Und sie wissen, was sie tun – Der AfD-Flügel und die Öl-Wissenschaft des Peak Oil
Eigentlich wollte ich erst nächste Woche wieder bloggen, doch die letzten Tage waren einfach zu interessant. In meinem (online frei verfügbaren) Bericht zum Antisemitismus an den Landtag von Baden-Württemberg hatte ich in den Schlussbemerkungen Anmerkungen zu unserer gefährlichen Abhängigkeit von Öl und Gas, zur Rentierstaatstheorie, Dekarbonisierung und also unserer ungewollten Mitfinanzierung antisemitischer Regime wie Iran, Russland, Saudi-Arabien etc. gemacht.
Mittels Zitatfetzen versuchten nun einige v.a. rechtsgerichtete Blogger, Trolle und Hater mal wieder ein “Shitstörmle” dagegen zu entfesseln – was natürlich erneut völlig nach hinten losging. Denn nun wurde erst Recht – überwiegend konstruktives – Interesse am Thema geweckt, die Abrufzahlen gleich mehrerer Texte und Videos gingen steil nach oben. Und die #Rentierstaatstheorie ist unter Fachleuten und Interessierten ohnehin längst zu gut bekannt, um online ernsthaft umgedeutet zu werten. So kommentierte beispielsweise Artur Siemens trocken auf Twitter:
Ja, man hätte auch einfach Ihr Buch lesen können, bevor man hier groß die Klappe aufreißt und sich so die Blöße gibt. Aber jeder blamiert sich halt so gut er kann.
Weil aber das Bücherlesen in digitalen Zeiten nur noch eine Angelegenheit weniger ist, verfasste ich eben gerne einen erläuternden Gastbeitrag dazu beim Blogportal der “Salonkolumnisten” – und freute mich, dass die #Wissenschaftskommunikation hin und wieder rockt. 🙂
Der Höcke-AfD-Flügel und “Peak Oil”
Eigentlich hätte es bei all dem bleiben können – als Wissenschaftler ging ich schließlich zugegeben “naiv und gutmenschlich” davon aus, dass den meisten Angreifern der Öl-Rentierstaat-Antisemitismus-Zusammenhang einfach neu war. Einige würden sich weiterhin den Erkenntnissen emotional versperren, andere durch Lesen, Diskutieren und Nachdenken nach und nach ein wenig mehr Bildung erwerben, so meinte ich.
Doch ich lag falsch, sogar sehr falsch: Per Twitter machte mich @Her_Of_Twin auf Recherchen von Andreas Kemper aufmerksam, nach der ein Führungsteil des rechten “Flügel”s in der AfD die “Peak Oil”-Theorie nicht nur kannte, sondern feierte!
Neben dem Flügel-Führer Björn Höcke (aka “Landolf Ladig”?) ist hier besonders der AfD-Funktionär Dr. Jan Moldenhauer zu nennen, der u.a. der parteinahen Friedrich-Friesen-Stiftung der AfD Sachsen-Anhalt vorsteht – und über “Peak Oil” sogar seine Doktorarbeit geschrieben hat!
Gemeint ist mit P.O. das Szenario einer Krise, die einträte, wenn die maximale Fördermenge an Öl (“Peak” = Gipfel) erreicht ist, andere – v.a. erneuerbare – Energieträger aber nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Schon eine Studie der Bundeswehr von 2010 hatte davor gewarnt, dass dann heftige Preissteigerungen, eine weltweite Wirtschaftskrise, eine “Vertrauensverlust” in internationalen Handel und liberale Demokratien und somit eine “Deglobalisierung” sowie ein Machtzuwachs nationalistischer Parteien eintreten könne.
“Landolf Ladig” und Jan Moldenhauer drehten diese Bundeswehr-Warnung jedoch um – und feierten sie! Die Peak Oil-Krise “sollte” eintreten, damit die liberale Ordnung zusammenbreche und eine Machtergreifung möglich werde! In der vom Rechts-Vordenker Götz Kubitschek herausgegeben “Sezession” schrieb Moldenhauer dazu:
Der Peak Oil könnte sich in diesem Zusammenhang als Fortschritts-bremse im Sinne einer Deglobalisierung erweisen, die die liberale Fort-schritts-, Konsum- und Wachstumsideologie in Frage stellt. Gelangt hier der liberale Machbarkeitswahn, also die Wahnvorstellung von der Gren-zenlosigkeit des Machbaren, an seine Grenzen?
Gemäß dieser These führen billiges Öl und die damit einhergehende ökonomische Globalisierung (Ideologie des totalen globalen Marktes) zu Maßlosigkeit (Konsum- und Wachstumsideologie), Beschleunigung, Ent-grenzung, Entortung, Individualisierung und Verlust der Gemeinschaft (Ideologie des Individualismus) und Identitätsverlust bzw. dem Verlust des Eigenen.
Im Umkehrschluß begünstigt teures Öl und die sich daraus ergebende ökonomische Deglobalisierung folgende Entwicklungen: Zwang zum Maßhalten, Entschleunigung, Begrenzung, Verortung und Wiederentdeckung des Ortes, Wiederkehr der Gemeinschaften und die Möglichkeit der Identitätsbewahrung bzw. der Verteidigung des Eigenen.
Eine durch Ölabhängigkeit und Peak Oil ausgelöste Wirtschafts- und Gesellschaftskrise wird also zur “Möglichkeit der Identitätsbewahrung” und “Verteidigung des Eigenen” begrüßt! Aber “Verteidigung” vor wem? Sie werden nicht überrascht sein: Björn Höcke raunt seit 2017 von einer weltweiten Superverschwörung einer “Geldmachtelite”, die als “Hintermänner” die liberalen Demokratien kontrollierten (ausführlich dazu: Claudius Seidl, “Folge dem Weißen Kaninchen”, FAS vom 28.07.2019, S. 33).
Und solcher Verschwörungsglauben erklärt auch, warum diese Leute, die doch angeblich “das deutsche Volk lieben”, ihm gleichzeitig sehnsüchtig eine Öl-, Wirtschafts- und Gesellschaftskrise an den Hals wünschen: Wer glaubt, gegen eine weltweite Superverschwörung zu kämpfen, nimmt eben “Opfer” zur “Verteidigung des Eigenen” in Kauf…
Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich gehe weiterhin davon aus, dass die Mehrheit der AfD-Funktionäre, -Mitglieder und -Fans keine Ahnung von den wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um die Rentierstaatstheorie, Peak Oil etc. hat. Die wenigsten dürften die entsprechenden “Hoffnungen” von “Landolf Ladig” und Jan Moldenhauer kennen oder teilen. Die meisten dürften noch immer ernsthaft glauben, dass die Klimaforschung zum Klimawandel samt den #FridaysforFuture-Demonstrationen um Greta Thunberg irgendwie übertrieben oder gar selbst verschwörerisch seien – und dass die bisherigen AfD-Positionen gegen erneuerbare Energien vielleicht etwas “konservativ”, aber doch irgendwie “vernünftig” und “deutschfreundlich” gemeint seien.
