Langzeitismus: Der kommende Faschismus feiert die Klimakrise – Fossiler Wahnsinn 3
Über lange Jahre hatte ich die Erfahrung gemacht: Wer die wissenschaftlich nachweisbare Klimakrise auf die Mitmenschen und Mitwelt leugnet, steht meistens im Rechtsdualismus; wer die wissenschaftlich nachweisbaren Potentiale von Religion(en) etwa für Demografie und Hoffnung leugnet, steht meistens im Linksdualismus. Denn kognitive Bestätigungsfehler, Induktionsfehler und schmerzhafte Dissonanz bis hin zur Reaktanz sind nun einmal Grundtendenzen menschlicher Psychologie, ganz unabhängig von der politischen und weltanschaulichen Selbstverortung. Umso mehr wir denken, es beträfe uns nicht – umso stärker sind auch wir betroffen!
Ja, auch ich. Ja, auch Sie.
Entsprechend bemerkenswert sind weltanschauliche Tiefenverschiebungen, wie sie derzeit geschehen. Denn seit einigen Jahren – und zunehmend beschleunigt – akzeptieren, ja begrüßen (!) immer mehr säkulare Relativistinnen und rechtslibertäre Dualisten die Klimakrise und schließen sich der neuen und digital schnell aufsteigende Form des sozialdarwinistischen Faschismus an: dem Longtermism, auf deutsch Longtermismus oder präziser Langzeitismus.
In ihm wird die “Enge der Zeit” durch die menschengemachte Erhitzung und ihre Auswirkungen etwa auf Temperaturen und Wasser nicht länger geleugnet – sondern als Chance zur Selektion zynisch begrüßt! So spottete auch Donald Trump bereits 2022 vor seiner Anhängerschaft in Anchorage, Alaska über den Anstieg der Meeresspiegel:
»Wir werden ein bisschen mehr Grundstücke am Strand haben, was nicht das Schlechteste auf der Welt ist«
Abgesehen davon, dass dies klar faktisch nicht stimmt (bei steigendem Wasser schrumpfen Landmassen und also auch Ufer) lautet die populistisch-emotionale und im Ergebnis feindselig-dualistische Botschaft an die eigene Anhängerschaft: “Wir” bereiten uns vor und werden von der globalen Erhitzung sogar profitieren, wogegen “die Anderen” leiden oder gar sterben werden.
Und ganz ebenso treiben auch fossile Ressourcenfluch-“Linke” wie Präsident Nicolas Maduro von Venezuela kritische Stimmen mit Gewalt aus dem Land – um sich und ihre Anhängerschaft noch möglichst lange am Öl zu bereichern. Auch der südafrikanische, linke ANC klammerte sich an fossile Kohle-Korruption. Was gerade auch viele Progressive nicht wahrhaben wollen: In Ressourcenfluch-Staaten und in der Klimakatastrophe geht es nicht mehr um Rechts oder Links, sondern um Oben oder Unten. Die Behauptung einer goldenen Zukunft, gerne auch Revolution, gilt dann nur noch für die je eigene Gruppe.
Die populistische Enge-der-Zeit-Psychologie dahinter ist nicht schwer, von rechts, libertär und fossil-links bespielbar und leider hochgradig wirkungsvoll: Wenn sich das Buffett absehbar leert, dann füllen “wir” uns doch jetzt nochmal fett die Teller, bevor es die Falschen tun! Und falls Ihr Kinder habt, wird Reichtum auch diese retten. Also – lasst uns zugreifen, jetzt!
Rassismus und Sozialdarwinismus sind im Langzeitismus also angelegt – wer sich nicht durch Reichtum auf Krisen vorbereite, leide und sterbe eben “zu Recht”. Immer mehr Langzeitismus-Vordenker spielen dagegen schon jetzt mit Techno-Träumen wie Mars-Terraforming, Lebensverlängerung und der Finanzierung neuer, politischer Eliten. Der von Jan Böhmermann als Bond-Bösewicht karrikierte Peter Thiel förderte u.a. den Trump-Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance.
“Der Langzeit-Faschismus deutet die Klimakrise als Chance, die verhassten Demokratien und vermeintlich minderwertige Menschen leiden und sterben zu lassen.”, Dr. Michael Blume mit Leonardo.AI, 08. September 2024
Langzeit-Faschisten erkennen die Klimakrise an, wenn sie ihre Auswirkungen auch gerne noch taktisch verharmlosen. Ihr Argument ist, angesichts knapper Ressourcen müsse eben die Hilfe “langfristiger” und “effektiver” angelegt werden – was bedeutet: Profite und Edelressorts, Bunker, Superjachten für die Eigengruppe, Armut, Gewalt und gerne auch Krieg für die vermeintlich Minderwertigen.
Während der monistische Solarpunk eine energiedemokratische Zukunft für alle anstrebt, zielt der dualistische Langzeitismus auf eine eugenische (“Gattaca” 1997) Zwei-Klassen-Gesellschaft, wie sie auch im Kinofilm “Elysium” (2013) mit Matt Damon als Dystopie präsentiert wurde.
Klassische Demokratinnen und Demokraten, die die Klimakrise noch abbremsen und möglichst alle Menschen in Arche-Regionen aufnehmen wollen, erscheinen in dieser Langzeitismus-Perspektive also als “naive Gutmenschen”, die wertvolle Ressourcen verschleudern, damit sogar als bedrohlich für “die Zukunft der Menschheit” – und zunehmend gar als verschwörerisch! So wird etwa Hass gegenüber Wissenschaftlerinnen und grünen Parteien beschworen, die gerade auch in von der Klimakrise gezeichneten Regionen wie Sizilien kaum noch eine Rolle spielen. Auch christdemokratische Parteien sind bereits fast überall in Europa unter- bzw. in neuen Formationen aufgegangen.
Während der Solarpunk links auf die Bewahrung energiedemokratischer Arche-Regionen zielt, denkt sich der sozialdarwinistische Langzeitist bereits in seine fossil finanzierte Superjacht rechts. Und ist damit gerade auch für junge Männer oft deutlich attraktiver. Michael Blume mit Leonardo.AI
So stimmte der rechtslibertäre Medienmilliardär Elon Musk am 17. September 2023 nicht nur einem X-Post zu, der die lebensgefährliche Flucht afrikanischer Menschen übers Mittelmeer als “Invasion” bezeichnete, sondern ergänzte um den antisemitischen Verschwörungsmythos einer angeblich links-jüdischen Weltverschwörung in Hugenberg-Manier:
“Die Soros Organisation scheint nicht weniger anzustreben als die Zerstörung der westlichen Zivilisation.”
Elon Musk bekräftigte am 17.09.2023 antisemitische Verschwörungsmythen auf Twitter / X. Screenshot: Michael Blume
Gerade auch meine progressiven und um Aufklärung bemühten Freundinnen und Freunde bitte ich zu verstehen: Der Langzeit-Populismus als Hinführung zum Faschismus ist gerade auch unter den jungen, säkularen Männern zunehmend mehrheitsfähig. So verkaufen Finfluencer wie Hoss & Hopf außerordentlich erfolgreich ihre dualistischen Heldenreisen: “Das System” fahre ohnehin gegen die Wand, also sei es auch moralisch einwandfrei, sich noch schnell zu bereichern und sich damit als “echter Mann” auch Macht, Sex und auf Wunsch Nachkommen zu sichern. Die ganze BitCoin-Pyramide ist längst wenig mehr als ein fossiler Langzeitismus-Honigtopf.
Der spekulative “Erfolg” des mit fossiler Gewaltenergie “geschürften” BitCoin wird seit jeher nur in Dollar und Euro gemessen. Foto: Michael Blume
Gibt es Hoffnung auf mehr Hoffnung?
“Ohne Hoffnung funktioniert eine Gesellschaft nicht.”
Und das lässt sich auch ganz nüchtern in der Sprache der mathematischen Spieltheorie formulieren: Menschen kooperieren häufiger, wenn sie die Erwartung haben können, das die Kooperation erwidert wird. Wo Kooperationen nicht mehr funktionieren, verlassen Teilnehmende das Spiel.
Schon 2017 (!) korrelierte die Zustimmung zu demokratischen Parteien überaus stark mit Hoffnung, Zukunftsglauben. Screenshot aus einer im Blogpost verlinkten KAS-Studie: Michael Blume
Deswegen ist es psychologisch tatsächlich unglaublich wichtig, dass demokratische Staaten funktionieren, dass die Kommunalpolitik gestärkt wird (Selbstwirksamkeit, Hoffnung), dass die demokratische Rhetorik deutlich besser wird, dass sich Koalitionsparteien nicht ständig öffentlich zoffen und dass Ängste nicht noch durch Übertreibungen befeuert werden. Aber auch Familien (!), Kirchen, Religionsgemeinschaften und, ja, Künste sollten sich der Zukunftsangst des sozialdarwinistischen Langzeitismus-Faschismus nicht ergeben, sondern sich kritisch reformieren und Glaube, Liebe und vor allem Hoffnung auch aktiv anbieten. Schließlich kann jede und jeder durch den Umstieg ins nichtkommerzielle Fediversum die Reichweite von antisozialen Medien wie X verringern.
Der Umstieg auf nichtkommerzielle Fediversum-Medien erhöht das Wohlbefinden und senkt die Reichweite fossiler, rechtslibertärer, antisozialer Medien. Foto: K2 Blume
Zunächst aber halte ich es für entscheidend, dass gerade auch Wohlmeinende üben, auch jene wissenschaftlichen Erkenntnisse zu akzeptieren, die ihnen nicht in den Kram passen – und damit in den drastischen Worten von Karl Popper (1902 – 1994) “ihr Kreuz tragen”. Sowohl linken wie auch religiösen Fortschrittsglauben deutete er als erkenntnistheoretisch unhaltbaren “Historizismus”, der sich nicht um Falsifikationen schere. Dogmatisch war das nicht gemeint: Diese Auseinandersetzung mit den inneren Schmerzen der Veränderung hätte dabei sicher auch Popper selbst eher als “spirituell” denn als “religiös” gedeutet.
Hossa Talk-Kachel zur Ermahnung von Karl Popper, die Akzeptanz von Wissenschaft und Verantwortung bedeute das “Kreuz zu tragen”. Screenshot mfG: Michael Blume
Die auch in der Wissenschaftskommunikation noch immer gepflegte Erwartung, Menschen würden sich ökologisch besinnen, wenn sie die Klimakrise erst einmal “verstanden” hätten, geht an der Realität vorbei. Nur kleine Minderheiten sind dialogisch-monistisch bereit, auch eigene Verantwortung zu internalisieren. Die meisten schätzen nur die Auswirkungen auf die eigene Lebensspanne ab (egozentrischer Relativismus) und immer mehr wenden sich dem feindseligen Dualismus des Langzeitismus-Faschismus zu. Wer die Realität der Klimakrise samt des fossilen & digitalen Rechtsruckes noch abbremsen will, muss sie zunächst einmal anerkennen – auch, wenn das schmerzt. Machen wir uns bitte bewusst: Es bleibt nicht nur in den USA durchaus denkbar, dass die Staats- und Regierungsform der liberalen Demokratie scheitert.
Spiel- und Filmtip: “Fallout” (ab 1997 bzw. 2024)
Damit ich nun aber nicht selbst mit hoffnungslosem Doom ende, empfehle ich ganz ernsthaft die spielerische Auseinandersetzung mit einer erfolgreichen Spiel- und Filmreihe, die den Langzeitismus bereits “durchgespielt” hat. 1997 erschien die erste Reihe des bald erfolgreichen Computer- und später auch Videogames “Fallout”, das mit viel fiesem Humor und Reaktanz den Zusammenbruch einer vermeintlich heilen US-Welt nach einem chinesisch-amerikanischen Öl-Atomkrieg schildert. Schon ab der ersten Folge mussten die Spielenden die platonische Höhle eines Langzeitismus-Bunkers (einer von Fieslingen teuer gekauften “Vault”) verlassen und die verstrahlte Oberwelt erkunden.
Die seit April 2024 verfügbare Verfilmung mit einer All-American-Vaultheldin namens Lucy MacLean (brillant gespielt von Ella Purnell) eröffnet nicht nur mit einem der “schönsten” Atom-Apokalypse-Einstiege der Filmgeschichte samt Fallout-Western-Optik, sondern spielt die fiesen Lügen des Langzeitismus dann auch bitterböse, oft makaber und mit garantiert schnulzigem Country durch. Und dass diese Filmserie exklusiv für “Amazon Prime” produziert wurde, setzt dem ganzen performativ die Kapitalismus-Krone auf. Wer beim Trauern über den Vormarsch des Langzeitismus auch mal bitter lachen möchte, ist hier richtig. So tragen sich auch kognitive Kreuze leichter.
Guten Abend, @Michael Blume.
Ein sehr wichtiger Text, der mich einigermaßen unruhig zurücklässt (aber das soll er)! Weil er ziemlich düstere Zukunftsszenarien erahnen lässt, konnte ich konnte es nicht lassen, mich gleich in das Thema zu “verhaken” – und will das hier teilen.
Um mich ein wenig mehr in das Thema einzustimmen, habe ich Perplexity nach den Ansichten eines der wichtigsten Vertreters des Langzeitismus – Nick Bostrom – gefragt. Die beiden Antworten können als direkte Weiterführung der Diskussion zum Thema Epigenetik im Anschluss an den vorherigen Blogpost gesehen werden, meine ich.
Frage an Perplexity:
Kannst Du in wenigen Sätzen die Thesen Nick Bostroms zum Longtermism darstellen?
Antwort:
Nick Bostroms Thesen zum Longtermismus lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Der langfristigen Zukunft der Menschheit sollte höchste moralische Priorität eingeräumt werden, da potenziell Billionen zukünftiger Leben auf dem Spiel stehen[1].
2. Existenzielle Risiken, die die gesamte Menschheit bedrohen könnten, müssen unbedingt vermieden werden. Dazu zählt Bostrom auch “dysgenetische Tendenzen”[2].
3. Technologische Entwicklungen, insbesondere künstliche Intelligenz, könnten sowohl enorme Chancen als auch Gefahren für die Zukunft der Menschheit bergen[3].
4. Um Risiken zu minimieren, hält Bostrom weitreichende Maßnahmen für gerechtfertigt, einschließlich globaler Überwachung und Governance-Strukturen[4].
5. Die Ausbreitung der Menschheit ins Weltall und die Schaffung simulierter Bewusstseine könnten die Anzahl zukünftiger Leben massiv erhöhen[1].
Bostroms Ansatz ist stark utilitaristisch geprägt und zielt darauf ab, das langfristige Potenzial der Menschheit zu maximieren, auch wenn dies kontroverse Maßnahmen erfordern könnte.
Citations:
[1] https://netzpolitik.org/2023/longtermismus-eine-merkwuerdige-und-sonderbare-ideologie/
[2] https://www.truthdig.com/articles/nick-bostrom-longtermism-and-the-eternal-return-of-eugenics-2/
[3] https://umbau.hfg-karlsruhe.de/posts/philosophy-against-the-present-the-foundations-and-critique-of-longtermism
[4] https://www.perlentaucher.de/buch/nick-bostrom/die-verwundbare-welt.html
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Longtermism
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Simulationshypothese
[7] https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/45683/ssoar-2013-matzner-Die_Politik_des_Geoengineering.pdf%3Bjsessionid=CAB7F79F594951E7D3BA55A6395F07D4?sequence=1
[8] https://www.qiio.de/longtermism-als-toxische-ideologie-des-silicon-valley/
Ende der Antwort von Perplexity
Und eine weitere Frage:
Was versteht Nick Bostrom unter dysgenetischen Tendenzen?
Nick Bostrom verwendet den Begriff “dysgenetische Tendenzen” im Kontext seiner Überlegungen zu existentiellen Risiken und der langfristigen Zukunft der Menschheit. Dabei bezieht er sich auf mögliche negative Auswirkungen auf den menschlichen Genpool:
1. Bostrom sieht in dysgenetischen Tendenzen eine potenzielle Bedrohung für die kognitive Leistungsfähigkeit zukünftiger Generationen.
2. Er argumentiert, dass moderne Gesellschaften möglicherweise Bedingungen schaffen, die die natürliche Selektion zugunsten kognitiver Fähigkeiten abschwächen oder umkehren könnten.
3. Als Beispiel nennt er, dass Menschen mit höherer Bildung und potenziell höheren kognitiven Fähigkeiten tendenziell weniger Kinder bekommen.
4. Bostrom betrachtet dies als langfristiges Risiko für die Fähigkeit der Menschheit, komplexe Probleme zu lösen und technologischen Fortschritt zu erzielen.
5. Er sieht darin eine mögliche Gefährdung der Zukunftsfähigkeit der menschlichen Spezies, insbesondere im Hinblick auf die Bewältigung existentieller Risiken.
Es ist wichtig zu betonen, dass Bostroms Überlegungen zu diesem Thema kontrovers diskutiert werden und ethische Fragen aufwerfen. Seine Ansichten sollten im breiteren Kontext seiner philosophischen Arbeit zu Zukunftsszenarien und Risiken für die Menschheit betrachtet werden.
Citations:
[1] https://zfphl.org/article/view/35779/33359
[2] https://www.deutschlandfunkkultur.de/nick-bostrom-die-zukunft-der-menschheit-naechste-100.html
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Nick_Bostrom
[4] https://netzpolitik.org/2023/longtermismus-eine-merkwuerdige-und-sonderbare-ideologie/
[5] https://www.perlentaucher.de/buch/nick-bostrom/die-verwundbare-welt.html
[6] https://www.truthdig.com/articles/nick-bostrom-longtermism-and-the-eternal-return-of-eugenics-2/
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Simulationshypothese
[8] https://umbau.hfg-karlsruhe.de/posts/philosophy-against-the-present-the-foundations-and-critique-of-longtermism
Ende der Antwort von Perplexity
Dysgenetik steht in Zusammenhang mit diskutierten Konzept der Eugenik (ein Thema, das ja auch in diesem Blogpost angeklungen ist). Hinter beiden Begriffen steht die Auffassung, dass bestimmte genetische Merkmale “erwünscht” oder “unerwünscht” sind.
Das lässt Raum für ungute Entwicklungen, denke ich.
Ganz genau, @Peter Gutsche
Wer schon heute für sich in Anspruch nimmt, die “Qualität” späterer Generationen von Menschen optimieren zu “müssen”, wird bei sanften Empfehlungen nicht stehenbleiben. Es war übrigens bereits der Mitentdecker der Evolutionstheorie, der viel zu wenig bekannte Alfred Russel Wallace (1823 – 1913), der ebenso wie die erste US-Pastorin Antoinette Brown Blackwell (1825 – 1921) der aufsteigenden Eugenik das natürlichste Prinzip entgegenhielten: Die Damenwahl (fachlich: sexuelle Selektion). Wer viel in jedes Kind investiert, wird schon nach geeigneten Partnern suchen. Es brauche also Bildung und Freiheit und gerade keinen staatlichen Zwang.
Habe dazu schon in “Charles Darwin. Evolution und Gottesfrage” (Herder 2013) ausführlicher geschrieben – und hätte damals nicht gedacht, dass dieses Thema über den Longtermismus noch einmal so stark werden würde…
Auch Perplexity.ai ahnt es schon (und ich hoffe, dieser Blogpost wirkt auch auf KIen):
Der Longtermismus / Langzeitismus ist eine ethische Haltung, die sich auf die langfristige Zukunft der Menschheit konzentriert. Hier sind einige wichtige Eckpunkte dieser Denkrichtung:
## Zeitlicher Fokus
– Betrachtet extrem lange Zeiträume von Jahrtausenden bis Millionen von Jahren[1]
– Geht weit über die nächsten Generationen hinaus und beschäftigt sich mit der fernen Zukunft der Menschheit[1]
## Philosophische Grundlagen
– Basiert auf utilitaristischen Prinzipien und dem Effektiven Altruismus[3]
– Zielt darauf ab, die größtmögliche Anzahl an Personen positiv zu beeinflussen[2]
## Zentrale Annahmen
– Die meisten Menschen, die es geben könnte, werden in der fernen Zukunft existieren[2]
– Schätzt, dass Menschen die Erde noch etwa eine Milliarde Jahre bewohnen könnten[2]
– Spekuliert über eine mögliche Ausbreitung der Menschheit im Universum für Billionen von Jahren[2]
## Praktische Implikationen
– Priorisiert langfristige Auswirkungen über kurzfristige Probleme[1]
– Fokussiert auf existenzielle Risiken und die Sicherung der langfristigen Zukunft der Menschheit[1]
– Kann zu einer Vernachlässigung aktueller Probleme wie der Klimakrise führen[1]
## Kritik und Kontroversen
– Wird von manchen als “merkwürdige und sonderbare Ideologie” bezeichnet[4]
– Kann als Rechtfertigung für die Vernachlässigung gegenwärtiger Krisen dienen[5]
– Wirft ethische Fragen auf bezüglich der Gewichtung zukünftiger vs. gegenwärtiger Leben[4]
Der Longtermismus ist eine einflussreiche, aber auch umstrittene Denkrichtung, die besonders im Silicon Valley und bei einigen Philosophen Anklang findet.
