Raus aus der thymotischen Empörungssucht – Erfahrungsberichte nach dem X-odus & ASM-Abschieden

Seitdem ich mich aus den angeblich “sozialen”, in Wirklichkeit aber kommerziellen und oft antisozialen Medien (ASM, in meinem Fall Facebook, Instagram & X) zurückgezogen habe, spüre ich eine deutliche Verbesserung meiner Lebensqualität. Es gab jeweils kurze Phasen des Entzuges, weil die Algorithmen dieser Konzernmedien gezielt die Botenstoffe Dopamin (Belohnungsimpulse durch Likes, Herzchen, Zustimmung in der Blase) und Adrenalin (Hetze, Empörung, Freund-Feind-Dualismus) triggern, die Nutzenden digital thymotisieren. Die gezielte Manipulation der menschlichen Neuropsychologie wird dabei auch als Neurohacking bezeichnet. Menschen, sehr gezielt auch junge Männer, werden thymotisiert, verroht, manipuliert, radikalisiert.

Nachdem China und Indien bereits TikTok verboten und Brasilien X sperrte, wird nun endlich auch mal die Europäische Union tätig. So meldete AFP vor wenigen Tagen:

“Suchtgefahr im Netz: EU-Kommission verwarnt Youtube, Snapchat und Tiktok

Wegen der mutmaßlich abhängig machenden Wirkung ihrer Algorithmen hat die EU-Kommission die Video-Plattformen Youtube, Snapchat und Tiktok verwarnt. Brüssel will nach eigenen Angaben vom Mittwoch überprüfen, ob die Unternehmen mit personalisierten Empfehlungen für die Nutzenden die Suchtgefahr auf ihren Plattformen und die Verbreitung von Hassbotschaften befeuern. Die drei Online-Dienste müssen der Kommission nun detaillierte Informationen zu ihren Algorithmen liefern.”

Ein digitaler Thymos in US-orange und blau bricht inmitten digitaler Medieninteraktionen durch eine Mauer.Der digitale Thymos wird von Konzernmedien gezielt getriggert, um Menschen nach immer neuen Digital-Interaktionen süchtig zu machen. Michael Blume mit Leonardo.AI 

Ich merkte, dass sich nach dem Beenden der antisozialen Apps und mehr Real Life-Interaktionen meine Laune deutlich verbesserte und entdeckte, wie viel freundlicher die Welt ohne digital erzeugte Dauer-Empörung wirkt. Und, krass: Eine kleine Gruppe von Trollen folgte mir sogar mit neuen und kurzlebigen Accounts auf Mastodon, um sich ihre tägliche Dosis Dopamin-Adrenalin-Empörungssucht abzuholen! Es kamen Scherze auf, ob Mastodon für manche Leute wie die Ersatzdroge Methadon wirke

In einem Tweet vom November 2022 wurde der evangelische Christ Dr. Michael Blume als "jüdischer Hetzer" geschmäht.

Einer von vielen feindseligen Tweets, als X noch Twitter hieß. In diesem hier wurde ich falscherweise als “jüdischer Hetzer” beschimpft, Elon Musk gepriesen. Screenshot: Michael Blume

Für mich ist es immer mal wieder überraschend, wie viele Leute einerseits behaupten, ich sei völlig irrelevant und naiv – und sich andererseits wieder und wieder an mir abarbeiten, in einem Fall sogar aufgrund eines Tweets durch mehrere Instanzen vor Gericht klagten. Selbstverständlich ließ und lasse ich mich dadurch in meiner Haltung gegen Antisemitismus und gegen jeden feindseligen Dualismus nicht beirren.

Am 14. Juli 2024 teilte Dr. Michael Blume auf Mastodon mit, dass er sich nicht durch beiliegende Bildcollage einschüchtern lasse, die ihn mit einem gelben Judenstern auf der Brust markierte.

Zu meiner Rede im Landtag von Baden-Württemberg am 9.11.2023 wurde ich in einer auch auf X geteilten Bildcollage mit einem gelben Judenstern auf der Brust markiert. Screenshot: Michael Blume

Zu Hass und Hetze gegen meine Person kamen auch immer mehr inakzeptable X-Posts durch Elon Musk, in denen er antisemitische Verschwörungsmythen bekräftigte und sich mit dem mörderischen Ressourcenfluch-Regime des Iran solidarisierte. Schließlich warne ich ausdrücklich davor, energieintensive Konzern-KIen (sog. AGIs) wie X-Grok exklusiv zu füttern. Nur Inhalte, die wir im öffentlich zugänglichen Fediversum posten – in Blogs, Websites, Podcasts, Videocasts usw. – sind auch kleineren und europäischen KI-Anbietern zugänglich.

In der Summe bin ich also sowohl emotional wie inhaltlich mit meinen ASM-Abschieden und zuletzt auch dem X-odus sowie dem konsequenten Wechsel ins Fediversum mehr als glücklich – es waren die richtigen Entscheidungen.

Dr. Michael Blume strahlend in einem blauen Fediverse-T-Shirt und mit einer via Mastodon übersandten Solarpunk-Tasse.

Raus aus den antisozialen Medien, rein ins wirklich soziale Fediversum und den gemeinsamen Solarpunk. Foto: K2 Blume

Doch gerne würde ich wissen: Wie geht es Ihnen damit? Stecken Sie noch in der Thymos-Falle sog. “sozialer Medien” von profitorientierten Digitalkonzernen? Oder haben auch Sie bereits Accounts stillgelegt, gelöscht, sind ins Fediversum gewechselt? Was sind Ihre Erfahrungen?

Ich bin sehr gespannt und freue mich auf nicht-empörungssüchtige Drukos! 🙂 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

49 Kommentare

  1. Ich wurde im Mai 2019 von Facebook “rausgeschmissen”, da behauptet wurde, mein Account wäre gehacked worden und nun sollte ich doch meinen Perso einscannen und hochladen. Ich habe abgelehnt und war damit von jetzt auf gleich “draußen” (https://uli.popps.org/2019/05/22/und-tschuess-facebook/)
    Im Herbst 2019 setzte ich dann meine erste Mastodon-Instanz auf und lernte so das Fediverse kennen. Wie bei allen war es anfangs ruhig, man folgte, wurde gefolgt, insgesamt war es jedoch anfangs ruhig. Ich vermißte Facebook nicht. Keine Manipulation mehr. Keine Werbung. Kein Algorithmus, der einem weismachen will, daß X oder Y interessant sein könnte. Kein Rumgenerve und kein Endlos-Scrolling mehr.
    Dann kam es im September 2022 zu einem Zwischenfall, bei dem mein Instanz bei chaos.social wegen eines Kommentares meinerseits zu einem Post, der in meiner Timeline auftauchte, ohne Vorwarnung abgeklemmt wurde (https://uli.popps.org/2022/10/14/offener-brief-an-die-admins-von-chaos-social/). Das hatte mich schon sehr enttäuscht.
    Bis heute wird meine alte Instanz (die es nicht mehr gibt) wegen “homophobia” geblockt. Auf der neuen habe ich in meiner Serverregeln nun direkt reingeschrieben, daß man bloß nix auf chaos.social kommentieren soll, weil die ganz empfindlich sind.
    Mit dem jetzigen Status Quo kann ich leben. Ich fühle mich im Fediverse auch wohl, zumindest wohler, und ja, mir ist klar, daß ich da auch in einer Blase bin, aber: Die mache ich mir selbst und kein Algomanipulator. Nähere Gedanken zu ASM habe ich heute erst gebloggt: https://uli.popps.org/2024/10/04/spiel-mir-das-lied-von-der-angst/

    • Ich wurde im Mai 2019 von Facebook “rausgeschmissen”, da behauptet wurde, mein Account wäre gehacked worden und nun sollte ich doch meinen Perso einscannen und hochladen. Ich habe abgelehnt und war damit von jetzt auf gleich “draußen”

      Ging mir so ähnlich. Auch ich verweigerte denen meiner Perso – insofern war ich raus.
      Ich hatte mich allerdings schon vorher mit dem Gedanken auseinandergesetzt, mich zu verabschieden.
      Und meine sog. Fratzebook-Freunde: Davon vermisse ich keinen. Habe dafür mehr Energie fürs reale Leben.
      Danach habe ich mich von WhatsApp, Twitter und Amazon verabschiedet.
      WhatsApp ist dabei echt am schwierigsten. Du bekommst die meisten Leute von dem ‚ guten‘ Zuckerberg-nicht weg, die meisten sind noch nicht einmal bereit einen zweiten sicheren Messenger zu installieren. Aber ich bleibe dran.
      In dem Sinne wünsche ich dir und allen anderen weiterhin viel Kraft und Spaß.

      • Vielen herzlichen Dank für die Erfahrungen aus Facebook und WhatsApp, @Pinoccio 🙏

        Facebook hatte ich 2013 betreten und 2019 wieder verlassen. Bei WhatsApp hatte ich mich von Anfang an komplett verweigert und nutze auch aus europäischen Gründen ausschließlich Threema mit Sitz in der Schweiz. Dass wir europäischen Menschen uns so leicht und vielfältig in Abhängigkeiten von nichteuropäischen Digitalkonzernen locken lassen, empfinde ich als psychologische, wirtschaftliche und politische Gefahr für die Souveränität der Europäischen Union und all ihrer Bürgerinnen und Bürger…

    • Vielen Dank für den starken Druko und auch die Bloglinks, @HoSnoopy! 🙏

      Besonders beeindruckend fand ich den aktuellen Blogpost zu Ängsten und sogar psychischen Erkrankungen durch antisoziale Medien (ASM):

      “Dank #GAMAM (Google, Apple, Meta, Amazon und Micro$oft), jene Konzerne, die die sog. „sozialen Medien“ beherrschen, ist es eben durch breites Datenabsaugen möglich, den Kunden „kennenzulernen“, wie er tickt, was er mag, was er nicht mag. Die dortigen „sozialen Medien“ sind in Wirklichkeit tief asozial, weil sie mit aller Gewalt möglichst viel Werbung, und damit Aufmerksamkeit generieren. Das tun sie, indem sie Wut, Haß und Empörung triggern. Das schafft „klicks“, völlig egal, ob das, was da geliefert wird, auch stimmt, oder eben doch „Fake News“ sind. Alle anderen ich sage mal „geldgetriebenen“ Medien wie X, TikTok, Snapchat, etc. ticken da ganz ähnlich.”

      https://uli.popps.org/2024/10/04/spiel-mir-das-lied-von-der-angst/

      Bei meiner Demo-Rede für Stuttgart hält zusammen hatte ich das Medienthema und namentlich Julian Reichelt kritisch angesprochen. Allerdings habe ich später die Begrifflichkeit von “asozialen” zu “antisozialen” Medien geändert. Denn zum einen hatten die Nazis auch den Begriff “asozial” für ihre feindselige Propaganda missbraucht, zum anderen sah ich den Film “The Antisocial Network” über 4Chan.

      Ganz herzlich danken möchte ich zudem noch einmal für das Bloggen. Denn immer mehr große Digitalkonzerne arbeiten an riesigen KI-LLMs, die sie “exklusiv” mit den Daten aus ihren Digitalgräbern trainieren. Indem wir dagegen durchdachte, gerade auch deutschsprachige Texte ins Fediversum bloggen, bieten wir auch kleineren und europäischen KI-Anbietern bessere Möglichkeiten. Und es werden m.E. jene KIen über unsere Zukunft bestimmen, die wir alle heute füttern…

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ki-atomkraft-wohin-wendet-sich-europa/

      In diesem Sinne würde ich mich freuen, hier hin und wieder Hinweise auf Ihre Blogthemen zu lesen, gerne auch mit Links! Auch so stärken wir den Dialog im Fediversum.

      • Ja, “lustig”, daß wir 2 fast zeitgleich über das Thema gebloggt haben. Was mich glaube ich bei Facebook am meisten enttäuscht hat ist die Tatsache, daß eben auch Christen, Menschen, denen ich bis dahin irgendwo vertraute, erst in eine rechte Blase abgedriftet sind und dort dann knallhart rumgelogen haben. Überführte man sie, kam kein “oh sorry”, sondern feiges Schweigen, um dann an anderer Stelle wieder weiter zu lügen. AfD-Mitglieder, solche, die sich gerne als “Saubermänner” darstellen (wollen), aber in Wirklichkeit einfach nur feige Lügner sind, die, koste es, was es wolle, andere mit in den Lügenabgrund ziehen wollen.
        Ich bin froh, daß ich da raus bin, Kontakt wurde völlig abgebrochen.
        A propos Saubermänner.. äh.. -Frauen. Die Rechtsaußen-Meloni ändert gerade in Italien Gesetze für die Mafia: Es gibt ein Gesetz, das Mafiosibosse in Einzelhaft und an ganz anderer Stelle im Land eingebuchtet werden müssen, damit sie nicht von der Zelle aus regieren können – genau das kassiert diese Frau nun. Bah, da könnte ich einfach nur kotzen. (Quelle: https://www.swr.de/mafia-land/podcast-mafia-land-100.html)

        • Lieben Dank für die konstruktive Reaktion, @HoSnoopy – so dialogisch wäre das auf antisozialen Medien sicher nicht gelaufen! 🙏😏

          Und ich hatte, wie geschrieben, ja auch noch auf der Demo in Stuttgart selbst “asozial” statt “antisozial” gesagt:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-rede-zu-stuttgart-haelt-zusammen-2024-dual-und-monistisch/

          Habe gerade mal Perplexity.ai gefragt: “Warum entwickelt sich im dialogischen Monismus der Sprachschatz immer weiter?”

