Tzipporim – Judentum und Social Media von Chajm Guski

Einer der Hauptgründe, warum ich mit der Religionswissenschaft noch immer so glücklich bin, liegt beim lebenslangen Lernen. Schon jede gewachsene Religion ist ein Ozean an sich und übersteigt das Fassungsvermögen einzelner Menschen. Für dieses Gefühl der Ehrfurcht oder auch Ohnmacht gibt es aber die wunderbaren Momente des Vergleichs, wenn zu einem bestimmten Thema ähnliche oder auch unterschiedliche Erkenntnisse aufblitzen. Es gibt eine kleine Fachdiskussion darüber, ob “mit allen Wassern gewaschen” auf die Wasserrituale verschiedener, antiker Mysterien hinweist oder ganz säkular auf erfahrene Seeleute, die ihre Hände in alle Ozeane getaucht haben.

Für mich fühlt sich beides richtig an: Mir reicht persönlich (m)eine Religion – bürgerliches aber strikt gleichberechtigtes, sich selbst reflektierendes, dialogisches, hoffnungsvolles, evangelisches Landeskirchentum -, aber ich möchte in jede Religion und Konfession, über die ich spreche, zuvor auch respektvoll eingetaucht sein; oft durch den Kontakt mit Wasser, ja. Religionen bestehen schließlich nicht aus Symbolen und Texten, sondern aus Menschen – die auch Symbole wertschätzen, Texte schreiben und meist schon über Wasser und Wissenschaft nachgedacht haben.

So werde ich morgen beim “Medienpolitischen Kongress 2024” in Stuttgart sowohl öffentliche und nichtöffentliche Gespräche führen und beispielsweise erläutern, warum ich nicht auf X, das frühere Twitter, zurückkehren möchte oder warum ich das Fediversum für die europäischen Demokratien so dringend empfehle.

Dr. Michael Blume im blauen Fediverse-T-Shirt und mit Solarpunk-Tasse

Das Fediversum-T-Shirt werde ich dienstlich kaum tragen dürfen, aber bloggen darf ich es! 🙂 Foto: Familie Blume

Zur inneren und inhaltlichen Vorbereitung habe ich mir wieder einen Schatz aus dem Bücherschrank genommen, den ich Ihnen vorstellen möchte: “Tzipporim. Judentum und Social Media” von Chajm Guski.

Chajm ist der wohl langjährigste und bekannteste jüdische Blogger im deutschsprachigen Fediversum, ein kluger Gelehrter und nicht nur digital, sondern auch analog ein freundlicher Mensch. Er verkörpert eine gereifte Gelassenheit, schreibt, bloggt, podcastet und wirkt medial vor allem innerjüdisch, schielt also gar nicht auf riesige Auflagen oder Klickzahlen. Auch “Tzipporim” ist deswegen ein Book on Demand – der Massenmarkt gar nicht das Ziel. Gleichzeitig aber sind seine Texte in bewusst verständlichem Deutsch auch für nichtjüdische Interessierte zugänglich und ehrliches Interesse wird begrüßt. Wer das “Nische” nennen möchte, muss sich bei ihm eben Licht und Transparenz hinzudenken. Chajms Projekt Talmud.de halte ich für sehr wertvoll, nutze es auch selbst und habe ihn dazu bereits 2020 dazu auf “Natur des Glaubens” interviewt.

Chajm Guski im Web-Interview mit "Natur des Glaubens", 2020.

Chajm Guski aus dem Web-Interview zu Talmud.de 2020. Foto privat mit freundlicher Genehmigung

Tzipporim ist eine Zusammenstellung jüdischer Zitate und aktueller Gedanken zum “Benimm” in digitalen Medien, die sich hervorragend auch für Leute eignet, die bisher noch kaum Zugang zu dieser Tradition gefunden haben. Religiöse Begriffe und Namen werden vorgestellt, aber stets auch in einfacher Sprache erklärt, so dass auch nichtjüdische Menschen Konzepte verstehen und mit ihren Religionen oder Weltanschauungen abgleichen können.

So heißt es beispielsweise zur Bedeutung von Medien auf den S. 34 – 35:

“Die Ägypter, beispielsweise, nutzten Hieroglyphen für die Vermittlung ihres Wissens. […] Zwischenzeitlich gab es bis zu 5000 Zeichen. Die Torah ist hingegen mit nur 22 Buchstaben geschrieben. Wer Zugang zum Wissen der Torah erlangen wollte, musste lediglich diese Buchstaben lernen. Die Alphabetschrift demokratisierte die Bildung und das war eine Revolution des Wissens.”

