Mit neuem Konzept – Phänomenologie

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

Für viele, gerade auch wissenschaftlich interessierte Menschen ist Religion offensichtlich auch ein sehr emotionales Thema. Und wenn die empirischen Daten und Thesen nicht dem eigenen Weltbild entsprechen, wird auch schnell mal die Qualifikation oder persönliche Motivation des Wissenschaftlers in Frage gestellt – nicht etwa durch das Aufzeigen alternativer Daten oder Studien, sondern schlicht als Behauptung, gegen die sich der Blogger dann verteidigen soll. Dieser Trend, der zudem sehr zeitaufwändig ist, hat mir zuletzt die Freude an den vielen, großartigen Diskussionen hier – viele, etwa mit Edgar Dahl und Beate T., durchaus kritisch und über Hunderte Einträge hinweg, aber immer in gegenseitigem Respekt – doch etwas verdorben und es war meinerseits wohl falsch zu glauben, man könnte durch noch mehr Daten und Studien dagegen anargumentieren.

Nach entsprechenden Erfahrungen habe ich mich daher entschlossen, die Präsentation empirischer Artikel und die Diskussion religionswissenschaftlicher Thesen erst einmal hintan zu stellen und mich hier erst einmal auf die Präsentation religiöser Phänomene der Vergangenheit und Gegenwart zu beschränken. Für jene Leser, die den bisherigen Stil geschätzt haben, lasse ich die meisten empirischen Beiträge gerne stehen – und hoffe, dass einige "Natur des Glaubens" treu bleiben. Und in der echten Forschung, den Veröffentlichungen und Tagungen, bleibt die Chance zum interdisziplinären Gespräch auch über empirische Befunde ja bestehen. Denn Fußball und Religionswissenschaft haben auch dies gemeinsam: Sie machen solange Freude, solange fair, nach Regeln und mit gegenseitigem Respekt gespielt wird.

Phänomen 1: Religiosität und Musikalität – Der gregorianische Gesang

Haben sich Religiosität und Musikalität in der Evolution des Menschen wechselwirkend ausgeprägt? Dafür sprechen nicht nur Beobachtungen berühmter Religionswissenschaftler (wie des Religions- und Musiksoziologen Max Weber), sondern auch das Phänomen, dass weltweit religiöse Kulturen eigenständige Musikstile hervorbringen. Anbei der gregorianische Gesang, mit dem ein Zisterzienserkloster, die Abtei Heiligenkreuz, derzeit sehr bekannt wird – ohne auf Instrumentalmusik oder Special Effects zurück greifen zu müssen. Viel Spass beim Hören und Schauen.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

18 Kommentare

  1. Bogenwaffe < - > Saitenmusik

    Bei den afrikanischen Buschleuten hatten Pfeil und Bogen verschiedene Anwendungen:
    Ritual: z.B.: Es wurden Zauberpfeile verschossen, um magische Wirkungen (Fluch) zu erzeugen oder einen Jagdzauber zu bewirken.
    Waffe: Pfeil und Bogen wurden für die Jagd verwendet
    Musik: Ein Bogenende der Waffe wurde an einen Mundwinkel gelegt und die Bogensehne mit dem Pfeil angeschlagen. Dazu wurden Stammeslieder gesungen.
    Hochzeits-Brauchtum: mit einem kleinen ´Liebesbogen´ wurde ein Pfeil auf den Po der zukünftigen Frau abgeschossen. Nahm sie ihn, so war sie mit einer Partnerschaft einverstanden.

    Diese Beispiele zeigen, dass bis in das 20. Jahrhundert ein fließender Übergang in der Verwendung von Alltagsgegenständen sichtbar wurde.

    ´Pfeil und Bogen´ konnte sowohl Waffe, Ritualgerät, Musikinstrument wie auch Symbolgegenstand sein. Eine strenge Trennung einzelner Funktionen wie wir sie heute kennen, war nicht üblich!

    Dies stützt die obige Annahme, dass sich Religiosität und Musikalität gegenseitig beeinflusst haben.

  2. @ Richard

    Danke für den Beitrag!

