Medienethik konkret: Nikolaus Back zur Geschichte der Filder-Zeitung (1872 – 2022)

Als ich neulich für einen Blog-Druko zu antisozialen und sozialen Medien recherchierte, traf ich auf einen wundervollen Artikel Die Filder-Zeitung. Die 150-jährige Geschichte einer Lokalzeitung” des von mir sehr geschätzten Stadtarchivars Nikolaus Back in der Zeitschrift Schwäbische Heimat, Ausgabe 2024/1, S.  66 – 70. Die Lokalzeitung und die “Sonntag Aktuell” hatte ich als Jugendlicher noch selbst mit ausgetragen und betrachte das Zeitungssterben als eine ernste Beschädigung unserer Demokratie, die durch digitale und oft antisoziale Medien zur Thymokratie zu werden droht.

Dr. Michael Blume dankbar beim Eintrag ins Goldene Buch seiner Heimatstadt Filderstadt. Bei ihm Oberbürgermeister Christoph Traub und Stadtarchivar Dr. Nikolaus Back.

Eine besondere Ehre: Im Oktober 2022 durfte ich mich mit Oberbürgermeister Christoph Traub (links) und Stadtarchivar Dr. Nikolaus Back (rechts) ins Goldene Buch meiner Heimatstadt Filderstadt eintragen. Foto: Stadt Filderstadt

In seinem Artikel beschreibt Nikolaus Back die Entstehung des am 3. Juli 1872 von Friedrich Find erstmals gedruckten, lokalen “Filder-Boten”, selbstbewusst “Neue Filder-Zeitung” genannt. Die Lokalzeitung überlebte den Ersten Weltkrieg und nahm am Zeitungsaufschwung der freiheitlichen Weimarer Republik teil:

“Die Zwanziger Jahre gelten als die Glanzzeit des Zeitungswesens, 1928 gab es mehr als 3.770 Zeitungen in Deutschland, ein historischer Höchststand, der nie wieder erreicht wurde – heute beträgt ihre Zahl in Deutschland gerade noch ein Zehntel.” (S. 68)

Die Nationalsozialisten beendeten die Zeitungsvielfalt, wie ja auch heutige Thymokraten wieder demokratische Medien zu zerstören versuchen. S. 69:

“Kurz nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 setzten die ersten Zensurmaßnahmen ein. Wenige Wochen später konnte von einer freien Presse keine Rede mehr sein. Drohungen der Nationalsozialisten gegen Zeitungsredaktionen waren an der Tagesordnung. Um die Zeitungen vollends unter ihre Kontrolle zu bringen, gründeten die NS-Machthaber im Juni 1933 die »NS-Presse Württemberg GmbH«. Zeitungsverleger Karl Scharr wurde im August 1933 gezwungen, 55% seiner Anteile am Filder-Boten kostenlos der »NS-Presse« zu übereignen, was faktisch einer Enteignung gleichkam. Zwar wurde die Zeitung weiterhin in der Druckerei Scharr gedruckt, allerdings durfte das Druckmaterial nicht bei jüdischen Lieferanten bezogen werden. Die Inhalte der Zeitung bestimmte nun eine Redaktion von sieben NS-nahen Journalisten mit NSDAP-Kreisleiter Wilhelm Fischer an der Spitze. Karl Scharr musste tatenlos zusehen, wie der Filder-Bote als sein Lebenswerk innerhalb weniger Monate zerstört wurde. Er starb Ende 1933 im Alter von 61 Jahren.” 

Ein Screenshot aus dem Artikel von Dr. Nikolaus Back zur Geschichte der Filder-Zeitung, der im Link hinterlegt ist.

Die NSDAP beendete unmittelbar nach der Machtergreifung die Pressefreiheit, enteignete, kontrollierte und zerstörte demokratische Medien. Screenshot: Michael Blume 

Ende 1944 wurde der gleichgeschaltete “Filder-Bote” dann wegen “Papiermangel” vom NS-Regime eingestellt.

