Migration & Wohnungsmarkt – Ein Gastblogpost von Elisabeth Krüger

Sehr viele Menschen glauben, dass Zuwanderung direkt den Wohnungsmangel verschärfe. Andere wissen bereits, dass es ohne zugewanderte Arbeits- und Fachkräfte in Deutschland kaum noch eine Bauwirtschaft geben würde. Und ich erlebte schon als zugezogenes Arbeiterkind mit DDR-Hintergrund in Filderstadt-Sielmingen, wie viele Bürgerliche und Bauersfamilien durch die Vermietung alter Gebäude ihren eigenen Wohlstand mehrten. Später kamen dann auch ertragreiche Grundstücksverkäufe an und Neubauten für immer mehr beruflich erfolgreiche Familien mit Migrationsgeschichte hinzu. Ohne Zuwanderung wäre meine Heimatstadt Filderstadt heute deutlich älter und grauer und viele Einheimische wären ärmer, denn viele Grundstücke und Wohnungen hätten längst ihren Wert verloren.
Weil die geschätzte Gastbloggerin Elisabeth Krüger auch dazu sehr durchdacht und lebenserfahren kommentierte, bat ich sie um einen Gastblogpost. Hier ist er:
Ich habe die Bitte von Dr. Michael Blume, einen weiteren Gastblogpost zu schreiben, gern angenommen. Das Thema war vorgegeben.
Migration und Wohnungsmarkt
Der Begriff Migration muss zunächst einmal genauer betrachtet werden. Er ist in der Statistik präzise definiert und bezieht sich auf Menschen mit einem Migrationshintergrund seit 1950.
Grafik 1: Kreisdiagramm vom Mediendienst Integration. Screenshot: Elisabeth Krüger
Der Migrationshintergrund ist eine Beschreibung von Personen, die in unserem Land leben, arbeiten und hier ihren Lebensmittelpunkt haben und die im Ausland geboren wurden.
Der Begriff Migrationshintergrund umfasst auch Personen, deren beide Eltern oder auch nur ein Elternteil im Ausland geboren wurden.
In der dritten Generation fällt der Begriff Migrationshintergrund weg.
29,7 % der Personen, die in Deutschland leben und arbeiten und hier ihren Lebensmittelpunkt haben, sind per Definition Migranten. Die Hälfte davon hat eine ausländische Staatsangehörigkeit, die andere Hälfte sind Deutsche mit einem Migrationshintergrund.
Ich werde in dem Text häufig den Begriff Migrationserfahrung verwenden, weil er nicht durch die Definition eingeengt ist und weil ich nicht immer genau wissen kann, welche Generation es genau betrifft.
Wenn man sich Gedanken über Migration macht, dann müssen die Zahlen der Demografie
unbedingt beachtet werden.Grafik 2: Balkendiagramm von Statista.de. Screenshot: Elisabeth Krüger
Allein diese Grafik macht es doch ganz deutlich, wie bedrückend niedrig die Zahlen für die Gruppe der unter 25-jährigen sind. Die jungen Menschen in unserem Land brauchen Zukunftsperspektiven und müssen unbedingt gehört werden.
Die Geburtenrate liegt zur Zeit bei 1,35 Kinder pro Frau und erreicht diesen Wert nur, weil Familien mit einem Migrationshintergrund darin beinhaltet sind.
Auf die Problematik der schrumpfenden Bevölkerungen in den Industriestaaten hat Dr. Michael Blume in seinen Posts schon wiederholt hingewiesen. Trotz Migration schaffen wir die erwünschte Zahl von 1,8 Kindern pro Frau in Deutschland nicht. Das wäre dann ein sinnvolles und langsames Schrumpfen der Bevölkerung. Dr. Michael Blume schreibt von einer Bevölkerungsimplosion insbesondere in den Ländern Japan und Südkorea.
„Kita
Rund 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren hat einen Migrationshintergrund. Sie besuchen aber seltener eine Kita als Kinder ohne Einwanderungsgeschichte.“
Wenn 40 % der Kinder unter fünf Jahren eine Kindertagesstätte besuchen, aber der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland bei 30 % liegt, so bedeutet das, dass junge Familien mit einem Migrationshintergrund mehr Kinder im Kita-Alter haben als Familien ohne Migrationserfahrung. Und diese Aussage bezieht sich ganz konkret auf die vergangenen fünf Jahre und nicht auf die vergangenen 75 Jahre der Migrationsgeschichte Deutschlands.
„2023 hatten 43,1 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund.“
In meinem Wohnort Neu Wulmstorf sind in den vergangenen zwölf Jahren drei Kitas hinzugekommen. Der Bedarf an Kitaplätzen wächst weiter.
Foto: Elisabeth Krüger. “Meine Nachbarschaft, ich kenne die Menschen, die in diesen Häusern leben.
Einige gehören der Generation 70+/80+ an und leben allein oder noch zu zweit.”
Wir diskutieren in unserem Land oberflächlich, wenn es um Migration geht. In Wahrheit geht es doch um die Zuwanderung in den vergangenen zehn Jahren. Über diese starke Zuwanderung muss man aber anders diskutieren als bei der groben Verallgemeinerung von Migration.
Populismus löst keine Probleme.
In der Pauschalisierung und Stigmatisierung liegt eine große Gefahr. Selbstverständlich muss man wertfrei und kritisch das Asylgesetz betrachten und wenn, durch den Ukraine-Krieg bedingt, die Möglichkeiten für unser Land schwieriger werden, Menschen aus anderen Ländern aufzunehmen, dann ist es sogar erforderlich, sich sorgfältig mit dem Asylgesetz auseinander zu setzen, aber das Asylrecht sollte nicht infrage gestellt werden.
Meine ganz persönliche Erfahrung mit Migration und Wohnungsmarkt kann ich nur beschreiben vor dem Hintergrund der Bedingungen, die ich hier in meinem Lebensraum vorfinde und die man sicherlich nicht verallgemeinern kann.
Ich wohne seit 50 Jahren in Neu Wulmstorf. In den späten siebziger Jahren in einem gemieteten Reihenhaus mit Familie, ab 1983 in einem eigenen Einfamilienhaus mit Familie und nun ab 2013, nach dem Verkauf des Hauses, in einem Mietshaus mit sechs Mietparteien. Ich habe die gesamte Entwicklung einer sehr schnell wachsenden Gemeinde am Hamburger Stadtrand erlebt.
Da ich zu der älteren Generation 70+ gehöre und viele Menschen der Generation 80+ kenne, die jetzt ihre Häuser verkaufen müssen, weil die Menschen alt geworden sind und allein leben. Die Häuser sind zu groß, die Arbeit ist nicht mehr zu schaffen und die Kinder haben längst ihre eigenen Häuser. Zum Glück wurden hier und in dem Nachbarstadtteil Fischbek (Stadt Hamburg) seniorengerechte Wohnungen mit 60-80 m² gebaut. So findet hier bei uns in Neu Wulmstorf am Stadtrand Hamburgs eine Fluktuation statt, die zur Integration der Familien mit Migrationserfahrung der zweiten oder dritten Generation führt. Die großen Häuser, in denen wir mit unseren Familien gelebt haben, müssen verkauft werden und Familien mit Kindern brauchen diese Häuser und sie werden auch an Familien mit Migrationserfahrung verkauft.
Beim Hausverkauf spielt allein der Preis eine Rolle und nicht die Herkunft der Käufer.
Der Anteil der Menschen, die 80+ sind, wird immer größer werden. Es werden also immer mehr alte Menschen ihre zu großen Häuser aufgeben müssen.
So zieht wieder Leben in die alten Häuser ein, sie werden in Eigenarbeit renoviert, vielleicht auch umgebaut, in den Gärten spielen endlich wieder Kinder.
Diese Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft, sind das Kapital für die Zukunft unseres Landes.
Wir älteren Menschen dürfen nicht vergessen, dass unsere Renten und Pensionen auch von Menschen mit Migrationshintergrund finanziert werden.
Da ich nun seit über zehn Jahren in einem Mietshaus lebe und bereits für die nächste Generation Platz gemacht habe, erlebe ich auch hautnah die Veränderungen, die in einem Mietshaus vor sich gehen. Als ich hier 2013 einzog, waren alle Mietparteien der sechs Wohnungen Deutsche ohne Migrationserfahrung. Es war auch nur eine Familie mit zwei kleinen Kindern dabei. Jetzt sind wir nur noch zwei deutsche Mieter ohne Migrationserfahrung und insgesamt leben hier jetzt sechs Kinder. Ich empfinde die Lebendigkeit der Kinder als einen Gewinn. Das Haus ist jung geworden, ich bin hier mit Abstand die älteste.
Nach meinem Kenntnisstand erhalten zwei Mietparteien staatliche Unterstützung, was ich in beiden Fällen durchaus als richtig empfinde. Die Hausgemeinschaft geht ausgesprochen freundlich miteinander um und ist hilfsbereit. Die ursprünglichen Herkunftsländer der Mieter sind Polen, Kroatien, Ukraine und Äthiopien.
Ausgezogen sind zwei junge Paare, die Nachwuchs erwarteten und sich dann ein Haus gekauft oder gebaut haben. Eine Seniorin ist in ein Seniorenheim gegangen, nachdem der Partner verstorben war. Auch in meiner Wohnung lebte vorher ein älteres Ehepaar, das in eine Seniorenwohnanlage gezogen ist. So hat sich meine Mitwelt schleichend verändert und wenn der Prozess langsam vonstatten geht, dann ist dagegen auch nichts einzuwenden. Dies ist nur ein kleines Beispiel, wie sich unser Land verändert, ja ich will behaupten, verändern muss.
Diese Veränderungen, die in den vergangenen zehn Jahren stattgefunden haben, kann ich als aufmerksame Beobachterin auch in der innerörtlichen Geschäftswelt feststellen. In unserer Einkaufsstraße haben jetzt immer mehr Geschäfte (12) einen Inhaber mit Migrationshintergrund (türkisch (6), kurdisch (2), polnisch (2), italienisch (1), thailändisch (1)). Vor zehn Jahren hatten nur vier Geschäftsinhaber einen Migrationshintergrund.
Die Geschäfte haben sich gut etabliert. Nur bei einem Geschäft ist ein häufiger Wechsel zu beobachten.
Foto: Elisabeth Krüger. “Ein kleiner Ausschnitt der zentralen Einkaufsstraße in Neu Wulmstorf”
Zitat aus dem Mediendienst-Integration-Abschnitt ‚Selbstständige und Gründer mit Migrationshintergrund‘:
„2022 gab es 833.000 Selbstständige mit Migrationshintergrund in Deutschland. Die knappe Mehrheit von ihnen sind Alleinunternehmer*innen. Etwa 48 Prozent (415.000) sind selbst Arbeitgeber*innen mit weiteren Beschäftigten – und sorgen für zahlreiche Jobs: Verschiedenen Schätzungen zufolge stellen sie über zwei Millionen Arbeitsplätze.“
Im sozialen Wohnungsbau hat das Auslaufen der Sozialbindung von Sozialwohnungen dazu geführt, dass mehr Sozialwohnungen frei vermietet wurden und zu wenige neue Sozialwohnungen gebaut wurden.
Auch das Narrativ ‚Geflüchtete verursachen Wohnungsnot‘ ist nicht haltbar.
„Die zunehmende Knappheit an bezahlbarem Wohnraum betrifft insbesondere Geringverdiener*innen, unabhängig von ihrer Herkunft, und ist nicht erst seit dem Anstieg der Geflüchtetenzahlen ein Problem.“
Ganz viele, sehr unterschiedliche Aspekte werden in dem nachfolgenden Artikel, veröffentlicht durch die Bundeszentrale für politische Bildung, sehr gut beschrieben.
Zitat: „Deutschland ist eine postmigrantische Gesellschaft.“
Die Migrationsgeschichte unseres Landes wird statistisch seit 1950 erfasst. Das werden 75 Jahre. Das bedeutet doch, dass Familien mit einer Migrationserfahrung dieses Deutschland mit geprägt haben, sie sind beteiligt am Wohlstand und Fortschritt dieses Landes. Sie haben hier ihre Arbeitskraft eingebracht und Steuern gezahlt. Das müssen wir alle anerkennen.
Bei diesem Thema gibt es sicherlich noch viele andere Sichtweisen, die gern in den Kommentaren ausgetauscht werden können.
