Nachahmung via Medien? Terror durch Thymos statt durch Logos

2015 waren wir im Irak direkt mit einem zerfallenden Staat und der brutalen Terrormiliz des sog. Islamischen Staates / Daisch konfrontiert. Unser Traumapsychologe Prof. Jan-Ilhan Kizilhan schrieb auch nach Interviews mit Terroristen das Buch “Die Psychologie des IS. Die Logik der Massenmörder” (Europaverlag). Aus religions- und politikwissenschaftlicher Sicht ergänzte ich später mit “Islam in der Krise” (Patmos) und wurde als Sachverständiger in mehreren Gerichtsverfahren gegen Gewalttäter des sog. IS gehört.

Auf einem Tisch liegen drei Bücher von Dr. Michael Blume: Links "Islam in der Krise", Mitte "Verschwörungsmythen" und rechts "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht".
Bücher von mir zu Entwicklungen radikal-dualistischer Bewegungen: “Islam in der Krise”, “Verschwörungsmythen” & “Warum der Antisemitismus uns alle bedroht”. Foto: Michael Blume

Als Beauftragter gegen Antisemitismus setzte ich mich dann auch verstärkt mit der Psychologie rechts- und linksextremen Terrorgruppen auseinander, schrieb darüber, “Wie neue Medien alte Verschwörungsmythen befeuern” und sprach u.a. 2023 beim Gemeinsamen Terror-Abwehr-Zentrum (GTAZ) in Berlin über die Radikalisierung von Antisemiten. Und zuletzt diskutierte ich auch mit dem Holocaust-Überlebenden Garry (Gerhard) Fabian in Stuttgart über ein Thema, das uns beide beschäftigte: Warum zwangen ihn die Nationalsozialisten, im KZ Theresienstadt zur Täuschung des Internationalen Rote Kreuzes (IKRK) Fußball zu spielen – wogegen sowohl der IS wie dann auch die Hamas ihre antisemitischen Mordtaten live auf die Smartphones vor allem junger Männer streamten?

Und ich fragte mich: Warum gibt es auch in China eine Welle von Amok- und Gewalttaten, auf die die Kommunistische Partei mit Unterdrückung der Berichterstattung reagierte? Noch am 20. Januar 2025 berichtete die Tagesschau dazu:

“Informationen werden aus den sozialen Medien gelöscht – offenbar aus Angst vor Nachahmern. Zwei Täter von Amoktaten wurden nun jedoch medienwirksam hingerichtet.”

Diese “Angst vor Nachahmern” kennen wir tatsächlich bereits aus der Suizidprävention – mediale Berichterstattung über Selbstverletzungen und -tötungen wird vermieden bzw. knapp gehalten, damit andere die Taten nicht imitieren. Eine freiheitliche Gesellschaft kann aber unmöglich die Berichterstattung über Amok- und Terrortaten einschränken.

Gibt es hier also ein mediales und vor allem digitales Nachahmungs-Problem? Lösen mediale Berichte über Bombenanschläge und Messerangriffe, Schul- und Automassaker bei anderen, ggf. ohnehin labilen und radikalisierten Personen Nachahmer-Effekte aus? Was bedeutet es dann, dass mir schon Schulkinder Online-Seiten zeigen konnten, auf denen Gewalt- und Terrorfilme von Russland bis Hamas von jedem deutschen Schulhof aus abrufbar sind? (Ich habe diese gemeldet, klar, es gibt sie aber weiterhin.)

In einer Comic-Zeichnung sehen wir einen wütenden Mann mit einem Smartphone am Ohr, der von feurigem Thymos, ja von Hass erfasst wird.Der pathologische, feindselige Dualismus eines digitalen Thymoten. Michael Blume mit Leonardo.ai 

Thymos statt Logos

Tatsächlich plädiere ich ja seit einiger Zeit dafür, radikale, dualistische Bewegungen religiöser und politischer, rechter, linker und libertärer Art sowie auch sog. “Einzeltäter” weniger aus der Perspektive des Logos (griech. der Vernunft), sondern mehr aus der Perspektive des Thymos (griech. Statuswillen, Wut) zu analysieren. Das von rücksichtslosen Konzernen sogar noch beschleunigte Neurohacking manipuliert die thymotische Trias der Neurotransmitter Dopamin zur Empörungssucht, Adrenalin zur Dauer-Wut und senkt Testosteron Richtung Einsamkeit. Drogen (“Biohacking”) können hinzu kommen, das syrische Assad-Regime und die Hisbollah vertrieben beispielsweise gezielt auch Captagon.

Das Internet “testet” unsere menschliche Psyche und wer psychisch geschwächt oder etwa durch frühe Gewalt- oder auch Fluchterfahrungen traumatisiert ist, könnte besonders leicht thymotisiert werden.

Während es früher große, mediale Resonanzräume brauchte, um gewalttätige Bewegungen zu organisieren, finden sich heute zahlreiche digitale Medien-Mikroblasen. So wird das russisch-arabische Telegram in Sicherheitskreisen auch als “Terrorgram” bezeichnet. Und in seinem inzwischen berühmten BBC-Podcast “The Coming Storm” konnte Gabriel Gatehouse die Entwicklung der Pizzagate-, QAnon- und MAGA-Verschwörungssekten parallel zur Ausbreitung des Internets bis zum Sturm auf das US-Kapitol nachzeichnen. Auch hier sehe ich enge Entsprechungen zum IS, der wegen seiner massiven Online-Kommunikation bereits früh als “digitales Kalifat” bezeichnet wurde.

Die Kachel zum BBC-Podcast "The Coming Storm" von Gabriel Gatehouse zeigt unter dem weiß-roten Schriftzug die weiße Silhouette des US-Kapitols, das auf dem Kopf steht und von Blitzen getroffen wird.

Kachel zum BBC-Podcast “The Coming Storm” von Gabriel Gatehouse. Screenshot: Michael Blume

Mir scheint die mediale Thymos-Deutung des Terrorismus aber auch geeignet zu sein, um verschiedene historische Ausprägungen des Terrorismus besser zu verstehen.

