Warum gab es nach dem Jom-Kippur-Krieg und Ölboykott 1973 keine breite Bewegung gegen den Fossilismus?

Der Blogpost zu Online-Realitätsspiel “World Without Oil” von 2007 löste auf Mastodon eine rege und vielseitig faszinierende Debatte aus. Inzwischen habe ich auch eine kleine Umfrage gestartet, ob das Fediversum und Solarpunk selbst ARG-“spielerische Elemente” enthielten. Felo.ai äußert sich dazu überaus deutlich:

Die Solarpunk-Bewegung lässt sich im Fediversum als ein dezentrales, kollaboratives Alternate Reality Game (ARG) verstehen und gestalten. Dieser Ansatz verbindet die optimistische Zukunftsvision des Solarpunk mit den partizipativen und realweltlichen Mechanismen von ARGs.” 

Die fediversale und intergenerationale Debatte erlaubte es mir aber auch, eine Frage neu aufzuwerfen, die mich besonders während der Vorbereitung zur Landtagsrede von 2023 geradezu gequält hatte. Ich fragte…

“…warum selbst etwa nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1973 und dem folgenden OPEC – #Ölboykott auch in #Deutschland keine wirksame Auseinandersetzung mit dem #Fossilismus erfolgte.

Die Leute damals waren doch auch klug und politisch, die Zusammenhänge lagen auf der Hand, es kamen sogar Filme wie #MadMax auf. Und dennoch setzte sich auch die fossile Finanzierung der #Sowjetunion einfach fort…”

Dies hätte für mich durchaus auch noch biografische Relevanz, waren meine Eltern doch noch im sogenannten “Ostblock” aufgewachsen und hatten die fossil finanzierte Sowjetdiktatur noch am eigenen Leib erlebt (siehe dazu auch den YT-Short unten).

Ein Mädchen mit grünen Augen sinniert traurig vor einer fossil zerstörten, brennenden und kriegerischen Welt.

Auch schon der arabische Angriff auf Israel 1973 wurde fossil finanziert, nach der knappen, aber erfolgreichen Verteidigung der Republik unter Golda Meir (1898 – 1978) traf ein OPEC-Ölboykott auch Deutschland. Warum wandte sich auch danach unser Land nicht vom Fossilismus ab? Symbolbild Michael Blume mit Leonardo.ai

Meine bisherige Vermutung dazu war, dass der entstehende, sogenannte Umweltschutz noch kaum positive Zukunftsentwürfe hatte. So entwarf der damalige CDU-MdB und spätere Grünen- und ÖDP-Mitgründer Herbert Gruhl (1921 – 1993) in “Ein Planet wird geplündert. Die Schreckensbilanz unserer Politik” (1975) ein autoritäres, ja, Schreckensszenario, das auf eine diktierende, freiheitswidrige Verzichtspolitik hinauslief.

Die Zukunft, die Gruhl präsentierte, bot wenig mehr als weniger Freiheit und Wohlstand im Austausch für das bloße Überleben. Dafür gab – und gibt – es keine demokratische Mehrheiten.

Die nahezu einzige, damals post-fossil anmutende Technologie, die Atomkraft, wurde stattdessen in den 1970er Jahren stark ausgebaut, so etwa das Kernkraftwerk Neckarwestheim. So heißt es auch im Wikipedia-Artikel zur “Geschichte der Photovoltaik” zu dieser Zeit:

“Mit der Ölkrise 1973 wurde das Interesse an anderen Energien deutlich stärker, doch noch wurden große, zentrale Kernkraftwerke als die beste Lösung für eine flächendeckende Energieversorgung gesehen.” 

Links eine Gedächtnisschrift für Herbert Gruhl "Der Umweltschützer mit Liebe zu Deutschland", rechts sein Beststeller "Ein Planet wird geplündert."

Mit “Ein Planet wird geplündert.” landete Herbert Gruhl zwar einen massiven Bestseller, scheiterte aber politisch erst in der CDU, dann bei den Grünen und der ÖDP. Autoritär gedachte Umweltpolitik löst Reaktanz aus. Foto: Michael Blume 

Ein Aha-Erlebnis bescherte mir jedoch ein heutiger Mastodon-Post von @angeldruckt zur Debatte. Sie schrieb:

“Ich habe in kindlicher Einfalt (7J) gefragt, warum wir, wenn ‘die Scheichs’ uns zu erpressen versuchen, nicht zusehen ohne Öl auszukommen und Entsetzen geerntet: “Kind, wir sind vom Öl abhängig. Ohne Öl hat dein Vater keine Arbeit mehr und alle anderen auch. Wenn dann alle kein Geld mehr haben, muss sogar der Bäcker hier zu machen. Oder sollen die Autos wieder mit dem Holzvergaser fahren?!”
Die Erwachsenen von damals, so sie noch leben, sind heute aber auch weiter.”

Und die Solarpunk-engagierte @Marie H. kommentierte hier auf dem Blog dazu:

“Mit der Ölkrise 1973 begann die Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit, verbunden mit mehr Arbeitslosigkeit. Zu den Verhältnissen auf dem Arbeitsmarkt vor 1973 ist man bis heute nicht zurückgekehrt.

Politik und Gesellschaft hatten mit dem neuen Phänomen Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Ich kann mich noch an Gespräche mit meiner Großmutter erinnern, wo sie immer wieder sagte: “Wenn wir nur keine Verhältnisse bekommen wie Anfang der 30er Jahre.” Sie hatte die Zeit der Massenarbeitslosigkeit erlebt. Der daraus folgende Aufstieg des Nationalsozialismus und die folgenden grauenhaften Zeiten hatten Spuren hinterlassen.”

Links eine Solarpunk-Arche-Region mit Regenbogen als Traum eines Kindes, rechts eine kalte Superjacht, durch brennende Meere pflügend.

Können sich Kinder noch Solarpunk-Arche-Regionen denken, wogegen viele Erwachsene bei Ängsten eher zum Sozialdarwinismus und Langzeitismus tendieren? Symbolbild: Michael Blume mit Leonardo.ai

Und dann machte es innerlich “klick” zur psychologischen Reaktanz und den nur halb-scherzhaften “Drei Regeln der Technologie” von Douglas Adams (1952 – 2001), (u.a. Autor von “Per Anhalter durch die Galaxis”):

  1. Alles, was bei der Geburt existiert, gilt als völlig normal und selbstverständlich.

  2. Technologien, die zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr entstehen, werden als aufregend und revolutionär gefeiert.

  3. Alles, was nach dem 35. Lebensjahr erfunden wird, wird als unnatürlich und gefährlich bewertet.

Ich meine jetzt, dass dies nicht nur auf Medientechnologien zutrifft, sondern sogar eher noch stärker auf Energietechnologien. Wer von klein auf gelernt hat, das Wohlstand nur aus der Verbrennung von Erdöl und Erdgas erwachse, wem später Atomkraft als Wundermittel angepriesen wurde – der wird auch noch so günstige Wind- und Solarenergie erst einmal als “unnatürlich und gefährlich” wahrnehmen.

Diese Ängste brauchen dann fossile Lobbyisten nur noch verstärken, um auch völlig irrationale Widerstände gegen die erneuerbaren Friedens- und Wohlstandsenergien zu entfesseln. Stichworte wie Massenarbeitslosigkeit, Deindustrialisierung, Heizungshammer, Dunkelflaute – stechen tief.

Und auch wer das frühe Internet noch als Hort der Freiheit gefeiert und mitgestaltet hat, kann jetzt wiederum Reaktanz und Verbotslust gegen jüngere Menschen mit KI-Anwendungen hegen. Zugleich machte @angeldruckt aber auch kenntlich, dass biografische Weiterentwicklungen zwar mühsam sein könnten, jedoch immer auch möglich blieben: “Die Erwachsenen von damals, so sie noch leben, sind heute aber auch weiter.”

