Verschwörungsmythen zu den Wahlen: US-Blackrock gegen Trump, Big Pharma und das EU-Hochwasser als Wettermanipulation

Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas gilt als weltweit gewichtige Stimme für deliberative Demokratie und die sogenannte “Konsenstheorie der Wahrheit”, nach der sich der Wahrheitsanspruch in der intersubjektiven Überprüfung (Theoriearbeit, Wissenschaft) und im Dialog zu beweisen hätten. Dies entspricht nicht nur präzise der kognitiven Weltanschauung des dialogischen Monismus, die von einer gemeinsam zu erschließenden Welt ausgeht. Schon 1973 sah Habermas in “Wahrheitstheorien” auch die Gefahren des esoterischen Dualismus, wenn “metaphysische Wahrheitstheorien” gegen empirisch gesichertes Wissen “zu extensiv” vertreten würden, wie auch des normativen Relativismus, wenn “positivistische Wahrheitstheorien […] die Wahrheitsfähigkeit praktischer Fragen überhaupt leugnen” als “zu restriktiv”. Ehrlicher Dialog führt in die Mitte. Wenn wir Menschen Wahrheit finden, dann nur gemeinsam. Entsprechend betonte Habermas dann in seinem Hauptwerk “Theorie des kommunikativen Handelns” (1981), dass Dialog und Demokratie auf “kommunikativer Rationalität” beruhen müssten – sonst sei weder eine gleichberechtigte Kommunikation noch eine rationale Wahl möglich.

Doch mit der Ausbreitung digitaler, antisozialer Medien wie X, deren Eigner Elon Musk auch selbst antisemitische Verschwörungsmythen gegen George Soros postete, sich auch nach dem Hamas-Terrormassaker des 7.10. mit dem fossilen Ressourcenfluch-Regime des Iran solidarisierte und in diesen Tagen übelsten Sexismus gegen Taylor Swift und nun auch noch eine Mordfantasie gegen US-Präsident Joe Biden und die kandidierende Vizepräsidentin Kamala Harris X-postete, kommen der dialogische Monismus und die wankenden, liberalen Demokratien an ihre Grenzen. Sehr bewusst hatte ich im Gespräch mit Prof. Dr. Inan Ince zu Musk warnend auf den damaligen Medienmilliardär Alfred Hugenberg hingewiesen, der entscheidend zum Aufstieg der NSDAP zwischen 1928 und 1933 beitrug.

Und in Deutschland leider wenig beachtet, hatte der Supreme Court der USA erst im Juni einen Milliarden-“Deal” zwischen der Purdue-Familie Sackler und Betroffenen der Opioid-Krise zurückgewiesen: Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger der Vereinigten Staaten waren aufgrund der missbräuchlichen Verabreichung von Schmerzmitteln süchtig geworden, ganze Familien und Gemeinden zerfallen, noch heute gibt es täglich Todesopfer. Gerade auch wer wie ich für Wissenschaft und Medizin einschließlich von Impfungen, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit eintritt, muss anerkennen, was für einen enormen Vertrauensverlust “Big Pharma” damit bereits angerichtet hat! Dass es dazu noch keine Top-Verurteilungen und nicht einmal erhebliche Strafzahlungen gegeben hat, ist den meisten Menschen auch durch noch so viel “politische Bildung” nur schwer zu vermitteln. Wenn unsere demokratischen und rechtsstaatliche Systeme überleben wollen, müssen sie gegen ihre Feinde deutlich wehrhafter werden.

Und, nein, der rapide Vertrauensverlust und Aufstieg von Verschwörungsmythen betrifft längst nicht mehr “nur” die USA oder Brasilien. Auch heute schon, während wieder ein “Jahrhunderthochwasser” in Mittel- und Osteuropa tobte, verbreiteten sich auf einem Telegram-Kanal zum rechtsdualistischen AUF1-Sender um Stefan Magnet aus Österreich bereits

Klimakrise-Verschwörungsmythen zur österreichischen Nationalratswahl am 29. September 2024

Demnach gaben bereits heute 63% von bis dato knapp 15.000 Abstimmenden einer “anonymen Umfrage” an, “hinter dem aktuellen Unwetter” stecke “Die menschengemachte Wettermanipulationen”. Weitere 17% stimmten politikfeindlichen Ansagen zu, 17% vermeinten “normale Wetterextreme” zu sehen und nur 3% akzeptierten einen “menschengemachten Klimawandel”. Selbstverständlich ist eine solche Umfrage in keiner Weise repräsentativ – doch sie zeigt auf, was für riesige Blasen aus Verschwörungsgläubigen sich auch mitten in der EU bereits gebildet haben. Und Umfragen verheißen dem FPÖ-Chef und Innenminister Herbert Kickl, der den NS zitierend als “Volkskanzler” kandidiert, ein starkes Wahlergebnis.

Screenshot aus einer Telegram-Gruppe zum rechtsdualistischen Verschwörungskanal AUF1. In einer "anonymen Umfrage" zum "aktuellen Unwetter" hätten demnach 63% der knapp 15.000 Befragten "Die menschengemachte Wettermanipulation" verantwortlich gemacht.

Screenshot aus einer Telegramgruppe. Screenshot mfG: Ulrich / Mastodon

Ein im deutschsprachigen Raum weit verbreiteter Verschwörungsmythos verbindet dabei die angebliche “Wettermanipulation” mit einer angeblichen “Great Reset”-Weltverschwörung um das World Economic Forum (WEF) in Davos.

USA-Deutschland: Antisemitische Blackrock-Verschwörungsmythen

Es dauerte nur wenige Stunden, bis Thomas Matthew Crooks, der im Juli getötete Attentäter gegen Donald Trump, in einem Werbevideo von BlackRock identifiziert wurde. Und der Gründer, Aufsichtsrats- und Vorstandschef von des riesigen Finanzkonzerns, Laurence Douglas Fink, ist nicht nur ein langjähriger Förderer der US-Demokraten, sondern auch jüdischer Herkunft.

Schon in den Jahren zuvor hatten Trump-Unterstützer Ökosozialismus-Verschwörungsmythen gegen George Soros und sogar im Namen von Simon Wiesenthal gegen Black Lives Matter (BLM) verbreitet.

