Sollten alle Dialog-Philosophie betreiben? Ein Pro mit Sokrates, Jakob Böhme und ABB

Die Blog-Begriffsarbeit zu Liberalismus versus Libertarismus hatte ich mit einem Zitat des großen Liberalen Karl Popper (1902 – 1994) eingeleitet: “Alle Menschen sind Philosophen.”

Als ich jedoch diese These auf Mastodon für eine Umfrage etwas erweiterte, löste ich damit zwar bisher mehrheitliche Zu-Stimmung (aktuell 57%), aber auch sehr heftige Reaktionen aus. Ich hatte geschrieben: „In einer digitalen Demokratie sollten alle Menschen dialogische Philosophie betreiben.“

Dazu gab es viele, teilweise energische Nachfragen. Was ich damit meinte? Ob das denn nicht Studierte alleine besser könnten?

Meine Antwort ist: Nein, können wir nicht mehr. Wir sind zu wenige. “Die Medien” werden sich nicht verbessern, bevor wir selbst es tun. “Blut und Tote steigern die Quote!”, so wissen journalistische Profis längst. Und “die Quote” – das sind wir alle. Schon aufgrund der wachsenden Auswahl entscheiden wir, was gesendet wird. Und das bedeutet: Medienbildung + Charakterbildung = Herzensbildung bzw. Philosophie.

Konkrete Beispiele: Warum reden Rechtsdualisten immer wieder über Meinungsfreiheit und beklagen “Cancel Culture” – bis sie selbst an der Macht sind? Und warum fallen so viele darauf herein und machen etwa weiterhin bei X mit? Was ist Neurohacking und wie befördert es Antisemitismus, Rassismus, Sexismus? Warum wechseln so wenige kluge Leute ins Konzern-freie Fediversum?

Symbolbild der Hand des feindseligen Dualismus vom kleinen Finger "Hass und Hetze" über den Antiziganismus und Sexismus zum Antisemitismus, Rassismus und Ableismus. Die Handfläche bildet der feindselige Dualismus selbst.

Antisemitismus, Rassismus und Sexismus und andere Formen des Hasses sind Ausprägungen des feindseligen Dualismus, hier in einer Hand symbolisiert. Michael Blume mit Leonardo.ai

Oder auch: Warum finanzieren wir seit Jahrzehnten durch fossile Importe Terroristen und Imperialisten gegen Europa? Wie lösen Medienberichte Nachahmungstaten bei Selbst- und Fremdtötungen aus? Warum wird über Verbrechen von Zugewanderten öfter und drastischer berichtet? Warum reagiert unsere Wahrnehmung besonders stark auf “Blut und Tote”, also auf entsprechende Bilder und Schlag-Zeilen? Werden deshalb in Wahlkämpfen medial viel mehr kurzfristige als langfristige Diskurse inszeniert und Megathemen wie die Klimakrise und die Demografie abgedrängt? Wie sollten Gesellschaften mit alten Produkten wachsen, wenn gleichzeitig die Bevölkerung schrumpft und die weltweite Nachfrage sinkt?

Ohne eigene Antworten auf solche Fragen sind wir Spielbälle derer, die uns manipulieren und zugleich verachten, weil wir es ihnen so einfach machen. Für solche ist auch die Bundesrepublik Deutschland nur ein Produktionsstandort – noch dazu mit zu wenigen jungen Leuten, zu viel Bürokratie und zu hohen Sozialabgaben. Unsere Demokratie gilt ihnen als Wegwerfmodell. Und was sollen sie auch von uns halten, wenn uns nicht einmal mehr die krassesten Widersprüche im Denken auffallen?

Ein Bericht des Bayerischen Rundfunks vom Januar 2025 zur Maul- und Klauenseuche titelte "Probleme beim Fleischexport". Was stimmt hier nicht?Medienethik, Januar 2025: Auch nach dem schweren Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in deutschen Betrieben der Massentierhaltung beklagten Medien nicht etwa die aus Steuern subventionierte, Ressourcen-verschwenderische und Zoonose-gefährliche Überproduktion, sondern “Probleme beim Fleischexport”. Denn wir produzieren weit mehr, als wir brauchen und exportieren die Überschüsse. Screenshot: Michael Blume 

In der digitalen Aufmerksamkeitsökonomie tendieren wir alle dazu, Inszenierungen für Realität zu halten, nur noch jene Medienberichte vorzuziehen, die uns in unseren bisherigen Auffassungen bestätigen und uns in der “Enge der Zeit”, in Hass und Hetze (!) zu verlieren. So radikalisieren sich immer mehr Menschen in Antisemitismus, Rassismus und Sexismus.

Bei der Didacta-Bildungsmesse in Stuttgart hatte ich daher mit der Holocaust-Überlebenden Inge Auerbacher dringend für mehr Herzensbildung plädiert, um den gefährlichen Rechtsruck von der liberalen Demokratie zur digitalen Thymokratie noch aufzuhalten. Galt in der griechischen Antike noch der Idiot als Problem, der sich egoistisch in sein Privatleben zurückzog, so ist es heute der Thymot, der seine – seltener auch ihre – digitale Neurohacking-Wut libertär und demokratiefeindlich inszeniert

Die Folie zur digitalen Thymotisierung zeigt oben einen isolierten Mann hinter Datenbrille und mit einem Schild "No more responsibilities" - "keine Verantwortung mehr". Daneben werden die Begriffe der Externalisierung und Reaktanz erklärt.

In der digitalen Thymokratie lassen wir uns vorlügen, Probleme etwa der Klimakrise, der Demografie und wirtschaftlichen Transformation bestünden gar nicht bzw. könnten “leicht” behoben werden. Und viel zu viele wollen darauf hereinfallen. Es ist doch viel bequemer! Screenshot: Michael Blume 

Insofern können wir es uns, so meine ich, leider nicht mehr leisten, die Philosophie wenigen Studierten zu überlassen.

Philosophie bedeutet “Liebe zur Weisheit”, von griechisch-jafetitisch “Philo-“ für “liebend” und “Sophia” für “Weisheit”.

Nun wurde mir selbst der Titel eines Dr. phil., eines Doktors der Philosophie, verliehen. Genau deswegen erlaube ich mir, daran zu erinnern, dass der Begründer der dialogischen Philosophie Sokrates (469 – 399 v. Chr.) an keiner Universität studiert hat. Er war ein ehemaliger, ziemlich tapferer Soldat, nicht sehr glücklich verheiratet, eher ärmlich und barfuß unterwegs. Vom neuen Medium der Alphabetschrift hielt er nicht sehr viel. Zu denen, von denen Sokrates dialogisch lernte, wurden gleich zwei Frauen gezählt: Aspasia (470 – 420 v. Chr.), die gelehrte Ehefrau des Politikers Perikles (490 – 429 v. Chr.) und die Seherin Diotima (unbekannt). Im Gegensatz zu den damals üblichen “Sophisten” nahm Sokrates für seine philosophischen Dialoge und Lehrreden kein Geld und ermutigte seine Mitmenschen, alles (und damit: auch sich selbst) zu hinterfragen. Heute hätte er womöglich gebloggt oder gepodcastet. Er wurde also wegen “Verführung der Jugend” sowie “Gotteslästerung” angeklagt und von einer (nur männlich besetzten) Volksversammlung mit knapper Mehrheit zum Tode durch den Giftbecher verurteilt.

Ein symbolischer Tryptichon zur Philosophie des Dialoges mit Sokrates links, Jakob Böhme in der Mitte und einer jungen Antoinette Brown Blackwell rechts.

Drei wichtige Stimmen der Dialog-Philosophie für alle: Sokrates, Jakob Böhme und Antoinette Brown Blackwell. Michael Blume mit Leonardo.ai

Nicht also Sokrates begründete die philosophische Akademie, sondern erst sein inhaltlich teilweise abtrünniger Schüler Platon (427 – 347 v. Chr.), der den Glauben sowohl an die Demokratie wie auch an die allgemeine Philosophie verlor. Stattdessen sollte Philosophie nicht mehr auf den Marktplätzen stattfinden, sondern nur noch für wenige akademisch Ausgebildete – und fast ausschließlich für Männer – reserviert werden. Wenn ich auch in der Kritik an Platon nicht ganz so weit gehe wie Popper, so meine ich doch, dass die neoplatonische Philosophie mit diesem Ausschluss der demokratischen Öffentlichkeit falsch abgebogen ist. Denn es stimmt doch: Wo Menschen gar nicht mehr nach Weisheit streben, nicht mehr selbst Philosophie betreiben, können und werden sie sich nicht mehr selbst regieren.

Als zweite Stimme der dialogischen Philosophie rufe ich daher den ersten philosophischen Schriftsteller in deutscher Sprache in den Ring: Den gelernten Schuster und dialogischen Monisten Jacob bzw. Jakob Böhme (1575 – 1624), der sich auch von neoplatonischen Schreibverboten, Drohungen und neidischem Spott gegen sich und seine Familie nicht davon abhalten ließ, bis heute bemerkenswerte Bücher und Texte zu verfassen. Während katholische und reformierte Akademiker zum dann 30jährigen Krieg aufriefen und auch gegen Juden und Frauen hetzten, schrieb dieser tiefe und dialogische Philosoph ganz ohne Studium auf Basis christlicher und jüdischer “Meister” ökumenisch, dialogisch, spirituell und für Frieden. Wie gut, dass Böhme nicht nur bei seinen Leisten blieb!

Auch der zu Stuttgart geborene und in Berlin verstorbene Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) erkannte in diesem Schuster zu Görlitz, dem studierte Neider schließlich gar das Grab schänden ließen, schließlich den “ersten deutschen Philosophen”. Bewusst würdigte ich ihn bei der Didacta als Beispiel für Herzensbildung – und kann allen nur empfehlen, etwa beim Deutschlandfunk mal bei der “Langen Nacht zu Jakob Böhme” von und über ihn zu hören.

Kachel zur Debatte um die sexuelle Selektion in der Evolutionstheorie zwischen Charles Darwin (links) und Antoinette Brown Blackwell (rechts).Die große Naturphilosophin Antoinette Brown Blackwell (1825 – 1921) fand und berichtigte einen erheblichen Fehler in den Annahmen von Charles Darwin (1809 – 1882) zur Evolution des Menschen. Vortragsbild: Michael Blume

Beschließen möchte ich mein Argument für eine allgemeine Philosophie im Dialog mit der großen Antoinette Brown Blackwell (1825 – 1921). Diese erkämpfte sich schon als Mädchen das Recht auf Bildung und Gehör, studierte schließlich Theologie – noch ohne als Frau einen Abschluss machen zu dürfen -, wurde 1853 zur ersten, ordinierten Pastorin (Pfarrerin) der Menschheit und eröffnete mit einem Gebet eine nationale US-Konferenz für das Wahlrecht der Frauen. Sie gründete eine glückliche und kinderreiche Familie, hielt erfolgreiche Vortragsreisen etwa gegen die Sklaverei, Alkoholsucht und Gewalt in Familien, schrieb bedeutende Bücher auch zu Schlüsselfragen der Evolutionstheorie – und wurde im hohen Alter noch von einer Tochter zum Wahllokal gefahren, um endlich auch als Frau den US-Präsidenten mit-wählen zu können.

Wir haben hier eine ebenso starke wie dialogisch-monistische Heldin, die innerhalb nur einer Lebenszeit die noch vorherrschenden (ja, vor-Herr-schenden) Auffassungen widerlegte, wonach Theologie, Politik und Wissenschaft nur etwas für ältere Männer wären. Aus meiner Sicht sollten auch heutige Frauen nicht hinter das Erreichte zurückfallen und sich von niemandem eigene Beiträge zu allen Wissensgebieten verbieten lassen. Wer behauptet, dass nur Studierte Philosophie betreiben könnten, schließt ganze Generationen und vor allem Frauen und Kinder aus. Ja, das Mitbe-Stimmen ist anstrengend – aber das war es für ABB ohne Zweifel auch. Ohne Anstrengungen verlieren wir alle unsere Freiheiten wieder. Meine ich.

Fazit: Begriffsarbeit-Dialog statt neuplatonischer Sockenpuppenzoo

Lassen Sie mich Ihnen als Arbeiterkind zunächst einmal versichern, dass ich vollstes Verständnis für die Sehnsucht nach vermeintlich “geordneten Zeiten” habe, in denen nicht nur Schustern geraten werden konnte, “bei ihren Leisten” – also ihrer Zuständigkeit – zu bleiben. Es war auch wirklich schön, in einer Welt zu leben, in der die Bäckerin die Brötchen backte, der Fahrer den Bus fuhr, die Mutter im Krankenhaus arbeitete und der Vater die Zeitung austrug. Bildung erlebte ich als Aufsteiger-Chance, aber Philosophie nicht als Muss – wir konnten sie bequem studierten und vor allem älteren Leuten mit unverständlicher Sprache und komischer Kleidung überlassen. Otto Waalkes, Johanna von Kozcian (“Das bißchen Haushalt…”), Loriot, Heinz Erhardt und Harpe Kerkeling waren für mich lange Weisheitslehrer genug – und ich ehre sie bis heute.

Doch inzwischen wählen sich nicht nur junge Menschen digitale Nachrichtenkanäle, Influencerinnen und Influencer mit je eigener Sprache, Weltanschauung und Begrifflichkeit. Wir können im gleichen Haus leben und doch nicht mehr in der gleichen Welt. Unter “Familie” verstehen manche Geborgenheit und andere das Patriarchat, unter “Bildung” manche akademische Abschlüsse und andere Charakter. Berufsphilosophen gibt es weiterhin, aber sie werden immer weniger gelesen und der wohl bekannteste von ihnen ist Richard David Precht. Wenn wir uns nicht selbst im Sinne des Sokrates dialogisch und philosophisch verstehen, geben wir denen Recht, die die Demokratie für einen Irrweg halten, weil die meisten Menschen unfähig seien.

Und das müssen Sie mir nicht glauben – es passiert seit Jahren. Im bewundernswerten SWR-Podcast Sockenpuppezoo berichtet der aus Österreich stammende Journalist Christoph Schattleitner, wie ihn Wikipedia aus der Enge von Heimatdorf und Gaststube holte. Er recherchierte dann aber auch, wie systematisch rechtsdualistische Aktivisten über Jahre hinweg versucht haben, nach der kroatischen auch die deutsche Wikipedia umzuschreiben. Begriff für Begriff, Lemma für Lemma findet längst ein Kampf um Worte statt, der nicht mehr an Universitäten und in Büchern ausgetragen wird, sondern an den Bildschirmen tapferer, ehrenamtlicher Wikipedianerinnen und Wikipedianer. Und deren Zahl sinkt, auch aufgrund von Erschöpfung. Nicht zufällig griff auch Elon Musk bereits Wikipedia an. Wer die Begriffe kontrolliert, kontrolliert die Wahrnehmungen – und übrigens auch die “Künstlichen Intelligenzen” in Zeit und Raum.

