Monika Schwarz-Friesel sprach im österreichischen Parlament gegen die Israelisierung des Antisemitismus

Auch der antisemitische Backlash seit dem 7. Oktober 2023 bis hin zum Nakba-Tag 2024 hat es wieder gezeigt: Wenn die Antisemitismusforschung auch zu Berlin noch aus der linksdualistischen Sackgasse herausfinden will, dann muss sie in die kritische Öffentlichkeit der Parlamente. So hatte ich im Januar 2021 die große Rede von Charlotte Knobloch im deutschen Bundestag hier auf dem Blog gewürdigt und verlinkt. Am 9. November 2023 – dem 100. Jahrestag des ersten Hitler-Putsches, dem 85. Jahrestag der Reichspogromnacht – durfte ich im Landtag von Baden-Württemberg die bisher wichtigste Rede meines Lebens halten.
Und gestern wies der vom Schreiben von Büchern bis zur Gestaltung von Tassen crossmedial zu Judentum & Israel aufklärende Eliyah Havemann via Mastodon darauf hin, dass die Berliner Kognitionswissenschaftlerin und Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel im österreichischen Parlament brillant gesprochen habe.
Und, ja, das hat sie – die deutsche Wissenschaftlerin sprach ebenso respektvoll und mutig und direkt im Herkunftsland des sog. Austrofaschismus und von Adolf Hitler (1889 – 1945) auch gegen den linken, muslimischen und akademischen Antisemitismus.
Und ich muss dazu gar nicht mehr bloggen, denn Dank einer professionellen Digitalaufnahme der österreichischen Kolleginnen und Kollegen können Sie ihre große Rede und die Reaktionen der Anwesenden hier via YouTube aufrufen. Die Resonanz unterstreicht: Parlamente müssen und dürfen gegenüber Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, der Verschwörungsmythen, des feindseligen Dualismus nicht verstummen, sie sollten Betroffene sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dagegen stärker denn je anhören.
Allen, die es feiern, möchte ich auf diesem Wege ein gesegnetes Pfingstfest wünschen. Und einen ganz besonderen Glückwunsch möchte ich meinem Kollegen und Freund Rami Suliman aussprechen, der in dieser Woche vom Landtag Baden-Württemberg zum Mitglied des Landesverfassungsgerichtes gewählt wurde!
Meine Theorie aufgrund von Beobachtungen ist:
All die unverarbeitet-bewusstseinsschwache Nazimentalität ist besonders ab den 70ern wiedergeboren und zwar in den dafür immernoch fruchtbaren Boden – Der ungebrochene zeitgeistlich-reformistische Kreislauf des imperialistisch-faschistischen Erbensystems im nun “freiheitlichen” Wettbewerb um die Deutungshoheit.
Es ist sehr erfreulich, dass Ihnen ein Druko zu Ihren persönlichen Beobachtungen ganz ohne feindselige Beschimpfungen gelungen ist, @hto. Das konnte ich also freischalten und hier auch einfach mal freundlich anerkennen. Vielleicht gelingt Ihnen das ja zukünftig öfter? Das wäre doch was.
Was ich in der öffentlichen Debatte nicht nachvollziehen kann, ist das nur eine Wahrheit richtig ist.
Entweder wird alles was die israelische Regierung tut damit akzeptiert oder Isreal wird komplett abgelehnt und ist quasi das personifizierte böse.
Ich würde behaupten auf die Hamas trifft das zu (das personifizierte böse) auf die meisten Palästinenser*innen nicht und auf die meisten Isrealis ebenfalls nicht.
Ich denke das jüdische Menschen so sind wie alle anderen, also arm und reich, klug und dumm, religiös und nicht religiös, etc. Menschen halt. Super unterschiedlich. Halt so wie bei Katholik*innen und allen anderen.
Ich halte mich aus dieser Debatte im öffentlichen Raum meist zurück, weil es überall nur schwarz und weiß gibt.
Selbstverständlich hat Israel das Recht sich zu verteidigen, denke ich das es Vllt auch zielgerichteter möglich sein könnte? Vllt.
Wo ist das Problem anzuerkennen das der Terroranschlag absolut schlimm und grauenhaft war und das zeitgleich über 30.000 Tote und die Zerstörung von den meisten Gebäuden etc in Gaza evtl nicht ganz verhältnismäßig sein könnte?
Es ist doch kein entweder oder Fall, beides kann wahr sein.
Mein Mitgefühl gilt allen unschuldigen Zivilist*innen und ihren Angehörigen die etwas verloren haben.
Und natürlich müssen sich die Menschen in Israel sicher fühlen können. So wie ich es mir für alle Menschen auf der Welt wünsche.
Ich schreibe diesen Beitrag, weil mich Ihre Meinung dazu wirklich interessiert.
Ich bin bereit meine Einstellung zu überdenken wenn ich neue Denkanstöße bekomme.
Vielen Dank für Ihren Druko, @Jessica Plath!
Und… ich bin da ganz Ihrer Meinung. Ich vertrete ja die These des feindseligen Dualismus, nach der die menschliche Psyche viel zu leicht dazu neigt, ganze Menschengruppen in “gut” und “böse” einzuteilen und damit auch etwa im Israel-Gaza-Krieg nur “für eine Seite” zu sein.
Dagegen spreche ich mich wieder und wieder aus und schon am 3. Februar berichtete Maike Daub aus Biberach:
https://www.bsbz.de/de/5_aktuelles/5.1_newsmeldungen/2024/02/2024_02_01_bsbz_m_blume_vortrag.php
“Gerade auch der aktuelle Konflikt im Gaza-Streifen spielte eine Rolle in Blumes Vortrag. „Es ist völlig klar, dass die Hamas eine Terrorgruppe ist, die man zerschlagen muss“, sagte er, „und trotzdem trauere ich darum, dass Kinder sterben.“ Nicht jede Kritik an der Regierung Israels sei automatisch antisemitisch, stellte Blume klar.
