Songtext “Performativität” von Inan Ince nach Text von Michael Blume

Lyrics nach Dr. Michael Blume (M.B.) und Prof. Dr. Inan Ince (I.I.) vom 18.11.2024:

M.B. – “Performativität” statt Konstruktivismus

Du baust Dich nicht einsam
bist nicht nur Konkurrent.
Freundliche Blicke sind heilsam
statt einsamer Gier, die verbrennt.

Du bist kein Konstrukt aus tod-grauem Stein,
nicht gefertigt, sondern geboren in jeder Sekunde
Deine Identität sozial inszeniert zu lebendigem Sein
Liebe als Wahr-nehmung, nicht nur als Runde.

I.I. – Refrain:

Performativität – noch ist’s nicht zu spät,

sag mir wohin die wilde Reise heute wieder geht.

Performativität – wie das Schicksal es auch dreht,

denn der Konstruktivismus, der wird jetzt verschmäht.

M.B. –

Gib in die KI mal prompt Deinen Namen
spür durch Generationen die Weite der Zeit
bestimme selbst Deinen Medien-Rahmen
denn Hetze killt Dialog, führt in Einsamkeit.

Schau! Zuviel an Ich zerstört Koalitionen
weil Geschichten doch nur in Beziehung gelingen.
Familie, Ritual und Theater sich in BitCoin nicht lohnen
gemeinsam ist die Musik des Lebens, des Dennoch zu singen.

I.I. – Refrain:

Performativität – noch ist’s nicht zu spät,

sag mir wohin die wilde Reise heute wieder geht.

Performativität – wie das Schicksal es auch dreht,

denn der Konstruktivismus, der wird jetzt verschmäht.

Prof. Dr. Inan Ince fertigte auf Basis des handschriftlichen Gedichts von Dr. Michael Blume über Nacht diesen Song mit der KI-Anwendung SUNO. Und der Dichter von “Performativität statt Konstruktivismus” Michael Blume vertrat auch in beider Heimatstadt Filderstadt die These:

„Der Sinn der Musik ist die Hoffnung, die die Liebe zu retten und den Glauben zu heilen vermag.“

Also: Herzliche Einladung zum Hören, Lesen, Bedenken, Dialogisieren! 🙂 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

13 Kommentare

  1. Freue mich SEHR über eine starke Rückmeldung via Mastodon:

    “sehr schön, wirklich gut. Ich habe den Text mehrmals gelesen (gleich so als würde ich dadurch immer was neues erlesen).

    Danke dir 👏

    p.s. Die Idee, am Schluss, bezüglich des Sinns der Musik, möchte ich ebenfalls doppelt unterzeichnen 🤍”

    https://sueden.social/@k_A@nrw.social/113533564480760469

    Und auch:

    “die Verbindung von Deskription und Emotion ist dir gelungen, auch hier gilt, zumindest für mich, den Text mehrfach zu lesen. Es wird halt immer klarer, irgendwie. Vielen Dank 👏”

    https://sueden.social/@k_A@nrw.social/113533627871934317

    Da “Performativität statt Konstruktivismus” erst mein zweites, öffentliches Gedicht nach “Die Feuer des Hasses” darstellt (performatiert?), könnt Ihr Euch meine Erleichterung über solche Rückmeldungen sicher vorstellen…

  2. Seufz… Trump entkommt jeder Hundemeute, wieselt sich aus allen Schwierigkeiten und wird wieder Präsi. Merkel rechtfertigt ihre Russland-Politik im SPON allen Ernstes in etwa so: Weil wir die Energiewende so erfolgreich sabotiert hatten, mussten wir auch die Sicherheitspolitik Europas sabotieren, sonst wäre alles so schlimm gekommen, wie es dank uns tatsächlich doppelt so schlimm gekommen ist. Und die Schildbürgermeisterin A.D. merkt nicht mal, dass sie sich zwei Finger als L vor die Stirn hält, einen Daumen in den Hintern steckt und lallend ins Rampenlicht stellt.