Doch mindestens ein Teil der “Flügel”-Führung weiß sehr genau, worum es beim Zusammenhang von Öl und Energiedemokratie geht – und bekämpft die Energiewende und den Klimaschutz auch, um eine Peak Oil-Krise zu erleben!
Mit diesen Befunden hatte ich ehrlich nicht gerechnet – und verstehe nun immerhin besser, warum einige Rechtsaussen so erbittert gegen diesen eigentlich kleineren Part im Antisemitismusbericht gewütet haben.
Mit dem Nachdenken über Öl und Gas vs. Demokratie und Diktatur hatte ich einen rechtsextremen und antisemitischen Nerv und eine nationalistisch-revolutionäre Hoffnung berührt. Meine Hoffnung, über auch öffentliche Wissens-Debatten bislang unbekannte Zusammenhänge offen zu legen, hat sich schon jetzt mehr als erfüllt…
Das Ganze ist schon harter Stoff, den ich sicher nicht alleine weiterbearbeiten kann und möchte.
Liebe Soziologinnen und Politikwissenschaftler, liebe Journalistinnen und Thrillerautoren – bitte übernehmen Sie! Auch ich bleibe gerne am Thema dran.
Morgen geht es aber erstmal in den Bayerischen Landtag, wo ich auf Einladung von MdL Matthias Fischbach (FDP) gerne mit Vertreterinnen und Vertretern von Politik, Religion(en), Medien und Zivilgesellschaft diskutiere. Und darauf baue, dass sich auch währenddessen immer mehr Menschen in die Wissenschaft zum “Fluch des Öls” hineinlesen und -denken…
Ich waehle selbst AfD aus einigen guten Gruenden. Aber mit Scharlatanen wie Hoecke hab ich meine Probleme und der wird auch hoffentlich ausgeschlossen.
Lieben Dank, @Lars. Auch ich nehme die AfD noch nicht als geschlossene Formation wahr. Allerdings bin ich skeptisch, ob der #Flügel-Vormarsch von #Höcke noch gestoppt werden kann. Im Rechtskurs gingen immer mehr Leute von Bord und auch der aktuelle Bundesvorsitzende Meuthen wurde von seinem eigenen Kreisverband bereits mit einer Nicht-Delegation für den Bundesparteitag abgestraft. Halten Sie einen Partei-Ausschluss Höckes gegen den (bereits eigene „Orden“ vergebenden) Flügel denn noch für realistisch?
@ Herr Blume,
es kann auch sein, dass man Hoecke aus strategischen Gruenden etwas gewaehren laesst, um Leute aus dem extrem rechten Bereich zu halten.
Ich selbst bin wirtschaftlich sehr libertaer und war frueher in der FDP, als Westerwelle Parteichef war. Solche Positionen werden heute eher von Personen wie Espendiller in der AfD vertreten.
Früher sprach man über Peak Oil Supply (es hat für immer weniger als nachgefragt), heute spricht man über Peak Oil Demand (es hat mehr als in Zukunft je nachgefragt werden wird).
Doch in der AfD zirkulieren wohl mehr alte/veraltete Theorien und Verschwörungsmythen als wirklich Neue. Deshalb glauben gewisse Figuren in der AfD immer noch daran, dass bald schon das Fördermaximum erreicht werde. Unter anderem deshalb auch (weil ihre Wahrheiten vergangene Wahrheiten und Lügen sind) tischen viele AfD-Meinungsmacher uralte, bereits vor Jahrzehnten erfundene Klimawandelleugnermärchen auf.
Fazit: Wenn die AfD für viele Deutsche die Zukunft ist, dann kann das nur heissen, dass für viele Deutsche die Zukunft die Vergangenheit ist.
Ich befürchte, dass es noch weitere Interessen gibt, der Dekarbonisierung entgegenzuwirken und/oder die Klimaerwärmung gewollt zu befördern, bedingt durch die Annahme von Vorteilen dadurch bzw. durch die Annahme von Möglichkeiten zur Verwirklichung erstrebenswert geglaubter Zukünfte – (macht)politisch, wirtschaftlich oder auch ideologisch motiviert. Dieser mein Gedanke ist aber reine Mutmaßung. Dahingehend Manifestes kann ich nur als eine von mehreren Möglichkeiten, Verhalten und Entwicklungen zu interpretieren, ausmachen. Auch wenn solche Interessen, die entgegen Dekarbonisierung bzw. pro Klimaerwärmung liegen, in einem völlig unbekannten Dunkelfeld mit unbekanntem Ausmaß bestehen, meine ich sollte man diese nicht außer Acht lassen. Wechselwirkend könnten sie zu sozialen Kipppunkten werden – vielleicht. Aber vielleicht liege ich auch weit daneben. Hoffentlich.
Ja, @P.K., selbstverständlich gibt es um wirtschaftliche Prozesse immer auch komplexe Auseinandersetzungen – und kein wirtschaftlicher Prozess wäre grundlegender als die Energieversorgung!
Selbst eindeutig positive Innovationen wie die in Sachsen-Anhalt tapfer entwickelte Öldialyse haben sich kaum durchsetzen können – schließlich verdienen sowohl Werkstätten wie Ölproduzenten und sogar Entsorger prächtig an Altölwechseln:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-91237899.html
Hier kommen auch marktradikale Ideen an ihre Grenzen, die ja behaupten, in einem völlig freien Wirtschaftsgeschehen werde sich immer die beste Lösung durchsetzen. Aber einen solchen „idealen Markt“ gibt es in der Realität leider nicht: Als ich mein Elektroauto einmal zur Wartung brachte, schimpfte der Werkstattleiter, dass sich daran „kaum etwas verdienen lasse“.
Auch die Dekarbonisierung – wenn sie denn gelingen soll – muss also klug gegen erhebliche Konkurrenzen, Beharrungskräfte und Widerstände durchgesetzt werden…
Ich wollte gerade schreiben, Peak Oil wird es nicht mehr geben – danke Martin Holzherr für die Differenzierung! Ich mein(t)e den tradierten Begriff Peak Oil Supply. Es wurden in den letzten drei Jahren so massive konventionelle Vorkommen entdeckt dass eine Knappheit fossiler Brennstoffe auf lange Sicht nicht mehr zu befürchten ist – auch ohne Fracking. Die lustige Fundstelle passt somit ins Bild der ewig gestrigen Partei.
