US-Präsidentschaftswahlen 2024 zwischen Touchscreen-Analysen und Harris-Heldinnenreise
Heute halten überall auf der Welt politisch Interessierte den Atem an und schauen gebannt auf die US-Präsidentschaftswahlen zwischen Kamala Harris und Donald Trump. Lesende von „Natur des Glaubens“ oder kundige KI-Bedienende wissen – das in den USA auch noch durch das Wahlleute-System zugespitzte Mehrheitswahlrecht begünstigt die digitale Polarisierung zum Freund-Feind-Dualismus. Und gerade heute geht ein wunderbarer Onion-Clip dazu viral, der die Touchscreen-Analysen buchstäblich an den Rand zwischen Wahnsinn und Weisheit bringt – mit Dank an Hans Zauner für die Made-my-Day-Entdeckung! 🙂
Wenn Sie lieber in der Tradition des europäischen Bildungsbürgertums auf die USA schauen wollen, dann empfehle ich das wundervolle „The Heroine‘s Journey“ (deutsch: Die Heldinnenreise) von der Bestseller-Autorin Gail Carriger!
In einem unglaublich humorvollen Ton zerlegt die studierte Archäologin Carriger die Dominanz des Monomythos von der Heldenreise, die von der dualistischen Isolation und Rachegewalt eines meist männlichen „Helden“ erzählt. Ja, Thymos, Musk und Trump passen hervorragend in diese literarische Beobachtung!
Wenn thymotische „Helden“ nach der Macht greifen. Michael Blume mit Leonardo.AI
Carriger weist jedoch anhand der Mythologien um die Göttinnen Demeter, Isis und Inanna darauf hin, dass es auch seit Jahrtausenden eine Struktur der Heldinnenreise gibt, die um Themen der liebenden Sehnsucht auch über den Tod hinaus, um Vernetzung und Heilung kreisen. Ja, nicht nur die Harris-Kampagne passt hervorragend dazu – es erklärt auch, warum mir Leonardo.AI zum Prompt „a Solarpunk“ eine das fossile Monster hinter sich lassende Frau entwarf!
Und um empörten Einwänden vorzubeugen – nein, Carriger argumentiert weder sexistisch noch dualistisch. Sie stellt auch den Film „Wonder Woman“ von 2017 mit Gal Gadot als Heldenreise mit weiblicher Hauptrolle und umgekehrt Harry Potter als Heldinnenreise mit männlicher Hauptrolle vor. Sie unterscheidet das biologische Geschlecht (Sex) und die kulturelle Zuschreibung (Gender). Und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Geschichtsschreibung wie auch der Populärkultur, in der Actionfilme als vor allem thymotisch-männlich verstanden werden, Liebesfilme aber als egalisierend und weiblich.
Und mir wurde so auch als Religionswissenschaftler endlich klar, warum die Demeter-Gottheit im US-Dungeons & Dragons-Fantasy-Pantheon Tymora genannt wird! 🙂
So werden wir also in dieser Woche erfahren, ob bei den US-Präsidentschaftswahlen der digital befeuerte Thymos oder die dialogische Tymora gewinnt. Also: Touch the Screen!
Dieser Blogpost wurde auch angeregt durch einen klugen Kommentar von @Hui Haunebuh vom 29.10.2024 hier auf dem Blog.
Hui kommentierte u.a.:
“Die sehr männliche fossile Wirtschaft opfert unseren ganzen Planeten für ihre vermeintlichen Interessen. Mehr Thymos geht nicht. Wenn diese (alten) Herren nicht unter sich wären, hätte die Menschheit bessere Aussichten. Da fehlt eine ausgleichende Tymora (D&D Fans wissen, was ich meine).“
Da unterschreibe ich doch jedes Wort! 🙂
Nach meinem Verständnis lassen sich sowohl die mythologischen Charaktere des Thymos wie der T(h)ymora auf griechische und jafetitische Archetypen zurückführen.
Der Thymos steht für den männlich-gewaltbereiten Wächter-Krieger nach Platon, der (s)eine patriarchale, hierarchische und tyrannophile Ordnung gegen Herausforderungen verteidigen bzw. erkämpfen will.
Eine wissenschaftliche Heldenreise unternahm beispielsweise Charles Darwin. Die moderne Ausprägung dieser mythologischen Struktur ist der isoliert-verzweifelte, zwischen Gewalt und Sehnsucht taumelnde Cyberpunk.
Die Thymora steht für die dialogische Mutter, die etwa im Mythos der Göttin Demeter auf ihre Herr(!)schafftsattribute verzichtet, um ihre Tochter Persephone vor der Entführung ins Todesreich durch Hades zu retten. Sie verkörpert Veränderung, Fruchtbarkeit und die Sehnsucht nach Frieden statt dauerhaftem Krieg.
Eine wissenschaftliche Heldinnenreise unternahm Darwins Zeitgenossin und konstruktive Kritikerin Antoinette Brown Blackwell.
Die moderne Ausprägung findet sich im hoffnungsvoll nach Gleichberechtigung, Liebe und also erneuerbaren Friedensenergien strebenden Solarpunk.
Auf dem Touch-Screen sehen Sie zwei Dinge – einerseits frustriertes Spin-Glas, andererseits einen Zufallsgenerator, den Sie auch global haben. Sie sehen ein Fraktal, ein Mosaik aus Mosaiken aus Mosaiken.
Was bei internationaler Politik auffällt ist, sie wird von Schwachköpfen gemacht, die damit durchkommen, weil die Anderen auch Schwachköpfe sind. Logisch, Politiker sind die gleiche Sorte Menschen, wie die Ukrainer, die ihre Autos massenhaft auf billiges russisches Gas umrüsteten, während der Krieg schon tobte, oder die Deutschen, die über chinesische Elektro-Autos schwärmen, statt eigene zu bauen, weil’s ihnen völlig egal ist, dass sie mit ihren Einkäufen die russischen Raketen sponsern, die auf ihre Häuser zielen. Schlecht sind hier nicht E-Autos, es ist nicht der Apfel, der Schneewittchen umnietet, nicht mal das Gift oder die böse Stiefmutter oder die ökonomische Marktlage, die die Zwerge dazu zwingt, den ganzen Tag in der Mine zu schuften und die Putze im Zeugenschutzprogramm allein zu lassen. Die Konstellation aus Sachzwängen und gar nicht so dummer Bauernschläue macht den Kollektiv-Schwachkopf.
[Wegen Überlänge und allzu harscher Sprachbilder gekürzt, M.B.]