Im Mai 1949 erfolgte dann die Neuausgabe als “Filder-Zeitung”, die sich noch bis in meine Jugend halten konnte und insbesondere von den älteren Menschen in Filderstadt-Sielmingen stark gelesen wurde. Wenn ich Samstags oder Sonntag damit unterwegs war, warteten nicht wenige Bäuerinnen und Arbeiter schon an Türen und Zäunen auf “ihre” Zeitung.

Doch mit der digitalen Medienrevolution sanken Auflagen und Werbeeinnahmen schnell und “die FZ” wurde erst zu einer Beilage von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten, bis sie dann eingestellt und zu einer – immer noch lesenswerten – Lokalseite wurde. Auch die “Sonntag Aktuell” wurde 2016 bei einer Auflage von zuletzt 545.000 Exemplaren eingestellt, nachdem sie erst 2001 mit 1,06 Millionen ihren Höchststand erreicht hatte. Ein gilbendes Exemplar der letzten Ausgabe hüte ich unter meinen Erinnerungs- und Medienschätzen.

Digitalisierung braucht das Fediversum

Seit 2008 blogge ich nun hier auf den scilogs von “Spektrum der Wissenschaft” ehrenamtlich und ohne Bezahlung. Mich freut es, Leserinnen und Leser direkt sowie zunehmend über KI-Anwendungen erreichen zu können – und wenigstens einige Werbe-Einnahmen zu einem deutschen Wissenschaftsverlag mit Sitz in Heidelberg leiten zu können.

Aus meiner Sicht begeht die Europäische Union einen riesigen Fehler, dass sie sich und ihre Werbe- und Steuergelder der Vorherrschaft US-amerikanischer, russischer und chinesischer Digitalkonzerne ausliefert. Kommerzielle und also oft antisoziale Medien vergiften Menschen und machen sie süchtig, indem sie auf die thymotische Trias von Dopamin, Adrenalin und Testosteron neurohacken. So beschädigt und tötet der zu schwache Jugendmedienschutz auch in Deutschland Minderjährige. Hinzu kommen massive, politische Manipulationen von der auf Vernunft (Logos) gerichteten Demokratie hin zur emotionalisierenden Thymokratie. Medienethik und Medienrecht hätten die Weimarer Republik retten können. Wer über den politischen Einfluss des X-ers Elon Musk spricht, sollte sich einmal mit Alfred Hugenberg (1865 – 1951) auseinandergesetzt haben.

Also möchte ich weiterhin meinen zivilgesellschaftlichen, wissenschaftlichen und dialogischen Beitrag leisten, europäische Druckmedien von Zeitungen über Magazine bis Bücher einerseits und das nicht-konzernkontrollierte Fediversum andererseits nach Kräften zu stärken. Auch hier in Filderstadt mussten wir uns schon gegen digitalen Antizionismus = Antisemitismus, antimediale Verschwörungsmythen, Hass und Hetze wehren!

Auch in Filderstadt wurde das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) als Teil des ÖRR bereits antisemitisch als "Zionistisches Desinformations Fernsehen" geschmäht.

Auch in Filderstadt wurde das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) 2021 als Teil des ÖRR bereits wieder antisemitisch als “Zionistisches Desinformations Fernsehen” geschmäht. Screenshot: Michael Blume

Danke allen, die bis hierher gelesen haben! Auch für jene, die lieber hören oder schauen, haben wir mit “Blume & Ince” inzwischen ein Non-Profit-Angebot aus Filderstadt.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

13 Kommentare

  1. Guten Morgen, @Michael.

    Danke für diesen kurzen Ausflug in die (teils leider traurige) lokale Mediengeschichte!

    Ich sehe auch eine wichtige Funktion lokaler Printmefien darin, dass sie auch meist ältere Menschen erreichen, die nicht im Internet unterwegs sind. Und sie sind identitätsstiftend: als meine Mutter noch lebte, war das erste, was sie morgens tat: das Badische Tagblatt aus dem Briefkasten nehmen und lesen, was es, auch in der Stadt, Neues gab.