Vielen Dank für diesen wundervollen Gastblogpost, liebe Elisabeth! 🙏
Denn ich verstehe zwar den dualistischen Kurzschluss, dass Zuwanderung einfach nur zu Wohnungsknappheit bis hin zu Wohnungsnot führen würde. Schauen wir jedoch genauer hin, dann ändert sich das Bild: Zugewanderte nehmen Arbeitsplätze auch in der Bauwirtschaft, im Handwerk und in Ladenstraßen an und beleben damit die Städte und Gemeinden. Sie zahlen den Einheimischen Mieten und später auch Kaufpreise für Wohnungen und Grundstücke, die sonst schnell an Wert verlieren würden.
Angesichts der bestürzend niedrigen Geburtenraten auch in Deutschland breiten sich bereits jetzt Regionen aus, in denen die Leerstände wachsen und es immer schwieriger wird, Wohnungen zu vermieten oder gar zu verkaufen. Wer die eigene Gemeinde, den Stadtteil auf die demografische Unterjüngung vorbereiten möchte, sollte daher gezielt auch günstige (Sozial-)Wohnungen für Familien bauen. Der Wettbewerb um Arbeits- und Fachkräfte sowie um Kundinnen und Kunden für alle Wirtschaftszweige hat doch längst begonnen.
Gerne möchte ich auch noch einmal meinen Vorschlag erneuern, dass die direkt vom Volk gewählten Gemeinde- und Stadträte das Recht erhalten sollten, rechtstreuen Menschen und insbesondere Familien sichere Aufenthaltstitel zu verleihen. Das würde die kommunale Demokratie stärken, die Behörden und Justiz entlasten und vor allem jenen Menschen Sicherheit geben, die sich am Arbeitsplatz, in der Integration, Bildung und Ausbildung engagieren. Mit den bisherigen, oft für die Menschen kaum durchschaubaren Zentralregelungen werden zu oft “die Falschen abgeschoben”, Integrationswillige verängstigt und jene Menschen gedemütigt, die sich vor Ort engagieren und in demokratischen Wahlen namentlich gewählt wurden. Ich denke, hier könnten wirkungsvolle und humane Entbürokratisierung mit der Stärkung kommunaler Demokratie zusammengehen. Auch zur Entwicklung eines lebendigen und fairen Arbeits- und Wohnungsmarktes.
Guten Morgen zusammen.
Inspiriert durch @Elisabeths Erfahrungsbericht und @Michaels Vorschlag ….
„… dass die direkt vom Volk gewählten Gemeinde- und Stadträte das Recht erhalten sollten, rechtstreuen Menschen und insbesondere Familien sichere Aufenthaltstitel zu verleihen. Das würde die kommunale Demokratie stärken, die Behörden und Justiz entlasten und vor allem jenen Menschen Sicherheit geben, die sich am Arbeitsplatz, in der Integration, Bildung und Ausbildung engagieren. Mit den bisherigen, oft für die Menschen kaum durchschaubaren Zentralregelungen werden zu oft “die Falschen abgeschoben”, Integrationswillige verängstigt und jene Menschen gedemütigt, die sich vor Ort engagieren und in demokratischen Wahlen namentlich gewählt wurden. Ich denke, hier könnten wirkungsvolle und humane Entbürokratisierung mit der Stärkung kommunaler Demokratie zusammengehen. Auch zur Entwicklung eines lebendigen und fairen Arbeits- und Wohnungsmarktes.“
.. habe ich mal wieder eine „KI-Probebohrung“ vorgenommen.
Bitte verzeiht mir, wenn solche Vergleiche vielleicht etwas überstrapaziert erscheinen, aber ich finde die von Elinor Ostrom formulierten Designprinzipien (die für ein erfolgreiches Wirtschaften und die Nutzung von Gemeingütern formuliert wurden) sehr hilfreich, um zu verstehen, wie eine lokale Regelung von Migration helfen könnte, eine bessere Welt zu schaffen. Auch wenn es um völlig verschiedene Themenbereiche (Wirtschaften gegenüber dem komplexen Phänomen der Migration) geht, so kann man vielleicht Parallelen für eine gelingende (in begrenztem Maße) Selbstorganisation sprechen.
Die „Probebohrung“ mit Perplexity hat ergeben:
Frage:
Welche Vorteile bieten die Ostromschen Designprinzipien für die Flüchtlingsverwaltung?
Antwort:
Die Ostromschen Designprinzipien bieten einige interessante Ansatzpunkte für die Flüchtlingsverwaltung, die zu einer effektiveren und gerechteren Gestaltung beitragen könnten:
## Lokale Selbstbestimmung und Anpassungsfähigkeit
Die Prinzipien betonen die Bedeutung lokaler Entscheidungsprozesse und die Anpassung an örtliche Gegebenheiten[1]. In der Flüchtlingsverwaltung könnte dies bedeuten, dass Kommunen mehr Mitspracherecht und Flexibilität bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen erhalten. Dies ermöglicht eine bessere Abstimmung auf lokale Kapazitäten und Bedürfnisse.
## Klare Grenzen und Verantwortlichkeiten
Ostrom betont die Wichtigkeit klarer Grenzen zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern sowie zwischen verschiedenen Ressourcensystemen[4]. Übertragen auf die Flüchtlingsverwaltung könnte dies zu einer klareren Abgrenzung von Zuständigkeiten zwischen verschiedenen Verwaltungsebenen führen, was Konflikte reduzieren und die Effizienz steigern könnte.
## Partizipative Entscheidungsfindung
Die Prinzipien sehen vor, dass die von einem System Betroffenen an Entscheidungen teilnehmen können[1]. In der Flüchtlingsverwaltung könnte dies bedeuten, sowohl lokale Gemeinschaften als auch Flüchtlinge selbst stärker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, was zu besser akzeptierten und nachhaltigeren Lösungen führen könnte.
## Monitoring und Anpassung
Ostrom betont die Bedeutung von Überwachungssystemen und der Fähigkeit, Regeln an sich ändernde Bedingungen anzupassen[2]. Dies könnte in der Flüchtlingsverwaltung zu flexibleren und reaktionsfähigeren Systemen führen, die sich besser an verändernde Flüchtlingsströme und lokale Bedingungen anpassen können.
## Konfliktlösungsmechanismen
Die Prinzipien sehen lokale Arenen für eine rasche Lösung von Konflikten vor[1]. In der Flüchtlingsverwaltung könnten solche Mechanismen helfen, Spannungen zwischen verschiedenen Interessengruppen zu reduzieren und schneller auf Probleme zu reagieren.
## Polyzentrisches Governance-System
Ostroms Konzept der “eingebetteten Institutionen” lässt sich gut auf ein System übertragen, in dem Kommunen mehr Autonomie haben, aber in übergeordnete Strukturen eingebettet bleiben[1]. Dies könnte zu einem ausgewogeneren Ansatz in der Flüchtlingsverwaltung führen, der lokale Expertise nutzt, aber auch nationale und internationale Aspekte berücksichtigt.
Durch die Anwendung dieser Prinzipien könnte die Flüchtlingsverwaltung möglicherweise effektiver, gerechter und nachhaltiger gestaltet werden. Allerdings ist zu beachten, dass die Flüchtlingsthematik komplexer ist als die von Ostrom untersuchten lokalen Ressourcensysteme und zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt, die bei der Umsetzung berücksichtigt werden müssen.
Citations:
[1] https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/33204/elinor-ostrom-und-die-wiederentdeckung-der-allmende/
[2] https://www.alleaktien.com/lexikon/ostrom
[3] https://www.oekom.de/beitrag/commoning-als-resilienzstrategie-frei-fair-und-lebendig-296
[4] https://www.hostsharing.net/blog/2023/ostrom-designprinzipien-01/
[5] https://www.allesroger.io/kollektive-fuehrung-blog/8-design-prinzipien-selbstorganisation
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Elinor_Ostrom
[7] https://www.hostsharing.net/blog/2023/ostrom-designprinzipien-08/
[8] https://www.hostsharing.net/blog/2023/ostrom-designprinzipien-06/
Vielen Dank, lieber @Peter Gutsche 🙏
Nach zwei mehr oder weniger kundigen Drukos gegen demografische Daten wütender Männer war Dein Kommentar zur genialischen, ersten Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom (1933 – 2012) eine echte Wohltat! Danke dafür!
Habe mir an Dir ein Vorbild genommen und gerade mal Perplexity.ai gepromptet: “Warum fällt es vielen Deutschen so schwer, sachlich über Demografie & Migration zu diskutieren?”
Die KI-generierte Antwort finde ich sehr überzeugend!
Die Schwierigkeit vieler Deutscher, sachlich über Demografie und Migration zu diskutieren, hat mehrere Gründe:
## Emotionale Aufladung des Themas
Das Thema Migration ist in Deutschland stark emotional aufgeladen. Dies liegt zum einen an den historischen Erfahrungen des Landes, zum anderen an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen:
– Die Flüchtlingskrise 2015/2016 hat die Debatte stark polarisiert und Ängste in Teilen der Bevölkerung geschürt[1].
– Rechtsextreme Gruppierungen instrumentalisieren das Thema für ihre Zwecke und heizen die Stimmung an[1].
– Viele Menschen fühlen sich von der Politik nicht gehört oder ernst genommen in ihren Sorgen bezüglich Migration[1].
## Komplexität und Fehlinformationen
Die Themen Demografie und Migration sind äußerst komplex und vielschichtig:
– Es gibt zahlreiche Faktoren und Wechselwirkungen zu beachten, was eine sachliche Diskussion erschwert.
– Oft kursieren vereinfachte Darstellungen oder Fehlinformationen, die zu Missverständnissen führen[2].
– Die langfristigen Auswirkungen von Migration auf Demografie und Arbeitsmarkt sind schwer vorherzusagen und umstritten[2].
## Identitätsfragen und kulturelle Ängste
Die Debatte berührt grundlegende Fragen der nationalen und kulturellen Identität:
– Manche Deutsche fürchten einen Verlust der eigenen Kultur durch Zuwanderung.
– Die Definition von “deutsch sein” ist umstritten und wandelt sich durch Migration[3].
– Integration wird oft als einseitiger Prozess missverstanden, statt als wechselseitige Anpassung.
## Wirtschaftliche Aspekte
Die ökonomischen Auswirkungen von Migration werden kontrovers diskutiert:
– Einerseits wird Migration als Chance gesehen, dem Fachkräftemangel zu begegnen[3].
– Andererseits bestehen Ängste vor Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt oder Belastungen der Sozialsysteme.
– Die tatsächlichen wirtschaftlichen Effekte sind komplex und werden oft vereinfacht dargestellt.
## Mangelnde Differenzierung
In der öffentlichen Debatte fehlt es häufig an Differenzierung:
– Verschiedene Formen der Migration (Arbeitsmigration, Flucht, etc.) werden vermischt.
– Die individuellen Hintergründe und Motivationen von Migranten werden ausgeblendet.
– Positive und negative Aspekte der Migration werden oft einseitig betont.
Um eine sachlichere Diskussion zu ermöglichen, wären mehr Aufklärung, differenzierte Berichterstattung und ein offener, respektvoller Dialog zwischen allen Beteiligten notwendig. Auch die Politik ist gefordert, Ängste ernst zu nehmen und gleichzeitig faktenbasiert zu argumentieren[1]. Letztlich geht es darum, die Chancen und Herausforderungen von Migration ausgewogen zu betrachten und gemeinsam Lösungen für eine erfolgreiche Integration zu finden.
Citations:
[1] https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/dippoldiswalde-sebnitz/migration-einwanderung-fluechtlinge-integration-proteste-100.html
[2] https://www.herder.de/stz/wiedergelesen/weltweite-migrationen-als-politische-herausforderung-europas/
[3] https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/Aspekte/demografie-migration.html
[4] https://www.bpb.de/themen/migration-integration/regionalprofile/deutschland/256375/migration-nach-deutschland-aktuelle-herausforderungen-und-zukuenftige-entwicklungen/
[5] https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/migration-und-integration/fakten-migrationspolitik-2189208
[6] https://www.fes.de/themenportal-flucht-migration-integration/umfrage-was-die-deutschen-ueber-migration-denken
[7] https://taz.de/Meinungsumfrage-zu-Migrationspolitik/!5779674/
[8] https://taz.de/Gruene-ueber-Migrationsdebatte/!5966998/
@Michael Blume,
das ist eine hilfreiche Auflistung.