In der aktuellen Ausgabe der New York Times vom 5.11.2024 auf S. 6 findet sich ein starker Artikel von Nate Cohn mit dem Titel:
The waning of liberalism in American politics
Cohn beobachtet einen globalen Rechtsrutsch, der sich feindselig-dualistisch vor allem gegen amtierende Regierungen richte. Er nennt dabei außer den USA 🇺🇸 auch Großbritannien 🇬🇧, Deutschland 🇩🇪🇪🇺, Italien 🇮🇹🇪🇺, Australien 🇦🇺 und „most recently Japan“ 🇯🇵. Dabei benutzt er „liberal“ nicht im deutschen Sinne als zentristisch & staatskritisch, sondern wie das deutsche „links“.
Verstärkt durch die COVID-19-Pandemie und Wachstumsschwächen hätten sich, so Cohn, die öffentlichen Meinungen weltweit gegen Inflation, die Energiewende und gegen Kriminalität gewendet. Dies liege auch an der Digitalisierung. Zitat:
„Over just the last few years, all of this liberal energy suddenly seemed to vanish. The backlash against pandemic restrictions and the woke left gradually went mainstream, and even divided liberal institutions. Trust in the media, „experts“ and scientists plunged. Younger Americans took to social media – perhaps with the help of algorithmic changes – to vent their frustrations with an aging president, high prices, lost opportunity and anger at a system that wasn‘t working with them.“
Dass die US-Demokraten unter Kamala Harris nicht völlig abgestürzt seien, hätte neben ihrem Rechtsruck (nun pro Fracking, tough on Crime, gegen offene Grenzen) mit den Eskalationen von Donald Trump gegen die Demokratie und Abtreibungsrechte zu tun.
In einem Meinungsstück auf S. 9 („Opinion“) stützt auch Matthew Yglesias diese Beobachtung und verweist auf die Niederlagen sowohl links- wie rechtsorientierter Regierungen. Der Titel seines Textes: „Any Republican would be running away with this. Voters hate inflation – Democrats should be breathing a sigh of relief to be heading into a coin-flip election.“
Mir sagt an dieser Anti-Regierungs-Momentum-These sehr zu, dass sie auch zu erklären vermag, warum manche rechtsdualistischen Parteien auf sympathische, sogar zugewanderte oder gleichgeschlechtlich verheiratete Spitzenkandidatinnen setzen. Unsympathische Kandidaten können klare Chancen vernichten.
Was die Spitzenkandidaten der Parteien in Deutschland betrifft, so fällt mir auf, dass es da anscheinend nicht darauf ankommt, wer das ist. Bei Umfragen schneiden weder Scholz noch Merz besonders gut ab. Trotzdem liegt zB die Union derzeit bei über 30%. Die Wechselstimmung ist da. Auffallend ist auch, dass ein Robert Habeck, der bisher eher als sympathisch galt, als potentieller Kanzlerkandidat keine guten Werte hat.
Ja, @SabineH – so erlebe ich das auch. Weltweit leiden Demokratien unter der Polykrise von säkularem Geburteneinbruch, von fossil finanzierten Kriegen, der Klima- als Wasserkrise und der KI-Digitalisierung als Medienrevolution. Zu den Folgen gehören schwächelnde, fossile Wirtschaften, dauerhaft niedrige Zinsen, Inflation, Migrationsströme und Reaktanz – sprich: Unzufriedenheit mit nahezu jeder gewählten Regierung. Das bei schrumpfenden Bevölkerungen sowohl die Inlandsnachfrage wie auch die Exporte unter Druck geraten, dass wir selbst unsere Feinde wie die Ressourcenfluch-Diktaturen von Russland & Iran finanzieren, dass wir viel zu viel Land, Wasser, Energie an die industrielle Massentierhaltung verschwenden, dass Extremwetter mit enormen Schäden und vielen Toten immer öfter auftreten, dass kommerzielle und oft antisoziale Medien immer stärker werden – all das befeuert die Thymotisierung von Menschen bis in den feindseligen Dualismus gegen „die da Oben“ bis hin zu mörderischen Verschwörungsmythen.
Demokratien müssten ernsthafter, besonnener werden, sich von fossilen Illusionen lösen und Solarpunk-Zuversicht entwickeln. Doch getrieben von der digitalen Thymotisierung und Polarisierung, eingezwängt zwischen veralteten Bildungs-, Medien-, Politik- und Justizsystemen überfordert das die meisten. Und das ist das große Tor, durch das religiöse und vor allem rechtslibertäre Populisten mit einfachen Freund-Feind-Dualismen gegen „die“ wie „woke“ Linke, Feminstinnen, Migranten, Politikerinnen, Juden, Ärztinnen, Wissenschaftler… einfallen können.
Nachdem der Rechtsdualismus bei den letzten Wahlen in Indien 🇮🇳, Polen 🇵🇱🇪🇺 und Großbritannien 🇬🇧 aber durchaus auch wieder Rückschläge erlitten hat, schaut die Welt heute atemlos und gespannt auf die USA 🇺🇸 als der kulturell und technologisch führenden (Noch-)Demokratie des letzten Jahrhunderts…
Auch die Entwicklung in Spanien 🇪🇸 ist relevant, da Katastrophenschutz-Einsparungen durch eine konservative Regionalregierung nach dem tödlichen Hochwasser zunehmend für Wut sorgen.
In Deiner @Michael Blume Antwort an @SabineH wird doch ganz deutlich, wie groß die Probleme sind, die auch in Deutschland, aber nicht nur in Deutschland, sondern weltweit zu lösen sind. Wenn unvernünftiger Weise Wirtschaftswachstum zum Nachteil von Klimaschutz immer wieder in den Vordergrund geschoben wird, wird die Klimakrise mit ihren katastrophalen Auswirkungen (siehe Spanien) diesem angestrebten Wachstum einfach ein Ende setzen. In diesem Prozess, der auch eine vereinfachte Schuldzuweisung beinhaltet, kann die Demokratie, so wie wir sie schätzen, enormen Schaden nehmen.
Ich richte im Moment mein Augenmerk auf die vielen positiven Puzzleteile der Transformation, die hoffentlich bald so ineinander greifen, dass positive Veränderungen stärker sichtbar werden.
Ja, @Elisabeth K. – so sehe ich das auch. Gerne sage ich dazu: Demokratien können immer wieder scheitern, Diktaturen scheitern immer.
Entscheidend finde ich dabei auch diesen Satz von Dir:
„ In diesem Prozess, der auch eine vereinfachte Schuldzuweisung beinhaltet, kann die Demokratie, so wie wir sie schätzen, enormen Schaden nehmen.“
Für mich besteht die Würde von Menschen auch darin, eigene Entscheidungen zu treffen und für das eigene Leben Verantwortung übernehmen zu können.
