Verlieren lernen, um zu überleben. Digitale Thymotisierung & die säkulare Enge der Zeit

Am 5. Oktober 2023 erhielt ich in Washington im Gebäude der amerikanisch-jüdischen Anti-Defamation League (ADL) ein Exemplar von “It could happen here – Es könnte hier passieren” von Jonathan Greenblatt (2022) überreicht.

Cover von "It Could Happen Here" über drohenden Faschismus auch in den USA vom ADL-Präsidenten Jonathan Greenblatt, 2022Cover von Jonathan Greenblatt “It Could Happen Here” über drohenden Faschismus in den USA, 2022.

Ich schätzte den Autor bereits, weil er früher als die meisten die Bedeutung von Wasser und Wasserkrise erkannt und Ethos Water gestartet hatte. Aber Greenblatt warnte hier nicht nur vor der eskalierenden, antisemitischen wie auch rassistischen Gewalt während der ersten Präsidentschaft von Donald Trump, sondern auch vor der Abgeordneten Marjorie Taylor Greene und dem Verschwörungsmythologen Tucker Carlson – die gerade erst mit Elon Musk und Trump exklusiv dessen Wahlsieg feiern durften.

Doch damals erschienen mir einige Warnungen noch zu drastisch, wie jene auf S. 11:

“None of us want to believe that America could end up like Germany in the 1930s. As the American author Sinclair Lewis ironically titled his 1935 novel – published before the full horror of Hitler became apparent – “It Can’t Happen Here”. Even today, nobody wants to believe that illiberalism, fascism and violence could unfold on our shores.

But I wrote this book because we must confront that possibility.”

In deutscher Übersetzung:

“Keiner von uns will glauben, dass Amerika so enden könnte wie Deutschland in den 1930er Jahren. Der amerikanische Autor Sinclair Lewis betitelte seinen Roman von 1935 ironisch, der veröffentlicht wurde, bevor der ganze Schrecken Hitlers sichtbar wurde: “Hier kann es nicht passieren”. Auch heute noch will niemand glauben, dass sich Illiberalismus, Faschismus und Gewalt in unseren Gefilden entfalten könnten.

Aber ich habe dieses Buch geschrieben, weil wir uns dieser Möglichkeit stellen müssen.”

Als nur zwei Tage später die Hamas den Staat Israel angriff, hatte ich die ersten, leider überzeugenden Argumente bereits gelesen und sagte dem SWR, “Die Welt taumelt auf einen Abgrund zu.”

Doch ich wollte unbedingt hoffen, dass es noch gut ausgehen, dass Kamala Harris noch gewinnen kann und sagte am 15. Juli 2024 der epd:

„Demokratinnen und Demokraten überall auf der Welt lehnen Gewalt immer ab, werden aber selbst zum Feind erklärt und können sich dagegen nicht mit denselben Mitteln zur Wehr setzen“, sagte Blume. Deswegen bestünde die einzige Chance darin, dass US-Präsident Joe Biden von einer zweiten Amtszeit Abstand nähme und die US-Demokraten eine jüngere Person an die Spitze ihrer Präsidentschaftskampagne stellten, etwa Vizepräsidentin Kamala Harris. Nur so ließe sich deutlich machen, es gehe nicht um einen Kampf „Gut gegen Böse“, sondern diese Auseinandersetzungen gehörten der Vergangenheit an.

Ich darf Ihnen also versichern, dass ich kein Apokalyptiker bin, der eine heimliche Freude an Weltuntergangsszenarien hat. In der (inzwischen vergriffenen) ersten Ausgabe von “Verschwörungsmythen” hatte ich eine Wahlniederlage von Trump und folgende Gewalt vorausgesagt – und wollte glauben, dass er noch einmal verliert. Am 22. Oktober postete ich dann aber erstmals von meiner Befürchtung einer Wahlniederlage der Demokraten und von der “Säkularisierung und Enge der Zeit”. Weil mich heute auch auf einer interreligiösen Veranstaltung Leute auf ihre Sorgen und Ängste ansprachen, packe ich meine Beobachtungen und Befürchtungen hier also auf den Tisch.

Die These vom säkular-digitalen Zeitenumbruch, von “a secular frenzy”

Ich meine, unsere Generationen durchleben eine säkulare-digitale “Enge der Zeit”, englisch: a secular Frenzy.

Damit ist die aktuelle Polykrise aus digitaler Medienrevolution, fossil finanzierten Diktaturen, Kriegen & Lobbygruppen, aus Klimakrise & Pandemien, Bevölkerungsimplosion, Wachstumsschwäche und Inflation gemeint, die unser Erleben von Zeit so drastisch verändert, dass sich immer mehr Menschen in egozentrische Relativisten (“Hauptsache, mir geht es gut!”) und feindselige Dualisten (“DIE sind schuld und haben zu verschwinden!”) verwandeln. Unsere säkularen Fortschrittserwartungen werden enttäuscht, die Wut wendet sich gegen Eliten & jede friedliche Regierung.

“Enge der Zeit ist die Wurzel des Bösen.” hatte der Holocaust-Überlebende und Philosoph Hans Blumenberg (1920 – 1996) in seinem bedeutenden Buch “Lebenszeit & Weltzeit” m.E. zu Recht formuliert.

Es geht hier also nicht mehr nur um eine von freundlichen Regierungen pragmatisch einzuleitende, lokale Zeitenwende, sondern um einen globalen und tiefgreifenden Zeitenumbruch, der die Grundlagen unserer zwischenmenschlichen Identitäten erschüttert und Millionen von uns in Wut, Verzweiflung, ja Empörungssucht (“Frenzy”) thymotisiert.

Eine nachdenkliche Betrachterin geht an zwei Bildern vorbei, die links eine Menschenmenge in einer "Secular Digital Frenzy" darstellen, rechts das Aufkommen eines tyrannophilen Messianismus in einer weitgehend zerstörten Welt.

Eine nachdenkliche Demokratin durchschreitet die Galerie des säkular-digitalen Zeitenumbruchs. Links eine Menschenmenge in einem säkular-digitalen Wahnrausch, rechts die Geburt eines tyrannophilen Messianismus aus der Katastrophe. Michael Blume mit Leonardo.AI

Wie ist das genauer zu verstehen?

Laut Wolfgang Achtner (1957 – 2017) et al. – denen ich darin zustimme – haben die menschlichen Kulturen bislang nur drei Zeitmodi entwickelt:

  1. Die zyklisch-mythologische Zeit ist sozusagen unsere Grundeinstellung und orientiert sich am Jahreslauf mit dessen Ritualen und Festen sowie am Aufwachsen und Sterben der Lebewesen einschließlich der Menschen. Zumal meist von Älteren gelehrt und ausgelegt, wird regelmäßig geglaubt, dass die besseren, vermeintlich “goldenen Zeiten” in der Vergangenheit liegen, die Jetztzeit dagegen einen Niedergang markiere. Auch in unsere jafetitischen Begriffe von Re-Form (Wieder-Herstellung) und Re-volution (Wieder-Umwälzung) ist diese zyklisch-mythologische Vorstellung eingeflossen. Die Verheißung von einem materiellen Dauer-Wachstum in der Jetztwelt ist hier fremd und in entsprechenden Religionen wie dem Hinduismus, Jainismus und Buddhismus werden daher auch asketische Erlösungswege aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (Moksha, Nirvana) gelehrt. 
  2. Die linear-rationale Zeit setzte sich als aufsteigender Kalender in den alphabetisierten Weltreligionen von Judentum, Christentum und Islam durch. Bis zur Säkularisierung war die Wachstumshoffnung jedoch auf das Jenseits gerichtet – es gab gute und schlechte Ernten (vgl. die Joseph-Pharao-Geschichte in 1. Mose 41 – 48) und gerade keinen Anspruch auf jährliches Wachstum. Mit dem Alphabet-Buchdruck und der Industrialisierung tritt dann aber zunehmend das Saeculum, das Jahrhundert, die Jetztzeit in den Vordergrund. Religiöse Verweise von Vergeltung und Wohlergehen auf das Jenseits werden zunehmend als schale oder sogar verschwörerische Vertröstungen abgetan. Säkulare Verbesserungen werden dagegen zunehmend schneller erwartet und aus “Den Kindern soll es einmal besser gehen!” wird “Ich leiste und habe einen Anspruch auf jährliche Einkommenssteigerungen!”. Und dies zunächst mit Erfolg: Die Kindersterblichkeit sinkt anfangs schneller als die Geburtenraten, Bevölkerungen wachsen rapide und erzeugen mit der Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Kohle bzw. Koks, Erdöl und Erdgas schnell wachsende Gütermengen. Sogar nach furchtbaren Kriegen und Genoziden, auch nach dem 2. Weltkrieg und der Schoah werden jeweils neue, “bessere”, humanistische Rechts- und Friedensordnungen erdacht.
  3. Die mystisch-holistische Zeit wird selten, spontan sowie durch Übung, in religiösen, spirituellen, philosophischen und wissenschaftlichen Kontexten als beglückende “Peak”-Erfahrung gedeutet, vgl. auch das “Heureka” des Archimedes, Goethes Faust “Zum Augenblick dürft ich sagen: Verweile doch, du bist so schön!” und spirituelle Berichte aller großen Religionen über Entwerdung bzw. Unio mystica. Als “außeralltägliche” Flow-, Hygge– und Cozy-Momente werden sie aber auch säkular verheißen. Sie bleiben jedoch die seltene Angelegenheit weniger und setzen vor allem Ruhe und Fokus voraus. 

Bedenken wir also bitte, dass die Lebensform des demokratischen und gewaltenteiligen Nationalstaates nicht “natürlich” ist, sondern Ausdruck einer modernen Zivilreligion auf Basis von linear-rationalem Fortschrittsversprechen (Geschichtsmythen, Symbolen) und zyklisch-mythologischen Bekräftigungen (Feiertagen, Wahlperioden). Menschen dürfen jetzt an der “Existenz” Gottes und eines Jenseits zweifeln, nicht mehr aber an der “Existenz” von Staaten und Rechten.

Gerade eben beschrieb ein kluger Kommentierender dieses in den Worten: “Ich glaube das der Begriff Zivilreligion mehr als nur zutreffend ist. Wir sind Gläubige eines Staates, eines Systems. Dieser Glaube muss auch bestärkt werden, muss immer wieder bestätigt werden, ansonsten bricht er zusehends ein.”

Und was passiert nun also im 21. Jahrhundert?

