Prebunking löst Reaktanz aus – Bloss nicht wegducken vor dem Kassandra-Effekt

Seit vielen Jahren arbeite ich daran, antisemitische Verschwörungsmythen und feindseligen Dualismus nicht nur nachlaufend aufzuklären (sog. Debunking), sondern ihm schon vorausschauend Wirkung zu nehmen (sog. Prebunking).

Dies gelang zuletzt auch nach dem Mordversuch an Donald Trump – ich wies digital darauf hin, dass Antisemiten ihre übliche Schuldzuweisung vornehmen würden. Und wenige Stunden später bestätigte sich das, unter anderem durch eine X-Gruppe mit dem bizarren Titel “Jews try to assassinate Trump – Juden versuchen Trump zu ermorden”. In Deutschland berichtete unter anderem die Evangelische Zeitung: “Blume: Rechtzeitig gegen Judenhass im Netz vorgehen.

Mastodon-Post zum Artikel der Evangelischen Zeitung: "Blume: Rechtzeitig gegen Judenhass im Netz vorgehen", mit Link.

Screenshot von meinem Mastodon-Account mit Informationen zum Prebunking. Foto: Michael Blume

Einen Nachteil hat die Prebunking-Strategie jedoch auch – ich nenne ihn den Kassandra-Effekt. Wie die Seherin Kassandra der Sagenwelt um Troja werden etwa auch Klimawissenschaftlerinnen und Klimawissenschaftler für vorausschauende Warnungen nicht etwa gefeiert, sondern oft persönlich angegriffen, diffamiert und getrollt. Hans Blumenberg (1920 – 1996) hatte Recht, als er schrieb:

“Nichts ist weniger sicher, als daß die Wahrheit geliebt werden will, geliebt werden kann, geliebt werden darf.” 

Daher wählte ich diesen Satz bewusst auch als Einleitung zu meinem Buch “Rückzug oder Kreuzzug? Die Krise des Christentums und die Gefahr des Fundamentalismus”.

Eingangsseite von "Rückzug oder Kreuzzug?" des Autors Dr. Michael Blume mit Zitaten von Hans Blumenberg und Lars FischerEingangsseite von “Rückzug oder Kreuzzug?” mit Zitaten von Hans Blumenberg und Lars Fischer. Foto: Michael Blume

Aus meiner Sicht spielte der Kassandra-Effekt schon bei der ungerechten Hinrichtung des Philosophen Sokrates in der attischen Demokratie eine große Rolle: Wer unliebsame Fragen, Wahrheiten oder Prognosen präsentiert, löst auch psychologische Widerstände vor allem der Reaktanz und Externalisierung aus, die sich auch in den Begriffen Rat-Schlag und Vor-Schlag manifestieren. Kaum jemand hört gerne, er oder sie habe etwas oder gar sich selbst zu verändern! Prebunking kostet also einen hohen Preis bis hin zum Risiko für das eigene Leben.

Auf einer Comicseite schreien wutverzerrte Gesichter gegen verknotete Ketten an. Rechts unten steht dazu: "Reactance".

“Die Moderne kettet unsere Privilegien! Wutschrei der Reaktanz“, Michael Blume mit Leonardo.AI, Juni 2024

Wie aber sollten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Kassandra-Effekt und mit Cybermobbing umgehen?

Für ein Portrait in der aktuellen Ausgabe von Rechts.geschehen – mit Texten auch von oder um Rami Suliman, Volker Beck, Miriam Exner, Timo Büchner, Anton Maegerle, Petra Schaffrodt u.v.m. – befragte mich die Journalistin Linda Roth nicht nur an meinem Arbeitsplatz, sondern besuchte auch eines meiner Berufs- und Medienethik-Seminare am KIT Karlsruhe. Das Fazit ihrer Recherche “Aus dem Ländle” mache ich mir zu eigen: Bloß nicht wegducken.

Rechts.geschehen 10 bietet ab S. 14 ein Portrait der Arbeit von Dr. Michael Blume.Das Heft Rechts.geschehen 10 bietet ab S. 14 den Artikel von Linda Roth “Bloß nicht wegducken”. Screenshot: Michael Blume

Denn Linda Roth hat m.E. Recht: Es wäre unwürdig, der Psychologie der Reaktanz nachzugeben. Und sie zitiert mich auch mit der Befürchtung, dass die Übergriffe damit ja auch nicht aufhören, sondern andere betreffen würden.

Der Widerstand gegen unliebsame Wahrheiten ist Teil unserer menschlichen Psychologie. Der mit Abstand bedeutendste Philosoph des 20. Jahrhunderts, Karl Popper (1902 – 1994), hatte daher auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in Neuseeland diese psychologischen Widerstände gegen die Erkenntnisse der Moderne sogar mit dem “Tragen des Kreuzes” identifiziert und damit eine m.E. einzigartige, säkular-humanistische Interpretation dieses Symbols geschaffen. Ich hatte es beim Gespräch mit Hossa Talk so gefasst:

“Wenn wir mit der Wahrheit konfrontiert werden, gerade auch mit der wissenschaftlichen Wahrheit, dann schmerzt uns das. Uns schmerzen diese Ungewissheiten, dass sie [die Wissenschaft] uns nie genau sagen kann, was die Zukunft bringt, wie es mit Corona weitergeht oder der Klimakrise. Oder aber die schmerzhaften Erkenntnisse über unsere Wirtschaftsweise oder den Umgang mit dem Gesundheitssystem, dass wir da so viel überprüfen müssen. Und DAS ist das Tragen des Kreuzes [laut Popper] – das zu ertragen, diese Wahrheiten zu ertragen. Denn Wahrheit zu ertragen bedeutet, den Schmerz zu ertragen.”

Auch wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen uns also immer wieder unserer eigenen Reaktanz stellen – was trotz aller Übung nicht immer und schon gar nicht in jeder Lebensphase gelingt.  Und wir müssen darüber hinaus erfassen, dass unsere Erkenntnisse, unsere Prognosen, auch unser Prebunking trotz aller Vorzüge auch bei anderen Schmerzen und mitunter sogar gewalttätige Widerstände auslösen. Jahrtausende alte Mythen wie jener der Kassandra haben auch uns Heutigen also über die Psychologie des Menschen weiterhin Entscheidendes zu sagen. Und ich meine, Linda Roth hat Recht: Wir sollten uns auch gegen Reaktanz, Hass und Hetze nicht wegducken.

 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

40 Kommentare

  1. @Blume: “Wenn wir mit der Wahrheit konfrontiert werden, gerade auch mit der wissenschaftlichen Wahrheit, dann schmerzt uns das. Uns schmerzen diese Ungewissheiten, dass sie [die Wissenschaft] uns nie genau sagen kann, was die Zukunft bringt, …”

    Ja genau, deshalb kam auch sehr schnell eine Reaktion aus den erzkonservativen Bundesländern, als in den Siebzigern, von vor allem norddeutschen Universitäten, Ursache und Wirkung bis in die Zukunft prognostiziert und Antworten im linken Spektrum deutlich wurden.

    Ein anderes Beispiel ist die US-amerikanische Warnung des “Point of no return”, wahrscheinlich war einfach nur die Formulierung falsch, jedenfalls gab es wie gewohnt KEINE Anregungen zur gesamtgesellschaftlichen Kommunikation (was ja wirklich-wahrhaftiger Demokratie in Vernunft, Verantwortungsbewusstsein und Menschenwürde entsprechend wäre)!?
    👋😇

  2. Guten Morgen, @Michael Blume,
    ich muss mich mal zurücklehnen und tief einatmen. In diesem Blogpost gibt es wieder so viele Bezüge und Denkanregungen.

    Und – da ist jetzt schon wieder ein Buch auf meiner Leseliste gelandet (ich spare das Thema Textmengenparadoxon jetzt mal bewusst aus …).