Insofern sich Menschen für den bequemen Weg der Externalisierung entscheiden und beispielsweise die globale Erhitzung durch die auch eigene Verbrennung fossiler Rohstoffe leugnen, Wissenschaft, Dialog oder auch Gewaltenteilung zugunsten von feindseligem Dualismus verwerfen, ist und bleibt es ihr eigenes Scheitern. Ein leider wesentlicher Anreiz für die Etablierung von Tyranneien besteht in deren vergifteten Angeboten, Menschen die Last ihrer eigenen Entscheidungen und Freiheiten abzunehmen. Psychologisch ist diese Flucht in die dualistische Externalisierung zwar verständlich, aus meiner Sicht aber der eigenen Menschlichkeit gegenüber unwürdig.
Ich frage mich, wie es nun weitergeht. Die Demokratie in den USA ist am Ende, und wir in Europa stehen vor einem Krieg. Das worst case Szenario bedeutet, dass die in Deutschland stationierten US Truppen im Verbund mit Russland sich gegen uns stellen werden. Welche Zukunft haben unsere Kinder noch? Gewalt, Leid, Unterdrückung? Ich will mir das nicht vorstellen.
Die Amerikaner haben mehrheitlich die Menschheit und die Menschlichkeit beerdigt.
Den US-Demokraten hätte ich heute vieles vorzuwerfen. Aber das spare ich mir, denn sie werden einen hohen Preis zahlen. Viele werden ihr Leben verlieren. Nicht nur Politiker, sondern auch Journalisten, Künstler etc.
Ich habe jegliche Hoffnung verloren.
Ihre Sorge teile ich, @SabineH. – aber die USA 🇺🇸 haben ja auch schon einmal eine Präsidentschaft von Donald Trump überlebt. Wichtig ist, dass wir uns in Deutschland und der EU 🇩🇪🇪🇺 deutlich und klar für Wissenschaft, Dialog, Demokratie und Gewaltenteilung gegen jeden Antisemitismus und feindseligen Dualismus stellen & damit dazu beitragen, dass Solarpunk-Arche-Regionen bewohnbar bleiben.
In einem Gedicht namens „Die Feuer des Hasses“ hatte ich meine Befürchtungen formuliert, dann aber auch wieder Hoffnung gefunden. Ich wünsche Ihnen von Herzen das Gleiche und freue mich über den Dialog auf diesem Blog. 😊🙏🤔
Guten Morgen, @Michael Blume und allerseits,
„Ein leider wesentlicher Anreiz für die Etablierung von Tyranneien besteht in deren vergifteten Angeboten, Menschen die Last ihrer eigenen Entscheidungen und Freiheiten abzunehmen.“
Ja, das ist gut auf den Punkt gebracht, und das ist eine andere Definition von Unmündigkeit. Und es spricht einiges dafür, dass die Menschen in den USA nun mehrheitlich nach ihrem Bauch oder, wie wir sagen würden, gesteuert von Empörung und das heißt: unmündig gewählt hat.
Umso wichtiger, dass die demokratischen Parteien zusammen arbeiten in einem in der Sache harten, aber wertschätzenden Dialog. Das ist jetzt wichtiger als Partei-Silos.
Umso wichtiger ist es, dass wir weiter im Dialog bleiben – und Dialogräume gestalten wie zum Beispiel hier.
Vielen Dank, @Peter Gutsche – auch für Dein bisherigen und zukünftigen Beiträge zum Dialog im Fediversum.
Denn ich sehe es tatsächlich so, dass wir alle schon jetzt nicht nur über die digitale Thymotisierung klagen, sondern bereits vernünftige und dialogische Strukturen dagegen aufbauen können – wie etwa diesen Blog für Wissenschaft und interdisziplinären, demokratischen Dialog.
Sein wunderschönes Büchlein “Tzipporim – Judentum und Social Media” von 2022 schloss der dialogische Talmudblogger Chajm Guski mit einem Zitat von Rabbiner Abraham Jitzchak Kook (1865 – 1935):
“Die wirklich Gerechten klagen nicht über die Dunkelheit, sondern mehren das Licht; sie klagen nicht über das Böse, sondern mehren die Gerechtigkeit; sie klagen nicht über die Ketzerei, sondern mehren den Glauben; sie klagen nicht über die Unwissenheit, sondern mehren die Weisheit.”
Meine Befürwortung des fediversal-digitalen Dialoges im Kontrast zu kommerziellen und oft antisozialen Medien gibt Perplexity.ai korrekt so wieder:
Dr. Michael Blume sieht im Fediversum, insbesondere in Plattformen wie Mastodon, eine wichtige Alternative zu den kommerziellen “antisozialen Medien” (ASM) und hält den Dialog dort für hilfreich gegen die digitale Thymotisierung aus folgenden Gründen:
## Entthymotisierende Wirkung
Das Fediversum bietet laut Dr. Blume eine Umgebung, die weniger auf die Manipulation von Emotionen und Verhalten ausgerichtet ist:
– Es fehlen die gezielten Algorithmen, die in ASM Dopamin und Adrenalin triggern[1].
– Die Plattformen sind nicht kommerziell ausgerichtet, was den Druck zur Nutzermanipulation reduziert[1].
## Gesündere digitale Kultur
Dr. Blume betont, dass das Fediversum eine freundlichere und weniger toxische Umgebung bietet:
– Nutzer erleben “wie viel freundlicher die Welt ohne digital erzeugte Dauer-Empörung wirkt”[3].
– Der Dialog ist weniger auf Konfrontation und Polarisierung ausgerichtet.
## Demokratisierung der Kommunikation
Das Fediversum ermöglicht laut Dr. Blume eine breitere Beteiligung:
– Er plädiert dafür, dass “jede und jeder einfacheren Zugang zu Fediversum-Medien wie Mastodon, Blogs, Pod- und Videocasts haben” sollte[1].
– Ziel ist es, dass mehr Bürger von reinen Konsumierenden zu aktiven “Prosumierenden” (Produzierenden & Konsumierenden) werden[1].
## Schutz vor Manipulation
Dr. Blume sieht im Fediversum einen Schutz vor gezielter Manipulation:
– Er warnt davor, “dass vor allem US-amerikanische und chinesische Digitalkonzerne schon unsere Jugend thymotisieren und mit Empörungssucht aufladen”[1].
– Das dezentrale Fediversum bietet Schutz vor solchen zentralisierten Manipulationsversuchen.
## Förderung kritischen Denkens
Der Dialog im Fediversum fördert nach Dr. Blumes Ansicht kritisches Denken:
– Er betont den “Wert der Langeweile”, der in ASM durch ständige digitale Verlockungen verloren geht[1].
– Das Fediversum erlaubt reflektiertere und weniger impulsgetriebene Interaktionen.