    Ich habe ja Ihr Bogenbuch und werde mal schauen, ob es dazu ein Kapitel gibt. Denn der Bogen ist natürlich tatsächlich ein sehr spannendes Beispiel, er hat ja auch die Wirtschafts- und Sozialstruktur tiefgreifend beeinflußt, beobachtbar etwa in den Verteilungsbräuchen der San.

  3. @ Edgar

    Danke, schöne Funde!

    Ich arbeite mich gerade durch die Bücher von Wolfgang Bossinger, einem sehr interdisziplinär und praktisch arbeitendem Musiktherapeut, der immer auch die religiösen Verwendungen von Musik im Blick hat.

    http://www.healingsongs.de/

    Er kommt, mit Bezug auf eine Vielzahl von Studien der Humanmedizin, aber auch z.B. Primatologie, zu fast identischen Schlüssen wie die in der SZ zitierten Wissenschaftler.

  4. Musikalität als Teil unseres Kultes

    Hallo Herr Dr. Blume,

    dass Musikalität eine besondere evolutionsförderliche Gabe ist, die auch Teil unserer Kreativität bzw. Kultur, somit unseres Kultes (gemeinsamen Verehrung, jedoch von was, wem?) ist, steht m.E. außer Frage. Musik setzt Emotionen frei, versetzt in Stimmung… Bei nüchterner Betrachtung unserer Entwicklung bin ich jedoch sicher, die Musikalität ist menschlichen Wesen im Laufe der Evolution nicht allein der “Unterhaltung” bzw. persönlicher Erbaung, Gesundheit… wegen zugewachsen. Ich gehe vielmehr davon aus, sie soll und muss als Teil unseres Kultes mit dazu beitragen, den Menschen mit der Melodie des kreativen=schöpferischen Kosmos im Einklang zu halten, ihn hierzu emotional in Stimmung versetzen und ihm Kräfte verleihen, die allein die Ratio nicht geben kann.

    Wenn aber die Musikalität in diesem Sinne Kult-ur-gut ist, reduzieren wir dann nicht Religion bzw. die bewusste Begeisterung für Schöpfung, wenn wir ihren Nutzen mit Musikalität in einen Topf werfen? Wird nicht gerade im Vergleich von Religiösität und Musikalität die Entleerung von Religion auf “Religiösität” noch deutlicher, wie ich dies bisher im Nachweis größerer Kinderzahlen bei bestimmten – meist hinter der modernen Aufklärung zurückgebliebenen – Volksgruppen befürchtet habe?

    Wenn das Phänomen der Musikalität zur Evolution der menschliche Kultur gehört, sollte es daher nicht als Teil eines Kultes verstanden werden? Ist Musikalität dann überhaupt ein geheimnisvolles Phänomen? Oder ist sie als Logik menschlicher Kultur zu verstehen, zu der auch die Natur/Logik der Religion und der gesamte Kult gehört? Ein Kult jedoch, der von einer ganz konkreten Realität (z.B. Kreativität=Schöpfung) ausgeht.

    Wie Sie wissen, bin ich davon überzeugt, dass der Homo Sapiens ein aufgeklärtes Schöpfungsverständnis und einen darauf gründenden Kult benötigt, der weit mehr ist, als “Religiösität”, um sich in kooperativer Gemeinschaft an die kosmisch-kreative (damit auch gesamtökonomische, ökologische Ordnung) zu halten, als Schöpfungs-werk-zeuge zum Genesis-maximierer zu werden?

    Beim zappen bin ich auf den Kanal “Telemedial” gestoßen, wo ein dickleibiger Schwabe auf “religiöse” Weise Ratschläge gibt, ab und zu die Trommel schlägt und mit modernen medialen Klängen, Tanz und viel Klim-Bim auch “Musikalität” genutzt wird, um den Stumpfsinn der Sinn suchenden spendierfreudig zu machen. Man muss sich so was immer wieder reinziehen, um zu sehen, wo der angeblich aufgeklärte Mensch gelandet ist. Und: wo er nicht raus- bzw. weiterkommt, wenn er nur eine unbestimmte “Religiösität” evolutionär begründet.

    Bevor die hier mit Ihnen bisher auf hochintelligente Weise diskutierenden Zeitgenossen denken, dass Religion nur eine Art musikalisches Phänomen ist, möchte ich auf ihre persönliche Plattform im Netz verweisen, wo sie derzeit Teilhard de Chardin zum Thema machen und auch auf Ihren Vortrag hinweisen, den Sie vor genau einer Woche bei der Tagung in Weigarten “Muss der wahre Naturwissenschafter Atheist sein” hielten.