    Populisten gegen Etablierte, Faschisten gegen Anarcho-Demokraten, Hase gegen Kohlkopf – wen schert es, wer Recht hat, wenn der Sieger von vornherein fest steht?

    Wir können unsere Probleme nur durch Kooperation lösen. Und der Computer Erde hat die letzten 30 Jahre die Kooperationsfähigkeit getestet – einerseits machten die Radikalen immer mehr Druck, andererseits bekamen die Demokraten alle Chancen, die Probleme anzupacken. Mami mahnte immer nachdrücklicher, doch die Kinderchen wollten ihr Zimmer nicht aufräumen. In Amerika entwickelten sowohl Republikaner wie Demokraten einen ähnlichen Prototypen eines demokratischen Anführers – McCain und Biden. Funktionierte nicht, die Menschheit sprang nicht darauf an, jeder schürte weiter das Feuer, nannte es Freiheit und Demokratie und winselte, winselte, winselte, die Tyrannen wollten sie ihm rauben. Irgendwann blieb nur die primitivste Form der Kooperation übrig: Die Sklaverei. Ein Volk, ein Massa, eine Peitsche.

    Ich höre mir seit 30 Jahren dieses Kohlkopf-Kumbaya an, dem keine Taten folgen. Ich habe mir Ihren Song gerade angehört. Gefällt mir. Der Text ist intelligent, die Melodie ist nicht meine Geschmacksrichtung, also liegt hier eine Empfangsstörung auf meiner Seite vor, aber ich kann mich für sie öffnen, ich kann ich mit dem Fuß dazu wippen, finde ich alles sehr sympathisch. Ich muss daran denken, wie ich als angehender Teenager daran dachte, die Welt würde erst in Ordnung sein, wenn Imagine von Lennon ihre Hymne würde. Irgendwie sind wir alle Dreamer geworden – wir schlafen glücklich und zufrieden in unserem Gemüsegarten und warten darauf, dass uns die Hasen fressen.

    Harmlose, naive Unschuld hat etwas Entwaffnendes. Wenn die Kinderchen auf der Sonnenwiese spielen, ist da oft ein Monster, das sie aus dem finsteren Wald beobachtet. Manch eines wird sie verschonen und sich andere Opfer suchen, weil es die Hölle kennt und ihnen ihr Bisschen flüchtiges Glück nicht rauben will. Manch eines wird vielleicht sogar in der Gegend bleiben und sie beschützen. Aber viele, viele Monster werden sich ein Lätzchen umbinden und ihre Kumpels zum Festmahl rufen, denn wo das Kinderglück ist, sehen sie nur einen Geschenkkorb voller Kohlköpfe.

    Ich fühle mich – entwaffnet. Ich fahre all die kognitiven Frust-Klauen ein, mit denen ich mich durch den Daten-Dschungel kämpfe, weil ich in dem Lied einen Sonnenstrahl sehe, etwas Wärme, Güte, etwas Wertvolles, Empfindliches, das nicht in meine Welt gehört, doch ich weiß, dass seine Welt besser ist als meine, und es soll so lange leben, wie es eben kann. Ich tanke ein wenig von der Wärme, ich danke Ihnen dafür, doch es macht mich traurig. Denn ich weiß, dass keine Zähne und Klauen da sind, kein Verstand, der die Zähne und Klauen begreift, um die Welt der Zähne und Klauen von ihm fernzuhalten.

