Verschwörungsfragen 32: Andrei Kovacs zu jüdischem Leben in Deutschland

Oft werde ich gefragt, wie ein “entkrampfteres” Miteinander jüdischer und nicht-jüdischer Menschen in Deutschland heute ermöglicht werden könnte.
Wie lässt sich Empathie für jüdisches Leben fördern? Wann kommen Leute endlich über ihre Komplexe, auch Schuldkomplexe weg? Wann hat endlich die Mehrheit aller Deutschen den genialischen Film “Masel Tov Cocktail” gesehen? Und was hat es mit dem zusammengesetzten Nomen „Gegenwartszusammenhang“ auf sich? Hören wir in dieser Folge des Podcasts Andrei Kovacs, den Leitenden Geschäftsführer des Vereins 321-1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.

Logo Design 321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Wie immer ist der Podcast zum Hören bei podigee erschienen und zudem auf Spotify, Deezer, iTunes und (bald) YouTube anhörbar.

Eine pdf-Textversion dieser Verschwörungsfragen-Folge finden Sie per Klick hier.

Als wir uns noch im echten Leben treffen konnten, besuchte uns Andrei Kovacs auf der Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten. Der leitende Geschäftsführer des Vereins 321 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland präsentierte eine Idee, die mich sofort packte: 1700 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung jüdischen Lebens in deutschen Landen sollte ein Gedenkjahr entstehen, das die Wahrnehmung jüdischen Lebens nicht auf die NS-Zeit verkürzte. Kein Schmerz, keine Verfolgung sollte verdrängt oder verniedlicht werden, aber es sollte endlich auch ins breite Bewusstsein gebracht werden, dass jüdisches und deutsches Leben von Beginn an verbunden waren und vom Alphabet über Einsteins Relativitätstheorie bis zu den Zionistischen Kongressen in Basel und München einander durchdrungen hatten.

Wie sehr die auf die NS-Zeit verkürzten Wahrnehmungen auf jüdisches Leben gerade auch junge Jüdinnen und Juden in Deutschland nerven, brauche ich dabei gar nicht länger auszuführen. Mit „Masel Tov Cocktail“ ist an der Filmakademie Ludwigsburg gerade ein grandioser Film dazu entstanden, dessen 30 Minuten in der ARD-Mediathek, ich jedem und jeder nur ans Herz legen kann. Das Judentum in deutschen Landen war und ist buchstäblich mehr, auch bunter und widersprüchlicher, als sich in Schwarz-Weiß-Filmen mit trauriger Musik darstellen lässt. Und mit dem Gedenkjahr sollte zumindest der Versuch gemacht werden, die alten Denkschablonen aufzubrechen.

Andrei hatte mich also inhaltlich gleich mit im Boot –  und es entstand der Gedanke, neben Köln und Berlin gerade auch das jüdische Leben in süddeutschen Landen sichtbar zu machen. Eine Mitarbeiterin meines Teams stürzte sich mit jüdischen und staatlichen Institutionen in die Planungen und von Buch- und Ausstellungs- bis Filmprojekten kämpfen wir darum, trotz Covid19 Jahrhunderte jüdischen Lebens in Baden-Württemberg sowie dessen Zukunft sichtbarer zu machen.

Andrei und ich haben vor unserer Arbeit im Feld der Religionen je Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich der Wirtschaft gesammelt. Für uns sind Synagogen, Kirchen, Moscheen und Tempel zwar wichtige, aber nicht für alle Menschen die tatsächlich zentralen Orte des realen Lebens. Deswegen bat ich Andrei, uns einmal für den Podcast aus seiner Sicht zu erzählen, was für ein besseres Miteinander und eine gemeinsame Zukunft zu tun ist. Mikro auf für Andrei Kovacs!

 

Liebe Zuhörerin und Zuhörer,

mein Name ist Andrei Kovacs, ich bin Musiker, Unternehmer, Wirtschaftswissenschaftler, Jude, Deutscher und Mensch.

Im Sommer letzten Jahres wurde ich gefragt, ob ich die Leitung eines Vereins übernehmen wolle, der im Jahr 2021 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland bundesweit feiern wird. Ich freute mich über das Angebot und nahm es an. Insbesondere, da mich das Thema besonders interessiert. Denn als Jude in Deutschland und Enkel von Überlebenden aus Konzentrationslagern betrifft jüdisches Leben und Antisemitismus den Alltag meiner ganzen Familie. Und schon immer wünschten wir uns alle in einem Land zu leben, in dem es normal ist, sowohl Deutsch als auch jüdisch zu sein.

Es ist wahrlich kein Geheimnis, dass ein „normales“ jüdisches Leben im heutigen Deutschland seit über 1700 Jahren kaum möglich war und auch heute nicht ist. Das werden Ihnen sicher viele der rund 150 Tausend heute in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden bestätigen.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Arbeit es mir nun ermöglicht, mich mit zahlreichen faszinierenden Denkern und Künstlern zu treffen, und mich über das Thema jüdisches Leben in Deutschland und den immerwährenden und persistent vorherrschenden Antisemitismus in der Gesellschaft auszutauschen und zu beraten.

Aber auch die zahlreichen Gespräche mit jüdischen und nicht-jüdischen Wissenschaftlern, Pädagogen, Journalisten, Politikern, Publizisten, Geistlichen und Künstlern konnten meine wichtigste Frage noch nicht hinreichend beantworten: Wie kann ein entkrampftes Miteinander jüdischer und nicht-jüdischer Menschen in Deutschland heute ermöglicht werden?

