Neuer Atheismus & Giordano-Bruno-Stiftung im Fokus von Medien & Wissenschaft

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

Unterscheidet sich der sog. "neue Atheismus" wirklich qualitativ und inhaltlich vom "alten"? Was motiviert eigentlich Atheisten zu Missionskampagnen und Spendenaufrufen für antitheistische Werbung? Was und wer steckt hinter der Giordano-Bruno-Stiftung? Solche Fragen werden gerade auch im Darwinjahr intensiv gestellt und diskutiert – und ein Artikel von Reinhard Bingener in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ – Klick hier) hat der Debatte neue Nahrung gegeben. Religulous, ein religionskritischer Film, soll weitere Aufmerksamkeit bringen (Trailer & Infos hier).

Die Religionswissenschaft betrachtet die Entwicklungen von und Debatten um weltanschaulich-religionsbezogene Bewegungen natürlich mit großem Erkenntnisinteresse und (im Gegensatz vielleicht zu mancher Theologie) auch ohne Furcht. Religionswissenschaftler fragen zum Beispiel, ob es soziale und inhaltliche Zusammenhänge zwischen der (auch demografischen) "Rückkehr der Religion(en)" und der Formierung des "neuen Atheismus" in Deutschland und den USA gibt. Trends vorausahnend, hat zum Jahresanfang an der Freien Universität Berlin das religionswissenschaftliche DFG-Forschungsprojekt

Die "Rückkehr der Religionen" und die Rückkehr der Religionskritik – Der "Neue Atheismus" in der deutschen und US-amerikanischen Gegenwartskultur

seine Arbeit aufgenommen (Projektpage hier).

Religiosität, Religionen, Religionskritik – in unserem Fach gibt es viel zu erforschen und wir dürfen gespannt sein, was die Berliner Kollegen zum "neuen Atheismus" entdecken! 🙂

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

44 Kommentare

  1. Atheismus als Fegefeuer?

    Sehr geehrter Herr Dr. Blume,

    wie Sie wissen, herrschte im Brights Blog Aufregung über den Beitrag Bingeners in der FAZ. Selbst nachdem diese sich inzwischen etwas gelegt hat, kommt kaum eine konstruktive Diskussion über die Fragen, durch die der Neue Atheismus m.E. zurecht hervorgerufen wird, zustande.

    Auch wenn meine Überlegungen von den Brights, bei denen ich ab und zu poste, nicht ernst genommen werden, sie jegliches Nachdenken über eine kreative=”schöpferische” Bestimmung, die sich durch das ganz naturwissenschaftlich beschriebene Werden ergibt, als religiöse Spinnerei abtun, so danke ich Gott (dem personalen Wesen, das hinter dem kreativ-vernünftigen Prozess der Evolution steht), für den “Neuen Atheismus”.

    Das gespaltene Welt- und Glaubensbild, wie wir es seit der Aufklärung haben, trennt nach wie vor die Welten. Der Glaube hat sich aus der Welt-wirklichkeit verabschiedet und damit die Kraft eine konstruktive Gemeischaften zu bilden, Zukunft zu gestalten (das, was im kulutrellen Sinn Evolution=Schöpfungswille wäre) verloren. Auch wenn die Religiösität blüht und von Kreationisten verzweifelt versucht wird, diese Religiösität bzw. Schöpfung Gottes oder eines Desingers doch noch in wissenschaftlicher Erklärung zu begründen.

    Mein bisher erhobener Vorwurf an die Religionswissenschaft gründete genau darin, dass nur diese Art von Religiösität dann bisher als nützlich errechnet wurde. Ich darin jedoch keinen Nutzen für die Entwicklung, die Evolution der Weltkultur insgesamt sehen kann. Kein universales Verständnig, wodurch die Weltprobleme zu lösen, der mündige Mensch auf rationaler Begründung zu einer schöpferisch vernünftigen Verhaltensweise zu bewegen wäre.

    Wie Ihnen bekannt, sehe ich in der Evolution nicht nur die Schöpfung Gottes, sondern will sie als Wort, als schöpferische Vernunft verstehen und damit als zeitgemäße Offenbarung durch eine kreative Vernünftigkeit. (Die der kirchl. Cheftheologe,leider noch rein dogatisch in seinem Jesusbuch als Wesen des NT. nachzeichnet.)

    Wer die historische Radikalkritik an dem, der zum Himmel gefahren sein soll, längst hinter sich hat.
    Wem klar ist, dass es weder um einen zweibeinigen Guru, noch einen jungen Gott ging.
    Wer sich nicht mit altbiblischen oder sonstigen Mythen abspeisen lässt, die nach aktueller Theologielehre angeblich nur nachbetet wurden,

    sondern mit völlig naturalistischem Weltbild rational über den naturphilosophisch erkannten Logos, die Logik im ewigen Fluss allen natürlichen Werdens nachdenkt, die erst seit Darwin durch die Wissenschaft wieder empirsch erklärt wird, der braucht keine Umwidmung mehr, wie sie die GBS fordert.

    Der feiert Darwin mit Himmelfahrt zusammen. Weil nur durch die Evolutuionslehre die natürlichen Prinzipien (in denen nachweislich die antike Bildung gegenüber alten Glaubensgesetzen, Göttergestalten, menschlichen Königen… den wahren Sohn, irdischen Mittler sah) erneut als einzige Vermittlung evolutionären (rechten/tauglichen) hervorbingenden=”schöpferischen” Willens humanistisch weiterzudenken ist.

    Sicher ist vieles nicht neu, was der angeblich Neue Atheismus zum Thema macht, unsachlich und überzeichnet. Doch er zwingt zur neuen Diskussion.

    In diesem Sinne kann ich dem Theologen Jan-Heiner Tück, der in NZZ Online unlängst fragte, ob es sich beim “Neuen Atheismus” um ein “Purgatorium des Glaubens” handeln würde, nur zustimmen. Ich habe nachgeblättert, was das bedeutet, bin auf Fegefeuer, Läuterungsprozess gestoßen.

    Jetzt versuch ich auch die Logik/Nützlicheit des Fegefeuers in der schöpferischen=evolutinären Entwicklung zu verstehen.

    Gerhard Mentzel

  2. Wohltuendes Gegengewicht

    Ich denke neu an diesem Atheismus ist seine freundliche Radikalität bei gleichzeitiger Cleverness im Umgang mit den Medien. Damit kommt der neue Atheismus gut an und sympathisch rüber. Er bietet so ein Gegengewicht zu den Frechheiten der religiösen Minderheit, die der konfessionsfreien Mensch zu ertragen hat (Kleines Beispiel: Im Nachbarblog wird diskutiert, wie der Islam den Kirchen in unserem Land gleich gestellt werden kann. Eigentlich lautet aber doch die Frage, wie wir den Zugriff der Kirchen auf den Staat unterbinden können und nicht, wie wir noch eine dazu bekommen).
    Letztlich handelt es sich also beim neuen Atheismus im Kern nur um eine Gegenbewegung, der schnell die Luft ausgehen würde, sobald die Kirchen sich von ihren fundamentalistischen Strömungen trennen würden. Der Atheismus ist also nicht, wie manche blauäugig meinen, selbst eine Kirche.
    Damit ist aber nicht zu rechnen, im Gegenteil: Immer mehr Menschen trennen sich vom Kirchenglauben, dafür werden die, die übrig bleiben immer fundamentalistischer.
    Letztlich bezieht auch der Film mit Bill Maher seinen Humor daraus: Man muss religiösen Fundamentalisten nur ein Mikrofon hinhalten, der Spaß ist garantiert – noch lachen wir.

  3. Fundamentalisten

    Was sind eigentlich religiöse Fundamentalisten? Ich höre das ziemlich oft, aber ich weiß nicht, was damit gemeint sein soll. Oder hat es gar keine feste Bedeutung, sondern ist eher so eine Art Schlag-/Schimpfwort?

  4. Fundamentalist

    @Martin: Im Kontext dessen was ich geschrieben habe muss man den Begriff nicht schärfer definieren, als so, wie er üblicherweise benutzt wird – von mir aus auch als Schimpfwort. Es reicht, wenn man sich unter einem Fundamentalisten einen Glaubenseiferer vorstellt, der Angst vor der Freiheit des eigenen Denkens hat und es daher vorzieht, sich einem System aus vorgegebenen Antworten zu unterwerfen. Gegen irgendwie geartete religiöse Gefühle will ich nicht polemisieren, die habe ich selbst, so wie jeder andere Mensch mehr oder weniger auch.

  5. Fundamentalisten

    Ich versuche mal eine Definition aus dem Stehgreif: Wer sich auf die (angeblich) offenbarten “Fundamente” seiner Religion (für Protestanten ist das allein die Bibel, das Wort Gottes) als unhinterfragbare Wahrheit stützt, ist ein Fundamentalist. Der Begriff der “sola scriptura” meint in etwa das gleiche. In diesem Sinne war Luther also ein Fundamentalist.
    In der islamischen Welt betrifft es also alle, die sich auf die “usul”, die Fundamente des Glaubens berufen, das sind der Koran und die überlieferten Propheten-Worte. Der Begriff usuliya (Fundamentalismus) ist allerdings, laut Bassam Tibi, eine Lehnübersetzung aus europäischen Sprachen, wo “Fundamentalismus” evangelikale Christen kennzeichnete. Im heutigen Islam ist das leider, worauf Bassam Tibi immer wieder hinweist, die große mehrheit der bevölkerung, auch der organisierten Öffentlichkeit. Indiz für Fundamentalismus ist die Haltung zur Wissenschaft: Wer glaubt, alle Erkenntnis sei auf den Koran zurückzuführen (was für die Evolution kaum möglich ist), ist ein Fundamentalist.

  6. @ Taube

    Ja, das meinte ich, wie wird er denn üblicherweise benutzt? Fundamentalist scheint irgendetwas diffuses, negatives zu sein.

    Eigentlich bezeichnet es jemanden, der einen klaren Standpunkt hat und an ihn festhält. Vor Jahren gab es bei den Grünen mal die “Fundis” und “Realos”. Da war der Begriff noch nicht negativ besetzt. Dann kam der 11. September und schon waren alle Fundamentalisten Terroristen. Vollkommener Blödsinn, denn es gibt ja unterschiedliche Fundamente.

    Nehmen wir mal Mutter Theresia. Das ist ein Fundamentalist der Nächstenliebe gewesen. Die hatte einen ganz klaren Standpunkt, ihn extrem ausgelebt und viele anderen Sachen diesem Standpunkt untergeordnet. Aber anscheinend darf man heutzutage keinen klaren Standpunkt mehr haben, extrem werden und andere Sachen einem Ideal unterordnen. Dabei gibt es genügend Ziele und Aufgaben, die man ohne extrem zu werden nicht erreichen kann.