Ja und die Ablehnung der Klimapolitik und Erneuerbaren dient natürlich hauptsächlich der Abgrenzung zu allen anderen Parteien (wird dann eben mal Wort- und phantasiereich gerechtfertigt) und wird sich noch als großer Fehler der AfD (neben den vielen anderen ebenso kurzsichtigen nur auf Menschenfang und Machtausbau ausgerichteten Programmpunkten) herausstellen.
Richtig, @Martin Holzherr & @Oliver Opel – wie ich ja bereits im obigen Gastbeitrag und in „Islam in der Krise“ schrieb, steht „Peak Oil“ aufgrund neuer Funde und v.a. verbesserter Fördertechniken derzeit gar nicht an. Eher schon passt seit Jahren das Szenario des „Carbon Bubble“, der „Karbonblase“ – aus Angst vor dem Wertverlust werden Öl und Gas billig(er) verkauft.
Und interessanterweise muss sich auch schon der o.g. Verfasser des „Sezession“-Artikels mit dem Umstand herumschlagen, dass die Preisentwicklung gar nicht zu seiner Peak-Oil-Hoffnung passt.
Sie merken schon: Umso mehr Menschen sich zu den einschlägigen Themen sachkundig machen, umso blanker steht der „Flügel“ da. Dennoch empfehle ich, die Vorstellungswelten von Extremisten im Auge zu behalten. Denn es geht ihnen wie gezeigt ja darum, möglichst große Schäden anzurichten, um dann nach der Macht zu greifen… (Was ihnen, so meine ich, in Deutschland nicht noch einmal gelingen wird.)
@Lars
sie mögen ihre Gründe haben. Nennen sie mir einen, der gut wäre …
und
Die Mär von einem gemässigten und einem extremen Lager innerhalb der AfD mögen noch Einäugige unter den Blinden glauben. Sie können sich das auch gerne aus guten Gründen selbst einreden. Wer in dieser Partei mitmacht und wer sie wählt, macht mit Rechtsextremisten gemeinsame Sache! Und weiss das auch!
Grüsse galileo2609
Das Verbinden von nicht vergleichbaren Eigenschaften kann zu Fehlschlüssen führen, auch dann, wenn diese Eigenschaften manchmal zufällig gemeinsam vorkommen.
Zum Beispiel kann es auch umweltfreundliche Nationalisten geben, die nur bestimmte fremde Menschen ablehnen, aber die Natur ihres Landes lieben.
Zum Beispiel können in einigen südlichen Ländern recht leicht undemokratische Solarenergie-Rentierstaaten entstehen.
Zum Beispiel stammen auch in Israel 95 Prozent der elektrischen Energie von fossilen Energieträgern, welche Beobachtung überhaupt nichts mit dem Antisemitismus zu tun hat.
Oh ja, @Karl Bednarik – sowohl das Behaupten unbelegter wie auch das Bestreiten belegter Zusammenhänge widersprechen dem Selbstanspruch empirischer Wissenschaftlichkeit.
Daher der Hinweis, dass 1. praktisch alle Disziplinen der Umweltforschung aufzeigen, dass ökologische und klimatische Prozesse niemals an Nationalstaatsgrenzen enden. 2. Dass die Rentierstaatstheorie selbstverständlich auch die Risiken zentralistischer Solarstromerzeugung in den Blick zu nehmen vermag. 3. Zum Energiemix und den Energielieferanten in Israel liegen mir andere Erkenntnisse vor. Könnten Sie zu den 95% eine seriöse Quelle angeben? 🤔
Sehr geehrter Herr Blume,
Ihrer Beschreibung nach liegt in der Dekarbonisierung die Erlösung und die Chance auf zunehmende Demokratisierung der Rentierstaaten. Allerdings hängt die Legitimation der Herrschenden ja nicht am Öl an sich, sondern an dem Ressourcenzugang. Weitere Ressourcen, die zumindest arabische und Sahelländer haben, sind Sonnenstrahlung und große Flächen. Projekte wie z.B. Desertec verfestigen ja eben unsere Abhängigkeit von den dort Herrschenden.
Wie sehen Sie in diesem Kontext die Chancen und Gefahren von solchen Großprojekten der Energiewende?
Meines Wissens nach reichen die deutschen Ressourcen an Wind, Sonne, Fläche und Arbeitskraft nicht aus, um unseren Primärenergiebedarf zu decken. Muss man nun für das Klima das rechte /despotische Auge zudrücken?
Mit freundlichen Grüßen
Keno Eilers
Danke! Bestimmt sind Sie, lieber @Keno Eilers, mir nicht böse, wenn ich gerade auch als Religionswissenschaftler den Begriff der „Erlösung“ gerne dem religiösen Bereich überlassen würde. Politisch und wirtschaftlich halte ich die Dekarbonisierung für schwierig zu erreichen, aber auch für sehr chancenreich – gerade auch für demokratische und im besten Sinne freiheitliche Prozesse.
Und, ja, eine schlecht – d.h. zentralistisch – angelegte Stromerzeugung kann auch dann Rentiersregime begünstigen, wenn sie regenerativ daherkommt. Wenn auch dieser Gedanke angekommen ist, freue ich mich sehr! 👍✅
Zu Peak-Oil:
Diese Theorie scheint jetzt auch in Teilen der AfD beliebt zu sein. In der Telepolis wurde diese Theorie schon öfters erwähnt. Eventuell basiert diese Theorie auf den “Grenzen des Wachstums” vom “Club of Rome”. Interessant ist die Frage, ob diser Flügel auch wirklich für die Ablehnung der “Decarbonisierung” im Parteiprogramm der AfD ist.
Gruss
Rudi Knoth
Nun, die „Dresdner Erklärung“ samt Forderungen nach dem Rückbau (!) von Windkraft- und Solaranlagen steht ja inzwischen online…
@ galileo2609,
jetzt beruhigen wir uns erst mal. Noch ist Deutschland ein freies Land und ich muss mich vor Ihnen nicht rechtfertigen, welche Partei ich waehle. Sie sind nicht mein Vorgesetzter.
Lieber Michael Blume!
Mit Interesse habe ich den Artikel gelesen. Leider schwingt von Beginn an eine nicht begründbare Überheblichkeit mit. In der Zeitschrift Sezession z.Bsp. findet man viele sehr gute Artikel, weit über unseren beschränkten Tellerrand hinausblickend und in die Tiefe hinterfragend. Wissenschaft lebt vom Zweifel und nicht vom Glaube. Gegner seiner eigenen Theorien als ,,Leugner”, ,,Trolle”, oder Hasser zu beschreiben, bedeutet ja, daß man selbst die Wahrheit gepachtet hat, welche aber ja selbst nur Theorie ist und bleibt, bis vielleicht einmal der tatsächliche Beweis geführt wurde. Insofern waren es in der Geschichte immer noch die Zweifler, welche zu den nachhaltigsten Ergebnissen gelangten.
Lieber @Martin,
lieben Dank für Ihre Rückmeldung!
