Medienbildung zwischen Mimesis (Nachahmung) und Diegesis (Erzählung)

Vor der Bundestagswahl 2025 verloren Teile der deutschen Medienkonzerne und Politik die Nerven: Statt die Sorgen der meisten Menschen etwa um die lahmende Exportwirtschaft, die fossil finanzierten Kriege und Terrorgruppen, den Wohnungsmangel und die Klimakrise (zunehmend als Wasserkrise) ernst zu nehmen, befeuerten sie trotz bereits zurückgehender Asylzahlen die Ängste vor Migranten und Staatsversagen. Statt der Vernunft (Logos) wurde die Empörungssucht (Thymos) bedient. Das Ergebnis der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 fiel entsprechend aus: Die Parteien der demokratischen Mitte verloren insgesamt stark, die Union blieb unter 30 Prozent, die FDP verpasste sogar den Wiedereinzug in den Bundestag und Zugewinne erzielten die rechtsdualistische AfD und die Linkspartei. Fast wäre auch noch das BSW ins Parlament gekommen (4,98 Prozent).
Medienethisch gesprochen hatten einige bundesdeutsche Parteispitzen und Chefredaktionen den einfachsten Grundsatz über Bord geworfen: nicht schlechte Taten durch Aufmerksamkeit belohnen und bewerben, sondern eigene Botschaften und Themen setzen.
Ich hatte mich damals per Meldungen und Blogposts gegen den Absturz von Politik- und Medienvertrauen geworfen. Und Wochen nach dem Desaster entsprach ich einer Bitte von Herder Korrespondenz und schrieb einen Rückblick unter dem Titel:
Journalismus in Zeiten digitaler Aufmerksamkeitsökonomie.
“Medien und Mimesis. Journalismus in Zeiten digitaler Aufmerksamkeitsökonomie” von Dr. Michael Blume in Herder Korrespondenz 10/2025, Screenshot & Link
Denn diese politisch-medialen Fehler des Jahres 2025 wurden schon in der Antike als “Mimesis” (Nachahmung) diskutiert und etwa in der Inszenierung von Hinrichtungen und Gladiatorenkämpfen zum Machterhalt eingesetzt: Unmoralisch und nur kurzfristig funktional, aber schon mittelfristig immer wieder ein Desaster. Und mit jedem neuen Medium setzten neue, mimetische Überschwemmungen ein: Moderne Denker wie Rene Girard (1923 – 2015) sahen mit der Ausbreitung von Radio und Fernsehen die Nachahmung von Neid und Gewalt als übermächtig. Richard Dawkins formte gar für das Internet-Zeitalter den Begriff der “Meme” aus Mimesis + Gene.
Nicht nur jüngere Menschen machen die Erfahrung: Bei schlechter Benutzung macht das Smartphone mütend (zugleich müde & wütend). Medienbildung wird zur Lebenskompetenz. Inzwischen werden auch (wieder) gesetzliche Medien-Verbote für Kinder gefordert.
Einen Ausweg aus der medialen Abwärtsspirale boten und bieten die Erzählungen (Diegesis), die aber dann sehr viel komplexer und kostspieliger herzustellen sind, wenn sie gut, ja vorbildlich sein sollen. Gewachsene Religionen lassen sich auch als symbolisch und rituell befestigte Mediengemeinschaften verstehen, die sich um die Mythologien guter Vorbilder wie Schamaninnen & Engel, Propheten wie Moses und Muhammad, des Buddha oder Jesus Christus gruppieren.
Mimetischer Beschleunigungsrausch oder religiöse Entschleunigung? “Fahr nie schneller als Dein Schutzengel fliegen kann”. Foto: Michael Blume, Bad Wörishofen
Spätestens hier wird aber auch deutlich: Medienbildung und Medienphilosophie betrifft mehr denn je auch uns alle!
Selbstverständlich können und sollten wir kritisieren, wenn große wie kleine Medien beispielsweise schlechten Reden des US-Präsidenten Donald Trump nachhecheln, aber gleichzeitig eine gute Rede der EU-Präsidentin Ursula von der Leyen weitgehend ignorieren. Aber es läge doch auch an uns allen selbst, über unsere Aufmerksamkeit stärker zu bestimmen – und etwa den noch immer vorherrschenden Sexismus auch bei uns selbst und im Fediversum zu überwinden.
Entsprechend freue ich mich sehr über bereits zahlreiche, bisher sehr positive Rückmeldungen zu “Medien & Mimesis”! Und habe ich mich sehr über den reflektierenden Kommentar von @Marie H. gefreut, Zitat:
“Ich habe gerade Ihren Herder-Artikel gelesen. Sie haben auf das Versagen von Medien und Politik hingewiesen. Zu den Medien zählen auch wir, wenn wir Social Media nutzen.
Der heutige Zustand von Politik, Gesellschaft und Medien kommt nicht überraschend. Jahrzehntelang wurde uns beispielsweise erzählt, dass Geiz geil ist. Wir unterschätzen imho, dass auch Werbung längerfristig Einfluss auf eine Gesellschaft hat. Wer als erfolgreich gelten will, sollte schon “mein Haus, mein Auto, mein Boot” haben. Außerdem wurde um Konsum der Tanz ums goldene Kalb veranstaltet.
Es herrscht mE auch deshalb die von Ihnen erwähnte Polarisierung, weil mehr Menschen unter materieller Verlustangst leiden. Dies nutzen manche Medien schamlos aus, indem sie Neiddebatten vom Zaun brechen. Wobei nicht die Reichen beneidet werden, sondern die weniger gut Situierten gegen eigentlich noch ärmere Menschen aufgebracht werden. […]
Eigentlich brauchen wir alle Medienbildung.”
Genau das. Danke, sehr!
Allen, die es feiern, ein gesegnetes Jom Kippur – Gmar Chatima Towa! Mögen wir ins Buch des Lebens (!) eingeschrieben sein!
Und, versprochen: Wenn es weiterhin so viel Interesse an Medienbildung gibt, werde ich wieder und weiter zur Bedeutung von Landkarten, ja Kartenliebe bloggen! 🙂


Auch die beste Rede, auch die besten Ideen, können nicht ändern, dass all unseren Parteien und den meisten Top-Politikern der Hosenstall aufsteht, aus dem ein dicker, fetter Korruptionsskandal heraushängt. Dem nackten Kaiser glaubt man nicht, wenn er seine Kleider preist. Auch das gehört zur Medienpolitik – aus Versprechen vom Himmelreich und Loblieder über faulem Fleisch hört man das Begräbnis heraus, das macht den Angehörigen Depressionen und den Geiern Appetit.
Ich erzähle lieber meine eigenen Märchen.
Europa an sich hat gigantisches Potenzial. Wir haben die Piratenbeute der letzten Jahrzehnte als Startkapital und eine Landesnatur, die uns das Leben so sehr zur Hölle macht, dass wir uns stets weiterentwickeln müssen und nur das Beste bei uns funktioniert. Das hat die angenehme Nebenwirkung, dass kein Mensch, kein Individuum, den Evolutionsdruck aushält. Deswegen schützen wir das Individuum und die Schwachen mit Rechten und entwickeln Riesen, die für uns die Welt schultern: Gemeinschaften und Maschinen.
Nach oben buckeln, nach unten treten, so stürzen Kartenhäuser ein. Das können sich große Flachländer leisten, die in die Breite gehen können – China, Russland, USA. China lenkt den Druck auf den Einzelnen, damit der Kaiser Kind sein kann und sich die Gesellschaft nicht weiterzuentwickeln braucht, es schickt Bruce Lee in die Arena – ein Nackedei, das bis an die Grenzen des Menschenmöglichen gegangen ist. Bei uns waren Spartaner bloß Noobs, wir mussten die Grenzen überschreiten – unser Krieger ist Homer Simpson mit Maschinengewehr.
Homer ist Amerikaner, denn wie bei jedem Dampfkessel, kann auch Europa seine Wirkung am besten draußen entfalten. Dort wächst sie schnell und verpufft schnell. Trump macht aus dem größten Land Europas das Vergessene Tal, in dem Herden weißer Dinosaurier auf der Prärie weiden, mit Peitsche und Lasso getrieben von einem Cowboy, bis wieder mal irgendein Clovis oder Cortez vorbeikommen, um sich ein paar Hamburger zu braten. Amerika wird wieder zu dem, was es immer war – ein Reservat für woanders ausgestorbene Tierarten, wo die Bäume riesig sind und die Büffelherden groß, weil sie viel Platz und Futter haben und so sehr dick werden können, aber auch sehr lahmarschig. Dort implodiert die Masse – bei uns bleibt sie eine Wolke, stets in Bewegung, deswegen wirken unsere Riesen in Einzelteilen auch viel, viel kleiner.
