Säkularer Zeitenumbruch – Wie fühlt sich die Zeit für Dich an?

In den vergangenen Wochen habe ich an verschiedensten Stellen die Erfahrung einer mächtigen Frage gemacht, die Sie sich auch selbst stellen können: Wie fühlt sich die Zeit für Dich an?

Zwei Personen bedenken ihre unterschiedlichen Gefühle über die Zeit.

Einfach mal wirken lassen: “Wie fühlt sich die Zeit für Dich an?” Symbolbild von Michael Blume mit Leonardo.AI

Die meisten Deutschen (verschiedenster Generationen und Herkunft) schildern ein persönliches Glück, aber das drängende Gefühl, in einen Absturz zu blicken. Einige wenige, vor allem Männer, versuchen ihre Ängste durch zornige und laute Ansagen zu übertönen. Nach den letzten Extremwettern auch in Europa, der Wiederwahl von Trump, dem Zerfall der Bundesregierung und weiter eskalierendem Antisemitismus merken immer mehr nachdenkliche Menschen, das sich etwas Grundlegendes ändert.

Eine nachdenkliche Frau schreitet durch eine Galerie der Zeit. Im Hintergrund zeigen Bilder eine "Secular Digital Frenzy" und Tyrannophilie vor einer verbrannten Stadt.

Nur für Mutige: “Wie fühlt sich die Zeit für Dich an?”, Michael Blume mit Leonardo.AI

In einem Blogpost habe ich die säkulare Zeitumbruch-These komplexer vorgestellt, hier aber auch in leichter Sprache:

Menschen fühlen, ob sie selbst und ihre Mitwelt in guten oder in schlechten Zeiten leben. Über Jahrtausende haben sie geglaubt, die Zeit auf der Welt läuft zwar eher schlecht, aber im Himmel wird es ihnen dafür gut gehen.

Seit wenigen Jahrhunderten ist der Glaube an einen wirtschaftlichen Fortschritt jedoch immer stärker geworden und immer weniger Leute glaubten an ein himmlisches Jenseits. Der Begriff Säkularisierung bezeichnet das Saeculum, die aktuelle Zeit. So entstanden Demokratien, in denen die Leute ihre Regierungen wählten, damit es ihnen schon im jetzigen Leben immer besser gehen soll.

Doch jetzt klappt das nicht mehr gut: Die Menschen werden immer individualistischer, haben weltweit immer weniger Kinder und sie sollen auch keine Kohle, Öl oder Gas mehr verbrennen. Denn schon jetzt erhitzt sich das Klima, gehen immer mehr Ernten kaputt und gibt es immer mehr Unwetter wie zuletzt in Österreich und Spanien.

🇪🇺

Auch Krankheiten wie Covid-19 machen viele wütend & sie suchen dann Schuldige dafür. Die Preise steigen oft schneller als die Löhne.

Ein Junge schaut gebannt auf ein Extremwetter-Szenario mit brennenden Wäldern links und gefluteten Städten rechts.

Ein Blogpost über Extremwetter in der Klima- und Wasserkrise bekam 380 Drukos! Michael Blume mit Leonardo.AI

Hinzu kommen Internet-Medien, in denen die Menschen gezielt aufgeregt und an die Bildschirme „gefesselt“ werden. Immer mehr Menschen werden zum Beispiel nach TikTok oder X geradezu süchtig und sind andauernd wütend. Sie suchen dann nach vermeintlich starken Anführern, dies nennt sich Tyrannophilie.

Deswegen verlieren derzeit überall auf der Welt demokratische Politikerinnen und Politiker an Boden, die versuchen, die alte Fortschrittserzählung aufrecht zu erhalten. Stattdessen gewinnen Rechtsdualisten Wahlen, die behaupten, die Krisen seien nur eine Verschwörung, mit der sie „aufräumen“ würden.

Ein zorniger Thymos in orange und blau wütet nach dem Durchbrechen einer Mauer weiter.

Die digitale Thymotisierung manipuliert Dopamin, Adrenalin und Testosteron-Spiegel von Milliarden, begünstigt Tyrannophilie. Symbolischer Thymos mit Leonardo.AI. Michael Blume

Es gibt freilich auch Hoffnung: Wo immer die Menschen ehrlich miteinander über Zeit und Gefühle sprechen, finden viele auch zum Solarpunk – zu einer Perspektive der gemeinsamen Hoffnung, die nicht mehr auf die Nationalstaaten wartet, sondern mit post-fossilen Veränderungen im eigenen Leben beginnt. Auch das womöglich weitgehende Scheitern der COP29-Klimakonferenz im fossilen Ressourcenfluch-Staat Aserbaidschan vermag Solarpunks dann nicht mehr zu überraschen, sondern nur weiter zu motivieren.

Eine junge Frau am Laptop zwischen individualistischer Heldenreise und gemeinschaftlicher Heldinnenreise.

Solarpunk-Gemeinschaft wird von immer mehr Menschen entdeckt und gelebt. Michael Blume mit Leonardo.AI

Auch dieser Blog ist zu einer kleinen Insel des Dialoges im Meer der digitalen Empörung geworden. Dabei gilt auch hier als freundliche Solarpunk-Regel: Niemand kann alles, aber alle können etwas verändern. Beginnend bei uns selbst.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

56 Kommentare

  1. @Wie fühlt sich die Zeit für Dich an?

    Die Wirklichkeit überholt uns rechts und links. Wir müssten zwischenzeitlich vom Konsum runter, und bekommen es einfach nicht hin. Die Dominanz des Westen geht sowieso zurück, weil China unseren technischen Vorsprung aufgeholt hat, und wir zerlegen unsere Nato auch noch zusehens.

    Putin setzt auf unsere Dekadenz, und das womöglich mit Erfolg.

    Am Anfang des Ukrainekriegs wurde festgestellt, dass die EU mindestens 10 mal mehr Geld hat als Russland, entsprechend können wir hier ziemlich entspannt die Sache angehen. Russland gibt inzwischen 20% des Bruttosozialprodukts für Rüstung aus. Wir aber kommen kaum über 2%. Das wird vermutlich nicht reichen.

    Und jetzt steigt anscheinend auch noch Trump aus. Wenigstens können wir wohl in den USA ziemlich viel Kriegsgerät einkaufen, und dieses dann der Urkraine zur Verfügung stellen. Vermutlich freut sich Trump über solche ausgiebigen Einkäufe, auch wenn er sich sonst nicht mehr an der Verteidigung der ukrainischen Freiheit beteiligt.

    Die Energiewende hängt dann auch noch mehr oder weniger, und die Demografie auch. Auch das bräuchte beides weniger Verschwendung, bei unverändertem Konsum läuft das viel zu langsam.

    Wir müssten das Versprechen auf immer mehr Konsum verschieben zugunsten einer Investition in mehr militärische Sicherheit, einer Investition in die Zukunft des Planeten und einer Investition in hinreichend eigenen Nachwuchs.

    Zumal die Verschwendung Ausmaße erreicht hat, die wirklich Spielräume lassen. Eine Verordnung zu weniger Konsum wird zunächst keine demokratischen Mehrheiten finden. Hier könnte der geneigte Bürger allerdings eigentlich selber aktiv werden, bis sich doch noch Mehrheiten für Aufrüstung, Energiewende und mehr Nachwuchs finden.

    So gewinnen wir dann jedenfalls auch unsere eigene Zukunft zurück.

    • Lieben Dank, @Tobias

      Ich halte diese Analyse für zutreffend: “Die Wirklichkeit überholt uns rechts und links. Wir müssten zwischenzeitlich vom Konsum runter, und bekommen es einfach nicht hin.”

      Das scheint mir die Crux zu sein, denn das säkulare Zeitversprechen bestand ja in ständigen Gehaltszuwächsen in diesem Leben. Und einer dynamischen Werbeindustrie – ich empfehle die Serie Mad Men – die immer besser darin wurde, neue Konsumwünsche in Menschen zu wecken.

      Im aktuellen SPIEGEL-Leitartikel (46 / 9. November 2024, S. 6)schreibt Dirk Kurbjuweit unter dem Titel: “Das Ende des Westens”

      Ein Zeitalter kommt an sein Ende, ein neues beginnt. […] Gerade Politiker der linken Mitte, Demokraten in den USA, SPD oder Grüne in Deutschland, bedachten zu wenig, dass die Fragen der Gerechtigkeit, dass die Sorge um den sozialen Abstieg nicht verschwindet, wenn das allgemeine Wohlstandsniveau hoch ist. So entstand der Eindruck, die linksliberalen Parteien kümmerten sich nicht um Arbeiter, um Teile der Mitte. Die hohen Kosten fürs Leben gelten als wichtiger Grund für Trumps Sieg.”

      Wenn wir nun davon ausgehen, dass z.B. Zölle und Handelskriege die Inflation eher erhöhen als senken, die Vertreibung von Migrantinnen und Migranten die Arbeitstätigkeiten und Wirtschaftskraft im Inland eher reduziert und die Menschen angesichts zunehmender Extremwetter doch lieber einen funktionierenden Staat erleben wollen, dann werden wir neben vielerlei politischem und kulturellem Widerstand wohl auch in den USA eine stärkere, reale Dezentralisierung weg von den überforderten und zerspaltenen Nationalstaaten erleben.