Die linear-rationale Zeiterfahrung bricht durch die Polykrise zusammen:

  1. Wie schon vorhergehende Medienrevolutionen wie der Buchdruck bis zum 30jährigen Krieg und die elektronischen Medien im späten 19. und 20. Jahrhundert löst nun auch die Digitalisierung eine enorme Beschleunigung und “Enge der Zeit”, im Deutschen gar: “Hetze” (!) aus. Kommerzielle Medienprotale “hacken” gezielt auf das Dopamin, Adrenalin und Testosteron menschlicher Gehirne, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu fesseln, sie geradezu dauer-getriggert und empörungssüchtig zu machen. Entsprechend dem jafetitisch-platonischen Thymos als meist männlich gelesener Statuseifer, Ehrgeiz und auch gewaltbereite Wut spreche ich hier von einer digitalen Thymotisierung, die sich in der Verteidigung vermeintlich besserer “Früher” wähnt und sich also von der linearen zurück zur zirkulären Zeit wendet. “We’re not going back! – Wir werden nicht zurückgehen!” lautete der die linear-rationale Zeit beschwörende Wahlkampfslogan von Kamala Harris gegen das zyklisch-thymotische “Make America Great Again MAGA! – Lasst uns Amerika wieder groß machen!” von Donald Trump. Wir wissen nun, wie es ausging.
    Ein junger, muskulöser Thymos hat eine Mauer durchbrochen und tobt zwischen digitalen Nachrichten in blau und orange.Symbolbild des digitalen Thymos in Wut-orange & blau. Michael Blume mit Leonardo.AI 

  2. Mangels Geburten schrumpfen derzeit alle säkular-demokratischen Völker – mit Ausnahme des bereits neo-religionsdemografisch wachsenden Israel mit einer TFR um 3,0 – und lahmen damit auch ihre Wirtschaften. Wer soll etwa die wachsende Zahl fossiler Automobile noch kaufen, wer die Wohnungen etwa in China noch bezahlen und beziehen? Zuwanderung “bereichert”, kann aber auch als “Bedrohung”, “Invasion” und gar “Replacement”-Verschwörungsmythos gedeutet werden. Wir sehen in den USA, dass dies durchaus auch wirtschaftlich verunsicherte Menschen erfassen kann, die etwa selbst gerade erst eingebürgert wurden (“Bei uns war es ja Leistung, aber die kommen und nehmen uns das Erreichte weg!”). Über die Verteilung von Überschüssen lässt sich reden, bei stagnierenden oder gar sinkenden Einkommen wächst aber die Wut. Von den Regierungen der Nationalstaaten wird strenge Abschottung verlangt, solange es nicht um Fachkräfte geht. “Früher war alles besser, sicherer! Migranten sollen uns nutzen, nicht ausnutzen!” Als mythologisches Modell dominiert nicht mehr die religiös inklusive Arche, sondern die materiell exklusive Superjacht.
    Links eine religiös inklusive Arche, die den Noahbund symbolisiert. Rechts eine materiell exklusive Superjacht, die fossile Gier symbolisiert.Der Aufschwung der materiell exklusiven “Superyachten” wurde vom Soziologen Gregory Salle beschrieben. Die religiös inklusive Arche enstammt der linearen Überlebensgeschichte der Tora (vgl. Noahbund). Michael Blume mit Leonardo.AI
  3. Immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verweisen zu Recht auf “Grenzen des (fossilen) Wachstums”, auf Pandemien & industrielle Massentierhaltung sowie auf die fossil befeuerte globale Erhitzung der Klimakrise, die als Wasserkrise mit Extremwettern eskaliert. Gerade aber für die schrumpfende Zahl der rational Denkenden werden damit das Fortschrittsversprechen und auch Kinderwünsche (Anthropodizee-Dilemma) zunehmend fraglich. Statt weiterhin Wachstum und Langlebigkeit zu verheißen, verordnen Wissenschaftler und sogar Wissenschaftlerinnen nun Einschränkungen, Impfungen, empfehlen Verbote und lösen Reaktanz aus. Religiöse Gelehrte hatten wenigstens Jenseitsverheißungen im Angebot, ihre säkularen Nachfolger zunehmend schlechte Nachrichten.
    Ob in der Covid19-Pandemie, im Irak 2015, auf Sizilien oder in Österreich 2024 – Menschen reagieren auf das Eintreten der Extremwetter in der Klima- und Wasserkrise mit Reaktanz und dualistischer Feindseligkeit oft genau gegen jene, die erfolglos zu warnen versuchten. Sie wollen in eine fiktive Vergangenheit zurück, weil ihnen die linear-rationale Zeit zunehmend Angst macht. Also: Schuldige suchen, Verschwörungsmythen verbreiten!
    Angesichts der Extremwetter in der Klima- und Wasserkrise brechen linear-rationale Fortschrittsversprechen zusammen. Michael Blume mit Leonardo.AI

4. Fossile Gier und Ressourcenfluch-Kriege. All dies wäre schon Herausforderung genug, wenn es nicht fossil finanzierte Ressourcenfluch-Regime wie Russland, Iran und Aserbaidschan sowie fossile Lobbyisten in Wirtschaft, Politik und Medien gäbe, die von der Verbrennung von Öl und Gas direkt profitieren. Selbst gefangen in der gierigen “Enge der Zeit” entzünden sie Kriege und Desinformationskampagnen und blockieren post-fossile Technologien und erneuerbare Friedensenergien.

So vergab Deutschland für kurzsichtige Einsparungen seine Solarindustrie. Und als ich nach den Erfahrungen im Irak vor siebeneinhalb Jahren mein erstes – französisches – Elektroauto erwarb, hätte ich nie gedacht, dass deutsche Fossil-Lobbyisten und Shareholder-Value-Autovorstände so lange Entwicklungen verzögern würden, dass für kurzfristige Dividenden und Boni ihre Mitwelt und Mitmenschen sowie konkret Zigtausende Arbeitsplätze draufgingen. Aber genau das geschieht gerade – der Begriff “Technologieoffenheit” wurde geradezu vom linearen Fortschritt zur zyklischen Verzögerung umgedeutet. Damit einher geht die Weiter-Finanzierung der fossilen und regelmäßig antisemitischen Altherren-Diktaturen, Terrorgruppen samt ihrer Kriege und Propagandakampagnen, die wiederum die Spannungen und Inflation anheizen. Die meisten von uns bezahlen ihre Metzger selbst, bevor sie diese dann auch noch an die Macht wählen…

Das Plädyoer von Dr. Michael Blume für erneuerbare Friedensenergien im Landtag von Baden-Württemberg am 9.11.2023.  Den Begriff “erneuerbare Friedensenergien” brachte ich am 9.11.2023 in den Landtag von Baden-Württemberg ein. Screenshot von einem Mastodon-Mem: Michael Blume

Für diese Rede wurde ich übrigens auf einem deutschsprachigen, rechtsdualistischen Blog als Superman mit gelbem Judenstern auf der Brust markiert. Schon vor Jahren attackierte mich auch eine Trump-Propagandatruppe aus den USA digital und medial. Und ich beobachte, dass digitale Desinformation und Gewalt immer mehr weitere Demokratinnen und Demokraten erreicht. Ich nehme es so wahr, dass sehr strategisch verbindende Personen und eine demokratische Partei nach der anderen beschädigt wird, bis sich kaum noch stabile, demokratische Regierungen bilden lassen. Dann scheitern Nationalstaaten. It is about to happen here, too.

Hoffnungen: Dialog, Fediversum, Solarpunk

Da Sie der These vom säkular-digitalen Zeitenumbruch bis hierher gefolgt sind, möchte ich zum Schluss noch jene Mittel nennen, mit denen wir womöglich noch einige Demokratien über die nächste Zeit retten können. Denn der Soziologe Andreas Reckwitz hat nach meiner Einschätzung Recht, wenn er “Verlustkompetenz” fordert. Wir müssen uns der Trauer um lineare und säkular nicht mehr einzulösende Verheißungen stellen, um neu streben und leben zu lernen. Wir müssen das ehrliche Verlieren lernen, um wieder gewinnen zu können.

Die erste Hoffnung erlebe ich im ernsthaften und aufklärenden Dialog der Religionen, Weltanschauungen und Wissenschaften, wie ich ihn neulich auch in Hessen oder gestern in Kehl erleben durfte. Sehr viele Menschen wählen den dialogischen Monismus, wenn sie ihn erleben und mitgestalten dürfen.

Das Internet wird auch durch KI weiter an Bedeutung wachsen – und es liegt an uns allen, wie stark das nichtkommerzielle und damit weit weniger thymotische Fediversum mit Mastodon, Blogs und Podcasts reüssiert. Es ist Ihre Zeit – und diese ist m.E. zu kostbar, um sich darin manipulieren zu lassen! Machen Sie es wie ich – steigen Sie aus antisozialen Medienangeboten aus!

Und schließlich ist da auch noch die dynamische, ästhetische Mythologie des Solarpunk, in dem sich immer mehr Menschen für eine positive, post-fossile Zukunft ihrer jeweiligen Heimat engagieren. Niemand kann alles, aber alle können etwas gegen Verschwendung und für erneuerbare Friedensenergien, damit auch dezentrale Energiedemokratien tun.

Eine junge Frau an ihrem Computer zwischen der individualisierenden Helden- oder der gemeinschaftsbildenden Heldinnenreise nach Gail Carriger.

Solarpunk & gemeinsame Heldinnenreise (nach Gail Carriger). Michael Blume mit Leonardo.AI

Ich bitte Sie: Machen Sie mit. Denn die kommenden Jahre und Jahrzehnte werden hart und wir werden viele und viel verlieren. Doch wie ich es im Landtag BW am 100. Jahrestag des ersten Hitler-Putschversuches und am 85. Jahrestag der Reichspogromnacht ausrief: “Eine Zukunft haben wir nur gemeinsam!”

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

36 Kommentare

  1. Hier versuche ich die säkular-digitale Zeitenumbruch-These in einfacher Sprache dazustellen:

    Menschen fühlen so, dass sie in guten oder in schlechten Zeiten leben. Meistens haben sie geglaubt, die Zeit auf der Welt läuft zwar schlecht, aber im Himmel wird es ihnen gut gehen.

    Seit wenigen Jahrhunderten ist der Glaube an einen wirtschaftlichen Fortschritt immer stärker geworden und immer weniger Leute glaubten an ein himmlisches Jenseits. Es entstanden Demokratien, in denen die Leute ihre Regierungen wählten, damit es immer besser gehen soll.

    Doch jetzt klappt das nicht mehr gut: Die Menschen haben weltweit immer weniger Kinder und sie sollen auch keine Kohle, Öl oder Gas mehr verbrennen. Denn schon jetzt erhitzt sich das Klima, gehen immer mehr Ernten kaputt und gibt es immer mehr Unwetter wie zuletzt in Österreich 🇦🇹🇪🇺 und Spanien 🇪🇸🇪🇺. Auch Krankheiten wie Covid-19 machen viele wütend & sie suchen dann Schuldige dafür. Die Preise steigen oft schneller als die Löhne.

    Hinzu kommen Internet-Medien, wo die Menschen gezielt aufgeregt und an die Bildschirme „gefesselt“ werden. Immer mehr Menschen werden zum Beispiel nach TikTok oder X geradezu süchtig und sind andauernd wütend.

    Deswegen verlieren überall auf der Welt demokratische Politikerinnen und Politiker an Boden, die versuchen, die alte Fortschrittserzählung aufrecht zu erhalten. Stattdessen gewinnen sogenannte Populisten Wahlen, die behaupten, die Krisen seien nur eine Verschwörung, mit der sie „aufräumen“ würden.

    So hat Donald Trump seine Wiederwahl in die US-Präsidentschaft unter zwei Bannern gefeiert, auf denen stand: „Dream big again – deutsch: Träume wieder groß“ und „Trump will fix it – Trump wird es reparieren“. Den US-Demokraten um Vizepräsidentin Kamala Harris ist es nicht gelungen, gleichzeitig vor einer Trump-Diktatur zu warnen und die vor allem wirtschaftliche Zukunftsangst zu drehen. Auch weiße Frauen, schwarze und hispanische Männer haben ihr das häufiger nicht zugetraut und Trump gewählt.

    Und auch in Deutschland 🇩🇪🇪🇺 ist die Bundesregierung aus drei Parteien zerbrochen.

    Was rate ich daher Demokratinnen & Demokraten? Ich empfehle ihnen, ehrlich zu sich selber zu sein und über das Verlorene auch mal zu trauern. Die Wachstumsjahrzehnte von früher werden nicht einfach wiederkommen. Stattdessen braucht es neue Hoffnungen auf ein gutes Leben mit erneuerbaren Energien, Gesundheit und Gemeinschaften mit Kindern. Die Kultur, die sich das vorstellt und etwas dafür tut, nennt sich Solarpunk. Dort kann jeder und jede mitmachen, die für weniger Verschwendung, erneuerbare Friedensenergien wie Sonnen- oder Windkraft und den freundlichen Dialog auch im Internet eintreten. Das Motto lautet: Niemand kann alles, aber alle können etwas tun.

    Danke für Deine Aufmerksamkeit! 🙏📚🤓

  2. Guten Morgen, @Michael Blume.

    Vielen Dank, dass Du Dir und uns kein Aufgeben durchgehen lässt uns weiterhin inspirierende Themen und den Dialog anbietest!
    Ganz wunderbar finde ich auch den Ansatz mit einem Zusatztext in einfacher Sprache. Das sollte Schule machen!

    In diesem aus Zeit(!)-Gründen heute morgen sehr kurz ausfallenden Kommentar will ich kurz auf Deinen Schluss-Satz (auch von Deiner Rede vom 9. November) Bezug nehmen:

    “Eine Zukunft haben wir nur gemeinsam!”