Tatsächlich staune ich immer wieder darüber, dass Leute z.B. in der „Sezession“ – auch im erwähnten Artikel – mächtig gegen die liberale Gesellschaftsordnung und vermeintliche „political correctness“ austeilen, selbst aber bei Gegenwind schnell jammern. Nach meiner Erfahrung wird ein allzu „kuschelpädogischer“ Ton erst Recht als herablassend gewertet.
Und, ja: Selbstverständlich bleiben wissenschaftliche Theorien „immer“ Theorien. Für letzte Wahrheiten sind Religionen und Weltanschauungen zuständig. Dies kann freilich nicht umgekehrt meinen, dass gerade auch Parteien Wissenschaft (sei es zur Evolution, zum Klima, zu Religion(en) und Demografie etc.) einfach verleugnen und verhöhnen. Hier trete ich tatsächlich für eine „klarere Kante“ im Diskurs ein – und versuche diese auch zu leben.
Und beachten Sie bitte, dass im o.g. „Sezession“-Artikel selbst die Rede davon wahr, die „Identität bewahren“ und „das Eigene verteidigen(!)“ zu müssen – und zwar gegen die liberale Gesellschaft und Energiewende! Ich verhöhne die „Sezession“-Autoren also nicht, sondern nehme ihre Selbst-Aussagen beim Wort…
Das ist schon starker Tobak, der kontrovers diskutiert und nicht etwa verschwiegen werden sollte…
Im Ernst? Soll also Deutschland mit seinem Ölverbrauch dann diese Ölknappheit beschleunigen? Dazu ist meiner Meinung nach der Verbrauch doch recht gering. Das klingt schon recht unwahrscheinlich.
Gruss
Rudi Knoth
So dumm sollten wir die Position nicht machen, @Rudi Knoth. Selbstverständlich hätte ein Rückbau regenerativer Energien in Europa und der Verzicht auf die Entwicklung entsprechender Technologien globale Auswirkungen. Wie auch sonst wäre die digitale „Empörung“ über das Aufzeigen dieser Zusammenhänge zu erklären?
Peak Oil grob vereinfacht veranschaulicht: Irgendwann einmal wird die Menschheit mehr Öl verbraucht haben, als überhaupt noch auf dem Planeten ist. Das dann verbliebene Öl wird immer schwieriger zu fördern. Beides wird die Preise in die Höhe treiben.
Dann kann ein Katastrophenszenario entstehen. Bürgerkriegsartige Zustände. Darauf bereitet sich ein rechtsradikalisierter Teil der „Prepper“-Szene vor, der die taz eifrig hinterherrecherchiert (Stichworte Hannibal, Franco A., Uniter, Nordkreuz), merkwürdigerweise ziemlich alleine und weitgehend unbeachtet. Das ist das gefährlichste rechte Netzwerk, das wir kennen, weil es sich z.T. um Profis handelt: Polizisten, Soldaten, teilweise Kommando Spezialkräfte (KSK), aus Altersgründen heraus aus ihren einstigen Elitefunktionen. Mental anscheinend vergleichbar mit den Freikorps der frühen Weimarer Republik; Menschen, die aus dem Krieg, in dem sie waren, oder für den sie zumindest ausgebildet sind, nicht mehr herausfinden. Konkret wird das Szenario vorbereitet, diese Krisen zu nutzen, um etwa mißliebige Politiker in Lagern zu konzentrieren bis dahin, daß man im großen Stil Leichensäcke und Löschkalk bunkert.
Peak Oil ist für diese Szene nur ein denkbarer Auslöser des „Tag X“. Kann auch sein ein umfassendes Lahmlegen der digitalen Infrastruktur durch einen Supercomputervirus, kann auch schon nächste Woche passieren, wenn die Iraner die Straße von Hormus verminen. Peak Oil hat den Vorteil, daß er mit Gewißheit passieren wird.
Das andere denkbare Szenario ist langfristiger und friedlicher: Wenn wir uns Flüge wieder weniger leisten können, Auto mit Benzin fahren wieder teurer wird, entschleunigt, deglobalisiert die Welt sich womöglich wieder. Wer konnte sich denn in den 70ern, 80ern in den Urlaub zu fliegen leisten? Das war, wenn, dann eine Lebensunternehmung. Heute fliegen manche schon für ein verlängertes Wochenende nach Malle. Die Welt wird also wieder regionaler, lokaler. Heimatlicher. Lebensmittel verteuern sich, wenn sie mit immer teurerem Öl von weit her importiert werden müssen. Vielleicht hat man wieder mehr Spaß daran, welche im eigenen Garten anzubauen.
Letzteres würde ich allerdings gerade nicht in Verbindung bringen wollen mit der Klimawandelleugnungs-Bewegung in AfD und Umfeld. Die Idee ist keineswegs, möglichst viel SUV fahren, möglichst viel Sprit verballern, damit die Peak-Oil-Krise möglichst schnell komme. Das geht vielmehr im Gegenteil meines Erachtens in die Richtung der ökofaschistischen Wurzeln der Ur-GRÜNEN, Herbert Gruhl sei erinnert, in Schnellroda wabert da auch immer Heidegger mit rein (den sie nicht verstanden haben). Rechtsesoterik, Nationalsozialistische germanomane Hippie-Ansiedlungen in ländlichen Regionen der Neuen Länder. Die Klimawandel-Leugnung hingegen ist ein US-AltRight-Import über Seiten wie Politically Incorrect, weshalb sie in Deutschland auch nicht funktioniert. In Amerika paßt es zu einem Lebensstil, der traditionell die Ressourcen als praktisch unendlich erlebt hat; war Wald abgeholzt, Land durch zu intensive Landwirtschaft ruiniert, ist man einfach weiter gezogen und hat den nächsten Wald gerodet. Möglichst dicke, möglichst mächtige Autos. Deutschland hingegen war schon immer gepeinigt von einer pseudoromantischen Angst vor der Stadt, vor der Industrialisierung, geprägt von einer diffusen Sehnsucht „zurück zur Natur“, vor allem: Der Angst um den Deutschen Wald. Wo die AfD geprägt ist von der amerikanischen AltRight, da hat sie das Thema Ökologie völlig verschlafen; „echte“ Nazis wie Höcke wissen das. (1/2)
Da Sie, Herr Blume, jetzt wieder wiederholt darauf verlinkt haben, muß ich dann doch auch noch einmal Farbe bekennen: Ich habe selten so einen geballten Haß im Netz gesehen wie rund um Greta Thunberg. Ausgehend von der Rechten, meist blind reflektiert von Linken und Progressiven. Noch letzte Woche war im Deutschlandfunk davon die Rede, seit Johanna von Orleans sei eine 16jährige nicht mehr so wirksam gewesen; Göring-Eckhardts Wort von der „Prophetin“ sorgt heute noch für Dauerspott in den „Alternativmedien“. Zu Thunberg persönlich mag ich nichts mehr sagen, Rezo hat ja die selben Probleme thematisiert. Gleichwohl habe ich Dr. Deutsch damals als eine der sehr wenigen, wohltuend sachlichen Stimmen empfunden und tue dies im Rückblick noch. Der etwa die vollkommen richtige Frage stellte (die ich heute anders beantworten würde als er), wie ernst wir es denn nun wirklich meinen mit der „Offenen Gesellschaft“, oder ob wir doch den Öko-Notstand ausrufen wollen, mit seinen Worten eine „Klimawandel-Verhinderungs-Diktatur“, unter der Direktion einer Hauptverwaltung Ewige Wahrheiten. Mit Wissenschaftlern als Könige oder mit Königen, die zu Wissenschaftlern geworden sind.