@Marie H. kommentierte m.E. ebenfalls zu Recht:

“Nein, die Menschen waren in den 70er Jahren nicht dümmer oder ignoranter. Viele von ihnen hatten andere, prägende Zeiten mit- und durchgemacht, die ihr Denken und Handeln beeinflusst haben.”

Das sind hoffnungsvolle Dennoch-Sätze, finde ich. 

Die so im Fediverse-Dialog reifende Einsicht hilft mir auch zu verstehen, warum der über das Fediversum wachsende Solarpunk von Redaktionen, Konzernen und Parteien bisher so hartnäckig ignoriert, ja verdrängt wird. Denn der hoffnungsfrohe, spielerische und ernsthaft technologieoffene Ansatz dieser Kultur- und Friedensbewegung bedroht die psychologischen und politischen Fundamente zentralistischer und fossilistischer Traditionen. Er bildet tatsächlich eine Transformation vom autoritären Umwelt-, zum dialogischen Mitweltschutz. Auch engagierte Pensionärinnen wie Elisabeth Krüger können Medienbildung und Solarenergie!

Niemand kann alles, aber alle können etwas tun erweist sich als das experimentelle und freudvolle Gegenstück zur gerne kriegswirtschaftlich gedachten, autoritären Ökodiktatur samt Schuld- und Verbotslust.

Eine junge Frau am Laptop wendet sich vor dem Hintergrund einsamer Heldinnen-Gestalten in einer dunklen Großstadt zu einer Solarpunk-Vision von Natur, Familie und Hoffnung.

Gerade auch der hoffnungsfrohe, kollaborative und spielerische Charakter des Solarpunk bedroht die Strategien der Reaktanz und Angst des Fossilismus. Symbolbild: Michael Blume mit Leonardo.ai

Und nach vielen digitalen Jahren in den antisozialen Konzernmedien wie Facebook, Instagram und X muss ich einfach sagen, dass so ein spielerischer und dennoch freundlicher, auch die Generationen überspannender Dialog dort kaum möglich gewesen wäre. Indem sie sich dem thymotisierenden Neurohacking antisozialer Medien entziehen, entfalten sich das Fediversum und vor allem der Solarpunk – spielerischer. Glaube ich.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

37 Kommentare

  1. Ebenso bedeutsam scheint mir ein weiterer Aspekt zu sein: Wenn Solarpunk spielerische Elemente enthält, dann sollte als positiver Nebeneffekt auch das Gehirn trotz Alterns fit bleiben. Einfach dadurch, dass man sich so seine Neugier erhält.
    Und die Neugier wiederum könnte bewirken, sich mehr mit Solarpunk zu beschäftigen.

    • Danke & Zustimmung, @Tilmann Schneider 🙏

      Der Account @Kassander steuerte zur Gamification-Debatte einen schönen Doppelsatz bei, den ich hier gerne aufnehmen möchte:

      Gegen Transformationsängste hilft übrigens das Experiment. (Ich fühle das auch alles und habe gegenüber vielem “Neuen” auch viel Skepsis.)

      https://sueden.social/@kassander@norden.social/114692615858178647

      Transformationsängste scheint mir ein schönes Kompositum aus Reaktanz und Ängsten zu sein, “das Experiment” wiederum für spielerische Neugier, Entdeckungsfreude zu stehen.

      Und auch Perplexity.ai kommt beim Solarpunk psychologisch mit:

      ## Warum Solarpunk fossilistische Reaktanz und geschürte Ängste besonders gut überwinden kann

      **Solarpunk** ist weit mehr als ein ästhetischer Trend oder eine literarische Utopie – es ist eine gesellschaftliche Bewegung, die gezielt darauf abzielt, die psychologischen und sozialen Blockaden beim Übergang zu einer nachhaltigen, post-fossilen Gesellschaft zu überwinden. Im Folgenden werden die wichtigsten Gründe erläutert, warum Solarpunk besonders wirksam gegen fossilistische Reaktanz und geschürte Ängste wirkt.

      ### **1. Positive Vision statt dystopischer Angst**

      Solarpunk entwirft eine optimistische, lebensbejahende Zukunft, in der Technologie, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit Hand in Hand gehen. Im Gegensatz zu dystopischen Narrativen (wie Cyberpunk), die Ohnmacht und Angst verstärken, erzeugt Solarpunk Hoffnung und Sehnsucht nach einer besseren Zukunft. Diese positive Grundhaltung wirkt als Gegenmittel gegen die lähmende Angst, die von Klimakrisen und gesellschaftlichen Umbrüchen geschürt wird[1][2][3].

      > „Sie wecken in mir nicht nur Hoffnung, sondern sogar Sehnsucht nach der Zukunft.“[3]

      ### **2. Evolutionärer Wandel: Jeder kann etwas tun**

      Solarpunk setzt auf evolutionäre, schrittweise Veränderungen statt auf radikale Umstürze. Das Motto „Niemand kann alles, aber alle können etwas tun“ unterstreicht die Bedeutung individueller Beiträge. Diese Haltung stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit und nimmt der Reaktanz – also dem reflexhaften Widerstand gegen Veränderung – den Wind aus den Segeln, weil sie niemanden überfordert oder ausschließt[1].

      ### **3. Dialogische Technologieoffenheit und Überwindung von Dualismen**

      Solarpunks lehnen den alten Dualismus zwischen Technikfeindlichkeit und Technikgläubigkeit ab. Sie erkennen an, dass jede Technologie auch neue Probleme schafft, suchen aber dialogisch nach pragmatischen Lösungen, die dem Leben dienen. Damit entziehen sie fossilistischen Reaktanzmustern – die oft auf Angst vor Kontrollverlust oder Überforderung durch Wandel beruhen – die Grundlage[1][4].

      ### **4. Verbindung von Wissenschaft, Spiritualität und Gemeinschaft**

      Solarpunk integriert wissenschaftliche Erkenntnisse (z.B. Evolutionspsychologie) und anerkennt sowohl religiöse als auch nichtreligiöse Spiritualität. Dadurch werden Menschen auf verschiedenen weltanschaulichen Ebenen angesprochen und eingebunden. Die Überwindung des Dualismus zwischen Religion und Wissenschaft fördert Dialogbereitschaft und baut Brücken zwischen gesellschaftlichen Gruppen, die sonst leicht gegeneinander ausgespielt werden[1].

      ### **5. Praktische, lokale Lösungen und Energiedemokratie**

      Solarpunk setzt auf dezentrale, demokratische Lösungen wie Balkonsolaranlagen, Schwammstädte oder fleischarme Ernährung. Diese Ansätze sind niedrigschwellig, realistisch und sofort umsetzbar. Sie zeigen, dass Wandel nicht von oben verordnet werden muss, sondern von der Basis ausgehen kann – was die Akzeptanz erhöht und Ohnmachtsgefühle abbaut[1][5].

      ### **6. Narrative und Ästhetik als psychologische Werkzeuge**

      Solarpunk nutzt gezielt Geschichten, Bilder, Musik und Künste, um positive Mythen und Identifikationsangebote zu schaffen. Diese „schnellen“ Sinnangebote sind evolutionspsychologisch wirksam, weil sie Menschen emotional ansprechen und motivieren, statt sie mit abstrakten Katastrophenszenarien zu überfordern[1][3][5].