    Da ihre Freundinnen auch meist diese Zeitung lasen, gab es bei den Treffen mehr gemeinsame Themen. Meine Mutter machte kurz vor ihrem 90. Geburtstag  einen Tandem- Gleitschirmflug, und es gab einen Artikel dazu im BT. Entsprechend groß war die Begeisterung, als sich auch diese Nachricht dann durch die BT im Freundeskreis verbreitete, genau einen Tag vor ihrem Geburtstag.

    • Vielen Dank für die eindrucksvolle Schilderung, lieber @Peter Gutsche

      Unsere Mit-Kommentierende @Marie H. hat ja leider schlechte Erfahrungen gemacht. Dass eine Vielfalt seriöser Lokalmedien und also eine Auswahl dem Ideal am nächsten kam, könnte Konsens werden.

      Zu Neujahr plane ich noch einmal zu „Begriffsnetz“ zu bloggen – dann wäre 2024 auch geschafft! 😌 Und in 2025 freue ich mich schon auf den Abschluss Deiner Zeit-Trilogie! 😊🙌

    • Danke für das Interesse und die liebe Rückmeldung, @Daniel Weber. 🙏

      Der Duft von frischen Brötchen und der verlockende Stapel der Tageszeitungen, die unser Vater Falko Blume morgens vom Zeitungsaustragen mitbrachte, gehört zu meinen glücklichsten Kindheitserinnerungen. Seitdem lese und arbeite ich für mein Leben gerne.

      Dass die Nazis auch die Vielfalt der Zeitungen umgehend vernichteten, spricht ja leider für sich.

  2. Der heutige (und frühere?) Lokaljournalismus hat problematische Seiten. Nachdem meine lokale Tageszeitung immer mehr konservative Sympathien erkennen ließ, verzichte ich seit einiger Zeit auf sie. Eine informative oder ausgewogene Berichterstattung wurde immer weniger. Außerdem verstehen manche Lokaljournalisten den Unterschied zwischen einem Bericht und einem Kommentar offenbar nicht.

    Der Gipfel war die Rubrik Leserbriefe, wo häufig Zuschriften von Fans der Alternative… abgedruckt wurden.

    Mit dieser Überhöhung der Lokalpresse kann ich nichts anfangen.

    Historische Zeitungen aus Stuttgart sind online bei der Württembergischen Ladesbibliothek zu finden. Beispielsweise der Schwäbische Merkur, der erstmals 1785 erschien.

    • Nun ja, @Marie H. – ich „überhöhe“ nicht jede Lokalzeitung, sondern deren Vielfalt. Dass diese praktisch umgehend von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet, nicht selten auch eingestellt wurden, zeigt, dass die Antisemiten und Rechtsdualisten schon damals die Macht und Bedeutung von Medien besser begriffen als die meisten Demokratinnen und Demokraten.

      Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.

      • Gut, wenn es diese Vielfalt gibt. Ich hatte viele Jahre den “Gäubote” abonniert und täglich gelesen. Auch diese Zeitung hat eine lange Tradition (seit 1838).

        Dass die Medien 1933 auf Linie gebracht wurden, ist mir bekannt.

        In der morgigen Ausgabe der WAMS erscheint ein Interview mit Musk.

        Vielleicht bin ich mit dem Lokaljournalismus zu kritisch.

        • Danke, liebe @Marie H.

          Nun kam es ja noch schlimmer: Wohl gegen das Votum des Redaktionausschusses veröffentlichte die WAMS nicht nur ein (ggf. ja auch kritisches) Interview, sondern einen Namensbeitrag, in dem Musk offen für die AfD plädieren dürfte.