On point und auch ein Stück Medien- und Religionsgeschichte, das langsam Allgemeinwissen werden dürfte. Vor allem aus Bildungsneid erklärt sich auch die Geschichte der Judenfeindlichkeit.

Sehr viel spezieller werden dann aber eben auch Ausführungen etwa zu Laschon hara – der “bösen Zunge” -, die auch das Gebot auslegt, “nicht falsch Zeugnis zu geben”. Wer bereit ist, sich auf diese Gedanken einzulassen ist unmittelbar in Fragen der Medienethik, in der es beispielsweise auch um die Mitschuld von Tratschenden, Beistehenden oder gar Ermutigenden geht. Es empfiehlt sich hier sehr, vor dem Posten übler Beschimpfungen, aber auch vor dessen Teilen und dem Folgen von Hatern und Hetzern nachzudenken. Rabbinische Diskussionen über verstreute Daunenfedern, die kein Mensch mehr zurück ins Kissen bekommt oder die Debatte um Verleumdung als Ruf-Mord (!) dürften all jene Lügen strafen, die immer noch glauben, Religionen und Rechtsfragen seien nur für vergangene Jahrhunderte relevant. Zumal einer meiner Beiträge zum medienpolitischen Kongress zum “Tatort TikTok” erwartet wird, habe ich hier manche Passagen mehrfach gelesen und unterstrichen.

Das Cover und Seiten von "Tzipporim. Judentum und Social Media" von Chajm Guski

Cover und Seitenbeispiele von “Tzipporim. Judentum und Social Media”. Grafik mfG: Chajm Guski, Sprachkasse.de

Sie werden hier also von mir nicht die leider üblich gewordene Floskel gelesen, dies “muss man(n) gelesen haben!”. Vielmehr ist die Besonderheit dieses unaufgeregten und tiefen Bandes, dass es jede und jeder lesen kann, der digitale Medienethik auch mal aus jüdischer Perspektive bedenken möchte. Es ist kein Prunkband zum Vorzeigen, sondern ein Schatz im Bücherschrank für Menschen, die gerne dazulernen. Dieses Wasser ist erfrischend und klar.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

8 Kommentare

  1. Der Beitrag ist ein bisschen untergegangen. Ich habe mir das E-Book heruntergeladen und freue mich auf die Lektüre.

    Ganz allgemein sollte gelten – und zwar unabhängig von Religion oder Nicht-Religion – dass Anstand und Freundlichkeit eigentlich die Basis jeder Kommunikation sind. Über Thymotisierung und die Eskalationsspirale kann man auf Ihrem Blog nachlesen. Daher bin ich auf die Gedanken von Chajm Guski gespannt.

    Sie schreiben, dass Religionen und Rechtsfragen nicht nur für vergangene Jahrhunderte relevant seien. Ich sehe in dem Satz “Die Würde des Menschen ist unantastbar” viel Religiöses. Die Botschaft von Jesus Christus, die in der einen oder anderen Form auch in anderen Religionen zu finden sein dürfte. Daher ist diese Botschaft zeitlos.

    “…evangelisches Landeskirchentum”. Glücklicherweise ist die Vielfalt in der württembergischen Landeskirche größer geworden. Es gab viele Jahre aus meiner Sicht zwei Lager. Diejenigen, die etwas verändern wollten und diejenigen, die am Althergebrachten hingen und manche heute noch hängen. Die Balance dazwischen gefunden zu haben, betrachte ich als großen Erfolg.

    Religion als Ozean ist ein schönes Bild. Mir fällt dazu die biblische Geschichte von Jona ein.

    Ich habe noch eine Anmerkung zu Social Media. Sie erwähnen, dass man es sich gut überlegen soll, Hatern zu folgen. 2020 fing ich auf Twitter an. Ich hatte vermutlich irgendwann auch solche Accounts, denen ich folgte. Die hatten sich dann aber wahrscheinlich im Lauf der Zeit verändert. Corona wurde zum Reizthema.

    Wenn ich das Buch gelesen habe, teile ich gerne meine Meinung, sofern das gewünscht ist.