      Auch deswegen halte ich einen Bottum-Up-Solarpunk-Ansatz für überzeugender als jeden planwirtschaftlichen DeGrowth-Ansatz. Perplexity.ai:

      Dr. Michael Blume verbindet mehrere Hoffnungen mit der Solarpunk-Bewegung:

      ## Positive Zukunftsvision

      Blume sieht Solarpunk als hoffnungsvolle Alternative zum dystopischen Cyberpunk-Genre[1]. Er betrachtet es als eine optimistische Vision für eine nachhaltige Zukunft, die technologischen Fortschritt mit ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und spiritueller Erfüllung verbindet.

      ## Nachhaltige Technologien und Energiedemokratie

      Ein zentraler Aspekt ist die Förderung erneuerbarer “Friedensenergien” wie Solar- und Biogas-Anlagen[1]. Blume betont besonders die Bedeutung dezentraler Energieerzeugung, beispielsweise durch Balkonkraftwerke, die nicht nur zur Energiewende beitragen, sondern auch das Gefühl der Selbstwirksamkeit bei den Menschen stärken.

      ## Evolutionärer Wandel

      Blume schätzt am Solarpunk den Fokus auf schrittweise, realistische Veränderungen[1]. Er betont das Motto “Niemand kann alles, aber alle können etwas tun”, was die Bedeutung individueller Beiträge zur gesellschaftlichen Transformation unterstreicht.

      ## Anpassung an den Klimawandel

      Solarpunk beinhaltet für Blume auch innovative Lösungen zur Anpassung an den Klimawandel, wie beispielsweise den Umbau zu “Schwammstädten”[1].

      ## Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität

      Blume sieht im Solarpunk eine Überwindung des Dualismus zwischen Religion und Wissenschaft[1]. Er betont, dass Solarpunks sowohl nichtreligiöse als auch religiöse Spiritualität anerkennen und die Evolutionstheorie in ihr Weltbild integrieren.

      ## Überlebensfähige “Arche-Regionen”

      Ein wichtiger Aspekt in Blumes Solarpunk-Vision sind die sogenannten “Arche-Regionen”, in denen Menschen in Freiheit und Demokratie überleben können[1]. Dies steht im Kontrast zu dystopischen Szenarien.

      ## Förderung nachhaltiger Lebensstile

      Blume hebt hervor, dass Solarpunk nicht nur technologische Lösungen, sondern auch Verhaltensänderungen wie fleischarme Ernährung und bewussten Ressourcenverbrauch fördert[1].

      ## Frieden und Demokratie

      Blume sieht in Solarpunk eine Möglichkeit, den Schutz der Mitmenschen, Frieden und Demokratie durch den Stopp der Finanzierung fossiler Regime zu fördern[2].

      Zusammenfassend betrachtet Dr. Michael Blume die Solarpunk-Bewegung als einen Weg, um den Herausforderungen des Klimawandels und gesellschaftlicher Umbrüche mit Hoffnung und konkreten Lösungsansätzen zu begegnen.

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/solarpunk-ist-mehr-als-utopie-schon-heute-gegen-reaktanz-und-arroganz-leben/
      [2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-deutschsprachige-solarpunk-bewegung-im-mastodon-fediversum/
      [3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mehr-oder-weniger-kinder-in-die-welt-setzen-anthropodizee-systemtheorie-religionsdemografie/
      [4] https://www.forum-grenzfragen.de/geburtenstreik/
      [5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wissenschaft-und-maennlichkeit-im-21-jahrhundert/
      [6] https://stm.baden-wuerttemberg.de/de/themen/beauftragter-gegen-antisemitismus
      [7] https://www.n-tv.de/wissen/Atheistische-Populationen-verebben-article13469356.html
      [8] https://www.boell-bw.de/de/2022/12/05/dr-michael-blume-gegenstrategien-von-seiten-der-politik-und-den-institutionen

      • Ich habe mich neulich mit einem rechtslibertären Vertreter auf Twitter herumgestritten, der nicht einsehen wollte, dass 80 Seiten Analyse von VP über die Trump/AfD Verbindungen eben nicht gleich Alex Johns/Infowars ist. Was mir extrem Sorgen macht, ist Projekt 2025, das Bildung zugunsten von reinen Konsumenten ohne Selbstwert und (politischer) Bildung degradiert. Sprich zu einer Noocracy. Eine Noocracy will nur Konsumenten, keine Prosumenten. Kurz und knackig.

  2. Caracalla ist zurück auf dem römischen Thron, so rachsüchtig und rückwärtsgewandt wie all seine Inkarnationen aller Zeiten und Orte. Diese ist Rassist geworden, aber das ist auch nur eine Mode. Mein Zeitgefühl ist, ich lebe in den Geschichtsbüchern, und alle Zeiten passieren gleichzeitig, mischen sich neu und doch bleibt alles gleich.

    Nix ändert sich, deswegen trompete ich ja seit zehn Jahren was von Apokalypse durchs Internet und raufe mir die Haare, weil wir uns genauso verhalten, wie alle Menschen aller Zeiten und Orte, die sich locker hätten retten können, aber trotzdem stur auf ihren Untergang pochten.

    [Gekürzt wegen Überlänge und unangemessener Sprache, M.B.]

  3. wie fühlt sich die Zeit an?

    etwas gruselig, wenn die aktuelle Zeit gemeint ist.
    …jeder kann etwas machen – ich in meiner kleinen Welt ja und sehr gerne und schon sehr lange – und der Rest…?
    etwas ohnmächtig, wenn die aktuelle Welt gemeint ist
    wir, die etwas machen sind nicht das Problem. Wirtschaft, Industrie und Politik, die nichts ändern wollen sind das Problem. Ich strample und kämpfe in meinem kleinen Dunstkreis und habe immer das Gefühl: “es reicht nicht, ich muss mehr tun” und verzweifle angesichts der Ignoranz der vermeintlich retlichen Welt.

    Ich würde sagen: irgendwie zwischen Depression und Verzweiflung auf der einen Seite und Wut und Dennochigkeit auf der anderen

    • Vielen lieben Dank, @Thorte 🤔🙏

      Die Verzweiflung kann ich gut verstehen – und erlebe doch, dass sie sich bessert, wenn die Menschen miteinander reden. Die Gefühle zur aktuellen Zeit und vor allem die Dialoge über sie scheinen Menschen zu verbinden, die Einsamkeiten auch zwischen den Generationen zu überbrücken.

      Der bisherige Vormarsch des Rechtsdualismus und der Hater im Internet – wie ich sie täglich „genießen“ darf – basiert ja wesentlich auch auf Reaktanz und Verschwörungsmythen „gegen das System“. Es ist sehr viel leichter, Nationalstaaten zu zertrümmern als Funktionierendes aufzubauen.

      Wir können also wohl nicht mehr alle Phasen der Dunkelheit verhindern. Doch wir können dagegen anleuchten, indem wir die Veränderung leben und uns vernetzen. Und unsere Gefühle der Zeit scheinen mir dafür ein starker Anfang zu sein! Vielleicht wollen Sie es auch mit ein paar Leuten versuchen?

      Mit Dank für den gefühlsstarken und also dialogischen Druko und herzlichen Grüßen!

  4. @Michael Blume, 11.11., 17.46 Uhr
    Stimme Ihnen zu, was die SPD und auch die Grünen angeht. Wobei ich bei den Grünen die Einschränkung machen würde, dass diese ihre Wählerschaft nicht unter der Arbeiterschaft haben. M.W. sind die Grünen besonders in den Großstädten unter Akademikern stark. Wobei auch hier, Stichwort Mittelschicht, mittlerweile Abstiegsängste vorhanden sein dürften.

    Doch die politischen Parteien, die der SPD und den Grünen gegenüberstehen, versprechen ja gerade, dass sich am Konsumverhalten nichts ändern müsste. Dass Atomkraft und russisches Gas die Lösung sind. Selbst der Abbau bestehender Windräder scheint kein Tabu zu sein.

    Meines Erachtens sollten wir uns darüber im klaren sein, dass Deutschland bzw. die EU zwischen den Oligarchien Russland und künftig USA aufgeteilt wird. Ich fürchte Europa ist inzwischen so schwach, dass wir dem nichts entgegensetzen können. Denn sowohl in Deutschland wie auch innerhalb der EU verschlimmern wir jeden Tag die Situation durch Spaltung, Hass und Hetze. Vorangetrieben von Politikern, die einfach nur Macht wollen. Die Parteien und das persönliche Ego werden über die Interessen des Landes gestellt. Die Zusammenarbeit unter Demokraten wird abgelehnt, die Integrität staatlicher Stellen infrage gestellt.

    Wir sind mit den USA so eng wirtschaftlich verflochten, dass ich nicht weiß, an welchen Stellschrauben die als erstes drehen werden. Damit wird unsere Volkswirtschaft weiter unter Druck geraten. Die Schuld wird dann bei uns denjenigen in die Schuhe geschoben, die keine Lobby haben.

    Die Eigeninteressen mächtiger Medienkonzerne dominieren unseren gesellschaftlichen Diskurs und auch der ÖRR versagt. Die Kirchen haben zuwenig Einfluss, um mäßigend zu wirken. Und so gehen wir den abschüssigen Weg weiter.

    Sobald einem diese Dinge bewusst sind, kann man sich darauf einstellen. Das wird starke Persönlichkeiten erfordern, und das gewaltige Hin und Her, Versorgungsmängel – da kommt China mit ins Spiel – stellen eine riesige Überforderung dar. Es wird schlicht ums Überleben gehen.

    Ich habe keine Illusionen über meine Mitmenschen, die Politik etc. Jedenfalls wird die Demokratie es schwer haben.

