Lieben Demokratien & Republiken die Wahrheit? Einspruch mit Sokrates, Spartakus und Blumenberg

Nachdem mir heute ein Weisheitszahn gezogen wurde, ist das doch eine gute Gelegenheit für einen Blogpost zur Staatsphilosophie und dem (leider oft überschießenden, damit externalisierenden) Glauben an Demokratie & Republik.

Zur UN-Klimaumfrage 2024 im “Superyachten vs. Archen”-Blogpost haben mich einige gefragt: Wie könne es denn sein, dass mehr als zwei Drittel der Menschheit den schnellen Ausbau erneuerbarer Friedensenergien forderten – aber selbst in den Demokratien nicht so wählten?

UNDP-Kachel zur UN-Klimakrise-Umfrage 2024. Grafik mfG: Peoplesclimate.vote

So gab es selbst im 2021 von einer tödlichen Flut heimgesuchten Landkreis Ahrweiler bei der Europawahl 2024 einen Rechtsruck. Noch sehr viel massiver deutet sich dieser für von der Klimakatastrophe bereits gezeichnete Regionen in Frankreich (Parlamentswahl am 30.6.2024) an und könnte auch die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg prägen. 

Die Antwort darauf besteht aus nur einem einzigen Begriff: Externalisierung.

Wir Menschen neigen dazu, Kosten und Verantwortung auf die Mitwelt und die Mitmenschen abzuspalten (= zu externalisieren). Die meisten von uns finden schon, “man”, also andere, sollten dringend fossile Gewaltenergien überwinden, während eigene Kosten und Mühen minimiert werden. So streben angesichts der lebensbedrohlichen Rekord-Temperaturen Millionen indischer Menschen die Neuanschaffung von Klimaanlagen an – auch wenn diese noch überwiegend mit fossil erzeugtem Strom betrieben werden. Und als jemand, der nun seit über sieben Jahren (!) mit einem französischen und solar geladenen Elektroauto hochzufrieden ist, schmerzen die zahlreichen Ausreden auch von vermeintlich Technologieoffenen, warum das in Deutschland nicht möglich sei.

Ein weißes Elektroauto, ein Renault Zoe aus Frankreich in Stuttgart, 2017. Klick führt zu einem Blogpost über das fossile Versagen deutscher Autokonzerne.

Erworben 2017 und immer noch ohne Qualitätsverluste – unser erstes Elektroauto von Renault. Foto: Michael Blume

Das Externalisieren von wirtschaftlichen Kosten und von Verantwortung auf Andere und Spätere ist ein tiefer Teil unserer menschlichen Psyche und kann nur durch lange Übungen in interpersonalem Dialog und Selbstreflektion verringert werden. Seit Jean Jacques Rousseau (1712 – 1778) gibt es in der europäischen Romantik und Aufklärung auch starke, linke Strömungen, die lieber externalisierend über Ökonomie diskutieren, als sich selbst zu verändern. Entsprechend werden bedeutende Wissenschaftlerinnen wie die erste Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom (1933 – 2012) dabei meist noch sexistisch verdrängt.

Sogar, wenn wir wählen, tun wir das gerne mit der Erwartung, “die da oben” sollen die Probleme möglichst geräuschlos wegschaffen. Erleiden wir selbst Nachteile, drohen wir selbst Mit-Kosten zu tragen, dann ist die Empörung schnell groß!

Eine Wählerin beim Einwerfen des Wahlzettels in eine Urne links, eine vor Empörung feurig wogende Demonstration vor einem Parlamentsgebäude rechts.

“Wie können Demokratien und Aktiengesellschaften soziale und ökologische Kosten internalisieren?” Michael Blume mit Leonardo.AI, Juni 2024

Tatsächlich fielen die Staatsformen der Demokratie (von griechisch demos = Volksherrschaft) und der Republik (von lateinisch res publica = öffentliche Angelegenheit) nicht perfekt vom Himmel, sondern waren von Anfang an auch von Externalisierungen geplagt.

So stieß sich die frühe, athenische (oft auch: attische) Demokratie am dialogischen Monismus von Sokrates (469 – 399 vor Christus). Der Begründer der Dialogphilosophie wurde schließlich – faktisch falsch – wegen “Götterlosigkeit” wie auch wegen “Verderbnis der Jugend” angeklagt und zum Tode verurteilt. Wohl auch, um die Athener nicht von den Folgen ihres demokratischen Scheiterns zu entlasten, verwarf Sokrates Gelegenheiten zur Flucht und akzeptierte stattdessen den Giftbecher.

Auch die frühe, römische Republik war im ersten Jahrhundert vor Christus in Dekadenz verfallen: Hunderttausende Sklavinnen und Sklaven wurden für wirtschaftliche Zwecke, sexuell und auch zur Unterhaltung für Schaukämpfe ausgebeutet. Um 73 vor Christus erhob sich der Gladiator Spartacus mit einer schnell wachsenden Zahl von versklavten und verarmten Getreuen gegen das römisch-republikanische Imperium. Erst zwei Jahre später konnte das bis zu 200.000 Mann starke Heer der Aufständischen in der Schlacht von Lukanien geschlagen werden: um die 6.000 Gefangene wurden danach von den Römern entlang der Via Appia von Capua bis Rom gekreuzigt.

Diese Grausamkeit hinderte später jedoch antijüdische Dualisten nicht, die Kreuzigung des Rabbi Jehoschua / Jesus widersinnig von den Römern um Pontius Pilatus auf “die Juden” zu externalisieren.

“Bitter schmeckende Wahrheiten – das demokratische Todesurteil gegen Sokrates durch Athen und die republikanische Kreuzigung aufständischer Sklaven durch Rom”, Michael Blume mit Leonardo.AI, Juni 2024

Um nicht nur meine persönlichen Wahrnehmungen zu schildern, bat ich Perplexity.ai um die Beantwortung der Frage: “Inwiefern hatte die athenische Demokratie bei der Verurteilung des Sokrates versagt?”

Die Antwort ist erstaunlich kundig:

Die athenische Demokratie hat bei der Verurteilung des Sokrates in mehrfacher Hinsicht versagt:

## Mangelnde Meinungsfreiheit

Sokrates wurde wegen “Leugnung der staatlich anerkannten Götter und Verführung der Jugend” angeklagt und zum Tode verurteilt[3]. Dies zeigt, dass in Athen keine vollständige Meinungs- und Redefreiheit herrschte. Sokrates’ kritisches Hinterfragen der Traditionen und seine Lehren wurden als Bedrohung für den Staat angesehen[4].

## Politische Motive hinter der Anklage

Die Anklage gegen Sokrates hatte starke politische Motive. Nach der kurzzeitigen oligarchischen Herrschaft der “Dreißig Tyrannen” sah die wiederhergestellte Demokratie in Sokrates, dessen Schüler an der Oligarchie beteiligt waren, eine Gefahr[4]. Seine Kritik am System wurde als Befürwortung der Oligarchie interpretiert.

## Fehlendes Rechtssystem

Es gab in Athen kein unabhängiges Rechtssystem. Die Volksversammlung entschied über Anklagen und Urteile[2]. Dies machte das System anfällig für Stimmungsschwankungen und Vorurteile gegenüber Andersdenkenden wie Sokrates.

## Mangelnde Gewaltenteilung

In der attischen Demokratie gab es keine Gewaltenteilung zwischen Judikative, Legislative und Exekutive[2]. Die Volksversammlung übte alle Gewalten aus, was zu einer Konzentration der Macht und dem Missbrauch gegen Einzelne wie Sokrates führen konnte.

Insgesamt zeigt der Fall des Sokrates die Schattenseiten und Unzulänglichkeiten der attischen Demokratie, insbesondere den Mangel an Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Meinungsfreiheit[1][4]. Seine Verurteilung war ein Akt der politischen Intoleranz gegenüber abweichenden Ansichten.

Citations:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Sokrates
[2] https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/demokratie-332/248544/grundzuege-der-athenischen-demokratie/
[3] https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/apologie-des-sokrates/6923
[4] https://www.datev-magazin.de/panorama/der-fall-des-sokrates-26673
[5] https://www.planet-wissen.de/geschichte/antike/das_klassische_athen/pwiesokrates100.html

Ich ergänze: Der Sokrates-Schüler Platon (428 – 348 vor Christus) verlor über die ungerechte Hinrichtung seines geliebten Lehrers den Glauben an die Demokratie, forderte in seiner “Politeia” eine Philosophenherrschaft und schrieb das platonische Höhlengleichnis als einen fiktiven Dialog seines Bruders Glaukon mit Sokrates nieder.

Hier auf diesem Blog gab es in den letzten Wochen erfreulich intensive Diskussionen über den Film “Matrix” und das platonische Höhlenbild, konkret um die erkenntnistheoretische und damit dualistische Feigheit des Cypher (“Unwissenheit ist ein Segen!”) und die Verführungskraft digitaler KI-Matrizen, in denen nicht mehr nur Schattenspiele geboten werden, sondern auch berührt und geschmeckt wird.

Ebenso promptete ich die Frage zur Geschichte von Rom: “Warum kam es in der römischen Republik zum Aufstand des Spartakus?”

Erneut lässt die Perplexity.ai-Antwort wenig zu wünschen übrig:

Der Aufstand des Spartakus, der von 73 bis 71 v. Chr. stattfand, war der bedeutendste Sklavenaufstand in der Geschichte der Römischen Republik. Mehrere Faktoren trugen zu diesem Aufstand bei:

1. **Schlechte Behandlung der Sklaven**: Die römische Gesellschaft war stark auf Sklaverei angewiesen, insbesondere nach den zahlreichen Kriegen und Eroberungen, die eine große Anzahl von Kriegsgefangenen als Sklaven ins Land brachten. Die zunehmende Zahl von Sklaven führte zu einer Verschlechterung ihrer Behandlung durch ihre Herren, was zu Unzufriedenheit und Aufständen führte[1][3].

2. **Dekadenz und Missachtung der Sklaven**: Die römischen Bürger wurden zunehmend dekadent und behandelten ihre Sklaven schlecht, was zu einer Entfremdung und Feindseligkeit führte. Diese Missstände waren bereits in früheren Sklavenaufständen auf Sizilien sichtbar geworden[1].

3. **Gladiatoren als Anführer**: Der Aufstand begann in einer Gladiatorenschule in Capua, als etwa 78 Gladiatoren, darunter Spartakus, ausbrachen. Gladiatoren waren kampferprobte Sklaven, die in der Lage waren, militärische Operationen zu führen. Spartakus, ein thrakischer Sklave und ehemaliger Soldat, erwies sich als fähiger Anführer, der die Rebellen organisierte und militärisch ausbildete[2][3].

4. **Wirtschaftliche und soziale Ungleichheit**: Viele der Aufständischen waren nicht nur Sklaven, sondern auch arme Freie und Landarbeiter, die sich Spartakus anschlossen, um der Armut und Unterdrückung zu entkommen. Die Aussicht auf Freiheit, Gleichheit und Rache motivierte viele, sich dem Aufstand anzuschließen[5].

5. **Militärische Erfolge und strategische Fehler der Römer**: Die römischen Truppen waren anfangs schlecht vorbereitet und unterschätzten die Bedrohung durch die Aufständischen. Spartakus gelang es, mehrere römische Heere zu besiegen, was den Aufstand weiter antrieb und mehr Anhänger anzog[4][5].

Der Aufstand endete schließlich mit der Niederlage der Rebellen durch die römischen Truppen unter der Führung von Marcus Licinius Crassus. Spartakus wurde in der Schlacht am Fluss Silarus getötet, und die überlebenden Rebellen wurden gefangen genommen und entlang der Via Appia gekreuzigt, um als abschreckendes Beispiel zu dienen[3][5].