Wenn euch also Europa, seine Werte, seine enormen Qualitätsansprüche, die keine Diktatur dulden, ohne dass Krieg daraus wird, keine Ungerechtigkeit, ohne dass Aufstände daraus werden, keinen Stillstand, ohne dass gleich die Hunnen ins Land fallen, zu viel sind – haut doch ab nach Amerika. Europas Techno-Dampfwolke wirkt gerade in China, aber auch dort verpufft sie in der archaischen Natur der Gesellschaft, die auf Stillstand pocht. Wir haben eine Zukunft. Wir haben eine Chance. Aber nicht als Trailer Park voller zahnloser Rednecks, die sich nur darauf einigen können, dass sie Knarren lieben und Schwarze hassen.
Europa ist eine Stadt, gebaut von Gott, hier überlebt nur die Zivilisation. Tja. Nächstes Jahr in Jerusalem, wie? Wird wohl noch eine lange, lange Wanderung durch die Wüste.
Medienkompetenz. Wenn ich schon Grabesreden über einer Leiche schwinge und mir ihr Loblied zusammen lüge, gebe ich ihrer Seele auch gleich ein paar Wegweiser mit auf die Reise. Ich hab’s ja eher mit dem ägyptischen Totenbuch, und darin geht es auch nur darum, wie man im Buch des Lebens von einem Kapitel ins nächste kommt.
Identität. Mythologie. Unsere Nationen sind auf Mythen aufgebaut, die wir uns vor 200 Jahren aus den Fingern gesaugt haben, groben Geschichtsfälschungen, auf deren Basis wir eigene Staatsreligionen gründeten. Sobald ihre Erfinder tot waren, sind diese Nationen für deren Kinder schon immer da gewesen. Die Geschichte hatte mit natürlichem Wachstum vorgearbeitet, doch die endgültige Schöpfung war künstlich, zweckdienlich, nach sehr pragmatischen Gesichtspunkten ausgerichtet, eine Anpassung an die Realität. Ich biege mir neue Märchen zurecht, neue Seelen, neue memetische DNA, einen Zeus, in dem all unsere Nationalgötter weiterleben können, denn ich bilde mir ein, eine neue Seele hat die Macht, einem faulenden Körper neues Leben einzuhauchen.
Zur Medienkompetenz gehört auch die Auswahl der Lügen, die man lieber glaubt als andere, wenn man es nicht sicher weiß. Nackte Kaiser, die ihre Klamotten preisen, verlieren gegen tote Kaiser, deren Nacktheit vergessen ist. Und so bleibt mir nur noch die Wahrheit des Kontinents, in Berge und Flüsse gemeißelt – schütze die Schwachen, schütze die Kleinen, stell dich vor sie mit all deinen Stärken und all deiner Größe. Denn ich lasse es Blitze regnen, und wer dem Schauer seine weiche Seite zukehrt, ist tot.
Ähm, “Danke”, @Paul S.
Wie so oft wirbeln kluge und abseitige Assoziationen bei Ihnen wieder wild durcheinander. Mir scheint, dass Sie die Blogposts allenfalls überfliegen, um dann doch nur “Ihr Ding” abzuladen. Auch okay.
Dazu anmerken möchte ich hier also nur den enormen Unterschied zwischen 1. Medienkompetenz und 2. Medienbildung.
In der Medienkompetenz geht es erst einmal nur darum, wie Medien genutzt werden können, um konkrete Ziele zu erreichen.
Die Medienbildung reflektiert darüber hinaus ethisch, philosophisch und ggf. auch religiös, welche Ziele mit Medien erreicht werden können und sollen.
Wer medienkompetent ist, weiß, wie gekonnt Reichskanzler Otto von Bismarck (1815 – 1898) im Juli 1870 die Emser Depesche im Telegram-Stil verkürzte, um über Zeitungen sowohl in Frankreich wie Deutschland nationale Aufwallungen zu erzeugen und den Deutsch-Französischen Krieg auszulösen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Emser_Depesche
Wer mediengebildet ist, hat schon mit anderen darüber dialogisch reflektiert, was für und was gegen diesen Medieneinsatz gesprochen hat. War das nicht kriegshetzerisch? Oder musste Bismarck durch Abwarten eine französisch-österreichische Koalition fürchten? Wie treffen wir heute Entscheidungen über unsere Medieneinsätze, beispielsweise im Internet?
Das, lieber @Paul S., ist der Unterschied zwischen bloßer Medienkompetenz und dialogischer Medienbildung.
@Hauptartikel
Das Thema Zuwanderung einfach vermeiden ist wohl aber auch keine gute Lösung?
Wenn drüber reden, dann aber vernünftig. Über gelungene Integration z.B., und aber auch über ein Scheitern, das sind doch interessante Themen.
So hat dann auch bei der Kommunalwahl in Duisburg der SPD-Kandidat gegen den Trend 46 % der Stimmen geholt, mit dem Thema Integration. Was da jetzt welche Politik draus wird, keine Ahnung. Ich wohne hier in Dortmund.
Auch nur weniger muslimische Flüchtlinge fordern, aber dann nicht realisieren, dürfte weniger hilfreich sein. Die Städte müssen die Leute aufnehmen, aber nur die EU könnte den weiteren Zuzug wirklich begrenzen.
Zumal man auch immer gucken muss, wie die Lage gerade ist, und wie groß die Not der potentiellen Zuwanderer ist. Aktuell könnte das werden, wenn die Palästinenser aus ganz Palästina vertrieben werden. Dann müssten wir uns überlegen, was wir damit machen.
Entweder die Leute auf dem Sinai, oder vielleicht in Tunesien mit genug Sicherheitsabstand zu Israel ansiedeln wäre eine Option. Oder eben dass die sich überall verteilen, auch in Europa. Das müsste im Fall des Falles irgendwie entschieden werden.
Wenn es sich in Syrien nachhaltig doch noch zum Besseren ändert, können dann eine Menge Syrer wieder in ihren Heimat zurückkehren. Und sollte wider Erwarten der Ukrainekrieg enden, werden viele Ukrainer Deutschland wieder verlassen können.
Dem Wohnungsmarkt wird das ganz akut sofort helfen, die dann eventuell fehlenden Bauarbeiter helfen dann längerfristig aber eher nicht. Wen man wirklich aktuell gut brauchen kann, den sollte man vielleicht bevorzugen.
Danke, @Tobias – und ja: “Wenn drüber reden, dann aber vernünftig.“ ist genau der Punkt, den ich medienbildend erreichen möchte.
So habe ich im Medien-Mimesis-Artikel ausdrücklich auch etwa beim Thema Suizid und Flitzertum darauf hingewiesen, dass nicht verschwiegen, sondern verantwortlich berichtet werden soll:
“Erst als verantwortungsvolle Sportmedien begannen, zwar die Live-Störungen der Spiele durch die Kommentierenden unaufgeregt zu erläutern, dabei aber konsequent auf jedes Bild der Störer zu verzichten, ebbte das „Flitzer“-Phänomen wieder ab.”
Ebenso thematisieren heutige Medienpädagoginnen und Medienpädagogen etwa den Antisemitismus, ohne insbesondere Kinder und Jugendliche mit Schock- und Propagandabildern zu überfordern. Es ist ein Bewusstsein dafür gewachsen, dass ein Zuviel an drastischen Bildern und Symbolen die negativen und auch antijüdischen Assoziationen sogar verfestigen kann. Pädagogisch sinnvoll ist es dagegen, auch positive Assoziationen etwa zum jüdischen Leben aufzuzeigen und den Lernenden zu helfen, überkommene Negativ-Bilder und Stereotype einzuordnen und zu überwinden.
Genau das wünsche ich mir auch aktuell zum antisemitischen Terroranschlag zu Jom Kippur heute in Manchester, der wiederum mit dem Jom-Kippur-Terroranschlag vom 9. Oktober 2019 in Halle (Saale) und dem Angriff auf Israel zum Jom Kippur am 6. Oktober 1973 korrespondiert. Hier sind nicht die Angreifer “berühmt” zu machen, sondern die Strukturen des Antisemitismus, seine Netzwerke und überwiegend fossilen Finanzquellen offen zu legen und zu überwinden. Zudem sind die vielen Stimmen und Werke für interreligiösen und internationalen Frieden zu stärken.
Konkret rufe ich dazu auf, am kommenden 7. Oktober 2025 – dem 2. Jahrestag des Hamas-Terrormassakers und dem jüdischen Feiertag Sukkot – den jüdischen Gemeinden in unseren Städten mit Solidaritätsbesuchen und Mahnwachen zur Seite zu stehen. Ich werde auch selbst an diesem Tag die besonders bedrängte Synagoge in Mannheim solidarisch besuchen.
Denn: Die Gefahr von Anfeindungen und sogar Angriffen steigt ja, “weil” gerade ein breit unterstützter Friedensplan vorliegt, den extreme Dualisten selbstverständlich ablehnen und bekämpfen.