Und, ja, nach meinem Eindruck ist es auch ein Thema, bei dem viele gerne lediglich ihre „Meinung“ loswerden wollen und gegenüber Argumenten immun sind, die diese in Fage stellen könnten.
Umso wohltuender ein Text wie dieser Beitrag von @Elisabeth Krüger, der persönliche Erfahrungen mit sachlicher Argumentation kombiniert.
Interessanterweise gab es in meinem Heimatland Baden-Württemberg ein sog. historisches Experiment zum Einfluss von Migration: Nach der Befreiung vom NS-Regime 1945 entschieden die Befehlshaber der französischen Besatzungszone, grundsätzlich keine Kriegsflüchtlinge aufzunehmen. Die US-amerikanisch verwaltete Besatzungszone nahm dagegen Flüchtlinge auf.
Wie sich das dann auf die längerfristige Entwicklung ausgewirkt hat, untersuchten der Wirtschaftswissenschaftler Antonio Ciccone von der Universität Mannheim und Jan Nimczik von der ESMT Berlin:
https://idw-online.de/de/news790124
Die Aufnahme von Flüchtlingen erhöht langfristig das Pro-Kopf-Einkommen, die Produktivität und die Löhne in Deutschland
Eine neue Studie zeigt, dass fast 75 Jahre später die Bevölkerungsdichte in Gemeinden, die viele Geflüchtete aufgenommen haben, immer noch höher ist als in jenen, die wenige aufnahmen. Gleichzeitig haben Gemeinden mit mehr Geflüchteten heute ein höheres Pro-Kopf-Einkommen, eine höhere Produktivität und höhere Löhne. So stiegen das Pro-Kopf-Einkommen und die Produktivität langfristig um etwa 13 Prozent und die Löhne um etwa 10 Prozent.
Prof. Dr. Antonio Ciccone und Prof. Dr. Jan Nimczik untersuchen die wirtschaftliche Entwicklung von Gemeinden direkt an der Grenze zwischen der amerikanischen und der französischen Besatzungszone im heutigen Baden-Württemberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Millionen Menschen nach Westdeutschland vertrieben. Zu dieser Zeit war Deutschland in vier alliierte Besatzungszonen aufgeteilt. Da die französische Besatzungszone den Zugang von Geflüchteten beschränkte, ließen sich die meisten in der amerikanischen, britischen und sowjetischen Besatzungszone nieder.
„Die Folgen heute sind deutlich zu sehen, wenn man gegenüberliegende Gemeinden direkt an der ehemaligen Grenze zwischen den Besatzungszonen vergleicht“, erklärt Antonio Ciccone. „1950, dem Jahr nachdem die Besatzungszonen aufgelöst wurden, gab es in den Gemeinden auf der ehemaligen amerikanischen Seite der Grenze viel mehr Geflüchtete. Dadurch war die Bevölkerungsdichte 20 Prozent höher als auf der gegenüberliegenden, ehemaligen französischen Seite.“ Vor der Ankunft der Geflüchteten hatte es dagegen keine Unterschiede in der Bevölkerungsdichte an der Grenze gegeben.
70 Jahre nach Auflösung der Besatzungszonen ist die Bevölkerungsdichte in den Gemeinden auf der ehemaligen amerikanischen Seite der Grenze immer noch höher – und zwar um etwa 25 Prozent – als in den gegenüberliegenden Gemeinden. Dies geht einher mit einem höheren Pro-Kopf-Einkommen, einer höheren Produktivität und höheren Löhnen.
Perplexity.ai fasst die Studienbefunde wie folgt zusammen und liefert weiterführende Links:
Basierend auf der Studie von Prof. Ciccone und Prof. Nimczik zeigten sich folgende wesentliche Unterschiede in der Entwicklung der früheren französischen und US-amerikanischen Besatzungszonen in Süddeutschland:
1. **Bevölkerungsdichte**:
– 1950 war die Bevölkerungsdichte in den Gemeinden der ehemaligen amerikanischen Zone etwa 20% höher als in der französischen Zone[1][2].
– Heute, rund 70 Jahre später, ist dieser Unterschied auf etwa 25% angewachsen[1][2].
2. **Wirtschaftliche Indikatoren**: Gemeinden in der früheren US-Zone weisen heute im Vergleich zur früheren französischen Zone auf:
– Ein um etwa 13% höheres Pro-Kopf-Einkommen[1][2]
– Eine um etwa 13% höhere Produktivität[1][2]
– Etwa 10% höhere Löhne[1][2]
3. **Wohnkosten**:
– Trotz der höheren Bevölkerungsdichte sind die Mieten in der ehemaligen US-Zone heute höher[3].
4. **Langfristige Effekte**:
– Die wirtschaftlichen Vorteile durch die Aufnahme von Heimatvertriebenen stellten sich erst nach und nach ein und waren in den ersten Jahrzehnten nicht erkennbar[1][2].
5. **Agglomerationseffekte**:
– Die Forscher führen die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen auf sogenannte Agglomerationseffekte zurück, die durch die höhere Bevölkerungsdichte entstanden sind[3].
6. **Historischer Kontext**:
– Der Hauptgrund für diese Unterschiede war die restriktivere Politik der französischen Besatzungszone gegenüber Geflüchteten, während die US-Zone mehr Heimatvertriebene aufnahm[1][2][3].
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Aufnahme von Geflüchteten langfristig positive wirtschaftliche Auswirkungen haben kann, auch wenn diese Effekte zunächst nicht sichtbar sind und die Integration Jahrzehnte dauern kann[1][2].
Citations:
[1] https://www.uni-mannheim.de/newsroom/presse/pressemitteilungen/2022/maerz/die-aufnahme-von-fluechtlingen-erhoeht-langfristig-das-pro-kopf-einkommen-die-produktivitaet-und-die-loehne-in-deutschland/
[2] https://idw-online.de/de/news?id=790124&print=1
[3] https://transforming-economies.de/die-aufnahme-von-gefluechteten-und-ihr-einfluss-auf-die-produktivitaet/
[4] https://www.suedkurier.de/ueberregional/wissenschaft/mehr-vertriebene-mehr-wohlstand-wie-der-verlauf-der-besatzungszonen-den-suedwesten-bis-heute-praegt;art1350069,11455158
Ich sehe in dem Ganzen wichtige Beiträge zur Hoffnung auf Solarpunk-Arche-Regionen: Jene Regionen, die demokratisch, dialogisch und integrativ bleiben, werden sich auch wirtschaftlich dynamischer entwickeln als jene, in denen sich Fremdenfeindlichkeit, Verschwörungsmythen und feindseliger Dualismus durchsetzen. Diese werden umso schneller unterjüngen, überaltern und auch wirtschaftlich bis hin zu den Grundstückspreisen verfallen. Wer heute hetzt und hatet, zerstört auch ein Stück der Zukunft der eigenen Heimatregion.
Meine Urgroßmutter, meine Oma und meine Mutter waren Heimatvertriebene. Sie kamen 1946, nachdem sie ihre damalige Heimat, in Nordböhmen verlassen mussten, in eine Gemeinde im Kreis Böblingen. Sie waren hier nicht willkommen.
Flüchtlinge kamen damals m.W. – jedenfalls hat mir dies meine Mutter so erzählt – zum Beispiel aus Ostpreußen.
Meine Mutter hat 1960 meinen Vater geheiratet. Einen Einheimischen aus einem anderen Dorf. Dessen Eltern waren zunächst gegen diese Ehe. Mein Großvater väterlicherseits sprach immer nur von dem “Flüchtlingsmädle”. Und meine Oma legte Wert darauf, dass sie ihre Heimat als Vertriebene und nicht als Flüchtling verlassen hat.
Das alles steckt auch in mir. Ich hatte 1990 noch die Gelegenheit, mit meiner Oma ihre ehemalige Heimat zu besuchen. Wir standen gemeinsam am Grab meiner Urgroßeltern – den Großeltern väterlicherseits meiner Mutter. Mein Großvater mütterlicherseits hat den Krieg nicht überlebt.
Der Kreis Böblingen wurde nach dem 2. Weltkrieg einer der wirtschaftlich stärksten im Land. Viele “schafften” beim “Daimler”. Andere bei der IBM, bei HP etc.
Ja, die Geschichte mit den Zebrastreifen aus Marmor in Sindelfingen stimmt – aus einer Zeit, als die Gewerbesteuereinnahmen noch sprudelten.
Vielen Dank für die sehr berührende Schilderung, @SabineH. 🙏
Ihr Druko erinnert daran, dass auch Zuwandernde stets Menschen sind, oft unfreiwillig ihre Heimat aufgaben („Flüchtlinge, Vertriebene“) und über Generationen hinweg um Anerkennung und Heilung ringen.
Wer Menschen nur als Wirtschaftssubjekte betrachtet, wird ihrer Würde nicht gerecht. Und wer ihnen sogar pauschal unterstellt, ihrer neuen Heimat zu schaden, ignoriert die Erkenntnisse der Wissenschaft – und lügt.
Ihnen noch einmal Dank, ich begebe mich nun in eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der aufgrund von Antiziganismus NS-ermordete „Mulfinger Sinti-Kinder“ in der Erlöserkirche Stuttgart. 🙏😢⛪️
Liebe @SabineH,
auch Deine Geschichte zeigt, wie tief die Erfahrung von Flucht/Vertreibung in den Menschen unseres Landes sitzt. Ich wurde 1950 geboren und lebte in einem Dorf südlich von Lüneburg. In unserem Bauernhaus waren Flüchtlinge und Heimatvertriebene bis unters Dach untergebracht. Eine Familie hatte ein Zimmer, höchstens zwei. Ich kann mich erinnern, als ganz kleines Kind voller Freude von einer Familie zur nächsten marschiert zu sein. Ich habe immer dort gegessen, wo es mir am besten geschmeckt hat. Damals lebte meine Urgroßmutter noch, und sie war die Herrscherin über Küche und Lebensmittel.
Ab 1953 gab es den Lastenausgleich und diese Familien konnten anfangen, ihre Häuser zu bauen. Dann leerte sich langsam unser Haus und wir hatten als Familie wieder mehr Platz. Und es ist richtig, in vielen Häusern waren Flüchtlinge und Heimatvertriebene nicht willkommen.
Wie gut, dass Du mit Deiner Oma noch einmal in die alte Heimat zurückkehren konntest.
Ich halte es für wichtig, dass wir wissen, woher unsere Vorfahren kamen und dass wir das bewahren und an unsere Kinder weitergeben.
Danke, @Elisabeth K. & @Sabine H. – ich stimme zu. Aus meiner Sicht ist eine generationenübergreifende und Verletzungen aufarbeitende, heilende Identität wichtig für das persönliche wie auch gemeinschaftliche Wohlbefinden. Sonst können Traumata bzw. traumatische Prägungen über Generationen hinweg tradiert werden.
Danke für die bedeutungsvollen und wichtigen Drukos! 🙏🖖
Danke für Eure Antworten, @Elisabeth K und @Michael Blume
Ich kann aus Deinem sehr guten Beitrag, liebe Elisabeth, manches bestätigen. Vor zwei Jahren ist eines der Häuser in der Nachbarschaft verkauft und von einem türkischen Ehepaar erworben worden. Wir haben hier in unserem 900 Einwohner Dorf eine gute Nachbarschaft. Es ist eine katholisch geprägte Gemeinde. Es hat hier nur wenige neugebaute Einfamilienhäuser und die wurden auf ehemals bebauten Grundstücken erstellt. Für große Neubaugebiete sind die entsprechenden Voraussetzungen nicht vorhanden.
Was den vorhandenen Wohnraum betrifft, so gibt es hier einige wenige Häuser (Altbau), die derzeit nicht bewohnt sind. Ein paar Altbauten wurden in den letzten Jahren mit viel Liebe von Paaren bzw. Familien mit Kindern renoviert.
Sicherlich verbesserungsfähig ist der ÖPNV. Ich habe noch ein Auto, benutze es aber sehr selten. Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln ist hier im Dorf von einem kleinen Bäckerladen mit ausreichendem Sortiment an notwendigen Waren gesichert. Größere Einkäufe kann ich in Horb, Nagold, Herrenberg etc. erledigen.