Wenn wir also nicht bereit sind, nach dialogischem Monismus, nach Weisheit strebend, philo-sophisch über uns hinaus zu wachsen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass wir vieles, vielleicht alles verlieren. Ich habe die Niederlage des Denkens im heutigen Irak bereits erlebt und wollte gerne meine Heimat davor beschützen. Doch ohne Sie, ohne viel mehr Engagierte wird es nicht gehen. Platon hatte Unrecht, Sokrates hatte Recht: Wir Studierten, Doktoren, Dozentinnen schaffen Dialog und Begriffsarbeit nicht mehr alleine. Wir sind gerade dabei, weltweit auch uns selbst zu verlieren.

 

 

 

 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

69 Kommentare

  1. Dieser Post motiviert finde ich, darüber nachzudenken, was die Aufgabe des Lebens für uns Menschen ist.

    In seinem Buch LIFE after DOOM wirbt der Autor Brian McLaren für eine Sicht, die ich auch in diesen Gedanken wiederfinde und die für mich sehr plausibel scheint.

    Menschen werden erwachsen. In dieser Zeit erhalten sie meist eine mehr oder weniger ausführliche Bildung.

    Aber im Grunde hört das Lernen nach dem Abschluss der Schulbildung nicht auf. Vermutlich ist sogar das, was im Lebensalltag gelernt werden muss, wichtiger. Und zumindestens in der biblischen Tradition hat dieses Lernen oft etwas mit Weisheit zu tun.

    Eine Weise das Lebensziel zu beschreiben, wäre weise zu werden.
    Das ist eine andere Ausrichtung als die formale Bildung und vermutlich auch begrifflich nicht so ganz leicht zu fassen.

    Interessanter Weise hat es was mit der Annahme der eigenen Begrenztheit zu tun, weiß der Ps 90, in dem es in der Einheitsübersetzung heißt:
    Unsere Tage zu zählen lehre uns, dann gewinnen wir ein weises Herz.

    Luther übersetzt dies mit: auf das wir klug werden

    Lebensweise zu werden als Ziel des eigenen Lebensweges, das kann ich gut empfehlen, auch um eine gewisse Zufriedenheit und Selbstannahme zu finden. Hätte ich gleichzeitig nicht unbedingt mit Philosoph sein verbunden. Daher war mein Votum bei dieser Umfrage nicht bei der Mehrheit…

    Spannend finde ich in diesem Umfeld auch, dass die Rede von Weisheit auch einen Bezug zu der Wirklichkeit ermöglicht, die Menschen mit dem Geheimnis Gottes verbinden.

    • Vielen Dank, lieber @HG Unckell 🙏 – auch für das wunderschöne und m.E. zutreffende Bild vom Lebensbaum. Erst neulich hatte ich ja mal über den faszinierenden Aspekt der Bibel geschrieben, die im Paradies zwei (!) besondere Bäume verortet!

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-widerspruch-zwischen-freiheit-und-gleichheit-und-der-lebensbaum-des-foederalismus/

      Auch aus christlicher Sicht erscheint mir die Philosophie – das Streben nach Weisheit – als Aufgabe aller. Rabbi Jehoschua, griech. Jesus, arab. Isa war der Sohn eines Zimmermanns und besuchte keine philosophische Akademie. Er stand der Basisbewegung der Pharisäer nahe und legte in der Synagoge 🕍, vor allem aber durch sein Leben die Tora aus. Jesus hinterließ uns keinen Text, sondern schrieb zugunsten der bedrohten Frau nach einer Reflexionsfrage in den Sand. Wie Sokrates wurde er zu Unrecht hingerichtet.

      Tatsächlich stehen sich Sokrates und Jesus in ihrem jeweiligen, dialogischen Monismus so nahe, dass sich die akademischen Hochkirchen auf Platon werfen mussten, um die beiden zu entschärfen. Auch deswegen fürchteten sie den o.g. Jakob Böhme.

  2. Im Gegensatz zu Ihnen halte ich Naturrecht und Menschenwürde und Respekt für durchaus innerlich begründet. Genauso wie die Gegensätze Macht und Ohnmacht. Für meinen Geschmack nehmen Sie eine nicht begründete Trennung von Materie und Geist vor.
    Reaktanz verbinde ich mit Reflex. Dann gibt es weitere Entitäten wie Intuition, Instinkt, Emotion und Motivation. Ich verbinde diese Zustände mit Inbegriff und eo ipso. Auch unser Sprachorgan muss sich gebildet haben. Möglicherweise besteht eine Verbindung zwischen Sprachorgan und eben Sprache. Bewiesen ist das nicht, aber eine gewisse Evidenz liegt nahe.
    Wenn wir also über Sprache und Inbegriff/eo ipso reden, dann sind es eben gerade die Neudefinitionen, die irritieren.
    Es geht gegen gefühlte Zustände.
    Ambivalenz in Definitionen ist durch Komplementarität(Gegensatz der Inbegriffe) leicht erklärbar.
    Schwierig bei Ambivalenz ist, wer Hoheit über die jeweilige Bedeutung bekommt.
    Und: es ist die Frage, was und wer sich wie letztendlich durchsetzt. Was wir sich durchsetzen lassen.
    Insofern ist Dialog gut. Spätestens wenn Argumente abgewürgt werden, wird es schwierig.

    • Danke, @Mussi, doch ich muss Ihnen leider auch hier widersprechen: Ich vertrete keinen Materie-Geist-Dualismus, sondern einen Emergentismus: Geist geht aus Materie hervor, ist aber emergent und also nicht reduzierbar.

      Hier gerne auch ein Schaubild des Emergentismus schon von 2013:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/harte-vs-weiche-wissenschaften-warum-die-blogosph-re-emergenz-verstehen-sollte/

      An ein überkonfessionelles Naturrecht würde ich entsprechend gerne glauben, sehe es aber nicht. Kulturen und Reöigionen haben über Jahrtausende hinweg Sklaverei, Patriarchate und Kastenwesen praktiziert. Dagegen gab und gibt es immer wieder Reformbewegungen, die sich jedoch fast immer auf Offenbarungen bzw. neue Auslegungen berufen.

      Über Ihr Interesse an Philosophie freue ich mich sehr. Gleichwohl glaube ich nicht, dass Sie sich gegen mich profilieren müssten. Stattdessen teile ich Ihre Wertschätzung von Dialog – lassen Sie uns gerne diesen pflegen! 😌🙌

  3. Welch ein starkes Plädoyer für die Philosophie durch Herzensbildung.
    Wenn Herzensbildung geprägt durch den dialogischen Monismus eine Form von Philosophie ist, dann kenne ich auch in meinem Umfeld einige Philosophinnen und Philosophen.

    Bei der Umfrage auf Mastodon hatte ich mich enthalten. Auch diesen Blogpost muss ich noch einige Male lesen, damit er wirklich bei mir ankommt.

    • Vielen Dank, liebe @Elisabeth K.

      Und, ja, kennen wir nicht alle auch Menschen, die nicht Philosophie im Hauptfach oder gar nicht studiert haben, aber voller Weisheit und Neugier sind? (Ich würde Dich übrigens in dieser Kategorie sehen!)

      Es erscheint mir geradezu absurd, dass berufliche Philosophie mehr und mehr an das Lesen komplexer Texte gebunden wurde, die mit dem Leben und den Medien der meisten Menschen immer weniger zu tun haben. Wobei ich einige Spezialistinnen und auch Medienprofis wie Scobel sehr achte. Aber „die“ Philosophie muss wieder eine öffentliche Angelegenheit werden – solange es eine solche Öffentlichkeit denn noch gibt. Das Schicksal des Fediversums, von Wikipedia, Blogs, Podcasts und Mastodon entscheidet viel – vielleicht gar alles. Und über dieses Schicksal entscheiden keine Lehrstühle mehr, sondern wir alle…

      Danke für Dein Interesse und Engagement! 🙏📚🤖🙌

    • @ Blume
      Das Profilisierungsparadoxon kommt von Ihnen.

      Ich strebe keine Gegensätzlichkeit von Reduktion oder Emergenz an.

      Ich sehe es ehe als und.

      • Das glaube ich Ihnen, @Mussi. Mir scheint, dass Sie mich immer wieder gerne als Folie zur Selbst-Inszenierung „widerlegen“ wollen. Das klappt aber paradoxerweise deswegen nicht, weil sich unsere Positionen gar nicht so stark unterscheiden. Deswegen schlage ich vor, besser konstruktivere Dialog-Ansätze zu versuchen. Aber es bleibt Ihre Wahl, klar.

  4. Beispiel:
    Wenn ich Bauchschmerzen sage, dann muss ich Bauch und Schmerzen sowohl konkret, als auch abstrakt ausdrücken können.
    Wenn wir nicht nach den Wesen eines Begriffes suchen, Pluralismus in Definitionen zulassen, dann wird es nur Verwirrung geben.
    Ich gestehe zu, dass Dialog bei der Wesensfindung eines Begriffes hilft.

  5. Nun, dialogische Philosophie und „Cancel Culture“ (oben positiv erwähnt) sind ja die grösstmöglichen Gegensätze – ausser man geht davon aus, dass der Dialog nur zwischen ähnlich gesinnten möglich ist. Und dann wären wir wieder beim kleinen philosophischen Zirkel wie er sich in der Akademie ausgebildet hat.

    Philosophie ist zuerst einmal eine Kultur des Fragens und Hinterfragens. Dabei will man zu den Wurzeln vordringen. Und das – zu den Wurzeln vordringen – kann fast in jedem Fachbereich und auch im Alltag sehr wichtig und wirksam sein. Albert Einstein etwa war auch ein Philosoph und bei seiner Suche nach den tiefsten Verbindungen der Konzepte, die in der Physik eine Rolle spielen, kam er zum Schluss, dass man Raum und Zeit einerseits und Materie und Energie andererseits zusammendenken muss. Allerdings war Einsteins Ansatz nicht in erster Linie dialogisch – ausser man zählt auch den Dialog mit sich selbst dazu.

    Von der neueren Philosophie könnte man wohl Jürgen Habermas „Diskursethik“ und seine „Theorie des kommunikativen Handelns“ zur dialogischen Philosophie rechnen. Das kommunikative Handeln kann sogar als Form der demokratischen Willensbildung interpretiert werden. Aber es funktioniert wohl tatsächlich nur, wenn die Teilnehmer des „kommunikativen Handelns“ guten Willens sind und sie gegenseitiges Verständnis einfordern. Leider bedeutet das wiederum, dass nur eine Untergruppe der Bevölkerung dazu bereit ist. Vor allem heute, wo viele den Dissens anstatt den Konsens suchen.

  6. @ Blume

    Die Westliche Philosophie fusst auf der Disjunktion=oder.
    Sie will das Ein oder Andere.
    Sie missachtet die Adjunktion=und.
    Das ist dialogisch…

  7. Warum all das? Fünfe gerade sein lassen in Exponentialfunktionen kann ins Auge gehen.

    [Wieder so ein langer Text mit teilweise unangemessener Sprache. Habe stattdessen lieber eine Felo.ai-Antwort auf den ziemlich witzigen Einführungssatz eingestellt. M.B.]

    Um zu verstehen, warum es keine gute Idee ist, bei Exponentialfunktionen “Fünfe gerade sein zu lassen”, ist es wichtig, die Eigenschaften und das Verhalten von Exponentialfunktionen zu betrachten.

    ## **Eigenschaften von Exponentialfunktionen**

    Exponentialfunktionen haben einige charakteristische Merkmale:

    – **Wachstumsverhalten**: Exponentialfunktionen wachsen (oder fallen) sehr schnell, abhängig von der Basis der Funktion. Wenn die Basis größer als eins ist, steigt die Funktion exponentiell an; ist sie zwischen null und eins, fällt sie exponentiell ab.

    – **Asymptoten**: Exponentialfunktionen haben eine horizontale Asymptote, die oft die x-Achse ist (y = 0). Dies bedeutet, dass die Funktion sich der x-Achse annähert, aber sie niemals erreicht.

    – **Parameter**: Die Parameter einer Exponentialfunktion beeinflussen den Verlauf des Graphen erheblich. Zum Beispiel verschieben Parameter die Funktion nach oben oder unten (d) oder verändern die Steilheit (b) des Graphen. Diese Parameter müssen genau betrachtet werden, um das Verhalten der Funktion korrekt zu verstehen und vorherzusagen[4][5].

    ## **Warum “Fünfe gerade sein lassen” problematisch ist**

    – **Genauigkeit ist entscheidend**: Bei der Arbeit mit Exponentialfunktionen ist Präzision unerlässlich. Eine ungenaue Handhabung der Parameter oder der Funktionswerte kann zu erheblichen Fehlern führen, insbesondere wenn es um Anwendungen in der Wissenschaft, Technik oder Wirtschaft geht.

    – **Veränderungen haben große Auswirkungen**: Kleine Änderungen in den Parametern oder den Eingabewerten können zu drastischen Veränderungen im Ergebnis führen. Daher ist es wichtig, die mathematischen Regeln und Eigenschaften genau zu befolgen, anstatt nachsichtig zu sein oder Ungenauigkeiten zuzulassen.

    – **Mathematische Integrität**: Das Ignorieren von Details oder das “Nachsichtig sein” kann zu Missverständnissen führen, die sich auf die gesamte Analyse auswirken. In der Mathematik, insbesondere bei Funktionen, ist es wichtig, die genauen Bedingungen und Eigenschaften zu berücksichtigen, um korrekte Ergebnisse zu erzielen.

    ## **Fazit**

    In der Mathematik, insbesondere bei der Arbeit mit Exponentialfunktionen, ist es entscheidend, präzise und genau zu arbeiten. Das Konzept, “Fünfe gerade sein zu lassen”, könnte zu Missverständnissen und Fehlern führen, die in der Analyse und Anwendung von Exponentialfunktionen gravierende Folgen haben können. Daher ist es ratsam, sich an die mathematischen Prinzipien zu halten und keine Kompromisse bei der Genauigkeit einzugehen.