    Die beiden Zitate am Anfang sind doch ein perfekter Einstieg und Motivation – auch und gerade wenn man sich mit „schweren“ Themen befasst und auch unschönen Dingen wie der Reaktanz begegnet. Ich kenne und schätze die Beiträge von Lars Fischer sehr. Und was ich mit ihm sofort in Verbindung bringe ist das Konzept des Humors. Man denke nur an seine lehrreich-amüsante Videofolge „Wir müssen alle sterben“. Vielleicht ist Humor eine weitere hilfreiche Zutat, um mit den hier angesprochenen schweren, beängstigenden Themen umzugehen – neben der Ermutigung. 😊

    • Oh ja, @Peter Gutsche – Danke für das Interesse, auch an Textmengen! 🙂

      Auch ich bin ein großer Fan von Lars Fischer gerade auch wegen seiner klugen, gar weisen Kombination von Wissenschaftskommunikation und Humor!

      Perplexity.ai meint (m.E. wesentlich richtig) zum Einsatz von Humor gegen Reaktanz:

      Humor kann ein effektives Mittel sein, um Reaktanz zu reduzieren und die Wirksamkeit von Kommunikation und Marketing zu verbessern. Hier sind einige Aspekte, wie Humor gegen Reaktanz helfen kann:

      1. **Abbau von Widerstand:** Humor kann die Atmosphäre auflockern und Spannungen abbauen. Wenn Menschen lachen oder sich amüsieren, sind sie weniger geneigt, eine abwehrende Haltung einzunehmen. Dies kann dazu beitragen, den psychologischen Widerstand zu verringern, der oft mit Reaktanz einhergeht[2].

      2. **Ablenkung von Beeinflussungsabsichten:** Humorvolle Inhalte können von der eigentlichen Beeinflussungsabsicht ablenken. Wenn Menschen durch Witz und Originalität unterhalten werden, nehmen sie die zugrunde liegende Botschaft möglicherweise weniger als Bedrohung ihrer Freiheit wahr[2].

      3. **Erhöhung der Aufmerksamkeit:** Lustige Werbespots oder Präsentationen können die Aufmerksamkeit des Publikums besser fesseln. Studien haben gezeigt, dass humorvolle Werbung tendenziell zu besseren Wiedererkennungsleistungen führt[3].

      4. **Förderung positiver Emotionen:** Humor erzeugt positive Gefühle, die dazu beitragen können, eine offenere und empfänglichere Haltung gegenüber Botschaften oder Produkten zu schaffen. Dies kann die Kaufabsicht erhöhen, wie Untersuchungen gezeigt haben[3].

      5. **Verringerung des Druckgefühls:** Durch den Einsatz von Humor kann das Gefühl, unter Druck gesetzt zu werden, reduziert werden. Dies ist besonders wichtig, da wahrgenommener Druck eine der Hauptursachen für Reaktanz ist[1].

      6. **Schaffung einer Vertrauensatmosphäre:** Humorvolle Kommunikation kann dazu beitragen, eine Atmosphäre von Vertrauen und Offenheit zu schaffen. Dies ist entscheidend, um Reaktanz zu vermeiden, die oft durch ein Gefühl von Misstrauen oder Manipulation entsteht[1].

      7. **Kognitive Neubewertung:** Humor kann als Copingmechanismus dienen, indem er eine kognitive Neubewertung von potenziell bedrohlichen oder einschränkenden Situationen ermöglicht. Dies kann besonders bei Menschen mit spezifischen Ängsten oder Sorgen hilfreich sein[4].

      Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Einsatz von Humor sorgfältig abgewogen werden muss. Zu viel Humor kann von der eigentlichen Botschaft ablenken, und nicht jede Art von Humor ist in jedem Kontext angemessen[2]. Zudem sollte Humor nicht als alleiniges Mittel gegen Reaktanz eingesetzt werden, sondern als Teil einer umfassenderen Strategie, die auch andere Aspekte wie Transparenz, Wahlfreiheit und respektvolle Kommunikation berücksichtigt.

      Insgesamt kann Humor, wenn er geschickt und angemessen eingesetzt wird, ein wertvolles Werkzeug sein, um Reaktanz zu reduzieren und die Effektivität von Kommunikation und Überzeugungsarbeit zu steigern.

      Citations:
      [1] https://arno-fischbacher.com/reaktanz-im-alltag-wie-wir-widerstand-erkennen-und-ueberwinden/
      [2] https://waldhirsch.de/ratgeber/reaktanz-effekt/
      [3] https://epub.uni-regensburg.de/3367/1/lukesch8.pdf
      [4] https://www.psychologie.uni-heidelberg.de/studium/empra/poster/217/
      [5] https://fastercapital.com/de/inhalt/Reverse-Psychology-Marketing–Wie-Sie-mit-einer-Reverse-Psychology-Kampagne-Ihren-Weg-zum-Erfolg-umkehren.html
      [6] https://www.psychologie-aktuell.com/news/aktuelle-news-psychologie/news-lesen/schulpsychologie-humor-mildert-disziplinprobleme-strafe-verschaerft-sie.html
      [7] https://www.psychologie.uzh.ch/de/bereiche/dev/lifespan/erleben/berichte/humor.html
      [8] https://www.wi1.rw.fau.de/files/2018/07/978-3-658-22424-0.pdf

      • Auf unseren kleinen Dialog hin habe ich es nun gewagt, Perplexity.ai mal zu fragen: “Wie nutzt Lars Fischer Humor in der Wissenschaftskommunikation?”

        Die m.E. beeindruckende Antwort (zu der ich Lars dann bei Gelegenheit auch mal um seine Meinung fragen werde) lautet:

        Lars Fischer nutzt Humor auf vielfältige Weise in seiner Wissenschaftskommunikation:

        1. **Blog mit humorvollem Namen**: Fischer betreibt den “Fischblog” auf der SciLogs-Plattform, was bereits eine humorvolle Anspielung auf seinen Nachnamen darstellt[1][5].

        2. **Kritische Auseinandersetzung mit humorvollen Studien**: In seinem Artikel “Morbider Humor, hohe Intelligenz?” setzt sich Fischer kritisch und mit einer Prise Ironie mit einer Studie auseinander, die einen Zusammenhang zwischen schwarzem Humor und Intelligenz postuliert[3]. Dies zeigt, dass er auch wissenschaftliche Themen mit einer humorvollen Note behandeln kann.

        3. **Vielseitige Mediennutzung**: Fischer nutzt verschiedene Plattformen wie seinen Blog, Podcasts und Vorträge, um Wissenschaft zu kommunizieren[5][6]. Diese Vielfalt ermöglicht es ihm, seinen Humor in unterschiedlichen Formaten einzusetzen und an verschiedene Zielgruppen anzupassen.

        4. **Verbindung von Alltag und Wissenschaft**: In seinen Science Slams versucht Fischer, wissenschaftliche Themen mit Alltäglichem zu verbinden[6]. Diese Herangehensweise bietet viele Möglichkeiten für humorvolle Vergleiche und Anekdoten.

        5. **Authentizität und Persönlichkeit**: Fischer betont die Bedeutung von Authentizität und Persönlichkeit in der Wissenschaftskommunikation[6]. Sein individueller Humor ist Teil dieser authentischen Präsentation und macht seine Beiträge unverwechselbar.

        6. **YouTube-Kanal**: Gemeinsam mit einem Kollegen betreibt Fischer den YouTube-Kanal “Wir Werden Alle Sterben”[1]. Der Name des Kanals deutet bereits auf einen humorvollen, möglicherweise schwarzen Humor hin, mit dem komplexe wissenschaftliche Themen behandelt werden.

        Fischers Ansatz zeigt, dass Humor ein effektives Werkzeug in der Wissenschaftskommunikation sein kann. Er nutzt ihn, um komplexe Themen zugänglicher zu machen, kritisch zu hinterfragen und das Interesse des Publikums zu wecken. Dabei bleibt er stets fachlich fundiert, was sich auch in seinen Auszeichnungen wie dem GDCh-Preis für Journalisten und Schriftsteller widerspiegelt[1].