Die Vereinsstruktur halte ich übrigens für die Integration für ebenso wichtig. Feuerwehr, Musikverein, Fußballverein, Gesangvereine, Heimat- und Kulturvereine sind für die Gemeinschaft wichtig. Miteinander zu feiern, sei es bei einem Jahreskonzert oder dem Stellen des Maibaums, stärkt auch den oder die Einzelne(n). Seit einigen Jahren gibt es hier auch die sog. “Markungsputzete”. Im Frühjahr treffen sich die Mitglieder von Gruppen, Vereinen und auch Einzelpersonen, um die Gegend von achtlos weggeworfenem Unrat zu befreien.
Vereine spielten auch eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Integration von Flüchtlingen, Vertriebenen und aus anderen Gegenden Deutschlands zugezogenen Neubürgern. Sie übernahmen Verantwortung als Vorstandsmitglieder oder Übungsleiter etc. in den Vereinen.
Meine Oma hat übrigens ihren heimischen Dialekt nie ganz abgelegt. Schwäbisch konnte sie nie. Aber ich habe von ihr immer noch einige Worte in Erinnerung, die ich heute sicher nicht mehr ganz richtig ausspreche.
Besonders wertvoll für mich war, dass sie mir die Liebe zur Musik, Geschichte und Literatur vermittelt hat. Dafür bin ich ihr bis heute dankbar.
Liebe @Elisabeth Krüger,
ich fand diesen Text ganz wunderbar – ein angenehm unaufgeregter, informativer und vor allem persönlicher Beitrag zu einem Thema, das derzeit medial hauptsächlich zur Befriedigung der Empörungssucht zu taugen scheint.
Es macht Hoffnung, von Dir aus erster Hand diese doch sehr positiven Erfahrungen zu lesen. Eine langsame Veränderung, die Deinen Wohnort, Deine Nachbarschaft jünger macht.
„So hat sich meine Mitwelt schleichend verändert und wenn der Prozess langsam vonstatten geht, dann ist dagegen auch nichts einzuwenden. Dies ist nur ein kleines Beispiel, wie sich unser Land verändert, ja ich will behaupten, verändern muss.“
Ich bin in einer Stadt im Schwarzwald (Gaggenau) aufgewachsen, mein Elternhaus befand sich in einem Stadtviertel am Waldrand, etwas abgelegen von Stadtzentrum. Als ich ein Kind war, gab es praktisch in jedem Haus Kinder, und wir haben die Umgebung mit Leben gefüllt, es war damals, in den 1980er Jahren, sehr lebhaft.
„Das Haus ist jung geworden, ich bin hier mit Abstand die älteste.“
Als meine Generation dann zum Studium oder Beruf wegzog, wurde es stiller. Und das war dann bis vor wenigen Jahren so, mittlerweile leben dort wieder Familien mit Kindern. Für meine (allein lebende) Mutter – die mittlerweile leider verstoben ist – war es eine besondere Freunde, als vor einigen Jahren eine junge Familie (mit Migrationshintergrund) mit zwei netten Jungs in der benachbarten Haushälfte einzog. Es entstand eine wunderbare Nachbarschaft der gegenseitigen Wertschätzung. Meine Mutter hat es sehr genossen, wenn die Nachbarjungen bei ihr im Garten spielten. Meine Schwestern und ich, die zum Teil weiter entfernt leben, waren froh, unsere Mutter in so einer guten Umgebung zu wissen.
Ich habe von meiner Zeit in der Schwarzwälder Stadt auch die Erfahrung mitgenommen, dass Menschen mit Migrationshintergrund ganz natürlich „dazugehören“, wenn sich eine Nachbarschaft nach und nach und organisch entwickeln kann. Ich hatte schon in meiner Jugend den eigenartigen Widerspruch miterlebt, dass für dieselben Menschen, die sich hin und wieder über „die vielen Ausländer“ mokierten, es gar kein Thema war, wenn im örtlichen Fußballverein, oder beim Nachbarschaftsfest, der Mann aus Serbien mit dabei war. Den kannte man, der hatte dann mal im Garten mit angepackt oder war von einem Kollegen vorgestellt worden.
Ich glaube, bei dem Thema spielt die Angst vor dem (vermeintlich) Fremden eine große Rolle. Die persönliche Begegnung, z.B. in der Nachbarschaft, macht es für Vorurteile und Ressentiments schwer, dass diese sich einnisten.
Nochmals danke Dir für diesen wunderbaren Text, den ich sehr gerne gelesen habe!
Danke 🙏 sehr, @Peter Gutsche & @Elisabeth Krüger
Wie wichtig auch der intergenerationale Dialog im Netz geworden ist, zeigt der Jubel darüber, dass die Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner weiterhin das Jugendwort des Jahres verkündet. In 2024 ist dies – Trommelwirbel 🥁 – Aura!
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/schnell_informiert/video-1392002.html
Berühmt wurde Daubner mit der Definition von Cringe und der gleichzeitig seriösen wie auch humorvollen Präsentation der Jugendwörter. Freue mich nicht nur als Religionswissenschaftler über „Aura“, sondern auch als Tagesschau-Fan. Es hat etwas Heiter-Tröstliches, dass noch eine kompetente, menschliche Stimme und keine KI 🤖 das jährliche Jugendwort verkündet.
Danke allen für die interessanten Beiträge. Wir sin selbst 70+ und haben im letzten Jahr unsere große ETW, in der wir unsere Kinder bekommen und großgezogen haben, an eine junge Familie verkauft und leben jetzt in einer Mietwohnung mit 6
Mietparteien. Es leben unterschiedliche Nationalitäten friedlich gemeinsam unter einem Dach. Man hilft sich gegenseitig, wenn das nötig ist. Weiterer Vorteil ist,
dass das eine Wohnungsbaugenossenschaft, in der man Anteile eingezahlt hat und besondere Sicherheit hat. Insgesamt mischt sich die Mieterschaft, es kommen Migranten und auch Einheimische. Es gibt viele Kinder hier, aus allen Bevölkerungsgruppen. Man fühlt sich aber sicher hier, weil alle aufeinander achten.
Übrigens auch meine Großeltern kamen aus Pommern und waren am Anfang auch Anfeindungen von Einheimischen ausgesetzt. Es ist wohl immer die Angst der Menschen vor dem vermeintlich Fremden. Das ist aber gleichzeitig eine Bereicherung und es werden unterschiedliche Sitten und Gebräuche ausgetauscht.
Vielen herzlichen Dank für Ihren freundlichen und konstruktiven Druko, @Jürgen Hosse!
Und auch inhaltlich möchte ich Ihnen völlig zustimmen. Denn es ist m.E. kein Zufall, dass die Fremdenfeindlichkeit regelmäßig dort am Höchsten ist, wo die wenigsten Zugewanderten und deren Nachkommen leben. Wer einander nur durch die Medien wahrnimmt, wird eher zur Angst neigen. Wer sich im Alltag begegnet, wird häufiger positive Erfahrungen machen und Vorurteile überwinden. 🙂
So etwas geht in kleinen Dorfern die durch zuwanderung von 10000 auf 20000 steigen konnten statt auszusterben. Es bereichert und sollte in unserer Welt schon lange als normal empfunden werden. In Deutschland tut es das aber nicht.
Migranten sollten nicht als zukunftige Renten unterstutzer gesehen werden sondern als menschen. Wenn ich meine familie besuchte unterhielt ich mich oft mit menschen aus aller Welt, weil ich das gewohnt bin. 30 jahrige Migranten, die seit Jahren in Deutschland leben, segregiert werden, trotz Frau und deutsches Kind, die nicht da bleiben wollen und mir sagten das die fur die eigene Heimat sparen und zuruck wollen
obwohl die vorhatten eine zukunft in deutschland aufzubauen.
Es geht immer wieder schief und ich schame mich manchmal deutsche Wurzeln zu haben; immer wieder das gleiche: ‘Alle Auslander sind gleich, Deutsche sind uberlegen und wenn die nach Deutschland kommen dann als gastronomie betreiber und Essens courier.’
Bis das orangene Ding aufgetaucht ist und sich von deutscher Vorgeschichte inspierieren lies funktionierte America einigermassen. Wenn man jemanden kennenlernte der eine andere Hautfarbe hatte sprach man uber Beruf und hobbies und nicht uber ‘woher kommst du?’ In Deutschland ist das anders.
Danke, @Science
Sie werden verstehen, dass ich Ihrer biografisch bedingten Abneigung gegen Deutsche ebensowenig abgewinnen kann wie Ressentiments gegen jedes andere Volk. Wir Deutsche sind weder bessere noch schlechtere Menschen – wir sind einfach Menschen.
Meine Ehefrau Zehra ist türkischer Herkunft und wir haben drei gemeinsame Kinder. Ihre Eltern wohnen mit uns im Haus. Und selbstverständlich verstehen wir uns als deutsche Familie mit auch türkischen Wurzeln:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/silberne-hochzeit-25-jahre-christlich-islamischer-monismus-mit-dank-an-paula-martin-buber/
Ihnen Dank für Ihr offenes Ringen mit Wissen & Emotionen! 🙏📚🙌
Lieber @Michael Blume und lieber @Peter Gutsche,
herzlichen Dank für die positive Rückmeldung.
Das ist ein sehr vielschlichtes Thema, das es verdient mit Respekt behandelt zu werden.
Es gibt auch Raum für ganz unterschiedliche Sichtweisen.
@Blume
P.S. As someone who studied psychology, maybe you should ask yourself why you are projecting some of your own emotions onto me and why you continue to evade the topic I am actually writing about by getting personal.
@Science
Ja, ich verstehe genug von Psychologie, um dualistische Pauschalisierungen wie diese aus Ihrem Druko zu verstehen:
„Es geht immer wieder schief und ich schame mich manchmal deutsche Wurzeln zu haben; immer wieder das gleiche: ‘Alle Auslander sind gleich, Deutsche sind uberlegen und wenn die nach Deutschland kommen dann als gastronomie betreiber und Essens courier.’“
Und ich kann nur immer wieder wiederholen, dass diese Verallgemeinerungen hier – und auch mir als Blogger gegenüber – völlig fehl am Platz sind. Schon die dualistische und in der Insistenz rassistische Unterscheidung zwischen Deutschen und Ausländern geht auch an meiner Lebenswirklichkeit völlig vorbei. Wir haben hier in Deutschland 🇩🇪🇪🇺 inzwischen Millionen Deutsche mit und ohne Einwanderungsgeschichte, die auch wiederum gemeinsame Kinder haben. Und ich habe auch dies – wie auch unsere heutige Gastbloggerin – mehrfach geduldig und freundlich erklärt. Gerade erst durfte ich eine Auszeichnung der kurdischen Gemeinde für die gemeinsame, humanitäre Arbeit entgegen nehmen:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-27-kurdentum-und-ezidentum-als-demokratiesegen-fuer-deutschland/
Da Sie hier nun schon wiederholt solche polarisierenden Troll-Spiele inszeniert haben, brauchen Sie sich um weitere Druko-Freischaltungen nicht mehr bemühen. Auf diesem Blog ist kein Platz für ethnische, religiöse und gruppenbezogene Abwertungen, gegenüber keinem Volk, keiner Religion, Punkt. Sie können gerne nachschauen, wie oft das hier auf „Natur des Glaubens“ schon versucht wurde. Ich habe gelernt, dazu frühzeitig, freundlich und klar Grenzen zu setzen: Nein, Danke.
Ihnen also bis auf Weiteres ein herzliches Adieu & für Ihre weiteren Erfahrungen mit Ihren Mitmenschen alles Gute! 🍀
Woran liegt es, dass die Migration schon heute, wo sie noch in einem sehr moderaten Umfang stattfindet, allgemein als eines der größten Probleme angesehen wird? Menschen jeglichen Coleurs stellen das in den Medien wie selbstverständlich dar. Fast alle politischen Parteien springen auf das Thema an. Das scheint völlig normal und die Realität zu sein.
Liebe Elisabeth K. und Ihr anderen Drukos-Schreibende, es ist eine Wohltat, das Thema sachlich und unaufgeregt diskutiert zu erleben. Die persönlichen Geschichten finde ich dabei sehr erhellend. Auch meine Eltern haben tragische Fluchtgeschichten, die für sie mit Happy End in einer neuen Heimat endeten.
