Klobrillen ablecken. Und Frau Nguyen-Kim diskreditiert diese Leute im Fernsehen. Oh wie verwerflich!

  16. Die offene Gesellschaft, wie Popper sie sich vorstellt ist im Grunde erfüllt. Wir haben eine funktionierende Demaokratie, wir haben den gesetzlichen Rahmen in der Form des Grundgesetzes, also welcher Raum bleibt für Kritik. ?

    Worüber man reden muss ist der „richtige“ Umgang mit Menschen, die die Demokratie ablehnen.
    Da haben wir die religiös motivierten und die ideologisch motivierten.

    Bei den religiös motivierten müssen wir uns mit dem Islam auseinandersetzen.
    Praktisch gesehen sind die „Islamisten“ eine Minderheit. Gemeint sind die, die zu Gewalt greifen.
    Bei den ideologisch motivierten haben hauptsächlich wir die Rechtsradikalen, die bei uns vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

    Wenn man jetzt noch philosophisch werden will, um das Übel an der Wurzel zu packen, davon rate ich ab, das mag ja sehr reizvoll sein, praktisch hat es keine Bedeutung.

    • Das sehe ich tatsächlich anders, @hwied: Die „offene Gesellschaft“ auf Basis des Fallibilismus (der ständigen Überprüfung des bisherigen Wissens) kann ja gerade nicht „fertig“ sein – ebensowenig wie die Wissenschaft oder auch Philosophien und Religionen. Das eben meint ja „offen“, dass sie sich auch immer wieder selbst hinterfragen und erneuern muss.

      Die Philosophie zu ignorieren hieße gerade am konkreten Beispiel: Fehler der Vergangenheit zu wiederholen…

  17. Michael Blume,
    Meine erste Kurzfassung beschäftigt sich nur mit dem Begriff “offene Gesellschaft”.
    Neben dem Fabilibilismus gibt es eine viel wichtigere offene Baustelle, die ich kurz darlegen will.
    Die offene Gesellschaft und das Internet

    Wie ist das Internet zu bewerten, eine Gefahr für die offene Gesellschaft, ein Glücksfall oder ist das Internet ambivalent?
    Das Gute zuerst, erinnern wir uns an Friday for Future, die Weltgemeinschaft solidarisiert sich für den Klimaschutz.
    Das Böse hintendran, die Shitstorms gegen Personen, die nur ihre Meinung gesagt haben und gezielte Desinformation der Öffentlichkeit.
    Herr Blume Sie sind ja auch betroffen.

    Vor etwa 90 Jahren hat der Philosoph José Ortega y Gasset zwei bemerkenswerte Bücher veröffentlicht, „Der Mensch und die Leute“ und „Aufstand der Massen“.
    Darin behauptet er, dass der private Mensch , das Individuum, sich anders verhält als der organisierte Mensch, der sich in Gruppen zusammenschließt. Der Hintergrund war der Spanische Bürgerkrieg.
    Das Internet hat aus dem Privatmenschen einen Gruppenmenschen gemacht, der in Sekundenbruchteilen sich mit Bürgern auf der ganzen Welt solidarisieren kann, wenn sie seiner Meinung sind. Dieser geballten Meinungsmacht müssen sich selbst die Regierungen stellen.
    Und wie man damit umgeht, das wird uns noch lange beschäftigen.

    Deswegen habe ich die philosophische Betrachtungsweise hintenangestellt.

    • Danke, @hwied. Und ich würde sagen, dass gerade auch frühere Medienrevolutionen wie der Alphabet-Buchdruck uns zusätzlich zu aktuellen Studien uns erlaubt, über Medienwirkungen nachzudenken, Negatives zu verhindern und Positives zu fördern. Ihr – selbst im Internet geposteter – Kommentar ist ja ein Beitrag dazu! Also: Wir brauchen sicher nicht nur das Wiederholen alter Argumente, sondern tatsächlich eine dynamische, sowohl für Neues wie auch für Falsifikationen „offene“ Philosophie. Gerade in dieser Zeit und für die Millionenfachen Entscheidungen, die zu treffen sind!

  18. @hwied 12.01. 12:14

    „Bei den religiös motivierten müssen wir uns mit dem Islam auseinandersetzen.
    Praktisch gesehen sind die „Islamisten“ eine Minderheit. Gemeint sind die, die zu Gewalt greifen.
    Bei den ideologisch motivierten haben hauptsächlich wir die Rechtsradikalen, die bei uns vom Verfassungsschutz beobachtet werden.“

    Sei sprechen jetzt nur die an, die auch zur Gewalt greifen. Aber Verschwörungsmythen, die die Demokratie als Nährboden für weltweites Unwesen verschiedenster Art betrachten, die gibts noch viel mehr. Dazu mögen Zeugen Jehovas, evangelikale Freikirchen, Linksradikale wie auch Teile der die katholischen Kirche gehören.