Dabei werde ich als Jude in Deutschland oftmals mit Aussagen konfrontiert, die mir jeden Tag vor Augen führen, wie wenig Menschen in Deutschland über die jüdischen Nachbar*innen wissen und wie viele Schuldgefühle, Vorurteile und Verschwörungsmythen im kollektiven deutschen Gedächtnis schlummern. Einige dieser Fragen und Aussagen werde ich gerne mit Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, in diesem Podcast teilen und diskutieren.

Ich bitte zu beachten, dass ich in diesem Podcast nur einige meiner persönlichen Gedankenschnipsel und Erfahrungen mit Ihnen teile. Der Text erhebt in keiner Weise einen wissenschaftlichen Anspruch.

„Ich habe doch keine Vorurteile gegen Juden?!“ Oder: Es braucht Empathie.

Laut einer Studie des World Jewish Congress aus dem Jahr 2019 (WJC, 2019), stimmten zwar 79% von 1.300 befragten Deutschen der Aussage zu, „dass Juden genau wie alle andere seien“. Die Studie belegte aber auch, dass 22% der Befragten jüdische Menschen wegen ihrer Verhaltensweise hassten, 24% kritisieren, dass Juden meinen, sie seien etwas Besseres, und hätten zu viel Macht über die Weltpolitik und die internationalen Finanzmärkte.

Eine Befragung der European Agency for Fundamental Rights aus dem Jahr 2018 (European Union Agency for Fundamental Rights, 2018) brachte zudem zutage, dass 11% der nicht jüdischen Deutschen es für unmöglich hielten, dass sich Juden in die Deutsche Gesellschaft integrierten können, 21% behaupteten, dass sich die Interessen der Juden von den Interessen der restlichen Bevölkerung unterscheiden, 38% dass die Juden selbst schuld am Antisemitismus seien, und 42%, dass Juden zu viel Macht im Land hätten.

Mit anderen Worten glaubt knapp jeder dritte Mensch, dem ich begegne, ich sei „anders“ als die anderen Deutschen, überschätzt mich maßlos in meiner kriminellen Energie und „hasst“ mich schlicht und ergreifend, weil ich Jude bin. Sie werden sicherlich verstehen, dass dieser Umstand ein gewisses Unwohlsein verursachen kann.

Heutzutage ist es kaum noch möglich, sich in Deutschland direkt und offen judenfeindlich zu äußern, ohne dass dies strafrechtliche Konsequenzen mit sich zieht. So bedienen sich moderne Antisemiten gerne am Israelbezogenen Antisemitismus, der sogenannten „Israelkritik“. Ein interessanter Terminus: oder haben Sie schon von einer „Irankritik“, „Chinakritik“ oder „Simambwe-kritik“ gehört? Der Staat Israel wird hierbei zu „kollektiven Juden“ stilisiert (bpb, 2017) und altbekannte antijüdische Verschwörungsmythen werden auf ihn projiziert. So behaupteten zahlreiche Deutsche vor einigen Jahren, Israel plane das palästinensische Grundwasser zu vergiften, und es hält sich immer noch der Mythos, der Mossad beherrsche die Welt. Schlimmer noch, 38% der Deutschen sind überzeugt, die Welt stünde ohne Israel besser da. Damit liegt Deutschland übrigens laut der Studie der „European Union Agency for Fundamental Rights“ nach Belgien auf Platz zwei in Europa (2018).

Es gibt zahlreiche Forscher und Pädagogen, die sich aus unterschiedlichsten Disziplinen und Perspektiven mit der Geschichte, den Ursachen und der Sichtbarmachung des geschichtlichen Antijudaismus und dem gegenwärtigen Antisemitismus in all seinen Ausprägungen beschäftigen.

In den letzten Jahren werden wir mit einem sich rasant erstarkenden Antisemitismus und Rassismus konfrontiert (Czollek, 2020), dessen Wurzeln wahrscheinlich bis in die vorchristliche Zeit zurück reichen (Brenner, 1994). Müssen wir Jüdinnen und Juden uns heute wieder nach den berühmten gepackten Koffern umschauen? Haben wir uns zu lange auf das von Michael Bodemann (Bodemann, 1996) und Max Czollek (Czollek, 2018) oft zitierte „Gedächtnistheater“ konzentriert? Sind wir wieder an einem Punkt angekommen, an dem wir uns vielleicht zugestehen müssen, dass wir mit der Antisemitismusbekämpfung der letzten 75 Jahre gescheitert sind? Ist es möglich, hier neue Wege zu gehen?

Ein von der Bundesregierung eigens ins Leben gerufener Expertenkreis zum Thema Antisemitismus veröffentlichte bereits im Jahr 2011 einen Bericht mit dem Namen „Antisemitismus in Deutschland – Erscheinungsformen, Bedingungen, Präventionsansätze“ (Bundesregierung, 2011). Er enthielt unter anderem die Empfehlung, „Antisemitismus und Vorurteilsstrukturen in ihrem Gegenwartszusammenhang zu vermitteln.“ Aber was hat das zusammengesetzte Nomen „Gegenwartszusammenhang“ zu bedeuten?

Um das zu erklären braucht es wahrlich nicht viel. In zahlreichen Alltagsberichten und Zeitungsartikeln erzählen Jüdinnen und Juden von den alltäglichen antisemitischen Anfeindungen, die mittlerweile zum normalen Alltag eines heute in Deutschland lebenden Juden dazugehören. Selbst in Institutionen, die eigentlich der Aufklärung und der Antisemitismusbekämpfung dienen sollten, bleibt man anscheinend nicht davon verschont. Beispielsweise schreibt Juna Grossmann, eine gebürtige deutsche Jüdin, dass sie sogar von Mitarbeitern im jüdischen Museum in Berlin als Jüdin angefeindet wurde (Juna Grossmann, 2018). Letztlich kritisierte sie: „Es braucht keine wissenschaftlichen Ausführungen, es braucht keine Aneinanderreihung von Daten, es braucht Empathie.“

Und Empathie ist die vielleicht größte Herausforderung der zwischenmenschlichen Beziehung. Sie entwickelt sich leider nicht nur durch das Vermitteln von Wissen. Oder mögen Sie Ihren Nachbarn, nur weil sie Sie seinen Lebenslauf und seine Familiengeschichte studiert haben? Oder haben Sie schon einmal eine gut laufende Beziehung gesehen, in denen die Partner nur übereinander gelesen haben?