    Ich persönlich habe nichts gegen Menschen, die ein Fundament haben oder extrem werden. Das an sich ist für mich nichts schlechtes. Aber ich schaue mir das Fundament genau an, auf dem sie stehen. Und der fundmentalisitsche Atheismus, der meint, Religion hat der Menschheit soviel Leid zugefügt, deshalb müssen Religionen abgeschafft werden, diesen Fundamentalismus lehne ich ab. Eine Gesellschaft ohne Toleranz funktioniert nicht lange und außerdem habe ich etwas gegen Bevormundung.

    Wenn man von Fundamentalismus, dann sollte man sich doch bitte schön erstmal das Fundament anschauen, um das es geht. Ich denke, die meisten reden von christlichem Fundamentalismus und wissen gar nicht, wsa das überhaupt ist. Einfach nur irgendwas schlimmes und böses. Terroristen halt.

  7. @ Ingo

    “Das ist unueberwundenes monotheistisches Erbe.”

    Wer an einen einzigen Gott glaubt hat also nicht so mit der Wissenschaft. Stimmt! Newton ist so ein typisches Beispiel. Kepler, Descartes, Leibniz und wie sie alle heißen schlagen in die gleiche Kerbe.

  8. Atheisten-Propaganda

    haben sich schon ernsthafte Soziologen mit der Frage befasst, warum der Atheismus sich zurzeit derart stark organisiert und propagiert?

    Meine amateurhaft psychologische Hypothese wäre: Hinter dem lauten Atheismus steht eine diffuse Angst, dass vielleicht doch etwas dran ist an Transzendenz, Jenseits, Seele, Metaphysik, Geist, … Gott! Ängste wird man am besten los, wenn man sich laut und am besten mit anderen gemeinsam zuruft: “Es gibt keinen…!” Nur so sind angebliche Gewissheiten beständig aufrecht zu erhalten.

    Übrigens erlaube ich mir, auf einen Artikel im handelsblatt aufmerksam zu machen:
    http://www.handelsblatt.com/…e-botschaft;2206534

  9. @ Knauss

    Wenn ich Atheisten zugehört habe, dann haben sie sich über gläubige Menschen oftmals lustig gemacht, nach dem Motto, wer zu dumm ist zum Denken, der glaubt. Wobei diese nicht auf die Idee kamen, den Glauben abschaffen zu wollen. Denn dann hat man schließlich nichts mehr, um sich dran aufzurichten. Irgendwoher will auch Arroganz finanziert werden.

    Ob es Angst ist? Kann sein. Aber ich weiß nicht, ob das nicht zu einfach ist. Wenn beispielsweise jemand Vorbehalte gegen Homosexualität hat, dann ist er heutzutage auch direkt homophob. Das hört sich für mich ähnlich an.

  10. @Martin

    Du schreibst (u.a.): “Ich persönlich habe nichts gegen Menschen, die ein Fundament haben oder extrem werden. Das an sich ist für mich nichts schlechtes. Aber ich schaue mir das Fundament genau an, auf dem sie stehen.” Das ist eben der Unterschied. Ich halte es für falsch zu denken, es könnte so etwas wie ein Fundament geben, außer dem Zweifel oder der kritischen Vernunft. Das ist ja genau die Stärke der Naturwissenschaft. Religiöse Fundamentalisten stellen in Diskussionen zuweilen die Evolution so dar, als sei das auch nur ein weiterer Glauben. Eben nicht! Jeder naturwissenschaftlich gebildete Mensch weiß, dass es solch ein Fundament nicht geben kann. Es gibt nur mehr oder weniger gute Theorien. Sich auf diese redliche Unsicherheit einzulassen fällt vielen Menschen schwer. Sie suchen lieber ein Fundament und sei es noch so fragwürdig. Der neue Atheismus will eben nicht akzeptieren, dass unsere Gesellschaft durchzogen ist von solchen brüchigen Fundamenten.

  11. @ Ingo B.

    Naja, was heißt “Stimmungsmache”? In dem Städtchen in dem ich wohne sind die Kirchturmglocken immernoch lauter als der atheistische Protest. Ist auch okay, ich habe nichts gegen Kirchturmglocken. Wenn man aber den Radau sieht, der jedesmal entsteht, wenn Herr Ratzinger zurück nach Deutschland kommt, da frag ich mich schon, wer hier eigentlich “Stimmung macht”.

  12. @ Taube

    Die Naturwissenschaft ist eine äußerst erfolgreiche Methode, um Erkenntnisse aus der Natur zu gewinnen. Allerdings hat diese Methodik auch ihre Grenzen und keine Allgemeingültigkeit für alle Bereiche unseres Lebens. Die Frage, ob es einen Gott gibt, ob nach dem Tod alles vorbei ist, wie wir Menschen am besten friedlich zusammenleben, wie man das höchste Gemeinwohl erreichen kann oder auch, ob es so etwas wie Wahrheit gibt usw. auf diese Fragen kann die Methodik der Naturwissenschaft keine Antwort geben. Deshalb sollte man nicht versuchen aus der Naturwissenschaft eine Lebensphilosophie zu machen. Das halte nämlich ich für falsch, weil man dann gar keine oder falsche Antworten bekommt.

    Das ist ein Punkt, der andere Punkt ist, der Unterschied zwischen dem Ziel und das Mittel, um es zu erreichen.

    Der Mensch versucht mit Hilfe der Naturwissenschaft, auf letzte Antworten zu kommen. Deshalb die ständigen Verbesserungen der Theorien durch Widerlegung. Ziel ist also nicht das Ablösen von Theorien, sondern die Antwort auf die Frage, nach welcher Gesetzmäßigkeit dieses oder jenes funktioniert und man nimmt auch an, daß diese Gesetzmäßigkeiten konstant gelten. Der stete Wechsel ist nur die “Krücke” um dieses Ziel zu erreichen. Der Mensch hat somit eine Ahnung, eine Überzeugung, daß es so etwas wie eine letzte Antwort geben muß – ich rede jetzt nur von Naturgesetzen – sonst würde er nicht danach suchen. Da fällt es mir schwer den steten Wechsel der Verbesserung, die “Krücke” als das große letzte Ziel anzusehen. Zumal, falls überhaupt, werden wir das sowieso nicht erleben.

  13. christliches Fundament neu finden

    Man stelle sich vor, wir würden im Rahmen der Glaubensaufklärung feststellen, dass das anfängliche Fundament des christlichen Glaubens weder die katholische Kirchenlehre ist, noch die biblische Schrift war, sondern es bei der Offenbarung Jesus um den Logos ging, das Neue Testament auf die in griechischer Naturphilosophie bzw. im antiken Monismus deutlich werdenden Logik, Vernünftigkeit allen Lebensflusses gründete, die heute in der Evolutionslehre aufgeklärt nachzudenken ist.

    Müsste ich dann als Mensch mit einem völlig naturalistischen Weltbild zum neuen Atheisten werden oder zum neu-testamentlichen Monotheist?

  14. Alle sind Un-/Irr- o. Andersgläubig

    Da vom Standort des Betrachters beobachtet wird, ist dieser jeweils der Rechtgläubige.:-)

    Absolute Neutralität, Objektivität, Subjektivietät gibt es nicht.
    Hoffnungen und Sorgen, ob zum Aktuellen oder Zukünftigen sind nicht so unähnlich. Aber die Vorstellung wie man annähernd zur Gerechtigkeit kommt sind unterschiedlich. Und es kann auch Selbstgerechtigkeit sein. Genau genommen ist es die Grundlage, um Gerecht sein zu können.

    Je nach Erfahrung weiß man auch, was man nicht mehr für sich wollte, bzw. für Nachfahren will.

    Fundamentalismus ist ursächlich Selbstbezeichnung von Protestanten, die Irrtumslosigkeit der Schrift vertreten haben
    Selbige gibt es nach wie vor. Aber dank dessen dass der Begriff heute bekannter ist, auch heute negative Assoziationen, im Zusammenhang mit terroristischen Islamisten weckt, grenzen sich manche irrtumslos gläubige Protestanten von dem Begriff ab, andere bezeichnen sich bewusst selbst so. Fundamant ist dann hauptsächlich Jesus, bzw. die überlieferte Aussage Jesus: Ich bin die Wahrheit….mit Personenkonzentrierter Vorstellung. Zum Komplott gehört personifizierter Teufel. Krishna hat zwar 500 Jahre früher ähnliche Aussage wie Jesus gemacht, aber das zählt dem Fundi nicht. Der Witz ist, man könnte sie nicht unterscheiden, wenn sie wiederkämen, weil keine polizeidienstlichen Kennzeichen da sind.
    Der Gläubige unterscheidet keine Wassertropfen, wenn er mit dem seinerseits Verehrten redet.

    Ich denke, jeder Mensch, der Namen hatt/e, hat ca. 2/3 Wasser im Körper, wie es auch insgesamt auf der Erde ist. Der Gang ist der Weg. Wasser-Blutkreislauf.

    Gefühle werden bei Fundamentalisten teilweise mit Predigt, Musik, etc. stark aufgeheizt, bis hin zu Trancezuständen. Folglich sind Betroffene einfältig überzeugt von Weiterem. Gemeinschaften kleiner, ist u. U. auch ein Kuscheleffekt. Daneben aber auch die übermäßige Kontrolle, mit u. U. mit völlig unnachvollziehbaren Vorgaben. Das hat teilweise erhebliche Isolierung zur Folge. Was nicht Gleiches glaubt ist ungläubig, gottlos usw.. Ansonsten ist u. a. Mission/Evangelisation im Netz, damit die verehrten Gurus, mit Himmelsgarantieschein….allein aus Glaube selig oder Glaubswahrheit satt werden, der Turm warm bleibt, Engel sich über bekehrte Sünder freuen.:-)

    Atheist war früher Schimpfbezeichnung der Christen. Aber so wie der Begriff “Schwule” hat man den Begriff irgendwann übernommen. Gay war sinngemäß ein Begriff der Quäker für Kult, mit Ritualen. Heute denkt jeder beim Begriff Gay an Homosexualität. Quäker war Schimpfbezeichnung, Pfaffe war Ehrenbezeichnung…Man könnte unendlich fortsetzen. Begriffe und Bedeutungen wandeln sich und damit sind auch manchmal Denk-und/oder Ausdrucksfehler.
    Je nach Ausmaß ist es manchmal zu Haare raufen. Poesie ist schön, aber weit weg von Wissensvermittlung.
    Vermeintlich sieht man folglich mit dem Auge, im transplantierbarem Herzen, erleuchtet und auserwählt besser wie andere. Zudem ist man u. U. schon fast beleidigt, dass auch Gefühle im Gehirn verarbeitet werden, andere durchaus auch Gefühle haben. Das die Sonne nicht untergeht, der Mond Licht von Sonne und Erde hat, macht nichts. Bibel ist quasi irrtumslos Gott. Selbiges ist für Fundis und höchste Autorität in allen Lebenslagen. Waschmaschinenanleitung ist Blutwäsche in Jesusblut.
    Bei Extremkatholiken, ist aber auch nicht viel anderes mit Kirchenlehre.
    Ich gehe lieber zur realen Blutspende, die wirklich reinigend ist.
    Wenn ich erkenne, dass ich Fehler erkannt habe, entschuldige ich mich bei der Person, die realen Schaden davon hat, bzw. schau, ob ich es ausgleichen kann.