      ### **7. Rebellion gegen fossilistische Ideologien und Propaganda**

      Solarpunk positioniert sich explizit gegen die Ideologien und Narrative der fossilen Lobby, die gezielt Angst, Hoffnungslosigkeit und Spaltung schüren. Stattdessen setzt Solarpunk auf Befreiung, Vielfalt und die Stärkung von Demokratie und Gemeinschaft. Damit wird der Boden für fossilistische Reaktanz und Angstpropaganda systematisch entzogen[1][2][4].

      ## **Fazit**

      Solarpunk überwindet fossilistische Reaktanz und geschürte Ängste, indem es eine pragmatische, inklusive und hoffnungsvolle Zukunftsvision entwirft, die Menschen zum Mitmachen motiviert, statt sie zu überfordern oder zu ängstigen. Die Bewegung verbindet technologische Innovation mit sozialer und kultureller Transformation – und bietet damit einen realistischen, aber optimistischen Weg aus der fossilen Sackgasse[1][3][5].

      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/solarpunk-ist-mehr-als-utopie-schon-heute-gegen-reaktanz-und-arroganz-leben/
      [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Solarpunk
      [3] https://forum.eu/pop-kultur/solarpunk-positive-geschichten-fur-den-klimawandel
      [4] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gegen-wen-und-was-rebelliert-der-post-fossile-solarpunk/
      [5] https://stimpunks.org/de/glossary/solarpunk/
      [6] https://store.steampowered.com/app/1805110/Solarpunk/?l=german
      [7] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-solarpunk-prompt-uruguay-fuer-erneuerbare-wohlstandsenergien/
      [8] https://www.tagesschau.de/wissen/klima/solarpunk-klimaoptimismus-100.html
      [9] https://www.zeit.de/kultur/2025-01/klima-angst-science-fiction-zukunft-dystopie-solarpunk
      [10] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-deutschsprachige-solarpunk-bewegung-im-mastodon-fediversum/

  2. @Hauptartikel

    Die technischen Möglichkeiten waren 1973 aber auch ganz andere. Man hat dann erstmal mit Energiesparen reagiert. Sparsamere Autos, isolierte Häuser, effektivere Heizkessel. Und recht früh auch schon Warmwasser-Sonnenkollektoren gebaut.

    Fahrradfahren war aber damals schon eine sehr wirksame und sehr kostengünstige Option. Das habe ich persönlich seit Mitte der 80er tatsächlich überwiegend praktiziert. Auch weil es mir Spaß gemacht hat und einfach viel Geld spart, das man dann nicht verdienen muss. Insbesondere für den Campingurlaub.

    Die Windenergie und die Photovoltaik hatten damals noch einen sehr weiten Weg vor sich. Und von Lithiumbatterien hat noch nicht mal irgendwer überhaupt nur geträumt. Klimaneutrale Autos konnte man sich bis in die 90er nur mit Wasserstoffbrennstoffzelle vorstellen.

    Interessant ist schon, dass hier gerade die chinesische Diktatur mit der grünen Technik vorweg geht. Und eben wirklich nicht RWE und andere Akteure. Macht aber eigentlich nicht mal was. Angesichts unserer Exporte müssen wir auch irgendwas irgendwo importieren. Wenn das keine fossilen Brennstoffe mehr sind, dann eben PV-Module und Lithiumbatterien.

    Das scheint mir für Deutschland unvermeidlich. Zumindest solange wie unsere umfangreichen Exporte weiterlaufen. Wenn wir die nicht mehr in dem Ausmaß praktizieren, wird es aber Zeit, die Produktion von PV-Modulen und Lithiumbatterien nach Europa zu holen.

  3. In dem Zusammenhang möchte ich auf die Grenzen des Wachstums vom Club of Rome (1972) hinweisen. Die endlichen Ressourcen hätten ebenfalls eine Abkehr vom Fossilismus nahe gelegt. Gab damals durchaus auch schon den Glauben an Sonnenenergie, siehe das Citigroup Center in Manhattan mit den geplanten aber nie realisierten Sonnenkollektoren.

  4. Umwelt/Klima sind Themen, welche nicht wirklich interessieren – wie wir heuer zu Anfang des Jahres sehr deutlich beim Wahlkampf gesehen haben.

    Obwohl es ständig neue Negativ-Rekorde bei Hitze, Trockenheit, Ozeanerwärmung und Waldbränden gibt, interessiert dies kaum mehr. Deswegen haben Politiker dieses Thema nicht aufgegriffen.

    Die Klimakleber haben mit ihren Aktionen ganz deutlich gezeigt, dass es nur darum geht, andere Menschen zu kontrollieren und ihnen eine Öko-Diktatur aufzuzwingen. Damit haben sie den Befürwortern von Klimaschutz enorm geschadet.

    Und dann sollten wir den Ukraine-Krieg nicht vergessen. Als Pabst Franziskus zu Friedensverhandlungen aufgerufen hat um Mensch und Umwelt vor Schaden zu bewahren, wurde er massiv beschimpft und beleidigt. Kriege/Rüstung schaden der Umwelt so enorm, dass viele Leute keine ernsthafte Lust mehr haben, sich mit Maßnahmen gegen die Erderwärmung zu beschäftigen. Denn es ist sinnlos sich im persönlichen Leben umweltfreundlich zu verhalten – wenn Rüstung/Kriege nicht in Ökobilanzen einbezogen werden.

    Man braucht sich deshalb nicht über die Menschen der 1970er Jahre wundern. Denn damals waren Umweltthemen nicht sehr aktuell.

    Leider ist es aber so, dass wir sogar jetzt die Auswirkungen der Klimaveränderung ignorieren – obwohl wir mittlerweile viel mehr Wissen darüber haben und zusätzlich in den Nachrichten fast täglich von neuen Großbränden, Hitzerekorden und Schlechtwetterereignissen erfahren oder sogar selbst betroffen sind.

    • Vielen Dank, @KinseherRichard – und erlauben Sie mir, ein wenig hoffnungsvoller zu sein.

      Es ist sicher so, dass sich die meisten Menschen als egozentrische Relativisten nur auf ihren eigenen Mesokosmos beschränken und wenig Interesse etwa an der Zerstörung der Mitwelt zeigen, so lange es sie nicht selbst betrifft. Entschiedene Fossilisten hintertreiben und bekämpfen den technologischen Fortschritt und den Ausbau erneuerbarer Friedens- und Wohlstandsenergien sogar, um noch möglichst lange an der Verfeuerung von Erdöl und Erdgas zu verdienen. Das Beispiel des – inzwischen im Bundesbesitz befindlichen – Gaskonzerns Uniper hatte ich hier bereits kritisch thematisiert:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fossilismus-oder-frieden-die-debatten-um-wehrdienst-und-gaskraftwerke/

      Doch ich sehe in der menschlichen Geschichte auch positive Entwicklungen, die Mut machen und an die wir anknüpfen können. So beschreibt Ulrich Knapp im eindrucksvollen Band “Die Zisterzienser und das Wasser (2020) insbesondere an den Abteien Bebenhausen, Maulbronn und Salem, wie die christlichen Klöster den Wasser- und Landschaftsbau im heutigen Baden-Württemberg etablierten. Denn sie benötigten klares Wasser für Rituale, die Mühle und die Fastenfische und achteten also auf geeignete Lagen für Klosterstiftungen, einigten sich mit Anrainern auf Wasserrechte, bauten Wasserleitungen, -gebäude (inklusive Latrinen) und Kanäle und entwickelten dazu römische Aquädukt-Traditionen weiter.