Hier sind wir also wieder genau beim Punkt der Medienbildung, wie ihn auch @Marie H. herausgearbeitet hat: Es kommt nicht nur darauf an, anzusagen, was andere tun sollten – sondern auch, was jeder und jede von uns tun können. Dabei gilt selbstverständlich das Solarpunk-Motto: Niemand kann alles, aber alle können etwas verändern. Sie es durch bewusste Medienauswahl, sei es durch Dialog, sei es durch Solidarität.
Über das, was in den Medien erscheint und weiterverbreitet wird, entscheiden wir Heutigen ja mehr denn je mit.
@Michael 02.10. 16:01
„Denn: Die Gefahr von Anfeindungen und sogar Angriffen steigt ja, “weil” gerade ein breit unterstützter Friedensplan vorliegt, den extreme Dualisten selbstverständlich ablehnen und bekämpfen.“
Gelegentliche Gewalttätigkeiten hierzulande regen mich wenig auf. So überflüssig wie die sind. Generell wäre aber auch eine gut praktizierte Religionsfreiheit schon eine wesentliche Voraussetzung für ein florierendes Gemeinwesen. In Deutschland, Europa und überall.
In Gaza scheinen jetzt allerdings nicht mehr als Trümmer zu sein. Dann könnte man die Palästinenser auch komplett ganz umsiedeln. Rein technisch wäre genug Platz für eine florierende neue Heimat, irgendwo in Nordafrika in Küstennähe. Mit genug PV und Entsalzungsanlagen kann man sich da überall was aufbauen.
Ich kann mir durchaus einen Wüstensolarpunk rein technisch sehr gut vorstellen.
Aber diese Chance haben die Palästinenser längst gehabt. Und lieber Terror gegen Israel praktiziert. Überhaupt funktioniert das Leben in der ganzen muslimischen Welt nicht wirklich gut. Mit Antisemitismus und Fossilismus kann man eben kein florierendes Leben aufbauen.
Das geht gar nicht. Was da jetzt wirklich helfen kann, ich weiß es nicht. Vielleicht geht mit der Energiewende aber auch ein nachhaltiger Bewusstseinswandel bei den Menschen einher? Allein die Selbsterfahrung einer nachhaltigen Lebensweise könnte doch auch genügsamer machen, dass man sich auf sich selber konzentriert und sich ein rundweg verträgliches Leben für sich selbst gestaltet.
@Tobias
Die negativen Auswirkungen des Fossilismus und Antisemitismus sowie des Buchdruck-Verbotes von 1485 sehe ich auch in der arabisch-muslimischen Welt. Gleichwohl sind doch erkennbar auch christlich geprägte Staaten wie Venezuela oder gar Russland ebenfalls von autoritärer Rentierstaatlichkeit geprägt.
Und etwa in Marokko demonstrieren gerade Abertausende Menschen gegen eine erstarrte Regierung, die lieber in die Fußball-WM 2030 statt in Bildung und Infrastruktur investiere:
Seit Samstag gehen die Menschen in Marokko auf die Straße, um gegen die Regierung zu protestieren. Die Demonstrierenden beklagen Korruption und Milliardenausgaben für die Vorbereitung der Fußballweltmeisterschaft 2030, während viele Schulen und Krankenhäuser in schlechtem Zustand seien. Aufgerufen zu den Protesten hatte eine Gruppe namens GenZ 212 auf der Internetplattform Discord.
Die Regierung in Marokko kündigte daraufhin Reformen an.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-10/proteste-marokko-drei-tote-gen-z-212-korruption-gesundheitssystem-bildungssystem
Auch im deutsch-türkisch-muslimischen Teil meiner Familie und in unserem deutsch-kurdischen Freundeskreis kann ich keine allgemeine Abwendung von Demokratie oder Bildung erkennen – eher im Gegenteil.
Klar ist, dass die Energiewende bei uns auch zu einem Abbau des Fossilismus und sicher auch Antisemitismus in der arabisch-muslimischen Welt beiträgt. Mit Ausnahme von Afghanistan nehme ich auch eine digital beschleunigte Säkularisierung und einen korrespondierenden Einbruch der Geburtenraten wahr.
🤗
Danke! 🙏🤓🙌
Guten Abend, @Michael.
Ich finde Deinen Artikel ganz wunderbar. Indem Du einen weiten Bogen spannst und Medienbildung und -ethik in einen geisteswissenschaftlichen und historischen Kontext stellt, wird vieles verständlicher.
Wie Du am Anfang schreibst:
“auch die Konsumenten medialer Kanäle tragen eine Verantwortung.”
Das ist mir mit neuer Intensität und Eindringlichkeit 2022 während “Winnetou Gate” klar geworden. Ihr wisst schon, als – angefangen mit Markus Söder und Hubert Aiwanger und dann bis in den Bekanntenkreis hinein – alle auf einmal Selfies im Winnetou-Kostüm machten, als wäre Karneval. Mit der Message “wir lassen uns unseren Winnetou nicht verbieten, schon gar nicht von den Grünen! Verdammt noch eins!” Nur dumm, dass es nie einen Grund für diese Hysterie gab und es letztlich eine medial in die Welt gesetzte Lüge war, die sich, angefeuert von BILD, über Twitter und co wie ein Lauffeuer verbreitete. Thymos pur. Und Tausende fielen darauf herein.
Wer wollte, konnte Analysen zu diesem Phänomen finden wie hier.
Ich hatte später auch dazu etwas gepostet.
Worauf ich hinaus will: selbst in Gesprächen mit aus meiner Sicht aufgeklärten Menschen, die vom Winnetou-Virus nicht angesteckt waren, musste ich feststellen, dass fast niemand davon wusste, dass es sich um einen Fake handelte. Gerade Menschen, die Qualitätsmedien wie z.B. die Süddeutsche etc konsumierten, wussten nicht davon. Denn viele seriöse Medien verzichteten darauf, dieses Phänomen kritisch zu hinterfragen. Will sagen: wir als Konsumenten haben in einer solchen Situation mehr und mehr Verantwortung, selbst kritisch nach Quellen zu recherchieren und auch Qualitätsmedien immer wieder zu hinterfragen (ohne ihnen gleich komplett zu misstrauen). Und nicht gleich selbst mit auf jeden Empörungszug aufzuspringen.
Denn die seriösen Medien selbst (ich will ihnen nichts böses unterstellen) scheinen mittlerweile oftmals nicht mehr hinterherzukommen, wenn Verschwörungsunternehmer und andere mächtige und böswillige Akteure die Welt mit “shit” fluten.
Vielen Dank, lieber @Peter
Heute bzw. gestern Abend sprach ich bei der Jungen Union Kreisverband Rems-Murr zum Judentum & Tag der Deutschen Einheit. Ich setzte dabei meinen Kurs fort, Sachwissen dialogisch anzubieten und hatte eine Vielzahl von Medien bei mir – bis hin zur historischen Kartenliebe! 🙂
Und ich war wirklich beeindruckt vom Interesse der (meisten) jungen Leute sowohl an den Themen wie auch an den Medien. Für meine Ablehnung der Union-FDP-AfD-Abstimmung bekomme ich inzwischen quer durch die Union nur noch positive Rückmeldungen. Mehr und mehr Engagierte sind entsetzt davon, wie leichtfertig Vertrauen durch Fossilismus und dümmliche Polarisierungen zertrümmert wird. Zuspruch findet die derzeitige Bundesregierung vor allem noch zur Außenpolitik.
Ich habe den o.g. Herder-Artikel eben auch geschrieben, damit die bitteren Lektionen aus dem medialen und politischen Versagen zur Bundestagswahl 2025 nicht vergessen werden. Denn derzeit wird ja nicht der Faschismus halbiert, sondern die Union.