    Shalom

  15. Monotheismus Wissenschaft: Wahrheit

    Hat es der Monotheismus wirklich nicht mit der Wissenschaft?

    Warum ist der monotheistische Wahrheitsanspruch – seit Eschnatons rationalem Bezug zu einer Logik der realen Schöpfung – so absolut?

    Könnte es nicht sein, dass der monotheisitsche Wahrheitsanspruch genau auf das gründet, was die Wissenschaft als Weltrealität erklärt, als deren Anwalt heute der neue Ahteismus auftritt?

    Im Christentum hätte sich der absolute Wahrheitsanspruch des Monotheismus in enormer Weise verschärft, lese ich gerade in einem Beitrag des Heidelberger Glaubensgeschichts-Forschers Jan Assmann.

    Wer den den Grund des christlichen Glaubens nicht in einem mystischen Gottesbild sieht oder gar einem Wanderguru, der allgemein als Offenbarer gilt, sondern darin ein kulturnotwendiges Bild, für den aus griechischem Welt-Wissen, dem logischen Fluss allen Werdens abgeleiteten neu offenbarenden Logos, der als ewiges Wort der Juden verstanden wurde, das auch die Prophten nicht aus den Nasenlöchern zogen, sondern im sog. Exil, erster Glaubensaufklärung (Wandel vom Mythos zum Logos) in antiken Hochkulturen, verstanden, der denkt in völlig neuer Weise darüber nach, warum der Wahrheitsanspruch der Christen so absolut ist.

    Der kann auch verstehen, warum sie damals als ein Art “neue Atheisten” galten und von den Schriftgelehrten und Priester, die das gesamt Volk aufhetzten, angeklagt wurden. Wir kennen die Story und wo sie endete:
    “Auf-verstehung” ist angesagt. Somit auch Versöhnung zwischen neuem Atheismus und altem Glaube.

    Wie bald ist Ostern?

    Gerhard

  16. Sind Naturalisten Jünger Jesus?

    Der Neue, in Gegenerschaft zum Kreationsismus entstandene, naturalistisch begründe Atheismus wirft die seit Darwin ungelöste Frage neu auf. Darwin war eine Stufe auf der Treppe der biologischen und kulturellen Evolution, die den theologischen Dogmenapparat, der bisher eine echten Antwort schuldig geblieben ist, in Bewegung brachte.

    Doch nach Darwin lässt sich erst auch das empirisch belegen, was das Wesen des Neue Testament ausmacht und selbst der vielgescholtene, aufgrund seiner Vorpägung und Kirchenverantwortung im rein biblischen Fundament bleibende Cheftheologe der Christen in Wirklichkeit als historischen Jesus bekennt:

    Darwin verhalf einer evolutionären Logik (Benedikt XVI. spricht von schöpferischer Vernunft) zum Licht, der wir alles verdanken und die eine bisher rein mystisch-dogmatischen Welterklärung mit neuem Inhalt füllte, so das ausmacht, was die Juden Wort/Vernunft nannten. (Heute in wissenschaftlicher Grammatik zum Ausdruck kommt.)

    Die Univeralisierung des Monotheismus bzw. die Verwandschaft aller Lebewesen, die alle in gleicher Logik scheinbar aus Sternenstaub hervorgegangen sind, ist dabei ein weiterer wesentlicher Schritt, der sich in ähnlicher Weise zur Zeitenwende nachblättern lässt. Während sich das Judentum auf das Gesetz (letzlich Dogmen) berief, die Volksgeschichte bzw. Geschichten, die heute sog. Heiden auf Göttermythen und -gestalten, ging die neue Botschaft der Zeitenwende an Juden und Heiden. Sie ließ griechisch-jüdische Glaubensaufklärer die Prinzipien der philosophisch-monistischen Welterklärungen als Sohn (irdische Vermittlung schöpferischer Wirk-lichkeit) sehen, das natürliche Werden, den modellhaft gezeichneten Lebensfluss als Wort verstehen, dem dann ein zeitgemäßes, kulturgerechtes Gesicht gegeben werden musste. (Das dem Kulturkopf göttergewohnten Heiden und Juden gerecht wurde: Siehe u.A. Gott, Gene und Gehirn)

    Darwin wurde in eine Kulturstufe geboren, in der ein vermenschlichtes Gottesbild als Erklärungsgrund für das Unerklärliche gebraucht wurde, damit die Vorstellung eines logisch-natürlichen Entwicklungsprozesses noch gegen Schöpfung sprach. Und wo nach wie vor ein menschlicher Aufpasser oder jetzt Designer gesetzt wird, da tut man sich schwer mit Krankheiten, Unwetter, Artensterben… macht den menschenartigen Macher verantwortlich oder streitet seine Macht ab. Alle theologisch-naturalistischen oder philosophisch-idealisitischen Versöhnungsversuche der bisherigen Aufklärung sind an einer Gestalt gescheitert, deren Vorstellung die Weisheit des Anfang verbot. (Ein Gottesbild, das zu allem Übel dann einfach auf das Offenbarungswesen der Zeitenwende, das nachweislich die natürliche Logik/Vernunft allen kreativen=schöpferischen Werdens war, übertragen wurde.)

    Nach wie vor scheint es unvorstellbar, ohne eine Aufpasser oder zumindest Zielsetzer auszukommen, mit dem dann weder kreativer (=schöpferischer) Zufall zu vereinbaren, noch das bei Tierarten (evolutions=schöpfungs)taugliche Fressen und gefressen werden zu verbinden sind. Wieso ein weltvernünftiges, evolutions- bzw. Zukunft optimierendes Verhalten der “schöpferischen” Vernunft entspricht, war und ist scheinbar unvorstellbar. Und wieso die Begeisterung für das ganz natürliche Werden dazu befähigen soll, sich an die “schöpferische” Vernunft zu halten, noch weniger.

    Das Abgleiten der Evolutionslehre in einen Sozialdarwinismus, der gemildert derzeit leidvoll erfahrener Wirschaftsalltag, nicht Evolutions- bzw. Zukunftstauglich ist, geht daher nicht auf Darwins Konto.

    Erst sein Darwin können wir das “Wort Gottes” wieder in aller Natur nachblättern, uns für einen “HERR-lichen” Prozess begeistern, aus dem alles auf ganz logische Weis(e)heit hervorgegangen ist, die uns auch von Mikrobiologen oder Kosmologen auf wunderbare Weise erklärt wird. Von Geistes- und Religionswissenschaftlern ist so nachzurechnen, warum auch aufgeklärte Menschen nicht nur die alten Bilder brauchen, sondern auf die zeitgemäße Wahrnehmung einer gemeinsamen schöpferischen Macht/Machart angewiesen sind, um dem Sinn ihres Seins gerecht zu werden.

    Ich geben die Hoffnung nicht auf, dass wir Dank Darwin & Co. heute wieder das aufgeklärt vergegenwärtigen können, was in der Antike Grund einer Glaubensaufklärung war, die den Unsagbaren Gott der Väter in keiner Weise in die Wüste schichte, sondern seine Geschichte fortsetzte.

    Gerhard

  17. Kein Mensch hat die Kapazität persönlich alle Annahmen zu erarbeiten, nachzuvollziehen oder zu verifizieren auf denen er seine Lebensstrategie aufbaut. Er muss zwangsläufig vieles glauben was andere Menschen und Autoritäten bereits erarbeitet haben. Er muss dann auch die Glaubwürdigkeit verschiedener Modelle beurteilen und wird dies Urteil oft nach der Stärke und Macht der Autoritäten, die diese Weltbilder vertreten, treffen. Diese Strategie ist auch grundsätzlich nicht schlecht, denn Weltbilder, die zu zu Nachteilen beim Überleben führen würden, hätten keinen Erfolg gehabt. Insofern sind erstmal alle Menschen Gläubige. Der Atheismus ist eigentlich kein eigenständiges Weltmodell, sondern nur die Erkenntnis, dass die Begründung der historischer religiösen Weltbild durch übernatürliche Akteure ohne Substanz ist.

  18. Lustige Spekulationen

    Lieber Michael,

    ich musste gerade an dich denken, als ich das hier las: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30027/1.html
    Und siehe da, es passt perfekt in dein neues Thema.

    Wie ich sehe, schreiben hier gerade nur religiöse Menschen. Vielleicht ist es für die Runde interessant, wie eine Atheistin darüber denkt.

    Ich bin mir eigentlich nur deshalb bewusst geworden, Atheistin zu sein, weil ich die religiöse Bevormundung in unserem Land beobachtet habe, teils eine daraus erwachsende Verletzung von Menschenrechten. Ich konnte diese Bevormundungen aus dem, was ich über den christlichen Glauben las, gut ableiten. Als Menschenrechtlerin, wie ich mich begreife, ist es mir wichtig, darauf hinzuweisen. Man kann eine Verwirklichung bestimmter Menschenrechte, wie etwa das Recht auf freie Bestimmung über die Beendigung des eigenen Lebens oder das Recht auf Familiengründung, das Recht auf freie Partnerwahl (ohne Vorgabe eines bestimmten Geschlechtes) nur dann erreichen, wenn man auf die religiösen Fundamente aufmerksam macht, die zu diesen Menschenrechtsverletzungen führen.

    Daher erlebe ich den so genannten neuen Atheismus, der eben auch auf religiöse Menschenrechtsverletzungen verweist, als eine große Hoffnung.

    Die Spekulationen darüber, ich müsste mich bestätigen, weil, evt. könnte ja doch was an der Religion dran sein und vielleicht sogar würde ein Gott mich bestrafen, kann ich nur belächeln. Solcherlei Ängste habe ich in keiner Weise. Ich muss mich auch nicht darum kümmern, weil ich ja gar nicht wissen kann, was eine evt. vorhandene übernatürliche Intelligenz von mir will (siehe Pascalsche Wette). 🙂

  19. Diese Häme in der FAZ…

    …mag ich nicht.
    Ich denke, man müsste doch auch noch das anklingen lassen, dass der Artikel von Reinhard Bingener auf eine etwas merkwürdige Weise die “neuen Atheisten” niedermachen will.
    Gestolpert bin nicht nur ich über die Bemerkung:
    “Schmidt-Salomon, der sich gerne als Philosoph bezeichnet”. Auf der Ebene möchte ich nicht mitmachen. Das erinnert mich an den Streit eines Bloggers mit einem Religionswissenschaftler, dem er die wissenschaftliche Qualifikation absprechen wollte und ihn deshalb betont nur als “Religionspublizisten” bezeichnete. (http://blog.dignitatis.com/wordpress/?m=200901).