    • Vielen Dank für den ersten Druko zu diesem Blogpost, @SabineH – und, ja, Ihre Meinung nach der Lektüre von “Tzipporim” würde ich sehr gerne lesen! 📚👍

      Denn, ja, das Thema der Medienethik und ihrer Quellen halte ich für entscheidend im Hinblick schon auf die kommenden Jahre und Jahrzehnte. Es wäre m.E. geradezu Wahnsinn, hierzu auf die gewachsenen Reflektionen von interdisziplinär und interreligiös kundigen, dialogischen Religionsgelehrten wie Chajm Guski zu verzichten.

      Sie haben auch völlig Recht, dass ich einen engen Zusammenhang von Religion, Bildung und Menschenwürde sehe. Denn dass wir die Menschheit als einheitlich und gleichwertig sehen (wollen), ist ja nicht naturgegeben – bis vor wenigen Jahrhunderten praktizierten noch die meisten Gesellschaften der Erde Sklaverei und der Reichtum beispielsweise des Römischen Reiches basierte maßgeblich auf Sklavenarbeit.

      “Wer Menschheit sagt, will betrügen.” formulierte auch noch der feindselige Dualist und NSDAP-Jurist Carl Schmitt (1888 – 1985).

      Sein Werk Die Zeit des Menschen. Zur Kritik des Posthumanismus” (Suhrkamp 2001) eröffnete Raimar Zons mit dem drastischen Satz:

      “Daß der anthropologische Schlaf ausgeträumt, die Zeit des Menschen abgelaufen ist, pfeifen die Spatzen von den Dächern, und auch seine “Antiquiertheit” hat sich inzwischen herumgesprochen; am Anfang des dritten Jahrtausends scheint es aber auch um die Menschen geschehen.” (S. 7, Hervorhebungen im Original)

      Noch auf der gleichen Seite zitierte Zons dazu den Spott von Martin Heidegger (1889 – 1976) über die Anthropologie, die Menschenkunde, Lehre vom Menschen, Wissenschaft vom Menschen:

      “Anthropologie ist jene Deutung des Menschen, die im Grunde schon weiß, was der Mensch ist und daher nie fragen kann, wer er sei. Denn mit dieser Frage müßte sie sich selbst als erschüttert und überwunden bekennen.

      Wie soll dies der Anthropologie zugemutet werden, wo sie doch eigens und nur die nachträgliche Sicherung der Selbstsicherheit des Subjectum zu leisten hat?”

      Erstaunlicherweise kann die KI Perplexity.ai bereits recht gut zusammenfassen, warum ich die biblische Botschaft vom “im Bilde G’ttes” geschaffenen Menschen daher für weiterhin relevant und für verteidigenswert erachte:

      Dr. Michael Blume betont die Bedeutung der Ebenbildlichkeit Gottes im Menschen aus 1. Mose 1,27 aus mehreren wichtigen Gründen:

      ## Ethische und gesellschaftliche Relevanz

      Die Vorstellung der Gottesebenbildlichkeit hat laut Blume weitreichende ethische Implikationen:

      – Sie begründet die **Gleichwertigkeit aller Menschen**, unabhängig von Herkunft oder Status[1]. Dies steht im Gegensatz zu Ideologien, die Menschen aufgrund äußerer Merkmale unterschiedlich bewerten.

      – Sie fordert den **Schutz des menschlichen Lebens** und begründet damit grundlegende Menschenrechte[1]. Blume sieht darin eine frühe Form der Idee universeller Menschenrechte.

      – Sie impliziert eine besondere **Würde des Menschen**, die jedem Individuum zukommt[2]. Dies hat Auswirkungen auf den ethischen und rechtlichen Umgang miteinander.

      ## Bildungsauftrag und Fortschrittsgedanke

      Blume verbindet die Ebenbildlichkeit auch mit einem Bildungsauftrag:

      – Er sieht darin die Grundlage für eine **positive Haltung zu Bildung und Fortschritt**[3]. Der Mensch als Ebenbild Gottes habe die Fähigkeit und Aufgabe zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

      – Die Ebenbildlichkeit begründet für ihn eine **”semitische Tradition”** der Bildung und des Lernens, die er als wichtiges kulturelles Erbe betrachtet[3].

      ## Interreligiöser Dialog und Verständigung

      Blume nutzt das Konzept auch als Brücke zwischen Religionen und Weltanschauungen:

      – Er betont die **gemeinsamen Wurzeln** dieser Idee in Judentum, Christentum und Humanismus[4].

      – Dadurch möchte er zu einem **besseren Verständnis religiöser Traditionen** beitragen und Vorurteile abbauen[3].