Zusammenfassend sieht Dr. Blume im Dialog des Fediversums eine Chance, der digitalen Thymotisierung entgegenzuwirken, indem es eine gesündere, demokratischere und weniger manipulative digitale Umgebung schafft. Er betrachtet dies als wichtigen Schritt zur Bewahrung demokratischer Werte und zur Förderung einer ausgewogeneren öffentlichen Kommunikation.
Citations:
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisoziale-medien-befeuern-den-thymos-letzte-ausfahrt-ki-fediversum/
[2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/files/2024-09-28-Blume_KrisederKommunikationThymosFediversum.pdf
[3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/raus-aus-der-thymotischen-empoerungssucht-erfahrungsberichte-nach-dem-x-odus-asm-abschieden/
Sehr geehrter Herr Gutsche,
ich kann Ihnen nur zustimmen. Und ich möchte in dem Zusammenhang auf ein ganz aktuelles Thema in der deutschen Politik hinweisen, das jetzt gerade in Internetforen unheimlich hochgepuscht wird, nämlich den Ruf nach Neuwahlen (in Deutschland, wohlgemerkt).
Auch wenn ich mir manches in der Bundespolitik wahrhaftig anders wünschen würde, kann ich es nur begrüßen, wenn die Spitzen der Ampelparteien jetzt noch einmal ernsthaft versuchen, sich zusammenzuraufen.
Es ist uns hier in Europa nämlich immer noch nicht ganz klar, wie stark der Einfluss Putins generell auf die Vorgänge im Westen ist, hauptsächlich über die “sozialen” Medien. Auch in diesem US-Wahlkampf hat Russland wieder massiv Falschnachrichten gestreut. Und Putins Ziel ist es, seine eigene Macht zu festigen; das kann er am besten, indem er den Westen, Europa, auch Deutschland spaltet.
Nehmen wir einmal an, es gäbe hier tatsächlich Neuwahlen. Dann würde wahrscheinlich die Union gewinnen, könnte aber nicht allein regieren. Als Koalitionspartner kämen dann gegebenenfalls doch die AfD oder der BSW in Frage, und die haben bekanntermaßen Kontakte nach Russland. Gegen jeden anderen Koalitionspartner würden Diffamierungskampagnen laufen, wie es jetzt schon der Fall ist. Wenn Merz sich gegen Putin stellt, wird dieser sich eine Schmutzkampagne gegen Merz ausdenken, und auch die lässt sich wieder wunderbar über die asozialen Medien verbreiten. Und so weiter.
Die Zerstörung der Demokratie weltweit ist nicht nur ein Ergebnis von Unmündigkeit oder gar Dummheit, sondern sie dient auch bestimmten sehr klaren Interessen.
@jetztreichtsaber & @Peter Gutsche
Die digitale Thymotisierung und auch russischen Einflussversuche zeigen schon jetzt leider ausgreifende Wirkungen. Kam gerade rein:
„Die Sondierung für eine Regierungskoalition aus CDU, Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und SPD in Sachsen ist gescheitert. Die Gespräche wurden ergebnislos abgebrochen, wie das BSW mitteilte. Man habe sich bei der Friedensformel, der Migrationspolitik und dem Thema Finanzen nicht einigen können.“
https://web.de/magazine/politik/wahlen/landtagswahlen/sachsen/sondierungen-cdu-bsw-spd-sachsen-gescheitert-40313482
Im Raum steht nun eine Minderheitsregierung, die ggf. immer wieder auf die Stimmen der AfD oder BSW angewiesen sein könnte. Im Kreml werden sie es feiern… 😔🇩🇪🇪🇺🤔
Es ist wirklich gelungen, die Grünen so zu verteufeln, dass sie in Thüringen ganz aus dem Landtag geflogen sind und in Sachsen noch 5 Abgeordnete stellen.
Herr Kretschmer hat sich mit dem AfD Chef von Sachsen getroffen. Das ist schlimm. Aber auch darüber dürfte sich Putin freuen.
Ich bin zwar kein Fan der CDU, aber ich hoffe, die Partei steht vor keiner Zerreißprobe. SPD, Grüne und FDP sind schon geschwächt. Das nächste Ziel von Putin dürfte die CDU sein.
Musk kann sich mit X jetzt vollkommen auf Europa konzentrieren und die BTW 2025 in Deutschland dürfte mehr und mehr in seinen Fokus rücken.
Ich bin gespannt, ob bestimmte Medien sich noch mehr nach rechts bewegen werden.
Alles in allem keine guten Aussichten.
Ja, @SabineH – diese Sorge teile ich ausdrücklich, zumal heute in Sachsen auch die Sondierungsgespräche zwischen CDU, SPD und BSW aufgrund von Sarah Wagenknecht gescheitert sind. Viele in der Union haben noch keine Ahnung und Erfahrung mit rechtsdualistischer Putin-Trump-Propaganda gemacht und mehr und mehr könnten für Zusammenarbeit mit der AfD – etwa als Stützen von Minderheitsregierungen – plädieren.
All dies wird auch CDU/CSU ähnlichem Stress aussetzen, wie sie die jetzigen Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP bereits erleben. Und ich weiß, wovon ich spreche, denn ich wurde ja schon vor vielen Jahren von einer Trump-nahen Organisation diffamiert, die für ihre Kampagnen gegen Demokratinnen und Demokraten den guten Namen von Simon Wiesenthal (1908 – 2005) missbraucht.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-missbrauch-des-guten-namens-von-simon-wiesenthal-durch-us-trump-dualisten/
Nachdem es mich schon damals – zumal unter dem Eindruck des Hamas-Terrormassakers vom 7.10.2023 – beeindruckt hatte, habe ich mir heute das Buch “It could happen here” vom ADL-CEO Jonathan Greenblatt sowie meine Notizen dazu noch einmal angeschaut. Er beschreibt darin u.a. die Methoden von Donald Trump und Tucker Carlson und auf der ADL-Vorstellungsseite heißt es (noch):
“In this urgent book, Jonathan Greenblatt sounds an alarm, warning that this age-old trend is gathering momentum in the United States — and that violence on a more catastrophic scale could be just around the corner.”
https://www.adl.org/it-could-happen-here-jonathan-greenblatt
Perplexity.ai bekommt meine Sorge dazu schon recht gut zusammen:
Dr. Michael Blume äußert mehrere Bedenken, warum die Warnungen von Jonathan Greenblatt in “It Could Happen Here” eintreten könnten:
## Politische und gesellschaftliche Entwicklungen
Dr. Blume sieht besorgniserregende Tendenzen in den USA:
– Er befürchtete bereits einen möglichen Sieg von Donald Trump und Elon Musk bei den kommenden US-Wahlen[2].