Es sei ein Fehler zu glauben, man müsse sich für eine Seite entscheiden, sondern man müsse für beide Seiten, für Frieden sein dürfen, sagte er. „Ich bin der Meinung, dass Israel das Recht hat sich zu verteidigen, aber ich frage mich schon, was es bringen soll, das ganze Gebiet in Schutt und Asche zu legen.“
Die Schüler rief er dazu auf, weiterzulernen und weiter gegen Hass und Hetze zu kämpfen. Am Ende erntete er dafür von einigen im Raum auch Standing Ovations.”
Auch bei meiner Rede zum Israeltag 2024 habe ich mich einerseits klar zum Existenzrecht des Staates Israel bekannt, aber auch sehr scharfe Kritik an der israelischen Regierung und an Rechtsextremismus geübt – und erhielt dafür nicht nur starken Applaus auch der jüdischen Anwesenden, sondern sogar zahlreiche Gratulationen.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/endlich-glaubwuerdig-gegen-den-fossil-finanzierten-antisemitismus-einstehen-meine-rede-zum-heutigen-israeltag-2024/
Denn es ist ja, wie Sie sagen: Das Judentum ist ja ebenso vielfältig wie andere Religionen auch und es wäre zutiefst falsch anzunehmen, dass alle Jüdinnen und Juden eine fossile Rechtsaußen-Politik in Israel befürworten würden. So haben ja bereits vor dem Hamas-Terrormassaker zu Simchat Thora Hunderttausende gegen die Pläne der Regierung Netanjahu zur faktischen Abschaffung der Gewaltenteilung demonstriert.
Ich danke Ihnen für Ihre Antwort, das gibt mir die Kraft sowie Sicherheit mich online für diese Gedanken stark zu machen und mich nicht mehr zurück zu halten.
Gerne, @Jessica Plath. Morgen erscheint von mir ein weiterer Blogpost, in dem zwischen antisemitischer „Israelkritik“ einerseits und legitimer, demokratischer Kritik an der israelischen Regierung andererseits unterschieden wird. Und wer selbst etwas zum Frieden beitragen möchte, trage zum Abbau der fossilen Finanzierung von Diktaturen und Terrorgruppen durch Einsparungen und erneuerbare Friedensenergien bei!
Ihnen alles Gute in Ihrem Engagement!
@Blume: “… einfach mal freundlich anerkennen.”
Nur das das nichts wert ist, denn Du bist ein unglaubwürdiger Mensch.
Den Versuch war es wert, @hto. Denn Hass macht hässlich.
Auf das Freischalten Ihrer weiteren Drukos habe ich daher bereits verzichtet. Sie verwechseln Freundlichkeit mit Schwäche und verurteilen sich damit selbst zur auch digitalen Einsamkeit. 🤷♂️😊👋
Die Rede ist wirklich empfehlenswert! Ich habe irgendwann nach dem 07.10.2023 ein Statement aus dem Bereich der Kultur gehört. Man stelle sich immer auf die Seite der (unterdrückten) Minderheit, und das seien auf Israel bezogen die Palästinenser. Mir vermittelt das den Eindruck, dass “man” an den – teilweise komplizierten – Zusammenhängen eigentlich kein Interesse hat. Sollte dem so sein, würde das ja in etwa zu dem passen, worum es in der Rede geht.
Auf Social Media war diese Woche zu lesen, dass WissenschaftlerInnen bedroht werden. Nicht nur Fachleute aus den Naturwissenschaften, sondern auch aus den Geisteswissenschaften. Um so mutiger finde ich die Rede.
Gedenktage sind wichtig. Aber werden sie von vielen Menschen wahrgenommen? Reden wie die von Charlotte Knobloch oder Marcel Reif sollten nicht nur für den einen Tag sein.
Als Baby wurde ich katholisch getauft. Nur hat niemand mich gefragt, ob ich das auch wirklich will, und wenn, dann hätte ich in dem Alter die Frage wahrscheinlich auch gar nicht verstanden.
Später, ab dem 14.Lebensjahr entwickelte ich mich zum Atheisten. Mit der Volljährigkeit bin ich natürlich gleich aus der katholischen Kirche ausgetreten.
Warum soll ich trotzdem einer minderwertigen katholischen Rasse hinzu gerechnet werden?
Was sagt hto dazu? Natürlich nichts, außer den üblichen, boshaften und vor allem nichtssagenden Standardsprüchen. Das Friedensangebot von Gutmensch Blume wird mit weiterhin völlig grundloser Gehässigkeit erwidert.
@Julian Apostata
Ihre Bemerkung zur „minderwertigen katholischen Rasse“ finde ich auch angesichts der starken Rede einfach nur daneben, selbst wenn Sie ihn als Zuschreibung schildern. Das können Sie besser!
Eine Identität vor allem negativ zu erzählen ist noch nicht sehr reif – irgendwann dürfen auch Apostaten etwas Eigenes finden.
Die Bereitschaft zum Dialog ist so selten und kostbar wie der dialogische Monismus insgesamt. @hto sehnt sich nach Aufmerksamkeit, kommt aber nicht mehr aus der dualistischen Sackgasse. @Paul S. schreibt gerne und oft zu viel, reagiert aber umgekehrt kaum auf Rückmeldungen.