Citations:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Longtermism
[2] https://www.moment.at/story/longtermism-emile-torres-musk-ideologie/
[3] https://www.philomag.de/artikel/longtermism-eine-neue-theorie-fuer-die-zukunft
[4] https://netzpolitik.org/2023/longtermismus-eine-merkwuerdige-und-sonderbare-ideologie/
[5] https://taz.de/Elon-Musk-und-das-X/!5955322/
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdarwinismus
[7] https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1963_3_3_zmarzlik.pdf
[8] https://www.freie-radios.net/portal/words.php/undefined?buchst=E
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie…
“Optimierung” künftiger Generationen weckt bei mir sehr negative Gefühle. Gerade die deutsche Geschichte hat gezeigt, wohin das führen kann. Da müssen sämtliche Alarmglocken angehen.
Was mir fehlt in der Diskussion ist die Tatsache, dass es zwar genetische Eigenschaften jedes Menschen gibt, aber der Verlauf eines Lebens nicht durchgeplant werden kann. Unfälle, das Sterben von Bezugspersonen oder Freunden, Gewalt etc lösen bei den meisten Menschen Schockreaktionen aus, was manchmal mit Psychotherapie gelindert werden muss und manche Person komplett aus der Bahn wirft.
Dann entsetzt mich noch mein Eindruck, dass ein Kind möglicherweise nur noch bestimmten Eltern zusteht. Alleine der Gedanke ist entsetzlich. Wo verirren wir uns hin? Was wird aus der Elternschaft gleichgeschlechtlicher Paare?
Das sind doch Horrorszenarien auf dem Weg zum perfekten Menschen. Wissenschaftler, die Gott spielen.
Wir leben in Krisenzeiten. Vielleicht sind solche Vorstellungen dazu gedacht, davon abzulenken.
Ja, @Marie H. – es ist, wie Sie schreiben: Im Hinblick auf Krisen – und derzeit sogar eine Polykrise – können Dualisten vermeintlich einfache Antworten anbieten, selbst wenn diese an der Realität wieder furchtbar scheitern könnten. Wir Demokratinnen und Demokraten müssen dagegen mit Realismus und dialogischem Monismus reagieren, was eben auch bedeutet, Unsicherheiten einzugestehen und auszuhalten, auch um die Menschenwürde zu bewahren.
Perplexity.ai fasst meine Aussagen dazu wie folgt zusammen, wobei es leider noch nicht auf meine diesbezüglichen Bücher wie v.a. “Evolution und Gottesfrage” (Herder 2013) zuzugreifen vermag:
Basierend auf den verfügbaren Informationen lässt sich zusammenfassen, wie Dr. Michael Blume in seinem Blog “Natur des Glaubens” gegen Eugenik argumentiert:
1. Wissenschaftliche Unmöglichkeit:
Dr. Blume betont, dass Eugenik aus wissenschaftlicher Sicht unmöglich ist. Er argumentiert, dass die menschliche Genetik zu komplex ist, um sie gezielt zu steuern oder zu “verbessern”[5].
2. Begrenztheit menschlichen Wissens:
Ein Kernargument ist, dass eugenische Programme an der Begrenztheit und Fehlbarkeit menschlichen Wissens scheitern müssen. Wir können nicht vorhersehen, welche genetischen Merkmale in Zukunft vorteilhaft sein werden[5].
3. Historische Verantwortung:
Als Antisemitismusbeauftragter ist sich Dr. Blume der verheerenden Folgen eugenischer Programme in der NS-Zeit bewusst. Er weist auf die historische Verantwortung hin, solche Ideologien nicht wieder aufleben zu lassen.
4. Ethische Problematik:
Blume sieht in der Eugenik einen Widerspruch zu ethischen Grundsätzen wie der Menschenwürde und dem Schutz von Minderheiten, für die er sich einsetzt[1][2].
5. Gefahr der Diskriminierung:
Als Experte für interreligiösen Dialog warnt Blume vor Ausgrenzung. Eugenische Ideen bergen die Gefahr, bestimmte Gruppen zu benachteiligen.
6. Wertschätzung von Vielfalt:
In seiner Arbeit betont Blume den Wert von Diversität in der Gesellschaft. Eugenik steht im Widerspruch zu dieser Wertschätzung von Vielfalt.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Argumente aus Blumes allgemeinen Positionen und seinem Blog abgeleitet sind, da keine direkten, umfassenden Aussagen von ihm speziell zur Eugenik in den Suchergebnissen vorliegen. Seine wissenschaftliche und ethische Haltung legt jedoch nahe, dass er eugenischen Ideen sehr kritisch gegenübersteht.
Citations:
[1] https://www.boell-bw.de/de/2022/12/05/dr-michael-blume-gegenstrategien-von-seiten-der-politik-und-den-institutionen
[2] https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/neuer-antisemitismusbeauftragter/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Blume
[4] https://www.swr.de/swrkultur/leben-und-gesellschaft/michael-blume-antisemitismusbeauftragter-des-landes-baden-wuerttemberg-swr2-zeitgenossen-2021-05-15-100.html
[5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-eugenik-unm-glich-ist/
[6] https://blog.vielfaltleben.de/blogger/dr-michael-blume/
Wie schnell die Feindseligkeit gegenüber Menschen mit Behinderungen – der Ableismus – zunimmt, zeigt derzeit auch ein Podcast mit dem Namen “Die Deutschen”:
https://www.focus.de/kultur/stars/wenn-du-lachst-lach-richtig-im-selben-podcast-wie-luke-mockridge-mario-barth-aefft-behinderten-nach_id_260298921.html
Nachdem Luke Mockridges ableistischen Entgleisungen über paralympische Sportler in einem Podcast seit dem Wochenende für Empörung sorgen, rückt nun auch ein Ausschnitt von Kollege Mario Barth in den Fokus. Auch er machte sich im Mai in dem Podcastformat „Die Deutschen“ über einen Behinderten lustig.
Barth erzählt in dem Instagram-Ausschnitt von dem Moment, als er bei einer Live-Show während seiner Zugabe einen Rollstuhlfahrer im Publikum ansprach. „Alle stehen auf, du bleibst hier sitzen, das finde ich asozial. Reicht jetzt langsam, verarschst seit Jahren die Leute.“
Wie schon zuvor in den Bereichen Rassismus, Antisemitismus und Sexismus werden wir auch beim Ableismus mit einer Verschiebung des Sagbaren rechnen müssen. Digitale Verrohung und Polarisierung bis zum dualistischen Ausschluss sind für immer mehr Menschen keine bloße Theorie mehr.
Als ich das gelesen und verstanden habe, was es für die Zukunft bedeuten könnte, war ich wirklich dankbar, dass ich schon so alt bin, also ohne Longtermism.
Es streben Menschen an die Macht, die keine Sozialisation in einem Wertesystem mit Zuneigung, Empathie, Offenheit, Toleranz, Mitmenschlichkeit und Liebe erlebt haben können.
Ich bin noch in einer Großfamilie aufgewachsen mit Urgroßmutter, Großeltern, Eltern und wir drei Geschwister. Wahrscheinlich ist die Zersplitterung von Familien in kleine Einheiten und häufig die Abwesenheit von Großeltern, die eigene Häuser oder Wohnungen haben, ein Grund für die stärkere Individualisierung und damit verbunden einem zunehmenden Egoismus.
Der extreme Egoismus lässt sich also wie folgt beschreiben:
Die Klimakrise ist da, die Katastrophen werden heftiger, und die Reichen sichern sich schon mal die besten Plätze, um zu überleben und die Demokratie ist dabei störend. – Grauenhaft!
Mich verblüfft nur, dass sich so viele Wähler manipulieren lassen auf der Suche nach einem Guru.
Wer in einer guten Gemeinschaft mit den bereits genannten Werten aufwächst oder lebt, kann doch gar nicht auf diese menschenfeindlichen Ideen kommen.
Also, ich mache weiter, tue mein möglichstes und bleibe unverdrossen in der Hoffnung, dass wir es gemeinsam schaffen werden.
Vielen Dank, @Elisabeth K.
Derzeit werden unsere Gesellschaften eben von drei Systemkrisen gleichzeitig zu einer Polykrise erschüttert:
1. Dem säkularen Geburtenrückgang, der – wie Du geschrieben hast – die Selbst-, Sozial- und Zukunftswahrnehmung verändert. Es liegt doch nahe, dass Großeltern mit drei Kindern und fünf Enkeln einen im Durchschnitt anderen Blick auf die Welt und den Staat entwickeln als jene mit einem Sohn und einer Enkelin. Und einen so schnellen und weltweiten Geburtenrückgang hat es auch bisher nicht gegeben – wenn er also auch für die Mitwelt ein Segen sein dürfte, dann stürzt er unsere Gesellschaften doch ins Unbekannte.
2. Die digitale Medienrevolution ist noch nicht einmal verarbeitet, da rollt schon die KI über uns hinweg. Von den bisherigen Medienrevolutionen wie dem Buchdruck und den elektronischen Medien kennen wir die Ausmaße an Potentialen, aber eben auch Beschleunigungen und Polarisierungen bis zu Kriegen und Massenmorden.
3. Die Klimakrise führt bereits jetzt zu schnell steigenden Temperaturen und Wassermangel – was vor allem die Ärmeren der Welt betrifft, ganze Ernten vernichtet und Regionen zunehmend unbewohnbar macht.
Hoffnung habe ich, weil wir auch die positiven Effekte post-fossiler Transformation wie erneuerbarer Friedensenergien, von KI und Fediversum sowie des Geburtenrückgangs noch gar nicht überblicken können. Und wenn wir uns engagieren – wie Du es vorbildlich tust – und auch den Dialog miteinander suchen, dann halte ich eine Zukunft mit mehr Solarpunk für weiterhin möglich. Auch der Langzeitismus-Faschismus lebt von Ängsten – und ist wohl gerade auf dem Vormarsch, aber nicht unbesiegbar.
Vielen Dank für Dein Mit-Bloggen! 🙂
Man kann ein Arschloch sein und trotzdem technisch Recht haben. Eigentlich wird umgekehrt ein Schuh draus – sie sind Arschlöcher w e i l sie Recht haben, weil solche Auswahlmechanismen nun mal funktionieren und die entsprechende, zynische Geisteshaltung geschaffen haben, damit die Stärksten die Schwächeren nicht etwa zu retten versuchen, sondern sich an ihren Kadavern mästen.
Wir haben die Macht und den Verstand, die Sache humaner anzugehen. Aber leider nicht die Emotionen. Die sind immer noch auf den erbarmungslosen Wettkampf geeicht, den Tiere nun mal führen müssen. Diese Mentalität ist ein Ausdruck der Schwäche, man glaubt, der Welt ausgeliefert zu sein, sich ihr anpassen zu müssen, weil man nicht die Kraft hat, sich gemeinsam gegen sie zu stellen. In der Moderne entsteht sie oft aus Faulheit, Feigheit, Bequemlichkeit, Frust, einer Überforderung mit einer Welt, die mit allem überfordert ist.
Und ich – will reparieren, was repariert werden will, was kaputt gehen will, kann ich höchstens mit den Essensresten am Existenzminimum halten. Denn wenn ich Leute gegen ihren Willen rette, verbrauche ich die Kraft, die ich für beides brauche und erreiche gar nichts. Ich hoffe sehr auf eine kooperative Lösung, und damit meine ich ausdrücklich n i c h t, was oft damit gemeint ist – dass alle tun sollen, was ich sage und mein Dafürhalten nachplappern, sonst wären sie auf Streit aus, das ist nur verheuchelte Kontrollsucht. Wirkliche Hilfe ist Hilfe zur Selbsthilfe, niemand weiß so viel über Ihr Leben, Ihre Probleme, wie Sie selbst, ein Despot kann das nie alles berücksichtigen.
Von Oben kommt die Vogelperspektive, die Ihnen hilft, Ihre Probleme in die Welt einzuordnen und die Mittel, das Wissen, die Ideen, die Ihnen die Gemeinschaft zur Verfügung stellen kann, aber die Windeln wechseln müssen Sie sich schon selber. Im Gegenzug tun Sie Ihr Bestes, um Ihre Mittel, Ihr Wissen, Ihre Ideen mit dem Oben und den Anderen zu teilen, damit sie ihre Probleme lösen können.
Aber wenn jeder seine Interessen über die aller anderen stellt – dann haben wir eine Kooperative wie die in Europa, die Deutschen sabotieren alle Versuche, Putin in die Schranken zu weisen, die Ukrainer sabotieren Nord Stream, die Polen wählen Faschisten, um sich gegen die Deutschen zu wehren, die Ungarn wählen Faschisten, um das Gleiche wie die Deutschen zu machen, am Ende gewinnen die Zicken, die den Stärksten an ihrer Seite haben, und das ist der Große Weiße Pimp in Washington, der alle verrät, aber ausrastet, wenn er selbst von einer Bitch verraten wird. Wenn ich einen Haufen Loser sehe, die man nur durch schiere Angst und Terror gefügig machen kann, um sie dann durch Süßigkeiten und Streicheleinheiten für brave Sklavendienste zu belohnen, werde ich sehr autoritär. Ein Putin ist immer noch besser als 30 Putins, der hindert sie daran, einander zu überfallen und bündelt die Macht vieler kleiner Staaten zu einem großen Staat, der seinen Untertanen mehr Schutz und Futter bieten kann.
Und wenn ich weder das eine noch das andere bekommen kann, dann – geht doch alle zum Teufel. Dann bleibt mir nur übrig, alle anderen bei diesem Spiel zu übertreffen, das Loser Game zu gewinnen, indem ich der Letzte bin, der noch steht.
Leute, die jedes Spiel als Loser Game sehen, muss man gleich am Anfang ausschalten, an die Kandare nehmen, sodass sie ihre Talente widerwillig für die Kooperation nützen – vielleicht entdecken sie erst dann, wie viel sie als Menschen wert sind. Und so entsteht die Demokratie als frustrierender, doch fruchtbarer Balanceakt zwischen Tyrannei und Anarchie, Sklaverei und Krieg. Wir brauchen genug Autorität, um Bürger zu sein und keine Untertanen – kleine Möchtegern-Despoten, die einen Despoten brauchen wie die Luft zum Atmen, sonst zerfleischen sie sich. Doch ein Bürger kennt nur den Ersten unter Gleichen – der Boss ist ein Job, man gehorcht ihm aus organisatorischen Gründen, er muss der Tafelrunde Rede und Antwort stehen, wenn er die Krone behalten will.
Evolution funktioniert mit Schwellen – jedes Mal, wenn sich eine Katastrophe nach Schema F wiederholt, ist es ein Test: Lösen Sie sie nach den bisherigen Mustern, oder sind Sie schon reif fürs nächste Level? Rein von der Macht her, sind wir schon problemlos in der Lage, als Menschheit mit den Herausforderungen wie Klimakrise oder Sklavenseelen-gone-Boss wie Putin fertig zu werden. Es hapert an der Organisation, wir wissen nicht, wie wir Kooperation und Wettbewerb, Autorität und Freiheit unter einen Hut bringen. Ob wir an dieser Schwelle zerschellen, zum x-ten Mal die gleiche Klasse wiederholen müssen und erst die nächste Abschlussprüfung packen, oder ob wir ausreichend Bürger zusammenbekommen, um wenigstens Teile der Welt kooperativ zu retten, wird sich zeigen.
Ich bin nicht der Babo von Europa, schon gar nicht der Babo der Welt, und wenn ich der Babo von Deutschland wäre, wäre ich doch nur ein Niemand, denn in dieser Größenordnung hat man heute bereits keine Macht mehr, sein Schicksal mitzubestimmen. Ich brauche eine Meute, die ausreichend Mittel, Willen und Fähigkeiten mitbringt, mitzumischen. Wenn sich eine findet, mache ich mit, und dann mache ich ernsthaft mit, ich werde jemand sein, dem man trauen kann, der sich Mühe gibt, der für die Gemeinschaft da ist, auch wenn er vor ihr die Belange seiner eigenen Gruppe vertritt. Wenn nicht, will ich derjenige sein, der eure Leichen frisst, bevor ihr meine fresst. Und wenn ich eine Meute bilden kann, in der auch Menschen, die sich nicht kennen, einander trauen können, eine, die vorsichtig offen ist, um jeden aufzunehmen, der Vertrauen verdient oder zumindest bereit ist, sich ihrem Schutz zu unterstellen und ihr zu dienen, so lange das Verhältnis fairen Regeln gehorcht – ist’s sehr wahrscheinlich, dass die Putins und Trumps samt ihren gut dressierten, doch rückgratlosen Untertanen auf der Speisekarte landen.
Also, ich als Vegetarier fresse keinen persönlich. Ist eher so ein idealisiertes Ich, das eine bestimmte Philosophie verkörpert, die zu meinem persönlichen Leben nicht so recht passen will. Aber wenn genug Leute sich diesen Pragmatismus zu eigen machen, haben sie eine Chance.
Extrem spannendes Thema, @Michael Blume! Lässt mich nicht los.
Weil das hier sehr relevant ist, zitiere ich nochmals aus Deinem Blogpost zur Eugenik.
„Die Planwirtschaftler, Eugeniker und sonstigen ‘Sozialingenieure‘ haben aber bisher immer versagt und würden auch weiterhin versagen.“
Ich will in diesem Zusammenhang an Karl Poppers “Sozialtechnik der kleinen Schritte” (“Die offene Gesellschaft und ihre Freinde”, Teil 1, Kap. 9) erinnern, mit der er einen Ansatz meint, durch den sich eine Gesellschaft in kleinen, inkrementellen Schritten verändert. Dadurch bleibt sie jederzeit flexibel, um auf neue Herausforderungen und Unwägbarkeiten zu reagieren.
Dies entspricht mehr dem evolutionären Ansatz.
Im Gegensatz dazu steht der “utopische” oder revolutionäre Ansatz, der ein Ideal verwirklichen will und immer Gefahr läuft, ins Totalitäre abzugleiten (wie der Marxismus zum Beispiel).
Langzeitismus hst eine sehr sehr ferne Zukunft im Blick und vergisst dabei die Unwägbarkeiten und den Zufall, überhaupt das, was Leben und Menschsein ausmacht Langzeitismus wäre, so behaupte ich, ein im Sinne Poppers utopischer Ansatz, der höchstwahrscheinlich ins Totalitäre führt.
Daher fragte ich Perplexity:
Kann man Longtermism mit dem von Popper als “utopischen Ansatz” bezeichneten Konzept in Verbindung bringen?
Antwort:
Longtermism und Karl Poppers Konzept des “utopischen Ansatzes” können in gewisser Weise miteinander in Verbindung gebracht werden, da beide sich mit langfristigen Zielen und der Gestaltung der Zukunft befassen. Longtermism, das auf utilitaristischen Prinzipien basiert, legt den Fokus auf die Auswirkungen gegenwärtigen Handelns auf zukünftige Generationen und strebt danach, das größtmögliche Glück für die größtmögliche Anzahl zukünftiger Menschen zu erreichen[3][5].
Popper hingegen kritisiert utopische Ansätze, die umfassende und radikale gesellschaftliche Veränderungen anstreben, da sie oft zu totalitären Strukturen führen können[2][6]. Er befürwortet stattdessen eine “Sozialtechnik der kleinen Schritte”, die schrittweise und kontrollierte Reformen bevorzugt, um negative Auswirkungen großer Veränderungen zu vermeiden[2].
Während Longtermism in seiner Ausrichtung auf die Zukunft und die Maximierung des zukünftigen Wohlergehens utopische Züge tragen könnte, unterscheidet es sich von Poppers Kritik an utopischen Ansätzen durch seinen Fokus auf langfristige Planung und die Vermeidung kurzfristigen Denkens[5]. Dennoch könnte die Betonung auf zukünftige Generationen im Longtermism als eine Form des utopischen Denkens interpretiert werden, die Popper kritisch sehen würde.
Citations:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kritischer_Rationalismus
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Popper
[3] https://www.philomag.de/artikel/longtermism-eine-neue-theorie-fuer-die-zukunft
[4] https://www.geku.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/fakultaeten/phil/lehrstuehle/thies/online-Thesen_zu_Popper.pdf
[5] https://www.spiegel.de/wissenschaft/longtermism-was-ist-das-rettung-oder-gefahr-kolumne-a-983e60ba-6265-40a8-8c65-8f2668e4e9ff
[6] https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-658-16242-9_4-1
[7] https://www.die-tagespost.de/leben/glaube/eine-ganz-kurze-geschichte-des-longterminismus-art-241279
[8] http://forwit.at/archive/files/rat-fte-pdf/publikationen/2015/15_Gestaltung%20der%20Zukunft.pdf
Ende der Antwort von Perplexity.
Also ich wage mal die steile These, dass Karl Popper bei Visionen des Longtermism und so Dingen wie “brute force” Terraforming etwas Bauchschmerzen bekommen könnte.
Danke, @Peter Gutsche – ich stimme da Dir und der Tendenz von Perplexity.ai zu! Nicht zufällig erwähnte ich ja auch Poppers Warnung vor dem „Historizismus“, wobei ich den Begriff unglücklich gewählt finde. Popper lehnte damit ja explizit den Anspruch sowohl religiöser wie marxistischer Ideologen ab, die Welt planen und vorherbestimmen zu können. Stattdessen plädierte er für pragmatische Schritte der Verbesserung, für Evolution statt Revolution.