Wie also lässt sich Empathie für jüdisches Leben fördern? Ein Lösungsansatz ist unser geplantes deutsch-jüdisches Festjahr #2021JLID, in dem wir gemeinsam und gesamtgesellschaftlich versuchen, jüdisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen. Vielleicht können wir mit diesem Ansatz dazu beitragen, Vorurteilen abzubauen und Stereotypenbildung sowie Verschwörungsmythen entgegenzuwirken.

„Sie sind der erste Jude, mit dem ich bewusst gesprochen habe!“ Oder: Wie viele Juden leben eigentlich in Deutschland?

Oft reagieren Menschen überrascht, wenn sie erfahren, dass trotz der Shoah heute immer noch Jüdinnen und Juden in Deutschland leben und leben wollen. Und die Begeisterung ist oft groß, wenn mein Gegenüber erfährt, dass ich jüdisch bin. Wahrscheinlich steckt dahinter die Freude darüber, endlich ein lebendes Exemplar meiner exotischen Spezies persönlich kennenzulernen; oder aber es ist die Erwartung, in mir die mystischen Stereotypen eines reichen, talentierten und erfolgreichen Juden wiederzufinden. Leider muss ich hier mein Gegenüber enttäuschen. Ich habe in meinem Leben genauso viele arme, untalentierte und unerfolgreiche Juden wie nicht-Juden getroffen.

Die gute Nachricht ist, es leben tatsächlich noch Juden in Deutschland. Auch wenn es nur wenige sind. Viele aus meiner Generation wanderten zwar bereits aus, aber laut einer Statistik der Zentralen Wohlfahrtsstelle der Juden aus dem Jahre 2019 (ZWST, 2019), kamen nach 1990 über 100.000 jüdische Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Diese Immigrationswelle erlaubte einen Wiederaufbau zahlreicher Gemeinden und rettete jüdisches Leben in Deutschland. Heute wird der Anteil der aus der ehemaligen Sowjetunion kommenden Mitglieder der Gemeinden auf mind. 90% geschätzt (bpb, 2017).

Aber auch die jüdischen Gemeinden leiden unter dem demografischen Wandel und der Auswanderung. Während sie im Jahre 2004 noch 108.000 Mitglieder zählten, sind es heute nur noch unter 95.000 (ZWST, 2019). Tendenz sinkend.

Natürlich sind nicht alle Juden Mitglied einer Synagogengemeinde. Und erfreulicherweise wird die jüdische Abstammung seit 1946 in Deutschland nicht mehr statistisch erfasst. Deshalb lässt sich die genaue Zahl der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden nicht genau ermitteln. Es wird trotzdem geschätzt, dass heute insgesamt rund 150.000 bis 200.000 Juden in Deutschland leben. Das macht nur max. 0,24% der deutschen Gesamtbevölkerung aus.

Nehmen wir jetzt mal an, Sie machen einen Spaziergang durch die Straßen Ihres Ortes. Statistisch ist jeder 874te Mensch, an dem Sie vorbeilaufen, Mitglied einer deutschen jüdischen Gemeinde. Hierbei muss man beachten, dass es in Berlin jeder 368ste ist, in Thüringen aber nur jeder 3.212ste. In manchen Teilen Deutschlands ist es somit, wie ich manchmal scherzhaft sage, wahrscheinlicher, von einem Blitz erschlagen zu werden, als einem Juden auf der Straße zu begegnen.

Aber selbst der Zufall einem Juden auf der Straße zu begegnen, bedeutet noch nicht, ihn auch wirklich kennenzulernen. Laut einer Studie der Europäischen Kommission aus dem Jahre 2019 (European Commission, 2019) gaben nur 19%, also rund ein Fünftel der Deutschen an, einen jüdischen Menschen im weiteren Bekanntenkreis zu haben.

Wie kann man also das bunte und vielfältige jüdische Leben in unserem Land erleben, ohne Jüdinnen oder Juden zu kennen?

Es gibt bereits Institutionen, die dieses Problem erkannt haben. So entstand bereits vor einigen Jahren „Meet a Jew“, eine vom Zentralrat der Juden in Deutschland organisierte, gemeinnützige Initiative. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht-jüdischen Menschen zu ermöglichen, einen Juden zu sich einzuladen und näher kennenzulernen. So wird ein solches Zusammentreffen nicht dem unwahrscheinlichen Zufall  überlassen. Wir brauchen dringend noch weitere mutige und innovative Konzepte dieser Art.

„Ich war schon einmal in der Synagoge.“ Oder: Was genau heißt jüdisch?

Ein beliebtes Missverständnis ist es zu glauben, dass man jüdisches Leben allein durch einen Synagogenbesuch kennenlernt.

Meine Heimatgemeinde Köln zählt rund 4000 Mitglieder. Wer hier zu den wöchentlichen Schabbat G‘ttesdiensten die Synagoge besucht, wird schnell feststellen, dass sich weit weniger als 100 Juden regelmäßig in der Synagoge zum Gebet einfinden. Das macht deutlich, dass sich jüdisches Leben nicht ausschließlich über regelmäßige Synagogenbesuche definiert. Aber was genau bedeutet dann jüdisch? Ist Judentum eine Religion, eine Nation, eine Schicksalsgemeinschaft? Gibt es eine jüdische Kultur?