    Ist nicht die Demokratie eine der Grundlagen für den Solarpunk?

    • Vielen lieben Dank für Ihre starke und sorgenvolle Analyse, @SabineH 🙏🖖

      Nach meiner Beobachtung können es sich nur noch fossile Ressourcenfluch-Staaten erlauben, die schwindende Zahl junger Männer als fossile Sturmtruppen zu verheizen. Die anderen Altherren brauchen alle Ressourcen, um die inländische Anhängerschaft über Extremwetter und Inflation zu täuschen und bei Laune zu halten. So musste Erdogan schon neo-osmanische Träume zurückstellen und auch Modi erlitt in Indien einen Wahl-Dämpfer. Allerdings halte ich es noch für denkbar, dass China versucht, Taiwan zu unterwerfen.

      „Ist nicht die Demokratie eine der Grundlagen für den Solarpunk?“

      Ja, doch eben nicht ausdrücklich der Nationalstaat. Eine lokale und auch regionale Solarpunk-Bewegung könnte sogar besonders stark werden, wenn sie sich gegen einen dysfunktionalen oder sogar feindseligen Nationalstaat behauptet. Und mit jedem Elektroauto, jeder Solaranlage, Wärmepumpe, Recycling-Anlage, Pflanzenkost usw. verringern wir ja auch wiederum die Finanzmacht der Fossilisten, Autoritären und Antisemiten.

      Ich behaupte nicht, dass es leicht wird. Aber ich glaube und hoffe, dass Solarpunk-Arche-Regionen entstehen und gelingen können. Und das Beste: Wir können jeden einzelnen Tag etwas dafür tun, auch über alle Parteipolitik hinaus.

      Kann nicht das Ende der fossilen Fortschrittserzählung auch der Beginn einer besseren Geschichte werden?

      Dass es immer leicht sein würde, wurde uns m.E. nicht versprochen. 🇩🇪🇪🇺📚🖖

      • Wie sich Zeit für mich anfühlt? Da gibt es diverse Ebenen.

        Zeit ist eine wertvolle Ressource. Der Alltag ist voll mit Arbeit und Terminen, zwischen denen hin und her gehetzt wird. Zu wenig Raum für Hinwendung zu Begegnungen, Freunden, Familien. Hobbies, Kunst, … . Traurig, wie viel Zeit für die Zeitplanung draufgeht.

        In meiner Jugend war das anders, da habe ich mir Zeit genommen. Und alles war intensiver und voller Leben. Im verdichteten Heute, wirkt alles flüchtiger. Neue intensive Erfahrungen werden immer seltener. So kommt Lebensmüdigkeit auf.

        Als depressiver Mensch fühlt sich Zeit für mich wie eine Richterin an. In meinem Leben habe ich wenig erreicht, viele falsche Entscheidungen getroffen. Jetzt fühle ich mich zu müde, um noch viel Konstruktives zu schaffen. Ein Loser-Leben ohne Sinn und Zweck. Wie das meines toten Vaters. Er hat fast nur Müll hinterlassen.

        Auf gesellschaftlicher Ebene kommt mir Zeit wie eine rasante Achterbahn vor. Die Geschichte des Homo sapiens war bis hierher schnell und scheint noch schneller zu Ende zu gehen. In atemberaubender Geschwindigkeit verwandeln wir unser Zuhause – einen ganzen Planeten! – in einen für uns lebensfeindlichen Ort. Wir haben nur noch ein sehr kleines Zeitfenster, dem entgegenzusteuern. Es wäre locker möglich. Aber die meisten Menschen scheinen wegzuschauen und den Untergang noch zu beschleunigen. Das macht mich komplett kirre.

        Kosmisch gesehen ist Zeit unfassbar. Was war vor dem Urknall? In dieser Perspektive scheint die Erde ein unbedeutendes Aufflackern unter vielen zu sein.

        Als Kind hatte ich Angst vor dem Tod und wollte unsterblich werden. Heute ist mir meine Endlichkeit ein Trost. Es wäre aber einfacher, wenn ich die Erde und die Zukunft meiner Familie, Freunde und Mitmenschen in sicheren Bahnen wüsste.

        Zeit ist ein Verschlinger. Die Tode mir naher Menschen kann ich nicht gut verarbeiten. Sie beeinflussen mich ganz erheblich. Ich möchte alles festhalten und horte Dinge. Abschiede, also (gemeinsame) Zeiträume, die enden, sind für mich das Traurigste, was es gibt. Aber wie sagte Captain Picard so treffend, “Das Leben wird durch den Tod definiert”. Yin und Yang.

        Jetzt habe ich wertvolle Schlafenszeit für diesen Kommentar geopfert. War es das wert?

        Zum Abschluss hinterlasse ich hier eines meiner Lieblingslieder. Es berührt das Thema Zeit und triggert verlässlich meine Tränenproduktion. Ich hasse Enden und Abschiede.

        https://youtu.be/8Q3l9orXyuM?si=YIu8vu7ADEk0jSzQ

        Savatage – When The Crowds Are Gone

        I don’t know where the years have gone
        Memories can only last so long
        Like faded photographs, forgotten songs
        And the things I never knew
        When the skin is thin, the heart shows through
        Please believe me what I tell you is true

        Where’s the lights, turn them on again
        One more night to believe and then
        Another note for my requiem
        A memory to carry on
        The story’s over when the crowds are gone

        All my friends have been crucified
        They made life a long suicide true
        Guess we never figured out the rules
        But I’m still alive and my fingers feel
        I’m gonna play on till the final reel’s through
        And read the credits from a different view

        Where’s the lights, turn them …

        When the crowds are gone
        And I’m all alone
        Playing a final song
        Now that the lights are gone
        Turn them on again
        One more time for me my friend
        Turn them on again

        I never wanted to know
        Never wanted to see
        I wasted my time till time wasted me
        Never wanted to go
        Always wanted to stay
        Cause the person I am are the parts that I play
        So I play and I plan
        And hope and I scheme
        To the lure of a night
        Filled with unfinished dreams
        And I’m holding on tight
        To a world gone astray
        As they charge me for years
        I can no longer pay

        And the lights
        Turn them off my friend
        And the ghosts
        Well just let them in
        Cause in the dark
        It’s easier to see

        • Danke für den tiefen und bewegenden Druko, @Hui Haunebuh

          „Jetzt fühle ich mich zu müde, um noch viel Konstruktives zu schaffen. Ein Loser-Leben ohne Sinn und Zweck. Wie das meines toten Vaters. Er hat fast nur Müll hinterlassen.“

          Schon Deine Drukos hier sind tief & konstruktiv – und sie werden übrigens auch lange, vielleicht sehr lange bleiben und wirken. Dein Vater hat also auch viel Gutes hinterlassen.

          Und besteht nicht Depression vor allem aus einem Gefühl von Überschwere der Zeit? Darüber will ich gerne weiter nachdenken, lesen und schreiben.

          Danke, auch für den Zeit-Song, @Hui Haunebuh! 🙏🕰️🖖

  5. Auf Mastodon werden gerade wunderschöne Zeit-Zitate gepostet. Hier ein Fund von Marina Weisband und Sophie Breuer, ein Zeitjuwel von J.R.R. Tolkien!

    „I wish it need not have happened in my time,” said Frodo.
    “So do I,” said Gandalf, “and so do all who live to see such times. But that is not for them to decide. All we have to decide is what to do with the time that is given us.“

    Deutsch:

    „Ich wünschte, das hätte nicht zu meiner Zeit passieren müssen“, sagte Frodo.
    „Das tue ich auch“, sagte Gandalf, „und das gilt für alle, die solche Zeiten erleben. Aber das ist nicht ihre Entscheidung. Wir haben nur zu entscheiden, was wir mit der Zeit machen, die uns gegeben wird.“

    Hach! 🤩📚🕰️

  6. „Wie fühlst Du Dich in dieser Zeit?“ – habe ich heute auch meine Senior:innen im Smartphone-Kurs gefragt.

    Die Damen und Herren zwischen 75 und 90 Jahren waren genauso entsetzt, verärgert, ratlos, verunsichert und besorgt wie jüngere Menschen auch. Dennoch sind wir aufgrund des Alters mehr gelassen in Bezug auf Politik und Weltgeschehen, weniger gelassen in Bezug auf die eigene Gesundheit und die beschwerlicher werdende Zukunft. Aber, wir leben heute.

    Ich habe ihnen heute den Zusammenhang zwischen den TechMilliardären, die sich diese Welt aufteilen und auch nach realer Macht greifen wollen und unseren Smartphones deutlich gemacht. Es sollen eben nicht mit unseren Daten über Werbeklicks Milliarden verdient werden. Wir können nicht nur unser Verhalten in Bezug auf den Klimawandel verändern, wir müssen ihn auch im digitalen Bereich verändern. Unsere Daten dürfen nicht zum Kapital für die anderen werden, es gilt sie zu schützen.
    Keine Werbe-App von Drogerien und Discountern mit günstigen Angeboten spart wirklich unser Geld, sondern es nimmt unsere Daten und verdient Geld damit.

    Wir reden so nebenbei über Fotovoltaikanlagen auf Gartenhäusern, über die Jahreseinsparung einer Wärmepumpe, über die jährliche Einsparung bei einem E-Auto. Wir sind stolz darauf, dass wir immer weniger Fleisch essen und regional einkaufen. Alles Gespräche so nebenbei.
    Nach 90 Minuten gehen wir dann mit einem guten Gefühl auseinander. Auch das soziale Miteinander ist außerordentlich wichtig.