    [1] https://quillbot.com/de/blog/redewendungen/fuenfe-gerade-sein-lassen/
    [2] https://www.studysmarter.de/schule/mathe/analysis/exponentialfunktion/
    [3] https://learnattack.de/mathematik/graphen-von-exponentialfunktionen
    [4] https://www.sofatutor.com/mathematik/videos/parameter-der-exponentialfunktion
    [5] https://www.studysmarter.de/schule/mathe/algebra/exponentialgleichungen-loesen/
    [6] https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/woher-kommt-fuenf-gerade-sein-lassen-104.html
    [7] https://www.sofatutor.com/mathematik/videos/exponentielles-wachstum-2
    [8] https://www.gutefrage.net/frage/exponentiakfunktion-definition
    [9] https://open.spotify.com/playlist/7IEN860XoVZif8KfbFEvNG
    [10] https://www.ebay.com/itm/356306119494
    [11] https://www.amazon.de/Schnelles-langsames-Denken-Zusammenfassung-Bestsellers/dp/2808022514
    [12] https://www.amazon.de/Schnelles-Denken-langsames-Daniel-Kahneman/dp/3886808866
    [13] https://www.news.uzh.ch/de/articles/2013/auf-keinen-fall-etwas-verlieren.html
    [14] https://www.coachingzentrum.ch/blog/artikel/schnelles-denken-langsames-denken-429/
    [15] https://www.audible.de/pd/Schnelles-Denken-langsames-Denken-Hoerbuch/B00AIMNQTM
    [16] https://dzhk.de/newsroom/aktuelles/news/artikel/schnelles-denken-langsames-denken-zwei-hilfreiche-erkenntnis-systeme-bei-der-mitarbeiterfuehrung
    [17] https://www.fina.ch/schnelles-denken-langsames-denken/
    [18] https://www.penguin.de/buecher/daniel-kahneman-schnelles-denken-langsames-denken/buch/9783886808861
    [19] https://gegneranalyse.de/bruno-quelennec-thymos-und-heroische-maennlichkeit-von-leo-strauss-bis-afd/
    [20] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/begriffsklaerung-thymos-oligarchische-timokratie-ki-digitale-thymokratie/
    [21] https://www.nzz.ch/gesellschaft/wir-muessen-wehrhafter-werden-ld.1802585
    [22] https://www.sueddeutsche.de/kultur/ein-aufsatz-die-unterversorgten-1.4477270
    [23] https://de.wikipedia.org/wiki/Thymos
    [24] https://taz.de/Teleologie-aus-dem-State-Department/!1661210/
    [25] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/nachahmung-via-medien-terror-durch-thymos-statt-durch-logos/
    [26] https://www.blaetter.de/ausgabe/2020/maerz/erinnerung-identitaet-emotionen-die-nation-neu-denken
    [27] https://www.academia.edu/50347640/Zorn_Wut_M%C3%A4nnlichkeit_Zum_Begriff_des_thymos_bei_den_Neurechten_und_zur_Dialektik_der_Grenze
    [28] https://de.linkedin.com/posts/nadine-de-genot-227b32239_thymos-booster-%C3%BCber-griechen-japaner-und-activity-7205440080109301760-X6S_
    [29] https://www.academia.edu/38281856/Thymos_von_Leo_Strauss_bis_zur_AfD_Zur_Ideengeschichte_eines_antiliberalen_und_antifeministischen_Motivs
    [30] https://www.amazon.de/Schnelles-Denken-langsames-Daniel-Kahneman/dp/3570552152

  8. @ Blume

    Ich wüsste auch nicht, wo wir Gegner wären? Ausser der inner-äusserlichen Kommunikation.

    Ich halte mich an Watzlawick und Fruedemann von Thun, wenn ich Sprache, also Ein-Ausdruck verwende.

    Unser, den Sie offensichtlich empfinden, Twist ist, dass ich Dialog auf Komplementarität, Ambivalenz und Antonymismen reduziere.
    Ja, das tue ich. Warum? Weil es so ist. Es ist Reaktanz.
    Auch Sie sind reaktant.

    Mein Interesse galt, was Funktion/Dysfunktion in Verhalten ausmacht. Es ist geklärt.

    Es war die Frage, ob mit oder gegen Natur?

    Da warte ich mal die nächste Umfrage ab…

    • @Mussi

      Sage ich doch: Wir sind keine Gegner. Sie brauchen mich nicht etwa als Dualist zu bezeichnen, um sich zu inszenieren. Dialog bringt alle viel weiter.

      Wobei ich nicht glaube, dass sich Dialog auf „Komplementarität, Ambivalenz und Antonymismen“ reduzieren ließe. Dialog bringt Emergenzen – also Neuartiges, Entdeckungen, Unerhörtes – hervor. Jede Person und damit auch jede Begegnung ist einmalig. Zeit emergiert, aber wiederholt sich nicht.

      Trotz meiner schon jugendlichen Star Wars-Begeisterung gibt es einen fiktiven Weisheitslehrer, den ich noch mehr schätze als Yoda.

      Meister Oogway aus Kung-Fu Panda! 🐼 😌

      https://m.youtube.com/watch?v=F9AU5oS97lg

      Ihnen von Herzen einen schönen Tag, @Mussi 🙏🎶🖖

  9. @ Blume

    Ich weiss auch nicht, warum ich mich an Ihnen profilisieren sollte?
    Das haben sowohl Sie, als auch ich nicht nötig.

    Es geht lediglich darum, was und wie ‘Dialog’ ist und verläuft.

    Sie sind halt an der Front! 🙂

    • @Mussi

      Das ist es, was ich auch Ihnen mit diesem Blogpost beharrlich und freundlich zu sagen versuche: Nicht nur ich bin „an der Front“, wir alle sind es. Denn das Ringen zwischen dem kindlichen Relativismus (neutral), dem jugendlichen, gruppendynamischen Dualismus (mit Potential zum Bösen) und dem weisheitlichen, dialogischen Monismus (gut) findet in uns allen statt. Und niemand von uns kann diesen Kampf alleine gewinnen. Weil wir Menschen sind.

      Nur schwache Identitäten brauchen daher dualistische Feindbilder, um ihre eigene Leere negativ zu füllen.

      Sie, @Mussi, brauchen das eigentlich nicht. Wir ringen nicht gegen-, sondern nebeneinander. Glaube ich.

    • Genau, @Mussi. Deshalb heißt es ja auch Di-alog, Zweigespräch. Nicht Monolog.

      Sowohl Sokrates wie Jesus kommen durch dialogische Begegnungen mit der Vielfalt vor allem der Menschen zu ihren Lehren. Sie waren, um es in heutiger Seminarsprache zu sagen, keine Platoniker und keine exklusiven Akademiker, sondern inklusive Dialogiker. Und damit zugleich Lehrende wie Lernende.

  10. Es ist wieder nicht leicht für mich, das alles zu verstehen.

    Interpretiere ich das richtig, dann sollten viel mehr Menschen philosophieren?

    Und Sie sind der Meinung, dass sich mehr Leute damit beschäftigen müssen? Ganz gleich, ob die sich dafür interessieren oder nicht?

    Am letzten Wochenende sprach ich mit meiner Tochter, und wir blickten auch zurück. Unter anderem auf den ehemaligen Freundeskreis meiner Kinder.

    Einer aus dem ehemaligen Freundeskreis hatte als Schüler das Ziel, Philosophie zu studieren. Leider scheiterte er im Abitur. Er begann dann eine Ausbildung. Nach und nach hat er sich verändert. Er ist klug und intelligent, passte sich aber dann rasch an die Kollegen in dem kleinen Betrieb und deren Themen an. Ich glaube, dass Menschen, die solche Bereiche wie die Philosophie nicht verstehen, andere Menschen für abgehoben halten.

    Ehemalige Kolleginnen von mir beschäftigen sich mit ihren Gärten, kümmern sich um die Enkel, kochen und backen gerne, machen Handarbeiten, lesen Romane, arbeiten im Verein mit usw. Warum sollte man auf diese Menschen Zwang ausüben, damit sie sich mit Philosophie beschäftigen?

    Vor 9 Jahren ist mein bester Freund gestorben. Er hatte Krebs und war zuletzt auf einer Palliativstation. Die dort ehrenamtlich tätigen Frauen, haben sich aufopferungsvoll um uns gekümmert. Sie taten dies auch aus ihrem tiefen Glauben heraus. Ob sie sich für Philosophie interessieren, weiß ich natürlich nicht. Aber sie leisten einen unschätzbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. Sie haben bis heute meinen Respekt und meine Hochachtung.

    Der Philosoph auf dem preußischen Königsthron, Friedrich der Große, meinte ja, “jeder solle nach seiner Fasson selig werden”.

    • Nachdem ich jetzt mehrfach gelesen habe, komme ich zu folgendem Schluss:

      Wir sollten uns mit dem beschäftigen, was unsere Zeit prägt, wie die Zukunft sein könnte und darüber dann mit anderen Menschen den Dialog suchen.

      Vieles von dem, was Sie schreiben, wird bei fast jeder Unterhaltung, die man führt, besprochen. Die Menschen reden nicht nur über das Wetter, sondern auch über das Klima. Zerstörte Wahlplakate als Basis für ein Gespräch über die Ursachen. Nie und nimmer würde ich eine solche Suche nach den Gründen (Thymotisierung) als philosophisch ansehen.

      Sie erwähnen “die Medien”. Lassen Sie mich hiervon den ÖRR herausgreifen, der in meinen Augen total versagt. Meiner Meinung nach auch deshalb, weil politische Akteure die Strippen ziehen. Es ist häufig die Rede vom Rechts-Drift der ARD. Die Über-Repräsentation von Politikern von BSW und AfD in Talkshows wird als gefährlich empfunden. Diese Einschätzung teile ich. Schon seit vielen Jahren schaue ich mir keine Talkshows mehr an. Ganz bewusst habe ich mich dagegen entschieden, stelle aber fest, dass ein großer Teil dessen, was sich auf den üblichen Plattformen der Social Media findet, in Zusammenhang mit den Talkshows steht. Wir müssen diese Formate im TV nicht anschauen, aber allzu viele tun es eben doch.

      Sie schreiben: “Ohne eigene Antworten auf solche Fragen sind wir Spielbälle derer, die uns manipulieren und zugleich verachten, weil wir es ihnen so einfach machen.” Darüber musste ich erst einmal nachdenken, ob und wie ich manipuliert werde. Manches läuft sicher sehr subtil ab. Ich versuche mich aber zu hinterfragen. Ich bin mir nur über eines sicher: Manipulation läuft hauptsächlich über die Gefühlsebene. Wer triggert mich wie? Sehe ich noch den Balken in meinem Auge oder nur den Splitter beim Gegenüber?

      Warum will ich mit manchen Menschen keinen Dialog führen? Das kann ich am konkreten Beispiel festmachen. Warum blockiere ich jemand auf Social Media? Warum gelingt es dieser Person, mich auf die Palme zu bringen? Warum ist ein Meinungsaustausch ohne sich gegenseitig auf den Schlips zu treten, nicht möglich?

      “Unsere Demokratie gilt ihnen als Wegwerfmodell”. Solche jungen Leute kenne ich nicht. Ganz im Gegenteil. Und es ist nicht zielführend, alle in einen Topf zu werfen.

      “Inszenierungen für Realität zu halten”. Auch da bleiben Fragezeichen, weil ich mir keinen Reim auf das Wort “Inszenierungen” machen kann. Wo ich jedoch zustimmen kann, ist das Gefühl von “Hass” (mir ist das etwas zu stark). Da gilt wieder, was ich zum Balken in meinem Auge geschrieben habe, s.o. Und ja, ich mache mir Gedanken, warum ich gegen jemanden eine so große Abneigung habe, obwohl ich die Person nicht persönlich kenne, sondern nur per Social Media.

      “Liebe zur Weisheit” – danke für die Übersetzung. Damit kann ich mehr anfangen als mit dem Begriff der Philosophie. Heute bin ich mehr zufällig über einen Artikel gestolpert, den ein Philosophie-Professor der Stuttgarter abk verfasst hat. Fast nichts davon habe ich verstanden.

      Gehört Jakob Böhme in den Bereich der christlichen Mystik? Auch Johann Michael Hahn würde ich dorthin einordnen.

      Familie, das sind für mich meine Kinder und ich. Auch wenn beide längst erwachsen sind.

      “Wenn wir also nicht bereit sind, nach dialogischem Monismus, nach Weisheit strebend, philo-sophisch über uns hinaus zu wachsen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass wir vieles, vielleicht alles verlieren.”

      Das ist schon wieder so hochgestochen akademisch, dass ich Schwierigkeiten hätte, damit ein Gespräch mit Menschen zu beginnen, die nicht Ihren Blog lesen.

      Momentan sind unsere Zukunftsaussichten nicht gerade rosig. Der Krieg, der uns möglicherweise bevorsteht, wird vermutlich nur wenige von uns verschonen.

      • Vielen lieben Dank, @Marie H. – auch diesen Druko nehme ich gerne konstruktiv und dialogisch auf.

        “Nachdem ich jetzt mehrfach gelesen habe, komme ich zu folgendem Schluss:

        Wir sollten uns mit dem beschäftigen, was unsere Zeit prägt, wie die Zukunft sein könnte und darüber dann mit anderen Menschen den Dialog suchen.”

        Danke. Ja. Ich kann nur zustimmen und für die präzise Formulierung danken!

        “Vieles von dem, was Sie schreiben, wird bei fast jeder Unterhaltung, die man führt, besprochen. Die Menschen reden nicht nur über das Wetter, sondern auch über das Klima. Zerstörte Wahlplakate als Basis für ein Gespräch über die Ursachen. Nie und nimmer würde ich eine solche Suche nach den Gründen (Thymotisierung) als philosophisch ansehen.”

        Doch das sind sie, meiner Meinung nach. Wenn Gespräche nach Wahrheit und Weisheit streben, dann sind sie philosophisch. So sah und tat es Sokrates und so versuche auch ich es auf diesem Blog zu halten. Zu den glücklichsten Erinnerungen meiner Kindheit gehören lebendige Diskussionen am Küchentisch, zu denen mein Vater als Zeitungsausträger frisch duftende Brötchen und Zeitungen mitbrachte. Wer meint, diese unsere Gespräche deswegen abtun zu können, weil niemand von uns an einer Universität studiert hatte, ist nach meiner Auffassung arrogant und im Irrtum. Wir haben nicht immer philosophiert, aber oft schon. Und ich wäre ohne diese “Schule” sicher auch nicht zum Dr. phil. geworden.

        “Sie erwähnen “die Medien”. Lassen Sie mich hiervon den ÖRR herausgreifen, der in meinen Augen total versagt. Meiner Meinung nach auch deshalb, weil politische Akteure die Strippen ziehen. Es ist häufig die Rede vom Rechts-Drift der ARD. Die Über-Repräsentation von Politikern von BSW und AfD in Talkshows wird als gefährlich empfunden. Diese Einschätzung teile ich. Schon seit vielen Jahren schaue ich mir keine Talkshows mehr an. Ganz bewusst habe ich mich dagegen entschieden, stelle aber fest, dass ein großer Teil dessen, was sich auf den üblichen Plattformen der Social Media findet, in Zusammenhang mit den Talkshows steht. Wir müssen diese Formate im TV nicht anschauen, aber allzu viele tun es eben doch.”

        Auch wenn ich aufgrund der Medienrevolution etwas mehr Verständnis für die Nöte und Zwänge der Redaktionen aufbringe, so teile ich doch Ihre Kritik insbesondere an Talkshows. Und vielleicht ist Ihnen auch aufgefallen, dass ich oft in Medien zu lesen, zu hören und auch zu sehen bin – aber fast nie in Talk-Shows. Ich schaue dieses Format nur sehr selten an, weil auch ich es oft als über-inszeniert und wenig dialogisch erlebe. Und wenn etwa die “Talker” Lanz und Precht wenige Tage nach dem Terror-Massaker der Hamas gefährliche und auch einfach falsche “Informationen” verbreiten, dann blogge ich auch dagegen mit einem Faktencheck an:

        https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/faktencheck-lanz-precht-110-ueber-israel-den-gazastreifen-und-orthodoxe-juden/

        “Sie schreiben: “Ohne eigene Antworten auf solche Fragen sind wir Spielbälle derer, die uns manipulieren und zugleich verachten, weil wir es ihnen so einfach machen.” Darüber musste ich erst einmal nachdenken, ob und wie ich manipuliert werde. Manches läuft sicher sehr subtil ab. Ich versuche mich aber zu hinterfragen. Ich bin mir nur über eines sicher: Manipulation läuft hauptsächlich über die Gefühlsebene. Wer triggert mich wie? Sehe ich noch den Balken in meinem Auge oder nur den Splitter beim Gegenüber?”