    Schon merkwürdig auch der Einleitungssatz: “Deutschland soll feiern, dass es [?] vom Affen abstammt”.
    Es folgen hämische Unterstellungen: “Denn die diesseitige Verheißung des Neuheidentums [?!] lautet: schrankenloses Glück durch Hedonismus.”
    Da wird man auch vorsichtig, das gegenüber dem Vorwurf des “ikonographische[n] [?] Rassismus” – von wegen “barbusiger Afrikanerinnen”. Oder mit: “Halblanges Haar, Zwölftagebart und Ohrring zeugen von bewegter Vergangenheit in der linken Szene” (welche “linke Szene” ist denn gemeint? Und gibt es noch anderes als das Outfit, das davon “zeugen” kann?)

    Interessant ist sicher die Nachricht von der Stiftung aus Masterhausen; doch berechtigt das zu der Folgerung?: “Was also ist neu am ‘Neuen Atheismus’? Vor allem [!] : das Geld, das aus Mastershausen im Hunsrück fließt.”

    Zweifel an der intellektuellen Redlichkeit und Fähigkeit der Gegner werden auch so angebracht, dass man die Absicht merkt:
    “versuchen [!] sie deshalb den Beweis zu führen, dass Darwin von den Sozialdarwinisten… missverstanden worden sei”.
    Oder:
    “gelernt, seine Inhalte so zu konfigurieren, dass deren weltanschauliche Absicht nicht unmittelbar einsichtig ist”. Ich merke die Absicht des Herrn Bingener und bin verstimmt.
    Und weil er die Qualifikationen einiger Mitglieder der Giordano-Bruno-Stiftung nicht umgehen kann, benützt er das auch noch, ihr eines auszuwischen: “diejenigen Mitglieder des Stiftungsbeirats, die im Fernsehen auftreten, in Feuilletons schreiben und der Bruno-Stiftung über den Hintereingang [!] den Zugang in die Feuilletons ermöglichen”.

    Nur als denunziatorisch kann ich folgende Sätze verstehen:
    “Die Auffassungen der einst SED-gestützten Freidenker etwa, die schon die Freilassung Slobodan Milosevics forderten und Egon Krenz in einem Telegramm zur Haftentlassung gratulierten, teilt kaum jemand im Koordinierungsrat” – warum trotz des letzten Halbsatzes alles so ausführlich nennen?
    Ebenso:
    “Ernst Haeckel… war Ikone des nach 1900 einflussreichen Monistenbundes und zugleich einer der wichtigen Wegbereiter der Rassenhygiene und des Gedankens vom „lebensunwerten Leben“.” Wer hat sich denn und worin denn genau auf Ernst Häckel gestützt?

    Kurz: Lieber FAKten als solche FAZen. Da wird anderen vorgeworfen, es würde einiges “suggeriert”. Doch, wer schmeißt denn da mit Lehm? Der sollte sich was schäm…

    Basty

  20. Glückwunsch!

    Der Kommentar hat nichts mit dem Thema zu tun, aber ich habe das Siegel(? oder wie nennt man das korrekt?) oben an deinem Blog bemerkt, also Herzlichen Glückwunsch zum Scilogs-Preis 2009!

  21. @Beate, Verletzung v. Menschenrechten

    Menschenrechte gehen in erster Linie auf Menschen, ohne Glaubenslehre, verbale Glaubensbekenntnisse, Rituale,
    Spukgeister zurück..
    Die übernatürliche Intelligenz ist Bewegungsenergie. Es war, ist, wird. Dein Ausatmen, deine Hautzellen sind schon jetzt teilweise in der Wolke. Im Hinblick Zukunft sind die Meterologen die sichersten Propheten.
    Ansonsten ist das eigene Gewissen, soweit es nicht andere mit Gewalt stört, maßgeblich. Jede Tat ist mit Erwartungshaltung gewissermaßen Glaube verbunden, weil man nie vollständig sicher das Ergebnis, im Vorhinein weiß. Ich mache es erst mal mir selbst recht. Denn wenn ich unzufrieden bin, ist die schlechteste Basis, es anderen recht zu machen. Und perfekt werde ich ohnehin nicht. Ich bin Mensch, brauche keine weiteren Etiketten, wie den Namen, im Personalausweis.:-)

    Shalom

  22. Menschenrechte @BeateT

    Wollte da doch auch noch was Verständliches dazu bringen.
    Mensch, Beate, da musste ich doch eben an Sie denken, als ich eben von Arrowman bei den Brights Folgendes las:
    “Um mal Penn Jillette zu zitieren: ‘The lesser of two evil is still evil and the enemy of you enemy is not your freind.’ [Ist wohl gemeint “friend”]. Also, man kann auch ein Übel mit dem andern austauschen.

    Im Klartext, für unser Thema:
    Menschenrechtsverletzungen gab und gibt es durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch so vielerlei, dass es etwas verwundert, ihre Ursache nur oder hauptsächlich in der Religion zu sehen. Ich erinnere mich da an ein interessantes Lied, in dem es heißt “Die Internationale erkämpft das Menschenrecht”. Und weiß von vielen, die da nur bittere Erfahrungen machten, machen mussten – denen dies Lied mit den hehren Zielen im Hals stecken bleibt…
    OK, da haben verschiedene Leute auch ihre Negativ-Erfahrungen mit der Religion und mögen deshalb davon gar nichts mehr wissen. Es käme dabei immer noch drauf an, mit welcher. Sonst klingt es womöglich so, wie bei jemand, der Negativ-Erfahrungen hat mit Erziehung und deshalb ganz auf Erziehung verzichten will. Oder man könnte von einzelnen Kulturleistungen reden wie z.B. Sport; auch dafür gab es schon Verletzungen von Menschenrechten. Aber ist der Sport schuld?

    Und auch anders herum: Für Menschenrechte haben schon so vielerlei Leute etwas unternommen – die haben so vielfältige Wurzeln, dass es etwas verwundert, wenn Leute dafür blind sind und potentielle Bündnispartner im Bereich der Religion einfach nicht wahrhaben wollen.

    Ihre Argumentation verlief sowieso mehr auf der Welle einer möglicherweise sehr berechtigten moralischen Empörung. Analytische Klarsicht könnte dies sinnvoll ergänzen.

    Basty

  23. @ all

    Für die leidenschaftliche und hoch interessante Diskussion möchte ich zunächst einmal herzlich danken! Das ist wirklich großartig und ich habe jeden Kommentar mit Interesse gelesen.

    Da das Phänomen des “neuen Atheismus” ja erst erforscht wird und ich mich ungern an reinen Spekulationen beteilige, umso mehr für Meinungen anderer interessiere, halte ich mich ein wenig zurück. Zum FAZ-Artikel und den folgenden Diskussionen (muss die GBS auch einstecken können? etc.) hatte ich mich bereits hier geäußert:
    http://religionswissenschaft.twoday.net/…603985/

    “Neu war mir auch, dass z.B. der humanistische Pressedienst, fowid, der Zentralrat der Ex-Muslime und die Stiftung selbst maßgeblich aus der gleichen Quelle (einem religionskritischen Multimillionär) finanziert werden.

    Allerdings möchte ich aus persönlicher Erfahrung auch darauf hinweisen, dass die Giordano-Bruno-Stiftung und ihr Beirat keinen weltanschaulich geschlossenen Block darstellen, sondern sehr unterschiedliche Personen, Fachrichtungen und Anschauungen versammeln. Dass sich auch humanistische Weltanschauungen schlagkräftig zu organisieren versuchen, (sinnigerweise über die historisch tief religiöse Form einer Stiftung und mit Namensbezug auf einen Mönch) halte ich für ebenso interessant wie statthaft. Für eine freiheitliche Gesellschaft ist (auch religiös-weltanschauliche) Vielfalt keine Bedrohung, sondern eine Chance.”

    Von den Kollegen aus Berlin erhoffe ich mir und uns spannende Erkenntnisse und sage auf jeden Fall Bericht und Verlinkung im Blog zu!

  24. @ BeateT: David Voas

    Hallo Beate,

    klasse, dass Du einmal wieder vorbeischaust! Und kämpferisch wie eh und je! 🙂

    Danke auch für den Hinweis auf die Voas-Studie. Ich hatte sie vor einiger Zeit schon mal überflogen, da ich aber ja eher über die Evolution der Religiosität arbeite (und also eher an vielen Generationen als an Zeitgeschichte interessiert bin), hatte ich es damals nicht vertieft. Ein Fehler, wie ich jetzt gesehen habe.

    Die Anmerkungen zur Studie von David Voas hätten einen Kommentar gesprengt, daher hier:
    http://religionswissenschaft.twoday.net/…616169/

    Auch daher also vielen Dank für Kommentar und Anregung! Alles Gute, gerne bis bald!

  25. @ Petra Zugschwerdt: Danke…

    …ich bin selber immer noch sehr baff…

    Habe gerade einen Beitrag zu Deidesheim geschrieben:
    http://www.chronologs.de/…dank-f-r-scilogs-preis

    Bloggen anzufangen war eine tolle Idee! Auch, weil man damit Menschen wie Dir on- und offline begegnet! Spätestens auch wieder 2010 in Deidesheim! 🙂

  26. Neuer Atheimus

    Ich empfehle jedem, der das Erstarken des (neuen) Atheismus bedauert, einen Blick in das Buch zu werfen „Abschied von der Bibel – vom alten Glauben zum neuen Wissen“. Mir ist ( als ehemals gläubiger Christ) bei der Lektüre ein Licht aufgegangen, das ich jedem Gläubigen und Ungläubigen ebenfalls wünsche. Dort werden alle Themen – die auch hier diskutiert wurden – ausführlich behandelt und für jeden logisch nachvollziehbar zur eigenen Entscheidung offeriert. Nach den unzähligen Wirrungen und Irrungen der monotheistischen Religions-Variante im Laufe der Menschheitsgeschichte ist es höchste Zeit, Abschied zu nehmen von der Tora, der Bibel und dem Koran. Die rasante Zunahme naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, die sich alle drei Jahre verdoppelt und uns inzwischen mehr Segen und Heil beschert hat als der dreitausend jährige Glaube an die Phantasiefiguren Jahwe, Jesus und Allah, macht ein Umdenken zwingend erforderlich. Siehe zum „Abschied von der Bibel“ die Leseproben bei AMAZON und GOOGLE.

  27. Glaube und Aberglaube

    Wenn die evolutionären Vor- und Nachteile des Gottesglaubens untersucht werden sollen, dann darf man das weite Feld des Aberglaubens nicht ausschließen. Astrologie, Wahrsagen, Kartenlegen, magische Zirkel und vieles andere mehr werden seit Jahrtausenden praktiziert … mit welchem evolutionären Nutzen ? Alle spirituell-mystisch-magischen Bedürfnisse entspringen einer subjektiven „Veranlagung“, die sicherlich genetisch vorprogrammiert ist und durch eine entsprechende Umwelt gefördert (oder gedämpft) wird. Die Beobachtungen, die jeder in seinem Umfeld machen kann, lassen erkennen, dass auch Menschen, die keiner Konfession mehr angehören, weiterhin für andere Arten von Aberglauben empfänglich sind.
    Insofern stimme ich Lichtenberg und Feuerbach zu: Der Mensch schuf sich seine Götter nach seinem eigenen Abbild.