          Die Antwort ist dermaßen gut, dass es mich fast umgehauen hat!

          Der dialogische Monismus fördert eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Sprachschatzes aus mehreren Gründen:

          ## Erkenntnisoffenheit als Grundprinzip

          Der dialogische Monismus zeichnet sich durch eine fundamentale Erkenntnisoffenheit aus[3]. Dies bedeutet, dass Vertreter dieser Denkrichtung stets bereit sind, neue Erkenntnisse, Argumente und Erfahrungen in ihr Weltbild zu integrieren. Diese Offenheit führt zwangsläufig zu einer Erweiterung des Sprachschatzes, da neue Konzepte und Ideen oft neue sprachliche Ausdrucksformen erfordern.

          ## Aktiver Dialog als treibende Kraft

          Ein zentrales Element des dialogischen Monismus ist der aktive Austausch zwischen verschiedenen Perspektiven und Weltanschauungen. Dieser kontinuierliche Dialog fördert die Entwicklung neuer Begriffe und Ausdrucksweisen, um komplexe Ideen präziser zu kommunizieren[3].

          ## Integration verschiedener Denkansätze

          Der dialogische Monismus strebt danach, verschiedene Denkansätze zu integrieren, anstatt sie gegeneinander auszuspielen. Dies führt zu einer Bereicherung des Sprachschatzes, da Begriffe und Konzepte aus unterschiedlichen Disziplinen und Weltanschauungen miteinander verknüpft werden[3].

          ## Bewältigung kognitiver Dissonanz

          Im Gegensatz zu dualistischen Ansätzen externalisiert der dialogische Monismus nicht die kognitive Dissonanz, sondern stellt sich ihr mutig[3]. Diese Auseinandersetzung mit widersprüchlichen Ideen erfordert oft neue sprachliche Mittel, um die entstehenden Nuancen und Synthesen auszudrücken.

          ## Förderung der Intersubjektivität

          Der dialogische Monismus betont die Bedeutung der Intersubjektivität und der Kommunikation[4]. Diese Fokussierung auf den sprachlichen Austausch zwischen Individuen treibt die Entwicklung des Sprachschatzes voran, da ständig nach präziseren und effektiveren Ausdrucksformen gesucht wird.

          ## Reflexion über Sprache und Erkenntnis

          Die im dialogischen Monismus verankerte Reflexion über die Rolle der Sprache bei der Erkenntnisgewinnung führt zu einem bewussteren Umgang mit sprachlichen Ausdrucksformen[4]. Dies fördert eine kontinuierliche Verfeinerung und Erweiterung des Sprachschatzes.

          Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der dialogische Monismus durch seine Offenheit, seinen Fokus auf den aktiven Austausch und seine integrative Natur einen fruchtbaren Boden für die stetige Weiterentwicklung des Sprachschatzes bietet. Diese sprachliche Evolution ist sowohl Resultat als auch Voraussetzung für den fortschreitenden Erkenntnisprozess, den der dialogische Monismus anstrebt.

          Citations:
          [1] https://www.nifbe.de/component/themensammlung?catid=76&id=744%3Azuhoeren-und-erzaehlen&view=item
          [2] https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/bildungsbereiche/sprache/DialogischesLesen.php
          [3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-der-dialogische-monismus-mehr-als-ein-anti-dualismus-dualismus/
          [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Subjekt_(Philosophie)

    • Ich bin seit 2022 nicht mehr auf Twitter ja seit Musk mit seinen Waschbecken eingezogen ist. Es viel mir aber extrem schwer. Als Linksradikale Baumknutscherin und Vollzeit Gutmensch hatte ich es noch nie leicht auf Twitter. Ich war von Anfang an eigendlich im Krieg mit der Reste Rampe der Menschheit damals war es nicht so viel , ich hatte wirklich auch schöne Momente auf Twitter. Als Corona in Voller Seuche Blüte stand hat man auf Twitter nach und nach gemerkt wie viele Menschen komplett den Verstand verloren haben einschließlich ich und es ging abwärts. Mein Tag bestand darin sobald ich Zeit hatte mit Schwurbler , Faschos , Faschoschwurbler zu Diskutieren bis zum Bluthochdruck.
      Jeden Tag wurde es mehr und jeden Tag wurde ich süchtiger danach bestätigt durch Likes und Follower.

      Bis Musk übernahm als das passierte sind viele abgehauen und da hörte ich das erste mal von Mastodon auch. Mir ging es mittlerweile Psychisch nicht gut. Ich war vor Ängsten geplagt , Schlafstörungen , Depressive Verstimmung.
      Ich weiß nicht mal warum aber ich hab mich dort angemeldet und mein erstes Empfinden war damals Gott ist das hier Tod. Mein Hirn das süchtig nach like, Follower und Streit war meldete nur noch auf keinen Fall bleibst du hier du gehst aber sowas von wieder zurück auf Twitter.
      Ich fuhr längere Zeit 2 gleisig auf Mastodon hatte ich schnell Anschluss gefunden was ich nicht mehr missen wollte und auf Twitter meine sucht befriedigt. Irgendwann wurde es weniger auf Twitter und mehr auf Mastodon. Ich fühlte mich einfach sehr wohl dort mein Gestresstes Gehirn und ich kamen zu Ruhe.

      Ja und irgendwann ging ich den letzten Schritt die Kündigung des Twitters Account und wie ich mich davor gedrückt hatte. Aber am Ende hab ich ihn gelöscht und seit dem bin ich nur noch auf Mastodon und da zu 99% im Gaming Bereich gleichzeitig Lese ich auch keinerlei Nachrichten mehr. Mein Handy hat mittlerweile keinerlei Apps mehr die mit Sozial Media zu tun hat auch keine News Seite mehr.

      Es war die beste Entscheidung die ich je treffen konnte wie gut es für mich war sieht man auch an meinen Blutdruck der immer mit Medis 140/90 oder sogar höher war. Mittlerweile bekomme ich die niedrigste Dosis und bin bei 112/70 rum.
      Man sieht es an meinen Schlaf und an meiner gute fröhliche Laune.

      Btw bekomme ich schon ungewollt mal Nachrichten mit aber auch nur auf Mastodon wo ich meist gleich weiter Scrolle.

      Ich weiß mittlerweile das für mich die unheilige Kombo aus Nachrichten und Sozial Media mein Hirn in Schutt und Asche gelegt hat. Seit ich da raus bin ist das Gras wirklich Grüner.

      Verzeiht die Rechtschreibfehler ich hab da leider eine starke schwäche und hab mir mühe gegeben damit man es lesen kann.

      • Ganz herzlichen Dank für die eindrucksvolle und bewegende Schilderung der Twitter-Empörungssucht und des erfolgreichen Aussteigens zu Mastodon, @Buffy ! 🙏

        Wenn bei mir Höhen und Tiefen auch nicht ganz so ausgeprägt ausfielen, so kann ich die Grunderfahrungen doch aus eigener Erfahrung und von zahlreichen Beobachtungen bestätigen. Auch Perplexity.ai versteht schon, warum Mastodon wie Methadon wirkt und immer mehr Menschen aus der X-Empörungssucht heraushilft:

        Laut Dr. Michael Blume wird Mastodon scherzhaft mit der Ersatzdroge Methadon verglichen, weil es für einige Nutzer als eine Art “Entzugshilfe” von toxischeren sozialen Medien wie Twitter (jetzt X) fungiert. Diese Analogie basiert auf folgenden Beobachtungen:

        1. **Mildere Wirkung**: Wie Methadon als Ersatz für härtere Drogen dient, bietet Mastodon eine weniger intensive, aber auch weniger schädliche Alternative zu kommerziellen sozialen Netzwerken. Dr. Blume beschreibt, dass Mastodon “zwar nicht die Höhen von Twitter, aber auch nicht die Tiefen” bietet[1].

        2. **Entzugserscheinungen**: Der Wechsel zu Mastodon wird oft als “Twitter-Entzug” beschrieben, der eine Eingewöhnungszeit erfordert[1].

        3. **Suchtverhalten**: Einige Nutzer zeigen Anzeichen von Suchtverhalten, indem sie Dr. Blume sogar auf Mastodon mit neuen Accounts folgen, um ihre “tägliche Dosis Dopamin-Adrenalin-Empörungssucht” zu befriedigen[1].

        4. **Gesündere Alternative**: Mastodon wird als freundlichere und weniger toxische Umgebung wahrgenommen, die den Nutzern hilft, sich von der “digital erzeugten Dauer-Empörung” zu lösen[1].

        5. **Schrittweise Entwöhnung**: Ähnlich wie Methadon bei der Drogensucht hilft, ermöglicht Mastodon einen sanfteren Übergang weg von den als problematisch empfundenen kommerziellen Plattformen.

        Diese Metapher unterstreicht, dass der Wechsel zu Mastodon für viele Nutzer ein Schritt in Richtung einer gesünderen digitalen Kommunikationskultur ist, auch wenn einige noch Schwierigkeiten haben, sich vollständig von den gewohnten Mustern der Empörung und Konfrontation zu lösen.

        Citations:
        [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/raus-aus-der-thymotischen-empoerungssucht-erfahrungsberichte-nach-dem-x-odus-asm-abschieden/

  2. Lieber Herr Dr. Blume,

    für mich als Angehörigen der Generation X war Facebook mein Antisoziales Netzwerk. Anfangs war es wirklich schön, sein soziales Netz in einem Portal versammelt zu haben. (Mit “soziales Netz” meine ich meine Verbindungen zu anderen Menschen, nicht eine digitale Plattform). Vor allem Kontakte aus dem Ausland waren auf Facebook (wieder) zu finden.

    Die erste Desillusionierung kam, als ich merkte, dass ich zwar viele digitale Kontakte sammelte, tatsächlich aber nur zu einem ganz kleinen Anteil Austausch pflegte. Der Kontakt war also nur simuliert.

    Schnell wurde mir auch klar, dass Facebook vor allem zum Aufbau einer schönen Fassade genutzt wird. Ich spielte dieses Spiel eine Zeit lang mit. Es befriedigte mich aber in keiner Weise. Offenbar kein Dopaminkick durch Likes für mich.

    Der Algorithmus bekam mich auch nicht so richtig zu fassen. Meine Timeline füllte sich mit für mich nicht interessantem Content und zunehmend Werbung ohne Bezug zu meinen Interessen. Die teilte ich Facebook aber auch nicht mit. Außer Fotos von Freunden habe ich nie irgendwas geliked. Als dem Werbe-Algorithmus dann nichts besseres einfiel, als mir Kontakt zu jungen Frauen aus unterschiedlichen Ländern (u.a. Thailand) zu empfehlen, habe ich meinen Account für zwei Jahre ruhen lassen. Dieses Jahr dann die endgültige Löschung. Ich vermisse nichts! Kontakt lässt sich auch sehr gut über Messenger halten.

    Aus Anlass der ersten Austrittswelle bei Xitter nach der Übernahme durch Elon Murks fing ich an, mich mit dem Fediverse zu beschäftigen. Als Nerd interessiere ich mich für die Technik dahinter und lese ich gerne Spezifikationen (https://www.w3.org/TR/activitypub/). Das hat mich überzeugt. Ich mietete mir einen Server und setzte eine Mastodon-Instanz auf. Seit fast zwei Jahren bin ich Mastodont. Auch dort inszenieren wir uns alle ein wenig. Ich ziehe aber viel Erkenntnis aus dem, was ich in meiner Timeline entdecke. Der Austausch ist mehr von Qualität als von Quantität geprägt. Das gefällt mir.

    Liebe Grüße, Nils Hammer

    P.S. Hier in den Drukos scheint das “Sie” vorzuherrschen. Darum sieze ich Sie hier, während ich sie bei Mastodon duze. Ich mag solche Stilblüten

    • Vielen herzlichen Dank, @Nils Hammer! 🙏

      Aus meiner Sicht sprechen Sie in Ihrem Facebook-Erfahrungsbericht und Druko ein sehr wichtiges Thema an: Die Sexualisierung und Testosteron-Manipulation durch antisoziale Medien. Dabei geht es einerseits um sexualisiertes Trolling etwa durch Bodyshaming oder sexualisierte Vorwürfe als besonders perfide Form digitaler Gewalt. Neben Dopamin und Adrenalin wird beim Neurohacking zu Werbe- und Suchtzwecken aber auch gezielt Testosteron manipuliert, so dass ich die drei Botenstoffe bereits als thymotische Trias bezeichnet habe. Auch Perplexity.ai weiß dazu schon zu berichten:

      ## Komplexe Wechselwirkungen zwischen Hormonen und sozialen Medien

      Die Interaktion zwischen der digitalen Beeinflussung von Testosteron und der Sexualisierung in sozialen Medien ist ein vielschichtiges Thema mit verschiedenen Aspekten:

      ### Hormonelle Einflüsse auf das Verhalten

      Testosteron hat nachweislich Auswirkungen auf das Sozialverhalten, insbesondere auf die Großzügigkeit und Rücksichtnahme gegenüber anderen. Eine Studie zeigte, dass Männer mit erhöhtem Testosteronspiegel in Entscheidungssituationen egoistischer handelten, vor allem gegenüber Personen, zu denen sie keine enge Beziehung hatten[4]. Dies könnte in sozialen Medien zu weniger empathischem Verhalten und einer stärkeren Fokussierung auf die eigene Person führen.