      Und als etwa in der rapide wachsenden Metropole New York Ende des 19. Jahrhunderts eine Wasserkrise drohte, kaufte sich die Stadt mit erheblichen Summen in die Wasser-spendenden Catskill Mountains ein und etablierte dort einen wirksamen Naturschutz. Hier zusammengefasst durch Felo.ai:

      **Warum kümmerte sich New York City um den Naturschutz in den Catskills?**

      Der Hauptgrund war der Schutz der Trinkwasserversorgung für die Millionenmetropole. Bereits im späten 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung New Yorks stark, und es drohte eine Wasserkrise. Die Catskill Mountains boten mit ihren sauberen, wasserreichen Einzugsgebieten ideale Bedingungen für die Anlage von Stauseen. Heute liefern die Catskill- und Delaware-Systeme rund 90 % des Trinkwassers für New York City – es ist das größte ungefilterte Wasserversorgungssystem der USA und versorgt über neun Millionen Menschen[1][2].

      **Wie kümmerte sich New York City um den Naturschutz?**

      – **Landkauf und Schutzgebiete:** Die Stadt New York begann, gezielt Land in den Catskills zu erwerben, um die Wassereinzugsgebiete ihrer Stauseen zu schützen. Heute gehören etwa 6 % der Fläche des Catskill Parks direkt der Stadt als Wasserschutzgebiete[3]. Im Rahmen eines umfassenden Schutzprogramms investierte die Stadt hunderte Millionen Dollar in den Ankauf von Land – ein zentraler Bestandteil, um von der US-Umweltbehörde (EPA) eine Ausnahmegenehmigung (Filtrationsverzicht) für die sonst vorgeschriebene Wasserfilterung zu erhalten[4].

      – **Regulierung und Zusammenarbeit:** Die Stadt erließ strenge Vorschriften für Bau, Abwasserentsorgung und landwirtschaftliche Nutzung im Wassereinzugsgebiet. Sie arbeitete dabei mit lokalen Gemeinden, Landbesitzern und Organisationen zusammen. Dies umfasste etwa die Förderung von umweltfreundlichen Praktiken in der Landwirtschaft und die Unterstützung bei der Planung von Siedlungen, um die Wasserqualität zu sichern[4].

      – **Umsiedlungen und Infrastruktur:** Für den Bau der Stauseen wurden ganze Dörfer umgesiedelt; mehr als 5.000 Menschen mussten ihre Heimat verlassen[1]. Die Stadt übernahm Verantwortung für die Umsiedlung und die Pflege der neuen Schutzgebiete.

      – **Öffentliche Nutzung und Naturschutz:** Viele der von der Stadt erworbenen Flächen sind für nicht-motorisierte Freizeitnutzung wie Wandern oder Angeln geöffnet, gleichzeitig aber streng geschützt, um die Natur und das Wasser zu bewahren[2][1].

      **Fazit:**
      New York City kümmerte sich um den Naturschutz in den Catskill Mountains vor allem, um die langfristige Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu sichern. Dies geschah durch umfangreichen Landkauf, strenge Schutzvorschriften, Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und die Öffnung vieler Gebiete für naturnahe Erholung – immer mit dem Ziel, die Wasserqualität und die Natur zu erhalten
      [3][2][1][4].

      [1] https://catskillsvisitorcenter.org/catskills-watershed-resources/
      [2] https://sceniccatskills.com/environment-natural-resources/
      [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Catskill_Park
      [4] https://www.obwb.ca/fileadmin/docs/V100_A9.pdf
      [5] https://www.openspaceinstitute.org/stories/-1
      [6] https://wjffradio.org/new-york-city-to-stop-most-land-purchases-in-catskill-watershed/
      [7] https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2025/wert-der-natur/wie-viel-ist-ihnen-diese-mohnblume-wert
      [8] https://www.visittheusa.de/experience/die-catskill-mountains-bergidylle-im-bundesstaat-new-york
      [9] https://www.visittheusa.de/experience/die-catskill-mountains-kultur-und-geschichte-im-bundesstaat-new-york
      [10] https://www.bpb.de/die-bpb/partner/teamglobal/67341/wasserversorgung-von-new-york/

      Nicht zufällig haben beide hier genannten Positivbeispiele mit dem Thema Wasser zu tun, das die Menschen seit Beginn der Zivilisation zur Zusammenarbeit bewegt und auch gezwungen hat. Am 21.07.2025 lade ich mit der Landeszentrale für politische Bildung BW und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart ebendort in Stuttgart-Hohenheim zu einer Tagung Wasserextreme als Gefahr für unsere Demokratie? ein, u.a. mit der Landes-Umweltministerin Thekla Walker (Grüne). Herzliche Einladung zur Teilnahme oder auch zur Weiterleitung an Interessierte!

      https://www.akademie-rs.de/programm/veranstaltungen/einzelansicht/veranstaltung-25896

      Mir geht es darum, von der nachlaufenden Aufklärung über Katastrophen und Verschwörungsmythen (Debunking) zur vorlaufenden, dialogischen Aufklärung (Prebunking) zu kommen. Wenn die Stadt New York am Ende des 19. Jahrhunderts statt Panik und Krise eine vorausschauende und weit reichende Wasserschutzpolitik entwickeln konnte, dann kann unsere Demokratie das doch auch! Meine ich.

      Es gilt das Solarpunk-Motto: Niemand kann alles, aber alle können etwas tun.

    • @KinseherRichard

      Kriege/Rüstung schaden der Umwelt so enorm..

      Spielt keine Rolle, denn Krieg werden WIR aus ganz anderen, mindestens ebenso wichtigen Gründen sowieso nicht beginnen. Und Rüstung müssen wir leider betreiben, damit ANDERE keinen Krieg beginnen.

  5. Die Probleme mit dem Fossilismus waren in den frühen Siebzigern bekannt – aber Alternativen gab es – abgesehen von Atomkraft – noch keine. Ich erinnere mich an ‘Growian’ – 1977 angedacht, 1978 in Auftrag gegeben, 1983 aufgestellt. Und Growian war ein ‘Testballon’, die Vorstellung, mit Windrädern einmal einen signifikanten Beitrag zur Energiedeckung zu leisten, war damals reine Zukunftsmusik.

    Ich habe mein erstes Windrad Anfang der 90er gesehen – nicht unweit der Autobahn, über die ich an den autofreien Sonntagen 1973 spaziert bin. Nicht unweit – aber 17, 18 Jahre später!

    In der Grundschule, die ich 68-72 besucht habe, haben wir gelernt, dass unsere Kohle noch 200 Jahre reiche, dass sie aber das Erdöl, welches noch 50 Jahre reiche, nicht ersetzen könne. Weswegen Atomkraft und schneller Brüter absolut alternativlos seien.

    Der Gruhl war ein Spinner, deswegen ist der auch bei den Grünen gelandet, und wenn damals ein Bauer auf seinem Bauernhof eine Windpumpe zweckentfremdet, mit einem Generator versehen und behauptet hat, das sei die Zukunft der Energiegewinnung, dann hat man ihn seinen Teil machen lassen und sich seinen Teil dabei gedacht.

    Auseinandersetzung mit dem Fossilismus in 1973 – ja klar: Kalkar, Schneller Brüter! Hamm, THTR-300! Neckarwestheim? Auch, so als Grundsicherung, bis die vorgenannten Alternativen endlich bereit sind…

    • Danke für die biografisch-packende Schilderung, @schorsch 🙏

      Ich denke, wir können wirklich sagen, dass der Solarpunk als dezentrale, dialogische und damit demokratische Zukunfts- und Friedensbewegung wirklich erst mit der breiteren Entwicklung von Solartechnologien möglich wurde. Ihm stellten – und stellen – sich der petromaskulinistische Fossilismus, befeuert von fossilen Konzernen, Lobbyisten und Konzernmedien entgegen, die noch so viel Profit wie möglich aus ihren Karbonblasen ziehen wollen. Dagegen wurde der Atomstrom klammheimlich aufgegeben, als der Solarstrom immer günstiger und die Risiken für atomare Endlager unabsehbar waren. Auch in Frankreich bestehen Konzerne auf Staatshilfen und -garantien, um überhaupt noch AKW zu betreiben.