    Ohne die physikalische, chemisch, biologische NATUR der Menschen erforscht zu haben, können wir keine wissenschaftlich fundierten Aussagen über die unterschiedlichsten Bedürfnisse unserer Spezies machen.

  28. @ Ernst Kaltenbach: Evolutionsforschung

    Lieber Herr Kaltenbach,

    da kann ich Ihnen nur zustimmen! Hinter jeder Antwort, die wir finden, tun sich neue, spannende Fragen auf! Und insofern sich weiterhin interdisziplinär offene Forscher und Teams finden, sind für die kommenden Jahre da auch weitere Entdeckungen zu erwarten.

    Einen Themenartikel dazu finden Sie hier:
    http://www.chronologs.de/…eist.de/artikel/982255

    das Heft ist auch noch im Handel.

    Sehr viel ausführlicher den Forschungsstand beleuchtet natürlich das Buch:
    http://www.chronologs.de/…shop.de/artikel/969531

    Und einen Aprilscherz zur Evolutionsforschung zur Religiosität gibt es auch schon! Das Christen-Gen wurde entdeckt! 🙂
    http://religionswissenschaft.twoday.net/…829683/

    Danke für Ihr Interesse und herzliche Grüße!

    Michael Blume

  29. Un-, Eigensinn, sinnvolles Ganzes

    Was ist Gott, bzw. ein Atheist, gemäß Begriffsdefinition?

    Ich meine, man sollte sich nie ungeprüft Etiketten aufkleben oder aufkleben lassen.:-)

    Spr 14,15 Ein Unverständiger glaubt noch alles; aber ein Kluger gibt Acht auf seinen Gang.

    Der Gang ist der Weg, nicht umgekehrt. Der Gang setzt aber Erfahrung voraus.

    Nicht perfekt
    Anfang, immer jetzt, ist das Feuchte, Fließen, (H). Lebendig wurde, bzw. ist es mit Sauerstoff. (O)
    Aus Wasserstoff wurde Helium, (Sonne). Alles was sich mit Helium verbindet, zerfällt.
    Insoweit lagen die Juden nicht falsch darin, die Sonne nicht zum Gott zu machen. Denn nicht das Brennen, sondern das Leuchten (lächeln) d. h. die Wirkung ist wesentlich.

    Beim Menschen ist am Anfang Fruchtwasser =Gefühl ohne Verstehen, Kennen.

    Das Gehirn nicht fertig, Sinnesorgane in Fähigkeiten nicht völlig ausgebildet, weint ein Neugeborenes z. B. zunächst nicht. Es ist das, was Mensch und Tier letztlich unterscheidet. Vielleicht meinte man deshalb, Tiere haben keine Seele. Ich meine, wo Schmerz, egal wie geäußert wird, ist Seele.

    Ein Säugling prüft zunächst ohne Wissen vorrangig mit Nase und tasten,lernt so kennen. Bezeichnung folgen später.
    Bei meiner Schwester (4 Jahre jünger) konnte ich es zuerst beobachten. Prüfen mit riechen. Meine Pflegekinder hatten sogenanntes Schnüffeltuch.

    Glauben = fürwahrhalten = ungeprüft, unbekannt! Unbekanntes kann man nicht lieben.

    Es heißt: “Du sollst Gott lieben!”
    Es heißt nicht, du sollst Gott glauben = fürwahrhalten.

    Lieben ohne Kennenlernen funktioniert nicht.

    Was man liebt, braucht man nicht glauben (führwahrhalten)

    Leider ist das Recht auf Wasser noch nicht in Menschenrechte aufgenommen.
    Ich erwarte, dass es wird.
    Küssen ist der schönste Wasseraustausch.
    Energie suchen ist Verschwendung. Sorgsam mit dieser umgehen, ist besser.

    Ich weiß nach bestem Wissen, was vor meiner Nase, die vorläuft (fließt) Deshalb folge ich der Nase (dem Wohlgeruch)nach, statt imaginärer Person. Liebe geht durch die Nase, mit Essen durch den Magen. Genauso wie beim Säugling

    Materialistisch? Unsinn! Auch in der Wolke, die durch Ägypten führte war Staub. Ohne Staub ist keine Kondensation.

    Gott ist natürlich, nicht unnatürlich.
    Natürliches ist zu leben, zu lieben.

    Was sinnvolles Ganzes ist? Ein sinnvolles Ganzes, bzw. „die“ Form/ Gestalt, ist nicht auszumachen, weil der sogenannte Weltraum „grenzenlos“ kein Raum ist. Zeit ist! Unbegrenzt Schwingung, reine Gestaltung, Darreichung, ist Sinn.

    Shalom

  30. Neuer Atheismus im Vormarsch

    @Michael Blume
    Religiös vergemeinschaftete Menschen gründen durchschnittlich stabilere und kinderreichere Familien, spenden häufiger und sind häufiger ehrenamtlich aktiv und sind glücklicher.
    Wie heißt es doch: Glaub keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast!
    Nach Umfragen des „Eurobarometers” besuchen in der Europäischen Union i.M. nur noch vierzehn Prozent der Bürger jeden Sonntag einen Gottesdienst, davon die Hälfte nur noch einmal im Jahr. In den skandinavischen Ländern, in denen nach einer EU-Umfrage die „zufriedensten Europäer“ leben, ist der Kirchenbesuch am geringsten. In Finnland beträgt er ein Prozent, in Dänemark zwei und in Schweden drei Prozent. Auch in Norwegen ist der Gottesdienstbesuch massiv zurückgegangen, so müssen viele der rund 1620 Sakralgebäude abgerissen oder umgewidmet werden, etwa zu Jugendclubs.

    Gerade in diesen religiös unterbelichteten Ländern ist besonders bei der Jugend die ehrenamtliche Tätigkeit am ausgeprägtesten. Ich , als ehemaliger DDR-Flüchtling, muß zugeben, dass auch in Ostdeutschland die ehrenamtliche Tätigkeit zahlreich praktiziert wurde, und auch heute noch eine ostdeutsche Tugend geblieben ist. Von der Solidarität und gegenseitigen Hilfsbereitschaft der Ostdeutschen können die (vorwiegend christlichen) Westdeutschen eine Menge lernen.

    Bekanntlich haben die Nordeuropäer für transzendentale Mystik und Spiritualität so gut wie keine Ambitionen. Auch milliarden Ostasiaten haben für transzendentale Spinnereien kein Ohr. Sind sie deswegen unglücklicher? Zweifellos haben sie ein anderes Genpool als die „religiös vergemeinschafteten“ Europäer und Amerikaner. Insofern müsste es für alle Religionswissenschaftler höchst interessant sein, sich auch mit dem religiösen Verhalten anderer Völker und Kulturen zu befassen … allerdings gemeinsam mit Völkerkundlern und Humanbiologen.

    Die (äußerlich) stabileren Ehen z.B. der Katholiken haben genauso wie deren (meist ungeplante) Kinderzahl ganz andere Ursachen als jene, die sie vermuten, Herr Blume. Und wie steht es mit dem (ungewollten) Kinderreichtum des schwarzen Erdteils? Auch religiös bedingt? Ist etwa das Kondomverbot des „Stellvertreters Gottes“ ein himmlischer Segen, der zur weiteren Aids-Ausbreitung und somit zu einer weiteren Verelendung der davon betroffenen Völker führt? Ist überhaupt Kinderreichtum angesichts der Besorgnis erregenden weltweiten Verknappung von Nahrung, Trinkwasser und lebensnotwendiger Ressourcen immer noch eine monotheistische TUGEND? Auch für Sie persönlich, Herr Blume?

    Überschätzen sie nicht die (angeblichen) Vorteile der monotheistischen Kindererziehung? Was hat denn die christliche Schulbildung des Mugabe und anderer afrikanischer Diktatoren gebracht? Mugabe ist zwar ein eifriger Gottesdienstbesucher, ebenso wie der „gottesfürchtige“ G.W. Bush. Bei beiden hat allerdings die frühkindliche, christliche Indoktrination zu keiner Änderung ihrer genetisch bedingten (negativen) Verhaltensweisen geführt. Ich wiederhole: Ohne die physikalische, chemisch, biologische NATUR der Menschen erforscht zu haben, können wir keine wissenschaftlich fundierten Aussagen über die religiösen Bedürfnisse und Verhaltensweisen unserer Spezies machen.

    Schließlich werden Sie, Herr Blume, mit ihrem Versuch, die Religionen pauschal aufzuwerten, die Kriminalgeschichte des Christentums nicht eliminieren können. Zu dem Buch habe ich unter dem Stichwort auf einige Tatsachen hingewiesen, die von ihnen völlig außer Acht gelassen wurden. Warum eigentlich? Sind die Atheisten schlauer, weil sie nicht irgendwelche angebetete Phantasiefiguren (als Basis der Religionen) in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellen, sondern jeden einzelnen Menschen mit seiner spezifischen Biologie höher bewerten als irgendwelche hirnimmanenten Spukgestalten (Glaube und Aberglaube) ? Die rasante Zunahme der „Ungläubigen“ signalisiert, dass diese aus den Irrtümern und verhängnisvollen Fehleinschätzungen der „Religiösen“ gelernt haben und verständlicherweise alles unternehmen, um eine Wiederholung dieses Desasters zu verhindern. Ist das nicht begrüßenswert für die überquellende, stets weiter verarmende Menschheit ?

  31. @ Ernst Kaltenbach: Europa

    Lieber Herr Kaltenbach,

    danke für Ihre Anfragen. Selbstverständlich ist, wie ich immer wieder betone und Sie auch “herausgefunden” haben, Religiosität nicht die einzige Variable, die die Geburtenzahl beeinflusst – vielmehr spielen z.B. wirtschaftliche Verhältnisse (z.B. Agrar- oder Stadtwirtschaft), Bildungsniveaus, das Angebot an Bildungs- und Betreuungseinrichtungen u.v.m. eine große Rolle. Deswegen haben z.B. Italiener durschnittlich deutlich weniger Kinder als Finnen – je innerhalb Italiens und Finnlands weisen aber je die religiös Aktiven deutlich höhere Geburtenraten auf. Sprich: Religiosität ist beileibe nicht die einzige, aber eine unabhängig wirksame Variable.

    Eine europäische Studie dazu finden Sie z.B. hier:
    http://www.oeaw.ac.at/…-Berghammer_pp271-305.pdf

    Und hier habe ich Ihnen und anderen Interessierten auch ein ganzes Verzeichnis online frei abrufbarer Studien zusammengestellt. Enjoy:
    http://www.blume-religionswissenschaft.de/….html

    Und wenn Sie weitere haben oder finden, gerne!

    Dass es für viele weitere Gemeinschaften, wie Mormonen, Amische, orthodoxe Juden usw., keine ernsthafte Hypothese zur Erklärung der hohen Geburtenzahlen ohne Berücksichtigung der Religionszugehörigkeit gibt, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Umgekehrt kennen wir weltweit keine säkulare Gemeinschaft mit vergleichsweise hohen Geburtenraten.

