Musik als Hoffnung in der Zeit. Wie erlebt Ihr das?

Bin sehr froh, dass auf diesem Blog endlich der Dialog zum Schlüsselthema nicht nur von Religion und Jenseitshoffnung, sondern auch von Psychologie und Philosophie, von Politik, Wirtschaft, Demografie, Kultur und Recht und letztlich der “Natur des Glaubens” gelungen ist: von Zeit.

Deswegen möchte ich Euch um Eure Erfahrungen mit und Beobachtungen zu Musik bitten. In einem Vortrag zur Musik in meiner Heimatstadt Filderstadt hatte ich die These vertreten:

„Der Sinn der Musik ist die Hoffnung, die die Liebe zu retten und den Glauben zu heilen vermag.“

Dahinter steht nicht nur die eigene Erfahrung, sondern auch etwa Hans Blumenberg (1920 – 1996), der in seiner Rezension der Bachschen “Matthäuspassion” (Suhrkamp 1988 / 2020) u.a. schrieb (S. 50):

“Noch einmal vertieft sich der Sinn der Musik: Sie läßt das Unerträgliche ertragen und setzt an die Stelle der Gnade des Schlafes die jenen Schläfern unerreichbare Gunst ihrer Schönheit.”

Musik kann geträumt werden, aber nicht verschlafen. Sie drückt auch Sehnsucht, Zweifel, Fragen, sogar Verzweiflung und Wut aus. Wie der Solar- und ja Hopepunk leugnen Musik und die von ihr gestiftete Hoffnung die Zustände nicht, sondern fordern sie heraus.

Ein Musiker im Punk-Look und eine Solarpunkerin am Laptop im Dialog in Berlin.

Musik und Solarpunk leugnen die Zustände nicht, sondern motivieren zur Hoffnung. Michael Blume mit Leonardo.AI

Ein Beispiel für ein Musikstück, das unsere menschliche Lebenszeit nicht nur erfüllt, sondern auch thematisiert und befragt, ist “Tausend Jahre sind ein Tag” von Udo Jürgens (1934 – 2014). Der Titel zitiert den biblischen Psalm 90:4 “Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.” sowie den zweiten Petrusbrief 3:8 “Eins aber sei euch unverhalten, ihr Lieben, daß ein Tag vor dem HERRN ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag.”

Allerdings ist das Lied selbst streng säkular und thematisiert die Lebenszeit eines Kindes, in dem Fragen aufgeschoben, aber nicht wirklich beantwortet werden. Die Hörenden selbst erleben die Fragen, die vielen begegnet sind, dann aber meist auf unbestimmte Zeit verschoben wurden. Ein Auszug:

“Ach Kind, komm′ lass die Fragerei’n
Für sowas bist du noch zu klein
Du bist noch lange nicht soweit
Das hat noch Zeit

Was ist Zeit? Was ist Zeit?
Was ist Zeit? Was ist Zeit?

Ein Augenblick
Ein Stundenschlag
Tausend Jahre sind ein Tag

Wie wird der Mensch zum Nimmersatt
Wer alles hat, kriegt noch Rabatt
Und woher kam die Gier nach Geld?
Wie kommt der Hunger auf die Welt?”

Noch am 7. Dezember 2014 spielte Jürgens dieses Stück – zwei Wochen, bevor er bei einem Spaziergang zusammenbrach und verstarb. 

Selbstverständlich gibt es buchstäblich noch tausende weitere Songs rund um das Thema Zeit – denken wir etwa an „Wind of Change“ der Scorpions.

Meine These behauptet sogar, dass auch stimm- und textlose Musik die Zeit zur Hoffnung bearbeitet. Aber nach den starken Debatten zu Zeit und Demografie, Zeit und Science-Fiction und Zeit und Migration bin ich nun einfach dialogisch an Ihren Erfahrungen, Beobachtungen und Meinungen interessiert.

Ein Mädchen blickt zwischen ungeordneter Zeit und einem Zeitstrahl des Lebens aus den Kulissen hervor.

Was ist Zeit? Michael Blume mit Leonardo.AI

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

55 Kommentare

  1. Guten Morgen, @Michael Blume.

    Vielen Dank für die Anregung zum Wochenende und den wunderbaren Song von Udo Jürgens!

    Ich finde, das Geheimnis der Zeit wird wunderbar in dem Gedicht „My Love Is Like A Red Red Rose” (Robert Burns, 1759-1796) thematisiert, das vielfach vertont wurde – unsterblich durch die King’s Singers (Youtube Link), finde ich.

    Bei diesen Zeilen …

    „Till a’ the seas gang dry, my Dear,
    And the rocks melt wi’ the sun:
    I will luve thee still, my dear,
    While the sands o’ life shall run.”

    … finde ich es großartig, wie hier der Bogen von der individuellen Lebenszeit und der Liebe zu den allergrößten Zeiträumen gespannt wird (und zu den größten räumlichen Distanzen).

    Ganz nebenbei finde ich das angesichts der Lebensdaten des Dichters beachtlich, denn zu seiner Zeit kannte man die Theorie, dass die Erde in einer weit entfernten Zukunft wegen der Prozesse im Innern der Sonne mal so heiß werden würde, dass kein Leben mehr auf ihr möglich sein wird, noch nicht. Das ist ein anderes Thema, aber ich finde es immer wieder spannend, wie durch Dein Angebot an Themen und Inhalten sich neue Fragestellungen und Pfade eröffnen …

    Hier der komplette Text im Original:

    „O my Luve’s like a red, red rose,
    That’s newly sprung in June;
    O my Luve’s like the melodie
    That’s sweetly play’d in tune.

    As fair are thou, my bonie lass,
    So deep in luve am I;
    And I will luve thee still, my Dear,
    Till a’ the seas gang dry.

    Till a’ the seas gang dry, my Dear,
    And the rocks melt wi’ the sun:
    I will luve thee still, my dear,
    While the sands o’ life shall run.

    And fare thee weel, my only Luve!
    And fare thee weel, a while!
    And I will come again, my Luve,
    Tho’ it were ten thousand mile!”

    Deutsch von Philipp Kaufmann (1802 – 1846):

    „Mein Schatz ist eine rote Ros’,
    Im holden Mai erblüht;
    Zu hören ihr lieb Stimmchen bloß,
    Ist mir das liebste Lied.

    Und wie du hold bist, süßes Herz,
    So lieb’ ich dich so sehr.
    Und lieben werd’ ich dich, mein Herz,
    Bis trocken wird das Meer.

    Bis alle Meere trocken sind,
    Die Sonne schmilzt den Stein,
    Will ich dich lieben, süßes Kind!
    Im tiefsten Herzen mein.

    Leb wohl! leb wohl! mein einzig Lieb,
    Leb wohl auf kurze Zeit.
    Ich komme, komme bald, mein Lieb,
    Wär’s tausend Meilen weit!“

    • Vielen Dank Dir, lieber @Peter Gutsche 🙏📚🙌

      Denn, ja, dass sowohl biblische Zeilen wie auch das von Dir erwähnte Gedicht über Generationen hinweg immer wieder aufgegriffen und neu vertont, gesungen werden, deutet m.E. doch stark darauf hin, dass auch Musik nicht relativistisch ist, sondern einen Erkenntnisweg im Kontext des dialogischen Monismus umfasst. Musik erfüllt also nicht nur individuelle Leben mit Hoffnung, sondern auch die Menschheit samt ihrem Erkenntnisstreben als Ganzes.

      Da Du ja Physiker bist, möchte ich mit Dir auch meine Faszination für die neuere Quanten-Emergenztheorie der Zeit teilen, die während meiner Kindheit entstand und gerade auch in den letzten Jahren empirisch stärker geworden ist. Artikel zur Zeit tragen für mich wesentlich zur Faszination von Wissenschaftsmagazinen wie hier Spektrum der Wissenschaft bei. Hättest Du uns auch als Naturwissenschaftler eine Einschätzung zur KI-Ausgabe von Perplexity.ai dazu?

      Die Frage nach der Entstehung der Zeit aus der Quantenphysik ist ein faszinierendes und komplexes Thema in der modernen Physik. Basierend auf den neuesten Forschungsergebnissen lässt sich folgendes Bild zeichnen:

      ## Zeit als Emergenz aus Quantenverschränkung

      Eine revolutionäre Theorie, die von Don Page und William Wootters 1983 vorgeschlagen wurde, betrachtet Zeit nicht als fundamentale Größe, sondern als Emergenzphänomen aus der Quantenverschränkung[2]. Dieser Ansatz, bekannt als Page-Wootters-Formalismus, postuliert:

      – Es gibt keine absolute Zeit, sondern nur relative Veränderungen zwischen verschränkten Quantensystemen.
      – Zeit entsteht als Illusion aus der Beziehung zwischen verschiedenen Quantenzuständen.
      – Ein System, das mit keinem anderen verschränkt ist, bleibt zeitlos und unverändert.

      ## Experimentelle Fortschritte

      Neuere Forschungen haben diese Theorie weiter untermauert:

      – Ein Team um Paola Verrucchi von der Universität Florenz konnte anhand eines konkreten Beispiels zeigen, dass sich Verschränkung tatsächlich als Zeitfluss interpretieren lässt[2].
      – Die Wissenschaftler untersuchten zwei verschränkte Quantensysteme und fanden, dass der Page-Wootters-Formalismus deren zeitlichen Verlauf korrekt beschreibt.
      – Interessanterweise ergab sich bei der Vereinfachung der Formeln die bekannte Schrödingergleichung für einen harmonischen Oszillator, allerdings ohne explizite Zeitabhängigkeit[2].

      ## Implikationen für unser Zeitverständnis

      Diese Erkenntnisse haben weitreichende Konsequenzen für unser Verständnis von Zeit:

      – Das Universum als Ganzes könnte in diesem Modell als zeitlos und unveränderlich betrachtet werden.
      – Zeit wäre demnach keine fundamentale Größe, sondern würde aus der Verschränkung von Quantensystemen emergieren.
      – Die wahrgenommene Richtung der Zeit könnte eine Folge der Art und Weise sein, wie wir Quantensysteme beobachten und messen.

      ## Herausforderungen und offene Fragen

      Trotz dieser faszinierenden Erkenntnisse bleiben viele Fragen offen:

      – Wie lässt sich dieser Ansatz vollständig in die bestehende Quantentheorie integrieren?
      – Wie verhält sich dieses Modell zur Zeitauffassung in der Allgemeinen Relativitätstheorie?
      – Welche experimentellen Möglichkeiten gibt es, um diese Theorie weiter zu überprüfen?

      Die Forschung auf diesem Gebiet ist noch lange nicht abgeschlossen und verspricht weitere spannende Erkenntnisse über die Natur der Zeit und ihre Verbindung zur Quantenphysik.

      Citations:
      [1] https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/die-zeit-ist-mehr-als-nur-eine-variable/
      [2] https://www.spektrum.de/news/die-zeit-koennte-eine-illusion-der-quantenphysik-sein/2218722
      [3] https://www.berliner-zeitung.de/news/durchbruch-in-der-quantenmechanik-forscher-drehen-zeit-zurueck-li.323442
      [4] https://www.spektrum.de/news/quantenmechanik-quantenphysik-erlaubt-die-zeitreise/1313448
      [5] https://www.alexandria-magazin.at/magazin/zeit-in-der-physik-verstehen–quantenphysik-und-relativitaetstheorie.php
      [6] https://www.geo.de/wissen/forschung-und-technik/durchbruch-in-der-quantenphysik–forschern-gelingt–zeitreise–33284164.html
      [7] https://www.spektrum.de/magazin/quantenzeit-ein-neues-konzept-der-zeit/2160270
      [8] https://www.aei.mpg.de/384263/quantum-steps-towards-the-big-bang

      Über meine Bejahung der Emergenztheorie gerade auch in der interdisziplinären Evolutionsforschung bloggte ich bereits 2013:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/harte-vs-weiche-wissenschaften-warum-die-blogosph-re-emergenz-verstehen-sollte/

      Mir ist keine Theorie bekannt, die sowohl die empirischen Befunde wie auch die interdisziplinäre Evolutionsforschung so gut zu umfassen vermag. What a time to be alive… 🙂

      • Guten Abend, @Michael Blume.

        Die Entstehung von Zeit durch Quantenverschränkung – das ist ein spannendes Konzept. Ich muss aber sagen, dass ich mich heute Abend nicht wirklich qualifiziert dazu äußern kann, da ich mich noch nicht intensiv genug mit dem Page-Wootters-Mechanismus beschäftigt habe.

        Das Thema hat meine Neugier geweckt, und ich möchte versuchen, es zumindest grob zu umreißen. Bzw. ich will zumindest versuchen, einzugrenzen, worum es geht, denn mir stellen sich einige Fragen:

        Zuerst ein Blick auf die Quellen, die Du in Perplexity gefunden hast: Die meisten bieten interessante Einblicke in die Physik der Zeit, jedoch ohne direkten Bezug zu Page-Wootters. Der einzige Titel, der vielversprechend klingt, ist dieser Artikel bei Spektrum.
        Leider ist er hinter einer Bezahlschranke. Das wäre kein Problem für mich, aber es ist schade, dass man nur Abos, jedoch keine Einzelartikel kaufen kann, also habe ich vorerst davon abgesehen.

        (Vielleicht überlege ich mir ein Spektrum-Abo, denn das sind ja wirklich alles hervorragende Artikel; aber das will ich in Ruhe entscheiden. Nebenbei gefragt und angemerkt, da wir hier auch das Thema KI-Nutzung regelmäßig reflektieren: Greift Perplexity auf Texte hinter Bezahlschranken zurück? Wäre interessant zu wissen.)

        Ich habe dann selbst nach Material gesucht und bin auf einen Artikel gestoßen, der im Kern dasselbe zusammenfasst, was auch Perplexity ausführt und sich gut für den Einstieg eignet.

        Es geht bei Page-Wootters um verschränkte Quantensysteme oder Quantenkohärenzzustände, in denen Teilchen auf „geheimnisvolle“ Weise miteinander verbunden sind. Dabei ist wichtig zu wissen, dass solche Zustände extrem kurzlebig sind, da sie durch Wechselwirkungen mit ihrer Umgebung schnell zerfallen (Dekohärenz). Dies ist u.a. auch der Grund für den hohen technischen Aufwand, den technische Systeme wie Quantencomputer benötigen, die unter sehr spezifischen Bedingungen (z.B. extremer Kühlung) funktionieren müssen. In der Alltagserfahrung der meisten Menschen spielen Quantenverschränkungen daher praktisch keine Rolle – es sei denn, man vertritt esoterische Ansichten, etwa zur „Quantenheilung“. Ich vermute, der Page-Wootters-Mechanismus versucht zu erklären, wie Zeit auf grundlegender Quantenebene entstehen könnte – jedoch nicht, wie sie in unsere direkte Erfahrungswelt tritt. Wie gesagt, meine jetzige Vermutung, ich weiß noch zu wenig, um das anschließend beurteilen zu können.