Da bin ich doch lieber „Gutmensch“ als geistig und sozial vereinsamt…
Ich wage die Prognose, dass die kommenden Zeiten jenen gehören, die über Egozentrik und Feindseligkeit hinauswachsen. Was meinen Sie?
Okay, da haben sie recht. Mindestens genauso daneben finde ich aber auch die Rede von einer „minderwertigen jüdischen Rasse“ .
Warum aber finden viele Letzteres als völlig normal?
Manchmal ist halt ein klein wenig Provokation nützlich, um zum Nachdenken an zu regen.
Danke, @Julian Apostata. Das Anliegen gegen den Rassismus auch im Antisemitismus vorzugehen, teilen wir.
Schon vor einiger Zeit habe ich zur Entstehung des Rassismus als einer Bestreitung der Wirkung der Taufe (!) im Spanien des 15. Jahrhunderts eine eigene Podcast- und Blogtext-Folge erstellt, gerne hier:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-14-semiten-sklaven-chasaren-die-wurzeln-des-rassismus-im-16-jahrhundert/
Das Copilot-LLM weiß dazu bereits zu berichten:
Die Entstehung des Rassismus im 15. Jahrhundert ist ein komplexes historisches Phänomen, das durch verschiedene soziale, ökonomische und politische Entwicklungen beeinflusst wurde.
Im 15. Jahrhundert begannen europäische Nationen, insbesondere Spanien und Portugal, mit der Erkundung und Kolonisierung neuer Gebiete. Diese Expansion führte zu Begegnungen mit verschiedenen Völkern und Kulturen, was wiederum die Entwicklung von Ideen über Rasse und Rassismus beeinflusste¹.
Ein Schlüsselmoment war die **Reconquista** in Spanien, die Vertreibung der Juden und muslimischen Mauren, die als religiöse und ethnische Minderheiten angesehen wurden. Diese Ereignisse führten zu einer verstärkten Betonung von Reinheit des Blutes und religiöser Homogenität, was als eine frühe Form des Rassismus betrachtet werden kann⁵.
Mit der Zeit entwickelten sich Theorien, die Menschen aufgrund äußerlicher Merkmale oder negativer Fremdzuschreibungen als “Rasse”, “Volk” oder “Ethnie” kategorisierten und ausgrenzten. Diese Ideen wurden später genutzt, um Sklaverei, Assimilationspolitik und sogar Genozid zu rechtfertigen².
Die Idee von “Rassen” als neuzeitliches Konzept verbreitete sich und führte zur Entwicklung von Rassentheorien, die biologische Merkmale wie Hautfarbe und Gesichtsformen nutzten, um angebliche “Menschenrassen” zu konstruieren und Hierarchien zu etablieren².
Es ist wichtig zu betonen, dass der Begriff “Rassismus” selbst erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand, um radikale Bewegungen und Regime zu beschreiben, die eine Politik der Ausgrenzung und physischen Vernichtung gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen umsetzten¹. Die Wurzeln des Rassismus als Ideologie der gruppenbezogenen Ausgrenzung und Anfeindung sind jedoch viel älter und können bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden¹.
Quelle: Unterhaltung mit Bing, 19.5.2024
(1) Geschichte des Rassismus | Themen | bpb.de. https://www.bpb.de/themen/rassismus-diskriminierung/rassismus/520683/geschichte-des-rassismus/.
(2) Entstehungsgeschichte des Rassismus – wissensdemokratie.de. https://www.wissensdemokratie.de/entstehungsgeschichte-des-rassismus/.
(3) Rassismus – Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus.
(4) ZDFinfo mit Doku über “Die Geschichte des Rassismus”. https://presseportal.zdf.de/pressemitteilung/rasse-wahn-verbrechen-zdfinfo-mit-doku-die-geschichte-des-rassismus.
(5) Geschichte des Rassismus | Geulen, Christian | Broschur – C.H.BECK. https://www.chbeck.de/geulen-geschichte-rassismus/product/21503.
(6) Shutterstock. https://shutterstock.com/image-photo/preview_1000-1750503608.
Ihr Interesse an der Thematik und Ihre Bereitschaft zum Dialog finde ich sehr ermutigend.
Danke und einen schönen Feiertag!
@ Jessica Plath 18.05.2024, 23:41 Uhr
Zitat: „Wo ist das Problem anzuerkennen das der Terroranschlag absolut schlimm und grauenhaft war und das zeitgleich über 30.000 Tote und die Zerstörung von den meisten Gebäuden etc in Gaza evtl nicht ganz verhältnismäßig sein könnte?“
Die angestrebte Vernichtung Israels durch radikale Islamisten, wäre meiner Meinung nach ein Genozid.
Die Islamisten „kalkulieren“ so, dass sie bei einem Kampf gegen Israel, selbst „nur rund 20 Millionen“ (1%) der insgesamt 2 Milliarden Moslems „verlieren“ würden, völlig bedeutungslos aus ihrer Sicht.
Die in Israel lebenden Juden (rund 10 Millionen) wären praktisch „ausgerottet“, das Ziel der radikalen Islamisten, der 1. Schritt zur Weltherrschaft des Islam wäre erreicht.
Vermutlich legen aber die Juden Wert darauf, dass es in diesem Fall auch keine Islamisten mehr gibt…
Aus diesem Grund sind die Israelis genötigt, stets recht „herzhaft“ zu “antworten”, zumal sich die Islamisten nicht um tote Zivilisten scheren…. Die Israelis rufen immer an, bevor sie eine Unterschlupf der Feinde in die Luft jagen, um hauptsächlich Zivilisten zu schonen.
Den Islamisten kommt es darauf an, möglichst viele Juden mit allen Mitteln zu vernichten, Zivilisten sind ihnen völlig egal….