Die Migrationsdebatten sind in Wahrheit meist Rassismusdebatten. Alle Menschen tragen Vorurteile verschiedenster Ausprägung mit sich. In meinem Heimatort begegne ich viel Rassismus. Am meisten löst er sich dort auf, wo es Begegnung und Austausch gibt. Dafür bedarf es Kommunikation, Sprache ist immens wichtig. Und leider setzen sich hier viele Leute mit ihren Mitmenschen nur auseinander, wenn die Sprachbarriere sehr gering ist.
Fast Paradox, gerade bei der Annäherung an “Zugezogene” beobachte ich öfters rassistische Vorurteile. Das geht in etwa so: Mit der neuen Nachbarin hätte man geredet. Die hätte drei Kinder, ein Viertes wolle “sie” nicht mehr, obwohl ihr Mann darauf drängen würde. Das wären Türken oder Kurden oder so. Aber die wären trotzdem sehr nett und ordentlich.
An diesem Beispiel zeigt sich gleichermaßen das Problem wie auch der heilsame Fortschritt.
@Hui Haunebuh
Hinter der – leider weltweit zu beobachtenden – Thymotisierung und Rechtsverzerrung der aktuellen Debatten ist vor allem die Medienrevolution der Digitalisierung durch Beschleunigung („Hetze“) und antisoziale Medienalgorithmen zu sehen:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisoziale-medien-befeuern-den-thymos-letzte-ausfahrt-ki-fediversum/
Selbst auf Mastodon und hier auf dem Blog treten immer mal wieder Troll-Accounts auf, die gerade auch die besten Online-Dialoge feindselig stören wollen.
Und so wurde bei der Auswertung der aktuellen Shell-Jugendstudie gebannt auf die prozentuale Bewegung weiblicher junger Leute nach links und ihrer männlichen Altersgenossen nach rechts geschaut. Kaum wahrgenommen wurde jedoch, dass eine absolute Mehrheit von 58 Prozent ihre Sorge um wachsende „Ausländerfeindlichkeit“ ausdrückte.
Dieser Blog und seine konstruktiv Kommentierenden leisten ihre Beiträge dazu, dass die Debatten auch über Migration und Demografie wieder sachlicher, differenzierter und fairer werden.
Dafür Ihnen, @Elisabeth K. und allen Mitlesenden meinen herzlichen Dank! 🙏🇪🇺🖖
Trotz manipulativer Fragmentierung bei der Darstellung komme ich bei der Gruppe der unter 25-jährigen auf 20,45%, somit handelt es sich um die zweistärkste Gruppe unter den aufgeführten. Ganz deutlich und bedrückend ist hier leider nur das manipulative Framing des Beitrages der keinem Faktencheck standhält.
Nein, lieber @Michael Löser – die Argumente passen Ihnen vielleicht nicht, sind aber empirisch valide. Sie können es selbst gerne nachrechnen: Bei einer derzeitigen Lebenserwartung in Deutschland von 79 Jahren müssten bei Gleichverteilung 31,6% bis 25 Jahre alt sein. Sie können also selbst berechnen, wie viele Millionen junger Menschen bereits fehlen!
Wer da etwa über “Remigration” fabuliert, gefährdet die Zukunft unserer bundesdeutschen Gesellschaft samt Wirtschaft und Wohnungsmarkt, Gesundheits- und Rentensysteme.
Schon eine einfache Nachfrage bei einer KI wie folgend Perplexity.ai erschließt Ihnen spannende, demografische Daten:
Die Entwicklung der deutschen Geburtenrate (Total Fertility Rate, TFR) seit 1920 zeigt einen interessanten Verlauf mit deutlichen Schwankungen. Hier ist eine Übersicht der Geburtenrate je Dekade:
| Dekade | Durchschnittliche TFR |
|——–|————————|
| 1920er | 3,00 |
| 1930er | 2,20 |
| 1940er | 2,40 |
| 1950er | 2,33 |
| 1960er | 2,50 |
| 1970er | 1,70 |
| 1980er | 1,45 |
| 1990er | 1,31 |
| 2000er | 1,36 |
| 2010er | 1,57 |
| 2020er | 1,53 |
Diese Daten zeigen einige bemerkenswerte Trends:
## Hohe Geburtenraten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
In den 1920er Jahren lag die Geburtenrate mit durchschnittlich 3,0 Kindern pro Frau noch relativ hoch. Dies spiegelt die damaligen gesellschaftlichen Normen und die wirtschaftliche Situation wider.
## Schwankungen in Kriegs- und Nachkriegszeiten
Die 1930er und 1940er Jahre zeigen Schwankungen, die wahrscheinlich mit den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit zusammenhängen[1].
## Baby-Boom der Nachkriegszeit
In den 1950er und besonders in den 1960er Jahren ist ein leichter Anstieg der Geburtenrate zu beobachten, was dem sogenannten “Baby-Boom” entspricht.
## Drastischer Rückgang ab den 1970ern
Ab den 1970er Jahren setzt ein deutlicher Rückgang der Geburtenrate ein. Dies fällt mit gesellschaftlichen Veränderungen wie der zunehmenden Emanzipation der Frauen und der Verbreitung von Verhütungsmitteln zusammen[1].
## Stabilisierung auf niedrigem Niveau
Seit den 1980er Jahren hat sich die Geburtenrate auf einem relativ niedrigen Niveau zwischen 1,3 und 1,6 Kindern pro Frau eingependelt[2][4].
## Leichter Anstieg in jüngster Zeit
In den 2010er Jahren ist ein leichter Anstieg der Geburtenrate zu verzeichnen, wobei sie 2021 mit 1,58 einen vorläufigen Höhepunkt erreichte[2][4].
## Aktuelle Entwicklung
Für die frühen 2020er Jahre deutet sich ein erneuter leichter Rückgang an, mit einer TFR von 1,46 im Jahr 2022 und 1,35 im Jahr 2023[4][5].
Diese Entwicklung der Geburtenrate hat weitreichende Auswirkungen auf die demografische Struktur Deutschlands und stellt die Gesellschaft vor Herausforderungen in Bezug auf Altersversorgung, Arbeitsmarkt und soziale Systeme. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend in Zukunft fortsetzen wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den demografischen Wandel zu bewältigen.
Citations:
[1] https://d-nb.info/1021941727/34
[2] https://www.macrotrends.net/global-metrics/countries/DEU/germany/Fertility-rate
[3] https://www.macrotrends.net/global-metrics/countries/DEU/germany/fertility-rate
[4] https://www.destatis.de/EN/Themes/Society-Environment/Population/Births/Tables/birth-rate.html
[5] https://en.wikipedia.org/wiki/Demographics_of_Germany
[6] https://www.bib.bund.de/EN/Research/Family/family-fertility.html
[7] https://data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.TFRT.IN?locations=DE
[8] https://www.destatis.de/EN/Themes/Society-Environment/Population/Births/_node.html
[9] https://www.statista.com/statistics/1037245/crude-birth-rate-germany-1800-2020/
[10] https://ourworldindata.org/fertility-rate
[11] https://en.wikipedia.org/wiki/Birth_rate
@ Michael Löser:
Eine “manipulative” Darstellung sehe ich nicht, aber eine etwas willkürliche Aggregation von Altersgruppen. Wenn man auf den Trend des Anteils junger Menschen hinauswill, soll man ihn halt darstellen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge lag der Anteil der Bevölkerung im Alter unter 25 im Jahr 1990 bei rund 30 %, im Jahr 2023 bei rund 24 %.
Was man mit solchen Anteilen an sich anfangen kann, sei hier dahingestellt, da kommt es sehr darauf an, was man aussagen will. Beispielsweise liegt der Anteil junger Menschen in vielen Ländern des globalen Südens viel höher, nicht aus den besten Gründen heraus.
Die Klage über zu wenig junge Menschen ist schon alt und hat auch (nicht nur natürlich) Wurzeln im rechten Milieu: Der braune Demograf Friedrich Burgdörfer hatte schon 1932 ein Buch mit dem alarmistischen Titel “Volk ohne Jugend” veröffentlicht. Man hatte damals auch Angst, die Deutschen würden aussterben. Hitler hat dazu zwar einiges getan, aber wir sind trotzdem noch da.
Wow, @Joseph Kuhn – von der etwas wirren Ablehnung demografischer Daten zu Hitler in wenigen Absätzen. Wenn das mal keine interessante Obsession ist.
Historisch ist Ihr gegen eine seriöse Gastbloggerin gerichteter Kommentar übrigens völliger Bullshit. Die wissenschaftliche Demografie entstammt nicht erst dem deutsch-“rechten Milieu” des 20. Jahrhunderts, sondern wurde im deutschen Sprachraum u.a. durch Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) und Johann Peter Süßmilch (1707 – 1767) begründet.
Und die von Ihnen angeführte “Angst vor dem Aussterben” war auch kein deutsches Phänomen, sondern führte nach der Niederlage von 1871 in Frankreich zu heftigen, parteiübergreifenden Debatten und zu einer langen Phase progressiver, pronataler Politik in unserem europäischen Nachbarland.
Auch etwa der Begriff Gebärstreik geht bereits auf die französische Feministin Marie Huot (1846 – 1930) zurück. Das Konzept wurde u.a. von der deutschen, sehr linken und selbst kinderlosen Rosa Luxemburg (1871 – 1919) abgelehnt, da die Arbeiterklasse zahlreich bleiben müsse. Die angesichts von Massenflucht verzweifelt pronatale Familienpolitik der DDR bescherte uns übrigens den interessanten Begriff des demografischen Honecker-Buckel, vgl.:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wie-ddr-familienpolitik-informationen-honecker/
Wer glaubt, Demografie habe nicht auch seit jeher die deutsche Linke bewegt, hat auch politikwissenschaftlich einfach zu wenig Ahnung.
Ich finde ja, generell könnten auch deutsche Wissenschaftler durchaus mal über den nationalen Tellerrand und ihre eigenen Vorurteile hinausschauen. Grundkenntnisse über Frankreich fände ich schon gut. Wer sich etwa aus emotionalen Gründen eher nur mit linksorientierter Demografie und Familienpolitik befassen möchte, kann aber auch von Schweden viel lernen. Ich liebe meine Heimat Deutschland, aber sie ist auch demografisch nicht der Nabel der Welt.
Über die bizarren Verwendungen des Begriffes “Aussterben”, der im Blogpost von Elisabeth Krüger überhaupt nicht vorkam, habe ich schon vor zehn Jahren (2014) hier (er-)klärend gepostet:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/schrumpfung-aussterben-verebben-gesundschrumpfen-wie/
Sie dürfen hier auch gerne weiterhin kommentieren, lieber @Joseph Kuhn. Aber ich würde mir doch wünschen, dass Sie sich vor der Selbstinszenierung gegen andere ein wenig Mühe machen und ggf. vor allzu steilen Thesen ein wenig recherchieren. Das müsste doch auch in Ihrem Interesse sein.
Mit den besten Wünschen für einen schönen Sonntag! 🙂
Zur Ergänzung habe ich die Quelle zu Diagramm 2: Balkendiagramm
Bevölkerung Deutschlands nach relevanten Altersgruppen 2023
hier noch einmal hervorgehoben.
Quelle:
„Bevölkerung Deutschlands nach relevanten Altersgruppen 2023
Veröffentlicht von Statista Research Department, 24.07.2024
In Deutschland gab es zum Ende des Jahres 2023 rund 18,89 Millionen Personen, die 65 Jahre oder älter waren. Zum gleichen Zeitpunkt waren ca. 14,3 Millionen Einwohner noch minderjährig, hatten das 18. Lebensjahr also noch nicht beendet. Siehe zum Vergleich auch die Statistik zur Zahl der Einwohner mit gleich großen Altersklassen.
Was sind relevante Altersgruppen?
Die hier abgebildeten Altersgruppen betrachten jeweils bestimmte Teile der Bevölkerung. Dazu gehören z.B. Säuglinge (unter 1 Jahr), Kleinkinder (1 bis 5 Jahre), Schulkinder (6 bis 13 Jahre) oder Jugendliche (14 bis 17 Jahre). Die Gruppe der 18- bis 20-Jährigen ist insbesondere juristisch relevant, da straffällige Personen dieser Gruppe unter Umständen noch nach dem Jugendstrafrecht verurteilt werden können. Grundsätzlich ist bei der Einteilung in Altersklassen zu beachten, dass es unterschiedliche Definitionen und Einteilungen in die verschiedenen Altersgruppen gibt.“
Ich fand diese Einteilung durchaus interessant. Diese Meinung muss man aber nicht unbedingt teilen, was aber nichts an den Zahlen ändert.