Die AfD profitiert zudem von wachsenden Zweifeln am Funktionieren der Demokratie. Nur noch eine Minderheit von 42 Prozent ist mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert, zufrieden. 56 Prozent hingegen sind damit weniger bzw. gar nicht zufrieden. Am größten ist die Unzufriedenheit unter den AfD-Anhängern mit 91 Prozent.In der Frage, worin derzeit die größte Gefahr für die Demokratie in Deutschland besteht, teilen sich die Wahlberechtigten in verschiedene Lager. Für die AfD-Anhänger sind es vor allem das als dysfunktional empfundene Handeln von Politik, Institutionen und Behörden (35 Prozent) sowie das Thema Migration (16 Prozent). Die Anhänger aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien empfinden Rechtsextremismus und -populismus als größte Gefahr für die Demokratie.63 Prozent der Grünen-Anhänger, 52 Prozent der Linken-Anhänger, 51 Prozent der SPD-Anhänger und 39 Prozent der Unions-Anhänger nennen bei offener Frage an erster Stelle dieses Thema. An zweiter Stelle folgt auch bei diesen Partei-Anhängern jeweils das als dysfunktional empfundene Handeln von Politik, Institutionen und Verwaltung – allerdings mit deutlich geringeren Werten als bei AfD-Anhängern.
https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-oktober-106.html
Zwar bin ich von der allzu langsamen Lernkurve der derzeitigen Bundesregierung entsetzt. Immerhin wird damit auf Jahrzehnte “belegt”, dass mediale und politische Polarisierung demokratischen Parteien niemals nutzt…
@Peter Gutsche. Zustimmung hier. Es sei dazu auch an das angebl. Phänomen Pariser Bettwanzen erinnert (https://www.fr.de/panorama/eine-parade-ungebetener-gaeste-bettwanzen-in-paris-92556395.html) Das schaffte es, wie auch anderer Fake/Hate/Ragebait, wohl aufgr. v. Kuriositätsktiterien in den Nachrichtenmainstream. Oder als Zweifel an d. Dissertation v. Fr. Brosius-Gersdorf hinaus geblasen wurden, Mitte-Positionen von den üblichen Giftzwergen als “links” bezeichnet + behatet wurden. … Manch eine/r mag wieder und wieder denken: Echt jetzt, schon wieder? Och nööö… Die Seifenoper der einfallslos-kriminellen Hater geht immer weiter 😮 Und weiter, und weiter, schnarch
Herzlichen Dank für den wichtigen Hinweis, @MB 🙏
Heute las ich in der ZEIT vom 2. Oktober 2025 auf S. 7 das bemerkenswerte Interview mit Nathanael Liminski (CDU), Chef der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen und, so die Zeitung, “Vordenker der CDU”.
Sehr passend zum o.g. Artikel Medien & Mimesis kritisiert auch Liminski dabei polarisierende Medien wie “Nius” und sagt u.a.:
“Manche machen sich die Empörung zu eigen, sind quasi nur noch Lautsprecher. Aber Parteien sind unserer Verfassung nach privilegiert, weil sie Meinungsbildung betreiben – nicht nur Meinungsabbildung. Als Partei der Mitte führen wir keine Kulturkämpfe. Wir müssen uns die Kraft der Differenzierung bewahren. Dafür muss ich wissen, wo ich politisch stehe und warum. Das ist eine Frage der intellektuellen Selbstbehauptung und der fachlichen Kompetenz, der Genauigkeit in der Sprache. Wer politischen Erfolg allein daran misst, in diesen Medien stattzufinden, landet bei der Methode Trump. Für mich heißt Erfolg: für die richtigen Ideen Mehrheiten gewinnen.”
Mit dieser politischen, medialen und dialogischen Integration zur Mitte hin – genannt wird ausdrücklich das aktive Gespräch mit Muslimen – habe die Landespartei um Hendrik Wüst sehr viel stärkere Glaubwürdigkeitswerte und Kommunalwahlergebnisse als die derzeitige Bundesregierung vorzuweisen.
Gerne möchte ich aber auch historisch darauf hinweisen, dass wir solche polarisierenden, riesigen und sogar bis heute nachwirkenden Medienkampagnen bereits im 19. Jahrhundert hatten. Ein Beispiel, zu dem ich auch bereits arbeiten, schreiben und bloggen konnte, ist der französisch-europäische Taxil-Schwindel um den skrupellosen Verschwörungsunternehmer Leo Taxil (1854 – 1907), der eigentlich Marie Joseph Gabriel Antoine Jogand-Pagès hieß. Dieser bot der durch Industrialisierung und neue Medien erschütterten Öffentlichkeit knallige dualistische, antiliberale und sexistische Verschwörungsmythen und vor allem Bilder, die bis heute den Antimasonismus und Antisemitismus befeuern.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wie-freimaurer-zu-vermeintlichen-satanisten-gemacht-wurden-der-taxil-schwindel/
Hier eine kurze Zusammenfassung der verwendeten Medien durch Felo.ai:
## Medien des Taxil-Schwindels
Der **Taxil-Schwindel** wurde von Léo Taxil zwischen 1885 und 1897 inszeniert und nutzte verschiedene Medien und Methoden, um seine falschen Behauptungen über angebliche satanische Riten der Freimaurerei zu verbreiten. Hier sind die wichtigsten Medien und Kanäle, die er verwendete:
### **1. Bücher und Schriften**
– Taxil veröffentlichte umfangreiche Werke, darunter ein vierbändiges Standardwerk über die Freimaurerei und die Skandalstudie *”Der Teufel im 19. Jahrhundert”*, die in zwei Bänden mit jeweils 1000 Seiten erschien. Diese Werke enthielten erfundene Geschichten über satanische Rituale und Figuren wie die angebliche Teufelspriesterin Diana Vaughan[5].
– Er erstellte auch eine alphabetische Liste angeblicher Freimaurer in Frankreich, um seine Behauptungen zu untermauern[1].
### **2. Zeitungen und Zeitschriften**
– Taxil nutzte Zeitschriften wie *La Fronde*, die er bereits in jungen Jahren herausgab, um polemische und kirchenkritische Texte zu veröffentlichen. Diese Plattformen dienten ihm später auch zur Verbreitung seiner anti-freimaurerischen Propaganda[5].
– Die katholische Presse unterstützte seine Veröffentlichungen und trug zur Verbreitung seiner Behauptungen bei[9].
### **3. Vorträge und öffentliche Auftritte**
– Taxil hielt Vorträge, um seine Geschichten zu verbreiten. Ein Beispiel ist sein Auftritt auf dem Antimaurerkongress 1896 in Trient, bei dem er vor Hunderten von Teilnehmern, darunter Bischöfen und Geistlichen, sprach[6].
– 1897 enthüllte er in einem öffentlichen Vortrag vor einem großen Publikum, dass seine Enthüllungen erfunden waren. Diese Veranstaltung endete in Tumulten und einem Polizeieinsatz[6].
### **4. Illustrationen und visuelle Darstellungen**
– Seine Werke enthielten Illustrationen, wie etwa die Darstellung von Baphomet in einer angeblichen Freimaurer-Zeremonie. Solche Bilder sollten die Glaubwürdigkeit seiner Geschichten erhöhen und die Fantasie der Leser anregen[1].
### **5. Unterstützung durch die Kirche**
– Die katholische Kirche, beeindruckt von Taxils angeblicher Bekehrung, unterstützte seine Veröffentlichungen und trug durch Werbung und Anerkennung zur Verbreitung seiner Schriften bei. Papst Leo XIII. gewährte ihm sogar eine Privataudienz[9].
### **Zusammenfassung**
Taxil nutzte eine Kombination aus Büchern, Zeitschriften, Vorträgen, Illustrationen und kirchlicher Unterstützung, um seinen Schwindel zu verbreiten. Diese Medien ermöglichten es ihm, ein breites Publikum zu erreichen und seine erfundenen Geschichten über die Freimaurerei glaubwürdig erscheinen zu lassen.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Taxil-Schwindel
[2] https://www.deutschlandfunk.de/eine-lange-nacht-ueber-den-publizisten-leo-taxil-schwindler-100.html
[3] https://www.freimaurer-wiki.de/index.php/Leo_Taxil
[4] https://gems-brachenfeld.de/2018/12/sor-smc/
[5] https://www.sueddeutsche.de/medien/leo-taxil-fake-news-freimaurer-kirche-1.4291491
[6] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wie-freimaurer-zu-vermeintlichen-satanisten-gemacht-wurden-der-taxil-schwindel/
[7] https://folhadolitoral.com.br/de/colunistas/maconaria/satanismo-3/
[8] https://tu-dresden.de/gsw/fovog/textedaten/templerlexikon/t
[9] https://www.pacelli-edition.de/schlagwort-pdf.html?idno=22001
[10] https://d.lib.msu.edu/etd/3375/OBJ/download
[11] https://www.persee.fr/doc/raipr_0033-9075_1981_num_60_1_4619
[12] https://deleuze.cla.purdue.edu/lecture/lecture-recording-2-g-m/
[13] https://dokumen.pub/lartiste-et-son-oeuvre-dans-la-fiction-contemporaine-2807615937-9782807615939.html
[14] https://www.reddit.com/r/ExperiencedDevs/comments/1n2cyr0/why_are_so_many_news_segments_saying_ai_will/?tl=fr
[15] https://media.electre-ng.com/extraits/extrait-id/d1ef9e717637ac2a5c04dd2bfb556910273437951adf8a982da97ebf7b638173.epub
[16] https://repositorio.ufsc.br/bitstream/handle/123456789/106734/319246.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Es ist übrigens durchaus bemerkenswert, dass nach dieser “Blamage” kein weiterer Papst mehr den Namen Leo / Löwe annahm – bis zum aktuellen Papst Leo XIV.…
Danke für die Antwort, @MB.