So gab es beim israelitischen Widerstand gegen die römischen Besatzer im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung neben den auch aus der christlichen Bibel bekannten Guerilla-artigen Zeloten (“Eiferer”) auch sogenannte Sikarier (nach lateinisch sica = Dolch). Diese führten ihre Messerangriffe gegen Römer und auch jüdische “Kollaborateure” häufig an öffentlichen Orten und bei Festen durch, um maximale Aufmerksamkeit zu erringen. Dafür nahmen sie das Risiko ihres eigenen Todes – auch durch Folter – in Kauf.

Die Assassinen wurden aus dem Arabischen al-Ḥašīšiyyūn, “die Haschischleute” abgeleitet. Dabei handelte es sich um Anhänger der schiitischen Nizariten, die zwischen 1090 und 1275 aktiv waren. Laut Marco Polo (1254 – 1324) wurden sie von einem halb-legendären “Alten vom Berg” in einem “Garten des Paradieses” mit Drogen und sexualisierten Inszenierungen auf Meuchelmorde sowohl an muslimischen wie christlichen Würdenträgern bis hin zu Kalifen und Königen angesetzt. Als Begründer der Gruppe galt Hasan ibn Sabbah al-Himyari (1050 – 1124), der im Alter von 40 Jahren die Bergfeste Alamut erobert habe. Weil die entsandten Terroristen danach auch selbst Tod, Hinrichtungen und mitunter Folter zu erwarten hatten, wurden sie von Ibn Chaldun (1332 -1406) als arabisch “Fidawiyun”, die Opferbereiten von Fida = Opfer, Ersatz, bezeichnet.  

Unter der britischen Kolonialherrschaft in Indien kursierten grausame Berichte über Thugees, die historisch erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt wurden und nach späteren Berichten im Dienste der hinduistischen Göttin Kali Reisende rituell ermordeten. Spätere Forschungen ergaben jedoch, dass sich auch Muslime unter den bis heute sogenannten Thugs befanden und wohl eher von einer kriminell-terroristischen als von einer geschlossen hinduistisch-religiösen Bewegung zu sprechen wäre.

Von 1878 bis 1932 gab es zahlreiche Terror- und Mordattente quer durch Europa durch antistaatliche antitheistische Anarchisten, über die bereits weithin berichtet wurde. Diese Terroranschläge wurden als “Propaganda der Tat” gezielt auf ihre mediale Wirkung ausgerichtet und sollten Nachahmer inspirieren. Nachdem am 10. September 1898 auch die österreichisch-ungarische Kaiserin Elisabeth (“Sisi”) von einem italienischen Anarchisten vor einem Hotel in Genf ermordet wurde, trafen sich Vertreter aus 21 Staaten zu einer internationalen Anti-Anarchismus-Konferenz in Rom

Handlungsempfehlungen aus dem Thymos-Medien-Ansatz

Selbstverständlich werde ich diesen Ansatz zur Erklärung von Terrorwellen in Fachkreisen weiter diskutieren, aber ich meine schon, dass sich aus ihm Handlungsempfehlungen ableiten lassen.

1. Strengere Regulierung antisozialer Medien 

Ich plädiere dafür, antisoziale Medien mit Neurohacking und Radikalisierungspotential wie Tiktok, Facebook, WhatsApp und Telegram endlich als Suchtstoffe zu regulieren, für Minderjährige einzuschränken und für die Verbreitung Gewalt-verherrlichender Inhalte haftbar zu machen. Webseiten mit Gewalt-Videos sind schnell und möglichst EU-weit zu sperren.

Comic-Zeichnung eines orangenen Wüterichs, der inmitten von Streams antisozialer Medien durch eine Steinmauer gebrochen ist. Wie sich ein digitaler Thymot selbst erlebt. Michael Blume mit Leonardo.ai 

2. Täter nicht als “Bewegungs-Helden” berichten

Nach jeder Terrortat setzt eine fieberhafte, mehrstündige Digitalberichterstattung ein, die darüber spekuliert, ob der Täter etwa Islamist (München) oder Islamfeind (Magdeburg), ein Rechts- oder Linksdualist oder psychisch gestört (Aschaffenburg) sei. Sehr ungerne erinnere ich mich an vergleichbare, frühere Debatten um “Familientragödien” versus “Ehrenmorde”. Durch solche Medienlabels geraten die Opfer aus dem Blick und Terroristen wie auch Psychopathen werden durch die mediale, spekulierende Aufmerksamkeit “belohnt” und zur Nachahmung empfohlen. Ich schlage daher vor, erst einmal konsequent die Perspektive der Angegriffenen zu berichten und wilde Spekulationen über Gruppen, Bewegungen und Erkrankungen zu unterlassen, bis sicher ermittelt worden ist. Wenn wir immer wieder medial einen Logos der Tat und die Täter inszenieren, befeuern wir womöglich noch den Thymos labiler Nachahmer.

3. Abschiebehaft. Und vor allem psychosoziale Betreuung verbessern

Es ist klar, dass gerade auch junge Männer ohne Bleibeperspektive das Land schneller verlassen sollten. Mir ist nicht einsichtig, warum gegen sog. “Klimakleberinnen” teilweise Präventivhaft erlassen werden konnte, ausländische Gewalttäter aber oft nicht in Abschiebehaft kommen. Daneben braucht es aber m.E. eine sehr viel stärkere, psychosoziale Betreuung für Bleibeberechtigte und Einheimische, damit etwa antisemitische und sexistische Verschwörungsmythen sowie Traumatisierungen früher erkannt und rechtzeitig behandelt werden können. Gerade auch für Männer sollte es kein Stigma mehr sein, rechtzeitig Hilfe anzunehmen – übrigens auch, um die Zahl der Gewalttaten und Femizide (Morde an Frauen) zu senken! Auch diese wären nach meiner Auffassung Parlamentsdebatten und demokratische Resolutionen wert, meine ich.

Ein Heft von "Gehirn & Geist" zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin von Spektrum der Wissenschaft und eine Packung Taschentücher von konex bw mit der Aufschrift "Schnauze voll von Extremismus?"