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    Bis zum nächsten Mal.

    Übrigens – wir gehen alle demokratisch wählen.

    • Oh, vielen lieben Dank, @Elisabeth K – das ist gelebtes Solarpunk-Engagement! 🙏🌞🖖

      Einmal freut es mich riesig, dass die Frage nach den Gefühlen zur aktuellen Zeit bei vielen Menschen Generationen übergreifende Solidarität auslöst. Das erlebe ich auch in Schulen und Veranstaltungen so – und genau auf einen solchen Dialog der Generationen kommt es doch mehr denn je an!

      Schon angesichts der seit Jahrzehnten allzu niedrigen Geburtenraten ist das gesellschaftliche und auch politische Gewicht der jüngeren Generationen immer weiter gesunken. Wer nur auf die Altersverteilung der Wählenden schaut, wird so lange wie möglich höhere Renten versprechen, nicht aber mehr Zukunftsinvestitionen und Mitweltschutz.

      Deswegen ist jedes Solarpunk-Engagement durch Seniorinnen und Senioren dreifach wirksam: Einmal direkt durch die Einsparungen von Treibhausgasen und die Stärkung erneuerbarer Friedensenergien. Zum zweiten als Signal an die demokratische Politik, dass auch Ältere nicht nur eigene Interessen vertreten, sondern für die Zukunft auch künftiger Generationen einstehen. Und zum dritten als Signal an alle, die sich Sorgen machen – hier zum Beispiel @Thorte – und damit merken, dass sie doch nicht alleine sind, nicht verzweifeln müssen, ein Leben lang etwas bewegen können.

      Gerade wenn die Nationalstaaten zu echten Veränderungen nicht mehr fähig oder unwillig sind, bewirkt das dezentrale Solarpunk-Engagement von Älteren am meisten.

      Das ist einer der Gründe, warum ich Dein Engagement so schätze, liebe @Elisabeth 🙏🌞👍 – Danke, von Herzen!

  7. Eher stünde alles andere als ein säkulärer „Zeitenumbruch“ anzunehmen: homo faber in einer munter rückwarts gerichteten Welt als ihr eigener Zukunftsentwurf.

    Eigtl wollte ich ja garnicht mehr schreiben, weils zu solcherlei Zukunftsentwürfen …

    nunja.

    Betrachten Sie es einfach nur als Ihren Erfolg, auch mich reaktiviert zu haben für eine res publica, die angesichts ihrer heutigen Protagonisten lediglich als „Väter der Klamotte“ durchgehn könnte ggf

    beste Grüße

  8. @Solarpunk

    Zur Energiewende gibt es einiges in Eigenregie zu machen, neben Umrüstung auf grüne Technik auch einfach weniger Konsum. Und wenn wir eine gewisse Genügsamkeit hinbekommen, dann geht es auch mit mehr Kindern. Insbesondere bei Leuten, die eigentlich ganz gut verdienen.

    Mit der Aufrüstung scheint es mir schwieriger zu sein. Das muss die EU machen, also ein Mix aus Schulden in akuter Notlage, Steuererhöhungen insbesondere von Kapital und Kapitaleinkünften, und Kriegsanleihen. Letzteres hat sich schon in vielen Kriegen durchaus bewährt.

    Wenn wir dann auch noch flächendeckend mit Konsumzurückhaltung in Eigenregie reagieren, dann sind neben dem Geld auch die nötigen Arbeitskräfte frei, um mit Putin nachhaltig fertig zu werden.

    Insbesondere wenn die USA uns wenigstens umfangreich Waffen verkauft, ohne sich aber selber noch an der Ukraineunterstützung zu beteiligen. Das könnte so dann doch noch ein gutes Ende nehmen. So ganz ungerecht wäre es nicht, wenn wir für US-Unterstützung jetzt zahlen, immerhin haben wir uns seit 30 Jahren kaum um unser eigenes Militär gekümmert. Im Gegensatz zur USA, die haben hier etliche Billionen ausgegeben.

    Vorausgesetzt wir zerlegen uns in Europa nicht selber, und eine Mehrheit sieht ein, dass es nicht immer konsummäßig aufwärts gehen kann. Die natürlichen Systeme des Planeten, die militärischen Realitäten wie auch die demografischen Herausforderungen warten nicht auf uns, wenn wir sie ignorieren.

    Die Leute, die jetzt schon eher schlecht verdienen, und dann auch noch Kinder zu versorgen haben, die können hier recht wenig einsparen. Und deren ökologischer Fußabdruck ist sowieso eher nicht soo hoch. Solange das alles überwiegend freiwillig läuft, müssen die dann ja auch wirklich nicht viel machen. Und damit können wir auch leben.

    Die Summe macht es dann, ob wir noch vernünftig klar kommen.

    • Ein starker Druko, @Tobias 🙏👍

      Vor allem diese Ansage zur Zeit, konkret zu unserer Verdrängung von Zukunft möchte ich deutlich hervorheben:

      „Vorausgesetzt wir zerlegen uns in Europa nicht selber, und eine Mehrheit sieht ein, dass es nicht immer konsummäßig aufwärts gehen kann. Die natürlichen Systeme des Planeten, die militärischen Realitäten wie auch die demografischen Herausforderungen warten nicht auf uns, wenn wir sie ignorieren.“

      Genau das! Solange wir nur kurzfristig und nur an uns selbst denken, verfeuern wir weiterhin fossile Gewaltenergien, finanzieren das Putin-Altherren-Regime, heizen die Mitwelt an und schüren die Klimaangst und steigern jetzt den Konsum auf Kosten der ohnehin schrumpfenden, jungen Generationen!

      Emotional kann ich es voll verstehen, dass sich Menschen vor der Zukunft verstecken und beispielsweise für kurzfristige Wissenschaftsleugnung plädieren: Es gäbe gar keine globale Erhitzung, Extremwetter hätten nichts mit Klima- und Wasserkrise zu tun, die Wissenschaft sei linksradikal, „Trump will fix it“.

      Aber auch in Deutschland 🇩🇪🇪🇺 wird sehr ungerne über Demografie gesprochen, obwohl (und weil!) bereits buchstäblich täglich mehr Menschen in Rente und Pension gehen, als neue Leute Arbeit aufnehmen. Während also Zukunftsinvestitionen immer dringender werden, steigen die Beiträge und Steuerkosten für Alter und Pflege in einem rasanten Tempo…

      Immerhin: Auch unser Dialog hier zwischen einem spirituellen Kinderlosen und einem christlichen, dreifachen Familienvater zeigt, dass wir über das Thema Zeit gemeinsam die Realität besser erkennen und uns ihr stellen können! Danke dafür, sehr! 🙏👍

  9. Wie fühlt sich die Zeit für dich an?

    Eigentlich so wie die letzten ca. 20 Jahre, nur werden die Missstände zur Zeit stark öffentlich diskutiert und die rechten Faschisten trauen sich nun auch im öffentlichen Raum, online wie auf den Marktplätzen immer mehr.
    Einzig die Verschwörungsmythologie Empfänglichkeit hat ineiner Betrachtung seit der COVID Pandemie in Kombination mit den antisozialen Medien wirklich sehr stark zugenommen und auch zuvor integre Menschen infiziert.

    Die westlichen Demokratien sind teilweise aus ihren Wachstums- und Konsumträumen aufgewacht.

    Beispiele:

    Russland greift andere Länder auf EU Boden an: Ist schon 2014 passiert, würde aber nicht so richtig wahrgenommen.

    Reiche, häufig vorbestrafte abgedrehte Menschen in Demokratien an der Macht: Berlusconi, Italien ab 1994,

    Die Erderwärmung aufgrund der Klimakrise wird zum Problem: Je nach Lebensalter war das seit 1970 bekannt, spätestens in den 90er durch Al Gore und vor 6 Jahren durch Bewegungen wie Fridays for Future usw.

    Wir konsumieren uns quasi in einen sedierten Zustand der Apathie:
    Praktisch seit dem deutschen Wirtschaftwunder der 50er Jahre.

    Rechtsruck in europäischen Gesellschaften: Für mich 1992 mit Rostock-Lichtenhagen am sichtbarsten. Als Sohn eines Gastarbeiters aber eigentlich schon immer gut erkennbar, dass die Fremdenfeindlichkeit und eigene Überhöhung in DE leider nie weg war.

    Antisemitismus: Auch hier hat man mir als kleines Kind schon derbe “Judenwitze” erzählt, also auch der nie weg gewesen.

    Also alles in allem fühlt es sich nicht so viel anders an wie vor 20 Jahren.
    Lediglich die Degeneration moralisch intakter Menschen hatte ich bis vor kurzem nicht auf dem Radar.

    Ich bleibe entspannt und positiv und versuche durch Vorbildfunktion und eingenügsam erfülltes Leben für meine Kinder und andere das Beste aus meiner Zeit zu machen (habe leider vorher schon das Gandalf-Zitat gelesen und bekomme es nicht mehr aus dem Kopf 🙂

    • Ganz lieben Dank, @St3fan – und ein dickes “Ja”! 🙏😊👍

      Denn es ist ja schon so, dass auch frühere Generationen immer wieder mit Kriegen und System-Zusammenbrüchen zu kämpfen hatten – die Erwartung auf einen ewigen, auch menschlichen Fortschritt entstand ja erst mit der Säkularisierung. Und jetzt wird immer mehr Menschen schmerzhaft klar, dass diese fossil befeuerte Verheißung nicht durchzuhalten ist. Bei sehr vielen Menschen führt das jedoch bislang eher zu Reaktanz und Realitätsflucht, zur Verklärung einer vermeintlich perfekten Vergangenheit und sogar zu feindseligem Dualismus.