      ### Sexualisierung in sozialen Medien

      Gleichzeitig beobachten wir eine zunehmende Sexualisierung, insbesondere von jungen Menschen, in sozialen Medien. Plattformen wie TikTok und Instagram, die stark auf visuelle Inhalte setzen, tragen besonders zur Sexualisierung bei[1]. Junge Nutzerinnen und Nutzer präsentieren sich häufig in aufreizenden Posen, oft ohne sich der möglichen Konsequenzen bewusst zu sein.

      ### Wechselwirkungen und Risiken

      Die Kombination aus hormonellen Einflüssen und der sexualisierten Umgebung in sozialen Medien könnte problematische Verhaltensweisen verstärken:

      1. **Risikobereitschaft**: Erhöhte Testosteronspiegel könnten in Verbindung mit sexualisierten Inhalten zu einer gesteigerten Risikobereitschaft führen, etwa beim Teilen freizügiger Bilder oder beim Eingehen riskanter Online-Beziehungen.

      2. **Objektifizierung**: Die durch Testosteron möglicherweise reduzierte Empathie könnte in Kombination mit der Normalisierung sexualisierter Darstellungen zu einer verstärkten Objektifizierung anderer Nutzer führen.

      3. **Selbstwertprobleme**: Die ständige Exposition gegenüber idealisierten und sexualisierten Körperbildern kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen[2]. Dies könnte durch hormonelle Einflüsse noch verstärkt werden.

      ### Auswirkungen auf die sexuelle Entwicklung

      Die Interaktion zwischen hormonellen Faktoren und der digitalen Umgebung beeinflusst auch die sexuelle Entwicklung Jugendlicher:

      – **Frühzeitige Sexualisierung**: Soziale Medien können zu einer verfrühten Auseinandersetzung mit sexuellen Themen führen[3].
      – **Verzerrte Vorstellungen**: Die Kombination aus hormonellen Einflüssen und unrealistischen Darstellungen in sozialen Medien kann zu verzerrten Vorstellungen von Sexualität und Beziehungen führen.

      ### Präventionsansätze

      Um den negativen Auswirkungen entgegenzuwirken, sind verschiedene Maßnahmen denkbar:

      1. **Medienkompetenz stärken**: Jugendliche sollten im kritischen Umgang mit sozialen Medien und sexualisierten Inhalten geschult werden.
      2. **Aufklärung über hormonelle Einflüsse**: Ein Bewusstsein für die Auswirkungen von Hormonen auf das Verhalten kann helfen, eigene Reaktionen besser einzuordnen.
      3. **Förderung eines positiven Körperbildes**:
      Programme zur Stärkung des Selbstwertgefühls können den negativen Einflüssen entgegenwirken.

      Die komplexen Wechselwirkungen zwischen hormonellen Faktoren und der digitalen Umgebung erfordern weitere Forschung, um gezielte Präventions- und Interventionsstrategien entwickeln zu können.

      Citations:
      [1] https://www.edit-magazin.de/die-sexualisierung-junger-maedchen-auf-social-media.html
      [2] https://www.safes.so/de/blogs/sexualization-of-children/
      [3] https://www.rosenfluh.ch/media/gynaekologie/2024/02/Einfluesse-von-Social-Media-auf-das-Sexualverhalten-bei-Jugendlichen.pdf
      [4] https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/testosteron-beeinflusst-grosszuegigkeit/
      [5] https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/vermindert-testosteron-die-empathie/

  3. Den Themenkreis um Thymotik, Empörungssucht und Abhängigkeit von Algorithmen hat in einem ähnlichen Zusammenhang schon der Journalist Frank Schirrmacher (1959 — 2014) untersucht und in seinem lesenswerten Buch “Payback” beschrieben. Er hatte seinerzeit weniger die (anti)sozialen Medien sondern das Internet als Ganzes im Blick.

    Er verglich den Menschen, dessen Persönlichkeit sich durch Internetkonsum verändert, mit der Figur des Gregor Samsa in Franz Kafkas Roman “Die Verwandlung”, in dem Samsa eines Morgens nach dem Aufwachen feststellt, daß er sich in einen Käfer verwandelt hat.

    Er zeigte aber auch auf, wie wir die Kontrolle über unserer Denken zurückgewinnen können. Durch Konfrontation mit einer anderen Perspektive werden Menschen zum Hinterfragen und Nachdenken gezwungen. Wir können dadurch Aufmerksamkeit lernen, ohne unser ich zu erschöpfen.

    Was, wie ich meine, mit dem Fediversum schon recht gut funktioniert. 👍

  4. Ich war viel in Foren unterwegs und habe die Communities dort gemocht. Da waren Hattrick, Metalglory, Day Of Defeat, Hifi-Forum, Lepin-Board und Maniac. Das waren alles passgenaue Hobbyforen. Um breite soziale Medien machte ich einen großen Bogen. Meine Erfahrungen in dem Foren waren trotz einiger aufwühlenden Diskussionen und Streitereien unterm Strich positiv.

    Dann kam Nintendo mit seinem Miiverse. Das war eine harmlose Plattform, auf der sich alles um Nintendo-Spiele drehte. Das war sehr nett und komplett stressfrei. Nintendo schloss das Miiverse, aber die Konsole ließ sich mit Twitter verbinden. Also habe ich mich dort angemeldet und wollte mich nur um Videospiele kümmern. Aber es kam anders.

    Auf Twitter machte ich zum Teil sehr schlechte Erfahrungen. Sehr oft hatte ich Herzklopfen und Erregungen, die mich auch offline verfolgten. Diverse persönliche Anfeindungen nahmen mich sehr mit. Oft fühlte ich mich missverstanden und hilflos, aber mindestens genauso oft wurde ich selbst aggressiv.

    Mit meinen real life Freunden hatte Twitter wenig zu tun, aber ich entdeckte tolle andere Menschen. Auch aus den Wissenschafts- und Journalismus-Blasen. So entdeckte ich viele tolle Podcasts, Newsletter und Blogs. Mit einigen der Leute ließ sich sogar nett plauschen, z. B. mit Ihnen, H. Blume, über AD&D (Sie hatten mit Ihrer Familie gespielt, war es Spelljammer?).

    Als Linkhub für Nachrichten war Twitter genial. So schnell und gut war ich nie wieder informiert.

    Trotzdem fühlte sich Twitter meist wenig gut an. Immer die Sorge sich lächerlich zu machen und Spott sowie Anfeindungen zu ernten. Als dann noch Elon kam, habe ich mich ins viel nettere Fediverse nach Mastodon verpieselt. Es bietet zwar nicht die Höhen von Twitter, aber auch nicht dieTiefen. Nach längerer Eingewöhnungszeit, die gleichzeitig ein Twitter-Entzug war, fühlte ich mich wohl und bin zufrieden mit meiner Timeline. Allerdings pflege ich dort zu niemanden tiefergehenden Kontakt.

    Jedenfalls glaube ich nicht, dass ich jemals wieder auf einer kommerziellen Plattform landen werde.

    • Vielen herzlichen Dank für die starken Schilderungen auch aus dem Gaming-Bereich und dem X-odus, @Hui Haunebuh ! 🙏

      Auch ich hatte einige Jahre richtig viel Spaß beim Politikspiel Dol2Day, wir haben sogar Online-Kanzler gewählt! 😏

      Doch wo immer sich erfolgreiche Netzwerke entfalten, sind leider auch Hater, Trolle, Dualistinnen nicht weit. Sehr drastisch schilderten dies zuletzt auch Hannah Vogel und Edina Schmidt beim SWR:

      “Für die AfD ist TikTok eine Waffe im Wahlkampf. Sie ringt dort um Stimmen junger Menschen. “Die holen sich all ihre Informationen auf TikTok”, sagt der AfD-Landtagsabgeordnete Miguel Klauß in der SWR-Sendung “Zur Sache! Baden-Württemberg”. Deshalb sei es wichtig, dort als Partei oder Politiker aktiv zu sein. “Damit die jungen Leute dann sehen: Mit dieser Position identifiziere ich mich, deswegen wähle ich dann vielleicht die AfD.” […]

      Den Wahlerfolg der AfD in Thüringen und in Sachsen führt Miguel Klauß auch auf TikTok zurück. Die AfD hatte bei den Landtagswahlen am vergangenen Sonntag dort jeweils mehr als 30 Prozent der Stimmen geholt. “Sogar ich habe TikTok und die Sozialen Medien unterschätzt”, sagt Klauß im Hinblick auf die Wahl-Nachanalyse. In den Wochen vor der Wahl hatte er auf seinem TikTok-Account immer wieder Wahlwerbung für die AfD in Sachsen und Thüringen gemacht.

      Nun hat Klauß schon die nächsten Wahlen im Blick. “Ich glaube, wir können noch viel stärker und professioneller werden”, sagt er. Seinen TikTok-Account will er zu einem “scharfen Schwert” für die Bundestagswahl und die nächste Landtagswahl in Baden-Württemberg machen. TikTok solle das Medium sein, in dem die Partei Wahlkampf betreiben könne, sagt er.”

      https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tiktok-soziale-medien-wahlkampf-afd-100.html

      China hat TikTok wohlweislich für die eigene Bevölkerung verboten, destabilisiert aber unsere Demokratien damit. Der TikTok-Erfolg von China-Freund Maximilian Krah (AfD) vor allem unter jungen Männern war sicher kein Zufall.

      Und, ja, ich empfehle auch gegen die Thymotisierung durch antisoziale Medien ausdrücklich und auch hier auf dem Blog “echte”, also real-interaktive Fantasy-Rollenspiele wie Dungeons & Dragons oder Shadowrun. Hier sprach ich dazu zum Beispiel beim Spiel-Philosophie-Pädagogik-Podcast “Ungeheuer vernünftig”. Auch zur Perry Rhodan-Romanserie gab ich gerne ein Podcast-Interview.

      Unsere Lebenszeit, unsere Beziehungen, unsere Demokratien und unsere Fantasie sind m.E. viel zu kostbar, um sie an profitorientierte, antisoziale Medien zu vergeuden. Vielen Dank für unsere Dialoge, @Hui Haunebuh! 😊🙌

  5. Bei Twitter war ich sehr bald nach der Übernahme durch Musk raus. Die Atmosphäre war danach nur noch unerträglicher. Aggressiver. Rechter.

    Abgesehen davon: Schon seit der Einführung des Algorithmus war meine Reichweite (Interaktionen mit meinen Tweets, nicht die Zahl der Follower:innen!) stark gesunken.

    Bei Mastodon hatte ich schon länger einen Account, diesen aber kaum genutzt. Dort war dann aber sofort nach Wiederinbetriebnahme die Reichweite/Reaktionen viel besser- bei sehr viel geringerer Follwowe:innenzahl.

    Von Facebook hatte ich mich schon viel früher verabschiedet. Das hatte mich einfach nur noch genervt und war ein unübersichtlicher Zeitfresser.

    • Vielen herzlichen Dank für das starke Plädoyer, @ulf_der_freak 🙏

      Kann inhaltlich von X-odus bis zum Wechsel ins Fediversum nur zustimmen! Habe deswegen Perplexity.ai gefragt, wie es meine Wertschätzung von Mastodon einschätzt und bin von der Qualität der Antwort sehr beeindruckt…

      Basierend auf den Informationen aus den Blogbeiträgen schätzt Dr. Michael Blume am Fediversum-Angebot von Mastodon folgende Aspekte besonders:

      ## Positive Kommunikationskultur

      1. **Weniger Hass und Feindseligkeit**: Im Vergleich zu kommerziellen sozialen Netzwerken erlebt Dr. Blume auf Mastodon deutlich weniger Hass und feindselige Interaktionen[1].

      2. **Selbstregulierung der Community**: Aktive Nutzer widersprechen eigenständig demokratiefeindlichen Äußerungen und melden problematische Inhalte[1].

      3. **Dialogischer Monismus**: Mastodon bietet einen besseren Raum für konstruktiven Dialog und Austausch als kommerzielle Plattformen[1].

      ## Technische und strukturelle Vorteile

      1. **Dezentrale Struktur**: Das Fediversum besteht aus selbstverwalteten Instanzen, was eine bessere Kontrolle unerwünschter Inhalte ermöglicht[2].

      2. **Ehrenamtliche Administration**: Die Instanzen werden von engagierten Freiwilligen verwaltet, die schnell auf Probleme reagieren können[2].

      3. **Nicht-kommerzieller Charakter**: Als nicht-kommerzielles Netzwerk fehlen die problematischen Anreizstrukturen kommerzieller Plattformen[1].