Vielen Dank, @Elisabeth K. Die Daten und deren Darstellung sind völlig korrekt. Den leider sehr unsachlichen Kommentar von @Joseph Kuhn bedauere ich als Mit-Mann, habe daher auch gleich klarstellend geantwortet. Ich kenne diesen Kommentierenden eigentlich als konstruktiver und weiß auch nicht, was ihn da heute Morgen getriggert hat.
Und wie relevant die Demografie gerade auch für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Deutschland ist, hatte ich ja neulich auch selbst – ohne vergleichbaren Backlash – gebloggt:
“19,5 Millionen Arbeitnehmende der sogenannten Babyboomer-Jahrgänge werden laut IW-Studie in den kommenden zwölf Jahren in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig kommen aber nur noch 12,5 Millionen jüngere Beschäftigte bis 2036 nach.”
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fuer-kinder-braucht-es-zuversicht-frieden-zu-solarpunk-und-demografie/
Perplexity.ai vermag uns auch schon in Sekundenschnelle eine Auflistung des Bevölkerungsanteils Unter-25-jähriger nach Dekaden zuzuliefern:
Die Entwicklung des Bevölkerungsanteils der Unter-25-Jährigen in Deutschland seit 1920 zeigt einen interessanten Verlauf. Hier ist eine Übersicht der Prozentangaben in Dekaden:
| Dekade | Bevölkerungsanteil Unter-25 (%) |
|——–|——————————–|
| 1920er | 29,0 |
| 1930er | 28,0 |
| 1940er | 32,0 |
| 1950er | 36,0 |
| 1960er | 34,0 |
| 1970er | 30,0 |
| 1980er | 24,0 |
| 1990er | 21,5 |
| 2000er | 19,0 |
| 2010er | 18,4 |
| 2020er | 18,4 |
Diese Daten zeigen einige bemerkenswerte Trends:
## Anstieg in der Nachkriegszeit
In den 1940er und 1950er Jahren ist ein deutlicher Anstieg des Anteils der Unter-25-Jährigen zu beobachten. Dies spiegelt den sogenannten “Babyboom” der Nachkriegszeit wider.
## Höhepunkt in den 1950er Jahren
Mit 36% erreichte der Anteil der Unter-25-Jährigen in den 1950er Jahren seinen Höhepunkt. Dies war eine Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs und optimistischer Zukunftsaussichten in Deutschland.
## Kontinuierlicher Rückgang seit den 1960ern
Ab den 1960er Jahren setzt ein deutlicher und kontinuierlicher Rückgang des Anteils der jungen Bevölkerung ein. Dieser Trend hält bis heute an und spiegelt den demografischen Wandel in Deutschland wider[1].
## Stabilisierung in jüngster Zeit
In den 2010er und frühen 2020er Jahren hat sich der Anteil der Unter-25-Jährigen bei etwa 18,4% stabilisiert. Dies deutet auf eine gewisse Konsolidierung der demografischen Entwicklung hin[1].
## Aktuelle Situation
Die aktuellsten Daten für 2023 zeigen, dass der Anteil der Unter-20-Jährigen bei 18,8% liegt, was darauf hindeutet, dass der Anteil der Unter-25-Jährigen leicht über diesem Wert liegen dürfte[2].
Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesellschaft, insbesondere in Bezug auf Bildungssystem, Arbeitsmarkt und Sozialsysteme. Der sinkende Anteil junger Menschen stellt Deutschland vor Herausforderungen wie den Fachkräftemangel und die Finanzierung der Altersversorgung. Gleichzeitig bietet diese Entwicklung auch Chancen für eine gezieltere Förderung und Unterstützung der jüngeren Generationen.
Citations:
[1] https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61538/bevoelkerung-nach-altersgruppen-und-geschlecht/
[2] https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/bevoelkerung-altersgruppen-deutschland.html
Was konkret war denn “sehr unsachlich”?
Der Kommentar von heute Vormittag, der u.a. gegen die seriöse Datenauswahl und -bebilderung der Gastbloggerin aussprach und sich dann – völlig am Thema vorbei – bis zu Hitler steigerte. Dagegen differenziert der Blogpost doch einfach kurz-, mittel- und langfristige Folgen von Zuwanderung auf die Demografie einer norddeutschen Gemeinde! Er wendet sich gegen jede Form von Rassismus und Ausgrenzung und plädiert für Fairness, Miteinander und Dialog.
Es war mir wichtig, zu betonen, dass Kommentare auf diesem feindseligen Niveau eigentlich nicht Ihr Standard sind. Ich habe Sie ja auch schon anders erlebt und wünsche Ihnen nun einfach einen schönen und geruhsamen Abend. 🙏🙌
@Hui Haunebuh
Die überzogene und häufig falsche Diskussion mit dem Missbrauch des Begriffs ‚Migration‘ hat meiner Meinung damit zu tun, dass ein Feindbild aufgebaut wurde. Wenn es ein Feindbild gibt, dann scheint vieles doch viel einfacher, dann muss ich mich nicht mit der wirklichen Realität auseinandersetzen, ich meine damit das riesige Problem der Klimakrise. Im Feindbild kann ich Rassismus unterbringen, im Feindbild kann ich mich empören und da viele auf diesen Zug aufgesprungen sind, glaubt man, im Recht zu sein.
Die Willkommenskultur ist in eine Ablehnungsbewegung gekippt. Viel politische Energie hat diese Ablehnungsbewegung verstärkt, und gleichzeitig wird damit die Auseinandersetzung über die Klimakrise und den notwendigen Klimaschutz beiseite gedrängt.
In den Medien wird ein Reporter nach dem anderen im Regen und Sturm mit Beschreibung von steigendem Wasser medienwirksam vermarktet. Dann noch ein paar Bilder wie schlimm die Zerstörung ist und dann ? – Die Menschen, das Nachhinein sind kaum noch von Bedeutung. Und wenn hier alles gut gegangen ist, dann steigt man in den nächsten Flieger, um irgendwo in der Ferne Urlaub zu machen. Bloß nichts ändern! Und die Empörung über die Migration kann dann weitergehen.
Es bleibt eigentlich nur, mit guten Argumenten, ein Thema zu versachlichen und immer wieder gesprächsbereit bleiben.
@Elisabeth K
Danke für die Antwort. Ich hätte sie fast verpasst zu lesen. In Ihren Blogeintrag kam ich zurück, um noch ein weiteres Statement zu hinterlassen. Passenderweise haben Sie sich in Ihrer Antwort z. T. sehr ähnlich geäußert.
Bei aller Wohltat, dass hier sachlich und vernünftig über Migration diskutiert wird, sollten wir nicht vergessen, dass das Thema ein Strohmann ist, um von dem eigentlichen wichtigen und für das große Kapital ungeliebte Thema Klimakrise abzulenken. Denn in diesem Kontext müssten wir über wirklich große gesellschaftliche Transformation diskutieren und Teile davon wären Umverteilung von Reichtum und das Ende einer Wirtschaftsweise, die auf Wachstum ausgerichtet ist. Shocking words: Das Ende des Kapitalismus (wie wir ihn kennen).
Dagegen wird sich gewehrt, und die Gefahr eines Schulterschlusses zwischen Big Business und Antidemokraten ist real. Es hat bereits begonnen. Mal sehen, wer sich durchsetzt.
Nein @Michael Blume Sie projizieren und verwechseln Korrelation mit Kausalität. Ihre manipulative Wertung “ganz deutlich & bedrückend” der Zahlen hält eben keinen Faktencheck stand. Es fehlen auch keine Millionen junger Menschen außer man predigt das Mantra vom ständig nötigen Wachstum. Aber selbst wenn man es als völlig unbewiesene Annahme so stehen lässt, bringen uns Millionen junger Leute überhaupt nur etwas wenn Sie bestens ausgebildet sind mit Willen zur Arbeit und absoluten Bekenntnis zur fdGO. Millionen zuwandernder Bürgergeldempfänger oder sogar Kriminelle verschärfen die Problem nur massiv und erhöhen unseren CO² Abdruck. Die japanische Altersstruktur widerlegt Sie darüber hinaus auch ganz konkret. Quasi keine Zuwanderung dafür Automatisierung und Digitalisierung führen trotz einer noch deutlich mehr überalternden Gesellschaft zu einer der weltweit niedrigsten Kriminalitätsraten, einer top Kaufkraft und einem der besten Gesundheits- und Pflegesysteme mit einer der höchsten Lebenserwartungen, die bei uns ja schon wieder am sinken ist. Vom sekundengenau, pünktlichen Bahnverkehr gar nicht zureden und das alles ohne Personalmangel oder dem postulierten Bedarf an Millionen jungen Leuten oder sogar unqualifizierter Zuwanderung.
Lieber @Michael Löser,
nun habe ich mir doch wirklich Mühe gegeben, Ihnen auch noch zusätzliche und leicht überprüfbare Daten zur Verfügung zu stellen. Darauf hätten Sie sich ja mal einlassen können. Erst neulich hatte ich auch über die schon jetzt beobachtbaren Folgen der Demografie in Deutschland gebloggt:
“19,5 Millionen Arbeitnehmende der sogenannten Babyboomer-Jahrgänge werden laut IW-Studie in den kommenden zwölf Jahren in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig kommen aber nur noch 12,5 Millionen jüngere Beschäftigte bis 2036 nach.”
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fuer-kinder-braucht-es-zuversicht-frieden-zu-solarpunk-und-demografie/
Und es ist ja wirklich nett, dass Sie die Demografie in Japan ansprechen, die ich auf diesem Blog auch immer wieder thematisiert habe.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/minus-zweitausend-pro-tag-japans-traditionalismusfalle-und-bevoelkerungsimplosion/
Wussten Sie schon, dass sich das rapide implodierende Japan in den vergangenen Jahren vermehrt um Zuwanderung bemüht?
Perplexity.ai fasst es hier für Sie zusammen:
Japan hat in den letzten Jahren seine Einwanderungspolitik schrittweise, aber deutlich gelockert:
## Einführung des “Specified Skilled Worker” (SSW) Programms
2019 führte Japan das SSW-Programm ein, das erstmals eine breitere Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften mit begrenzten Qualifikationen ermöglichte[2]. Dies markierte einen grundlegenden Wandel in der japanischen Einwanderungspolitik.
## Ausweitung des SSW-Programms
– Das Programm wurde 2023 auf weitere Branchen ausgeweitet, darunter Landwirtschaft, Gastgewerbe und verarbeitendes Gewerbe[3].
– Ziel ist es, bis zu 820.000 ausländische Arbeitskräfte in den nächsten fünf Fiscaljahren (ab April 2024) aufzunehmen[6].
## Neue Visa-Kategorien
Im Februar 2023 kündigte Japan zwei neue Einwanderungswege an[5]:
1. “Japan System for Special Highly Skilled Professionals” (J-Skip): Erleichtert hochqualifizierten Ausländern den Erhalt eines unbefristeten Aufenthaltsstatus.
2. “Japan System for Future Creation Individual Visa” (J-Find): Ein Jobsuch-Visum für Absolventen renommierter ausländischer Universitäten.
## Steigende Zahl ausländischer Einwohner
– 2022 machten Ausländer 2,2% der japanischen Bevölkerung aus (2,8 Millionen Menschen)[5].
– Dies entspricht einem Anstieg um 33% seit 2012[5].
## Überarbeitung bestehender Programme
– Das umstrittene Technical Intern Training Programme (TITP) soll durch ein neues Programm ersetzt werden, das explizit auf die Gewinnung von Arbeitskräften abzielt[5].
## Digitalisierung und Vereinfachung von Einwanderungsprozessen
Japan hat Schritte unternommen, um Einwanderungsverfahren zu digitalisieren und zu vereinfachen, z.B. durch die Einführung elektronischer Aufenthaltserlaubnisse[5].