Schön, daß der Dialogfaden zu den Salonkolumnisten nicht abgebrochen ist.
(2/2)
Ja, @Alubehüteter – digitale Wahrnehmungen und Diskussionen tendieren stärker denn je zu Personalisierungen. Deswegen hätte ich mir von einem selbst anonym (!) Bloggenden wie „Dr. Deutsch“ deutlich mehr Sensibilität in der Kommentierung von Greta Thunberg, der „Zitierung“ von NS-Vergleichen usw. gewünscht.
Gleichwohl nehme ich die Salonkolumnisten als vielfältig und überwiegend seriös wahr und glaubte z.B. der Klarstellung der Redaktion, dass das Datum der Veröffentlichung des umstrittenen Textes am 27.01. nicht bewusst erfolgte.
Auch deswegen habe ich auf die damalige, auch heftige Debatte nun gerne mit einem – selbstverständlich honorarfreien – Gastbeitrag reagiert. Demokratinnen und Demokraten sollten bei aller Unterschiedlichkeit auch nach einer kontroversen Debatte immer wieder zu Dialog und Zusammenarbeit in der Lage sein. 🙂
@ Martin
29.07.2019, 10:00 Uhr
Ich lese die nicht sonderlich viel; für die Bereiche, wo ich mich auskenne, kann ich das nicht bestätigen. Die Heidegger-Sondernummer etwa kann ungelesen in die Tonne. Hätten sie geschwiegen …
Nur ist es ja kein „Glaube“, keine „Theorie“ mehr, daß sich die Erde um die Sonne dreht, und nicht etwa umgekehrt. Daß es 1.) Klimawandel gibt, und daß er 2.) von Menschen verursacht ist, eben so wenig. Klar, vieles ist strittig. Und vieles, was wir heute als sicher erachten, wird Menschen in 100 Jahren vielleicht so unsinnig erscheinen wie uns heute Rassenbiologie und Schädelkunde, oder daß Masturbation zur Gehirnerweichung führe. Der Klimawandel wird leider nicht dazu gehören, der findet nachweislich seit 100 Jahren statt.
@ Michael Blume
Freut mich, zu lesen. 🙂
Wobei man sich im Zweifel ja auch aus dem Weg gehen kann. Das Netz ist groß genug. Aber miteinander reden ist immer besser, und wo man an manchen Punkten völlig kontrovers auseinander geht, kann man an anderen ja vielleicht doch voneinander lernen.
Das mit der Klarnamenspflicht bringen Sie ja so oft, da reden wir auch noch mal beizeiten drüber 😉
Wobei ich nicht für eine generelle „Klarnamenpflicht“ plädiere. Aber wer für sich selbst Anonymität in Anspruch nimmt – und also die Gefahren digitaler Prozesse im Blick hat – sollte m.E. auch sensibel im Umgang mit anderen sein. Gerade auch, wenn diese noch minderjährig sind. Von Leuten, die wie „Dr. Deutsch“ auch noch einen Doktortitel in ihrer digitalen Signatur beanspruchen, dürfen und müssen wir schon Mindeststandards einfordern können.
Und dennoch bitte ich die Kritik an einem einzelnen Post von der Abwertung eines ganzen Blogportals zu unterscheiden. Bei den Salonkolumnisten finden sich m.E. viele sehr lesenswerte Texte und engagierter Menschen. Gerne möchte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten für spannenden Dialog und gegen digitale Verrohung anwirken und -schreiben.
Natürlich ist eine Kritik an einem Post noch keine „Zerstörung“ eines ganzen Blogs. Allerdings haben sich die Salonkolumnisten damals insgesamt hinter Dr. Deutsch gestellt und ihm nicht alleine überlassen, zu sehen, wie er aus der Nummer wieder rauskommt. Um so schöner ja, daß, wenn der Pulverrauch verdampft ist, man unter Demokraten gleichwohl noch und wieder das Gespräch findet.
Prinzipiell habe ich bei der Forderung nach Nicht-Anonymität im Netz nie verstanden, warum im Netz andere Regeln gelten sollten als in der analogen Welt. Wenn ich nach Feierabend in eine Kneipe gehe oder zu einer Party eines Bekannten, dann geht das meinen Chef, und sowieso den Staat, genau gar nichts an. Erst Recht nicht, mit wem und was ich da rede. Da muß ich nicht erst Repressalien befürchten. Das geht die schlicht nichts an. Natürlich bin ich als Privatperson da in einer anderen Rolle als als öffentlicher und veröffentlichender Mensch.
Daß Anonymität auch eine besondere Verantwortung mit sich bringt, da gebe ich Ihnen Recht. Wenn es für andere schwieriger wird, einen zu sanktionieren, sollte man sich selber um so mehr im Griff haben. Zugegeben verführt Anonymität im Gegenteil dazu, auch mal ordentlich „die Sau rauszulassen“ 😒
Ganz genau, @Alubehüteter. Ich stelle mich ja auch mit Echt-Namen ins Netz und lasse dennoch auf meinem Blog auch Pseudonyme zu (u.a. bei Ihnen). Gerade dann aber wären m.E. reflektierte Umgangsformen nötig, gegenüber Minderjährigen ohnehin.
Zurück zur Sache: Eines der größten Erfolge der meist linken globalisierungskritischen Bewegungen Anfang dieses Jahrtausends war eben einer ihrer ersten: Das Wort „Globalisierungskritiker“ durchzusetzen statt dem, wie sie ursprünglich genannt wurden, „Globalisierungsgegner“. „Globalisierungsgegner“ hätte bedeutet, sich gegen eine Tendenz, eine Entwicklung zu stemmen, gegen die vermutlich nichts zu tun ist. Man wäre in der Nähe von Modernisierungsverweigerern, Technologiefeinden, Maschinenstürmern o.ä. gewesen. Die Globalisierungsgegner haben hingegen gesagt: Im Gegenteil, wir sind z.B. viel länger im Internet als die Politiker und wissen diese Globalisierung, Vernetzung sehr zu schätzen und sehen da auch Chancen und Möglichkeiten! Wir kritisieren allerdings die Richtung, in die das gehen soll, und die uns auch noch als „unvermeidlich“, “alternativlos“ angedreht werden soll; sind eben keine Gegner der Globalisierung an sich, aber Kritiker daran, wie sie gestaltet werden soll.