        Für diesen letzten Aspekt gibt uns die Thermodynamik einen Schlüssel: Betrachtet man die Energieerhaltung, wäre es theoretisch möglich, dass in unserer Welt allerhand seltsame Dinge passieren, dass sich z.B. ein zerbrochenes Glas von selbst wieder zusammensetzt. Doch die Entropie macht dies praktisch unmöglich. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik gibt uns einen Hinweis, warum die Dinge in unserer Welt in einer bestimmten Richtung ablaufen und letztlich alles vergänglich ist – eine der grundlegendsten Erfahrungen von Zeit für uns Menschen. Hier geht es aber wiederum nicht um Zeit als grundlegende Größe der Physik.
        Das beantwortet Deine Frage eigentlich nicht vollständig, und ich würde mir gerne etwas „Zeit nehmen“, um mich genauer mit dem Thema auseinanderzusetzen – denn das Thema hat mich definitiv neugierig gemacht.

        Noch ein Filmtipp zum Thema: Wenn ich es richtig verstanden habe, war eine der Motivationen von Page und Wootters, dass durch die allgemeine Relativitätstheorie die Zeit keine absolute Größe mehr ist. Raum und Zeit (als vierdimensionale „Raumzeit“) sind mit der Gravitation direkt verknüpft und können durch diese beeinflusst werden – große Massen krümmen die Raumzeit und krümmen dadurch z.B. Lichtstrahlen. Ein anderes messbares Phänomen sind die Gravitationswellen, die erst vor wenigen Jahren experimentell bestätigt wurden – etwas, was Einstein messtechnisch selbst für unmöglich gehalten hatte.

        Ein Forscher, der dafür den Nobelpreis erhielt – Kip Thorne – war maßgeblich an der Entstehung des Films „Interstellar“ beteiligt. Diesen Film kann ich nur empfehlen; er zeigt eindrücklich, wie die menschliche Wahrnehmung von Zeit unter relativistischen Bedingungen aussehen könnte. Und, da wir weit vom Musikthema abgeschweift sind: Der Soundtrack ist jedes Mal ein Erlebnis!

        • Guten Morgen, @Michael Blume.

          Achtung, jetzt kommt ein etwas längerer Kommentar, aber Du hattest eine Frage gestellt, die es in sich hatte. 😊

          Ich möchte noch einmal auf die Frage zum Page-Wootters-Mechanismus eingehen und auf die Idee, dass Zeit als eine emergente Eigenschaft aus verschränkten Quantenzuständen verstanden werden könnte.

          Mein vorheriger Kommentar war der Frage nicht wirklich angemessen, und auch dies wird keine umfassende Antwort sein. Denn hier bewegen wir uns in einem Bereich der Quantenphysik, der spezifische mathematische Werkzeuge erfordert, um ihn wirklich zu verstehen. Nach meiner ersten kurzen Recherche schätze ich, dass ich mich, da ich seit vielen Jahren nicht mehr in der Forschung tätig bin, sondern in die Industrie gewechselt habe, durch eine ganze Vorlesungsreihe arbeiten müsste, um diese Themen gründlich aufzuarbeiten. Das ist in kurzer Zeit nicht machbar. Vielleicht gibt es jedoch andere Mitlesende, die hier ein qualifiziertes Urteil abgeben können.

          Ich kann aber versuchen, das Thema grob einzuordnen (gerne mit der Einladung an andere, mich zu korrigieren oder zu ergänzen).

          Was ich insbesondere teilen möchte und was ich relevant für die „Zeit“-Diskussion auf Deinem Blog halte:

          Im Bereich dieses Themenkomplexes bewegt sich auch der Physiker Carlo Rovelli, ein brillanter Wissenschaftskommunikator. In seinem Buch „Die Ordnung der Zeit“ (Rowohlt, 1. Auflage 2018) beleuchtet er auf ästhetisch einfache und erzählerische Weise hochkomplexe Sachverhalte. Dieses Buch ist ein echter Lesetipp!

          Beim Wiederlesen des Buches sind mir einige Aspekte aufgefallen, die für unsere Diskussion zur Zeit nützlich sein könnten – und die auch für Laien verständlich sind.

          Nochmal zum Begriff der Emergenz: Emergenz beschreibt Eigenschaften eines Systems, die aus dem Zusammenspiel seiner Teile hervorgehen und sich nicht auf die einzelnen Teile selbst zurückführen lassen. Ein Beispiel aus der Physik ist die Temperatur: Diese ist eine makroskopische Eigenschaft, die auf der Ebene einzelner Moleküle (im Mikrokosmos) keine Entsprechung hat. Auf molekularer Ebene spielen nur die Orte und Geschwindigkeiten der Moleküle eine Rolle. Erst durch die Bewegung einer unvorstellbar großen Zahl von Molekülen entsteht für uns das Phänomen der Temperatur.

          Ein zentraler Aspekt unserer Zeiterfahrung ist die Richtung: Dinge laufen in einer bestimmten Richtung ab. Ein Glas zerspringt, aber setzt sich nicht spontan wieder zusammen; Menschen altern, zerfallen schließlich zu Staub. Dieses Empfinden von Zeit ist eng mit der Thermodynamik verknüpft. Wo Wärme auftritt, lässt sich ein „Zeitpfeil“ erkennen.

          Ludwig Boltzmann verdeutlichte dies anhand der Entropie: Stellt euch zwei Gase, rot und grün, in getrennten Behältern vor, die zusammengeführt werden. Sie werden sich im Laufe der Zeit zu einem rot-grünen Gemisch vermischen. Aber wir werden nie beobachten, dass sich das Gemisch spontan / von sich aus wieder in rote und grüne Gase aufspaltet. Boltzmann erklärte, dass Entropie ein Maß für die Anzahl der Mikrozustände ist, die ein makroskopisch erkennbarer Zustand nicht unterscheidet. Wir beobachten daher, dass Systeme einem „Zeitpfeil“ folgen.

          Warum ist das so?

          Mikroskopisch betrachtet, können wir uns die Gase als aus jeweils identischen roten und grüne Kügelchen bestehend vorstellen, die bei Zimmertemperatur wie wild durcheinander fliegen. Ein allmächtiger „Maxwellscher Dämon“ könnte sich in jedem Moment einen Schnappschuss machen vom Ort und der Geschwindigkeit jedes einzelnen Moleküls. Dann wird es einige Schappschüsse oder: Konfigurationen geben, in denen alle roten Moleküle rechts und alle grünen Moleküle links versammelt sind. Aus der Gesamtzahl der möglichen Konfigurationen sind das aber verschwindend wenige. Von der Energiebilanz und den Bewegungsgesetzen betrachtet, wäre es möglich, dass das Gasgemisch wieder eine solche „besondere“ Konfiguration einnimmt. Das ist nur derart extrem unwahrscheinlich, dass es praktisch niemals eintreten wird. Gase vermischen sich, entmischen sich aber nicht spontan. Das ist eine der Erfahrungen, die wir (im Makrokosmos) mit der Zeit machen.
          (Ok, wenn wir bestimmte Dinge anstellen, die Energie kosten, können wir solche Prozesse umkehren, aber spontan passiert so etwas nicht.)

          Jetzt kann man aber fragen (und das genau tut Rovelli in seinem Buch): Was ist an der Konfiguration: „rote Moleküle rechts und grüne links versammelt“ so besonders? Ist das nicht von uns Menschen so festgelegt und insofern subjektiv? Und, genau, ja, das ist so. Wir legen die makroskopischen Parameter fest, für die wir sozusagen die Entropiebilanz betrachten wollen.

          Die Definition von Entropie nach Boltzmann ist: Sie ist ein Maß für die Anzahl der Mikrozustände für eine makroskopisch relevante Observable. Und wir legen fest, was relevant ist. Aber genau darauf basiert das Argument, dass Dinge in einer bestimmten Richtung ablaufen, dass sozusagen Zeit vergeht.

          Rovelli drückt es so aus (auf S. 33):

          „Boltzmann zeigte, dass die Entropie deshalb existiert, weil wir die Welt ungenau beschreiben, und dass die Entropie diejenige Größe ist, die zählt, wie viele verschiedene Konfigurationen es gibt, die unsere unscharfe Sichtweise nicht unterscheidet.“

          Nun, warum schreibe ich das hier so ausführlich? Ich frage mich, ob angesichts dieser Überlegungen Temperatur und die Richtung des Zeitflusses nicht bereits eine emergente Eigenschaft ist.

          An einer anderen Stelle (S. 122) schreibt Rovelli:

          „Wir sind auf eine ganz besondere Untermenge von Aspekten des Universums eingestellt, und diese ist in der Zeit ausgerichtet.“

          Also wäre Zeit schon aus den Thermodynamischen Gesichtspunkten heraus als Illusion zu verstehen, die unserer besonderen Perspektive als Wesen geschuldet ist, die auf ihre eigene Weise mit dem Universum wechselwirken.

          Kommen wir nun zum Page-Wootters-Mechanismus, der versucht, Zeit als fundamentalen Parameter in die Physik (wieder) einzuführen. Warum „wieder“? In der Quantenmechanik und auch in der klassischen Physik wird die Entwicklung von Systemen oft über die Zeit beschrieben. Die Schrödingergleichung beschreibt z.B. die zeitliche Entwicklung der Wellenfunktion eines Systems. Sie berücksichtigt allerdings nicht die Allgemeine Relativitätstheorie, welche Raum, Zeit und Gravitation als miteinander verbunden betrachtet. Die relativistische Verallgemeinerung der Schrödingergleichung ist die „Wheeler-DeWitt-Gleichung“. In ihr taucht der Zeitparameter jedoch nicht mehr auf. In anderen Worten, die Gleichung, mit der die beiden grundlegenden physikalischen Theorien – Quantenmechanik einerseits und Relativitätstheorie andererseits – zusammengeführt werden sollen, postuliert ein statisches Universum. Das widerspricht jedoch unserer Erfahrung.

          Soweit ich es verstanden habe, liegt das u.a. daran, dass es gemäß der Relativitätstheorie ja keine absolute Zeit gibt. Jeder Beobachter hat seine „Eigenzeit“, die von seinem Bewegungszustand und der von ihm erfahrenen Gravitation abhängt (siehe Film „Interstellar“). Daher kann hier nur die relative Entwicklung physikalischer Variablen in Bezug aufeinander beschrieben werden. Es ist macht also keinen Sinn, dass eine relativistische Theorie eine absolute Zeitvariable enthält.

          Hier setzen die Überlegungen von Page und Wootters an. In einem recht hilfreichen Artikel, den ich finden konnte, steht (Google translate):

          „Page und Wootter schlagen vor, dass das dynamische Verhalten, das wir beobachten, tatsächlich von einer internen Uhrzeit und nicht von einer externen Koordinatenzeit abhängt. Für einen systeminternen Beobachter führt die Messung einer Uhr zu einer Verschränkung mit der Uhr, und er wird eine gewisse relative Dynamik beobachten. Aber ein Beobachter außerhalb des Systems würde es als statisch betrachten.“

          Insofern kann man die vom „internen Beobachter“ erfahrene Zeit in der Tat als emergentes Phänomen verstehen, das sich aus den beschriebenen Quanten-Korrelationen ergibt.
          Wie gesagt, dazu müssten Expertinnen oder Experten etwas sagen, die in diesem Feld der Physik besser informiert sind.

          Ich wollte noch verstehen, in welcher Beziehung das von Page-Wootters gefundene Ergebnis mit der von Menschen erfahrenen Zeit und der (thermodynamisch erklärbaren) Gerichtetheit der des Zeitablaufs „verträgt“ (diese Antwort findet sich in Rovellis Buch nicht, aber evtl in seinen anderen Schriften, die ich noch nicht kenne, ich bleibe da aber mal dran).

          Antwort:
          Der Page-Wootters-Mechanismus bietet einen interessanten Ansatz, um die von Menschen erfahrene Zeit zu erklären, steht aber in einem komplexen Verhältnis zum thermodynamischen Zeitverständnis:

          ## Page-Wootters-Mechanismus und menschliche Zeiterfahrung

          Der Page-Wootters-Mechanismus erklärt Zeit als emergentes Phänomen aus Quantenverschränkung:

          – Zeit entsteht aus Korrelationen zwischen Quantensystemen, wobei ein System als “Uhr” für ein anderes dient.
          – Für einen internen Beobachter erscheint dies als Zeitfluss, während das Gesamtsystem statisch bleibt.

          Dieser Ansatz könnte erklären, warum wir Zeit als kontinuierlichen Fluss wahrnehmen, obwohl das Universum als Ganzes möglicherweise zeitlos ist.

          ## Verhältnis zur Thermodynamik

          Das thermodynamische Zeitverständnis unterscheidet sich vom Page-Wootters-Ansatz:

          – Die Thermodynamik erklärt den Zeitpfeil durch zunehmende Entropie in geschlossenen Systemen.
          – Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik gibt eine Richtung für makroskopische Prozesse vor.

          **Verbindungen und Unterschiede:**

          1. **Emergenz**: Beide Ansätze sehen Zeit als emergentes Phänomen, aber auf unterschiedlichen Ebenen – quantenmechanisch vs. makroskopisch.

          2. **Zeitrichtung**: Der Page-Wootters-Mechanismus erklärt nicht inhärent die Zeitrichtung, während die Thermodynamik eine klare Richtung vorgibt.

          3. **Beobachterperspektive**: Page-Wootters betont die Rolle des Beobachters, während die Thermodynamik objektive Systemzustände betrachtet.

          4. **Skalierung**: Der quantenmechanische Ansatz beginnt auf der mikroskopischen Ebene, während die Thermodynamik makroskopische Systeme beschreibt.

          ## Synthese

          Eine vollständige Erklärung der menschlichen Zeiterfahrung könnte beide Ansätze integrieren:

          – Der Page-Wootters-Mechanismus erklärt die grundlegende Entstehung von Zeit aus Quantenkorrelationen.
          – Die Thermodynamik beschreibt, wie diese emergente Zeit auf makroskopischer Ebene eine Richtung erhält.

          Diese Kombination könnte sowohl die subjektive Wahrnehmung des Zeitflusses als auch die objektive Irreversibilität vieler Prozesse erklären.

          Allerdings bleibt die vollständige Vereinigung dieser Konzepte eine offene Forschungsfrage in der theoretischen Physik.

          Citations:
          [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/musik-als-hoffnung-in-der-zeit-wie-erlebt-ihr-das/
          [2] https://www.techno-science.net/de/nachrichten/die-zeit-eine-quantenmechanische-illusion-N25278.html
          [3] https://deutsch.wikibrief.org/wiki/Problem_of_time
          [4] https://philarchive.org/archive/ZERSZEv1
          [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Wheeler-DeWitt-Gleichung
          [6] https://www.thp.uni-koeln.de/gravitation/zeh/Keine_Zeit.html
          [7] https://www.spektrum.de/lexikon/astronomie/wheeler-dewitt-gleichung/529
          [8] https://www.wissenschaft.de/allgemein/der-umgestuelpte-urknall/

          Ende der Antwort von Perplexity.