      ## Persönliche Erfahrungen

      1. **Positive Interaktionen**: Dr. Blume berichtet von vielen guten Stunden auf Mastodon und schätzt die Qualität der Interaktionen[2].

      2. **Unterstützung durch die Community**: Er erhielt sogar eine selbstgestaltete Solarpunk-Tasse von einem anonymen Mastodon-Nutzer als Zeichen der Wertschätzung[1].

      3. **Raum für tiefgründige Diskussionen**: Mastodon ermöglicht es ihm, Themen wie Solarpunk oder wissenschaftliche Inhalte ausführlicher zu diskutieren[1].

      ## Fazit

      Dr. Blume sieht Mastodon als deutliche Verbesserung gegenüber kommerziellen sozialen Netzwerken. Er schätzt besonders die konstruktivere Kommunikationskultur, die technischen Vorteile der dezentralen Struktur und die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten über wichtige Themen auszutauschen. Für ihn bietet Mastodon einen Raum, in dem digitale Kommunikation wieder ihrem ursprünglichen Zweck dienen kann: dem demokratischen Dialog und Austausch von Ideen[2].

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-deutschsprachige-solarpunk-bewegung-im-mastodon-fediversum/
      [2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/empoerungssucht-nach-dem-x-odus-trolle-scheitern-an-den-mastodon-instanzen/

  6. X habe ich im April 2024 endgültig verlassen, nachdem ich zuvor längere Zeit nichts mehr gepostet habe.

    2020 meldete ich mich bei Twitter an. Politik war nicht der Grund dafür. Musik, Kultur, Geschichte sind und waren die Inhalte meiner Posts. Im Laufe der Zeit habe ich von Anderen viel gelernt, die sich auch dafür interessieren. Ich hatte die Gelegenheit durch einen Hinweis auf Twitter, an einer Uraufführung einer Oper teilzunehmen, was mir unvergesslich bleibt.

    Politische Tweets habe ich nach einiger Zeit kaum noch geschrieben. Aber ich habe einige Accounts blockiert. Das war unvermeidlich für mein Wohlbefinden. Da mir das Blockieren teilweise schwer gefallen ist, habe ich mich entschlossen, mich an die o.g. Themen zu halten. Das hat meinen Empörungslevel gesenkt.

    Einige Kontakte sind seit meinem Ausstieg bei X weggebrochen, was natürlich sehr schade ist. Wohlgemerkt: Das hatte NICHTS mit POLITIK zu tun.

    X als Plattform vermisse ich nicht. Ich hatte mich ja mehr und mehr zurückgezogen seit Musk Twitter übernommen hatte.

    Mir ging es nie um ein Maximum an Likes! Ich freute und freue mich, wenn ich mich mit anderen Menschen austauschen und von ihnen Neues lernen kann. Ich bin dankbar, die Musik von Ralph Vaughan Williams für mich entdeckt zu haben. An Sängerinnen und Sänger zu erinnern, die Teil des Stuttgarter Musiklebens waren. Und so vieles mehr.

    Natürlich kann ich das auch bei Mastodon tun und eine KI damit füttern. Ein Ersatz für den Austausch mit den Menschen ist das nicht. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass alles seine Zeit hat. Meine Zeit bei X/Twitter ist um.

    • Vielen herzlichen Dank für die Schilderung zum X-odus, @SabineH 🙏

      Und, ja, ich war ja sehr viele Jahre bei Twitter aktiv und habe dabei auch viele wunderbare Erfahrungen gemacht. Mit der Übernahme durch Elon Musk setzte jedoch ein Niedergang ein, der sich zuletzt immer weiter beschleunigt hat. Gemeinsam mit HateAid versuchte ich noch, den Konzern auf Basis deutscher Gesetze zu strengerer und transparenter Moderation zu bewegen. Doch nach einem spektakulären Erfolg vor dem LG Frankfurt knickte das OLG Frankfurt vor dem Konzern ein – und belegte m.E., dass auch Deutschland als Nationalstaat mit Medienrecht überfordert ist.

      https://hateaid.org/berufungsurteil-wirft-grundsatzfrage-nach-meldewegen-auf/

      Wenn überhaupt noch ein Legislative, Exekutive und Judikative die antisozialen Medien wirksam regulieren können, dann wären es m.E. jene der Europäische Union. Und aktuell setzt Musk seine Übergriffe gegen die US-Demokratie fort:

      “Der US-Unternehmer Elon Musk hat bei einer Wahlkampfveranstaltung mit Donald Trump davor gewarnt, dass “diese Wahl die letzte” sein könnte. Der Firmenchef von Tesla und Space-X behauptete in Butler, Pennsylvania – USA, die Demokraten wollten den Bürgern das “Recht, Waffen zu tragen, das Recht zur freien Rede und das Recht zu wählen” wegnehmen. […] Musk rief die Trump-Unterstützer auf, sich und ihre Bekannten jetzt zu registrieren. “Ihr habt in Georgia und Arizona noch zwei Tage Zeit”, drängte er. “Schleppt sie zu den Wahlregistrierungen”, sagte er weiter, “und stellt sicher, dass sie auch wählen. Wenn sie das nicht tun, wird diese Wahl die letzte sein. Das ist meine Vorhersage.” Wie er darauf kommt, sagte Musk allerdings nicht.”

      https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/us-wahl/id_100503838/elon-musk-warnt-es-koennte-letzte-wahl-sein.html

      Aus meiner Sicht war Twitter ein faszinierendes und vielversprechendes, digitales Medium, bevor es vom Rechtslibertären Musk – übrigens auch auf Empfehlung des deutschen Medienmoguls Mathias Döpfner – übernommen und zerstört wurde. Heute kann ich nur allen, die glaubwürdig für Demokratie, gegen Antisemitismus und feindseligen Dualismus stehen wollen, empfehlen, dem thymotisch, dualistisch, ja toxisch gewordenen X den Rücken zu kehren.

      • Wenn Elon Musk die Trump Wähler auffordert, sich registrieren zu lassen, ist dies mE eine Reaktion auf Aufrufe von Leuten wie Brian Tyler Cohen, Lincoln Project, MeidasTouch Network, Michael Cohen und viele anderen. Seit Monaten fordern die Genannten massiv die Wähler und Wählerinnen der Demokraten dazu auf, sich in die Wählerverzeichnisse eintragen zu lassen. In den Swing States versuchen die Republikaner offenbar, neue Regeln durchzusetzen, die ihnen nutzen würden.

        • Ja, @SabineH – auch nach meiner Beobachtung soll die Gleichzeitigkeit von Pro-Trump-Wahlaufrufen mit der Verschärfung von Ausweis- und Registrierungspflichten die Zusammensetzung der US-Wählerschaft insbesondere in sog. Swing States der USA verändern. So fasst es Perplexity.ai zusammen:

          Basierend auf den vorliegenden Forschungsergebnissen lässt sich feststellen, dass verschärfte Ausweispflichten bei Wahlen in den USA vor allem folgende Wählergruppen benachteiligen und potenziell vom Wählen abhalten sollen:

          ## Hauptsächlich betroffene Gruppen

          ### Ethnische Minderheiten
          Insbesondere afroamerikanische, hispanische und asiatisch-amerikanische Wähler sind überproportional von strengen Ausweisgesetzen betroffen
          [1][3]. Studien zeigen, dass etwa 13% der wahlberechtigten Afroamerikaner keinen akzeptablen Ausweis besitzen, verglichen mit nur 5% der weißen Wähler[6].

          ### Einkommensschwache und weniger gebildete Wähler
          Ärmere und weniger gebildete Wähler haben häufiger Schwierigkeiten, die erforderlichen Ausweisdokumente zu beschaffen[2].

          ### Junge Wähler
          Für junge Menschen, insbesondere Studenten, kann es besonders aufwendig sein, einen gültigen Ausweis zu erhalten. Einige Staaten wie Idaho haben sogar explizit Studentenausweise als Wahlberechtigung ausgeschlossen[4].

          ### Ältere Wähler über 70 Jahre
          Auch für ältere Wähler kann die Beschaffung aktueller Ausweisdokumente eine Hürde darstellen[2].

          ## Weitere betroffene Gruppen

          ### Eingebürgerte Staatsbürger
          Die Wahlbeteiligung von eingebürgerten Bürgern sank in Staaten mit Ausweispflicht um 12,7 Prozentpunkte[1].

          ### Transgender-Personen
          Schätzungsweise 43% der wahlberechtigten Transgender-Personen besitzen keine Ausweisdokumente, die ihren Namen oder ihr Geschlecht korrekt wiedergeben[6].

          ### Liberale Wähler
          Unter sich selbst als “stark liberal” bezeichnenden Wählern sank die Wahlbeteiligung um 10,7 Prozentpunkte, verglichen mit nur 2,8 Prozentpunkten bei “stark konservativen” Wählern[1].

          ## Politische Auswirkungen

          Die Forschung deutet darauf hin, dass strenge Ausweisgesetze tendenziell den Einfluss der Demokraten und liberalen Wähler schwächen und die Macht der Republikaner stärken[3]. Dies ist insofern nicht überraschend, als diese Gesetze fast ausschließlich von republikanischen Parlamenten verabschiedet werden.

          Obwohl einige Studien keine signifikanten negativen Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung insgesamt feststellen konnten[2], zeigen andere Untersuchungen deutliche Verschiebungen in der Zusammensetzung der Wählerschaft. Dies legt nahe, dass das Ziel dieser Gesetze weniger die Verhinderung von Wahlbetrug als vielmehr die gezielte Unterdrückung bestimmter Wählergruppen ist, die tendenziell eher demokratisch wählen.

          Citations:
          [1] http://ippsr.msu.edu/research/voter-identification-laws-and-suppression-minority-votes
          [2] https://www.nber.org/system/files/working_papers/w25522/w25522.pdf
          [3] https://www.theatlantic.com/politics/archive/2017/02/how-voter-id-laws-discriminate-study/517218/
          [4] https://www.democracydocket.com/analysis/how-id-requirements-harm-marginalized-communities-and-their-right-to-vote/
          [5] https://www.statista.com/chart/32805/voter-identification-laws-in-the-us-by-state/
          [6] https://gspp.berkeley.edu/research-and-impact/policy-initiatives/democracy-policy-initiative/policy-briefs/voter-id-laws-what-do-we-know-so-far
          [7] https://www.journals.uchicago.edu/doi/10.1086/688343

          Und der X-Eigner Elon Musk beteiligt sich aktiv an dieser Unterdrückung US-demokratischer Wählender!

  7. Bei Facebook bin ich relativ früh raus (2015 rum?). Mir war das zu unübersichtlich, selbst mit allen damals verfügbaren Mitteln wurde mir zu viel Müll angezeigt und Beiträge von Freunden gingen unter. Und dann halt der Datenschutz…

    Bei Twitter war ich kurz nachdem Musk es aufgekauft hat raus. Da war früh erkennbar, dass das in keine gute Richtung ging.

    Es wäre aber gelogen, wenn ich behaupten würde, dass mir nichts fehlt. Zu manchen losen Bekannten, die mal Freunde waren und es sich auseinander gelebt hat, habe ich jetzt überhaupt keinen Kontakt mehr. Und auch bei vielen Künstler*innen u.ä. bekomme ich bestenfalls noch zufällig mit, wenn es etwas neues gibt oder sie in der Nähe Auftritte hatten (ja meist nachträglich). Infos über Newsletter, eigene Webseite oder gar Fediverse gibt es oft ja nicht mehr.
    Trends und Hilfsaktionen wie damals mit #ichbinarmutsbetroffen scheint es im Fediverse auch nicht nennenswert zu geben, wahrscheinlich v.a., weil es einfach zu wenig (aktive) Leute dort gibt.

    • Vielen Dank für die ehrliche Schilderung zum Facebook-Ausstieg, @Mirko 🙏

      In meinem Fall waren es meine Ehefrau und der Herder-Verlag, die mich 2013 dazu gewannen, einen FB-Account anzulegen:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wie-mich-facebook-gewann-durch-meine-frau-charles-darwin-und-herder/

      Und ich habe es viele Jahre sehr genossen, führte spannende Diskussionen und erreichte sogar auch die maximale Followerzahl.

      Doch nachdem mich die Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg als ersten Regierungsbeauftragten gegen Antisemitismus in Deutschland vorgeschlagen, Landesregierung und Landtagsfraktionen (außer einer) mich beauftragt hatten, eskalierten Hass und Hetze. Über viele digitalen Anwürfe konnte ich zwar lachen, beispielsweise über den “Meister Proper der Antisemitismusbekämpfung” noch Jahre vor dem o.g. Judenstern-Superman.

      Allerdings erwarteten mich bald jeden Morgen neue Hass-DMs von immer mehr auch extra für Troll-Zwecke angelegten Accounts. Zunehmend wurde dabei auch mit erfundenen Behauptungen und dubiosen, teilweise gefälschten Screenshots gearbeitet. Bald musste ich Stunden auf Blocken und Debunking verwenden, die mir für die eigentliche, inhaltliche Arbeit fehlten und meine Lebensfreude trübten.