Bei der Rechten gibt es durchaus einen Zug der, wie Otto Strasser es mal nannte, „antikapitalistischen Sehnsucht“, der allerdings eine solche Globalisierungsverweigerung, gar prinzipielle Technikgegnerschaft ist. Durchaus in dem Widerspruch, daß ein Sellner mit seinem iPhone YouTube bespielt. Diese Strömung ist weitgehend ausgetrocknet, seit die 68er die GRÜNEN gekapert haben. Aber Umweltschutz und „Lebensschutz“ paßte durchaus mal zusammen.
@Michael Blume und “Dresdner Erklärung”
In dieser wird aber als Alternative die Atomkraft vorgeschlagen. Dann braucht man aber nicht unbedingt mehr Erdöl. Und da sie gegen den Kohleausstieg ist, sehe ich erstmal kein vorzeitigen “Peak Oil”.
Also sollen laut „Dresdner Erklärung“ zukünftig Elektrofahrzeuge mit Atomstrom fahren und Häuser mit Atomstrom bzw. Kohle statt Öl beheizt werden? 🤔
Immerhin „weiß“ die „Sezession“ und AfD-nahe Stiftung doch von Peak Oil… 🤔
Hallo Herr Blume und liebe Teilnehmer,
wahrscheinlich steckt weniger Ölkrisen-Umsturz-Szenario hinter der Ablehung der Energiewende seitens der AfD, als vielmehr handfeste Abhängigkeit von russisches Interessen, die auf Öl und Gas basieren. In diesem Bereich, wie auch bei der Schwächung der EU, ist den Deutschnationalen und Sezessionisten anderer EU-Länder ihre Fernsteuerung aus Moskau doch ziemlich unverhüllt anzumerken.
Lieben Dank, @Guter Heinrich!
Tatsächlich wäre das Eintreten des Peak-Oil-Szenarios mit einem massivem Reichtums- und Machtzuwachs der Öl-Rentiersregime in Russland, Iran, Saudi-Arabien etc. verbunden. Für die wirtschaftlichen und politischen Kosten der Ärmeren könnten und würden zugleich vermeintliche „Verschwörer“ verantwortlich gemacht.
Und wir dürfen wohl davon ausgehen, dass dieser Zusammenhang nicht nur uns bekannt geworden ist.
Freilich muss ich um Verständnis bitten, dass ich mich als Wissenschaftler auf jene Belege beschränken muss, die bereits vorliegen. Eine ethnonationalistische Öl-Verschwörung würde sich durchaus auf gemeinsame Interessen und Erkenntnisse stützen können – doch wäre ihre Existenz dennoch überprüfbar zu belegen. „Cui bono?“-Herleitungen alleine reichen nicht. Das genau unterscheidet ja Theorien von Verschwörungsmythen…
@Guter Heinrich 29.07.2019, 17:25 Uhr
Das ist mir auch plausibler. Die Ablehnung der Energiewende durch die AfD gibt es auch seit langem im Parteiprogramm. Da sie als Alternative dazu Kohle und Atom vorziehen, ist dieses Szenario von Herrn Blume nicht ganz glaubhaft.
@Michael Blume 29.07.2019, 16:51 Uhr
Wie das mit der Heizung und dem Fahrzeugantrieb passieren soll, ist mir auch nicht klar.
Gruss
Rudi Knoth
Ach, jetzt plötzlich war alles schon längst bekannt, @Rudi Knoth? 😅 Und die Texte über „Peak Oil“ seien nicht mehr zu beachten, die AfD habe die Abnabelung von Öl und Gas aus Russland etc. etwa durch die Kombination Atomstrom – Elektromobilität auch in ihrem neuen Programm nur irgendwie „vergessen“? 😆
Lieber @R.K., bitte halten Sie andere Menschen nicht für völlig dumm. Ihre Sympathien und Ablenkungsversuche sind – nicht nur in dieser Diskussion – sehr erkennbar. Und interessant! 🤷🏽♂️📚🇩🇪
@ Guter Heinrich
29.07.2019, 17:25 Uhr
Interessanter Gedanke, aber den Islamismusexport ölfördernder arabischer Staaten in Kauf nehmen, weil man damit nebenher auch Putin unterstützen kann? – Ich denke weniger, daß Putin sich unmittelbar etwas von einer AfD-Regierungsbeteiligung verspricht. Es wird eher allgemein um Unruhe und Spaltung gehen einerseits, andererseits um mehr Verständnis für autoritär gelenkter „Demokratien“. Mehr wird auch nicht drin sein. Aber wie Herr Blume schon sagt: Theorien, uns fehlen handfeste Indizien.
Daß allerdings Medien wie RT eher nicht die LINKE unterstützen, ist nicht zu übersehen.
@ Michael Blume
29.07.2019, 16:55 Uhr
😄
Naja. Gerade in meinem Fall sagt Ihnen mein Nick aber noch mehr als mein Klarname. Machen Sie sich gar nicht erst die Mühe, den zu googeln 😉 Da heißt es immer, das Netz vergißt nichts: Ich bin da wohl eine Ausnahme. (Vor 10 Jahren war ich noch zu finden.) Für alle: Alles, worauf mein Klarname schließen lassen würde, ist ein irgendwie gearteter baltischer Migrationshintergrund.
Übrigens stromert auch ein Sascha Lobo auch pseudonym durch Foren, zumindest hat er früher. Will auch mal einfach rumalbern, ohne sich immer gleich hochoffiziös und festnagelbar zu veröffentlichen.
Herr Dr.Blume ,
bei allen Respekt Sie sind sehr sehr krank.
Das wissen auch viele andere.
Vielen Dank für den Einblick in Ihr Gedankengut und Ihre Phantasien, @Prometheus.
Ich schalte Ihren Kommentar gerne als Beispiel für die vielen Beschimpfungen und Drohungen („viele andere“) frei – zumal damit auch Ihre IP-Adresse gespeichert bleibt.
Gehen Sie einfach davon aus, dass es Ihnen und Ihren Gesinnungsgenossen nie wieder gelingen wird, Demokratie und Freiheit zum Schweigen zu bringen. Dank des Mutes Tausender wackelt derzeit sogar das Putin-Rentiersregime…
Lieber Michael, du wirst mir mit jedem Post sympathischer. Weiter so.