      Und doch sehe ich eine große Verantwortung in der Überwindung der je eigenen Reaktanz und der fossilen Desinformation. Wenn ich nur an die vielen, finsteren Warnungen gegen unser erstes Elektroauto und dessen Batterie vor acht Jahren denke, werde ich richtig sauer – denn das Auto hat uns nie enttäuscht und dient inzwischen als Gebrauchtwagen einem glücklichen, jungen Ehepaar. Die fossilen Desinformationen und Lügen haben die notwendigen Entwicklungen um Jahre verzögert und letztlich auch die Zukunftschancen vieler Belegschaften der deutschen Autokonzerne für kurzfristige Manager-Boni und Dividenden verzockt.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/batterien-fuer-elektroautos-laenger-haltbar-immer-mehr-fossile-luegen-werden-entlarvt/

      Dabei möchte ich darauf hinweisen, dass nicht nur deutsche Autokonzerne, sondern auch etwa der US-amerikanische Flugzeughersteller Boeing diesen Irrweg in den Shareholder-Value, also die kurzfristige Abzocke anstelle nachhaltiger Investitionen, gegangen ist.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/enge-der-zeit-statt-technologieoffenheit-shareholdervalue-strategien-bei-boeing-und-mercedes/

      Letztlich ergibt sich damit für die Wirtschaft ein ähnliches Bild wie für die Politik: Aufsteigende Mittelständler sind meist dynamischer als bereits große, von Börsenmanagern geleitete Konzerne. Ebenso sind Kommunen und Regionen mitunter dynamischer als zentralistisch agierende Nationalstaaten.

      Auch wirtschaftswissenschaftlich stünden wir mit einem post-dualistischen Denken “Jenseits von Markt und Staat” längst viel besser da!

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-9-zur-wirtschafts-nobelpreistraegerin-elinor-ostrom/

      Und so müssen wir uns, meine ich, schon dem Umstand stellen, dass die solaren Technologien lange Zeit medial, politisch und wirtschaftlich ausgebremst wurden – und jetzt, da es immer häufiger sogar Strom-Überproduktionen gibt, die Energiespeicher wiederum bekämpft werden. Der solare Durchstart samt Solarpunk hätte schon viel früher beginnen und die Energiewende schon viel weiter sein können!

      An der University of Delaware entstand 1973 das Solar One-Projekt, das erste Haus mit einer gebäudeintegrierten Photovoltaikanlage.[34] Solar One (♁39° 40′ 37,6″ N, 75° 44′ 36,2″ W) steht mit zurückgebauter Photovoltaik in der South Chapel Street, Newark, Delaware.

      Der erste mit Solarzellen betriebene Taschenrechner wurde 1976 von Sharp angeboten (im Bild ein Sharp EL-350, ein Modell der 1980er Jahre)
      1976 entschied sich die australische Regierung, das gesamte Telekommunikationsnetz im Outback mit photovoltaisch gestützten Batteriestationen zu betreiben. Einrichtung und Betrieb waren erfolgreich und ließen das Vertrauen in die Solartechnologie deutlich ansteigen. Ebenfalls 1976 wurde der erste von Solarzellen betriebene Taschenrechner – und damit das erste photovoltaische Massenprodukt – auf dem Markt angeboten, der EL-8026 Sun Man von Sharp.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Photovoltaik

      Ihnen noch einmal herzlichen Dank für Ihren spannenden und anregenden Druko! 🤓🙌

  6. Schätze mal, damals waren wir naiv und dumm genug, das zu erwarten, was heute tatsächlich eintritt – dass es sich bei der Ölverbrennung um ein technologisches Problem handelt, das durch Technologie aus der Welt geschafft werden würde. Ich jedenfalls hätte in den Achtzigern nie erwartet, dass im magischen Jahr 2000 noch Benzinmotoren im Gebrauch sein würden. Nuklearbatterien, Elektroantriebe, Sci-Fi-Magie – aber Verbrenner? Die waren schon vor 50 Jahren nur eine Übergangstechnologie.

    Das war aber noch eine Zeit, in der VW noch Autos für die Zukunft bauen wollte und nicht die Welt in der Vergangenheit marinieren, um auf ewig Amish-Kutschen zu verkaufen. It’s the Zeitgeist, stupid – damals waren wir jung und lebendig. Heute sind wir alt und untot.

    Außerdem stanken die Dinger damals noch bestialischer als heute, lärmten viel mehr und qualmten wie die Hölle. Wir hatten nie was dagegen, das halbe Leben im hupenden Stau zu verbringen im Namen der großen Freiheit, aber Verbrenner loszuwerden war auch eine Frage des Lebenskomforts.

    Damals gab’s auch noch NATO, Amerika war das Bollwerk von Freiheit, Demokratie und Sicherheit, Europa wuchs zusammen, wir glaubten, morgen ist entweder Atomkrieg, oder die ganze Welt wird ein großes, glückliches Amerika. Dass das auch bedeutet, dass die Mannschaft der Enterprise nicht mehr aus vorwiegend Weißbroten bestehen würde, war uns kaum je in den Sinn gekommen. Diktatoren waren Witzfiguren, die früher oder später von der Demokratie überrollt werden würden. Warum sich das Leben schwer machen, um irgendwelchen Losern das Leben schwer zu machen, die sowieso bald weg wären?

    Utopien, Dystopien, waren ferne Zukunft, aber um fossile Tyrannen zu fürchten waren wir einfach zu unsterblich und unbesiegbar. Und so, wie Israel seine Nachbarn verdrosch, bestätigte uns das eher in unserer Hybris, als dass es uns Sorgen machte.

  7. Nö, Verbrenner waren damals absolut keine Übergangstechnologie. Da projezierst du heutiges Wunschdenken auf damalige Realitäten.

    Ganz im Gegenteil war unter anderem darum Kalkar, der schnelle Brüter so überaus notwendig: weil nur er die notwendige billige Energie bereit stellen konnte, Kohle zu verflüssigen, um so unsere Verbrennerantriebe weiter betreiben zu können. Auch dann weiter betreiben, wenn der Schah spätestens 2020 kein Öl mehr liefern kann! Unter anderem mit der Kohleverflüssigung ist die Notwendigkeit des schnellen Brüters von der Regierung Rau (Landesregierung, das war ein paar Jahre vor dem Barmer Ersatzkanzler) begründet worden.

    Anfang der 70er Jahre waren alternative Antriebe zum Verbrennungsmotor bestenfalls Science Fiction.

  8. Guten Abend @Michael,

    wieder mal zeigt sich, das wohl auf jede Idee eine neue folgt wenn man diese erörtert 🙂

    Tatsächlich kann man eigentlich die Frage sehr wohl stellen, wieso die Atomkraft damals so großen Aufwind erlebte, Windkraft die damals schon sehr erprobt war eher weniger, genauso wie Solarmodule oder Biogasanlagen (seit dem Zeitpunkt auch schon über hundert Jahre teil der Forschung) eigentlich gar nicht, außer eben in kleineren Interessensgreisen, den Nerds der Energieentwicklung.

    Frankreich ist da sehr interessant, die haben in dieser Zeit sich als das Atomkraftland schlechthin aufgebaut, gestützt mit kolonialen billigen Uran und mit der Aussicht auf Hunderttausende Arbeitsplätze die schön Populär machen.

    Ich glaube, das sind die zwei Faktoren die dabei am meisten mitspielen. Extrem viel Energie, relativ billiger Rohstoff, viele Arbeitskräfte und somit ein sehr guter kurzfristiger Gewinn. Mittelfristig schweineteuer so ein Atomkraftwerk und eigentlich nicht rentabel und langfristig eine Katastrophe allein durch den Abfall.