          Wie gesagt, ist das nichts weiter als eine vorläufige Eingrenzung eines hochtheoretischen Themas. Aber ich hoffe, dass ich insbesondere mit den Gedanken von Carlo Rovelli ein paar Anregungen zum Dialog auf „Natur des Glaubens“ geben konnte.

          • Wow, @Peter Gutsche – vielen lieben Dank für diesen super-interessanten Physik-Kommentar!

            Nun hatte ich den Page-Wooters-Ansatz bisher so verstanden, dass sie ja genau bestreiten, dass Zeit eine fundamentale Eigenschaft der Quantenphysik sei, sondern via Emergenz aus dieser spontan bzw. “zufällig” hervorginge. Und dass neuere Überprüfungen der Theorie diese bestätigt fanden. Dies freilich unter der erkenntnistheoretischen Maßgabe der Popperschen Falsifikation, wonach es keine end-gültige Bestätigung von Theorien geben kann – was wiederum den Faktor Zeit voraussetzt…

            Da mich das interdisziplinäre Thema Zeit überaus intensiv interessiert, möchte ich Dir hiermit anbieten, noch einmal einen Extra-Gastblogpost dazu zu schreiben, wenn Du Dich da eingelesen hast. Ich meine, das würde auch viele unserer Leserinnen und Leser hier auf NdG interessieren! 🙂

  2. Lieber Michael Blume,

    die Bedeutung von Musik lässt sich überhaupt nicht überschätzen. Neben der persönlichen Bedeutung finde ich einen Aspekt besonders wichtig:

    Das revolutionäres Element jeder Generation.

    Spätestens seit es populäre Musik (nicht Pop-Musik) gibt, dient sie jeder Generation zur Abgrenzung. Es gibt Heranwachsenden ein Medium, ihre Unzufriedenheit auszudrücken, sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen und ist sicher Treibstoff in der gesellschaftlichen Fortentwicklung.

    Keine Demo ohne Lautsprecherwagen.
    Keine Punkrocker ohne Schlachtrufe BRD.
    Keine Hippies ohne Woodstock.

  3. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Musik ist all das: Sie gibt mir Zeit, sie zwingt mich, mir Zeit zu nehmen, sie erlaubt und führt, schenkt Trost, sie öffnet Türen zu Räumen und Zeiten, in die ich nicht mehr oder nicht alleine gehen kann, die ich nicht kannte.
    Sie sagt, Jetzt ist die Zeit für Trauer, für Hoffnung, für Zuversicht.
    Ich liebe die Texte vieler Lieder, im Zusammenhang mit Zeit fallen mir bspw. Ween ein
    “And if the mist ever lets the sun through
    I just hope I did the right thing
    For me and you” oder Enno Bunger “Du liebst solang du lebst, und du lebst solang du kannst”.
    Aber auch Musik ohne Text oder ohne Gesang (oder Gesang, den ich nicht verstehe) vermag diese Wirkung zu entfalten.
    Seien es Hildegard von Bingen, Nils Frahm, Moby oder Max Richter.
    Musik ist all das und noch viel mehr.

    • Vielen herzlichen Dank, @Thomas Dugaro 🙏

      Ich stimme nicht nur zu, sondern würde so weit gehen zu sagen, dass Musikalität als durch die Zeiten fließende Spiritualität verstanden werden kann, die der Mehrheit der Menschen die Lebenszeit erträglich macht. Auch diese Erfahrung einer überzeitlichen Hoffnung ist uns zwar durch die biokulturelle Evolution zugewachsen, weist aber über die Zeitlichkeit unserer Leben hinaus. 🙏🎶🧡

  4. Für mich ist Musik verbunden mit Tanz. Bis zur Corona-Krise war ich Teilnehmerin in einer Line-Dance-Gruppe in unserem Seniorenverein. Durch den Tanz wird die Musik noch einmal anders erlebt und wer tanzt, lächelt auch meistens.

    Erfahrungen mit Musik sind vermutlich genauso unterschiedlich und vielfältig wie wir Menschen.

    Eine andere Erfahrung mit Musik war für mich das Singen der Lieder in einem Taizé-Gottesdienst, verbunden mit einer besonderen Tiefe und Spiritualität.

    Musikalische Früherziehung bei Kindern hat auch einen ganz besonderen Wert und wirkt sich besonders positiv auf die Entwicklung aus. Sie fördert kognitive, emotionale, soziale und motorische Fähigkeiten.

    Ob nur hören, singen, tanzen oder ein Instrument spielen, Musik gehört zum Leben.

    • Vielen Dank für Deinen wundervollen Druko, liebe @Elisabeth K. 🙏👍🙌

      Deine berechtigte Verschränkung von Zeit-, Musik- und Tanzerfahrungen hat mich dazu angeregt, die KI Perplexity.ai zu prompten mit: “Welche Überschneidungen gibt es zwischen Musik, Tanz und Zeiterfahrungen?”

      Das Ergebnis finde ich sehr beeindruckend und bemerkenswert!

      Es gibt faszinierende Überschneidungen zwischen Musik, Tanz und Zeiterfahrungen, die auf verschiedenen Ebenen zu beobachten sind:

      ## Rhythmus und Zeitstrukturierung

      Sowohl Musik als auch Tanz basieren fundamental auf rhythmischen Strukturen:

      – Musik gliedert Zeit durch Takte, Tempi und rhythmische Muster.
      – Tanz strukturiert Bewegungen zeitlich und räumlich im Einklang mit musikalischen Rhythmen.
      – Beide Kunstformen schaffen so eine erlebbare Zeitstruktur, die unser Zeitempfinden beeinflusst.

      ## Neuronale Verarbeitung

      Die Verarbeitung von Musik und Bewegung im Gehirn hängt eng mit der Zeitwahrnehmung zusammen:

      – Das Gehirn integriert Töne und Bewegungen in Zeitfenstern von etwa 2-3 Sekunden zu sinnvollen Einheiten[2].
      – Diese neuronalen Zyklen bilden die Grundlage für unser Erleben von Melodien, Bewegungssequenzen und Zeitfluss.

      ## Präsenz und Zeitfluss

      Musik und Tanz können besondere Zustände des Zeiterlebens hervorrufen:

      – Sie ermöglichen intensive Gegenwartserfahrungen, ein Aufgehen im “Hier und Jetzt”.
      – Gleichzeitig vermitteln sie ein Gefühl von Zeitfluss und Kontinuität durch die Verknüpfung aufeinanderfolgender Momente[2].

      ## Emotionale Intensität

      Sowohl Musik als auch Tanz können starke emotionale Erlebnisse auslösen:

      – Emotionale und neue Erfahrungen prägen sich besonders tief ins Gedächtnis ein.
      – Dies beeinflusst wiederum unser subjektives Zeitempfinden, indem solche Momente in der Erinnerung “länger” erscheinen[3].

      ## Kulturelle und künstlerische Verschränkung

      In der Kunstpraxis gibt es vielfältige Verbindungen zwischen Musik, Tanz und Zeitkonzepten:

      – Intermediale Kunstprojekte wie “Intermedia” in der DDR 1985 experimentierten mit der Verschränkung von Musik, Tanz und anderen Kunstformen[1].
      – Solche Projekte erforschten neue Formen der Zeiterfahrung durch die Kombination verschiedener Medien und Ausdrucksformen.

      ## Körperwahrnehmung und Zeitgefühl

      Die körperliche Erfahrung in Musik und Tanz steht in enger Beziehung zum Zeiterleben:

      – Körperliche Rhythmen wie der Herzschlag beeinflussen unser Zeitgefühl[2].
      – Tanz und Musik können diese körperlichen Rhythmen verändern und damit auch unser Zeitempfinden modulieren.

      Diese Überschneidungen zeigen, dass Musik und Tanz nicht nur Kunstformen sind, sondern auch Medien, durch die wir Zeit auf einzigartige Weise erfahren und strukturieren können. Sie bieten Möglichkeiten, unser Zeiterleben zu beeinflussen und zu erforschen, was sowohl für die künstlerische Praxis als auch für das Verständnis menschlicher Zeitwahrnehmung von Bedeutung ist.

      Citations:
      [1] https://mediarep.org/server/api/core/bitstreams/b894ca3a-df19-4193-8511-bf044c0b1887/content
      [2] https://www.deutschlandfunk.de/wie-wir-zeit-erleben-im-strom-des-augenblicks-100.html
      [3] https://www.7jahrelaenger.de/7jl/magazin/wie-das-alter-unser-zeitgefuehl-beeinflusst-62822
      [4] https://www.stern.de/panorama/wissen/natur/kw-02-2004-wieso-hat-man-mit-zunehmendem-alter-das-gefuehl–die-zeit-liefe-immer-schneller—ralf-snyders–neunkirchen–3510908.html
      [5] https://www.degruyter.com/serial/trskum-b/html?lang=en
      [6] https://www.spektrum.de/news/wie-unser-gefuehl-fuer-die-zeit-entsteht/1309744
      [7] https://www.psychologie.uzh.ch/de/bereiche/dev/lifespan/erleben/berichte/Zeitwahrenehmung.html
      [8] https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/die-zeit-ist-mehr-als-nur-eine-variable/

      Mir ist klar, dass Zeit ein nahezu unfassbar komplexes Thema ist, gerade “weil” es praktisch alle menschlichen Lebensbereiche umfasst. Doch auch Dank der zugleich tiefsinnigen und erfolgreichen Gastblogposts von Dir und @Peter Gutsche möchte ich es wagen, auf Natur des Glaubens endlich den öffentlichen Dialog über Zeit anzubieten.

      • Lieber @Michael Blume,

        in dem Text von Perplexity steht der Satz.
        Musik und Tanz können besondere Zustände des Zeiterlebens hervorrufen“

        Das kann ich nur bestätigen.
        Wenn wir als Gruppe einen Tanz einstudiert hatten und es uns gelang, ihn wirklich zu tanzen, dann entstand ein Gruppen-Flow, den ich in Worten nicht beschreiben kann. Das Zeitempfinden hat sich völlig verändert. Die Gruppe war zur Einheit geworden und die Musik in Kombination mit der Bewegung hat uns in eine Harmonie gebracht, die ein Glücksgefühl hervorgerufen hat.

        Das Erlernen von Tanzschritten, ist eine ganz besondere Form von Gehirntraining.

        • Vielen lieben Dank für die Bestätigung und Schilderung, liebe @Elisabeth K.! 🙏🌞

          Die psychologische Flow-These von Mihaly Csikszentmhihaly (1934 – 2012) hat mich seinerzeit sehr begeistert. Schon 2010 hatte ich sie auch in einem Blogpost zur Alphabet-Schriftrichtung-These des deutschen Hirnforschers Detlef B. Linke (1945 – 2005) angeführt:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gehirn-und-alphabete-die-linkesche-these/

          Auch evolutionsgeschichtlich spricht viel für die wechselseitige Evolution von rhytmischen Bewegungen und Lauten, schließlich Tanz, Musik und Sprache. So erwuchs sowohl das menschliche Wernicke-Areal für die “Eingabe” von Sprache wie auch das Broca-Areal für deren “Ausgabe” aus dem linkshemisphärischen Gehirnareal 44, das auch bei anderen Primaten Laute und Gesten (!) koordiniert. Das durch abge-stimmte (!) Töne und Gesten eine Flow-Harmonie (!!), ja ein Ein-klang (!!!) zwischen den Teilnehmenden eines Tanzrituals entstehen kann, halte ich also für evolutions- und neuropsychologisch völlig schlüssig.

          Sehr beeindruckt haben mich dazu ethnologische Forschungen zum Num-Tanz der afrikanischen !Kung San. Selbstverständlich handelt es sich auch bei dieser Ethnie nicht um ein steinzeitliches “Relikt”, sondern um Menschen gleicher Würde, gleichen Alters und biokultureller Evolutionsgeschichte. Gleichwohl können wir mit ihnen entdecken, welche evolutionären Funktionen der Tanz in Gesellschaften von Wildbeutenden erfüllt hat und weiter erfüllt – zu denen bis zur schubweisen Einführung der Landwirtschaft all unsere menschlichen Vorfahren gehörten. Perplexity.ai fasst die wissenschaftlichen Befunde hier für uns zusammen:

          Der Num-Tanz der !Kung San erfüllt aus evolutionspsychologischer Sicht mehrere wichtige Funktionen:

          ## Soziale Kohäsion

          – Der Tanz stärkt den Zusammenhalt der Gruppe, indem alle Mitglieder gemeinsam daran teilnehmen.
          – Die geteilte intensive Erfahrung fördert Vertrauen und Verbundenheit innerhalb der Gemeinschaft.

          ## Stressabbau und emotionale Regulation

          – Der Tanz bietet eine Möglichkeit, Spannungen und Stress abzubauen.
          – Die rhythmische Bewegung und Musik können beruhigend wirken und positive Emotionen fördern.

          ## Gesundheitsförderung

          – Der Glaube an die heilende Wirkung des Tanzes kann tatsächliche gesundheitliche Vorteile durch den Placebo-Effekt haben.
          – Die körperliche Aktivität während des Tanzes fördert die allgemeine Gesundheit.

          ## Informationsaustausch

          – Der Tanz bietet eine Gelegenheit für sozialen Austausch und Kommunikation innerhalb der Gruppe.
          – Heiler können ihr Wissen und ihre Fähigkeiten demonstrieren und weitergeben.

          ## Kulturelle Identität und Tradition

          – Der Tanz stärkt das Gefühl kultureller Identität und Kontinuität.
          – Die Weitergabe von Traditionen fördert den Zusammenhalt zwischen Generationen.

          ## Konfliktlösung

          – Der Tanz kann als Ventil für soziale Spannungen dienen und zur friedlichen Konfliktlösung beitragen.

          ## Spirituelle Erfahrung

          – Die Trancezustände während des Tanzes ermöglichen spirituelle Erfahrungen, die das psychische Wohlbefinden fördern können.

          Diese Funktionen trugen vermutlich zum Überleben und Erfolg der !Kung San-Gemeinschaften bei, indem sie Gesundheit, sozialen Zusammenhalt und kulturelle Stabilität förderten. Der Num-Tanz kann somit als eine evolutionär vorteilhafte kulturelle Praxis verstanden werden.

          Citations:
          [1] https://en.wikipedia.org/wiki/San_healing_practices
          [2] https://folkways-media.si.edu/docs/folkways/artwork/FW04316.pdf
          [3] https://www.youtube.com/watch?v=eT_XTM9MSx0
          [4] https://www.cambridge.org/core/journals/africa/article/abs/medicine-dance-of-the-kung-bushmen1/E4066082D71D58305B0725A4297F4F4D
          [5] https://de.wikipedia.org/wiki/%C7%83Kung
          [6] https://fis-db.dshs-koeln.de/ws/portalfiles/portal/735216/Dissertation_Vagt_Ke_ler_Silke_2010.pdf
          [7] https://scilogs.spektrum.de/die-sankore-schriften/das-sprachkonnektom-nervenfaserbuendel-und-das-verstehen-von-saetzen/
          [8] https://de.wikipedia.org/wiki/Sprachzentrum

          • @Michael Blume

            Stichwort: linkshemisphärisches und rechtshemischsphärisches Denken und Fühlen.