Den klügeren unter den Moslems scheint klar zu sein, was ihnen „blüht“, sollten sie sich die Verrücktheit, Israel vernichten zu wollen, nicht aus dem Kopf schlagen….
@Realo
Die tatsächliche Konfliktlage ist komplexer als jede Vereinfachung von “Islamisten” gegen “Israel”. So haben zahlreiche islamische Staaten die Republik Israel anerkannt, zuletzt auch in den Abraham Accords. Der israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin (1922 – 1995) wurde nicht von Islamisten, sondern von israelisch-jüdischen Rechtsextremisten ermordet. Das Terrormassaker der Hamas gegen Israel richtete sich auch gegen die Anerkennung des Staates durch Saudi-Arabien.
Die sunnitisch-dualistische Hamas erwuchs aus der ägyptischen Muslimbruderschaft und tötete beispielsweise auch Fatah-Anhänger, Homosexuelle, beschuldigte “Kollaborateure” usw. Ich habe ihre Unterdrückung auch der Menschen in Gaza hier auf dem Blog und im Podcast “Verschwörungsfragen” ja schon lange kritisiert, vgl.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-42-den-israel-palaestina-konflikt-mit-dem-historizismus-entschluesseln/
Umso mehr ärgert mich, dass die Regierung Netanjahu selbst die Hamas gegen die Fatah förderte – unter anderem, um jede Zwei-Staaten-Friedenslösung zu blockieren. Bereits 2019 warnte ich in “Ölfluch & Antisemitismus” ausdrücklich und namentlich vor der fossilen Finanzierung von Russland, Iran, Katar sowie Hisbollah und Hamas. Doch auch gegen israelische Kritik entschied Netanjahu, den Transport von Geldkoffern aus Katar nach Gaza zu genehmigen, vgl.:
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/geldkoffer-aus-dem-golfstaat/
@Jessica Plath hat also aus meiner Sicht völlig Recht damit, dass auch die Analyse des Nahostkonflikts über den Freund-Feind-Dualismus hinausgehen muss. Es stehen nicht “die Muslime” gegen “die Israelis”, sondern es bestehen überaus komplexe Beziehungen zwischen feindselig-dualistischen, oft korrupt-relativistischen und dialogisch-monistischen Akteuren. Und wer sich nicht nur im eigenen, vermeintlichen Gutsein suhlen, sondern wirklich etwas gegen Krieg und Terror tun möchte, sollte dringend die fossilen Importe reduzieren, mit denen auch wir Europäerinnen und Europäer die antisemitischen und terroristischen Regime und Gruppen finanzieren. Das habe ich ja auch in der Israeltag-Rede in der gebotenen Drastik formuliert.
@Israelkonflikt
Ich kann es schwer nachvollziehen, worum man sich hier eigentlich so streitet. Die ganze Gegend ist mehr oder weniger Wüste, man braucht doch eigentlich nur Grundstücke, auf denen man Häuser bauen kann, und man muss irgendwas produzieren, um sein Geld zu verdienen. Sogar das benötigte Wasser kommt aus Entsalzungsanlagen, die nur Energie und Meerwasser brauchen. Die kann man überall aufstellen.
Die Hamas bekommt eine vernünftige Verwaltung nicht hin, und kann nur aggressiv gegen Israel Raketen und schlimmere Übergriffe organisieren, und nimmt letztlich die Zerstörung des eigenen Gazastreifens sehend in Kauf. Was soll das? Was ändert selbst eine Vernichtung Israels daran, selber unfähig zu sein, ein florierendes Leben zu organisieren?
Wieso so viele Israelis im Westjordanland sich Grundstücke gestohlen haben, um dort Siedlungen zu bauen, erschließt sich mir aber auch nicht. Mir scheint, dass hätte man auch problemlos auf nicht umstrittenen Grundstücken tun können.
Es sieht auch nicht so aus, als dass die derzeitig laufende Vernichtung der Hamas das Problem wirklich lösen wird. Eine einfache Vergeltung der 1300 israelischen Opfer vom 07.10. wäre m.E. auch eine theoretische Option. Mit 30.000 toten Palästinensern und eine gefühlt komplette Zerstörung der Wohnhäuser in Gaza wäre das längst erledigt.
Ich bin hier wirklich ratlos.
Ist letztlich wirklich auf beiden Seiten die Sehnsucht nach Endzeit, Weltenende und himmlischem Paradies die treibende Kraft für diese ganzen Streitigkeiten? Eine religiös motivierte Verachtung von allem Irdischen das eigentliche Problem?
Danke, @Tobias Jeckenburger
Ich habe ja erst neulich in einem ausführlichen Vortrag für die RWTH Aachen über die Konfliktsituation im Nahen und Mittleren Osten gesprochen, das komplette Skript hier:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/nahost-neu-denken-dualer-vortrag-fuer-die-rwth-aachen/
Die Copilot-KI gibt meine Position leider noch etwas reduziert hier wieder:
Dr. Michael Blume, der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg, hat sich klar gegen die Angriffe der Hamas auf Israel ausgesprochen. In einem Interview mit SWR2 kritisierte er die Haltung einiger muslimischer Verbände in Deutschland, die den Angriff der Hamas auf Israel indirekt rechtfertigen würden, indem sie ihn als Gegenwehr darstellten¹. Blume betonte, dass Israel den Gazastreifen geräumt und alle Siedlungen dort aufgelöst habe, und warnte davor, dass solche Rechtfertigungen diejenigen stärken könnten, die sagen, dass dies ein Fehler gewesen sei¹.