    Ich will ergänzen: Eine Gegenwart haben wir auch nur gemeinsam, und, wie es scheint, ist eine gemeinsame Gegenwart uns mittlerweile abhanden gekommen. Eine gemeinsame Gegenwart dessen, worauf die Menschen sich, trotz aller Unterschiede, auf das verständigen können, was als wirklich gilt (bezieht auch bestimmte Grundwerte des Zusammenlebens mit ein). Wie es scheint, hat einen großen Anteil an den derzeitigen Wahlergebnissen, dass wir – durch antisoziale Medien verstärkt – in medial voneinander abgekoppelten Räumen des Verstehens oder Glaubens leben. Demokratische Prozesse und Institutionen, die genau das, den „gemeinsamen Nenner“ im Zusammenleben, noch gewährleisten und schützen sollen, gehen vielerorts verloren – siehe USA, wo der Supreme Court diese Rolle durch seine einseitige Besetzung scheinbar verloren hat.

    Ich will sagen: Dadurch, dass uns die gemeinsame Gegenwart abhanden kommt, schlittern wir in autoritäre Gesellschaftsordnungen und ignorieren Herausforderungen, die wir nur gemeinsam bewältigen können.

    • Vielen Dank, lieber @Peter Gutsche 🙏

      Deinem Kommentar zur zerspaltenen Gegenwart stimme ich zu 100% zu und für die starke Rückmeldung zur Zeitenumbruch-These und die Erklären in leichter Sprache danke ich! 🖖

      Denn evolutionspsychologisch sieht es so aus: Unsere menschlichen Vorfahrinnen und Vorfahren entwickelten sich über Jahrhunderttausende in Sprachwelten in zirkulär-mythologischer Zeiterleben. Erfindungen wie Pfeil und Bogen oder Seile verbreiteten sich langsam.

      Wir haben also keine speziellen Sinne für die Wirkungen von Medien wie Telegram oder Intetnet und auch nicht für verschiedene Zeitkulturen. Stattdessen fühlen sich auch die krassesten Veränderungen wie das Smsrtphone oder der globale Rechtsruck schon nach wenigen Jahren wieder „normal“ an.

      Um also diese Umbrüche zu verstehen, müssen wir neben uns treten, uns selbst und andere beobachten und nach Möglichkeit mit anderen sprechen oder schreiben. Niemand schafft das alleine, es braucht dafür den auch interdisziplinären Dialog. Als Physiker hast Du beispielsweise einen ganz anderen Block auf „Zeit“ eingeübt als ich als Religions- und Politikwissenschaftler.

      Ich bin daher auch gerade Dir und der sehr lebenserfahrenen und engagierten @Elisabeth Krüger sehr dankbar für unseren Dialog. Ohne den Austausch mit Euch und vielen weiteren konstruktiven Stimmen hätte auch ich längst den Glauben an das Wissenschaftsbloggen verloren.

      Danke Dir, sehr! 🙏⏰🤓

  3. Genau so. 👏🙏

    Ich muss jetzt aber in meinen Kurs und meine Senior:innen mit Zuversicht versorgen.
    Wir müssen auch digital viel unabhängiger werden hier in Europa. 🇪🇺 🌈

  4. Verlieren können wir sehr gut, das macht die viele Übung.

    1989 stellt sich auf dem Tiananmen-Platz ein Honk mit nix dahinter vor eine Panzerkolonne. Honk hat die Solidarität der Weltgemeinschaft, Panzerkolonne hat Panzerkolonne.

    2009 bekommt Barack Obama den Nobelpreis dafür, nicht Dubbya zu sein. Die Welt liebt ihn, seine Politik scheitert fast überall.

    2020 werden in Deutschland Ärzte, Pfleger und Rettungsdienste von allen Balkonen beklatscht. Solidarität wird inflationär gedruckt, Gehälter und Zustände in diesen Berufen bleiben katastrophal.

    Die Weltwirtschaft basiert an der Anhäufung von Geld und Aktien: Versprechen von Reichtum, Schuldscheinen, die sie selbst bezahlen muss. Konkretes Kapital, das sie dazu bräuchte, wird abgebaut, weil Schuldscheine allein uns das Gefühl geben, total reich und mächtig zu sein, ohne dass wir dafür einen Finger rühren müssen.

    [Wegen Überlänge gekürzt, M.B.]

    • Danke für Ihre Monologe, @Paul S. Wieder und wieder inszenieren Sie sich hier als tragisch-einsamer Held der Erkenntnis, der die ganze Welt kalt aburteilen könne. Dabei spürt und liest mensch die brodelnden Gefühle unter der Oberfläche – der Textfluten-Zwang hat emotionale Gründe.

      Erfreulich zum Blogthema: Habe heute bei einem Vortrag vor Hunderten hoch interessierten Schülerinnen & Schülern sowie engagierten Lehrkräften des Karl-Friedrich-Gymnasiums Mannheim etwas Neues gewagt: Ich habe Jugendliche & Erwachsene nach ihren Gefühlen zur aktuellen Zeit gefragt.

      Die Antworten waren so vielschichtig, interessant und auch emotional, dass ein echter Dialog-Raum entstand. Wie gehen wir mit den Unterschieden zwischen individuellem Wohlbefinden und politischer, demografischer, klimatischer Turbulenzen um? Ist es auch Männern erlaubt, über ihre Ängste, Sorgen, Verluste zu sprechen oder vergeuden wir weitere Jahrzehnte mit fossilen Heldenreisen der Einsamkeit? Worin besteht die scheinbare Entlastung durch Verschwörungsmythen?

      Es wurde spürbar: Im säkular-digitalen Zeitumbruch stecken Untiefen, Gefahren, aber auch große Chancen! 😊⏰🖖

      Und allen Interessierten am nicht-binären Gegenüber zur klassischen und zunehmend langweiligen Heldenreise empfehle ich „A Heroine‘s Journey“ – „Eine Heldinnenreise“ von Gail Carriger! 🙂📚⏰🖖

  5. Verlieren ist Teil des Lebens. Es scheint mir normal zu sein, dass man nicht immer gewinnen kann. VfB Fans kennen das. Um so mehr überrascht mich die Überschrift.

    Den meisten Menschen passieren vermutlich häufiger Niederlagen als Siege. In einem Liedtext heißt es:

    “Es wird im Leben Dir mehr genommen als gegeben;
    So ist es mal im Leben eben,
    Das merke Dir…”

    Also wenn verlieren schon immer zum Leben dazu gehört, wir aber anscheinend die Fähigkeit damit umzugehen verloren haben, dann lässt die Überschrift sämtliche Alarmglocken angehen. Die Chancen, es in der Enge der Zeit wieder zu lernen, scheinen mir nicht gut zu sein.

    Was wir auch wieder lernen müssen, ist es Kompromisse zu schließen. Gerade das Scheitern der Bundesregierung gestern, hat mir dies erneut vor Augen geführt. Mir geht es nicht um die sogenannten faulen Kompromisse!

    Der Kampf um die Deutungshoheit darüber, was gestern in Berlin geschah, ist eröffnet. Die Zeitung mit den vier Großbuchstaben wird nicht nachlassen den Leuten klarzumachen, wer in ihren Augen schuld ist.

    Mir stellt sich noch eine ganz andere Frage des Überlebens. Ich persönlich will mit einem Teil der Deutschen nichts zu tun haben. Wieder einmal bin ich froh, Ü60 zu sein. Dennoch werde ich meinen Beitrag für eine halbwegs harmonische Zukunft für unsere Mitwelt leisten.

    Gestern las ich einen Post, in dem dazu aufgerufen wurde sich gesellschaftlich zu engagieren. Ich war in Versuchung wieder Mitglied einer demokratischen Partei zu werden – habe mich aber dagegen entschieden.

    Unsere Zeit scheint nicht für Heldinnenreisen gemacht. Das schmerzt. Es bleibt nur die Hoffnung, dass es nach dem 20.01.2025 in den USA nicht zu tödlichen Rachefeldzügen kommt. Aber sicher bin ich mir nicht.

    Gleichermaßen unsicher bin ich, was Gewalt gegen Politiker im bevorstehenden Wahlkampf hier bei uns betrifft. Ich hoffe einfach, dass wir keinen tödlichen Angriff auf Politiker erleben werden.

    • Vielen lieben Dank, @Sabine H. 🙌

      Und, ja, ich stimme inhaltlich zu:

      “Verlieren ist Teil des Lebens. Es scheint mir normal zu sein, dass man nicht immer gewinnen kann. VfB Fans kennen das. Um so mehr überrascht mich die Überschrift.”

      Denn den meisten Menschen ist schon klar, dass zum Leben auch Zusammenarbeit, Hilfsbedürftigkeit, Schwächen, Krankheit und Sterben gehören. Aber laut der Erfolgsautorin Gail Carriger wurde die Heldinnengeschichte wie etwa in Romantic Novels und Liebesfilmen in der modernen Kultur systematisch gegenüber der Heldengeschichte wie etwa in Adventure Stories und Actionfilmen abgewertet – und dies quer durch die Genres. Als Archäologin macht sie sich beispielsweise darüber lustig, dass der wichtigste Mythos über die ägyptische Göttin Isis von männlichen Kollegen nach deren Mann, Osiris, benannt wurde.

      Zitat aus “The Heroine’s Journey”, Gail Carriger LLC 2020, S. 67:

      “Wait a minute. The story of a major powerful goddess questing all over Egypt to collect her husband’s body parts (with her sister’s help), build temples, conceive and rear a new king-god, and bring about the afterlife and idea of continuation of humanity is named after her dead husband?”

      In deutsch:

      “Augenblick mal. Die Geschichte einer großen, mächtigen Göttin, die in ganz Ägypten unterwegs ist, um die Körperteile ihres Mannes (mit der Hilfe ihrer Schwester) aufzusammeln, Tempel zu bauen, einen neuen Königsgott zu empfangen und aufzuziehen, das Leben nach dem Tod und die Idee des Fortbestehens der Menschheit herbeizuführen, ist nach ihrem toten Ehemann benannt?”

      Ich musste da herzlich (und ertappt) lachen, denn auch ich hatte den Mythos noch als “The Ressurection of Osiris / Die Wiederauferstehung des Osiris” im Kopf gespeichert gehabt! Dabei ist es eigentlich gar keine solitäre Helden-, sondern eine kooperative Heldinnengeschichte. Ich beginne nun zu begreifen, warum ich so ein starkes Unrechtsgefühl hatte, dass die enorme Lebensleistung der Darwin-Zeitgenossin Antoinette Brown Blackwell so lange verdrängt worden war. Wir haben über Jahrhunderte hinweg einen maskulinistischen Monomythos so lange verinnerlicht, bis wir selbst übersehen haben, dass sich im echten, menschlichen Leben und in unserer nicht-binären Gefühlswelt in Wirklichkeit ein Duomythos entfaltet hat.

      Insofern geht die Zeitkrise des linear-rationalen Zeitpfeils, die Donald Trump und andere Rechtsdualisten gekonnt bespielen, auch weit über die Angelegenheiten der zum Spottwort gewordenen “alten, weißen Männer” hinaus. Auch weiße Frauen, nichtweiße Männer und viele andere spüren die Erschütterungen durch die digitale Thymotisierung und Polykrise einschließlich der Klimakrise, fossil finanzierten Kriege und Inflation. Dieser Rechtsdualismus kann nicht durch bloßes Umdrehen zum Linksdualismus überwunden werden, sondern braucht den Mut zum echten, tiefen, auch schmerzhaften Dialog. Wer bereits im Gefühl lebt, dass die eigene Heimat, das eigene Volk niedergeht, der Zeitgeist feindselig geworden sei, dass das Gute in Abgründe gezogen und vernichtet werde, dem und auch der helfen rationale Belehrungen überhaupt nicht – im Gegenteil. Unsere Evolution hat uns in erster Linie zu emotionalen und sozialen und erst in zweiter Linie zu rationalen Wesen geformt.

      Die positiven Reaktionen der Schüler- und Lehrerschaft heute an einer grandiosen Schule in Mannheim zu einer einfachen Frage “Wie fühlt sich die Zeit für Dich heute an?” haben mich sehr ermutigt, das Thema Zeit und Gefühle in meiner Arbeit sehr viel stärker zu machen. Gerade auch weil ich ahne, wie viel Hass und digitaler Schmutz in den kommenden Jahren weiter ausgekübelt werden wird, möchte ich mich dem aufklärend und zum Dialog ermutigend stellen.