Bei der Didacta 2025 in Stuttgart vor zwei Tagen besuchte ich sowohl den Stand von “Spektrum der Wissenschaft” mit “Gehirn & Geist” wie auch von “Konex BW – Gemeinsam gegen Extremismus”. Foto: Michael Blume

4. Medienbildung

Sogar in der Philosophie beobachte ich eine Bewegung vom individualisierenden Konstruktivismus (Einzelne konstruieren ihre Identität) zur Performativität (Identitäten werden immer im Hinblick auf Beobachtung inszeniert). Damit aber wird noch deutlicher, was der kanadische Medienwissenschaftler Marshall McLuhan (1911 – 1980) so formulierte: “Jede neue Technologie ist eine evolutionäre Erweiterung unserer eigenen Körper.” Medienbildung wird damit auch, aber nicht nur für Schülerinnen und Schüler immer wichtiger! So zeichnet sich schon jetzt ab, dass KI-Bildgeneratoren eher nach rechts drehen (siehe oben), KI-Textgeneratoren aber eher nach links. Terrormilizen, aber auch Thymokraten bauen sich gemeinsam mit digitalen Oligarchen neue Diktatur-Formen. Ich meine, das sollten auch Erwachsene verstehen und abzuwehren lernen. Medienbildung als Herzensbildung schützt vor medialer Radikalisierung.

Selbstverständlich ist dieser Thymos-Medien-Ansatz und die Auflistung schneller und wirksamer Maßnahmen gegen Terrortaten noch nicht vollständig, sondern eine Einladung zum Dialog. Aber nachdem heute ein mutmaßlich weiterer Auto-Anschlag durch einen Afghanen in München verübt und ein 21jähriger Deutscher im Landkreis Meißen wegen eines mutmaßlich geplanten Bombenanschlag gegen ein Asylbewerberheim verhaftet wurde, wollte ich meine nun doch schon längeren Beobachtungen dazu mit Ihnen teilen. Über konstruktive und dialogische Kommentare würde ich mich freuen.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

58 Kommentare

  1. Hoffentlich lesen diesen hervorragenden Blogpost die zuständigen Stellen für Terrorbekämpfung.
    Hoffentlich wird digitaler Jugendschutz als zwingend notwendig wahrgenommen und entsprechend gehandelt.

    Ist die digitale Thymotisierung überhaupt noch zu bremsen?
    Gibt es es eine Chance, dass diese bedrohliche Entwicklung in sich zusammenbricht oder müssen wir in der digitalen, wie auch in der wirklichen Welt mit immer mehr Eskalationen rechnen?

  2. Ich bin hier voll bei dir: Medienaufklärung in der Schule, für Erziehende ist wertvoll und ein wichtiger Baustein, die Regulierung der antisozialen Medien und divererser Online Hetz- und Gewaltportale ein anderer Baustein.

    Mir ist als IT’ler klar, dass diese Beschränkungen nicht einfach zu realisieren sind und immer mit Schlupflöchern sowie Mißbrauchpotential für unangebrachte Zensur einhergehen.

    Dennoch zeigte zuletzt die Filmindustrie, dass sich effektiv der Zugang zu illegalen Kino Streamingseiten bereits mittels einfacher DNS Sperren so realisieren läßt, dass nur noch eine technisch versierte Minderheit den Aufwand auf sich nimmt, mittels Proxy-Server und Direkt IP Zugriff weiter die illegelaen Services zu nutzen.

    Alleine der Hinweis, dass man sich abseits der Legalität bewegt, hält schon sehr stark davon ab, mit dem Surfen weiterzumachen.

    Mein erstes Kind kommt demnächst auf eine weiterführende Schule und wird dort spätestens über andere Zugriff auf das aktuell völlig ungefilterte INet bekommen.
    Als die Kinder kleiner waren bzw. ich noch keine Erziehungsverantwortung hatte, war meine Position zur Regulierung sehr liberal. Ich hatte meinen ersten stationären INet Zugang auch erst im Alter von ca. 17 Jahren, da ging es um eigene Homepages, Musik und eher anzügliche Filmchen.

    Damals war Online Terror und Propaganda noch nicht verbreitet und mehr als Usenet, IRC und BulletinBoards gab es auch noch nicht.

    • Danke & ja, @st3fan – ich stimme Dir da sehr zu und habe auch selbst bei einer Veranstaltung mit Schülerinnen und Schülern im Landtag Baden-Württemberg erlebt, dass ein erstaunlich großer Anteil von ihnen selbst ein Verbot antisozialer Medien wie Tiktok für Minderjährige unter 16 Jahren befürwortete!

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-europaeische-medienrecht-zwischen-demokratie-und-thymokratie/

      Da dabei ja auch die eigene Erfahrung reflektiert wird, empfehle ich auch die Begriffsbildungen junger Digital Natives ernst zu nehmen, die etwa von “digital Detox” (digitaler Entgiftung) oder auch von “Brain Rot” (Gehirnfäule) beim Anschauen von Neurohacking-Kurzvideos sprechen. Mir sagt hierbei der Schweizer Ansatz der Anti-Drogenpolitik zu, der auch bereits das Internet als Rausch- und Suchtmittel benennt.

  3. Ich darf dazu mal chat gpt zusammenschneiden:

    Die Pubertät ist eine natürliche Thymos-Phase – das ist nichts Schlechtes, sondern ein wichtiger Teil der Persönlichkeitsentwicklung. Das Problem ist, dass unsere digitale Welt den Thymos auf ein ungesundes Niveau hochdreht und den Logos kaum noch Raum lässt, sich zu entfalten.
    Der präfrontale Kortex – also der Teil des Gehirns, der für rationales Denken, Selbstkontrolle, langfristige Planung und Impulskontrolle zuständig ist – entwickelt sich bis etwa zum 25. Lebensjahr vollständig.