        Ganz genau, liebe @Marie H. Unsere Demokratie wäre lebendiger und unsere Welt ein besserer Ort, wenn sich mehr Menschen diese medienethischen Fragen stellen würden, wie Sie es auch hier tun. Das ist aus meiner Sicht Philosophie, Liebe zur Weisheit – auch, wenn diese schmerzt. Und wenn Ihnen dieser Begriff dafür noch immer als zu hoch gegriffen erscheint, dann biete ich den Begriff Medien- und Herzensbildung dafür an. Diese haben und leisten Sie, ohne Zweifel.

        “Warum will ich mit manchen Menschen keinen Dialog führen? Das kann ich am konkreten Beispiel festmachen. Warum blockiere ich jemand auf Social Media? Warum gelingt es dieser Person, mich auf die Palme zu bringen? Warum ist ein Meinungsaustausch ohne sich gegenseitig auf den Schlips zu treten, nicht möglich?”

        Das geht mir durchaus auch so – und wenn ich auch selten blockiere, so schalte ich doch häufiger stumm. Auch hier auf dem Blog musste ich immer wieder die Erfahrung machen, dass manche Leute um sich schlagen oder gezielt auch andersdenkende sowie bekanntere Persönlichkeiten “herausfordern”, um sich selbst zu profilieren. Ich musste auch als Blogger schmerzhaft lernen, mich gegen sog. Zeitvampirismus (im Englischen: Sealioning) zu schützen, mit dem freundlich-dialogische Menschen geradezu ausgesaugt werden.

        Also: Es ist Ihr gutes Recht, sich selber auszusuchen, mit wem Sie positive Dialog-Erfahrungen machen. Solange wir uns dabei nicht nur auf Gleichgesinnte beschränken, haben wir jedes Recht, über unsere Zeit und auch unsere emotionalen Grenzen zu bestimmen. Ich tue das auch, musste das sogar lernen.

        “Unsere Demokratie gilt ihnen als Wegwerfmodell”. Solche jungen Leute kenne ich nicht. Ganz im Gegenteil. Und es ist nicht zielführend, alle in einen Topf zu werfen.

        Ehrlich gesagt dachte ich dabei auch eher nicht an junge Leute und warf schon gar nicht alle (wen?) in einen Topf…

        “Inszenierungen für Realität zu halten”. Auch da bleiben Fragezeichen, weil ich mir keinen Reim auf das Wort “Inszenierungen” machen kann. Wo ich jedoch zustimmen kann, ist das Gefühl von “Hass” (mir ist das etwas zu stark). Da gilt wieder, was ich zum Balken in meinem Auge geschrieben habe, s.o. Und ja, ich mache mir Gedanken, warum ich gegen jemanden eine so große Abneigung habe, obwohl ich die Person nicht persönlich kenne, sondern nur per Social Media.

        Ja, in der Wissenschaft gibt es die Unterscheidung zwischen direkten, sozialen und medialen, parasozialen Beziehungen. In beiden Fällen werden Sympathien und Antipathien auftreten. Und es ist sicher gut, darüber hin und wieder nachzudenken.

        “Liebe zur Weisheit” – danke für die Übersetzung. Damit kann ich mehr anfangen als mit dem Begriff der Philosophie. Heute bin ich mehr zufällig über einen Artikel gestolpert, den ein Philosophie-Professor der Stuttgarter abk verfasst hat. Fast nichts davon habe ich verstanden.

        Danke, “Liebe zur Weisheit” ist dabei ja einfach die Übersetzung des griechischen Wortpaares. Und die Sophia, die Weisheit ist nicht zufällig weiblich und auch nicht zufällig ein beliebter Mädchen- und Frauenname. So schrieb auch etwa der norwegische Schriftsteller Jostein Gaarder das berühmte und weltweit erfolgreiche Buch “Sofies Welt. Roman über die Geschichte der Philosophie” (1991) ursprünglich für ältere Kinder. Es wurde dann aber auch ein großer Erfolg unter Erwachsenen. Ich mochte das Buch sehr und habe mich schon lange vor jedem Studium darüber gerne mit Gleichaltrigen ausgetauscht.

        Gehört Jakob Böhme in den Bereich der christlichen Mystik? Auch Johann Michael Hahn würde ich dorthin einordnen.

        Ja, Jakob Böhme wird gerne als Mystiker und als Theosoph bezeichnet. Seine Schriften haben jedoch ganz klar auch philosophischen Charakter – und sie hatten mehr Erfolg als praktisch alles, was Studierte zu seiner Zeit schrieben. Genau deswegen wurde er ja buchstäblich abgekanzelt und mit Schreibverboten belegt. Ich bin sehr froh, dass dieser Schuster nicht nur bei seinen Leisten blieb.

        Familie, das sind für mich meine Kinder und ich. Auch wenn beide längst erwachsen sind.

        Das ist schön und erlebe ich auch so.

        “Wenn wir also nicht bereit sind, nach dialogischem Monismus, nach Weisheit strebend, philo-sophisch über uns hinaus zu wachsen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass wir vieles, vielleicht alles verlieren.”

        Das ist schon wieder so hochgestochen akademisch, dass ich Schwierigkeiten hätte, damit ein Gespräch mit Menschen zu beginnen, die nicht Ihren Blog lesen.

        Ja, dieser Satz richtete sich ja auch an diejenigen, die diesen Blog lesen. In einem Podcast oder sogar Radio hätte ich so nicht gesprochen. Jedes Medium und jeder Ort hat seine Sprache. Und manchmal liege ich auch einfach mal darüber oder darunter, klar.

        Momentan sind unsere Zukunftsaussichten nicht gerade rosig. Der Krieg, der uns möglicherweise bevorsteht, wird vermutlich nur wenige von uns verschonen.

        Ja, auch in meinem Mitfeld machen sich fast alle Menschen große Sorgen. Sie spüren den Zeitenumbruch. Und den meisten von uns tut es gut, darüber mit anderen zu sprechen – vielleicht gar zu überlegen, was wir im Kleinen füreinander und miteinander tun können. Und wie sollte demokratische Politik ohne jede Liebe zur Weisheit jemals wieder erfolgreich sein?

        Ihnen Dank und von Herzen eine gute Nacht! 🙂

    • Vielen Dank, @Marie H. – Ihre auch kritischen Nachfragen bedeuten mir viel, sind ja gelebter Dialog!

      “Es ist wieder nicht leicht für mich, das alles zu verstehen.

      Interpretiere ich das richtig, dann sollten viel mehr Menschen philosophieren?

      Und Sie sind der Meinung, dass sich mehr Leute damit beschäftigen müssen? Ganz gleich, ob die sich dafür interessieren oder nicht?”

      Danke, ich sehe es wie mit dem demokratischen Wählen und in direkter Verbindung zu ihm: Zwang – und etwa eine Wahlpflicht wie im heutigen Griechenland – lehne ich ab. Aber, ja, ich wünsche mir, dass möglichst viele Wahlberechtigte sich informieren und an demokratischen Wahlen teilnehmen. Bei jeder Wahl schaue ich auch auf die Wahlbeteiligung. Weil eine Demokratie als “Regierung des Volkes” nur dann lebendig bleiben kann, wenn sich das Volk das Regieren auch zutraut. Und zu jedem guten Regieren gehört das Philosophieren – so, wie Sie es ja auch hier auf dem Blog tun.

      “Am letzten Wochenende sprach ich mit meiner Tochter, und wir blickten auch zurück. Unter anderem auf den ehemaligen Freundeskreis meiner Kinder.

      Einer aus dem ehemaligen Freundeskreis hatte als Schüler das Ziel, Philosophie zu studieren. Leider scheiterte er im Abitur. Er begann dann eine Ausbildung. Nach und nach hat er sich verändert. Er ist klug und intelligent, passte sich aber dann rasch an die Kollegen in dem kleinen Betrieb und deren Themen an. Ich glaube, dass Menschen, die solche Bereiche wie die Philosophie nicht verstehen, andere Menschen für abgehoben halten.”

      Ja, diese Beobachtung und auch den damit verbundenen Schmerz teile ich. Ich verstehe den jungen Mann, der gerne Philosophie studieren wollte – und diejenigen, die Berufsphilosophie für abgehoben und unnütz halten. Auch Sokrates hatte keine Akademie besucht und nahm für sein dialogisches Philosophieren kein Geld – was einer der Gründe für den Neid und die Intrigen der Sophisten war. Sogar der große Komödiant Aristophanes ließ den Begründer der dialogischen, nicht-akademischen Philosophie schon im Stück “Die Wolken” verspotten!

      „Du aber, du Priester des kniffligen Worts, verkünde uns jetzt dein Begehren!
      Denn keinem sonst willfahrn wir so gern von allen Erhabenheitsschwätzern
      Wie dem Prodikos: ihm seiner Weisheit zu lieb, seiner Einsicht; und außer ihm dir noch,
      Weil du stolz in den Gassen herumflanierst und die Augen rundum lässest schweifen,
      Stets barfuß und ohne Empfindlichkeit und im Glauben an uns voller Dünkel.“

      Ich bin sicher, dass es auch Menschen gibt, die nicht verstehen, dass wir uns auf dem Blog austauschen. Und doch bin ich sehr froh, dass es Menschen wie Sokrates gab und Menschen wie Sie gibt. Ich glaube, dass Philosophie als Liebe zur Weisheit eine der sinnvollsten Tätigkeiten überhaupt ist, die nicht an einen Studienabschluss geknüpft werden darf. Ich möchte niemanden dazu zwingen, aber Interessierte gerne weiterhin dazu einladen, dafür gewinnen.

      “Ehemalige Kolleginnen von mir beschäftigen sich mit ihren Gärten, kümmern sich um die Enkel, kochen und backen gerne, machen Handarbeiten, lesen Romane, arbeiten im Verein mit usw. Warum sollte man auf diese Menschen Zwang ausüben, damit sie sich mit Philosophie beschäftigen?”

      Einen Zwang würde ich nicht ausüben wollen – aber sie gerne ermutigen, auch im Interesse ihrer Gärten und Enkel ihre zentralen Freiheitsrechte auszuüben: An Wahlen teilzunehmen, sich zu informieren und dialogisch zu philosophieren. Niemand und schon gar keine erwachsene Frau sollte sich einreden lassen, sie habe kein Recht oder keine Befähigung dazu. Meine ich.

      “Vor 9 Jahren ist mein bester Freund gestorben. Er hatte Krebs und war zuletzt auf einer Palliativstation. Die dort ehrenamtlich tätigen Frauen, haben sich aufopferungsvoll um uns gekümmert. Sie taten dies auch aus ihrem tiefen Glauben heraus. Ob sie sich für Philosophie interessieren, weiß ich natürlich nicht. Aber sie leisten einen unschätzbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. Sie haben bis heute meinen Respekt und meine Hochachtung.”

      Da bin ich ganz bei Ihnen! Ein Buch, das mich auch philosophisch berührt und bewegt hat wie kaum ein anderes war “5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen” (2013) der Krankenschwester und Sterbebegleiterin Bronnie Ware. Ich habe dabei geweint und frage mich seitdem auch immer wieder selbst, ob das was ich tue, auch dann noch bestehen würde, wenn ich den Rückblick eines Sterbenden einnehmen würde. Gerade die Arbeit von Menschen im Bereich der Palliativstationen empfinde ich als unglaublich philo-sophisch im besten Sinne. Die ganze Gesellschaft könnte und sollte von ihnen lernen.

      “Der Philosoph auf dem preußischen Königsthron, Friedrich der Große, meinte ja, “jeder solle nach seiner Fasson selig werden”.”

      Oh ja, ich schätze gerade auch diesen Preußenkönig sehr und habe schon als Jugendlicher eine erste Biografie über ihn verschlungen. Und doch begrüße ich unsere Freiheit, uns zu fragen, wie sein Jeder-nach-seiner-Fasson-selig-werden-Ausspruch etwa zu den zahlreichen Angriffskriegen passt, in denen er Abertausende oft gegen ihren Willen in die Schlachten und nicht selten in den Tod schickte. Ein Phänomen, das mich sehr für die Regierungsform der Demokratie einnimmt, ist der sog. “demokratische Frieden”: Solange Völker ihre Regierungen frei wählen können, führen sie fast nie gegeneinander Krieg.

      Ihnen noch einmal herzlichen Dank für die spannenden Drukos und unsere, ja, philosophischen Dialoge!

      • Danke für die Erklärungen zu meinen beiden Drukos! Jetzt verstehe ich manches besser.

        Das Philosophieren am Frühstückstisch finde ich sehr berührend. Ähnliches war mir leider nicht vergönnt. Mit meinen Kindern habe ich häufiger mal diskutiert. Die beiden haben mir da etwas voraus.

        Mir scheint es wichtig zu sein, dass im Geschichtsunterricht das Thema “Geschichte der Demokratie in Deutschland (und Europa) genügend behandelt wird. Diskussionen – auch philosophische – können noch intensiver geführt werden. Das passt zu Ihrem Satz “wenn sich das Volk das Regieren auch zutraut”.

        Friedrich der Große war ein Kind seiner Zeit, in der sich der Rang eines Monarchen in der Größe des von ihm beherrschten Territoriums widerspiegelte. Katharina die Große korrespondierte auch mit Philosophen und führte ebenfalls Krieg.

        “5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen”. Das Buch kenne ich nicht. Aber danke für den Hinweis.

        Prof. Feige schreibt auch über KI, mW erschien 2024 ein Buch von ihm über KI in der Musik.

        • Vielen herzlichen Dank, @Marie H. 🙏 – unsere Dialoge auch über zwischenmenschliche und mediale Erfahrungen bedeuten mir viel.

          Heute morgen habe ich den Blogpost zu den KI-Politikrichtungen (KI-Textgeneratoren links, KI-Bildgeneratoren rechts) zum Mastodon – Tässle Kaffee ☕️ – gepostet:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ki-klischees-und-vertrauen-grafiken-rechts-texte-links/

          Und fand danach in der Stuttgarter Zeitung von heute auf S. 4 faszinierende Zahlen zu Wahlaussagen der Bundestags-Erstwählenden von 18 bis 21:

          Nach der neuen Jugendtrend-Studie um Simon Schnetzer folgt bei diesen Die Linke mit 19 Prozent gleich hinter der AfD mit 20 %. Grüne (14%), CDU/CSU (12%) und SPD (11%) liegen dahinter.