      Denn eines scheint mir eben auch klar zu sein: Unsere menschlichen Inszenierungen verlieren (!) immer wieder gegenüber der Realität. Sollte Donald Trump wirklich in Zollkriege ziehen und die Steuern für Reiche weiter senken, dann wird die Inflation logischerweise weiter steigen. Sollte er politische und kulturelle Gegnerinnen ernsthaft verfolgen, dann wird auch der Antifaschismus wieder erstarken. Und sollte er sich gegen die liberalen Demokratien Europas stellen, dann kann uns das sogar helfen, wieder selbstständiger, stärker und auch kulturell vielfältiger zu werden. Rechtsdualismus bietet ja emotional dualistische Verschwörungsmythen, aber keine wirklich durchdachten und funktionierenden Lösungen für die echten Probleme etwa der Klima- und Wasserkrise, der Demografie und fossilen Verschwendung.

      Mir geht es also – aber ich glaube, da haben wir uns auch schon richtig verstanden – überhaupt nicht darum, zu resignieren oder sich gar ins Verlieren zu verlieben. Sondern mir geht es darum, dass wir Demokratinnen und Demokraten endlich den Mut haben, durch die Trauer um die säkulare, linear-rationale Zeiterwartung durchzugehen und nach den Schmerzen des Verlustes und der Trauer eine neue Solarpunk-Zeit zu entdecken, zu feiern, zu gestalten. Denn es liegt ja auch an uns, wie lange und schlimm der Fossilismus noch scheitert.

      Perplexity.ai hat es schon recht gut erfasst, wobei der letzte Absatz ja fast wie eine Aufforderung klingt… 😉

      Dr. Michael Blume schlägt mehrere Maßnahmen zur Bekämpfung der digitalen Thymotisierung vor:

      ## Ausstieg aus antisozialen Medien

      Dr. Blume empfiehlt einen Rückzug aus kommerziellen, “angeblich sozialen” Medien wie Facebook, Instagram und X (ehemals Twitter)[1]. Er berichtet von einer deutlichen Verbesserung seiner Lebensqualität nach dem Ausstieg und ermutigt andere, es ihm gleichzutun.

      ## Nutzung von Fediversum-Plattformen

      Als gesündere Alternative empfiehlt er die Nutzung des Fediverse mit Plattformen wie Mastodon[1]. Diese werden als weniger toxisch und manipulativ wahrgenommen.

      ## Förderung von Medienkompetenz und digitaler Bildung

      Dr. Blume betont die Wichtigkeit, Menschen – insbesondere junge Menschen – im Umgang mit digitalen Medien zu schulen und für die Mechanismen der digitalen Thymotisierung zu sensibilisieren.

      ## Stärkung des Dialogs

      Er sieht großes Potenzial im “ernsthaften und aufklärenden Dialog der Religionen, Weltanschauungen und Wissenschaften”[3]. Solche Dialoge können helfen, Polarisierung entgegenzuwirken.

      ## Förderung nichtkommerzieller Angebote

      Dr. Blume plädiert für eine Stärkung nichtkommerzieller und damit weniger thymotischer digitaler Angebote wie Blogs und Podcasts[3].

      ## Engagement für positive Zukunftsvisionen

      Er ermutigt zum Engagement für positive post-fossile Zukunftsvisionen, etwa im Rahmen der Solarpunk-Bewegung[3]. Dies kann ein Gegengewicht zu pessimistischen, thymotisierenden Narrativen bilden.

      ## Regulatorische Maßnahmen

      Dr. Blume begrüßt regulatorische Schritte wie die Verwarnungen der EU-Kommission gegen YouTube, Snapchat und TikTok wegen möglicherweise suchtfördernder Algorithmen[1].

      ## Aufbau von Meldestellen

      Er unterstützt den Aufbau von Meldestellen in verschiedenen Bundesländern, um problematische Vorfälle wie antisemitische Übergriffe besser erfassen zu können[2].

      ## Förderung von “Verlustkompetenz”

      Dr. Blume argumentiert, dass wir lernen müssen, mit Verlusten umzugehen und unrealistische lineare Fortschrittserwartungen aufzugeben, um neue Perspektiven entwickeln zu können[3].

      Insgesamt plädiert Dr. Blume für einen bewussteren und kritischeren Umgang mit digitalen Medien, die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und die Entwicklung positiver Zukunftsvisionen als Gegenmittel zur digitalen Thymotisierung.

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/raus-aus-der-thymotischen-empoerungssucht-erfahrungsberichte-nach-dem-x-odus-asm-abschieden/
      [2] https://www.boell-bw.de/de/2022/12/05/dr-michael-blume-gegenstrategien-von-seiten-der-politik-und-den-institutionen
      [3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verlieren-lernen-um-zu-ueberleben-digitale-thymotisierung-die-saekulare-enge-der-zeit/
      [4] https://weltethos-institut.org/news/weltethos-podcast-mit-dr-michael-blume-was-tun-in-einer-infodemie/

      Vielen Dank für unseren Dialog und Ihre starken Beiträge zum tieferen, auch emotionalen Verständnis der Musik und zu lange verdrängten Heldinnenreise, @SabineH! 🙏📚👍🎶

      • Vielen Dank. Auch für die Motivation weiterzumachen. Es wird viel Kraft kosten. Ob ich die noch habe, weiß ich nicht.

        Der Druko von @Peter Gutsche hat mich sehr beeindruckt. Denn er hat recht, was die Gegenwart angeht. Schon heute sind wir gesellschaftlich tief gespalten. Auch angesichts der US-Wahlen müssten wir uns hier sehr viel mehr damit befassen. Mit “Wir” meine ich nicht in erster Linie die Leute, die hier kommentieren. Sondern beispielsweise engagierter, ehrlicher Journalismus. Stattdessen tragen Talkshows und deren “Abfallprodukte” im Netz zu weiterer Thymotisierung bei.

        Die Arbeit von @Elisabeth K ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig Vertrauen ist. Wenn die älteren Leute ihr nicht vertrauen würden, hätte sie es mit Themen wie dem Solarpunk schwerer.

        Ich sehe dunkle Wolken über dem bevorstehenden Wahlkampf heraufziehen. Früher war ganz bestimmt nicht alles besser. Aber 2021 gab es in Nürnberg eine Diskussionsveranstaltung online zwischen den Jugendorganisationen der Parteien. Das ist heute vermutlich nicht mehr möglich.

        Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir nicht vorstellen will, wie unsere kommende Bundesregierung aussehen könnte. Vielleicht ist es das, was mir am meisten zu schaffen macht und mich lähmt. Hinzu kommt, dass Musk und Putin sich jetzt voll auf Deutschland und die BTW konzentrieren können.

        Die Bedeutung, die den Frauen in der Geschichte zukommt, wird häufig immer noch kleingeredet. Bis heute fällt es vielen Menschen schwer, beispielsweise die Werke von Komponistinnen anzuerkennen. Dabei schätzte Felix Mendelssohn Bartholdy die Kompositionen von Josephine Lang, um nur ein Beispiel zu nennen. Die Berliner Malerin Anna Dorothea Therbusch erhielt vom Herzog von Württemberg 1761 den Auftrag, im Neuen Schloss in Stuttgart an der Ausgestaltung der Spiegelgalerie mitzuwirken. Ida Schuselka-Brüning gründete ein deutsches Theater in Paris und war zwei Jahre lang Theaterleiterin in Linz. Das alles Mitte des 19. Jahrhunderts. Es bleibt noch viel zu entdecken.

        • Vielen Dank, @SabineH

          Ich denke, dass Freiheit und Demokratie gelebt werden müssen und dass wir gut daran tun, uns nicht gesellschaftlich völlig zu zerspalten und zu thymotisieren.

          In der Berichterstattung über die US-Wahl hatte mich eine evangelikale Mutter schockiert, die ernsthaft erklärte, Männer sollten die Politik bestimmen, denn Frauen seien „zu emotional“. Ich sah hier eine doppelte Abwertung von Frauen und von Gefühlen – und empfand es als bizarr, Trump eine höhere Rationalität zuzugestehen!

          Die Wege sind weit, doch mutige Menschen machen sich auf die Wege. Und, ja, auch ich befürchte zunehmende, digitale, fossil finanzierte Kampagnen auch in Deutschland.

          Deswegen mehr Dialog. Deswegen aber auch mehr und gerne vielfältige Musik ins Leben! 🎶 🤩 🙏

          • Die Antwort dieser Wählerin ist schockierend. Aber ich kenne diese Einstellung auch. Ich habe schon mehrfach erwähnt, dass mich – wenn auch glücklicherweise nur indirekt – der Pietismus geprägt hat. In meiner Familie väterlicherseits hatten die Frauen keine Ausbildung geschweige denn ein Studium. Daher kommt dann dieses Niederhalten von Frauen. Wem von Kindheit an eingebläut wird, zu schweigen, zu beten und weniger wert zu sein als die Männer, die wird vermutlich keine Frau zur Präsidentin wählen.

            Ich hoffe, wir können unsere Dialoge hier fortsetzen. Die Zeit bis zu den Wahlen wird mich an den Rand meiner Belastbarkeit bringen.

            Doch es ist mir wichtig, wenigstens hier auf Ihrem Blog den Dialog mit anderen Menschen nicht abreißen zu lassen.

          • Danke, @SabineH 🙏

            Habe gerade auf Mastodon zu einem Foto von Angela Merkel versus Donald Trump gepostet, was ich fühle:

            „Mir ist es persönlich wichtig, in einer Demokratie zu leben, in der auch schon eine Frau als Regierungschefin gewählt & wiedergewählt wurde. Es war zeitlich überfällig. Und wäre es immer noch anders, so würde ich mich dafür schämen.“

            https://sueden.social/@BlumeEvolution/113445873977067663

            Mir geht es dabei nicht um die letztlich identitäre und sogar dualistische These, dass Frauen grundsätzlich bessere Politik machen würden oder gar bessere Menschen wären. Beides glaube ich nicht. Mir geht es darum, dass ich vielfältige Teams für stärker halte als einfältige – und dass in einer Demokratie nach und nach (also: zeitlich) die gesamte Bevölkerung repräsentiert werden sollte. Finde es schwierig, wenn Frauen identitär die Eignung abgesprochen wird, politische oder auch religiöse Ämter zu übernehmen.

            Die erste ordinierte Pfarrerin in Württemberg, Heide Kast, ist am 30. Oktober im Alter von 86 Jahren gestorben. Die Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold würdigte Kast als Pfarrerin mit Herzblut, die den Weg für Frauen ins Pfarramt maßgeblich mitgeöffnet habe.

  6. Der Abschied vom Menschen ist unproblematischer als der Abschied von der Gewalt. Die Geschichtsbücher… ein Krieg nach dem Nächsten. Allein die USA seit Nagasaki Atombombe . Oder die Toten und Verletzten der Fossil Bewegungsprothesen-Fahrer weltweit in Millionen Höhe ..Krieg auf den Straßen usw.

  7. @Teure Baustellen und kein Weg dran vorbei

    Im Prinzip haben wir doch sogar drei teure Baustellen. Die Energiewende, die wohl die wichtigste ist, einen Aufrüstungsbedarf um als EU mit Putin notfalls alleine fertig zu werden, welche die dringlichste ist, und wir brauchen möglichst 1,8 Kinder pro Frau, damit wir irgendwann auch ohne weitere Zuwanderung klar kommen, was die menschlichste Herausforderung ist.

    Dagegen läuft die weitere Automatisierung, die grundsätzlich weiterhin ein höher, schneller, weiter tatsächlich möglich macht. Die teuren Baustellen bremsen allerdings entsprechend.

    Es wäre also dringend sinnvoll, wenn hier wirklich jeder guckt, dass er Verschwendung reduziert, dass Mittel für diese Baustellen frei werden. Erstmal ist hier Eigenverantwortung gefragt, was einen Teil der Energiewende und auch mehr Kinder betrifft. Die Reduktion eigener Verschwendung spart ja direkt auch das Geld, das man dafür einsetzen kann.