    Ja selbst Umweltbewegungen können hier einschlägig orientiert sein. So habe ich mal die Auffassung gefunden, dass die moderne Demokratie jetzt statt auf die Ausbeutung des Menschen zu setzen stattdessen den Planeten ausplündert, mit apokalyptischen Folgen am Ende auch für uns Menschen.

    Daneben gibt es noch jede Menge berechtigte Kritik an der konkreten Ausgestaltung des tatsächlichen Treibens auf der demokratischen Bühne. Das finde ich letztlich sogar förderungswürdig.

    Auch die Impfgegner sind recht gemischt. Hier wird zwar viel gefaket und auch absichtlich gegen die Demokratie agiert. Aber auch durchaus erwägbare Argumente werden hier herangezogen. So habe ich öfter gelesen, dass Impfgegner ganz misstrauisch wurden, weil Biontech bei der Zulassung ihres Produktes darauf bestanden hat, dass sie nicht für Schäden aufkommen müssen, wenn bei der Impfkampagne irgendwas schiefgeht.

    Man kennt ja nun keine späten Impfschäden bei allen Impfungen, die so in Gebrauch sind. Denkbar wäre aber, dass etwa eine zukünftige Coronamutante dummerweise Eigenschaften hat, dass sie bei Geimpften zu schwereren Verläufen führt als bei Ungimpften. Ein gewisses Restrisiko in dieser Richtung halte ich als Laie letztlich nicht für ausgeschlossen, wenn auch so unwahrscheinlich, dass ich dennoch für uneingeschränktes Impfen plädiere.

    Zumindest habe ich mal gelesen, dass es bei der Impfstoffentwicklung öfter mal vorkommt, dass ein in der Entwicklung befindlicher Impfstoff nicht nur zu keiner Immunität, sondern sogar zu einer schwereren Erkrankung führt, z.B. indem er eine überschießende Immunreaktion auf die Infektion provoziert. Sowas bekommt natürlich keine Zulassung.

    Im Falle von Corona gilt das definitiv nicht für die bis jetzt bekannten Mutanten, das ist klar. Aber keiner kann wissen, welche Mutanten mit welchen Eigenschaften noch kommen.

    Ein gewisses generelles Misstrauen ist nicht ganz verkehrt, finde ich. Man muss aber genau gucken, und sich auch bei vernünftigen Quellen informieren. Und dann nach Möglichkeit zu einer halbwegs vernünftigen Einschätzung kommen.

    • Tobias Jeckenburger,
      Sie haben alles angesprochen, was man ansprechen kann. Man kann auch die Vielfalt an Meinungen als Merkmal an Freiheit sehen, die wir genießen. Und jetzt mal bildhaft, der Genuss wird schädlich, wenn wir zuviel genießen, wenn wir süchtig werden nach Tourismus, nach exotischen Früchten, auch nach Nachrichten!
      Betrachten Sie nur ihre Mitmenschen, wenn sie durch die Straßen gehen. Jeder zweite schaut wie gebannt auf sein Smartphone. Jeder Dritte hat einen Ohrhörer im Ohr und hört Musik.
      Die „süchtige Gesellschaft“ was halten Sie von dem Titel ?

      Also Herr Blume macht ja schon eine brauchbare Analyse unseres Zeitalters, und diese Analyse ist gut, solange man keine bessere findet.
      Ich, bei meinem Kommentaren, nenne immer nur Beispiele , damit die Kommentare kurz bleiben. Im Grunde sehe ich keinen Unterschied zu Ihnen oder Herrn Blume.

  19. Man kennt ja nun keine späten Impfschäden bei allen Impfungen ..

    Man kennt Impfschäden aber keine späten Impfschäden, weil der Impfstoff nur kurz im Körper ist, kann er nicht “spät” zu Schäden führen.
    Alle Impfschäden treten kurz nach der Impfung auf.