    Die Altersstruktur von Terroristen, die in den letzten Jahren Anschläge in Europa verübt haben, variiert, jedoch gibt es Hinweise auf eine zunehmende Beteiligung jüngerer Personen. Laut Europol wurden im Jahr 2023 insgesamt 426 Personen wegen terrorismusbezogener Straftaten festgenommen, wobei 78 Prozent dieser Festnahmen auf dschihadistische Delikte entfielen. Besonders besorgniserregend ist der wachsende Anteil junger Menschen unter den Festgenommenen. Catherine De Bolle, die Exekutivdirektorin von Europol, betonte: “Die Einbeziehung junger Menschen durch Terrorgruppen, einschließlich ihrer aktiven Rolle bei der Produktion von Online-Propaganda und der Planung von Anschlägen, ist eine zunehmende Sorge.”

    Frühere Studien haben das Durchschnittsalter von Terroristen in Europa zwischen 20 und 30 Jahren verortet. Eine Seminararbeit von Holger Strulik aus dem Jahr 2016 gibt an, dass das Durchschnittsalter zwischen 20 und 30 Jahren liegt.

    Diese Daten deuten darauf hin, dass Terroristen in Europa häufig junge Erwachsene sind, wobei in jüngster Zeit eine Tendenz zu noch jüngeren Altersgruppen erkennbar ist.

    social media …

    • Vielen Dank und ja, @Jan Schmidt – hier fügen sich tatsächlich philosophische, religionswissenschaftliche, psychologische und kriminologische Befunde von Platon über Lord Rabbi Jonathan Sacks bis zu Lawrence Kohlberg, Hans Blumenberg und Julia Ebner zu einer Erklärung für die stärkere Gewaltneigung jüngerer Männer zusammen, vgl.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-3-grund-weltanschauungen-entsprechen-kohlbergs-ebenen-der-moralentwicklung/

      So ließ Platon bereits seinen Lehrer Sokrates das Streitwagen-Bild von der menschlichen Seele in drei Teilen präsentieren: Der Logos (die Vernunft) solle den Wagen lenken und dabei sowohl die nach unten ziehende Epithymêtikon (Begierde, Eros) wie auch den nach oben ausbrechenden Thymos (Statuswillen, Wut) kontrollieren.

      Rabbi Sacks benannte in “Not in God’s Name. Confronting Religious Violence” (2015) den “pathologischen Dualismus” als übersteigertes Freund-Feind-Denken als Grundlage “jeder” (!) Form des religiösen und politischen Extremismus bis hin zu Terror und Massenmorden.

      Kohlberg und Blumenberg entdeckten unabhängig voneinander, dass sich in der Kindheit psychologisch und philosophisch erst der egozentrische Relativismus (das griechisch-jafetitische Epithymêtikon) entfalte, auf den eine Phase des gruppenbezogenen Dualismus (Thymos, Identitäts- und Statuswillen) und schließlich, hoffentlich, des dialogischen Monismus (Logos, Vernunft) folgt. Und Julia Ebner bezeichnete digitale Konzernmedien sogar als “Radikalisierungsmaschinen”:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ebner-katzer-adorno-drei-lesetips-zur-digitalen-radikalisierung/

      In dieser Perspektive wäre es tatsächlich eine Katastrophe, dass wir schon unsere Kinder sowie Jugendliche und junge Männer mit thymotisierenden, antisozialen Medien, ja mit Konzern-Neurohacking alleine lassen. Nach den wenigen Informationen, die die chinesische KP dazu durchsickern lässt, könnte dies auch eine Erklärung für die Zunahme an Amok- und Terrortaten im Reich der Mitte sein. Repressive Maßnahmen wären also notwendig, aber alleine nicht ausreichend.

  4. Ich kann dem Blogpost vollkommen zustimmen.

    Zu den Handlungsempfehlungen würde ich gerne ergänzen, dass eine direkte Einflussnahme durch soziale Medien auf die Politik eines Landes verhindert werden sollte.

  5. Mir leuchtet beim Lesen sofort ein, dass diese Phänomene sich nicht primär über einen verstandesmäßigen Zugang konstruktiv angehen lassen.

    Bei den Aufzählungen von ,,Bewegungen”, die bewusst auf Terror setzen, zeigen Sie ja, dass es in ganz unterschiedlichen Kontexten passiert – während meiner Studienzeit in Karlsruhe war es die RAF, deren Aktionen dieses Muster aufwiesen.

    Personen in so einer Bewegung sind ja oft wie gefangen – es sind sektenartige Strukturen und die wird man über den Verstand nicht aufbrechen können. Und Jugendsekten – ein Thema, welches mir als jungem Erwachsenen sowohl in den USA wie auch bei uns in Deutschland mehr begegnet war, können sich in sehr überschaubaren Räumen bilden und ihre Mitglieder schon sehr prägen, wenn ich es neutral formulieren möchte.

    Prävention könnte da einen Unterschied machen, also den jeweiligen Personen helfen, ihr Statusbedürfnis anders zu befriedigen. So lese ich den Hinweis Jesu an die Jünger: ,,Wer unter euch groß sein will, der soll …”

    Ähnlich führt z.B. E. Raymond beim Nachdenken über die freie Softwareszene aus, was er einem jungen Menschen sagen würde, der gerne dort ein ,,Held” werden möchte.

    Zugehörigkeit und eine gewisse Anerkennung brauchen wir Menschen und die Transaktionanalyse weiß, wenn es dies nicht in guter Weise gibt, suche ich andere Weisen. Dies spielt dann mit dem oberflächlichen Interesse der Medien ungut zusammen. Sie legen ja immer wieder da, wie Empörung für Medien eine Emotion ist, die Resonanz verspricht, Aufmerksamkeit – Geld.

    Lernen funktioniert für uns Menschen ja oft durch Nachmachen, also am Model. Und wir dürfen uns als Gesellschaft fragen, welche Modelle wir der kommenden Generation präsentieren. Und wie wir mit ihnen lernen können, das Statusbedürfnis als produktive Kraft für das Ganze der Gesellschaft zu nutzen. Das ist primär eine Frage von Beziehungen. Heute sind davon sicher einige auch medial gestaltet. Aber natürlich nicht alle und vermutlich ist es anstrengend sich auf Beziehungen einzulassen, weshalb da manches schiefläuft.