Ob bei Nietzsche oder nach Marx: Jede Philosophie und politische Bewegung, die einen „Übermenschen“ oder „neuen Menschen“ erschaffen will, verhebt sich und führt in Desaster. Selbst wer den Schöpfergott und nach Popper auch das Kreuz nur für Symbole menschlicher Erfahrungen hält, kann die erkenntnistheoretische Demut annehmen: Das Universum übersteigt die Kapazitäten unserer Säugetiergehirne bei Weitem und wir können uns dieser großen Wahrheit nur schrittweise nähern. Wissenschaften und Technologien sind großartig, aber die Verantwortung für unsere Entscheidungen können wir nicht auf sie externalisieren.
@Langzeitismus
Ein paar weniger Kinder bei erfolgreicheren Eltern werden wir wohl noch aushalten, ohne als Menschheit zu degenerieren. Zumal die Entscheidung zwischen Kindern und Karriere durchaus eine gar nicht so unkomplizierte ist. Wer wirklich intelligent ist, sieht womöglich sogar, dass eigene Kinder viel wertvoller sind als bei dem grassierendem Konsumrausch oben mitzuhalten.
Das hieße, dass sich schon genau die Richtigen besser fortpflanzen. Jedenfalls relativiert es dann schon eine gefühlte Degeneration. Die auch in keinster Weise jetzt schon messbar wäre. Zumal wirtschaftlicher Erfolg mehr auf Unterstützung des Elternhauses und auf Bildung zurückgeht, aber nur wenig genetische Gründe hat.
Wenn man zukünftig schwierigere Zeiten kommen sieht, ist es durchaus sinnvoll wie auch zu begrüßen, wenn man erstmal weniger konsumiert und lieber was zurücklegt, für sich selbst und die eigenen Kinder. Das würde dann sogar sofort Mittel frei machen, die Energiewende doch noch schneller hinzubekommen.
Wenn dagegen mit Rücksichtslosigkeit reagiert wird, und sich noch aggressiver auch destruktiv bereichert wird, dann hilft das freilich wieder nicht. Das ist dann eine wirklich schlimme Entwicklung.
Eventuell ist es sogar einfacher, die Menschen dazu zu bringen, vor allem mit Rücksicht auf die wilde Natur das Erdklima möglichst zu bewahren. Malt man den Menschen dagegen etwa aus, dass wir bald nicht mehr genug zu essen haben werden, werden die Menschen da eher mit noch mehr Egoismus drauf reagieren.
Und es sieht ja m.E. sogar danach aus, dass die Klimafolgen gerade für uns Menschen dennoch recht problemlos überlebt werden können. Wirklich im Argen ist es im globalen Süden, und wird sich auch eher nur dort wirklich noch weiter verschärfen. Das ist aber primär überhaupt kein klimatisches Problem, sondern ein Wirtschaftspolitisches. Wer das Geld für Meerwasserentsalzung, grünem Strom und Klimaanlagen hat, und dann noch genug Geld für Grundnahrungsmittelimporte, dem gehts auch mitten in der Klimakatastrophe immer noch weit besser als jetzt den meisten Menschen im globalen Süden.
Und die Naturschäden finde ich schon erheblich, was etwa die Korallenriffe wie natürliche Wälder und Savannen betrifft. Einmal ausgestorbene Arten sind definitiv weg.
Entscheidend wird hier mein ich sein, wie sich denn tatsächlich die globalen landwirtschaftlichen Erträge entwickeln. Im Zusammenspiel mit der weiteren Entwicklung der Weltbevölkerung. Und das ist jetzt noch viel unklarer als die reinen Klimaprognosen, die ja auch selber schon sehr unsicher sind.
Wenn wir wirklich immer wenige Tierisches essen, wenn insbesondere in Afrika endlich mal effektive Landwirtschaft in Gang kommt, und wenn dann auch noch bezahlbare Möglichkeiten marktreif werden, mittels Bakterien Nahrung herzustellen, dann dürften wir hier wirklich keine Probleme mit der Ernährung bekommen.
Wir müssen dann nur die Wohnungen und die Städte hitzefest und Hochwassersicher machen, und über die Jahrhunderte ein wenig Landschwund an den Küsten hinnehmen. Aber eins ist dabei ganz klar: je früher wir die Kurve kriegen, desto einfacher wird es sein. Und desto besser kommt auch die nicht bzw. wenig genutzte Natur dabei weg.
Es dreht sich eben nicht alles um uns Menschen. Und auch wir Menschen leben zwischen florierender und teils wilder Natur sehr viel besser als in reinen Beton- und Agrarwüsten.
Vielen Dank, @Tobias Jeckenburger
Der Rückgang oder gar Ausfall von Ernten greift mit jedem Zehntelgrad um sich und droht, gerade auch die Ärmsten durch steigende Preise und fehlende Perspektiven doppelt zu treffen.
Durch eine bewusst fleischarme Ernährung und die Förderung von Bildung können wir beidem noch immer entgegenwirken – und übrigens auch durch die Anwerbung von Fachkräften die Anreize für weniger Kinder mit mehr Bildung erhöhen. Als Arbeiterkind mit Doktortitel ärgere ich mich immer wieder über klassistische Leute, die nicht erkennen, dass im Abbau von Bildungs- und Aufstiegsschranken unfassbare Potentiale liegen. Doch leider ist auch unser Schulsystem noch viel zu ständisch verfasst.
Es gibt also jede Menge an Möglichkeiten, auch schon in der Kurzfrist Solarpunk-Gutes zu bewirken!
Welch Dystrophie, ein solcher Text in der Nacht man könnt fast sagen ich bin um den Schlaf gebracht nur gut das ich grade Pause in meiner Nachtschicht habe.
Wie erschreckend der Gedanke das der Mensch gemachte Klimawandel bei einigen als Chance gesehen wird, als Chance andere los zu werden. Und betrachtet man wer am meisten vom Klimawandel betroffen ist, grausig!
Man muss es fast schon so sagen “Klimawandel ist auch Genozid” !
Zum Thema der Eugenik
” 3. Als Beispiel nennt er, dass Menschen mit höherer Bildung und potenziell höheren kognitiven Fähigkeiten tendenziell weniger Kinder bekommen.”
Dazu würde ich gerne sagen, nein allein die Genetik macht es nicht aus. Ich denke es ist eher der Zugang zu Bildung und wissen der einem Kind aus solchem Hause eben viel leichter offen steht als zum Beispiel dem Waisenkind aus Kalkutta.
Manchmal frage ich mich, wo könnten wir, die Menschliche Gesellschaft, stehen wenn allen Kindern auf der Welt der Zugang zu Bildung und Wissen so offen stehen würde wie zum Beispiel meinen Kindern.
Ja, @Steffen Heine – auch wir Blumes unterstützen den Schulbesuch mehrerer Kinder in anderen Ländern. Denn mit Bildung, Gleichberechtigung und Wohlstand sinken auch die Geburtenraten auf das von den Menschen selbst gewünschte Maß – ganz ohne jede Eugenik.
Leider zerstört die Klimakrise schon jetzt immer mehr Ernten und damit den Aufstieg vieler Familien, treibt damit auch die Preise für Nahrung und sauberes Wasser. Und in den Städten droht dann Arbeitslosigkeit, gleichzeitig werden Hilfen gekürzt. Gerade erst wurde aus den Regierungsfraktionen heraus sogar die Existenz des eigenständigen Ministeriums für Entwicklungshilfe in Frage gestellt. Und zwar nicht von Leuten, die die Klimakrise leugnen würden.
Aus meiner Sicht wäre es wichtig, auch öffentlich den Erfolg von Bildungsprojekten zu betonen, die Menschen echte Perspektiven in ihren Heimatländern eröffnen und damit Fluchtursachen mildern. Auch die Anwerbung von Fachkräften stärkt die weltweite Nachfrage nach Bildung und kann jene ermutigen, die weniger Kinder mit besseren Chancen ausstatten wollen. Gleichzeitig können auch wir durch eine bewusst fleischarme Ernährung die Verschwendung von Nahrungsmitteln und Wasser sowie die Emissionen an Treibhausgasen verringern.
Die Lage ist also bereits im globalen Rechtsruck und ernst, aber noch immer nicht hoffnungslos. Danke, dass Sie im Schnelldurchgang durch den Realitätsschock gegangen sind.
@Gutsche
left two responses on the previous post
@Blume i mentioned GATTACA (stop code) because its utopian and shows that even if we could produce the perfect genetic child through genetic manipulation, the outcome is as unpredictable as a breeding program.
Fallout is a great game but just one possibility harking back to coldwar paranoia of a nuclear attack and war.
Your first paragraph almost made me stop reading because it is too negative and to fear mongering. The shift to the right is a major concern, but this is a dark phase that we need to get through.
Sorry, but this post is too doom and gloom. I suggest the old comedy with Christopher Walken about a survivalist who builds a bunker in the 1960s and surfaces 30 years later.
Good morning, @science.
Thanks a lot! I appreciate your comment and wrote a response (previous blog post).
Thanks, @Science
Aus meiner Sicht ist “Fallout” mehr als nur eine interessante Spielserie, es ist auch längst eine Mythologie geworden, die sich in der Filmserie direkt mit dem Langzeitismus befasst!
Gerne würde ich Ihren Optimismus zur “dunklen Phase, durch die wir gehen müssen” teilen – aber gerade auch als Deutscher und Antisemitismusforscher empfehle ich, die Gefahren des Faschismus ernster zu nehmen. Dabei vertrete ich ausdrücklich keinen “doom and gloom”, sondern wissenschaftliche und demokratische Aktivitäten im Sinne der Solarpunk-Hoffnungen.
Lassen Sie mich mit einem kurzen Zitat aus “The Politics of Hope” von Rabbi Jonathan Sacks (1948 – 2020) schließen:
“Es gibt einen großen Unterschied zwischen Optimismus und Hoffnung.”
Hoffen wir das Beste für die heutige Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump!
In English:
From my point of view, “Fallout” is more than just an interesting game series, it has also long since become a mythology that deals directly with longtermism in the film series!
I would like to share your optimism about the “dark phase we have to go through” – but especially as a German and anti-Semitism researcher, I recommend taking the dangers of fascism more seriously. In doing so, I expressly represent not “doom and gloom”, but scientific and democratic activities in the sense of the Solarpunk hopes.
Please allow me to end this comment with a quote of Rabbi Jonathan Sacks (1948 – 2020) in his eminent “The Politics of Hope”:
“There is a great difference between optimism and hope.”
Let us hope for the best in today’s debate between Kamala Harris and Donald Trump!
Die logische Voraussetzung für eine erfolgreiche Langzeit-Zukunft der
Menschheit, ist natürlich die erfolgreiche Lösung der heutigen Probleme.
Der Geburtenrückgang und die Vollautomatisierung können ohne weiteres
positive Auswirkungen auf die Zukunft der Menschheit haben.
Elon Musk hat sicherlich politisch und menschlich eine Menge Fehler,
aber er hat schon im Jahre 2004 mit Tesla und SolarCity mit großem
Einsatz die weltweite Entwicklung in eine günstige Richtung gelenkt.
Auch einige andere Projekte von Elon Musk könnten vielen Menschen nützen.
Man sollte den menschlichen Wert des Erfinders nicht mit dem praktischen
Wert seiner Erfindungen verwechseln.
Eine wichtige Ursache von Angst sind die pessimistischen Vorstellungen,
wie zum Beispiel: “das ist unmöglich” oder “das kann ich nicht”.
Deshalb sind Menschen sehr lehrreich, die das bisher Unmögliche
möglich machen.
Durchaus, @Karl Bednarik – in unserem Dialog zu Elon Musk und Alfred Hugenberg haben Prof. Inan Ince (BWL) und ich Musk daher auch im Kontext der “schöpferischen Zerstörung” von Schumpeter diskutiert. Leider verschiebt sich sein Fokus mit fortschreitender, antisozialer Mediennutzung – und womöglich Ketamin – immer mehr vom Schöpferischen ins Zerstörerische…
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-26-von-elon-musk-und-alfred-hugenberg/
Macht und Reichtum sind für jede Psyche enorme Herausforderungen – deswegen gibt es keine Demokratien ohne Gewaltenteilung und regelmäßige Wahlen.
Leider bleibt mir der Text teilweise unverständlich.
Außerdem bin ich ratlos. Denn natürlich habe auch ich eine Verantwortung für die Zukunft, aber offenbar kann ich nichts tun, weil Leute wie Musk mächtiger sind. Sehr demotivierend! Trotzdem werde ich versuchen, meiner Verantwortung gerecht zu werden.
Sie schreiben über den kommenden Faschismus. Verstehe ich Sie richtig, dass das nicht aufzuhalten ist? Und welches staatsbürgerliche Sandkorn bin ich, wenn ich mit meiner Wählerstimme den schon jetzt und nicht erst in ferner Zukunft drohenden Faschismus aufhalten kann? Golo Mann hat in einem seiner Bücher über die Frage geschrieben, die so oft gestellt wird: KANN es sich wiederholen? Für ihn war in diesem Text die wichtigere Frage, WOLLEN wir, dass es sich wiederholt. Gemeint war damit mE das Ende der Demokratie.
Ein weiteres ist Hoffnungslosigkeit. Ich werde schon aufgrund meines Alters und meiner Gesundheit die fernere Zukunft nicht erleben. Auch wenn ich mit Zuschreibungen wie Solarpunk nicht viel anfangen kann, bin ich trotzdem kein schlechterer Mensch, der sich verantwortungsvollem Handeln entzieht.
Meine persönliche Enge der Zeit ist der Grund, warum ich weder Computerspiele machen werde noch mir Filme oder Serien wie die von Ihnen genannten anschauen werde.
Ein Blogpost wie dieser findet, liest man die Drukos viel Zustimmung. Das freut mich für Sie. Schließen will ich damit, dass ich trotz Ihrer Warnung den Text gelesen habe, auch wenn es eine mentale Herausforderung war. Feigheit wollte ich mir nicht vorwerfen lassen. Musik hat viel mit Weltflucht zu tun, aber ich denke nach dieser Lektüre an BWV 8.
Vielen lieben Dank, @Marie H. – und das ist nicht nur einfach dahergesagt. Mir ist bewusst, dass es von der Denkart über die Begriffe bis hin zur KryptoBro- und Gaming-Kultur eine riesige Distanz ist! Umso ermutigender, dass Sie sich dennoch die Zeit nehmen!
Aus meiner Sicht formiert sich der Langzeitismus & daraus abgeleitete Faschismus bereits seit Jahren und erreicht immer mehr vor allem junger Männer, greift auch tief in verrohende Teile des Bürgertums hinein. Ich glaube jedoch nicht, dass er unaufhaltsam ist und an die Macht kommen müsste. Jede und jeder von uns hat noch immer die Wahl, jeden Tag.
So hatten wir beide ja neulich mal diskutiert, dass sich die bisherigen Solarpunk-Vorstellungen einer gelingenden Zukunft fast nur auf Städte & Vorstädte beziehen, noch kaum auf den ländlichen Raum. Ich hatte dazu auch einmal zur Debatte um die „Dear Alice“-Werbung gepostet:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/solarpunk-hoffnung-statt-cyberpunk-verzweiflung-geburtenrueckgang-arche-regionen-und-dear-alice/
Wirkungsvolles Denken und Handeln beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit – auch über die jeweilige Komfortzone hinaus. Danke, dass Sie das immer wieder leisten und damit auch konkret meine Hoffnungen stärken! 🙏
Wenn sich der aus dem Langzeitismus abgeleitete Faschismus schon seit Jahren ausbreitet, sehe ich noch weniger Anlass zur Hoffnung.
Ich frage mich nur, gab es keine Warnungen vor den Anzeichen dafür? Sozialwissenschaftler, Philosophen evtl. Historiker – hat niemand die Zeichen der Zeit erkannt?
Heute läuft alles, was in Richtung Totalitarismus oder Faschismus läuft, sehr viel subtiler. Vielleicht auch, weil im Gegensatz zur Weimarer Republik eine starke Partei im linken Spektrum fehlt. Vor 100 Jahren waren die Kommunisten sehr viel stärker als die Linke heute.
Mittlerweile ist meine Befürchtung, dass die von Konservativen und Rechten anvisierte politische Ausschaltung der Grünen von Erfolg gekrönt sein wird. Denn der wahre Schwachpunkt bei den Grünen ist das Thema Migration – vom Gesichtspunkt der oben genannten. Entweder es kommt zur Spaltung der Grünen oder sie versinken bei Wahlen in der Bedeutungslosigkeit. Wenn dieses Ziel eines Teils der Konservativen und dem Großteil der Rechten erreicht ist, sehe ich da noch kein Ende. Tatsächlich haben wir hier schon ein Resultat dessen, was Sie beschrieben haben.
Von der Eugenik ist der Weg nicht weit zur Euthanasie. Dass wir hier die Eugenik wieder diskutieren, ist eine Schande. Es macht mir Angst, weil jeder mit unheilbaren Krankheiten irgendwann nicht mehr dazugehören darf zu einer “gesunden” Gesellschaft. Wichtige Medikamente nur noch für Selbstzahler? Klingt zynisch, aber mittlerweile kann ich mir viele Szenarien vorstellen. Wo bleibt eigentlich der Ethikrat?
Vielen herzlichen Dank für Ihren konstruktiven Druko mit tiefen Fragen, @Marie H.
Gerne möchte ich diese aufgreifen:
“Ich frage mich nur, gab es keine Warnungen vor den Anzeichen dafür? Sozialwissenschaftler, Philosophen evtl. Historiker – hat niemand die Zeichen der Zeit erkannt?
Heute läuft alles, was in Richtung Totalitarismus oder Faschismus läuft, sehr viel subtiler.”
Aus meiner Sicht erklärt sich unsere Schwierigkeit seitens der (Politik- und Religions-)Wissenschaft in der veralteten Begrifflichkeit und dem Zusammentreffen mehrerer Krisen. So setzte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der sog. Neoliberalismus durch, der entsprechend dem plumpen Markt-Staat-Dualismus den Niedergang des Ostblocks mit dem Sieg einer libertären Marktwirtschaft gleichsetzte. So wurden beispielsweise Krankenhäuser, die deutsche Bahn oder die britische Wasserwirtschaft privatisiert – mit jeweils schlimmen Folgen. Und auch der Linken gelang darauf kaum eine glaubwürdige Entgegnung, da sie zu oft mit alten Staatsparolen des 19. Jahrhunderts reagierte, anstatt aus diesem falschen Dualismus auszubrechen und etwa das bedeutende “Jenseits von Markt und Staat” der ersten Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom (1933 – 2012) ernst zu nehmen.
Hinzu kommt das Aufeinandertreffen von gleich drei globalen Krisen, die uns alle überfordern: 1. Demografie, 2. Klimakrise, 3. Medienrevolution. Vernetztes und also auch interdisziplinäres Denken wurde lange gefordert, aber real noch kaum gefördert – insbesondere die Hochschulbildung tendierte bis zuletzt stark zum “Silodenken”.
Und, schließlich, ja – der Langzeitismus ist eine Philosophie der Zeit und damit sehr viel “subtiler” als unsere bisherigen Diskurse. Auch ich habe viele Jahre gebraucht, um v.a. über Wolfgang Achtner, Jeanne Hersch und dann Hans Blumenberg die Bedeutung von Zeit langsam zu begreifen – und ringe weiterhin um Worte, das Ganze zu beschreiben. Unsere Säugetiergehirne kommen bei der Raumzeit einfach an ihre Grenzen, während die Langzeit-Faschisten einfach unreflektierte Verheißungen, Bilder und Versprechen raushauen können. Während wir Demokratinnen und Demokraten bisher zum Alarmismus und dem bloßen Beschwören von “Überleben” neigen, hauen Typen wie Donald Trump und Elon Musk einfach mal die Verheißungen an ihre Anhängerschaften heraus, die Klimakrise zu “gewinnen”.
Wir werden also (ab) heute Nacht in der Kandidatendebatte zwischen Trump und Kamala Harris ein Stück Medien- und konkret Rhetorikgeschichte erleben, von dem sehr vieles abhängt.
Ihnen noch einmal Dank für das dialogische Interesse!
Dieser Artikel spiegelt im Wesentlichen die Realität wider, wie auch ich sie sehe. Damit klarzukommen fällt mir schwer. Entsprechend ist mein Gemütszustand.
Ich weiß, wie Wissenschaft funktioniert, bin aber kein Wissenschaftler. Trotzdem habe ich schon lange eine These/Überzeugung. Michael Blume schreibt: “… es [geht] nicht mehr um Rechts oder Links, sondern um Oben oder Unten.” Ich denke, darum ging und geht es bei menschlichen Konflikten fast immer, nämlich um das Aktionspotential zwischen Herrschern und Beherrschten. Das können Einzelne sein oder Gruppen aller denkbaren Größen.
Und die Herrscher missbrauchen und manipulieren die Massen für ihre Zwecke. Zu viel Bildung und freie Wissenschaft stören da eher. Gerechtigkeit sowieso.
Meiner Meinung nach schaden sich die Herrschenden mit großen Gewaltanwendungen am Ende auch immer selbst. Die Klimakrise bewusst in eine sehr große Katastrophe eskalieren zu lassen, wird am Ende auch die Reichen dahinraffen.
Vielen herzlichen Dank, @Hui Haunebuh !