  20. Zu hWied
    “Offene Gesellschaft…”
    Wer hat hier den Denkfehler ? Sie gehen bei ihrer Definition “Offene Gesellschaft” vom gegenwärtigen Status Quo aus, also von der Behauptung dass die Religionen bzw. der Kapitalismus die letzte Antwort auf die Menschheitsentwicklung sind. Wenn sie so interpretieren dann war die Sklavenhaltergesellschaft vor 2000 Jahren auch schon eine “offene” da sie sich stetig weiter entwickelte . Religionen sind nicht per se “transformiert” sondern das Ergebnis von Animismus bzw. individuellen spirituellen Erklärungsversuchen dieser Welt
    bzw. der eigenen menschlichen Unvollkommenheit.
    Menschliche Gesellschaften waren salopp gesehen immer “offen” aber die Wahrheit dahinter ist wohl das diese Gesellschaften immer an ihren gesellschaftlichen Widersprüchen implodierten bzw. zerrissen wurden, was irgendwann zu Revolutionen , Klassenkämpfen und Dekadenz führte. So erhoben sich die Sklaven in der Sklavenhaltergesellschaft gegen ihre Entwürdigung und im Feudalismus gab es Bauernkriege etc… Die heutige Form des Kapitalismus hat nicht den Anschein dass er die sozialen Konflikte und Probleme dieser Welt lösen kann da er den Profit weiterhin über alles stellt ,Wälder abholzt, Lebensräume zerstört, die Umwelt vergiftet, Armut erzeugt etc. Letzteres wird garantiert wiederum zu sozialen und gesellschaftlichen Konflikten führen- dieses mal global- die dann existenziell bedrohlich werden. Letztlich sind also., wenn sie so wollen, alle bisherigen Gesellschaftsformen an ihren eigenen Widersprüchen und sozialen Konflikten gescheitert bzw. an die Idealisierung ihrer Ideologien die eine offene ,reale Sicht nicht ermöglichte.

    • Golzower,
      die kulturelle Evolution hat immer stattgefunden und findet statt. Die Geschwindigkeit mit der das geschieht, die hat in der Renaissance Fahrt aufgenommen , mit der Aufklärung ihr wissenschaftliches Werkzeug geschärft und in der industriellen Revolution ihre äußere Form erhalten.
      Die Geisteswissenschaften haben diesem Tempo nicht standhalten können, was zum Marxismus geführt hat. Eine Ideologie, die Geistiges geringschätzt und wirtschaftliche Verhältnisse zur Ursache von Allem erklärt.

      Popper hat nichts Neues erfunden, er hat nur Bestehendes klar formuliert.
      Heute findet über das Internet ein Einbruch der alten Ideologien statt, die sich nicht auf Wissenschaft stützt, sondern nur auf politische Ziele ausgerichtet ist. Hinweis: Im Februar will ja DT seine neue App „Truth“ vorstellen, das wird noch ein Theater werden.

  21. Stimmt so (aus diesseitiger Sicht [1]) :

    Fazit: Fehler macht jede/r – weil wir Menschen sind [Auszeichnung des Textes übernommen : fett, in einer Absatzüberschrift des dankenswerterweise bereit gestellten hiesigen Inhalts]
    Zu den Grundeinsichten von Poppers Fallibilismus wie auch jeder gewachsenen, religiösen und spirituellen Tradition gehören Fehler zum Wesen des Menschen.
    […]
    Denn die Frage ist ja nicht, ob nur wir Europäer und Israelis oder auch US-Amerikaner:innen digitale Fehler begehen – sondern wie wir als Menschen und Institutionen damit umgehen. Das ist eine entscheidende Kultur- und Zukunftsfrage. [Artikeltext]

    Es ist so, dass der Skeptizismus gewonnen hat, es wird die (empirische) Falsifikation von Theorie gesucht, nicht mehr die Verifikation, derartiger naturwissenschaftlicher Tiefpunkt war womöglich ausschlaggebend :

    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Physik (vgl. auch mit der Broschüre mit dem Namen “Hundert gegen Einstein” (1931)

    Karl Popper hat insofern, teils auch : genüsslich (aber immer bescheiden), in etwa ausgesagt, dass die hier gemeinten Hominiden Weltteilnehmer sind und insofern auf den Ablauf der Natur bezogen, deren Motor sich auch als “Black Box” [2] vorgestellt werden darf, Beobachter, Einschätzer und Bilder von Sichten sind. [3]


    So in etwa stimmt Dr. Webbaer seinem freundlichen Inhaltegeber gerne zu, en détail, bei bestimmten Ausführungen dann nicht immer.

    Mit freundlichen Grüßen und weiterhin viel Erfolg
    Dr. Webbaer

    [1]
    Es gilt allgemein anzunehmen, dass Sichten zwischen Welt und Subjekt vorliegen, die gerne auch empirisch adäquat sein dürfen.
    Erkenntnis und Theorie sind insofern in “n:m”-Beziehungen zwischen erkennenden Subjekt und (zu bildenden) Gegenstand oder Gegenstandsbeziehung zu entwickeln und zu pflegen.