    Andere mögen deutlich reicher sein, die können alles selber bezahlen ganz ohne irgendwo zu sparen. Soweit sie es selbst in der Hand haben, sonst müssen die allerdings dann schon mehr Steuern zahlen, insbesondere für Aufrüstung und für die Förderung von jungen Familien.

    Jetzt gibt es allerdings jede Mengen Leute, die so viel gar nicht zu reduzieren haben, und denen alles teuer geworden ist, ohne das hier eine Verbesserung der Einnahmen mithalten konnte. Die wissen immer weniger, wie sie ihre Rechnungen bezahlen können. Und das hat dort auch ein wenig mit Migration zu tun, man leidet schnell unter höheren Mieten, und die Konkurrenz auf dem Niedriglohnsektor wird mit insbesondere frischen Einwanderern auch größer als null sein.

    Mir scheint, das man die hier kaum wahrnimmt. Und die haben auch durchaus zur Wahl von Trump in den USA wie zu den Wahlerfolgen der AfD bei uns beigetragen.

    Wer Bürgergeld bezieht ist hier sogar derzeit noch weniger betroffen.

    Wir haben überhaupt kein Konzept für diese Leute, die selber kaum Spielräume haben. Energiewende muss Sozialverträglich abgefedert sein, konnte man früher öfter hören, nur sind die derzeitigen Schwierigkeiten eher durch das Ausbleiben von billigem russichem Gas und durch den Ukrainekrieg samt nötiger Unterstützung und Aufrüstung verursacht. Offenbar kam man hier mit der Unterstützung weniger solventer Einkommensklassen nicht hinterher.

    Und wer wenig verdient, aber trotzdem Kinder hat, den trifft es noch am meisten. Obwohl gerade diese Kinder für die eigene Zukunft des ganzen Landes ganz besonders wichtig sind.

    So wie das aussieht ist das eher noch ein Thema für die USA, bei uns aber auch.

    Ein Wertewandel kann sicher helfen, wenn es sich für die Leute wirklich gut anfühlt, jetzt mit ihrem E-Auto auch dem Planeten zu helfen, wenn man weiß, dass man gegen Putin doch noch gut gerüstet ist und wenn man auch weiß, das eigene Kinder überaus wertvoll auch für die zukünftigen Gesellschaften sind.

    Das braucht offenbar mehr Zeit. Wobei die größten Verschwender den meisten Spielraum haben, und die, die am Meisten sowieso schon belastetet sind, haben meistens sogar den kleinsten Spielraum.

    Jeder kann etwas tun, und keiner alles, klar. Aber hier und da ist richtig viel Verschwendung im Spiel, woanders auch mal deutlich weniger. Wenn die großen Verschwender wenigstens auf grüne Technik umstellen, dann geht es ja noch. Wobei das aber auch Rohstoffe und Arbeitskräfte bindet, nur mit Geld wäre es ja nicht getan.

    Es gibt schon Alternativen zum höher, schneller, weiter. Ein Wachstum im Sinne von einem gesunden Planeten, von einer schlagkräftigen Europäischen Armee wie auch von mehr eigenen Kindern ist auch was wert. Leistungsbereitschaft braucht das immer noch, aber diese hilft eben nicht, wenn sie für Verschwendung verpulvert wird, derweil dann alles den Bach runter geht, und die Geburtenzahlen womöglich noch weiter einbrechen.

    Es ist offenbar tatsächlich die Leistungsgesellschaft selber, die dabei ist, sich abzuschaffen. Spitzenreiter ist Südkorea mit 0,72 Kindern pro Frau. Was die sich dabei denken, ist mir rätselhaft. Vor lauter Arbeitsstress kommen die offenbar gar nicht mehr zum Denken.

  8. Sehr geehrter Herr Blume,

    da ich keine E-Mail-Adresse von Ihnen sehe, nutze ich mal diesen Blog, um ein Thema anzuschneiden, das mich schon lange beschäftigt. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sind Sie ja auch unter anderem ehemaliger Banker und auch Beinahe-Volkswirt und kennen sich mit der Materie etwas besser aus.

    Welche Perspektiven sehen Sie für die Post-Wachstums-Bewegung in der Wirtschaft? Ich weiß, dass es da die verschiedensten Strömungen gibt, habe aber noch kein schlüssiges Gesamtkonzept gefunden, wie so etwas in der Praxis aussehen könnte. Einerseits bin ich davon überzeugt, dass die ökologische Krise, einschließlich der Klimakrise, nicht nur mit Technologie gelöst werden kann. Dazu ist unser Ressourcenverbrauch zu hoch. Es wird auch drastische Einschränkungen geben müssen, aber wie genau?

    Vielleicht sagt Ihnen der Name Niko Paech etwas. Ich habe vor ein paar Jahren einen Vortrag von ihm besucht. Er ist ja der Meinung, der einzelne sollte 50, 30 oder 20 Prozent weniger arbeiten (bei entsprechendem Lohnverzicht) und die gewonnene Zeit nutzen, um selber Sachen zu reparieren, Gemüse anzubauen und Freunde zu besuchen (mal ganz kurz gefasst). Dadurch würde man auch entsprechend Geld sparen. Das überwiegend junge Publikum hat begeistert geklatscht, aber ich habe mich gefragt, wer denn tatsächlich so leben kann oder will (außer Herrn Paech selbst)? Es gibt ja auch weniger radikale Ansätze, z. B. von Ulrike Hermann, aber so richtig aufschlüsseln konnte es mir noch niemand. Auch wenn ich im Internet die Frage stelle “Woher kommt der Wachstumszwang?”, muss ich feststellen, dass es zahlreiche verschiedene Theorien zu dieser grundlegenden Frage gibt.

    Woher kommt dieser Zwang überhaupt? Ist das volkswirtschaftlich erklärbar? Welche Auswirkungen hätte es wirtschaftlich, wenn die Wirtschaft nicht mehr wachsen würde? Was würde das für den Außenhandel bedeuten? Sind nationale Alleingänge überhaupt möglich?

    Vielleicht mache ich da ja auch für Sie gerade ein ganz neues Fass auf, aber ich habe den Eindruck, dass Sie sich ganz gerne in neue Fragen einarbeiten 😉 Wenn wir schon über Solarpunk reden, wäre es doch auch ganz gut, wenn wir wüssten, was für eine Volks- und Weltwirtschaft wir eigentlich anstreben.

  9. Das Verschwinden der Selbstverständlichkeit

    In politisch unruhigen Zeiten, die keinerlei Verlässlichkeit ausstrahlen, sondern von großer Unsicherheit geprägt sind, möchte ich einen Blick zurück wagen. Ich bin 1950 geboren, also fünf Jahre nach Kriegsende. Ich habe keine Flucht, keinen Hunger und keine Widrigkeiten in meiner Kindheit erlebt. Das Deutschland, das ich kannte, ging in die Wohlstandsjahre über, und geschichtliche Erschütterungen hatten auf mein persönliches Leben keine Auswirkungen. Da ich im Westen Deutschlands lebte, führten weder Mauerbau, noch kalter Krieg, noch Mauerfall in meinem Leben zu Veränderungen. Wir hatten nicht viel Geld, aber immerhin konnten meine Geschwister und ich studieren, wofür ich sehr dankbar bin.

    Heiraten, arbeiten, Kinder bekommen waren irgendwie selbstverständlich. Seit den siebziger Jahren wussten wir rein theoretisch, was der Anstieg der Temperaturen für den Klimawandel bedeuten würde, auch ich habe das ignoriert.

    Private Höhen und Tiefen hatten nichts mit der Politik und dem Klimawandel zu tun. Ich habe in all den Jahren keinerlei Bedrohung wahrgenommen und an die Beständigkeit unseres Grundgesetzes und an die Beständigkeit der Demokratie geglaubt, ja, sie für selbstverständlich gehalten.
    Erst in den vergangenen zehn Jahren habe ich begriffen, dass die Selbstverständlichkeiten, mit denen ich durchs Leben gegangen bin, überhaupt nicht selbstverständlich sind.
    Und spätestens seit der Pandemie und dem Ukraine-Krieg habe ich das Gefühl, dass der Boden unter meinen Füßen wackelt, dass Sicherheit verloren geht, dass Gedanken an Zukunft mit Ängsten verbunden sind.

    Und ich kann junge Menschen verstehen, dass sie ganz anders auf diese ihre Zukunft schauen als ich, die ich nur auf den mir verbleibenden Rest schaue und vielleicht ein bisschen darüber hinaus.

    Die Frage, ob man Kinder in diese Welt setzen soll oder nicht, ist eine sehr berechtigte Frage.

    Die jungen Menschen heute brauchen sehr viel mehr Mut, als ich ihn in meiner Zeit brauchte.
    Wir sollten uns alle bemühen, daran mitzuwirken, dass auch zukünftige Generationen mit Zuversicht in die Zukunft schauen können.

    • Danke von Herzen, liebe @Elisabeth K! Ich kann das nur unterstreichen. Auch wenn ich 13 Jahre jünger bin, so habe ich doch rückblickend den Eindruck, dass der Kalte Krieg nie direkt vor einer Eskalation stand.

      Am 18.11.1994 haben mein Mann und ich geheiratet. Es wäre demnächst unser 30. Hochzeitstag. Mitte und Ende der 90er Jahre sind unsere Töchter geboren. Wir sind durch schwere Zeiten gegangen. Mein Mann starb 2012. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich Zweifel an einer guten Zukunft für meine Kinder.

      Jetzt jedoch ist meine Hoffnung begrenzt und ich habe Angst.

      Mir liegt der vor uns liegende Wahlkampf schwer auf der Seele. Ich bin froh, dass mein Kind sich politisch engagiert. Als Mutter wäre es mir aber mittlerweile lieber es wäre anders.

      Ich hätte nie gedacht, einmal in Deutschland an diesen Punkt zu kommen!

      • Liebe @SabineH!

        Ganz herzlich danke ich Dir für Deine sehr persönliche Rückmeldung.

        Es hilft, wenn ähnliche Erfahrungen geteilt werden, und wir mit unseren Gefühlen der Verunsicherung nicht allein sind.

      • @Elisabeth K. & @Sabine H.

        Ich möchte hier einige Aussagen aufgreifen, die ich wichtig finde und denen ich – leider – zustimmen muss.

        Elisabeth K. schrieb:

        “Und ich kann junge Menschen verstehen, dass sie ganz anders auf diese ihre Zukunft schauen als ich, die ich nur auf den mir verbleibenden Rest schaue und vielleicht ein bisschen darüber hinaus.

        Die Frage, ob man Kinder in diese Welt setzen soll oder nicht, ist eine sehr berechtigte Frage.

        Die jungen Menschen heute brauchen sehr viel mehr Mut, als ich ihn in meiner Zeit brauchte.
        Wir sollten uns alle bemühen, daran mitzuwirken, dass auch zukünftige Generationen mit Zuversicht in die Zukunft schauen können.”

        Genau diese Erfahrung mache ich auch gerade, wenn ich mit jüngeren wie auch älteren Menschen über ihr Zeiterleben spreche: Das individuelle Leben wird noch als behütet erlebt, aber die allgemeine Zeit wird als bedrohlich, mitunter sogar als feindselig erlebt. Fragen nach der Zukunft der Demokratien – auch etwa von Israel, der Ukraine und von Mitgliedsstaaten der Europäischen Union brechen ebenso auf wie jene nach der Eskalation der Klimakrise nach dem Sieg auch des Fossilismus und fossilen Lobbyismus in den USA und jetzt aktuell nach dem Pogrom von Amsterdam.

        Schon in Folge 4 des Podcasts “Verschwörungsfragen” vom April 2020 hatte ich die Bedeutung des Themas Zeit und Zeiterleben angesprochen und hoffe, dass wir Demokratinnen und Demokraten es aufgreifen und verstehen:

        https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-4-zeit-und-kalender-zwischen-hoffnung-und-antisemitismus/

        Daher mein tiefer Dank für diesen wichtigen Hinweis, @Elisabeth K.!

        Auch den Druko von @SabineH. bitte ich wahr und ernst zu nehmen:

        “Mein Mann starb 2012. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich Zweifel an einer guten Zukunft für meine Kinder.

        Jetzt jedoch ist meine Hoffnung begrenzt und ich habe Angst.