          Und hilflose Demokratinnen und Demokraten posten ihre Empörung – auf X… Nur wenige haben den Unterschied zwischen den von digitalen Oligarchen kontrollierten, antisozialen Medien einerseits und den wirklich dialogischen und demokratischen Fediversum-Medien bereits begriffen. Also spielen sie in einem Spiel mit, das sie – das wir alle – verlieren.

          Ich freue mich, dass wir uns in Sachen Lokaljournalismus angenähert haben. Denn mein Argument war und ist ja nicht, dass es in Lokalzeitungen und im Fediversum nicht auch Hass und Hetze gebe. Mein Argument ist, dass wir dort eine Wahl haben, uns für Qualität zu entscheiden.

          Ihnen Dank für Ihre Drukos! Ich mache ein paar Tage Internet-Pause und melde mich in 2025 wieder! 😊🙏☕️🙌

          • Es bleibt das schlimme Gefühl, dass Teile der Medien, vielleicht wie nie zuvor, aktiv in den Wahlkampf eingreifen. Der Axel-Springer-Verlag testet die Grenzen des Machbaren aus. Vielleicht wird noch bekannt, ob sich die Zahl der Abos für die “Welt” verändert.

            Durch die B…-Zeitung werden Menschen thymotisiert, die nicht auf X oder Social Media allgemein unterwegs sind.

            Wenn ich an Hugenberg denke, dann nicht nur im Zusammenhang mit Musk.

          • Herzlichen Dank, liebe @Marie H. 🙏

            Nun also darf ich den letzten Tag vor Neujahr 2024 mit dem 50.000ten Druko auf „Natur des Glaubens“ beschließen. Was für eine Dialog-Erfahrung, wie viele Verschränkungen von Ideen und Argumenten, was für eine Emergenz auf Basis von Alphabet-Buchstaben! Ich danke Ihnen, @Marie H., stellvertretend für alle, die sich Zeit nahmen und Aufmerksamkeit schenkten.

            Alfred Hugenberg, Mathias Döpfner und Elon Musk konfrontieren uns mit der Ambivalenz von:

            Geschichte reimt sich, aber wiederholt sich nicht.

            Die wiederum eine Folge der Grund-Einsicht ist:

            Zeit emergiert, aber wiederholt sich nicht.

            Im Raum verschränkten sich die Quanten, bis der Zeitstrahl begann. Also gilt:

            Freiheit ereignet, aber reduziert sich nicht.

            Auch von den digitalen Oligarchen Mathias Döpfner (AxelSpringer samt Welt, BILD etc.) und Elon Musk sollten wir uns nicht in eine Thymokratie stürzen lassen. Der schlimme WAMS-Gastbeitrag von Musk nach seinem Angriff auf Wikipedia und das Fediversum ist nicht das Ende der Welt, aber womöglich der Welt am Sonntag. Thymokratisches Versagen und demokratischer Heldinnenmut sind nun allen sichtbar geworden. In „Die Desinformierer“ in der Jüdischen Allgemeinen hatte ich die Herr-schaften einst vor diesem Irrweg gewarnt, wie zu erwarten ohne Resonanz.

            https://www.juedische-allgemeine.de/politik/die-desinformierer/

            Denn Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich nur. Die Tragödie wird zur Farce.

  3. Schon vor über elf Jahren wurde unsere Lokalzeitung
    ‚Harburger Anzeigen und Nachrichten’
    eingestellt. Die Lokalzeitung hatte 170 Jahre existiert. Es ist eine echte Lücke entstanden, die nie wirklich gefüllt wurde.

    https://taz.de/Harburger-Traditionsblatt-wird-eingestellt/!5066293/

    Die Zeitung meiner Kindheit und Jugend war die
    ‚Lüneburger Landeszeitung‘.
    Zum Glück gibt es diese immer noch, obwohl die Zahlen der Print-Ausgaben rückläufig sind.