    Auch da ist die Frage, welche Erzählungen leiten uns? Das wäre ja die Ebene des Verstandes.
    In der Schule mussten wir ,Lord of the Flies’ lesen – und es ist schon unklar, ob dieses Narrativ wirklich passt, oder ob nicht gewaltfreiere Kooperation uns Menschen angemessener ist.

  6. Da die Medien ja frei sind, und auch frei bleiben sollen, und eine harte Regulierung von social media wegen great again unmöglich ist oder zu lange dauert: eine Aufklärungskampagne ist schnell umsetzbar und kostet auch nicht die Welt. Mensch muss verstehen wie Gehirn und Bewusstsein funktionieren um frei zu werden von Manipulation. Auch eine Infobroschüre für Grundschulen sollte eigentlich keine Herkulesaufgabe darstellen.

    Denn letztlich ist ja wohl eines hoffentlich jedem klar: Die Schäden an mindestens einer Generation betreffen uns irgendwann alle.

  7. Das kommerzielle Social Media hat in meiner Wahrnehmung die gesellschaftlichen Diskursräume schon so weit übernommen, dass ein hinreichender demokratischer Konsens zu einer wirksamen Regulierung nicht mehr möglich ist.

    Wirksame Veränderungen sehe ich derzeit nur in der Schwächung der kommerziellen Räume durch Nichtnutzung.

    Wir müssen ein Verantwortungsbewusstsein aller dem Gemeinwohl verpflichteten Organisationen und Personen für die Gestaltung des öffentlichen gesellschaftlichen Diskurses entwickeln.

    Es darf nicht sein, dass wir erwiesenermaßen gemeinwohlschädliche Plattformen regulieren wollen und gleichzeitig alle gemeinnützigen Organisationen selbstverständlich diese Plattformen nutzen.

    Ein glaubwürdiger Wunsch nach Regulierung dieser Plattformen, kann nur mit einem Verlassen der Plattformen beginnen.

    • Vielen Dank, @ErwinL – und auch aus eigenem Erleben Zustimmung. Meine Lebensqualität und Welt-Wahrnehmung hat sich deutlich verbessert, nachdem ich alle antisozialen Medien wie Facebook, Instagram und X verlassen, sogar meinen zwei Jahrzehnte alten Amazon-Account gekündigt hatte. Interessant dabei war, dass mir einige offensichtlich nach ihrem Feindbild lechzende Trolle bis auf Mastodon folgten, wo sie dann durch die dezentralen Instanzen-Admins enttarnt und gesperrt wurden.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/raus-aus-der-thymotischen-empoerungssucht-erfahrungsberichte-nach-dem-x-odus-asm-abschieden/

      In Sachen Medienbildung finde auch ich es schwierig, Kindern und Jugendlichen etwas vorzuschreiben, was wir Erwachsenen selbst selten praktizieren. Wenn auch bekannte, berühmte und beliebte Demokratinnen und Demokraten erklären, warum sie auf antisozialen Medien präsent sein müssten, geben sie damit nach meiner Einschätzung ein schlechtes Beispiel an jene jungen Menschen, die oft unter sozialem Druck stehen, doch auch mit zu machen…

  8. Medienbildung sollte bedeuten, dass wir Erwachsenen Medien bilden, die für Kinder und Jugendliche geeignet sind.

    Stattdessen schwafeln Digitalisierungsverweigerer und Reichweitenjunkies von Medienkompetenz und Regulierung und ignorieren alle wissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse zur Wirkung algorithmisch kuratierter Medien auf Menschen und ihr Zusammenleben.

  9. Terror war ja schon immer eine Art Kriegsführung gegen die zivile, bürgerliche Gesellschaft. Ein Terrorist kann sich selber als Krieger für seine Sache sehen und genau so wird es auch von den Gruppen gesehen, die Terror unterstützen und eben auch von der zivilen Gesellschaft selbst. Das ist überhaupt nichts Neues. Dazu gibt es auch Beispiele aus der Geschichte der BRD. Golo Mann etwa sprach in der Welt vom 7. September 1977 bezüglich der RAF von „Ausnahmezustand” und konstatierte einen „Bürgerkrieg”.
    Doch warum sollten die RAF-Mitglieder als Krieger ernst genommen werden? Denn, was die RAF beging kann ebenso als gewöhnliche Kriminalität betrachtet werden. Den RAF-Terroristen dann auch noch eigene Gefängnisse zu bauen, hat sie endgültig zu höchst wichtigen Personen gemacht und ihnen eine gesellschaftliche Stelle gegeben, die sie in meinen Augen nie verdient hatten.
    Das gleiche gilt auch für islamistischen Terror, ja für fast jede Form des Terrors. Selber sehen sich die Terroristen als Kriegshelden und sie schaffen es tatsächlich oft, dass auch die Gesellschaft, die sie angreifen, sie als eine Art Soldaten im Dienst eines (höheren?) Ziels sehen, eines Ziels, das wegen seiner ideellen Beschaffenheit nicht auf die gleiche Stufe gestellt werden kann wie gewöhnliche Kriminalität.
    Ratschlag: Terroristen sollte man keine Bühne geben, denn jede öffentliche Wirkung hat Einfluss nicht nur auf Nachahmer, sondern auf ganz breite Schichten etwa von Menschen, die irgend einen Anknüpfungspunkt zum Täter sehen.

  10. Mir kam noch der Gedanke, ob bzw wie die Assassinen in dieses Schema passen.

    Am 04.02.2025 starb Karim Aga Khan IV.

  11. @Abgelehnte Asylbewerber

    Es scheint ja derzeit immer noch sehr schwierig zu sein, abgelehnte Asylbewerber wieder los zu werden. Auch wenn hier nur ein sehr geringer Teil von denen gewalttätig wird.

    Wenn es der EU gelänge, dass kaum noch jemand ungeregelt einreisen kann, wären wir wohl einen Schritt weiter. Ein Alleingang Deutschlands würde das Problem nur innerhalb der EU hin und her schieben. Da kann ich mir deutlich bessere Lösungen vorstellen.