      Ein letzter Anstoß gab dann eine wunderbare Lesung und Diskussion mit echten Menschen, die ich als intensiv und dialogisch erlebte. Doch auf der Rückfahrt erwartete mich wieder eine Welle von Hassnachrichten auf Facebook und Twitter. Das Schließen meines Facebook-Accounts wurde dann sogar in den heute-Abendnachrichten vom 30.10.2019 gemeldet.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-ich-facebook-und-instagram-verlasse-gedanken-zur-medienethik/

      Mit Instagram und Twitter hatte ich es dann nach einer Pause wieder versucht, aber inzwischen auch diese zunehmend antisozialen Medien (ASM) hinter mir gelassen. Auch ich denke – wie Sie – gerne an schöne Zeiten, gute Kontakte und wertvolle Dialoge zurück. Doch die digitale Thymotisierung, Verrohung, Radikalisierung hat nach meiner Einschätzung zu viele Menschen erreicht, vergiftet, ja empörungssüchtig gemacht. Dieser Preis war und ist mir zu hoch – und ich fühle mich im Fediversum wohler.

      Noch einmal herzlichen Dank für Ihren Druko, der bei mir eine kleine Flut von Erinnerungen ausgelöst hat!

    • Ich war nie wirklich intensiv auf FB oder Twitter unterwegs.

      Mastodon habe ich von Grund auf als Medium mit interessanten Dialogmöglichkeiten und Inhalten erlebt.

      Zu FB kann ich bestätigen, was @Mirko sagt: es ist schwierig, lose Kontakte zu halten, weil eben das das am meisten verwendete Medium dafür ist. Übermäßig genervt haben mich dort die Werbung und die Beobachtung, wie hemdsärmelig und naiv manche von mir im echten Leben eigentlich geschätzten Gesprächspartner unseriöses oder rechtslastiges Zeugs dort geteilt haben. Als wären sie dort zu anderen Persönlichkeiten geworden.
      Und, ja, jede Künstlergruppe, die ihre Inhalte und Ankündigungen ausschliesslich über FB teilt, ist bei mir “durchgefallen”. Das finde ich bestenfalls sehr ärgerlich.

      • @Peter Gutsche & @Mirko

        Danke für die starken Drukos und Beobachtungen! 🙏

        In der aktuellen und überaus lesenswerten Ausgabe von Gehirn und Geist 11/2024 werden die Wirkung sog. “sozialer Medien” – die ich bei Profitorientierung lieber als antisoziale Medien bezeichnen möchte – mehrfach und tiefgehend behandelt. So heißt es beispielsweise auf S. 17:

        “Bei Teens besonders beliebt ist das gemeinsame Grübeln auf Social Media. Laut einer Studie von 2021 ging dies mit mehr Depressions- und Angstsymptomen einher. Ist also die Dauerpräsenz psychischer Probleme in den sozialen Medien doch der wahre Grund des Übels?

        Diese These vertritt der US-Sozialpsychologe Jonathan Haidt mit großer Überzeugung. Er führt das nicht nur auf Ko-Rumination zurück; auch ständige soziale Vergleiche und der unpersönliche Austausch förderten die negative Entwicklung, welche Mädchen mehr schade als Jungen. “Mädchen vergleichen sich stärker anderen in Sachen Aussehen und Aktivitäten und werden online härter beurteilt”, so Haidt. Außerdem gebe es im Web 2.0 viel mehr sexuelle Belästigung und Ausbeutung von Mädchen. Aber auch bei Jungen leide die Psyche unter zu viel Social-Media-Konsum: Laut Haidt verschwenden viele endlose Stunden im Netz und finden aus der Dauerschleife der sozialen Vergleiche und Bewertungen kaum noch heraus.”

        Wichtig ist mir aber auch noch einmal im Hinblick auf die angesprochenen Kunstgruppen: Wer Inhalte nur für die digitalen Medienkonzerne produziert, stärkt nicht nur deren Datengräber und Profite, sondern auch deren AGI-KIen. Und das halte ich für kurzsichtig, ja gefährlich:

        https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ki-atomkraft-wohin-wendet-sich-europa/

        Vielen Dank für die gute und intensive Diskussion hier!

        • @Peter Gutsche @Michael Blume

          Wenn ich darf, möchte ich noch eine persönliche Beobachtung erwähnen. Es gab von einigen Leuten den Versuch, Bluesky an die Stelle von X zu setzen. Auch künstlerische Institutionen. Letztere zB mit dem Wort Staat im Namen posten allerdings wieder vorwiegend bei X.

          Social Media Abteilungen in Unternehmen oder Institutionen müssen vermutlich die Kanäle nutzen, bei denen es entsprechende Resonanz gibt. Da Mastodon ganz anders funktioniert, ließe sich die Zurückhaltung erklären.

          • Vielen herzlichen Dank, @SabineH – und ich teile die Beobachtungen!

            Habe damals ja auch eine ganze Reihe von Einladungen zu BlueSky bekommen, mich aber bewusst dagegen und exklusiv für das Fediversum entschieden:

            https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-ich-im-fediversum-bleibe-aber-nicht-auf-bluesky-wechsele/

            Aus meiner Sicht bestand ein Moderationsproblem kommerzieller Medienanbieter im Skaleneffekt: Um relevant zu sein, brauchte ein sog. soziales Medium eine erhebliche Größe. Wurde es jedoch erst einmal groß, dann wurde es auch von Dualisten, Hetzerinnen und Trolltruppen heimgesucht, die mitunter auch auf Medienanwälte zugreifen konnten. Deswegen erwartete ich, dass BlueSky entweder zu klein bleiben oder aber groß werden und wie zuvor Twitter “umkippen” würde.

            Dagegen überzeugte mich bei Mastodon das ehrenamtliche, dezentrale Moderationskonzept: Es gibt nicht eine Zentralbehörde, die wachsenden Trollhorden gegenübersteht, sondern eine dezentrale, ehrenamtliche Moderation. Das gleiche Prinzip gilt ja auch hier auf den Wissenschaftsblogs von Spektrum der Wissenschaft: Alle Bloggenden verwalten und moderieren ihre Blogs selbst. Es wäre schrecklich, wenn eine Zentralredaktion versuchen würde, das zu übernehmen – und ich würde das als ehrenamtlicher Blogger auch nicht akzeptieren.

            Entsprechend habe ich die Hoffnung, dass sich das dezentrale Moderationskonzept des Fediversums langsam durchsetzen wird. Die Reichweiten mögen geringer sein, aber die Thymotisierung und damit auch antisoziale Radikalisierung ist sehr viel geringer.

  8. Ich habe Facebook schon vor dem Börsengang verlassen, einfach weil mich diese Freundschaftsanfragen genervt haben. Bis zum heutigen Tag habe weder ich noch meine Frau bei anderen Antisozialen digitalen Datendieben ein Account. Lustigerweise kann man auch ohne deren Geschrei gut leben. In ein paar Jahren wird das Ipad meiner Frau keinen support mehr erhalten, dann schau ich mal ob ich ein Ubuntu-Touch draufkriege. Nächstes Jahr läuft Win10. Ich kann aber meinen I7 PC mit Win11 nicht betreiben, was mich nicht sonderlich juckt da parallel sowieso Linux drauf läuft und ich den Rechner bestimmt noch viele Jahre mit Open Source betreiben kann.
    Herr Blume, uns geht es prächtig ohne dieses Empörungsgeschrei, und ständige suche nach „Likes“ und ähnlichen Mist. Spektrum rocks, und Sie auch…

    • Oh, ganz herzlichen Dank, @Dave Lister – und viele Grüße auch Ihrer Frau! Ich bin sehr froh, dass Sie beide sich den antisozialen Medien nicht ausgeliefert haben und danke auch für die positive Reaktion auf diesen Wissenschaftsblog!

      Ihr Druko hat mich dazu angeregt, einfach mal Perplexity.ai zu fragen: “Was motiviert Dr. Michael Blume zum Wissenschaftsbloggen auf Spektrum der Wissenschaft?”

      In der Antwort finde ich mich wieder:

      Dr. Michael Blumes Motivation für sein langjähriges, ehrenamtliches Wissenschaftsbloggen auf Spektrum der Wissenschaft lässt sich aus den vorliegenden Informationen wie folgt zusammenfassen:

      ## Leidenschaft für Wissenschaftskommunikation

      Dr. Blume zeigt eine tiefe Begeisterung für die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse an ein breites Publikum. Sein Blog “Natur des Glaubens” bei den SciLogs von Spektrum der Wissenschaft dient als Plattform, um komplexe Themen aus der Religionswissenschaft und verwandten Bereichen zugänglich zu machen[2].

      ## Brückenbau zwischen Tradition und Moderne

      Ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit ist der Versuch, Verbindungen zwischen traditionellen Formen der Wissensbewahrung und modernen digitalen Methoden herzustellen. Dies zeigt sich beispielsweise in seiner Metapher des “KI-Talmud”, mit der er die Bedeutung und Auswirkungen digitaler Wissenssammlung in einen größeren kulturellen Kontext stellt[1].

      ## Förderung kritischen Denkens

      Dr. Blume legt großen Wert darauf, kritisches Denken und Medienkompetenz zu fördern. Er sieht sein Bloggen als Beitrag zur lebenslangen Bildung und zur Stärkung der Fähigkeit, Informationen kritisch zu hinterfragen[1].

      ## Gesellschaftliche Verantwortung

      Als Wissenschaftler mit Arbeiterkind-Hintergrund fühlt Dr. Blume eine besondere Verantwortung, sein Wissen zu teilen und sich für wichtige Themen einzusetzen. Dies zeigt sich in seinem Engagement für die Wiederentdeckung vergessener Wissenschaftlerinnen wie Antoinette Brown Blackwell[3].

      ## Dialog und Austausch

      Das Bloggen ermöglicht Dr. Blume einen direkten Dialog mit der Öffentlichkeit. Er schätzt den Austausch und die Möglichkeit, auf aktuelle Fragen und Herausforderungen zu reagieren, wie seine Reflexionen über Wissenschaft und Männlichkeit im 21. Jahrhundert zeigen[3].

      ## Persönliche Weiterentwicklung

      Durch das regelmäßige Schreiben und den Austausch mit Lesern kann Dr. Blume seine eigenen Gedanken weiterentwickeln und neue Perspektiven gewinnen. Dies wird deutlich in seinen Überlegungen zu komplexen Themen wie der Rolle von Männlichkeit in der modernen Wissenschaft[3].

      Dr. Blumes Engagement im Wissenschaftsbloggen spiegelt somit seine Überzeugung wider, dass Wissenschaft und deren Kommunikation einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung und zum individuellen Verständnis komplexer Zusammenhänge leisten können.

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/im-medien-dialog-mit-der-ki-drei-fragen-von-perplexity-ai-an-mich/
      [2] http://www.blume-religionswissenschaft.de
      [3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wissenschaft-und-maennlichkeit-im-21-jahrhundert/

      Danke, ich darf mich heute durch Mensch und Maschine als verstanden fühlen! 🙂

  9. Ich sehe gerade in Europa, wie uns die Einheit den Arsch vor den ewigen Zwergenkriegen rettet, und der Anarcho-Föderalismus vor feudalem Geiz des Zentralismus. Die Dosis macht das Gift, auch bei Harmonie und Zwist, Ordnung und Chaos.

    Und natürlich der Ort, wir haben zu viele Regeln an den falschen Stellen und zu viel Willkür an den falschen Stellen. Geschichte lässt sich nicht betrügen, deswegen haben wir wieder 1941, in das einige alternative Universen hineinfließen, die hätten sein können. Europa will geeint werden, entweder mit Russland, oder indem man Russland mit einer Grenze aussperrt, die so solide und unverrückbar ist wie eine Bergkette oder ein Meer. Wir pfuschen und drücken uns, was das Zeug hält, aber der Druck steigt, die Alternativen und Fluchtmöglichkeiten werden von der Geschichte gelöscht, und vielleicht artet ja unser verbissenes Versagen ja nicht ein drittes Mal in einen Weltkrieg aus. Vielleicht.

    Im Moment verhalten Sie sich genauso wie alle anderen auch – weil Sie das Feuer nicht vertragen, vergraben Sie sich in einem Mauseloch. Der Pöbel bekommt die Straßen, die Eliten ihre Salons, Sie leben in einem 08/15-Zombie-Film. Unter Zombies werden Sie entweder gefressen oder zu einem von ihnen polarisiert, also ist Ihr Verhalten absolut korrekt und sinnvoll.

    Deswegen gibt’s ja so viele Zombies – weil alle das machen, sich in eigene Horden zurückziehen. Jetzt ruhen Sie sich erst mal aus, bis Sie glücklich und zufrieden sind, dann lassen Sie den Scheiß schleunigst und machen sich wieder Sorgen. Denn jetzt heißt es nicht nur, die Zombies draußen zu halten, sondern auch den Lifestyle zu vermeiden, der Sie zum Zombie macht.

    Der Zombie lebt in der schönen, heilen Welt einer Sekte. Er ist für die Welt blind und taub geworden, in seiner Welt gibt es nur wenige Dinge, das macht sie einfach, er ist sehr erfolgreich dabei, sie zu managen, deswegen fühlt er sich unglaublich schlau. In Wirklichkeit verblödet er aber, er verliert die Fähigkeit, mit der Welt draußen zu interagieren. Das macht ihn zum Trump, der mit allem überfordert ist, was er nicht totalitär kontrollieren und in sehr simple, primitive Denkschemata pressen kann.