      Auch ich selbst muss mich immer wieder daran erinnern, dass nicht der Eindruck entstehen darf, sinkende Geburtenraten wären nur ein Problem oder gar nur eine Katastrophe. Eine “wirkliche” Katastrophe wäre es, wenn die Weltbevölkerung tatächlich exponentiell wachsen und sich schließlich zerfleischen würde!

      Habe daher Perplexity.ai gebeten, hier für uns noch einmal Vor- und Nachteile des säkularen Geburtenrückgangs nebeneinander zu stellen:

      Laut Dr. Michael Blume gibt es sowohl Vor- als auch Nachteile, die mit dem schnellen Rückgang der Geburtenraten verbunden sind:

      ## Vorteile

      **Umwelt- und Klimaschutz**

      Der Geburtenrückgang bietet bessere Chancen, die Umweltzerstörung und Klimakrise abzubremsen. Dr. Blume argumentiert, dass weniger Menschen auch weniger Energie, Nahrungsmittel und Rohstoffe verbrauchen, was positive Auswirkungen auf die Umwelt haben kann[1].

      **Neubewertung der Anthropodizee**

      Sinkende Geburtenraten ermöglichen es, die Frage nach der Rechtfertigung, weitere Kinder in die Welt zu setzen (Anthropodizee), neu zu stellen. Dies kann zu einer bewussteren Entscheidung für oder gegen Kinder führen[1].

      **Wertschätzung für Familien und Religionen**

      Der Geburtenrückgang könnte zu einer höheren Wertschätzung von Kindern, Familien und Religionen führen, sofern die “Traditionalismusfalle” vermieden wird[1].

      **Chancen für junge Menschen**

      Bessere Chancen für qualifizierte, junge Menschen auf dem zunehmend internationalen Arbeitsmarkt können entstehen. Städte und Gemeinden werden verstärkt an Arbeitskräften und Familien interessiert sein, um ihr eigenes Überleben zu sichern[1].

      ## Nachteile

      **Demografische Instabilität**

      Ein zu schneller Bevölkerungsrückgang führt zu demografischer Instabilität, was weitreichende Folgen für verschiedene Bereiche der Gesellschaft haben kann[2].

      **Wirtschaftliche Herausforderungen**

      Die schrumpfende Zahl der Arbeitnehmer führt zu Personalmangel in wichtigen Bereichen. In Deutschland werden in den nächsten 12 Jahren 19,5 Millionen Arbeitnehmer der Babyboomer-Generation in Rente gehen, aber nur 12,5 Millionen jüngere Beschäftigte nachrücken[2].

      **Auflösung von Gemeinschaftsstrukturen**

      Sehr niedrige Geburtenraten gehen oft mit der Auflösung von Gemeinschaften und dem Schrumpfen von Familien einher[2].

      **Überalterung der Gesellschaft**

      Eine zu geringe Geburtenrate führt zu einem Ungleichgewicht zwischen den Generationen und erschwert die Aufrechterhaltung von Renten-, Gesundheits- und Pflegesystemen[2].

      **Negative Rückkopplungseffekte**

      Dr. Blume weist auf die gegenseitige Beschleunigung von Abwanderung und Geburtenrückgang hin. Wo junge Menschen wegziehen, werden weniger Kinder geboren, und wo es weniger Zukunftsperspektiven gibt, ziehen wiederum junge Menschen weg[1].

      Zusammenfassend sieht Dr. Blume sowohl Chancen als auch Herausforderungen im schnellen Rückgang der Geburtenraten. Er betont die Notwendigkeit einer ausgewogenen Familienpolitik und gesellschaftlicher Strukturen, die eine moderate Geburtenrate von etwa 1,8 Kindern pro Frau ermöglichen und unterstützen, um die positiven Aspekte zu nutzen und gleichzeitig die negativen Folgen abzumildern.

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mythenwandel-von-der-ueberbevoelkerung-zur-bevoelkerungsimplosion/
      [2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fuer-kinder-braucht-es-zuversicht-frieden-zu-solarpunk-und-demografie/

      • Der erste einiger Massen ausgewogene Kommentar von perplexcity zur Komplexität der Wirklichkeit.
        Wenn wir die ökonomischen, demographischen und gesellschaftlichen Dimensionen erfassen können, warum nehmen wir sie wie Naturgesetze in eine Dystopie und nich als deliberative Lösungsherausforderung?

        • @Mussi

          Danke & ich zumindest tue genau das. Ein lebensbejahender Solarpunk ist geradezu die Übersetzung von „deliberative Lösungsherausforderung“. Und ich freue mich ausdrücklich über alle – wie zum Beispiel @Elisabeth Krüger – die konstruktiv mitwirken, statt nur zu maulen. 1 Solarpunk-Motto: Niemand kann alles, aber alle können etwas tun.

  10. Für mich fühlt sich “die Zeit” schwer, erdrückend, und ja auch beängstigend an.

    Es geht mir ähnlich wie Hui Haunebuh, dessen Kommentar mich sehr berührt hat, vermutlich wegen einiger Parallelen.

    Resümierend kann ich meine Lebenszeit nur als; “völlig fehlgeleitet durchs Leben geirrt” bezeichnen. Es heißt ja so schön: “Die Zeit heilt alle Wunden”… dem ist leider nicht so! Vielmehr summiert es sich mit der Zeit, denn vergessen ist schier unmöglich. Für manche, die ihre Zeit als schön und sinnvoll empfinden, mag die Vorstellung der Unendlichkeit reizvoll erscheinen, für mich jedoch wäre dies ein Horrorszenario. So bleibt mir die letzte kleine Hoffnung auf ein endlich unendlich im Nichts … nach meiner Zeit.

    • Vielen lieben Dank für Ihren tiefen Druko, @enoon 🙏

      Und erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, dass schon dieser Kommentar von Ihnen – der ja letztlich vor einem Verfehlen von Sinn in der Lebenszeit warnt – aus meiner Sicht kostbar und sinnvoll ist.

      Die Realität “ist” bedrückend, die Konfrontation mit der Wahrheit auch durch das mediale Überangebot schwerer denn je.

      Ich beobachte daher, dass dieses Jahr der Run auf sog. Weihnachtsfilme mit musikalisch-christlichem Hintergrundteppich und garantiertem Happy End früher einsetzt und vielleicht so groß wie noch nie werden dürfte. Diese Filmgattung entspricht der sogenannten Heldinnenreise (Heroine’s Journey) nach Gail Carriger. Immer mehr von uns “gönnen” sich kleine Fluchten aus der bedrängenden Realität der Polykrisen, erträumen und erkennen den eigentlichen Reichtum hinter der Konsumdecke in sozialen Beziehungen, Vergebung, Erlösung.

      Gerne lade ich auch Sie ein, unter Blogposts auf “Natur des Glaubens” am wissenschaftlich orientierten Dialog teilzuhaben und damit Zeit und Sinn zu verknüpfen. Danke für den starken, ersten und bleibenden Beitrag, den Sie dazu mit Ihrem Druko bereits geleistet haben! 🙌

  11. Für mich fühlt sich Zeit so an. Nach der Corona-Pandemie, wo ich feststellen musste, dass immer mehr Menschen sich aus dem vernünftigen und respektvollen Austausch verabschiedet haben und in ihre Empörungs- und Verschwörungswelt abgedriftet sind, spätestens seit den letzten Wahlen in Ostdeutschland und jetzt in den USA, wo ein Großteil der Menschen sich entschieden hat, Populisten, Menschen ohne Werte und Faschisten das Vertrauen auszusprechen und toxisch-infantile Milliardäre mit unbegrenzter Macht auszustatten ….: es ist zum Verzweifeln.

    Andererseits habe ich in den letzten Jahren Menschen verloren, die mir mit am nächsten standen. Menschen, deren Empathie und Denken gerade jetzt fehlen. Was macht das mit meinem Zeitgefühl?

    Die Zeit ist knapper und wertvoller geworden. Ich will sie nutzen und ausfüllen, jetzt noch mehr. Das hilft gegen die Verzweiflung und Mutlosigkeit.
    Es bleibt an wenigen, sich weiterhin mit Vernunft, Respekt und Neugierde an Dialogen wie hier zu beteiligen. Ja, vielleicht gerade jetzt erst recht!

    • Vielen Dank für Deinen wie immer konstruktiven Druko, @Peter Gutsche! 🙏👍

      Leute, ich freue mich, Euch mitteilen zu dürfen, dass Dr. Peter Gutsche drei Gadtblogposts zum Thema „Zeit & Physik“ zugesagt hat! 🤩🕰️🚀 Die erste Folge soll schon am Wochenende online gehen.

  12. @enoon 12.11. 08:41

    „So bleibt mir die letzte kleine Hoffnung auf ein endlich unendlich im Nichts … nach meiner Zeit.“

    Doch noch sinnvoll tätig werden steht doch noch offen. Teil von was Größerem zu sein, oder zu werden, auch.

    Spiritualität finden ist da vielleicht schwieriger. Aber eine Auflösung im Kosmischem Geist mit dem Tod mag immer attraktiv sein. Es wäre ja gerade auch ein Ende vom möglichem eigenen geistigem Elend.

    Welches wiederum mit sinnvollen Gedanken und Taten reduzierbar sein müsste.