    Persönlich bin ich immer wieder überrascht, wie emotional und bisweilen auch persönlich ablehnend manche (nicht alle!) Atheisten auf Evolutionsforschung reagieren, wenn deren Befunde nicht den eigenen, weltanschaulichen Vorannahmen entsprechen. Eigentlich hatte ich ja Widerspruch vor allem von religiösen Fundamentalisten erwartet – aber das ist ja das schöne an Wissenschaft, man wird doch immer wieder überrascht…

    Mit freundlichen Grüßen

    Michael Blume

  32. Fluch und Segen der Religionen

    Lieber Herr Blume,

    ich bedanke mich für Ihre Links, die ich demnächst studieren werde.

    Sie schreiben „Umgekehrt kennen wir weltweit keine säkulare Gemeinschaft mit vergleichsweise hohen Geburtenraten“.

    Darf ich, Herr Blume, meine vorigen Fragen wiederholen und um ihre Antwort bitten?

    1) Wie steht es mit dem (ungewollten) Kinderreichtum des schwarzen Erdteils? Auch religiös
    bedingt?

    2) Ist das Kondomverbot des „Stellvertreters Gottes“ etwa ein himmlischer Segen, der zur
    weiteren Aids-Ausbreitung und somit zur zunehmenden Verelendung der davon
    betroffenen Völker führt?

    3) Ist überhaupt Kinderreichtum angesichts der Besorgnis erregenden weltweiten Verknappung von Nahrung, Trinkwasser und lebensnotwendiger Ressourcen immer noch eine monotheistische TUGEND? Auch für Sie persönlich, Herr Blume?

    4) Wenn die evolutionären Vor- und Nachteile des Gottesglaubens untersucht werden, dann darf man das weite Feld des Aberglaubens nicht ausschließen. Astrologie, Wahrsagen, Kartenlegen, magische Zirkel und vieles andere mehr werden seit Jahrtausenden praktiziert … mit welchem evolutionären Nutzen ?

    5) Und was ist von dem religiösen Eifer verbrecherischer Sekten (Davidianer, Charles Manson. Paul Schäfer usw.) und der Kreuzzügler, Islamisten und dergleichen zu halten?

  33. @ Ernst Kaltenbach

    Lieber Herr Kaltenbach,

    gerne gehe ich auf Ihre Fragen je kurz ein (wobei sie m.E. eher in andere Threads passen würden bzw. wenig mit dem Neuen Atheismus & der Giordano-Bruno-Stiftung zu tun haben?).

    1) Wie steht es mit dem (ungewollten) Kinderreichtum des schwarzen Erdteils? Auch religiös bedingt?

    Afrika ist noch überwiegend agrarwirtschaftlich organisiert, hier gibt es einerseits regional noch eine hohe Kindersterblichkeit, andererseits dienen Kinder als Arbeitskräfte, Altersversorgung, Schutz. Deswegen ist die allgemeine Geburtenrate höher. Selbstverständlich aber vergemeinschaften sich auch Afrikaner religiös, oft sogar sehr intensiv. Als säkularer Kontinent lässt sich Afrika beim besten Willen nicht bezeichnen…

    2) Ist das Kondomverbot des „Stellvertreters Gottes“ etwa ein himmlischer Segen, der zur
    weiteren Aids-Ausbreitung und somit zur zunehmenden Verelendung der davon
    betroffenen Völker führt?

    Wo hätte ich das je behauptet? Wie kommen Sie darauf, dass ich Ansichten des Papstes per se teilen müsste? Kann es sein, dass Sie die Religionswissenschaft mit den Theologien verwechseln? Die Religionswissenschaft vertritt keine Glaubensannahmen, sondern erforscht Religionen vergleichend und empirisch.

    Allerdings erscheint mir, wenn Sie mir den Hinweis gestatten, Ihre Fragestellung auch recht undifferenziert. Gerade in katholisch geprägten Ländern Afrikas scheint die Aids-Rate nach Auskunft vieler deutlich unterdurchschnittlich ausgeprägt zu sein und die Äußerungen des Papstes scheinen auch deutlich differenzierter zu sein, als von Ihnen wahrgenommen:
    http://religionswissenschaft.twoday.net/…601649/

    3) Ist überhaupt Kinderreichtum angesichts der Besorgnis erregenden weltweiten Verknappung von Nahrung, Trinkwasser und lebensnotwendiger Ressourcen immer noch eine monotheistische TUGEND? Auch für Sie persönlich, Herr Blume?

    Lieber Herr Kaltenbach, im Evolutionsprozess werden Gene über die Fortpflanzung weitergegeben. Punkt. Das gilt für Krebse, Wale, Schnecken und Menschen gleichermaßen. Ob ich das persönlich gut oder schlecht finde, ist schlicht und ergreifend unerheblich – und dass evolutionärer Erfolg nicht einfach als Wert- oder gar Wahrheitsurteil anzusehen ist, habe ich sowohl im Buch wie auch in “Homo religiosus” deutlich gemacht.

    Wie darf ich aber Ihre Anspielung auf meine Person und meine Kinder verstehen? Soll ich mich ernsthaft dafür rechtfertigen, dass ich Kinder habe und mich darüber freue? Finden Sie nicht, dass Sie hier ggf. etwas weit gehen – und allzu persönlich werden?

    4) Wenn die evolutionären Vor- und Nachteile des Gottesglaubens untersucht werden, dann darf man das weite Feld des Aberglaubens nicht ausschließen.

    Wer tut das? Ich forsche und lese, soviel ich kann und habe mich auf Forschungen zur Religiosität definiert als “Verhalten zu übernatürlichen Akteuren” spezialisiert. Darüber hinaus freue mich über jede weitere, empirische Studie und Perspektive beispielsweise zu Fragen der Spiritualität oder der von Ihnen benannten Phänomene sehr. So habe ich beispielsweise auch schon zu UFO-Religionen geschrieben, einem sehr interessanten Sonderfall ( http://www.blume-religionswissenschaft.de/…5.pdf ) und wäre an entsprechenden Studien etwa zu Astrologie, Kartenlegen etc. sehr interessiert!

    Astrologie, Wahrsagen, Kartenlegen, magische Zirkel und vieles andere mehr werden seit Jahrtausenden praktiziert … mit welchem evolutionären Nutzen ?

    Mir ist keine Studie (und auch keine Gemeinschaft) bekannt, die einen solchen Nutzen dieser Verhaltensweisen generell nachweisen würde. Aber natürlich könnte es diese Nutzenfunktionen geben oder beispielsweise in vorschriftlicher Zeit gegeben haben. Vielleicht haben wir es aber auch “nur” mit Epiphänomenen anderer Gehirnfunktionen zu tun, die (wie der Atheismus) unter Selektionsdruck stehen. Lieber Herr Kaltenbach, ja, es wäre sehr spannend, auch darüber mehr zu wissen! Leider hat auch mein Tag nur 24 Stunden, aber ich würde mich sehr freuen, wenn Sie oder andere auch diese Themen empirisch vertiefen würden! Es gibt noch so viel zu entdecken!

    5) Und was ist von dem religiösen Eifer verbrecherischer Sekten (Davidianer, Charles Manson. Paul Schäfer usw.) und der Kreuzzügler, Islamisten und dergleichen zu halten?

    Mir scheint: Umso besser wir die Natur des Menschen (einschließlich seiner Religiosität) verstehen, umso besser können wir in Zukunft hoffentlich auch extremistischen Bestrebungen entgegen wirken, wie es sie von religiöser und atheistischer Seite mit Millionenopfern gegeben hat. Und selbstverständlich erforschen wir Religionswissenschaftler auch, wie es z.B. zu Kriegen oder Attentaten, Hexenverbrennungen, Menschenopfern o.ä. kommen konnte und kann. Auf meinem Privateblog finden Sie zahlreiche Beiträge zu diesen und anderen Themen, z.B. zum Massenselbstmord von Heavens Gate hier:
    http://religionswissenschaft.twoday.net/…588142/

    Und hier in Natur des Glaubens finden Sie z.B. auch einen Beitrag über die Religion der Shaker, die auf Nachkommen meinten komplett verzichten zu können:
    http://www.chronologs.de/…-kurze-bl-te-kinderlos

    Auch hier gilt also: Lassen Sie uns soviel wissenschaftliche Erkenntnisse wie möglich zusammentragen, suchen und erarbeiten, klar!

    Aber ebenso gilt: Wohl kein Musikwissenschaftler würde die Evolutionsforschung zur Musikalität deswegen aufgeben, weil mit Musik auch manipuliert, gehetzt und sogar gefoltert werden kann. Kein Sprachwissenschaftler würde die Erforschung der Sprache beenden, weil diese für allerhand Verbrechen benutzt wurde und wird. Eher schon würde den Musik- und Sprachwissenschaftler interessieren, warum sich dennoch diese Fähigkeiten in unserer Spezies so erfolgreich ausgebreitet haben. Und genau das Gleiche gilt für die Religionswissenschaft auch.

  34. Ernst Kaltenbach @ Michael Blume

    Lieber Herr Blume,

    Sie haben gefragt: „Wie kommen Sie darauf, dass ich Ansichten des Papstes per se teilen müsste?“

    Gegenfrage: Wo habe ich diese Behauptung aufgestellt? Ich hatte fünf Fragen gestellt, die sich auf einige Negativseiten der Religionen beziehen. Mehr nicht.

    Zur Frage 2) schreiben sie: „Gerade in katholisch geprägten Ländern Afrikas scheint die Aids-Rate deutlich unterdurchschnittlich ausgeprägt zu sein und die Äußerungen des Papstes scheinen auch deutlich differenzierter zu sein, als von Ihnen wahrgenommen“. Hier machen sie sich allerdings die Position des Papstes zu eigen.

    Gegenfrage: Darf ein „Religionswissenschaftler“ nicht NEUTRAL sein?
    In der SZ vom 12.3.09 konnte man zum selben Thema eine andere Meinung lesen: „Dorothy Ngoma versucht seit über 10 Jahren ihre unwissenden Landsleute über eine vernünftige Familienplanung aufzuklären. Wenn man sie fragt, was sie von der Sexuallehre der katholischen Kirche hält, holt sie tief Luft und sagt: „Gott hat uns Menschen doch Verstand gegeben.” Nur ein Männerverein wie der Vatikan, findet sie, bringe es fertig, Familienplanung zu verbieten, und das in Afrika. „Ich sehe, wie diese Frauen unter ungewollten Schwangerschaften leiden, Jahr für Jahr.. Und dann sagt man ihnen: Keine Abtreibung, du musst das Baby kriegen, selbst wenn es dich umbringt.” Sie wird jetzt ärgerlich, erzählt von den dunklen Ecken auf Malawis Märkten, wo von zweifelhaften Medizinmännern weggemacht wird, was nicht verhütet worden ist. Bis zu 40 Prozent der Todesfälle von Müttern gehen auf solche Abtreibungen zurück (… usw.).
    In meiner Frage 3) ging es um den Kinderreichtum als monotheistische TUGEND, das vor 3000 Jahren verständlich gewesen sein mag … angesichts der heutigen globalen Verhältnisse aber zu globalen Katastrophen führt. Meine Bitte um ihre persönliche Meinung bezog sich einzig und allein auf dieses Faktum und soll nicht als „Anspielung auf ihre Person und ihre Kinder“ verstanden werden. Auch ich habe mehrere Kinder, die ich nicht missen möchte, genauso wie sie.