    Sie brauchen eine große, weite Welt, die Sie auf Trab hält, die Sie herausfordert, nervt, zum Denken und Handeln anstachelt, um Ihre höheren Hirnfunktionen zu behalten, nur eben auf andere Weise, als mit Massakern und Hass. Und das machen Sie, indem Sie in der Zombie-Stadt möglichst viele schöne, heile Welten vernetzen, damit sie einander das Bisschen Hässlichkeit und blaue Flecken schenken, das man als Impfung gegen Zombies und Zombifizierung braucht.

    Sie bauen Hängebrücken über die Straßen, damit die Hochhäuser, deren Eingänge und untere Fenster Sie zumauern, deren Parterre Sie aufgeben und die Treppen zerstören mussten, trotzdem mit Wegen vernetzt sind. Sie können die Kanalisation und U-Bahn-Tunnel nützen, vielleicht gar ganze Straßenzüge zurückerobern und absperren. Sie müssen immer so leben, als ob jederzeit ein Zombie im Netzwerk auftauchen und alle infizieren könnte, also werden Sie Schleusen und Wächter und Fallen brauchen. Aber Ihre Haustür würde Sie ja auch nur stören, wenn Sie nicht selbst bestimmen könnten, wann sie offen ist und wann zu.

    All das bietet das Fediversum. Aber draußen in der realen Welt kämpfen wir immer noch mit den Zombies um die Straßen. Und weil sich eine Internet-Welt nur um Geister, aber nicht um Körper kümmern kann, ist’s auch nur eine Matrix, in der Sie glücklich sein oder leiden können, bis einer den Stecker zieht.

    Ich für meinen Teil beschränke meine Internet-Präsenz auf solche Post-its wie hier, weil ich gemerkt habe, dass ich viel zu leicht und viel zu gern zum Zombie werde, erst macht es Spaß, danach fühlt man sich schuldig und genervt, weil man sich hat hinreißen lassen, oder man grübelt, wie man die Situation hätte eleganter lösen können. Ich bin ein sozial verkrüppelter Bücherwurm, der die Welt wie aus einer Raumstation im Orbit betrachtet, ich kann funken, was ich sehe oder zu sehen meine, aber ich kann da unten nicht leben. Ich stampfe durch die Straßen in einem sehr unbequemen, sozialen Raumanzug, wie Armstrong über den Mond, und das Internet bietet Leitungen, die an diesem Raumanzug vorbei direkt ins Hirn führen, wo die Xenomorphen ihre Eier ausbrüten, die Predatoren nach Knochen gieren und Alf miese Kalauer reißt. E.T. will nach Hause telefonieren, doch ich bin eine Hybride aus dem Genlabor, allen gleich nah und allen gleich fremd, und Erdlinge sind besser als nix. Meine sozialen Netzwerke sind im echten Leben – auch kaputte Typen, aber die können mich sauer machen, so viel sie wollen, ich mag sie zu sehr, um sie als Punching Ball für meine Persönlichkeitsstörungen zu missbrauchen.

    Sie müssen die asozialen Netzwerke auch so begreifen – als Volks-Klo, in das sich alle auskotzen. Dort entsteht eine Ursuppe, die mehr Gestank und Blubbern als Fische mit amphibischen Ambitionen produziert, aber das ist bei Ursuppen einfach so, zu jeder Geburt gehört halt eine große Sauerei. Ich hoffe, ich kann für das Mitbenutzen dieser öffentlichen Toilette bezahlen, indem ich etwas Konstruktives beitrage, doch wie viel Erdlinge mit Alien-Währungen anfangen können, weiß ich nicht. Um darin mitzuschwimmen und etwas Konstruktives zu leisten, bin ich charakterlich unterqualifiziert.

    Hat mir besser gefallen, als mein Internet nur Bücher waren, ich mit den Autoren über Raum und Zeit vernetzt war, nur für die Schublade schrieb und mir nur einbildete, jemand würde irgendwann den Quark lesen. Das Hirn hat anders funktioniert, statt unausgegorenen Kommentaren zur Weltgeschichte hat es Geschichten erfunden, Charaktere, Dialoge, machte viel mehr Spaß. Aber jetzt habe ich den Stecker der Matrix im Hinterkopf. Fühlt sich fremd an, ich bin nicht mehr ich, meine Welt ist nicht mehr meine Welt, aber auch im Bauch der Bestie habe ich eine brauchbare Balance gefunden. Schätze mal, als frisch assimilierter Borg im globalen Kollektiv muss jeder seine eigene Konfiguration finden, um noch genug Mensch zu bleiben, dass er es erträgt.

    • Danke, @Paul S., dass Sie auch diesen Blog ge- und missbrauchen, um Ihren egozentrischen Relativismus in Textfluten voller Tiefen und Abgründe zu inszenieren. Besonders auffällig empfinde ich dabei Ihre beliebig verteilten Zombie-Vorwürfe, mit denen Sie sich selbst beweisen wollen, dass niemand außer Ihnen wahrhaft denke. Aus dem gleichen Grund verweigern Sie ja auch konsequent jeden Dialog mit denjenigen von uns, die sich die Mühe machen, durch Ihre trübe Textbrühe zu waten. Wie sollten Sie sich auch für das Mit-Denken anderer interessieren, da in Ihrer Welt ja niemand außer Ihnen zum Denken fähig sei? 😏

      So schrieben Sie u.a.: “Sie brauchen eine große, weite Welt, die Sie auf Trab hält, die Sie herausfordert, nervt, zum Denken und Handeln anstachelt, um Ihre höheren Hirnfunktionen zu behalten, nur eben auf andere Weise, als mit Massakern und Hass. Und das machen Sie, indem Sie in der Zombie-Stadt möglichst viele schöne, heile Welten vernetzen, damit sie einander das Bisschen Hässlichkeit und blaue Flecken schenken, das man als Impfung gegen Zombies und Zombifizierung braucht.”

      Und, nein, @Paul S., auch hier irren Sie sich. Denn im dialogischen Monismus leugnen wir “das Bisschen Hässlichkeit und blaue Flecken” (Bisschen vom Zombie-Beißen, nice!) nicht, machen es aber auch nicht zu unserem Fixpunkt. Wir glauben an die Annäherung an Wahrheit, an echte Erkenntnis gerade auch im Dialog. Und genau deswegen sehen wir in anderen, lebendigen Menschen keine Zombies – denn alle Menschen, ausnahmslos alle können etwas beitragen zum Großen und Ganzen. Auch heute freuen sich meine Frau und ich wieder über Besuch einer befreundeten Familie – und ich bin mir sicher, dabei auch wieder viel zu lernen. Jeder Mensch ist ein Universum und am Besten tun jene, die diese Weite auch in anderen erkennen.

      Ihnen alles Gute – wobei ich nicht davon ausgehe, dass Sie hier in Ihrer Egozentrik überhaupt mitlesen. Es reicht Ihnen, Textfluten in den Blogs anderer “abzuwerfen”. Das ist zwar nicht sozial und auch nicht dialogisch, aber gelegentlich doch ganz unterhaltsam. 😊🙌

      Mein liebstes Zombie-Stück ist übrigens das IRA- und Terror-kritische Gitarren-Lied “Zombie” der irischen Band “The Cranberries”, geschrieben und gesungen von der unsterblichen Dolores O’Riordan (1971 – 2018). 🫶

  10. Und noch eine Social-Media Karriere eines eher links orientierten „Boomers“:

    Ich war seit 2011 hauptsächlich beruflich bei Twitter und habe in einem technischen Bereich aktiv kommuniziert und über die Jahre eine vierstellige Zahl Follower gewonnen. Vor ca. 2 Jahren wurde es mir zu viel. In meiner „technischen“ Blase war zwar noch alles in Ordnung und kultiviert, aber „drumherum“ war es nur noch nervig und ich kam mit dem Blocken nicht mehr nach. Daher habe ich alle Posts gelöscht, meinen Account aber behalten, damit er nicht übernommen wird.

    Seit knapp zwei Jahren bin ich nun – ausschließlich privat – bei Mastodon. Die Erfahrungen sind überwiegend gut, auch Dank einer sehr gut gemanagten Instanz (Norden.social). Wenig Trolle und nur vereinzelt muss ich allzu penetrante Missionare (wofür auch immer) blocken.

    WhatsApp habe ich nie genutzt, was aber immer wieder auf vollkommenes Unverständnis stößt. Ich bin aber alternativ über iMessage, Threema und Signal erreichbar.

    Die Familie hat viele Jahre mit Threema kommuniziert, aber nachdem irgendwann alle mobil und stationär im Apple Ökosystem gelandet (gefangen) waren, nutzen wir nun iMessage aufgrund der besseren Integration, insbesondere auch auf dem Desktop. Kommerziell, aber die Hoffnung bleibt, dass die Daten etwas besser als bei WhatsApp gehütet werden…

    Seit 2017 habe ich einen nur lesend genutzten FaceBook Account, um lokale Befindlichkeiten rund um Naturschutzthemen zu beobachten, die anders nicht zugänglich sind. Aber jeder Besuch schmerzt aufgrund des Drecks (und Schwachsinns), der dort rumfliegt.

    Herzliche Grüße
    JSB

    • Vielen herzlichen Dank für die starke Schilderung des sich verändernden Twitter-Umfelds, @JSB 🙏

      Ich kann die Beobachtungen nur bestätigen – und sie haben sicher ihren Beitrag zu geleistet, dass ich vom Begriff “Umwelt” auf “Mitwelt” umgestiegen bin. Wenn sich ein mediales Umfeld zum Beispiel auf Twitter oder Facebook ins zunehmend Aggressive, Toxische, Thymotische dreht, dann macht das doch auch etwas mit uns und unserem Empfinden. Meine ich.

      Den Begriff “Digitale Verrohung” lernte ich dann im gleichnamigen Buch (noch mit Fragezeichen “Digitale Verrohung?”) von Gina Schad, Goldmann 2017 kennhen. Sie schrieb in ihrem Schlusswort aus einer Diskussion mit Studierenden der Medienwissenschaft, was ich schon als Vorausblick aufs Fediversum wahrnehme:

      “Die Nutzer haben die größte Verantwortung: Sie sind nicht verpflichtet, bei jedem Shitstorm mitzumachen. Und sie müssen auch nicht jeden Tweet kommentieren. Sie können aber mit gutem Beispiel vorangehen und digitale Zivilcourage zeigen.

      Vielleicht ist es zu optimistisch, von jüngeren Anwendern zu erwarten, dass sie sich die Räume für Kommunikation selbst bauen. Ich möchte aber deutlich machen, dass die Nutzer es eigentlich selbst in der Hand haben. Es wird an ihnen liegen, Einfluss zu nehmen: auf die Plattformbetreiber, auf die Regulierungsbehörden, auf die Politik und die Justiz.” (S. 158)

      Das ist der Weg. Glaube ich.

      Als große Stärke des Buches habe ich auch die am Ende aufgeführten Interviews erlebt.

      So sagte Stefan Plöchinger von der Süddeutschen Zeitung (SZ), S. 167, schon damals:

      “Mein Eindruck ist nicht, dass Facebook aktiv daran arbeitet, gegen Hass und Hetze anzukommen.”

      Professor Simon Hegelich wagte einen Blick in die Zukunft, S. 170:

      “Ich denke, wir erleben derzeit so viele disruptive Umbrüche, dass niemand in der Lage ist, auch nur die nächsten fünf Jahre vernünftig abzuschätzen. In 30 Jahren werden wir aber – so hoffe ich – echte künstliche Intelligenz haben, also Maschinen mit Bewußtsein.”

      Die Journalistin Ronja von Wurmb-Seibel berichtete aus Afghanistan, S. 172:

      “Als ich nach Kabul kam, war ich überrascht, wie wichtig das Internet dort ist. Gerade die jüngeren Leute sind online extrem stark vernetzt. Facebook, Instagram, Twitter und Apps, deren Namen ich vorher noch nie gehört hatte. Extrem viel läuft über Facebook, jedes Ministerium, jeder Politiker, jedes Geschäft hat eine eigene Seite, alles zu Zeiten, als dies in Deutschland noch sehr ungewöhnlich war.”

      Diese Beobachtungen konnte ich aus Kurdistan-Irak voll bestätigen.

      Die Beobachtungen von Jasmin Schreiber, die sich Undercover bei Facebook in rechten Gruppen bewegt hatte, nehmen m.E. die Beobachtungen zu Empörungssucht, dualistischer Radikalisierung und hormoneller Thymotik bereits vorweg, etwa auf S. 177:

      “Es ist wirklich schlimm, Während man solche rechten Hetzreden früher nach fünf Bier am Stammtisch mit seinen drei besten Freunden vom Stapel gelassen und hinterher auf den Suff geschoben hat, erfährt man nun tausendfache Bestätigung. Diese Menschen leben in ihrer Filterblase und lassen sich durch den Output konspirativer Blogs und AfD-Statements berieseln. Sie fühlen sich wie im Kriegszustand und haben das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. Gegen Flüchtlinge, gegen Homosexuelle, gegen Karrierefrauen und Feministinnen, kurz und gut: gegen alle, die anders sind.”