Ja, die Lust, Fake News weiter zu verbreiten und Empörung zu generieren, scheint ein gesellschaftliches Bedürfnis zu sein. Allerdings mit unabsehbare und ernsten Folgen.
Manche dieser Empörungswellen sind vielleicht weniger schlimm in ihren Auswirkungen, aber bei Frauke Brosius-Gersdorf hat das dann einerseits eine Person bedroht und ihre weiteren beruflichen Optionen zerstört und darüberhinaus unser demokratisches System an der Wurzel angegriffen.
Hallo Herr Blume.
Wie Sie selbst im Titel gezeigt haben, sind schwer verständliche Begriffe völlig entbehrlich.
Ihr Titel:
Medienbildung zwischen Mimesis (Nachahmung) und Diegesis (Erzählung).
Besserer Titel:
Medienbildung zwischen Nachahmung und Erzählung.
Vermutlich erreichen Sie mit leichtverständlichen Begriffen eine größere Anzahl Menschen.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass Sie die schwer verständlichen Begriffe aktiv einführen wollen.
Danke für Ihre Rückmeldung und “Sorge”, @Karl Bednarik
Nein, mir geht es nicht um möglichst schwer verständliche Begriffe – sondern darum, hier auf dem Wissenschaftsblog auch an ältere Debatten aus Philosophie und Wissenschaft anzuknüpfen. So stammen die hier verwendeten Begriffe von Mimesis (Nachahmung), Diegesis (Erzählung) und Thymos (Empörung) schon aus der griechischen Klassik – vor allem von Platon und Aristoteles – und werden von mir in fachlichen Texten in die heutige Zeit übersetzt und diskutiert. Begriffsarbeit halte ich für unglaublich wichtig.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/begriffsnetz-und-begriffsarbeit-mit-einem-guden-rosch-ins-neue-jahr/
Wenn ich – wie neulich in Bietigheim-Bissingen vor Hunderten Neuntklässlern spreche, verzichte ich dagegen auf solche Fachbegriffe, sondern formuliere bereits mit Begriffen der Jetztzeit. Uwe Mollenkopf von der Bietigheimer Zeitung berichtete:
Der 49-jährige Religionswissenschaftler, der sein Amt als Beauftragter der Landesregierung seit 2018 inne hat, sah die Ursache des Antisemitismus vor allem in Verschwörungsmythen. Die Juden seien dabei auch aufgrund ihrer höheren Bildung zum Feinbild geworden. […] Die Wasserknappheit und der Kampf um Öl und Gas im Nahen Osten hätten seine Sicht auf die Welt verändert, berichtete Blume weiter. „Wir müssen aufhören, Kriege durch den Einkauf von Gas und Öl zu finanzieren“, forderte der Redner, der, wie er sagte, vor acht Jahren auf ein Elektroauto umgestiegen ist.
https://www.bietigheimerzeitung.de/inhalt.bietigheim-bissingen-es-gibt-keine-menschenwuerde-erster-und-zweiter-klasse.db535c4d-a022-48ec-983f-d0175b15a027.html
Auch eine KI wie Felo.ai vermag die Bedeutung der griechisch-philosophischen Begriffe für fachlichere Diskussionen bereits wieder zu geben:
Die Begriffe **Thymos** und **Mimesis** bieten wertvolle Perspektiven, um Identitätskrisen zu analysieren, da sie grundlegende Aspekte menschlicher Emotionen, Verhaltensweisen und sozialer Dynamiken beleuchten.
### **Thymos und Identitätskrisen**
– **Thymos** beschreibt den Wunsch nach Anerkennung, Stolz und Empörung. In Identitätskrisen spielt dieser Aspekt eine zentrale Rolle, da Menschen oft nach sozialer Bestätigung und einem Gefühl der Zugehörigkeit suchen.
– Eine Identitätskrise kann entstehen, wenn der Wunsch nach Anerkennung (Thymos) nicht erfüllt wird, was zu Frustration, Zorn oder einem Gefühl der Entfremdung führen kann. Besonders in einer Gesellschaft, die stark von sozialen Medien und Statussymbolen geprägt ist, wird Thymos zu einem treibenden Faktor für Konflikte und Unsicherheiten.
– Junge Menschen, die sich in einer Phase der Selbstfindung befinden, sind besonders anfällig für Identitätskrisen, da sie oft zwischen individuellen Wünschen und gesellschaftlichen Erwartungen hin- und hergerissen sind.
### **Mimesis und Identitätskrisen**
– **Mimesis** (Nachahmung) beschreibt, wie Menschen Verhaltensweisen, Werte und Identitäten von anderen übernehmen. In Identitätskrisen kann Mimesis sowohl eine Ursache als auch eine Bewältigungsstrategie sein.
– **Ursache**: Wenn Menschen unreflektiert die Identitäten anderer nachahmen, können sie ihre eigene Authentizität verlieren. Dies führt zu einem Gefühl der inneren Leere oder der Entfremdung, da die eigene Identität nicht klar definiert ist.
– **Bewältigung**: Andererseits kann Mimesis auch helfen, neue Identitäten zu erkunden, indem man sich an Vorbildern orientiert und deren Werte oder Verhaltensweisen übernimmt, um eine eigene Identität zu formen.
– In der modernen Welt, die von kultureller Vielfalt und globaler Vernetzung geprägt ist, wird Mimesis oft durch Medien und Popkultur verstärkt. Dies kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Identitätsbildung haben.
### **Zusammenspiel von Thymos und Mimesis**
– Thymos und Mimesis sind eng miteinander verbunden, da der Wunsch nach Anerkennung (Thymos) oft durch Nachahmung (Mimesis) ausgedrückt wird. Menschen imitieren Verhaltensweisen oder Lebensstile, die in ihrer sozialen Umgebung Anerkennung finden, was jedoch zu Konflikten führen kann, wenn diese nicht mit den eigenen Werten übereinstimmen.
– In Identitätskrisen zeigt sich dieses Zusammenspiel beispielsweise in der Spannung zwischen individuellen Bedürfnissen und gesellschaftlichen Normen. Menschen versuchen, durch Nachahmung Anerkennung zu erlangen, fühlen sich jedoch gleichzeitig entfremdet, wenn diese Nachahmung nicht authentisch ist.
### **Relevanz für die Analyse**
– Die Begriffe Thymos und Mimesis helfen, die emotionalen und sozialen Mechanismen hinter Identitätskrisen zu verstehen. Sie bieten Einblicke in die Dynamik von Anerkennung, Nachahmung und Authentizität, die zentrale Themen in der modernen Identitätsbildung sind.
– Diese Konzepte können in verschiedenen Kontexten angewendet werden, z. B. in der Analyse von Jugendkulturen, sozialen Bewegungen oder der Wirkung von Medien auf die Identitätsbildung.
Durch die Anwendung dieser philosophischen Konzepte können Identitätskrisen nicht nur besser verstanden, sondern auch gezielt adressiert werden, um individuelle und gesellschaftliche Lösungen zu entwickeln.
[1] https://www.researchgate.net/publication/366324638_Representation_of_Identity_Crisis_in_Relation_to_Mimicry_and_Sense_of_Belonging_in_Abdulrazak_Gurnah's_By_The_Sea_1
[2] https://philosophynow.org/issues/97/A_Philosophical_Identity_Crisis
[3] https://ojs.southfloridapublishing.com/ojs/index.php/jdev/article/view/5352
[4] https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00958964.2024.2326437
[5] https://socialistregister.com/index.php/srv/article/view/37661
[6] https://www.researchgate.net/publication/259297060_Salome_Schmid-Isler_Platons_Kritik_der_Mimesis_in_der_Politeia
[7] https://www.apollonejournal.org/apollon-journal/the-crises-of-human-identity-in-the-1960s
[8] https://sezession.de/60510/filmkritik-und-ideologie
[9] https://brill.com/downloadpdf/display/title/59241.pdf?srsltid=AfmBOorAjm_OzyZJ8NBw068-LFPoqrbbuK0NEbzccxlm94UpU_RvL7Lm
[10] https://brill.com/downloadpdf/display/title/59241.pdf?srsltid=AfmBOoqe7cyxPUaUElbizFOwTlArmf-GdKJZQesB5p1hSU9UfGjR_iR_
[11] https://saxonianfolkways.wordpress.com/2013/10/05/the-origin-of-consciousness-in-the-breakdown-of-the-bicameral-mind/
Guten Morgen, @Michael.
Was Du heute auf Mastodon zu Deiner Kommunikationsstrategie gesagt hast, passt m.E. sehr gut hierher – zusammen mit einem Erlebnis, das ich diese Woche hatte.
Ich durfte diese Woche einem Vortrag der NGO Karimu Foundation zuhören.
Der Mit-Gründer Nelson Mattos und der Regionaldirektor Shau Erro Ae stellten die Organisation persönlich vor.