– Trump wird als “rechtsdualistischer Fossilist” bezeichnet, während Musk als “sexistischer Transhumanist” charakterisiert wird[2].
– Diese Kombination aus Trumps “dualistischem Messianismus” und rechtsdualistischer Medienmacht wird als gefährlich eingestuft[2].
## Zunehmender Antisemitismus und Hass
– Greenblatt warnt in seinem Buch vor zunehmendem Antisemitismus und anderen Formen von Intoleranz in den USA[1][4].
– Er sieht die Gefahr, dass sich Vorurteile zu gewalttätigen Handlungen entwickeln könnten[4].
– Dr. Blume teilt offenbar diese Einschätzung und verweist auf Greenblatts Expertise als CEO der Anti-Defamation League[2].
## Historische Parallelen
– Dr. Blume zieht Parallelen zum historischen Versagen der deutschen Justiz gegenüber Adolf Hitler und Alfred Hugenberg[2].
– Er sieht Ähnlichkeiten zwischen der aktuellen Situation und dem Aufstieg des Nationalsozialismus.
## Gesellschaftliche Spannungen
– Dr. Blume spricht von einer “säkularen Enge der Zeit”, die Familien, Gemeinschaften und Demokratien belastet[2].
– Er sieht eine gefährliche Mischung aus Fossilismus, Transhumanismus und Verschwörungsmythen, die die USA “vergiftet”[2].
Dr. Blume scheint Greenblatts Warnungen ernst zu nehmen und sieht besorgniserregende Parallelen zu historischen Entwicklungen. Er befürchtet, dass die von Greenblatt beschriebenen Gefahren für Demokratie und Minderheiten in den USA reale Möglichkeiten darstellen könnten.
Citations:
[1] https://www.itcouldhappenherebook.org
[2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/stehen-elon-musk-und-donald-trump-vor-dem-sieg-im-us-finale-saekularisierung-und-die-enge-der-zeit/
[3] https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/55879/file/power5.pdf
[4] https://www.harpercollins.com/products/it-could-happen-here-jonathan-greenblatt
[5] https://verschwoerungsfragen.podigee.io
[6] https://www.harperacademic.com/book/9780358617280/it-could-happen-here/
[7] https://www.adl.org/it-could-happen-here-jonathan-greenblatt
Bei allen “historischen Ähnlichkeiten” halte ich aber dennoch an meiner dialogisch-monistischen Grundüberzeugung fest: Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.
Es kommen intensive Monate und Jahre auf uns alle zu & ich verspreche, nicht aufzugeben. Nie.
Hallo @jetztreichtsaber,
danke für den Hinweis und die Anregung!
Ja, ich finde es gerade fatal, dass die Ampelregierung (ich selbst bin Mitglied in einer der Parteien) es nicht schaffen, sich „zusammenzuraufen“ – angesichts der Gefahren, denen unsere Demokratie ausgesetzt ist.
Diese öffentlich ausgetragenen Streitereien würden in keiner Firma durchgehen (man würde die Projektleiter sofort absetzen) und sie zersetzen das Vertrauen in die Demokratie weiter und lassen immer mehr Menschen zu denen abwandern, die das Blaue vom Himmel versprechen und die Empörungssucht bedienen.
Jetzt stehen wir vor dem Furor des Thymos. Er könnte buchstäblich alles verbrennen. Bevor Artensterben und Klimakatastrophe alle menschlichen Zivilisationen einreißen, drohen die Demokratien zu fallen. Vorneweg die USA und die Ukraine. Israel steht bereits vor den Abgrund. Die EU dürfte sich böse wandeln.
Es gibt Momente ohne Hoffnung und Trost.
Vielen Dank für den Kommentar, @Hui Haunebuh. Ja, es sieht leider so aus, als habe der digitale Thymos gegen die demokratische Thymora gesiegt. Ich werde mir “It could happen here” von Jonathan Greenblatt noch einmal genau anschauen müssen.
Aus meiner Sicht erleben wir derzeit die dualistische Zerspaltung von Demokratien durch die Polykrise mit digitaler Medienrevolution, fossil finanzierten Kriegen, säkularem Geburtenrückgang, Klima- als Wasserkrise und Inflation.
In der “Jüdischen Allgemeinen” hatte ich ja bereits 2022 drastisch vor der Medienrevolution gewarnt:
Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, macht im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen eine »verstärkte Spaltung zwischen realistischen und populistischen Medien« aus. Er warnt: »Wenn ein Mediensystem kaputt ist, stürzt die Demokratie ab.« Qualitätsmedien hält er für so wichtig, »dass ich sogar als Schwabe meine GEZ-Gebühr gerne bezahle, Tageszeitungen und Wochenzeitschriften abonniere«.
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/die-desinformierer/
Die KI Perplexity.ai fasst meine Ansagen zur digitalen Thymotisierung zutreffend so zusammen:
Dr. Michael Blume warnt vor der digitalen Thymotisierung, da sie eine ernsthafte Gefahr für die Gesellschaft und die psychische Gesundheit des Einzelnen darstellt. Unter digitaler Thymotisierung versteht er die gezielte Manipulation menschlicher Emotionen und Verhaltensweisen durch sogenannte “antisoziale Medien” (ASM) wie Facebook, Instagram, X (ehemals Twitter) und TikTok[1][3].
## Hauptaspekte der digitalen Thymotisierung
**Neurochemische Manipulation**
Die Plattformen nutzen ausgeklügelte Algorithmen, um gezielt bestimmte Neurotransmitter im Gehirn zu stimulieren:
– Dopamin: Wird durch Likes, Kommentare und andere Formen der sozialen Bestätigung ausgeschüttet und verstärkt den Wunsch nach weiteren Interaktionen[1].
– Adrenalin: Wird durch Hetze, Empörung und die Schaffung von Freund-Feind-Dualismen angeregt[3].
– Testosteron: Wird durch Sexualisierung und aggressive Inhalte beeinflusst[3].
Diese “thymotische Trias” aus Dopamin, Adrenalin und Testosteron führt zu einer Art digitalem Rauschzustand, der die Nutzer an die Plattformen bindet.
**Suchtpotenzial und Radikalisierung**
Die gezielte Manipulation der Neurochemie kann zu suchtähnlichem Verhalten führen. Nutzer werden immer stärker an die Plattformen gebunden und verbringen mehr Zeit mit ihnen. Gleichzeitig können die Algorithmen zu einer Radikalisierung beitragen, indem sie polarisierende Inhalte bevorzugt anzeigen und Echokammern schaffen[1].