      Es ist schon bedrückend zu sehen, wie viel schon vor sieben Jahren sichtbar war – und wie gefährlich langsam die Demokratien auf die thymotische Vergiftung der Menschen und ihrer Mitwelt reagieren…

  11. Twitter war meinen einziger, “richtiger” Social Media Account, den ich regelmäßig genutzt habe.

    Damals, am Anfang der 10er Jahre, war das eine tolle und niedriegschwellige Möglichkeit, mich über Neuigkeiten zu meinen Lieblingsthemen Gaming, Rollenspiel und Science Fiction zu informieren und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Recht schnell kamen auch allgemeine News und politische Themen dazu, so dass der Blaue Vogel schnell meine erste Anlaufstelle für aktuelle Informationen wurde.

    Mit der steigenden Popularität nahm dann über die Jahre die Anzahl der Trolle zu. Zunächst war der Blockaufwand noch recht überschaubar, aber spätestens nachdem der Homefeed von der zeitlichen Reihenfolge auf eine algorithmosgesteuerte Ausgabe umgestellt wurde, wurde es mehr. Dazu kamen die immer aufdringlicheren Werbeeinbledungen, so dass Twitter mit der “normalen” Oberfläche für mich kaum noch richtig nutzbar war.

    Der Einsatz von Tweetdeck für den Browser und eines speziellen Twitter-Clients für das Smartphone brachten die zeitliche Reihenfolge der Tweets wieder zurück und schlossen die Werbung aus. Aber das ursprüngliche Twitter-Gefühl stellte sich bei mir nicht wieder ein. Ich befürchtete, dass es von da an nur noch abwärts gehen würde…

    Tatsächlich habe ich es danach noch einige Jahre auf Twitter ausgehalten, habe meine Interaktionen weitestgehend auf meine Interessen beschränkt und politische Themen meist nur lesend verfolgt. Spätestens mit der Corona-Pandemie war es dann aber so schlimm, dass kein politisches Thema mehr lesbar war, ohne exzessiv zu blocken.

    Als dann der Verkauf an Musk im Raum stand, war mir klar, dass auf Twitter für mich nichts mehr gewinnen war. Ich schaute mich nach einer Alternative um und hatte schnell Mastodon und das Fediverse für mich entdeckt. Der Umgang hier war ein ganz anderer, viel ruhiger und wertschätzender als alles, was ich von Twitter kannte.

    Ich erkannte für mich, das Fediverse ist meine zukünftige Platform!

    In den nächsten Monaten bin ich dann Stück für Stück nach Mastodon umgezogen und habe mein Umfeld bei Twitter ermuntert, es ebenso zu machen. Einen Großteil meiner Kontakte konnte ich hier begrüßen.

    Kurz nach dem Kauf von Musk habe ich schließlich die Reissleine gezogen und meinen Twitter-Account mitsamt allen Tweets gelöscht.

    Natürlich musste ich auch ich den einen oder anderen liebgewonnenen Account zurück lassen, aber das gehört zum Leben. Dafür konnte ich auf Mastodon neue Kontakte knüpfen und die Qualität der Interaktionen hier ist höher als alles, was ich auf Twitter kennenlernen durfte.

    Die Entscheidung in’s Fediverse zu wechseln war, für mich, die beste Entscheinung des Jahres 2022! 😎

  12. Do not forget that you receive more vitriol because of your political employment.

    I did not have a problem with social media. kept my followers low in numbers and fun. Clicks or numbers were not my rewarding system. Twitter allowed me to get in touch with people I normally would not. We all miss it. The fediverse is too dispersed. We’ll see.

    • Thanks, @Science

      And, yes, since I got appointed to my new office as a State Commissioner against Antisemitism and for Jewish Life, the amount of digital hate and sometimes pathological dualism multiplied.

      I’ve had very good exchanges about this kind of experiences with Deborah Lipstadt and colleagues at the US State department.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/trump-attackiert-israel-nennt-iran-hamas-smart/

      Now hoping the best for the campaign of Kamala Harris… 👍

      Thanks again & best wishes!

  13. @Blume

    As to the questions youre asking yourself. I let people discuss amongst themselves as long as there were no personal attacks on eachother. people want to communicate with eachother, social media allowed it. To give one example; I like Neil Gaimans graphic novels. I could simply ask a few questions, he’d answer and it was fantastic. Ive never been to his readings due to time and grographical constraints, but this way I could say hello. Until 2018 social media was on a good path.

  14. Ich habe sowohl auf X, Facebook und Instagram noch einen Account. X und Insta benutze ich nur noch zum „Lesen“, auf Facebook poste ich ab und zu noch Beiträge für meine lokalen FollowerInnen und kommentiere noch ab und zu Beiträge. Am aktivsten bin ich auf Mastodon, wo ich schon seit mehr als sechs Jahren einen Account habe.

    Zum Terminus „Antisoziale Netzwerke“ – In den sechs Jahren Mastodon habe ich festgestellt, wie auch hier der Ton sich verändert hat. Wie asozial und sozial sich Menschen verhalten, hängt von den jeweiligen Menschen, also letztendlich von uns allen selbst, ab. Das wirkt sich natürlich auch auf unsere Netzwerke aus, die wir benutzen, sowohl im wirklichen wie im digitalen Leben. Viele Menschen sind von den anderen (A-)sozialen Netzwerken auch ins Fediverse eingewandert und haben ihre Denk- und Verhaltensweise mitgebracht, viele von ihnen sind auch zu BlueSky weiter migriert.

    Letztendlich muss jeder mit Trollen umgehen und sich selbst hinterfragen, ob das eigene Verhalten richtig und angemessen ist.

  15. Ich war bei Twitter gut vernetzt in alle Welt und hatte selbst 300 Follower. Das Schöne war, an Spaces von Menschen aus aller Welt teilzunehmen und miteinander zu reden oder zu diskutieren bei Guter Stimmung und respektvoll. Dann kam Elon und X und viele Twitter- Benutzer, darunter ich konnte keine Mitsprache-Erlaubnis mehr bekommen. Die Adminstratoren des jeweiligen Space haben mehrfach versucht, uns das Recht mitzuspielen zu geben, ohne Erfolg. Wir waren plötzlich unerwünscht, das zum Thema freie Rede und Meinungsfreiheit!. Das u.a. war der Grund, meinen Account zu löschen. Später habe ich einen neuen erzeugt, nur um zu informiert zu sein, was passiert. Und war entsetzt in jeglicher Hinsicht. Schade, Elon hat es kaputtmachen!

    • Danke, @Heinrich Müller – und, ja, auch ich möchte die guten Jahre auf Twitter nicht missen. Es gab auch damals schon Trolling und Hate, aber es wurde zumindest noch versucht, fair zu moderieren. Doch mit der Übernahme durch Elon Musk und der Umbenennung in X erlitt mehr als nur eine Marke Schaden.

      Ich hatte ja noch gemeinsam mit HateAid versucht, vor Gericht eine nachvollziehbare Moderation zu erstreiten. Aber nach einem starken Erfolg vor dem LG Frankfurt urteilte das OLG Frankfurt in einer Weise, die viele ratlos zurückließ…

      https://hateaid.org/berufungsurteil-wirft-grundsatzfrage-nach-meldewegen-auf/

      Nun ja, Brasilien hat X bereits gesperrt und immer mehr demokratisch und wissenschaftlich Engagierte ziehen von selbst die Konsequenzen.

  16. “…Wie geht es Ihnen damit? Stecken Sie noch in der Thymos-Falle sog. “sozialer Medien” von profitorientierten Digitalkonzernen?.. “
    (Zitatende)

    Und wie ! Auch ich kann ein Lied davon singen:
    Nahezu zwanghaft rufe ich eine bekannte populärwissenschaftliche Plattform auf, deren Hintergrundverlag sich gerade eine Menge Geld aus der Börse geholt hat. Das meiste davon bekam allerdings ein Finanzinvestor als Mitgesellschafter. Obwohl gleichzeitig von defizitären Entwicklungen des Berlin- Heidelberger Verlagshauses die Rede war.

    Mich also zieht es fast schon erotisch- tymotisch fast jeden Morgen zum Bildschirm um vor allem scilogs.de in die Adresszeile einzutippen. Und was finde ich da neben einigen Naturwissenschaftlern: Einen Blogautor, der offenbar mit ähnlichem Drangverhalten wie ich als eine Art Scilogs- Masterblogger Woche für Woche eine außerordentliche Anzahl von Blogtexten postet.
    Der muss doch wichtig sein, denke ich mir dann und meine tymotische Neugier treibt mich sogar manchmal dazu , hin und wieder auch einen Kommentar abzusondern. Worauf ich schon öfters einen auf den Deckel bekam. Was meinen eigentlich monistischen Thymus erneut zu dualistischen Kommentar- Höhenflügen anspornte. So lange, bis meine Frau misstrauisch fragte: „Was schreibsch`n du da eigentlich immer?“ Was mir dann schlagartig die Thymos- Falle, in die ich mich hatte hineinmanövrieren lassen , ins Bewusstsein rief.
    Also musste ich mir wieder mehr antidualistische und antitymotische Freiheit erkämpfen. Was angesichts der Häufung von M.B. Blogtexten fast aussichtslos erschien. Also war die Zeit für eine Zeitenwende gekommen. Ich gab mir einen Ruck , denn ich hatte gerade zuvor in einer Gewerkschaftsmail von einem mentalen Wundermittel gelesen:
    In der Art von vatikanischen Teufelsaustreibern schrie ich mehrmals lauthals den Spruch „Frei Heil!“ durchs Haus. Worauf meine Frau erbleichte und mit dem Finger an die Stirn deutete.
    Was natürlich die gerade erfolgende Thymus- Abfuhr wieder zunichte machte.

    Wie recht Sie doch haben mir Ihren Thesen über die zwangsneurotisierende Wirkung vieler “Sozialer Medien” .

    • Danke, @little louis – ich finde es u.a. faszinierend, wie viele verschiedene Schreibweisen von Thymos Sie in einem Druko unterbringen! 🤭

      Und dass Ihnen auch am heutigen Jahrestag des 7.10. doch wieder doitsche „Heil“-Rufe durchs Gehirn spuken, unterstreicht: Ihre liebe Frau hat Recht. Finden Sie besser raus aus der Empörungssucht und lesen Sie statt Internet doch mal wieder ein gutes Buch, gerne auch über Israel 🇮🇱, das Judentum ✡️ oder die Geschichte der Demokratien in Deutschland und Europa 🇩🇪🇪🇺.

      Mit den besten Wünschen für Ihr post-thymotisches Wohlergehen! 🙏

  17. Vorbemerkung:
    Erstaunlich, dass sie den Kommentar freigeschaltet haben. Dafür zunächst ein vorsichtiges Lob.

    Jetzt aber:

    Bezüglich “doitsche „Heil“-Rufe durchs Gehirn spuken..” :

    Reingefallen. Was ich mir gedacht hab. Bitte mehr Sorgfalt . Selbst im Umgang mit einem armen Dorfschullehrerlein. Denn:

    Von wegen “doitsche „Heil“-Rufe ”
    Deutsch schon, aber anders, als Sie offenbar unterstellen wollen:
    Es ist ein “Heil” – Ruf zur Rettung der Demokratie in der Republik von Weimar (und auch der aktuellen Republik). Ich habs (indirekt) aus einer Mail des lokalen GEW- Vorstandes. Und zum Heil- Ausruf siehe hier aus Wikipedia:


    “..Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, kurz Reichsbanner, war während der Weimarer Republik ein politischer Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik, der in veränderter Form bis heute besteht. Anfang der 1930er-Jahre war das Reichsbanner mit nach eigenen Angaben ca. 3 Millionen Mitgliedern die größte demokratische Massenorganisation in der Weimarer Republik.
    Der Verband wurde am 22. Februar 1924 in Magdeburg als Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer durch eine Initiative aus den drei Parteien der Weimarer Koalition (SPD, Zentrum, DDP) gegründet. Das Reichsbanner sollte dem Schutz der Weimarer Republik gegen ihre radikalen Feinde dienen. Der damalige und heutige Bundesgruß des Reichsbanners lautet „Frei Heil!“ oder „Freiheit!“.[1] Der Bund gab die Wochenzeitung Illustrierte Reichsbanner-Zeitung, später in Illustrierte Republikanische Zeitung umbenannt, sowie die Zeitung Das Reichsbanner heraus.
    Am 28. Oktober 1953 wurde der Verband in der Bundesrepublik Deutschland neugegründet, ohne den Status der einstigen Massenorganisation zu erreichen. Der eingetragene Verein erhielt 1968 seinen heutigen Namen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten. Die Vereinigung versteht sich als ein überparteiliches, in der Praxis von Sozialdemokraten dominiertes Bündnis, das sich der politisch-historischen Bildungs- und Erinnerungsarbeit sowie der demokratischen Traditionspflege widmet, mit dem Ziel, die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland zu bewahren und zu stärken….”