    Wenn der dort mit Ihnen referierende Ratzinger-Schüler die von ihm dargelegte Grundlage der Christologie in griechischer Philosophie (als kreative=schöpferische Vernunft/Logik)seines ehemaligen Lehrers historisch ernst nehmen würde, statt dessen angebliche Ausblendung der Geschichtswirklichkeit zu kritisieren, wäre der historische Jesus Christus (kein Gottes-Christusdogma oder ein mystisch-kosmischer Christus, auf den man Teilhard derzeit reduzieren muss) im Raum gewesen, als der Evolutionsbiologe die Logik allen Werdens darlegte. Der altbekannte Schöpfer wäre auch in den Ausführungen der empirisch nachweisbaren Naturgesetzlichkeiten (nicht einem “schwachen Naturalismus” der doch noch Gott zulässt) von Prof. Kanitschder auf moderne Weise vergegenwärtigt worden.

    Der mangelnde Ein-klang zwischen Wissen und Glaube, der sich im neuen Atheismus (dem Schöpfer des kreativen-evolutionären Werdens sei Dank)deutlich macht und der auch ihren leidvollen hier Diskussionen zugrunde liegt, lässt sich durch “Musikalität” bzw. deren Vergleich mit Religösität nicht lösen.

    Da weder Prof. Ratzinger, noch Prof. Beinert aus dem Dogmengebäude ausbrechen können, das Jahrhunderte gegen das Wissen, die natürliche Logik gebaut wurde, es ihnen scheinbar unmöglich ist, statt einem Christusdogma, einem Guru, Gutmenschen… bzw. geheimnisvoller Offenbarung den historischen Grund der Offenbarung dort zu suchen, wo ihn Teilhard noch weitgehend mystisch “schaute”.

    Daher ist von wissenschaftlich arbeitenden, aufgeklärten Menschen, die nach der Natur des Glaubens suchen, wie ich sie hier in der Diskussion beobachte, mehr gefragt, als Musikalität.

    Vielen Dank daher, dass Sie das Denken Teilhards zum Thema gemacht haben.

    Mit freundlichem Gruß
    aus der Pfalz

    Und wer sich dafür interessiert, warum Religion mehr ist, als Musikalität, Teihard im evolutionären Werden genau das wieder schaute, was in der Antike als Wort/kreative Vernünftigkeit einer unsagbaren Schöpferpersönlichkeit verstanden wurde und m.E. wieder Grundlage einer durch Aufklärung offenbarten Glaubensgewissheit mündiger Menschen sein kann:
    http://www.theologie-der-vernunft.de

  5. Jodler und Gregorianische Choräle

    Bei Wikipedia kann man folgendes über das Jodeln und Gregorianische Choräle lesen:

    Joseph Ratzinger (in Bayern aufgewachsen) vermutet, der bedeutende Theologe Augustinus von Hippo habe das Jodeln gemeint, als er vom Jubilus schrieb, einer „Form wortlosen Rufens, Schreiens oder Singens“, das „wortlose Ausströmen einer Freude, die so groß ist, dass sie alle Worte zerbricht.“ Jubili hießen später auch rituell festgelegte Melismen des Gregorianischen Chorals.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Jodeln

  6. @ Mentzel: De Chardin & Musikalität

    Lieber Herr Mentzel,

    herzlichen Dank für Ihren Beitrag! An unsere Begegnung und Gespräche in Weingarten erinnere ich mich gerne.

    Es freut mich, dass Ihnen die Bezugnahme auf Teilhard de Chardin gefallen hat. In der Tat halte ich ihn für einen sehr interessanten Denker, der nicht nur die Evolution theologisch-mystisch deutete, sondern auch neue Begriffsperspektiven prägte. Sowohl in Natur des Glaubens wie auf dem Privateblog möchte ich ihn auch in Zukunft immer mal wieder aufgreifen.