    Erkenntnis aller Art dürfte mehr geistig nähren als der dicke SUV vor der Tür. Das ist hier auch zu bedenken. Wir sind schon zu Lebzeiten Geisteswesen, die überaus positiv auf geistigen Fortschritt reagieren. Das lässt sich auch im Rentenalter noch nutzen.

    Und zu tun in diesem Sinne gibt es genug. Kultur lebt nur von den Menschen, die sich dann eben auch tatsächlich entwickeln können.

    • Danke, für die ermutigenden Worte, die ich sehr zu schätzen weiß!

      Es gibt eben auch “Zeiten”, ergo Phasen, die durchschritten werden müssen um gewisse Erkenntnisse erlangen zu können, mögen sie auch noch so bitter sein. Hierzu bedarf es natürlich ebenso Einsichtsfähigkeit, die dann ein zielgerichtetes Verhalten ermöglichen kann. Dazu reichen manchmal nur ein paar einfühlsame und zuwendende Worte, wie die Ihren!

  13. @Michael 12.11. 06:20

    „Auch unser Dialog hier zwischen einem spirituellen Kinderlosen und einem christlichen, dreifachen Familienvater zeigt, dass wir über das Thema Zeit gemeinsam die Realität besser erkennen und uns ihr stellen können!“

    Meine Kinderlosigkeit geht von mir aus in Ordnung. Die Schrumpfung der Bevölkerung in den reichen Ländern war im Sinne der Grenzen dieses Planeten ziemlich sinnvoll nötig. Wir haben das dann eben mit Zuwanderern ausgeglichen.

    Inzwischen haben wir allerdings genug davon. Wir sind genug geschrumpft, und die Weltbevölkerung insgesamt stabilisiert sich langsam, dass wir mit einer nur noch moderaten Schrumpfung gut unterwegs wären.

    Und die Zuwanderung gerät eben auch an Grenzen. Innnerhalb der EU sind die meisten längst hier, die Lust haben, in Deutschland zu arbeiten, und viele mögen nicht noch mehr muslimische Einwanderer aus Afrika und dem Nahen Osten haben. Zumal sich auch noch abzeichnet, das spätestens in 20 Jahren da gar nicht mehr so viele kommen wollen.

    Weil sich dort eine KI-bedingte Bildungsoffensive abzeichnet, mit der Folge, das dort auch die Demografie ins Schrumpfen kommt und gleichzeitig sich die lokalen wirtschaftlichen Möglichkeiten entscheidend verbessern.

    Also müssen wir jetzt mehr Kinder kriegen, denn das dauert eben 20 Jahre, bis die Kinder helfen, unsere Überalterungsprobleme zu entschärfen.

    • Vielen Dank, @Tobias

      Inhaltlich stimme ich Dir völlig zu und spreche mich ja auch für eine Geburtenrate von 1,8 aus. Trivial ist das aber nicht. Heute (am 12. November 2024) berichtet die Stuttgarter Zeitung auf S. 15 (“Wissen”):

      “Sollten die meisten Menschen Kinder haben? Bei der Antwort klafft in Deutschland nach Umfragedaten eine riesige Lücke zwischen Männern und Frauen. Fast zwei Drittel der Männer (59 Prozent) bejahen diese Frage – bei den Frauen sind es nur ein Drittel (33 Prozent), wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos ergab.”

      Hintergrund sei, dass noch immer Frauen die Hauptlast der Kinderbetreuung zu tragen hätten und zudem finanziellen wie auch beruflichen Nachteilen ausgesetzt seien.

      “So sei mit Kind oft eine größere Wohnung nötig – und solche Wohnungen seien aktuell ebenso rar gesät wie oft unbezahlbar. Auch andere Kosten stiegen stetig. Zudem lebten junge Paare heutzutage oft weit entfernt von ihren Herkunftsfamilien und könnten nicht auf deren Unterstützung bei der Betreuung setzen.

      Von kinderlosen Frauen sei in der Summe oft zu hören, dass sie sich sorgten, die “Aufgabe Kind” nicht bewältigen zu können – zumal sie im Bekanntenkreis oft die immense Überforderung junger Mütter sähen.”

      Interessant sind dabei auch Vergleichsdaten:

      “EU-weit ist der Unterschied nach den Ipsos-Daten etwas kleiner: 53 Prozent der Männer stimmen zu, dass die meisten Leute Kinder haben sollten, bei den Frauen sind es 39 Prozent.”

      Die durch die digitale Medienrevolution weiter beschleunigte Säkularisierung & Individualisierung kommen ebenso hinzu wie die Klinakrise als Wasserkrise, Handelskonflikte und also steigende Preise (Inflation).

      Ich rechne also nicht mit einem schnellen Anstieg der europäischen Geburtenraten, eher im Gegenteil…

  14. @Michael 12.11. 17:43

    „Hintergrund sei, dass noch immer Frauen die Hauptlast der Kinderbetreuung zu tragen hätten und zudem finanziellen wie auch beruflichen Nachteilen ausgesetzt seien.“

    Erstmal doppelt Arbeit, weniger Geld zum Ausgeben und am Ende noch weniger Rente. Verständlich, wenn sich hier Frau weigert.

    Und als Karrierefrau abgewertet wird man auch nicht mehr, wenn sich Frau ohne oder nur mit einem Kind begnügt.

    Wenn es dann aber alles nichts hilft, dann werden die Rentner eben ärmer. Luft nach unten im Konsum gibt es bei denen meistens auch. Insbesondere haben so manche Rentner ziemliches Kapital, die betrifft das weniger. Hier könnte man dann auch einiges an Steuern eintreiben, spätestens wenn vererbt wird.

    • @Tobias

      Also, ganz ehrlich: Mit einem dahingeworfenen Satz wie „Dann werden die Rentner eben ärmer.“ braucht gar keine demokratische Partei zu Wahlen anzutreten. Schon angesichts unserer Demografie und damit auch Verteilung der Wählenden wird sich niemand mit den Rentnerinnen und Rentnern, auch nicht mit den Pensionierten anlegen. Es gab ja schon einmal eine „Graue Panther“-Partei und im Übrigen würden nur die feindseligen Dualisten gestärkt, die die wissenschaftlichen und also auch demografischen Realitäten schlichtweg leugnen.

      Und zu diesen Realitäten gehört schon jetzt, dass auch das wohlhabende Bayern inzwischen die Hälfte seines freiwilligen Familiengeldes auf die Kommunen umverteilen muss:

      „Das bedeutet konkret: Statt monatlicher Familiengeldzahlungen – 250 Euro vom 13. bis zum 36. Lebensmonat – soll es künftig nur noch eine einmalige Zahlung von 3000 Euro an Familien geben, und zwar zum ersten Geburtstag eines Kindes. Söder sprach von einem „Geburtstags-Entree des Freistaats“. Das entspricht dann 50 Prozent der bisher verwendeten Summen. Die andere Hälfte der Familiengeld-Mittel solle für den Bau von Kitas, für die Betreuung, einen guten Personalschlüssel und derlei Investitionen fließen. Dies sei auch „ein Signal an die Kommunen“, sagte Söder.“

      https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-familiengeld-pflegegeld-soeder-csu-lux.2kAxkDvcV1Jv7BnKo1cfGY

      In meiner Wahrnehmung lässt sich in unterjüngten Gesellschaften keine Politik gegen die älteren Generationen machen, sondern idealerweise gemeinsames Bewusstsein schaffen. Und wir können nur hoffen, dass sich die Parteien im kommenden Bundestagswahlkampf nicht mit Rentenversprechen überbieten, die nur auf Kosten der schwindenden Jugend gehen. Wir brauchen eine stärkere Fokussierung auf Zukunftsaufgaben (Infrastruktur, Familien, Bildung, Integration, Forschung & Entwicklung) – auch im Interesse der bereits Älteren! Eine niedergehende Gesellschaft würde auch kein gutes Alter mehr garantieren können.

      • Guten Abend Herr Blume,

        Danke für die erwähnung in einem vorhergehenden Blogartikel, das hat mich wirklich gefreut 🙂

        Bin Leider in letzter Zeit nicht zum Schreiben gekommen, obwohl es wirklich eine Fülle an interessanten Gesprächen (was wäre die genaue Bezeichnung für ein Schreibgespräch, vermutlich Schriftverkehr) gegeben hat.

        Zu der Frage, Zeit hat etwas unfassbar Mächtiges, so als würde man neben der Galaxien spuckenden Schildkröte von Stephen Kings ES stehen. Etwas was nicht greifbar ist und selbst das Universum wirkt dagegen winzig in meiner Gefühlswelt.
        Es macht Angst, jedenfalls war das früher eher die Regung. Jetzt kommt immer mehr Demut und auch Dankbarkeit. Jeder muss sich der Zeit stellen, egal wer man ist. Diese Gleichstellung hebelt soziale zwänge und Druck aus, es nimmt mächtigen die Macht.

        Das wären so meine Gedanken 🙂
        Hätte ich wohl nie so richtig nachgedacht ohne den Blogpost, danke sehr.

      • Die Rentner. Wir reden hier von MENSCHEN!

        Ich bestreite nicht, dass es Rentner gibt, die vermögend sind. Doch wieviele sind das?

        So von Menschen zu reden, finde ich respektlos. Sie haben den weitaus größten Teil ihres Lebens eine Berufstätigkeit ausgeübt. Geld verdient um ihre Familie zu ernähren, ihre Kinder studieren zu lassen, mit Mitgliedsbeiträgen Vereinen etc geholfen, waren ehrenamtlich engagiert etc.