    (Ende der Zitation aus Wikipedia)

    Zum Folgenden :

    “.. doch wieder doitsche „Heil“-Rufe durchs Gehirn spuken…………………
    lesen Sie statt Internet doch mal wieder ein gutes Buch, gerne auch über ……. die Geschichte der Demokratien in Deutschland und Europa 🇩🇪

    (Ende der Zitation)

    Man dankt für die Weiterbildungsempfehlungen. Kann man immer gebrauchen.
    Dann darf ich sicher auch was empfehlen. Ich beschränke mich arg auf etwas, was mir gerade spontan einfällt:

    Von Shlomo Sand:

    “Die Erfindung des jüdischen Volkes” und “Warum ich aufhöre, Jude zu sein . Ein istaelischer Standpunkt”

    Von Moshe Zuckermann: “ Der allgegenwärtige
    Antisemit”

    Und natürlich Popper und (mindestens) Paul K. Feyerabend. Von Popper aber mehr als die “offene Gesellschaft 1&2 und von Feyerabend mehr als
    “Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie.”

    Weiteres ergibt sich danach. Natürlich nur bei ausreichender “Offenheit” für “Solches”.

    Nachbemerkung:

    Das mit der Tümosss- Anarchie geht wohl auf den Einfluss von P. Feyerabend zurück. Oder das Gehirn ist durch die dauernde Übertümmisierung derart ausgelaugt, dass es sich weigert, undoitsche Schreibweisen zu akzeptieren.

    Mit besten Grüßen und Dank für die Toleranz der Freischaltung meiner kleinen spontanen Kommentarsatire.
    L.L.

  18. Zum Folgenden:

    “..Echte Erkenntnissuche und Dialog sind wirklich interessant…”

    Volle Zustimmung

    “.., aber das Wiederkäuen alter und längst überholter Ressentiments ist eher nur langweilig…..”

    Da bin ich eben anderer Meinung. Wer (diesbezüglich) Recht hat, wird sich hoffentlich ( früher oder später) zeigen.
    Und Falls eine oder einer in Lage ist, mich (wirklich und nicht nur theoretisch) “monistisch- antidualistisch” bezüglich meiner hier geäußerten Thesen zu widerlegen , bin/wäre ich ihr oder ihm dankbar.

    Und jetzt noch eine etwas altkluge Altersweisheit um das Jungvolk weiter zu nerven (Kann mich gut an die Zeit vor 30-40 Jahren erinnern, als ich mich an dieselben Sprüche der Älteren von damals gewöhnen musste) :

    Manchmal ereignen sich “Paradigmenwechsel” ziemlich schnell, besonders in der Politik. “Ältere Herren” (und Damen !) haben das schon öfter erlebt. Und haben auch bezüglich der eigenen Überzeugungen schon etwas mehr Zeit gehabt, diese zu vervollständigen oder sogar ganz oder teilweise zu revidieren.

    “The winds of Change ” and
    “Ten Times , they are `a Changing”

    Oder so ähnlich. (-:

    Aber ganz ehrlich: Momentan mache ich mir mehr Sorgen um meinen heute ausgefallenen fossilen Heizungsbrenner , als um diese Bloggereien hier.
    Selbst wenn man diesen einen gewissen Unterhaltungswert für Altherren (und Damen) nicht ganz absprechen kann. Aber natürlich dienen sie auch der dauernden (persönlichen ) Analyse der gegenwärtigen politischen (Macht-) Verhältnisse sowohl im Ländle als auch ganz allgemein. (-:

  19. Liebe Kommentierenden,

    wieder ein zeitversetzter Kommentar, aber ich denke, das Thema Medienkompetenz und Nutzung sozialer Netzwerke im Fediversum ist hier am besten aufgehoben. (Ich spreche jetzt über die echt sozialen Netzwerke wie Mastodon etc., nicht über die antisozialen.)

    In Bezug auf Medienkompetenz und die Akzeptanz sozialer (nicht antisozialer!) Medien fällt mir auf, dass viele Organisationen ihr Potenzial im Fediversum noch nicht vollständig ausschöpfen.

    Ein Beispiel hierfür ist der jüngste Post der Bundesregierung auf Mastodon, in dem sie ihr Maskottchen präsentieren.

    Die Bundesregierung hat diesen Account seit 2022 und veröffentlicht regelmäßig Beiträge. Grundsätzlich finde ich es positiv, dass die Bundesregierung und andere Organisationen das Fediversum entdeckt haben. Hier, beim Vorstellen ihres neuen Maskottchens, sind die Account-Betreuer auf Mastodon sogar sympathisch mit anderen Nutzerinnen und Nutzern in Kontakt getreten, wie man sehen kann, wenn man sich durch den Thread klickt. Alles prima!

    Allerdings scheint die Präsenz der Bundesregierung auf Mastodon oft darauf beschränkt zu sein, Inhalte zu veröffentlichen, die auch auf einer statischen Homepage stehen könnten. Sie nutzt das Medium als unidirektionales „Sprachrohr“. Die Interaktion bleibt auf einem Minimum, was man auch an der sehr geringen Zahl an gefolgten Accounts erkennen kann. Es ist zwar verständlich, dass bekannte Personen nicht alle Nachrichten beantworten können – schließlich ist Zeit eine knappe Ressource, insbesondere für Menschen mit vielen Followern.

    Eine bemerkenswerte Ausnahme sehe ich jedoch bei Dir, @Michael Blume. Trotz Deiner beruflichen Auslastung und einer beachtlichen Followerzahl gelingt es Dir, sowohl auf Mastodon als auch auf Deinem Wissenschaftsblog, den Dialog mit anderen lebendig zu halten. Das verdient große Anerkennung! 😊

    Wenn öffentliche Persönlichkeiten sich entscheiden, Mastodon eher als einseitiges Sprachrohr zu nutzen, ist das natürlich legitim. Der Dialog braucht beidseitige Beteiligung, und nicht jede kann die dafür notwendige Zeit aufbringen. Bei Organisationen wie der Bundesregierung würde ich mir jedoch wünschen (und erwarten), dass sie professionelles Social Media-Personal beschäftigen, das die Vorteile des Fediversums für den echten Austausch nutzt. (Na ja, eine etwas bissige Bemerkung sei erlaubt: Wenn jeder Mastodon-Post bei der Bundesregierung dazu führt, dass ein öffentlich inszenierter Streit darüber ausbricht, mit welcher Antwort reagieren und wie man den Dialog führen wolle, dann hätte ein Account-Betreuer ein wahrhaft schweres Leben.)

    Vor Kurzem kündigte das Bundesministerium für Bildung und Forschung sogar an, seinen Mastodon-Kanal zu schließen, da dort „nichts los“ sei, nur um diese Entscheidung nach starker Resonanz aus der Community wieder zurückzunehmen (wovor ich großen Respekt habe!). Dennoch bleibt die Nutzung auch hier primär eine „Sprachrohr“-Kommunikation ohne echten Dialog.

    Gerade das Fediversum bietet Politikern und Institutionen die Chance auf authentischen Austausch, ohne die ständige Jagd nach Klicks und Aufmerksamkeit. In Deinem Beispiel sieht man, dass echter Dialog möglich ist – doch dies scheint leider noch die Ausnahme zu sein.

    Sind meine Erwartungen zu hoch, oder sollten wir nicht mehr Wert auf diese Art der Kommunikation legen?

    • Vielen Dank für den starken Druko, lieber @Peter Gutsche!

      Nach meiner Auffassung haben wir es hier mit einem Grundkonflikt zwischen Dialog und Reichweite zu tun.

      Wer – wie ich – wirklich auf Dialog setzt, wird sich über die Entschleunigung und höhere Qualität der Diskussionen im Fediversum (hier konkret: Mastodon & Wissenschaftsblogs) freuen.

      Wer jedoch vor allem Verkünden und Reichweiten maximieren möchte, wird sich auf die mehrdimensionale „Enge der Zeit“ in kommerziellen und oft antisozialen Medien einlassen. Dabei werden naturgemäß die lautesten und krassesten Stimmen gewinnen, zumal sie durch thymotische Algorithmen noch verstärkt werden.

      Die Teilnahme an diesen antisozialen Medienspielen wie auf X oder TikTok begründen Demokratinnen und Demokraten gerne damit, den „Extremisten nicht das Feld überlassen“ zu wollen. Im Ergebnis entsteht eine konfrontative Dauer-Talkshow, in der einige Demokratinnen & Demokraten zwar die eigene Bekanntheit steigern, nicht aber auf Dauer gewinnen können.

      Ich habe daher immer wieder vorgeschlagen, dass sich vernünftige Stimmen eine gehaltvolle und dialogische Fediversum-Präsenz aufbauen sollten, von der aus sie dann auch kommerzielle Medien bespielen können – ohne sich ihnen inhaltlich und persönlich auszuliefern.

      Doch den Faktor Zeit zu bedenken, das überfordert die meisten von uns immer noch.

  20. Seine erfolgreiche Geld-und-Medien-Unterstützung für Donald Trump hat Elon Musk nicht beruhigt (ent-thymotisiert) – im Gegenteil.

    “Angela Merkel äußerte sich im Nachrichtenmagazin “Spiegel” besorgt über Musks Firmenimperium und seinen künftigen Einfluss in der US-Regierung von Donald Trump. Sie betonte: “Wenn ein Mensch wie er Eigentümer von 60 Prozent aller Satelliten ist, die im Weltraum kreisen, dann muss uns das zusätzlich zu den politischen Fragen enorm beschäftigen.” Musk betreibt über SpaceX das Satellitennetzwerk Starlink, das unter anderem in der Ukraine zur Abwehr russischer Angriffe genutzt wird.

    Auf der Plattform X reagierte Elon Musk auf Merkels Aussage mit einem provokanten Kommentar: “Who is this Angela Merkin person?” (“Wer ist diese Angela Merkin Person?”) Der Schreibfehler “Merkin” statt Merkel ist absichtlich gewählt – das Wort bezeichnet im Englischen ein Schamhaar-Toupet.

    Dies ist nicht das erste Mal, dass Musk europäische Politik kommentiert – kürzlich bezeichnete er den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz nach dem Ampel-Aus als “Narr”.

    Am Sonntag griff Musk auch eine britische Petition auf, die eine Neuwahl des Parlaments fordert. Er schrieb dazu, die Menschen hätten “genug von einem tyrannischen Polizeistaat”.”

    https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/us-wahl/id_100538652/elon-musk-teilt-gegen-altkanzlerin-angela-merkel-aus.html

    Wäre ich nicht schon längst ausgetreten, dann würde ich X jetzt verlassen. Schon aus Selbstachtung als Demokrat, Europäer und Christ.

    Schon am 19. November hatte ich eine Presseanfrage dazu beantwortet, ein Artikel dazu erschien in der Südwestpresse.


    · Wie hat sich der Austausch auf der Plattform aus Ihrer Sicht seit dem Kauf von Twitter durch Elon Musk verändert?

    Seit dem Kauf durch Elon Musk hat sich das früher demokratische Twitter nach meiner Beobachtung zu einer Brutstätte von Extremismus entwickelt. So hatte sich Musk in einem Post vom 28. Oktober 2023 gegen die USA auf die Seite des Iran gestellt, drei Wochen nach dem Terrormassaker der Hamas und den Raketen der Hisbollah! Jede demokratische Person hätte dafür mächtig Ärger bekommen, aber gegenüber einem Rechtsmilliardär schweigen die meisten auch dann, wenn er Antisemitismus befördert.

    · Wann haben Sie sich dafür entschieden, den Account @beauftragtgg stillzulegen und wieso? Und ist der persönliche Account @BlumeEvolution ebenfalls stillgelegt?

    Nachdem das OLG Frankfurt im Juni entschieden hatte, dass es die Meldungen von HateAid und mir gegen X nicht zur Bewertung zulassen würde, war für mich klar, dass diese Plattform auch durch unseren Rechtsstaat kaum mehr zu retten ist. Ich habe daher sowohl den beruflichen wie auch privaten Account stillgelegt, obwohl beide sehr erfolgreich waren.

    · Soweit ich weiß, nutzen Sie als Alternative vor allem Mastodon und zusätzlich Bluesky. Ist das so richtig? Und was spricht aus Ihrer Sicht dafür, sich auf Mastodon zu konzentrieren?

    Ich nutze bewusst nur Mastodon, auch nicht Bluesky. In Zeiten von KI sollten Demokratinnen und Demokraten keineswegs exklusiv Konzernmedien füttern. Musk manipuliert bereits X und wird auch Grok manipulieren, das ihn gerade noch als Desinformierer entlarvte. Daher bitte ich medienbewusste Europäerinnen und Europäer, eine Präsenz im konzernfreien Internet – dem Fediversum – aufzubauen, durch Mastodon, Blogs und Podcasts. Von dort aus lassen sich dann Konzermedien immer noch bespielen. Auch europäische Zeitungen sollten sich nicht länger von X abhängig machen. Der Rechtslibertäre Elon Musk ist bereits jetzt viel zu mächtig.

    Lieben Dank für jedes Interesse an Demokratie, Medienethik und Aufmerksamkeitsökonomie!

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