    https://www.luenepedia.de/wiki/Landeszeitung_f%C3%BCr_die_L%C3%BCneburger_Heide

    Besonders interessant finde ich ‚Lünepedia‘, welches man wohl auch im Sinne des Fediversums betrachten kann:
    Lünepedia ist das Stadtwiki[1] für die Hansestadt und den Landkreis Lüneburg. Als solches dient es dazu, lokalspezifisches Wissen über Lüneburg zu sammeln, zu erhalten mit miteinander zu teilen. Die offene und interaktive Wissensplattform wird im Sinne des Web 2.0[2] von den Nutzer*innen gestaltet und gepflegt.

    https://www.luenepedia.de/wiki/Startseite

    https://www.luenepedia.de/wiki/L%C3%BCnepedia:%C3%9Cber_L%C3%BCnepedia#Stadtwikis_andernorts

    Mit Stadtwikis und Regiowikis werden neue Wege beschritten, auch digital präsent zu sein.

  4. Mit Harold Innis begann eine Blüte der kanadischen Medienwissenschaft, die vor allem über Marshal McLuhan und dann Derrick de Kerckhove, aber auch weitere fortwirkt. Lokalzeitungen wären laut Innis „räumliche Medien“ gewesen, die durch zeitliche Medien wie Bauwerke, Verfassungen und die Bibel zu balancieren wären.

    Hier ein kurzer Überblick über seine Unterscheidungen durch Felo.ai:

    Harold Innis, ein bedeutender kanadischer Medienwissenschaftler, untersuchte die Rolle von Medien in der Entwicklung von Zivilisationen und unterschied dabei zwischen **zeitlich orientierten Medien** und **räumlich orientierten Medien**. Diese Unterscheidung ist zentral für sein Verständnis, wie verschiedene Kommunikationsmittel die Struktur und Dynamik von Gesellschaften beeinflussen.

    ## **Zeitlich orientierte Medien**

    – **Definition**: Zeitlich orientierte Medien sind langlebig und darauf ausgelegt, Informationen über lange Zeiträume zu bewahren. Sie fördern Stabilität und Tradition.

    – **Beispiele**: Innis nannte Materialien wie Stein, Ton und Pergament als Beispiele für zeitlich orientierte Medien. Diese Medien sind schwer und eignen sich gut für die Aufzeichnung von Informationen, die über Generationen hinweg bestehen bleiben sollen, wie z.B. Gesetze oder religiöse Texte.

    – **Kulturelle Auswirkungen**: Gesellschaften, die sich auf zeitlich orientierte Medien stützen, tendieren dazu, hierarchische Strukturen zu entwickeln und legen großen Wert auf Tradition und Gemeinschaft. Diese Medien fördern ein Bewusstsein für die Vergangenheit und die Weisheit der Älteren, was zu einem konsensorientierten Führungsstil führen kann[1][2].

    ## **Räumlich orientierte Medien**

    – **Definition**: Räumlich orientierte Medien sind weniger langlebig und ermöglichen die schnelle Verbreitung von Informationen über große Entfernungen. Sie sind oft flüchtig und fördern Veränderungen und Materialismus.

    – **Beispiele**: Innis führte Papier und moderne Drucktechnologien als Beispiele für räumlich orientierte Medien an. Diese Medien sind leichter und ermöglichen es, Informationen schnell und effizient über große geografische Bereiche zu verbreiten.

    – **Kulturelle Auswirkungen**: Gesellschaften, die auf räumlich orientierte Medien angewiesen sind, tendieren dazu, weniger Wert auf Tradition zu legen und fördern stattdessen abstraktes Denken und Rationalität. Diese Medien unterstützen die Schaffung zentralisierter Machtstrukturen und imperialer Systeme, da sie es ermöglichen, Informationen schnell zu verbreiten und Kontrolle über große Gebiete auszuüben[1][2][4].

    ## **Einfluss auf die Zivilisation**

    Innis argumentierte, dass die Art des verwendeten Mediums nicht nur die Art und Weise beeinflusst, wie Informationen verbreitet werden, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf die sozialen Strukturen und die kulturelle Identität von Gesellschaften hat.