    Die anderen Energiequellen waren wohl einfach nicht cool genug, den auch schon damals hätte massive Forschung großes bewirken können.

    Mir fällt zu den 70 noch eine South Park Folge ein, ich schreibe sie hier nieder, falls das aber das Thema des Beitrags vollkommen verfehlt, bitte ruhig löschen.

    Um die Folge zu verstehen muss man Wissen das der Charakter Mannbärschwein (halb Mann, halb Bär, halb Schwein) eine Parodie auf den Klimawandel ist und eine Veraschung an El Gore, der damals sehr eindeutig vor dem Klimawandel gewarnt hatte, so dermaßen das ihn die Schöpfer von South Park dafür durch den Kakao gezogen haben. Rückblickend geben beide El Gore vollkommen recht und Mannbärschwein ist in South Park ein realer Charakter der als Klimawandel die Zeichentrickwelt Heimsucht.

    Nun zur Folge:

    Mannbärschwein (Klimawandel) wurde von der alten Generation heraufbeschworen weil sie Eiscreme, fetzige Autos und Kleidung wollten. Alle paar Jahre kommt er zurück und tötet in wilder Raserei die Kinder und Kindeskinder der alten Generation als Tribut. Kennt man ja aus gewissen Horrorfilmen.
    Nun, die Kinder finden das nicht so cool und wollen den Vertrag mit Mannbärschwein beenden. Leider hat sich dieser aber Generationstechnisch verändert, es geht nicht mehr um Eiscreme, Autos und Klamotten, sondern um Videospiele, Fliegen und Elektronischen Schnickschnack. Die Stadtbewohner und die Kinder gehen mit Mannbärschwein einen neuen Vertrag ein und er kommt eben in ein paar Jahren wieder.

    Um es zusammenzufassen. Man wirft zwar den älteren vor, mit ihrer Lebensweise erst die Misere ermöglicht zu haben, vergisst aber einerseits das diese eben auch erst mal Erwachsen werden mussten und die Zeit wo sie etwas wirklich tun konnten die war, wo sie selber Kinder bekamen (oder nicht).
    Die zweite das die Bedürfnisse von damals als lächerlich oder falsch angesehen werden, das gleiche aber unsere nachkommen wohl auch über uns sagen werden.

    Im Endeffekt gibt niemand einfach so alles auf wenn man nicht den drang hat ein Märtyrer zu sein oder sie von allem Besitz lösen will. Da ist der langsame Transformationsprozess zwar nervenaufreibender, aber auch vielversprechender.

    Durch den Angriff auf den Iran, also die Abrechnung die schon seit Jahrzehnten eigentlich schwellt, kommt meine persönliche Zukunftsbefürchtung etwas näher. Israel kann den Iran wie er jetzt ist mithilfe der USA wohl zerstören. Dabei wird es unweigerlich aber zu Zersplitterung kommen, knapp 50% der Iraner sind keine Perser sondern andere Volksgruppen.
    Ob Kurden, Belutschen oder Aserbaidschaner. Im schlimmsten falle entsteht ein Staat der dem heutigen Irak ähnelt mit Konflikten an jeder Grenze und dutzenden Akteuren die nichts lieber tun als ihre jeweiligen Gegner mit Separatisten zu ärgern. Nicht zu vergessen der Konflikt um Wasser den Afghanistan, der Iran und Pakistan zusammen mit den Belutschen Konflikten dazu haben.
    Dazu noch die Großmachtsphantasien in gewissen Türkischen Kreisen die ja geradezu Einladen. Keine wirklichen Konkurrenten mehr, Russland geschwächt und beschäftigt, der Iran zerstört und Israel wird dann mit sich selbst beschäftigt sein. Wer hindert dann Aserbaidschan und die Türkei daran Einfluss zu nehmen, Armenien und Georgien vielleicht einfach hops zu nehmen, mitsamt Syrien und dem Irak?

    Vielleicht steigere ich mich gerade etwas hinein, aber die Möglichkeiten sind da und Autoritäre auf der ganzen Welt scheinen nach alter Größe zu dürsten.

    So, wünsche eine gute Nacht, Entschuldigung für den doch sehr langen Kommentar

  9. Dass es Elektroautos vorher schon gegeben hat, ändert nichts, überhaupt nichts daran, dass die Vorstellung, Verbrenner durch Elektromobilität zu ersetzen, damals reines Wunschdenken war!

    Du stellst doch die Frage, warum 1973 keine Auseinandersetzung mit dem Fossilismus stattfand! Nun, wenn Du darauf ernsthaft eine Antwort willst, musst Du auch bereit sein, Dich in die Gedankenwelt des Durchschnittsdeutschen damals hinein zu versetzen.

    Und die sah nun einmal damals so aus, dass Autos mit Sprit fahren, dass eher der Rhein brennt, als dass das Ruhrgebiet keine Kohle mehr produziert, dass selbst das Wort Elektromobilität noch vierzig Jahre lang absolut unbekannt war…

    Du machst (und zwar gewohnheitsmäßig, wie mir scheint) genau den gleichen Fehler, wie Paul S in seinem Beitrag: Du projizierst Deine heutige Gedankenwelt in die frühen Siebziger – und wunderst Dich dann, wieso die Leute damals noch nicht weiter waren.

    • Nein, @schorsch – ich weise nur darauf hin, dass „die Gedankenwelt des Dirchschnittsdeutschen damals“ auch bereits medial und politisch durch Diskurse, Konzern- und Parteiinteressen beschränkt wurde. Ich habe ja noch selbst erlebt, wie Elektromobilität und insbesondere Elektrobatterien als Energiespeicher von Fossilisten diffamiert wurden, als sie längst voll einsatzbereit waren:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/batterien-fuer-elektroautos-laenger-haltbar-immer-mehr-fossile-luegen-werden-entlarvt/

      Schon 1979 ließ der demokratische US-Präsident Jimmy Carter (vor dem Hinblick des fossilen Ressourcenfluches im Iran!) eine Solaranlage auf dem Weißen Haus anbringen, die vom Republikaner Ronald Reagan 1986 wieder entfernt wurden.

      Wir alle nehmen immer nur einen Teil der Wirklichkeit und auch technologischen Potentiale unserer Zeit wahr. Die „Natur des Glaubens“ besteht aber auch darin, diesen gedanklichen Spielraum immer wieder erweitern zu können. Damals war mehr und heute ist noch viel mehr möglich! 😊🙏🌞👍

  10. @Geschichte der Energiewende

    Die Erneuerbaren sind erst heute so richtig dabei, wirklich konkurrenzfähig zu werden. Das hätte schneller gehen können, und kann immer noch schneller gehen. Da müssen und können wir mit Leben.

    So hat die Atomenergie ihre Zeit gehabt. Selbst wenn man die Laufzeiten der AKWs in Deutschland nicht begrenzt hätte, würden jetzt bis spätestens nur noch in wenigen Jahren alle Reaktoren vom Netz genommen werden, weil genug grüner Strom vorhanden ist. Zumal die AKWs auch keine Backupkraftwerke sein können, die müssen Tag und Nacht möglichst das ganze Jahr durchlaufen.

    Mit dem Ende des Schnellen Brüters und der WAA hat man auch noch rechtzeitig die Kurve gekriegt, sonst hätten wir jetzt jede Menge Anlagenschrott da stehen mit noch viel mehr Atommüll an der Backe.