Und seitdem heute erneut ein mutmaßlicher Attentäter gegen Trump – Ryan Wesley Routh, ein früherer Unterstützer, der sich rechtsdualistisch gegen den Pro-Putin-Kurs des früheren Präsidenten gewandt habe – verhaftet wurde, eskalieren diese BlackRock-Verschwörungsmythen nun mit Bezug auf die Ukraine weiter. Zumal auch der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz einst in führender (Aufsichtsrat-)Position bei BlackRock mitgewirkt hat, gingen und gehen auch bei mir immer mehr entsprechender Anfragen ein. Auch bei der Präsidentschaftskandidatur von Emmanuel Macron spielte seine frühere Tätigkeit bei Rothschild eine Rolle. Ich meine, Macron tat gut daran, sich den entsprechenden, oft antisemitischen Verschwörungsvorwürfen früh, selbstbewusst und transparent zu stellen.

Fazit: Wir brauchen Medienbildung und Prebunking

Wieder und wieder setze ich mich ja sowohl als Beauftragter gegen Antisemitismus wie auch als Blogger und Lehrbeauftragter für Medienethik am KIT Karlsruhe für mehr Medienbildung ein – und freue mich, dass schon ab Herbst 2025 ein entsprechendes Angebot an den Schulen in Baden-Württemberg eingeführt werden soll.

Aber darüber hinaus plädiere ich für ein aktives Prebunking, also für ein frühes und vorausschauendes Aufklären gegen Verschwörungsmythen: genau das, was ich auch durch diesen Blogpost tue. Dazu gehört schon aus Gründen der Glaubwürdigkeit auch ein kritischer, interdisziplinärer Blick auf unser Wirtschaftssystem, die Rolle fossiler Lobbyisten und Konzerne und die Gefahr durch Verschwörungsmythen befeuernde Bewegungen und Medien.

Den feindseligen Dualismus können wir nicht wiederum durch Dualismus bekämpfen – als gäbe es keinen demokratischen Reformbedarf, keinen fossilen Lobbyismus zugunsten der globalen Erhitzung, keine fossile Finanzierung von Putin und Islamisten, keine Opioid-Krise, keine transhumanistischen Rechtsdualisten. Es gibt keine Weltverschwörung, aber sehr wohl reale Verschwörungen gegen unsere Demokratien und die Menschen, die ihnen vertrauen.

Den feindseligen Dualismus können wir auch nicht durch Relativismus bekämpfen – also durch die Behauptung, es gäbe ja ohnehin keine gemeinsame Wahrheit, die durch Dialoge, seriöse Wissenschaft, Medien, Justiz und Parlamente ermittelt werden könnte. Stattdessen sollten wir, am Besten außerhalb der kommerziellen, antisozialen Medien einschließlich konfrontativer TalkShows, jeden Tag um “kommunikative Rationalität”, um dialogischen Monismus ringen.

Dr. Michael Blume in einem blauen T-Shirt von Digitalcourage e.V. für das Fediversum und für Mastodon (Ärmel) sowie mit einer Solarpunk-Tasse.

Ein Foto-Plädoyer von Dr. Michael Blume für das Mastodon-Fediversum und für den Solarpunk. Foto: K2 Blume

Und bei dieser Gelegenheit auch Dank allen, die an meiner heutigen Mastodon-Umfrage zur Wahrnehmung der Klima- und Wasserkrise teilnehmen!

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

30 Kommentare

  1. Danke für den Post.

    Was ich nie verstehen werde: warum muss man eine geheime Weltverschwörung herbeierfinden, wenn doch völlig bekannt ist, wer über Lobbyarbeit die Regierungen beeinflusst, wer die reichsten und mächtigsten Menschen der Welt sind etc.

    Prebunking ok. Aber wirst du damit die erreichen, die du erreichen willst? Liest einer von denen deinen Blog? Oder bist du als regierungsfinanzierter Systemscherge sowieso absolut unglaubwürdig und alles was du sagst ist gelogen?

    Die üblichen Kommentartrolle hier wirst du nicht umstimmen.

    Ich bin irgendwie kurz vorm Verzweifeln und habe keine Ahnung, wie wir da wieder rauskommen.

    • Danke für die interessierten Nachfragen, @Rainer Burkhardt! 🙏

      Gerne gehe ich darauf ein.

      Was ich nie verstehen werde: warum muss man eine geheime Weltverschwörung herbeierfinden, wenn doch völlig bekannt ist, wer über Lobbyarbeit die Regierungen beeinflusst, wer die reichsten und mächtigsten Menschen der Welt sind etc.

      Die reale Welt ist unglaublich kompliziert und wer etwa die Opioid-Krise in den USA wirklich verstehen möchte, muss dafür Zeit und Mühe auf sich nehmen. Verschwörungsmythen dienen dagegen der Reduktion von Komplexität auf vorgefertigte Feindbilder, sie sind innerhalb von Sekunden präsentierbar und finden leider auch im Netz umgehend Zustimmung. So hat in der o.g. Telegram-Gruppe “AUF1” wohl kaum jemand ernsthaft zu Wettermanipulationen recherchiert, es ging vielmehr um das schnelle Blunting (Abblocken) und Wegdeuten des Hochwassers und der Klimakrise.

      Warum so oft jüdische Menschen mit Verschwörungsmythen verbunden werden, erkläre ich in dieser Podcast-Folge:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-folge-2-warum-immer-die-juden-warum-immer-israel-antisemitismus/

      Es würde mich freuen, wenn diese als Text oder zum Hören Ihr Interesse fände!

      Prebunking ok. Aber wirst du damit die erreichen, die du erreichen willst? Liest einer von denen deinen Blog? Oder bist du als regierungsfinanzierter Systemscherge sowieso absolut unglaubwürdig und alles was du sagst ist gelogen?

      Aus der inzwischen reichhaltigen Erfahrung wissen wir, dass verschwörungsgläubige Dualisten (wie z.B. Martin Heidegger) mit zunehmender Dauer der Internalisierung von Verschwörungsmythen immer seltener davon loskommen. Allerdings gibt es Hinweise, dass sich Radikalisierungen durch Informationen wenn nicht umdrehen, so doch aufhalten lassen. Und wo Zweifel doch aufbrechen, helfen gleichwohl digital niedrigschwellige Angebote, die die Betreffenden auch alleine wahrnehmen können – schließlich riskieren sie mit dem Zweifeln ja auch die Zugehörigkeit zu ihrer jeweiligen, dualistischen (Digital-)Gruppe.

      Gerade auch das Konzept des Prebunking wendet sich aber auch gar nicht primär an die bereits Verschwörungsgläubigen, sondern will bislang nicht Verschwörungsgläubige durch frühe Information und Aufklärung gegen Verschwörungsmythen “impfen”. Wer sich beispielweise hier auf dem Blog bereits über die BlackRock-Verschwörungsmythen informiert und Gedanken gemacht hat, wird später geschützt sein und ggf. auch besser reagieren können, wenn diese dann als vermeintliche Enthüllung inszeniert werden.