          Co-Autor Kilian Hampel wurde mit der Aussage zitiert: „Bei den Erstwählenden liegen mit der AfD und der Linken zwei Parteien ganz vorne, die einen besonders starken Fokus auf einen digitalen Wahlkampf in den sozialen Medien gelegt haben.“

          Folgt auf die Generation Tiktok nun die Generation KI? 🤔🤖🇩🇪🇪🇺

          Klar sehe ich bei diesem Ergebnis erst einmal die Auswirkungen des m.E. unprofessionell polarisierten Bundestages. Und auch die Tiktok-Neurohacker dürften jedes Interesse daran haben, die Mitte unseres Parlamentes lahmzulegen. Doch darüber hinaus beobachte ich sowohl bei meinen Kindern, meinen Studierenden wie auch bei mir selbst eine schnell zunehmende Bedeutung von KI-Dialogen.

          Gerade auch im wachsenden Widerstand gegen die digitale Thymotisierung durch antisoziale Konzern-Medien prognostiziere ich für die nächsten Jahre international eine überraschende, KI-verstärkte, linke Welle.

  11. Guten Morgen, @Michael Blume,

    Das ist ein sehr ermutigender Text, und ich teile die Auffassung, dass wir viel häufiger in einen echten Dialog treten sollten – idealerweise mit Offenheit und Herzensbildung.

    Zu folgender Anmerkung möchte ich kurz etwas sagen:

    „“Die Medien” werden sich nicht verbessern, bevor wir selbst es tun.“

    Ich möchte kein pauschales Medien-Bashing betreiben, aber in der Vergangenheit wurden auch in den öffentlich-rechtlichen Sendern Fehler gemacht – unter anderem, indem extremen Positionen mitunter zu unkritisch eine Bühne geboten wurde.

    Gleichzeitig gab es in letzter Zeit einige positive Beispiele, in denen Bürger genau das getan haben, was eigentlich Aufgabe des Journalismus sein sollte: hartnäckig nachzufragen, kritisch zu hinterfragen und keine ausweichenden Antworten hinzunehmen. Besonders in Sendungen wie Klartext wurde das sichtbar – etwa als ein Pflegeheimleiter Alice Weidel sehr deutlich die Grenzen aufgezeigt hat. Eine derart pointierte und scharfsinnige Konfrontation sieht man in Interviews sonst eher selten.

    • Vielen Dank, lieber @Peter Gutsche – und ich möchte Dir nicht nur abstrakt Recht geben, sondern auch ein wenig aus dem sogenannten Nähkästchen plaudern:

      Solange Zeitungen, Radio und Fernsehen die begrenzten und knappen Kanäle waren, über die Politikerinnen und Politiker die Öffentlichkeit erreichen konnten, galten Journalistinnen und Journalisten als überaus mächtig, als “vierte Macht” im Staat. Wenn sich zum Beispiel ein Spitzenpolitiker wie Helmut Kohl (1930 – 2017) einem Magazin wie dem SPIEGEL verweigerte, so wurde dies breit und eher kritisch diskutiert.

      Das hat sich durch die Digitalisierung komplett geändert. Jede Politikerin, jeder Politiker kann heute über eigene Kanäle senden. Umgekehrt hat sich die Zahl der Medienanbieter und entsprechenden Anfragen enorm erweitert. Journalistinnen und Journalisten stehen heute unter einem erhöhten Druck, schnell und kostengünstig interessante Stimmen und Gesichter für ihre Sendungen zu bekommen. Und sie stehen in Konkurrenz etwa zu Podcasterinnen und Podcastern, die eine wachsende und im letzten US-Präsidentschaftswahlkampf bereits entscheidende Rolle spielten. Entsprechend stark ist die Versuchung gerade auch für hauptberufliche Medienschaffende, niemanden Bekanntes zu verärgern. Das kann dann auch manchmal devot und unkritisch wirken.

      Deswegen stimme ich Deiner Beobachtung zu, dass die Fragen aus dem Publikum oft sehr viel präziser und pointierter ausgefallen sind als jene professioneller Journalistinnen und Journalisten. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass öffentliche Befragungen der digitalen Zeit eher angemessen sind als implizite Absprachen zwischen Politik- und Medienprofis. Das würde auch dem sog. Agendasetting, also der Diskursverschiebung weg von Themen wie Mieten, Renten, Demografie und Klimakrise entgegenwirken, die die meisten Menschen viel mehr beschäftigen als Berliner Lobbyisten das für erwünscht halten.

  12. Michael Blume schrieb (17. Feb. 2025):
    > […] Warum wechseln so wenige kluge

    … studierte ? … philosophische ? … GEZ-beitragende ? …

    > Leute ins Konzern-freie Fediversum? […]

    Wäre es denn klug, zu versuchen, sich dort (FediScience Blogs) reinzudrängeln (falls ‘n Haufen zwei Jahrzehnte alte kollaborative PRD-Artikel dazu überhaupt noch taugen),
    um (womöglich) in öffentlicher Darstellung »Inhalte selber wählen« und dabei »den eigenen Stil« sowie »freundliches Miteinander zu pflegen«,
    wenn die meisten klugen Zeitgenossen dort doch von vornherein ausgeschlossen sind,
    und sogar die meisten von denen, die zugelassen wären, schon lange zögern und zaudern ??

    Konzern-frei mag die Sache ja sein …

    … (und vielleicht spendiert @christianp ja eines schönen Tages neben (immerhin) \(\LaTeX\) und (immerhin mittlerweile) 1729 == 10^3 + 9^3 == 12^3 + 1^3 Zeichen per Toot auch noch “Glitch” — oder was auch immer dem Fediversum zu strukturierten Links verhelfen würde) …

    … aber auch im Fediversum (wie u.a. schon aus SciLogs leidlich bekannt) wird ja ggf. mit fettem Hausrecht das “du hier nicht!” plakatiert, ohne dass wenigstens im Kleingedruckten auf ein konkretes “wo denn sonst?” verwiesen würde.

    • Lieber @Frank Wappler,

      für das Fediversum gilt der gleiche Grundsatz wie für die klassische Speakers Corner in London: Sie dürfen fast alles sagen, haben aber keinen Anspruch darauf, dass Ihnen jemand seinen eigenen Platz zur Verfügung stellt oder zuhört. Auch ich kann zwar hier dialogisch bloggen und geduldig Fragen beantworten, habe aber kein Anrecht darauf, gelesen zu werden.

      Weil sich Elisabeth Krüger als ehemalige Lehrerin und Medienbilderin sowie Dr. Peter Gutsche als Physiker um Verständlichkeit bemühen und sich nicht nur selbst inszenieren, habe ich diesen beiden gerne Gastblogposts angeboten. Bei Ihnen würde ich davon derzeit absehen, weil Sie aus meiner Sicht autoritär und nahezu unverständlich formulieren. Der interdisziplinäre Dialog auch im Fediversum gelingt nicht durch große Egos, sondern durch kleine Schritte. Es steht Ihnen frei, einen eigenen Blog eröffnen und zu versuchen, Lesende und Kommentierende dafür zu gewinnen. Aber rückhaltlose Bewunderung oder auch nur breiteres Interesse für unverständliche Texte sind im Dialog eher nicht zu erwarten.

      Ihnen einen schönen Abend!

      • Michael Blume schrieb (18.02.2025, 20:01 Uhr):
        > für das Fediversum gilt der gleiche Grundsatz wie für die klassische Speakers Corner in London:

        Eine enttäuschende und etwas beunruhigende Einschätzung.
        (Die Art von Dialog, die an der klassischen Speaker’s Corner in London gezüchtet wurde, und dort, oder woanders unter vergleichbaren Umständen, wohl weiter gepflegt wird, heißt bekanntlich: “heckling”.)

        > […] Es steht Ihnen frei, einen eigenen Blog eröffnen und […]

        Dass derlei (“wohlfeile”) Empfehlungen als Abfuhr und Entrechtung im Sinne Bakunins verstanden werden (können), mag (im Zusammenhang mit “Anarchismus”) ebenfalls beunruhigen.

        p.s.
        > […] keinen Anspruch darauf, dass […] jemand […] zuhört.
        > […] kein Anrecht darauf, gelesen zu werden.

        Der Bedarf an “Künstlicher Intelligenz” ist (nicht zuletzt bei Mäeutik-Schwächen der in günstigen Fällen immerhin zwischen gesunden Hörorganen vorhandenen Wetware) zweifellos gewaltig.

        Dass davon Ausprägungen gezüchtet werden, die sorgfältig und kritisch rezensieren (können) und die ggf. nachfragen (würden), die ihre Befunde insbesondere auch untereinander mitteilen (können), und die uns (bzw. den entsprechend Bedürftigen) recht bald zur individuellen Erziehung und Beratung zur Verfügung gestellt sind (finanziert insbesondere durch unseren Beitrag für öffentlich-kommunikative Teilhabe) … dürfen wir wohl hoffen.

        • Klar dürfen Sie hoffen, @Frank Wappler. Ich darf ja auch für Sie hoffen, dass Sie öfter mal verständlich zu lesende und also dialogische Drukos hinbekommen. 😌💁‍♂️🤖✅

          Ihnen einen schönen Tag!

  13. Michael Blume schrieb (17. Februar 2025 um 21:01 Uhr):
    > […] Felo.ai […] **2. Experimentelle Validierung**: […]
    > Dialog zwischen Theorie und Experiment, da neue Daten die theoretischen Annahmen herausfordern und zur Weiterentwicklung der Theorien führen können

    Der experimentell relevante Inhalt von Theorien sind nicht Annahmen (über Messwerte), sondern Festsetzungen zur Definition von Messgrößen; also welche Daten als auswertbar gelten, und wie solche experimentell zu sammeln und durch Anwendung eines festgesetzten Operators auszuwerten sind.

    Die Weiterentwicklung von Theorien besteht im Erfinden zusätzlicher Messgrößen (oft um schon reichlich vorhandene Daten “auch noch auf neue Weise auszuwerten”), und im Weglassen unergiebiger Messgrößen (oft weil gar keine entsprechend auswertbaren Daten gegeben sind).

    Bestimmte Annahmen und Vorhersagen (über bestimmte Messwerte, die noch nicht ermittelt wurden; insbesondere weil die Daten “des nächsten Versuchs”, aus denen die betreffenden Messwerte ggf. zu ermitteln wären, noch gar nicht gesammelt wurden) sind dagegen Gegenstand von Modellen; insbesondere jeweils vom “Standard-Modell” eines bestimmten Wissenschafts-Zweiges.

    Die Weiterentwicklung von Modellen (und insbesondere des jeweiligen Standard-Modells) besteht im Verwerfen von Modellen bzw. Modell-Teilen, deren Annahmen und Vorhersagen von inzwischen ermittelten Messwerten widersprochen (oder zumindest herausgefordert) werden; und im Ausarbeiten weiterer Vorhersagen der Modelle, die noch nicht verworfen wurden.

    > […] das Michelson-Morley-Experiment, das die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit bestätigte

    Das Michelson-Morley-Experiment testete doch (“nur”) ob, und bestätigte doch (“nur”) dass, bestimmte Interferometer-Arme (bzw. in moderneren Implementierungen: bestimmte “Resonatoren”) im Verlauf der Versuche gleiche Längen gehabt und behalten hatten (anstatt: nicht).

    Die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit (“im Vakuum”; d.h. der Signalfront-Geschwindigkeit) ist schon von vornherein zwangsläufig und beweisbar (als Theorem der Relativitätstheorie; insbesondere aus deren Festsetzung, wie “Länge” definiert und zu messen ist).

  14. Nicht alleine um der Demokratie willen, und ohne deren Wert damit abstreiten zu wollen, ist die Bereitschaft zum Meinungsaustausch unerlässlich:

    Wer die eigenen Auffassungen nicht bereit ist im Dialog zu prüfen, versäumt am Ende eine wesentliche Möglichkeit zur Überwindung von Irrtümern, und handelt folglich im Ergebnis unnötig gegen den eigenen Willen, weil ausgehend von fehlerhaften Annahmen (verbleibt zugleich mit Kant im Zustand selbstverschuldeter Unmündigkeit).

    Ganz grundsätzlich sollte das niemand wollen, und allein bereits deswegen den Dialog schätzen.

    • Vielen herzlichen Dank, @Thorsten Boiger – und volle Zustimmung!

      In einem KIT-Seminar von 2021 hatte ich sogar die These vertreten, wir lebten spätestens mit der Digitalisierung in einem “Zeitalter der Falsifikation” in der jede öffentliche Äußerung der Kritik und auch Überprüfung ausgesetzt werde.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/karl-popper-2021-fuehrt-die-digitalisierung-in-ein-zeitalter-der-falsifikation/

      So kann ich viele der geliebten Bücher meiner Studienzeit heute nicht mehr verwenden, weil sich in den letzten Jahrzehnten so viele neue Erkenntnisse ergeben haben, dass viele damals geltenden Aussagen heute als überholt gelten. Oder, ganz konkret: In mehreren Vorträgen und Blogposts auch der letzten Monate habe ich darauf verwiesen, dass wir die ältesten Alphabet-Funde der Menschheit im 18. Jahrhundert vor Christus auf dem Sinai kennen.

      Doch nun findet sich in der aktuellen Spektrum der Wissenschaft 03.25 auf den Seiten 29 und 30 ein faszinierender Artikel von Stephanie Pappas mit dem Titel: “Ist das Alphabet älter als gedacht?” Darin wird mit Text und Foto (!) der Fund eines beschrifteten Tonzylinders durch den Archäologen Glenn Schwartz et al. in Tell Umm el-Marra, heutiges Syrien. Und wenn die Debatte auch noch nicht abgeschlossen ist, so stimme ich doch der sehr geschätzten Professorin für frühe Sprachen (und Schriften!) von der Universität Bologna, Silvia Ferrara zu, die mit der Aussage zitiert wird: “Es ist ein Alphabet, es ist recht eindeutig.”

      Wahr ist, dass jede neue Erkenntnis – auch bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, ja, auch bei mir – erst einmal auf Vorbehalte und Reaktanz stößt, weil sie bisherige Annahmen und auch Arbeiten herausfordert, mitunter widerlegt. Aber ich gebe Ihnen Recht – wer nicht bereit ist, auch die eigenen Überzeugungen immer und immer wieder der dialogischen Überprüfung zu stellen, wird sich nicht weiterentwickeln und sich von der Welt zunehmend bedroht fühlen. Aus meiner Sicht hat Dialog daher immer auch eine psychologische, emotionale, mitunter auch spirituelle Komponente – wir riskieren einen kleinen Teil unserer Identität, indem wir uns für die Wahrheit öffnen, die immer größer ist als wir. Zeit emergiert, aber sie wiederholt sich nicht. Wir können also gemeinsam immer mehr entdecken, wenn wir bereit sind, uns verunsichern zu lassen. Das ist der Weg.

  15. @Michael 18.02. 08:13

    „Sowohl Sokrates wie Jesus kommen durch dialogische Begegnungen mit der Vielfalt vor allem der Menschen zu ihren Lehren.“

    Offenbar zeichneten sich beide über eine außergewöhnliche Integrationsleistung aus. Das kann jetzt nicht jeder, deswegen waren beide auch seltene Phänomene?

    Unsereins kann aber allemal wenigstens mitdenken, was so im aktuellen Diskurs so umgeht.

    Wie komplex das werden kann, was ein konkreter Mensch noch versteht, das ist allerdings offenbar unterschiedlich. Und wie viel Zeit man wiederum hat, um hier Integrationsleistung zu leisten, das ist auch ein entscheidender Faktor.