## Gesellschaftliche Auswirkungen
Dr. Blume sieht in der digitalen Thymotisierung eine ernsthafte Bedrohung für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt:
– Verrohrung des Diskurses: Die Plattformen belohnen emotionale und polarisierende Beiträge, was zu einer Verrohung der öffentlichen Debatte führt[3].
– Manipulation der öffentlichen Meinung: Durch gezielte Beeinflussung können extreme Positionen verstärkt und Falschinformationen verbreitet werden[1].
– Erosion des Vertrauens: Das ständige Ausgesetztsein gegenüber negativen und aufwühlenden Inhalten kann das Vertrauen in Institutionen und Mitmenschen untergraben.
## Lösungsansätze
Dr. Blume plädiert für einen bewussten Umgang mit digitalen Medien und schlägt folgende Maßnahmen vor:
1. Regulierung: Er begrüßt Initiativen wie die der EU-Kommission, die Plattformen wie YouTube, Snapchat und TikTok wegen ihrer suchtfördernden Algorithmen verwarnt hat[3].
2. Digitaler Detox: Er empfiehlt, sich bewusst aus den “antisozialen Medien” zurückzuziehen und berichtet von positiven Erfahrungen nach seinem eigenen Ausstieg[3].
3. Förderung nicht-konzerneigener Plattformen: Dr. Blume sieht im Fediversum eine mögliche Alternative zu den kommerziellen, zentralisierten Plattformen[1].
4. Bildung und Aufklärung: Es ist wichtig, das Bewusstsein für die Mechanismen der digitalen Thymotisierung zu schärfen und kritischen Medienkonsum zu fördern.
Zusammenfassend warnt Dr. Blume vor der digitalen Thymotisierung, weil sie eine subtile, aber mächtige Form der Manipulation darstellt, die sowohl individuelle als auch gesellschaftliche negative Auswirkungen hat. Er ruft dazu auf, sich dieser Mechanismen bewusst zu werden und aktiv Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um eine gesündere digitale Kultur zu schaffen.
Citations:
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisoziale-medien-befeuern-den-thymos-letzte-ausfahrt-ki-fediversum/
[2] https://morethandigital.info/digital-digitalisierung-begriffserklaerung-bedeutung-und-abgrenzung/
[3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/raus-aus-der-thymotischen-empoerungssucht-erfahrungsberichte-nach-dem-x-odus-asm-abschieden/
[4] https://www.ngrmt.de/2022/07/13/vortrag-digitale-verrohung-mit-dr-michael-blume/
[5] https://neuesruhrwort.de/2021/09/25/religionsexperte-blume-sieht-tendenz-zu-digitalen-sekten/
Eine erste Auswertung zum Einfluss des Medienmilliardärs Elon Musk fasste der (von Musk auch bereits persönlich angegriffene) SPIEGEL so zusammen:
Seit Musk offiziell seine Unterstützung für Donald Trump erklärt hat, haben seine X-Posts mit politischen Inhalten nach einer Erhebung des CCDH mehr als 17 Milliarden Views erzielt. Sie wurden demnach mehr als 17 Milliarden Mal in den Timelines der Nutzerinnen und Nutzer angezeigt, wie oft sie dabei tatsächlich wahrgenommen wurden, ist nicht bekannt.
Zusammengenommen wurden sämtliche politischen Werbeanzeigen auf X im selben Zeitraum nur halb so oft ausgespielt, hat das CCDH errechnet.
Musks politische Posts in diesen Monaten hätten, wenn es Werbeanzeigen wären, einen Gegenwert von ungefähr 24 Millionen Dollar. Die Zahl ergibt sich aus den offengelegten Ausgaben von Werbetreibenden auf X und den ebenfalls einsehbaren Views für ihre Anzeigen.
87 Posts von Musk zur US-Wahl, die nach Angaben von Faktencheckern falsche oder irreführende Informationen enthalten, haben dem CCDH zufolge insgesamt zwei Milliarden Views bekommen. Darunter sei die dutzendfach wiederholte Falschbehauptung, die Demokraten würden Millionen von Einwanderern ohne Papiere in die USA einfliegen, damit sie deren Stimmen bekämen. Allein sie wurde nach den Zahlen 1,3 Milliarden Mal ausgespielt. 19 weitere Musk-Posts mit unwahren Behauptungen zu angeblichem Wahlbetrug hätten mehr als eine halbe Milliarde Views bekommen.
Kein einziger der 87 Posts wurde mithilfe der sogenannten Community Notes von X eingeordnet. Die Funktion soll laut X Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit geben, »potenziell irreführenden Posts Kontext hinzuzufügen«.
https://www.spiegel.de/netzwelt/web/elon-musks-falsche-behauptungen-zur-wahl-wurden-milliardenfach-angezeigt-a-0ae55175-79a4-4525-92c3-bfa53bfafca6
Einen schalen Optimismus habe ich schon länger ausgeschlossen, mich aber auch im drastischen Warn-Gedicht “Feuer des Hasses” für eine Dennoch-Hoffnung ausgesprochen. Dafür würde ich auch Dich gerne gewinnen, @Hui Haunebuh…
Danke, Michael. Ich werde kämpfen für alles, was mir wichtig ist. Dazu gehört die Mitwelt und alle Menschen, die weniger privilegiert sind, als ich. Mindestens so lange, wie ich Familie und Freunde habe.
Heute ergebe ich mich aber dem Fatalismus. Heute habe ich keine Kraft. Nicht nur wegen den Republikanern, sondern auch, weil ich heute Nacht den schlimmsten Albtraumarathon meines Lebens hatte. Daraus kann ich immerhin meine Zustimmung ableiten.
In Comicband “Präludium Notturno” lässt Autor Neil Gaiman seinen Helden Sandman in die Hölle reisen, um dort seine verlorene Traummaske wiederzuerlangen. Dafür muss Sandman im Duell gegen den Dämonen Choronzon antreten und zwar im Hellfire-Club.
“Der ‘Hellfire-Club’. Hört sich an wie ein schlechter Witz. Aber wie alles in der Hölle ist es tödlicher Ernst.” (Trump lässt grüßen.)
Nacheinander führen die Duellanten Bilder und Konzepte der Wirklichkeit auf das Schlachtfeld. Jedes neue Bild muss das alte schlagen. Zum Ende bringt der Dämon ein mächtiges Bild, das allumfassend zu sein scheint: “ICH BIN ANTI-LEBEN, DIE BESTIE DES STRAFGERICHTS, ICH BIN DAS DUNKEL AM ENDE ALLER DINGE. DAS ENDE VON UNIVERSEN, WELTEN … … VON ALLEM! WAS BIST DU DANN TRAUMFÜRST?”
Diese Passage fand ich immer schön und tröstlich. Und ab morgen halte auch ich es wieder mit Sandmans Antwort, auf die der Dämon keine schlagende Antwort wusste.