    [2]
    Das mit der “Black Box” ist nicht böse gemeint, in keiner Beziehung, auch in religiöser Beziehung nicht, abwertend.
    Es ist aber doch so, dass etwas “hineingeworfen” wird und etwas “herauskommt”, naturwissenschaftlich, auch so als Trial & Error bekannt.

    [3]
    Das Subjekt, das bereits sprachlich, ‘sub’ und ‘iacere’ und so, versucht sich sozusagen anzupassen, ob derartiger Entwicklung (der “Führer” hat sie ‘Vorsehung’ genannt, Dr. W mag den “Führer” nicht, rät abär allgemein an, teils auch böse und falsche Sicht nicht nur deshalb abzulehnen, weil der Meinungstragende (Meinung ist immer eine Sicht) ganz klar böse war oder ist). *

    *
    Dr. Webbaer geht davon aus, dass Satan sozusagen immer auch korrekt berichtet hat, um satanische Sicht, die aber richtig ist, zu beschmutzen zu versuchen.

  22. @Golzower 13.01. 09:57

    „Letztlich sind also., wenn sie so wollen, alle bisherigen Gesellschaftsformen an ihren eigenen Widersprüchen und sozialen Konflikten gescheitert bzw. an die Idealisierung ihrer Ideologien die eine offene ,reale Sicht nicht ermöglichte.“

    Den Vermögenden, denen die ganzen Firmen und Immobilien gehören, die wollen natürlich weiter Wirtschaftswachstum und auch auf keinen Fall eine Nettoschrumpfung der Bevölkerung. Gleichzeitig interessiert es die überhaupt nicht, dass wir viel zu wenig Kinder bekommen. Schließlich ist jede Frau, die sich für eine Karriere und gegen eigene Kinder entscheidet, ein weiterer fleißiger Mitarbeiter, der zur florierenden Wirtschaft mitsamt chronischem Exportüberschuss beiträgt.

    Die Migranten, die in der Folge nachgefragt werden, sind dann die unvermeidliche Folge des Kindermangels – das ist den Kapitalisten aber völlig egal. Klar freuen sich die Migranten auch, dass sie eingeladen werden und hier an der florierenden Wirtschaft teilhaben können. Was deren Lebensfreude angeht, so ließe sich die aber auch mit einer vernünftigen Integration hier, und einer Förderung der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in den Herkunftsländern auch reichlich fördern. Was jetzt den Vermögenden aber auch wieder vollkommen egal zu sein scheint.

    Mag sein, das rechte Haltungen aller Art vor allem auch Ausdruck dualistischem „Wahnsinns“ entspringen, so ist aber eine Unzufriedenheit mit dem Ausmaß von Migration bei gleichzeitig schleppender Integration auch wiederum irgendwie nachvollziehbar.

    Eine langfristige Strategie für mehr Kinder würde bedeuten, dass die Wirtschaft erstmal schrumpfen müsste, damit Eltern überhaupt neben dem Beruf Zeit für mehr Kinder hätten. So manch eine Produktionsstätte müsste ins Ausland verlagert werden, wenn die Menschen hier mehr Zeit in Kinderaufzucht investieren würden. Gleichzeitig noch mehr Migranten einzuladen, die dies ausgleichen würden, würde den Bauboom weiter anheizen, und damit noch mehr Schwierigkeiten durch Arbeitskräftemangel machen.

    Vielleicht erledigt sich das Problem auch von selbst? Wenn einfach nicht noch mehr Migranten aus der EU Lust haben, hier zu arbeiten, und wir aufgrund der Widerstände in der Bevölkerung nicht mehr genug muslimische Einwanderer hereinlassen, dann wird letztlich der Arbeitskräftemangel dafür sorgen, dass hier Produktionsstandorte in andere Länder verlagert werden, wo noch Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Diese mögliche Entwicklung wäre m.E. aber vollkommen in Ordnung. Wofür brauchen wir einen ewigen Außenhandelsüberschuss?

    Und wenn wir uns erstmal mit einer vernünftig geschrumpften Wirtschaft abgefunden haben, dann können wir auch das Projekt Kinderkriegen angehen. Zumal auch die Produktivität weiter steigen wird, und die Möglichkeiten für zusätzlichen neuen Konsum Sinngrenzen überschreiten können, so werden wir wohl ganz gut mit weniger Leistung und Arbeitszeiten klarkommen können. Zumal auch Klimaschutz, weiterer Umweltschutz und die Verfügbarkeit von Rohstoffen wie Kupfer und Lithium einfacher wird, wenn neben dem Wechsel von Technologie auch einfach weniger konsumiert wird.

    Insbesondere z.B. der Ersatz von Privatpkw durch Fahrräder braucht vor allem gute Radwege, die Menschen selbst sind hier weniger das Problem.

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