    • Ja, @Tobias – auch hier sehe ich ein zentrales Problem, das zu Diskursverschiebungen führt: Angstauslösende, also thymotisierende Themen wie die Migration, Terrorismus, Medienrecht und auch die Klimakrise lassen sich auf nationaler Ebene kaum noch lösen. Entsprechend verzweifelt werfen sich nationale Parteien und Wahlkämpfende in extreme Posen, untergraben aber dadurch wiederum die Funktionsfähigkeit der Europäischen Union (EU) und das längerfristige Vertrauen der Wählerinnen und Wähler.

      So wurde heute (!) auf Mastodon das m.E. schockierende Vertrauensbarometer von Forsa, RTL und n-tv aus der Umfrage der letzten Woche veröffentlicht:

      Welcher Partei trauen Sie zu, mit den Problemen in Deutschland am besten fertigzuwerden? | Umfrage Forsa/RTL, n-tv

      Union: 16%
      AfD: 10%
      SPD: 9%
      GRÜNE: 8%
      FDP: 1%
      Sonstige: 4%
      Keiner Partei: 52%

      https://sueden.social/@Wahlen_DE@mastodon.social/113986570226379283

      Da verstehe ich die Versuchung dualistischer, “harter Ansagen” völlig, halte sie jedoch für den falschen Weg: Demokratinnen und Demokraten sollten vielmehr Zuversicht, Besonnenheit und Weite der Zeit für die Problemlösungen ausstrahlen, viel mehr Dialog wagen und damit der digitalen Thymotisierung entgegenwirken. Einen Panik-Wettbewerb können sie m.E. gegen feindselige Dualisten nicht gewinnen, auf antisozialen Konzern-Medien schon gar nicht…

    • @Michael Blume
      Mein Eindruck war, dass dieses Spiel kurzfristig auf männliche Schüler Eindruck machte. Ich habe mich in diese Thematik deshalb eingearbeitet, weil ich in einer Klasse nur männliche Schüler hatte, die von diesem Spiel fasziniert waren und in einer anderen Klasse eben eine nizaritische Schülerin. Wenn man einen solchen Widerspruch erkennt, finde ich, darf man das auch pädagogisch aufgreifen.
      Heute spielt es gar keine Rolle mehr.

  12. @ Blume

    Ich schaue mir gerade die MSC an.
    Die Ursünde des Menschen ist die Erfindung und der Missbrauch des Geldes.
    Wird das nicht heingehegt, dann sehe ich als Antiapokalypitker echt schwarz…
    Thymos und Geld ist ein Thema…

  13. Klimakleber sind harmlos, die lyncht man gerne, wie die Ukraine. Angry young men sind gefährlich, da traut sich keiner ran, wie an Russland. Es sind Gefühle, Bilder in Köpfen, die bewegen auch die Feder des Gesetzgebers, selbst wenn der Körper im Elfenbeinturm sicher hinter Wachleuten und Panzerglas sitzt, die Angst ist mit ihm hineingekommen und schreibt mit. Ihr seid, was ihr seid, das Gegenteil von dem, was ihr gern wärt. Also hört auf, das zu verleugnen und lernt, mit eurer Schwäche umzugehen, denn erst wenn ihr dem Monster ins Auge sieht, kann es euch nicht mehr in den Rücken fallen.

    [Ab hier wegen Überlänge und unangemessener Sprache gekürzt, M.B.]

  14. Ich erinnere mich noch recht gut an die Schulamokläufe im Deutschland der 2000er Jahre, insbesondere in Erfurt und Winnenden. Damals wurde auch fieberhaft nach Erklärungen gesucht und eine teilweise sehr schräge “Killerspiel-Debatte” geführt zu einer Zeit, als ich als Jugendlicher selbst viel und intensiv “Counter-Strike” gespielt habe. Jedenfalls fand ich den Generalverdacht gegen dieses und einige ähnlich in der Kritik stehende Spiele ziemlich daneben, ebenso das (gefühlte) Misstrauen gegenüber zockenden Jugendlichen wie mich. Damals wie heute: nach den Taten viel Aktionismus und von manchen schnell unterkomplex hergeleitete Erklärungsansätze (damals hauptsächlich die “Killerspiele”). Daher finde ich die in der “Weite der Zeit” gereiften Erklärungs- und Lösungsansätze in diesem Blogartikel im Gegensatz zu den damaligen “Killerspiel”-Debatten umso erfrischender!

    • Vielen Dank, @Johannes K

      Weder allein ein „Killerspiel“ (mit Jugendschutz-Altersbegrenzung), noch ein Geschlecht, eine Herkunft oder Religion machen einen Menschen zum Terroristen. In einer Milieu- und Medienblase verstärkter, feindseliger Dualismus, Verschwörungsmythen und medial verstärkter Thymos aber durchaus. Das war bei den Schulschießereien, den Messer- und Autoattentaten so, bei der IS-Rekrutierung, rechtsdualistischen Massakern und Bombenanschlägen wie auch bei der linksdualistischen „Propaganda der Tat“. Jede Terrorwelle wendet sich gegen die offene Gesellschaft, doch keine ist unbesiegbar.

      Nicht zufällig griff der neue US-Vizepräsident Vance heute genau die noch zaghaften Versuche der EU an, die antisozialen Konzern-Medien zu regulieren und die Brandmauer gegenüber Rechtsdualisten aufrecht zu erhalten. Gesellschaften, die durch Hass und Terror zerspalten werden, sind für Thymokraten leichte Beute. Der Kampf um die Zukunft der europäischen Demokratien hat begonnen.

  15. Hallo @Michael!

    Lese mit Freude die Beiträge und Kommentare, ein Wahnsinn wieviel brauchbares Wissen sich dabei versammelt, wenn ich es mit Kommentarspalten zu Youtube vergleichen darf. Da überwiegt die Emotion und der Sympathikus.

    Habe beim Lesen kurz an meine eigene Kindheit zurückdenken müssen. Als Mitte der Neunziger entsprungener, war ein Großteil meiner Jugend mit dem Internet verwoben. Längst nicht so stark vielleicht wie heutzutage, weil Handys zuerst noch nicht ausgereift waren, aber es hat damals schon genügend Inhalt gegeben, die rückblickend, völlig besorgniserregend waren.