      Die üblichen Kommentartrolle hier wirst du nicht umstimmen.

      Das kann ich nach jahrelanger Erfahrung als Wissenschaftsblogger so bestätigen – jedoch mit Einschränkung. Es gab durchaus auch anfangs schwierige Kommentierende wie @Webbaer, die sich dann im Laufe der Jahre hier immer mehr auf den Dialog eingelassen und sich einem dialogischen Monismus zumindest geöffnet haben. Ich mache insgesamt gute Erfahrungen damit, früh klare Grenzen zu kommunizieren und konsequent zu moderieren. Wer es nicht schafft, dialogisch zu kommentieren, verliert dann auch meistens bald die Lust. Ein hierzu interessantes Phänomen war die Empörungssucht mancher Trolle nach meinem Abschied von X.

      Ich bin irgendwie kurz vorm Verzweifeln und habe keine Ahnung, wie wir da wieder rauskommen.

      Diese Verzweiflung kann ich sehr gut nachvollziehen, zumal ich die leider oft irrationalen, dualistischen Reaktionen auf die Klima- und Wasserkrise bereits 2015 im Irak erlebte. In einem Gedicht über die “Feuer des Hasses” formulierte ich meine nach Jahren errungene Haltung dazu einmal so: “Bin kein Optimist mehr, ich hab nur noch Hoffnung,”

      Mir scheint, dass es nie zu spät ist, etwas z.B. als Solarpunk selbst zu tun. Und auch falls wir als Menschheit etwa an der globalen Erhitzung oder einem Neo-Faschismus scheitern sollten, so gehört es m.E. doch zu unserer Würde, das Unsere versucht zu haben. Das hat mich auch Ende von “Don’t look up” beeindruckt – they tried.

      Danke für den kritisch-konstruktiv nachfragenden Kommentar und eine gute Nacht! 🙂

      • Guten Abend

        In der Richtung muss man sich wohl an Boenhoffer und seiner Therorie der Dummheit halten.
        Es ist kein Intelligenz Problem, es ist ein emotionales und einfühlvermögen technisches Problem weswegen Menschen Entscheidungen treffen die gegen das Gute in einem Spricht. (Ich lass den Begriff Gut mal so stehen)

        In meiner Heimat werden wir nun in knapp zwei Wochen wählen, diejenigen die den Blauen die Stimme geben machen das aus Prinzip. Selbst wenn deren Haus von einem reißenden Fluss wegetragen wird, wenn sie von selbst nicht die Erkenntnis annehmen wollen, dann tuen sie es auch nicht. Egal was man sagt oder zeigt, man hat die Schuldigen ja schon, alles andere ist unwichtig.

        Sehr beunruhigend.

  2. Zur schnellen Eskalation der globalen Erhitzung und damit leider auch Relevanz der diesbezüglichen Verschwörungsmythen meldete gestern Futurezone:

    Eine neue Studie des norwegischen Center for International Climate Research (CICERO) zeigt, dass sich binnen der kommenden zwanzig Jahre rund siebzig Prozent der Weltbevölkerung mit extremen Wetterveränderung konfrontiert sehen werden. „Im besten Fall werden nach unseren Berechnungen 1,5 Milliarden Menschen von den raschen Veränderungen betroffen sein“, erklärte der Physiker Bjørn Samset. Das aber setze voraus, dass die Treibhausgasemissionen umgehend stark reduziert würden – und zwar weltweit.”

    https://www.futurezone.de/science/article582408/klimawandel-neue-studie-schlaegt-extremwetter-alarm.html

    Ich erlaube mir, dazu noch einmal auf meine Rede vor dem Landtag von Baden-Württemberg am 9.11.2023 hinzuweisen, in der ich vor Antisemitismus und Verschwörungsmythen warnte, mich aber auch dringend für Erneuerbare Friedensenergien aussprach.

  3. Cobra hat die Wettermaschine, man hole G.I. Joe…

    Iä Cthulhu. So sieht’s halt aus, wenn er im R’lyeh unserer Köpfe erwacht und wir all unsere Albträume wahr machen. Was Lovecraft populär gemacht hat, war der hohe Wiedererkennungswert seiner Markenprodukte, denn die Welt, die er beschreibt, lauert gleich hinter der Tapete des Stirnlappens.

    Das ganze Jahr über jaulen wir, dass wir nicht genug Wasser hoch gepumpt bekommen, um Energie zu speichern, ist eine nette Abwechslung, mal zu jaulen, weil viel zu viel Wasser schon oben ist und mit großer Energie herunterkommt. Manchmal nervt es echt, in der Steinzeit der Ingenieurstechnik zu leben und sehen, wie wenig von dem, was theoretisch möglich wäre, praktisch verwirklicht werden kann. Wir retten die Welt, klar. Wir können nicht mal ein paar Städte retten, nachdem wir den Respekt vor den Mächten der Natur verloren und die Polder zugebaut haben.

    Allmachtsfantasien der Klimaretter und Klimaleugner sind wohl zwei Seiten derselben Medaille. Die gesamte Menschheit musste über Jahrhunderte hart daran schuften, das Wetter so katastrophal zu manipulieren. Und wenn jetzt die Flut kommt, kommt von oben nicht: „Wir setzen Ingenieure und Baufirmen dran, technische Lösungen zu finden, um das 08/15-Desaster zu verhindern, das uns seit Jahrtausenden plagt, nachdem wir die alten, halbwegs funktionierenden Lösungen kaputtgemacht haben“, sondern „Jo mei, haltet halt den Klimawandel auf, ihr Wettersünder!“ Denn wenn man nicht die Welt retten müsste, um einen Keller trocken zu legen, dann wäre es ja möglich, und dann müsste man sich ja tatsächlich fragen, warum man es nicht tut, auch wenn man alle Mittel dazu hat!

    Vielleicht müsste man an den oberen Flussläufen ein paar Kanäle graben, die tiefer gelegt sind als das Flussbett, sie das ganze Jahr über trocken halten oder das Wasser kurz vor der Flutwelle ablassen und dann, wenn die große Welle kommt, einen Durchbruch zum Fluss sprengen, damit sie abgesaugt wird. Oder man baut zwischen den Häusern sehr viele Kanäle, die auch erst kurz vor der Flut geöffnet werden, um den Wasserpegel per Kapillarsystem in voraus tiefer zu legen. Im Öko-Zeitalter müsste man wohl der Natur Tribut zollen – wenn man die ganze Gegend mit Baumaschinen verschandelt, müsste man hinterher nicht nur die Wunden wieder verarzten, sondern es müsste auch ein nettes Naturschutzgebiet nebenbei herausspringen.