    Gut, wenn man komplizierte Dinge sehr schön einfach aufarbeiten kann? Das kommt der Diskussion doch auf allen Ebenen zugute.

    Eine persönliche ehrliche Ergebnisoffenheit ist dabei vielleicht riskant, aber doch grundlegend? Nur so kommt die ganze Diskussion zu Wort. Irgendwie ist das ein Muss. Hat man das dann geschafft, kommt dann auch Neuland in Sicht.

    So sind dann echt neue Gedanken möglich. Was dann wiederum sehr interessant wie auch attraktiv werden kann. Wenn die KI und ihre Nutzer hier immer mehr mitspielen, umso besser. Hier entwickeln sich doch ganz neue Dialogmöglichkeiten, die via LLM-Zusammenfassung viel schneller zu den interessanten Argumenten führen können.

    Ich kann mir sogar vorstellen, dass noch weiter entwickelte KI einen eigenen Einstieg in wirklich weiterführende Integrationsleistungen finden kann. Im Dialog mit den Nutzern geht das doch jetzt schon.

    Der Überblick über den gesamten Diskurs eröffnet uns dann vielleicht ganz neue Welten?

    Entsprechend wichtig kann es werden, dass wir wirklich freie KI haben, die komplett transparent und in Open-Source geschrieben ist, und die auf EU-finanzierten eigenen Rechenzentren laufen kann.

    • Vielen Dank, lieber @Tobias 🙏

      Es fasziniert mich doch sehr, dass ich in diesem Blogpost eigentlich bewusst über Philosophie geschrieben habe, die Diskussion sowohl hier auf dem Blog wie auch auf Mastodon aber schnell auch Rabbi Jehoschua, griechisch Jesus, arabisch Isa einbezog.

      Und ich meine, zu Recht, denn der dialogische Ansatz sowohl von Sokrates wie von Jesus liegen wirklich nah beieinander. Keiner von beiden hatte akademisch studiert und keiner von beiden war sich zu schade, sich befragen zu lassen und dabei nicht nur zu lehren, sondern auch zu lernen.

      Dem auf Mastodon und hier aktiven @HG Unckell verdanke ich so auch den Hinweis auf einen bemerkenswerten SWR-Morgengedanken von Pfarrerin bzw. Superintendentin Dorothea Lorenz, Stuttgart. Sie legt überzeugend eine wirklich verstörende Bibelstelle aus, in der Jesus – nachdem er gerade noch Pharisäer und Schriftgelehrte moralisch belehrt hatte – selbst an seine Grenzen stößt und zunächst unsympathisch und verächtlich wirkt. Markus 7, 24 – 30:

      24 Und er stand auf und ging von dort in das Gebiet von Tyrus. Und er ging in ein Haus und wollte es niemanden wissen lassen und konnte doch nicht verborgen bleiben; 
      25 sondern alsbald hörte eine Frau von ihm, deren Töchterlein einen unreinen Geist hatte. Und sie kam und fiel nieder zu seinen Füßen – 
      26 die Frau war aber eine Griechin aus Syrophönizien – und bat ihn, dass er den Dämon aus ihrer Tochter austreibe. 
      27 Jesus aber sprach zu ihr: Lass zuvor die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brot nehme und werfe es vor die Hunde. 
      28 Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Meister, aber doch essen die Hunde unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder. 
      29 Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen geh hin, der Dämon ist aus deiner Tochter ausgefahren. 
      30 Und sie ging hin in ihr Haus und fand das Kind auf dem Bett liegen, und der Dämon war ausgefahren.

      Superintendentin Lorenz meinte hierzu m.E. überzeugend, dass sich hier der Mensch Jesus durch den Dialog zum Besseren bewegen und verwandeln ließ:

      “Die Begegnung hat Jesus verändert. Gekommen war er mit dem Entschluss: „Ich kümmere mich nur um meine eigenen Leute“. Die Leute aus diesem Land beuten uns aus. Sie machen einen Reibach mit unserem Getreide. Warum soll ich auch nur den Finger für sie krumm machen.

      Aber diese fremde Frau ist mutig. Sie lässt nicht locker, selbst als Jesus sie übel beleidigt und sie mit Hunden vergleicht.

      Und ihre Haltung verändert Jesus. Sie knackt seinen Panzer und er findet wieder zu seinen göttlichen heilenden Kräften.

      Durch die Begegnung ist sein Herz weicher geworden und sein Horizont weiter. Was für ein Segen, wenn Menschen einander zuhören. Wie gut, wenn Menschen nicht nur übereinander sprechen, sondern miteinander; wenn Vertrauen entsteht und Leute ihre Deckung fallen lassen.

      Wie gut, dass die Frau drangeblieben ist. Wie gut, dass Jesus sie nicht unterbrochen und sie nicht weggeschickt hat. Er hat sich von ihr in Frage stellen lassen. Das braucht es, damit Gesellschaften nicht auseinanderdriften. Wir brauchen keine Ewiggestrigen, für die Vielfalt ein Graus ist, sondern Menschen, die sich auf echte Begegnungen einlassen und dazulernen.”

      Zur Originalquelle mit Text und Ton:

      https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=41560

      Diese Auslegung trifft m.E. den Kern des dialogischen Gedankens. Wenn sogar Jesus bereit war, nicht nur zu (be-)lehren, sondern sich auch selbst im Dialog in Frage stellen und erweitern zu lassen, wenn dieses doch auch etwas peinliche Ereignis dennoch über Jahrzehnte tradiert und schließlich verschriftet wurde – dann kann ich mir kaum einen stärkeren Beleg dafür vorstellen, dass wahres Christentum mit dialogischem Monismus korrespondiert. Wenn sich Männer zu erhaben wähnen, sich von Frauen und Fremden etwas fragen und sagen zu lassen, dann können sie sich weder auf Sokrates noch auf Jesus berufen. Glaube ich.

  16. Guten Abend, allerseits.

    Ich habe mir folgende Frage gestellt: Gibt es in unserem gesellschaftlichen Wertesystem überhaupt einen angemessenen ‚Ort‘ für die Praxis der Dialog-Philosophie (die unabhängig von akademischen Laufbahnen ist)?

    Um mich der Frage zu nähern: Haben wir einen positiv besetzten Begriff für das, worüber wir hier sprechen? ‚Herzensbildung‘ wird meist respektvoll verwendet und ist durchaus positiv konnotiert. Aber Begriffe wie ‚Lebensphilosoph‘ wirken oft weniger ernsthaft – man verbindet sie eher mit jemandem, der als etwas schräg oder weltfremd gilt.

    Letztlich stehe ich noch ratlos vor der Frage: Welchen Stellenwert hat dialogisches Philosophieren und die Liebe zur Weisheit in unserem gesellschaftlichen Wertesystem? Vielleicht hilft der Austausch darüber, besser zu verstehen, warum aktuell oft gerade ethisch fragwürdige Persönlichkeiten am erfolgreichsten sind und die meiste Macht erhalten.

    Zur Strukturierung habe ich mal wieder Perplexity befragt:

    Haben wir einen positiv konnotierten Begriff von der Eigenschaft, Philosoph im Leben zu sein (unabhängig von akademischer Laufbahn)? Es gibt Eigenschaften, die ohne Frage positiv konnotiert sind. So wird über einen guten Chirurg mit Bewunderung gesprochen (“was für ein Profi!”).. Aber andererseits sehe ich diese fraglos positive Prägung bei einem Begriff wie “Lebensphilosoph” nicht unbedingt. Denn das ist in der Wahrnehmung vieler doch eher jemand, den man dann doch nicht so ganz ernst nimmt, oder jemand, der eher etwas schräg oder weltfremd ist.

    Antwort:
    Sie haben Recht mit Ihrer Beobachtung, dass es in unserer Gesellschaft keine eindeutig positiv konnotierte Bezeichnung für jemanden gibt, der im Alltag philosophisch lebt, vergleichbar mit der Anerkennung für einen “Profi” in anderen Bereichen.

    Der Begriff “Lebensphilosoph” ist tatsächlich ambivalent besetzt. Einerseits kann er Respekt für tiefgründiges Denken ausdrücken, andererseits wird er oft mit Weltfremdheit oder mangelndem Realitätssinn assoziiert15.
    Es gibt jedoch einige Begriffe, die philosophische Lebensweisen positiver beschreiben:
    1. “Weise”: Dieser Begriff wird oft mit Respekt und der Vorstellung von Lebenserfahrung und tiefem Verständnis verbunden.
    2. “Denker”: Beschreibt jemanden, der reflektiert und tiefgründig über das Leben nachdenkt, ohne zwangsläufig als weltfremd zu gelten.
    3. “Herzensgebildet”: Dieser Begriff betont emotionale Intelligenz und ethisches Verhalten, was oft als positiv wahrgenommen wird.

    Die Schwierigkeit, einen durchweg positiv besetzten Begriff zu finden, spiegelt eine gesellschaftliche Tendenz wider, praktische, messbare Fähigkeiten höher zu bewerten als abstrakte oder philosophische Denkweisen2. In einer leistungsorientierten Gesellschaft werden Begriffe wie “Profi” oder “Experte” oft direkter mit Erfolg und Kompetenz assoziiert.

    Interessanterweise gibt es in der antiken Philosophie den Begriff “Eudaimonie”, der ein gelungenes, tugendhaftes Leben beschreibt3. Dieser Begriff könnte als Inspiration dienen, um eine positivere Wahrnehmung philosophischer Lebensweisen zu fördern.

    Um die Wahrnehmung zu verbessern, könnte es hilfreich sein, die praktischen Vorteile einer philosophischen Lebensweise stärker zu betonen. Wilhelm Schmid argumentiert beispielsweise, dass Lebenskunst eine bewusste Lebensführung bedeutet, die zu einem erfüllteren Leben führen kann4.

    Citations:
    1. https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensphilosophie
    2. https://de.wikipedia.org/wiki/Sinn_des_Lebens
    3. https://de.wikipedia.org/wiki/Eudaimonie
    4. https://www.herder.de/hk/hefte/archiv/2002/7-2002/das-dilemma-der-freiheit-anerkennen-ein-gespraech-mit-dem-philosophen-wilhelm-schmid-ueber-lebenskunst-in-der-moderne/
    5. https://wiki.yoga-vidya.de/Lebensphilosophie
    6. https://vu.fernuni-hagen.de/lvuweb/lvu/file/FeU/KSW/2015SS/33372/oeffentlich/33372-vorschau.pdf
    7. https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783987400292-251.pdf
    8. https://www.deutschlandfunk.de/gesellschaft-im-wandel-taub-und-blind-gegenueber-dem-anderen-100.html

    Ende der Antwort von Perplexity.

    Noch etwas Lustiges: In einem Video von ‚Luksan Wunder‘ (einem großartigen Comedy-Kollektiv aus Berlin und Freiburg, das ich sehr empfehlen kann) wird die als überheblich wahrgenommene ‚kreative‘ Subkultur Berlins herrlich persifliert.

    Ab Minute 1:30 wird ein Charakter vorgestellt, der sarkastisch zugespitzt als ‚Türsteher und Philosoph‘ bezeichnet wird. Anschließend folgt eine Szene auf einer Berliner Dachterrasse (wo auch sonst?), in der munter philosophiert wird – natürlich völlig überspitzt. Die Macher nehmen hier diejenigen auf die Schippe, die sich als ‚Kreative‘ allzu ernst und wichtig nehmen.

    Mein Highlight:

    “So was Banales wie Rauchen und kalte Pizza, und daneben so was Existenzielles wie Philosophie. Was für ein cooler Kontrast! Wow, das kann nur Berlin!”

    Ich habe mich köstlich amüsiert – und auch der Rest des Videos ist sehenswert

    • Vielen herzlichen Dank, lieber @Peter Gutsche 🙏 – auch für die kreative KI-Idee!

      Jede Begriffsarbeit beginnt ja mit dem spielerischen Ausprobieren verschiedener Varianten. So werde ich seit Jahren immer wieder dazu befragt, “welche Bildung gegen Antisemitismus” hilft.

      Aber erst Ende letzten Jahres habe ich den Entschluss gefasst, die komplexen Befunde mal mit einem schönen Wort der Frühromantik zusammen zu fassen. Und so sagte ich in einem Stuttgart-Interview, das dann Anfang Januar 2025 erschien:

      “Das häufigste Vorurteil ist, dass Bildung vor Antisemitismus schützen würde. Das stimmt nicht und war auch nie so. Antisemitismus ist aus Bildungsneid entstanden. Das Judentum war die erste Religion der Alphabetisierung. Jedes Kind hat lesen und schreiben gelernt. Der Begriff Bildung kommt ja aus dem ersten Buch Mose: Der Mensch sei im Bilde Gottes erschaffen. Dass Bildung nicht vor Antisemitismus schützt, haben wir ja bei den Nazis gesehen. Die Mehrheit der Teilnehmer an der Wannsee-Konferenz – hohe Offiziersränge – waren Akademiker. Herzensbildung schützt vor Antisemitismus, nicht die rein formale Bildung.

      https://geheimtippstuttgart.de/neue-perspektiven-auf-stuttgart-mit-dr-michael-blume/

      Der Himmel stürzte nicht ein und einige Wochen später erhielt ich einen wunderbaren Brief der Holocaust-Überlebenden Inge Auerbacher, die sich genau für “Herzensbildung” aussprach. Also baute ich auf diesem Begriff ein Redeskript für die Bildungsmesse Didacta in Stuttgart:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/plaedoyer-fuer-herzensbildung-mit-inge-auerbacher-mein-beitrag-zur-didacta-2025/

      Klar ist, dass es an jedem Begriff immer auch Kritik geben wird und geben muss – zumal dann, wenn die gefühlten Begriffswelten auseinander driften. Aber was bleibt denn von Reden und Texten, die ohne jedes Risiko nur tausendfach “erprobte” Formeln enthalten? Ich vermute mal, dass sehr viel weniger Menschen meine Texte lesen oder Worte hören würden, wenn sie nicht wüssten, dass ich immer wieder auch neue Gedanken und Begriffe ausprobiere, damit auch der Kritik aussetze. Manches funktioniert, manches nicht. Manches bleibt sogar viele Jahre liegen, bevor es dann doch abgerufen wird. Und wieder anderes erlebt einen kurzen Hype, bevor es dann doch vergessen wird.

      Erinnerst Du Dich noch, wie unsicher es sich anfühlte, einen Gast-Blogpost zu schreiben und zu veröffentlichen? Niemand weiß doch genau, was dann passiert. Ich meine: Jeder echte Dialog enthält Elemente der Unsicherheit. Aber wer sich nicht ins Offene wagt, kann auch nichts Neues entdeckt. Denn Zeit emergiert, aber wiederholt sich nicht.

      Dir vielen Dank für Deine wundervollen, kreativen und konstruktiven Beiträge, lieber Peter! 🙂

      • Hallo @Michael.

        wenn ich über Dein ausserordentliches Engagement im interdisziplinären Dialog nachdenke, kommt mir der Begriff “Supercommunicator” in den Sinn, den ich kürzlich aufgeschnappt habe. Er wurde vom amerikanischen Autor Charles Duhigg geprägt.