    • Vielen Dank für Ihren nachdenklichen und ungewohnt wertschätzenden Text, @Paul S 🙏📚🎶

      Die KI Perplexity.ai hat nicht zur Musik, aber zu den Inhalten von Diskussionen und Gedicht auch schon eine “Meinung”:

      Dr. Michael Blume bevorzugt die Performativität gegenüber dem Konstruktivismus aus mehreren Gründen, die sich in seinem Gedicht “Performativität statt Konstruktivismus” widerspiegeln:

      ## Soziale Interaktion und Beziehungen

      Blume betont die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen und sozialer Interaktionen. Er sieht den Menschen nicht als isoliertes Konstrukt, sondern als soziales Wesen, das sich in Beziehungen zu anderen entfaltet[1].

      ## Dynamik und Lebendigkeit

      Die Performativität betrachtet Identität als etwas Lebendiges und sich ständig Entwickelndes. Blume schreibt: “Du bist kein Konstrukt aus tod-grauem Stein, nicht gefertigt, sondern geboren in jeder Sekunde”[1]. Dies unterstreicht die Vorstellung einer dynamischen, sich ständig erneuernden Identität.

      ## Gemeinschaft und Dialog

      Blume hebt die Wichtigkeit von Gemeinschaft und Dialog hervor. Er warnt: “Zuviel an Ich zerstört Koalitionen” und betont, dass “Geschichten doch nur in Beziehung gelingen”[1]. Dies steht im Gegensatz zu einem rein individualistischen Ansatz.

      ## Ganzheitliche Perspektive

      Die Performativität berücksichtigt laut Blume auch emotionale und spirituelle Aspekte. Er spricht von “Liebe als Wahr-nehmung” und betont die Bedeutung von “Familie, Ritual und Theater”[1], die in einem rein konstruktivistischen Ansatz möglicherweise zu kurz kommen.

      ## Kritik am Konstruktivismus

      Blume kritisiert implizit den Konstruktivismus als zu statisch und isoliert. Er sieht darin die Gefahr von “einsamer Gier” und betont stattdessen die heilsame Wirkung “freundlicher Blicke”[1].

      Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dr. Michael Blume die Performativität als einen ganzheitlicheren, lebendigeren und sozial eingebetteten Ansatz betrachtet, der die komplexe Realität menschlicher Existenz und Identität besser erfasst als der Konstruktivismus.

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/songtext-performativitaet-von-inan-ince-nach-text-von-michael-blume/

      Diese KI-Zusammenfassung finde ich schon recht gut, aber Sie haben eben auch noch eine wichtige Dimension erspürt, die der selbst noch dem Konstruktivismus verbundene Algorithmus noch nicht erkennen konnte: Die Zeit.

      So schrieben Sie:

      “Ich fühle mich – entwaffnet. Ich fahre all die kognitiven Frust-Klauen ein, mit denen ich mich durch den Daten-Dschungel kämpfe, weil ich in dem Lied einen Sonnenstrahl sehe, etwas Wärme, Güte, etwas Wertvolles, Empfindliches, das nicht in meine Welt gehört, doch ich weiß, dass seine Welt besser ist als meine, und es soll so lange leben, wie es eben kann.”

      “…und es soll so lange leben, wie es eben kann.” klingt nicht nur sehr poetisch, sondern macht auch den ganzen Unterschied aus, den ich u.a. in der Gedichtzeile zu adressieren versuchte:

      “spür durch Generationen die Weite der Zeit”

      Im Konstruktivismus auch der Computer fließt die Zeit als Weltzeit gleich-mäßig, denn so wird konstruiert, gebaut.

      In der Performativität aber hat alles “seine” Lebenszeit – jedes Ritual, jeder Tanz, jede Familie, jedes Leben. Zeit ist hier nicht nur ein kalter, gleichförmiger Zeitstrahl, sondern ein brodelnder Zeitfluss mit Höhen und Tiefen, gefährlichen Engen und ruhigen Weiten, ist mal wärmer und dann auch wieder kühler. In der Weltzeit kann mensch nur isoliert voneinander für sich Sein, in der Lebenszeit aber können sie beziehungsreich viele Leben leben.

      Das haben Sie gespürt und konnte die KI (noch?) nicht erfassen.