    Das Growianprojekt soll wohl eine Fakeentwicklung der Stromkonzerne gewesen sein. Man hat sich groß hingestellt, das man hier die Entwicklung anführen will, und das extra so konstruiert, wie es nicht funktionieren kann. Die Anlage war ein Zweiflügler und für den Anfang viel zu groß. Und der Fake hat dann funktioniert, alle haben gewartet, was Growian macht.

    Erst als die Dänische Firma Vestas die Sache in die Hand genommen hat mit Dreiflüglern von zunächst mal Rotorblättern von 10 Meter Länge hat das dann auch geklappt.

    Dann hat man nach und nach die Rotorblätter immer länger gemacht, und nach und nach die Technik immer größer hinbekommen. Aktuell sind wir bei über 100 Metern angekommen. Also um die 200 Meter Durchmesser bei Nabenhöhen von um die 200 Metern.

    Inzwischen sind wir wirklich viel weiter. Vermutlich sind der aktuell begrenzende Faktor insbesondere bei PV und Lithiumbatterien die chinesischen Produktionskapazitäten.

    Es zeichnet sich auch ab, dass das Gewicht und die Kosten der Batterien von E-Autos bald nicht mehr schwerer und teurer als die Verbrenner sind, und mit Schnellladezeiten von 10 Minuten voll einsatzfähig wären. Insbesondere wenn die Ladeinfrastruktur steht und durch bidirektionale Anschlüsse die effektiven Stromkosten bis auf Null sinken können.

    Die AfD hatte übrigens angekündigt, nicht nur keine neuen Windräder mehr zu genehmigen, sondern vom Abriss aller Anlagen gesprochen. Das wäre dann schon ein Weg wieder raus aus der Energiewende, verbunden mit entsprechenden Kostenexplosionen. Mit demokratischen Regierungen und rein wirtschaftlich betrachtet scheint die Energiewende jedenfalls nicht mehr aufzuhalten sein.

    Ein Krieg mit China und eine damit verbundene Einstellung aller Handelsbeziehungen könnte allerdings schon Schwierigkeiten machen. Allerdings würde das wohl die gesamte Wirtschaft in der EU dermaßen lahmlegen, dass wir dann auch viel weniger Strom brauchen. Und was hier einmal installiert ist, das liefert zuverlässig seinen Strom bzw. speichert ihn.

    • Lieben Dank für die technologisch spannenden Ausführungen, @Tobias

      Und, ja, sowohl fossile Konzerne wie auch Lobbyisten und Putinknechte versuchen seit Jahrzehnten und bis heute, die solare Energiewende auszubremsen. Entsprechend geprägte Medien verdrängen bis heute den Diskurs zu erneuerbaren Friedens- und Wohlstandsenergien.

      Machen wir uns bitte bewusst: 52 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg und Ölboykott von 1973, zwei Jahre nach dem Hamas-Terrormassaker vom 7.10.2023 und nun auch während des Iran – Israel – Krieges um dessen fossil finanziertes Atomprogramm gibt es noch immer keine breite Debatte und Wahrnehmung zur ideologischen und auch militärischen Gefahr fossiler Gewaltenergien!

      Doch, immerhin, diesmal regt sich das Fediversum und der Solarpunk als Technologie- und Friedensbewegung… 🌞📚🌈

      Ermutigende Nachrichten gibt es auch aus dem direkt von Putin bedrohten Finnland 🇫🇮 :

      Sandspeicher für Fernwärme steht in Finnland
      Ein Silo voller Speckstein speichert Wärme, die später in das Fernwärmenetz abgegeben wird. Damit brauchen sechs finnische Kommunen kein Öl mehr.

      https://www.heise.de/news/Groesster-Sandspeicher-fuer-Fernwaerme-steht-in-Finnland-10441006.html

      Lass uns für echten Solarpunk-Fortschritt, für erneuerbare Friedens-, Wohlstands- und Sicherheitsenergien samt Energiespeichern dranbleiben, ja?

  11. Herzlichen Dank für die freundliche Erwähnung. Das ehrt mich sehr.

    Vielleicht darf ich noch folgendes Detail erwähnen: In den 1970er Jahren erwarb der Iran (Persien) unter dem Schah große Aktienpakete von Daimler. Sehr viel später las ich, dass die Anteile sogar über 50% hätten liegen können.

    Somit sicherte sich der Erdölproduzent Iran Einfluss auf einen Autohersteller.

    Die Revolution in Iran kam nicht aus dem Nichts, sondern war die Folge der Unterdrückung der Bevölkerung durch das von den USA gestützte Regime des Schahs.

    • Sehr gerne und Danke Ihnen, @Marie H.

      Nachdem er „Öl- und Glaubenskriege gelesen hatte, vertraute mir ein Freund aus einem großen, süddeutschen Automobilkonzern einmal an, wie ein Anlagefonds aus Kuwait mehr Ölwechsel-Empfehlungen durchgesetzt hatte, als technologisch notwendig waren. So wurden weltweit Automobil-Besitzende um Millionen von Euro betrogen, Unmengen an Erdöl sinnlos vergeudet und teuer als Altöl „entsorgt“ und unsere Mitwelt ohne Sachgrund vergiftet.

      Dagegen wurde eine bereits funktionierende Technologie der Öl-sparenden Öldialyse nach fossilen Kräften weggedrückt!

      Und die fossilen Unsummen finanzieren weiterhin Ressourcenfluch-Diktaturen, Waffen – sogar Atomwaffen – und Kriegszüge, Terrorgruppen und Antisemitismus! Auch durch den Dialog mit Ihnen habe ich gelernt, wie der Fossilismus schon in den 1970er Jahren verhängnisvoll agierte.

      Daher wird das nicht mein letzter Dank für unsere Solarpunk-Dialoge gewesen sein! 🤓🌞🖖🌈

      Und gerade kam als neue Solarenergie-Nachricht via Mastodon herein:

      Xi’an, China – Das chinesische Solarunternehmen Longi hat mit einem Wirkungsgrad von über 27 Prozent einen neuen Effizienzweltrekord für kristalline Silizium-Heterojunction-Rückkontakt-Solarzellen (HBC – Heterojunction Back Contact) aufgestellt.

      Bestätigt und zertifiziert wurden 27,09 Prozent vom Institut für Solarenergieforschung Hameln (ISFH) in Deutschland.

      Um das Problem der hohen Strukturierungskosten für Zellen mit Rückkontakttechnologie zu verringern, hat das Forschungs- und Entwicklungsteam von Longi den kostspieligen Fotolithografieprozess aufgegeben und erfolgreich einen reinen Laserstrukturierungsprozess entwickelt. Mit dem neuen Weltrekord für monokristalline Silizium-Solarzellen schlägt Longi seinen eigenen Rekord mit 26,81 Prozent aus dem November 2022.

      https://www.iwr.de/ticker/reiner-laserprozess-longi-erzielt-neuen-effizienzweltrekord-fuer-heterojunction-rueckkontakt-solarzellen-artikel6172

      Wie schade und kurzsichtig, dass unsere Bundesrepublik Deutschland seine einst führende Solarindustrie in den 2010er Jahren unter einer CDU-Regierung aufgab und diese Zukunftsbranche „verschenkte“. Bin deswegen immer noch verstimmt, zumal manche den Fehler gerne beim grünen Wasserstoff wiederholen wollen…

  12. @Michael 17.06. 07:48

    „Ein Silo voller Speckstein speichert Wärme, die später in das Fernwärmenetz abgegeben wird. Damit brauchen sechs finnische Kommunen kein Öl mehr.“

    Das passt ganz gut zu Fernwärme als Kombination von Großwärmepumpe und Kraftwärmekopplung, die anfangs noch mit Erdgas, später dann mit Biogas und Wasserstoff laufen kann. Hat man Stromüberschüsse in Netz, kann man die Wärmepumpe einen Sandspeicher aufheizen lassen, der dann später in Mangelsituationen die Wärmeversorgung unterstützt.