      ## Kritik an reduktionistischen Menschenbildern

      Nicht zuletzt dient Blumes Betonung der Gottesebenbildlichkeit als Gegengewicht zu vereinfachenden Sichtweisen:

      – Er wendet sich gegen rein **naturalistische oder materialistische Erklärungen** des Menschen[2].

      – Stattdessen plädiert er für ein **ganzheitliches Menschenbild**, das auch geistige und transzendente Dimensionen einschließt[2][3].

      Durch die häufige Betonung dieses Konzepts versucht Blume also, dessen vielfältige Bedeutung für Ethik, Bildung, interreligiösen Dialog und ein umfassendes Menschenbild herauszustellen und für die heutige Zeit fruchtbar zu machen.

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-mensch-geschaffen-nach-gottes-bild-was-soll-das-denn-hei-en/
      [2] https://www.forum-grenzfragen.de/sonderheft-gott/
      [3] https://www.deutschlandfunk.de/religionswissenschaftler-michael-blume-antisemitismus-102.html
      [4] https://www.studienstiftung.de/portraets-interviews/michael-blume-wir-brauchen-wieder-einen-bildungsbegriff-der-sich-seiner-juedischen-christlichen-und-humanistischen-wurzeln-bewusst-ist
      [5] https://www.theologie-naturwissenschaften.de/startseite/leitartikelarchiv/demografie-und-digitalisierung-in-china
      [6] http://www.blume-religionswissenschaft.de
      [7] https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/159482/1/kruger_-_gott_mensch_hiob.pdf
      [8] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dank-fuer-eine-evangelische-kachel-der-hoffnung-frohe-weihnachten/

      • Nachdem ich das Buch (als E-Book) gelesen habe, bin ich Ihnen noch meine Einschätzung schuldig.

        Die Lektüre kann ich allen Menschen nur empfehlen. Man erfährt sehr viel über das Judentum. Darüber wie bestimmte Stellen in der Torah von verschiedenen Rabbinern interpretiert werden. Da war und ist mir fast alles unbekannt. Ich weiß viel zu wenig über den jüdischen Glauben. Vielleicht geht es anderen Menschen auch so.

        In “Tzipporim” sind einfache Handlungsanweisungen für den Umgang mit den Sozialen Medien enthalten. Der Autor geht sehr offen und direkt damit um, wie wir Menschen uns im realen Leben versus online begegnen. Breiten Raum nimmt auch das Thema Verleumdung ein. Sie kennen meine Liebe zur Musik, und kein Stück (nach meiner bescheidenen Meinung) drückt die Folgen einer Verleumdung so gut aus wie die Arie “La calunnia” aus der Oper “Der Barbier von Sevilla” von Gioachino Rossini aus. Sie heißt im Deutschen ja auch ganz passend “Verleumdungsarie”. Auch wenn ich nicht alle Erklärungen in dem Buch vollkommen verstanden habe, so haben mich die detaillierten Beschreibungen sehr nachdenklich gemacht.

        Die Beispiele der Empörungssucht in den Sozialen Medien finde ich sehr gut ausgewählt und will hier nur Philipp Amthor und Caroline Emcke erwähnen. Sehr interessant und lehrreich ist auch die Reaktion von Paul Ziemiak, der zur Selbstreflektion fähig war.

        Wichtig erscheint mir auch der Hinweis auf die Geschwindigkeit, mit der wir einfach so die Nachrichten anderer User auf Social Media teilen. Kein Faktencheck, vielfach lesen wir das, was wir da teilen auch nicht richtig. In der Schule lernen wir, ein Gedicht zu interpretieren. Aber wir sind entweder nicht in der Lage, den Inhalt einer Nachricht erst einmal mit der gebotenen Sorgfalt zu lesen oder wir wollen es nicht. Das in Erinnerung zu rufen, finde ich in dem Buch sehr gut.

        Das “Ich”. Sind wir wirklich so auf uns selbst fixiert, wenn es um Social Media geht? Ganz ehrlich bin ich nicht in der Lage, diese Frage für mich zu beantworten. Was ich jedoch weiß ist die persönliche Befindlichkeit, in der ich mich befinde, und die immer wieder anders ist. Das hat natürlich zur Folge, dass auch die Reaktion auf Social Media Posts immer wieder eine andere, situationsbedingte ist.

        Sie haben in dieser Woche darauf aufmerksam gemacht, dass das, was wir hier als Druko hinterlassen, ins ewige Gedächtnis der KI eingeschrieben wird. Deshalb sollten wir uns sehr genau überlegen, was wir schreiben und ob es vielleicht für unsere Nachfahren peinlich sein könnte.