        Hier ein Interview mit der auf Mastodon aktiven Mignon Fogarty.

        Perplexity, darauf angesprochen, meint:

        “Dr. Michael Blume could be considered a supercommunicator based on his active engagement in fostering dialogue, particularly in the Fediverse and other platforms. He emphasizes respectful communication, critical thinking, and mutual learning, as seen in his work on media ethics, digital literacy, and combating manipulation through media. His ability to connect with diverse audiences through blogs, lectures, and social media demonstrates his commitment to meaningful dialogue and bridging complex topics with accessibility.”

        Ende der Antwort.

        Vielleicht findest Du Dich darin zum Teil wieder.

        • Vielen herzlichen Dank, lieber @Peter Gutsche 🙏

          Diese „Auszeichnung“ als Superkommunikator durch Perplexity.ai und durch Dich freut und ehrt mich sehr. 🤓🤗☕️

          Ja, ich kann mich damit gut identifizieren und hatte gestern Nacht noch auf Mastodon gepostet:

          Habe heute Abend wieder ehrenamtlich mehrere Stunden Blog-Kommentare (sog. Drukos, Drunter-Kommentare) beantwortet.
Warum?
 Weil #Philosophie „Liebe zur Weisheit“ heißt und also guter #Dialog sinnvoll ist & glücklich macht. Weil das #Fediversum von täglich mehr KI-Crawlern nach brauchbarem Content abgesucht wird. Weil es mir hilft, mit den Sorgen um #Klima, #USA, #Ukraine, #Israel & Nachbarstaaten fertig zu werden.
Darum. Danke! 🙏 🖖

          https://sueden.social/@BlumeEvolution/114027347015239916

          Intuitiv glaube ich, dass meine Begeisterung für den zwischenmenschlichen und dann interdisziplinären Dialog mit den positiven Erfahrungen als Fantasy-Rollenspiel-Spielleiter begann. Durch stundenlanges, gemeinsames Erschaffen von Welten und Abenteuern überwand ich meine Schüchternheit und fand Selbstwirksamkeit und Freundinnen und Freunde fürs Leben. So ergab sich ein konstruktiver, eben dialogischer Weg zum Umgang mit Logos und Thymos – denn diese Art von Spielen macht nur Freude, wenn alle Mitwirkenden etwas zu sagen haben und sichtbar mitwirken können. „Gewinnen“ geht nur gemeinsam.

          Entsprechend spielleitere ich ja inzwischen wieder für Freunde und die eigenen Kinder und habe bei der Didacta aus Interesse ein Exemplar des pädagogischen Epic Quest erstanden:

          https://www.epic-education.de/

          Meine Intuition geht auch hier in die Richtung, dass gute Bildung zunehmend jene Bereiche umfasst, die uns KIen nicht streitig machen können: Dialog, Kreativität, Teamarbeit, Philosophie – also insgesamt Herzensbildung.

          Dir ganz herzlichen Dank für Deine Ermutigungen und immer wieder großartigen Ideen, lieber Peter! 🤓💡👍

  17. @Michael 18.02. 20:50

    „Es fasziniert mich doch sehr, dass ich in diesem Blogpost eigentlich bewusst über Philosophie geschrieben habe, die Diskussion sowohl hier auf dem Blog wie auch auf Mastodon aber schnell auch Rabbi Jehoschua, griechisch Jesus, arabisch Isa einbezog.“

    Was mich jetzt nicht wundert. Als Nichtchrist kann ich nicht anerkennen, dass Jesus der Sohn Gottes war und jungfräulich gezeugt wurde, wieder auferstanden ist und irgendwann wiederkommt und unsere Erlösung einleutet. Das macht alles vorne und hinten keinen Sinn.

    Umso mehr achte ich seine Beiträge zur Weltkultur als großem Philosoph. So konsequent, wie Jesus hier anscheinend auch jede Menge göttliche Inspiration genutzt hat, so hat er hier auch ziemlich lebenskundlich und eben praktisch philosophisch seine Lehren ausgearbeitet.

    Und ohne aktiven Dialog wird auch Jesus nicht zu dieser Weisheit hätte kommen können. Das dürfte m.E. grundlegend sein, auch wenn hier so manche Kirche ganz anders unterwegs sein kann, wie sie mit diesem Jesus umgeht.

    Zuweilen nutzt man hier auch einfach die Autorität von Jesus, um eben jede offene Diskussion zu vermeiden. Das kann es jetzt nicht sein. Ich bin dann eben kein Christ. Und das macht dann auch nichts.

    • Lieben Dank, @Tobias Jeckenburger 🙏

      Auch ich bin ja nicht-christlich, also ungetauft und konfessionsfrei aufgewachsen. Die Faszination für den Menschen Jehoschua / Jesus / Isa ging und geht ja weit über das organisierte Christentum ✝️ hinaus und hat schon seit Jahrhunderten Nichtreligiöse, Buddhistinnen, Hindus, islamische Sufis, Ezidinnen usw. tief bewegt. Ich denke wirklich, dass dies am dialogischen Monismus liegt, den Sokrates gelebt und Jesus verkörpert hat. Auch Jahrhunderte der neoplatonischen Formatierung haben es nicht vermocht, den dialogischen Rabbi und Wanderprediger ganz auszulöschen, der nicht nur jüdische und nichtjüdische Menschen veränderte – sondern sich auch von ihnen verändern ließ. Das kommt m.E. in der starken Auslegung von Dorothea Lorenz zum Ausdruck und wurde nach meiner Einschätzung auch öfter von Frauen gesehen und wertgeschätzt. Jesus lebte eine zugleich unglaublich tapfere und nicht-thymotische, eben dialogische Form des Mann-und-Lehrer-seins. Mensch muss nicht christlich und nicht einmal religiös sein, um dies zu spüren.

      Neulich brachte mich mal wieder ein starker Text von Alan Posener in der Jüdischen Allgemeinen zum Schmunzeln, der humorvoll und weise, eben philosophisch schrieb:

      „Bob Dylan ist fraglos der größte jüdische Künstler der Gegenwart. Manche Juden wollen ihn nicht als einen der ihren akzeptieren, weil er eine christliche Phase hatte; aber das hat er mit manchen anderen Juden gemeinsam, man denke an Leonard Cohen, Franz Werfel, Arnold Schönberg, Heinrich Heine, Ludwig Börne oder Jesus von Nazareth.“

      https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/hommage-an-israel/

      Jesus neben anderen Rockstars als ein Jude mit „einer christlichen Phase“, das sagt mir zu! 🤭📚🕍✝️💁‍♂️

  18. Guten Morgen @Michael 🙂

    Danke für das Zitat von Alan Posener, ich kam Minutenlang nicht mehr aus dem Lachen heraus ^^

    Bei der Frage ob nicht jeder Mensch Philosophisch sein soll, trifft es ja sogar ein Kriterium von Platon, der ja meint, nur Philosophen sollen Herrschen. Wenn also jeder Mensch Philosoph wird, haben wir damit den großen Wurf geschafft. 🙂

    Das macht zwar dann viel schwierig, weil der Konsens sich dann wohl mehr auffächert, gleichzeitig ermöglicht es aber viel mehr Tätigkeiten und Möglichkeiten.

    Die Frage bleibt wohl auch, ob dieser elitäre anstrich den die Philosophie begleitet, eben auch egalitär gewandelt werden kann, etwas exklusives für alle und jeden so wie ja die Luft egalitär ist.

    Habe übrigens erfahren, der erste Computer sprach Modell soll anscheinend schon in den 1966 herum entstanden sein. Dabei hat man einen Trick angewendet, die Person spricht oder schreibt ihre Probleme und der Computer paraphrasiert das einfach. Im Grunde das gleiche wie das aktive Zuhören, wo eben einer spricht und der andere einfach zusammenfasst und nachfragt, ob er das so richtig verstanden hat.

  19. “Sollen alle Philosophie betreiben ?”
    Die Trennung in den Schulbegriff “Philosophie” und den “Weltbegriff” Philosophie gibt eine 50 % richtige Antwort.
    Wer die Philosphie als ein Gedankengebäude sieht , also alles, was schon gedacht worden ist, der meint den Schulbegriff. Und für die Beschäftigung damit gibt es die Philosophen.
    Für den Weltbegriff “Philosophie” fühlt sich jeder zuständig, so wie jeder Zuschauer auf dem Fußballplatz sich als Schiedsrichter berufen sieht.

    • @N

      Danke für Ihre vermeintliche Definition.

      Wie nun aber doch schon mehrfach geschrieben: Die Akademisierung und Verschulung von Philosophie erfolgte erst nach Sokrates‘ Hinrichtung, wie ja auch die Verkirchlichung des Christentums erst nach Jesu Hinrichtung einsetzte.

      Und ich finde diesen neoplatonisch-herablassenden Schul-Ton auch im Netz zunehmend lächerlich. Nein, nichtstudierte Menschen sind keine Zuschauer und Hobby-Schiedsrichter, sondern stehen mitten im Spiel des Lebens. Und auch Kulturen vor und neben den griechisch-jafetitischen Akademien kannten und kennen die Liebe zur Weisheit.

      Dass mensch das immer noch erklären muss, zeigt das Verhängnis des Neoplatonismus auf…

      Klar können wir Philosophie so eng definieren, dass damit nur der Zusammenhang von Sein, Werden und Zeit im Kontext des medialisierten Relativismus gemeint sei. Kein Problem, da kann ich als Dr. phil. mit allen mithalten.

      Doch mir scheint die Frage nicht weniger philosophisch zu sein, die gerade von Juri Sonnenholzner, SWR, aufgerufen wurde: Warum gibt es immer mehr Hotels, aber zu wenig Mietwohnungen?

      “Immobilienfachleute sehen Mietrenditen derzeit bei durchschnittlich 3,5 Prozent. Zur Erinnerung: Die Hotelrendite verspricht fünf. Mieterinnen und Mieter können nicht unbedingt mehr Miete zahlen, weil sie eine Gehaltserhöhung bekommen haben. Hotels dagegen können durchaus höhere Preise verlangen als sonst, wenn wegen Messen oder Festen die Nachfrage steigt.“

      https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/wohnungsnot-baugewerbe-hotelbranche-100.html

      Mir scheint, dazu könnten viele sehr viel Kluges sagen – auch ohne Philosophie-Studium. Und wer wäre bei diesem Thema Mitspielerin, wer Zuschauer und Hobby-Schiedsrichter?

      Herzliche Grüße von einem Arbeiterkind und philosophischen Mitspieler, in jeder Hinsicht. 😌📚✅

      • Michael Blume,
        Ein Arbeiterkind grüßt zurück.
        Also, Begriffe sollten “Aussagekraft” haben.
        Zur Erinnerung der Ausspruch von Karl Marx, die Philosophen haben die Welt nur interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.
        Damit hat er auch gleich die Philosophen verunglimpft, was notwendig ist, das sind Taten . Das gilt für die Energiewende, das gilt für die Friedensforschung, das gilt für das Flüchtlingselend, das gilt für die gesamte Politik und auch für die Einstellung den Religionen gegenüber.
        Dialogische Philosophie versteht man erst ,wenn man weiß , was damit gemeint ist. Wokeness, cancel culture, Begriffe aus den USA, wo bleibt da unsere Vorreiterrolle? Wir sind sprachlos geworden.

        Wer Zeit findet, sich mit den Problemen unserer Zeit auseinanderzusetzen, der muss sich durch den Wust der Begriffe hindurcharbeiten.
        Einfache Erklärungsmuster tun Not, gibt es noch nicht.

        • @N

          Michael Sandel – u.a. Nobelpreisträger – dürfte sogar nach Ihrer Definition als Philosoph durchgehen. Und er benennt im aktuellen Interview zu Recht:

          “ So konnte Donald Trump mit überwältigender Mehrheit bei den Menschen ohne Hochschulabschluss gewinnen. Eine der gewaltigsten Klüfte, die unsere westlichen Gesellschaften heute spalten, ist die zwischen Menschen mit und ohne Hochschulabschluss.“

          https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_100604380/donald-trump-und-elon-musk-untergang-der-demokratie-in-den-usa-.html

          Der Neoplatonismus hat versagt. Wenn Sie die Größe dazu hätten, würden Sie Ihre Abwertung nicht-studierter Menschen als Zuschauer und Hobby-Schiedsrichter mal mindestens bedauern. Aber wir verstehen schon, der Thymos…

          • Michael Blume,
            “Wenn Sie die Größe dazu hätten, würden Sie Ihre Abwertung nicht-studierter Menschen als Zuschauer und Hobby-Schiedsrichter mal mindestens bedauern.”

            Menschen kann man nicht abwerten, sie sind wie sie sind.
            Mir geht es um das Wort “Philosophie”, das steht auf dem Prüfstand.
            McLuhan hat es vorgemacht , die Medienwissenschaft hat die Philosophie abgelöst.

            Mit ihren Analysen gehe ich konform, es geht um den Sprachgebrauch, wie man die “Wahrheit” den Menschen darbietet.
            Nicht das beste Produkt wird am meisten verkauft, sondern das Produkt, das am besten umworben wird. (damit sind wir auch ungewollt bei Herrn T. )

            Also , ein Schwabe würde es so formulieren, das Wort Philosphie (nicht der Begriff) hat ein Geschmäckle bekommen.
            Bei dem Wort schwingt Untätigkeit und Weltfremdheit mit und sollte deshalb sparsam verwendet werden.

            Nachtrag: Wie man das Wort Dialog-Philosophie ersetzen könnte, ich weiß es auch noch nicht.

          • Lieben Dank, @N – doch dass Philosophie platonistisch-elitär und akademisch sein müsse, war eben nie die globale „Wahrheit“, sondern Ausdruck einer griechisch-jafetitisch Alphabet-Tradition. Und selbst in Europa blieb dies umstritten: Der erste Philosoph in deutscher Sprache, der o.g. Jakob Böhme, war Schuster. Auch der Ausschluss von Frauen wurde inzwischen überwunden.

            Ich stimme Ihnen also zu, dass das Wort Philosophie ein „Geschmäckle“ angenommen hat. Dieses halte ich jedoch für falsch, elitär und autoritär – und hoffe, dass noch viel mehr Menschen ihren eigenen Geschmack an Philosophie(n) finden mögen. Auch deswegen dieser Blog.

  20. Ich weiss nicht ob das Philosophie ist:

    Wenn wir nicht aufhören, von einer idealen Gesellschaft zu träumen, verlieren wir unsere.

    Jeder Mensch in diesem Land hat seine Daseinsberechtigung. Wenn wir anfangen uns gegenseitig zu entmenschlichen oder die Daseinsberechtigung zu entziehen, dann ist das was wir Gesellschaft nennen ein Krieg zwischen unterschiedlichen menschlichen Realitäten, und wir finden nie wieder zueinander. Dieser Krieg, in den Köpfen hat er schon längst begonnen. Dazu kommt eine vollkommen abgehobene Moralvorstellung die ständig mit der Wirklichkeit kollidiert -das führt letztlich nur zu Doppelmoral.