        Mir liegt der vor uns liegende Wahlkampf schwer auf der Seele. Ich bin froh, dass mein Kind sich politisch engagiert. Als Mutter wäre es mir aber mittlerweile lieber es wäre anders.

        Ich hätte nie gedacht, einmal in Deutschland an diesen Punkt zu kommen!”

        Denn es ist so, ja. Und zwar längst nicht mehr nur theoretisch.

        In der Bundestagsdebatte gestern zur Gemeinsamen Resolution von SPD, CDU, CSU, Grünen und FDP gegen jeden Antisemitismus verhöhnte mich der AfD-Abgeordnete Jürgen Braun namentlich – mit voller Nennung meines Namens und als einzigen Regierungsbeauftragten gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben -, verbreitete bizarre Lügen (etwa über meine Haltung zum Zionismus) und forderte meine sofortige Entlassung. Diese Leute wissen, was sie tun und was solche Aussagen auch für die Sicherheit von uns und unseren Familien bedeutet.

        Ich poste dies auch für den Fall, dass später irgendjemand behaupten könnte, man(n) habe ja nicht wissen können. Doch, diese Rede war erkennbar geschrieben und abgelesen, diese hasserfüllten Sätze sehr bewusst formuliert und ausgesprochen worden.

        Es ist eine Schande, dass sich Demokratinnen und Demokraten inzwischen wieder für ihr Engagement schützen würden. Und schwer nachvollziehbare Urteile wie jenes vom OLG Frankfurt zugunsten von TwitterX geben feindseligen Dualisten das Signal, dass unser Rechtsstaat uns nicht schützen will – oder kann.

        Ich hatte bereits damals gesagt:

        „Für Betroffene von digitaler Gewalt und ihre Familien ist heute ein schlechter Tag. Einen wehrhaften Rechtsstaat, der konsequent gegen Hass und Hetze vorgeht, stelle ich mir anders vor. Wenn jede Person, die für ein öffentliches Amt kandidiert, mit solchen Verleumdungskampagnen rechnen muss, haben wir ein Demokratieproblem. Deshalb werde ich weiterhin gemeinsam mit HateAid für die Menschenwürde und den Rechtsschutz im Netz eintreten.“

        https://hateaid.org/berufungsurteil-wirft-grundsatzfrage-nach-meldewegen-auf/

        Mein Dank gilt allen, die Mut für unsere Demokratie zeigen. Denn leider werden wir ihn in den kommenden Jahren mehr denn je brauchen…

        • Vielen Dank für diese Antwort, lieber @Michael Blume!

          Ich bin sehr besorgt um Deine Sicherheit und die Sicherheit Deiner Familie.

          Passt gut auf Euch auf.

        • Das tut mir unendlich leid, und ich hoffe, dass Ihnen und Ihrer Familie nichts passiert.

          Wir brauchen Solidarität unter Demokraten. Ich hoffe, dass Ihnen diese parteiübergreifend zuteil wird.

          Denn leider ist auch das heute nicht mehr selbstverständlich.

          Alles Gute für Sie!

          • Vielen lieben Dank, @SabineH 🙏

            Ich gehe damit um, indem ich mir klarmache, dass es den Rechtsdualisten wie Jürgen Braun (AfD) gar nicht um mich als Person geht, sondern als Symbol: Sie wüten eigentlich gegen das erfolgreiche Zusammenleben der Religionen in Baden-Württemberg vom interreligiösen Dialog und interreligiösen Familien über das Sonderkontingent BW, über den starken und klaren, demokratisch geprägten Landtag und immer noch lebendige Regionalmedien über forschungsstarke Hochschulen bis zum gestern unterzeichneten Staatsvertrag zwischen BW und den Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg. Erst diese Woche durfte ich in Kehl wieder erleben, wie weit wir im Miteinander und Dialog auch der Religionen sind:

            https://m.bo.de/lokales/kehl/interreligioser-dialog-in-kehl#

            Und heute habe ich auch noch einen Gastbeitrag gegen jeden Antisemitismus in der BNN, Badische Neueste Nachrichten.

            Kurz: Wer die Staatsform der liberalen, vielfältigen und rechtsstaatlichen Demokratie ablehnt, wird zunehmenden Hass auf Baden-Württemberg entwickeln und versuchen, uns zum Schweigen zu bringen. Es wird ihnen nicht gelingen. Schließlich gibt es mich ja auch schon als Superman mit gelbem Judenstern auf der Brust.

            Wir dürfen nicht aufgeben, uns nicht einschüchtern lassen. Herzliche Grüße auch Ihrem demokratisch engagierten Kind! Sie dürfen stolz auch darauf sein. 🙏🇩🇪🇪🇺🖖

  10. Antisemitische Pogrome könnten nicht nur wieder passieren – eines geschieht gerade wieder in Amsterdam. Israelische Fußballfans wurden mitten in den Niederlanden, Europa angegriffen, gejagt, verletzt, es gibt Vermisste. Die Regierung von Israel entsendet nun Flugzeuge, die die Fans evakuieren soll – im Jahr 2024, mitten aus der Europäischen Union!

    https://www.kicker.de/verletzte-und-vermisste-nach-gewalt-gegen-israelische-fans-in-amsterdam-1066213/artikel

    Als ich im Video zu meinem Buch “Warum der Antisemitismus uns alle bedroht” innerstädtische Pogrom-Szenen verwendet habe, wurde mir noch “Panikmache” vorgeworfen:

    https://www.youtube.com/watch?v=C9EV6qgExDA

    Und auch jetzt muss ich leider erleben, dass weiterhin Kolleginnen und Kollegen auch aus der Wissenschaft gegen die Antisemitismus-Resolution des deutschen Bundestages und vor allem gegen die IHRA-Definition gewettert haben. Ich bin dankbar, dass sich der Deutsche Bundestag davon überparteilich kaum beirren ließ:

    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bundestag-resolution-antisemitismus-100.html

    (Nie) Wieder Ist Jetzt.

  11. @Michael 08.11. 08:14

    „Du beziehst Dich dabei jedoch nicht auf eine spezifische Religion. Habe ich Dich da korrekt verstanden?“

    Genau. Es geht mir um Spiritualität zu Lebzeiten, eine Vertröstung aufs Jenseits will ich mir nicht gefallen lassen. Eine Jenseitshoffnung mag sich positiv auswirken, aber ich meine, das muss einfach anders gehen. Weil das Jenseits keine Fortsetzung, sondern nur eine Auflösung verspricht. Die mag erlösend sein, aber hier und jetzt leben wie auch hier und jetzt Verantwortung tragen bleibt m.E. richtig relevant.

    „Und hier sehe ich die Gefahr der säkular-digitalen Selbst-Beschleunigung, die dann auch etwa Beziehungen und Familien belastet. Weil: „Keine Zeit!““

    Offenbar sind die Verlockungen und die Anforderungen der Leistungsgesellschaft so dicht, dass man nicht hinreichend zur Besinnung kommt. Am Ende sieht man das am deutlichsten am Geburtenmangel. Keine Zeit, immer wieder wird der Kinderwunsch solange aufgeschoben, bis es hinterher bei nur einem Kind oder ganz ohne bleibt.

    „Diese zeitliche Enge kann Druck auf Familien, Gemeinschaften und Demokratien ausüben, da sie den Wunsch nach sofortigen Ergebnissen anstelle langfristiger Entwicklungen verstärkt.“

    Ja das verschärft sich ja jetzt auch durch die Zeiträume der Legislaturperioden und dem Planungshorizont der wirtschaftlichen Betriebe. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Beschleunigung überhaupt an den Menschen liegt. Also ich jedenfalls hatte immer schon Jahrzehnte im Blick, wenn es um mein Leben geht.

    @jetztreichtsaber 08.11. 09:51

    „Welche Perspektiven sehen Sie für die Post-Wachstums-Bewegung in der Wirtschaft? Ich weiß, dass es da die verschiedensten Strömungen gibt, habe aber noch kein schlüssiges Gesamtkonzept gefunden.“

    Dies könnte einhergehen mit immer kürzeren Arbeitszeiten und mit einem Abschöpfen des für sich wachsenden Kapitals. Ich denke mal das eine stagnierende Wirtschaft auch ein stagnierendes Kapital erfordert. Was dann auch die Staatsfinanzen stabilisiert.

    Fragt sich allerdings, ob die Zeit für ein Wachstumsende überhaupt schon gekommen ist. Natürlich kann man bei uns hier die Verschwendung reduzieren, aber Energiewende, Aufrüstungsbedarf und Luft für mehr Kinder gehen noch mal in Richtung Wirtschaftswachstum. Und wenn es hier nicht mehr genug zu investieren gibt, so haben wir noch den globalen Süden, wo noch riesige Investitionen auf Jahrzehnte wirklich Sinn machen.

    Natürlich können wir flächendeckend jetzt schon Verschwendung abbauen, aber Zeiten ohne weltweites Wirtschaftswachstum kommen erst später auf uns zu.

    Es sieht auch nur rein rechnerisch nach Wirtschaftsschrumpfung aus, wenn sich eine junge Familie für Kinder entscheidet und deswegen weniger arbeitet und weniger konsumiert. Diese Familienarbeit müsste man mitrechnen, wenn man wirklich die Gesamtleistung der Volkswirtschaft zusammenzählt.

    Und Zeiten der Besinnung können auch in der Folge produktiv für alle werden. Geld braucht man, aber nicht unendlich.

  12. @ jetztreichtsaber / @blume

    Das würde mich auch interessieren:
    betrifft Geldschöpfung Geldflüsse und Geldwirkung.

    • @jetztreichtsaber & @Mussi

      Danke für die Frage. Ich habe mich sowohl mit dem DeGrowth-Konzept wie auch mit dem Buch (& SPIEGEL Bestseller) von Ulrike Hermann, “Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden” bereits intensiver befasst.

      Und leider komme ich zu dem klaren Ergebnis, dass es in Demokratien nicht funktionieren kann. Und dass auch die geschätzte Autorin Herrmann auszuwerten “vergaß”, dass Sir Winston Leonard Spencer-Churchill (1874 – 1965) zwar tatsächlich Großbritannien erfolgreich durch Krieg und Kriegswirtschaft führte, mitsamt seiner konservativen Partei aber in der Unterhauswahl vom 5. Juli 1945 deutlich abgewählt wurde:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Britische_Unterhauswahl_1945

      Noch während der Dreimächtekonferenz von Berlin / Potsdam wurde Churchill vom neu gewählten Parlament ersetzt und musste die Potsdamer Konferenz mitsamt seinem Außenminister verlassen.

      Wir haben auch in Europa einschließlich Deutschland und gerade auch in den USA gesehen, welche massiven Widerstände schon geringfügige Klimaschutzmaßnahmen auslösen. Eine politisch verordnete DeGrowth-Bewegung, die ja nicht nur zu einem Herunterfahren von Industrien, sondern auch zu einer Krise auch der Staatsfinanzen einschließlich Polizei und Armeen sowie zur Schließung von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Pflegeheimen führen würde, wird und kann kein gewähltes Parlament in Friedenszeiten beschließen.

      Gerade erst haben wir bei den Präsidentschaftswahlen gesehen, wie leicht eine demokratische Partei mit dem Thema Wirtschaft & Inflation bedrängt und bezwungen werden konnte.

      Ein weiteres Beispiel sind die eigentlich staats- und eben auch politikfernen Old Order Amish, über die ich ja auch geforscht und ein Buch geschrieben habe. Auch wegen eines staatlichen Vorgehens gegen einen einzelnen Bauernhof strömten sie nun in Scharen für Donald Trump zu den Urnen.

      “Trump hatte im Wahlkampf versucht, die sehr zurückgezogen lebende Religionsgruppe für sich zu gewinnen. Anscheinend mit Erfolg, denn wie die “New York Post” berichtet, sollen sich Mitglieder der Amische dieses Jahr in “bisher ungesehener Zahl” als Wähler registriert haben. In Pennsylvania leben schätzungsweise rund 90.000 Amische.