    Stuttgart-21, Berliner Flughafen, Deindustrialisierung, verfallende Infrastruktur einerseits, Akte X, V – die Außerirdischen, Pizzagate, die Weisen von Zion in Verschwörungsmythen andererseits. Aberglaube eskaliert, wo die Ohnmacht eskaliert. Die Macht der Zahlen, die Macht der festen Größen, die den Menschen sagen, wie sie Dinge in Verhältnis sehen können, weicht LSD-Rausch und den Visionen von Lovecraft, in dessen Hirn die Ereignisse und Tragödien seines Lebens zu kosmischen Ungeheuern wuchsen, und die Einwanderer-Sprachen zu Dämonensprachen verschmolzen. Alath noorshfah kh’zin.

    Es sind nur Fieberträume einer Welt auf der Sterbebett. Ein Diktator identifiziert sich mit seinem Land und behandelt es wie seinen eigenen Körper, deswegen ist Russland Putin – ein Mörder und Schläger, dessen Seele zur Hölle gezerrt wird. Die Verkrampfung der Strukturen und das blinde Um-Sich-Schlagen, die kreischenden Affen, die Purzelbäume um den Angststarren-Azathoth schlagen und für ihn das Brüllen übernehmen, die wahnhaften Ausreden und billigen Entschuldigungen des Verdammten vor dem Jüngsten Gericht, das Drohen und Betteln, doch so sehr er sich anstrengt, er wird nicht zu Gott, der sich selbst erlösen kann, die NATO wird nicht zum Tod, die Ukraine nicht zum Teufel, die Hofzauberer aus der Hundehütte seines Privat-Gottes können ihm nicht die Absolution geben, egal wie sehr er sie mit Gold überhäuft, sondern stürzen mit ihm ins Feuer. Iwans Albträume haben wieder eine dessen schrecklichen Inkarnationen eingeholt. Business as usual im Kreml.

    Trumps Mexikaner, Bischof Hattos Mäuse in der Speedy-Gonzales-Version, die aus allen Wänden kommen, das Ungeziefer, das den Wahnsinnigen in der Gummizelle zu fressen versucht – die Verschwörung eines Gehirns gegen sich selbst, das Kalk rieselt, die Dämme brechen, die Ordnung kollabiert und der Wahnsinn, die tobende Hölle des Unterbewusstseins, bricht ans Tageslicht.

    Ein Mensch auf dem Sterbebett braucht nichts mehr, nur einen Arsch voll Morphium und jemanden, der ihm das Händchen hält. Fürs Morphium sorgt Big Pharma. Den Massen hält der Messias-Massa das Händchen, irgendein Poser-Erlöser wie Trump, Musk, Putin, der sie aus dem Jammertal der verwesenden Leiche ins Gelobte Land führen soll. Doch wer hält ihnen das Händchen, wenn sie mit den Dämonen in ihren Köpfen allein sind, geschlagen ans Kreuz ihrer eigenen Sünden?

    Für die Welt gibt es ein Leben nach dem Tode, eine Wiedergeburt zu etwas Neuem, als Himmel, Hölle, das übliche Dazwischen. Für die Experten im Sterben, die Gott angeheuert hat, um die alte ins Grab zu bringen, die despotischen alten Säcke auf den Thronen – nicht. Der Zombie King hat seine Schuldigkeit getan, der Zombie King kann gehen. Kein Lohn, nur Hohn, kein Trost, Kompost.

    Nur überleben. Nur überleben, bis die Tyrannen von selbst verreckt sind, weil wir rückgratlosen Sklavenseelen wie eh und je auf Zehenspitzen um sie herumschleichen, statt sie selbst vom Thron zu pflücken und in Rente zu schicken, wo der Stress der Macht den Stress des Sterbens wenigstens nicht noch schlimmer macht. Nur überleben, während die Königlein der Erde gegen Gott, Tod und Teufel in den Krieg ziehen, uns in symbolische, sinnlose Gladiatoren-Kriege führen, die bloß ihren Allmachtsfantasien dienen.

    Wie lachen wir jetzt über uns selbst? Homerisch? Sardonisch? Gönnen wir den Despoten und ihren Arschkriechern ein Fünkchen Mitgefühl, oder verkneifen uns die Verachtung nicht, mit der wir überspielen, dass auch wir dazu gehören? Ergeben wir uns dem Grauen und der Verzweiflung, leihen wir uns von ihm die Kraft der Verwesung, die eine Leiche zerfleischt, toben uns auf die Weise aus, die unserem Naturell entspricht, fliehen wir vor ihm in von krampfhafter Angststarre geprägte Überheblichkeit und Spott, in Größenwahn, Erlöser-Wahn, Heile-Welt-Wahn, in Fantasiewelten, in denen wir unsere Körper und unseren Alltag vergessen können?

    Suchen Sie’s sich aus. Es ist nur der Tod. Wir irren durch die Geisterwelt und den Wahnsinn auf der Suche nach dem Licht am Ende des Tunnels. Die Welt wird es finden. Den Menschen bleibt nur die Lethe und die Hoffnung auf einen Charon im Schwester-Kittel.

  4. Die oben genannte Umfrage auf Mastodon ist mit 666 🤭 Beteiligten innerhalb eines Tages abgeschlossen.

    Die Frage war:

    Wird das verheerende „Jahrtausendhochwasser“ (das aufgrund der #Klimakrise schon zeitnah wieder überboten wird) bei vielen oder bei wenigen zu einer ökologischen Besinnung führen?

    Die Antwortoption „Ökologische Besinnung bei vielen!“ wurde von 0 (Null!) Prozent der Befragten gewählt.

    Eine „Ökologische Besinnung bei wenigen“ erwarteten 24 Prozent.

    Keine ökologische Besinnung“ erwarteten 28 Prozent und sogar 48 Prozent befürchteten eine „Zunahme von Leugnung / Externalisierumg“.

    Nach meiner Einschätzung erleben wir hier endlich den Durchbruch des schmerzhaften, erkenntnispsychologischen Realismus gegenüber dem leider überholten, linearen Fortschrittsoptimismus.

  5. Guten Morgen.

    Ich habe mich gestern mit anderen Kolleginnen beim Mittagessen gefragt: was kann ich im privaten (nicht unbedingt digitalen) Umfeld tun, um Verschwörungsmythen zu begegnen?

    Wir kennen es und es wurde auf diesem Blog schon oft thematisiert: Debunking, also die Methode, Falschinformationen, wenn sie einmal draußen in der Öffentlichkeit sind, mit Fakten-Checks wieder „einzufangen“, klappt nicht so gut. Die Lüge wirkt weiter, sobald sie einmal losgelassen ist, und niemand lenkt dann noch seine Aufmerksamkeit auf Fakten und Berichtigungen. Selbst wenn der, der die Lüge in die Welt gesetzt hat, danach relativiert und sich entschuldigt (das ist die AFD-Methode).