            Ich habe mich im Rahmen von Fortbildung in der Schule ab den Neunziger Jahren sehr intensiv mit Brain-Gym nach Paul E. und Gail E. Denissen beschäftigt, also der Verbindung der linken und rechten Gehirnhälfte durch Bewegung und gezielte Übungen.

            Das Buch von Carla Hannaford: „Bewegung das Tor zum Lernen“, war eine große Bereicherung für mich und meine Arbeit in der Schule.
            Ebenso ihr Praxisbuch:
            „Mit Auge und Ohr mit Hand und Fuß“

            Perplexity-Zitat:
            „Carla Hannaford ist eine Neurophysiologin und Pädagogin mit über 30 Jahren Erfahrung im Unterricht. Sie erforscht die neurophysiologischen Grundlagen des Lernens und betont die Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung und Aufrechterhaltung neuronaler Netzwerk.“

            https://youtu.be/UWvFqoowCGA?feature=shared

            Deinen Blogpost von 2010 habe ich aufmerksam gelesen und mich an vieles aus dieser Zeit erinnert.
            https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gehirn-und-alphabete-die-linkesche-these/

            Dass Religionswissenschaften sich mit Gehirnforschung so intensiv beschäftigen, habe ich erst hier gelernt.

            Ich habe selber viel geübt und kann inzwischen mit der linken Hand spiegelverkehrt von rechts nach links schreiben. Das hat meinem eigenen Gehirn sehr gut getan und die Hemisphären besser verbunden.

            Tanz mit Musik stärken die Raum- Körperwahrnehmung und das emotionale Empfinden.
            Sehr rationalen Menschen hilft Musik die eigene emotionale Seite zu erfahren. So manche Träne fließt bei Musik leichter.

            Meine besondere Bewunderung gilt Menschen, die ein Musikinstrument beherrschen. Leider gehöre ich nicht zu diesen Menschen.

          • Vielen lieben Dank, @Elisabeth K.

            Es ist doch wirklich schön zu erleben, wie sich theoretisches und auch praktisches Wissen nach Jahren, ja Jahrzehnten immer wieder neu ergänzen und zusammenfügen kann. Wie klasse, dass Du das biokulturelle Element des Tanzes hier eingebracht hast! Danke, sehr! 🙂

            Ich meine und hoffe, dass in der Speicherung und Vernetzung (“Verlinkung”) auch eine Stärke von Wissenschaftsblogs als “Tagebücher der Wissenschaft” liegen kann. So war es uns hier einfach möglich, zurück ins Jahr 2010 zur Linkeschen These rund um Alphabete, Schriftrichtungen und Gehirnfunktionen zu springen!

            Rüdiger Vaas & ich fügten dieses, die Religionsdemografie & vieles weitere dann auch in “Gott, Gene und Gehirn” zusammen, das zu unserer Freude bis heute gelesen und aufgegriffen wird. Und ich bemühte mich, mit der Quarks & Co.-Folge zur Evolution von Religion mit Ranga Yogeshwar, aber auch mit einem PRO-Magazin-Interview zu “Gottes Spuren im Gehirn” den interdisziplinären und wissenschaftlich-interreligiösen Dialog zu fördern. Das macht mir bis heute Freude. 🙂

            Für die Zukunft hoffe ich mehr zum Thema Zeit arbeiten zu können, in dem die verschiedenen Themen sich verbinden. Weil es jedoch nahezu unfassbar kompliziert ist, wird es viele Dialoge auf hohem Niveau dazu brauchen. Schauen wir uns doch beispielsweise nur mal an, welche Gehirnregionen am Zeiterleben beteiligt sind, dann bekommen wir eine Ahnung von den Rätseln, die vor uns liegen.

            Da es hier eine Querverbindung zur digitalen Thymotisierung gibt, erwäge ich z.B., zukünftig mal der Dopamin-Spur zu folgen.

            Perplexity.ai:

            Das Zeiterleben im Gehirn ist ein komplexer Prozess, der nicht auf eine einzelne Region beschränkt ist, sondern ein Zusammenspiel verschiedener Areale erfordert. Basierend auf den aktuellen Forschungsergebnissen lassen sich einige wichtige Gehirnregionen identifizieren, die an der Verarbeitung des Zeiterlebens beteiligt sind:

            ## Hauptregionen der Zeitwahrnehmung

            **Anteriorer Cingulärer Cortex (ACC)**
            Der ACC spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Erfahrungen und der Überwachung von Aktivitäten.
            Studien haben gezeigt, dass diese Region wie ein Zähler funktioniert, der Ereignisse und Aktivitäten erfasst, anstatt die Zeit in absoluten Einheiten zu messen[1].

            **Präfrontaler Cortex**
            Diese Region ist wichtig für die kognitive Verarbeitung von Zeitinformationen und die Planung zeitbezogener Aufgaben.

            **Basalganglien**
            Sie sind an der Verarbeitung von Zeitintervallen beteiligt, insbesondere im Sekundenbereich.

            **Kleinhirn (Cerebellum)**
            Es spielt eine Rolle bei der Verarbeitung kurzer Zeitintervalle und der Koordination von Bewegungen.

            ## Weitere beteiligte Strukturen

            – **Inselrinde**: Beteiligt an der Wahrnehmung der Dauer von Ereignissen
            – **Supplementär-motorische Area (SMA)**: Wichtig für die motorische Zeitplanung
            – **Parietallappen**: Involviert in die räumlich-zeitliche Integration

            ## Neurotransmitter und Zeitwahrnehmung

            Der Neurotransmitter Dopamin scheint eine besondere Rolle bei der Zeitwahrnehmung zu spielen. Forschungen zeigen, dass Dopamin die Einstufung eines Reizes als “kurz” oder “lang” beeinflussen kann und auch bei der Bewertung von Emotionen im Zusammenhang mit Zeitwahrnehmung eine wichtige Rolle spielt[2].

            ## Verteiltes System der Zeitwahrnehmung

            Es ist wichtig zu betonen, dass es kein einzelnes, spezifisches “Zeitzentrum” im Gehirn gibt. Stattdessen deutet die Forschung auf ein großes Verteilungssystem hin, bei dem verschiedene Areale je nach Bedarf zur Zeitwahrnehmung herangezogen werden können[2].

            ## Zeitliche Auflösung der Wahrnehmung

            Interessanterweise arbeitet unser Gehirn mit sehr kurzen Zeitfenstern von etwa 30-40 Millisekunden Dauer. Innerhalb dieser Zeitfenster existiert subjektiv keine Zeit, da keine Vorher-Nachher-Unterscheidung möglich ist. Diese Quantelung der Informationsverarbeitung dient möglicherweise der Datenreduktion und ermöglicht die Integration von Informationen aus verschiedenen Sinnesmodalitäten[3].

            Die Erforschung der neuronalen Grundlagen des Zeiterlebens ist ein aktives Forschungsgebiet, und unser Verständnis wird sich mit fortschreitenden Studien und neuen Technologien weiter vertiefen.

            Citations:
            [1] https://www.scinexx.de/wissenswert/wie-misst-unser-gehirn-die-zeit/
            [2] https://idw-online.de/de/news790750
            [3] https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/zeit-und-gehirn/14651
            [4] https://www.deutschlandfunk.de/wie-wir-zeit-erleben-im-strom-des-augenblicks-100.html
            [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitbewusstsein
            [6] https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/zeiterleben/14147

            Nochmal vielen lieben Dank für Deine starken, konstruktiven, erkenntnisorientierten Drukos, liebe @Elisabeth K!

  5. Musik spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben. Sie hat mich über schwere Zeiten getragen und mir immer wieder neue Hoffnung gegeben.

    Dabei bin ich zwar bekennender Klassik-Fan, aber Hoffnung spenden mir auch andere Musikstücke. Leider bin ich heute nicht mehr so fit, dass ich Musik live erleben kann.

    Sie erwähnten die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach. In meiner Beschäftigung mit Religion und Glaube höre ich die Kantaten des Leipziger Thomaskantors anders. Bach komponierte die Kirchenkantaten meist für die Sonntage des Kirchenjahres. Aber auch für den Reformationstag oder den Michaelistag. Die Kantaten waren Teil des Gottesdienstes. Sie sollten die Menschen nicht unterhalten, sondern die Botschaft der Bibel unterstreichen. Es gibt ein paar Kantaten, die ich besonders schätze.
    BWV 27 Wer weiß, wie nahe mir mein Ende
    BWV 56 Ich will den Kreuzstab gerne tragen
    BWV 62 Jetzt kommt der Heiden Heiland
    BWV 106 Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit (Actus tragicus)

    Von Bach höre ich auch sehr gerne die Brandenburgischen Konzerte.

    Zeit wird zur Nebensache, wenn ich mir beispielsweise Opern ansehe oder auf CD höre. Sich vollkommen auf die Musik, die Stimmen und ggfls. die Darstellung einzulassen, gelingt mir leider nicht immer. Dabei sind mir insbesondere die Stimmen sehr wichtig. Die Färbung mancher Stimme spricht mich dabei besonders an. Beispiele sind Maria Callas (die Dramatik in der Stimme), Placido Domingo (in seiner besten Zeit als Tenor) etc.

    Musik hat für mich auch eine historische Komponente. Jede Musik hat ihre Zeit. Waren es im 18. Jahrhundert beispielsweise in Württemberg die höfischen Kompositionen eines Niccolo Jommelli, so veränderte sich das Repertoire der Hofoper im 19. Jahrhundert mehr hin zum Geschmack des bürgerlichen Publikums. Rossini und Verdi (deren Musik ich ebenfalls sehr mag), aber auch Wagner kamen ins Repertoire. In Stuttgart wirkten Conradin Kreutzer und Johann Nepomuk Hummel als Hofkapellmeister! Für die Erstaufführung von Goethes Faust I im Stuttgarter Hoftheater – mit Karl Seydelmann, der auch die Textbearbeitung übernommen hatte, als Mephisto – komponierte Peter Joseph von Lindpaintner eine Schauspielmusik, die auch in anderen Theatern gespielt wurde.

    Opern und auch Operetten, die noch Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts gespielt wurden, sind heute oft vergessen. Zur historischen Dimension gehört für mich auch die Tatsache, dass durch die Zeit des Nationalsozialismus die Musik jüdischer Komponisten verloren ging oder dem Vergessen anheim fiel, weil sie nicht mehr gespielt werden durfte. Dazu gehörten auch Werke von Meyerbeer oder Felix Mendelssohn-Bartholdy, aber auch viele Operettenkomponisten waren Juden. Oscar Straus, Leo Fall, Emmerich Kalman, Leon Jessel usw.

    Musik ist auch immer Teil der Erinnerung, der Vergangenheit. Sie weckt Emotionen.

    Die Beschäftigung mit Musik, ihrer Interpretation, ihrer Zeit, ihren Interpreten, ihrer Geschichte geben meinem Leben – auch – Sinn.

    • Vielen herzlichen Dank, @Sabine H., für diesen überaus konstruktiven Druko!

      Zu Recht schrieben Sie: “Jede Musik hat ihre Zeit.” und ich würde zustimmend ergänzen wollen, dass auch der umgekehrte Satz stimmt: Jede Zeit hat ihre Musik. Aus meiner Sicht werden die Hoffnungen und also auch Ziele, Empörungen, Fragen jeder Generation und sogar jedes musikalischen Milieus in erfolgreichen Musikstücken und Liedern ausgedrückt.

      Als Arbeiterkind habe ich mich sehr lange nicht getraut, mich öffentlich zu Musik zu äußern, dass sie mir als “Besitz” des Bildungsbürgertums erschien. Entsprechend habe ich mir schon zur Doktorarbeit auf den Spuren von Max Weber (1864 – 1920) Grundlagenwerke zur aktuellen Musiksoziologie erworben, dazu aber nie publiziert. Erst auf Bitte von Familie und Freunden ließ ich mich erstmals zu einem Vortrag in der Alten Mühle in Filderstadt-Bonlanden gewinnen – wobei ich sowohl die Band wie auch den Ort (“Alte Mühle”!) als Hinweisgeber zur Zeit achtete:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/hoffnung-als-sinn-der-musik-eine-interdisziplinaere-these/

      Für meine Überlegungen bedeutsam waren dabei die engen neurobiologischen Entsprechungen von Musikalität und Religiosität, dann aber auch die Lektüre von Hans Blumenberg (1920 – 1996) zur “Matthäuspassion” von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750). Dort schrieb er u.a., dass sich die musikalisch ausgedrückten Hoffnungserfahrungen sowohl gegen wie auch für Religion(en) wenden lassen – was m.E. auch sehr gut zur Doppelrolle der religiösen Förderung wie auch Bekämpfung von Musik passt.

      So schrieb Blumenberg zum Werk von Bach u.a. (S. 109):

      “Emile Michel Cioran hat in den frühen Aphorismen den Tränen und Johann Sebastian Bach gehuldigt und seinen metaphysischen Trotz zu dem Satz komprimiert: Die Musik hat mich Gott gegenüber zu verwegen werden lassen. Er hat unter diesem Doppelaspekt des Schlußchorals der “Matthäuspassion” kaum vergessen können und den ‘Gottesbeweis’ gewagt, Gott müsse existieren, damit der Thomaskantor nicht vergeblich gesungen hat: Wenn wir Bach hören, sehen wir Gott aufkeimen, sein Werk ist gottheitsgebärend. Nach einem Oratorium, einer Kantate oder einer Passion muß er existieren. Sonst wäre das gesamte Werk des Kantors eine zerreißende Illusion… Wenn man bedenkt, daß so viele Theologen und Philosophen Tage und Nächte damit verloren haben, nach Gottesbeweisen zu suchen, und den eigentlichen vergessen haben…

      Wie die Einklammerung anzeigt, hielt der Philosoph Blumenberg nichts von “Gottesbeweisen” – und ich tue das auch nicht. Aber es wäre andersherum auch falsch, die existentielle Wucht von Musikalität zu verleugnen, die m.E. evolutionsgeschichtlich noch älter und also unter Menschen verbreiteter ist als Religiosität und sicher mit Spiritualität bzw. “Mystik” wechselwirkte – und auch weiterhin korrespondiert.

      Vielen Dank, dass der Blog-Dialog inzwischen auf so einer Themenhöhe stattfinden kann! Dazu tragen Sie wesentlich bei, @Sabine H.! 🙏📚🙌

      • Danke für die begeisternde Antwort. Vor allem die Ausführungen von Blumenberg sind faszinierend. Ich finde, dass für Musik Bachs auch der Ort Kirche eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.