Diese Frage lässt sich leider nicht so einfach beantworten und beschäftigt seit über 1700 Jahren zahlreiche Geistliche, Autoren und Wissenschaftler. Hanna Arendt, eine bedeutende politische Theoretikerin und Publizistin, spricht beispielsweise in einem 1947 veröffentlichen Artikel vom „jüdischen Volk“, bemerkt aber gleichzeitig, dass sich eine „jüdische Kultur“, abseits der Religion erst noch etablieren müsse (Hanna Arendt, 1947).

Eines scheint erkennbar zu sein: für die jüdische Identität (als Israelitisches Volk) sind von Beginn an die Religion und die Nation untrennbar miteinander verbunden (Brenner, 1994). Untermauert wird sie von der jüdischen Ethik und der Tradition. Hinzu kommen vielfältige miteinander in Verbindung stehende Phänomene, wie u.a. der jüdische Humor, sowie eine lebhafte Diskussionskultur, eine bunte Esskultur und natürlich jüdische Musik und Literatur.

So ist es eine besondere Herausforderung, diese bunte Vielfalt jüdischen Lebens sichtbar und erlebbar zu machen. Und hier muss ich sie leider enttäuschen: Hierzu wird weder ein Synagogenbesuch noch ein Hora-Tanzkurs allein ausreichen.

„Warum ist es immer so schwierig, mit Euch Juden zu sprechen?“ Oder: Wie bauen wir Vertrauen auf?

Bei den Menschen und Institutionen, die trotz der niedrigen statistischen Wahrscheinlichkeit mit Jüdinnen und Juden in Kontakt gekommen sind, scheint sich oft ein Gefühl eingeschlichen zu haben, es sei leichter über als mit Juden zu reden. Aber wen mag das verwundern? Die meisten Jüdinnen und Juden aus der zweiten Generation nach der Shoah, zu denen ich mich selbst zähle, reagieren immer noch mit Misstrauen auf die deutsch-jüdischen Beziehungn .

Dies mag zum einen daran liegen, dass ein Vertrauen seitens der Juden zurzeit nicht wiederhergestellt werden kann – insbesondere im Schatten des heute wieder erstarkenden Antisemitismus und den erst kürzlich erfolgten schrecklichen Anschlägen auf jüdische Einrichtungen und jüdische Menschen in Deutschland und Europa.

Zum anderen ist die Shoah bei Nachfahren verfolgter und ermordeter Juden immer noch präsent. So hat sich meine Großmutter, nachdem Sie vor ihrer Deportation ein Jahr mit falschen Papieren im Ghetto lebte, nach ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager nie wieder aus dem Haus getraut. Mein Großvater, ein ungarisch-rumänischer Schauspieler, hat zu Lebzeiten eine Abneigung verspürt, wenn er sich vor seinem Publikum verbeugen musste. Denn das Klatschen erinnerte ihn daran, wie er auf einem Pferdekarren zum Zug Richtung Konzentrationslager gefahren wurde, und alle Menschen auf der Straße voller Begeisterung Beifall klatschten. Das hinterlässt Spuren, die über Generationen weitergegeben werden.

Vertrauen aufzubauen erfordert Geduld. Im Rahmen meiner jetzigen Tätigkeit bin ich zahlreichen Menschen begegnet, die sich glücklicherweise nicht beirren lassen, und diese Anstrengungen auf sich nehmen, um gemeinsam für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus zu kämpfen. Das gibt mir und vielen anderen Jüdinnen und Juden in Deutschland Mut und Hoffnung.

„Die Gedenk- und Erinnerungskultur ist für Deutschland wichtig.“ Oder: Das Jüdischste am jüdischen Leben ist sein tot.

Die Erinnerungsarbeit und Gedenkkultur spielen in Deutschland berechtigterweise eine sehr wichtige Rolle: Zum einen, um die eigene Vergangenheit zu bewältigen und zum anderen, um sicherzustellen, dass der grausamste Genozid der Geschichte, dieses singuläre Menschheitsverbrechen (Brumlik, 2020), nie wieder möglich wird.

Dies hat wohl auch zahlreiche Menschen und Institutionen dazu bewogen, sich mehr mit toten, als mit lebenden Juden auseinanderzusetzen. Friedhöfe, Stolpersteine, Mahnmale, Gedenksäulen, Gedenkveranstaltungen – die Menschen beschäftigt der Holocaust – wohl zurecht. Denn sicherlich ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und der Shoah an sich ein wichtiges Thema, gerade in Deutschland.

Michael Brenner schrieb in der Einleitung seines Buches „kleine jüdische Geschichte“, dass die Geschichte der Juden heute oft als eine „einzige Anreihung von Verfolgung wahrgenommen wird, in der die Juden stets Opfer waren“ (Brenner, 1994).

In anderen Worten könnte man sagen, es entsteht der Eindruck, das Jüdischste am jüdischen Leben ist sein Tod.

So kritisieren auch viele junge Juden das, was Max Czollek „Gedächtnistheater“ nennt (Czollek, 2020) und als „inszenierte Erinnerung“ umschreibt.

Es drängen sich mir zwei Fragen auf:

  1. Brauchen die Nachfahren der Mörder die Nachfahren der Opfer, um zu Mahnen, zu Erinnern und zu Gedenken? Wenn ja, wozu?
  2. Gehört es nicht auch zur Solidarität und zum Respekt den jüdischen Nachbarn gegenüber, sich auch mit der realexistierenden Gegenwart und der Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland auseinanderzusetzen?

Denn ist nicht das jüdischste für jüdisches Leben seine Gegenwart und Zukunft?