        Es ist wie ein Stachel im Fleisch, dass ich kein Abitur und demzufolge auch nicht studiert habe. Dies ist ein Wissenschaftsblog, und eigentlich kann ich mich nur blamieren. Mir hat es immer sehr viel Freude bereitet, hier mitzudiskutieren und hätte es sicher auch weiterhin getan. Doch in dieser Woche hat sich bei mir der Eindruck verfestigt, dass aus dem Kommentieren eine Konkurrenzsituation entstanden ist, und ich da nur verlieren kann. In dem Buch “Tzipporim” kommt auch das Wort Demut vor. Ich habe großen Respekt vor Menschen, die eine gute und umfassende Bildung genossen haben. Die Demut steckt auch in dem Wort “Demütigung”.

        Ich danke Ihnen für diese Lese-Empfehlung. Einen Satz habe ich mir herausgeschrieben (es wird nicht der einzige bleiben): “Der Anfang des Menschen ist aus Staub, und sein Ende ist in Staub…”

        Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

        • Vielen Dank für Ihren starken Druko, liebe @SabineH 🙏

          Ich meine, dass das akademische Studium nicht das einzige Kriterium für Bildung ist. Es hat auch Millionen ins „Elend des Historizismus“ (so ein Buchtitel von Karl Popper) gestürzt.

          Sie haben nach meiner Auffassung mit Ihren Kommentaren inhaltliche, musikalische und charakterliche Bildung gezeigt, mit der Sie sich vor keiner KI und keinem Menschen verstecken müssen.

          Ihnen dafür mein Dank und meine bleibende Hochachtung! 🙏📚🎶🙌

          • Vielen herzlichen Dank! Ich habe auf diesem Blog so viel gelernt, dass ich hier auch weiter mitlesen werde.

            Was mein Engagement bei Mastodon/Bluesky angeht, so werde ich mich auf das beschränken, was mich vor 4,5 Jahren zu Twitter gebracht hat. Politik muss ich komplett ausblenden.

            Nachdem sich jetzt auch Zuckerberg Trump unterworfen hat, bin ich allerdings gespannt, wie sich die Betreiber von Bluesky verhalten werden. Um die Zukunft der Plattform zu sichern, wird auch da nur Nachgeben die einzige Option sein.

            Vorsichtshalber bleibe ich jetzt erst einmal bei Mastodon, da ich die Zukunft von Bluesky skeptisch sehe.

  2. Was für eine Blogpost-Perle! Der Text hat mich zun Nachdenken gebracht und mir die Wassersymbolik in religiösen Ritualen ins Bewusstsein gebracht.

    “aber ich möchte in jede Religion und Konfession, über die ich spreche, zuvor auch respektvoll eingetaucht sein; oft durch den Kontakt mit Wasser, ja.”

    Ein schönes Bild, das ich mir gerne für die Beschäftigung mit jeder Art mir zunächst fremder Welt zueigen mache: erst wenn ich eingetaucht bin in das mir zunächst Unbekannte, lerne ich es zu verstehen.

    Meines Wissens leitet sich “Interesse“ von  “dazwischen sein“ ab. Dazwischen sein, eingetaucht statt darüber zu sein und über etwas zu sprechen. Eintauchen  Ein schönes Bild.

    Vielen Dank für den Hinweis auf Chaims Blog und das Buch! 

    • Vielen Dank, @Peter Gutsche 🙏

      Du hast da etwas Tiefes 😉 bemerkt – den Verbindungen von Wasser, Zeit und Religionen taste ich schon länger nach. Hier wirkte ich an einem Nachtschicht-Gottesdienst mit Pfarrer Ralf Vogel zum Thema “Mit allen Wassern gewaschen” mit:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/nachtschicht-gottesdienste-gegen-antisemitismus-fuer-klares-wasser/

      Auch Perplexity.ai bekommt die noch verborgene Verbindung bereits zu fassen und formuliert m.E. sachrichtig: “Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wasser in Religionen als Medium dient, um verschiedene Zeitdimensionen zu verbinden und erfahrbar zu machen.”