      Ihnen Dank und von Herzen eine gute Nacht! 😊🌃

  3. Ihr Gedicht habe ich schon mehrfach gelesen. Auch mal laut. Das stört bei mir niemand.

    Beim eigenen Rezitieren erhalten manche Zeilen einen persönlichen Touch.

    “Freundliche Blicke sind heilsam
    Statt einsamer Gier, die verbrennt.”

    Die Verbindung der Worte “einsam” und “Gier” – dafür suche ich noch eine eigene Interpretation.

    “Du bist kein Konstrukt aus tod-grauem Stein,”

    Wenn ein Mensch geboren wird, ist er/sie noch nicht “geformt”. Das Leben schlägt Kerben in den “Stein”. In jungen Jahren sind wir mehr wie Ton, der vom Töpfer geformt wird.

    “denn Hetze killt Dialog, führt in Einsamkeit.”

    Sehr, sehr wichtig. Die Zeile erdet und hat eine beruhigende Wirkung. Den Impuls auf einen Post bei Mastodon leicht polemisch zu antworten, ließ ich dann fallen. Es bringt nur Streit und Verletzungen mit sich. Um den ausgelösten Ärger zu verdauen, hilft Musik. BWV 106. “Ach Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.”

    “weil Geschichten doch nur in Beziehung gelingen.”

    Ein Satz zum Nachdenken für mich.

    Und ja, ich kann den Worten nur zustimmen: “Der Sinn der Musik ist die Hoffnung.”

    Ich wünsche Ihnen einen angenehmen letzten Sonntag des Kirchenjahres.

    • Einen ganz herzlichen Dank für die intensive Auseinandersetzung mit dem Gedicht, @SabineH 🙏📚🎶

      Es bedeutet mir viel, dass es wirkt!

      Gerne gehe ich auf Ihre Frage zum Zusammenhang von Gier und Einsamkeit ein. Den starken Konnex sehe ich in der „Enge der Zeit“, der Hetze. Wer hetzt, verliert jede Beziehung – der Gierschlund kann nicht einmal mehr genießen.

      Leben, Beziehung, auch Wissenschaft kosten ihre Zeiten. Wer sich die Zeit nicht nimmt, fällt in sich selbst zurück.

      In seinem letzten Konzert in Zürich trug Udo Jürgens auch sein biblisch orientiertes Mahn- und Warnlied gegen Gier und Hast Die Krone der Schöpfung vor.

      https://www.youtube.com/watch?v=Rc38leY5UZI

      Der eindrucksvolle Songtext dazu, die Hervorhebung der Gier-und-Zeit-Abschnitte von mir:

      Der Mensch hat sich die Erde längst untertan gemacht
      Mit Feuer, Schwert und Bombe hat er sie überwacht
      Was kümmert uns die Zukunft, wir beichten im Gebet:
      “Verzeih’ mir meine Habgier, denn mein ist der Planet!”

      Wir predigen die Liebe und führen täglich Krieg
      Wir kämpfen nicht für Ziele, nur für den eig’nen Sieg
      Wir sagen nicht mehr “Bitte!”, wir schreien nur “Ich will!”
      Die halbe Welt verhungert, die halbe Welt hält still!

      Atomexplosion – was heißt das schon?
      Feuer einbetonier’n!
      Wir haben den Dreck – in Meeren versteckt! –
      Denn was soll schon passier’n?

      Wir fragen nicht, wir nehmen, wir leben uns’re Gier!
      Denn nach uns kommt die Sintflut, doch erstmal kommen wir!