Citations:
[1] https://www.grin.com/document/115232
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Spartacus
[3] https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/sklavenaufstaende-im-roemischen-reich-spartacus
[4] https://pm-wissen.com/spartacus-und-der-krieg-der-gladiatoren_5792
[5] https://www.welt.de/geschichte/article244223207/Spartacus-Aufstand-Von-Capua-bis-Rom-starben-6000-Sklaven-am-Kreuz.html

Fazit

In seinem “Rigorismus der Wahrheit” (Suhrkamp 2015, posthum) hatte der Holocaust-Überlebende und philosophische Demokrat Hans Blumenberg (1920 – 1996) bereits sehr deutlich formuliert (S. 13):

“Es gibt keine Liebe zur Wahrheit. Vielleicht weil es sie nicht geben kann.”

Denn mehr noch als jeder einzelne Mensch neige jeder Verband von Menschen zur Externalisierung von Verantwortung und Einschränkung von Freiheit (S. 15):

“Jede Art von Organisation mindert die Möglichkeit letzter persönlicher Entscheidungen, die Erfüllung absoluter Maßstäbe, denen immer nur der einzelne genügen kann.” 

Wer sich also von Parteien und demokratischen Republiken die Lösung aller Probleme ohne eigene Beiträge erwartet, wird immer wieder enttäuscht werden. Die Qualität jeder demokratischen Politik wird einerseits durch die gewaltenteiligen Institutionen und andererseits durch die Kurz- oder Langfrist-Haltungen von uns allen bestimmt. Kein Staat – auch kein demokratischer Staat – kann etwa Antisemitismus, Rassismus und Sexismus bekämpfen und die post-fossile Transformation bewältigen, wenn sich nicht ausreichend viele Bürgerinnen und Bürger selbst dazu einbringen. “Wir beauftragen dich, damit du das alles geräusch- und kostenlos wegmachst!” ist kein Deal, der funktionieren kann. Es gibt nichts Gutes, wenn wir nicht auch selbst dafür tätig werden.

Die bisher wichtigste Rede meines Leben gegen Antisemitismus und dessen fossile Finanzierung hielt ich am 9.11.2023 im Landtag von Baden-Württemberg

“Mensch kann ja doch nichts tun.” ist die bequemste und also häufigste Lüge auch heutiger Bürgerinnen und Bürger, um weiterhin auf demokratisch Gewählte externalisieren zu können. In Wahrheit kann jeder und jede von uns etwas beitragen – etwa aufklären, bilden und erneuerbare Friedensenergien ausbauen – und dabei auch Sinn erfahren. Die Liebe zur Wahrheit ist uns nicht angeboren, aber die Wertschätzung von Dialog und Wissenschaften kann durchaus eingeübt werden.

 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

43 Kommentare

  1. Dieser erkenntnis-, demokratie- und staatsphilosophische Blogpost eignet sich selbstverständlich hervorragend für die Frage an Perplexity.ai: Warum heißt es eigentlich Weisheitszahn?

    Die überzeugende Antwort:

    Weisheitszähne werden so genannt, weil sie typischerweise erst im späteren Jugendalter oder frühen Erwachsenenalter durchbrechen, wenn eine Person als “weiser” gilt. Hier sind die wichtigsten Gründe für diese Bezeichnung:

    1. Zeitpunkt des Durchbruchs: Weisheitszähne brechen normalerweise zwischen dem 17. und 25. Lebensjahr durch, also in einem Alter, in dem man als junger Erwachsener mehr Lebenserfahrung und “Weisheit” gesammelt hat[1][2].

    2. Historische Bezeichnung: Der Begriff geht auf das antike Griechenland und Rom zurück. Im alten Rom wurden diese Zähne “dentes sapientiae” genannt, was wörtlich “Zähne der Weisheit” bedeutet. Diese Bezeichnung wurde später ins Englische und andere Sprachen übernommen[2].

    3. Kulturelle Variationen: In verschiedenen Kulturen gibt es ähnliche Bezeichnungen, die auf das gleiche Konzept hindeuten. Zum Beispiel:
    – In Japan werden Weisheitszähne “oyashirazu” genannt, was “ohne dass die Eltern es wissen” bedeutet[1].
    – Im Spanischen heißen sie “las muelas del juicio”, was “Backenzähne des Urteils” bedeutet[3].

    4. Evolutionäre Perspektive: Unsere frühen Vorfahren hatten breitere Kieferknochen und benötigten diese zusätzlichen Backenzähne zum Kauen harter, unverarbeiteter Nahrung. Mit der Zeit hat sich unser Kiefer verkleinert, aber die Zähne sind geblieben[3].

    Es ist wichtig zu beachten, dass der Name “Weisheitszahn” rein symbolisch ist und nichts mit tatsächlicher Weisheit zu tun hat. In der Zahnmedizin werden diese Zähne auch als dritte Molaren bezeichnet[4].

    Interessanterweise können Weisheitszähne aufgrund der evolutionären Verkleinerung unseres Kiefers oft Probleme verursachen. Viele Menschen müssen sie entfernen lassen, da nicht genug Platz für ihr vollständiges Durchbrechen vorhanden ist oder sie andere Zähne beeinträchtigen können[3][4].

    Citations:
    [1] https://somersetdental.com.au/blog/why-are-wisdom-teeth-called-wisdom-teeth/
    [2] https://caringsmilesfd.com/wisdomteeth/
    [3] https://omahadentists.net/blog/what-are-wisdom-teeth-and-why-do-we-have-them/
    [4] https://en.wikipedia.org/wiki/Wisdom_tooth
    [5] https://dentalclinicbarcelona.es

    • Wow, die Drukos sind echt stark. Auch ohne in deren philosophischen Tiefe mit abzutauchen, versuche ich mich an der Beantwortung des Titelfrage.

      Ich bin in einem sogenannten bildungsfernen Haushalt aufgewachsen. Für die folgende Aussage schäme ich mich. Sowohl meine Eltern als auch meine Geschwister können sich der Realität weniger annähern als ich. Dabei bin ich nicht schlauer, nur gebildeter.

      Aber Bildung macht nicht gutherzig. In meiner Familie wählt kaum jemand im populistischen oder gar extremen Spektrum. Einige meiner akademischen Freunde wählen konservativ und wirtschaftsliberal. Parteien, die zwar demokratisch aber zurzeit fossil-populistisch bzw. pro Status Quo unterwegs sind und die Reaktanz gerade derjenigen bedienen, die verhältnismäßig wohlhabend sind (plus Hetze gegen Links-Grün und Migrant:innen).

      Wissenschaft liefert keine endgültigen Wahrheiten, aber Wissenschaft ist kein Glaube.

      Sie wird aber von sehr vielen Menschen, z. B. den wenig gebildeten und den reaktanten, wie ein Glaube behandelt. Z. B. Christian Lindner tut das auch, indem er sich inhaltlich gegen wissenschaftliche Gremien richtet, die die Bundesregierung beraten, mit dem lockeren Spruch: “Das sind nicht meine Experten.” (o. s. ä.)

      Demokratien und Republiken bestehen aus diversen Menschen. Die Mehrheit von ihnen scheint Wahrheit für etwas beliebig Verhandelbares zu halten. Also wird die Wahrheit nicht geliebt; vielleicht die gefühlte Wahrheit.

      • Vielen Dank, @Hui Haunebuh – und ja, Sie haben es m.E. korrekt erfasst! Formale, akademische Bildung kann zur Charakterbildung in den dialogischen Monismus führen, kann aber ebenso in Abgründe des Zynismus oder sogar in akademische Ideologien und Verschwörungsmythen verführen. Umgekehrt habe ich – gerade auch als Arbeiterkind – sehr viele Menschen ohne akademische Abschlüsse erlebt, die sich ein Leben lang weiterbildeten und echte, dialogisch-monistische Weisheit erlangten.

        Ich habe Perplexity.ai gerade erkenntnisoffen gepromptet: “Welche Haltungen zur Wissenschaft vertreten je der egozentrische Relativismus, der feindselige Dualismus und der dialogische Monismus?”

        Die Antwort, die sich auch aus einem Scilogs-Post speist, kann ich Satz für Satz unterschreiben:

        Die drei genannten Weltanschauungen vertreten unterschiedliche Haltungen zur Wissenschaft:

        Der egozentrische Relativismus betrachtet wissenschaftliche Erkenntnisse als subjektiv und individuell interpretierbar. Aus dieser Sicht gibt es keine objektiven wissenschaftlichen Wahrheiten, sondern jeder Mensch hat das Recht auf seine eigene Interpretation der Fakten[1][4]. Wissenschaftliche Methoden und Ergebnisse werden als eine von vielen möglichen Perspektiven gesehen, nicht als allgemeingültige Wahrheiten.

        Der feindselige Dualismus neigt dazu, die Wissenschaft in “gute” und “schlechte” Bereiche einzuteilen[1]. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die die eigene Weltsicht stützen, werden akzeptiert, während widersprechende Ergebnisse als feindlich oder falsch abgelehnt werden. Diese Haltung kann zu Wissenschaftsfeindlichkeit und Verschwörungstheorien [richtig wäre: Verschwörungsmythen, M.B.] führen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse nicht ins eigene Weltbild passen.

        Der dialogische Monismus nimmt eine offenere und integrativere Haltung zur Wissenschaft ein. Er erkennt die Bedeutung wissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse an, sieht sie aber im Dialog mit anderen Wissensformen und Perspektiven[1]. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden als wichtiger Beitrag zum Verständnis der Welt betrachtet, aber nicht als alleinige Quelle der Wahrheit. Diese Haltung fördert einen konstruktiven Austausch zwischen Wissenschaft und anderen Denkweisen.

        Citations:
        [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/relativismus-dualismus-und-monismus-auf-twitter-mastodon-chatgpt-und-instalive/
        [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Metaethik
        [3] https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/zielgruppen/lehramtsanwaerterinnen/kohlberg1.pdf
        [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Egozentrismus
        [5] https://brill.com/display/book/9783957438966/B9783957438966_s007.xml

        Beim Worthaus in Tübingen sprach ich bereits 2022 mit politikwissenschaftlichem Schwerpunkt dazu, hier als Video oder Podcast:

        https://worthaus.org/mediathek/monismus-und-dualismus-unser-leben-zwischen-liebe-und-freund-feind-denken-12-7-4/

        Ihnen und allen Interessierten Dank und von Herzen eine gute Nacht!

      • Für die folgende Aussage schäme ich mich. Sowohl meine Eltern als auch meine Geschwister können sich der Realität weniger annähern als ich.

        Hallo Hui Haunebuh!

        Ich sehe keinen Grund sich für diese Aussage zu schämen, aber wenn Ihnen das Probleme bereitet, versuchen Sie doch mal, den Begriff “Realität” beiseite zu lassen und sich zunächst auf die Feststellung zu beschränken, daß Sie und der Rest Ihrer Familie verschiedene Wahrnehmungen haben und daraus auch unterschiedliche “Karten”, also mentale Repräsentationen der Realität, erstellen.
        Und sich dann darauf besinnen, dass dies eben nur Karten sind und nicht die Realität selbst: “A map is not the territory …”, vgl. dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Korzybski
        Diese Denkweise fand ich bei Meinungsverschiedenheiten sehr hilfreich und sie hat bei mir eine gewisse Gelassenheit befördert (und nebenbei bemerkt laut perplexity.ai offenbar auch den Urheber des Konzepts der gewaltfreien Kommunikation, Alfred Rosenberg inspiriert).

        Viele Grüße
        Sven

  2. @Lust auf Lösung?

    Vielleicht wollen ja auch immer mehr Menschen Teil der Lösung, und nicht mehr Teil des Problems sein.

    Wer Geld hat, der hat dann eventuell auch Lust auf grüne Technik, die er sich anschaffen kann. Und wer kein Geld hat, kann immer noch sparsamer mit dem eigenen Konsum umgehen.

    Und wer dann seinen eigenen privaten Rahmen ausgeschöpft hat, der kann dann auch Politiker wählen, die weitermachen wollen.