        Sie schreiben von der Veranstaltung in Filderstadt Bonlanden. Auch Bonlanden hatte einen einen erfolgreichen Sänger in seinen Reihen. Den Tenor Alfons Fügel, 1912-1960. Er gehörte Anfang der 1940er Jahre dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper an.

        Zur Musik gehört auch das Ballett. Namen wie Noverre, Taglioni oder Cranko waren in Stuttgart tätig.

        Der 25.10.1912 war ein musikhistorisch wichtiger Tag. In der Inszenierung von Max Reinhardt fand die Uraufführung der Oper ARIADNE AUF NAXOS in Stuttgart statt. Der Komponist Richard Strauss dirigierte sein Werk selbst.

        • Danke, @SabineH – und ein großes “Ja”! Im Alfons Fügel-Saal der Uhlbergschule Filderstadt-Bonlanden habe ich viele glückliche Stunden verbringen dürfen! 🙂

          Und der heutige 25. Oktober ist tatsächlich vielfältig musikhistorisch belegt. In meinem Filderstädter Musik-Hoffnung-Vortrag hatte ich ja besonders auch auf Ein bißchen Frieden von Nicole hingewiesen. Und ebendiese Nicole Seibert hat genau heute ihren 60. Geburtstag!

          “Auf ihre bisherige Karriere blicke sie “voller Demut und Dankbarkeit” zurück. Alle Träume, die sie als Kind hatte, seien in Erfüllung gegangen. Sie sei überzeugt, dass alles im Leben vorbestimmt sei. “Es gibt keine Zufälle.” So sei es auch “Schicksal” gewesen, dass sie mit dem Lied “Ein bisschen Frieden” vor gut 40 Jahren beim ESC angetreten sei.”

          https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_100517106/nicole-wird-60-so-sieht-der-ein-bisschen-frieden-star-heute-aus.html

          Happy Birthday, liebe Frau Seibert! Gerne bis 120! 🙂

          Und Ihnen, @SabineH, herzlichen Dank für unseren dialogischen und insbesondere musikalischen und musikhistorischen Austausch! 🌞🎶👍

          • Dem Glückwunsch kann ich mich nachträglich nur anschließen.

            In einigen der Drukos geht es um das Thema Musik im Film. Es gibt so viele Filme, die auch durch die Musik leben.

            Beispiele dafür sind: “Doktor Schiwago” und “Lawrence von Arabien” mit der Musik von Maurice Jarre.

            “Die glorreichen Sieben”, dessen Soundtrack von Elmer Bernstein stammt.

            “Die Brücke am Kwai”, Musik: Malcolm Arnold

            Musik im Film hat jedoch auch eine zwiespältige Rolle, bedenkt man die in den Jahren 33-45 entstandenen Filme. Lieder, die Michael Jary für Zarah Leander komponierte. “Davon geht die Welt nicht unter”, “Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn”. Peter Kreuder, Theo Mackeben, Franz Grothe. Ihre Musik gab den Menschen Hoffnung und doch standen sie im Dienst eines verbrecherischen Regimes, das mit den sogenannten Propagandafilmen Hass verbreitete.

            Für alle, die hier mitlesen, noch etwas zu Alfons Fügel. Er war sehr lange vergessen, und auch mir war der Name kein Begriff. Leider konnte er nach dem Krieg seine erfolgreiche Karriere nicht fortsetzen. Sein Name taucht auf den Theaterzetteln des Württ. Staatstheaters Stuttgart im August 1945 auf. Denn das Große Haus konnte schon zu dieser Zeit wieder genutzt werden, weil es kaum Schäden gab. Alfons Fügel sang unter anderem Schuberts “Winterreise”. Hans Swarowsky begleitete ihn am Flügel. Später lehrte dieser in Wien das Dirigieren, und zu seinen Schülern gehörten beispielsweise Claudio Abbado und Zubin Mehta. Auch Garcia Navarro, Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart von 1986-1991 studierte bei Swarowsky. So schließt sich der Kreis.

          • Vielen lieben Dank, @Sabine H.!

            Inhaltlich stimme ich völlig zu – ebenso wie die Religion kann auch die Filmmusik sowohl zu guten (dialogisch-monistischen) wie zu selbstsüchtigen (egozentrisch-relativistischen) und bösen (feindselig-dualistischen) Zwecken gebraucht werden. Auch deswegen lade ich dazu gerne zu Dialog und Reflektion ein & freue ich über Ihre konstruktiven Drukos dazu! 😊👍

            Nachdem sich Perplexity.ai ja gestern mit der Deutung und Wiedergabe von Songs sehr schwer getan hat, brachte mich Ihr Kommentar auf die Idee, es einmal mit dem Bing-Copilot zu versuchen. Der Prompt lautete: “Bitte nenne je ein Beispiel für eine egozentrisch-relativistische, eine feindselig-dualistische und eine dialogisch-monistische Filmmusik.”

            Die m.E. überzeugende Antwort von gerade eben:

            “Natürlich! Hier sind Beispiele für jede der genannten Filmmusikarten:

            Egozentrisch-relativistische Filmmusik: Diese Art von Musik konzentriert sich auf die individuellen Emotionen und Perspektiven der Charaktere. Ein Beispiel hierfür ist die Filmmusik in “The Social Network” von Trent Reznor und Atticus Ross, die die inneren Kämpfe und die Perspektiven der Protagonisten widerspiegelt.

            Feindselig-dualistische Filmmusik: Diese Musik betont den Gegensatz zwischen zwei entgegengesetzten Kräften oder Gruppen. Ein bekanntes Beispiel ist die Filmmusik in “Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück” von John Williams, insbesondere der “Imperial March”, der den Konflikt zwischen der Rebellenallianz und dem Galaktischen Imperium verdeutlicht.

            Dialogisch-monistische Filmmusik: Diese Musik versucht, verschiedene Perspektiven und Stimmen in einer harmonischen Weise zu vereinen. Ein gutes Beispiel ist die Filmmusik in “The Lion King” von Hans Zimmer, die verschiedene Charaktere und ihre individuellen Geschichten miteinander verwebt, um eine zusammenhängende Erzählung zu schaffen.

            Ich hoffe, das hilft! Hast du einen bestimmten Film im Kopf, über den du mehr erfahren möchtest?”

            Leider gibt der Bing-Copilot nicht gleich Links dazu aus, so dass ich hier die Filmmusiken selbst verlinke:

            “Hand Covers Bruise” aus “The Social Network”: https://www.youtube.com/watch?v=9SBNCYkSceU

            “Imperial March” aus “Star Wars”: https://www.youtube.com/watch?v=_TyInMXIgUE

            “Circle of Life” aus “The Lion King”: https://www.youtube.com/watch?v=GibiNy4d4gc

            Vielen lieben Dank für Ihr Interesse am Thema und die starken Beiträge dazu! 🙏

      • Lieber Michael,
        ich verstecke meinen Kommentar mal hier, weil es so gut passt…
        Ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst. Du hast mich mal in einem deiner Bücher zitiert (“Evolution und Gottesfrage”). Noch immer lese ich regelmäßig hier mit, sozusagen als stiller Beobachter. Es ist viel geschehen seitdem, und ich stecke mittlerweile tief in der Musik drin, als Komponist in der klassischen Szene.
        Die Verknüpfung von Spiritualität und Mystik mit der Musik(alität) hier im Kommentarraum ist für mich besonders spannend, aus persönlichen Gründen. Das war der Anstoß, doch einmal ein paar Worte zu hinterlassen. Ich habe nichts tiefes oder fundiertes beizutragen, aber dein Aufruf in diesem Beitrag lässt ja Spiel auch für Subjektives. “Musik verbindet” – das kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung bestätigen. Natürlich gibt es auch in der Musikszene solche und solche, aber mein überwiegender Eindruck ist der einer Grenzen überschreitenden Verbindung. Ich bin in der ganzen Welt vernetzt und stelle immer wieder fest, dass Musik Barrieren in Politik, Kultur und auch Sprache überwindet. Derzeit bin ich beispielsweise u.a. in einem Projekt einbezogen, dass Komponisten aus vielen Ländern der Welt umfasst. Da fragt keiner nach nationaler Gesinnung oder politischer Einstellung. Und ich wurde gefragt, an einem anderen Buchprojekt mit Musikern aus aller Welt teilzunehmen, welches bewusst verbinden will. Ein weiteres Projekt wurde mir vorgeschlagen, eine “Friedenssuite” mit Komponisten über alle Grenzen hinweg. Auch mein täglicher Austausch über neue Musikveröffentlichungen findet mit Menschen aus der ganzen Welt statt. Ich habe festgestellt, dass das vielen Hoffnung macht. Gerade in dieser Zeit mit zunehmendem Nationalismus, Kriegen, usw. Da ist etwas ganz konkret verbindend über die Grenzen hinweg, die manche ziehen wollen. “Seid umschlungen, Millionen” – das wäre wohl zuviel gesagt. Aber vielleicht kommen wir ja wenigstens auf Hunderttausend.
        Und ja, ich stoße oft auf Religiöses oder Spirituelles in meinem Unterwegssein in der Szene. Sicher nicht überwiegend, aber erstaunlich bemerkbar.
        Sollte ich hier bereits Geschriebenes wiederholen (ich habe nicht alle Kommentare gelesen), so verzeih bitte.
        Dankbare Grüße
        Stefan

        • Vielen herzlichen Dank, lieber Stefan!

          Ja, ich erinnere mich gerne an Deine Beiträge und freue mich riesig über Deinen wundervollen und ermutigenden Musik-Druko!

          Herzlichen Dank, sei gesegnet und gerne bis bald! 🌞🎶🙌

  6. Sehr geehrter Herr Blume,

    Man muss ihrem Oberstübchen schon mal danke sagen, da kommen echt viele coole und neue Ideen zusammen, die sich trotz allem miteinander verbinden. Echt schön!

    Zum Thema selbst: Bei einer Reportage von Ö1 ging es einmal um die Entwicklung der Musik und auch ihre Darstellung. So werden verschiedene Instrumente für andere Einstellungen, Seelenerlebnisse hergenommen.

    Die Harfe, Gitarre, die Seiten Instrumente für das Göttliche, überirdische, für all das, was dem Himmlischen zugeordnet wird. Eher was für den Logos vielleicht?

    Die Flöte, die Blasinstrumente die dem Menschlichen, dem sterblichen zugeordnet wird. Wo sich wohl beides trifft, Logos nur eben durchwachsen, im ringen mit dem Thymos wer jetzt den Eros unter Kontrolle hat.

    Übrigens zum Eros: Mythologisch gibt es da verschiedene Entstehungsgeschichten, so soll er aus der Vereinigung (eigentlich Vergewaltigung, weil der eine vollgefressen eingeschlafen und die andere sich im Schlaf über ihn hergemacht hat) des Gottes des Überflusses und Reichtums und der Göttin der Armut und des Mangels entstanden sein. Also aus Überfluss und Mangel ist die Begierde entstanden.

    Die Hörner, also auch Blasinstrumente, aber eher wie bei den Trompeten von Jericho (es gibt dazu ein grenzgeniales Lied von E-Nomine) stehen für Krieg, Rauferei und Gewalt, treiben quasi den Thymos empor.

    Und das letzte, die Trommeln, die der Unterwelt zugeordnet werden. All diese vier Instrumente bilden das Erleben unterschiedlichster höhen und Tiefen an. Von Bedrohung bis zu vollkommenen Seligkeit.

    Gerade höre ich wieder sehr oft den Oktoberklub und Ernst Busch, bombastisch und aggressiv vorgetragener Kampfeswille, was auf seiner Art und weise ja auch schon fast manipulativ ist. Was aber eben auch zu Liedern wie Southern Wind von Rebell Son gesagt werden muss, der eher das Rassistisch Südstaaten Narrativ besingt.

    Mein Lieblingslied was zeit angeht, geht auf Wizo zurück. Raum der Zeit 🙂

    Zum Text (ist leider nicht Jugendfrei und eher aggressiv Dialogisch^^, weis nicht ob ich das so posten darf):

    Ich bin schwul, ich bin jüdisch und ein Kommunist dazu
    Ich bin schwarz und behindert, doch genauso Mensch wie du
    Ich bin hochintelligent, und doch so doof wie Sauerkraut
    Ich bin schön, ich bin hässlich, ich bin fett und gut gebaut
    Es gibt nichts (nichts)
    Nichts was dich besser macht als mich
    Denn auch du hast deine Fehler, deine Fehler so wie ich
    Und die Fehler sind nix falsches, sie gehören zu dir und mir
    Und wenn du ‘s nicht auf die Reihe kriegst, kann niemand was dafür
    Du bist einer von Milliarden und das musst du akzeptieren
    Du bist einer von Milliarden Ärschen auf der Welt
    Deine Werte, deine Normen, die Moral und das Gesetz
    Sind entbehrlich und ersetzbar, überflüssiges Geschwätz
    Heute gültig, morgen nichtig, übermorgen umgekehrt
    Was hier richtig oder wichtig, ist woanders ohne Wert
    Deine Götter, deine Kirchen, Glauben, Beten, Religion
    Heute heilig, morgen Frevel, übermorgen blanker Hohn
    Und das Geld und der Ruhm, und die Unvergänglichkeit
    Sind bei näherem Betrachten
    Für ‘n Arsch
    Du bist nicht der Mittelpunkt des Universums
    Du bist nur ein Arsch im Raum der Zeit
    A E D C D C A G, A E D
    A E D C D C A G, A E D
    Du bist nicht der Mittelpunkt des Universums
    Du bist nur ein Arsch im Raum der Zeit
    Fick dich!

  7. Musik? Ja! Wir müssen mal schauen, wie es künftig mit der Musik in Deutschland weitergeht. Es geht die Angst um. Herrenberg-Urteil und drohende Umsatzsteuer könnte zu einer Halbierung der Musikschullandschaft führen.

    • Vielen Dank, @Dietmar Hilsebein

      Tatsächlich sehe ich das Herrenberg-Urteil positiver. Denn es war doch schon so, dass die Begeisterung vieler Musik-Lehrender für Langzeit-Honorartätigkeiten eingespannt wurde – mit fehlender sozialer Absicherung und Altersarmut.

      Zur Info und zur Diskussion:

      https://www.ndr.de/kultur/musik/klassik/Herrenberg-Urteil-Was-bedeutet-es-fuer-die-Musikschulen,herrenbergurteil104.html

      Auch hier haben wir doch wieder den Faktor Zeit: Geschäftsmodelle, die kurzfristig profitabel und auch für die Betroffenen erfüllend sind, können auf Dauer ausbeuterisch sein. Ich sehe es grundsätzlich kritisch, wenn Menschen deswegen schlecht bezahlt & abgesichert werden, weil sie ihren Beruf als Berufung verstehen. Wenn uns Musik etwas wert ist, dann müssen wir Musikerinnen und Musiker auch entsprechend bezahlen und versichern. Meine ich.