“Die Hoffnung! …”
Damit gehe ich für heute offline. Danke und bis bald 🙂
Vielen Dank für den engagierten Druko und Deine Gedanken, @Hui Haunebuh. Auch ich habe heute sehr schlecht geschlafen, nachdem ich mir „It could happen here“ vom ADL-Präsidenten Jonathan Greenblatt aus dem Jahr 2022 noch einmal vorgenommen hatte.
Auch Greenblatt warnte bereits namentlich vor Leuten wie dem bereits einmal als Präsident gescheiterten Donald Trump, dem wachsenden Einfluss antisozialer Medien und „the risk of civil war in the United States“ (S. 123) – der Gefahr von Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten.
Noch krasser waren seine Sorgen zur Demografie, zu der Greenblatt den Politikwissenschaftler Steven Levitsky zitierte (S. 122). Demnach habe er vor dem Ethnonationalismus weißer Christen gewarnt, zumal noch keine Demokratie der Geschichte den Abstieg einer dominanten Ethnie überlebt habe:
„We seem to be entering a new period of violence,“, he [Levitsky] said, „one not unlike other periods of crisis, whether it‘s Europe in the 1920s and early 30s or South America in the 1960s and 70s or the United States in the 1840s and 50s.“ (S. 122)
Danke für Deine Haltung, Dein auch digitales Engagement – und viel Kraft auch von hier.
Ihr solltet Euch Hilfe suchen.
Sie auch, @Lars, Sie auch.
Verweise hier auf ein Buch des ADL-Präsidenten Jonathan Greenblatt, das mir in Washington von einer jüdischen Demokratin überreicht wurde:
In seinem Buch *”It Could Happen Here”* behandelt Jonathan Greenblatt mehrere Hauptthemen:
1. **Zunahme von Hass und Intoleranz**: Greenblatt warnt vor der wachsenden Bedrohung durch Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Intoleranz in den USA[4].
2. **Geschichte wiederholt sich**: Er zieht Parallelen zu historischen Beispielen, in denen unkontrollierter Hass zu Gewalt geführt hat, und betont die Möglichkeit, dass dies auch in den USA geschehen könnte[4].
3. **Prävention und Gegenmaßnahmen**: Greenblatt bietet Lösungen an, wie Einzelpersonen und Organisationen aktiv gegen Hass vorgehen können, um eine Eskalation zu verhindern[4].
Citations:
[1] https://www.studysmarter.de/studium/germanistik/literaturwissenschaft/stephen-greenblatt/
[2] https://literaturkritik.de/greenblatt-die-geschichte-von-adam-und-eva-viele-historische-details-aber-keine-modernen-standpunkte,24469.html
[3] https://www.bookey.app/de/book/das-kleine-buch,-das-den-markt-schl%C3%A4gt
[4] https://www.harpercollins.com/products/it-could-happen-here-jonathan-greenblatt
[5] https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/de/59/41/ts3283_1.pdf
[6] https://www.lehmanns.de/shop/sozialwissenschaften/56598956-9780358617280-it-could-happen-here
[7] https://www.bookey.app/de/book/will-in-der-welt
[8] https://www.deutschlandfunkkultur.de/stephen-greenblatt-der-tyrann-von-macbeth-bis-trump-100.html
Ich glaube übrigens nicht, dass sich Geschichte wiederholt. Aber sie reimt sich…
Hallo Miteinander,
die Unterscheidung der großen Reise in Weiblich und Männlich empfinde ich etwas fraglich. Vielleicht wäre da eine ausweitung in verschiedenen Mythen und Sagen da nutzbringend, eventuell gibt es ja tatsächlich einen Umspannenden Mythologische Thymos-Thymora konzept, das die Menschheit im Geiste begleitet.
Vielleicht gibt es dann auch den Hermaphrodit, eine Mischung, Vereinigung der beiden Attribut teile?
Wie sehr würde eigentlich die Begriffe von Nietzsche, Dionische und Apollonische Kräfte sich damit vereinigen?
Sehr spannend das alles, auch im Hinblick mit der Weiblichen Schöpfungskraft in unserer Geschichte und Mythologie.
Klares Ja, @Berthold Forster – Gail Carriger selbst unterscheidet Kultur und Biologie sehr klar (ich habe dazu auch Beispiele genannt) und schrieb auch bereits erfolgreiche LGBTQ+-Charaktere. Das erwähnte Buch enthält sogar ganze Kapitel zu Überschneidungen.
Also – mich hat ihr Ansatz sowohl als Viel-Leser wie auch als Religionswissenschaftler überzeugt. Und ich finde auch, dass wir Männer ruhig erstmal wahrnehmen sollten, dass es mehr als nur eine Variante der Heldenreise gibt. Ihre auch mythologischen und historischen Argumente dazu sind sehr stark und sie ist ja auch als Archäologin vom Fach. Ja, „sehr spannend“ trifft es gut!
Danke fürs Interesse und ggf. viel Freude bei der Lektüre! 🙂📚🖖
Danke für die rasche Antwort Herr @Blume!
Ich werde mich wohl mal an das Buch machen, es hört sich interessant an. Ich selbst bin von der Unterscheidung zwischen Biologisch und Kulturelles Geschlecht nicht wirklich überzeugt, bzw. bin ich mir, was das angeht, nicht ganz sicher ob diese Unterscheidung Klug ist. Das es verschiedene Formen des Zwischengeschlechtlichen oder von Transversen Menschen in den verschiedensten Kulturen gibt, zum teil seit beginn der Geschichtsschreibung, ist mir da sehr wohl bewusst. Vielleicht hänge ich da einfach noch irgendwelchen Grundfesten an.
Man kann sich ja immer weiter bilden, das ist ja das schöne an der Kommunikation ob Mündlich oder schriftlich. 🙂
Tatsächlich ist mir noch die Frage aufgestoßen, bezüglich auch des zweiten Hauptthemas, die Wahl in den USA, inwiefern Demokratie auch an sich selbst scheitern kann.
Nach dem klassischen extremen Beispiel, wenn die Mehrheit sagt wir springen jetzt alle über eine Brücke, das hier der Wille der Masse entscheidet. Jedoch ist ja unsere derzeitige form davon weit entfernt. Eben durch Demokratische Strukturen, die auf Minderheiten, Grundrechte und eben Grundgesetz sich berufen. So gesehen wird ja die wilde, politische, Thymos Macht in Form vom Logos erschaffene Zäune gebunden. Gesetze geben Rahmen und erschweren die Macht Ausübung. Das wichtige dabei, diese Zäune müssen einerseits gewartet werden, bei Situationen versetzte werden ohne sie komplett zu vernichten und, das wichtigste, man muss daran glauben.