    Hat das nicht auch was mit Religion zu tun? Die eigene Verantwortung zu sehen und eben ernst zu nehmen. Und eben nicht nur Anderen das Problem zuschieben, sondern selber seinen Teil beizutragen.

    Es mag dann durchaus Religionsvereine geben, die überhaupt nichts von Klimaschutz halten, und sowieso auf das Ende der Geschichte warten. Von denen ist dann auch gar nichts zu erwarten. Aber weltoffene Kirchen dürften die Verantwortung ihrer eigenen Mitglieder durchaus sehen können.

    Für mich geht es auch um die eigene Beziehung zum Kosmos. Die mir überhaupt nicht egal ist. Mein Leben selber sehe ich in Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Was sollte ich sonst machen? Nach Lust und Laune ist mir das durchaus dennoch. Was Vernünftiges zu machen ist mir immer noch die größte Lust.

    Irgendwelche dicken SUVs vor die Tür zu stellen gehört mit Sicherheit nicht dazu, zumal ich mir so auch teure Anschaffungen spare. Was zu einem entspannterem Leben maßgeblich beitragen kann.

    Gerade die Kombination von Genügsamkeit mit dem Einsatz der passenden Technik hat am Ende das größte Potential. Unsere übermäßige Leistungsorientierung kann man auf diesem Wege auch noch so langsam mal abbauen. So kann man auch selber mehr vom Leben haben, und sich einfach weitere Horizonte erarbeiten. Das ist für mich Lebensqualität.

    • Vielen Dank, @Tobias Jeckenburger

      Stimme weitgehend zu und freue mich auch, dass gerade auch wieder mein politikwissenschaftlicher Worthaus-Vortrag gegen die Hufeisen-Theorie und den feindseligen Dualismus, für den dialogischen Monismus steil geht.

      https://worthaus.org/mediathek/monismus-und-dualismus-unser-leben-zwischen-liebe-und-freund-feind-denken-12-7-4/

      Habe vorher wegen eines Hinweises nochmal reingeschaut und reingehört – es beginnt u.a. damit, dass ich schon im Juni 2022 vor den Gefahren der Stärkung der fossil finanzierten Hamas zuungunsten der Fatah gewarnt habe…

      Dass auch wir deutschsprachigen Europäerinnen und Europäer von Katar Gas zum Verbrennen kauften und die Regierung Netanjahu gegen alle Warnungen Geldkoffer-Lieferungen an die Terrororganisation gestattete, wird als historischer Fehler von Demokratien in die Geschichtsbücher eingehen:

      https://www.juedische-allgemeine.de/politik/geldkoffer-aus-dem-golfstaat/

      Frühzeitig und unerschrocken zu warnen, bei der Wahrheit zu bleiben, war nie leicht und wird es sicher auch in Zukunft nicht sein.

  3. Das erinnert mich an den Wahlspruch der FDP: “Wirtschaft liebt Freiheit wie du”
    🤮😭✊️😤🥴☹️👊😡👋🤣👍

    Gibt man den Spruch in eine Suchmaschine, gibt es haufenweise Reaktionen wie die emojis
    👋😇

  4. Wenn in Demokratien und Republiken Externalisierung die Lösung kostspieliger Aufgaben ist, dann gibt es auch dort krasse Wahrheitsverzerrungen.
    Zum Beispiel der grüne und billige Atomstrom, ebenso der Strompreis für Strom aus Braunkohle, da sind die Kosten für Renaturierung auch nicht eingeschlossen.

    Wie im alten Rom:
    Hauptsache Brot und Spiele,
    abgerechnet wird später.

    • Vielen herzlichen Dank, @Elisabeth K!

      Genau so. Sie haben es erfasst!

      Als das ungerechte Todesurteil gegen Sokrates mit knapper Mehrheit gefallen war, benannte und widerlegte er die Strategie der psychologischen Externalisierung (bei ihm: Entledigung) von eigener Verantwortung:

      “Denn jetzt habt ihr dies getan in der Meinung, nun entledigt zu sein von der Rechenschaft über euer Leben. Es wird aber ganz entgegengesetzt für euch ablaufen, wie ich behaupte. Mehrere werden sein, die euch zur Untersuchung ziehen, welche ich nur bisher zurückgehalten, ihr aber gar nicht bemerkt habt. Und umso beschwerlicher werden sie euch werden, je jünger sie sind, und ihr um desto unwilliger. Denn wenn ihr meint, durch Hinrichtungen dem Einhalt zu tun, daß euch niemand schelten soll, wenn ihr nicht recht lebt, so bedenkt ihr das sehr schlecht. Denn diese Entledigung ist weder recht ausführbar, noch ist sie edel. Sondern jene ist die edelste und leichteste, nicht anderen wehren, sondern sich selbst so einrichten, daß man möglichst gut sei. Dieses will ich euch, die ihr gegen mich gestimmt habt, geweissagt haben, und nun von euch scheiden.”

      Aus: “Apologie des Sokrates” in “Platon. Gesammelte Werke. Aus dem Griechischen von Otto Apelt und Friedrich Schleiermacher”, Anaconda 2022, S. 34 – 35

      Die von Ihnen, @Elisabeth K., hier einst vorgeschlagene KI-Suchmaschine Perplexity.ai durchschaut auch bereits die ökonomische Externalisierung und antwortete auf den Pro Search-Prompt “Wie gefährdet die Externalisierung fossiler Kosten den Frieden, die Mitmenschen und die Mitwelt?”:

      Die Externalisierung fossiler Kosten gefährdet den Frieden, die Mitmenschen und die Mitwelt auf vielfältige Weise:

      1. Gefährdung des Friedens:
      – Die ungleiche Verteilung der Lasten durch externalisierte Kosten kann soziale Spannungen und Konflikte verschärfen[2].
      – Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und deren Subventionierung kann zu geopolitischen Konflikten um Ressourcen führen.

      2. Gefährdung der Mitmenschen:
      – Energiearmut: Höhere Preise für fossile Brennstoffe können einkommensschwache Haushalte besonders hart treffen und zu Energiearmut führen[1].
      – Gesundheitsschäden: Die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht Luftverschmutzung, die zu Atemwegserkrankungen und anderen gesundheitlichen Problemen führt[4].
      – Soziale Ungerechtigkeit: Die Kosten der Umwelt- und Gesundheitsschäden werden auf die Allgemeinheit abgewälzt, während die Profiteure der fossilen Industrie diese nicht tragen[2].

      3. Gefährdung der Mitwelt:
      – Klimawandel: Die Verbrennung fossiler Brennstoffe ist hauptverantwortlich für den menschengemachten Klimawandel, der zu extremen Wetterereignissen, Meeresspiegelanstieg und Biodiversitätsverlust führt[4].
      – Umweltverschmutzung: Fossile Brennstoffe verursachen Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung, die Ökosysteme schädigen[4].
      – Ressourcenerschöpfung: Die Förderung fossiler Brennstoffe führt zur Erschöpfung nicht-erneuerbarer Ressourcen[3].

      4. Wirtschaftliche Auswirkungen:
      – Verzerrung des Marktes: Subventionen für fossile Brennstoffe verhindern einen fairen Wettbewerb mit erneuerbaren Energien[2].
      – Fehlallokation von Ressourcen: Öffentliche Gelder, die für Subventionen fossiler Brennstoffe verwendet werden, fehlen in anderen wichtigen Bereichen wie Sozialschutz und Gesundheitsversorgung[2].

      5. Menschenrechtliche Dimension:
      – Regierungen haben die menschenrechtliche Verpflichtung, den Klimawandel zu bekämpfen und seine Auswirkungen zu mindern. Die Subventionierung fossiler Brennstoffe steht im Widerspruch zu dieser Verpflichtung[2].

      Um diese vielfältigen Gefährdungen zu adressieren, ist es notwendig, die wahren Kosten fossiler Brennstoffe zu internalisieren. Dies kann durch Maßnahmen wie Umweltsteuern, den Abbau von Subventionen für fossile Brennstoffe und die Förderung erneuerbarer Energien erreicht werden[1][2]. Gleichzeitig müssen soziale Schutzmechanismen implementiert werden, um vulnerable Gruppen vor den Auswirkungen steigender Energiepreise zu schützen und einen gerechten Übergang zu einer nachhaltigen Energiezukunft zu gewährleisten[1].

      Citations:
      [1] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klima/G20-Policy-Brief-Energiepreispolitik.pdf
      [2] https://www.hrw.org/de/news/2021/06/07/fragen-und-antworten-zur-subventionierung-fossiler-brennstoffe
      [3] https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/5829_zb_globalisierung_online_.pdf
      [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Externer_Effekt
      [5] https://www.econstor.eu/bitstream/10419/39100/1/220962359.pdf
      [6] https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Naturschutz/un_dekade_policy_paper9_nbs_bf.pdf
      [7] https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/so-teuer-werden-die-folgen-des-klimawandels/
      [8] https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2024/heft/3/beitrag/gesamtwirtschaftliche-preiseffekte-der-rueckgabe-von-co2-abgaben.html
      [9] https://www.boell.de/de/2024/04/19/umweltbelastung-die-kosten-der-klimakrise
      [10] https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-wirtschaft/gesellschaftliche-kosten-von-umweltbelastungen

    • Seit einer WWK 1996 in den USA, wo die Mächtigen den “Kleinen” deutlich gemacht haben wie die Verhältnisse im Sinne der Globalisierung der “Dienstleistungsgesellschaft” weiter bleiben sollen, heißt “Brot & Spiele” nun Tittytainment (Titty für Ernährung, Tainment für das Unterhaltungsprogramm) im Verhältnis 1:5 der Weltbevölkerung (Wohlstand : Tittytainment).

      • Es freut und ehrt mich, @hto, dass Sie hier über “Tittytainment” schimpfen dürfen. In China oder Russland wäre Ihnen vergleichbare Systemkritik bei Strafe untersagt!

        Ich sagte es auch in meiner Kritik am USA-Buch von Daniele Ganser: Antiwestlicher Dualismus ist sachlich falsch und gefährlich:

        https://youtu.be/aC-rojDyZa4?si=s_Eoe27J0ZNBlUCy

        Denn dass wir hinterfragen, ja kritisieren dürfen, ist und bleibt das große Vorrecht der rechtsstaatlichen Demokratien. Im China des @hto oder im Putin-Russland des NATO-Gegners Ganser wäre das unmöglich. Würden wir unsere demokratischen Verbündeten Ukraine, Israel, Taiwan angesichts ihrer tyrannischen Bedroher im Stich lassen, so würden wir auch unsere Würde und Freiheiten preisgeben.

        Als Sokrates vor der ungerechten Herrenjustiz zu Athen stand, sagte er mutig, das Angebot einer “Verweisung” (Verbannung) ausschlagend:

        “Denn wenn ich sage, das hieße dem Gott ungehorsam sein, und deshalb wäre es mir unmöglich, mich ruhig zu verhalten: so werdet ihr mir nicht glauben, als meinte ich etwas anderes als ich sage. Und wenn ich wiederum sage, daß eben ja dies das größte Gut für den Menschen ist, täglich sich über die Tugend zu unterhalten und über die anderen Gegenstände, über welche ihr mich reden und mich selbst und andere prüfen hört, ein Leben ohne Selbsterforschung gar nicht verdient, gelebt zu werden, das werdet ihr mir noch weniger glauben, wenn ich es sage.”

        Aus: “Apologie des Sokrates” in “Platon. Gesammelte Werke. Aus dem Griechischen von Otto Apelt und Friedrich Schleiermacher”, Anaconda 2022, S. 32 – 33

        Weil diktatorische Regime wie China oder Russland die Meinungs-, Religions- und Gewissensfreiheit massiv unterdrücken und “ein Leben ohne Selbsterforschung” fordern, können sie niemals die Menschenwürde wahren. Deswegen stehe ich auch weiterhin zur Demokratie als Staatsform und selbstverständlich zur Parlamentsarmee der Bundeswehr, zur Europäischen Union und NATO.