    – **Balance zwischen Medien**: Um in der Zeit und im Raum zu bestehen, müssen Zivilisationen ein Gleichgewicht zwischen zeitlich und räumlich orientierten Medien finden. Ein Übergewicht eines Typs kann zu Instabilität führen, während ein ausgewogenes Verhältnis die Entwicklung von komplexen politischen und sozialen Strukturen fördert[2][3].

    – **Historische Beispiele**: Innis untersuchte, wie verschiedene Zivilisationen, wie das alte Ägypten und das Römische Reich, durch die Verwendung von Medien wie Stein, Papyrus und Pergament geprägt wurden. Diese Medien beeinflussten nicht nur die Verwaltung und Kontrolle von Territorien, sondern auch die kulturellen und religiösen Praktiken der Gesellschaften[1][2].

    Insgesamt zeigt Innis’ Theorie, dass die Medien, die eine Zivilisation nutzt, entscheidend für ihre Entwicklung, Stabilität und Fähigkeit zur Anpassung an Veränderungen sind.
    [1] https://en.wikipedia.org/wiki/Harold_Innis%27s_communications_theories
    [2] https://en.wikipedia.org/wiki/Empire_and_Communications
    [3] https://oxfordre.com/communication/display/10.1093/acrefore/9780190228613.001.0001/acrefore-9780190228613-e-962?p=emailAaDnuVC6vTzUI&d=/10.1093/acrefore/9780190228613.001.0001/acrefore-9780190228613-e-962
    [4] https://deutsch.wikibrief.org/wiki/Harold_Innis%27s_communications_theories
    [5] https://www.jstor.org/stable/40061573
    [6] https://www.media-studies.ca/articles/innis.htm
    [7] https://journalism.university/media-and-communication-theories/harold-innis-theory-media-bias/
    [8] http://iwcmediaecology.pbworks.com/w/page/8480854/Time%20and%20Space%20Theory
    [9] https://fgz-risc.de/forschung-transfer/projektdatenbank/details/LEI_F_11
    [10] https://www.jstor.org/stable/44934637

  5. Manchmal fördert Lokaljournalismus auch einfach kuriose Vorfälle zu Tage.

    So berichtete die Stuttgarter Zeitung am 03. Januar 2025 auf Seite 17 (“Stuttgart Stadt & Region”): “Carlo findet Finger – die Polizei löst den Fall

    Demnach habe der “fast 13 Jahre alte Mudi-Mischling Carlo” am Neujahrsmorgen in der “Ludwigstraße” aufgeregt angezeigt, dass er etwas gefunden habe. “Als die Stuttgarterin sich nähert, wird ihr ganz mulmig: Auf dem Gehweg liegt ein abgetrennter menschlicher Finger.”

    Die eingeschaltete Polizei kann den Verdacht eines Verbrechens jedoch ausräumen.

    “Die Polizei bestätigt, dass es am Silvesterabend gegen 22 Uhr in der Ludwigstraße einen Unfall gegeben hat. Dabei habe ein 33-Jähriger ‘durch falsche Handhabung eines Silvesterknallers’ offenbar den gefundenen und einen weiteren Finger verloren.”

    Auch Verwandten sei es leider nicht gelungen, die Finger rechtzeitig zu finden – sie konnten also auch nicht mehr angenäht werden.

    Der Artikel macht zudem darauf aufmerksam, dass “allein das Klinikum Stuttgart rund um den Jahreswechsel” krasse “30 schwere Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper” zu behandeln hatte.

    Aus meiner noch nicht durch Feuerwerksköper-Verletzungen getrübten Sicht sehe ich hier starke Argumente für ein Verbot privater Böller, die offensichtlich nicht nur erhebliche Kosten verursachen, sondern auch die Mitwelt und die Mitmenschen sowie unser ohnehin leidendes Gesundheitssystem schädigen.

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