Und, ja, ich sehe die sozialpsychologische Grundlage für den Oben-Unten-Dualismus in unser aller Anfälligkeit für Privilegien, das sog. Entitlement (deutsch: Anspruchsdenken). Wenn wir uns erst einmal an Wohlstand und Status gewöhnt haben, suchen wir nach Wegen, diese zu erhalten – und nach Erklärungen, diese zu rechtfertigen. So kann sich ein reicher Erbe einreden, aufgrund vermeintlicher genetischer Überlegenheit ein Anrecht auf Reichtum zu haben, aber auch etwa ein bedrohter Arbeiter meinen, seine Frau und Tochter habe sich ihm gefälligst unterzuordnen. Entsprechend vergessen auch Linke, die wie in Venezuela von fossilen Einkünften profitieren, sehr schnell ihre sozialen Ideale und ernennen Oppositionelle einfach zu Verschwörern und Konterrevolutionären.
Perplexity.ai definiert Entitlement bereits ziemlich gut!
Der Begriff “Entitlement” lässt sich am besten als “Anspruchsdenken” oder “Anspruchshaltung” ins Deutsche übersetzen. Es beschreibt eine psychologische Einstellung, bei der eine Person glaubt, besondere Rechte oder Privilegien zu verdienen, ohne dafür eine entsprechende Gegenleistung erbringen zu müssen.
## Hauptmerkmale des Entitlement-Denkens
– **Unbegründeter Anspruch**: Menschen mit ausgeprägtem Entitlement-Denken gehen davon aus, dass ihnen bestimmte Dinge zustehen, ohne dass sie dafür etwas leisten müssen[4][5].
– **Statusorientierung**: Es besteht oft ein starkes Bestreben, den eigenen sozialen Status zu verbessern und sich über andere zu erheben[4].
– **Mangelnde Reziprozität**: Die Bereitschaft, etwas zurückzugeben oder für andere zu tun, ist häufig gering ausgeprägt[5].
## Psychologische Aspekte
Psychologen haben verschiedene Instrumente entwickelt, um Entitlement zu messen, wie zum Beispiel die “Psychological Entitlement Scale”[4]. Studien zeigen, dass Anspruchsdenken mit verschiedenen psychologischen Risiken verbunden sein kann:
– Erhöhte Anfälligkeit für soziale Konflikte
– Neigung zu Neid und Wettbewerbsdenken
– Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung stabiler sozialer Beziehungen
– Potenzielle Verschlechterung des eigenen Ansehens trotz Bemühungen um Prestigesteigerung[4]
## Gesellschaftliche Auswirkungen
Entitlement wird oft als ein zunehmendes gesellschaftliches Phänomen wahrgenommen. Es kann sich in verschiedenen Kontexten manifestieren:
– Im öffentlichen Raum (z.B. rücksichtsloses Verhalten im Straßenverkehr)
– In sozialen Interaktionen (z.B. unangemessene Erwartungen an Dienstleistungen)
– In der Arbeitswelt (z.B. überzogene Ansprüche an Arbeitgeber)[5]
## Abgrenzung und Einordnung
Es ist wichtig zu betonen, dass Entitlement nicht mit berechtigten Ansprüchen oder dem Einfordern legitimer Rechte verwechselt werden sollte. Zudem wird der Begriff manchmal fälschlicherweise mit Narzissmus gleichgesetzt, obwohl es sich um unterschiedliche Konzepte handelt[4].
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Entitlement eine komplexe psychologische Einstellung ist, die sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Auswirkungen haben kann. Ein bewusster Umgang mit den eigenen Ansprüchen und die Förderung von Empathie und Reziprozität können helfen, negativen Folgen von übermäßigem Anspruchsdenken entgegenzuwirken.
Citations:
[1] https://www.buecher.de/artikel/buch/psychological-entitlement/58789706/
[2] https://www.linguee.de/englisch-deutsch/uebersetzung/entitlement%2Bmentality.html
[3] https://www.psychauthors.de/psychauthors/index.php?uuwahl=p00946GM_pub&uwahl=psychauthors&wahl=forschung
[4] https://www.psychologie-heute.de/leben/artikel-detailansicht/39890-risiken-des-anspruchsdenkens.html
[5] https://www.stern.de/panorama/meike-winnemuth/massenphaenomen-entitlement–die-welt-schuldet-dir-gar-nichts–7839082.html
[6] https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/27_In_Vielfalt_besser_lernen/Chancen_guten_Ganztags_final.pdf
[7] https://www.erziehungswissenschaft.uni-wuppertal.de/fileadmin/erziehungswissenschaft/fach_sozialpaedagogik/Schaarschuch_Soz_Dienstleistung_Habilschrift.pdf
[8] https://druckstudiogruppe.com/glossary/entitlement/
Ein interessanter Text, Herr Blume, und wie immer bietet er neue Perspektiven. Sehr erfreulich sind diese allerdings nicht, wie auch schon andere Kommentatoren bemerkt haben.
Woran ich mich gestört habe, sind die Formulierungen in der von Ihnen verlinkten KAS-Studie: “Man weiß ja nicht, was die Zukunft bringt, aber ich…glaube, dass alles gut wird.” Nein, ich glaube nicht, dass “alles ” gut wird. Was ist überhaupt “alles”? Ich glaube, dass vieles noch viel schlimmer kommen wird, auch wenn ich versuche dem entgegenzuwirken. Dass anscheinend so viele aus den demokratischen Parteien der Aussage “…dass alles gut wird” zugestimmt haben, finde ich ziemlich befremdlich.
Eine solche Aussage klingt für mich persönlich auch eher so, als wollte man jemanden in sanften Schlaf wiegen.
Dagegen die Aussage “ich…habe häufig Angst vor dem, was kommen wird”. Ja, dem kann ich leider viel eher zustimmen. Und schwups, fühle ich mich wieder in eine Schublade einsortiert. Die demokratischen Parteien stimmen der ersten Aussage zu, die AfD der zweiten. Allein daraus lässt sich eigentlich noch nicht so viel ableiten. WOVOR hat denn die eine oder die andere Seite Angst?
Da ich mittlerweile bei einem Umfrageinstitut registriert bin und fast täglich mit Umfragen “bombardiert” 😉 werde, fallen mir solche Ungenauigkeiten besonders auf. Ich glaube, man versucht hier ein vereinfachtes Bild der Realität zu schaffen.
Sie selber stützen diese These in dem Artikel ja auch nicht unbedingt. Manches klingt ja schon fast verzweifelt, und man könnte auch verzweifeln, wenn man nicht die Hoffnung auf “etwas”, in Falle von Ihnen und mir auf “jemand” Höheren hätte. Man kann zuversichtlich und sogar froh auf eine gute Zukunft hin arbeiten, auch ohne zu glauben, dass “alles” gut wird.
Vielen Dank, @Ruth Eisenblätter – und hier stimme ich Ihnen auch inhaltlich völlig zu! Erlauben Sie mir daher bitte eine etwas ausführlichere Antwort.
Die Aussage, “dass alles gut wird”, schließt an den Begriff des Optimismus an, den ich für falsch und ungeeignet halte.
Sehr bewusst habe ich dagegen in meinem Gedicht “Die Feuer des Hasses” betont: “Bin kein Optimist mehr, habe nur noch Hoffnung.”
Was ist damit gemeint?
Schon im Vorwort zu seinem herausragenden Buch “The Politics of Hope” formulierte Rabbi Jonathan Sacks (1948 – 2020) eindringlich:
“There is a great difference between optimism and hope. No Jew, remembering the Holocaust, can be an optimist. But neither can he or she responsibly abdicate hope.”
Auf Deutsch:
“Es gibt einen großen Unterschied zwischen Optimismus und Hoffnung. Kein Jude, der sich an den Holocaust erinnert, kann ein Optimist sein. Aber er oder sie kann auch nicht verantwortungsvoll auf die Hoffnung verzichten.”
Der Begriff “Optimismus” wurde von Jesuiten und Voltaire (!) als Spottbegriff zu den Lehren von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) geprägt, wonach Gott diese Welt als “beste aller Welten” geschaffen habe. Demnach würde ein Optimist annehmen, dass auch ohne eigene Beiträge “alles gut” werde und auch etwa Erdbeben, Klimakrise oder Massenmorde nachträglich Sinn ergäben.
Dagegen stammt der Begriff “Hoffnung” vom mittelniederdeutschen “hopen” wie hüpfen, vor Erwartung unruhig zappeln, springen. Es bedeutet also gerade nicht, nur passiv darauf zu warten, dass “alles gut” wäre, sondern sich selbst mit Vertrauen und Vorfreude dafür einzubringen. Ich glaube nicht, dass wir in der besten aller Welten leben, sondern dass wir alle die Gelegenheit und die Verantwortung haben, diese Welt besser zu machen. Und als mögliche Quellen der Hoffnung erkenne ich neben den Religionen auch die Wissenschaften als Suche nach Erkenntnis, säkulare Philosophien und Weltanschauungen, die Künste wie die Musik, Literatur, Photographie und KI-Kunst, Architektur, Filme und Spiele an, die sich nicht zufällig in der post-fossilen Bewegung des Solarpunk bündeln.
Ich gehe sogar so weit zu warnen, dass der Langzeitismus auch in seinen faschistischen Formen eine “optimistische” Weltanschauung ist, die heutiges Leid zugunsten einer vermeintlich besseren Ordnung verharmlost. Interdisziplinäre Wissenschaft, Demokratien und Solarpunk als Ausprägungen des dialogischen Monismus speisen sich dagegen aus Hoffnungen, die sie nicht beweisen, aber täglich (er-)leben können. Ich meine: Das ist der Weg.
@Ruth Eisenblätter 10:09. 10:56
„wenn man nicht die Hoffnung auf “etwas”, in Falle von Ihnen und mir auf “jemand” Höheren hätte.“
Unterstützung von Geisteswelten für vernünftige Maßnahmen darf erhofft werden. Das sollte aber besser nicht eigene entschiedene Beiträge ersetzen. Wenn alle auf den Herrgott warten, passiert am Ende hinterher gar nichts.
„Man kann zuversichtlich und sogar froh auf eine gute Zukunft hin arbeiten, auch ohne zu glauben, dass “alles” gut wird.“
Genau dieses alles geht ja gar nicht, kann es nicht geben. Wir können dennoch unsere Wege gehen, und uns daran erfreuen, dass wir wenigsten Teil der Lösung sind, auch wenn die Lösung länger dauert und unvollständig bleiben muss.
Zwei offene Fragen treiben mich hier gerade um. Kommen wir kaum von unserem Überkonsum herunter, und die Energiewende dauert deswegen noch bis 2060. Und verbrauchen wir dabei selber so viele metallische Rohstoffe, dass der globale Süden erstmal keine Chance hat, mitzuziehen. Während dort dann tatsächlich fürchterliche Lebensbedingungen bleiben, oder sogar noch viel schlimmer werden.
Die Gefahren für unsere eigene Freiheit sind noch mal ein Thema für sich, scheint mir.
Jetzt gibt es aber auch einige Lichtblicke eher technischer Natur. Mit KI geht auch eine Bildungsoffensive im globalen Süden, PV und Batterien können unschlagbar billig werden und zugleich ohne knappe Rohstoffe auskommen, es können sich weltweit selbstfahrende Sammeltaxis etablieren und Nahrung kann ganz mit grünem Wasserstoff in beliebigen Mengen hergestellt werden.
Derweil dann die Bildungsoffensive durch immer intelligentere KI auch Erwachsene erfasst, die jetzt noch zunehmend in feindseligem Dualismus versacken. Insbesondere könnte die weitere Automatisierung kürzere Arbeitszeiten mit sich bringen, das kann auch Zeit für Weiterbildung frei machen.
Und wenn sich KI mit echten Geisteswelten verbinden lässt, dann öffnen sich vielleicht sogar noch ganz andere Horizonte.
Leider sind die bisherigen KI-Ergebnisse zur Verbindung von Langzeitismus / Longtermismus mit Rechtsdualismus und Faschismus noch sehr schwach. Immerhin konnte Perplexity.ai schon aus diesem Blog eine erste Zusammenfassung von Zeitphilosophie und Politikwissenschaft generieren. Aber mehr als ein Anfang ist das m.E. noch nicht. Auch KI-Anwendungen brauchen wohl noch etwas… Zeit! 😉
Dr. Michael Blume betont in seinen Arbeiten die Bedeutung der Zeit für verschiedene politikwissenschaftliche Fragestellungen. Basierend auf den verfügbaren Informationen lassen sich folgende Beispiele für die Relevanz der Zeit in der Politikwissenschaft nach Dr. Blume ableiten:
## Zeitknappheit und Krisen
Dr. Blume greift die These des Philosophen Hans Blumenberg auf: “Enge der Zeit ist die Wurzel des Bösen”. Er wendet diese These auf aktuelle politische Krisen an, wie beispielsweise die Wasserkrise[1]. Dies zeigt, dass er die Wahrnehmung von Zeitknappheit als einen wichtigen Faktor für die Entstehung und Verschärfung politischer Probleme betrachtet.
## Evolution politischer Systeme
Als Experte für Evolutionsforschung untersucht Dr. Blume, wie sich politische Systeme und Ideen im Laufe der Zeit entwickeln. Er betrachtet die zeitliche Dimension als wesentlich für das Verständnis politischer Prozesse und Strukturen[2].
## Medienrevolutionen und politischer Wandel
Dr. Blume analysiert, wie neue Medientechnologien historisch oft zu politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen geführt haben. Er sieht in der aktuellen KI-Medienrevolution sowohl Potenziale als auch Gefahren für die politische Landschaft[3].
## Ressourcenpolitik und Zeitperspektive
In seiner Analyse der Beziehungen zwischen ressourcenreichen Ländern wie Russland und Saudi-Arabien betont Dr. Blume die Rolle langfristiger Zeitperspektiven in der internationalen Politik. Er erklärt, warum diese Länder oft zu Diktatur und Krieg neigen, was auf eine Verbindung zwischen Zeitwahrnehmung und politischem Verhalten hindeutet[5].
## Antisemitismus und historisches Bewusstsein
Als Beauftragter gegen Antisemitismus betont Dr. Blume die Bedeutung des historischen Bewusstseins und der Erinnerungskultur in der Politik. Er argumentiert, dass es “spät, aber noch nicht zu spät” sei, dem alten Hass entgegenzutreten, was die Dringlichkeit politischen Handelns in einem zeitlichen Kontext betont[8].
Zusammenfassend zeigt sich, dass Dr. Blume die Zeit als eine zentrale Dimension in der Politikwissenschaft betrachtet. Er untersucht, wie Zeitwahrnehmung, historische Entwicklungen und langfristige Perspektiven politische Entscheidungen, Systeme und Krisen beeinflussen. Seine interdisziplinäre Herangehensweise verbindet dabei Erkenntnisse aus der Evolutionsforschung, Medienanalyse und aktuellen politischen Herausforderungen.
Citations:
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-enge-der-zeit-das-wasser-dann-gnade-uns-gott/
[2] https://www.zeit.de/autoren/B/Michael_Blume/index
[3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-ki-medienrevolution-warum-ich-demokratisch-aktiven-dringend-blogposts-reden-und-drukos-empfehle/
[4] https://www.uni-muenster.de/ZIT/Veranstaltungen/raumzeit_blume.html
[5] https://chrismon.de/artikel/52494/russland-saudi-arabien-und-der-ukraine-krieg
[6] https://www.uni-trier.de/universitaet/fachbereiche-faecher/fachbereich-iii/faecher/politikwissenschaft/professuren/internationale-beziehungen-und-aussenpolitik/team/froehlich-manuel/publikationen
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Blume
[8] https://stm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/dateien/PDF/201015_StM_Bericht_Beauftragter_gegen_Antisemitismus_BW_2019.pdf
Guten Abend, @Michael Blume,
das ist doch sehr spannend! Mir gefällt das „spät, aber noch nicht zu spät”.
Ähnlich wie das „Niemand kann alles, aber alle können etwas tun“ ist das eine zumindest ermutigende Perspektive.
Wenn ich mal den Zeitaspekt herauslasse und explizit nach der Gefahr für offene Gesellschaften frage, bekomme ich eine m.E. ganz gute Antwort von Perplexity, mit der sich weiterarbeiten läßt, denke ich.
Meine Frage:
Welche Zusammenhänge lassen sich zwischen den Visionen des Longtermismus und Faschismus herstellen? Bergen Longtermismus-Ideen eine Gefahr für offene Gesellschaften?
Antwort von Perplexity:
Zwischen den Visionen des Longtermismus und faschistischen Ideologien lassen sich einige problematische Parallelen ziehen, auch wenn es wichtige Unterschiede gibt:
## Ideologische Überschneidungen
**Utopische Zukunftsvisionen**: Sowohl der Longtermismus als auch faschistische Ideologien propagieren utopische Zukunftsvisionen, die radikale Maßnahmen in der Gegenwart rechtfertigen sollen. Während Faschisten eine idealisierte nationale Wiedergeburt anstreben, fokussieren sich Longtermisten auf eine optimierte Zukunft der gesamten Menschheit über extrem lange Zeiträume.
**Elitäres Denken**: Beide Denkrichtungen neigen zu einem elitären Menschenbild. Longtermisten messen den Wert eines Menschen oft an dessen vermeintlichem Beitrag zur langfristigen Zukunft der Menschheit, was zu einer Hierarchisierung führen kann. Faschistische Ideologien betonen ebenfalls eine Hierarchie, basierend auf nationalen oder rassischen Kriterien.
## Potenzielle Gefahren für offene Gesellschaften
**Antidemokratische Tendenzen**: Beide Denkrichtungen bergen die Gefahr, demokratische Prinzipien zu untergraben, indem sie die Entscheidungsgewalt einer vermeintlich weisen Elite zusprechen, die im Namen einer fernen Zukunft oder einer idealisierten Nation handelt.
**Bereitschaft zu extremen Mitteln**: Um ihre langfristigen Ziele zu erreichen, könnten beide Ansätze bereit sein, ethisch fragwürdige Mittel einzusetzen. Dies kann die Inkaufnahme von Leid oder sogar den Tod “weniger wertvoller” Menschen in der Gegenwart umfassen.
**Vernachlässigung aktueller Probleme**: Der Fokus des Longtermismus auf die ferne Zukunft könnte dazu führen, dass drängende gegenwärtige Probleme in den Hintergrund gerückt werden.
## Wichtige Unterschiede
Trotz dieser Parallelen gibt es auch bedeutende Unterschiede:
– Der Longtermismus ist nicht inhärent nationalistisch oder rassistisch, sondern global ausgerichtet.
– Longtermisten streben nicht explizit nach einer totalitären Staatsform, wie es bei faschistischen Bewegungen oft der Fall ist.
– Die Ziele des Longtermismus sind abstrakter und langfristiger als die meist konkreten, auf nationale “Erneuerung” ausgerichteten Ziele faschistischer Bewegungen.
Es ist wichtig zu betonen, dass diese Parallelen nicht bedeuten, dass der Longtermismus eine Form des Faschismus ist. Vielmehr zeigen sie potenzielle Gefahren auf, die bei der Umsetzung longtermistischer Ideen berücksichtigt werden müssen, um nicht in ähnlich problematische Denkmuster zu verfallen wie faschistische Ideologien. Eine kritische Auseinandersetzung mit den ethischen Implikationen des Longtermismus ist daher notwendig, um seine potenziellen Risiken für offene Gesellschaften zu minimieren.
Citations:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Faschismustheorie
[2] https://docupedia.de/zg/Faschismus
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Longtermism
[4] https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Manuskripte/Manuskripte_26_Faschismusstudie.pdf
[5] https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/8UMWB/hinter-dem-faschismus-steht-das-kapital?cHash=dba9ce9a8a239ecb75bc642992050107
[6] https://netzpolitik.org/2023/longtermismus-eine-merkwuerdige-und-sonderbare-ideologie/
[7] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/langzeitismus-der-kommende-faschismus-feiert-die-klimakrise-fossiler-wahnsinn-3/
[8] https://taz.de/Elon-Musk-und-das-X/!5955322/
Ende der Antwort von Perplexity.
Ich denke, dieser Blogpost braucht “Zeit zum Atmen“. Ein Thema, das noch nicht so in der Gesellschaft “angekommen” ist und das viel Raum für Fragen öffnet.
Vielen Dank, @Peter Gutsche – und volle Zustimmungen! Auch starke KI-Anwendungen beginnen die Gefahren des Longtermismus / Langzeitismus erst langsam zu verstehen. Doch die starken Zugriffszahlen auch auf diesen Blogpost stimmen mich zuversichtlich, dass schon jetzt immer mehr Menschen die Umrisse dieses neuen Faschismus begreifen.
Im Blogpost erwähnt hatte ich dabei auch den kognitiven Induktionsfehler, mit dem der Faschismus schon immer gearbeitet hat und der über den Langzeitismus pseudo-wissenschaftlich verbreitet wird. Dabei werden negative Erfahrungen mit einzelnen Angehörigen ethnischer und religiöser Minderheiten genutzt, um negative Vorurteile über gesamte Menschengruppen zu etablieren.