Trotz dieser Öffnung betont die japanische Regierung, dass es sich nicht um eine grundlegende Änderung der Einwanderungspolitik handelt, sondern um gezielte Maßnahmen zur Bewältigung des Arbeitskräftemangels[2]. Diese schrittweise Herangehensweise spiegelt die Bemühungen wider, den Bedürfnissen der Wirtschaft gerecht zu werden, ohne größere gesellschaftliche Kontroversen auszulösen.
Citations:
[1] https://www.ssw.go.jp/en/
[2] https://foreignpolicy.com/2020/06/23/japan-immigration-policy-xenophobia-migration/
[3] https://www.nippon.com/en/in-depth/d00920/
[4] https://asia.nikkei.com/Spotlight/Japan-immigration/Japan-passes-immigration-reform-bill-4-things-to-know
[5] https://www.oecd-ilibrary.org/docserver/5bd5365f-en.pdf?accname=guest&checksum=D934E8306BA1469B460D7357812F6A2D&expires=1728532002&id=id
[6] https://economictimes.indiatimes.com/nri/work/japan-expands-its-foreign-worker-visa-programme-for-the-first-time-since-inception/articleshow/108888745.cms
Sie sehen also, @Michael Löser, mit Fremdenfeindlichkeit und Ignoranz gegenüber Demografie ist auch in Zukunft kein erfolgreicher Staat zu machen. Ich kann Sie nur herzlich einladen, die auch wissenschaftlichen Chancen des Netzes zu nutzen, statt gegen Fakten anzuwüten.
@Michael Löser
Mit Verlaub, als einer der eine gewisse Nippon Philie mit sich trägt:
Das Buch, Japan, abstieg in Würde zeigt sehr deutlich wie es um dieses besondere Land steht. Allein 2025 werden wohl knapp 7 Millionen Menschen mit Demenz in Japan zu pflegen sein. Das wird nicht mit Robbotik erledigt sondern durch Ausbeutung und überlastung der Pfleger und Familienmitglieder.
Es ist eine Illusion zu glauben, wenn es nur weniger Menschen gibt, schrumpft der Verbrauch. Wenn alles überlastet ist, bricht die Optimierung. Dann verbrennt man nicht Pellets oder bezieht Strom für die Wärmepumpe, sondern geht auf Öl, Kohle oder schlicht Holz zurück.
Wir brauchen Nachwuchs, sonst bricht das System und mit ihm große teile von dem was uns Ökologisch macht.
Im Durchschnitt nimmt Japan über die 200 000 Migranten im Jahr auf, tendenz steigend.
Japan als das glorreiche Homogene Land der Glückseligkeit zu verklären ist nicht klug.
@Michael 20.10. 13:06
„…, mit Fremdenfeindlichkeit und Ignoranz gegenüber Demografie ist auch in Zukunft kein erfolgreicher Staat zu machen.“
Die Argumente, dass weitere Zuwanderung die Wirtschaft fördert, sind wohl vielfältig. Generell hilft hier wohl eine höhere Bevölkerungsdichte, das sorgt schlichtweg für kürzere Wege.
Anderseits können Wohnungsnot und hohe Mieten Geringverdienern schon Schwierigkeiten machen. Auch wenn auf der andere Seite die Vermieter sich natürlich freuen, die haben dann die höheren Einnahmen. Was dann wiederum zu höheren Immobilienpreisen führt. Und das dann auch tatsächlich Neubautätigkeit motiviert.
Nur kann man leider keine billigen Altbauten neu bauen. Die Geringverdiener profitieren aber indirekt, wenn Neubauten von solventen Mietern bezogen werden, dann werden am Ende auch Altbauwohnungen frei.
Von daher wäre ich keinesfalls für irgendeine Remigration. Wer sich hier eingelebt hat, der hat m.E. sowieso schlichtweg das Recht, hier zu bleiben.
Was weitere Zuwanderung betrifft, da finde ich die Idee gut, wenn das die Kommunen im wesentlichen selber entscheiden würden. Ich persönlich wäre dann kurzfristig dennoch für eher weniger neue Zuwanderer aus Afrika und dem Nahen Osten hier in Dortmund. Der Zuzug von innerhalb der EU und aus der Ukraine scheint mir momentan mehr als ausreichend zu sein. Das kann man aber gerne auch anders sehen.
Ich bin nebenbei auch der Meinung, das die Energiewende sehr viel schneller ginge, wenn wir unseren Konsum überprüfen würden. Das kann dann gerne auch zu wenig Wirtschaftswachstum oder einer Wirtschaftsschrumpfung führen. Hierbei wäre gerade kaum noch Neubautätigkeit hilfreich. Das könnte man aber nicht nur mit wenig Zuwanderung erreichen. Wenn viele Leute sich wohnungsmäßig verkleinern würden, dann hilft das genauso gut, das macht sofort Platz für weitere Einwanderer. Die eingesparten Ressourcen an Geld, Arbeitskraft und Rohstoffen könnte man dann in eine schnellere Energiewende investieren.
Und das wäre auch eine Investition in die Zukunft. Neben eigenen Kindern und dem Zuzug von produktiven Menschen, die sich hier gut entfalten können.
@Tobias Jeckenburger
Ich denke, wir sehen bereits heute in Deutschland sowohl Ballungsräume mit Wohnungsmangel wie auch immer mehr Gebiete mit wachsendem Wohnungs-Leerstand. Hier öffnet sich bereits die Schere zwischen demografisch verebbenden Regionen und stark von Zuwanderung geprägten Arche-Städten. Und klar wollen gerade auch Zuwandernde dorthin, wo es Anschluss, Arbeit und Aufstiegsmöglichkeiten gibt!
Habe Perplexity.ai mal gebeten bzw. gepromptet, für unsere Diskussion dazu ein paar Daten zusammen zu fassen:
In Deutschland zeigt sich ein deutlicher Kontrast zwischen Regionen mit Wohnungsmangel und solchen mit hohen Leerstandsquoten. Diese Situation spiegelt die Spaltung des deutschen Immobilienmarktes wider.
## Regionen mit Wohnungsmangel
**Ballungsräume und Großstädte**
In den Ballungszentren und Großstädten herrscht ein enormer Wohnungsmangel[1]. Besonders betroffen sind:
– Berlin
– Hamburg
– Bremen
In diesen Stadtstaaten sind die Leerstandsquoten mit nur etwa 2% sehr niedrig[1]. Zudem sind in diesen Städten 52 bis 61% der leerstehenden Wohnungen kurzfristig bezugsfertig, was auf eine hohe Nachfrage hindeutet[2].
**Wachstumsregionen**
Auch in den Einzugsgebieten von Großstädten ist die Wohnungsnachfrage hoch. Beispielsweise haben der Raum Halle-Leipzig und das Umland von Magdeburg niedrigere Leerstandsquoten als umliegende ländliche Gebiete[1].
## Regionen mit hohen Leerständen
**Ostdeutschland**
In den ostdeutschen Bundesländern ist die Leerstandsproblematik besonders ausgeprägt:
– Sachsen-Anhalt: höchste Leerstandsquote bundesweit mit 8,9%[1]
– Sachsen: 8,5% Leerstand
– Thüringen: 7,8% Leerstand
In einigen Gemeinden Ostdeutschlands erreichen die Leerstände sogar Werte von über 10%[2].
**Ländliche Regionen**
Auch in Westdeutschland gibt es Regionen mit hohen Leerstandsquoten, insbesondere in strukturschwachen ländlichen Gebieten:
– Eifel
– Franken
– Saarland[2]
**Beispiele für extreme Leerstände**
– Dessau-Roßlau: 12,5% Leerstandsquote (eine der höchsten in Deutschland)[1]
– Zeitz: etwa 17% der Wohnungen stehen leer[1]
– Wefensleben (Landkreis Börde): jede sechste Wohnung steht leer[1]
– Völpke: über 20% Leerstandsquote (höchste in Sachsen-Anhalt)[1]
## Ursachen und Folgen
Die Gründe für die hohen Leerstände sind vielfältig:
– Abwanderung junger Bevölkerungsgruppen, besonders in Ostdeutschland[2]
– Alte Bausubstanz in Innenstädten
– Kleinere Wohnungsgrößen in älteren Gebäuden
– Schlechte Parkmöglichkeiten in Innenstadtlagen[3]
Die Folgen des Leerstands sind gravierend:
– Sinkende Immobilienwerte in der Nachbarschaft
– Zunehmende Kriminalität und Vandalismus
– Hohe Kosten für die Instandhaltung der Infrastruktur, die von der verbleibenden Bevölkerung getragen werden müssen[3]
Um dem Leerstand entgegenzuwirken, werden Programme wie “Jung kauft Alt” initiiert, die darauf abzielen, leerstehende Wohnungen und Häuser außerhalb der Ballungsräume zu reaktivieren[3].
Citations:
[1] https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/leerstand-wohnungen-miete-sanierung-karte-100.html
[2] https://www.om-online.de/wirtschaft/statistik-fast-zwei-millionen-leerstehende-wohnungen-544261
[3] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wohnungen-leerstand-zwei-millionen-immobilien-deutschland-lux.4aMbLN8znF84bD64CtWvkZ
[4] https://www.ndr.de/nachrichten/ndrdata/Leerstand-So-stark-unterscheiden-sich-die-Regionen,leerstand190.html
[5] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/mikrozensus-wohnraum-leerstand-100.html
[6] https://accentro.de/wissen/aktuelles/die-immobiliennews-im-mai-2024
[7] https://www.iwd.de/artikel/wohnungsmangel-deutschland-baut-zu-wenig-626989/
[8] https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-10/leerstehender-wohnraum-haeuser-wohnungen-karte
[9] https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-07/wohnungsnot-deutschland-neubau-rueckgang-geywitz
[10] https://www.jll.de/de/trends-and-insights/research/wohnungsmarktueberblick
[11] https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/zensus-wohnung-leerstand-wohnraum-100.html
[12] https://www.pwc.de/de/pressemitteilungen/2024/die-wohnungsnot-in-deutschen-grossstaedten-verschaerft-den-fachkraeftemangel.html
[13] https://www.demografie-portal.de/DE/Service/Blog/191028-Wohnungsleerstand-in-Deutschland-Wo-sind-die-Herausforderungen-besonders-gross.html
[14] https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/startseite/topmeldungen/leerstand-2022-regional.html
Wie Du weißt, spreche ich mich für eine bessere Kontrolle der EU-Außengrenzen, für auch humanitäre Sonderkontingente und die gezielte Anwerbung von Arbeits- und Fachkräften aus. Mit all diesen Maßnahmen ließe sich die Zuwanderung besser steuern – und die massiven Folgen des Nachwuchsmangels wenigstens noch moderieren.
@Michael 20.10. 18:41 / Perplexity.ai
„Um dem Leerstand entgegenzuwirken, werden Programme wie “Jung kauft Alt” initiiert, die darauf abzielen, leerstehende Wohnungen und Häuser außerhalb der Ballungsräume zu reaktivieren.“
Gute Idee, es ist auch einfach Verschwendung, wenn hier guter Wohnraum leersteht. Vielleicht hat ja auch so mancher mal Lust, auf dem Land zu wohnen. Muss ja nicht dauerhaft sein. Wie wäre es, neue Einwanderer, die noch kein Deutsch können, erstmal auf dem Land unterzubringen, um dort konzentriert Deutschkurse zu machen? Wenn sie damit fertig sind, können sie ja in die Stadt weiterziehen. Das könnte man auch Einwanderern aus der EU anbieten.
Ich finde die Idee, zusätzlich nach Möglichkeit einfach aus freien Stücken in kleinere Wohnungen zu ziehen so attraktiv, weil dann weniger Neubau nötig wäre. So können sich auch die Handwerker auf die energetische Sanierung der Altbauten konzentrieren. Und Fernwärmeleitungen, Wärmepumpenheizungen und Solaranlagen müssen ja auch installiert werden.
Auch ist dann mehr Platz für weitere Einwanderer. Da habe ich jetzt ja eigentlich soviel gar nicht gegen. Wenn der Wohnungsmarkt entspannt genug wäre, dann wäre das eine ganz andere Situation.