      Der erste amische Kongressabgeordnete, Lloyd Smucker, erklärte im Gespräch mit dem US-Sender Fox News, dass viele Menschen der traditionell konservativen Religionsgruppe sich hauptsächlich von einem Versprechen Trumps angezogen fühlten: Der Republikaner wolle den Staat aus vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens herausnehmen. Auch der Bombast, mit dem sich Trump oft in der Öffentlichkeit gibt, sei für die bodenständigen und als sparsam geltenden Amische kein Wahlhemmnis. “Sie lieben Trump”, so Smucker.

      Dabei spielt Trump auch ein Vorfall von Beginn dieses Jahres in die Hände. Im Januar stürmten Beamte des Landwirtschaftsministeriums von Pennsylvania den Bauernhof eines Amischen, nachdem mehrere Kinder nach dem Verzehr von dort produzierten Rohmilchprodukten krank geworden waren. Für viele Amische war das ein unverhältnismäßiger Übergriff des Staates. Wie die “New York Post” berichtet, gab der Bauer religiöse Gründe dafür an, weshalb er sich nicht an die staatlichen Vorgaben zur Lebensmittelsicherheit halte. Viele Amische erhoffen sich von Trump, dass er der religiösen Minderheit noch weitere Freiheiten einräumt.”

      https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/us-wahl/id_100524638/amische-in-pennsylvania-entscheiden-sie-die-us-wahl-fuer-donald-trump-.html

      Hierzu jedoch die kleine Korrektur, dass der Republikaner Lloyd Smucker kein “amischer Kongressabgeordneter” ist – die Old Order Amish lehnen politische Kandidaturen ab. Smuckers Familie verließ die Glaubensgemeinschaft, als er noch ein Kind war und er wurde getauftes Mitglied einer evangelisch-lutheranischen Kirche. Smucker vertritt einen Wahlkreis mit vielen amishen Wählerinnen und Wählern und eine sehr staatskritische, libertäre Position.

      Fazit: Aus meiner Sicht ist der rechtslibertäre Widerstand gegen staatliche Eingriffe so stark, dass große, demokratische Parteien keine staatliche DeGrowth-Politik formulieren und durchsetzen können. Selbst das deutsche Heizungsgesetz stieß auf massivste Widerstände und gegen weiterreichende Eingriffe würde nicht nur politisch, sondern auch juristisch vorgegangen.

      Wer also nicht nur Ideologie betreiben und Reaktanz triggern, sondern wirkliche Veränderungen herbeiführen möchte, halte sich bitte am Solarpunk – der bereits bestehenden Bewegung für freiwillige Veränderungen, eine bewusste Lebensführung und angstfreie Zukunftsszenarien. Auch Gedankenspiele über sog. Ökodiktaturen schaden nur – zumal die bereits bestehenden Diktaturen fossilistisch und wissenschaftsfeindlich sind.

      DeGrowth darf eine individuelle Entscheidung sein, aber ist in rechtsstaatlichen Demokratien nicht durchsetzbar.

      Danke für die Frage & eine trotz allem gute Nacht!

  13. @Michael 08.11. 22:22

    „DeGrowth darf eine individuelle Entscheidung sein, aber ist in rechtsstaatlichen Demokratien nicht durchsetzbar.“

    Keine Frage, wer unbedingt so viel arbeiten und Geld verdienen will, um es dann auszugeben, dem soll man es nicht verbieten.

    Aber zu weniger Verschwendung aufrufen kann man wohl schon. Und wenn es dann einige auch machen, dann kann man das auch kreativ verarbeiten. Gerade in Zeiten von Arbeitskräftemangel hilft es ja auch gerade gegen den Arbeitskräftemangel.

    Man muss auch nicht gleich intervenieren, wenn ein Betrieb Umsatz und Arbeitskräfteabbau ankündigt. Solange wie die freigesetzten Leute woanders anfangen können, und damit sogar hilfreich werden können, geht es ja noch. Zumal es die Wirtschaft dann auch kaum beschädigt.

    Und solange wir immer noch einen Außenhandelsüberschuss haben, kann der auch gerne mal kleiner werden. Das freut dann sogar unsere Partner in der EU.

    Wenn es allerdings tatsächlich um sich greift, dass die Menschen weniger konsumieren, arbeiten und Geldverdienen wollen, dann muss man wohl gucken, dass sich die Staatskasse mehr auf Vermögenssteuern verlegt, wenn hier die Lohnsteuern zu sehr zurückgehen.

    Aber davon sind wir wohl noch ziemlich weit entfernt.

    Solarpunk konzentriert sich zunächst auf lokales konsequentes Handeln. Ob hier jetzt auch insgesamt deutlich weniger Umsatz gemacht wird, ist nicht zwangsläufig. Klar müsste allerdings sein, dass der Aufwand für mehr Kinder irgendwo herkommen muss. Irgendwer muss hier Zeit, Geld und Arbeit investieren, dass muss woanders eingespart werden. Das reduziert aber nicht die Wirtschaftstätigkeit insgesamt, und liefert sogar die Basis für mehr Wachstum in der Zukunft.

    Wie schon gesagt, es ist zu erwarten, dass wir in 20 Jahren Schwierigkeiten haben werden, noch neue Migranten zu bekommen. Hier können dann nur eigene Kinder helfen, und die müssen jetzt geboren werden, wenn sie in 20 Jahren dringend gebraucht werden.

    Ich glaube auch nicht, dass die Widerstände gegen weniger Arbeit flächendeckend sein müssen. Gerade junge Menschen werden gerade von mancher Seite dafür kritisiert, wenn sie weniger Arbeitszeiten für sich einfordern. In Zeiten wachsender digitaler Beschäftigung, wie auch z.B. hier in diesem Blog, sinkt die Schwelle, ab der weniger Arbeitszeit zu Langeweile führt. Das könnte zukünftig noch ein wesentlicher Faktor werden, der eben auch zu freiwilligem DeGrowth beitragen kann.

    Lichtblicke sehe ich auch in der weiteren Automatisierung insbesondere mit KI. Wenn die nicht nur in der Wirtschaft die Produktivität erhöht, sondern auch in den öffentlichen Verwaltungen jede Menge Arbeitskräfte einsparen kann, dann entlastet das auch die Staatskassen eventuell ganz erheblich. Da sehe ich echte Chancen.

    Und die freigesetzten Bürokraten stehen dann auch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung, und können z.B. in Kitas eingesetzt werden.

    Möglicherweise zeigt uns sogar die anstehende Trumpregierung, wie man das hinbekommt. Möglicherweise zeigt uns sogar die anstehende Trumpregierung, wie man das hinbekommt. Das beobachte ich dann doch mit Interesse, auch wenn ich von Trump überwiegend wenig halte.

    • Danke für den Druko, @Tobias

      Und, ja, der klassische Markt-Staat-Dualismus träumt entweder vom Kleinschlagen der Demokratie oder umgekehrt von der staatlichen, oft ebenfalls dogmatischen Planwirtschaft. Beides verstößt m.E. zutiefst gegen die Menschenwürde und Freiheit, nach der wir selbst wesentlich über unsere Lebensführung entscheiden dürfen.

      Weswegen ich Deinen Erwartungen zu Trump II nicht zustimmen kann. Schon mit der Zerschlagung des Bundesrechtes auf Abtreibung und seinen Fantasien, das US-Militär auch im Inneren gegen Migranten und Oppositionelle einzusetzen, wird ja deutlich, dass es nicht um Freiheit oder Bürokratieabbau geht. Auch wurde ich selbst bereits aus diesem Lager persönlich angegriffen und empfinde Dein „Beobachten mit Interesse“ seiner Machtausübung daher auch als etwas zynisch:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-missbrauch-des-guten-namens-von-simon-wiesenthal-durch-us-trump-dualisten/

      Inhaltlich möchte ich noch einmal auf Elinor Ostrom hinweisen, die den Markt-Staat-Dualismus durch vier Güterklassen aufsprengte und als erste Frau überhaupt den Wirtschaftsnobelpreis erhielt. Wer sich mit ihren Arbeiten nie ernsthaft befasst hat, kann m.E. auch nicht als ökonomisch kompetent gelten:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-9-zur-wirtschafts-nobelpreistraegerin-elinor-ostrom/

      Zuletzt muss ich noch einmal darauf hinweisen, dass die Beiträge zur Pflegeversicherung erneut deutlich steigen, weil uns die auch deutsche Demografie sowohl einen Mangel an Beitragszahlenden wie auch von Arbeitskräften beschert. Jeder staatlich verordnete DeGrowth-Ansatz würde diese ohnehin wachsende Kluft noch weiter aufreißen. Demografie lähmt das Wachstum schon heute & jedes Jahr stärker…

  14. @ Blume

    Sehen Sie, wenn sich Individuen für weniger Kinder entscheiden und weniger Konsum bzw. Nachhaltigkeit, dann passiert und funktioniert das ja bereits.
    Sie dagegen sprechen von implodierenden Gesellschaften und Bestandserhaltung.
    Warum?
    Weil es da nur um Geldwertstabilität gemäß ökonomischer Theorie geht.
    Was ist da jetzt Ideologie oder Wirklichkeit?
    Armut gilt laut UNO als der Faktor, der am meisten Einfluss auf Gesellschaften hat.
    Etwas Kreativität mit der Bilanz, Geldschöpfung, Schulden und Verteilung darf da schon sein. Thomas Piketty hat es verstanden.

    • Nein, @Mussi – es bringt leider dauerhaft nichts, die Realität zu ignorieren.

      Weil es da nur um Geldwertstabilität gemäß ökonomischer Theorie geht.
      Was ist da jetzt Ideologie oder Wirklichkeit?

      Ich hatte die neuerliche Erhöhung der Pflegebeiträge erwähnt, auch die Rentenbeiträge klettern. In den nächsten Jahren werden viele Millionen Menschen mehr in den Altersruhestand gehen als noch Arbeitskräfte nachkommen. Die auch sozialen Folgen sind dramatisch und beispielsweise auch in Japan 🇯🇵 zu besichtigen.

      Es wäre schön, wenn Sie langsam mal fair zur Kenntnis nehmen würden, dass ich mich trotz allem gar nicht gegen eine Bevölkerungsschrumpfung ausspreche, sondern nur gegen eine allzu schnelle Bevölkerungsimplosion – die sogar die Fähigkeit zur Integration von Zuwandernden erschwert.

      Versuchen Sie doch gerne mal, nicht nur links-ökonomische Männer zu lesen, sondern den eigenen Horizont über den Dualismus hinaus zu erweitern. Ich verspreche Ihnen – die Realität ist viel interessanter als jede verkürzte Ideologie!

      Armut gilt laut UNO als der Faktor, der am meisten Einfluss auf Gesellschaften hat.
      Etwas Kreativität mit der Bilanz, Geldschöpfung, Schulden und Verteilung darf da schon sein.

      Oh ja – und genau deshalb empfehle ich sehr, Armut zu vermeiden bzw. auch zur Moderation der globalen Bevölkerungsentwicklung zu bekämpfen.

      Mit massivem Bevölkerungsrückgang, „Etwas Kreativität mit der Bilanz, Geldschöpfung, Schulden und Verteilung“ ist auch etwa Griechenland brutal an die Wand gefahren, als die Zinsen für neue Schulden explodierten und das Land an den Rand der Zahlungsunfähigkeit brachten. Erst die Hilfe durch seriöser wirtschaftende Länder, ein strammer Sparkurs, Umstrukturierungen des Staates (weniger Bürokratie, mehr Steuereinnahmen) und eben auch eine konservativere Regierung haben das Land und die Gesellschaft erst einmal wieder stabilisiert. Ich kann wirklich nur davon abraten, die griechische Kombination aus Bevölkerungsimplosion und Schuldenfalle etwa in den DACH-Staaten zu wiederholen…

      Perplexity.ai hat es bereits erfasst:

      Dr. Michael Blume unterscheidet in seiner Forschung und seinen Analysen zwischen einem moderaten Bevölkerungsrückgang und einer säkularen Bevölkerungsimplosion auf folgende Weise:

      ## Moderater Bevölkerungsrückgang

      Ein moderater Bevölkerungsrückgang wird von Dr. Blume als ein kontrollierbarer und sogar potenziell positiver Prozess angesehen:

      – Er empfiehlt eine Geburtenrate von etwa 1,8 Kindern pro Frau als ausgewogenen Wert[1]. Diese Rate liegt zwar unter der Reproduktionsrate von 2,1, ermöglicht aber eine gewisse demografische Stabilität.