Er äußerte sich auch besorgt über die zunehmende Spaltung unserer demokratischen Gesellschaft durch solche Konflikte und appellierte an die Menschen, miteinander zu reden und zu einer friedlichen Koexistenz zu finden¹. Blume verurteilte den Terror der Hamas und betonte, dass es keine Rechtfertigung dafür gebe, Zivilisten anzugreifen oder Menschen zu ermorden². Er machte deutlich, dass die Hamas nicht für die Palästinenserinnen und Palästinenser spreche, sondern sie als Schutzschilde benutze und junge Leute radikalisiere².
Für eine detaillierte Einsicht in seine Bewertungen und Ansichten empfehle ich, die vollständigen Interviews oder Veröffentlichungen von Dr. Michael Blume zu diesem Thema zu konsultieren.
Quelle: Unterhaltung mit Bing, 19.5.2024
(1) Michael Blume: Die Welt taumelt auf einen Abgrund zu – SWR.de. https://www.swr.de/swrkultur/leben-und-gesellschaft/antisemitismusbeauftragter-blume-die-welt-taumelt-auf-einen-abgrund-zu-100.html.
(2) Hamas-Terror: Antisemitismusbeauftragter Blume bekam Morddrohung – SWR …. https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/morddrohung-gegen-bw-antisemitismusbeauftragten-michael-blume-im-interview-100.html.
(3) Israel: BW-Antisemitismusbeauftragter Blume bekam Morddrohung – SWR Aktuell. https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/gespraech-blume-100.html.
Deutlich besser wurde das Ergebnis, als ich promptete: “Was befürchtet Michael Blume durch die fossile Finanzierung des Antisemitismus?”
Die Antwort hier:
Michael Blume, der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg, hat seine Bedenken gegenüber der fossilen Finanzierung des Antisemitismus geäußert. In seiner Rede zum Israeltag 2024 sprach er darüber, wie wichtig es ist, glaubwürdig gegen den fossil finanzierten Antisemitismus einzustehen¹. Er betonte, dass kein Militär der Welt den Terror besiegen könne, solange dieser durch fossile Gelder finanziert werde¹. Blume kritisierte, dass es immer noch zugelassen werde, dass Menschen in Deutschland für extremistische Staaten demonstrieren, und forderte eine stärkere Gegenwehr der Demokratie gegen solche Bewegungen¹.
Er sieht die Gefahr, dass die finanzielle Unterstützung aus fossilen Quellen, die oft mit autoritären Regimen verbunden sind, extremistische Gruppen und antisemitische Einstellungen fördert. Dies könnte nicht nur die Sicherheit Israels, sondern auch die Stabilität demokratischer Staaten und Gesellschaften bedrohen¹. Blume macht deutlich, dass es an der Zeit ist, entschlossen gegen diese Form des Antisemitismus vorzugehen und die demokratischen Werte zu verteidigen¹.
Für weitere Informationen und Einblicke in seine Ansichten können Sie seine vollständige Rede zum Israeltag 2024 oder andere Veröffentlichungen von ihm zu diesem Thema nachlesen¹.
Quelle: Unterhaltung mit Bing, 19.5.2024
(1) Gegen den fossil finanzierten Antisemitismus – Rede zum Israeltag. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/endlich-glaubwuerdig-gegen-den-fossil-finanzierten-antisemitismus-einstehen-meine-rede-zum-heutigen-israeltag-2024/.
(2) Michael Blume: Herausforderung Antisemitismus an Schulen. https://www.swr.de/wissen/michael-blume-herausforderung-antisemitismus-an-schulen-100.html.
(3) Mehr Geld und Personal für Antisemitismus-Beauftragten – MSN. https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/mehr-geld-und-personal-f%C3%BCr-antisemitismus-beauftragten/ar-BB1jKvMe.
(4) Warum der Antisemitismus uns alle bedroht – Google Books. https://books.google.com/books/about/Warum_der_Antisemitismus_uns_alle_bedroh.html?id=pdGEDwAAQBAJ.
(5) undefined. https://www.ardmediathek.de/video/swr-aktuell-baden-wuerttemberg/swr-extra-landtagsdebatte-antisemitismus-in-baden-wuerttemberg/swr-bw/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE5NTIyNjc.
(6) undefined. http://swr.li/antisemitismus-schule.
Safe bleibe ich an den Themen dran.
Habe mir die Rede von Monika Schwarz-Friesel angehört. Sie ist erschreckend und voller unbequemer Wahrheiten; wir alle werden in uns gehen müssen.
Bei 2:34 habe ich gestutzt. Ihr unterlief ein Versprecher, der mich nachdenklich gemacht hat:
Das “antisemythische” Böse (!?)
Die Einstaatenrealität wird durch den Krieg in Gaza so gestärkt, dass bei nüchterner Betrachtung mittelfristig kein Ende der Militärherrschaft des jüdischen Staates über Millionen Palästinenser ohne Bürgerrechte absehbar ist. Die Prozesse zu den mutmaßlichen israelischen Kriegsverbrechen in Den Haag und anderswo dürften Juden, Palästinenser und nebenbei auch die deutsche, israelbezogene Erinnerungskultur in den kommenden Jahren weiter erschüttern. Aus meiner Sicht wäre es gut für unsere Gesellschaft, wenn wir Konzepte hätten, um diese kriegsbedingte Polarisierung hierzulande einzudämmen.
Vor diesem Hintergrund habe ich Monikas Schwarz-Friesels Rede in Wien gehört. Bemerkenswert ist für mich die Abschottung ihrer zionistischen, antisemitismuskritischen Weltsicht gegenüber anderen Sichtweisen auf den Krieg zwischen Juden und Palästinensern.