  8. @ Blume

    Ja, hört man oft. Durch die Künstlersozialkasse war die Situation so schlecht nicht. Ist nicht so ganz einfach, wenn Musikschullehrkräfte an verschiedenen Musikschulen unterrichten, weiterhin auch auftreten wollen und dann in ungünstigen Steuerklassen landen. Ich fürchte, daß sich an der prekären Lage der Musikschullehrkräfte nicht viel ändern wird. Mich betrifft es nur bedingt, da ich nicht auftrete und mein zweites Standbein wahrhaftig selbständig ist. Für einen meiner besten Freunde, der als Posaunist viel öffentlich spielt und an zwei Musikschulen unterrichtet und die Steuerklasse 6 zu fürchten hat, sieht es anders aus.

  9. Zeit ist ein Stop-Motion-Film. Tausend Jahre sind ein Tag, wenn Sie in der gleichen Zeitspanne, in dem jemand einen Schnappschuss macht, 365 000 Schnappschüsse machen. Ein Kind macht wohl öfter Schnappschüsse, deswegen dauerten meine Sommerferien stets länger als mein heutiges Jahr.

    Wenn mir langweilig ist, springe ich einfach in die Zukunft, indem ich Texte wie diesen schreibe – vermutlich verteilt sich die Energie dann auf so viele Hirnzellen, dass sie seltener dazu kommt, die Uhr klicken zu lassen – statt einer großen Uhr, ticken viele kleine Uhren schneller. Das gleiche Prinzip, nach dem Demokratie langsamer ist, aber schlauer als Diktatur. Langeweile ist wohl, wenn die ganze Energie auf die große Uhr geht, und die so schnell rattert, dass Funken sprühen und Zahnräder zerbrechen. Leider bin ich viele Uhren gleichzeitig, die im Kopf hat nicht viel Einfluss auf die Uhren, die meinen Körper altern lassen. Zeitbewegung ist Frequenz, Raumbewegung ist Amplitude.

    Sie sind Licht. Eine EM-Welle, die sich als Bündel von Wellen durchs All bewegt, und zu überleben versucht, indem sie auf anderen Bündeln reitet, und von einem Bündel zum anderen springt, als würden Sie in einem dicht gepackten Crash-Car-Rennen auf der Lightspeed-Autobahn leben, nur Ruhe finden, wenn das Auto, auf dessen Dach Sie sitzen, mal ein Stück halbwegs glatt geradeaus fährt, aber darauf achten müssen, dass Sie weg kommen, bevor es explodiert.

    Musik – bringt Wellen in Einklang. Wenn Sie schwingt, schwingen Sie mit. Ob die Wellen Ihres Körpers, Ihres Hirns, Ihrer Umgebung, all das wird zu einem Tanz von Laserstrahlen, Wellenlinien, deren Kurven ineinander greifen, wie die Zahnräder einer Maschine. Sie werden eins mit ihr. Sie sind Energie. Sie sind masselos. Sie sind frei. Zumindest, so fern es diese lächerliche Marionette zulässt, das Fleisch, das Ich, das Sie werden mussten, um ein Stück Ihrer Reise zu überleben. So voller Dissonanzen, Missklänge, Melodien, die nicht zusammen passen und einander niederzuschreien versuchen, eine Ansammlung von Handy-Klingeltönen und Faxgeräuschen, das es nicht schafft, die Ordnungsliebe der Masse, die Ungeduld der Energie, die Sehnsucht der Raumzeit, so in Einklang zu bringen, dass einem die Ohren nicht bluten.

    Musik kann ein ziemlicher Snob sein. Use it, don’t abuse it. Die kleinen, leisen Melodien Ihres Alltags, die Klimperversuche an Ihrer Lebensgitarre, die simplen, oft flüchtigen Bands, in denen Sie jeden Tag spielen, sind Ihre Heimat, Ihr Leben, Ihr persönliches Universum, nehmen Sie sie genauso ernst. Kleine Zahnräder erhalten die großen, große Zahnräder die kleinen, nur wenn das halbwegs klappt, flutscht das Wellenschiff durch die Zeit. Nix Neues hier.

    Musik befreit uns von uns selbst. Lässt Leib und Seele näher dem kommen, was sie im Innersten sind, indem sie es verstärkt, sodass es wahrnehmbar, hörbar wird. Und wenn es nicht mehr hörbar ist, hallt es doch im Innerer aller nach, die es gehört haben.

    Hören Sie sie nicht?

    Trump, Putin, Orban, Netanyahu – alles Überlebensmaschinen und Schöpfer für eine Welt des Chaos und der Zerstörung. Sie schrecken vor nichts zurück. Es ist ihnen völlig egal, was sie tun. Sie geben niemals auf. Wenn sie am Ende sind, eskalieren sie und zerstören alles um sie herum. Können keinen Ton halten, sind sich nie lange einig, schrill, nervig, brüchig, eine Casting-Show, in der sie Dieter Bohlen mit der Axt erschlagen haben, die er für Ihresgleichen mitgebracht hatte.

    Niemals aufgeben, niemals kapitulieren. Get rich or die trying. Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. You brought a knife to a gun fight. Auch das ist Musik – der Rhythmus, der immer lauter wurde, über Jahrzehnte. Und gelogen hat sie nicht, oder? Eine Symphonie, die diese Welle nicht in sich trägt, taugt nicht mal zum Furzkissen.

    Aber für sich alleine, ohne all die anderen Klänge, ist es der Jazz der Hölle: Musiker, die immer schneller gegeneinander anspielen, einander überraschen, herausfordern, immer schneller, immer lauter, so lange, bis nur noch Lärm übrig bleibt, der zu wirr ist, Sie mit so vielen Tönen steinigt, als dass Sie darauf antworten könnten. Es bleibt nur, einander in Lautstärke zu überbieten.

    [Wegen Überlänge gekürzt, aber Schlussabsatz belassen. M.B.]

    Verflucht noch mal, Leute, seitdem ihr die Schrift habt, seid ihr alle sechstausend Jahre alt und habt währenddessen Abertausende Leben gleichzeitig gelebt, mit Abertausenden Köpfen gedacht, denn an all das könnt ihr euch erinnern. Wird’s nicht langsam Zeit, um daraus zu lernen? Wie viel Lebenserfahrung braucht ihr noch, um im Alter weise zu sein?

    • Lieben Dank, @Paul S.

      Heute möchte ich Ihnen (als Wissenschaftler, der zu Religion & Hirnforschung promoviert hat) mit KI-Unterstützung mal einfach zu Ihren Eingangssätzen zustimmen. Sie schrieben:

      “Tausend Jahre sind ein Tag, wenn Sie in der gleichen Zeitspanne, in dem jemand einen Schnappschuss macht, 365 000 Schnappschüsse machen. Ein Kind macht wohl öfter Schnappschüsse, deswegen dauerten meine Sommerferien stets länger als mein heutiges Jahr.”

      Und genau so ist es, wobei der Ruhestand und Wissenschaftsmagazine sowie -blogs 🙂 auch neue Chancen eröffnen. Perplexity.ai:

      Die Entwicklung des Zeiterlebens und Zeiterinnerns im menschlichen Lebenslauf ist ein faszinierendes Phänomen, das sich im Laufe des Alterns deutlich verändert. Hier ein Überblick über die wichtigsten Aspekte:

      ## Kindheit und Jugend

      In jungen Jahren wird Zeit oft als langsam vergehend empfunden:

      – Kinder und Jugendliche erleben viele “erste Male” und neue Erfahrungen, die sich tief ins Gedächtnis einprägen[1].
      – Diese Fülle an neuen, spannenden und emotionalen Erlebnissen führt zu einem “langen inneren Film” mit vielen Handlungssträngen[1].
      – Für junge Menschen stellt ein Jahr einen relativ großen Teil ihrer bisherigen Lebenserfahrung dar, was das Zeitempfinden streckt[2].

      ## Erwachsenenalter

      Mit zunehmendem Alter scheint die Zeit schneller zu vergehen:

      – Routinen nehmen zu, “erste Male” werden seltener, was zu weniger einprägsamen Erinnerungen führt[1].
      – Das Gehirn fasst ähnliche Erlebnisse zu größeren Zeitabschnitten zusammen, was die erinnerte Zeit verkürzt[1].
      – Neurobiologisch verarbeitet das Gehirn Reize langsamer, wodurch pro Tag weniger Eindrücke gespeichert werden[1].

      ## Älteres Erwachsenenalter

      Interessanterweise gibt es Hinweise auf eine Verlangsamung des Zeitempfindens im höheren Alter:

      – Ab etwa 60 Jahren geben viele Menschen an, dass die Zeit nicht mehr im Zeitraffer vergeht[1].
      – Der Ruhestand bietet neue Möglichkeiten für Erfahrungen, ähnlich wie in der Jugend[1].

      ## Faktoren, die das Zeiterleben beeinflussen

      Mehrere Aspekte spielen eine Rolle bei der subjektiven Zeitwahrnehmung:

      – **Neuartigkeit der Erlebnisse**: Je mehr neue Erfahrungen gemacht werden, desto länger erscheint die Zeit im Rückblick[1][2].
      – **Aufmerksamkeit**: Fokussierte Aufmerksamkeit auf die Zeit (z.B. beim Warten) lässt sie subjektiv länger erscheinen[3].
      – **Körperliche Aktivierung**: Ein erhöhtes Erregungsniveau kann die subjektive Zeitwahrnehmung beschleunigen[3].
      – **Gedächtnisleistung**: Die Menge an abrufbaren Erinnerungen beeinflusst die empfundene Dauer vergangener Zeiträume[3].

      ## Strategien zur Beeinflussung des Zeiterlebens

      Es gibt Möglichkeiten, das subjektive Zeiterleben zu beeinflussen:

      – Neue Erfahrungen sammeln und Routinen durchbrechen, um mehr erinnerungswürdige Momente zu schaffen[1].
      – Achtsamkeitsübungen und bewusstes Wahrnehmen von Körperimpulsen können das Zeitempfinden verlangsamen[1].
      – Neugier bewahren und offen für neue Erlebnisse bleiben, unabhängig vom Alter[1].

      Das Zeiterleben und -erinnern im menschlichen Lebenslauf ist also ein dynamischer Prozess, der stark von individuellen Erfahrungen, neurologischen Veränderungen und bewusster Wahrnehmung beeinflusst wird. Durch aktives Gestalten unseres Lebens und bewusstes Erleben können wir bis ins hohe Alter Einfluss auf unser subjektives Zeitempfinden nehmen.

      Citations:
      [1] https://www.7jahrelaenger.de/7jl/magazin/wie-das-alter-unser-zeitgefuehl-beeinflusst-62822
      [2] https://www.stern.de/panorama/wissen/natur/kw-02-2004-wieso-hat-man-mit-zunehmendem-alter-das-gefuehl–die-zeit-liefe-immer-schneller—ralf-snyders–neunkirchen–3510908.html
      [3] https://www.spektrum.de/news/wie-unser-gefuehl-fuer-die-zeit-entsteht/1309744
      [4] https://www.deutschlandfunk.de/wie-wir-zeit-erleben-im-strom-des-augenblicks-100.html
      [5] https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/76278/1/Grimm-Dissertation.pdf
      [6] https://www.psychologie.uzh.ch/de/bereiche/dev/lifespan/erleben/berichte/Zeitwahrenehmung.html
      [7] https://viamedici.thieme.de/lernmodul/552391/538789/entwicklung+und+sozialisation+im+lebenslauf
      [8] https://www.verlagdrkovac.de/978-3-8300-8135-7.htm

  10. Ich poste drei Lieder, die sich mit dem Thema “Zeit” beschäftigen, aber von sehr unterschiedlichen Bands veröffentlicht wurden. Die alle zu meinen absoluten Favoriten gehören.

    Da ist zum einem der Song “Zeit” von Rammstein.

    Manches sollte, manches nicht
    Wir sehen, doch sind wir blind
    Wir werfen Schatten ohne Licht

    Nach uns wird es vorher geben
    Aus der Jugend wird schon Not
    Wir sterben weiter, bis wir leben
    Sterben lebend in den Tod

    Dem Ende treiben wir entgegen
    Keine Rast, nur vorwärtsstreben
    Am Ufer winkt Unendlichkeit
    Gefangen so im Fluss der Zeit

    Bitte bleib stehen, bleib stehen
    Zeit, das soll immer so weitergehen

    Warmer Körper ist bald kalt
    Zukunft kann man nicht beschwören
    Duldet keinen Aufenthalt
    Erschaffen und sogleich zerstören

    Ich liege hier in deinen Armen
    Ach, könnt es doch für immer sein
    Doch die Zeit kennt kein Erbarmen
    Schon ist der Moment vorbei

    Zeit, bitte bleib stehen, bleib stehen
    Zeit, das soll immer so weitergehen
    Zeit, es ist so schön, so schön
    Ein jeder kennt den perfekten Moment

    Zeit, bitte bleib stehen, bleib stehen

    Wenn unsere Zeit gekommen ist
    Dann ist es Zeit zu gehen
    Aufhören, wenn’s am schönsten ist
    Die Uhren bleiben stehen

    So perfekt ist der Moment
    Doch weiter läuft die Zeit
    Augenblick, verweile doch
    Ich bin noch nicht bereit

    Zeit, bitte bleib stehen, bleib stehen
    Zeit, das soll immer so weitergehen
    Zeit, es ist so schön, so schön
    Ein jeder kennt den perfekten Moment

    Als nächstes folgt “Noise” von Die Ärzte

    Die Sonne scheint und ich sehne mich nach Wolken
    Dabei ist alles genauso, wie es soll
    Das Glück hat’s gut mit mir gemeint
    Und ich habe es gemolken
    Kann im Job nicht klagen, mein Leben ist toll
    Doch du spürst, es ist soweit
    Etwas macht sich in dir breit
    Ein Schatten liegt auf deinem Herzen, friert es ein
    Andern geht’s schlechter noch, na klar
    Doch das Gefühl ist nun mal da
    Und es lässt dich einfach nicht zufrieden sein

    Es wird Zeit für etwas Neues (etwas Neues)
    Es wird Zeit für etwas Neues (etwas Neues)
    Einfach Zeit für etwas Neues (etwas Neues)
    Es wird Zeit für etwas Neues (etwas Neues)

    Etwas Neues
    Etwas Neues (Neues, Neues, Neues)
    Etwas Neues

    Bewahre dich vor’m Selbstbetrug
    Hast du denn wirklich schon genug?
    Schau’ dich um, vielleicht ist da noch mehr
    Du denkst, du hast dein Ziel erreicht
    Doch die Langeweile schleicht
    Im Schatten deines Glückes hinterher
    Soll ich alles riskieren
    Werd’ ich am Schluss alles verlieren?
    Ich weiß zwar nicht was, doch ich vermisse es so sehr

    Es wird Zeit für etwas Neues (etwas Neues)
    Es wird Zeit für etwas Neues (etwas Neues)
    Einfach Zeit für etwas Neues (etwas Neues)
    Es wird Zeit für etwas Neues (etwas Neues)

    Ich weiß, dich zu ändern, fällt dir schwer
    Doch warum fühlst du dich so leer?
    Es geht nicht mehr weiter wie bisher
    Ist da vielleicht noch mehr? (Yeah, yeah, yeah)

    Neues (Neues, Neues, Neues)
    Etwas Neues (Neues, Neues, Neues)
    Etwas Neues (Neues, Neues, Neues)
    Etwas Neues (Neues, Neues, Neues)

    Und zuletzt “These Are the Days of Our Lives”, die letzte SIngle, die von Queen gemeinsam mit dem unvergesslichen Freddy Mercury kurz vor seinem Tod veröffentlicht wurde.