      – Ein solcher moderater Rückgang erlaubt es, den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung in einem vertretbaren Rahmen zu halten, ohne die Gesellschaft mit einem zu drastischen Bevölkerungsrückgang zu konfrontieren[1].

      – Diese Rate wird als Kompromiss zwischen individueller Freiheit, gesellschaftlichem Zusammenhalt und nachhaltiger Entwicklung verstanden.

      ## Säkulare Bevölkerungsimplosion

      Im Gegensatz dazu sieht Dr. Blume eine säkulare Bevölkerungsimplosion als problematisch an:

      – Er beobachtet, dass sehr niedrige Geburtenraten oft mit der Auflösung von Gemeinschaftsstrukturen und dem Verlust religiöser Bindungen einhergehen[1].

      – In stark säkularisierten Gesellschaften kann es zu einem drastischen Bevölkerungsrückgang kommen, der als “Implosion” bezeichnet wird.

      – Blume warnt vor den Folgen einer solchen Entwicklung, die zu einer Überalterung der Gesellschaft und wirtschaftlichen Problemen führen kann[2].

      ## Unterscheidungsmerkmale

      Die Hauptunterschiede zwischen einem moderaten Rückgang und einer Implosion lassen sich wie folgt zusammenfassen:

      1. **Geschwindigkeit**: Ein moderater Rückgang verläuft langsamer und kontrollierbarer als eine Implosion.

      2. **Gesellschaftliche Auswirkungen**: Während ein moderater Rückgang als verträglich für die Gesellschaftsstrukturen angesehen wird, kann eine Implosion zu einer Auflösung sozialer Gefüge führen.

      3. **Religiöse Dimension**: Blume sieht einen Zusammenhang zwischen starker Säkularisierung und Bevölkerungsimplosion, während ein moderater Rückgang auch in Gesellschaften mit religiöser Vielfalt möglich ist[2].

      4. **Nachhaltigkeit**: Ein moderater Rückgang wird als potenziell nachhaltig betrachtet, während eine Implosion als nicht nachhaltig für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung angesehen wird.

      5. **Demografische Struktur**: Bei einem moderaten Rückgang bleibt die Altersstruktur der Bevölkerung relativ ausgewogen, während eine Implosion zu einer starken Überalterung führen kann.

      Dr. Blume betont, dass eine ausgewogene demografische Entwicklung wichtig ist, um sowohl ökologische als auch soziale Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Er sieht in einer moderaten Geburtenrate von etwa 1,8 Kindern pro Frau einen Weg, um demografische Stabilität, Nachhaltigkeit, gesellschaftlichen Zusammenhalt und individuelle Freiheit in Einklang zu bringen[1].

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fuer-kinder-braucht-es-zuversicht-frieden-zu-solarpunk-und-demografie/
      [2] https://heimatkunde.boell.de/de/2013/11/18/ergrauende-s%C3%A4kulare-religi%C3%B6s-vielf%C3%A4ltige-jugend-den-st%C3%A4dten-das-multireligi%C3%B6se
      [3] https://elib.uni-stuttgart.de/bitstream/11682/5481/1/Bevoelkerungspolitik_im_Kontext_zur_Veroeff._in_UB.pdf
      [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Blume
      [5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mythenwandel-von-der-ueberbevoelkerung-zur-bevoelkerungsimplosion/
      [6] https://www.boell-bw.de/de/2022/12/05/dr-michael-blume-gegenstrategien-von-seiten-der-politik-und-den-institutionen

  15. Gerade sah ich auf Mastodon eine mit Kreide beschriebene Tafel, auf der mit folgenden Worten Entschleunigung als “Weite der Zeit” beschworen wurde:

    “Vielleicht brauchen wir gar keine Alternative zu “Coffee-to-go”-Bechern.

    Vielleicht brauchen wir einfach wieder mehr Zeit, um einen Kaffee in Ruhe an Ort & Stelle zu trinken – aus einer Tasse.”

    Die Hervorhebungen waren als Unterstreichungen im Original.

    Habe Perplexity.ai um Ausführungen zu den auch politischen Gefahren der “Enge der Zeit” gebeten:

    Dr. Michael Blume sieht einen engen Zusammenhang zwischen der zunehmenden “Enge der Zeit” und dem Aufkommen von Reaktanz, Thymotisierung und Rechtsdualismus. Seine Analyse lässt sich wie folgt zusammenfassen:

    ## Enge der Zeit

    Dr. Blume identifiziert drei Hauptfaktoren, die zur “Enge der Zeit” beitragen:

    1. **Digitalisierung**: Sie beschleunigt die Verbreitung von Verschwörungsmythen.

    2. **Demografie**: Sinkende Geburtenraten und Abwanderung führen zu einer rasanten Alterung und autoritären Verformung ganzer Regionen.

    3. **Wasserkrise**: Als Teil der Klimakrise verstärkt sie existenzielle Ängste und soziale Spannungen[1].

    ## Reaktanz

    Die “Enge der Zeit” führt zu psychologischem Stress und Verunsicherung. Als Reaktion darauf entwickeln viele Menschen Reaktanz – eine ablehnende Haltung gegenüber den wahrgenommenen Bedrohungen und Veränderungen. Dies äußert sich oft in der Verleugnung von Problemen oder der Suche nach einfachen Erklärungen[1].

    ## Thymotisierung

    Unter Thymotisierung versteht Dr. Blume die Zunahme emotionaler, oft wutgetriebener Reaktionen auf gesellschaftliche Herausforderungen. Die “Enge der Zeit” verstärkt Gefühle der Frustration und des Kontrollverlusts, was zu einer Thymotisierung des öffentlichen Diskurses führt[1].

    ## Rechtsdualismus

    Als Folge der Reaktanz und Thymotisierung beobachtet Dr. Blume eine Hinwendung zu vereinfachenden, dualistischen Weltbildern. Der Rechtsdualismus teilt die Welt in “Gut” und “Böse” ein und bietet scheinbar einfache Lösungen für komplexe Probleme. Dies begünstigt rechtsextreme und populistische Bewegungen[1].

    ## Zusammenhang und Verstärkung

    Dr. Blume sieht diese Phänomene als eng miteinander verwoben und sich gegenseitig verstärkend:

    1. Die “Enge der Zeit” erzeugt psychologischen Druck.
    2. Dieser Druck führt zu Reaktanz und emotionalen Reaktionen (Thymotisierung).
    3. Reaktanz und Thymotisierung begünstigen die Hinwendung zu vereinfachenden, dualistischen Weltbildern (Rechtsdualismus).
    4. Der Rechtsdualismus verstärkt wiederum die Wahrnehmung der “Enge der Zeit” und den psychologischen Druck.

    Dr. Blume warnt, dass dieser Kreislauf zu einer “rasanten Alterung und autoritären Verformung ganzer Regionen” führen kann, in denen sich “rechtsautoritäre Altherren-Regime” durchsetzen[1].

    Um diesem Trend entgegenzuwirken, plädiert Dr. Blume für einen integrativen Ansatz, der Spiritualität, Wissenschaft und Dialog verbindet. Er betont die Bedeutung von “Glaube, Liebe, Hoffnung” als Gegenmittel zur “Enge der Zeit” und ruft dazu auf, Polarisierungen zu überwinden und Brücken zu bauen[1][2].

    Citations:
    [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gegen-wen-und-was-rebelliert-der-post-fossile-solarpunk/
    [2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/engen-der-zeit-drei-gruende-fuer-das-globale-anwachsen-von-rechtsextremismus-und-antisemitismus/
    [3] https://de.wikisource.org/wiki/Zur_Kritik_der_Hegel%E2%80%99schen_Rechtsphilosophie
    [4] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-der-dialogische-monismus-mehr-als-ein-anti-dualismus-dualismus/
    [5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fuer-kinder-braucht-es-zuversicht-frieden-zu-solarpunk-und-demografie/
    [6] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-der-sueddeutsche-gebirgsraum-besonders-stark-unter-der-klima-und-wasserkrise-leidet/
    [7] https://www.boell-bw.de/de/2022/12/05/dr-michael-blume-gegenstrategien-von-seiten-der-politik-und-den-institutionen
    [8] https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Blume

  16. @Michael 09.11. 07:30

    „Schon mit der Zerschlagung des Bundesrechtes auf Abtreibung und seinen Fantasien, das US-Militär auch im Inneren gegen Migranten und Oppositionelle einzusetzen, wird ja deutlich, dass es nicht um Freiheit oder Bürokratieabbau geht.“

    Es kam vor Monaten die Meldung, dass Trump Elon Musk beauftragen will, die Bürokratie abzubauen. Was ja angesichts von immer besserer KI ja tatsächlich sowohl sinnvoll als auch machbar aussieht. Neben allem Unwesen könnte es dennoch sein, dass die Trumpregierung da dran geht.

    „weil uns die auch deutsche Demografie sowohl einen Mangel an Beitragszahlenden wie auch von Arbeitskräften beschert.“

    Hilfreich wären hier Erbschafts- Vermögens- und mehr Kapitalertragssteuern würde ich sagen. Gerade in einer stagnierenden Wirtschaft auch aufgrund der Demografie erscheint mir das als Sinnvoll. Und eine umfassende Automatisierung der Öffentlichen Verwaltung auch. Und weniger Verschwendung reduziert direkt den Arbeitskräftebedarf.

    Das kann dann halt auch die Energiewende beschleunigen und den fossilen Autokraten schneller die Einnahmen wegnehmen. Und Aufrüsten geht dann auch besser.

    „Demografie lähmt das Wachstum schon heute & jedes Jahr stärker…“

    Es wird wohl echt Zeit, wieder mehr Kindersegen hinzubekommen. Allerdings kostet das zusätzliche Arbeitszeit, und erst in 20 Jahren kommen die Kinder auf dem Arbeitsmarkt an. Akut löst das nicht die Probleme, im Gegenteil, es wäre eine zusätzliche Herausforderung. Auch gleich für Kitas, etwas später dann für Schulen.

    Mir scheint, auch das kann jetzt nur mit weniger Verschwendung und mehr Vermögenssteuern realisiert werden. Naja, wenn überhaupt. Die Menschen entscheiden selber, wie viele Kinder sie haben wollen. Ich rechne nicht damit, dass wir die nächsten Jahre schon mehr Geburten haben werden, so sehr ich das begrüßen würde.

    Mit 61 kann ich hier jetzt aber nichts mehr beitragen. Wobei, wenn ich jünger wäre, dann könnte ich mir vorstellen, mit noch genügsamerer Lebensweise auch noch Kinder groß zu ziehen. Ehrlich gesagt, ich hatte es nie im Sinn, dass es wirklich sinnvoll ist, jetzt mehr Kinder in die Welt zu setzten. Ich dachte eigentlich schon immer, dass die Welt dicke genug bevölkert ist, und dass es der Welt hilft, wenn wir weniger werden.

    Erst die aktuelle Diskussion hier hat meine Haltung dazu geändert. Insbesondere die Erkenntnis, dass wir bald weltweit in eine Schrumpfung übergehen werden. Und weil inzwischen die grüne Technik definitiv existiert, um klimaneutrale und allgemein ökologisch verträgliche Lebensweise zu praktizieren.

    • Vielen Dank für die konstruktive Reaktion, @Tobias

      Viele vor allem autoritär gestrickte Männer wollen ja auch Blogs nur nutzen, um sich über andere zu empören. Du lässt Dich wirklich auf die Themen ein, stellst Dich sogar selbst in Frage – Respekt dafür!

      Heute ist der Gedenktag zur Reichspogromnacht, wozu ich in der jüdischen Gemeinde Stuttgart sprechen werde. Aber dpa hat auch einen Gastbeitrag von mir für die Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) aufgegriffen und gekonnt zusammengefasst. Und immer mehr mutige Medien greifen die Meldung und Befunde auf:

      https://www.stern.de/gesellschaft/regional/baden-wuerttemberg/antisemitismus–blume–bedrohungen-gegen-juedinnen-und-juden-im-neuen-gewand-35213986.html

      Allen Dank, die den heutigen Tag auch für Erinnerung und Bildung gegen jeden Antisemitismus und feindseligen Dualismus nutzen!

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