        Citations:
        [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Lars_Fischer
        [2] https://www.spektrum.de/profil/fischer/lars/1126309
        [3] https://scilogs.spektrum.de/fischblog/morbider-humor-hohe-intelligenz/
        [4] https://gdch.app/article/unterhaltsam-zu-sein-ist-die-basis-interview-mit-lars-fischer-4132029
        [5] https://fischblog.com
        [6] https://www.wissenschaftskommunikation.de/ich-finde-die-wissenschaft-profitiert-von-der-authentizitaet-und-persoenlichkeit-51287/

  3. Kassandra basiert auf dem Kassandra-Effekt – um vorhersehbare Katastrophen herbeizuführen, müssen wir ja blind für sie sein. Blödheit macht zuverlässig, stabilisiert das System, macht Desaster planbar, denn wenn sich alle die Köpfe einschlagen, statt kreativ zu werden, tun sie nix Neues, Wirkungsvolles, Nachhaltiges, mit dem das System nicht schon Erfahrung hätte – so können wir die Natur nicht überfordern, sie braucht immer wieder nur ein paar Geier und Maden und Bakterien, um nach uns durchzuputzen.

    Intelligenz ist nicht nur für ein Regime gefährlich, sondern auch für ein Ökosystem. Beweisstück A: Klimawandel, der durch die Intelligenz von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Industriellen herbeigeführt wurde, und nur nicht zum Armageddon eskalieren konnte, bevor die Kassandra-Maulwürfe genug Dreck lecken konnten, um vor den Folgen zu warnen, weil sie alle für ein unfassbar dämliches, ineffizientes Wirtschaftssystem arbeiten, das nach Maximierung seiner Nutzlosigkeit strebt – den Antikapitalismus, der keinen Finger mehr rührt als nötig, um Geld zu pumpen, und so Luftschlösser als Pixeln an den Börsen errichtet, statt Öl, Kohle und Gas zu verbrennen, um Paläste, Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen, Bibliotheken, Straßen, Raumschiffe, Medikamentenfabriken zu bauen. Wenn Ihre Kettensäge schon im Leerlauf so viel Sprit verbraucht, was würde sie anrichten, wenn Sie damit auf den Wald losgehen würden?

    Die Blödheit ist schnell, doch ihre Taten sind bloß Experimente, die meisten scheitern. Erst das gibt der Intelligenz genug Zeit und Daten, um zu wirken – und Kassandra zu spielen. Die Dummheit räumt sich schon selber aus dem Weg, keine Sorge. Oder sie peitscht sich so lange gefügig, bis der Schmerz sie lehrt, die Fresse zu halten und zu parieren. Oder sie siegt, dann richtet sie aber eine 08/15-Sauerei an, einen nassen Klecks faulende Leiche, die die Natur professionell und routiniert aufräumen kann.

    Die Enge der Zeit gilt eben nur für Individuen. Für die Evolution läuft alles gemütlich und nach Plan, die Physik schafft ihr so viel Zeit, wie sie will, indem sie einfach die Frequenz erhöht. Doch für sie sind wir Verbrauchsgut, bloß eine billige Chemikalie, die im Maschinenbau als Katalysator Verwendung findet, und ich will nicht, dass Menschen leiden und sterben, bloß weil sie blöd sind, geistige Behinderung macht uns zu Opfern, nicht zu Sündern. Ich muss in der Drecksfirma den Laufburschen machen, nicht den Kamikaze, so viel Gewerkschaft ist schon drin.

    Sie stehen auf den Schienen, sehen einen Zug auf sich zurollen, doch dieses Wissen löst nichts aus – keine Angst, keine Fluchtreaktionen, nichts. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel solch passiven Wissens wir haben. Es wirkt wie Standby, wie der Inhalt einer RAM, wie ein offener Werkzeugkasten: Es ist alles da, direkt vor Ihren Augen, doch ob sie darin nur den Schraubenzieher sehen oder nur den Hammer, entscheidet die Situation.

    Warum merken wir nicht, dass unser IQ um die Hälfte fällt, sobald wir über Politik reden, und wir da Zeugs grunzen und quieken, das wir auslachen würden, würde sich damit jemand auf unser Privatleben beziehen?

    Warum dulden wir auf den Thronen tyrannische Opis wie Trump oder Orban, die wir längst ins Altenheim abgeschoben oder zumindest über ihr Gefasel lachen würden, wären sie unser eigenes Fleisch und Blut, unsere Großväter?

    Es ist die Hypnose der Macht, die die Wahrnehmung verändert, wir kuschen vor Päpsten, Kaisern, Zaren, Despoten, bis zu deren letztem Atemzug, als wären sie Götter. Obwohl es doch nur Opis sind, die vor Angst durchdrehen, weil ihr Geist zu Staub zerfällt, die Pflege und Mitgefühl verdienen, aber nicht Gehorsam.

    Die Hypnose der Macht hält die Gesellschaft zusammen – damit das Kollektiv handeln kann, muss die Eigensinnigkeit des Individuums heruntergefahren werden, sobald wir per WLAN zu einer Einheit verschaltet werden, muss beim Einzelnen die CPU-Leistung gedrosselt werden, damit er nicht aus der Reihe tanzt. Oder würde Ihr Auto fahren, wenn jedes Bauteil einen eigenen Verstand und einen eigenen Willen hätte und die Fußmatte und die Zündkerzen sich gegen das Lenkrad verbünden würden?

    Wir sind dumm, damit der Dämon Gesellschaft klug sein kann – doch dann ist er immer noch dümmer als jeder einzelne Mensch, und außerdem so langsam, dass uns sein Denken nichts nützt.

    Würden wir intelligenter reagieren, hätte das für ihn die Bedeutung besserer Reflexe – schließlich können unsere Kassandras die Wirkung unserer Taten höchstens auf Jahrzehnte voraussehen und planen, und das meistens so vage, dass man genauso gut Pythia fragen könnte. Doch dem Zug, der auf uns zurast, könnten wir schon ausweichen.

    • @Paul S.

      Da auch dieser Blogpost bei Ihnen wieder eine Flut von mehr oder weniger haltbaren Assoziationen ausgelöst hat, biete ich Ihnen für zukünftige Textmengen die Befassung mit der mythologischen Gestalt des Laokoon an. Dieser entstammt dem gleichen Sagenkreis wie die hier besprochene Kassandra, versucht mit einem Speerwurf vor dem Trojanischen Pferd zu warnen und wird gemeinsam mit zwei Söhnen nicht durch Menschen, sondern durch Schlangen getötet – was die Trojaner als Bestätigung ihrer Reaktanz deuteten!

      Viel Freude beim Ringen mit dem komplexen Laokoon-Mythos! 🙂

      • Wenn ich ein Anhänger Deines populistischen Kommunikationsmülls wäre, dann würde ich mich angesichts der idiotischen Perplexity-“Antwort” angepisst fühlen, aber dafür bin ich einfach nicht blöd genug.
        👋😇

        • @hto

          Wenn Sie in meinen Blogposts und Kommentaren wirklich nur “populistischen Kommunikationsmüll” erkennen würden – warum genau würden Sie dann fast täglich vorbeischauen und mehr oder weniger aggressive Drukos hinterlassen?

          Auch in Ihrer Feindseligkeit steckt eine Sehnsucht nach Dialog, Wissenschaft und also Annäherungen an Wahrheit. Insofern trugen Ihre Kommentare hier sogar zum Verständnis des Kassandra-Effektes bei. 🙂

  4. Hallo @Michael Blume!

    Ich habe mich etwas ausführlicher mit Prebunking beschäftigt und zu den Themen ‚Antisemitismus‘ und ‚Verschwörungsmythen‘ diverse Kurz-Videos angeschaut. Es gibt im Internet einiges dazu, die inhaltlich auch nicht schlecht sind, aber keinen wirklichen Effekt und bei mir keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.
    Dann habe ich gefragt: „Gibt es Prebunking-Comics?“ Perplexity wurde nicht fündig.
    Wie kann man Prebunking in ein aussagekräftiges Bild oder einen Comic hineinkommen?
    Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.
    Es war doch in diesem Fall eben auch ein Bild mit so viel verletzender und bedrohlicher Symbol-Kraft, das benutzt wurde.
    Geht das nicht auch positiv und
    aufklärend?