Die NGO schafft es mit Erfolg, Menschen dauerhaft und nachhaltig aus der Armut zu befreien und ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen, und Shau berichtete von seiner persönlichen Erfolgsgeschichte. Ich habe mir dazu vieles aufgeschrieben, das ich die kommenden Tage, wenn ich wieder zuhause bin, zusammenfassen will.
Aber gerade die Kommunikationsstrategie von Karimu erinnerte mich doch stark an Deinen Ansatz, Michael. Das Zauberrezept ist: der persönliche, individuelle Austausch – sei es in der direkten Begegnung oder auch virtuell. Das spielt bei Karimu die entscheidende Rolle, wie Nelson mir im persönlichen Gespräch nach dem Vortrag bestätigte. Eng damit zusammen hängt, dass die NGO nicht Hilfe in eine Richtung leistet, sondern gleichzeitig von der anderen Seite einfordert, Verantwortung für das Projekt zu übernehmen.
Ich kenne – außer Dir, @Michael (oder jetzt eben auch Karimu) – kaum Menschen oder Organisationen, die das so umsetzen und leben.
Das ist nicht nur “one direction influencing”, sondern echter Dialog in beide Richtungen und entfaltet als solcher eine ungeheure Dynamik. Ich denke, dieser Aspekt ist gerade beim Thema Paradigmenwechsel und “change management” nicht zu unterschätzen.
Um beim Thema zu bleiben: es reicht wohl nicht, seine “Follower” (oder die, die es werde sollen) nur zur Nachahmung (mimesis) zu bringen, sondern man muss sie in eine gemeinsame Erzählung (diegesis) einbinden.
Vielen Dank, @Peter 🙏 – Dein Kommentar freut mich sehr, zumal ich heute Morgen einen Text von Dir zum Durcharbeiten ausgearbeitet habe. 🤓📚🙌
Und, ja, ich versuche wirklich, den dialogischen Monismus zu leben und aus Blogposts, Gesprächen und Veranstaltungen immer auch zu lernen. Oft ist das auch ein Ausprobieren weil ich mir selbst nicht sicher bin. So hätte es ja sein können, dass die jungen Menschen gestern Abend bei der Jungen Union Rems-Murr-Kreis in Waiblingen die Europa Universalis 4-Karte von 1444 als ablenkend und störend empfunden hätten. Doch sie hatten richtig Freude und einige bekannten sich ebenfalls zur Kartenliebe! 🙂
Aber es gibt auch immer wieder unerwartete Aha-Momente, wie auch vor den Hunderten Schülerinnen & Schülern in Bietigheim-Bissingen. Eine sehr interessierte Neuntklässlerin brachte mich mit einer Frage echt ins Schleudern:
“Herr Blume, Sie haben ja erklärt, dass der Antisemitismus aus dem Bildungsneid entstanden ist. Haben die anderen Formen von Menschenhass wie Rassismus auch mit Neid zu tun?“
Das war eine grandiose Frage, auf die ich weiterhin keine sichere Antwort weiß. Ich werde mich wohl einmal vertieft mit dem Begriff und der Psychologie von „Neid“ befassen müssen!
Auf Mastodon postete ich vorhin zu den vielen Rückmeldungen zur aktuellen Umfrage:
„Danke Euch, das hilft mir sehr! 🙏🙌
Denn Reden richte ich an der jeweiligen #Zielgruppe aus & vermeide etwa ggü. Neuntklässlern weitgehend #Fachbegriffe.
Um jedoch alte & neue Konzepte wie #Mimesis , #Dualismus oder #Fossilismus einfach wiedergeben zu können, muss ich sie selbst erst dialogisch „durchgeknetet“ haben. Dabei helfen gerade auch Rückmeldungen & Nachfragen von Nicht- bzw. Nicht-Fach-Studierten SEHR! 🙏📚🤔
https://sueden.social/@BlumeEvolution/115309036126872039
Ein Risiko des dialogischen Monismus besteht wohl darin, sich selbst immer wieder verunsichern zu lassen.
Danke Dir für Deine dialogische Mitarbeit, die mir Sicherheit zur Verunsicherung gibt! 🤓🙏🖖
Vielen Dank für Ihre freundliche Erwähnung meines Kommentars mit den Zitaten. Ich freue mich sehr darüber.
Das Thema “Werbung und deren gesellschaftliche Wirkung” ist mir sehr wichtig.
Ich gehöre aufgrund meines Geburtsjahres zu den sog. Boomern. Meist findet der Begriff im negativen Sinn Erwähnung. Nicht jeden Schuh muss ich mir anziehen, wenn Schuldzuweisungen gegen meine Jahrgänge erfolgen. Für die Werbeslogans, die ich zitiert habe und die wir leichtfertig so akzeptiert haben, trägt auch meine Generation Verantwortung. Zumindest ich habe deren Wirkung unterschätzt.
Mit großer Freude habe ich Ihren Bericht über die Veranstaltung der JU gelesen. Mir ist noch etwas sehr wichtig: 2026 sind Landtagswahlen in Baden-Württemberg. Teil des Wahlkampfs können Podiumsdiskussionen sein, z.B. veranstaltet von Volkshochschulen oder Gewerkschaften oder auch Schulen. Das könnte mE mal eine Diskussion mit Vertretern der Jugendorganisationen der Parteien sein. Außerhalb der Wahlkampfzeiten wäre so etwas imho eine Möglichkeit miteinander und nicht nur übereinander zu reden. Kommunikation kann und darf nicht nur auf den Plattformen von Social Media stattfinden.
Noch ein Gedanke zur Psychologie von “Neid”: Entsteht dieser vielleicht auch aus Minderwertigkeits-Gefühlen? Weil man nicht den materiellen Erfolg erreicht hat, der einem nach eigenem Empfinden eigentlich zusteht? Wer arbeitet, aber von dem daraus resultierenden Einkommen nicht so leben kann wie er/sie möchte, wird dann anfälliger dafür sein, wenn Fantasiebeträge genannt werden, die zum Beispiel Bürgergeldempfänger angeblich fürs Nichtstun beziehen.
Medien wie Presse, Rundfunk, TV tragen zu falschen Narrativen bei. Die dann über Social Media unzählige Male verteilt werden. Dies nicht zu tun, sollte für jeden verantwortungsbewussten Menschen selbstverständlich sein.
Nochmals herzlichen Dank!
Herzlichen Dank Ihnen, @Marie H. 🙌
Ich habe Ihren Kommentar als sehr wertschätzend empfunden, da Sie den sehr fachlichen “Medien & Mimesis”-Text in einfache Sprache und Ihre eigene Lebenswelt übersetzt und das Ergebnis digital öffentlich gemacht haben. Das ist sehr genau das, was ich mir auch beim Verfassen komplexerer Texte wünsche! Und ich erinnere mich, dass Sie anfangs Begriffsarbeit & Philosophie als Angelegenheit akademischer Spezialisten betrachtet und meine Hoffnung darauf skeptisch gesehen haben. Ich meine aber wirklich, dass gerade auch Wissenschaftsblogs eine ganz niedrigschwellige Möglichkeit sind, mit der alle (!) Interessierten auch in fachliche Begriffswelten einsteigen und sich dazu einbringen können. Dass Sie das mit Ausdauer und Erfolg tun, empfinde ich als wirklich wertvoll und danke Ihnen sehr dafür!
Zur sehr erfreulichen Erfahrung mit der Jungen Union KV Rems-Murr gestern in Waiblingen auch mit dem Kartenliebe-Experiment habe ich gerade gevloggt:
https://www.youtube.com/shorts/TpjdOzK1aY8
Auch Ihre Hinweise auf die psychologischen Mimesis-Wirkungen von Werbung schätze ich sehr! Denn warum wohl zeigen Wahlplakate meist großflächige Gesichter mit allenfalls kurzen Textbotschaften? Weil die wiederkehrende Ansicht anderer, lächelnder Menschen unsere Evolutionspsychologie triggert und Vertrauen aufbaut. Auf so einfachen, psychologischen Mechanismen baut die politische Werbung auf, auch deswegen drängen Politikerinnen und Politiker immer wieder in Medien. Wiederholung stiftet Vertrauen und so konnte Angela Merkel (CDU) schließlich sagen: “Sie kennen mich.”
Entsprechend besorgt beobachte ich, dass Friedrich Merz (CDU) auch nach dem Bruch seines Versprechens, nicht mit der AfD abzustimmen, noch immer keinen Weg gefunden hat, seine persönliche und politische Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen. Der Rechtskurs in die politische und mediale Polarisierung halbiert nicht die AfD, sondern die Union!