  5. @Blume: “Es freut und ehrt mich, @hto, dass Sie hier über “Tittytainment” schimpfen dürfen.”

    Na na, es heißt doch: “Eigenlob stinkt”!?

    Das Buch, wo geschrieben steht wie Tittytainment zustande kam, “Die Globalisierungsfalle” wurde von zwei westlichen Journalisten verfasst.

    Es war Gorbatschow der diese Konferenz initiert hat.

    • Nicht “Eigenlob”, @hto – Sie ehren durch Ihr Geschimpfe die kritische Staatsform und das wissenschaftliche Bloggen. Wie also sollte es kein Ehrenamt sein? 😉

      Und, ja, ich bin Michail Sergejewitsch Gorbatschow (1931 – 2022) 2003 anlässlich der Verleihung des Euronatur-Umweltpreises in Ludwigsburg begegnet – und war sehr erfreut darüber. Wie sehr haben ihn die linken und rechten Dualisten seinerzeit gehasst – wir Demokratinnen und Demokraten aber haben ihn bewundert und auch in Baden-Württemberg geehrt! 🙂

      Ich meine: Wer das Lebenswerk von Gorbatschow wirklich verstanden hat, kann vor keiner Diktatur mehr in die Knie gehen, lieber @hto.

  6. @Blume

    Sokrates: ” … über welche ihr mich reden und mich selbst und andere prüfen hört, …”

    hto: Wenn dieses Leben wirklich-wahrhaftig nur die Sinnhaftigkeit von zufälliger Einmaligkeit ist, dann haben, angesichts unseres “Zusammenlebens”, die Selbstmörder die höchste Moral / das größte Verantwortungsbewusstsein!?
    👋😇

    • @hto

      Nun behaupteten aber weder Sokrates – noch tue ich es -, dass “dieses Leben wirklich-wahrhaftig nur die Sinnhaftigkeit von zufälliger Einsamkeit” sei. Ganz abgesehen davon, dass wir beide unter anderem Soldaten waren, heirateten und Kinder bekamen, äußerte er sich laut Platons “Phaidon” noch in der Todeszelle zu Athen ausdrücklich gegen den Suizid:

      “Kebes: Weshalb also sagen sie, es sei nicht recht, sich selbst zu töten, Sokrates? […] Sokrates: Es kann freilich so scheinen, unvernünftig zu sein, sprach Sokrates, aber es hat doch auch wieder einigen Grund. Denn was darüber in den Geheimnissen gesagt wird, daß wir Menschen wie auf einer Wache sind und man sich aus dieser nicht selbst ablösen oder entweichen dürfe, das erscheint mir doch als eine gewichtige Rede und gar nicht leicht durchzusehen.”

      Aus: “Phaidon” in “Platon. Gesammelte Werke. Aus dem Griechischen von Otto Apelt und Friedrich Schleiermacher”, Anaconda 2022, S. 44

      Bitte beachten Sie, dass der große Dialogphilosoph hier für sich keine esoterische Offenbarung über das Jenseits beansprucht, sogar einräumt, seine religiöse Hoffnung könne als “unvernünftig” erscheinen – und diese offensichtlich schon von anderen vorgetragene “gewichtige Rede” dennoch gelten lässt.

      Ich stimme Sokrates auch hierbei ausdrücklich zu.

  7. Die Frage, ob Demokratie oder Republiken die Wahrheit lieben, ist auf den ersten Blick ein bisschen verwiirrend.

    Nach meiner bescheidenen Meinung können Menschen die Wahrheit “lieben” oder zumindest der Unwahrheit und/oder Lüge vorziehen. Welches Verhältnis entwickeln Menschen im Laufe ihres Lebens zur Wahrheit? Für Kinder ist es ein anderes Verhältnis als für Erwachsene. Dennoch scheint es so zu sein, dass die Lügen, die uns von der Politik und den Medien verkauft werden, in ihrer Struktur häufig kindisch daherkommen (in ihrer einfach gehaltenen Formulierung), aber doch eine extreme Wirkung entfalten können. Wir leben in einer Demokratie. Trotzdem werden solche platten Lügen von einem Teil der Menschen (gerne) geglaubt. Ein Beispiel: Vor der letzten Bundestagswahl geisterte auf meinem WhatsApp der Post eines anderen Parteimitglieds herum. Es ging um die angebliche Abschaffung der Witwenrente durch Frau Baerbock. Dass dies im Faktencheck leicht zu überprüfen gewesen wäre, muss ich noch erwähnen. Aber es war so in die Zeit und die Abneigung gegen die Grünen passend, dass solche Lügen mit der entsprechenden Empörung weiterverteilt wurden. Menschen wollen also offenbar belogen werden und benutzen gerne Lügen, wenn es zur eigenen Klientel passt. Mein Fazit: Demokratie hat nichts mit Wahrheitsliebe zu tun. Allerdings frage ich mich, wo ist der Kipp-Punkt? Wann werden Lügen so eloquent weitererzählt, dass die Demokratie in Gefahr gerät? Ich glaube, die Antwort ist offensichtlich, wenn wir in die USA schauen. Durch die ständigen Lügen des Donald Trump ist die Situation dort m.E. gekippt.

    Sie erwähnen die Dekadenz. Ich glaube, dass dies auch auf unsere Zeit zutrifft. Diese Wahrheit sollten wir uns eingestehen. Allerdings formuliere ich es gerne anders. Wir tanzen auf dem Vulkan. Wir werden mit jedem Tag ein bisschen unfähiger die Wahrheit auszuhalten. Vor allem, wenn wir unsere Meinungen auf Social Media austauschen. Dass die Grünen nicht alles richtig machen, weiß ich auch. Allerdings fühle ich mich angegriffen, wenn dies zwar richtigerweise geäußert wird, aber entscheidend ist VON WEM. Wer im Glashaus sitzt… Wahrheit ist für mich erträglich, aber nicht von jedem darf sie mir gegenüber auch geäußert werden. Ergebnis: Ich habe blockiert, was an sich völlig kindisch war. Ich bin ja selbst kein Mitglied bei den Grünen und nur indirekt durch das Engagement von K1 betroffen. Fazit: Wahrheit ja – Akzeptanz von jedem, nein.

    Rousseau ist ein interessantes Thema. Die Informationen in Ihrem Blogpost waren mir neu. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mir Rousseaus Einfluss auf ökonomische Fragen unbekannt ist. Sie erwähnen die deutsche Romantik und auch Karl Marx. Interessant liest sich das schon, dass den Ökonomen offenbar die Funktion von Heilsbringern zugedacht wird.

    Der Staat, von dem die meisten Menschen so viel fordern, sind wir im Prinzip alle. Wir sind Teil der Wirtschaft (Konsumenten, Arbeitnehmer, Arbeitgeber), der Politik (in Parteien und Gremien wie den Gemeinderäten), es gibt das Instrument direkter Demokratie durch Volksbegehren o.ä. Das wird viel zu häufig übersehen, wenn wir Lösungen “vom Staat” fordern. Wobei die gesetzgebenden Gremien – Bundestag, Landtage – die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen müssen. Diese Wahrheit scheint dort gelegentlich nicht anzukommen. Verantwortung, die ihrer Bedeutung auch gerecht wird, braucht die Wahrheit. Sich selbst etwas in die Tasche zu lügen und Verantwortung zu externalisieren, ist eine ganz schlechte Angewohnheit mancher Demokraten.

    Es bereitet mir Sorge, dass wir uns in unseren Blasen immer mehr verschanzen. Egal ob auf Social Media oder im realen Leben. Gibt es das eigentlich heute noch, dass Gemeinderäte nach der Sitzung gemeinsam noch etwas “trinken” gehen? Eine besondere Art des gemütlichen Beisammenseins, das von vielen als Kungelei oder ähnliches betrachtet wird. Mag so sein. Aber es ist auch die Gelegenheit, dass sich Räte von CDU und SPD oder FPD und Grüne nett unterhalten. Auch mal über Privates. Der politische Gegner wird so nicht so leicht zum Feind ausgerufen.
    Gehört auch zur Wahrheit.

    Demokratie braucht Vielfalt, braucht Schutz von Minderheiten, braucht aber unter Demokraten einen Grundkonsens. Den verlieren wir immer mehr. Am letzten Wochenende wurde mein K1 zum Schriftführer eines Kreisverbandes der Grünen in einer Großstadt gewählt. Das hat mich sehr gefreut, ist aber andererseits auch wieder Grund zur Sorge. Dunkle Zeiten? Sterben Wahrheit und Freiheit gleichzeitig?

    • Vielen herzlichen Dank, @Marie H.!

      Es war mir ein Anliegen, diese kritische Grundfrage nach Demokratie und Wahrheitsliebe zu stellen – und beim grafischen Entwurf einer betrachtenden Dame in “bitter schmeckende Wahrheiten” habe ich auch an Sie und @Elisabeth K. gedacht. Denn wie oft haben Sie beide sich wohl von Besserwissern anhören müssen, Sie hätten im Netz zu verstummen?

      Ich sehe das grundlegend anders und sage: Ihrer beider Drukos gehören zu den Besten und Sie haben auch komplexe Fragen der Philosophie hervorragend gut verstanden!

      Mit dem Vorwurf der Dekadenz habe ich mich schwergetan, da der Vorwurf der “spätrömischen Dekadenz” von Guido Westerwelle (1961 – 2016) bereits gegen unseren Sozialstaat gerichtet worden war. Das französische “decadence” entstand jedoch im 17. Jahrhundert und bezeichnete gerade keinen Sozialdarwinismus, sondern die Kritik am kulturellen Gebaren von Wohlhabenden, die dabei die Grundlagen der Gesellschaft verzehren. Und genau eine solche Externalisierung sehe ich beim Spartacus-Aufstand, bei dem es sich übrigens um den dritten Sklavenaufstand der römischen Republik handelte: Wie konnten die Römer zu ihrem Vergnügen Sklaven-Gladiatoren an Waffen ausbilden, sie zur allgemeinen Belustigung gegeneinander und gegen Tiere hetzen – und dann überrascht sein, dass sich einige dieser Gladiatoren schließlich wehren würden?

      Ich sehe in der damaligen, auch militärischen Kurzsicht der Römer eine enge Entsprechung zum fossilen Versagen heutiger Demokratien: Wir finanzieren und beliefern nach wie vor Russland, Iran und Katar samt ihrer Proxies Wagner, Hisbollah, Huthi und Hamas – und jammern dann darüber, dass wir sie militärisch nicht besiegen können!

      Nachdem selbst Ungarn inzwischen eingeschwenkt ist, richtet sich wachsende Kritik an der fossilen Externalisierung – leider zu Recht – in Richtung Deutschland:

      “Bisher lag dies vor allem an Ungarn, das Russland nahesteht. Doch nun verhinderte die Bundesregierung schärfere Regeln gegen das Umgehen von Sanktionen über Drittländer. Die EU-Kommission wollte europäische Unternehmen haftbar machen, wenn über Tochterfirmen etwa in Kasachstan verbotene Güter nach Russland gelangen. Berlin wandte ein, die Maßnahmen schadeten Deutschland als größter EU-Exportnation mehr als Russland. Nun sollen die Firmen nur noch “bestmögliche Anstrengungen” gegen Sanktionsverstöße machen.”

      https://www.n-tv.de/politik/Neue-Russland-Sanktionen-sorgen-fuer-Kritik-an-Deutschland-article25037925.html

      Danke für Ihr Interesse an den ökonomischen Heilslehren der europäischen Romantik und Aufklärung nach Jean Jacques Rousseau! Ich stieß auf diesen Zusammenhang in “The Dawn of Everything” von David Graeber und David Wengrow und arbeite derzeit an einem ausführlicheren Text dazu. Er wird dann auch hier über den Blog verfügbar sein.