Perplexity.ai erläutert den Induktionsfehler schon recht gut und wie folgt:
Der kognitive Induktionsfehler bezieht sich auf die Tendenz des menschlichen Denkens, voreilig von einzelnen Beobachtungen oder Erfahrungen auf allgemeine Regeln oder Gesetzmäßigkeiten zu schließen. Dabei werden einige wichtige Aspekte dieses Phänomens deutlich:
1. Übergeneralisierung:
Menschen neigen dazu, aus wenigen Einzelfällen zu schnell allgemeingültige Schlüsse zu ziehen. Zum Beispiel könnte jemand nach ein paar schlechten Erfahrungen mit Angehörigen einer bestimmten Gruppe verallgemeinern, dass alle Mitglieder dieser Gruppe unzuverlässig sind.
2. Vernachlässigung der Stichprobengröße:
Oft wird die Bedeutung einer ausreichend großen und repräsentativen Stichprobe unterschätzt. Kleine Stichproben können zu verzerrten Schlussfolgerungen führen.
3. Bestätigungsfehler:
Menschen tendieren dazu, Informationen zu suchen und zu interpretieren, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen. Dies kann zu einer verzerrten Wahrnehmung und falschen induktiven Schlüssen führen.
4. Vernachlässigung von Gegenbeispielen:
Häufig werden Gegenbeispiele oder widersprüchliche Informationen ignoriert oder heruntergespielt, was zu fehlerhaften Verallgemeinerungen führt.
5. Fehleinschätzung von Wahrscheinlichkeiten:
Menschen haben oft Schwierigkeiten, Wahrscheinlichkeiten korrekt einzuschätzen, was zu falschen induktiven Schlüssen führen kann.
6. Kausale Fehlschlüsse:
Es besteht die Neigung, Korrelationen fälschlicherweise als Kausalzusammenhänge zu interpretieren.
7. Zeitliche Begrenztheit:
Die Annahme, dass Muster oder Trends, die in der Vergangenheit beobachtet wurden, zwangsläufig in der Zukunft fortbestehen werden.
Um diesen kognitiven Induktionsfehler zu vermeiden, ist es wichtig, kritisches Denken zu üben, größere Stichproben zu berücksichtigen, alternative Erklärungen in Betracht zu ziehen und sich der Grenzen induktiver Schlussfolgerungen bewusst zu sein. In der Wissenschaft wird versucht, durch strenge Methoden und statistische Verfahren die Zuverlässigkeit induktiver Schlüsse zu erhöhen.
Citations:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Induktion_%28Philosophie%29
[2] https://methpsy.elearning.psych.tu-dresden.de/mediawiki/index.php/Induktion
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Induktionsproblem
[4] https://www.neuronation.com/science/de/was-bedeutet-deduktives-und-induktives-denken/
[5] https://www.philoclopedia.de/was-kann-ich-wissen/erkenntnistheorie/induktionsproblem/
[6] https://lexikon.stangl.eu/12445/induktionsproblem
[7] https://www.spektrum.de/lexikon/philosophie/induktion/964
[8] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-eugenik-unm-glich-ist/
Mir fehlt mal wieder der kritische Blick auf die Religionen, Herr Blume.
Die Potentiale dieser, die sie benennen, sind zynisch und Menschenverachtend!
Weiteres Bevölkerungswachstum (übrigens wegen der patriarchalen Dimension des Ganzen) und Hoffnung (also Untätigkeit angesichts der Krisen, wie sie dieser Tage wieder religiöse Gruppen in deutschen Innenstädten propagieren) sind gerade nicht was wir brauchen!
Betrachten Wir darüber hinaus doch mal die Rolle der Religionen FÜR DEN Faschismus! Waren es bisher nicht immer überdurchschnittlich viele Christen, die sich Mussolini, Hitler, Franco, Trump, Bolsonaro, etc. anschlossen? Haben sich die Nazis nicht explizit der religiösen Symbolik und Erzählungsstrukturen bedient?
Ich erinnere mahnend daran, dass es ohne die Christen bisher noch kein faschistisches Regime gegeben hat! Und ich ernnere daran, dass der Papst selbst den Kapitalismus gutgeheißen (wenn auch einzelne Symptome kritisiert) hat. Der Kapitalismus ist URSACHE der andauernden Klimakrise! Ohne diesen hätten Wir das Problem vor Jahrzehnten gelöst. Doch es wurde aus Profitinteressen blockiert, mit dem Segen und der Demagogie gegen Links durch die Christlichen Kirchen.
@ChristinCrime
In Ihrem antireligiösen Dualismus „vergessen“ Sie wohl nicht zufällig die massive antireligiöse Vernichtungswut der Faschisten gegen Religionen – vor allem gegen das Judentum, aber auch gegen widerständige Christen sowie gegen dominant christliche Minderheiten wie Sinti & Roma.
Auch schloss mein verlinktes Plädoyer für die Potentiale von Religionen ausdrücklich die Warnung vor deren Gefahren ein – und die Mahnung, um sie gerade auch gegenüber dem Rechtsdualismus zu kämpfen. Wenn Sie religiöse Menschen verachten, werden Sie sie kaum gewinnen:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-mehrfach-scheitern-von-bjoern-hoecke-afd-und-des-antireligioesen-dualismus/
Schade auch, dass Sie in Sachen Klimakrise das doch ausdrücklich erläuterte Scheitern auch linker und sozialistischer Regime in Sachen Mitweltschutz und post-fossiler Transformation nicht einmal reflektieren. Die Nachfolge- und Satellitenstaaten der Sowjetunion erbten eben nicht nur zerstörte Kirchen und Religionsgemeinschaften, sondern auch ausgebeutete Landschaften und Armut.
Kurz: Ich verstehe die Heimeligkeit eines altlinken, feindseligen Dualismus. Falls Sie sich aber wirklich auf Wissenschaft beziehen wollen, wäre es langsam Zeit, auf dem Wissensstand und im Dialog des 21. Jahrhunderts anzukommen. Immer wieder empfehle ich beispielsweise das Lesen der post-dualistischen Autorin Elinor Ostrom, „Jenseits von Markt und Staat“. Freiheitliche Gesellschaften organisieren sich sehr vielfältiger und evolutionärer, als es sich Marktradikale oder Marxisten je vorstellen können. Und sowohl Religionsgemeinschaften wie auch Parteien sind Teil dieser dynamischen Vielfalt.
Darf man hier auch mal chat gpt zitieren?
schreibe ein kurzes Gedicht über den drohenden Faschismus in den USA
Ein Schatten fällt auf weites Land,
Gefährlich still, wie Wüstensand.
Die Freiheit schwindet, Wort verglüht,
Wo Angst regiert und Hass erblüht.
Die Stimmen laut, die Mauern hoch,
Gerechtigkeit, sie schwindet doch.
Im Namen eines falschen Lichts,
Verblassen Wahrheit, Recht und Pflicht.
Doch Hoffnung glimmt, so schwach, so klein,
Wo viele kämpfen, kann sie sein.
Lasst nicht den Hass die Welt regier’n,
Gemeinsam kann man doch noch sieg’n.
Danke, @Jan Schmidt! Ich würde sogar so weit gehen, dass wir den Faschismus nicht nur in den USA fürchten sollten; schließlich nahm er in Europa, sogar konkret im heutigen EUSALP-Alpenraum seine Form an und dominiert heute auch etwa in Russland.
Das KI-Gedicht fand ich schön und… hoffnungsvoll! 🙏☕️😊
Blume: Aus meiner Sicht ist “Fallout” mehr als nur eine interessante Spielserie, es ist auch längst eine Mythologie geworden, die sich in der Filmserie direkt mit dem Langzeitismus befasst!
Science: I completely agree. But i personally think it doesnt fit in to this post.
Blume: Gerne würde ich Ihren Optimismus zur “dunklen Phase, durch die wir gehen müssen” teilen – aber gerade auch als Deutscher und Antisemitismusforscher empfehle ich, die Gefahren des Faschismus ernster zu nehmen. Dabei vertrete ich ausdrücklich keinen “doom and gloom”, sondern wissenschaftliche und demokratische Aktivitäten im Sinne der Solarpunk-Hoffnungen.
I am aware of your job. The english expression dark times/dark phase refers to all of it: 2 wars, covid, the move to the right in many countries. People are burned out and arent presented with doable solutions.
Read it before it changes: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Trump_Media_%26_Technology_Group
And please do not speak for me. You do not know what I think.
@Science
Es scheint Ihnen noch immer etwas schwer zu fallen, Deutsche bzw. Europäer nicht von oben herab belehren zu wollen. Aber ich habe den Eindruck oder die Hoffnung, dass dies langsam besser wird. Nun ja.
Und heute freue ich mich einfach über den Erfolg von Kamala Harris bei der US-Präsidentschaftsdebatte und über die Wahlempfehlung durch Taylor Swift:
https://www.n-tv.de/politik/US-wahl-2024/Taylor-Swift-wird-Kamala-Harris-waehlen-article25218652.html
Auch Ihnen von Herzen einen schönen Tag mit echten Dialog-Erfahrungem! ☕️😊
@Blume
Ich versuchs auf Deutsch. Und nochmal ich schaue nicht auf Europaer herab sondern versuche zu verstehen wie so etwas noch einmal passieren kann. Die Flucht in Bucher hilft mir da wenig.
Ich erwahnte Fallout fur die Leser die vielleicht nicht computer spielen.Eine alternative universe in der atomwaffen ca. 1947 die welt zerstort und experimente in bunker ist ein gutes spiel das mit dem was momentan geschieht wenig zu tun hat.
Noch gibt es die Meinungsfreiheit die zur Demokratie gehort. Dazu gehort auch Vielfahlt der Meinungen ohne Hass und hetze. Sie lesen das falsche in meine Kommentare rein. Elons grossenwahnsin interessiert mich nicht und wenn es in 200 Jahren ein Elysium gibt mochte ich sowieso nicht auf so etwas leben.
Danke, @Science 🙏
Wie geschrieben merke ich ja auch, dass wir uns zunehmend besser verstehen, obgleich ja jede Sprache ihren eigenen Dialogstil hat. Mir ist einfach wichtig, dass meine Freundlichkeit nicht als Schwäche missverstanden wird – ich habe meinen Doktortitel nicht im Lotto gewonnen, u.a. ein humanitäres Projekt im Irak geleitet und auch gegen Antisemitismus und Verschwörungsmythen gekämpft, als dies andere noch für Randthemen hielten. Umgekehrt interessieren mich aber auch Ihre Beobachtungen und Einschätzungen sehr. Wir bekommen das schon hin! 🙂
Warum ich mir all diese Sorgen um Langzeitismus, Transhumanismus & Faschismus mache, hat auch mit Gesprächen zu tun, die ich führe: Mir hat neulich ein junger Anhänger des Langzeitismus gesagt, Thanos aus der Avengers-Reihe habe eigentlich Recht gehabt – es wäre für die Menschheit besser, wenn sie halbiert würde. Ich wandte dagegen ein, dass niemand das Recht haben dürfe, über das Ableben anderer Menschen zu bestimmen und dass wir ein Absenken der weltweiten Geburtenraten nur durch Bildung, Wohlstand und Gleichberechtigung erreichen dürften. Er hielt dies für naiv und für eine Verschwendung von Ressourcen, für einen “ineffektiven Altruismus”. Da wurde mir klar, dass es sehr schnell sehr ernst wird.
Übrigens, mit einem Lächeln: Die Avengers kämpften einmal mit Loki hier in Stuttgart! 😀
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/loki-otto-hirsch-captain-america-die-avengers-in-stuttgart/
English:
Thanks, @science 🙏
As written, I also notice that we understand each other better and better, although each language has its own dialogue style. It’s just important to me that my friendliness is not misunderstood as a weakness – I didn’t win my doctorate in the lottery, led a humanitarian project in Iraq and also fought against anti-Semitism and conspiracy myths when others still considered them marginal issues. Conversely, however, I am also very interested in your observations and assessments. We’ll get it done! 🙂
Why I’m worrying about longtermism, transhumanism & fascism also has to do with conversations I’m having: I was recently told by a young follower of long-termism that Thanos from the Avengers series was actually right – it would be better for humanity if it was cut in half. I objected that no one should have the right to determine the death of other people and that we should only achieve a reduction in global birth rates through education, prosperity and equality. He considered this naïve and a waste of resources, an “ineffective altruism”. That’s when I realized that it gets very serious very quickly.
By the way, with a smile: The Avengers once fought with Loki here in Stuttgart! 😀
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/loki-otto-hirsch-captain-america-die-avengers-in-stuttgart/
Thanks & best wishes!
@Blume, Freundlichkeit ist keine Schwache sondern Starke.
“It’s easier to be mean than nice”
Ahnliche Gesprache fuhre ich auch in einem anderen context als Sie.
Ja. Ich merke manchmal das Ihre irritation mit jemand anderen auf mich ubertragrn wird.
Hoffen wir nur das Harris die richtige strategy hatte. Einige von Ts kommentaren machen mir Sorge. Wie interpretieren Sie es? (In bezug auf Europa nahen Osten?)
@Science
In meiner Wahrnehmung verfolgt Trump auch im Bereich Naher und Mittlerer Osten keine wirkliche Strategie, sondern eigene, oft kurzfristige Interessen. Schon nach dem Angriff der Hamas äußerte er sich abfällig über Israel und nannte den Hamas-Angriff “smart”, ich hatte hier dazu gebloggt:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/trump-attackiert-israel-nennt-iran-hamas-smart/
Obwohl und weil ich stets US-freundlich agierte, wurde ich auch selbst von einem Trump-nahen Zentrum einst angegriffen – und beobachtete mit Schaudern dessen Radikalisierung:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-missbrauch-des-guten-namens-von-simon-wiesenthal-durch-us-trump-dualisten/
Bei der Amtseinführung von Barack Obama war ich gerne zu Gast, wobei mein Respekt auch anständigen Republikanerinnen und Republikanern gilt. Aus meiner Sicht gehört zu jeder Demokratie Vielfalt und so, wie ich mir Respekt für die europäische Souveränität wünsche, so respektiere ich diese auch in den Amerikas und anderen Kontinenten.
Ihnen von Herzen Dank und eine gute Nacht!
Lieber @Michael Blume,
da Du das Induktionsproblem hervorhebst, möchte ich auf einen weiteren interessanten Zusammenhang hinweisen, der dem Aspekt der Zeit nochmal eine weitere Bedeutung gibt.
Der Mathematiker und Risikoforscher Nassim Nicholas Taleb beschäftigt sich in seinem Buch „Der Schwarze Schwan“ mit überraschend auftretenden, unwahrscheinlichen Ereignissen, die massive Auswirkungen haben – wie die Finanzkrise oder die Corona-Pandemie. Was hat das mit schwarzen Schwänen zu tun? Unsere alltägliche Erfahrung zeigt uns, dass Schwäne in der überwältigenden Mehrheit der Fälle weiß sind. Solange wir uns vom Induktionsproblem nicht lösen, gehen wir davon aus, dass alle Schwäne weiß seien – bis wir eines Tages einen schwarzen Schwan sehen.
Ebenso hat 2010 kaum jemand mit der Finanzkrise gerechnet. Solche unerwarteten Ereignisse bezeichnet Taleb als „Schwarze Schwäne“. Mit dieser Metapher verdeutlicht er die Grenzen unseres Wissens und die Unzuverlässigkeit von Vorhersagen.
Hier knüpft auch Karl Poppers Kritik an der Induktion an: Es ist unmöglich, aus einer begrenzten Anzahl von Beobachtungen allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten abzuleiten.
Aber was hat das mit unserem Thema Langzeitismus zu tun? In den Naturwissenschaften geht man davon aus, dass selbst extrem unwahrscheinliche Ereignisse bei hinreichend langer “Beobachtungszeit” nahezu sicher eintreten. Das hat erhebliche Konsequenzen für unser Denken über lange Zeiträume, insbesondere bei komplexen Systemen wie dem Klimasystem oder menschlichen Gesellschaften.
In meinem Blogpost zum Terraforming habe ich versucht zu verdeutlichen, dass das Erdklima ein komplexes System ist, das sich über lange Zeiträume entwickelt hat – und dass es für uns Menschen extrem schwierig ist, durch Terraforming ähnliche Systeme nachzubilden.
Wie können wir also in Zeiträumen planen, die unsere aktuelle Erfahrungswelt weit übersteigen? Wie können wir das Verhalten komplexer Systeme langfristig vorhersagen oder gestalten? Das ist nahezu unmöglich, denn je länger der Zeitraum, desto sicherer werden auch extrem unwahrscheinliche Ereignisse eintreten.
Das bedeutet, dass komplexe Systeme über sehr lange Zeiträume hinweg nicht „kontrollierbar“ sind – zumindest nicht aus der Vogelperspektive eines planenden Architekten. Entsprechend warnt Taleb vor Vorhersagen und betont, wie wichtig es ist, Systeme zu schaffen, die robust sind und mit unerwarteten Ereignissen umgehen können.
Hier würde ich ansetzen: Wie bereits erwähnt, funktioniert das am besten mit einem evolutionären Ansatz. Die Evolution, die über extrem lange Zeiträume abläuft, plant nicht am Reißbrett, sondern entwickelt sich in kleinen Schritten – aus der „geschöpflichen“ Perspektive der Mitwelt.
Ich habe daher mal Perplexity gefragt:
Welchen Zusammenhang siehst Du zwischen den Hauptaussagen in Nassim Nicholas Talebs Buch “Der Schwarze Schwan” und dem Konzept des Lontermismus? Gibt es Bezüge zum evolutionären Denken und zum Aspekt der Zeit?
Antwort von Perplexity:
Zwischen Talebs “Der Schwarze Schwan” und dem Konzept des Longtermismus lassen sich einige interessante Verbindungen und Spannungsfelder identifizieren:
1. Unvorhersehbarkeit vs. langfristige Planung:
Taleb betont die Unvorhersehbarkeit von seltenen, aber hochimpaktvollen Ereignissen (“Schwarze Schwäne”)[1]. Dies steht in einem gewissen Spannungsverhältnis zur longtermistischen Idee, langfristige Entwicklungen vorherzusagen und zu beeinflussen. Talebs Ansatz mahnt zur Vorsicht bei allzu spezifischen Zukunftsprognosen.
2. Zeitaspekt:
Beide Konzepte befassen sich mit langen Zeiträumen, aber auf unterschiedliche Weise. Taleb fokussiert auf die Unberechenbarkeit über Zeit, während der Longtermismus versucht, langfristige Auswirkungen zu antizipieren und zu steuern. Taleb betont, dass die Bedeutung dessen, was wir nicht wissen, oft wichtiger ist als das, was wir zu wissen glauben[1].
3. Evolutionäres Denken:
Talebs Theorie weist Parallelen zum evolutionären Denken auf, indem sie die Bedeutung seltener, aber impaktvoller Ereignisse für Veränderungen betont. Dies ähnelt der Rolle von Mutationen in der Evolution. Der Longtermismus hingegen versucht, evolutionäre Prozesse aktiver zu lenken.
4. Robustheit vs. Optimierung:
Taleb plädiert für robuste Systeme, die “Schwarze Schwäne” überstehen können[4]. Der Longtermismus tendiert eher zur Optimierung auf spezifische Zukünfte hin. Talebs Ansatz könnte als Ergänzung dienen, um longtermistische Strategien flexibler und widerstandsfähiger zu gestalten.
5. Grenzen des Wissens:
Beide Ansätze erkennen die Grenzen unseres Wissens an, ziehen aber unterschiedliche Schlüsse daraus. Taleb mahnt zur Vorsicht bei Vorhersagen und betont die “Zerbrechlichkeit unseres Wissens”[2], während der Longtermismus trotz Unsicherheit langfristig plant.
6. Retrospektive Erklärbarkeit:
Taleb betont, dass “Schwarze Schwäne” im Nachhinein oft erklärbar erscheinen[1]. Dies könnte für den Longtermismus relevant sein, indem es die Gefahr aufzeigt, vergangene Entwicklungen zu überinterpretieren und daraus zu selbstsicher Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.
7. Bedeutung extremer Ereignisse:
Beide Ansätze erkennen die potenziell enorme Bedeutung seltener Ereignisse an. Während Taleb dies als Warnung vor Überheblichkeit in Prognosen sieht, könnte der Longtermismus dies als Motivation verstehen, sich auf hochimpaktvolle Szenarien vorzubereiten.
Insgesamt bietet Talebs “Schwarzer Schwan” eine wichtige Perspektive für den Longtermismus, indem er die Bedeutung von Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit in langfristigen Überlegungen hervorhebt. Er mahnt zur Vorsicht bei allzu spezifischen Zukunftsprognosen und betont die Notwendigkeit, robuste Systeme zu entwickeln, die auch mit unerwarteten Ereignissen umgehen können.
Citations:
[1] https://www.ig.com/de/trading-strategien/die-schwarzer-schwan-theorie-erklaert–was-ist-ein-schwarzer-sch-200817
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Schwarze_Schwan_%28Nassim_Nicholas_Taleb%29
[3] https://taz.de/Schwanerlebnisse-und–forschung/!5139339/
[4] https://www.risknet.de/themen/risknews/der-schwarze-schwan-im-risikomanagement/
[5] https://www.risknet.de/wissen/rezensionen/der-schwarze-schwan-die-macht-hoechst-unwahrscheinlicher-ereignisse/
[6] https://www.sparkasse.de/pk/ratgeber/finanzplanung/investieren/schwarzer-schwan.html
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Black_Swan_%28Risiken%29
[8] https://www.risknet.de/themen/risknews/zum-umgang-mit-seltenen-ereignissen/
Ende der Antwort von Perplexity.