In einem Punkt stimme ich Frau Schwarz-Friesel zu: Es gibt eine wechselseitige “De-Realisierung” durch sehr unterschiedliche Wahrnehmungen dieses Krieges, die in gegensätzlichen Vorstellungen von empirischer “Wirklichkeit” münden. Ansätze um dieses Dilemma durch gelingende gesellschaftliche Debatten zu entschärfen, sehe ich in der israelbezogenen Antisemitismuskritik aktuell nicht.
Es wäre schön, wenn sich das ändert.
Danke für Ihre Einschätzung, @Ludwig
Die Positionen von Frau Schwarz-Friesel zum Israel-Gaza-Krieg kenne ich nicht. Ich habe mich selbst verschiedentlich und auch öffentlich und digital dazu geäußert, so dass auch eine KI dazu zusammen zu fassen weiß, vgl.:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/kuenstliche-intelligenzen-und-die-neue-freude-am-bloggen/
Auch zur Debatte um den wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen umstrittenen, britischen Offizier Orde Wingate (1903 – 1944) habe ich ja Beiträge geleistet und bin gespannt, was die weitere, historische Forschung und Diskussion dazu erbringt.
Ihre zustimmenden Ausführungen zu den Warnungen der Kollegin vor einer wechselseitigen “De-Realisierung” bis hin zum Verlust gemeinsamer, empirisch überprüfbarer “Wirklichkeit” korrespondiert aus meiner Sicht mit der These des feindseligen Dualismus, die ich via Rabbi Sacks kennenlernen durfte. Die KI-Copilot weiß dazu bereits auszuführen:
Der Freund-Feind-Dualismus ist ein interessantes Konzept, das sich von der traditionellen Hufeisen-Theorie unterscheidet. Lass mich dir kurz erklären, worum es geht:
1. Hufeisen-Theorie:
– Die Hufeisen-Theorie betrachtet politische Extremismen als zwei Enden eines Hufeisens, die sich in ihrer Radikalität ähneln.
– Sie besagt, dass sowohl Rechts- als auch Linksextremismus ähnliche Merkmale aufweisen und sich in der Mitte treffen.
– Ein Beispiel dafür ist die Gleichsetzung der deutschen Terrororganisationen RAF (links) und NSU (rechts).
– Diese Theorie ist jedoch umstritten und ideologisch geprägt¹.
2. Freund-Feind-Dualismus:
– Rabbi Lord Jonathan Sacks (1948–2020) sah die Grundlage für religiösen und politischen Extremismus im Freund-Feind-Dualismus.
– Dieser Dualismus teilt die Menschheit in eine vermeintlich “absolut gute” Eigengruppe und eine “absolut böse” Feindgruppe auf.
– Menschen, die dualistisch denken, neigen dazu, die Menschenwürde von Straftätern oder Kriegsgefangenen zu bestreiten.
– Rabbi Sacks nannte dies einen “pathologischen Dualismus” und betonte, dass er radikalisierend und gefährlich ist¹.
3. Monismus:
– Eine alternative Perspektive ist der dialogoffene Monismus.
– Hier werden andere Menschen als Mitmenschen wahrgenommen, ohne sie in absolut gute oder böse Gruppen einzuteilen.
– Dieser Ansatz fördert Verständnis und Dialog zwischen verschiedenen Gruppen².
Insgesamt ist der Freund-Feind-Dualismus eine wichtige Überlegung, um Radikalisierung zu verstehen und zu bekämpfen. Es ist entscheidend, dass wir uns von ideologischen Vorstellungen lösen und stattdessen auf Dialog und Verständnis setzen. 🌟¹²
Quelle: Unterhaltung mit Bing, 21.5.2024
(1) Freund-Feind-Dualismus statt Rinks-Lechts-Hufeisen-Theorie. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/freund-feind-dualismus-statt-rinks-lechts-hufeisen-theorie-eine-wuerdigung-von-rabbi-sacks-sel-ang/.
(2) Monismus, Relativismus, Dualismus – Skript zum Worthaus Tübingen. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-relativismus-dualismus-skript-zum-worthaus-tuebingen/.
(3) Monismus versus Dualismus – Buchvorstellung und Diskussion. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-versus-dualismus-buchvorstellung-im-hospitalhof-stuttgart/.
Da ich mich jedoch seit Jahren auch zur Problematik der fossilen Finanzierung des Iran, des Putin-Regimes in Russland und der Hamas über Katar geäußert habe, hätten mich Ihre Gedanken dazu sehr interessiert. Sehen Sie hier auch eine Verantwortung, unser eigenes Verhalten zu verändern – oder reicht es, wenn wir von hier aus Schuldzuweisungen vornehmen?
Die gegensätzlichen Wirklichkeitsvorstellungen entstehen hauptsächlich durch eine ganz spezielle From von “Freund-Feind-Dualismus”, den Gegensatz der nationaler Erzählungen der palästinensischen und jüdisch-zionistischen Kriegsparteien. Die Forderung nach einem “Monismus” finde ich in diesem Kontext unrealistisch.
Wir können bestenfalls die zersetzenden Polarisierungseffekte des Krieges zwischen Juden und Palästinensern auf unseren gesellschaftlichen Konsens eindämmen, u.a. indem wir uns “dialogisch” klarmachen, wie viele Gemeinsamkeiten die nationalen jüdischen und palästinensischen Befreiungsbewegungen haben. Ideologisch betrachtet, kämpfen beide Völker einen sehr ähnlichen Kampf, nur eben leider gegeneinander.