  5. @ Blume

    Vorausschauend warnen heißt jetzt also “Prebunking-Strategie”.
    Und die Tatsache, dass es auch Menschen gibt, die auf eine (berechtigte) Warnung ablehnend reagieren, heißt jetzt “Kassandra-Effekt”.

    Danke für diese (mir bisher ungekannten) Fachbegriffe, die klingen auf jeden Fall sehr schlau.

    • Das ist nett gallig, @Hirsch – aber leider zu kurz gesprungen. “Voraus-schauend” ist bereits eine vielseitige Metapher, in der sich die Prophetin (göttliche Offenbarung, Mythologien), die Wissenschaftlerin (intersubjektive Beobachtung, Theorien) und das aus dem Leben gewonnene Erfahrungswissen (etwa in Bauerkalendern) kräftig mischen. Wer sieht da was – und wofür?

      Wenn Sie ernsthaftes Prebunking betreiben wollten, dann sollten Sie wenigstens diese Unterscheidungen verinnerlicht haben. Ein sehr gutes, wissenschaftliches Buch dazu wäre zum Beispiel “Superforecasting. Die Kunst der richtigen Prognose” von Philip E. Tetlock und Dan Gardner. Von philosophischer Seite wäre zum Beispiel “Das Lachen der Thrakerin” von Hans Blumenberg zu nennen.

      Wenn Sie eher direkt und schnell von mythologischer Seite her draufschauen wollen, dann bietet sich – ja – der Kassandra-Mythos an. Wobei ich eine innerliche Prognose darüber abgegeben hatte, dass sich bestimmt Männer finden würden, die sich darüber aufregen, dass hier mal eine Frau im begrifflichen Mittelpunkt steht. Die Prognose trat ein, übrigens sogar auf Mastodon. 🙂

      Ihnen Dank für Ihr doch sicher ernsthaftes Interesse!

    • @Peter Gutsche,
      genau diese Videos meine ich und habe mir etliche angeschaut. Sie waren inhaltlich auch gut, aber…
      Die Botschaft muss kürzer, prägnanter, bildhafter, mit mehr Humor und viel auffälliger sein.

      • Guten Morgen @Elisabeth K,
        ja, ich denke, es könnte auch sein, dass diese Videos der Amadeu Antonio-Stiftung etwas belehrend herüberkommen. Aber ich gehöre nicht zur TikTok-Zielgruppe und kann das nicht sagen.

        In diesem Beitrag gibt es ein paar Videos, bei denen es so gemacht ist, dass zunächst eine Manipulations-Situation gespielt wird und dann umgehend das Desinformationskonzept dahinter aufgeklärt wird.
        https://www.belltower.news/google-jigsaw-und-sechs-deutsche-partner-prebunking-kampagne-gegen-manipulative-desinformation-150041/
        Das halte ich für besser.

        Über Humor haben wir uns hier weiter oben im Kommentarbereich ja schon unterhalten. Vielleicht ist Humor bei Prebunking eher mit Vorsicht anzuwenden. In einer Buchvorstellung zu „Gefährlicher Glaube: Die radikale Gedankenwelt der Esoterik“ hat die Ko-Autorin Katharina Nocun dann auch eher davon abgeraten. Mit Humor könnten sich die, die schon in Verschwörungswelten unterwegs und isoliert sind, noch eher abgelehnt und nicht ernst genommen fühlen.
        Aber vielleicht wäre gerade die oben angesprochene, fein dosierte Menge Humor eines Lars Fischer gerade auch im Prebunking-Bereich zielführend. In seinen Videos „Wir werden alle sterben“ erklärt Lars ganz nüchtern ein paar Fakten, ohne Aufregung, selbst bei den ernstesten Themen.

        Herrlich, wie hier in dem Video über die Gefahren des Flussbadens zwischendrin der Kollege im Hintergrund bei Min 2.17 auftritt, als hätte er ein Bad im Neckar genommen:
        https://www.spektrum.de/video/warum-man-vom-baden-krank-werden-kann/2149896
        Zum Schluss dann die Verabschiedung, bei der ich mich dann jedes Mal hinschmeiße:
        „Und damit sage ich: Viel Spaß beim Planschen und bis zur nächsten Folge von ‚Wir werden alle sterben‘“

        Diese Form des fein abgestuften Humors ist subtil und verletzt niemanden. Wäre ja vielleicht auch etwas für’s Prebunking…

  6. Wissenschaftlich fundiertes Wissen einem breiten Publikum zu vermitteln, löst in manchen Fällen Reaktanz aus. Weil als Konsequenz daraus persönliche Veränderungen bis hin zum Verzicht notwendig werden. Die Überbringer der Botschaft trifft dann der Ärger darüber, in den antisozialen Medien Shitstorm genannt.

    Ich bin eine Lernende, d.h. ich nehme wissenschaftliche Erkenntnisse auf und versuche, mich entsprechend zu verhalten. Das ist relativ einfach, weil ich nur für mich die Entscheidung treffen muss. Beispiel: Wenn ich vegan oder vegetarisch esse, bedarf es keiner Rücksichtnahme auf Dritte, und ich trage nicht mehr zur Massentierhaltung bei.

    Wie aber erreichen wir es, dass Politiker demokratischer Parteien durch ihr Reden und Handeln (süchtig nach Schlagzeilen) die Notwendigkeit zum Debunking/Prebunking etwas verringern? Die Frage treibt mich um.

    Mir liegt die derzeitige Situation in den USA schwer im Magen. Die Nominierung von Trump ist jetzt keine Überraschung. Dass aber Vertreter einer demokratischen Partei aus Deutschland die Politik von Trump gutheißen, ist dann doch etwas viel. Trumps “Programm” ist haarsträubend und birgt für Deutschland und Europa zahlreiche Gefahren. Es kann doch im Ernst nicht wahr sein, dass man sich nur an der Ausdrucksweise von Trump nicht aber an den teilweise totalitären Inhalten stört!

    Ich kann den nicht namentlich zu nennenden deutschen Politiker nicht ändern. Aber polarisierende Lobeshymnen auf einen “dictator on day one” sind starker Tobak! Diktatur auf deutschem Boden bestand für einen Teil der Deutschen von 1933-1989.

    Ich finde, dass gerade denen, die in unserem Land die Politik bestimmen, bewusst sein sollte, wohin ihre Äußerungen führen können, nämlich in den Totalitarismus auch bei uns. Auch wenn ich keine Wissenschaftlerin bin, habe ich das Gefühl, dass Warnungen wie diese nicht gehört werden wollen. Viele Wege führen zum Antisemitismus, zur Frauenfeindlichkeit, zur Zensur bei Kunst und Kultur, zur Ausgrenzung von Kranken, zum Ableismus usw. usw. Es beginnt immer mit Worten, aber es endet nicht damit.

    Heute, am 19. Juli 2024, erinnere ich mit meinem Druko an Andreas Hermes, 1878-1964, und den von Ihnen mehrfach gewürdigten Franz Böhm, 1895-1977.

    • Vielen lieben Dank, @Marie H.!

      Sie haben wirklich m.E. sehr gut erfasst, worum es mir im Tiefsten geht: Ich halte die Demokratie für die beste Regierungsform, aber muss mich der Tatsache stellen, dass sie Schwierigkeiten mit der Wahrheit hat. Vom Todesurteil über Sokrates – DEN Begründer der dialogischen, monistischen Philosophie – über Fragen der Klimakrise, der fossilen Gewaltenergien oder auch der Auswirkungen von Demografie auf die Renten- und Gesundheitssysteme sehe ich eine enorme Angst von Demokratinnen und Demokraten, “den Menschen zuviel zuzumuten”. Das macht taktisch natürlich absolut Sinn, führt aber m.E. bis in eine populistische “Enge der Zeit”, in der irgendwann jede und jeder für das Wagnis von Wahrheit mit Empörung angegriffen wird. Zu viele Menschen externalisieren ihre eigene Verantwortung auf “die Politiker”, die etwa die Klimakrise oder Demografie “lösen” sollen, ohne dass es jemand merkt. Solarpunk setzt dem Schüren von Reaktanz und Ängsten immerhin positive Bilder entgegen.