    Ihre Definition der Religiosität als “Verhalten zu übernatürlichen Akteuren” scheint bereits eine Existenz von voraus zu setzen, die bislang noch keiner beweisen konnte.
    Auch der von ihnen erwähnte Massenselbstmord von Heavens Gate , der auch im Buch „Abschied von der Bibel“ behandelt wird, ging von der irrigen Annahme aus, dass „übernatürliche Akteure“ existieren.

    Kann die Religionswissenschaft überhaupt eine streng NEUTRALE Wissenschaft sein? Nach meinem Verständnis wird doch jede WIUSSENSCHAFT abgegrenzt von Mythos, Kunst und Religion, Meinen und Glauben. Ich kann diese Abgrenzung auf ihrer Homepage nicht finden.

  35. Sachlichkeit

    Lieber Herr Kaltenbach,

    danke für Ihren letzten Beitrag, auf den ich gerne eingehe.

    Hier machen sie sich allerdings die Position des Papstes zu eigen.

    In keiner Weise. Persönlich bin ich ein klarer Befürworter von Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung und würde mir wünschen, dass auch die kath. Kirche hier mehr förderte! Allerdings halte ich umgekehrt auch nicht viel von Polemik – und sehe bislang keine überzeugende Datenbasis, wonach praktizierende, katholische Christen in Afrika oder sonstwo stärker von AIDS betroffen wären als andere (die vorliegenden Daten signalisieren m.E. eher das Gegenteil). Auch ärgert mich der mancherorts durchschimmernde Rassismus in der Argumentation: Katholische Afrikaner sollen also einerseits unfähig sein, ein treues Eheleben nach päpstlichen Maßgaben zu führen, andererseits aber das Kondomverbot des Papstes streng befolgen? Und für Europäer gilt dann wohl das Gegenteil? Was für ein Menschenbild steht denn hinter diesen Annahmen? Ohne solides Datenmaterial ist es gerade meine Pflicht als “neutraler” (!) Religionswissenschaftler, solchen “Thesen” so lange zu widerstehen, bis ernsthaftes Datenmaterial diese belegen. Und solches sehe ich bisher nicht. Also, von mir eine klare Standortbestimmung: Ja zur Sexualaufklärung und Familienplanung, aber nein zu obskuren antikatholischen und rassistischen Stereotypen.

    In meiner Frage 3) ging es um den Kinderreichtum als monotheistische TUGEND, das vor 3000 Jahren verständlich gewesen sein mag … angesichts der heutigen globalen Verhältnisse aber zu globalen Katastrophen führt.

    “Tugend” ist bereits ein wertender (also theologischer oder philosophischer) Begriff, keiner der wissenschaftlichen Beschreibung mehr. Wenn wir in der Evolutionsforschung “beschreiben”, dass Verhalten A die Fortpflanzung begünstigt, dann ist das erst einmal nichts weiter als eine neutrale, wissenschaftliche Beobachtung. Ganz fachlich formuliert: Der differentielle Reproduktionserfolg über mehrere Generationen hinweg ist ein eindeutiger, darwinscher Fitnessindikator.

    Meine Bitte um ihre persönliche Meinung bezog sich einzig und allein auf dieses Faktum und soll nicht als „Anspielung auf ihre Person und ihre Kinder“ verstanden werden. Auch ich habe mehrere Kinder, die ich nicht missen möchte, genauso wie sie.

    Dann sind wir uns ja einig. Und wahrscheinlich vertreten wir auch beide die Auffassung, dass nur jene Menschen Kinder bekommen sollten, die das auch wollen. Und dass wir in Deutschland und Europa nun wirklich kein Problem der Bevölkerungsexplosion haben…

    Ihre Definition der Religiosität als “Verhalten zu übernatürlichen Akteuren” scheint bereits eine Existenz von voraus zu setzen, die bislang noch keiner beweisen konnte.

    Hier irren Sie. “Übernatürliche Akteure” (engl. supernatural agents) sind gerade dadurch definiert, dass sich ihre (Weiter-)Existenz nicht empirisch belegen lässt. Dies gilt für Ahnen, Geister, Bodhisatvas, Götter, Außerirdische usw. Erklärungsbedürftig war, warum sich Menschen zu diesen nicht nachweisbaren Akteuren verhalten und warum sich dieses Verhalten in der Evolution so dynamisch durchgesetzt hat.

    Im übrigen handelt es sich hierbei nicht nur um “meine” Definition, sie wird von zahlreichen Forschern im Rahmen der Evolutionsforschung zur Religiosität verwendet.

    Auch der von ihnen erwähnte Massenselbstmord von Heavens Gate , der auch im Buch „Abschied von der Bibel“ behandelt wird, ging von der irrigen Annahme aus, dass „übernatürliche Akteure“ existieren.

    Genau deswegen habe ich ja auch diesen angeschaut, studiert und hier thematisiert! Auch Menschenopfer und Selbstmordattentate wurden zugunsten von übernatürlichen Akteuren verübt. Zum einen sind auch dies nicht zu übergehende Fallstudien, zum anderen verdeutlichen sie das Rätsel, warum die Effekte religiöser Vergemeinschaftung insgesamt reproduktiv erfolgreich sind, obwohl auch offenkundige Fehlentwicklungen entstehen. Die Antwort liegt (nach von Hayek) in der kulturellen Evolution: Religionen sind inhaltlich kaum festgelegt, aber im historischen Wettbewerb setzen sich auf Dauer immer wieder jene Lehren durch, die auch demografisch erfolgreich sind. Einen eigenen Beitrag zu Wettbewerb & Aberglauben finden Sie hier: http://www.chronologs.de/chrono/blog/natur-des-glaubens/fa-von-hayek/2008-04-28/weisheit-aus-aberglauben-die-frazer-hayek-konvergenz

    Kann die Religionswissenschaft überhaupt eine streng NEUTRALE Wissenschaft sein?

    Sie ist dem methodologischen Agnostizismus verpflichtet und in ihr forschen atheistische, agnostische und religiöse Forscher Seite an Seite. Mein Doktorvater ist z.B. ein sehr bekannter Religionskritiker. Gerade die Vielfalt unseres Faches gibt uns die Chance, nach wissenschaftlich belastbaren Befunden zu forschen, statt einseitig zu werden.

    Nach meinem Verständnis wird doch jede WISSENSCHAFT abgegrenzt von Mythos, Kunst und Religion, Meinen und Glauben. Ich kann diese Abgrenzung auf ihrer Homepage nicht finden.

    Das mag daran liegen, dass die Religionswissenschaft ja gerade Mythen und Religionen sowie die Konstruktionen von Meinungen und Glaubenswahrheiten erforscht. Sie scheinen die Annahme zu vertreten, Wissenschaft und Religion verhielten sich zueinander wie Wasser und Feuer und schlössen sich aus – was selbst eine Glaubenshaltung ist.

    Selbstverständlich betreibe ich Religionswissenschaft streng methodologisch-agnostisch und unterscheide zwischen empirischer Beschreibung und persönlicher Bewertung (siehe oben).

    Mit freundlichen Grüßen

    Michael Blume

  36. Pakt zw. Staatsgewalt und Christentum

    @ Michael Blume

    Lieber Herr Blume, ich bedanke mich für ihre letzte Stellungnahme, zu der ich noch einiges
    klarstellen müsste. Doch ich befürchte, dass wir uns damit immer weiter vom Ursprungsthema entfernen würden. Ich erlaube mir daher, zu ihrer Eingangsfrage zurück zu kommen.

    Sie hatten am 26. März 2009, 18:28 gefragt:

    Die Unterscheidung zwischen altem und neuen Atheismus kommt nicht von den Atheisten sondern von den heutigen Christen, die es seit Paulus gewohnt sind, in jeder Staatsgewalt „Diener der Götter“ zu sehen.

    Bekanntlich hatten die Begründer des neuen Theismus „Christentum“ Petrus, Paulus alle Mühe, um sich gegen die zahlreichen Konkurrenten – aus den Reihen der Jesuaner und Nazarener – durchzusetzen, was ihnen schließlich nur mit Hilfe der Staatsgewalten gelingen konnte.

    Im Römerbrief Nr.13 schrieb Paulus an seine Anhänger: „Ein jeder soll sich der obrigkeitlichen Gewalt unterordnen. Denn es gibt keine Gewalt, die nicht von GOTT stammt. Wo eine Gewalt besteht, ist sie von GOTTt angeordnet. Wer sich daher gegen die Gewalt auflehnt, lehnt sich gegen die Anordnung Gottes auf. Wer sich aber gegen diese auflehnt, zieht sich das Gericht (Gottes) zu. Die Obrigkeit ist nicht für gute, sondern für schlimme Taten zum Schrecken.Willst du vor der Gewalt ohne Furcht sein, so handle gut (im Sinne der Obrigkeit), und du wirst bei ihr Anerkennung finden. Sie ist ja für dich Gottes Dienerin zu deinem Besten. Tust du aber Böses (nach Meinung der Obrigkeit), so fürchte sie; denn sie trägt nicht umsonst das Schwert. Sie ist Gottes Dienerin und vollstreckt an dem die Strafe, der Böses tut. Deshalb muss man sich unterordnen, nicht nur um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. Aus diesem Grunde entrichtet ihr ja auch Steuern. Sie sind Gottes Beamte, die diesem Dienst obliegen. So gebt denn jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, wem Steuer, Zoll, wem Zoll, Ehrfurcht, wem Ehrfurcht, Achtung, wem Achtung gebührt“(Römer 13, 1-7)!

    Diese Ermahnungen bezogen sich zu Paulus Zeiten auf das heidnische Römische Reich! Die heidnischen, römischen Obrigkeiten waren in den Augen des „heiligen“ Paulus „Diener und Beamte der Götter Jahwe und Christus“. Der Pakt zwischen der paulinisch-christlichen Kirche und dem Römischen Reich des Kaisers Konstantin ermöglichte den Staatsgewalten ein ungestörtes Streben nach Macht über die paulinischen Christen … mit deren Hilfe sie eine unbeschränkte Herrschaft über Länder und deren Reichtümern sowie
    ein nahezu gottähnliches Ansehen erringen konnten. (Dieser Pakt erinnert uns 1700 Jahre später an das „Reichskonkordat“ zwischen Hitler und dem „Stellvertreter Gottes“ in Rom).

    Das alte ägyptisch-mosaische Herrschaftssystem der Gewaltenteilung zwischen den jeweiligen Volksführern (Pharaonen, Königen, Kaisern) und der sie stützenden, einflussreichen Priesterkaste war nun (dank Paulus) innerhalb der christlichen Staatsgebilde wiederhergestellt .