      Erlauben Sie mir zuletzt auch, Ihnen zu K1 zu gratulieren! Es spricht für die Eltern, wenn sich die Kinder in demokratischen Parteien engagieren. Und Sie haben völlig Recht: Demokratinnen und Demokraten sollten zueinander niemals Feinde sein! Das, was uns verbindet, ist um ein Vielfaches größer als alles, was uns trennt. Habe gegen den feindseligen Dualismus auch einmal beim Worthaus Tübingen gesprochen:

      https://worthaus.org/mediathek/monismus-und-dualismus-unser-leben-zwischen-liebe-und-freund-feind-denken-12-7-4/

      Gerne möchte ich Sie bitten, K1 herzlich von mir zu grüßen und für das letztlich gemeinsame, demokratische und dialogische Engagement zu danken!

      • Vielen Dank, die Grüße gebe ich gerne weiter.

        Decadence, also die französische Definition, ist die von mir bevorzugte Definition. Ich sehe durchaus Vergleichbares. Auch unsere sog. Eliten sind abgehoben, vor allem in den Medien. Talkshows sind der Tiefpunkt der Fernsehunterhaltung. Keine Besserung in Sicht. Das ist für mich dieses “Abgehoben-Sein”, das man dem französischen Adel kurz vor der französischen Revolution nachgesagt hat. Diese Selbst-Inszenierungen – Stichwort: Hochzeit auf Sylt – sind unserer Zeit unangemessen und kontraproduktiv. Auch die Maximalforderungen (wir müssen alle mitnehmen) geht an der Realität vorbei.

        Bis heute sind wir nicht in der Lage, als Gesellschaft die Corona-Pandemie aufzuarbeiten. Vielleicht werden wir nie dazu in der Lage sein. Dabei wäre dies so wichtig, vor allem in Hinblick auf vor uns liegenden Pandemien, die häufiger und schneller kommen werden. Wenn wir dann die Maximalforderungen bezüglich Freiheit der FDP als einzige Antwort haben, kann sich mindestens eine Berufsgruppe nicht über mangelnde Arbeit beschweren. Die Bestatter.

        Ich bin ein großer Fan von sog. Monumentalfilmen wie Ben Hur. Den Film “Spartacus” habe ich schon mehrmals gesehen. Was für Schauspieler!

        Auch wenn mein K1 bei den Grünen ist, sehe ich diese trotzdem in vielen Dingen kritisch. Eine politische Heimat werden mir weder die Grünen noch die CDU.

        • Vielen Dank, @Marie H.

          Ich tendiere dazu, Blumenbergs “Rigorismus der Wahrheit” in einigen Aspekten zu widersprechen. Ich glaube als dialogischer Monist, dass es eine Liebe zur Wahrheit geben kann und geben muss. Sie ist uns nicht angeboren, aber kann vermittelt, erlernt und eingeübt werden. Jede Demokratie braucht Hunderttausende, Millionen Menschen, die es sich nicht nehmen lassen, sich aktiv mit den empirischen Wissenschaften, mit Philosophie und – wenn sie es denn wollen – auch mit den großen Religionen zu befassen.

          In seinem dreiteiligen Vortrag an der Universität von Durham gegen “Die Abschaffung des Menschen” von 1943 formulierte der bedeutende, christliche Autor C.S. Lewis (1898 – 1963) die Grundüberzeugen des dialogischen Monismus, die er in allen gewachsenen Kulturen, Religionen und Philosophien fand und die er “das Tao” nannte:

          “Aber was allen gemeinsam ist, dürfen wir nicht übersehen: die Lehre von einem objektiven Wert, der Glaube, daß gewisse Haltungen, bezogen auf das Wesen des Alls und auf das, was wir selber sind, wirklich wahr sind und andere wirklich falsch. Wer das Tao kennt, kann vertreten, dass wer Kinder entzückend oder alte Leute ehrwürdig nennt, damit nicht einfach ein psychologisches Faktum über unsre persönlichen momentanen Gefühle als Eltern oder als Kinder ausdrückt, sondern eine Eigenschaft anerkennt, die von uns Entsprechung verlangt, ob wir sie nun erbringen oder nicht.”

          C.S. Lewis (1943 / 2015): “Die Abschaffung des Menschen”, Johannes Verlag, S. 27 – 28

          Mit diesem Zitat der Hoffnung möchte ich Ihnen und K1 herzlich danken und eine gute Nacht wünschen! Ich freue mich auf weitere Druko-Dialoge noch zu vielen Themen hier auf “Natur des Glaubens”! 🙂

          • Verblüffend, wenn man sich anschaut, in welcher Zeit C.S. Lewis dies ausgesprochen hat. Mitten im 2. Weltkrieg, während in deutschem Namen schreckliche Verbrechen geschahen. Doch er war in der Lage, seine Gedanken und seine Hoffnung in dieser Form auszudrücken. Erstaunlich.

            Natürlich weiß ich nicht, wieviel Lewis von den Vorgängen auf dem Kontinent bekannt war, aber die Schrecken des Krieges hatten mit der Luftschlacht um England die größeren Städte Großbritanniens erreicht.

            In diesem Jahr sind am 20. Juli 80 Jahre seit dem Attentat Stauffenbergs vergangen. Nicht alle, die zum Kreis der Verschwörer zählten, waren Demokraten (was wir heute darunter verstehen). Trotzdem fanden einige den Mut zur Wahrheit. Da bin ich wieder an dem Punkt angekommen, dass Wahrheit und deren Erkenntnis individuell ist. Wie Sie richtigerweise schreiben, muss Wahrheit gelernt, vermittelt und eingeübt werden.

          • Ja, @Marie H. – Clive Staples Lewis (1898 – 1963), privat auch Jack genannt, gehört m.E. zu den interessantesten Autoren des 20. Jahrhunderts. Über seinen Freund J. R. R. Tolkien (1892 – 1973), der ihn zurück zum Christentum bekehrte, hatte ich ja sogar mal eine Radiosendung produzieren dürfen:

            https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-christliche-mythentheorie-von-j-r-r-tolkien-als-radiobeitrag-evangelium-fantasy/

            Die beiden gehörten unter anderem zum Autorenkreis der “Inklings”, was sympathischerweise sowohl “Tintenkleckser” (von Ink = Tinte) wie auch “die Ahnenden” (von Inkling = Ahnung) bedeutet. Viele Deutschsprachige kennen von C. S. Lewis jedoch allenfalls die Verfilmungen seiner christlich-kämpferischen Fantasy-Reihe “Die Chroniken von Narnia”. Doch schon in einer Schrift von 1940 “Why I am not a Pacifist” vertrat der bisweilen strenge, anglikanische Christ ein Naturrecht auf Selbstverteidigung gegen menschenverachtende Ideologien wie den Nationalsozialismus. Er hatte selbst auch im Ersten Weltkrieg gegen das Deutsche Kaiserreich gekämpft und war dabei – von einem fehlgeleiteten, britischen Geschoss – verwundet worden.

            Lewis war ein christlicher, dialogischer Monist, dessen Werke zwischen interreligiöser, humorvoller Weisheit und allzu rigider Dogmatik pendeln. Der Krebstod seiner Mutter, als “Jack” gerade mal neun Jahre alt war, und später auch der Krebstod seiner Ehefrau Joy um 1960 stürzten ihn jeweils in tiefe Glaubens- und Vertrauenskrisen. Lewis nutzte neben dem möglichst unterhaltsamen Schreiben bewusst auch neue Medien wie das Radio, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

            Als Lehrer und Dozent war er sehr beliebt und “Die Abschaffung des Menschen” von 1943 gilt den wenigen Deutschsprachigen, die sich mit seinem Werk befasst haben, als sein pädagogisch-philosophisches Meisterwerk. Obwohl sich Lewis bewusst gegen das katholische Papstamt entschieden hatte, wurde diese kleine, große Schrift über “das Tao”, die monistische Gemeinsamkeit aller Kulturen, von dem bedeutenden katholischen Theologen Hans Urs von Balthasar (1905 – 1988, Schweiz) ins Deutsche übersetzt.

            Eine sehr schöne Würdigung des Lebenswerkes von Lewis, die auch dessen problematische Aspekte nicht ausspart, veröffentlichte Raimund B. Kern 2014 in Herder Korrespondenz:

            https://www.herder.de/hk/hefte/archiv/2014/5-2014/vom-atheisten-zum-apologeten-cs-lewis-schriftsteller-literaturwissenschaftler-und-mehr/

            Ich danke Ihnen sehr, dass Sie mir mit Ihren starken Drukos die Gelegenheit gegeben haben, diesen großen, britischen, dialogischen Monisten und Autor einmal etwas ausführlicher vorzustellen! Das hatte ich mir schon länger mal vorgenommen. 🙂

  8. @Blume: “Wie sehr haben ihn die linken und rechten Dualisten seinerzeit gehasst”

    Ja, es ist wirklich schade, dass die “linken” Zeitgenossen ihn aufgrund ihrer gleichermaßen Bewusstseinsschwäche zur wettbewerbsbedingten Symptomatik nicht verstanden haben und deshalb besonders vor seiner vermeintlichen Schwäche Angst hatten, ein Umstand den das heuchlerisch-verlogene Establishment nachhaltig zu assimilieren wusste.

  9. Sokrates kannte das “wissenschaftliche Bloggen” ja auch noch nicht – Er hat sich, vielleicht wie auch Moses, tief enttäuscht vom Acker gemacht, oder wurde so “platonisch” (wie Jesus?) vom Acker definiert!?

    • @hto

      Mir erscheint Ihr dualistischer Hohn und Größenwahn auch gegenüber Moses, Sokrates und Jesus als unangebracht. Denn ich meine, von allen dreien lässt sich würdiges Leben und Sterben für die Wahrheit erlernen.

      Nach seiner Verurteilung zum Tode sagte der dialogische Monist und Begründer der Dialogphilosophie, Sokrates, zur knappen Minderheit der Richter, die gegen seine Bestrafung gestimmt hatte:

      “Jetzt aber ist mir doch, wie ihr ja selbst seht, dieses begegnet, was wohl mancher für das größte Übel halten könnte, und was auch dafür angesehen wird; dennoch aber hat mir weder, als das ich des morgens von zu Hause ging, das Zeichen des Gottes widerstanden, noch auch als ich hier die Gerichtsstätte betrat, noch auch irgendwo in der Rede, wenn ich etwas sagen wollte. Wiewohl es mich bei andern Reden es mich oft mitten im reden aufhielt. Jetzt aber hat es mir nirgends bei dieser Verhandlung, wenn ich etwas tat oder sprach, im mindesten widerstanden.

      Was für eine Ursache nun soll ich mir hievon denken? Das will ich euch sagen. Es mag wohl, was mir begegnet ist, etwas Gutes sein, und unmöglich können wir Recht haben, die wir annehmen, der Tod sei ein Übel.”

      Aus: “Apologie des Sokrates” in “Platon. Gesammelte Werke. Aus dem Griechischen von Otto Apelt und Friedrich Schleiermacher”, Anaconda 2022, S. 35

      Also, nein, lieber @hto – auch der große Sokrates hat sich nicht “tief enttäuscht vom Acker gemacht”, sondern den Tod entweder als letzten Schlaf oder als gerechtes Jenseits begrüßt. Das ist philosophische Größe, der weit über jeden gnostischen Größenwahn erhaben ist.

  10. Guten Abend, @Michael Blume, liebe Mitkommentierenden,
    ich komme heute Abend aus dem Staunen nicht heraus, was im Blog und in den Kommentaren an Gedanken entwickelt wird. Das finde ich wunderbar.