    Prebunking, also das proaktive „Impfen gegen Desinformation“, kenne ich vor allem als kurze Video-Formate, in denen eine typische Desinformations-Szene kurz angespielt wird und wo dann einer der Schauspieler aus der Rolle heraustritt, um die Situation aufzulösen und kurz zu erklären, warum es sich gerade um Desinformation und Manipulation gehandelt habe. Beispiele gibt es von der Amadeu-Antonio-Stiftung.

    (Ich habe kürzlich hier mal ein paar Gedanken zu Prebunking aufgeschrieben und einen Fall geschildert, in dem Mai Thi Nguyen-Kim es m.E. anwendet und damit viele ihrer Zuschauerinnen und Zuschauer überrascht.)

    Ein weiteres Prebunking-Format ist ja durchaus Dein Blog, @Michael Blume.
    😊

    Aber wie würde das im privaten Umfeld funktionieren? Bei Leuten, die keine Wissenschafts-Blogs lesen.

    Ich phantasiere mal.

    Jeder kennt es: Auf fast jeder Geburtstagsfeier fängt irgendwann mal irgendein Onkel an, seine Erkenntnisse, die er aus seinem Telegram-Kanal gewonnen hat, zu teilen. Er verbreitet dann irgendwelche kruden Ansichten und Verschwörungsmythen, alle hören zunächst höflich zu (man muss ja jeden ausreden lassen) und danach versucht es ein einzelner vielleicht, mit Fakten dagegen zu halten. Oft bleibt er oder sie allein und die anderen sind schon wieder bei anderen Themen. Man tut so, als sein nichts gewesen.

    Prebunking wäre dann, dass man, bevor irgendein Onkel den Mund aufmacht, der Partygesellschaft als erstes eine Gegenerzählung zu unterbreiten. Am besten noch eine Erzählung, die das Thema Manipulation und Desinformation zum Thema hat. Eignen würde sich bei einer Geburtstagsfeier heute Abend, auf die aktuell geleakten Erkenntnisse zur Russischen Firma „Social Design Agency“ hinzuweisen und den Spieß umzudrehen: Nicht „die da oben“ oder „die Medien“, die „Pharmalobby“, das Weltwirtschaftsforum oder „die Grünen“ wollen Euch bescheißen, sondern Akteure, die das Interesse Russlands im Blick haben.

    Habt Ihr noch andere Ideen?

    • @Peter Gutsche!

      Wenn man in Gesellschaft ist und aus Höflichkeit leider diese Falschaussagen zunächst zulässt, aber dann doch dagegen argumentiert, bleibt die Situation nach meiner Erfahrung schwierig.

      Ich drehe inzwischen den Spieß um und schneide selbst ein Thema wie Migrationspolitik an, häufig mit der Frage: „Wisst ihr eigentlich, was ‚Migrationshintergrund‘ bedeutet?“ Ein Thema, in dem ich mich belesen habe, Zahlen und Fakten weiß und mich selber sicher fühle.
      Zweimal hat es nun schon funktioniert, dass am Ende gesagt wurde: „Das wussten wir gar nicht.“
      Man muss aufklären, bevor falsches erzählt wird.

      Als mir nach dem Nordic Walking der Begriff ,Überfremdung‘ um die Ohren flog, habe ich sehr laut und selbstbewusst dagegen Stellung bezogen und es endete: „Du bist ja sowieso grün!“
      (Ich bin parteilose!)
      Die Zustimmung zu meinen Argumenten von der schweigenden Mehrheit wurde mir vorsichtig signalisiert: „Endlich sagt man einer was dagegen.“

      Das ist nicht einfach, aber aufgeben geht nicht.

      • @Elisabeth K,

        vielen Dank für den Bericht über die eigenen Erfahrungen!

        Es ist ermutigend, dass der persönliche Dialog und das freundliche und fundierte Dagegenhalten in einigen Fällen einen Schritt weiter führt.

        Wie Sie sagen, das ist anstrengend, aber so wie Sie es schildern, betreiben Sie Prebunking im besten Sinne im persönlichen Austausch. Respekt!

    • Peter Gutsche:

      Ich würde tatsächlich meinen, das vorgefertigte fixe Meinungen, von außen nicht zu ändern sind.
      Ist etwas gefestigt, braucht es den inneren Impuls, das auch wieder zu ändern.

      Zum Beispiel wenn man etwas liest und dadurch einen anderen Blickwinkel bekommt, wird man mit dem Segen einer neuen Erkenntnis belohnt.

      Plötzlich hat das Weltbild Risse und da der Mensch ein Sapiens ist, wird er daran wachsen und schlauer durch seinen Bruch mit dem Alten Denken hindurchkommen. Oder nur vermeintlich schlauer?

      Also, allein in dem man darüber redet, andere Sichtweisen mit einbringt, muss sich der gegenüber auf einen Einstellen. Wenn man diesen wertschätzt, ist es schwer alles als Blödsinn hinzustellen. Die eigene Logik und die Achtund und Liebe, die man seinen Mitmenschen entgegenbringt, fordern dann eben die Verschleierung und das Weltbild heraus.

      Wie sehr das funktioniert, puuhh, ich würde sagen es ist eher mühsam. Aber wohl der einzige Weg Menschen aus selbsgefertigten Denkfallen herauszulocken, wenn sie schon mal drin sind.

      Also aktiv quatschen und den Mensch an seinen weichen Kern packen, schließlich ist keiner gerne verbohrt und böswillig, wenn da nicht ein anderweitiges psychisches Problem dahintersteckt.

      • @Berthold Forster,

        danke sehr, Ihre Einschätzung hilft mir sehr weiter.

        Schön wie Sie es ausdrücken, dass das Weltbild eines Menschen mitunter „Risse“ bekommen (im positiven Sinn) und dadurch etwas in Bewegung geraten kann.

        Ich lese aus Ihrem Kommentar auch heraus, dass eine gegenseitige Grund-Wertschätzung ungemein wichtig ist, damit es zu einem „Loslassen“ von Überzeugungen und zu einer Begegnung von unterschiedlichen Perspektiven kommen kann.

        Ich habe es mitunter erlebt, dass eine solche Wertschätzung völlig gefehlt hat, und dann entsprechend das Feld geräumt. Aber immer dann, wenn es einen Draht zu dem anderen gibt, sehe ich auch die Chance, dass Begegnung möglich ist.