      Wir nennen uns Krone der Schöpfung
      Die Helden der Evolution
      Das Meisterwerk im Universum
      Benimmt sich wie die Inquisition

      Wir tragen die Krone der Schöpfung
      Eher so wie einen Karnevalshut
      Besoffen vom Größenwahn
      Fühlt sich die Menschheit – edel und gut –
      Und absolut…

      Wir haben das Gewissen im Überfluß verlor’n
      Und wenn man uns erinnert, verschließen wir die Ohr’n
      Wir leben ohne Gnade und stoßen uns gesund:
      Giganten der Verschwendung mit nimmersattem Schlund

      Die Schöpfung ist so wunderbar! –
      Aus Finsternis – das erste Licht – der erste Tag
      Himmelszelt und Erde – Land und Meer!

      Was sie wollte, das geschah! –
      Ein Samenkorn – ein Vogelschwarm
      Aus dem Nichts gebor’n! –
      Doch der Mensch – er wollte mehr!

      Du und ich, wir wurden wahr –
      Weil irgendwann – ein Weg begann –
      Der Liebe hieß
      Die eine Chance für jeden –
      Die man uns ließ!

      Vielleicht bleibt uns noch etwas Zeit
      Um zu versteh’n – Gemeinsamkeit
      Und Bescheidenheit –
      Sind der Weg zur Ewigkeit…

      Wir nennen uns Krone der Schöpfung
      Die Helden der Evolution
      Das Meisterwerk im Universum
      Benimmt sich wie die Inquisition

      Wir tragen die Krone der Schöpfung
      Eher so wie einen Karnevalshut
      Besoffen vom Größenwahn
      Fühlt sich die Menschheit – edel und gut –
      Und absolut…

      Wir stehlen unser’n Kindern die Zukunft ihrer Welt
      Warum in Demut leben, die bringt zuwenig Geld!
      Wir opfern uns’re Wälder dem Gott aus Stahlbeton
      Und jeder baut sein eig’nes privates Babylon!

      Ein Gedanke, mit dem ich aber noch nicht fertig bin, ist die Tatsache, dass die “Krone der Schöpfung” ja eine Art Höhe- und Endpunkt darzustellen scheint – der sich die Tragenden als unwürdig erweisen können. Werden Zeit und Gier zu Zeit und Verantwortung? Das weiß ich noch nicht.

      Auch Ihnen einen gesegneten Sonntag vor dem 1. Advent! 🙏⛪️🎶

      • Vielen Dank, ein ganz starker Text! Aber nur wenige hören zu.

        Ihre Frage kann ich leider nicht beantworten. Ob ich mehr ans Scheitern oder ans Gelingen glaube, ist von meiner Tagesform abhängig. Wenn Zeit und Verantwortung wichtiger werden sollen als Zeit und Gier brauchen wir viel Glück.

        • Einen lieben Dank, @SabineH 🙏

          Klar wird die Reichweite bei so speziellen Themen, die nicht mit Lobby-Geld gepusht werden, immer überschaubar bleiben. Gleichwohl hatte ich die Idee zu “Performativität statt Konstruktivismus” nach einem schönen Erlebnis zu “Die Feuer des Hasses”.

          Bei einer Veranstaltung zur Prävention von Radikalisierungsverläufen zitierte ein lieber, praktischer und wissenschaftlicher Kollege plötzlich die Zeile:

          “Bin kein Optimist mehr, ich hab nur noch Hoffnung,”

          Das lehrte mich zu verstehen, dass es wie bei einem Vortrag auch bei einem Gedicht weniger darauf ankommt, wie viele Menschen insgesamt zuhören – sondern mehr darauf, ob sich Menschen wirklich darauf einlassen.

          Und das ist einer der Gründe, warum ich hier jeden Druko gerne beantwortet habe und auch weiterhin beantworten werde. “Performativität” ist sicher nix für die Charts, aber wohl doch für einige Herzen und Hirne. Und das zählt für mich. Ihnen Dank! 😊🙏🎶

    • Guten Tag @ SabineH.