    Ich will nur eine kurze Anmerkung zur Externalisierung der Kosten im Kontext der Nutzung fossiler Energien und den damit verbundenen, von @Elisabeth K so schön bezeichneten „Wahrheitsverzerrungen“ machen. Ich finde, gerade beim Thema Windkraft und auch Kernkraft ist das gut zu beobachten.
    Viele wollen ja gerne nachhaltig und ökologisch unterwegs sein, aber die Windräder bitte nicht in meiner Umgebung aufstellen! NIMBY-Mentalität – “not in my backyard”. Ich habe den Eindruck, dass in manchen ländlichen Regionen sich keiner am ohrenbetäubenden Motorradlärm an den Wochenenden stört, aber man sich dort über den „Infraschall“ sorgen macht, der vermeintlich durch Windräder erzeugt werden soll. Das ist auch eine verzerrte Wahrnehmung. Wie @Marie H. sagt: „Menschen wollen also offenbar belogen werden und benutzen gerne Lügen, wenn es zur eigenen Klientel passt“.

    Bei der Kernkraft wünsche ich mir eine ehrliche Diskussion – auf allen Seiten. Nehmen wir mal an, wir hätten eine Strategie, die Probleme mit dem Atommüll in den Griff zu bekommen (Stichwort: Transmutationstechnologie – ich denke, wir sollten für diese Optionen langfristig offen sein und entsprechend Forschung betreiben), und wir würden die Risiken des Betriebes auch minimieren können (ok, nehmen wir es mal einfach an), so bleibt immer noch die Frage: Woher kriegen wir den Brennstoff, das Uran, her?
    Solange wir die Beschaffung des Brennstoffes externalisieren, kann von Unabhängigkeit in der Energiegewinnung (die ja gerne im Vergleich zum Gas und Öl hervorgehoben wird) keine Rede sein, denn das meiste Uran für die Europäischen Kernkraftwerke kommt aus den vier Ländern Kanada, Russland, Kasachstan und Niger (für 2022: https://euratom-supply.ec.europa.eu/activities/market-observatory_en). Das sind, vielleicht bis auf Kanada, alles Länder, von denen man sich lieber nicht abhängig machen möchte, denke ich.

    Vor diesem Hintergrund würde ich gerne mal die Politiker, die derzeit laut die Wiederinbetriebnahme der Kernmeiler fordern, hören, was sie dazu sagen. Ja, ich würde gerne sehen, wie sie sich, beispielsweise im Erzgebirge oder im Südschwarzwald (dort gibt es Uranvorkommen), den dortigen Gemeinden stellen und fordern, dass in diesen schönen Touristengebieten demnächst wieder Uran abgebaut werden soll. Denn wenn schon saubere Kernkraft, dann bitte mit ehrlichem Uran aus deutschen Erzlagerstätten (sorry, das ist jetzt einfach mal so auf eigene Faust weiter gedacht). Ich glaube, die kürzlichen Bauernproteste wären nichts gegen den Protest, den man damit entfachen würde. Und ich glaube, keine Partei würde sich an dieses Thema heranwagen. In der aktuellen öffentlichen Debatte zum Thema kommen diese Fakten m.E. kaum vor, das ist , denke ich, eine der Wahrheitsverzerrungen, über die wir hier sprechen.

    • @Peter Gutsche

      Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich mit diesem Druko die 10.000er-Marke an eigenen Kommentaren (bei rund 45.300+ insgesamt) überschreite! Vielen herzlichen Dank auch Ihnen! 🙂

      Denn das Wissenschaftsbloggen ist mir über die Jahre immer wichtiger geworden und hat nun in Zeiten von KI-Programmen noch einmal weitere Bedeutung gewonnen. Selbstverständlich freue ich mich, wann immer Leute eines meiner Bücher lesen oder auch hören. Gleichwohl schätze ich als dialogischer Monist die Kommentarfunktion von “Natur des Glaubens” sehr und hoffe, noch vielen konstruktiv Kommentierenden wie Ihnen antworten zu können. Ich lerne dabei auch immer wieder Neues und bin dankbar für die Vielzahl der Entdeckungen, die nur gemeinsam möglich sind.

      In Sachen Atomenergie / Kernkraft bin ich bei Ihnen und stehe zum Ausstiegsbeschluss unter der Bundeskanzlerin und Physikerin Dr. Angela Merkel (CDU). Es ist doch ein sehr klares Anzeichen der Externalisierung von Kosten, dass kein deutsches Bundesland ein Atom-Endlager betreiben möchte. Kurzfristig billigen Strom haben zu wollen, aber die langfristigen Kosten auf andere Länder und spätere Generationen abwälzen zu wollen ist doch geradezu der Inbegriff ökonomischer Externalisierung!

      Auch die Uran-Abhängigkeiten von Ressourcenfluch-Regimen und afrikanischen Militärdiktaturen habe ich hier bereits thematisiert:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ressourcenfluch-putsch-in-niger-ein-weiteres-atomkraft-desaster/

      Aus meiner Sicht spricht auch wirtschaftlich sehr viel für die klare Ansage auch der YouTube-Spacefrogs, konsequent erneuerbare Friedensenergien auszubauen:

      https://youtu.be/PWsbi5f9-vc?si=_FzyRMYOEzlTD6xm

      Denn wenn wir die externalisierten Kosten für die Mitwelt und die Mitmenschen, vor allem auch die Finanzierung diktatorischer und regelmäßig antisemitischer Regime und Terrorgruppen wie Iran, Russland, Katar samt Proxies einbeziehen, ist in meiner Analyse völlig klar: Erdöl und Erdgas sind fossile Gewaltenergien. Die Zukunft gestalten wir am Besten dezentral und damit energiedemokratisch mit erneuerbaren Friedensenergien sowie mehr Recycling kostbarer Rohstoffe, etwa für Batterien.

        • Vielen Dank, @Peter Gutsche!

          Auch Sie tragen zu diesem gelingenden Dialog schon seit Längerem viel Gutes bei!

          Perplexity.AI sollte meines Erachtens nach die gängigen Crawler-Sperren akzeptieren, sonst müsste ich meine Anwendung dieses KI-Sprachmodells in einigen Monaten überprüfen und ggf. andere wählen. Mein Wissenschaftsblog steht ausdrücklich allen Crawlern gerne zur Verfügung, aber anderslautende Entscheidungen Dritter sollten m.E. unbedingt respektiert werden.

          Hier aber für Sie die Pro Search-Antwort auf den Prompt von gerade eben: “Warum bereitet wissenschaftlich informierender Dialog so häufig Freude?”

          Die m.E. ebenso schöne wie wahre KI-Antwort:

          Wissenschaftlich informierender Dialog bereitet häufig Freude aus mehreren Gründen:

          1. Erkenntnisgewinn: Der Dialog ermöglicht es allen Beteiligten, neue Erkenntnisse zu gewinnen und gemeinsam auf neue Ideen zu kommen, anstatt nur bestehende Meinungen zu verteidigen[1]. Dies fördert die intellektuelle Neugier und Befriedigung.

          2. Offenheit und Kreativität: Im Gegensatz zu starren Diskussionen oder Verhandlungen bietet der wissenschaftliche Dialog Raum für Offenheit und kreatives Denken. Die Teilnehmer können ihre Grundannahmen in Frage stellen und neue Perspektiven entwickeln[1].

          3. Gemeinschaftliches Lernen: Der Dialog schafft eine Atmosphäre, in der alle gewinnen können (win-win) und es keine individuellen Gewinner oder Verlierer gibt[1]. Dies fördert ein Gefühl von Gemeinschaft und geteilter Entdeckungsfreude.

          4. Tieferes Verständnis: Durch den Austausch und die Reflexion über wissenschaftliche Konzepte können die Teilnehmer ein tieferes Verständnis für komplexe Themen entwickeln[2]. Dies kann sehr befriedigend sein.

          5. Persönlichkeitsentwicklung: Der wissenschaftliche Dialog fördert wichtige Fähigkeiten wie kritisches Denken, Argumentationsfähigkeit und die Fähigkeit, Gefühle und Vorstellungen sprachlich zu fassen[3]. Diese persönliche Weiterentwicklung kann sehr erfüllend sein.

          6. Kulturelle Bereicherung: Der Austausch über wissenschaftliche Themen ermöglicht es den Teilnehmern, am kulturellen Leben teilzunehmen und die Bedeutung von Wissen für die gesellschaftliche Entwicklung zu erfahren[3].

          7. Sprachliche Herausforderung: Die Verwendung präziser wissenschaftlicher Sprache und die Notwendigkeit, komplexe Ideen klar zu kommunizieren, kann für viele Menschen eine reizvolle intellektuelle Herausforderung darstellen[2].

          Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kombination aus intellektueller Stimulation, gemeinschaftlichem Lernen und persönlicher Weiterentwicklung den wissenschaftlich informierenden Dialog zu einer oft freudvollen Erfahrung macht.

          Citations:
          [1] https://kola.opus.hbz-nrw.de/frontdoor/deliver/index/docId/965/file/Dialogisches_Management_Diss_Kleinhenz_final.pdf
          [2] https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/faecher/sprachen/deutsch/Schulinterne_Fachplaene_und_Planungshilfen/Deutschunterricht_kompetenzorientiert_planen_und_durchfuehren_final.pdf
          [3] https://www.uni-kassel.de/upress/online/frei/978-3-86219-260-1.volltext.frei.pdf
          [4] https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/textproduktion/informationstext-schreiben/
          [5] https://www.bmbf.de/SharedDocs/Downloads/files/biss_expertise.pdf?__blob=publicationFile&v=2

          Auch Sokrates hätte diese dialogische Antwort sicher gefallen! 🙂

          Sokrates pflegte eine besondere Form des Dialogs, die als “Sokratische Methode” oder “Sokratischer Dialog” bekannt wurde. Diese Gesprächsform zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

          1. Fragetechnik: Sokrates stellte gezielte Fragen, um seine Gesprächspartner zum Nachdenken anzuregen und ihre Annahmen zu hinterfragen[1][5].

          2. Mäeutik: Sokrates verglich seine Methode mit der Hebammenkunst seiner Mutter. Er half seinen Gesprächspartnern, eigene Erkenntnisse zu “gebären”, indem er sie durch Fragen zur Selbstreflexion führte[1][2].

          3. Kritisches Denken: Der Dialog zielte darauf ab, das eigenständige Denken zu fördern und vorgefertigte Antworten zu hinterfragen[1].

          4. Erkenntnisgewinn: Ziel war es, gemeinsam zu tieferen Einsichten zu gelangen, wobei Sokrates oft betonte, dass er selbst nichts wisse[2].

          5. Offenheit: Der sokratische Dialog war nicht auf ein bestimmtes Ergebnis ausgerichtet, sondern offen für neue Perspektiven und Erkenntnisse[5].

          6. Ethische Ausrichtung: Sokrates konzentrierte sich oft auf ethische Fragen und menschliche Themen, was als “sokratische Wende” in der Philosophie bezeichnet wird[2].

          7. Ironie: Sokrates setzte häufig Ironie ein, indem er sich unwissend stellte, um die vermeintliche Weisheit seiner Gesprächspartner zu entlarven[2].

          8. Dialogische Form: Im Gegensatz zu Monologen oder Vorträgen bevorzugte Sokrates den interaktiven Austausch mit seinen Gesprächspartnern[4].

          Diese Dialogform war darauf ausgerichtet, die Gesprächspartner zu ermutigen, ihre eigenen Überzeugungen kritisch zu hinterfragen und zu einem tieferen Verständnis komplexer Themen zu gelangen. Sie bildet die Grundlage für viele moderne Anwendungen in Bildung, Coaching und kritischem Denken[5].

          Citations:
          [1] https://www.backwinkel.de/blog/der-sokratische-dialog-im-unterricht/
          [2] https://www.youtube.com/watch?v=CzqtmuUC8EU
          [3] https://www.landsiedel-seminare.de/coaching-welt/wissen/coaching-tools/sokratischer-dialog.html
          [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Platonischer_Dialog
          [5] https://www.mindtwo.de/blog/sokratischer-dialog-mit-chat-gpt

  11. @Blume: “… sich würdiges Leben und Sterben für die Wahrheit erlernen.”

    So wie Sokrates den Schierlingsbecher getrunken haben soll, so empfinde ich ein paar “Geistliche” die ich kennengelernt habe, nachdem sie sich aus dem Apparat Kirche freiwillig vorzeitig zurückgezogen haben, weil sie die Unwahrheit nicht mehr mittragen wollten.