    Ein kleiner Hinweis: Selbstverständlich gehe ich fest davon aus, dass Religiosität etwas anderes ist als Musikalität – und auch nicht in letzterer aufgeht. Was jedoch evolutionshistorisch interessant ist ist die Frage der Wechselwirkung: Ob und wie z.B. musikalische Fähigkeiten Menschen halfen, religiöse Inhalte, Emotionen etc. hervorzurufen und auszudrücken. Dafür spricht einiges, das evolutionstheoretische Gespräch zwischen Religions- und Musikwissenschaftlern hat jedoch gerade erst begonnen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Michael Blume

  7. @Michael: Musik und Tanz

    Nur ein schneller Hinweis: Wer von Musik spricht, darf vom Tanz nicht schweigen, schon gar nicht, wenn es um den biologischen Hintergrund geht.

    In der aktuellen Ausgabe von SciAm ist ein Beitrag zur Neurowissenschaft des Tanzens. Das wird dich in diesem Zusammenhang sicher interessieren, zumal ja auch Tanz oft religiös überhöht ist (oder gleich verboten, was aufs gleiche hinausläuft).

  8. @ Lars: In der Tat

    Tatsächlich bildet der Tanz häufig so etwas wie das verbindende Element: In rituelle Form gegossen wird er zur Liturgie wie auch umgekehrt das säkulare Tanzen immer wieder gemeinschaftlich-religiöse Formen annimmt.

    Werde mir das gleich mal anschauen, danke, Lars! 🙂

  9. Off topic

    Michael, kennst Du vielleicht Daten dazu?

    Brainlogs – Geschlechtsverwirrung

    “… Nach meinem Eindruck sind Frauen bei solchem Feng-Shui-Mumpitz und ähnlichen esoterischen Pseudowissenschaften tendenziell stärker vertreten. Oder ist das ein Vorurteil? Hat jemand glaubhafte Daten über die Verbreitung der Esoterik nach Geschlechtern?”

  10. Religion – Kunst – Kultur

    Ich würde gerne so begrifflich unterscheiden und wieder zusammenfügen: An allen Kristallisationspunkten von Kultur werden, natürlich immmer im Rückgriff auf (anderweitig) Vorhandenes, (relativ) “eigenständige Musikstile” entwickelt. Auch an so ziemlich banalen Kristallisationspunkten wie Wandervereinen, Dorffesten, Demonstrationen, Militär… Nur Schulen sind wohl der ganzen Breite verpflichtet und werden keinen eigenen Musikstil entwickeln. Oder doch?

    Religionen als herausragende (gelegentlich auch hervorragende) Kristallisationspunkte von Kultur entwickeln natürlich “ihren” Musikstil. An ihren Liedern sollt ihr sie erkennen. Dazu sicher doch ganz parallel ihren eigenen Stil Bildender Kunst. Und öfters auch ihren eigenen Stil der Kleidung und einen Stil des Essens, falls es gemeinsam geschieht. Körper-Kunst= Tanz wurde ja schon erwähnt. Das alles gehört wohl zur corporate identity und gehört wohl zusammen betrachtet.
    Und mein begriffliches Interesse ist ja: Zu sagen, dass erst dieses Gesamt-Gebilde “Religion” genannt werden sollte; nicht erst wenn Götter vom Himmel schauen. Oder wenn Letzteres doch begrifflicher Common Sense ist – dass dann wenigstens wahrgenommen wird: Ohne den Unterbau dieses ganzen Spektrums von musikalischer – körperlicher – bildender – Essens- Kunst hinge der Überbau der Gottesvorstellungen arg in der Luft.

    Deshalb kann ich mir auch keine getrennte Evolution vorstellen, ob biologische oder kulturelle. Aber bitte, da sind die Evolutions-Theoretiker “dran”.

    Basty

  11. @ Basty: Schöner Beitrag!

    Lieber Basty,

    das ist ein wirklich schöner Beitrag, dem ich nur zustimmen kann! Mithin deutet er genau die Wechselwirkung der verschiedenen Fähigkeiten an, die zu erforschen ist – und nach der sichtbare Religion immer auch eine Bündelung verschiedener anderer Fähigkeiten um die glaubende Annahme übernatürlicher Wesen darstellt.