    Schon seit einiger Zeit beschäftigt mich dabei auch immer die Frage, ob es sich beim geistigen Konsum ähnelt, wie beim körperlichen. Man ist, was man isst und so könnte man wohl auch sagen, man denkt, was man konsumiert.

    Mit dem weltumspannenden Daten Netz haben wir eine sehr aufregende Aufmerksamkeitsfalle gesponnen und sie saugt uns wohl nach und nach aus anstatt uns zu stützen und zu halten.

    https://www.youtube.com/watch?v=Iws_qY6AvOg

    Ich gebe noch die URL von dem Lied Nichts gelernt, Leere nach Winnenden von Jan Hegenberg dazu. Amokläufer sind schon seit langem ein Thema das zwar immer mit Entsetzen beachtet wird, aber es scheinen alle eher sehr hilflos zu agieren wenn es darum geht, den Täter nicht entstehen zu lassen.

  16. Ein kleiner Nachtrag, da ich mir die Wikipedia Seite für Amokläufer angesehen habe. Interessant ist dabei ob es nicht einen Fusionspunkt gibt, der sowohl den ich bezogenen Amokläufer betrifft als auch den aufs höhere Wohl bezogenen Terroristen.

    Hier ein kleiner Ausschnitt des Artikels:

    Die Tat des Amokläufers ist der exzessive Ausdruck des Bedürfnisses nach Anerkennung, während der terroristische Attentäter an der Anerkennung eines Ideals interessiert ist.[19] Gemäß dem Medienwissenschaftler Christer Petersen versteht man unter Amoklauf einen idiosynkratischen, egozentrischen und unpolitischen Gewaltakt. Amokläufe werden in den Massenmedien als persönlich und damit nicht politisch motivierte Gewaltakte eines psychisch gestörten Täters (re)konstruiert und kolportiert, wogegen Terroristen sich selbst als Freiheitskämpfer sehen.[20]

    Trotzdem ist die Unterscheidung zwischen Terror und Amoktat manchmal schwierig,[21] die Übergänge sind fließend. Psychologe Jens Hoffmann sagt: „Es ist nicht immer leicht zu entscheiden, was zuerst kam: der Gedanke, ich will ein Terrorist sein oder ich will meinen Frust loswerden.“[22] Der Fall des Anschlags in einer Regionalbahn bei Würzburg wurde z. B. von Innenminister Thomas de Maizière „im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror“ angesiedelt.[23] Oft wird fälschlich von „Amok“ gesprochen, obwohl sich Terroristen durch ihre politische Motivation von bloßen Amoktätern, die scheinbar aus pathologischen Gründen handeln, durchaus unterscheiden.[24] Im Gegensatz zu anderen Kriminellen sind Terroristen politisch-ideologisch oder politisch-religiös motiviert, Mitglied einer Organisation oder konspirativen Zelle oder fühlen sich einer solchen zumindest verbunden. Täter, die als Amokläufer bezeichnet werden, sind in der Regel psychisch schwer gestört, manchmal geisteskrank. Da diese Täter meist getötet werden, sind entsprechende Untersuchungen nicht häufig, die Datenlage ist dünn. Es gibt aber Hinweise darauf, dass viele Amokläufer unter Störungen wie Narzissmus, Paranoia oder Borderline gelitten haben.

    Weiteres fällt mir der Film “Ein ganz normaler Tag” ein, wo der Weg eines Amokläufers verfolgt wird.

  17. @Michael 14.02. 21:57

    „Der Kampf um die Zukunft der europäischen Demokratien hat begonnen.“

    Wenn denn die EU es schafft, das Einwanderungsproblem ganz gut zu lösen, könnte das durchaus helfen.

    Man müsste zunächst die Außengrenzen ziemlich dicht machen. Im Osten mit gut bewachten Zäunen, und im Mittelmeer mit soviel Küstenwachbooten, dass man die meisten Flüchtlingsboote aufbringen kann, und die Leute dann umgehend dahin zurückbringen, wo sie an Bord gegangen sind.

    Man könnte parallel möglichst komfortable Übergangslager z.B. in Marokko, Libyen, Ägypten oder der Türkei finanzieren und einrichten, wo die Einreisewilligen Asyl für Europa beantragen können.

    Dann kann man alle europäischen Kommunen fragen, wie viele sie von denen haben wollen. Sind das weniger als die anerkannten Flüchtlinge, könnte man dann auch noch eine weiterer Auswahl treffen, und auch auf Brauchbarkeit oder auch auf islamistische Neigungen gucken. Nur die, die wir dann wirklich haben wollen, die dürfen dann einreisen, und gleich auf die Kommunen in ganz Europa verteilt werden.

    Den anderen, also deren Asyl man nicht anerkannt hat, oder die man dennoch nicht aufnehmen will, denen kann man dann nahelegen, wieder in ihre Heimatländer zurückzukehren.

    Das wäre auch für die potentiellen Einwanderer vorteilhaft, weil sie dann keine Schleuser bezahlen müssen und auch sich weniger Strapazen und Risiken antun müssen, um hier einreisen können. Und die anderen müssen dann eben sehen, wie sie klar kommen.

    Die Situation in den Herkunftsländern zu verbessern wäre freilich das allerbeste. Das sollten wir uns auch gerne was kosten lassen. Die Einwanderung von unerwünschten Personen wie auch das ganze Verfahren ist auch ziemlich teuer.

    Wenn jetzt jemand mehr Flüchtlingen helfen will, dann muss er eben seine Kommune dazu bringen, das sie sich in dem Verfahren dazu bereit erklärt, mehr Flüchtlinge einzuladen.

    Ich finde, dass es wirklich eine sehr lokale Angelegenheit ist, Flüchtlinge aufzunehmen, und dass es praktischerweise die Aufgabe der EU sein sollte, dafür zu sorgen, dass auch nur diese Flüchtlinge überhaupt erst in Europa einreisen können.

    Wenn man genug Luft im System hat, kann man zusätzlich auch noch gezielt Fachkräfte aus aller Welt aussuchen und einladen.