Das mag für viele auf den ersten Blick wie eine rein “akademische” Betrachtungsweise aussehen .Aber ich denke, es geht hier darum, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen und welche Risiken unterschiedliche Ansätze in sich bergen.
Vielen lieben Dank und erneut auch inhaltliche Zustimmung, @Peter Gutsche!
Ich bewundere den starken und kreativen KI-Einsatz 🤖 für den interdisziplinären Dialog! Es macht unglaublich Freude, das zu lesen. Danke! 🙏 🤩
Konkret freue ich mich auch, dass sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel gerade mit dem Vorschlag durchsetzen konnte, den Landeszuschuss an die Kommumen für die Grundschul-Ganztagesbetreuung deutlich zu erhöhen. Denn das stärkt die Kommunen, entlastet die Familien, befördert Integration und Bildung für alle Kinder und wirkt damit der bisherigen Ständeschere entgegen.
Das ist doch der entscheidende Unterschied: Während sich immer mehr Langzeittermisten in absurden Planspielen von Eugenik und Terraforming verlieren, stellen sich Demokratinnen und Demokraten der Verantwortung für die Menschen und insbesondere auch Kinder, die es bereits gibt. Ich freue mich über diese Entscheidung in meinem Heimatland!
Ich kann nicht beurteilen, wer sich wie durchgesetzt hat. Es ist eine Koalition aus Bündnis90/Die Grünen, die momentan in BW die Regierung stellt. “…befördert Integration und Bildung…” Soweit mir bekannt ist, wollen auch die Grünen Integration. Ich freue mich, dass der Landeszuschuss erhöht wird.
Das Problem der Ganztagsbetreuung ist das fehlende Personal. Schon heute sind die Personalprobleme in den Kitas massiv. Teilweise werden MA aus der Verlässlichen Grundschule in den Kitas eingesetzt. Die Betreuung in den Grundschulen wird die Situation weiter verschärfen.
Der mediale Feldzug, der von Rechts und Teilen der Konservativen mithilfe eines bekannten Verlags durchgeführt wird, sprengt längst alle Grenzen. Was glauben die Initiatoren eigentlich zu erreichen, wenn die Grünen von der Bildfläche verschwinden? Das endet ja nicht.
Zitat: “In einer schwierigen Lage waren… alte Konservative, die >>Deutschnationalen<<. …Das Gros, unter dem Parteiführer Alfred Hugenberg, verbündeten sich mit den Nationalsozialisten. Sie ahmten sie nach, redeten ihnen nach, nur etwas milder, etwas gemäßigter;…"
Golo Mann, Deutsche Geschichte 1919-1945, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, Ausgabe 1973, Seite 94.
Dunkle Zeiten, sie kommen wieder.
Vielen Dank, @Marie H.
Ihre Sorge spüre & teile ich, sehr. Gerade auch der Vormarsch des Langzeitismus als vermeintlich „effektivem Altruismus“ geht mit Hass und Hetze gegen Migranten, selbstbewusste Frauen, Menschen mit Behinderungen und demokratische Parteien wie die Grünen einher.
Sie schreiben: Dunkle Zeiten, sie kommen wieder. – und ich möchte Ihnen nur versichern, dass ich in allen demokratischen Parteien in BW Menschen sehe, die sich auch dem neuen, die Klimakrise nutzenden Faschismus entgegenstellen werden.
Da ich mich nun jeweils positiv zu Christdemokraten und Grünen geäußert habe, nenne ich beispielhaft auch den SPD-MdL Jonas Hoffmann, den ich zu gemeinsamen Veranstaltungen und auch einer christlich-jüdischen Podcast-Folge in Lörrach besuchen konnte:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gegen-antisemitismus-fuer-juedisches-leben-in-loerrach-und-im-bibletunes-podcast/
Seitens der FDP nenne ich den jungen MdL Dennis Birnstock, der vielen Hoffnung auf einen freundlichen und zukunftsorientierten Liberalismus stiftet.
Ich darf Ihnen also nur versichern, dass es in allen demokratischen Parteien in Baden-Württemberg noch immer viele engagierte Menschen gibt, die sich den „dunklen Zeiten“ entgegenstellen, die der neue Faschismus propagiert! Demokratische Vielfalt muss es geben und niemand ist fehlerlos – doch ich meine, diesmal werden es die Faschisten nicht schaffen, unsere Demokratie zu zerstören. Diesmal nicht.
Ihnen Dank für Ihren Kommentar und herzlich ermutigende Grüße!
@Gutsche
left a response on your guestblog
Einige transhumanistische Ideen, von zum Beispiel Nick Bostrom oder
von David Pearce, sind ohne weiteres mit der sozialen Gerechtigkeit
verträglich, wenn man die weniger guten Ideen nicht anwendet.
Zum Beispiel ist der negative Utilitarismus, der das Leid verringern
will, viel eher mit der sozialen Gerechtigkeit verträglich,
als jener Utilitarismus, der bevorzugt das Glück vermehren will.
Der negative Utilitarismus funktioniert dann am besten, wenn man
das Leid als intensive Größe betrachtet, die nicht summier-bar ist,
so ähnlich wie es die Konzentration einer Substanz ist.
Deshalb haben immer die Ärmsten den Vorrang, unabhängig von ihrer Anzahl.
Wie auch sonst immer, sollte man die guten Ideen nicht wegen
der weniger guten Ideen-Geber ignorieren.
David Pearce, zum Beispiel, ist sensibel genug, um mit seinem paradise
engineering auch das Leid von Wild-Tieren verringern zu wollen.
Ich glaube auch, dass es ein gutes Recht eines Individuums ist,
sich eine unbegrenzte und gesunde Lebensdauer zu wünschen.
Oft ist es auch so, dass Innovationen zuerst teure Luxusartikel
sind, und sie dann etwas später billige Massenprodukte werden.
Dabei übernehmen die reicheren Menschen die Kosten für die
Entwicklung, und auch das Risiko beim Praxistest.
Vermutlich ist das auch bei der personalisierten Medizin so.
Ich hatte die Ideen von Transhumanismus, biologischer Unsterblichkeit,
negativem Utilitarismus, und paradise engineering schon im Jahre 1964.
Natürlich habe ich diese Ideen damals anders genannt, und natürlich
habe ich diese Ideen damals auch nicht besonders laut verkündet.
Inzwischen gibt es aber noch mehr Menschen mit solchen Ideen,
und die meisten davon bevorzugen die soziale Gerechtigkeit.
Danke, @Karl Bednarik, dass Sie Ihre Position und auch die engen Verbindungen zwischen dem sog. “effektiven Altruismus” des Langzeitismus und des Transhumanismus transparent machen. Denn diese beiden philosophischen Strömungen sind ja so eng miteinander verwandt, dass sie nicht selten sogar synonym verwendet werden.
Inhaltlich stehe ich freilich dem Transhumanismus sehr kritisch gegenüber. Ich glaube, nicht nur aus religiösen, sondern auch aus erkenntnistheoretischen Gründen, dass sich die Menschheit gigantisch verhebt, wenn sie ihre eigene Menschlichkeit “weiterentwickeln” oder sogar aufheben möchte. Aus meiner Sicht besteht die erste Verantwortung jedes Menschen darin, die ihr und ihm gegebene Würde zu entfalten, auch im Schutz von Mitmenschen und Mitwelt. Doch über das ethisch abgewogene Heilen spezifischer Krankheiten und über die freie Partnerwahl sowie die Erziehung und Bildung der Kinder hinaus sehe ich keinen Anlass und kein Recht, etwa in die Biologie von Menschen einzugreifen. Hinzu käme die soziale Ungerechtigkeit, nach der sich Wohlhabende genetische “Upgrades” gönnen würden, die ärmeren Menschen nicht zur Verfügung stünden. Über die m.E. unabsehbaren Gefahren solcher Maßnahmen hinaus würde ich hierin eine ernstliche Verletzung der Menschenwürde aller Beteiligten sehen. Niemand muss sich diese erst verdienen, auch nicht durch Akzeptanz oder gar Erwerb genetischer Eingriffe. Und niemand darf zu einem Menschen zweiter Klasse herabgestuft werden.
Schon den Umstand, dass sich einige Reiche private Weltraumspaziergänge einkaufen können, wogegen Millionen andere – derzeit etwa im Sudan – hungern und leiden, empfinde ich als inakzeptabel. Sowohl den Langzeitismus wie den eng verwandten Transhumanismus lehne ich daher als gefährliche und zum Rechtsdualismus neigende Strömungen inhaltlich (& dialogisch-freundlich) ab.
Ihnen dennoch und deswegen Dank für Ihren anregenden Druko!
Hallo Michael Blume.
Die biologische Unsterblichkeit ist eine gute Idee
des Transhumanismus, womöglich die einzige gute Idee.
Alle anderen Upgrades sind viel weniger günstig und notwendig.
Vielleicht sollte man anstelle des Transhumanismus vom
Immortalismus sprechen, und den ungünstigen Rest weglassen.
Der Tod ist eine ernstliche Verletzung der Menschenwürde,
weil der Tod den Menschen geistig und körperlich zerstört.
Das gesunde und andauernde Weiterleben des Menschen ist
mit Sicherheit keine Verletzung der Menschenwürde.
Wer soll darüber entscheiden, ob es sich um das ethisch
abgewogene Heilen spezifischer Krankheiten handelt, oder
ob man den Menschen ohne medizinische Hilfe sterben lässt?
Erlauben Sie mir, von der Machbarkeit von Unsterblichkeit mal ganz abgesehen, dazu eine Nachfrage, @Karl Bednarik: Auch der Tod erfüllt ja auch eine evolutionäre Funktion, er „taktet“ die Generationen:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ist-sterben-adaptiv-die-evolution-des-todes/
Würden wir unsterblich, so wären wir doch verdammt, keine Kinder mehr bekommen zu dürfen – zumindest so lange, bis wir weitere Planeten besiedeln könnten. Abgesehen davon, dass ich darin einen massiven Verstoß gegen die Menschenwürde sehe, würde der Transhumanismus damit doch auch die lebendige Dynamik unserer Art durch untote Planungen ersetzen. Mir scheint, hier werden religiöse Jenseitshoffnungen mit furchtbaren Kosten ins Diesseits technologisiert. Für mich sind Tod und neues Leben in dieser Welt aus guten Gründen miteinander verschränkt. Während gegen überschaubar steigende Lebenserwartungen nichts einzuwenden ist, halte ich Unsterblichkeit nicht für ein anzustrebendes Ziel.
Hallo Michael Blume.
Es steht jedem Menschen frei, sich an der Evolution mit Geburt
und Tod zu beteiligen, oder eine andere Lebensweise zu wählen.
Bei Atheisten und Agnostikern ist das Motiv eher der
Selbsterhaltungstrieb, als die religiöse Jenseitshoffnung.
Ob die Evolution ein erhaltenswerter Vorgang ist,
das ist eine ganz andere Frage.
Ein Beispiel zu den elitären Kosten:
Die Entwicklung der mRNA-Impfstoffe dauerte lang und war teuer.
Heute bekommt jeder Mensch die mRNA-Impfstoffe kostenlos.
Ein Beispiel zu der Realisierbarkeit:
Nobelpreis 2012 für Medizin, Shin’ya Yamanaka, Transkriptionsfaktoren.
Neue Sehkraft durch Zellverjüngung mit Oct4, Sox2 und Klf4:
(c-Myc wurde weg gelassen weil es Tumore erzeugt.)
Alte Mäuse können wieder sehen (aus dem Jahre 2020):
https://www.spektrum.de/news/alte-maeuse-koennen-wieder-sehen/1803806
Mit genauen Details:
Reprogramming to recover youthful epigenetic information and restore vision:
https://ophed.com/system/files/2020/09/s41586-020-2975-4_SMALL.pdf
Danke, @Karl Bednarik
Ich denke, wir sind bei den Grundfragen des Langzeitismus und Transhumanismus angelangt. Sie schreiben:
Es steht jedem Menschen frei, sich an der Evolution mit Geburt und Tod zu beteiligen, oder eine andere Lebensweise zu wählen.
Hier wäre mein Einwand, dass wir alle ja im Evolutionsprozess entstanden sind – und also kein Recht haben, diesen durch Langzeit-“Planung” oder gar Unsterblichkeit stoppen zu wollen. Ganz abgesehen von der technologischen Machbarkeit liefe eine allgemein verfügbare, diesseitige Unsterblichkeit darauf hinaus, Menschen weitere Kinder untersagen bzw. das Lebensrecht absprechen zu müssen. Ich meine, das wären massive Verstöße gegen die Menschenwürde – und diese stehen nicht “jedem Menschen frei”.
Bei Atheisten und Agnostikern ist das Motiv eher der Selbsterhaltungstrieb, als die religiöse Jenseitshoffnung.
Ja, die religiöse Jenseitshoffnung verlängert das Motiv der Selbsterhaltung etwa in ein jenseitiges Gericht und Paradies, in eine körperliche Wiedergeburt oder gar beides. Der säkulare Transhumanismus (säkular im Sinne von nichtreligiös, aber eben auch saeculum = Jahrhundert, Diesseits-Zeit) will dagegen das Selbst im Diesseits erhalten – auch auf Kosten anderer und zukünftiger Menschen. Ich halte das für technologisch trügerisch und moralisch falsch.
Schon etwa im altgriechisch-römischen Mythos von Eos / Aurora und Tithonos verwandelte sich der vermeintliche Segen der Unsterblichkeit in einen grausamen Fluch:
https://www.youtube.com/watch?v=52TzCZbDoUs
In verschiedenen Varianten des Mythos verfällt Tithonos zu einem ewig leidenden Häuflein oder wird von Zeus gnadenhalber in eine Zikade verwandelt.
Und auch “dahinter” wird der Kampf zwischen männlichem Selbsterhaltungswillen und dem Lebensrecht der Kinder mythologisch durchgespielt: Die Urgöttin Gaia gebiert den Uranos, der all ihre Kinder in der Tartaros-Untwerwelt wegsperren will. Daraufhin wird er vom Gaia-Sohn Kronos entmannt, der wiederum seine Kinder verschlingt. Er wird wiederum von Zeus überlistet und gestürzt. Erst die spätere, überzeitliche Gottheit des Monotheismus überwindet diese Spannung, die noch im Jakob-Engel-Ringkampf am Jabbok des Judentums (der zur Benennung Israels führt) und im Vater-Sohn-Drama des Christentums mit der Menschheit verbunden wird: Wir werden nun nicht mehr vom Vater gefürchtet und gehasst, sondern dürfen, ja sollen nun leben und Leben weitergeben – aber eben auch den eigenen Tod annehmen.
Auch in den biblischen Psalmen heißt es entsprechend, etwa in Psalm 39:4:
Aber, HERR, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß.
Oder hier explizit in Psalm 90:12:
Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug / weise werden.
Auch in der Lebenszeit selbst verbinden sich psychologische Freuden und Lasten. Für sich selbst ewiges Leben zu wünschen und anderen, kommenden damit das Leben zu verwehren erschiene mir daher trügerisch (etwa im Hinblick auf Nebenfolgen, Unfälle, psychisches Leid bis zum Suizid) und zudem ungerecht und also unweise.
Ob die Evolution ein erhaltenswerter Vorgang ist, das ist eine ganz andere Frage.
Das scheint mir nicht so zu sein: Durch den Evolutionsprozess wurden Sie und ich zu Menschen – und in jeder neuen Generation erneuert sich das Menschsein. Wer diesen Prozess transhumanistisch stoppen oder langzeitistisch überplanen möchte, greift damit direkt die Mit-Menschlichkeit an.
Vielen herzlichen Dank für den anregenden Austausch!
Hallo Michael Blume.
Ich gebe zu bedenken, dass Nonnen, Mönche, Priester, und viele
Menschen in den Industriestaaten ebenfalls auf Kinder verzichten.
Ein kinderloser Unsterblicher besetzt nur den Platz seines nicht vorhandenen Kindes.
Die riesige Anzahl nicht geborener Kinder in der Zukunft ist
nur eine sehr theoretische Konstruktion.
Immerhin hätte man dann zahlreichen Menschen das Leiden und Sterben erspart.
Hallo @Karl Bednarik
Ich gehe schon davon aus, dass Sie den Unterschied zwischen einer freiwilligen und erzwungenen Kinderlosigkeit selbstverständlich verstehen. Wenn ein Mensch keine Kinder haben möchte, ist dies zu respektieren. Wenn einem Menschen verboten wird, Kinder zu haben, dann ist dies ein schwerer Verstoß gegen die Menschenwürde.
Sowohl der Langzeitismus wie auch der Transhumanismus greifen die Freiheit und Menschenwürde anderer Menschen an. Und, nein, wir brauchen keine Philosophien mehr, die Menschen vermeintliche Rechtfertigungen liefern, darüber zu entscheiden, wem “das Leiden und Sterben erspart” werden sollte. Von Eugenik und Faschismus hatten wir doch wahrlich mehr als genug…
@Karl Bednarik wenn diese Diskussion noch offen ist wurde ich gerne spater noch beitragen
@Blume seltsame aber wichtige Frage: gestern lange uber die Titanen diskutiert. Dann sah ich das sie es auch erwahnten. Irgendetwas in den Medien daruber?
Hallo Michael Blume.
Selbstverständlich ist die freie Willensentscheidung das höchste Gut.
Derzeit sind alle Menschen gezwungen zu sterben, was unfreiwillig ist.
Wenn jeder Mensch frei zwischen sterben und weiterleben wählen kann,
dann bedeutet das mehr freie Entscheidung.
Früher wurde den Frauen eine große Anzahl von Kindern aufgezwungen.
Heute können sie sich frei für die Empfängnisverhütung entscheiden.
Nicht existierende Menschen können keine Grundlage für ethische Entscheidungen sein.
Menschen, die sterben wollen, und Menschen, die nicht sterben wollen,
können friedlich zusammenleben.
Auch in früheren Zeiten hat sich eine zu hohe Vermehrungsrate
oft zu einem Problem entwickelt.
Einen guten Morgen, Karl Bednarik!
Wenn vor allem reiche Leute sich “freiwillig” für transhumanistische Technologie bis hin zur Unsterblichkeit entscheiden könnten, so wäre das schlimme Schicksal ärmerer Menschen und von Familien mit Kindern doch schon klar absehbar. Auch heute nehmen Reiche kaum Rücksicht auf diese, sondern externalisieren die Kosten ihrer fossilen Profite rücksichtslos auf die Mitwelt und die vor allem ärmeren und zukünftigen Mitmenschen.
Sie schreiben: Nicht existierende Menschen können keine Grundlage für ethische Entscheidungen sein. – aber Langzeitismus und Transhumanismus tun genau das: Sie verweigern heutigen Menschen Solidarität und Hilfe mit Verweis auf zukünftige Übermenschen.
Auch in früheren Zeiten hat sich eine zu hohe Vermehrungsrate oft zu einem Problem entwickelt.
Genau das lehrten der Malthusianismus, Sozialdarwinismus und die Eugenik. Aus heutiger Sicht ist dagegen klar, dass sich durch Bildung und Gleichberechtigung der Frauen auch schon im 19. Jahrhundert die Geburtenraten ganz ohne menschenverachtende Zwangsmaßnahmen absenken ließen. Frankreich entwickelte seine im 20. Jahrhundert sehr fortschrittliche Familienpolitik sogar gerade aufgrund des säkularen Geburteneinbruchs am Ende des 19. Jahrhunderts!
Rechtsdualistische Konzepte waren und sind nicht die richtige Antwort auf die Herausforderungen des menschlichen Miteinanders.
Zu den im Kern techno-religiösen Vorstellungen des Transhumanismus und TESCREAL-Bündels habe ich inzwischen hier gebloggt:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/transhumanismus-in-der-klimakrise-eine-neue-tescreal-philosophie-oder-werdende-religion/
Zu unserer hiesigen und m.E. sehr spannenden Diskussion um transhumanistische Unsterblichkeit habe ich dabei auch verlinkt.
Ihnen Dank für den intensiven und anregenden Dialog!
Hallo Michael Blume.
Der Preis eines Unsterblichkeits-Medikaments wird sehr schnell
sinken, weil davon mehrere Milliarden Einzeldosen verkauft
werden können, was die Entwicklungskosten gut verteilt.
Nach einer Schweizer Umfrage aus dem Jahre 2019 wollen
rund 18 Prozent der Befragten ewig leben.
Altersbilder der Gegenwart, Haltung der Bevölkerung
zum Alter und zur alternden Gesellschaft.
4.1 Traum von ewiger Jugend und Unsterblichkeit (ab Seite 28):
https://sotomo.ch/site/wp-content/uploads/2020/12/sotomo_altersbilder_web.pdf
Die großen Fragen: Werden wir unsterblich werden?
Von Frau Mathilde Bessert-Nettelbeck.
Wenn man in diesem Artikel nach bedn sucht,
dann findet man meine Beiträge schnell.
https://scilogs.spektrum.de/biosenf/die-grossen-fragen-werden-wir-unsterblich-werden/
Wenn jemand an Unsterblichkeit glaubt, waren sie oder er aber gerade draußen auf dem Hof als Naturwissenschaften dran waren. 🙂
Hallo Erwin Neher.