      Ich werde aber sicher noch einige Zeit (!) brauchen, um die Verbindungen wirklich zu verstehen – falls mir dies je gelingt. Denn es ist ein unheimlich schmaler Grad, drei Themenbereiche interdisziplinär zu verbinden, ohne dabei in esoterische Spekulationen zu stürzen. Deswegen lasse ich mir Zeit und freue mich über Drukos wie Deinen! 😊📚👍

      Perplexity.ai:

      Das Thema Wasser verbindet Religionen und die Erfahrung von Zeit auf vielfältige Weise. Diese Verbindung lässt sich in mehreren Aspekten beobachten:

      ## Zyklische Zeitvorstellungen

      In vielen Religionen spielt Wasser eine wichtige Rolle bei zyklischen Zeitvorstellungen und wiederkehrenden Ritualen:

      – Im Judentum gibt es vorgeschriebene Reinigungsrituale mit Wasser vor großen Festen, was den religiösen Jahreszyklus strukturiert[2].
      – Das thailändische Neujahrsfest “Songkran” nutzt Wasserrituale, um symbolisch die Sünden des vergangenen Jahres abzuwaschen und einen neuen Zeitabschnitt zu beginnen[4].
      – In Myanmar markiert das Wasserfest “Thingyan” den Beginn des neuen Jahres und verbindet so Wasser mit dem Übergang zwischen Zeitabschnitten[4].

      Diese Beispiele zeigen, wie Wasserrituale dazu dienen, zyklische Zeitvorstellungen zu verkörpern und erfahrbar zu machen.

      ## Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart

      Wasserrituale stellen oft eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart her:

      – Die christliche Taufe geht auf die Taufe Jesu im Jordan zurück und verbindet so heutige Gläubige mit diesem historischen Ereignis[2].
      – Im Hinduismus dient das Baden im Ganges dazu, sich mit der Göttin Ganga zu verbinden, die sowohl in der mythologischen Vergangenheit als auch in der Gegenwart präsent ist[2].

      Durch diese Rituale wird die religiöse Vergangenheit in der Gegenwart erfahrbar gemacht.

      ## Ewigkeit und Transzendenz

      Wasser dient in vielen Religionen als Symbol für Ewigkeit und Transzendenz:

      – Im Islam wird Allah mit dem grenzenlosen Ozean verglichen, was eine Vorstellung von Zeitlosigkeit vermittelt[1].
      – Im Buddhismus steht der Strom des Wassers sinnbildlich für den langen Weg der Meditation zur Erlösung, was eine Verbindung zwischen zeitlicher Erfahrung und Ewigkeit herstellt[1].

      ## Reinigung und Erneuerung

      Wasserrituale dienen oft der spirituellen Reinigung und Erneuerung:

      – In vielen Religionen symbolisiert Wasser die Möglichkeit, sich von der Vergangenheit zu reinigen und einen Neuanfang zu machen[3].
      – Diese Vorstellung von Reinigung und Erneuerung impliziert eine lineare Zeitvorstellung, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterschieden werden.

      ## Kontinuität religiöser Praktiken

      Die Verwendung von Wasser in religiösen Ritualen zeigt eine bemerkenswerte Kontinuität über die Zeit:

      – Viele heutige religiöse Praktiken mit Wasser haben ihre Wurzeln in antiken Vorstellungen und Ritualen[3].
      – Diese Kontinuität verbindet die Gläubigen von heute mit denen vergangener Zeiten und schafft so ein Gefühl der Zeitlosigkeit religiöser Traditionen.

      Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wasser in Religionen als Medium dient, um verschiedene Zeitdimensionen zu verbinden und erfahrbar zu machen. Es ermöglicht die Erfahrung von Zyklen, historischer Kontinuität, Ewigkeit und Erneuerung. Dadurch wird Wasser zu einem zentralen Element, das religiöse Vorstellungen von Zeit verkörpert und den Gläubigen hilft, diese abstrakten Konzepte in konkreten Ritualen zu erleben.

      Citations:
      [1] https://www.welltec-wasser.de/de/ratgeber/lesen/wasser-in-der-religion
      [2] https://klassewasser.de/content/language1/mobil/8404.php
      [3] https://www.bibelwerk.de/verein/meta-footer/presse/default-9f52ad81ab-1-5-1
      [4] https://www.generationblue.at/wasserwissen/wasser-in-mythologie-religion.html
      [5] https://www.fu-berlin.de/presse/publikationen/fundiert/archiv/2004_02/04_02_blum/index.html
      [6] https://www.kulturelle-integration.de/2023/03/06/ein-geschenk-gottes/?print=print
      [7] https://www.mehrcontainerfuerdeutschland.de/nautische-redensarten/mit-allen-wassern-gewaschen-sein/
      [8] https://wortwuchs.net/mit-allen-wassern-gewaschen-sein/

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