Gehören zu einer guten Beziehung nicht mehr als gemeinsame Trauer und das Tränenvergießen? Wir müssen Wege finden, gemeinsam auch glückliche Momente zu erleben. Sicherlich keine einfache Aufgabe, erst 75 Jahre nach der Shoah.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Bibliografie:

(Destatis), S. B. (2020) ‘Bevölkerungsfortschreibung auf Grundlage des Zensus 2011 – Fachserie 1 Reihe 1.3 – 2018’, 49(0).

Bodemann, J. G. Y. M. (1996) Gedächtnistheater: die jüdische Gemeinschaft und ihre deutsche Erfindung. Rotbuch Verlag.

bpb (2017) Jüdische Kontingentflüchtlinge und Russlanddeutsche. Available at: https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/252561/juedische-kontingentfluechtlinge-und-russlanddeutsche (Accessed: 1 October 2020).

Brenner, M. (1994) Kleine jüdische Geschichte. C.H. Beck.

Brumlik, M. (2020) Antisemitismus. 100 Seiten. Reclam.

Bundesregierung, B. Der (2011) ‘Deutscher Bundestag Unterrichtung durch die Bundesregierung’, Drucksache(November).

Commission, E. (2019) Special Eurobarometer 484 Report Perceptions of antisemitism December 2018 January 2019 Survey requested by the European Commission , Special Eurobarometer 484 Report Perceptions of antisemitism. European Commission.

Czollek, M. (2018) Desintegriert euch! 8th edn. Carl Hanser Verlag GmbH.

Czollek, M. (2020) Gegenwartbewältigung. Carl Hanser Verlag.

European Union Agency for Fundamental Rights, F. (2018) ‘Experiences and perceptions of antisemitism. Second survey on discrimination and hate crime against Jews in the EU’, p. 82. doi: 10.2811/837123.

Hanna Arendt (1947) ‘Eine kulturelle Atmosphäre schaffen’, in Wir Juden : Schriften 1932 bis 1966 / Hannah Arendt. Piper.

Juna Grossmann (2018) Schonzeit Vorbei. Droemer HC.

WJC (2019) ‘Zustimmung zu antisemitischen Aussagen in Deutschland (GRAFIK)’.

ZWST (2019) ‘Mitgliederstatistik der jüdsichen Gemeinden und Landesverbände in Deutschland für das Jahr 2019’, ZWST, pp. 1689–1699. doi: 10.1017/CBO9781107415324.004.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

26 Kommentare

  1. Respekt.Respekt kann aus Schuld,Schulkomplexen,Kollektivschuld/-scham führen.
    Nicht beherrscht werden,aber auch nicht beherrschen wollen:Respekt voreinander in Demut vor dem Leben haben.

  2. “Gehört es nicht auch zur Solidarität und zum Respekt den jüdischen Nachbarn gegenüber, sich auch mit der realexistierenden Gegenwart und der Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland auseinanderzusetzen?”
    In meinen Augen ein klares Ja. Wenn Polizisten vor jüdischen Einrichtungen stehen, dann müssen wir uns fragen warum muss das so sein.

  3. Das ist eine gute Frage.

    Wenn ich den Brief lese, vermute ich das wird in den nächsten 2000 Jahren nicht besser.
    Wie immer wird sich wieder in eine Opferrolle begeben und damit jedwede Kritik abgebügelt. Da gibts aus Israel von einigen jüdischen Journalisten objektive Beiträge, aber wahrscheinlich werden die in Israel für Dissienten gehalten.

    Dann gleich mal zu den Punkten:

    a)
    “der sogenannten „Israelkritik“”
    Israel stellt sich selbst als jüdischer Staat dar. Damit fallen Handlungen auch auf Juden perse zurück. Letztlich genauso wie andersrum an allen Deutschen der Holocaust klebt. Das kann man unschön finden, ich auch, aber es ist die Realität.

    „Irankritik“
    Die gibt es durchaus aufgrund des Religionsstaates. Sprich egal was die machen denen wird nicht geglaubt (siehe Urananreicherung).

    „Chinakritik“
    Gibt es auch wegen des nichtdemokratischen Regierungssystems. Wer jetzt gleich ruft “auch zurecht”, ja, nur der Massstab gilt dann für alle Länder.

    Aus meiner Sicht versucht man mit diesem Vergleich die berechtigte Israelkritik unter den Teppich zu kehren. Bei Israel werden international immer beide Augen zugedrückt, andere Länder hätte man da schon ins politische Aus geschoben. Bei Israel sagt man immer DuDu und das wars.

    Israel ist auf der einen Seite die demokratische Insel im Nahen Osten, auf der anderen Seite hats aber auch immer was von Religionsstaat, aus deutscher Sicht.
    Es ist auch ziemlich egal wer in Israel grad die politische Macht hat, der Verlust palästininsicher Gebiete geht immer weiter, wahrscheinlich solange bis nichts mehr da ist.
    Erklärt wird das ganze mit einem 2000 Jahre alten Gebietsanspruch.

    b)
    “Israel plane das palästinensische Grundwasser zu vergiften ”

    Ist eine Verschwörungsmythos, seh ich auch so.
    Was aber leider nicht erwähnt wird, daß den Palästinensern das Wasser entzogen wird, indem Wasserzuläufe ins Gebiet einfach auf israelischer Seite stärker beansprucht werden. Deren Landwirtschaft wird systematisch ausgetrocknet. Wo bleibt da der Widerspruch in der israelischen Gesellschaft? Wenn man Empathie fordert muss man auch welche geben.

    c)
    “Mossad beherrsche die Welt”

    Das tut er sicher nicht, allerdings leistet er sich Sachen im Ausland, die für jeden anderen Staat erhebliche politische Verwicklungen nach sich ziehen würden. Deshalb wird der Mossad gelegentlich für den besten Geheimdienst gehalten. Sachen die zB deutschen GDen zurecht wegreglementiert werden. Unterm Strich würden alle GD das gleiche machen, wenn sie denn dürften.

    d)
    “Schlimmer noch, 38% der Deutschen sind überzeugt, die Welt stünde ohne Israel besser da.”, “sogar von Mitarbeitern im jüdischen Museum in Berlin als Jüdin angefeindet wurde”

    Auch wenn man aus meiner Sicht die Politik Israels nicht von der Frage trennen kann, ich kenne aber auch keinen Deutschen der die Juden jetzt allgemein dafür verantwortlich macht. Persönliche Anfeindungen kann ich nicht nachvollziehen und finde sie auch verurteilungswürdig.