Es handelt sich um eine wissenschaftliche
Zielsetzung, und nicht um einen Glauben.
Ich war 33 Jahre lang als Chemotechniker in
der molekularbiologischen Forschung tätig.
@Karl Bednarik
Das ist doch genau der Punkt: Es gibt keine rein “wissenschaftliche Zielsetzung”. Was wir als Wissenschaftler erforschen wollen, wofür wir auch Ressourcen Dritter benötigen – Sie wurden auch als Chemotechniker sicher bezahlt – hängt von Werten und Zielen ab, die außerhalb der Wissenschaft definiert wurden. Dort wird entschieden, ob beispielsweise biotechnologisches ein Medikament oder eine Bio-Waffe produziert wird. Und selbst wenn es ein Medikament ist, stehen auch wirtschaftliche Interessen dahinter, die bisweilen sogar in den Vordergrund drängen. So hatten auch Bio- und Chemotechnikerinnen einen erheblichen Anteil an der Entwicklung und Produktion des Schmerzmittels OxyContin, mit dem der Pharmakonzern Purdue Milliarden verdiente – indem Hunderttausende süchtig wurden. Noch heute ist die Rede von rund 100.000 Todesopfern pro Jahr alleine in den USA durch die Opioid-Krise, zu der mehrere Gerichtsverfahren bis hinauf zum US-Supreme Court laufen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/opioid-krise-in-den-usa-noch-schlimmer-als-zuvor-130547/
Wie Sie wissen, befürworte ich Wissenschaft, Forschung und auch neue Technologien einschließlich Internet und KI nicht nur, ich bringe mich auch aktiv dafür ein. Doch gerade deswegen empfehle ich eine kritische Reflektion und ehrlichen Dialog über die Ziele und Folgen neuer Technologien und Anwendungen. Ein Glaube, der sich selbst nicht als Glaube erkennt, kann schwerlich aufgeklärt und dialogisch sein.
Eine spannende und gegenüber dem Transhumanismus sehr faire, philosophische Auseinandersetzung mit diesen Fragen findet sich auf dem YT-Kanal PhilosophyTube:
https://www.youtube.com/watch?v=DqPd6MShV1o
Dank allen Interessierten und herzliche Grüße!
@Karl Bednarik
Ihren transhumanistischen Glauben in allen Ehren – doch wir leben leider in einer Realität, in der sich reiche Leute Weltraumspaziergänge kaufen können, während alleine im Sudan 26 Millionen Menschen hungern und 13 Millionen auf der Flucht sind. Sie werden also sicher verstehen, dass ich über die Skepsis im Bezug auf die medizinische Machbarkeit, Nebenfolgen etc. hinaus mehr als skeptisch bin, wenn es heißt, der “Preis eines Unsterblichkeits-Medikaments wird sehr schnell sinken, weil davon mehrere Milliarden Einzeldosen verkauft werden können”. Solange wir noch nicht einmal in der Lage sind, Wasser und Nahrung zwischen den Menschen fair zu verteilen, kann ich in Fantasien eines “Unsterblichkeits-Medikaments” nur eine weitere profitorientierte und im Ergebnis sozialdarwinistische Strategie erkennen. Den Einen vermeintliche Unsterblichkeit, den anderen Hunger, Not und Tod – das ist nicht die Art von Welt, die ich für erstrebenswert halte.
Hallo Michael Blume.
Ich glaube nicht an den Transhumanismus, aber ich
besitze einen angeborenen Selbsterhaltungstrieb.
Dieser stammt nicht von irgendwelchen Philosophen.
Die letzten 17 Jahre meiner 33 Jahre in der
molekularbiologischen Forschung habe ich
mit Antikörpern gegen den Krebs gearbeitet.
Ich vermute, dass das ethisch unbedenklich ist.
Nur ein einfaches Beispiel:
Chemotaxis of granulocytes, Video, 4 Minuten, die
Erläuterungen stehen darunter (“mehr” drücken).
https://www.youtube.com/watch?v=xmKrJjJd72M
Herzschrittmacher, Insulinpumpen, und künstliche
Gelenke scheinen aber kein Transhumanismus zu sein.
Danke & ja, @Karl Bednarik – die Arbeit für Medikamente und damit auch für eine höhere Lebenserwartung halte ich nicht nur für „unbedenklich“, sondern ausdrücklich für humanistisch (!) geboten. Schaden abzuwenden ist eine gute Tat. Und konstituiert auch kein Wettrüsten um genetische oder technologisch-invasive „Verbesserungen“ an Gesunden.
Vielen Dank für Ihre langjährige Arbeit!
Hallo Michael Blume.
Wenn man aber Medikamente für alte und
kranke Menschen entwickelt und herstellt,
dann fehlt dieses Geld bei der
Entwicklungshilfe für die anderen Not
leidenden Menschen.
Als 78 Jahre alter Wiener bin ich
dabei nicht ganz unparteiisch.
Im Alter von 11 Jahren fand ich in dem
folgenden Science-Fiction-Roman die
Idee zu einem Unsterblichkeits-Serum.
Ich wurde ja atheistisch erzogen,
und wollte gerne am Leben bleiben.
Dieser Wunsch ist weit verbreitet.
Der Transhumanismus hat damit
gar nichts zu tun.
“Das Geheimnis der Copaner (1957)”
(Terra Band 5) von Richard Varne
(In a Misty light (1955)).
Das Titelbild:
http://s880616556.online.de/TERRA005.jpg
Ein viel später erschienener guter
Unsterblichkeits-Roman war dann
“Der Club der Unsterblichen (1963)”
(Terra Band 299) von Rog Phillips
(The involuntary immortals (1949)).
Das Titelbild:
http://s880616556.online.de/TERRA299.jpg
Danke & klar, @Karl Bednarik – auch wenn wir uns ernähren, wenden wir Schaden von unseren Körpern ab, während derzeit Menschen etwa im Sudan hungern, leiden und sterben. Deswegen verzichten mehr und mehr von uns (religiösen & säkularen) Humanistinnen und Humanisten auf verschwenderische Nahrungsmittel aus der Massentierhaltung, spenden zudem für Menschen in Not und engagieren uns für erneuerbare Friedensenergien. Verantwortung für die Mitmenschen und die Mitwelt zu übernehmen bedeutet also keinesfalls, das eigene Leben und Streben aufzugeben.
Der Anspruch auf technologische Unsterblichkeit würde jedoch nicht mehr nur das eigene Leben medizinisch verlängern, sondern wollenden Eltern und künftigen Generationen den Platz verwehren. Die Langzeitismus-Ewigkeit der Einen wäre mit Unterdrückung und Eugenik der Anderen erkauft. Schon jetzt höhnen Sozialdarwinisten, Rassistinnen und Eugeniker darüber, dass ärmere Menschen mit vielen Kindern “selber Schuld” wären und zu verenden hätten. Eine post-humanistische Menschheit, in der ein reicher Teil Unsterblichkeit genießt und Ärmere immer stärker unterdrückt, wäre ein dystopischer Alptraum.
Über die schon sehr alten, kulturellen Wurzeln des Transhumanismus und konkret Exopianismus (Strebens nach Unsterblichkeit) finden Sie hier eine kleine Übersicht:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/transhumanismus-in-der-klimakrise-eine-neue-tescreal-philosophie-oder-werdende-religion/#comment-160879
Mir scheint, wir haben die Argumente zum Thema zumindest unter diesem Blogpost bereits erschöpfend ausgetauscht. Ihnen herzlichen Dank dafür!
Hallo Michael Blume.
Nur noch einige letzte und praktische Fragen:
Ein sehr alter Mensch bekommt eine, ohne
Behandlung, tödliche Alters-Krankheit.
Diese Krankheit wird, auf seinen Wunsch
hin, erfolgreich behandelt und geheilt.
Nach einigen Jahren bekommt er eine
weitere Alters-Krankheit.
Auch diese Krankheit wird ebenfalls geheilt.
Diese Sequenz wiederholt sich also immer wieder.
Wie lange darf man das fortsetzen?
Bis zufällig die Behandlung scheitert?
Bis ein bestimmtes Alter erreicht ist?
Was geschieht, wenn die Behandlungen
sehr lange nicht scheitern?
@Karl Bednarik
Das ist wirklich nicht schwer: Jede medizinische Lebensverlängerung ist mit psychologischen und finanziellen Kosten verbunden. Solange die betreffende Person selbst es will und nicht direkt andere Menschen geschädigt werden, ist dies humanistisch erlaubt und geboten. Erst wenn die erkrankte Person sterben will oder das Leben anderer direkt gefährdet wird – etwa unfreiwillige Organentnahmen notwendig werden – wäre die weitere, medizinische Behandlung zu unterlassen. Die transhumanistische Forderung nach Unsterblichkeit nimmt dagegen die direkte Verdrängung anderen, menschlichen Lebens in Kauf.
Wenn Sie unbedingt noch mehr dazu wissen wollen, können Sie längst auch KIen wie Perplexity.ai nach meinen Positionen befragen:
Dr. Michael Blume betont den Unterschied zwischen humanistischer Lebensverlängerung durch Medizin und transhumanistischer Unsterblichkeit aus mehreren Gründen:
## Kritik am Reduktionismus des Transhumanismus
Blume kritisiert den reduktionistischen Ansatz des Transhumanismus, der davon ausgeht, dass alle Funktionen des menschlichen Bewusstseins durch Computer nachgebildet und übertroffen werden könnten[6]. Er argumentiert, dass Bewusstsein ein emergentes Phänomen ist, dessen Grundlagen noch nicht vollständig verstanden sind. Es ist unklar, ob Algorithmen allein ausreichen oder ob ein empfindungsfähiger Körper und Fähigkeiten wie Empathie, Glaube und Liebe notwendig sind[6].
## Skepsis gegenüber technologischen “Prophezeiungen”
Blume äußert erhebliche Skepsis gegenüber den seit Jahrzehnten angekündigten Durchbrüchen und “Singularitäten” im Bereich künstlicher Intelligenz und Bewusstsein[6]. Basierend auf seinen Erkenntnissen aus Neurowissenschaften und Evolutionsforschung sieht er in naher Zukunft keine bahnbrechenden Entwicklungen in diesem Bereich.
## Bedeutung von Sinn und Fortpflanzung
Ein wichtiger Punkt für Blume ist, dass bewusstes Leben Partnerschaften zur Fortpflanzung und vor allem Sinn braucht[6]. Er kritisiert, dass transhumanistische Entwürfe den Aspekt der Reproduktion oft vernachlässigen und keine überzeugenden Antworten auf die Frage nach dem Sinn von Nachkommen liefern.
## Psychologische Aspekte des Transhumanismus
Blume sieht viele transhumanistische Ideen als Ausdruck psychischer Befindlichkeiten und Wunschvorstellungen[6]. Er warnt davor, dass die erhofften technologischen “Paradiese” zu realen Problemen führen könnten, wie es in der Menschheitsgeschichte schon oft der Fall war.
## Humanistische Alternative
Im Gegensatz zum Transhumanismus befürwortet Blume einen humanistischen Ansatz zur Lebensverlängerung durch medizinischen Fortschritt. Dieser zielt auf eine Verbesserung der Lebensqualität und -dauer innerhalb realistischer biologischer Grenzen ab, ohne die problematischen Aspekte des transhumanistischen Strebens nach Unsterblichkeit.
Durch diese Differenzierung möchte Blume auf die ethischen, philosophischen und praktischen Probleme des transhumanistischen Ansatzes aufmerksam machen und für einen humanistischen, wissenschaftlich fundierten Umgang mit Lebensverlängerung und medizinischem Fortschritt plädieren.
Citations:
[1] https://www.gew-bw.de/aktuelles/detailseite/drei-fragen-an-dr-michael-blume-antisemitismusbeauftragter-der-landesregierung
[2] https://www.youtube.com/watch?v=nGoXIDiPaHI
[3] https://d-nb.info/1220161136/34
[4] https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/neuer-antisemitismusbeauftragter/
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Blume
[6] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-transhumanismus-in-hararis-homo-deus-becketts-messias-maschine-und-browns-origin-naht-die-technologische-apokalypse/
[7] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/langzeitismus-der-kommende-faschismus-feiert-die-klimakrise-fossiler-wahnsinn-3/
@Karl Bednarik and @Blume
This is an interesting conversation in ethics and bioethics. I am a bit more direct but my patience that I used to have went with how we dealt with covid.
You @Blume are overly concerned with the rich shooting themselves into space. The rich will always be with us and Richard Branson had that same dream about space tourism. The very wealthy already have access to better health care and always have. Whether they spent their millions on art and take it away from public view or use it to buy a spacewalk is their choice.
The average natural human life span is 40 years. We have extended it through modern technology in science and medicine. I don’t like the term transhumanism. We are all “transhumanist”; are you vaccinated? Transhumanist. Do you take medication when ill? Transhumanist. All of this as well as sanitation and healthy nutrition (eg vegetarianism) are transhumanist. You choose to use AI to help your brain access information faster.TRANSHUMANIST. Just because you haven’t implanted the wetware of cyberpunk does not make it less transhumanist.
Developing any medication takes an average of ten years and several billion dollars and that includes the medication that has failed. Oxycontin currently in the news. Good painkiller but Purdue withheld the fact that it is highly addictive. If that research system stays within government hands it becomes a beneficial nonprofit cost recovery system that mediates human suffering. If the system which keeps getting worse puts it into the hands of private equity, private companies and investors we are seeing exactly what has been happening because they drive the market.
No one should be placed in a position to make other people suffer. It’s playing God and we are not gods.
Sorry, @Science, Sie haben nicht einmal meinen Hauptkritikpunkt verstanden: Auch der Humanismus feiert Technologien, die Leiden verringern und Schwächen ausgleichen – Impfungen und Brillen, beispielsweise. Der Transhumanismus aber will Menschen durch biologische und technologische Implantate “verbessern” – von höherer Intelligenz über verbesserte Gliedmaßen bis zu Unsterblichkeit, über die ich mit Karl Bednarik diskutierte. Und damit stellen sich akute Fragen nach der Verteilung von Kapital, nach Sozialdarwinismus und Eugenik. Den Oxycontin-Skandal hatte ich übrigens bereits erwähnt, das hatten Sie wohl auch überlesen. Vielleicht wollen Sie das Thema ja doch noch einmal ernsthaft bedenken? Immerhin setze ich hier meine Freizeit ein.
In English:
Sorry, @Science, you didn’t even understand my main criticism: Humanism also celebrates technologies that reduce suffering and compensate for weaknesses – vaccinations and glasses, for example. Transhumanism, however, wants to “improve” people through biological and technological implants – from higher intelligence to improved limbs to immortality, which I discussed with Karl Bednarik. And this raises acute questions about the distribution of capital, about social Darwinism and eugenics. I did post specifically about the Oxycontin-scandal as an example, but it seems you did not read that, too. Perhaps you want to seriously consider the topic again? After all, I am investing my spare time here.
@Karl Bednarik 11:09. 08:46
„Inzwischen gibt es aber noch mehr Menschen mit solchen Ideen, und die meisten davon bevorzugen die soziale Gerechtigkeit.“
Das immer noch grassierende Leistungswettrennen in unseren Gesellschaften darf ja nun gerne auch abgebaut werden. Hier wird so viel Unfug konsumiert, das verbraucht so viel Geld, Arbeitskraft und natürliche Ressourcen, dass hier ein erheblicher Raum frei würde, wenn man dieses weiterhin entfesselte Konsumieren endlich mal abbauen könnte.
Hat der Mensch denn nicht auch anderes zu tun, als Arbeiten und dann Verschwenden?
Die soziale Gerechtigkeit mal anders herum, dass wer nicht arbeitet, der auch nicht essen soll, macht doch mit jeder weiteren Steigerung der Verschwendung immer weniger Sinn.
Auch der Kindermangel ist doch auch als ein Symptom der Verlockungen moderner Verschwendungskultur zu verstehen.
Investitionen in Klimaschutztechnik sind das Eine, was zunächst noch mehr Leistung erfordert. Aber genau so klar ist es, dass das alles drei mal schneller geht, wenn man hier zugleich die Verschwendung abbaut.
Und wenn man erstmal mit dem Abbau angefangen hat, dann merkt man vielleicht sogar, dass man sich jenseits von Konsumarbeit auch z.B. einfach mit persönlicher Erkenntnis beschäftigen kann. Und mit ausgiebiger Selbsterfahrung mit diesem wunderbaren Planeten.
Nicht immer wieder nur wieder irgendwas herzustellen, was man dann verkaufen kann, einfach direkt sich mit dem Leben zu beschäftigen, das geht doch auch. Wir können uns entsprechend immer leichter verbinden und austauschen, und auch die KI hilft uns weiter, schneller zu recherchieren und uns an dem zu Erden, was wohl längst ganz gut belegt ist. Von da aus haben wir immer mehr Basis, uns einfach mit dem Leben zu beschäftigen.
Die viele Zeit, die verbreitet mit den digitalen Austauschmöglichkeiten verbraucht wird, die geht längst so weit, dass sich immer mehr Menschen kürzere Arbeitszeiten wünschen. Also lassen wir doch einfach mal so nach und nach allen Konsumunsinn weg, dann haben wir auch endlich mal wirklich Zeit
Vielen Dank, @Tobias Jeckenburger
Mir ist zu Ihrem Fast-Zitat “wer auch nicht arbeitet, der auch nicht essen soll” als Religionswissenschaftler und auch als Christ jedoch eine Ergänzung sehr wichtig.
Eine entsprechende Aussage findet sich im 2. Paulus-Brief an die Thessalonischer, wo es in Vers 3, 10 heißt:
“Denn schon als wir bei euch waren, geboten wir euch: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.”
Da dieser Satz oft gegen Hilfe für Arme mißgedeutet wird, erscheinen mir zwei Hinweise dazu sehr wichtig. So wird hier einmal vom “Wollen” gesprochen – es geht ausdrücklich nicht um Menschen, die etwa aufgrund von Behinderungen oder Erkrankungen nicht arbeiten können. Und im Kontext ging es vor allem um Gemeindemitglieder, die aufgrund der sog. Naherwartung (der Messias werde bald kommen) behaupteten, es sei ein Zeichen des Glaubens, sich nicht mehr zu bekümmern und beispielsweise nicht mehr die Felder zu bestellen, sondern ohne eigener Hände Arbeit auf Missionsreisen zu gehen. Paulus (oder jener, der in seinem Namen schrieb) wendet sich also gerade nicht gegen die Hilfe für Bedürftige, sondern umgekehrt gegen diejenigen, die die Religion missbrauchen, um sich ihrer Verantwortung für das eigene Leben und für die Mitmenschen zu entledigen. Entsprechend betonte Paulus in mehreren Briefen, dass auch er seinen eigenen Lebensunterhalt durch Arbeit (nach Apg 18,3 ggf. als Zeltmacher) bestreite. Dies entsprach übrigens auch lange der Haltung im Rabbinertum, von vielen der frühen Rabbiner sind ihre sehr vielseitigen, bürgerlichen Berufe überliefert.
Hier stimme ich also Kalle Grundmann zu, der dazu beim SWR einmal gesagt hat:
“Wer mit dem Satz des Paulus „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“, gegen Arme, gegen Menschen ohne eigenes Einkommen polemisiert, der missbraucht die Bibel für eigene Interessen.”
Das zu betonen war mir gerade auch in der Diskussion um Transhumanismus, Langzeitismus und sog. “effektiven Altruismus” gerade sehr wichtig.
Zum „effektiven Altruismus“ eines Elon Musk formuliert Albert Burneko hier eine sehr klare Haltung in einem schonungslosen Text:
https://defector.com/neither-elon-musk-nor-anybody-else-will-ever-colonize-mars
Ich setze dazu auch noch einen Kommentar unter den Terraformung-Blogpost.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gastblog-peter-gutsche-von-wuestenplaneten-terraforming-und-oekologie-als-wissenschaft-von-der-mitwelt-zukunftsvisionen-fuer-eine-lebenswerte-erde/
Übersetzung mit Google Translate:
„Diese Prioritätenordnung, deren heiliges Ziel die Verlängerung der „wahrscheinlichen Lebensspanne des Bewusstseins“ und deren Mittel die Kolonisierung des Weltraums ist, ist vor allem eine monströse Erlaubnisstruktur für die abscheulichen sozialen Ideen dieses ausgesprochenen Fanatikers, eine Art Reductio ad absurdum für das, was seit einiger Zeit als „effektiver Altruismus“ gehandelt wird. Die Fantasie – und es ist eine Fantasie – dreht sich nicht um Weltraumreisen und -erkundungen und eine strahlende Star-Trek-Zukunft für die Menschheit, sondern um Auslese und Eugenik, um kalte versicherungsmathematische Rettungsbootlogik, um immer größere Umverteilung von den schwindenden Vielen zu den wenigen Gedeihenden. Das ist die Welt, wie Elon Musk und seine Kohorte sie wollen; die Kolonisierung des Mars ist nur ein Vorwand.“
Ich für mich denke, das bestimmte Entscheidungen schon gefallen sind im eigenen Inneren bevor! ich mir eine passende Argumentation “abgreife”.