    Die Früchte, die diesem Pakt zwischen Zepter und Krummstab, zwischen Staat und Kirche entsprungen sind, kennen wir alle. Dieser Pakt wurde über Jahrhunderte von der Menschheit mit Blut und Tränen bezahlt … bis zum heutigen Tage. Dass sich zumindest seit der „Aufklärung“ Humanisten und Atheisten dagegen wehren, kann ihnen keiner verübeln. Dass sie erst seit wenigen Jahren den Versuch wagen, sich zu sammeln und mit bescheidenen Mitteln eine straffere Organisation aufzubauen, muss ihnen hoch angerechnet werden. Wer sollte sonst das Rad einer missratenen Religionsgeschichte zu einer Umkehr bringen, wenn nicht von den heutigen Humanisten und Atheisten ? (Zitiert aus dem Buch

  37. Glauben contra Wissen

    @ Michael Blume

    Lieber Herr Blume, ihre Frage „Was motiviert eigentlich Atheisten zu Missionskampagnen und Spendenaufrufen für antitheistische Werbung?“ dürfte mit der obigen kurzen Erklärung (auch für „Religionswissenschaftler“) erschöpfend beantwortet sein. Im heutigen noch recht jungen Computerzeitalter mit seinem schnellen Informationsaustausch sehen wir mit Freude und Hoffnung, dass sich die Jugend nicht mehr so schnell vor diesem oder jenem Wagen spannen lässt. Mit steigender Bildung werden zunehmend auch die Menschen der dritten Welt den immensen Unterschied zwischen Glauben und verifizierbarem Wissen erkennen und sich mit der Kraft ihrer VERNUNFT für die rasant zunehmenden Erkenntnisse der Wissenschaften entscheiden.

    Bereits vor 180 Jahren hatte Auguste Comte erkannt: „Die drei Stadien der Menschheitsentwicklung sind: metaphysische Spekulation, religiöser Glaube und wissenschaftliche Erkenntnis. Alle Menschheitsideale und ethischen Regeln, die im Jenseits gesucht werden, sind von Menschen dorthin projiziert worden“.

    Heinz Pagels: „Ob ein Gott die Botschaft ist, diese Botschaft schrieb oder ob sie sich selbst schrieb, ist für unser Dasein unwichtig. Wir können ruhig auf den Demiurgen verzichten, denn es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise auf einen Schöpfer der natürlichen Welt, keinerlei Hinweise auf einen Willen oder ein Ziel in der Natur, die über die uns bekannten Naturgesetze hinausgehen“.

    Steven Weinberg: „Mit oder ohne Religion können sich gute Mensche anständig verhalten und schlechte Menschen Böses tun; doch damit Menschen guten Gewissens Böses tun, dafür braucht es die Religion“.

    José Ortega y Gasset: „Der Glaube an die Wissenschaft ist jedem anderen Glauben überlegen. Die Philosophen und Theologen grübeln oft über das Sein von Dingen, die sie gar nicht kennen, von denen aber vorausgesetzt wird, dass sie ein Sein haben.“

    Paul Davies: „Wenn es um Grundfragen des Lebens geht, etwa um Ursprung und Sinn des Weltalls, den Platz des Menschen in der Welt und die Struktur und Organisation der Natur, ist die Versuchung groß, sich auf unbegründete Glaubenshaltungen zurückzuziehen. Selbst manche Wissenschaftler sind nicht dagegen gefeit. Der Erfolg der wissenschaftlichen Methode beim Erschließen der Naturgeheimnisse ist so verblüffend, dass sie uns für das größte Wunder blind macht, dafür nämlich, wie die Wissenschaft „Wissen schafft“.

    Lieber Herr Blume, sie werden doch grundsätzlich zustimmen, dass die Vorbedingung für eine erfolgreiche Bewältigung unserer Lebensaufgaben und Alltagsprobleme auf einer Korrektur überholter Glaubensformen und –Inhalte , sowie auf der Aneignung fundierter, naturwissenschaftlich erworbenen Kenntnis der Welt beruht.

    Wer sich stets um ein fundiertes WISSEN bemüht, ist nicht mehr auf windige GLAUBENSTHESEN angewiesen.

    Mit freundlichem Gruß

    Ihr Ernst Kaltenbach

  38. @ Ernst Kaltenbach: Vielen Dank!

    Lieber Herr Kaltenbach,

    vielen Dank für Ihre Ausführungen, die ich mit Interesse gelesen habe!

    Für Diskussionen über das Pro und Contra von Glauben an sich, der Zukunft der Menschheit usw. bin ich aber wohl der falsche Ansprechpartner, denn ich bin nun einmal weder Theologe noch Philosoph, sondern Religionswissenschaftler. Das heißt, das ich weder religiöse Wahrheiten beweisen noch widerlegen will, sondern sie vergleichend und empirisch erforsche. Wir sprechen hier von Phänomenen, die beobachtbar existieren, in unserer Natur angelegt und auch heute weltweit höchst lebendig sind. Also werden sie erforscht.

    Herzliche Grüße!

  39. Gottes-Vorstellung, ganz interessant…

    …die über das Brights-Forum gefundene Herleitung von Douglas Adams “Is there an Artificial God?”: http://www.biota.org/people/douglasadams/
    Dieser vor 11 Jahren (!) entstandene Text – also auch VOR den heutigen Grabenkämpfen:
    An manchen Stellen wohl zu sehr entsprechend gelehrten (europäischen) Fragestellungen konstruiert: als ob der Ur-Mensch sich in einsamen und vorzugsweise dankbar staunenden Gedankengängen gefragt hätte, wer seine wunderbare Welt wohl gemacht hat; und daraus müsse dann der Handwerker-Gott geworden sein. Aber sonst kommt er auf einiges, das mich auch an hier schon Diskutiertes (Frazer-Hayek-Konvergenz) erinnert: Auch aus widersinnig erscheinenden Begründungszusammenhängen können Handlungsanweisungen entspringen, die sich im praktischen Leben u.U. besser bewähren als manches, was als rational kalkuliert daherstolziert. Um die Gottesvorstellung können sich ganz gute Lebenseinsichten kristallisieren.

    Douglas Adams versteht sich wohl als Atheist (und er sei Dawkins-Freund); doch hier kann man sehen, wie kluge Leute sich nicht an die üblichen Schablonen halten.
    Typisch für das genannte Forum, dass dort zwar ein Link genannt wird, aber kaum einer der Diskutanten sich mit dem Gesamt-Thema zu befassen bereit ist.
    Und ich suchte jetzt etwas, an welches Thema ich diesen Hinweis anhängen kann – passt hoffentlich zu “Neuer Atheismus…”

    Basty

  40. Sich einmischen

    Der Grund, warum ich – ein Atheist – nach langem Ringen mich nun doch dafür entschieden habe, mich nun auch „lauthals“ in Diskussionen zu stürzen, ist nicht der, dass ich glaubende Menschen diffamieren oder für dumm verkaufen will oder etwa Angst hätte, es könnt ja doch einen Schöpfer oder Gott geben.
    Und doch ist der Grund Angst – nicht vor Gott (der hat mich bis dato in Ruhe gelassen), sondern vor den Menschen! Vor Menschen, die ihren Glauben nicht als private Angelegenheit betreiben, sondern die Säkularisierung rückgängig machen wollen (ProReli in Berlin, Kreuze in Gerichten in NRW etc.), die ihren Glauben zur Verbreitung von Intoleranz und zur Volksverhetzung nutzen (Werner Königshofer, FPÖ) oder gar die Vernichtung Anders- und Nicht-Glaubender im Namen Gottes propagieren und verüben (Beispiele erübrigen sich hier wohl).
    Dagegen mache ich mich als (alter und neuer Atheist) „laut“-stark.
    Natürlich macht es mir aber auch einen „Heidenspaß“ mit Glaubenden über Gott und die Welt zu diskutieren – und wenn ich dabei auch noch jemanden von meinen Ansichten überzeugen kann, umso besser.

  41. @ Ralph Würfel

    Vielen Dank für den selbst reflektierenden Kommentar! Dem ich auch inhaltlich nur zustimmen kann. Schließlich sollen ja gerade Wissenschaft und Aufklärung für besseres Verstehen und also den Abbau von Ängsten sorgen.

    Und diese gibt es eben durchaus gegenseitig. So wurde ja (Ost-)Berlin bis vor kurzem nicht von einer Theokratie unterdrückt, sondern von einem Regime, das sich (ich finde: mißbräuchlich) auf Humanismus, Atheismus und Wissenschaftlichkeit berief. Auch die Leidensgeschichte der Sowjetunion, Kubas, Nordkoreas, die Terrortruppen der RAF, des Leuchtenden Pfades usw. belegen doch sehr deutlich, dass auch im Namen von Weltanschauungen furchtbare Verbrechen geschehen sind – und geschehen.

    Deswegen trete ich persönlich kompromißlos für die Achtung der Menschenrechte (einschließlich der Religionsfreiheit) ein und finde, wir sollten unserer Verantwortung gerecht werden, Freiheit für Forschung und Dialog zu nutzen, um Vorurteile zu überwinden. Widerspruch ist dabei stets willkommen, quasi das Salz in der Suppe! 🙂

    Herzlich willkommen auf dem Blog, ich hoffe viel von Ihnen zu lesen!

  42. Atheistische BioReligion

    Ich würde eher feststellen,das der Atheismus, bzw. das, was ich darunter verstehe (Kritische selbstreflexive Rationalität), zur Zeit zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung zurückgedrängt wird, während die weltanschaulichen DogmatikerInnen aller Seiten (Fundamentalisten / SoziobiologInnen / usw.) an Boden gewinnen. Den organisierten ‘Atheismus’ der Giordano Bruno Stiftung würde ich eher als soziobiologische Ersatzreligion fassen, also als das Gegenteil von Atheismus (=Kritischer Rationalität). Siehe dazu: Die Giordano-Bruno-Stiftung, eine bioreligiöse Missionsgesellschaft – http://www.3tes-jahrtausend.org/…o_stiftung.html
    Das populistische Organisationen, die versprechen, die Welt erklären zu können, an Boden gewinnen, ist ein gesellschaftliches Krisensymptom, dabei ist es egal, ob es sich dabei um Religionen oder Ersatzreligionen (z.B. Soziobiologie) handelt. Die Angst treibt die Menschen in die Arme der BauerfängerInnen.
    An den Universitäten findet dies seine Entsprechung darin, dass die kritische rationalen Wissenschaftsansätze (ethnomethodologische Ansätze / kritische Weiterentwicklungen der psychoanalytischen Theorie / kritische Theorie / Social Studies of Science / u.a.) in Deutschland an den Universitäten praktisch nicht mehr existent sind und stattdessen eine epistemologisch naiver Pragmatismus oder Naturalismus weitgehend hegemonial geworden ist (allerdings aufgehübscht mit einigen entkernten Worthülsen aus den kritischen Wissenschaftsansätzen).

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