Vielen Dank, lieber @Daniel! Sympathie freut mich natürlich! 🤗🌷🌈
Eigentlich geht es mir aber darum, dass sich mehr Menschen mit den Wissenschaften befassen und wir die Welt dadurch ein wenig besser verstehen und unsere Zukunft besser gestalten können. Ich verstehe sogar, dass das für einige arg anstrengend ist, manchmal „weh tut“ und Widerstände auslöst – und dass vor allem Extremisten gar keine informierte und gebildete Bevölkerung wollen…
In diesem Sinne: Vielen Dank für die unterstützende Ermutigung! 🙂📚👍
Der Sinn jeder Wissenschaft ist es, Zusammenhänge darzustellen und Regeln abzuleiten.
Bei der Geschichtswissenschaft ist das relativ leicht, weil wir genügend Erfahrung gemacht haben mit falschen Schlussfolgerungen, gemeint sind damit die Kriege.
Hier wird also ein Zusammenhang gesucht zwischen der Wirtschaftsform eines Staates und der Regierungsform. Mit der Rentierstaatentheorie scheint man ja eine Lösung gefunden zu haben.
Mit der Ablehnung der Oligarchie macht man es sich aber zu leicht, wenn keine alternative besteht.
Zur Erinnerung , die Beseitigung des Gaddaficlans hat keine Verbesserung gebracht, sondern die Region nur noch mehr instabilisiert.
Wir dürfen nicht erwarten, dass mit einer Entmachtung Putins, Demokratie einkehrt. Dafür fehlen die Vorrausetzungen. Demokratie muss von innen nach außen wachsen, von der demokratischen Wahl eines Bürgermeisters hin zu einer demokratischen Wahl eines Staatsoberhauptes.
Wenn man also jetzt die Abhängigkeit der ölproduzierenden Länder vom Öl als Ursache von deren
undemokratischen Strukturen sieht, dann vergisst man, dass Demokratie gelernt werden muss.
Also, was bringt die Peak-Oil Krise ? Bringt sie mehr Demokratie oder weniger ?
Tatsächlich erklärt die Rentierstaatstheorie auch, warum es nach dem Sturz eines Öl-Diktators wie Gaddafi nicht zu einer glücklichen Demokratie kommt, sondern zum erneuten Krieg um die Kontrolle der Ölrenten. Also genau das, was Sie in Libyen richtig beobachtet haben, @Bote.
Wenn wir in diesen öl- und gasreichen Ländern (und den mitbetroffenen Nachbarstaaten) also jemals Frieden und gar Demokratie erleben wollen, dann wäre die schnelle Reduzierung unseres eigenen Verbrauchs an Öl und Gas auch durch den Einsatz neuer Technologien der beste Beitrag dazu. Appelle, Zahlungen und Militäreinsätze werden die Rentierstaatlichkeit dagegen nicht auflösen.
@ Michael Blume und speziell zum Folgenden:
“…. Schon eine Studie der Bundeswehr von 2010 hatte davor gewarnt, dass dann heftige Preissteigerungen, eine weltweite Wirtschaftskrise, eine “Vertrauensverlust” in internationalen Handel und liberale Demokratien und somit eine “Deglobalisierung” sowie ein Machtzuwachs nationalistischer Parteien eintreten könne….” (Zitatende)
Nur mal schnell zu einer etwas grundsätzlicheren “Definitionsfrage”:
Wieso verbinden Sie die Begriffe ” internationaler Handel ” und “Globalisierung” eigentlich so sublim- selbstverständlich und positiv mit dem Begriff “Liberale Demokratien” .
Oh, @little Louis – tatsächlich würde ich persönlich den Zusammenhang gar nicht so absolut sehen wie Dr. Jan Moldenhauer (AfD-Flügel) im oben zitierten Artikel. Vielleicht wollen Sie ihn ja einfach selbst fragen? Sie stehen sich ja inhaltlich sonst in vielem nahe…
Es ist wie so oft, lieber Herr Blume:
Inhaltlich stimme ich mit Ihnen in sehr vielen Punkten überein, aber wer im Umfeld von Menschen publiziert, wenn auch als Gastautor, die oft nichts dabei finden Positionen populistisch zu überspitzen, wenn es gerade passt, ohne wissenschaftliche Standards gelten zu lassen, der muss sich Kritik gefallen lassen.
Es ist leider offensichtlich, dass bei den Salonkolumnisten genau wie bei AchGut manchen Autoren öfters ganz gehörig die Pferde durchgehen, und Objektivität in den Augen der Schreibenden etwas für Feiglinge zu sein scheint.
Dennoch lese ich manche der Publikationen, aber wenn journalistische und wissenschaftliche Standards völlig untergehen, mag ich das nicht einfach so übergehen. Was, das möchte ich ausdrücklich betonen, nicht für Ihren Artikel gilt.
Ich denke, dass es durchaus Positionen gibt, die sehr kontrovers diskutiert werden können, wenn nicht müssen, auch und gerade wenn Konsens zu herrschen scheint. Aber intellektuelle Redlichkeit und journalistische Standards dafür zu opfern scheint mir nicht angebracht.
Von mir natürlich weiter große Anerkennung für Ihre wichtige und gute Arbeit.
Ja, @Alisier – diese Spannung zwischen dem notwendigen Dialog auch mit weiteren Milieus und der Notwendigkeit von Abgrenzung gilt es m.E. immer wieder auszuhalten. Obwohl ich selbst aber ja auch deutliche Kritik an der „System Greta“-Veröffentlichung der Salonkolumnisten geübt habe, würde ich sie dennoch nicht auf dem gleichen Niveau wie die sog. „Achse des Guten“, PI-News o.ä. verorten. Es wäre m.E. eine Katastrophe, wenn die „Salonkolumnisten“ oder gar die „Ruhrbarone“ einen solchen Weg gehen würden. Solange dies nicht der Fall ist, konnte und kann ich mir hin und wieder auch einen Gastbeitrag vorstellen, zumal es m.E. eine Vielfalt digitaler Angebote durchaus braucht.
Aber die meisten Texte sind natürlich weiterhin hier zu finden. 🤗📚👍🌷
@ Lars
28.07.2019, 17:32 Uhr
Ich sehe die AfD als Zweckbündnis sehr verschiedener, letztlich unvereinbarer Fraktionen und erwarte, daß sie sich bis Jahresende zerlegt haben wird. Höcke hat auf dem Kyffhäuser angekündigt, daß er im Falle eines deutlichen Wahlsieges die Bundes-AfD stürmen wird, und hat u.a. in NRW und Schleswig-Holstein seine Instrumente gezeigt. Mit der Nichtmandatierung Meuthens aber ist er einen Schritt zu weit gegangen, die wird und kann sich ein Parteivorsitzender nicht gefallen lassen. Die Machtfrage ist unwiderruflich gestellt.