Ihr interdisziplinäres Theoriengebäude von den nicht-fossilen Friedens- und Demokratieenergien, werter Herr Blume, sehe ich skeptisch. Dekarbonisierung und Klimawandel verursachen im nahen Osten m.E. mehr Instabilität und damit mehr Unsicherheit und Kriege. Viele Länder dort haben mittelfristig, also für diese Generation, weniger (Öl-)Ressourcen bei gleichzeitig steigenden Kosten für die Anpassung an den Klimawandel. Die Demokratiesierungsseffekte aus der “Ressourcenfluchtheorie” und die Friedenseffekte des “demokratischen Friedens” sind aber langfristig, sie würden erst nach vielen Generationen eintreten.
Es gibt wirklich sehr gute Gründe und eine individuelle Verantwortung dafür, die Verbrennung fossiler Rohstoffe so schnell wie möglich einzustellen. Nur würde ich mir davon nicht mehr Sicherheit und mehr Demokratie im Nahen Osten versprechen.
PS: Wer sich eine erste Meinung über Orde Wingates mutmaßliche Kriegsverbrechen bilden möchte, dem empfehle ich das Kapitel 16 aus Leon Uris “Exodus”. Wingate ist dort als „P.P. Malcolm“ fiktionalisiert. Nach dieser leichten Lektüre könnte man dann als Bewertungsrahmen das Völkerstrafgesetzbuch der Bundesrepublik lesen.
@Ludwig
Danke. Bei mir kommt Ihr Druko leider so an, als wollten Sie sich lieber moralisch über Juden und Palästinenser erheben, als auch Ihr eigenes Verhalten zu ändern.
Ihre Grundannahme – der Ausbau erneuerbarer Friedensenergien würde erst in ferner Zukunft wirken – ist dabei m.E. nur eine bequeme Ausflucht. Die Preise für Erdöl und Erdgas werden minütlich ermittelt, auch aufgrund von Erwartungen. Und durch den Umstieg auf eine Wärmepumpe sowie ein Elektroauto vor sieben Jahren (!) sowie eine Haus-Solaranlage konnten wir Blumes bereits Abertausende Liter Erdöl und Erdgas einsparen, vgl.:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/enge-der-zeit-statt-technologieoffenheit-shareholdervalue-strategien-bei-boeing-und-mercedes/
Auch etwa eine bewusste Ernährung bewirkt sofort fossile Einsparungen und wirkt in die Wirtschaft und Politik. Sie stehen also täglich vor der Wahl, zwischen der bequemen und letztlich zynischen Rolle eines widersprüchlichen Intellektuellen oder eines Menschen, der den Frieden wirklich fördert. Ich denke, Sie sind zu klug, um auf Dauer der Verantwortung durch Wissenschaft auszuweichen – aber eben auch klug genug, um immer wieder pseudo-intellektuelle Ausflüchte zu konstruieren.
Es ist Ihre Wahl. Jeden Tag neu.
Meiner Ansicht nach debattieren wir über nationale Identitäten – deutsche, jüdische, palästinensische – und ihre jeweiligen Vorstellungen von “Wirklichkeit”, sowie über die voraussichtlich krisenhaften, durch den Klimawandel ausgelösten Anpassungsschocks in der MENA-Region, werter Herr Blume.
Nun wirkt Ihre letzte Replik auf mich wie der Versuch einer moralischen Überwältigung. Ich wüsste gerne an welcher inhaltlichen Stelle in diesem Thread wir die dialogische Grundlage verlassen haben.
Glauben Sie, ich meine, wir sollten nicht alles menschenmögliche gegen den Klimawandel unternehmen?
Nein, lieber @Ludwig, ich glaube Ihnen sofort, dass Sie sowohl die Problematik des Klimawandels wie auch der erneuerbaren Friedensenergien intellektuell längst verstanden haben. Sie sind m.E. nur noch nicht über den Punkt hinweg, diese Phänomene auf andere zu externalisieren, statt selbst das Ihre zu tun. Nicht zufällig arbeiten Sie sich ja – nach einer Rede zu Antisemitismus in Österreich! – gleich wieder an Israel ab, aber nicht etwa am Sudan. Es geht Ihnen also weniger um die realen Menschen, die Sie sicher als gleichwertig bezeichnen würden, sondern mehr um Ihre eigene Gefühlswelt.
Dass ich das bei uns allen offen anspreche ist unangenehm, klar. Danke, dass Sie sich dem stellen. Es ist ja auch erstmal schmerzhaft, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Der psychologische Fachbegriff dafür lautet übrigens Externalisierung. Ich habe die Copilot-KI dazu ergebnisoffen gefragt: “Inwiefern neigen Menschen dazu, ihre eigenen Probleme zu externalisieren?”
Die m.E. schon recht starke Antwort:
Externalisierung ist ein interessantes Konzept, das in der Psychologie und Therapie verwendet wird. Es bezieht sich darauf, wie Menschen ihre Probleme oder Herausforderungen betrachten und mit ihnen umgehen. Lassen Sie mich Ihnen mehr darüber erzählen:
1. Definition der Externalisierung:
– Externalisierung bezieht sich auf die Verlagerung und Abwälzung von Motiven oder Zuschreibungen nach außen. Wenn jemand ein Problem externalisiert, betrachtet er es nicht mehr als Teil seiner eigenen Identität, sondern als etwas, das von außen auf ihn einwirkt².
– Oft sind Probleme so stark mit der persönlichen Identität verknüpft, dass sie sich hilflos oder ausgeliefert fühlen. Durch die Externalisierung können sie das Problem distanzierter betrachten.
2. Beispiele für Externalisierung:
– Emotionen und Affekte: Wir externalisieren oft Emotionen, indem wir sie als etwas von uns Getrenntes betrachten. Zum Beispiel sprechen wir vom “Zorn”, der uns beeinflusst, oder von der “Angst”, die uns im Nacken sitzt¹.