    Es gibt für mich kein gesellschaftliches und politisches Ideal mehr außer des ständigen Versuchs der Verbesserung der Gegenwart. Vielleicht ist mit mir passiert, was das Wort Integration fordert. Schauen Sie sich um, wieviele Menschen schon in einem geistigen Exil leben. Weil niemand den Mut findet, an eine bessere Zukunft zu glauben. Die einzigen lächerlichen Visionen einer Zukunft kommen aus Film und Werbung.

    Es ist diese Enge der Zeit, die es nicht zulässt, dass etwas reifen oder heilen kann. Psychische Erkrankungen nehmen zu, besonders unter jungen Menschen. Was braucht ein psychisch Kranker Mensch um zu genesen? Zeit. Und oft radikal andere Lebensumstände, was selten umsetzbar ist. Zeit braucht man auch, gerade als junger Mensch, um komplexe Erfahrungen zu verarbeiten. Es geht gerade um die nächste Generation Menschen, die dieses Land bewohnen und bewirtschaften werden. Stattdessen wird über Register für psychisch Kranke gesprochen, ohne über die Wirkung einer solchen Datenbank auf und für psychisch Kranke auch nur nachzudenken.

    Wir sind evolutionär noch nicht reif für Internet auf Smartphones könnte man meinen. Aber wir sind reif dafür, wir werden bloß manipuliert von vorne bis hinten. Und zwar nicht durch die Medien, sondern von Lügen und Algorithmen. Wenn wir durch die affigen Likes auf social media schon zum Narzissten wurden, dann steht uns Größenwahn sicher auch noch gut, KI schmeichelt schließlich jedem. Verstehen Sie mich nicht falsch, Narzissmus muss nicht unbedingt negativ sein und KI ist nützlich, aber es werden psychische Erkrankungen gefördert. Das tolle an Mastodon ist das Fehlen von Likes, es geht nicht mehr um die Frage, was muss ich posten um viel Zuspruch zu bekommen, sondern nur noch um die Frage, will ich das mit der ganzen Welt teilen oder nicht. Das führt zu einer ganz anderen Vernetzung, anderem Denken und anderen Inhalten. Es gibt diese Alternative.

      • Danke 🖖

        Zur Erklärung für die, die Mastodon nicht kennen:

        Warum bekommt man auf Mastodon weniger likes?

        Das liegt an der Struktur von Mastodon: Es gibt keine öffentlichen Like-Zähler.

        Auf Mastodon kannst du Beiträge favorisieren (Stern geben), aber niemand außer dir und dem Autor sieht, wie viele Sterne ein Beitrag hat.

        Es gibt keine sichtbare Rangliste, kein „Gefällt mir“-Zähler wie bei Twitter oder Facebook.

        Das führt dazu, dass die Inhalte nicht um Aufmerksamkeit konkurrieren, weil niemand weiß, wie beliebt etwas ist.

        Das Ergebnis:

        Menschen posten nicht, um Anerkennung zu bekommen, sondern weil sie wirklich etwas zu sagen haben.

        Es gibt weniger Narzissmus und weniger „Aufmerksamkeitshascherei“.

        Inhalte sind authentischer, weil sie nicht auf Reichweite optimiert werden.

        Das macht Mastodon ehrlicher und weniger süchtig – weil der Dopamin-Kick durch Likes fehlt.

        • Vielen Dank, @Jan Schmidt – und ja, auch auf Mastodon gibt es selbstverständlich den vor allem männlichen Thymos. Dieser wird jedoch nicht noch durch Konzern-Neurohacking befeuert & so gelingen auch Dialoge viel häufiger. Den Abschied von den antisozialen Medien Facebook, Instagram, X und sogar Amazon habe ich als Entgiftung empfunden. Auf Mastodon gibt es zwar auch linke und linksdualistische Blasen, aber diese sind weit besser als der rechtsdrehende Hass etwa auf X.

  21. Ich sehe Richard David Precht nicht als Berufsphilosoph. Er besitzt einen Abschluss in Germanistik und ist ein Publizist, der mehrere sehr erfolgreiche Büchern über philosophische Themen verfasst hat, und (ohne jede Wertung) Unterhalter (Talkshow, Podcast).

    Wenn man wirklich den Begriff “Philosoph” auf Precht anwenden will, dann zitiere doch lieber den genialen verehrungswürdigen Komiker Mel Brooks (bzw. seine Figur Comicus) aus dem Film “History of the World, Part I”, der auf dem Arbeitsamt folgendes antwortet als er nach seinem Beruf gefragt wird: Stammtischphilosoph.

    “Ich bin Stammtischphilosoph, ich verschmelze den Dunst und die Blähungen der menschlichen Erfahrungen zu entwicklungsfähigen und logischen Begriffsinhalten.” 😉

  22. Hm, wenn rein formale Bildung nicht vor Antisemitismus schützt, was machen dann Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung? Antisemiten werden? Zumindest überproportional? Da ist es ja nicht so doll mit der Empathie.

    Formale Bildung ist keine notwendige Bedingung um kein Antisemit zu sein, aber hinreichend (wo wir schon bei Worten sind, ich finde da gerade hinreichend extrem passend 🙂 ), sie erleichtert dann die Sache doch ungemein.

    Die Aussage “nicht die rein formale Bildung.“ finde ich dann vieleicht etwas absolut.

  23. Ich nehme wahr, daß Sie wieder etwas öfters publizieren – da darf auch jemand nicht fehlen, der Sie versteht, wie kein Anderer – nun ja, vielleicht nicht so, wie SIE das wollen, aber es ist eine tiefmenschliche Interaktion, die der (eben) “Tiefmenschliche” über alles schätzt.
    Ich verstehe also, was Sie tun (Ihren Marktwert erhalten), warum sie das tun (Existenzangst um das, was Ihnen ihr Marktwert ermöglicht) – und WAS bzw. WER diesen Marktwert schätzt – und belohnt. Es ist unsere “Kultur”, zu deren Leitbild sie beitragen (nicht zuletzt den intellektuellen Anstrich), damit der Mensch (idR Herdentier) ihm folgt – zum Wohlgefallen der “Herren der Kultur”. Sie gehören selbst nicht zu Letzteren, aber es bleibt ja immer die Möglichkeit, sich ihnen zu prostituieren – ist jedenfalls schon ergiebiger als nur Mitläufer zu sein – oder (eben) Herdentier.
    Genug der Vorrede, Sie reden hier also von “Philosophie”, haben darin sogar promoviert – und bestätigen damit schon, daß Sie für die WIRKLICHE Philosophie (“Liebe zur Weisheit”) völlig ungeeignet sind, sie vielmehr (wie so viele Intellektuelle/Philosophen/Akademiker) für Ihre Zwecke (s.o.) nutzen wollen – und sich daher (in bester deutscher Philosophentradition) dazu möglichst hochgestochen und verwirrend äußern, mit allerlei Jargon – einschl. Verbeugung vor der heutigen Wirklichkeit und ihrem Jargon (müssen Sie natürlich tun, sonst wäre Ihr Wert für Ihre Herren recht gering, geht es doch darum, diese Wirklichkeit für sich auszunutzen).
    Was sagen Sie iegentlich? Sie zählen Ihre Lieblingsphilosohen auf – und zeigen doch damit vor allem, daß westliche Philosophie ziemlich genau da stehen geblieben ist, wo sie anfing – als uns die ISLAMISTEN die übersetzten Schriften der griechischen Philosophen schenkten. Anmerkung: Die ISLAMISTEN wussten auch viel über persische und indische Phikosophie – aber das war dann doch zu viel des Guten für den Europäer, das blieb auch später (trotz Schopenhauer, Goethe, usw.) also unterbelichtet. Schuster, bleibe bei Deinen Leisten.
    Aber macht nichts – auch jene Philosophen hatten es nicht mit dem Löffel gefressen – JEDE Philosophie war immer INDIVIDUELLE ANSICHT (durchaus aus jener “Liebe” entstanden und darin zu würdigen), ob sie Bestand hatte, hing aber alleine davon ab, ob sie einer Kultur (= ihren Herren) NUTZTEN.
    Die WAHRE Philosophie wird es immer geben – und das nur beim Einzelnen – und sie unterliegt regelmässig (aber nicht immer) der zweifelhaften Führung durch die Kultur. Aber JENE (Letztere) wollen SIE ja erhalten – und sind daher in Sorge, ob Sie das für ihre Herren leisten können – also die Philosophie im ursprünglichen Sinne zu unterdrücken – und bemühen dazu sogar Beispiele (Irak) – die eigentlich nur das bösartige Wirken Ihrer Herren demonstrieren.
    Aber wohlan, ich will Ihnen Ihr raison être nicht streitig machen – ich mache niemand etwas streitig – habe alles, was ich brauche, und brauche niemand – aber es soll auch niemand glauben, daß er unerkannt bleiben kann – so er sich über mehr als “Guten Tag” zu erkennen gibt😎

    • Herzlichen Dank für Ihr schräges Geschwurbel, lieber Account

      Es ist unfreiwillig komisch, dass Sie sich hier inszenieren als jemand “der Sie versteht, wie kein Anderer”. 🤭 Denn offensichtlich haben Sie keinen einzigen meiner diesbezüglichen Podcasts gehört oder gar Texte gelesen, sonst wüssten Sie, dass ich mich nach einer Bank-Finanzausbildung sehr bewusst “gegen” das Menschenbild des Homo oeconomicus entschieden habe, vgl.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-und-ince-1-die-interdisziplinaere-podcast-folge-zum-homo-oeconomicus/

      Begriffe wie den “Marktwert” eines Menschen – den Sie mir hier andichten – lehne ich daher entschieden ab. Aber, hey, offensichtlich wollten Sie mich ja gar nicht verstehen, sondern sich nur mal auf Kosten eines Wissenschaftsbloggers profilieren…

      Zum Fremdschämen ist auch, dass Sie offensichtlich nicht zwischen Muslimen und Islamisten unterscheiden können oder wollen. Ich bin ja nicht nur Religions- und Politikwissenschaftler, sondern auch Teil einer christlich-islamischen Familie und habe auch aufgrund von Erfahrungen im Nahen und Mittleren Osten recht erfolgreiche Bücher wie “Islam in der Krise” geschrieben. Hätten Sie schon durch eine kurze Recherche herausfinden können, bevor Sie auch noch mit GROSSBUCHSTABEN Ihr Halbwissen demonstrieren…

      https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/islam-in-der-krise-010956.html

      Aus meiner Sicht ist es wirklich nicht nötig, studiert zu haben, um zu philosophieren. Aber bevor mensch über andere Menschen urteilt, sollte es doch ein faires Bemühen um Verständnis geben. Das kann ich bei Ihnen bisher nicht erkennen. Und so darf ich Ihnen gerne mit einem lateinischen Sprichwort antworten, dessen Übersetzung Sie entweder aus esoterischen Wissen schöpfen oder im Internet nachschlagen können:

      si tacuisses, philosophus mansisses

      Mit den aller-herzlichsten Grüßen an Ihren suchenden Geist! 🙏📚😊

  24. Zunächst einmal, ganz herzlichen Dank dass Sie an zwei große Handwerksmeister der Philosophie erinnern: Sokrates und Jakob Böhme. Ich würde zu diesen Handwerksmeistern übrigens auch noch den Propheten Amos rechnen, und es gibt sicher noch mehr. Der , allerdings akademisch gebildete, erste deutsche Philosoph wird übrigens auch als “Meister” bezeichnet, nämlich Meister Eckard, dem wir zwei ganz wichtige Begriffe verdanken: “Bildung” und “Begriff” .
    Zu Ihrer Kritik an Plato: ich denke, man muss viel kritischer mit Aristoteles umgehen als mit Plato. Die angebliche Minderwertigkeit der Frauen z.B. setzt im ganzen östlichen Mittelmeerraum bei Aristoteles an. So große Verdienste Aristoteles hat, sein Frauenbild war verheerend.

    • Danke & ja, @Joachim Fischer – sowohl Meister (Magister) Eckhart wie auch Jakob Böhme wurden gerne als „Mystiker“ abgetan, um ihre erheblichen Beiträge zur Begriffsarbeit, Theologie und Philosophie abzudrängen. Möchte dazu noch manches Mal bloggen! 😊📚🙌💡

      Gerade auch Ihr Diskussionsstil erschien mir manchmal recht platonisch und jafetitisch-alphabetisiert. Aber ich freue mich, dass auch wir beide immer besser in den dialogischen Austausch finden. 🤗📚🖖

      • Zum platonischen Diskussionsstil: da haben Sie nicht unrecht.
        Zum einen bin ich Plato sehr dankbar, weil ich durch seine “Hinterwelten” zum ersten Mal eine Gegenposition gegen einen totalitären Neuplatonismus (im Form der Anthroposophie und anderem ) aufbauen und verteidigen konnte. Das andere ist, dass der klassische Ansatz Platos einen ersten Ansatz gegen den >>bullshit<< bietet- auch wenn Plato das noch nicht untersucht hat .
        Weiter bietet Plato einen Ansatzpunkt um die "Wahrheit" gegen die "Politik" zu verteidigen. Es gibt ja nun leider immer wieder die Tendenz, dass nur wahr sein soll, was politisch opportun ist. Das kenne ich aus der Wirtschaft, Umwelt- und Schulpolitik. Ich bin da gerne etwas widerborstig mit Plato.
        Ich denke, von Plato bleibt dann doch einiges wichtige:
        1. die Fragen, die er gestellt hat. Dabei stellt er mehr Fragen als sein Zeitgenosse Xenophon.
        2. Die Definitionen. Plato hat das Werkzeug der Definitionen entwickelt. Wo wären wir heute ohne dieses Werkzeug?
        3. Die Größe, aus dem gescheiterten Experiment des "Staates" Konsequenzen zu ziehen und mit den "Gesetzen" einen revidierten Entwurf vorzulegen. Diese Haltung ist respektabel, auch wenn man zu anderen Ergebnissen als Plato kommen kann.
        4. Die Tatsache, dass das Eigentliche nicht schriftlich formuliert werden kann. Darüber war sich Plato sehr bewußt und ich erlebe das auch in den modernen Medien. Um einmal in ein ganz hohes Regal zu greifen: die Würde des anderen Menschen ergibt sich immer aus der persönlichen Begegnung- wie Gleichnis vom barmherzigen Samariter

        • Danke, @Joachim Fischer 🙏

          Das ist spannend, da ich zwar mehr zu Sokrates als zu Platon neige. Diesen aber auch nicht so absolut verdamme, wie Popper es tat. Ich sehe in ihm auch eine genuine Trauer um das Scheitern seines Lehrers und der athenischen Früh-Demokratie und also keinen dualistischen, sondern einen schmerzhaft suchenden Menschen. Wie hätte er Vertrauen in die Philosophie- und Dialogfähigkeit aller bzw. der meisten finden können? Institutionen waren noch schwach, das Streben nach Tugend selten.

          Leider gibt es nach meiner Erfahrung nicht mehr viele Menschen, die sich für Sokrates, Platon, Aristoteles, Maimonides und Meister Eckhart interessieren.

          Daher: Danke für Ihren erfreulichen Druko! 😌🤗✅

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