        • @Peter Gutsche

          Vielen dank für dieses Lob.

          Hier noch ein paar meiner Gedanken, vielleicht helfen sie ja.

          Ich bin stark der Meinung, das es immer ein Problem von Weltbildern ist, was uns da genau plagt. Wären wir jederzeit in der Lage, einfach alles über den Haufen zu werfen, was wir glauben und was wir tun sobald sich die Faktenlage ändert, hätten wir diese Problem nicht. Wir würden uns immer nach dem Faktum richten. Wären quasi Vulkanier. (Ich bin kein Star Trek Typ, ich hab da jetzt nicht viel Ahnung^^)

          Weil wir aber keine Emotionslosen Maschinen sind, dem Herrn sei es Gedankt, kommen wir immer in Konflikt mit unserer Glaubens und Gefühlswelt. Es gibt ja die großen zwei Pole, der Angstrieb und der Neugierstrieb. So würde ich es mal bezeichnen.

          Dadurch hat ja auch jeder Mensch die Möglichkeit aus seinen eigenen Fallen zu entkommen. Weltbilder sind niemals allumfassend noch unzerstörbar. Die Neugier treibt nach außen, hin zu anderen. Die Angst treibt einen aktiv davon weg. Beides ja auch legitim, auf Biologischer Hinsicht genau richtig.

          Der eine vermeidet, der andere will etwas.

          Da sich Menschen jedoch sehr stark mit Themen identifizieren, kommt es wohl zu einer Art, Verwechslung. Die Position ist man dann selbst, obwohl es vollkommen irrsinnig ist. Wenn mir jetzt ein Veganer sagt das Fleischverzehr Probleme verursacht, dann hat der auch Recht damit. Wenn ich mich jedoch so sehr damit gleichsetze, dann ist es kein Argument gegen den Lebensstil, sondern gegen mich persönlich.

          Wenn ich jetzt in einem Streitthema bin, greife ich mit meinen Worten nicht die Sache an, also das Thema, sondern den Menschen dahinter. Jedenfalls fühlt dieser es so.
          Das Thema bin ich und dadurch wird es keine Diskussion über etwas was Null mit dem Überleben zu tun hat, sondern es wird ein Kampf um das eigen Selbst Bild und hier schaltet eben der Kampfmodus durch.

          Ist, wie wenn man jemanden der einen Wutanfall erleidet fragt, ob er den Zehn plus Zehn zusammenzählen kann. In dem Moment ist das Hirn nicht fähig dazu und ich schätze, das sobald dieser Kampfmodus eintritt, einfach all das Liebevolle, wertschätzende, massiv nach hinten geschoben wird und so Diskussion Zeitverschwendung werden.

          Was muss man also tun? Leute aus der Verteidigung holen und mit der harten Realität konfrontieren, gut verpackt in der wohlmeinenden Form eines Mitmenschen der nichts schlechtes will.

          • Lieber @Berthold Forster,

            vielen Dank für das Teilen dieser Gedanken!

            Ich finde das extrem hilfreich. Das hilft mir, über mein Verhalten und meine Strategien nachzudenken.

            „Ich bin stark der Meinung, das es immer ein Problem von Weltbildern ist, was uns da genau plagt. Wären wir jederzeit in der Lage, einfach alles über den Haufen zu werfen, was wir glauben und was wir tun sobald sich die Faktenlage ändert, hätten wir diese Problem nicht. Wir würden uns immer nach dem Faktum richten.“

            Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt.

            Wären wir einfach nur „Maschinen“ ohne Emotion und Geschichte, dann wäre es vermutlich einfacher, die Einstellung jederzeit an die aktuelle Sachlage anzupassen. Das Weltgeschehen würde insgesamt vielleicht „flüssiger“ und ohne Konflikte ablaufen. Aber dann wären wir auch in einer Dystopie angelangt wie sie beispielsweise in Aldous Huxleys „Brave New World“ beschrieben oder im Film „Equilibrium“ dargestellt ist. Dort findet Leben, wie wir es kennen, quasi nicht mehr statt.

            Das andere Extrem einer zu starken Fokussierung auf das Persönliche und Allzu-Menschliche wäre für mich, wenn jemand wider bessere Erkenntnis an einem Weltbild festhält (wie zum Beispiel Gerhard Schröder an Vladimir Putin).

        • @Peter Gutsche

          Es wird ehrlich gesagt immer schwieriger und zeitraubender. Manche sind nicht zu erreichen auch im privaten nicht. Es sind manchmal Gesprache nicht mehr moglich. Man kommt mit Fakten die verdreht werden. Es ist unhoflich aber manchmal hilft: “heute habe ich keine Lust auf politik.”

  6. @Peter Gutsche 17.09. 19:53

    „Ich lese aus Ihrem Kommentar auch heraus, dass eine gegenseitige Grund-Wertschätzung ungemein wichtig ist, damit es zu einem „Loslassen“ von Überzeugungen und zu einer Begegnung von unterschiedlichen Perspektiven kommen kann.“

    Klar ist das immer die beste Basis für vernünftigen Austausch. Man kann auch ganz bewusst die eigene Wertschätzung dem Anderen gegenüber suchen, ohne die Verschwörungsmythen zu teilen. Wenn jetzt aber wirklich zu viel Hass im Spiel ist, dann wird dies freilich irgendwann zu viel, und es kommt zum Kontaktabbruch.

    Hier muss man aber auch selber gucken. Wir haben mit einem Anhänger von bestimmten Verschwörungsmythen nicht gleich jemanden vor uns, der wirklich primär die Zerstörung von jeglichem vernünftigen Diskurs im Sinne hat. Wir haben hier eben meistens auch ein Opfer von umfangreicher Desinformation vor uns, der an sich auch erstmal nichts gegen uns selbst hat.

    Ich muss mich hier nicht gleich als Person angegriffen sehen. Inwieweit es mir selber Angst macht, wenn hier einer aggressiv den wildesten Unsinn propagiert, da muss ich dann gucken, was ich mit dieser meinen Angst anfange. Und gucken, wie ich irgendwie auf einer menschlich dialogischen Gesprächskultur bleiben kann.

    Es sind ja nun auch die Menschen, mit denen ich persönlich zu tun habe. Die schätze ich gerne hoch ein, nimm mir Zeit für sie, und wir unternehmen auch was zusammen. Das ist ja nicht die ganze Welt, die hier zusammenbricht. Im persönlichem Miteinander geht es ja nun wirklich äußerst lokal zu. Wenn wir hier zusammen Doppelkopf spielen, müssen wir nicht die gleiche Meinung über den Sinn und Zweck der Energiewende haben.