Der ARD-Deutschlandtrend meldet aktuell:
Die größte Oppositionspartei AfD kann in der Gunst der Wählerschaft weiter zulegen und erzielt in diesem Monat mit 26 Prozent (+1 im Vergleich zu September) ihren bislang höchsten Wert im ARD-DeutschlandTrend. Damit liegt sie gemeinsam mit der Union (ebenfalls 26, -1) erstmals ganz vorn. Die SPD kommt unverändert auf 14 Prozent, Grüne auf 12 (+1) und Linke weiter auf 10 Prozent. BSW (-1) und FDP liegen mit je 3 Prozent unterhalb der Mandatsschwelle. Alle anderen Parteien kommen zusammen auf 6 Prozent.
https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-oktober-106.html
Ich hoffe wirklich, dass die Bundespolitik nicht länger sowohl die Erkenntnisse der Medien- wie auch der Politikwissenschaft ignoriert. Dieser falsche Mimesis-Kurs richtet derzeit täglich Schaden an. Meine ich, gerade auch am Tag der Deutschen Einheit.
Über die Wertschätzung meiner Beiträge freue ich mich sehr!
Sie schreiben in Ihrer Antwort:
“…auch deswegen drängen Politikerinnen und Politiker immer wieder in Medien. Wiederholung stiftet Vertrauen…”
Mir fällt spontan der bayerische MP ein, der sehr häufig zB auf Social Media präsent ist. Allerdings nicht mit direkten politischen Botschaften, sondern mit Posts über sein Essen etc. Zuletzt hat er sich als Sänger versucht. Außerdem ist er mehrmals im Jahr zu Gast in Sportsendungen (Fußball), beispielsweise bei Sky und Sport1.
Zumindest mir fehlt das Vertrauen in einen Politiker, der in dieser Form auffällt.
Angesichts der Umfragewerte, die zur Besorgnis Anlass geben, wünsche auch ich mir, dass Herr Merz über den Kurs der CDU wenigstens nachdenkt. Da würde ich Herrn Linnemann mit einbeziehen.
Ja, liebe @Marie H. – Sie bewirken hier viel! 🙂
Und immerhin kann ich mitteilen, dass mich weiterhin positive Rückmeldungen zum Medienbildung – Artikel “Medien & Mimesis” aus dem ganzen Bundesgebiet erreichen, nicht zuletzt aus der Union! Auch Ihre – sachlich zutreffende – Interpretation dazu hat mich sehr gefreut und ermutigt.
https://www.herder.de/hk/hefte/archiv/2025/10-2025/medien-und-mimesis-journalismus-in-zeiten-digitaler-aufmerksamkeitsoekonomie/
Hinzu kommt der relative Wahlerfolg der CDU in Nordrhein-Westfalen um den Ministerpräsidenten und Landesvorsitzenden Hendrik Wüst, den der Chef seiner Staatskanzlei, Europa- und Medienminister Nathanel Liminski (CDU) im ZEIT-Interview nun so kommentierte:
“Als Partei der Mitte führen wir keine Kulturkämpfe”
Nathanael Liminski ist Staatskanzleichef in Düsseldorf und Vordenker der CDU. Er warnt seine Partei vor der populistischen Versuchung – und erklärt, wo Jens Spahn irrt.
https://www.zeit.de/2025/42/nathanael-liminski-cdu-kulturkaempfe-rechtspopulismus-usa (Leider Paywall, ich habe die gedruckte Ausgabe.)
Auch in Schleswig-Holstein bekannten sich Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) wie auch der Vorsitzende der Landtagsfraktion u.v.m. zur Weiterführung der post-fossilen Energiewende:
Ministerpräsident Daniel Günther eröffnete die Messe im Beisein der Landesregierung Schleswig-Holsteins sowie von Vertreterinnen und Vertretern aus Bundespolitik, Verbänden, dem Partnerland Dänemark und der Windwirtschaft. Günther erklärte in seiner Rede, Schleswig-Holstein und Dänemark wollten die Energiewende in Europa vorantreiben und den Aufbau einer klimafreundlichen Industrie unterstützen. Mit der Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie werde die Energiewende in Deutschland beschleunigt und bürokratische Hürden würden abgebaut. Er betonte, darin liege eine Chance, die Ausbauziele zu erreichen; für Schleswig-Holstein bleibe das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden.
https://www.erneuerbareenergien.de/energiemarkt/energiemaerkte-weltweit/kraeftige-brise-herzliche-worte-auftakt-der-husum-wind
Inzwischen spricht sich sogar schon bis nach München und Berlin herum, dass Rechtspopulismus und Fossilismus der demokratischen Mitte schaden. Ich hatte dazu ja auch eine sehr deutliche Ansage in unserer Bundeshauptstadt gemacht:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/schluss-mit-dem-jahrhundert-des-blut-fuer-oel-auch-in-syrien-und-irak-rede-bei-hawar-help/
Meine herzliche Empfehlung wäre also, dass auch wir selbst unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf fossil und rechtspopulistisch Scheitende im In- und Ausland richten, sondern stärker und quer über alle Länder und Parteien jene in den Blick nehmen, die die Demokratie-, Medien- und Energiewende zu erneuerbaren Friedens- und Wohlstandsenergien bereits geschafft haben und voranbringen. Bessere Zeiten sind in Reichweite.
Schon jetzt freue ich mich auf weitere Kommentare von Ihnen! 🙂
@Peter Gutsche @Michael Blume
“Winnetou-Virus”
2021 bin ich aus der WhatsApp Gruppe meiner damaligen Partei ausgestiegen.
Immer wieder wurden dort mit entsprechender Empörung sog. Fake News über den politischen Gegner gepostet. Sehr “beliebt” war die Behauptung, die Spitzenkandidatin der Grünen wolle die Witwenrente abschaffen oder die grüne Partei Haustiere verbieten.
Mich hat vor allem geärgert, wie radikal die Wortwahl in den Kommentaren war. Niemand machte sich die Mühe herauszufinden, ob diese Meldungen der Wahrheit entsprachen.
Nachdem man aus Opportunismus nicht auf die Verbreitung falscher Behauptungen verzichten wollte, war für mich Schluss.
Da sich damals schon eines meiner Kinder bei Bündnis90/Die Grünen einbrachte, ist meine kritische Haltung vermutlich zu erklären.
Aber ich habe vor allem daraus gelernt, Faktenchecks zu machen.
@Michael 02.10. 23:56
„Klar ist, dass die Energiewende bei uns auch zu einem Abbau des Fossilismus und sicher auch Antisemitismus in der arabisch-muslimischen Welt beiträgt.“
Das allemal. Aber auch die Energiewende in der islamischen Welt selbst könnte Perspektiven eröffnen. Überwiegend hat man dort mehr als den doppelten Ertrag von PV wie in Mitteleuropa, der auch noch gleichmäßiger übers Jahr verteilt ist. Das wäre eine Basis für eine überaus kostengünstige und verlässliche dezentrale Stromversorgung.
Neben Meerwasserentsalzungsanlagen und Klimaanlagen für eine gute Versorgung florierender Städte kann man dort dann auch energieintensive Produktionen ins Land holen. Das wären doch Perspektiven.
Und die KI könnte eine allgemeine globale Bildungsoffensive mit sich bringen, auch in der islamischen Welt. Wer neugierig ist und Zeit hat, kann sich inzwischen umfassend über fast alle Themen schlau machen, ohne sich gleich in einer Universität einzuschreiben.
Ganz genau so, @Tobias
Ich merke schon jetzt unter politisch interessierten, jungen Menschen einen deutlichen Wissenssprung – einfach, weil sie das Internet, KI und das Fediversum für Wissen und Dialog nutzen. Es findet bereits statt, so wie nachfolgende Generationen auch vom Buchdruck profitiert haben.
Jeden Tag verstehen mehr und mehr Menschen, wenn ich es in wenigen, ganz einfachen Sätzen auf Mastodon zusammenfasse:
Tochter kam vom Studium. #Elektroauto an die #Solaranlage angeschlossen, so dass heute #Überstrom geladen wird. #Putin , #Iran & Konsorten bekommen keinen Cent.
Erneuerbare #Friedensenergien können so einfach sein! #Solarpunk
https://sueden.social/@BlumeEvolution/115309390008632290
Der Fossilismus tobt und wehrt sich mit allen finanziellen und auch gewalttätigen Mitteln. Aber er verliert Tag für Tag an Boden…
Guten Abend, @Marie H. (04.10.2025, 13:32 Uhr),
mir ging es mit Facebook ähnlich: zu beobachten, wie Menschen, die ich aus dem persönlichen Kontakt heraus kannte und schätzte, unsagbare Inhalte und Meinungen zum besten gaben. Diese Art von Dr. Jekyll und Mr. Hyde-Erlebnisse wollte ich mir dann nicht noch weiter antun.
Die “Zeitung” mit den vier Großbuchstaben hat in einem Kommentar der Chefredakteurin den Begriff “Klima-Sozialismus” verwendet.
Das Problem ist, dass der Begriff vermutlich in nächster Zeit häufiger fettgedruckt auf dem Titelblatt der B… erscheinen wird, damit er den Leserinnen und Lesern in Fleisch und Blut übergeht.