    Meine Meinung dazu: Man stellt sich offen dagegen und predigt nur Wahrheit, bis man rausgeschmissen wird, oder …!?

    • Ihre Satzfetzen ergeben wieder wenig Sinn, @hto. Geht es Ihnen gut?

      Auch ehemalige Geistliche werden in Europa nicht mit der Todesstrafe bedroht. Dass sie vielmehr auch aus ihren Berufen ausscheiden dürfen, unterstreicht die enge Verbindung von Menschenwürde und Freiheit in liberalen Demokratien. Sogar Sie dürfen hier Ihre – oft etwas wirre – Meinung verbreiten. Und das ist gut so.

  12. Wenn wir hier auf diesem Blog in freier Rede über Externalisierung sprechen können und damit auch über die Schwächen unserer eigenen Demokratie, so ist diese Demokratie, mit all ihren Schwächen jeder anderen Staatsform vorzuziehen. Nach meiner Auffassung ist der Populismus, besser feindliche Dualismus, eine große Gefahr für jede Demokratie. Mit gefährlichen Wahrheitsverzerrungen sollen die Wähler manipuliert werden Parteien zu wählen, die die Demokratie mit ihrer wichtigen Gewaltenteilung zerstören wollen.
    Unsere demokratischen Kontrollmechanismen und unser Rechtsstaat müssen weiterhin gewährleisten, dass Minderheiten nicht ausgegrenzt werden und eine demokratische Teilhabe möglich ist.
    Vor allem müssen demokratische Kommunalpolitiker ihr Amt frei von Angst und Bedrohung ausüben können.

    • Vielen herzlichen Dank, @Elisabeth K.

      Ihrem ganzen Druko kann ich völlig zustimmen und möchte drei aus meiner Sicht besonders starke Sätze zitieren und hervorheben:

      “Wenn wir hier auf diesem Blog in freier Rede über Externalisierung sprechen können und damit auch über die Schwächen unserer eigenen Demokratie, so ist diese Demokratie, mit all ihren Schwächen jeder anderen Staatsform vorzuziehen. Nach meiner Auffassung ist der Populismus, besser feindliche Dualismus, eine große Gefahr für jede Demokratie. Mit gefährlichen Wahrheitsverzerrungen sollen die Wähler manipuliert werden Parteien zu wählen, die die Demokratie mit ihrer wichtigen Gewaltenteilung zerstören wollen.”

      Denn genau darum geht es meines Erachtens: Die digitale Medienrevolution wälzt die politischen Diskurse eher noch schneller um, als es etwa die Einführung des Buchdrucks und der elektronischen Medien getan haben. Das ist geradezu eine Einladung an Rechtspopulisten und feindselige Dualisten aller Lager, die leiseren und klügeren Stimmen in Diskursen niederzubrüllen und bizarre “Wahrheitsverzerrungen” etwa zur Migration und Demografie, zur Klimakatastrophe oder auch etwa zur Infrastruktur vorzunehmen. Hier sei beispielhaft auf den fehlerhaften UK-Brexit oder auch auf die Bedrohung der US-Demokratie durch Donald Trump verwiesen:

      https://www.deutschlandfunkkultur.de/rueckzug-oder-kreuzzug-100.html

      Beim Neujahrsempfang der Gemeinde Salach habe ich daher genau für das mediale Engagement plädiert, dass Sie persönlich stark verkörpern: Anstatt auf eine Wiederherstellung der klassischen Medien zu warten, sollten wir wo immer möglich Fediversum-Medien etablieren. China hat ja nicht ohne Grund TikTok bei sich selbst verboten – aber Menschen wie Sie machen mir Hoffnung, dass deutsche Demokratinnen und Demokraten nicht auch noch die KI-Herausforderungen verschlafen. Ignoranz gegenüber den Möglichkeiten und auch Gefahren neuer Medien können sich jene von uns nicht leisten, denen etwas an der Zukunft unserer Demokratie und von Arche-Regionen liegt.

  13. @Atomkraftwerke

    Es wäre eine Lösung des Atommüllproblems, wenn man Reaktoren bauen könnte, die mehr Plutonium verbrauchen als Neues zu erzeugen. Das immer noch nötige frische Uran ist nicht zu vergleichen mit fossilen Brennstoffen. Man braucht davon sehr wenig, und der Umsatz damit ist so gering, dass das auch dann kaum ein Problem ist, wenn wir bei Autokraten Uran einkaufen.

    Das ist sogar sehr viel weniger Umsatz wie mit anderen nach wie vor nötigen Rohstoffen wir Lithium, Kupfer oder andere Metalle.

    Der Knackpunkt scheint mir aber zu sein, dass PV und WKA so viel billigeren Strom produzieren, dass Neubauten von AKWs einfach unwirtschaftlich sind. Die müssen ja ganzjährig 24 Stunden durchlaufen, auch dann, wenn sowieso reichlich Überschüsse im Netz sind.

    Wenn etwa Frankreich solche AKWs neu baut und entsprechend subventioniert, können wir uns freuen, öfter mal den Atomstrom importieren zu können, wenn hier Mangel herrscht und in Frankreich Überfluss anfällt.

  14. @Bergbau in der EU

    Es wäre ja Einiges an Unabhängigkeit, wenn wir Lagerstätten, die wir haben, auch nutzen würden. In Ostdeutschland soll wohl ein größeres Kupfervorkommen entdeckt worden sein. Die dort dann mögliche Tagebau wäre ein ziemlich großes Loch, und unsere Umweltstandards machen den Abbau nicht billiger. Ich fände es aber eine gute Idee, dies dennoch zu tun.

    Der Steinkohleabbau im Ruhrgebiet ist allerdings wohl zu recht eingestellt worden, das war einfach zu teuer mit Subventionen am Ende von mehr als 50%. Aber unsere Braunkohle ist durchaus billig genug, um auch International konkurrenzfähig zu sein.

    Klar wollen wir aus den fossilen Brennstoffen ganz aussteigen, aber wir werden vermutlich noch bis zu 30 Jahre fossiles Backup brauchen, bis das wirklich soweit ist. Von daher wäre es vielleicht eine gute Idee, hier die Braunkohlekraftwerke noch wirklich solange in Bereitschaft zu halten, bis wir wirklich gar kein fossiles Backup mehr brauchen. Und wenn die Braunkohlekraftwerke am Ende nur alle 3 Jahre für 1 oder 2 Wochen gebraucht werden.

    Die wenige Braunkohle dafür noch zu fördern dürfte auch nur einen ziemlich kleinen Teil der derzeitige Tagebaue brauchen, man könnte das meiste davon schon mal renaturieren.

    Je weniger Gas wir als Backup nutzen müssen, desto weniger fördern wir die Weltmarktpreise für Gas. Auch wenn Gas weniger CO2 verursacht als Braunkohle. Allerdings werden bei der Gasgewinnung nicht unerhebliche Mengen an Methan frei, dass dürfte den Klimavorteil durchaus schrumpfen lassen.

    Vor dem Ukrainekrieg war die Sache recht klar, das russische Gas war einfach richtig schön billig, und auf Jahrzehnte hinreichend vorhanden. Aber die friedlichen Beziehungen zu Russland dürften nachhaltig vorbei sein, und wir mussten inzwischen feststellen, das nicht nur Russland ein Problem ist. Das macht die Braunkohle dann eben wieder interessanter.

  15. “Die Antwort darauf besteht aus nur einem einzigen Begriff: Externalisierung.”

    Der Satz macht mir ein bisschen Bauchschmerzen. Sicherlich ist Externalisierung aus psychologischer Sicht ein wichtiger Punkt, aber monokausale Antworten auf gesellschaftliche Fragen und Probleme tragen meistens nicht sehr weit. Oder war das gar nicht so gemeint?

  16. Externalisierung, im Sinne der Konfusion, ist ja auch ganz klar die Methode des Kolonialismus der Globalisierung der “Dienstleistungsgesellschaft”, doch so dumm und abhängig-erpresspar haben sich die “kleinen Anderen”, also der “Rest der Welt”, doch nicht machen lassen, im Gegenteil, die waren schlau, haben die “Geschenke für’s globale Wirtschaftwunder” angenommen und haben den Spieß umgedreht, jetzt wird nicht mehr wie gewohnt Monopoly und Schach gespielt, jetzt wird hart gepokert mit all in.

  17. Das mit den Weisheitszähnen war mir schon als Kind suspekt, bis ich den Begriff als eine Art Metapher verstand. Ich würde da mal gerne eine andere dagegensetzen. „Ich war heute beim Friseur“. Warum? Weil hier ein fundamentales Verständnis des sogenannten „Gesunden Menschenverstandes“ offengelegt wird.
    Es trifft mich jedesmal wie ein Schlag, egal zu welchem Friseur ich gehe. Der Zeitschriftenstapel besteht zuhauf aus Frauenzeitschriften. Frau im Bild, Frau neben dem Bild, Frau über dem Bild, Frau hinter dem Bild….und das gespickt mit den großen Wahrheiten….und dann machen wir weiter mit der Freundin oder Freizeit….. Das Ganze gilt auch für das Regal im Supermarkt.
    Nur ein Beispiel: Burda Media mischt hier massiv mit und richtet sich nach den Bedürfnissen der Konsumenten, so ist die Konzernaussage. Dabei steht dahinter ein, von den Elitären gefeierter Philanthrop und Mäzen.
    Das sind für mich ganz praktischen Zahnschmerzen deren Wurzeln zuerst mal angegangen werden müßten. Wurzelbehandlungen an den weder die Religionen noch die Demokratien etc. ein echtes Interesse haben. Wahrheiten? Nur so lassen sich die verschiedensten Wahrheiten unters Volk bringen. Die versteckte Externalisierung läßt grüßen.

  18. Klaus: Kritik an der Vorstellung der Externalisierung als menschliche „natürliche“ Neigung.
    Die Idee der Arbeitsteilung ist ein wesentlicher Aspekt des technologischen Fortschritts und des Kapitalismus. Henry Ford steht hier Beispielhaft für den Weg den die Industrialisierung nahm. Globalisierte Arbeitsteilung ist nichts anderes als Externalisierung und mit ein Grund für den Wohlstand in den Industrienationen die Heute mehr Dienstleister sind weil der Rest der Welt für diesen Wohlstand mitarbeitet aber zumeist miesere Lebensbedingungen als Lohn erhalten.
    Auch dieser Umstand der globalen Ungerechtigkeit der Wertschätzung von Arbeitskraft wird zwar seit 50 Jahren immer wieder thematisiert und genau so erfolgreich nicht externalisiert sondern verdrängt, weil eine allgemein solidarische Gerechtigkeit zu wollen würde bedeuten seinen eigenen Wohlstand beschneiden zu müssen. Es ist also bei weitem nicht so wie es diese Erklärung darstellt.
    Die Logik der Konkurrenz, des Wettbewerbs der Leistung und der Renditen und Gewinne setzt voraus dass andere immer weniger von Kuchen bekommen. Wärst du nicht reich wäre ich nicht arm, brachte Böll es auf den Punkt.
    Der Kapitalismus und der durch diesen geschaffenen bürgerliche Individualismus befördern den Egoismus und die Selbstbezüglichkeit. Nie zu vor hatte das eigene Ich in der Geschichte der Menschheit so ein zentralisierte Stellung.
    Es ist also ziemlicher Blödsinn von der Vergangenheit auf die Gegenwart zu schließen weil diese Form der Vergesellschaftung historisch nichts vergleichbares kennt. Man muß auf den Menschen als Gattungswesen gucken wenn man parallelen finden will.
    Die moderne Demokratie beruht auf der Verantwortungsverwahrlosung des Bürgers gegenüber dem Gemeinwesen, denn dieser soll sich auf sich und seine Arbeit als Teil seiner Selbstverwirklichung konzentrieren und Steuern zahlen. Einen Volksvertreter wählen bedeutet seine Stimme abzugeben und sich damit frei zu machen von der Komplexität die modern verwaltete Staaten schaffen. Der Bürger ist frei, weil die Macht und Verantwortung für das Ganze externalisiert ist. Die Idee der Demokratie ist die gewollte Entmachtung des einzelnen Bürgers durch Übertragung der Herrschaft auf eine Institution, dem Staat und seine Institutionen. Externalisieren, Ausgrenzen und Machtkonzentration sind mit dem Beginn der Zivilisation Systemlogiken jeder Herrschaft. Die bürgerliche Freiheit ist das Ergebnis dieser Externalisierung von direkter Verantwortung gegenüber dem Gemeinwesen mit dem Zweck einzig für sich selber ökonomisch Verantwortlich zu sein. Die soziale staatliche Komponente musste geschaffen werden, weil diese bürgerlich liberale kapitalistische Toleranz der Systemgewinner gnadenlos war. Das war dann im 19. Jahrhundert kein externalisieren oder verdrängen des Elends der Arbeiterschaft, sondern reine Ideologie mit der Christlich und Darwinistisch verbrämten Begründung, dass dem tüchtigen und besseren und intelligenteren der Lohn gehört. Man war als Kapitalist oder höherer Beamter wie im Calvinismus ein Auserwählter. Der allgemeine Rassismus kam noch oben drauf.