    Und ich muss auch sagen, dass man öfter auch was bei Verschwörungsgläubigen finden kann, dass denkbar wie auch interessant sein kann. Das setzt dann aber auch voraus, den Kontakt noch nicht abgebrochen zu haben.

    • Lieber @Tobias Jeckenburger,

      danke für diesen wunderbaren Satz, den ich versuche, in kritischen Situationen präsent zu haben:

      „Wir haben mit einem Anhänger von bestimmten Verschwörungsmythen nicht gleich jemanden vor uns, der wirklich primär die Zerstörung von jeglichem vernünftigen Diskurs im Sinne hat. Wir haben hier eben meistens auch ein Opfer von umfangreicher Desinformation vor uns, der an sich auch erstmal nichts gegen uns selbst hat.“

      Wenn Sie mir diese Rückmeldung gestatten: Ich lese übrigens Ihre Kommentare mit ihrem unverkennbar-unaufgeregten und sachlichen Stil sehr gerne und lerne immer etwas dabei.

  7. Blackrock, dass sind doch die Heuschrecken vor denen Franz Müntefering immer warnte.

    Warum will die CDU mich als Christen unbedingt wegen Cannabisanbau, wie er derzeit endlich wieder legal im privaten Rahmen möglich ist, in den Strafvollzug bringen?

    Die Teil- Legalisierung hat mir so Hoffnung gemacht, dass ich sogar drüber nachdenke eine Familie zu gründen und mich dafür zur dringend gesuchten Fachkraft weiterzubilden.

    • Typischer Troller, der Maisegen.

      Will auf Cnabis-Verkauf die Existenz für seine Familie aufbauen.

      Vermutlich hat er nix Vernünftiges gelernt.

      Nehmen Sie sich ein Beispiel am Dr. Blume, Maisegen.

      Ein Arbeiterkind.
      Er hat sich gebildet und sitzt heute mit am Regierungstisch in Stuttgart sitzt.
      Ich habe das alles hier mitgelesen.
      Dem können Sie kein Wasser reichen.

      • Danke, @Maisegen & @Herbert

        Ich gebe ganz offen zu, dass meine Kenntnisse zu Drogen bisher überschaubar sind – zumal ich nie geraucht habe, wenig Alkohol trinke und auch sonst stets versucht habe, meine Familie und mich von Drogen fernzuhalten. Einige Gleichaltrige hatten anders entschieden – und es teilweise bitter bereut und bezahlt. Die Opioid-Krise in den USA habe ich ja bereits mehrfach thematisiert, zumal sie das Vertrauen der US-Öffentlichkeit in “Big Pharma” und den Staat massiv untergraben hat – und untergräbt.

        Nun ist eine gewisse Cannabis-Legalisierung Gesetz und ich plädiere dafür, die Entwicklung sehr sorgfältig zu beobachten. Mir gibt zu denken, dass die verpfuschte Cannabis-Legalisierung in den Niederlanden u.a. zur Entwicklung einer sog. Mocro-Mafia beigetragen hat, die nun auch auf Deutschland übergreift:

        https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/mocro-mafia-cannabis-niederlande-deutschland-100.html

        Auch weiß ich etwa von Arye Shalicar, der als jüdischer Jugendlicher Berlin erlebt hat, wie weit verbreitet Antisemitismus in den antistaatlichen Gangster-Subkulturen ist.

        https://www.kino.de/film/ein-nasser-hund-2021/

        Eigentlich möchte ich diesen Blog nicht zu einem Schwerpunkt von Drogendiskussionen machen. Aber ich dachte, ich mache auf direkte Nachfrage einmal transparent, wie ich darüber denke.

        • Ich habe Freunde in Holland². Mit anderen Drogen habe ich keine Erfahrung, ich bin strickly Ganja.
          Ich habe glücklicherweise vor Jahren den Tabakkonsum hinter mir gelassen, nur Alkohol in Maßen, trotz seiner mir merklich schädlichen Wirkung, ist mit seiner Nutzung als sozialer Kitt zu sämlichen gesellschaftlichen Anlässen aller Art und sozialen Schichten, manchmal schwer abzulehnen.
          Mir ist auch die Dokumentation Nederwiet° von 2011 bekannt.
          In den Niederlanden gibt es nur eine Duldung des Verkaufs in lizensierten Coffeeshops von 5g Cannabis pro Tag und Person, welches der Laden aber auf dem illegalen Markt besorgt hat. Die Polizei darf – in Deutschland bei Straftaten unmöglich – aufgrund des Oppertunitäts- Prinzips quasi wegschauen. Es ging auch um die Trennung der Märkte, damit das in den 70ern weit verbreitete Haschisch nicht beim Heroinhändler organisiert werden musste.
          Ich selbst habe schon vor über 15 Jahren in Amsterdam eine vom Haarlemer Coffeeshopbesitzer Noel von Schaik (RiP) organisierte Demonstration besucht, auf der die Regelung der so genannten Hintertür gefordert wurde.
          Zu der Zeit ist auch der rechtsliberale Minister Ivo Opstelten* mittels Falschinformationen über einen Deal mit einem Haschisch Großdealer gestolpert und zurückgetreten.
          Die EU und die Nachbarländer haben bisher eine staatlich kontrollierte Produktion wie in Kanada immer abgelehnt.
          Inzwischen gibt es u.a. in Nijmegen, Breda und Tilburg zu wissenschaftlichen Zwecken staatlich kontrolliert angebautes Ganja^, wo garantiert keine Mafia dran verdient.

          Ich hätte mir rechtstaatlich legale Selbstversorgung mit Cannabis schon in den 90ern gewünscht, denn Herr Blume, warum gibt es das gleiche Kriminalitätsproblem auch in Marseille oder Antwerpen oder Schweden, wo es keine Coffeeshops gibt, sondern strenge Gesetze gegen Menschen, die derartige Substanzen auch nur konsumieren?