      Deswegen habe ich auch eine gewisse Hoffnung in die Kommunalpolitik, wo die Zusammenhänge ja auch für die Wählerinnen und Wähler offensichtlicher und die Gewählten direkter ansprechbar sind. Aber ich meine, dass sich im Sokrates-Volksurteil und im Kassandra-Mythos ein Demokratie-Wahrheit-Paradox ankündigte, mit dem wir gerade auch in Zeiten fortschreitender Wissenschaft enorm zu ringen haben. KI kann bestenfalls ein Teil der Lösung sein, aber ganz sicher nicht alleine.

      • “…den Menschen zuviel zuzumuten…”

        Ich bin da komplett bei Ihnen. Die Formulierung zeigt, dass Veränderungen sehr häufig NUR negativ gesehen werden. Vielleicht gelingt es, mit positiven Beispielen zu überzeugen. Das Framing spielt eine große Rolle. Gute Erfahrungen und Erfolge berichten und nicht nur von vornherein abwertendes Vokabular benutzen. Das wäre ein wichtiger Schritt.

        • Genau so ist es, @Marie H. – deswegen bemühe ich mich auch darum. Und ahne doch, dass es nicht reichen wird.

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/solarpunk-ist-mehr-als-utopie-schon-heute-gegen-reaktanz-und-arroganz-leben/

          Habe gerade mal Perplexity.ai auf unsere Dialoge hin dazu gefragt: “Wovon fühlten sich die Gegner des Sokrates eigentlich bedroht?”

          Die Gegner des Sokrates fühlten sich vor allem durch seine öffentlichen philosophischen Gespräche und seine Methodik bedroht. Hier sind die Hauptgründe:

          1. Bloßstellung der Elite: Sokrates verwickelte Athener aller Schichten in philosophische Diskussionen, was dazu führte, dass sich besonders die Elite Athens bloßgestellt und in ihrer vermeintlichen Weisheit herausgefordert fühlte[1].

          2. Infragestellung des Systems: Sokrates’ Wirken auf den Straßen und Plätzen Athens stellte eine alternative Form der politischen Betätigung dar. Dies wurde als Infragestellung des bestehenden Systems wahrgenommen[1].

          3. Einfluss auf die Jugend: Seine Methode fand besonders bei der Jugend der Athener Elite großen Anklang, was als Bedrohung für die etablierte Ordnung gesehen wurde[1].

          4. Entlarvung von Unwissenheit: Sokrates hatte die Angewohnheit, Menschen, die sich für besonders weise hielten, als unwissend zu entlarven. Dies schuf ihm Feinde unter denjenigen, die sich in ihrer Autorität und ihrem Ansehen bedroht sahen[4].

          5. Göttliche Inspiration: Sokrates behauptete, eine göttliche Stimme (das Daimonion) zu vernehmen, was im antiken Griechenland als ungewöhnlich galt und Misstrauen hervorrief[1].

          Diese Faktoren führten dazu, dass Sokrates als Bedrohung für die etablierte Ordnung und die traditionellen Werte Athens wahrgenommen wurde, was schließlich zu seiner Anklage und Verurteilung führte.

          Citations:
          [1] https://www.datev-magazin.de/panorama/der-fall-des-sokrates-26673
          [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Sokrates
          [3] https://www.projekt-gutenberg.org/platon/platowr2/philebo1.html
          [4] https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/apologie-des-sokrates/6923
          [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Antikes_Griechenland

          Persönlich hätte ich hierzu noch den Konflikt mit den Sophisten hinzugetan, die sich für ihre Dienste bezahlen ließen und nicht nur darin den heutigen Internet-Coaches wie Finfluencern, Gesundheitspredigern, Esoterikerinnen usw. entsprechen.

          • @Marie H.

            Passend dazu und zum Blogthema des Kassandra-Effektes habe ich die gleiche KI nun auch gefragt, wovon sich die “Verfolger der Kassandra bedroht” gefühlt hätten:

            Basierend auf den gegebenen Informationen fühlten sich die Verfolger der Kassandra vor allem von folgenden Aspekten bedroht:

            1. Ihre prophetische Gabe: Kassandra hatte die Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken und Ereignisse vorherzusagen. Diese übernatürliche Gabe machte sie zu einer Bedrohung für diejenigen, die ihre Warnungen nicht hören wollten.

            2. Ihre Warnungen vor dem Krieg: Kassandra erkannte, dass der Trojanische Krieg Troja ins Verderben stürzen würde. Ihre ständigen Warnungen stellten die Entscheidungen der Machthaber in Frage.

            3. Ihre Weigerung, sich anzupassen: Kassandra lehnte es ab, mit dem Gott Apollon zu schlafen und wurde dafür verflucht. Sie passte sich nicht den Erwartungen an und behielt ihre eigenen Überzeugungen bei.

            4. Ihre kritische Haltung: Sie hinterfragte die Handlungen der Herrschenden und erkannte deren Fehler, was sie zu einer unbequemen Stimme machte.

            5. Ihr Potenzial, die Wahrheit zu enthüllen: Obwohl ihren Prophezeiungen nicht geglaubt wurde, stellte die Möglichkeit, dass sie Recht haben könnte, eine ständige Bedrohung für diejenigen dar, die ihre Macht auf Täuschung und Betrug aufbauten.

            Kassandras Rolle als Seherin und Mahnerin machte sie zu einer Gefahr für den Status quo und für jene, die von Krieg und Konflikt profitierten. Ihre Weigerung zu schweigen und ihre Bereitschaft, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, führten letztlich zu ihrer Verfolgung und Bestrafung.

            Citations:
            [1] https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/epische-texte/kassandra-christa-wolf/
            [2] https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/kassandra/7763
            [3] https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/23269/1/Dissertation%20Druckversion%202017.pdf
            [4] https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-7166/Dissertation_Abgabe_180208.pdf
            [5] https://operavision.eu/de/feature/wer-ist-kassandra

          • Danke, auch für die Informationen über Kassandra und wodurch sich ihre Verfolger bedroht fühlten.

            In dem Zusammenhang finde ich es interessant, warum und vor allem von wem Kassandra ermordet wird. Klythämnestra, Agamemnons Frau und ihr Geliebter Aigisthos töten Kassandra. Die Tatsache, dass Kassandra eine Seherin ist, ist nur einer von mehreren Gründen.

            Klythämnestra und Ägisth sind mir auch aus der Oper Elektra von Richard Strauss ein Begriff.

          • Sehr gerne, @Marie H.!

            Ich bin gerade überrascht und bewegt, wie ausgerechnet KI-Anwendungen zu einer Wiederentdeckung und Aktualisierung alter Mythenschätze führen. Dies lässt mich gerade auch für den Kassandra-Mythos und damit auch für ein tieferes Verständnis der menschlichen (Gruppen-)Psychologie hoffen.

            Und diese durch KI beschleunigte Mythenmengen-Wiederentdeckung betrifft auch nicht nur europäische Mythologien. Ein oder eine Avatara gilt etwa im Hinduismus als zeitliche Verkörperung des höchsten, göttlichen Prinzips, des Brahman, des Urgrundes. Auf Mastodon formulieren immer noch manche, der Kinofilm “Avatar – Aufbruch nach Pandora” aus 2009 sei doch nur “Pocahontas” mit “Kritik am Kolonialismus”.