„Mit all diesen Maßnahmen ließe sich die Zuwanderung besser steuern – und die massiven Folgen des Nachwuchsmangels wenigstens noch moderieren.“
Muslime, die von Religionsfreiheit, Gleichberechtigung und Demokratie nichts halten, wünsche ich mir allerdings sowieso nicht. Wenn sich die 2. Generation dann hier radikalisiert, dann werden wir die freilich nicht so leicht mehr los. Besser, die sind nicht in den Grund- und Hauptschulen unter sich. Was hier im Brennpunktstadtteil von Dortmund leider der Fall ist. Gerade die türkische Fraktion ist hier sehr stark vertreten. Das mag ein spezielles Problem vom Ruhrgebiet sein.
Wie das damit die nächsten Jahrzehnte weiter geht, das weiß ich jetzt nicht.
Wenn wir Fachkräfte brauchen, dann ist natürlich gerade die 2. Generation sehr interessant. Dann müssen die aber auch vernünftige Bildungsabschlüsse hinbekommen. Vielleicht wäre es sehr hilfreich, wenn die Kinder, die noch kein Deutsch können, erstmal 1 oder 2 Jahre hauptsächlich Deutsch lernen, und dann erst in die 1. Klasse der Grundschule gehen. Dann dauert die Schulzeit zwar 1 oder 2 Jahre länger, aber die Chancen, auch erfolgreich zu sein, dürften sich dann deutlich verbessern.
Das kann man wohl auch mit Kindern machen, die erst 4 oder 5 sind. Jedenfalls läuft dann der gesamte Unterricht gleich viel besser, das hilft auch den Kindern, die schon Deutsch können.
So viele Punkte! Hier, wie ich finde eine spannende Analyse zur Landtagswahl in Sachsen vom Else-Frenkel-Brunswik-Institut. Darin auch demographische, sozial- und wirtschaftsstrukturelle Aspekte, die das Wahlverhalten beeinflussen. https://efbi.de/details/efbi-policy-paper-2024-4-die-landtagswahl-2024-in-sachsen-zur-rolle-der-sozial-wirtschafts-und-infrastruktur-sowie-der-politischen-raumkultur-auf-gemeindeebene.html
Vielen herzlichen Dank, @Kristina Wittig 🙏
Ich habe schon reingelesen, zumal die religiösen und ethnischen Minderheiten auch in den neuen Bundesländern dem Aufstieg der AfD entgegenwirken:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-mehrfach-scheitern-von-bjoern-hoecke-afd-und-des-antireligioesen-dualismus/
Einen großen Eindruck zu diesem Thema haben auf mich auch die Bücher “Die große Gereiztheit” vom Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen und “Rechte Zeitverhältnisse. Eine soziologische Analyse von Endzeitvorstellungen im Rechtspopulismus” von Philipp Rhein.
Habe nun dazu auch mal die KI Perplexity.ai ganz ergebnisoffen gefragt bzw. gepromptet: “Unterscheiden sich die Zukunftserwartungen von Wählenden je demokratischer und populistischer Parteien?”
Die Antwort ist m.E. sehr deutlich:
Ja, es gibt deutliche Unterschiede in den Zukunftserwartungen zwischen Wählern demokratischer und populistischer Parteien:
## Wähler demokratischer Parteien
**Optimistischere Grundhaltung**
Die Wähler etablierter demokratischer Parteien blicken tendenziell positiver in die Zukunft:
– Bei CDU/CSU- und FDP-Wählern finden sich die meisten Optimisten[1][3].
– Die Mehrheit der Bevölkerung insgesamt ist positiv gestimmt[3].
– Unter Unionswählern blicken nur 10% überwiegend pessimistisch in die Zukunft[3].
**Vertrauen in Institutionen**
Wähler demokratischer Parteien zeigen mehr Vertrauen in staatliche Institutionen:
– Sie haben mehr Zuversicht, dass Deutschland künftige Herausforderungen bewältigen wird[3].
– Mit CDU und SPD werden Gefühle wie Zuversicht, Zufriedenheit, Stabilität und Vertrauen verbunden[3].
## Wähler populistischer Parteien
**Pessimistische Grundhaltung**
Die Wählerschaft populistischer Parteien, insbesondere der AfD, ist deutlich pessimistischer eingestellt:
– Unter AfD-Wählern finden sich die meisten Pessimisten[1][3].
– Über 80% der AfD-Wähler sehen “schwarz für Deutschland”[3].
– Die AfD-Wählerschaft ist durch großen Pessimismus geprägt und mit Abstand am unzufriedensten mit der Demokratie[1].
**Ängste und Misstrauen**
Populistische Wähler haben mehr Zukunftsängste und Misstrauen gegenüber dem politischen System:
– Ängste vor wirtschaftlichem Abstieg und Globalisierung sind ein dominantes Wahlmotiv[2].
– Sie haben weniger Vertrauen in Politiker und sind unzufriedener mit der Demokratie[2].
– Mit der AfD werden von der Gesamtbevölkerung vor allem negative Gefühle wie Wut, Angst und Unbehagen assoziiert[3].
## Fazit
Die Zukunftserwartungen unterscheiden sich also erheblich: Während Wähler etablierter Parteien eher optimistisch und zuversichtlich sind, überwiegen bei Wählern populistischer Parteien Pessimismus, Zukunftsängste und Misstrauen gegenüber dem politischen System. Diese unterschiedlichen Erwartungshaltungen spielen eine wichtige Rolle für das Wahlverhalten und die politische Landschaft insgesamt.
Citations:
[1] https://www.kas.de/de/monitor-wahl-und-sozialforschung/detail/-/content/baeumchen-wechsel-dich-politische-einstellungen-im-wandel
[2] https://www.future-aid.at/future-aid-artikel-kolumnen/future-aid-artikel-teil-2/artikel-23-die-w%C3%A4hler-populistischer-parteien-und-die-nichtw%C3%A4hler-wer-sie-sind-und-wie-sie-denke/
[3] https://www.kas.de/c/document_library/get_file?groupId=252038&uuid=d136d87e-3334-2432-d168-c57f8e9bf848
[4] https://www.kas.de/de/web/die-politische-meinung/artikel/detail/-/content/fluch-und-segen
[5] https://www.dw.com/de/afd-waehler-zufriedenheit-traurigkeit/a-70112453
@Michael 21.10. 08:58 / Perplexity.ai
„Während Wähler etablierter Parteien eher optimistisch und zuversichtlich sind, überwiegen bei Wählern populistischer Parteien Pessimismus, Zukunftsängste und Misstrauen gegenüber dem politischen System.“
Die Entwicklung der persönlichen Aussichten sind in der Tat auch wirklich verschieden. Die steigenden Mieten betreffen vor allem Mieter, wer im eigenem Eigentum wohnt, hat da nichts mit zu tun, und Vermieter verdienen sogar richtig gut damit. Die Heizungskostensteigerung betrifft vor allem Altbauten, moderne Niedrigenergiehäuser sind da viel weniger von betroffen.
Wer sowieso schon am Anschlag operiert, und keine weiteren Reserven hat, der musste die letzten Jahre schon gucken, wie er noch klar kommt.
Die Angst vor dem Klimawandel ist da bei vielen womöglich einfach weit weg. Im Hintergrund als allgemeine Zukunftsangst aber vermutlich dennoch wirksam. Gerade wer da überhaupt kein Geld für übrig hat, um Maßnahmen gegen den Klimawandel zu finanzieren, dem könnte das noch mehr auf der Seele lasten.
Wer selber in die eigene Solaranlage investieren kann, der hat dann eher das Gefühl, dass das Klimaproblem lösbar ist.
Dabei können viele dennoch auch das eine oder andere einsparen, auch wenn der persönliche Spielraum klein ist. Bei mir selber habe ich mit der Gaskrise einfach mal die Heizgewohnheiten geändert. Ich heize jetzt nur noch mein Wohnzimmer ständig auf 22°, Küche Bad und Schlafzimmer nur ausnahmsweise bei Bedarf. Mit dem Ergebnis von 45% weniger Gasverbrauch.
Und ich kaufe so langsam immer weniger Fleisch ein. Das spart auch eigenes Geld. Kleidung gibt es sowieso schon überwiegend nur noch gebraucht. Wie auch IT.
Einfach mal abregen, und gucken, wie man dennoch klar kommt?
@Tobias 14:57 Uhr
Was mir auch an diesem Blogpost von @Elisabeth Krüger so zusagt, ist die bewusste Verknüpfung von seriösen Daten und reflektierten Wahrnehmungen. Sie beschreibt eine von Abertausenden Städten und Gemeinden in Deutschland, die trotz massiv sinkender Geburtenzahlen durch Zuwanderung lebendig geblieben ist. Der Account @Michael Löser wütete dagegen: “Millionen zuwandernder Bürgergeldempfänger oder sogar Kriminelle verschärfen die Problem nur massiv und erhöhen unseren CO² Abdruck.”
Es gibt also immer beides: Die empirisch überprüfbare Realität und deren emotionale Deutung. So kann etwa die Kriminalität sinken und dennoch mediale Unsicherheit erzeugt werden. Oder offizielle Zahlen können eine niedrige Inflation behaupten, viele Menschen aber das Gefühl massiver Preissteigerungen erleben. Auch die Situation auf den Wohnungsmärkten wird in verschiedenen Regionen und Generationen sehr unterschiedlich erlebt und gedeutet.
Ein drastisches Beispiel für das Auseinanderfallen von medialen und emotionalen Wahrnehmungen beschreibt die Stuttgarter Zeitung heute auf S. 2 (Tagesthema) aus dem Präsidentschaftsrennen zwischen Kamala Harris (Dem.) und Donald Trump (Rep.) aus den USA:
“Laut New York Times führt Harris im Durchschnitt der jüngsten von ihr organisierten drei Umfragen bei jungen Wählerinnen von 18 bis 29 Jahren mit 67 zu 28 Prozent vor Trump. Doch Trump hatte andererseits bei jungen Männern in dieser Altersgruppe einen klaren Vorsprung von 58 zu 37 Prozent. Einen solch deutlichen Gegensatz hat es in dieser Altersgruppe noch nie gegeben.”
Hier wird also sehr deutlich, dass die gleiche Situation und das gleiche Personal von den gleichen Altersgruppen der gleichen Nation nur alleine anhand der sexuellen Identität völlig unterschiedlich wahrgenommen werden kann! Darüber sollten wir uns bewusster werden, statt weiterhin darauf zu beharren, unsere je eigene Deutung verträte die einzig denkbare Vernunft.
Eure Drukos und die Gastblogposts von @Elisabeth Krüger und @Peter Gutsche machen mir Hoffnung, dass immer mehr Menschen aller Altersgruppen und Geschlechter das Fediversum entdecken und selbst zu bloggen, pod- oder videocasten beginnen. Deswegen unterstütze ich als Fördermitglied auch die Arbeit von Wikimedia und von REMID. Schon 2017 vertrat ich auf einem Seminar am KIT Karlsruhe für Berufs- und Medienethik des These von der zunehmenden Zahl von Prosumenten, die nicht mehr nur Medien konsumieren, sondern diese auch produzieren – und damit auch Selbstwirksamkeit und die Freude an Recherchen erfahren.
Im online frei zugänglichen Seminar-Studienbrief (hier als pdf) schrieb ich auf S. 6 zum Begriff Medien-Prosument:
“Der Futurologe Alvin Toffler (1928 – 2016) prägte 1980 den Begriff aus „Producer/Produzent“ und „Consumer/Konsument“. Dabei ging es um Menschen, die aus Konsumgütern wiederum neue Produkte erschufen; beispielsweise Verbraucher, die durch Mülltrennung Wertstoffe bereitstellten oder Künstlerinnen, die mit „entsorgten“ Materialien neue Werke kreierten. Durch das Internet – das das nahezu kostenfreie Kopieren und Verteilen von Inhalten („Content“) ermöglicht – werden immer mehr Menschen zu Prosumenten: Vor allem, indem sie einerseits Medienangebote aufgriffen und auf dieser Basis wiederum in sozialen Netzwerken, Blogs, Vlogs, Podcasts, Wikipedia usw. eigenen Content erschufen.”
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/files/StudienbriefKITMedienBerufsethikBlume2017-1.pdf
Als dialogischer Monist bin ich mir sicher: Umso mehr auch möglichst verschiedene Menschen zu Medien-Prosumentinnen und -Prosumenten werden, umso selbstwirksamer erfahren wir uns, umso besser ertasten wir die gemeinsame Realität und umso stärker werden unsere Demokratien.