          Wir müssten längst über Kokain reden, und handeln, wie die Bürgermeisterin³ von Amsterdam, denn da verdient die Mafia, welche auch immer, am meisten dran.
          Aber am Ende sind warscheinlich diejenigen mit wissenschaftlich fundierten Lösungsansätzen wieder die Zielscheibe von populistischer Opfer- Täter- Umkehr, leider bei der CDU wie bei der AfD.
          ²Einer ist konfessionslos erzogen arbeitet, kifft und hat zwei Kinder.
          °https://www.2doc.nl/documentaires/2011/04/nederwiet.html
          ^https://www.rijksoverheid.nl/onderwerpen/experiment-gesloten-coffeeshopketen-wietexperiment/nieuws/2023/09/15/aanloopfase-wietexperiment-start-15-december-2023-in-breda-en-tilburg
          *https://newsv2.orf.at/stories/2268345/
          ³https://www.n-tv.de/politik/Buergermeisterin-von-Amsterdam-plaediert-fuer-regulierten-Kokain-Markt-article24878860.html

          • @Maisegen

            Wie geschrieben stehe ich dem Missbrauch von Drogen generell skeptisch gegenüber und habe auch nicht vor, diesen Blogpost für eine Diskussion von Drogenpolitik umzudeuten. Für die Zukunft kann ich mir dazu mal eine Blogdebatte vorstellen, etwa zu den diesbezüglichen, philosophischen Aussagen von Jeanne Hersch. Denn ob und inwiefern es ein “Recht auf Rausch” gibt ist ja durchaus auch von philosophischem und demokratischem Interesse. Ich nehme das gerne für die Zukunft einmal als thematische Anregung mit.

            Ihnen Dank für den engagierten Druko und eine gute Nacht! 🙂

  8. @Michael 18.09. 18:25

    „Einige Gleichaltrige hatten anders entschieden – und es teilweise bitter bereut und bezahlt.“

    Harte Drogen sind extrem destruktiv, aber auch Cannabis und Alkohol vermindern nicht nur die Leistungsfähigkeit. Empfehlen kann ich es nicht, zumal ich selbst auch schon Schwierigkeiten damit hatte.

    „Nun ist eine gewisse Cannabis-Legalisierung Gesetz und ich plädiere dafür, die Entwicklung sehr sorgfältig zu beobachten.“

    Unbedingt ist das zu beobachten. Wobei allerdings gerade der Konsum von Cannabis sogar der Energiewende helfen könnte. Wer sich gelegentlich zugedröhnte Auszeiten leistet, der braucht dann keinen anderweitigen Konsum bemühen. Die Pfeife und ein Bruchteil von einem Gramm gutes Gras reicht für einen ganzen Nachmittag.

    Und wer aufgrund geringerer Leistungsfähigkeit auch weniger Geld verdient, der muss ja sogar weniger anderweitig konsumieren, also z.B. Auto, Flugreisen oder große Wohnungen.

    Nun gut, dass trifft nicht auf Leute zu, die zwar viel verdienen, aber dennoch in vernünftigen Maße konsumieren und dann noch eigenes Geld in grüne Technik investieren. Das ist nun noch besser, als nur wenig Geld haben und entsprechend maßvoll konsumieren.

  9. Ich finde diesen Blogeintrag besonders stark in einem sowieso starken Blog.

    Ein Gedanke zu den Stichworten fossile Finanzierung von Gewaltregimen und fossiler Lobbyismus: Die Begrifflichkeiten sind klar und kräftig. Doch schließen sie Atomenergie aus, obwohl diese eigentlich dazugehört. Durch diesen Ausschluss werden die Atomlobby und z. B. Russlands Uranindustrie indirekt gestärkt.

    Herr Blume, sehen Sie das auch so? Und wie könnte das begrifflich zusammengefasst werden? Mein bester Begriffsfund ist “konventionelle Energien”. Den finde ich nicht stark genug.

  10. Michael 19.09. 07:31

    „Und ich würde mich auch nie gegen weitere Forschungen aussprechen, solange im Hier und Heute das post-fossil Mögliche getan wird.“

    Da kommt es jetzt auch erstmal drauf an. Freilich brauchen wir Kupfer, Lithium und manches mehr für PV, WKA und Lithiumbatterien. Das ist jetzt vom Umsatz her auch nicht weniger als Uran, das man für AKWs benötigt. Noch weniger geht nur, wenn man hier z.B. statt jedem sein Elektrofahrzeug ein System von selbstfahrenden Sammeltaxis etablieren könnte. Und die Leute statt Flugreise und Hotel Radtouren auf heimischen Campingplätzen bevorzugen. Oder man mit kleineren Wohnungen auskommt.

    Nur die Technik austauschen ist da deutlich aufwändiger, und beseitigt den Ressourcenfluch nicht ganz. Wenn der sich allerdings um 80% bis 90% reduziert, dann kann uns das erstmal reichen.

    Neue unfallsichere kleine AKWs, die mit Plutonium aus dem vorhandenen Atommüll laufen und die Endlagerproblematik sogar reduzieren, wären dennoch eine gute Idee. Wird aber vermutlich ziemlich teuer und kommt etwas spät.

  11. @Michael 19.09. 18:37 / Perplexity.ai

    „Anstelle von metallhaltigen Elektrolyten wie Vanadium werden organische Moleküle verwendet, die aus Lignin hergestellt werden..“

    Das ist schon mal super, insbesondere wenn hier größere Tanks mit Elektrolyt genutzt werden. Für um die 100 Ladezyklen im Jahr taugen die Lithiumakkus wohl optimal, aber wenn es um zwischen 20 und 5 Ladezyklen im Jahr geht, wären diese Organic-Flow-Batterien wohl viel besser. Die Verluste von etwas über 20 % wären entsprechend dann auch passabel.

    Wasserstoffproduktion um ihn in Mangelzeiten zurück in Strom zu verwandeln hat bis zu 70 % Verluste, und die Speicherung von Wasserstoff ist auch sehr schwierig. Neben genug Lithiumakkus und solchen Organic-Flow-Batterien kann man immer noch in Überschusszeiten Wasserstoff herstellen, den man dann in der Industrie oder zum Herstellen von Methan und anderen Kohlenwasserstoffen verwenden kann.

    Diese Wasserstofffolgeprodukte kann man dann gut lagern, auch um mit einem Ladezyklus von 1 im Jahr über außergewöhnlich kalte Winter zu kommen. Neben dem Einsatz von gespeichertem Biogas und dem Lagern von Holz für umgebaute ehemalige Braunkohlekraftwerke.

    Das scheint mir auch alles gar nicht mal so teuer zu sein.

    „Die Energiedichte ist mit 50-60 Wh/kg deutlich niedriger als bei Lithium-Ionen-Batterien (ca. 240 Wh/kg)“

    Organic-Flow-Batterien für Fahrzeuge wären eher ungeeignet. Einfach zu schwer. Wenn wir allerdings sowieso ein Sammeltaxisystem mit selbstfahrenden Elektroautos hinbekommen, dann müssten die verfügbaren Lithiumlagerstätten reichen.

    Mag sein, dass hier so manches Land dann doch mit Lithium auch reich werden kann. Wenigstens müssen wir das Lithium nur einmal einkaufen. Das wird ja nicht verbraucht, und müsste sich auf die Dauer unbegrenzt recyceln lassen.

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