            Ich meine, das Gegenteil ist der Fall: “Gute” Menschen übernehmen hier sogar gezüchtete Körper der Na’vi – und werden schon im Filmtitel als Verkörperungen des Göttlichen vorgestellt. Gleichzeitig wird der umkämpfte Planet nach Pandora benannt – einer als Strafe für den Feuerbringer Prometheus und die Menschen aus Lehm geschaffenen Hervorbringerin schwerer Übel (vgl. Büchse der Pandora). “Avatar” spielt also mit den Bildern der Naturromantik und des Süd-Nord-Dualismus zwischen “edlen Wilden” und “bösen Zivilisierten”, spitzt jedoch den Kolonialismus bis in die Beherrschung der Körper zu. Auch deswegen wird die Bedeutung der Filmheldin Trudy Chacon und vor allem der Schauspielerin Michelle Rodriguez noch immer maßlos unterschätzt – beide weigerten sich ehrlich, weiter “mitzuspielen”.

            https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wie-ki-das-medienmengen-paradox-zu-einer-avatar-filmheldin-loeste/

            Dagegen erleben wir nicht nur, dass Jake Sully den Körper eines Na’vi übernimmt und sich mit Neytiri eine tapfere Partnerin aus dem unterworfenen Volk nimmt – in Folge 2 “Avatar: The Way of the Water” tritt er auch als Patriarch, ja US-Militär auf, der sich von seinen Söhnen “Sir” nennen lässt. Ich bin wirklich gespannt, wohin sich diese Film-Mythologie noch entwickeln wird und bin mir nicht sicher, ob sich James Cameron seiner Verantwortung über die Gewinnmaximierung durch Mythen- und Medieneffekte hinaus bewusst ist…

            Nochmal vielen lieben Dank für unsere guten und KI-unterstützten Dialoge, liebe @Marie H.!

        • Marie H.: Jedes menschliche Leben ist eine einzige Folge von Veränderungen. Ich glaube, die meisten Menschen können sich mit Veränderungen gut auseinandersetzen, wenn diese sinnvoll sind und in eine gute Richtung gehen. Was wir allerdings seit ca. 15 Jahren in der Politik erleben, ist ein “Veränderungswahn” ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Sinn. Das gilt besonders für die Energiewende in Deutschland. Hier werden reihenweise technisch ausgezeichnete, effiziente und sichere Anlagen wie Kohlekraftwerke und Kernkraftwerke abgeschaltet, die unser Land über viele Jahre und Jahrzehnte mit sicherem grundlastfähigen, zu jeder Zeit verfügbarem Strom versorgt haben. Und es erfolgt ein völlig hirnrissiger Umstieg auf sogenannte erneuerbare Energien wie Strom aus Wind, Sonne oder Biomasse. Biomasse ist ökologischer und ökonomischer Unfug, aber immerhin rund um die Uhr verfügbar. Wind- und Sonnenenergie sind für die Energieversorgung eines modernen Industriestaates völlig untauglich und müssen permanent durch ein ständig verfügbares Netz aus Reservekraftwerken abgesichert werden für den Fall, dass Wind und Sonne nicht genügend Strom liefern. Noch mal eine wichtige Zahl: um die gleiche Strommenge zu erzeugen wie ein Kernkraftwerk vom Typ Brokdorf, Grohnde, Isar 2 etc. sind etwa 3.500 Windmühlen mit einer Leistung von zwei Megwatt erforderlich. Das entspricht der gegenwärtigen Durchschnittsleistung von landgestützten Windrädern in Deutschland. Eine solche Veränderung geht in die vollkommen falsche Richtung. Die Wirtschaft unseres Landes wird geschwächt und immer mehr Menschen werden in Arbeitslosigkeit und Armut gestoßen. Ein Blick aus dem Autofenster bei mein zahlreichen Fahrten durch Deutschland zeigt mir eine erschreckende Veränderung von einstmals lieblichen Landschaften zu gewaltigen Industrieparks. Solche Veränderungen müssen mit aller Kraft bekämpft werden, denn sie bringen nur Nachteile mit sich.

          • Liebe @Marie H., lieber @Dirk, lieber @Armin Quentmeier,

            ich habe gute Solarpunk-Nachrichten aus dem Süden, die auch mindestens zwei von Ihnen ehrlich freuen dürften.

            Stuttgarter Zeitung von heute (22.07.2024), S. 10 / Wirtschaft:

            “Karlsruhe. Der Ausbau der Solarenergie geht voran. Insgesamt betrug der Zuwachs im Land im ersten Halbjahr demnach 1032 Megawatt, wie das Photovoltaik Netzwerk Baden-Württemberg mitteilte.”

            https://www.photovoltaik-bw.de/

            Auch bei der Entwicklung neuer Batterien auf Basis organischer und damit nachwachsender Rohstoffe gibt es technologische Fortschritte, hier dargestellt mit Perplexity.ai:

            ## Neue Organische Redox-Batterien aus Bayern

            Die Entwicklung neuer organischer Redox-Batterien in Bayern wird maßgeblich von der CMBlu Energy AG vorangetrieben. Diese innovativen Energiespeichertechnologien bieten eine nachhaltige und kosteneffiziente Alternative zu herkömmlichen Batteriesystemen.

            ### Technologie und Funktionsweise

            **Organic-Solid-Flow-Batterien**
            CMBlu Energy AG hat sich auf die Entwicklung von Organic-Solid-Flow-Batterien spezialisiert. Diese Batterien basieren auf der Redox-Flow-Technologie, bei der elektrische Energie in chemischen Verbindungen gespeichert wird. Im Gegensatz zu herkömmlichen Redox-Flow-Batterien, die oft auf Metallen wie Vanadium basieren, verwendet CMBlu organische Moleküle aus Lignin. Lignin ist ein natürlich vorkommendes Polymer, das in großen Mengen als Abfallprodukt in der Zellstoff- und Papierindustrie anfällt[3].

            ### Vorteile der Technologie

            Die organischen Redox-Batterien von CMBlu bieten mehrere Vorteile:
            – **Nachhaltigkeit**: Die Verwendung von Lignin, einem nachwachsenden Rohstoff, macht die Batterien umweltfreundlich und nachhaltig.
            – **Kosten**: Die Herstellungskosten sind vergleichsweise niedrig, da keine seltenen oder teuren Rohstoffe benötigt werden.
            – **Sicherheit**: Die Batterien sind weder brennbar noch explosiv, was sie sicherer im Betrieb macht.
            – **Recycling**: Die Batterien sind nahezu vollständig recyclebar.
            – **Skalierbarkeit**: Die Kapazität der Batterien kann unabhängig von der elektrischen Leistung skaliert werden, was sie für verschiedene Anwendungen flexibel einsetzbar macht[3].

            ### Anwendungen und Kooperationen

            **Industrielle Anwendungen**
            Die organischen Redox-Batterien von CMBlu sind besonders für großtechnische Anwendungen geeignet, wie z.B. in Industrieanlagen, Windparks oder als Quartierspeicher.
            Sie sind jedoch aufgrund ihres Platzbedarfs weniger für den Einsatz in Elektrofahrzeugen oder im privaten Haushalt geeignet[3].

            **Kooperationen**
            CMBlu hat einen langfristigen Kooperationsvertrag mit Schaeffler abgeschlossen, um die Entwicklung und Marktreife ihrer großtechnischen Energiespeicher voranzutreiben. Diese Partnerschaft zielt darauf ab, eine vollständige Lieferkette für alle Kernkomponenten der Batterien aufzubauen und marktreife, voll industrialisierte Produkte bereitzustellen[3].

            ### Fazit

            Die neuen organischen Redox-Batterien aus Bayern, entwickelt von der CMBlu Energy AG, stellen eine vielversprechende und nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Batteriesystemen dar. Mit ihrer innovativen Technologie, die auf organischen Molekülen basiert, bieten sie zahlreiche Vorteile in Bezug auf Nachhaltigkeit, Sicherheit und Kosten. Durch strategische Kooperationen und kontinuierliche Forschung und Entwicklung ist CMBlu auf dem besten Weg, diese Technologie in großem Maßstab zu etablieren und somit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten.

            Citations:
            [1] https://www.cmblu.com/de/home/
            [2] https://www.energate-messenger.de/news/188352/organic-flow-batterien-aus-bayern-erlangen-prototypenreife
            [3] https://www.cleanthinking.de/cmblu-cleantech-burgenland-organic-solid-flow-speicher/

  7. Michael Blume
    19.07.2024, 17:31 Uhr

    Deswegen habe ich auch eine gewisse Hoffnung in die Kommunalpolitik, wo die Zusammenhänge ja auch für die Wählerinnen und Wähler offensichtlicher und die Gewählten direkter ansprechbar sind.