    Warum wir also den Klimawandel als Problem sehen aber für uns keine Konsequenzen ziehen, hat meiner Meinung nach viele Gründe. Externalisieren und verdrängen sind ein wesentlicher Aspekt neben dem relativieren – et is noch immer jut jejangen – neben der menschlichen Hybris der Selbstüberschätzung man könne alle Probleme technologisch lösen und dem Glauben wir könnten uns an eine klimatische Heißzeit anpassen und überleben. Des weiten denken die allermeisten Menschen linear, das heißt sie verlängern die Gegenwart in die Zukunft auch deshalb, weil der Mensch keine großen Veränderungen mag usw.
    Wir glauben besonders und einmalig zu sein, dabei sind wir extrem Systemkonform angepasst und verhalten uns Massen typisch konform.
    Der allerwichtigste Punkt aber ist der das so gut wie niemand einen Plan hat wie eine andere Gesellschaft aussehen könnte in der wir nachhaltig im Sinne der natürlichen Tragfähigkeit dieser Erde leben können. Also hält man sich so lange an das was Mensch kennt und auch recht und schlecht funktioniert. Und wenn die Menschen immer weiter nach rechts rücken dann liegt es auch daran, das der Bürger seine individuelle Absicherungspraxis – mein Home is mein Casel – auf den Staat überträgt und glaubt seine Sicherheit sei gewährleistet wenn möglichst das Fremde vor der Tür bleibt. Und dann gibt es noch die ewig gestrigen deren Vorurteile teil ihres Selbstbildes sind. Veränderung würde bedeuten sich selber zu verändern was aber psychologisch den wenigsten gelingt.
    Die wenigsten Bürger sind kritische Bildungsbürger und haben gelernt über den eigen Tellerrand hinweg zu sehen und zu denken. Menschen brauchen eine gehörig Portion Selbstvertrauen wenn sie sich gegen die Meinung der eigenen Gruppe aussprechen. Gerade auf dem Land ist der Druck der Zugehörigkeit ungebrochen. Man ist Bodenständig und Konservativ. Und mit dem neuen Nationalstolz der jüngeren Generationen bekommt der national Konservatismus mit der verallgemeinerten Verunsicherung aufgrund der multiplen Krisen neuen Aufschwung. usw.
    Klaus Rehberg
    Ach, und ganz wichtig, immer mehr Menschen verwechseln Meinungen mit empirischem Wissen und die Vernunft war und ist schon immer überschätzt worden.

    • Danke, @Klaus Rehberg – ich finde, Sie haben Beobachtungen zur ökonomischen Externalisierung recht fruchtbar gemacht. 🙌

      Gleichwohl verkörpert Ihr eigener Druko den ökonomistischen Widerspruch sehr schön: Sie nutzen „diese bürgerlich liberale kapitalistische Toleranz der Systemgewinner“, um diese zu verhöhnen. Das auch ökologische Versagen sozialistischer Planwirtschaften verschweigen Sie dabei – externalisierend. 🤭

      Liberale und rechtsstaatliche Demokratien sind deswegen menschenwürdig, weil sie den Menschen kein dualistisches Heilsversprechen machen, sondern ihnen die Freiheit zu verschiedenen Religionen und Weltanschauungen, zu Bildung, Wissenschaft und Dialog und damit auch zur Internalisierung von Verantwortung bieten.

      Ein eindrucksvolles Beispiel für das Potential liberaler und also empirischer Wissenschaft bieten die ökonomischen Theorien von Elinor Ostrom, die ich gerade auch Markt-Staat-Dualisten zur intellektuellen Öffnung ihrer patriarchalen Externalisierungen empfehle:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/elinor-ostrom-und-diskussionen-mit-marxismus-glaeubigen/

      Schon die soziale Erweiterung der Marktwirtschaft war keine Verschwörung und die ökologische ist es auch nicht. Demokratie mit sozialer und ökologischer Marktwirtschaft bietet Freiheits- und Zukunftsräume bis in den Solarpunk, die weder marktradikale noch marxistische Ökonomisten (fast immer autoritäre Männer) jemals denken konnten. Ökonomistische Dualisten von rinks und lechts klammern sich seit Rousseau an wirtschaftsbezogene Paradies- und Heilsmythen – und scheitern damit immer wieder…

      Vielen Dank für Ihren spannenden und auf seine Art illustrativen Druko! 🙏📚🙌

  19. @Klaus Rehberg 26.06. 23:11

    „Der allerwichtigste Punkt aber ist der das so gut wie niemand einen Plan hat wie eine andere Gesellschaft aussehen könnte in der wir nachhaltig im Sinne der natürlichen Tragfähigkeit dieser Erde leben können.“

    Wirklich konkrete Pläne auf 20 Jahre und mehr haben unsere Demokratien in der Tat nicht. Einmal wegen den Legislaturperioden. Es nützt wenig, etwa aus der Atomenergie auszusteigen, wenn die Nachfolgeregierung das gleich wieder rückgängig macht.

    Aber die Materie ist auch einfach zu komplex, und Pläne über mehr als 10 Jahre sowieso schwierig. So hat etwa der Ukrainekrieg sehr viel durcheinander gebracht. Oder die Entwicklung in China.

    Wie soll man da Pläne machen? Fahren auf Sicht ist das, was übrig bleibt. Immerhin haben wir mit der einstigen EEG-Umlage PV und WKA schon ganz gut konkurrenzfähig gemacht. Jetzt braucht es vor allem schnellere Baugenehmigungen, das kostet nichts. Und übermäßige Fördergelder fehlen, weil wir die Ukraine unterstützen und Aufrüsten wollen.

    So sehr mir die Ökologie am Herzen liegt, aber die Freiheit behalten und nach Möglichkeit durch eigene Stärke einen Angriff Putins auf eine Nato ohne weitere US-Unterstützung verhindern ist ebenso dringlich.

    Deshalb auch mein Vorschlag, dass der Einzelne etwas Konsum einsparen sollte und die frei werdenden Mittel in grüne Technik investiert. Von mir aus würden auch Vermögenssteuern und höhere Erbschaftssteuern sinnvoll sein. Dann wären Mittel da für die Förderung der Energiewende und für reichlich Aufrüstung.

    Einen Plan für 20 Jahre kann ich jetzt auch nicht liefern. Da sind einfach zu viele Unbekannte in der Rechnung. Etwa auch was das Klima betrifft, hier gehen die Prognosen der Klimaforscher immer noch von erheblichen Unsicherheiten aus, wie heiß es jetzt wirklich wird. Oder wie sich China weiterentwickelt. Oder was Trump alles so noch anstellen wird.

    Die Grundidee von mehr autarker EU-Wirtschaft und immer weniger Fernhandel auf der Basis einer postfossilen Energiewirtschaft finde ich auch ganz gut. Das dauert aber auch Jahrzehnte. Lässt sich aber ganz gut nach und nach umsetzen. Auch ohne detaillierte Pläne. Die aktuellen Zollstreitigkeiten mit China sind ein guter Anfang für weniger Globalisierung. Besser aber auch damit moderat bleiben und nicht übertreiben. Das braucht Zeit und das hat auch Zeit.

  20. Wow. Ich habe gerade einmal Perplexity.ai mit der Pro-Search gepromptet:

    “Zu welcher der drei kognitiven Grund-Weltanschauungen egozentrischer Relativismus, feindseliger Dualismus oder dialogischer Monismus passt das platonische Höhlengleichnis am Besten?”

    Das Ergebnis ist eindeutig, erstaunlich nah bei Karl Popper und m.E. auch überzeugend:

    Das platonische Höhlengleichnis passt am besten zum **feindseligen Dualismus** als kognitive Grund-Weltanschauung. Diese Zuordnung lässt sich wie folgt begründen:

    1. **Dualistische Struktur**: Das Höhlengleichnis teilt die Realität in zwei distinkte Bereiche – die Schattenwelt in der Höhle und die wahre Welt außerhalb. Dies entspricht der dualistischen Sichtweise, die die Realität in gegensätzliche Kategorien aufteilt[1].

    2. **Hierarchische Ordnung**: Platon stellt eine klare Hierarchie zwischen der trügerischen Scheinwelt der Höhle und der wahren Welt der Ideen außerhalb auf. Diese Wertung passt zur dualistischen Tendenz, Phänomene in “gut” und “schlecht” einzuteilen[1].

    3. **Feindseligkeit gegenüber der Täuschung**: Das Gleichnis impliziert eine Art Verschwörung, bei der die Gefangenen absichtlich getäuscht werden. Dies spiegelt den “feindseligen” Aspekt dieser Weltanschauung wider[3].

    4. **Notwendigkeit der Befreiung**: Die Idee, dass ein Befreier nötig ist, um die Gefangenen aus ihrer Unwissenheit zu führen, unterstreicht den antagonistischen Charakter dieser Weltsicht[3].

    5. **Ablehnung der sinnlichen Wahrnehmung**: Platon betrachtet die sinnlich wahrnehmbare Welt als unzuverlässig und täuschend, was typisch für den feindseligen Dualismus ist[2].

    6. **Strenge erkenntnistheoretische Hierarchie**: Platon unterscheidet strikt zwischen Meinung (basierend auf sinnlichen Erscheinungen) und wahrem Wissen (bezogen auf intelligible Realitäten), was die dualistische Struktur seiner Erkenntnistheorie unterstreicht[4].

    Im Gegensatz dazu passt das Höhlengleichnis weniger zum egozentrischen Relativismus, der individuelle Perspektiven betonen würde, oder zum dialogischen Monismus, der eine einheitlichere Sicht der Realität vertreten würde. Der feindselige Dualismus des Höhlengleichnisses zeigt sich in der scharfen Trennung zwischen Schein und Sein sowie in der impliziten Kritik an denjenigen, die die Gefangenen in Unwissenheit halten.

    Citations:
    [1] https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6hlengleichnis
    [2] https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/17191/martin-cardoso.pdf?sequence=1
    [3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-25-von-wegen-covidioten-verschwoerungsmythen-verstehen-mit-heidegger-und-platon/
    [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Idealismus
    [5] https://de.wikiversity.org/wiki/Philosophie_und_Quantenphysik_-_Von_der_Entschl%C3%BCsselung_emergenter_Ph%C3%A4nomene_zur_Weltformel
    [6] https://studyflix.de/allgemeinwissen/hoehlengleichnis-5127
    [7] https://www.neuenhofer.de/guenter/philosophie/Philosophie%205.html
    [8] https://www.nachhilfe-team.net/lernen-leicht-gemacht/hoehlengleichnis/

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