        Nicht alle Rentner und Rentnerinnen erfreuen sich bester Gesundheit! Krankheiten und Pflegebedürftigkeit kosten Geld. Medikamente, Sehhilfen usw müssen selbst bezahlt werden.

        Dass unser heutiges Rentensystem nicht mehr zeitgemäß ist, ist mir auch klar. Das ist ein Thema, das überparteilich dringend angegangen werden muss.

        Aber nochmal: Dann werden die Rentner halt ärmer tut weh. Tut mir leid, dass ich noch existiere.

        • Danke, @SabineH – an dieser Stelle bin ich ja auch eingeschritten. Ich meine, dass wir die realen, auch demografischen Probleme nicht lösen können, wenn wir die Menschen dualistisch aufspalten. Es geht m.E. nur, wenn wir im Gespräch bleiben und die je anderen nicht nur sehen, sondern auch fühlen.

          Also: Ich bin sehr froh, dass Sie weiterhin “existieren” – und sich auch hier einbringen. Danke dafür! 🙂

  15. @Michael 12.11. 19:07

    „Also, ganz ehrlich: Mit einem dahingeworfenen Satz wie „Dann werden die Rentner eben ärmer.“ braucht gar keine demokratische Partei zu Wahlen anzutreten.“

    Das sollte ja auch nur beschreiben, was eben passiert, wenn wir nichts wirklich Wirksames unternehmen. Das soll kein Regierungsprogramm sein. Wobei die Regierung, die es heute verbockt, überwiegend erst in 20 Jahren für den angerichteten Schlamassel zur Rechenschaft gezogen wird. Dann sind die längst selber in Rente, und zwar in einer etwas Besseren.

    „Wir brauchen eine stärkere Fokussierung auf Zukunftsaufgaben (Infrastruktur, Familien, Bildung, Integration, Forschung & Entwicklung)– auch im Interesse der bereits Älteren!“

    Ja sicher, das ist offenbar aber teilweise ein Systemproblem. Sowohl Politik wie Wirtschaft denkt und plant eben nur 5 bis vielleicht mal 10 Jahre. Jedenfalls kommt mir das so vor.

    „Eine niedergehende Gesellschaft würde auch kein gutes Alter mehr garantieren können.“

    Das meinte ich dann auch mit „Dann werden die Rentner eben ärmer.“ Ich will das nicht begrüßen, es wäre aber auch nicht der Weltuntergang. In Südkorea mit inzwischen nur noch 0,72 Kinder pro Frau dann sogar demnächst tatsächlich zu beobachten. Da kommt dann bald ein regelrechtes Abwickeln der gesamten Gesellschaft in Gang, bei dem nicht nur die Renten verfallen, sondern auch noch die Immobilien rapide an Wert verlieren.

    Nun gut, Neubauen kann man sich dann nachhaltig sparen, und vielleicht entschärfen ja auch KI und richtig universal einsetzbare Roboter das Problem. Für wen dann diese wunderbare Welt inclusive der menschlichen Investitionen noch ist, ist eine Frage, die dann aber auch noch aufkommen könnte. Selbst dann, wenn die verbliebenen Menschen dennoch irgendwie klar kommen.

  16. @Berthold Forster 12.11. 22:35

    „Jeder muss sich der Zeit stellen, egal wer man ist.“

    Das muss nicht in Lebensgier ausarten, es kann auch Verantwortung begründen. Wie sich die eigene Innenwelt entwickelt, kann viel mit Kooperation und letztlich auch mit wirklichem Sinn zu tun haben.

    So wird jedenfalls die Konzentration auf die eigenen Lebzeiten doch noch produktiv. Der Traum vom jenseitigen Paradies könnte hier eher ungut vom wirklichen Leben ablenken.

    Insbesondere, wenn es dieses Jenseits wirklich nicht gibt, und mehr als eine Auflösung im Kosmischem Geist einfach nicht zu haben ist.

    Umso wichtiger wird doch auch die Spiritualität zu Lebzeiten. Und das, was man hier auf Erden wirklich bewegt bzw. anrichtet. Da habe ich den Eindruck, dass all dies wirklich Erlebte und Bewegte irgendwo in der Ewigkeit erhalten bleibt. Es könnte eine Art kosmisches Archiv geben, in das alle erlebte Zeit eingeht.

    Wo sagt die Physik, dass die Vergangenheit wirklich weg ist? Sie ist nur nicht von heute heraus zu ändern. Allerdings kann man sich erinnern, und die Sicht auf Vergangenes dann tatsächlich auch ändern. Was dann wieder Gegenwart ist, die dann wieder neue Vergangenheit wird.

  17. @SabineH 13.11. 11:00

    „Dass unser heutiges Rentensystem nicht mehr zeitgemäß ist, ist mir auch klar. Das ist ein Thema, das überparteilich dringend angegangen werden muss.“

    Wir brauchen wohl vor allem mehr Kinder. Aber selbst wenn wir ab jetzt genug Kinder kriegen, wirkt das erst nicht vor 20 Jahren, und bis dahin verursachen die Kinder auch noch Extrakosten an Geld und Arbeitseinsatz.

    „Aber nochmal: Dann werden die Rentner halt ärmer tut weh. Tut mir leid, dass ich noch existiere.“

    Ich will hier keinem wehtun. Ich sehe hier einfach nur die demografischen Realitäten.

    Weniger Lohn- und Einkommenssteuern und dafür mehr Vermögens- Erbschafts- und Kapitalertragssteuern würden jedenfalls eher weniger arme Menschen treffen, egal wie alt.

    Was kann man sonst machen, frage ich mich. KI und Roboter könnten das Problem entschärfen, insbesondere wenn da in den nächsten Jahren mehr passiert, als man gewohnt ist.

  18. Habe für eine Recherche zum Thema Religionen, Zeit & Zeitenumbruch einmal Perplexity.ai per Pro Search um Ausführungen zu Zeit und Jenseits im Taoismus gebeten:

    Der Taoismus vermittelt einige interessante und tiefgründige Vorstellungen von Zeit und Jenseits:

    ## Zeitvorstellung im Taoismus

    ### Zyklische Zeitauffassung

    Der Taoismus betrachtet die Zeit nicht als linear, sondern als zyklisch:

    – Zeit wird als ein sich ständig wiederholender Kreislauf verstanden, ähnlich den Jahreszeiten oder Tag und Nacht.
    – Dies spiegelt sich im Konzept von Yin und Yang wider, das einen ständigen Wechsel und ein Gleichgewicht der Gegensätze darstellt.

    ### Ewigkeit des Tao

    Das Tao selbst wird als zeitlos und ewig betrachtet:

    – Es existierte vor der Entstehung von Himmel und Erde und wird als “etwas Unbestimmtes” beschrieben, das “allein und unveränderlich” steht[1].
    – Diese Vorstellung vermittelt eine Idee von Zeitlosigkeit jenseits menschlicher Zeitkonzepte.

    ### Spontanität und Gegenwärtigkeit

    Der Taoismus betont die Bedeutung des gegenwärtigen Moments:

    – Das Prinzip der Spontanität im Tao lehrt, im Einklang mit dem natürlichen Fluss der Dinge zu leben, ohne sich zu sehr an Vergangenheit oder Zukunft zu klammern[1].
    – Dies fördert eine Haltung der Achtsamkeit und Präsenz im Hier und Jetzt.

    ## Jenseitsvorstellungen im Taoismus

    ### Unsterblichkeit und Transformation

    Der Taoismus hat eine komplexe Sicht auf das Leben nach dem Tod:

    – Es gibt Vorstellungen von spiritueller Unsterblichkeit durch die Kultivierung des Qi (Lebensenergie).
    – Der Tod wird oft als Transformation oder Übergang in einen anderen Zustand des Seins betrachtet, nicht als endgültiges Ende.

    ### Mehrere Seelen

    Im Taoismus gibt es die Vorstellung von mehreren Seelen:

    – Die himmlische Seele (hun) kehrt nach dem Tod in den Kosmos zurück.
    – Die irdische Seele (po) bleibt bei den sterblichen Überresten.

    ### Jenseitsreisen

    Taoistische Praktiken beinhalten oft Vorstellungen von Jenseitsreisen:

    – Durch Meditation und andere spirituelle Übungen glaubt man, dass der Geist den Körper verlassen und andere Realitätsebenen erkunden kann.
    – Dies wird im “Weg der Goldenen Blüte” beschrieben, wo von der “Ablösung des Geistleibes zu selbstständiger Existenz” die Rede ist[1].

    ### Verbindung von Diesseits und Jenseits

    Im Taoismus gibt es keine strikte Trennung zwischen Diesseits und Jenseits:

    – Rituale dienen oft dazu, eine Verbindung zwischen der materiellen Welt und der Welt der Geister oder Götter herzustellen.
    – Dies zeigt sich in den komplexen Ritualen, bei denen Denkschriften den Göttern präsentiert werden[2].

    ## Fazit

    Die taoistischen Vorstellungen von Zeit und Jenseits betonen die Einheit und Verbundenheit aller Dinge. Zeit wird als zyklisch und fließend betrachtet, während das Jenseits nicht als getrennter Bereich, sondern als Teil eines größeren Kontinuums gesehen wird. Diese Konzepte fördern eine Lebensweise, die auf Harmonie, Achtsamkeit und spirituelle Kultivierung ausgerichtet ist, mit dem Ziel, im Einklang mit dem ewigen Tao zu leben.