    Sometimes I get to feelin’
    I was back in the old days, long ago
    When we were kids, when we were young
    Things seemed so perfect, you know
    The days were endless, we were crazy, we were young
    The sun was always shinin’
    We just lived for fun

    Sometimes it seems like lately
    I just don’t know
    The rest of my life’s been just a show

    Those were the days of our lives
    The bad things in life were so few
    Those days are all gone now, but one thing is true
    When I look, and I find, I still love you

    You can’t turn back the clock, you can’t turn back the tide
    Ain’t that a shame
    Ooh, I’d like to go back one time on a roller coaster ride
    When life was just a game
    No use in sitting and thinkin’ on what you did
    When you can lay back and enjoy it through your kids

    Sometimes it seems like lately
    I just don’t know
    Better sit back and go with the flow

    ‘Cause these are the days of our lives
    They’ve flown in the swiftness of time

    These days are all gone now, but some things remain
    When I look, and I find, no change

    Those were the days of our lives, yeah
    The bad things in life were so few
    Those days are all gone now, but one thing’s still true
    When I look, and I find
    I still love you

    I still love you

    • Vielen herzlichen Dank für diese starke Sammlung von Songs, @RPGNo1 🙏👍

      Ich stimme nicht nur zu, dass sehr viele Lieder ausdrücklich Zeit thematisieren – sondern behaupte darüber hinaus, dass jede Form menschlicher Musik auf Hoffnung und also auf Zeitlichkeit ausgerichtet ist. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür wäre für mich das Tanz-Instrumentalstück “Children” des genialischen Robert Miles (1969 – 2017). Ich habe als junger Erwachsener zu diesem Meisterwerk oft getanzt – und auch vor Freude geweint.

      Eine YouTube-Version des Songs bringt es bereits auf sagenhafte 340 Millionen Abrufe in 12 Jahren:

      https://www.youtube.com/watch?v=CC5ca6Hsb2Q

      Und ich bin sehr glücklich, dass und wie Bruce Springsteen gerade zur Wahl von Kamala Harris aufgerufen hat:

      https://www.youtube.com/watch?v=Iiwi1LOEKhQ

      Schließlich möchte ich noch darauf hinweisen, dass das Ihrerseits angeführte Lied “Zeit” von Rammstein direkte und Zeit-zentrale Zitate aus dem Meisterwerk “Faust” von Johann-Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) entält. Obwohl (und weil) ich der Band Rammstein in vielerlei Hinsicht kritisch gegenüberstehe, hoffe ich dazu einmal schreiben zu können.

  11. Musik ist nichts als Bewusstseinsbetäubung, wenn sie bewusstseinsentwickelnd wäre, dann wäre die Welt längst ein Ort wirklich-wahrhaftiger Ebenbildlichkeit von göttlicher Vernunft.

  12. Übrigens, wenn ich schlechte Laune habe, dann höre ich:
    Free Jazz: A Collective Improvisation
    Album von Ornette Coleman, danach geht es mir immer besser.

    • Das freut mich wirklich sehr für Sie, @hto. Gerade auch angesichts der von Ihnen immer wieder vorgetragenen, gnostisch-apokalyptischen Endzeiterwartungen freue ich mich über alles, was auch diesseitige Hoffnung in Ihr Leben bringt.

      Mit den besten Wünschen für das Wochenende (Weitere Hassdrukos besser sparen, sie werden weiterhin nicht freigeschaltet, sondern gelöscht). 😊🙌

  13. @ Blume

    “Musik erweitert das menschliche Bewusstsein.”

    Bei allen, was sich positiv über Musik sagen läßt, darf nicht unerwähnt bleiben, daß in diktatorischen Systemen die Musik auch negativ eingesetzt werden kann. Das Individuum soll sich in der Masse durch die Musik auflösen, um im Trance dem Führer zu folgen.

    • Dazu volle Zustimmung, @Dietmar Hilsebein !

      Ganz genau so wie Kreativität oder Religiosität kann auch Musikalität sowohl egozentrisch-relativistisch (neutral), feindselig-dualistisch (böse) oder dialogisch-monistisch (gut) eingesetzt werden.

      Ein Beispiel für eine egozentrisch-relativistische Verzweckung von Musik wäre die Werbung. Hasserfüllte Marsch- oder gar Filmmusik kann feindselig-dualistisch eingesetzt werden. Und ein Lied wie das o.g. “Tausend Jahre sind ein Tag” von Udo Jürgens lädt zum dialogischen Monismus ein.

  14. @Hilsebein
    Ja, das Sprichwort: “Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.” – stimmt leider ganz und gar nicht. Sie haben halt andere Lieder. Wo man das Horst-Wessel-Lied gesungen hatte, oder heute in AFD-Diskos den unsäglichen Text zum Gini D’Agostini-Song, da sollte man sich keinesfalls niederlassen. Musik hat einen gemeinschaftsstiftenden Effekt, und der funktioniert leider auch ganz hervorragend bei den ‘bösen Menschen’ aus dem Sprichwort.

  15. Ausserdem bist Du offenbar sehr viel/straight von Hass und schlechten Erfahrungen geprägt worden, besonders wenn es stimmt was Du oft genug von Deinem Vater geschrieben hast – Ich habe aus Erfahrung mit ähnlichen Figuren wie Du allerdings auch eine ganz andere Ahnung was Deinen Vater und/über Dich betrifft, Deine Skrupellosigkeit mit Kommunikation zu verfahren spricht dafür.

    • Meine Güte, @hto – was für ein erbärmlicher Hasskommentar. Ich schalte ihn gerne frei, damit die Leute sehen, mit was für Hate wir dialogischen Wissenschaftsblogger so konfrontiert werden.

      Es ist ja klar, dass mein Vater Falko Blume (1950 – 2012) Sie hart triggert. Sie salbadern von einer kommunistischen Apokalypse, er stellte sich gegen die DDR-Diktatur, erlitt Stasi-Haft und baute mit an der bundesdeutschen Demokratie. In einem Satz: Mein Vater war ein Demokrat, Sieger & Gemeinschaftsmensch, Sie haben sich dagegen für ein Leben als Linksdualist, Verlierer und Troll entschieden. Tja, wähle weise. 🙂

      Selbstverständlich gelingt Ihnen hier aber auch kein Derailing. Dieser Blogpost handelt von Musik als Hoffnung in der Zeit und deswegen poste ich das wunderbare “Geboren um zu leben”, das wir zu Ehren meines Vaters zu seiner Bestattung spielten. Insofern hat Ihr feindseliger Druko bei mir sogar positive Erinnerungen geweckt, danke! 😊🎶

      Geboren um zu leben von Unheilig, hier zu Ehren meines Vaters Falko Blume:

      https://www.youtube.com/watch?v=VfItMzC-SgY

      Es fällt mir schwer, ohne dich zu leben
      Jeden Tag zu jeder Zeit, einfach alles zu geben
      Ich denk′ so oft zurück an das was war
      An jedem so geliebten vergangenen Tag
      Ich stell’ mir vor, dass du zu mir stehst
      Und jeden meiner Wege an meiner Seite gehst
      Ich denke an so vieles, seitdem du nicht mehr bist
      Denn du hast mir gezeigt wie wertvoll das Leben ist

      Wir waren geboren um zu leben
      Mit den Wundern jener Zeit
      Sich niemals zu vergessen, bis in alle Ewigkeit

      Wir waren geboren um zu leben
      Für den einen Augenblick
      Bei dem jeder von uns spürte, wie wertvoll Leben ist

      Es tut noch weh, wieder neuen Platz zu schaffen
      Mit gutem Gefühl etwas Neues zuzulassen
      In diesem Augenblick bist du mir wieder nah
      Wie an jedem so geliebten vergangenen Tag
      Es ist mein Wunsch, wieder Träume zu erlauben
      Ohne Reue nach vorn′ in eine Zukunft zu schauen
      Ich sehe einen Sinn, seitdem du nicht mehr bist
      Denn du hast mir gezeigt, wie wertvoll mein Leben ist

      Wir waren geboren um zu leben
      Mit den Wundern jener Zeit
      Sich niemals zu vergessen bis in alle Ewigkeit
      Wir waren geboren um zu leben
      Für den einen Augenblick
      Bei dem jeder von uns spürte, wie wertvoll Leben ist

      Wie wertvoll Leben ist
      Wir waren geboren um zu Leben
      Mit den Wundern jener Zeit
      Geboren um zu Leben

      Wir waren geboren um zu leben
      Mit den Wundern jener Zeit
      Sich niemals zu vergessen, bis in alle Ewigkeit
      Wir waren geboren um zu leben
      Für den einen Augenblick
      Bei dem jeder von uns spürte, wie wertvoll Leben ist

      Wir waren geboren um zu leben
      Mit den Wundern jener Zeit
      Sich niemals zu vergessen, bis in alle Ewigkeit
      Wir waren geboren um zu leben
      Für den einen Augenblick
      Bei dem jeder von uns spürte, wie wertvoll Leben ist

      Wir waren geboren um zu Leben…

      Ihnen von Herzen eine gute Zeit, @hto

  16. @Michael Blume,

    noch ein Nachtrag zum Thema Emergenz und Entstehung der Zeit aus Quantenverschränkung:

    Ich finde Dein Plädoyer zur komplementären Betrachtung der „harten“ und der „weichen“ Wissenschaften – zum interdisziplinären Dialog – in Deinem früheren Blog zur Emergenz sehr hilfreich.

    Um nochmal auf das Thema Emergenz zu sprechen kommen, hierzu habe ich einen weiteren sehr hilfreichen Artikel von 2011 gefunden, in dem einer Deiner „Blognachbarn“ – Josef Honerkamp – sehr anschaulich einige emergente Phänomene in der Physik beschreibt; das ist vielleicht eine gute Einführung in den Kontext und ganz anschaulich zur Einführung.

    • Ganz herzlichen Dank für Deine spannenden Ausführungen, @Peter Gutsche – und auch bei der Begeisterung für den Film Interstellar und die großartige Filmmusik von Hans Zimmer dazu stimmen wir beide und übrigens auch meine Kinder überein. In unserer Familie hat dieser Film und hat diese Musik für Begeisterung und intergenerationale Gespräche gesorgt. 😊🎶🙌

      Hier das Musikalbum zum Film:

      https://youtu.be/YF1eYbfbH5k?si=SEOlFoUbnDWYI5MT

      Und dazu übrigens auch Zimmers “Time”, das m.E. großartigste Instrumental-Musikstücke aller Zeiten über Zeit für den Film “Inception”!

      https://www.youtube.com/watch?v=va1oiojnGrA

      Meine Begeisterung für den erkenntnistheoretischen Rahmenbegriff der Emergenz kann Perplexity.ai bereits auf Basis dieses Blogs und anderer Quellen korrekt zusammenfassen:

      Basierend auf den verfügbaren Informationen lässt sich ableiten, dass Dr. Michael Blume die Bedeutung der Emergenz für die interdisziplinäre Evolutionsforschung aus folgenden Gründen betont:

      1. Erklärung komplexer Phänomene: Das Konzept der Emergenz ermöglicht es, das Auftreten neuer Eigenschaften und Strukturen zu erklären, die nicht allein aus den Eigenschaften der Einzelteile ableitbar sind. Dies ist besonders relevant für die Evolutionsforschung, da komplexe biologische und kulturelle Systeme oft emergente Eigenschaften aufweisen.

      2. Interdisziplinäre Brückenbildung: Emergenz ist ein Konzept, das in verschiedenen Disziplinen wie Biologie, Psychologie, Soziologie und Kulturwissenschaften anwendbar ist. Es bietet somit eine gemeinsame konzeptuelle Basis für interdisziplinäre Forschung.

      3. Methodologische Selbstreflexion: Die Auseinandersetzung mit Emergenz fördert die methodologische Selbstreflexion in verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, was für die Evolutionsforschung wichtig ist, da sie oft disziplinübergreifend arbeitet.

      4. Neue Forschungsperspektiven: Das Emergenzkonzept kann neue Forschungsfragen und -ansätze in der Evolutionsforschung anregen, indem es den Blick auf Phänomene lenkt, die nicht durch einfache Reduktion auf Einzelteile erklärbar sind.

      5. Verbindung von Natur- und Kulturwissenschaften: Emergenz bietet eine Möglichkeit, natürliche und kulturelle Evolutionsprozesse in einem gemeinsamen konzeptuellen Rahmen zu betrachten.

      6. Erklärung von Innovation und Neuheit: In der Evolutionsforschung ist die Frage nach der Entstehung von Neuem zentral. Emergenz bietet einen Erklärungsansatz für das Auftreten von Innovationen in evolutionären Prozessen.

      7. Berücksichtigung von Komplexität: Das Emergenzkonzept ermöglicht es, die Komplexität evolutionärer Systeme angemessen zu berücksichtigen, ohne in einen reduktionistischen Ansatz zu verfallen.

      Durch die Betonung der Emergenz fördert Dr. Blume also einen ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz in der Evolutionsforschung, der der Komplexität biologischer und kultureller Entwicklungen gerecht wird.

      Citations:
      [1] https://www.zfl-berlin.org/files/zfl/downloads/publikationen/forum_begriffsgeschichte/ZfL_FIB_6_2017_1_Petzer.pdf
      [2] https://media.suhrkamp.de/mediadelivery/asset/2c52d408be4048e79b6a686a084eeabd/emergenz_9783518295175_leseprobe.pdf?contentdisposition=inline
      [3] https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/3048/1/DissertationChristineZschau.pdf
      [4] https://www.cbs.mpg.de/forschung/language-interview
      [5] https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/fuer-experten/fachthemen/sonstige-fachthemen/affenhirnforschung-grosses-leid-fuer-affen-kein-nutzen-fuer-menschen
      [6] https://scilogs.spektrum.de/die-natur-der-naturwissenschaft/emergenz/
      [7] https://www.dasgehirn.info/aktuell/neues-aus-den-instituten/evolution-der-sprach-relevanten-hirnstrukturen
      [8] https://edoc.ub.uni-muenchen.de/28376/7/Vorbeck_Maria_Magdalena.pdf

      • Bei der Erwähnung von Hans Zimmer im Blog eines Religionswissenschaftlers darf natürlich auch der Soundtrack und die Musiksprache von “Dune” nicht fehlen, deshalb trage ich das hier schnell nach. (;

        Der Regisseur sagte dazu: “We [er und Zimmer] agreed that the music would need to have a spirituality to it… a sanctified quality… something that would elevate the soul and have the effect that only sacred music can. “

        • Volle Zustimmung, @Hans 😊🎶📚🫶

          Ich meine sogar, wir erleben gerade mit Hans Zimmer (geboren 1957 in Frankfurt am Main) den Johann Sebastian Bach (geboren 1685 in Eisenach – 1750), zumal beide auch zum “Messias”-Thema gearbeitet haben. Auch Zimmer wird noch in Jahrhunderten gehört werden.