    Da hab ich persönlicher weniger Hoffnung. Um von den fossilen Energien runter zu kommen, brauchen wir noch viel mehr Windräder. Und da werden sich etliche Kommunalpolitiker gewaltig sträuben.

    Andererseits: Machen diese Alternativenergien langfristig wirklich Sinn? Können wir all diese Windräder und PV-Anlagen wieder verschrotten, wenn in einigen Jahrzehnten die Kernfusion doch gelingen sollte?

    Siehe dazu auch die Innovationskurve des Karl Bednarik. (blaue Kurve zeigt das physikalisch Machbare an)
    http://s880616556.online.de/LOGISTEI.PNG

    Meine Meinung dazu: Ignorieren wir einfach diese kurzsichtigen Kommunalpolitiker. Nehmen wir diese Windräder vorläufig in Kauf und denken erst mal an unsere Kinder und Enkel, die dieses überflüssige
    Zeugs (hoffentlich in 50-100 Jahren) wieder verschwinden lassen können.

    • @Julian Apostata

      Danke für Ihren kritisch nachfragenden Druko!

      Und, ja, ich habe da etwas mehr Hoffnung. Ich meine, wir sollten in Sachen erneuerbarer Friedensenergien einschließlich der Windkraft auch kurzfristig mehr Innovation wagen!

      “Anwohner könnten künftig an den Gewinnen aus Windstrom beteiligt werden. Mehrere Bundesländer arbeiten an entsprechenden Gesetzen. Erhöht das die Akzeptanz von Windrädern vor der eigenen Haustür? Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg waren die ersten mit sogenannten Beteiligungsregelungen für den Bau von Windkraftanlagen. Auf diese Weise sollen die Betreiber verpflichten werden, vor allem Kommunen, aber auch Bürger an den Gewinnen aus Windstrom zu beteiligen.”

      https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/windkraft-akzeptanz-buerger-beteiligung-100.html

      Ich meine: Auch dieser Versuch in Energiedemokratie und politischem Solarpunk ist es wert, gegangen zu werden!

  8. @Apostata 20.07. 09:38

    „Andererseits: Machen diese Alternativenergien langfristig wirklich Sinn? Können wir all diese Windräder und PV-Anlagen wieder verschrotten, wenn in einigen Jahrzehnten die Kernfusion doch gelingen sollte?“

    Ich sehe da kein Problem. Die WKA halten eh nur 20 Jahre, und müssen dann ersetzt werden. Sollte tatsächlich die Kernfusion wirtschaftlich werden können, dann ersetzt man die WKA eben nicht mehr. Zumal es wohl auch Jahrzehnte braucht, um so viele Kernfusionskraftwerke zu bauen, dass sich die Hauptlast der Stromversorgung damit abdecken lässt.

    E-Autos und Wärmepumpenheizungen werden dann immer noch gebraucht, die sind sowohl passend zu WKA und PV wie zur Kernfusion.

    Jetzt kann ich mir aber rein technisch nicht vorstellen, dass überhaupt Kraftwerke im GW-Bereich mit Kernfusion zu bauen sind. Und die Kosten könnten ebenso viel zu hoch sein. Wir werden sehen, die Kernfusionsforschung finde ich auf jeden Fall sinnvoll, vielleicht klappt es ja doch.

    Derweil machen wir einfach mit der Energiewende weiter. Wenn hier in vielleicht 30 Jahren die ersten bezahlbaren Kernfusionskraftwerke ans Netz gehen können, dann können wir den weiteren Zubau und den Ersatz von Altanlagen von WKA und PV halt wieder einstellen.

    Bis dahin haben wir dann schon mal die Treibhausgasemissionen entsprechend reduziert. Und können dann irgendwann wirklich auf Nettonull kommen, ob nun mit oder ohne Kernfusion. Es ist beides denkbar.

    „…und denken erst mal an unsere Kinder und Enkel, die dieses überflüssige Zeugs (hoffentlich in 50-100 Jahren) wieder verschwinden lassen können.“

    An Strommasten haben wir uns auch gewöhnt. Das ist in der Tat aber nicht mehr unser Problem, das müssen unsere Kinder und Enkel dann selber sehen. Solange wir keine völlig eskalierte Klimakrise hinterlassen, und unseren Teil zur Energiewende beigetragen haben, dann haben wir unseren Teil getan.

    Wobei ich Windräder und Sonnenkollektoren sehr schön einfach und unkompliziert finde. Das hat auch eine gewisse Schönheit, und dieses Unkomplizierte könnte auch zu weiter zunehmender Wirtschaftlichkeit beitragen. Da kommt wahrscheinlich in 30 Jahren keine andere Technik mehr mit.

    • @ Tobias Jeckenburger

      Der Kommentar ist so wunderbar unaufgeregt und angenehm zu lesen. Immer schwingt Machbarkeit und Hoffnung mit. Auch das Vertrauen auf die technischen Möglichkeiten sind sehr ermutigend. Ich lese Ihre Kommentare gern.
      90 % der Windkraftanlagen sind recycelbar, nur die Rotorblätter bilden eine besondere Herausforderung, so habe ich es gelesen.
      Hier eine Möglichkeit, wie man die Rotorblätter nach 20 Jahren verwenden kann.

      https://www.enbw.com/unternehmen/eco-journal/upcycling-alter-windkraftanlagen.html

    • @Tobias Jeckenburger
      20.07.2024, 13:44 Uhr

      Aber genau das hat er doch gesagt 😉 :

      Meine Meinung dazu: Ignorieren wir einfach diese kurzsichtigen Kommunalpolitiker. Nehmen wir diese Windräder vorläufig in Kauf und denken erst mal an unsere Kinder und Enkel, die dieses überflüssige
      Zeugs (hoffentlich in 50-100 Jahren) wieder verschwinden lassen können.

  9. @Uli Schoppe 21.07. 06:00

    „Aber genau das hat er doch gesagt“

    Mir ging es darum, dass wir keine funktionierenden Windräder und PV-Module abreißen müssen, weil die sowieso nicht viel länger als 20 Jahre halten. Auch dann, wenn es gelingt, bezahlbare Kernfusionsgroßkraftwerke zu bauen. Bis die alle stehen, können die Windräder und PV-Module weiter die Stromversorgung sicherstellen, bis sie ihre Lebensdauer erreicht haben und dann erst verschrottet werden.

    Was viel eher funktionieren könnte, das wären Kernspaltungskraftwerke, die das Plutonium im gesammelten Atommüll verbrennen können. Das könnte die Endlagerproblematik um Größenordnungen entschärfen. Wenn das zu bezahlbaren Strompreisen möglich wäre, hätte ich nicht viel dagegen.

  10. Zu Quentmeier:
    Also für mich wären sie eine “moderne” Kassandra mit ihren Visionen. Aber man muss ja heute mit diesem Begriff vorsichtig sein denn jede ideologische Richtung schwört auf ihre “Kassandras”,sprich Experten .Eigentlich habe ich etwas gegen diesen Begriff aus der Mythologie da diese altgriechischen Götter incl. ihrer Götterwelt ein gottloser Haufen von Machtegomanen, lüsternen Machos und Intriganten war. Kassandra wurde ja selbst Opfer dieser Dekadenz ,wollte man sie doch zum Beischlaf zwingen. In einer solchen der Gegenwart sehr ähnlichen Realität konnte gesunder Menschenverstand sehr helfen und Kassandra hatte ihn und “Seher” haben wohl zuerst die Fähigkeit zur Erkenntnis der menschlichen Schwächen und Stärken, was keine göttliche von Zeus gegebene Gabe ist sondern Realitätssinn .Kassandra wird , so meine Vermutung, immer bemüht wenn jemand seine eigene Wahrheit mit einem Alibieffekt aufwerten will.

    • Zu @MH:

      Es bleibt halt das große Paradox des Relativismus: Wer behauptet, es gäbe keine Wahrheit (nur beliebige “Experten”) – erhebt selbst einen Wahrheitsanspruch. Aber das Trojanische Pferd WAR eine Kriegslist – die Ignoranz gegenüber Kassandra und Laokoon hatte tödliche Folgen. Der Mythos beweist sich unabhängig von seiner Geschichtlichkeit jenseits der Zeit. Es gibt eine Wahrheit.