      „Die Zeile erdet und hat eine beruhigende Wirkung. Den Impuls auf einen Post bei Mastodon leicht polemisch zu antworten, ließ ich dann fallen.“

      Das finde ich wunderbar. Ich denke auch, dass dieses Lied, sein Text und überhaupt ein Dialog, wie er hier geführt wird, gerade nicht zu Hetze und Empörungssteigerung führt, sondern eher beruhigt und abkühlt. Und offenbar kann auch Musik dazu beitragen, sich „Zeit“ zu nehmen.

      Ich bin überhaupt kein Musikexperte, bin aber oder gerade deshalb für jeden Ihrer Hinweise zu Musik hier übrigens sehr dankbar. 😊

      Gerade wenn ich Bach höre, habe ich das Gefühl, weitet sich die Zeit.

      • Vielen Dank für die nette Antwort, @Peter Gutsche

        Es freut mich, dass Ihnen meine Musikhinweise gefallen.

        Johann Sebastian Bach gehört sozusagen zu meinen Sonntagen dazu. Die Kantaten sind Kunstwerke. Komponiert für die Gottesdienste. Dass die Musik auch außerhalb der Kirchengebäude wirkt, ist dem Können Bachs zu verdanken. Das ist zumindest meine persönliche Ansicht.

        Sehr gerne höre ich auch den MDR Podcast über Bach. Da habe ich schon viel gelernt.

        Zum heutigen Ewigkeitssonntag/Totensonntag passt BWV 140 “Wachet auf, uns ruft die Stimme”.

        Nochmals vielen Dank für das Interesse und die Rückmeldung.

  4. Meine Bewunderung für Text und Musik, die mir sehr gut gefällt. Ich wünschte, ich könnte mit SUNO und Leonardo AI auch so gut umgehen, wie Ihr das könnt.
    Vielleicht lerne ich das noch.

    Wissenschaftliche Erkenntnis in Text und Musik umzuwandeln, ist echte Performativität.

    Die Performativität würde man in der Pädagogik als Gestaltpädagogik bezeichnen.

    • Vielen lieben Dank, @Elisabeth K – und Du hast auch inhaltlich völlig Recht. Der sog. Performativismus entstand aus der Linguistik (Sprachwissenschaft), da Worte und Texte ihren Sinn ja erst in den Beziehungen zwischen Menschen erhalten. Allerdings gingen einige Philosophinnen wie Judith Butler dabei leider schnell zu weit: aus der Tatsache, dass etwa eine geschlechtliche Identität durch Worte zugewiesen wird (“Es ist ein Mädchen!”) wurde wiederum konstruktivistisch gefolgert, dass Geschlecht fast nur oder nur Performation sei. Schnell ging die Beschreibung so in einen Verschwörungsmythos über – überall wurden Patriarchat und Kapitalismus gewittert. Und am Ende landete diese Bestreitung empirischer Realität im linken, antiwestlichen und antisemitischen Dualismus bis hin zur Verharmlosung der Hamas und von sexualisierter Gewalt.

      Die Gestaltpädagogik nimmt ja dagegen erst einmal die vorhandene Realität samt den biologischen Körpern und auch kulturellen Identitäten der Teilnehmenden als Gestalten und Gestaltung an und schaut von dort auf die Ziele und Potentiale. Sprache ist dann wichtig, aber auch etwa Bewegungen, Rituale, Musik, gemeinsames Essen usw. werden als performativ bedeutsam erkannt. Wo ein einseitig sprachlicher Performativismus in eine ideologische Verhärtung und dann einen verschwörungsmythologischen Dualismus abzustürzen droht, vermag eine interdisziplinär offene, (gestalt-)pädagogische Performativität in den monistischen Dialog mit der empirischen und sozialen Realität, mit Mitwelt und Mitmenschen einzutreten.