    Wenn die Asylgründe in manchen Herkunftsländern irgendwann wegfallen, kann man auch gerne die hierbehalten, die sich richtig gut integriert haben, und nur die wieder wegschicken, wo das nicht der Fall ist

    Kriminelle und Gefährder sollte man ebenso umgehend in die Heimatländer, und wenn das nicht geht, dann aber auch in die Übergangslager abschieben.

    So oder so ähnlich könnte doch ein Umgang mit den Einreiseinteressierten akzeptabel sein.

    Mag sein, dass man hiermit den Thymos von Ausländerfeinden auch nicht besänftige kann, aber es wäre dennoch einfach eine vernünftige Maßnahme.

  18. Ihre KI hat keine Lösung für Thymos UND Geld.
    Das ist das Dilemma.
    Das Kooperationsparadoxon ist wahlentscheidend.
    Das Kooperationsparadoxon besagt, dass wir grundsätzlich Arbeitsteilung befürworten. Aber wir sind darauf verpflichtet, der Bilanz zu folgen.
    Das ist nahezu blind.

    • Fast, @Mussi

      Wir diskutieren die erheblichen Unterschiede zwischen monistischem Liberalismus und demokratischen Libertarismus gerade auch auf Mastodon:

      https://sueden.social/@BlumeEvolution/114007100874564580

      Ein Egoist kreist nur um sich selbst und wurde daher auch als „Idiot“ bezeichnet. Egoisten jammern gerne, aber sie engagieren sich nicht.

      Ein Thymot strebt dagegen nach Anerkennung durch andere und begeht mitunter sogar Gewalttaten, um wahrgenommen zu werden.

      Die Timokratie ist eine historische Regierungsform auf Basis der Herrschaft des Geldes, wogegen die Thymokratie als Herrschaft des Internets die digitale Aufmerksamkeitsökonomie der Selbstinszenierung (Influencing) und leider auch Terror belohnt.

  19. “Gerade auch für Männer sollte es kein Stigma mehr sein, rechtzeitig Hilfe anzunehmen..”

    Vielen Dank, dass Sie das so offen ansprechen.

    Ich hoffe, dass es nicht zu dem geplanten Register psychisch kranker Menschen kommt, das für die Ermittlungsbehörden eingerichtet werden soll. Alle Menschen, die wegen Depressionen etc in Behandlung waren, dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt werden.

    Thema Amokläufe. Gerade, wenn es um Schüler geht, die irgendwann auffällig werden, sowohl durch größere Aggressivität als auch durch sich abkapseln, ist Prävention entscheidend. Mobbing etc ist keine Lappalie! Deshalb ist eine gute Schulsozialarbeit wichtig.

  20. @Michael 15.02. 07:30 / Perplexity.ai

    „Sie basiert auf spekulativen Ängsten vor künftigen Verlusten – etwa von Wohlstand, Sicherheit oder kultureller Identität – und nicht auf realen Erfahrungen mit Migranten.“

    Interessanterweise sind diese eher emotionalen Vorbehalte umso größer, je weniger Einwanderer in den jeweiligen Kommunen bereits vorhanden sind.

    Es gibt aber auch tatsächliche Probleme, die in den Brennpunktstadtteilen mit inzwischen weit überwiegend Migrationshintergrund kulminieren. Die 2. und 3. Generation ist hier in den Schulen weitgehend unter sich, dass das die Integration nicht fördert, dürfte klar sein.

    Deswegen halte ich es ja auch für attraktiv, wenn jede Kommune selber entscheidet, wie viele neue Einwanderer einziehen sollen. Das könnte die Diskussion näher an die lokalen Fakten bringen.

    Es gibt ja nun auch eine Wirkung der Einwanderung auf den Wohnungsmarkt und auf die Löhne im Niedriglohnsektor, was den einen oder andern durchaus ganz persönlich und konkret betrifft. Das sollte eigentlich in Diskussion um Zuwanderung zumindest mit berücksichtigt werden.

    Rein emotionale Vorbehalte sind in der Tat auch vorhanden. Aber auch das ist ja nun konkrete Realität, über die man nun auch reden muss. Es erscheint mir hier echt schwierig, wie man das jetzt konkret handhaben soll. Am besten echt auf sehr lokaler und ganz konkreter Ebene?

  21. Der Mastodon-Account @Volksverpetzer postete heute, mit Quellen:

    „In den vergangenen Tagen gab es Messerangriffe in Bremen, Lübeck, Ratingen, Erfurt, mehrere in Dortmund und in Berlin.

    Teilweise mit Toten, mit Schusswechsel mit der Polizei.

    Von keinem hast du wahrscheinlich gehört.

    In die Trends kommen nur die Einzelfälle mit Schutzsuchenden.

    Rate mal, warum.“

    https://fed.brid.gy/r/https://bsky.app/profile/did:plc:x7vfp7rt4gbywara7ljm5e2s/post/3librlwnne225

    Ich halte diese medienpsychologische Bespielung des jeweiligen Bestätigungsfehlers (Confirmation Bias) zwar für psychologisch schlüssig, aber auch für gefährlich. Die demokratische Öffentlichkeit zersplittert in immer mehr Mikro-Medienblasen und sogar Kokons, der gemeinsame Bezug auf die eigentliche Realität wird schwächer. Beobachte ich.

    Deswegen begrüße ich sehr diesen nachfolgenden Dienst mit Infografik & weiterführendem Link:

    “Weil einige glauben, dahinter stecke eine Verschwörung:

    Es ist eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass Medien überproportional oft über Straftaten von Nicht-Deutschen berichten.

    Nicht aus böser Absicht, sondern weil das mehr Klicks bringt.“

    https://fed.brid.gy/r/https://bsky.app/profile/did:plc:x7vfp7rt4gbywara7ljm5e2s/post/3libuhrs6yk2d

    Die überlangen Links ergeben sich leider aus der Kombination des kommerziellen Bluesky mit Mastodon. Ich möchte mich auch zukünftig aufs nichtkommerzielle Fediversum beschränken.

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