      Ob die globale Erhitzung stattfindet, entscheidet sich an Naturgesetzen – und lässt sich nicht durch die Beschimpfung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verhindern.

      Perplexity.ai hat es bereits “verstanden”:

      Der Kassandra-Effekt im Kontext der Klimakrise beschreibt ein komplexes psychologisches und gesellschaftliches Phänomen, das mehrere Aspekte umfasst:

      1. Ignorieren von Warnungen: Ähnlich wie in der griechischen Mythologie, wo Kassandras Prophezeiungen ignoriert wurden, werden auch Warnungen von Klimawissenschaftlern oft nicht ernst genommen oder sogar abgelehnt. Dies geschieht trotz klarer Beweise und Prognosen über die Folgen des Klimawandels[1].

      2. Verzögerte Reaktion: Menschen neigen dazu, unbequeme Wahrheiten zu verdrängen, bis sie mit unwiderlegbaren Beweisen konfrontiert werden. Im Fall der Klimakrise bedeutet dies, dass oft erst gehandelt wird, wenn die Auswirkungen bereits sichtbar und spürbar sind[1].

      3. Auslösen von Handlungen: Der Kassandra-Effekt kann auch beschreiben, wie pessimistische Prognosen Handlungen auslösen, die (zunächst) zum Ausbleiben der vorhergesagten düsteren Zukunft führen. Dies kann zu dem Fehlschluss führen, dass die ursprüngliche Warnung falsch war, obwohl die ergriffenen Maßnahmen gerade das Eintreten der Vorhersage verhindert haben[2].

      4. Psychologische Widerstände: Warnungen und Vorhersagen über den Klimawandel können psychologische Widerstände wie Reaktanz auslösen. Menschen reagieren oft abwehrend auf Botschaften, die Veränderungen in ihrem Lebensstil oder Verhalten fordern[3].

      5. Rebound-Effekt: In Bezug auf Klimaschutzmaßnahmen kann der Rebound-Effekt auftreten, bei dem gut gemeinte Lösungsansätze langfristig das Gegenteil bewirken und das Problem sogar verschärfen können[2].

      6. Herausforderung für Wissenschaftler: Klimawissenschaftler stehen vor der schwierigen Aufgabe, ihre Erkenntnisse zu kommunizieren, obwohl sie wissen, dass diese auf Widerstand stoßen können. Sie müssen den Spagat zwischen Warnung und konstruktiver Handlungsaufforderung meistern[3].

      Um dem Kassandra-Effekt in der Klimakrise entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass sowohl die Gesellschaft als auch Einzelpersonen lernen, Warnungen ernst zu nehmen und proaktiv zu handeln. Gleichzeitig müssen Wissenschaftler und Kommunikatoren Wege finden, ihre Botschaften so zu vermitteln, dass sie gehört und verstanden werden, ohne lähmende Angst oder Abwehr auszulösen[1][3].

      Citations:
      [1] https://www.deutschlandfunkkultur.de/kassandra-syndrom-warum-warnungen-so-oft-in-den-wind-100.html
      [2] https://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/15-09-2021-kassandra-rebound-oder-klimawunder/
      [3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/prebunking-loest-reaktanz-aus-bloss-nicht-wegducken-vor-dem-kassandra-effekt/

    • Lieben Dank, @Siding Coquitlam

      Habe jetzt, angeregt durch das positive Feedback, mal einfach Perplexity.ai gefragt: “Was ließe sich am Besten gegen den Kassandra-Effekt im Kontext der Klimakrise tun?”

      Die m.E. überraschend ausführliche und starke Antwort:

      Der Kassandra-Effekt beschreibt die Situation, in der Warnungen vor zukünftigen Gefahren ignoriert oder nicht ernst genommen werden, oft mit verheerenden Folgen. Im Kontext der Klimakrise ist dieser Effekt besonders relevant, da wissenschaftliche Warnungen über den Klimawandel und seine potenziell katastrophalen Auswirkungen oft auf Skepsis oder Ablehnung stoßen. Um dem Kassandra-Effekt entgegenzuwirken, können mehrere Maßnahmen ergriffen werden:

      ## **Maßnahmen gegen den Kassandra-Effekt**

      ****1. Bildung und Aufklärung****
      – **Wissenschaftliche Bildung fördern**
      : Eine fundierte wissenschaftliche Bildung kann helfen, die Bevölkerung besser über den Klimawandel und seine Folgen zu informieren. Dies kann durch Schulbildung, öffentliche Kampagnen und Medienberichterstattung erreicht werden.
      – **Komplexität verständlich machen**: Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten so vermittelt werden, dass sie für die breite Öffentlichkeit verständlich sind. Dies kann durch die Verwendung einfacher Sprache, anschaulicher Beispiele und visueller Hilfsmittel erfolgen[1][3].

      ****2. Kommunikation und Narrative****
      – **Positive Narrative entwickeln**: Anstatt nur auf die negativen Folgen des Klimawandels hinzuweisen, sollten auch positive Geschichten über erfolgreiche Klimaschutzmaßnahmen und ihre Vorteile erzählt werden.
      Dies kann die Motivation zur Veränderung erhöhen[2].
      – **Emotionale Ansprache**: Menschen reagieren oft stärker auf emotionale Botschaften als auf reine Fakten. Geschichten von Betroffenen oder visuelle Darstellungen der Auswirkungen des Klimawandels können die Dringlichkeit des Themas verdeutlichen[5].

      ****3. Politische Maßnahmen und Führung****
      – **Konsistente und transparente Politik**: Regierungen sollten klare und langfristige Klimapolitiken verfolgen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
      Dies schafft Vertrauen und zeigt, dass das Thema ernst genommen wird[7].
      – **Vorbildfunktion der Politik**: Politiker und Führungspersönlichkeiten sollten selbst klimafreundliches Verhalten vorleben, um Glaubwürdigkeit zu gewinnen und als Vorbilder zu dienen.

      ****4. Gesellschaftlicher Druck und Engagement****
      – **Aktivismus und zivilgesellschaftliches Engagement**
      : Bewegungen wie Fridays for Future haben gezeigt, dass gesellschaftlicher Druck politische Veränderungen bewirken kann. Solche Bewegungen sollten unterstützt und gefördert werden[6].
      – **Unterstützung für Whistleblower**: Personen, die auf Missstände hinweisen, sollten geschützt und unterstützt werden, um sicherzustellen, dass wichtige Warnungen nicht ignoriert werden[1].

      ****5. Technologische und wirtschaftliche Anreize****
      – **Förderung nachhaltiger Technologien**: Investitionen in erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien können helfen
      , den Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft zu beschleunigen.
      – **Wirtschaftliche Anreize schaffen**: Steuern, Subventionen und andere wirtschaftliche Anreize können Unternehmen und Einzelpersonen dazu motivieren, klimafreundliche Entscheidungen zu treffen[7].

      Indem diese Maßnahmen kombiniert und konsequent umgesetzt werden, kann der Kassandra-Effekt im Kontext der Klimakrise gemildert werden. Es ist entscheidend, dass sowohl individuelle als auch kollektive Anstrengungen unternommen werden, um die notwendigen Veränderungen zu bewirken und die Warnungen der Wissenschaft ernst zu nehmen.

      Citations:
      [1] https://www.deutschlandfunkkultur.de/kassandra-syndrom-warum-warnungen-so-oft-in-den-wind-100.html
      [2] https://www.wirtschaftslexikon24.com/d/kassandra-effekt/kassandra-effekt.htm
      [3] https://edoc.bbaw.de/opus4-bbaw/files/1134/05_weingart.pdf
      [4] https://www.pfauen-auge.de/2018/03/19/kafka-kassandra-klimawandel/
      [5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/prebunking-loest-reaktanz-aus-bloss-nicht-wegducken-vor-dem-kassandra-effekt/
      [6] https://taz.de/Kommentar-Greta-Thunberg/!5589405/
      [7] https://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/15-09-2021-kassandra-rebound-oder-klimawunder/

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