    Citations:
    [1] https://sonamedic.de/wissen/taoismus/
    [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Daoistisches_Ritual
    [3] https://studyflix.de/allgemeinwissen/taoismus-7494
    [4] https://shaolin-yuntai.com/de/daoism/
    [5] https://china.lu/de/taoismus-32
    [6] https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/ethik-und-philosophie/daoismus-taoismus-china100.html
    [7] https://www.deutschlandfunk.de/daoismus-viel-mehr-als-yin-und-yang-100.html
    [8] https://www.fu-berlin.de/presse/publikationen/fundiert/archiv/2004_02/04_02_blum/index.html

  19. @Michael 16.11. 05:10 / Perplexity.ai

    „Diese Konzepte fördern eine Lebensweise, die auf Harmonie, Achtsamkeit und spirituelle Kultivierung ausgerichtet ist, mit dem Ziel, im Einklang mit dem ewigen Tao zu leben.“

    Faszinierend, hier erklärt uns eine Maschine Religion und Spiritualität. Und das offenbar sogar ganz gut, scheint mir.

    Bleibt zu hoffen, dass auch die chinesische KP sich hier inspirieren lässt, im Sinne eines florierenden Lebens und ökologisch und ökonomisch nachhaltiger Kultur.

    Wobei das Zyklische im Leben durchaus dazu gehört, aber eine lineare Entwicklung eben auch. Insbesondere was den Fortschritt von Technik, Naturzerstörung und die Bestrebungen betrifft, hier die natürlichen Systeme nach Möglichkeit dennoch zu erhalten.

    Politische Freiheiten im Universum des Taoismus zu lokalisieren wäre eventuell an dieser Stelle weiterführend? Wirtschaftliche Freiheiten gewährt die aktuelle Führung der KP offenbar durchaus und das mit durchgreifendem Erfolg. Immerhin musste man hier im laufendem Betrieb den Vorsprung des Westens aufholen.

    Tiktok ist im eigenen Land verboten, und wir lassen es zu. Ist das noch Freiheit, oder ist das schon verrückt?

    Gemeinsam haben wir mit China offenbar das demografische Problem. Hier wären tatsächlich funktionierende Lösungsmöglichkeiten wirklich interessant. Das größte Potential könnte hierbei m.E. eine entspanntere Lebensweise mit deutlich weniger Arbeit und Konsum haben.

  20. @Michael 16.11. 14:20

    „Es ist eine m.E. sehr hoffnungsvolle Jenseitsvorstellung, die Verantwortung im Hier und Jetzt mit Hoffnungen auf die “Weite der Zeit” verbindet.“

    Als definitiver Teil eines lebendigen Kosmos reicht mir dieses, meine Verantwortung anzunehmen. Personifizierte Aussichten brauche ich dafür offenbar nicht. Die Hoffnungen auf einen tatsächlich florierenden Planeten mit einem florierendem menschlichen Leben tragen sich hier im wesentlichen selbst.

  21. @Michael 16.11. 15:40

    „Ein Ökonom, Benjamin Held hat an der Uni Heidelberg promoviert über „Auswirkungen der Internalisierung externer Kosten des Konsums““

    Ich habe jetzt nur die Zusammenfassung gelesen. Angesichts der finanziellen Folgen des Ukrainekrieges hat uns hier offenbar die Wirklichkeit überholt. Die damit verbundenen Preissteigerungen sind anscheinend nicht wirklich vollständig durch einen Ökobonus sozialverträglich ausgeglichen worden.

    Die einen haben deutliche Lohnerhöhungen erzielen können, und auch Bürgergeldempfänger haben mehr Geld bekommen. Andere wiederum mussten mit den Zuschüssen für Gas auskommen.

    Dazu kommen noch Steigerungen bei den Mieten, indirekt teils auch eine Kriegsfolge. Die 1,2 Millionen Ukraineflüchtlinge brauchen ja auch Wohnraum.

    Nichts gegen die Internalisierung externer Kosten des Konsums, und eine Begleitung durch einen Ökobonus. Das ist der Weg. Die aktuellen Preissteigerungen müssen von den Menschen aber auch irgendwie bezahlt werden. Dass da der Eine oder Andere jetzt stinksauer ist, kann nachvollziehbar sein.

  22. Wie fühlt sich die Zeit für mich an?

    Ich habe einige Zeit gebraucht, um eine Antwort auf diese Frage zu finden.

    Der Begriff, der mir nach den US-Wahlen einfällt, ist: Trauerarbeit.

    Ich musste in den letzten wenigen Jahren persönlich viel Trauerarbeit leisten, da einige Menschen gestorben sind, die zu meinem engsten Kreis gehörten. Mit dem endgültigen Verlust eines Menschen, einer ganzen Welt (jeder Mensch ist eine ganze Welt) klarkommen.

    Aber es gibt für mich auch gesellschaftliche „Trauerarbeit“. Seit einigen Tagen fühle ich mich niedergeschlagen. Die US-Wahl ist nur die Krönung (und, wie ich befürchte, nicht das Ende) einer Entwicklung, die sich für mich spätestens in der Corona-zeit abgezeichnet hat, wo ich erkennen musste, dass Menschen auf einmal „abbiegen“ und für den vernunftgeleiteten Dialog nicht mehr zugänglich sind.

    Ich hatte ein paar Gedanken und persönliche Erfahrungen mit der „Informationskrise“ vor einiger Zeit in einem Thread (mit verlinktem Text) niedergeschrieben.

    Mit der US-Wahl hat die die Informationskrise dermaßen zugespitzt, dass einem Angst und Bange werden kann. Das einflussreichste (Des-)Informations- und Empörungsportal der Welt in den Händen eines toxischen Milliardärs! Wo wird das hinführen? Und vor allem: Was haben wir verloren?

    Vertrauen haben wir verloren. Daher komme ich wieder zur Trauerarbeit. Ich trauere um verlorenes Vertrauen – in einen Großteil meiner Mitmenschen und in die gesellschaftlichen Strukturen, die die schlimmsten Auswüchse von Desinformation, Empörung und Hass eindämmen könnten.

    Aber was hilft in der Trauerphase?

    Klingt zwar banal, aber vielleicht hilft es: weitermachen. Die Zeit schreitet voran, ob wir wollen oder nicht. Und eine zyklische Mir hilft es gerade, dass ich mich in die Recherche zu wissenschaftlichen Themen stürzen kann und dabei zumindest kurzzeitig Freude empfinde.

    Aber es ist klar: Zurückgehen ist nicht, auch wenn viele Menschen (wie die Wahlen gezeigt haben) sich das so erträumen. Es muss weiter vorangehen in eine offene Zukunft. Vieles ist verloren, was uns Halt und Sicherheit gegeben haben mag. Unsere westlichen Gesellschaften haben derzeit ein Experiment mit dem Toleranz-Paradoxon am laufen – mit offenem Ausgang. Das ist beängstigend, kann aber auch Aufforderung und Ermutigung sein.

    Wir sollten mit unserem Verstand und unserer Empathie weiter den Dialog mit Menschen suchen und führen, die ein ähnliches Interesse haben – unsere „offenen Gesellschaften“ zu bewahren.

    Ich denke, nichts passt besser zu dieser Zeit als die Worte Karl Poppers in dem Buch, das diesen Titel trägt und das er vor fast 90 Jahren zu schreiben begann. Diese sind aktueller denn je.

    „Wie stehen hier vor einer Frage, die wir klar beantworten müssen, so schwer dies für uns auch sein mag. Wenn wir von einer Rückkehr in unsere Kindheit träumen, wenn wir versucht sind, uns auf andere zu verlassen und auf diese Weise glücklich zu werden, wenn wir davor zurückschrecken, unser Kreuz zu tragen, das Kreuz der Menschlichkeit, der Vernunft und unserer Verantwortung, wenn wir den Mut verlieren und der Last des Kreuzes müde werden, dann müssen wir uns zu stärken versuchen, mit dem klaren Verstehen der einfachen Entscheidung, die vor uns liegt. Wir können zu den Raubtieren zurückkehren. Aber wenn wir Menschen bleiben wollen, dann gibt es nur einen Weg, den Weg in die offene Gesellschaft. Wir müssen ins Unbekannte, ins Ungewisse und ins Unsichere weiterschreiten; wir müssen die Vernunft benutzen, die uns gegeben ist, um, so gut wir es eben können, für beides zu planen: für Sicherheit und für Freiheit.“
    (Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“, Band 1, 8. Auflage, Mohr Siebeck 2003, S. 238)

  23. Guten Abend @Michael Blume,

    etwas spät will ich kurz antworten.

    Ich habe Dein Buch “Rückzug oder Kreuzzug” noch nicht gelesen (ist aber auf meiner Leseliste gelandet 😊), aber durch den Blog ist mir der Bezug zur Kreuz-Metapher durchaus bewusst gewesen.

    Bereit zu sein, die Herausforderungen der Wahrheit zu ertragen und empathisch mit anderen umzugehen, tut unbedingt Not in unserer Zeit.

    Ja, ich will sagen, dass diese Metapher „in mir arbeitet“ und mich sehr berührt. Vielleicht war das ein Grund, warum mich der zitierte Absatz von Karl Popper so stark angesprochen hat.

    • Vielen Dank, lieber @Peter Gutsche 🙏

      Ja, die überraschende und eben auch mehrseitige Kreuz-Meditation von Popper in seiner „Offenen Gesellschaft“ fühlte sich wirklich wie ein Schatz-Fund an. Und ich freue mich sehr, dass Du Dich darauf einlässt – von Herzen Dank dafür! 🙏🖖

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