    Dies aber könnte bedeuten, dass diese anderen Fähigkeiten – umgesetzt als Signale auch von religiöser Verbindlichkeit – am Reproduktionsvorteil religiöser Vergemeinschaftung partizipert hätten – dass sie also einander bestärkt und miteinander angewachsen wären. Die Musik wäre tatsächlich ein vielleicht herausragendes, keinesfalls aber das einzige Beispiel.

    Es wird wohl noch Jahre brauchen, bevor wir solches empirisch präziser klären können, aber die Forschung und Debatte wird kommen. Wir dürfen gespannt sein!
    🙂

    Herzliche Grüße

    Michael

  12. @ Basty: Danke…

    …guter Fund! Und natürlich ist die Befundrichtung gar nicht so neu und aufregend, Zwillingsstudien dazu gibt es ja schon länger.

    Nur fällt es interessanterweise vielen offensichtlich schwer, die genetische Vererbung, die man für Musikalität achselzuckend akzeptierte, auch für Religiosität anzunehmen. Erinnerst Du Dich z.B. an die Debatten hierzu?

    http://www.wissenslogs.de/…der-verhaltensgenetik

    Bin gespannt, wann Studien zur Religion ebenso etabliert werden wie solche zur Musik. Und (spätestens) dann dürfte es darum gehen, Wechselwirkungen zu entschlüsseln.

    Mit Dank und Gruß!

    Michael

  13. Die gegenseitige Ergänzung @ Michael

    Zum Zusammenhang der diversen Fähigkeiten:
    Michael – danke für Deine prompte Replik.
    Was Du schreibst
    “…dass diese anderen Fähigkeiten – umgesetzt als Signale auch von religiöser Verbindlichkeit – am Reproduktionsvorteil religiöser Vergemeinschaftung partizipert hätten – dass sie also einander bestärkt und miteinander angewachsen wären”
    – das wollte ich in meiner ersten Äußerung nicht so betont haben als sei Religion das Haupt-Zentrum der diversen Fähigkeiten. Aber sie ist ohne diese anderen Fähigkeiten nicht das, was sie ist.
    Ich sehe das Ganze eher wie ein Mobile: Jedes beeinflusst das andere. Und schön ist es nur, wenn jedes auch die andern Teile braucht.

    Deshalb würde ich es für mich so umsetzen:
    Die verschiedenen Fähigkeiten bringen jeweils schon für sich einen adaptiven Reproduktionsvorteil, allerdings in unterschiedlichem Maß. Je enger sie mit Vergemeinschaftung liiert sind (Religion eher als bildende Kunst – christliche Form der Religion eher als buddhistische, konfuzianische), um so höher der Reproduktionsvorteil. Vergemeinschaftung könnte das heimliche Zentrum sein, das nie richtig als eigener Bereich ausgewiesen wird.

    Die verschiedenen Fähigkeiten können
    einander (gewissermaßen gleichberechtigt)ergänzen; ODER es kann auch das eine zum Mittel zum Zweck des anderen werden. Beispiel: Kunst als von der Religion für ihre Zwecke eingesetztes Mittel; und auch umgekehrt, Religion als ein zum Zweck der Kunst eingesetztes Mittel.

    Religion kann (als *zumeist* stärkste gemeinschaftsbildende Kraft), muss aber nicht, zum Zentrum der anderen Fähigkeiten werden. Das Zentrum in diesem Konglomerat von Fähigkeiten kann auch Musik oder Sport oder … sein. In jedem Fall werden die Fähigkeiten einander ergänzen, auch (aber nicht nur) in Bezug auf reproduktiven Vorteil.

    Schaden tut’s, wenn’s im Normalmaß bleibt, nix. Sonst wären’s keine Fähigkeiten, sondern Krankheiten… Aber negative, verrückte, Auswüchse gibt es wohl überall – sogar beim Sport, wie heute in den Tagesmeldungen.

    Basty

  14. @ Basty: Volle Zustimmung!

    Und wie genau und ab wann die einzelnen Aspekte “gewichtet” wechselwirkten, ob und wie sich das historisch, regional etc. unterschied und unterscheidet – all das sind empirisch zu klärende Fragen der Zukunft.

    Aber im Bild, das sich abzeichnet, stimme ich Dir völlig zu und danke Dir für die sehr schönen und ermutigenden Denk- und Begriffsvorschläge!!!

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