    Allerdings wenn jede Kritik als Antisemitismus ausgelegt wird wie zB gerne vom deutschen ZdJ, dann verdrängt man die Diskussion. Im Ergebnis tut man der Sache damit keinen Gefallen, da der Mensch auf Meinungsverbote eher mit Ablehnung reagiert. Hier wäre eine andere PR evtl mal zu überlegen.

    e)
    “Empathie”

    Ich schaue zb gerne jüdische Filme und israelische Serien, weil mich die Denkweise interessiert. Da gibt es einige auf Netflix und co. Der letzte Film war wo ein Jude aus den USA nach Israel zurückkehrte um dort eine Schweinezucht aufzubauen.

    soviel aus meiner Sicht

    • Danke, @Matthias, für Ihre Gedanken. Erlauben Sie mir jedoch den Hinweis, dass Sie „Juden“ gedanklich zu Nicht-„Deutschen“ machen. Um dann – zu den Äußerungen eines deutschen Juden, dessen Vorfahren die Schoah erlitten – zu greinen, „der Holocaust“ würde nur an den nichtjüdischen „Deutschen kleben“. Sie, lieber @Matthias, beanspruchen die „Opferrolle“, die Sie „den Juden“ vorwerfen.

      Auch Ihre Ausführungen zu Israel 🇮🇱 als jüdischem Staat verwundern. Auch Pakistan 🇵🇰 (fast zur gleichen Zeit wie Israel unter sehr viel größeren, gegenseitigen Vertreibungen gegründet) versteht sich als muslimischer Staat, Saudi-Arabien 🇸🇦 (der derzeit einzige Staat, der nach einer Herrscherfamilie benannt ist) sogar als „Hüter der Heiligen Stätten“. Macht das alle Muslime zu Pakistanis & Saudis? Und was ist mit christlichen Staaten wie Großbritannien 🇬🇧, mit Kreuz auf der Fahne und anglikanischer Staatskirche, angeführt von der Queen? Und warum nur steht in Deutschland 🇩🇪 der Sonntag im Grundgesetz, sind Weihnachten und Ostern Feiertage?

      Alle Gesellschaften und viele Staaten sind religiös geprägt. Dennoch hat Israel einen hohen Anteil nichtjüdischer – v.a. muslimischer & christlicher – StaatsbürgerInnen; ganz ebenso wie Jüdinnen, Nichtreligiöse, Musliminnen etc. selbstverständlich Briten, Dänen und Deutsche sein können.

      Willkommen im 21. Jahrhundert! 🇩🇪🖖🌈

      • Herr Blume danke auch für ihre Antwort.

        Ich mache Juden nicht absichtlich zu Nichtdeutschen, sondern begreife sie als Staaten-unabhängige Religionsgemeinschaft. Natürlich gibt es auch deutsche Juden, das würde ich nie in Abrede stellen und für mich sind deutsche Juden auch Deutsche, ohne Einschränkung.

        Insofern ist Israel differenziert zu sehen, zum einen als Staat perse, der sicher nicht alle Juden vertritt, zum anderen aber auch als jüdischer Staat gegründet. Das kann man auf Wikipedia nachlesen. ” Israel ist der einzige Staat der Welt mit mehrheitlich jüdischer Bevölkerung und gemäß eigenem Selbstverständnis Nationalstaat des jüdischen Volkes”. Die ganze Welt behandelt ihn auch wie einen jüdischen Staat.

        Leider ist es auch so: “.. Die arabischen Bürger sind zwar dem Gesetz nach gleichberechtigte Israelis, doch viele offizielle Quellen belegen, dass Araber in Israel in vielen Bereichen des Lebens diskriminiert werden. Theodor Or, ehemaliger Richter des Obersten Gerichtshofs…”

        Ja viele Staaten sind religiös geprägt, das darf man aber nicht verwechseln mit religöser Bevorzugung. In Deutschland ist Religionsfreiheit und Gleichheit ein ziemlicher strenger Grundsatz, der auch gelebt wird.

        Aus historischen Gründen hier nicht zu kritisieren halte ich für eine falsche Politik.

        Ich bin durchaus im 21 JH, leider ist das aber nicht so friedlich wie erhofft.

        • Klar, @Matthias – Israel 🇮🇱 ist ein jüdisch geprägter Staat, ebenso wie z.B. das fast gleichzeitig entstandene, sehr viel größere Pakistan 🇵🇰 ein islamisch geprägter Staat ist. Die Situation der Minderheiten – Christen, Schiiten, Hindus, Sikhs, Bahai, die vom pakistanischen Parlament (!) zu Nichtmuslimen erklärten Ahmadiyya, um nur einige zu nennen – in Pakistan ist Ihnen bekannt?