    Das kann einen recht kostengünstigen zusätzlichen Energiespeicher hergeben, mit Ladezyklen in etwa zwischen 5 und 20 im Jahr.

  13. @Sandspeicher im Speichermix

    Ob die Sandspeicher auch als saisonale Wärmespeicher mit einem Ladezyklus von 1 im Jahr taugen, wäre zu überlegen.

    Alternativ dazu kann man Wasserstoff saisonal in den derzeitigen unterirdischen Erdgasspeichern lagern. Und man kann alles anfallende Biogas ebenso Speichern. Auch kann man den Müll, den man sowieso verbrennen will, für den Winter einlagern und dann konzentriert im Winter zur Stromerzeugung verbrennen.

    Auch z.B. Holz oder andere organische Reste kann man lagern und bevorzugt im Winter verbrennen, oder sogar für mehrere Jahre lagern, als Notreserve für besonders kalte Winter oder für ertragsarme Jahre. Der Ertrag von Wind und Sonne schwankt nun auch über ganze Jahre um bis zu +- 10 %.

    Hier helfen dann aber auch europaweite Stromleitungen und vor allem Wasserstoffpipelines.

    Klar dürfte auch sein, dass die Großwärmepumpen von Fernheizungsnetzen auch tägliche Stromschwankungen mit auffangen können, indem man die mit Heißwassertanks ausstattet, die einen halben Tag überbrücken können.

    Als Wärmequelle für Großwärmepumpen bietet sich hier in Dortmund das bis zu 30° warme Grubenwasser an, dass sowieso aus den aufgegebenen Kohlegruben abgepumpt wird.

    Theoretisch können die Fernwärmenetze auch Kälte mit anbieten, die man dann zur Klimatisierung insbesondere in den heißen Innenstadtbereichen gut brauchen könnte. Wenn man hier im Sommer mit den Wärmepumpen Hitze für die Sandspeicher erzeugt, würde Kälte in Form von vielleicht 10 ° kaltem Wasser als Nebenprodukt sowieso anfallen. Notfalls dann 0° kaltes Wasser, das müsste für Klimaanlagen doch kalt genug sein.

  14. @Wärmepumpen

    Eine Wärmepumpe, die die Heizung alleine bestreiten kann, ist schwierig. Je höher die nötige Heizleistung, desto schlechter ist auch noch der Wirkungsgrad dieser Technik. Der Strombedarf bei großer Kälte würde jede Menge Extrabackupkraftwerke erfordern. Insbesondere für schlecht isolierte Häuser mit alten Heizkörpern.

    Für einzelne frei stehenden Häuser wäre eine Kombination der Wärmepumpe mit Holz- oder Gaskesseln besser.

    Bei mir hier im dichtbebauten Innenstadtbereich ist offenbar Fernheizung alternativlos. Das kann eine Kombination von Großwärmepumpe und Kraftwärmekopplung sein. Dann kann die Wärmepumpe laufen, soviel wie grüner Strom zur Verfügung steht, reicht das nicht mehr aus, kann dann die Kraftwärmekopplung zugeschaltet werden. Das liefert nicht nur die fehlende Wärme, sondern auch gleich Strom.

    Diesen Strom können in dieser Situation dann auch die Wärmepumpen in den Einzelhäusern gut brauchen. So können wir dann jede Menge Strommengen in windigen Zeiten für Heizzwecke verarbeiten, hätten dann aber auch die Möglichkeit gespeicherten Wasserstoff am effizientesten als Heizungsergänzung einzusetzen und können zugleich Backupstrom liefern. So realisiert sich dann eine saisonale Energiespeicherung, um über den Winter zu kommen.

    Für die Großwärmepumpen kann man dann auch günstigere Wärmequellen als die Außenluft nutzen, also z.B. in Dortmund etwa Grubenwasser.

  15. @Michael 18.06. 00:25

    „Einen Bedarf, unsere Wärmepumpe durch andere Heizanlagen zu ergänzen, hat sich auch für uns bislang nie ergeben.

    Hast Du möglicherweise einen gut isolierten Neubau mit Fußbodenheizung? Ob man jetzt Außenluft als Wärmequelle nutzen muss oder was besseres hat, spielt auch noch eine Rolle. So kann dann auch die Wärmepumpe alleine reichen.

    Fernheizung im Innenstadtbereich eröffnet jedenfalls weitere Möglichkeiten auch für Altbauten.

  16. @Michael 18.06. 00:25

    „Ja, wir haben damals die Wärmepumpe direkt mit dem Neubau, Fußbodenheizung und guter Wärmedämmung integriert. Diese Investitionen haben sich post-fossil bewährt.“

    Für Neubauten ist das in jedem Fall sinnvoll. Aber einen Altbau entsprechend auszurüsten kann teuer sein. Außenwandisolierungen, eventuell noch mit neuen Fenstern und eine Fußbodenheizung kann sich nicht jeder leisten. Dann kommt noch die Wärmepumpe selber dazu.

    Da bin ich froh, dass bei mir hier in der Innenstadt die Fernwärme das Problem löst. Das dürfte ohne Isolierung und Fussbodenheizung auch funktionieren und dennoch am Ende klimaneutral laufen. Und eine Kühloption wäre damit auch denkbar. Wir haben jetzt schon ca. 2° mehr, und werden in 20 Jahren noch 2 ° mehr dazu bekommen. In den oberen Etagen könnte eine moderate Kühlung sinnvoll werden.

    Wenn die Großwärmepumpe im Sommer Hitze für den Sandspeicher produziert würde kaltes Wasser sowieso als Nebenprodukt anfallen. Vielleicht lässt sich das ja realisieren.

    • Danke, @Tobias – aber bedeutet das denn dann nicht auch umgekehrt, dass die fossile Verzögerung des Wärmepumpen-Ausbaus schon im letzten Jahrhundert also über Jahrzehnte in fossil beheizten Altbauten nachwirkt? Wer Wohnungen auf fossile Heizungen ausrichtet, bindet die darin wohnenden Menschen ja über lange Zeit und beschert den Fossilisten enorme Einnahmen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas…

  17. @Michael 18.06. 14:12

    „Wer Wohnungen auf fossile Heizungen ausrichtet, bindet die darin wohnenden Menschen ja über lange Zeit und beschert den Fossilisten enorme Einnahmen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas…“

    Ich gehe jetzt davon aus, das die Fernwärmelösungen eine Kombination von Großwärmepumpe mit Kraftwärmekopplung sein werden. Letzteres wird zunächst noch mit Erdgas laufen müssen, aber schon in wenigen Jahren dann auf Biogas und Wasserstoff umgestellt werden können. Und damit dann eben komplett Klimaneutral. Gasturbinen oder Gasmotoren können so gebaut werden, dass sie sowohl mit Methan wie mit Wasserstoff laufen.

    Wenn hier und da Renovierungen anstehen, kann dann auch in Außenwandisolierungen und Fußbodenheizungen investiert werden. Das muss aber gar nicht schnell gehen. Hier ist es aktuell erstmal viel effektiver jetzt in PV-Module, Windräder und Lithiumspeicher zu investieren.

    Geld, Rohstoffe und vor allem auch Arbeitskräfte sind nun mal begrenzt. Wir können nicht alles sofort und auf einmal umsetzen. Besser immer erstmal da weitermachen, wo aktuell mehr bei herauskommt.

    Da sind kostspielige Renovierungen nicht das Erste.

    Wichtig wäre auch die Ladeinfrastruktur für E-Autos. Und eine Strommarktgestaltung, die Speicherlösungen aller Art gut integriert.

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