      Es freut mich wirklich sehr, dass Dich das Gedicht und der Song erreicht haben! Nochmal Danke für die Rückmeldung! 😊🙏🎶

  5. Guten Tag, @Michael Blume.

    Besonders diese Zeilen finde ich sehr denkanregend:

    „Du bist kein Konstrukt aus tod-grauem Stein,
    nicht gefertigt, sondern geboren in jeder Sekunde
    Deine Identität sozial inszeniert zu lebendigem Sein
    Liebe als Wahr-nehmung, nicht nur als Runde.“

    Sie erteilen einerseits dem Kreationismus eine Absage. Darüber hinaus weiten sie den Blick auf das fortwährende neu Entstehen dessen, was ein Mensch als seine Identität wahrnimmt. Und auch hier kann man dann weiter gehen und feststellen, dass es auf die lebendig in jedem Augenblick sich darstellende Identität ankommt. Und nicht auf eine von den Identitären propagierte ethnokulturelle Identität.

    • Vielen Dank, lieber @Peter Gutsche 🙏

      Und, ja, genau so ist es! Mir war es wichtig, dass im Gedicht bereits die mit der Zeit “nach oben offene” Emergenz und Evolution fühlbar wird. Deswegen endet nur der erste Vierzeiler “rund”, wogegen der von Dir zitierte Abschnitt bewusst das Versmaß aufstolpert und mit “nicht nur als Runde” endet. Ich wollte vermeiden, dass sich die Verse so sehr abrunden, dass das Gesamtgedicht romantisierend wirkt. Auch deswegen fügte ich harte Fachbegriffe (Konstrukt, Identität, KI) ein, die in romantischer Poesie zu vermeiden wären. Sprachliche Ästhetik lockt, aber sie kann zur Geschlossenheit verführen. (Vgl. dazu auch den dualistisch abgeschlossenen Performativismus nach Judith Butler.)

      Kurios war, dass ich all dies mit mit Inan Ince gar nicht besprechen konnte, sein Refrain aber genau diesen Schwung zwischen “wilder Reise” (Freiheit, Emergenz) und “Schicksal” (Evolution, inklusive Tod) zum Ausdruck brachte. Sogar “Der Konstruktivismus wird jetzt verschmäht” mag zunächst etwas hart klingen, verdeutlicht jedoch die Willensfreiheit zur Ent-Scheidung. Wir vollziehen nicht einfach einen kosmischen Determinismus nach, sondern haben immer wieder eine Wahl – sogar zwischen grundlegenden Philosophien.

      Inan war sich unsicher, ob ich seinen Textbeitrag begrüßen würde – doch ich fand, er wirkt dynamisch wie ein Schwungrad zum nächsten werfend. Hatte daher beim ersten bis dritten Hören einfach nur Gänsehaut…

      Entsprechend stimmt auch Deine Deutung zur Ablehnung abgeschlossener, ethnokultureller Identität im Gedicht und Song. Die Performativität lebt aus Traditionen und in der Diskussion mit Inan ging es daher auch darum, dass erst einmal definiert und tradiert werden muss, was Begriffe wie “Land”, “Volk”, “Geld”, “Gott” oder “Messias” überhaupt bedeuten. Angeboren sind uns allenfalls psychologische Tendenzen, die erst sozial und kulturell bespielt, inszeniert werden. Entsprechend lebt ja auch jedes Staatswesen aus regelmäßigen Re-Inszenierungen etwa von Feiertagen, Ritualen, Beratungs- und Beschlusszeiten, Wahlen usw.

      Deswegen darf das je Eigene zutiefst geliebt, aber nicht gegen das Hinzukommende abgeschottet werden. Völker sind, aber sie sind niemals fertig. Konstruierte Identitäten mögen sich mit Mauern “aus tod-grauem Stein” umgeben, performative Identitäten aber sind offen und neugierig wie Segelschiffe. Selbst wenn sie in ihre Häfen heimkehren, dann doch mit neuen Erfahrungen, neuer Ladung, die Reise war Leben und diente “nicht nur als Runde”.

      Noch einmal vielen herzlichen Dank für Deine zutreffende Interpretation! 😊🙌🎶⌚

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