          Klar dürfen Sie jeden Staat und jede Regierung kritisieren. Wenn Sie sich aber nur und einseitig an Israel abarbeiten, dürfen Sie sich selbst fragen, woran das wohl liegt…

          Ihnen alles Gute! 🖖

  4. Zuerst fand ich den Artikel gut. Aber dies stieß mir etwas unschön auf:

    Brauchen die Nachfahren der Mörder die Nachfahren der Opfer, um zu Mahnen, zu Erinnern und zu Gedenken? Wenn ja, wozu?

    Wieso werden in dieser Fragestellung Menschen nach ihrer Herkunft unterschieden? Einmal abgesehen, daß 1933-1945 nicht jeder Deutsche ein Mörder war, halte ich diese Einteilung für problematisch. Das Prinzip der “Sippenhaft” und das der “Kollektivschuld” ist doch nach meiner Sicht “vorsintflutlich”.

    Gruß
    Rudi Knoth

  5. @Juden sind doch besser

    Was Religionsfreiheit angeht, da scheinen mir Juden schon seit vielen Jahrhunderten vorneweg zu sein. Ein Respekt vor Andersgläubigen ist hier durchaus schon lange Tradition. In jedem Fall was die Abrahamsreligionen angeht. Wie Juden Naturreligionen, Buddhisten, Konfuzius und den verschiedenen Sorten von Atheisten gegenüberstehen, weiß ich jetzt nicht so genau.

    Die Grundlage der westlichen Freiheit ist sicherlich als Erstes die Religionsfreiheit, die dann demokratischere Verhältnisse nach sich zog, was dann wiederum zur Gleichberechtigung führte. Wobei letztlich auch die Wissenschaft vorne weg beteiligt war, und auch hier war maßgeblich, dass die Kirchen da nicht mehr reinreden konnten.

    Auch der Stellenwert von Bildung in der jüdischen Kultur war vorbildlich, was dann letztlich auch zu 20% der Nobelpreise geführt hat. Eigentlich kann jedes Land froh sein, viele Juden zu haben.

    Persönlich habe ich noch keinen Juden live getroffen, und ein bisschen komisch wäre mir schon. Dass meine Vorfahren 6 Millionen davon ermordet haben, um sich deren Vermögen anzueignen, ist doch viel. Und wenn ich mir die aktuelle politische Situation Israels ansehe, so will ich nicht mit denen Tauschen. Umzingelt von zig-Millionen antisemitischen Muslimen, die auch noch sauer sind auf die zwar vergangene, aber noch nachwirkende Kolonialzeit, frage ich mich, wie lange Israel noch die Mittel hat, sich dagegen wehren zu können. 9 Mio Einwohner gegen 300 Mio Feinde ist schwierig.

    • Dass Sie die Geschichte des Antisemitismus samt der betroffenen Nationen auf „Supermärkte-Hausverbot“ verniedlichen, spricht schon eindrucksvoll für sich… 🤦‍♂️

    • Nun von 109 Ländern wurde in diesem Video nicht gesprochen. Es wurden zwar Länder auf mehrere Kontinenten genannt, aber es waren wohl weit weniger als 109 Länder.

      @Michael Blume
      Welche Geschichte des Antisemitismus haben denn Länder wie Pakistan, Brasilien, Singapur oder Mazedonien?

      Gruß
      Rudi Knoth

      • Oh, Antisemitismus entfaltet(e) sich nicht nur in religiösen (z.B. katholischen & islamischen) Kontexten, sondern auch in säkularen, z.B. sozialistischen und nationalistischen. Pakistan und Brasilien sind da starke Beispiele!

        Wichtig aber: Kritik und sogar auch Strafverfolgung sind nicht gleich Antisemitismus. Ich habe z.B. selbst Facebook von Mark Zuckerberg verlassen und mich für europäische Medien ausgesprochen – ohne damit Verschwörungsmythen zu verbinden. Ebenso kann man z.B. Finanzspekulationen von George Soros kritisieren – ohne zu behaupten, er führe eine satanistische Weltverschwörung an! Genau diesen wichtigen Unterschied möchten Antisemiten gerne überspielen…

        • Spannend wäre es sicher, auch den Unterschied zwischen Rumänien und Bulgarien zum Thema Antisemitismus zu beleuchten.
          Obwohl beide Länder stark orthodox geprägt sind, war das Verhältnis zum Judentum sehr verschieden. Leider kann ich nur rumänisch – kein bulgarisch.

  6. Was machen wir wenn Trump den Prozess vor dem obersten Gericht verliert und Biden wirklich der nächste Präsident wird und gemeinsam mit Ilhan Omar, Rashida Talib und dem Squad Israel in den Rücken fällt?

    • Nun, was würden wir machen, wenn der Wahlverlierer Donald Trump mithilfe seines Mitstreiters Newt Gingrich an der Macht bliebe – der gerade wieder ohne jeden Beleg antisemitisch geraunt hat, der Superverschwörer sei George Soros?

      Halten Sie uns doch bitte nicht für dumm, @Stefan Baldgewinn. Wenn Sie wirklich Sorgen um Israel 🇮🇱 hätten, dann würden Sie gegen jeden Antisemitismus einstehen und sich über die Niederlagen von Corbyn (UK, links) und QAnon (USA, rechts) gleichermaßen freuen. Tatsächlich aber wollen Sie vom Rechtsextremismus nur ablenken.

      Übrigens wurden gestern u.a. von Oliver Janich, Bodo Schiffmann und weiteren sog. „Querdenkern“ sowie von der AfD Salzgitter Fotomontagen des KZ Auschwitz mit der Aufschrift „Impfung macht frei“ verbreitet.