Allerdings ist es für einen Rauswurf Höckes zu spät. Ich erwarte eine erneute Ausgründung, diesmal aber mit mehr Unterstützung etwa der Jungen Freiheit. Und auch, wenn ich selber eine solche Partei niemals wählen werde, wünsche ich ihr nicht nur Ihnen, sondern uns allen viel Erfolg. Eine nicht-radikale, rechtskonservative Stimme muß gehört werden.
Aber mal sehen. Vielleicht macht Lindner auch ein reelles Angebot, den „vernünftigen“ Teil der AfD in eine FDP zu integrieren, die das Zeug hätte, als neue Volkspartei eine GRÜNEN-Alternative für die CDU zu werden.
@Michael Blume 29.07.2019, 18:25 Uhr
Das mit den Ansichten der AfD zum Klimawandel ist aber für jeden informierten Menschen seit Jahren bekannt. Sie können sich ja auch mal das Parteiprogramm der AfD vornehmen. Übrigens gab es auch eine Magazinsendung, in der die Verbindung von AfD und EIKE beschrieben wurde. Und Herr Rahmstorf wird Ihnen bestimmt seine “Lobbytheorie” erklären.
Gruss
Rudi Knoth
Hallo Herr Blume,
Israel ist ein ganz normaler moderner Industriestaat.
https://en.wikipedia.org/wiki/Energy_in_Israel#Renewable_energy
https://www.worlddata.info/asia/israel/energy-consumption.php
Mit freundlichen Grüßen, Karl Bednarik.
Nun ja, @Karl Bednarik. Es hat zum Beispiel keine Atomkraftwerke, wie sie sehr viele andere haben und zum Beispiel auch Deutschland hat. Da sollte man auch beim Vergleichen fair sein.
Nun ja, @Karl Bednarik. Israel hat zum Beispiel keine Atomkraftwerke, wie sie sehr viele andere haben und zum Beispiel auch Deutschland hat. Da sollte man auch beim Vergleichen fair sein.
@ Prometheus
29.07.2019, 20:45 Uhr
Dachte doch, daß ich das erst neulich irgendwo gelesen hatte 🙁
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/goetz-aly-siegfried-lichtenstaedter-prophet-der-vernichtung-ueber-volksgeist-und-judenhass/#comment-97097
Wahre Demokratie kann mithin nur in Ländern ohne Ressourcen herrschen. Antisemitismus und das Vorhandensein von Öl können wohl irgendwie miteinander korreliert werden. Die Flügel-AfD setzt auf einen wirtschaftlichen Zusammenbruch des globalen Kapitalismus und die FDO ins Nirwana zu befördern. Die sonstige AfD ist völlig ahnungslos und dent beim Peak Oil an Nepal und die Sherpa.
Pippi Langstrumpf hat sich ihre Zöpfe abschneiden lassen.
Simple und selbstverständlich einleuchtende Thesen. Danke für diese bunten Strauß an reifen Erkenntnissen, lieber Herr Blume.
Danke, wenn auch arg zuge- und damit überspitzt. 😉 Aber wenn es zum Nachdenken anregt, dann bin ich schon zufrieden, lieber @Reimar Pflanz.
@Lars,
sie können wählen, was sie wollen: AfD, NPD, III. Weg, Die Rechte … Ich hatte keine Rechenschaft von ihnen gefordert, sondern sie ermuntert, uns darzustellen, unter welchen aus „einigen guten Gruenden“ für ihre Wahlentscheidung ein guter sein könnte.
Was ich ihnen dargestellt habe ist, dass sie, neben anderen Wähler*innen der AfD mit Rechtsextremisten gemeinsame Sache machen. Und dass die Mär von einem gemässigten und einem extremen Lager innerhalb der AfD gegenstandslos ist. Damit müssen sie ganz einfach persönlich klar kommen.
Wenn sie schreiben:
müssen sie persönlich auch damit zurecht kommen, dass sich Michael Espendiller, Mitglied des Deutschen Bundestags, vorbehaltlos an der rassistischen Hetze der AfD-Funktions- und Mandatsträger*innen beteiligt, ob sie nun explizit dem „Flügel“ zugezählt werden oder der Resterampe dieser braunen Bagage.
Grüsse galileo2609
Eine Frage hätte ich noch zu Ihrem Ursprungsbeitrag, die ich hier stellen möchte, da bei den Salonkolumnisten grundsätzlich keine Kommentarspalte existiert: Sie sprechen davon, dass Dekarbonisierung auch zu einem Aufbrechen verkrusteter Strukturen in den Rentierstaaten führt. Allerdings sind die Grundlagen für die Entwicklung einer modernen Industriegesellschaft derzeit doch kaum gegeben, insbesondere eine freie Gesellschaft und eine gute Bildung, insbesondere im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich (letzteres existiert in Russland einigermaßen aber sonst nirgendwo in den Rentierstaaten). Die Billionen-Dollar-Frage lautet also: Ist es möglich, dass das Wegbrechen der Öleinnahhmen verursacht durch erneuerbare Energien und unkonventionelle Fördertechnologien schnell genug durch eine Modernisierung der entsprechenden Staaten kompensiert werden kann und gelingt es, die dabei unvermeidlichen Umbrüche der Gesellschaft ohne größere innere Unruhen zu bewältigen. Gelingt das nicht, geht es in den entsprechenden Nationen schnell ums nackte Überleben weiter Teile der Bevölkerung, da selbst die Wasserversorgung ohne Großtechnik vielerorts nicht sichergestellt werden kann. In diesem Fall müsste der Hass massiv zunehmen und würde sich dann auch wieder gegen Juden und andere Sündenböcke richten, selbstverständlich ohne damit das eigentliche Problem zu lösen.
Vielen Dank für die sehr gute und konstruktive Frage, @Thorben Meyer!
Tatsächlich weiß die Mehrheit der Öl-Rentiersregime bereits, dass ihre Einnahmequelle versiegen werden. Und einige haben – wie Saudi-Arabien oder die VAE – daher auch bereits begonnen, massiv in Bildung und neue Technologien, Handel sowie – beginnend – in Rechtsstaatlichkeit und Forschung zu investieren. Zudem wird die Erwerbstätigkeit auch von Frauen gefördert, was wiederum die Familienrollen, Geburtenraten etc. verändern wird.
Der Übergang wird ganz sicher nicht einfach, zumal viele der Gebildetern bereits jetzt den Öl-Rentierstaaten den Rücken kehren und in der freien Welt ihr Lebensglück suchen. Doch klar ist: Solange wir immer wieder neue Ölmilliarden nachschießen wird der Entzug und Übergang auch immer wieder verzögert und zurückgeworfen. So reichen die Rentiersseinnahmen weiterhin für sinnlose Stellvertreterkriege im Jemen und in Syrien, mit Millionen von Toten und Vertriebenen. Ölnachfrage und -preis sind noch immer viel zu hoch.