          Für seinen “Dune”-Soundtrack erhielt er 2022 zu Recht je einen Golden Globe und einen Oscar.

          https://youtu.be/uTmBeR32GRA

          Zum politisch-dualistischen Messianismus in Dune findest Du gerne hier einen Blogpost von mir:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dune-von-frank-herbert-ist-eine-warnung-vor-politischem-dualistischem-messianismus/

          Und auch der Gastblogger und Physiker Dr. Peter Gutsche hat hier das “Dune”-Herbert-Thema aufgenommen:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gastblog-peter-gutsche-von-wuestenplaneten-terraforming-und-oekologie-als-wissenschaft-von-der-mitwelt-zukunftsvisionen-fuer-eine-lebenswerte-erde/

          Mit dieser Buchreihe, diesem Film und dieser Musik haben wir also noch eine Begeisterung gemeinsam, lieber @Hans ! 🙂

        • @Michael Blume, @Hans.

          Danke für den Hinweis auf Hans Zimmer und den Link zum „Interstellar“-Soundtrack, @Michael!

          „Interstellar“ schließt sich thematisch natürlich auch wunderbar an die Themen Klima-/Wasserkrise und Zukunftsvisionen an, die auf diesem Blog ja immer wieder von neuem besprochen werden.

          Die Aufnahme von Hans Zimmers „Time“ hat mir außerordentlich gut gefallen! Danke!

          Ja, @Hans, „Dune“ hört sich auch wunderbar an in der neuen Verfilmung. Danke für den Hinweis!

          Ich möchte hier ein von einer meiner Lieblings-Bands teilen – der isländischen Band „Sigur Rós“. Diese Musiker schaffen einen Sound, den ich irgendwie „nicht von dieser Welt“ finde.

          Was diese Band auszeichnet: In den Stücken mit Gesang denkt man erst: Oh, ist das Isländisch? Zumindest klingt es exotisch. Aber nein, sie verwenden „Hopelandic“, eine Fantasiesprache, die die Stimme zum reinen Instrument macht. Und dann schaffen sie es, mit ganz unkonventionellen Methoden (Gitarre mit Geigenbogen behandeln) ganz außergewöhnliche Klänge zu erzeugen. Es gefällt mir die Einfachheit.
          Und ganz besonders gut gefällt mir das Stück #3 „Samskeyti“ von der CD mit dem Titel (typisch schräg für Sigur Rós): „()”.

          Eine schön anzuschauende Life-Version.

          Die Version, die ich aber intensiver finde, ist die von der CD.

          Ich kann nicht beschreiben, was ich an dem Stück so großartig finde. Vielleicht die – wie gesagt – Einfachheit der Mittel, die fast eintönig daherkommenden Wiederholungen, die sich, mit kleinen Varianten, lang hinziehen (das Stück nimmt sich „Zeit“), die allmähliche Steigerung der Intensität. Vielleicht eine Art „Emergenz im Musikalischen“, wenn ich das jetzt nicht überstrapaziere. Ich empfinde es so, dass die vom Menschen erlebte Zeitlichkeit hier in einer ganz eigenen Weise durchscheint.

          • @Peter Gutsche & @Hans

            Vielen Dank Euch, ich genieße unseren Musik-Austausch sehr! 🌞🎶🫶

            In meinem Leben eine große Bedeutung für das Musik- und Zeitempfinden hatte die Space Opera “Star Wars”. Der Imperial March von John Williams gehört sicher unumstritten zu den größten Werken der Filmmusik. Hier mit den Wiener Philharmonikern und Standing Ovations zum Schluss:

            https://www.youtube.com/watch?v=vsMWVW4xtwI

            Von Williams wird übrigens in einer interessanten Anekdote zu Musik und Zeit berichtet, er habe auf die Bitte von Steven Spielberg, die Filmmusik zu “Schindlers Liste” zu komponieren, geantwortet: „Du benötigst einen besseren Komponisten für diesen Film, als ich es bin.“ Darauf habe Spielberg erwidert: „Ich weiß, aber die sind alle tot.“

            Auch die Musik zur Star Wars-Reihe “Mandalorian” vom schwedischen Riesentalent Ludwig Göransson finde ich überaus gelungen:

            https://www.youtube.com/watch?v=rXJa1YcV6OQ

            Hinweisen möchte ich zudem auf die Kurzfilm-Reihe “Star Wars Galaxy of Sounds”, deutsch “Star Wars: Galaxie der Klänge”, die auf Disney+ aufzeigt, wie eng die Bild- und Mythenwelt der Saga auch durch Klangteppiche schwebt:

            https://www.youtube.com/watch?v=d2igPDBswSE

            Ich danke Euch sehr und wünsche eine gute Nacht!

          • @Michael Blume

            Zu den Star Wars Filmmusiken findet man viele hervorragende Aufnahmen im Netz. Diese zwei, präsentiert vom Danish National Symphony Orchestra, haben es mir besonders angetan.

            Cantina Band (aus Episode 4)
            https://www.youtube.com/watch?v=CDrWcFGlyKg

            Ewok Celebration & Finale, der einzig echte Finalsong aus Episode 6 🥰
            https://www.youtube.com/watch?v=0BvqGkcoY88

            Und damit die SciFi-Gegenseite nicht zu kurz kommt, biete ich noch ein Kompediumvon StarTrek Titelmelodien an. 😉
            https://www.youtube.com/watch?v=Bfwiy9JQ-PI

          • Danke für den Link. Die Geschichte hinter dem Vulkaniergruß habe ich vor sehr vielen Jahren in einer Doku zu Star Trek gesehen.

            Leonard Nimoy wird für mich immer der einzig wahre Spock bleiben. Sorry Ethan Peck, sorry Zachary Quinto, das müsst ihr akzeptieren. 😉

  17. Zu klugen Gedanken über Musik kann ich den Newsletter “The Honest Broker” von Ted Gioia empfehlen.

    Für mich war Musik immer wichtig. Ich pflege immer noch eine Sammlung – CDs, Platten und gekaufte MP3s.

    Im Studium war ich auf vielen, kleinen Konzerten. Manchmal gabs zum Essen nur Kartoffeln, damit ich mir das leisten konnte.

    Bis Corona hatte ich aber irgendwie den Draht zu aktueller Musik verloren.

    Nach Corona war ich zufällig wieder bei einem Konzert. Da habe ich mir vorgenommen, wieder mehr zu Konzerten zu gehen. Für den Rest des Jahres habe ich noch Karten für fünf Konzerte.

    Darüberhinaus habe ich über Bandcamp viele junge Bands entdeckt.

    Ich habe echt die Freude an Musik wiedergefunden. Nicht nur an den Sachen aus meiner Jugend, die ich nach gekauft habe.

    Was die Hoffnung angeht: Ich glaube, die Klimakatastrophe lässt sich nicht mehr verhindern. Aber so ein kleines Konzert von einer jungen Band, die im Kombi tourt, ist sicherlich kein allzu schlimmer Beitrag dazu. Entsprechend hebt es immer meine Laune.

  18. Ich finde es schwierig, über Musik abstrakt zu sprechen. Dazu bedeutet sie mir zu viel; mein persönliches Erleben beim Hören z. B. von Beethovens “Geistertrio” oder von Carl Maria von Webers “Freischütz” (um nur ZWEI Beispiele zu nennen) ist zu intim, als dass ich es in Worte fassen könnte. Ich weiß nicht, wie ich ohne Musik überhaupt leben würde.

    Im Zusammenhang mit “Zeit” fällt mir immerhin ein Zitat meines früheren amerikanischen Cellolehrers ein, das sinngemäß etwa lautete: “Music is the only art that dies at the moment of its creation.”
    Vielleicht erklärt auch das ein Stück weit ihre “Magie”.

    • Vielen Dank, @Ruth Eisenblätter – auch für das überaus starke Zeit-Musik-Zitat Ihres Cellolehrers! 🎶🫶🙏

      Während ich noch darüber nachdenke, fällt mir dazu ein, dass J.R.R. Tolkien (1892 – 1973) die Musik wiederum an den Anfang seiner (Unter-)Schöpfung stellte. Die erste Frucht des göttlichen Denkens und Schöpfens seien demnach Musizierende. So heißt es im Silmarillion:

      “There was Eru, the One, who in Arda is called Ilúvatar; and he made first the Ainur, the Holy Ones, that were the offspring of his thought, and they were with him before aught else was made. And he spoke to them, propounding to them themes of music; and they sang before him, and he was glad.”

      Auf YouTube gibt es bereits Musikstücke, die sich mit dem Schöpfungsgesang der Ainur auseinandersetzen:

      https://www.youtube.com/watch?v=i7fLpuGU2e0

      Dass Musik sowohl für die Entstehung wie auch für das Enden des Lebens stehen kann, wird mir besonders deutlich beim Hören von Time durch Hans Zimmer, hier in einer Konzertversion:

      https://www.youtube.com/watch?v=va1oiojnGrA

      Für mich drückt sich in diesem Musikstück zum Film “Inception” (deutsch: Anfang, Beginn) die Emergenz von Zeit und Leben, dann auch wieder ihr Ersterben aus. Musik stiftet Hoffnung, weil sie über den Anfang und sogar über den Tod hinausweist. Insofern hat Ihr Cellolehrer da auch aus meiner Sicht etwas sehr Profundes gesagt!

      Vielen Dank für Ihren starken Druko!

  19. In seinem letzten Konzert in Zürich trug Udo Jürgens auch sein biblisch orientiertes Mahn- und Warnlied Die Krone der Schöpfung vor.

    https://www.youtube.com/watch?v=Rc38leY5UZI

    Der eindrucksvolle Songtext dazu, die Hervorhebung des Hoffnung-Abschnittes von mir:

    Der Mensch hat sich die Erde längst untertan gemacht
    Mit Feuer, Schwert und Bombe hat er sie überwacht
    Was kümmert uns die Zukunft, wir beichten im Gebet:
    “Verzeih’ mir meine Habgier, denn mein ist der Planet!”

    Wir predigen die Liebe und führen täglich Krieg
    Wir kämpfen nicht für Ziele, nur für den eig’nen Sieg
    Wir sagen nicht mehr “Bitte!”, wir schreien nur “Ich will!”
    Die halbe Welt verhungert, die halbe Welt hält still!

    Atomexplosion – was heißt das schon?
    Feuer einbetonier’n!
    Wir haben den Dreck – in Meeren versteckt! –
    Denn was soll schon passier’n?

    Wir fragen nicht, wir nehmen, wir leben uns’re Gier!
    Denn nach uns kommt die Sintflut, doch erstmal kommen wir!

    Wir nennen uns Krone der Schöpfung
    Die Helden der Evolution
    Das Meisterwerk im Universum
    Benimmt sich wie die Inquisition

    Wir tragen die Krone der Schöpfung
    Eher so wie einen Karnevalshut
    Besoffen vom Größenwahn
    Fühlt sich die Menschheit – edel und gut –
    Und absolut…

    Wir haben das Gewissen im Überfluß verlor’n
    Und wenn man uns erinnert, verschließen wir die Ohr’n
    Wir leben ohne Gnade und stoßen uns gesund:
    Giganten der Verschwendung mit nimmersattem Schlund

    Die Schöpfung ist so wunderbar! –
    Aus Finsternis – das erste Licht – der erste Tag
    Himmelszelt und Erde – Land und Meer!

    Was sie wollte, das geschah! –
    Ein Samenkorn – ein Vogelschwarm
    Aus dem Nichts gebor’n! –
    Doch der Mensch – er wollte mehr!

    Du und ich, wir wurden wahr –
    Weil irgendwann – ein Weg begann –
    Der Liebe hieß
    Die eine Chance für jeden –
    Die man uns ließ!

    Vielleicht bleibt uns noch etwas Zeit
    Um zu versteh’n – Gemeinsamkeit
    Und Bescheidenheit –
    Sind der Weg zur Ewigkeit…

    Wir nennen uns Krone der Schöpfung
    Die Helden der Evolution
    Das Meisterwerk im Universum
    Benimmt sich wie die Inquisition

    Wir tragen die Krone der Schöpfung
    Eher so wie einen Karnevalshut
    Besoffen vom Größenwahn
    Fühlt sich die Menschheit – edel und gut –
    Und absolut…

    Wir stehlen unser’n Kindern die Zukunft ihrer Welt
    Warum in Demut leben, die bringt zuwenig Geld!
    Wir opfern uns’re Wälder dem Gott aus Stahlbeton
    Und jeder baut sein eig’nes privates Babylon!

    Ich habe diesen Song heute auch gebraucht, weil gleich zwei bedrängende Nachrichten zur Wasserkrise eintrafen.

    “Forschende schlagen Alarm: Der irdische Vorrat an flüssigem Süßwasser ist im Jahr 2014 abrupt abgesunken – und hat sich seither nicht erholt, wie Satellitendaten belegen. Diese ausbleibende Erholung unterscheidet den aktuellen Wasserverlust deutlich von früheren Trockenperioden dieser Art. Alle Seen, Flüsse und Grundwasserreservoire zusammen haben noch immer rund 1.200 Kubikkilometer weniger Wasser als normal. Setzt sich dies fort, könnte ein neues, dauerhaft trockeneres Regime für die Erde begonnen haben, warnt das Team.”

    https://www.scinexx.de/news/geowissen/globaler-wasservorrat-ist-abrupt-geschrumpft/

    Und: “Die sogenannte Atlantische Umwälzzirkulation (AMOC) ist verantwortlich dafür, dass weite Teile Europas derzeit ein gemäßigtes Klima genießen kann. Doch das gigantische Strömungssystem ist bereits heute schwächer als zu jedem anderen Zeitpunkt in den letzten 1.000 Jahren, und es verlangsamt sich weiter. Forscher konnten bereits Anfang des Jahres nachweisen, dass sich die AMOC “auf Kippkurs” befindet und auf einen neuerlichen Kollaps zusteuert.”

    https://www.heute.at/s/atlantik-kollaps-fehler-in-klima-modellen-aufgedeckt-120073895

    Gegenüber 2014, als Jürgens in Zürich sein Abschiedskonzert gab, ist die “noch etwas Zeit” zunehmend knapp geworden. Und auch für die gerade verlängerte COP29-Klimakonferenz in Baku, Aserbaidschan, sieht es nicht wirklich gut aus…

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