Mit den Kampagnen gegen Robert Habeck war das Blatt erfolgreich. Ist jetzt die SPD dran?
Der Fossilismus und sein Sprachrohr. Leider werden es wieder zu viele Menschen glauben. Da fehlt (Medien)-Bildung!
Ja, @Marie H. – auch gegen die langjährige und erfolgreiche Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel (CDU) läuft derzeit wieder eine fossile Medienkampagne. Der Sieg des rechtslibertären Milliardärs und Fossilisten Andrej Babiš sowie einer rechtsextremen sowie einer Verbrennermotoren-Partei in Tschechien lässt fossile Medien hoffen, noch ein paar Milliarden mehr für ihre fossilen Gebieter herausschlagen zu können. Auf Kosten von Mitwelt und Mitmenschen.
Die Autofahrerpartei der »Motoristen« fordert ebenso wie Babiš ein Ende des Green Deals der EU und ein Rückrudern beim Verbrenner-Aus ab 2035.
https://www.spiegel.de/ausland/andrej-babis-will-ein-parteien-regierung-in-tschechien-bilden-a-c173d927-c6a3-492f-9873-2183e186acdf
Umso wichtiger ist es, dass wissenschaftlich orientierte Solarpunks über alle Generationen- und Parteigrenzen hinweg die dualistischen Märchen vom vermeintlich ewigen, fossilen Wachstum widerlegen:
https://www.youtube.com/shorts/bC5IOGYaPZ0
Die nächsten Jahre werden hart, aber weltweit ist das Wachstum der erneuerbaren Friedensenergien auch als Wohlstandsenergien nicht mehr zu stoppen.
https://www.youtube.com/live/cyGNpdVwZaw?si=ywpRGhvdtWu8peRI
Großartiger Vortrag von Dr. Thomas Hertfelder.
Eine Formulierung gefällt mir besonders gut: “Krise der Wahrheit”.
Sie kennen den Referenten bestimmt, da er in der Stiftung Theodor Heuss Haus in Stuttgart viele Jahre tätig war.
Den Vortrag hat Herr Dr. Hertfelder vor ein paar Tagen in Saarbrücken gehalten.
Ganz herzlichen Dank, @Marie H. 🙏🖖
Ja, ich kenne Dr. Hertfelder und habe auch diesen Vortrag von ihm mit großem Interesse und kollegialer Freude aufgenommen. Danke für den Hinweis und die Verlinkung auf den Livestream!
Sehr zugesagt hat mir auch die Einleitung über “Babylon Berlin”, wie ich sie ja auch für “B wie Berlin” gewählt hatte:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/b-wie-berlin-babylon-preussen-und-der-fossile-faschismus/
Ihnen Dank für Ihr großes Engagement als “Mitbloggerin” auf Natur des Glaubens! 😊🙌
https://www.deutschlandfunk.de/ist-nie-wieder-wirklich-jetzt-100.html
Es geht hier um LTI von Viktor Klemperer.
Es ist das WIE wir etwas sagen, schreiben, formulieren. Sich auch der eigenen Wortwahl und Ausdrucksweise immer wieder bewusst zu sein und zu hinterfragen.
Auf dem Blog, Social Media, in Gesprächen etc.
Genau, @Marie H. 👍
Wenn es eine egozentrisch-relativistische, eine feindselig-dualistische und eine dialogisch-monistisch Mimetik (Nachahmung) gibt – dann liegt es auch an uns allen zu entscheiden, wen wir als Vorbilder wählen und welche Vorbilder wir selbst sind.
Gerade auch in digitalen Zeiten können wir alle nicht mehr nur passiv Medien konsumieren, sondern sie auch aktiv produzieren („prosumieren“).
Das ist der Grund, warum ich mich über Ihr dialogisches Interesse und Ihre reflektierten Kommentare mit interessanten Links so freue. Sie, @Marie H., leben eine dialogische Mimesis vor & sind auch mir damit Vorbild. Danke dafür. 🙏
“Es ist das WIE wir etwas sagen…”
Seit der “Stadtbild-Äußerung” des Bundeskanzlers, bleibt es zwar richtig, dass wir alle mit Worten verantwortungsvoll umgehen, aber mit einem solchen Amt steigt auch das Maß an Verantwortung.
Ich will niemandem zu nahe treten, aber ich erinnere mich noch an die Worte eines Politikers der “Alternative” über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Männer bezüglich deren Zusammensetzung vor ein paar Jahren.
Damals herrschte weitgehend Entsetzen in der Gesellschaft.
Sie haben auf Mastodon gefragt, was uns am Stadtbild stört. Darüber habe ich nachgedacht und komme zu dem Schluss, dass mich dahingehend in meiner Kleinstadt nichts nervt oder stört.
Die CDU, wie sie von Herrn Polenz, Frau Merkel und anderen verkörpert wurde, das war die CDU, in der ich 20 Jahre mitwirken durfte. Ich rechne es Herrn Polenz hoch an, dass er sich nicht den Mund verbieten lässt und für diese andere CDU streitet.
Dass Sie trotz persönlicher Angriffe öffentlich Kritik geäußert haben, verdient meinen Respekt und meine Anerkennung.
Eine dialogische Monistin zu sein, fordert viel Arbeit, aber es ist den Aufwand wert.
Lieben Dank, @Marie H. 🙏
Ich fand die Aussage von Markus Söder – “Das Stadtbild muss sich wieder ändern.” – zwar hart, aber noch im demokratischen Rahmen: Beschäftigungslosigkeit, aggressives Betteln, Drogenkonsum usw. dürfen und sollen als Probleme genannt und angegangen werden.
https://www.merkur.de/politik/hinschauen-wir-haben-ein-problem-in-der-innenstadt-der-staat-muss-93947650.html
Die Verknüpfung des Begriffs “Stadtbild” mit Abschiebungen geht mir aber zu weit. So wird Friedrich Merz mit der Aussage zitiert:
„Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen.“
https://taz.de/Merz-Aeusserung-zum-Stadtbild/!6116817/
Die Bearbeitung nicht von Problemen, sondern das pauschale Verdrängen von Menschen überschreitet m.E. die Grenzen des Erträglichen. Gilt dies dann zukünftig auch für Roma aus EU-Staaten, für Juden mit Kippa, für Musliminnen mit Kopftuch, für Christen mit Kreuzen, für arme und alte Menschen, für Menschen mit Behinderungen? Es ist ein gefährlicher Abweg, auf dem nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren ist.
Habe daher heute eine Umfrage zum #Stadtbild auf Mastodon gepostet…
https://sueden.social/@BlumeEvolution/115382262309501930
…und meine Sorge wie folgt formuliert:
Zugewanderte Menschen als Störung des #Stadtbild widerspricht direkt dem biblischen #Menschenbild.
Und wie konnte Friedrich #Merz bei seiner #Einheitsrede in Anwesenheit auch des französischen Präsidenten #Macron ausgerechnet den Antisemiten & Rassisten #ErnestRenan zitieren? 🤨📚
Als Christ und Demokrat, als Deutscher & Europäer mache ich mir zunehmend Sorgen um die rechtslibertäre #Säkularisierung & #Entsolidarisierung auch in meiner eigenen #Partei… 🤔
https://sueden.social/@BlumeEvolution/115382631206957864
Das Menschenbild von Bibel und Grundgesetz ist doch nicht zufällig im 1. Buch Mose (1, 27) und in Artikel 1 GG angelegt.
Herzlichen Dank!
Sie erwähnen das Menschenbild in der Bibel und im Grundgesetz.
Ich habe nicht einfach so die Fußballnationalmannschaft der Männer genannt, denn auch da ging es im Grunde darum, wie die Spieler aussehen. Man hat damals die nötige harte Kritik geübt.
Was beide Äußerungen verbindet, ist die Ablehnung von Integration und Vielfalt.
Dadurch verlieren wir als Gesellschaft. Es passt für mich nicht zusammen, einerseits um Wissenschaftler aus den USA zu werben und diese für die deutschen Universitäten gewinnen zu wollen. Andererseits dann die Äußerungen des Bundeskanzlers.
Franz Josef Strauß ist das Vorbild von Markus Söder. Darüber ließe sich trefflich streiten. Ob Bundeskanzler Friedrich Merz ein Vorbild unter seinen Vorgängern hat, weiß ich nicht.
Die Macht von Bildern war mE eine Stärke sowohl von Konrad Adenauer als auch von Helmut Kohl. Adenauer mit De Gaulle in Ludwigsburg. Kohl und Mitterrand in Verdun.
Auch deshalb ist “StadtBILD” so schmerzhaft.
Ich hoffe darauf, dass Politiker und Politikerinnen aus ihren Fehlern lernen. Trotz mancher Fehlleistung passt auf die beiden erwähnten Bundeskanzler der Begriff “Staatsmann”.
Imho.