Ich glaube das der Begriff Zivilreligion mehr als nur zutreffend ist. Wir sind Gläubige eines Staates, eines Systems. Dieser Glaube muss auch bestärkt werden, muss immer wieder bestätigt werden, ansonsten bricht er zusehends ein. Würden jetzt in meinem Heimatland Österreich die Hälfte der Leute sich beim Autofahrern nicht mehr angurten und die Strafen ignorieren, würde das Gesetz einbrechen.
Der Demokratiesegen hat seine Geburt wohl in dem Moment, wo die Menschen Gesetze eine Gemeingut sehen und nicht als Mittel des Mächtigen zur Unterjochung. Wenn das verloren geht, Demokratie nur noch ein Wahlspiel, oder Kampf wird, vollkommen irre von einem Krieg, Krimi oder sonst etwas zu schreiben. Man befragt die Bevölkerung nach ihren Vertretern und nicht nach einem Wettbewerb wer die meisten Stimmen einheimsen kann.
So wie es ein gewisser Politiker in meiner Region gerne von sich gibt und nur zu gern Wahlsieger und Wahlverlierer in den Mund nimmt. Wenn man es genau bedängt komplett lächerlich ist.
Um es zum ende zu bringen: Ist das scheitern der Demokratie auch darin vergraben, das man zu sehr auf Wahlen achtet? Ist man den als Volk nicht immer in der Lage, seine Bedürfnisse und Wünsche aufgrund von Rechtstaat und Freiheiten zu äußern? Sie haben das bei den Amish einmal recht interessant beschrieben: Sie gehen nicht Wählen aus Glaubensgründen, streiten aber für ihr Recht mit Anwälten vor Gericht, was wiederum Minderheitenrechte stützt.
So, ich habe genug geschrieben, freu mich natürlich auf eine Antwort und hoffe das das mein geschriebenes ebenfalls bereichernd ist.
Danke, @Berthold Forster!
Dieser Druko hat mir so gut gefallen, dass ich ihn gleich i.S. Zivilreligion im parallel geschriebenen Blogpost zitiert habe:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verlieren-lernen-um-zu-ueberleben-digitale-thymotisierung-die-saekulare-enge-der-zeit/
Mit Dank und gerne bis bald!
An einem Tag, an dem sicher ist, dass die Weltpolitik sich in Zukunft entscheidend verändern wird, auf eine Weise, wie ich es nicht möchte, ich aber auf diese Weltpolitik keinen Einfluss habe, kann ich nur bei meinen eigenen demokratischen Wertvorstellungen bleiben.
Im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten werde ich mich vor Ort weiterhin für Demokratie und insbesondere Klimaschutz einsetzen.
Ich hatte gehofft, dass diese Wahl anders ausgehen würde und zugegebenermaßen war das Ergebnis wirklich ein Schock.
Es ist gut, dass es diesen Blog gibt, und wir uns hier austauschen können. 🙏
Danke, @Elisabeth K. 🙏
Ich sprach heute bei einem interreligiösen Podium in Kehl und habe die Ängste und Sorgen der Menschen auch um unsere Demokratie unmittelbar erlebt – und zwar quer durch alle Religionen und demokratischen Parteien…
Die digitale Thymotisierung, die fossil finanzierten Kriege, die Klimakrise mit Inflation, der säkulare Geburtenrückgang mit Wachstumsschwächen – die Polykrise überfordert Menschen und Systeme. Ich fürchte eine säkular-digitale Enge der Zeit, a secular & digital frenzy… 😔🔥😢
Aber klar gehe ich nicht auf, auch die vielen guten Dialoge hier auf „Natur des Glaubens“ geben mir Hoffnung… Danke! 🙏😊✊
@Trump, Krieg und neue Umwege für die Energiewende
Vielleicht schafft Trump sogar was Produktives, und baut tatsächlich Bürokratie und Bürokraten ab. Oder seine Zollpolitik hilft nun auch gegen ein Übermaß an Globalisierung.
Oder Trump schafft tatsächlich eine Lösung des Ukrainekonflikts.
Oder es kommt ganz dick, und wir müssen von den USA alleingelassen wählen zwischen einer Niederlage der Ukraine, weil unsere restlichen Waffenlieferungen nicht mehr reichen, und einer direkten Kriegsbeteiligung, die dann allerdings in einem europäischem Atomdesaster enden kann.
Letztlich können wir dann sogar froh sein, uns als Nato ohne die USA erfolgreich gegen einen möglichen Angriffstests Putins wehren zu können. Wenn Putin das will, macht er das, vollkommen egal, was wir machen. Und wenn er hier nichts gewinnen kann, dann wird er es vermutlich abbrechen, wenn er sieht, das es zu nichts führt.
Ein selbstgemachter Solarpunk kann aber gerne weiterlaufen. Und die Energiewende nicht nur in Europa, sondern vor allem in China und Indien richtig Fahrt aufnehmen. Gerade kann etwa China seine Kapazitäten von PV-Modulproduktion und Batterieproduktion nutzen, diese Produkte dann bei sich selbst ausgiebig zu installieren, wenn man nur noch wenig davon exportieren kann.
Das dürfte dann tatsächlich auch die Öl- und Gaspreise ruinieren, hierbei spielt es gar keine Rolle, in welchem Land die Technik jetzt zuerst installiert wird. Und damit reduziert sich immer auch die Finanzierung fossiler Autokraten.
Derweil dann die Preise von PV und Co weiter fallen, bis die grüne Technik nicht nur dem Globalen Süden, sondern letztlich sogar in Europa und den USA so günstig kommt, dass man hier dann wirklich flächendeckend in die Energiewende investiert.
Ein Ende der Dominanz des Westen kann ja sogar auch gute Seiten haben. Demokratie gibts auch hier und da im globalen Süden, das ist nicht rein westlich. Neben dem destruktiven Einfluss der asozialen Medien kann auch wirklich vernünftige KI und ein global umsichgreifendes Fediversum den derzeitigen Abwärtstrend zukünftig umkehren.
Wenn die Menschen doch noch lernen, wo sie wirkliche Erkenntnisse im Netz finden und wo man wirklich vernünftige Dialoge führen kann, dann kann uns das entscheidend weiterhelfen.
Ja, @Tobias – wir werden lernen müssen, zu verlieren, um wieder gewinnen zu können.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verlieren-lernen-um-zu-ueberleben-digitale-thymotisierung-die-saekulare-enge-der-zeit/
Die Hoffnung stirbt zuletzt…
@Elisabeth K
06.11.2024, 17:55 Uhr
EInfach den Stein wieder den Berg hoch rollen. Sonst nehmen sie Dir Deine Würde.
“Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache.”