– Literarische Beispiele: In der Literatur verwenden Autoren manchmal diese Methode, um belastende Themen zu behandeln. Ein Beispiel ist Wilhelm Genazinos Beschreibung der “Schwermut” als eigenständige Figur, die er “Gertrud Schwermut” nennt¹.
3. Therapeutischer Ansatz:
– In der Systemischen Therapie nutzen Therapeuten externalisierende Dialoge, um die Person vom Problem zu trennen. Dies ermöglicht eine andere Perspektive auf das Problem und fördert alternative Erzählungen. Durch diese Methode können neue Lösungsansätze gefunden werden¹.
Insgesamt kann die Externalisierung dazu beitragen, dass Menschen ihre Probleme weniger persönlich nehmen und neue Wege zur Bewältigung finden. 🌟🧩
Quellen:
1. [Externalisierung. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik](https://lexikon.stangl.eu/9254/externalisierung)
2. [Externalisieren in der Beratung | SocialMediator®](https://socialmediator.de/externalisieren-in-der-beratung/)
Quelle: Unterhaltung mit Bing, 23.5.2024
(1) Externalisierung. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/9254/externalisierung.
(2) 23 Externalisieren von Problemen – Institut für Systemische Therapie. https://www.ist.or.at/userfiles/image/unterholzer_-_externalisieren.pdf.
(3) Externalisieren in der Beratung | SocialMediator®. https://socialmediator.de/externalisieren-in-der-beratung/.
(4) externalisierende Problemverarbeitung. Online Lexikon für Psychologie …. https://lexikon.stangl.eu/7292/externalisierende-problemverarbeitung.
Um es in meinen eigenen Worten zu sagen: Solange wir so tun, als seien “Klimawandel” und “Frieden” nur ein Problem etwa von Israelis, Palästinenserinnen oder (seltener) Sudanesen, externalisieren wir noch. Wir werden erst dann auch vor uns selbst glaubwürdig, wenn wir beginnen, auch unsere eigene Verantwortung anzunehmen und uns post-fossil zu verändern.
Ihnen traue ich diesen Schritt intellektuell und moralisch auf zweifelsfrei zu, @Ludwig. Es liegt nur noch an Ihrem Wollen bzw. Willen.
Der Krieg zwischen Juden und Palästinensern wirkt sich konkret polarisierend und schmerzhaft auf das Zusammenleben der Menschen in meinem Berliner Kiez aus, beispielsweise auf den palästinensisch-deutschen Unternehmer gegenüber und dessen Verwandte in Gaza und auf die jüdisch-orthodoxe Familie auf der anderen Hofseite und auf die Sicherheit der Synagogengemeinde ein paar Straßen weiter sowie auf meine muslimisch-biodeutsche Nachbarin, die in den letzten Monaten zunehmend militante postkoloniale Israelkritik vertreten hat. Das als Hintergrundinformation zu Ihrer Externalisierungshypothese, werter Herr Blume.
Insgesamt finde ich, lassen sich individualpsychologische Fragen im digitalen Raum kaum klären, weil dazu meist notwendige empirischen Daten fehlen. Vielleicht externalisiere ich unbewusst und womöglich obsessiv in unserer Debatte Teile meiner Innenwelt, vielleicht vertrete ich für den Dialog in einer offenen Gesellschaft relevante Positionen. Das können wir beide in diesem Kontext nicht abschließend beurteilen.
Ganz aktuell finde ich übrigens, dass sich die israelbezogene, deutsche Debatte in eine konstruktivere und stimmigere Richtung bewegt, u.a. durch den kleinen Verweis des Bundespräsidenten in seiner Rede gestern zum Geburtstag des Grundgesetzes und selbstverständlich durch Ihr dpa-Interview:
https://www.zeit.de/news/2024-05/24/antisemitismusbeauftragter-blume-kritisiert-netanjahu
Danke für diese abwägenden Einordnungen.
PS: Zu den Kriegs- und Friedenseffekten von Demokratisierungsbewegungen im Nahen Osten, z.B. im Sudan (seit 2019) oder dem “Arabischen Frühling” (seit 2010) können wir bei Gelegenheit gerne weiter diskutieren.
Danke, @Ludwig
Außenpolitik ist sehr bewusst nicht mein Schwerpunkt, aber sowohl israelbezogenen Antisemitismus wie auch den Missbrauch des Antisemitismus-Vorwurfes gegen sachliche Kritik an der Regierung eines verbündeten Staates werde ich auch weiterhin nicht stehen lassen. Auch macht mir, wie Sie ggf. wissen, zusätzlich zum Ressourcenfluch-Kampf um Öl und Gas auch die Gewalt in der eskalierenden Wasserkrise Sorgen:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/juergen-rahmig-der-kampf-ums-wasser-im-jahrhundert-der-duerre/
Abschließend nur noch der wirklich freundliche Hinweise, dass “Externalisierung” gerade keine “individualpsychologische” Annahme ist, sondern eine psychologische Grundfunktion praktisch aller Menschen. Wenn ich um einen Einstiegstip zum Werk von Hans Blumenberg gefragt werde, empfehle ich daher immer wieder sein kleines, großes “Die Sorge geht über den Fluss”. Er, der selbst den Holocaust nur knapp überlebt und ein Leben lang mit dem Wesen des Bösen gerungen hat, geht da ebenso fein wie tief ran. Aktuell schildert auch Florian Schroeder in “Unter Wahnsinnigen” die menschliche Tendenz zur Externalisierung in geradezu schmerzhafter Deutlichkeit.