      Aber, lassen Sie mich raten: Sie empören sich lieber nur über US-amerikanische, linke Frauen – als über den brutalen Antisemitismus im eigenen Umfeld… 🤦‍♂️💁‍♂️

      • Also Markus Lanz hätte Sie jetzt mehrfach gefragt, ob Sie Whataboutism kennen. 😉

        Hier übrigens eine sehr schöne Danksagung eines Israelis auf Twitter:

        https://i.imgur.com/TaLcif5.png

        https://i.imgur.com/FDYnNPC.png

        Übersetzt von Michael Klonovsky:

        Danke, Danke.
        Für den Umzug der Botschaft,
        Für die Anerkennung der Golanhöhen,
        Für die Beseitigung von Suleimani,
        Für die Tötung von Abu Bakr al-Baghdadi,
        Für den Frieden mit den Emiraten, Bahrain und dem Sudan – und die Friedensabkommen, die dank Ihrer spektakulären Diplomatie, die maximale Ergebnisse bei minimalem Opfern an Menschenleben erzielt hat, kommen werden.
        Für die kompromisslose Unterstützung Israels für volle vier Jahre in jeder internationalen Arena,
        Für alles, was die Medien sagten, das Sie niemals für Israel tun würden – Sie haben es getan und getan.
        Vielen Dank für vier Jahre unkontrollierbare Lachangriffe und feine Neckereien.
        Für sie warst du ein schlechter orangefarbener Mann,
        Für uns waren Sie der beste orangefarbene Mann der Welt.
        Danke für alles. Das Volk Israel wird niemals die Güte vergessen, die Sie ihm gegeben haben. Und wir werden mehr von Ihnen und Ihrer Familie hören. ❤🇺🇸🇮🇱

        • Ach ja, @Lars – hatten Sie nicht einen triumphalen Sieg Ihres Lieblings Donald Trump vorausgesagt? Und jetzt verschanzen Sie sich hinter „einem Israeli“?

          Mann-Mann-Mann, was waren das noch für Zeiten, als Patrioten noch den Anstand hatten, auch mal an einer Niederlage zu wachsen…

          Gerne für Sie ein Interview zur #Tyrannophilie (reimt sich auf Poesie):
          https://www.n-tv.de/politik/Tyrannophilie-Die-Erloeserfigur-im-QAnon-Kult-ist-Donald-Trump-article22098011.html

          • Es ist ja immer schade, dass man Ironie im Internet nicht gut erkennt, @Stefan Baldgewinn. Wir können also alle nur raten, ob Sie die bizarre Verschwörungserzählung über eine von Trump “gestohlene” US-Präsidentschaftswahl wirklich glauben, oder sich nur darüber lustig machen.

            In “Verschwörungsmythen” hatte ich bereits im Juni eine religionswissenschaftliche Prognose zu den US-Wahlen formuliert, die inzwischen in 2. Auflage erschienen ist und hier zitiert sei (S. 120 / 121):

            “Trump hatte seine Anhänger in die platonische Höhle des Verschwörungsglaubens geführt und ihnen tatsächlich eine Art “Staatsstreich” gegen den “Deep State” versprochen. Doch dann hat er mitten in einer weiteren Eskalation selbst demonstriert, dass es sich um einen ausweglosen Bunker handelt – und damit die “Leidenschaften” wachsender Mehrheiten gegen sich gewendet. Ihm wird also nach meiner Einschätzung nur noch die Wahl bleiben, friedlich oder unter Gewaltandrohung abzutreten. Trumps Bunker ist Symbolbild und Manifestation der platonischen Höhle und Sackgasse für neuzeitliche Entwürfe apokalyptischer Tyrannei.”

      • Selbstverständlich empöre ich mich lieber über meine Gegner und nicht über meine Verbündeten, das machen Sie ja ganz genau so.

        • Nein, @Stefan Baldgewinn – Sie versuchen die Realität nach Freund-Feind zu ordnen und tendieren damit zum Verschwörungsglauben. Ich versuche, die Realität nach Wahr-Unwahr zu ordnen und tendiere damit zu den Wissenschaften. Ich bin nicht Ihr Feind, auch wenn Sie es gerne so sehen würden.

          Ihnen alles Gute, bitte bleiben Sie gesund!

          • Natürlich ordnen auch Sie Ihre Realität nach Freund und Feind ein, oder wollen Sie etwa bestreiten dass Ihr Blog hyperpartisan ist?

          • Klar ist mein Blog „partisan“, @Stefan Baldgewinn – es ist ja ein Wissenschaftsblog! Und damit kann und wird hier nicht behauptet werden, dass Kreationismus auf der gleichen Ebene stünde wie die Evolutionstheorie oder die Verschwörungsmythen von QAnon wie die Politikwissenschaft.

            Auch Wissenschaften können sich der Wahrheit immer nur annähern. Doch wenn sie den Anspruch auf Wahrheit aufgeben, so hören sie auf, Wissenschaften zu sein.

            Sie denken verschwörungsmythologisch und halten Menschen wie mich daher für „Feinde“. Ich denke wissenschaftlich und halte Menschen wie Sie daher für verirrt. Sie tun mir also Leid und ich bedauere die Vergeudung auch Ihrer geistigen Ressourcen. Aber als Mitmensch verspüre ich für Sie Sympathie und sogar einen Funken Hoffnung. ❇️

            In diesem Sinne alles Gute!

  7. Tobias Jeckenburger,
    …persönlich noch keinen Juden live getroffen.
    Ganz sicher haben Sie, nicht alle Juden outen sich.
    Ich kann Ihnen nur Mut machen. Mir hat eine Jüdin das Küssen beigebracht. Und ich kann ihnen versichern, die war genauso gut oder auch besser als jede andere Frau. Überhaupt betrachten Frauen das Zusammenleben viel entspannter. Und… ich kann Herrn Blume nur bewundern, wenn er in diesem Morast aus Bosheit und Dummheit einen klaren Weg findet.

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