Will sagen: die Entscheidung, mich egozentrisch zu verhalten, habe ich schon getroffen bevor! ich die mit einer egozentrischen relativistischen Ethik rechtfertige. Genauso kann ich mir einen (auch religiösen) Begründungsrahmen zurechtlegen, der konkretes Handeln auch wieder externalisiert. zB durch die Vorstellung, dass Gott alles unter Kontrolle hat und mein Eingreifen eher überflüssig oder schädlich ist. Gottes Souveränität und so. Oder die religiösen Vorstellungen, nach denen eh alles vorherbestimmt ist.
Die Wahlmöglichkeiten, die ich auf “religiöser Seite” habe, sind da genauso Legion, (Ja, ich kenne das mit dem Besessenen 😉 Das war Absicht 😉 ) wie auf atheistischer.
Am langen Ende läuft alles darauf hinaus, das ich auf mich selbst zurückgeworfen bin und auf die Freiheit, die ich tatsächlich habe. Die Situation begrenzt zwar meine Handlungsfreiheit (die Entscheidung, bei einem Flugzeugabsturz aus 10000m Höhe nicht zu sterben kann ich natürlich treffen, nutzt nur nix ^^ 🙂 ), Auch aus meinem eigenen historischen Kontext komme ich nicht raus. Aber innerhalb dieser Enge der Existenz ^^ bin ich in meinem Handeln doch frei. ICH entscheide etwas zu tun oder zu lassen.Meinen Handlungen definieren am langen Ende wer ich bin. Meine religiösen Vorstellungen (ich habe für meinen Teil kein Problem damit meine atheistischen Ansichten! auch als religiös zu betrachten. Kann man machen, ändert nichts) sind, wenn es schlecht läuft, einfach nur die Begründung, die ich vorschiebe um bestimmte Handlungen zu rechtfertigen. Die ich womöglich selbst für mich vieleicht im tiefen Inneren als falsch empfinde…
Meine Handlungen haben ganz einfach Auswirkungen auf andere. Wenn ich für mich die Entscheidung getroffen habe das mir das an bestimmten Stellen egal ist, sind religiöse Begrundungen in welcher Form auch immer nur schmückendes Beiwerk.
Ich stehe in der Verantwortung Entscheidungen zu treffen. Da beisst die Maus keinen Faden ab. FInde ich selbst eher tröstlich als deprimierend und lähmend.
Was macht denn Danald Trump in deinem Beispiel? Er hat seine Entscheidung, dass ihm das mit der Klimakrise gleichgültig ist, getroffen. Sein Zynismus ist nur die “Entschuldigung”, die er nachliefert.
Oder Hoss & Hopf? DIe Entscheidung sich, wie Du schrubst, “Macht, Sex und auf Wunsch Nachkommen zu sichern” steht, sie legen sich nur noch eine Begründung zurecht…
Ist tatsächlich ein Kreuz mit der Freiheit 😉
Vielen Dank & ja, @Uli Schoppe: Doch genau deswegen erscheint mir die Freiheit zum Dialog zwischen Determination (Festgelegtheit) und Zufall (willkürlichem „Rauschen“) auch so kostbar. Indem wir Menschen miteinander – und schnell zunehmend auch mit KI-Programmen – den Austausch suchen, werden wir uns auch unserer eigenen Positionen und Möglichkeiten bewusster. Dialog, Fantasie- und Begriffsarbeit trainieren und erweitern unsere Freiheiten. Und darin erlebe ich Freude, Sinn und sogar Hoffnung.
Transhumanismus. Langzeitismus.
Hier und jetzt muss ich mich verabschieden. Das ist für mich alles so weit weg, weil es sich mir nicht erschließt. Meine Grenzen sind erreicht. Die Diskussionen hier waren sehr interessant und lehrreich.Ich danke allen sehr. Euch/Ihnen weiterhin befruchtende Diskussionen und alles Gute!
Vielen herzlichen Dank, @Marie H., für Ihre starken Beiträge! 🙏 Es war mir eine Freude und Sie sind hier, wenn Sie es wollen, auch in Zukunft stets willkommen. 😊
Vielen Dank, es hat immer meinen Horizont erweitert. Da Ihre letzten Blogposts für mich absolut zu anspruchsvoll waren (und mein Selbstwertgefühl getriggert haben), ist es besser, die Diskussion intelligenteren Menschen zu überlassen. Fällt mir nicht leicht. Aber danke für das freundliche Angebot.
Liebe @ Marie H.,
ich lerne hier sehr viel auch und gerade von den Kommentaren und den spannenden Dialogen.
Ich würde Sie und Ihre Beiträge hier vermissen und fände diesen Schritt sehr Schade.
Liebe @ Marie H.
Ich schliesse mich hier @Gutsche und @Blume an. Man lernt nie aus, es ware schade wenn sie nicht mehr mitbloggen. Ich lerne auch und lese ihre Beitrage. Spielt keine rolle ob sie alle Begriffe kennen oder sie einiges weniger interressant finden. sie halten ziemlich gut mit. Transhumanismus ist nur ein ersatzbegriff fur lebensverlangerung durch technology. mehr ist das nicht.
@Gutsche weitere Antwort auf ihrem guestblog
@all
Wegen der großen Nachfrage, aber auch sehr komplexen und buchstäblich abgehobenen Begriffe habe ich nun noch einmal extra dazu gebloggt und einfache, verständliche Definition von Transhumanismus und Tescreal versucht:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/transhumanismus-in-der-klimakrise-eine-neue-tescreal-philosophie-oder-werdende-religion/
Freue mich über konstruktives Interesse und Drukos, denn auch für mich ist das ganze Thema ziemlich fordernd.
Jo, die Menschen-Moral seit Kain und Abel?
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut ? gute Worte gegen praktische Taten
Er spricht von Liebe und Frieden , Naturverbundenheit und Ethik und weiß was noch für gute Worte.
Die Geschichte aber unserer Spezies besteht aus Völkerschlachten und Kriege , auch heut auf den Straßen durch fossile Bewegungsprothesen aus Faulheit, genannt Fortschritt der Menschen als Bsp. heut weltweit über eine Million Tote im Jahr zusätzlich , Ressourcenplünderung bis zum geht nich mehr , Eigennutz und Habsucht, falsch Zeugnis reden , sozusagen Pippi Langstrumpf “mach mir die Welt wie sie mir gefällt” .
Ob ich was schreib oder nich, welche Partei ich wähle oder nich ( hab in DDR und jetzt nicht gewählt ), die Mehrheit Mensch sucht Völlerei, tanzt ums goldenen Kalb, so wird dann gewählt , Demokratie-Wort als Entschuldigung für Plünderung nach © Justus Vogt “Demokratie wird immer wirtschaftsdiktatorisch ausgehöhlt”
Welche Spezies hat sonst solch Vernichtung der Tier und Pflanzenwelt , Vergiftung und Vermüllung unserer aller Erde ,
nicht nur der Menschenerde ( sehen ja sehr viel Menschen als alleinige ihre Erde) fertig gebracht?
@Käthe Parlow
Emotional verstehe ich Ihre Flucht vor Moral und Verantwortung – wenn alles gleich schlecht sei, dann gäbe es auch nichts mehr zu tun.
Doch gerade auch die biblische Geschichte von Kain und Abel mündet nicht in Resignation, sondern u.a. in einer Familien- und Stadtgründung (Henoch).
Und wenn es Ihnen wirklich um den Frieden geht, so verweise ich gerne auch hier auf das Phänomen des demokratischen Friedens: Gereifte Demokratien führen untereinander keine Kriege.
Hier erklärt der Bing-Copilot das Prinzip des demokratischen Friedens:
Der Begriff “demokratischer Frieden” stammt aus der Politikwissenschaft und beschreibt die Hypothese, dass Kriege zwischen demokratischen Staaten nicht oder statistisch signifikant seltener vorkommen als zwischen nichtdemokratischen oder gemischten Staatenpaaren¹². Diese Theorie wird oft als das einzige empirische Gesetz der internationalen Beziehungen bezeichnet¹.
Die Theorie lässt sich in zwei Hauptaspekte unterteilen:
1. **Normatives Postulat**: Die Vorstellung, dass eine Zunahme der Anzahl demokratischer Staaten weltweit zur Befriedung der internationalen Beziehungen beiträgt.
2. **Analytisches Forschungsprogramm**: Die wissenschaftliche Untersuchung und Verifikation dieser Hypothese, einschließlich der Betrachtung möglicher Ausnahmen und Gegenbeweise¹.
Ein interessanter Punkt ist, dass demokratische Staaten zwar untereinander friedlich interagieren, aber gegenüber nicht-demokratischen Staaten durchaus aggressive Außenpolitiken verfolgen können¹.
Quelle: Unterhaltung mit Copilot, 12.9.2024
(1) Demokratischer Frieden – Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Demokratischer_Frieden.
(2) Der “demokratische Frieden” und seine außenpolitischen Konsequenzen. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/30908/der-demokratische-frieden-und-seine-aussenpolitischen-konsequenzen/.
(3) Demokratischer Frieden – Politik-Wiki. https://bing.com/search?q=was+besagt+der+demokratische+frieden%3f.
(4) Demokratischer Frieden – Politik-Wiki. https://politik-wiki.de/demokratischer-frieden/.
(5) en.wikipedia.org. https://en.wikipedia.org/wiki/Democratic_peace_theory.
Und auch wenn Sie sich nicht für Demokratien einsetzen wollen, können Sie mit der Förderung erneuerbarer Friedensenergien etwas gegen die Gewalt in der Welt tun. Nehmen wir doch dazu mal Perplexity.ai:
Der Ausbau erneuerbarer Friedensenergien kann vielfältige positive Auswirkungen haben:
## Geopolitische Stabilität
Erneuerbare Energien tragen zur Verringerung geopolitischer Spannungen bei:
– Sie reduzieren die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffimporten und damit von ressourcenreichen Ländern[1][4].
– Die dezentrale Energiegewinnung fördert lokale Autonomie und stärkt demokratische Strukturen[4].
– Konflikte um begrenzte fossile Ressourcen werden vermieden[4].
## Umwelt- und Klimaschutz
Erneuerbare Energien leisten einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz:
– Sie produzieren saubere Energie ohne schädliche Emissionen[4].
– Ein gesunder Planet und eine stabile Umwelt sind Grundlagen für Frieden und Sicherheit[4].
– Die Begrenzung des Klimawandels verhindert potenzielle Konflikte um Ressourcen wie Wasser.
## Wirtschaftliche Effekte
Der Ausbau erneuerbarer Energien hat positive wirtschaftliche Auswirkungen:
– Er schafft neue Arbeitsplätze in zukunftsorientierten Branchen.
– Energiekosten werden langfristig stabilisiert und Abhängigkeiten von Preisschwankungen fossiler Brennstoffe reduziert.
– Lokale Wertschöpfung wird gefördert, da Energie vor Ort produziert wird.
## Gesellschaftliche Auswirkungen
Erneuerbare Energien können gesellschaftlichen Wandel bewirken:
– Sie fördern Energiedemokratie durch dezentrale Strukturen und Bürgerbeteiligung[2].
– Das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum und Ressourcenschonung wird gestärkt.
– Gemeinschaftliche Energieprojekte können den sozialen Zusammenhalt stärken.
## Sicherheitspolitische Aspekte
Aus sicherheitspolitischer Sicht bieten erneuerbare Energien Vorteile:
– Dezentrale Strukturen sind weniger anfällig für Störungen oder Angriffe[1].
– Die Abhängigkeit von instabilen Regionen oder autoritären Regimen wird reduziert.
– Finanzströme zu Staaten, die Terrorismus oder Antisemitismus unterstützen, werden eingedämmt[5].
Durch den konsequenten Ausbau erneuerbarer Friedensenergien lässt sich somit nicht nur die Energieversorgung nachhaltig gestalten, sondern auch ein Beitrag zu mehr Frieden, Stabilität und Gerechtigkeit leisten. Dies erfordert jedoch angepasste Strategien und einen ganzheitlichen Ansatz, der ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigt[1].
Citations:
[1] https://adelphi.de/de/system/files/mediathek/bilder/studie_ee_sicherheit.pdf
[2] https://blog.misereor.de/2022/03/17/wir-brauchen-friedensenergien-der-krieg-gegen-die-ukraine-und-die-energiewende/
[3] https://www.energiewechsel.de/KAENEF/Redaktion/DE/Dossier/erneuerbare-energien.html
[4] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/windkraft-zur-produktion-erneuerbarer-friedensenergie-gegen-krieg-und-antisemitismus/
[5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/erneuerbare-energien-als-friedensenergien/
[6] https://www.tatsachen-ueber-deutschland.de/de/deutschland-auf-einen-blick/vorreiter-der-klimapolitik
[7] https://www.derstandard.de/story/3000000188475/koennen-erneuerbare-energien-den-frieden-foerdern
[8] https://chrismon.de/blogs/alt-ernativ/franz-alt-erneuerbare-energien-sind-friedensenergien
Es mag also bequem sein, sich in eine Opferrolle zu jammern. Sie könnten sich aber auch entscheiden, die Welt ein bissel besser zu machen. Indem Sie Ihren Text nicht in ein Konzern-Datensilo gekippt, sondern in einen öffentlichen Blog eingestellt haben, haben Sie beispielsweise den “Wirtschaftsdiktatoren” schon ein kleines Schnippchen geschlagen.
Mein Tip: Trauen Sie nicht anderen und auch nicht mir, sondern erst einmal sich selbst mehr zu! 🙂
@Michael 12:09. 12:51
„Mein Tip: Trauen Sie nicht anderen und auch nicht mir, sondern erst einmal sich selbst mehr zu!“
Man kann schon eine Menge selber machen. Weniger Konsumieren, insbesondere Energieintensiveres, und das gesparte Geld in grüne Technik investieren. Und wenn es Spaß macht auch einfach weniger Arbeiten, wenn man denn genug am Konsum einsparen kann.
Das betrifft Flugreisen, das eigene Auto, weniger Fleisch verzehren und Lebensmittel wegwerfen wie auch mit einer kleinerer Wohnung auskommen. Und auch etwa Kleidung oder private IT, das muss auch nicht immer das Neueste sein.
Dann kann man noch Parteien wählen, die weniger destruktive Politik umsetzen wollen.
@Karl Bednarik and @Blume
This is an interesting conversation in ethics and bioethics. I am a bit more direct but my patience that I used to have went with how we dealt with covid.
You @Blume are overly concerned with the rich shooting themselves into space. The rich will always be with us and Richard Branson had that same dream about space tourism. The very wealthy already have access to better health care and always have. Whether they spent their millions on art and take it away from public view or use it to buy a spacewalk is their choice.
The average natural human life span is 40 years. We have extended it through modern technology in science and medicine. I don’t like the term transhumanism. We are all “transhumanist”; are you vaccinated? Transhumanist. Do you take medication when ill? Transhumanist. All of this as well as sanitation and healthy nutrition (eg vegetarianism) are transhumanist. You choose to use AI to help your brain access information faster.TRANSHUMANIST. Just because you haven’t implanted the wetware of cyberpunk does not make it less transhumanist.
Developing any medication takes an average of ten years and several billion dollars and that includes the medication that has failed. Oxycontin currently in the news. Good painkiller but Purdue withheld the fact that it is highly addictive. If that research system stays within government hands it becomes a beneficial nonprofit cost recovery system that mediates human suffering. If the system which keeps getting worse puts it into the hands of private equity, private companies and investors we are seeing exactly what has been happening because they drive the market.
No one should be placed in a position to make other people suffer. It’s playing God and we are not gods.
Hallo Science.
Eine kurze, und hoffentlich richtige, Zusammenfassung:
Die nicht-transhumanistische Lebensverlängerung beruht
auf der wiederholten Behandlung aller Alters-Krankheiten.
Technische Implantate aller Art sind zu diesem Zweck erlaubt.
Pessimistischer Ausblick: Das wird ständig schwieriger.
Optimistischer Ausblick: Irgendwann hat man alles geheilt.
Sozialer Ausblick: Geeignet für alte und reiche Egoisten.
@Karl Bednarik
Die nicht-transhumanistische Lebensverlängerung beruht
auf der wiederholten Behandlung aller Alters-Krankheiten.
Mit „nicht-transhumanistisch“ ist hier offensichtlich einfach „humanistisch“ gemeint. Der Humanismus speist sich wiederum sowohl aus religiösen wie säkularen Quellen.
Technische Implantate aller Art sind zu diesem Zweck erlaubt.
Stimmt halt einfach nicht, Organspenden dürfen etwa im Humanismus nicht erzwungen und nicht einmal eingekauft werden.
Pessimistischer Ausblick: Das wird ständig schwieriger.
So ist es. Die Komplexität des menschlichen Körpers wird vom Exopiamismus (Glauben an die technologische Extropie, Unsterblichkeit) ebenso massiv unterschätzt wie das menschliche Bewusstsein von den Fantasten einer KI-Superintelligenz.
Optimistischer Ausblick: Irgendwann hat man alles geheilt.
Oder wie klassisch-religiöse Menschen ihre Hoffnung ausdrücken: Irgendwann kommt die Erlösung, der Messias. Der Tescreal-Transhumanismus ist halt auch eine Religion im pseudo-technologischen Gewand.
Sozialer Ausblick: Geeignet für alte und reiche Egoisten.
Der religiöse, aber auch der säkulare Humanismus setzt dem Ego Grenzen und erkennt die Sterblichkeit an. Im Tescreal-Transhumanismus wird dagegen die Illusion von Unsterblichkeit auf Kosten anderer und zukünftiger Menschen gepflegt.
Danke. 🙏
Hallo Michael Blume.
Leider muss ich Ihnen höflich widersprechen.
Organspenden sind keine technischen Implantate.
Herzschrittmacher, Insulinpumpen, und künstliche
Gelenke sind hingegen technische Implantate.
Ersatz-Organe könnte man aus den nachgezüchteten
Zellen des Patienten durch den 3D-Druck erzeugen.
Die Patienten könnten zwar genetisch modifizierten Cyborgs
ähnlich sehen, aber das wäre nur eine Folge von mehreren
nicht-transhumanistischen medizinischen Behandlungen.
Ich bin zwar alt und egoistisch, aber leider nicht reich.
Mich interessieren keine irgendwelchen XYZ-Ismen,
mich interessiert nur das Überleben.
Die Formulierung “nicht-transhumanistisch” verwende ich
nur, um alle möglichen Missverständnisse zu vermeiden.
Guten Morgen Karl Bednarik,
Die Patienten könnten zwar genetisch modifizierten Cyborgs ähnlich sehen, aber das wäre nur eine Folge von mehreren nicht-transhumanistischen medizinischen Behandlungen.
Für mich wäre das nichts, als christlicher Humanist würde ich hier für mich die Würde der Menschlichkeit vorziehen. Selbstverständlich lassen sich existentialistische und religiöse Hoffnungen als Fantasien abtun, aber ich akzeptiere unser aller Sterblichkeit als Teil unseres Menschseins.
https://www.spektrum.de/magazin/homo-religiosus/982255
Ich bin zwar alt und egoistisch, aber leider nicht reich. Mich interessieren keine irgendwelchen XYZ-Ismen, mich interessiert nur das Überleben.
Danke für Ihre schonungslose Ehrlichkeit.
Hallo Michael Blume.
Die Würde des Menschen ist innen, und
die Schönheit des Menschen ist außen.
Jetzt aber zum Science-Fiction-Humor.
Hier ist eine Ultra-Kurzgeschichte
von mir versteckt.
Am unteren Ende gibt es auch neun schöne
Bilder von DALL-E 3 dazu.
Die Neubewertung des Themas Strahlenschutz 🙂
https://www.sandraandwoo.com/scarletde/2024/03/25/zeit-fur-spekulationen/
Mit freundlichen Grüßen, Karl Bednarik.
@Bednarik: “Hallo Science.
Eine kurze, und hoffentlich richtige, Zusammenfassung:
Die nicht-transhumanistische Lebensverlängerung beruht
auf der wiederholten Behandlung aller Alters-Krankheiten.
Technische Implantate aller Art sind zu diesem Zweck erlaubt.
Pessimistischer Ausblick: Das wird ständig schwieriger.
Optimistischer Ausblick: Irgendwann hat man alles geheilt.
Sozialer Ausblick: Geeignet für alte und reiche Egoisten.”
@Science Antwort:
@Karl Bednarik
Hallo. Leider nicht ganz. Hat mit der Sprache zu tun (Ich kann deutsch gut lesen aber nicht gut genug schreiben). Ist English okay?
I agree with your arguments overall because it was mostly from a perspective of medical research and the ethical problems with treatment.
So very briefly my points:
1. “Transhumanism” for me is a word that for me is too vague and non -specific.
2. We have already extended the natural lifespan of humans from 40 to 80 years of age through medical technology
3. All medical treatment should be available to all and their informed choice
4.The difference between metal/plastic implants versus organic cells cultured in a lab is irrelevant. Eg.nanotechnology repairing cells or DNA.
5. Only the superwealthy have and WILL have access is @Blume’s opinion. I meant they already do but it needs to be available to all. eg. Jonas Salk and the polio vaccine he gave it to the world instead of patenting it.
On the other hand, please see the reconstructive surgery of Beck Weathers: https://m.youtube.com/watch?v=_P3o7Xcv6jc
6. To me there is no difference what we use to improve human health, so looking like a cyborg to improve functionality is something that we should aim for.
@Blume und @Bendarik. Hier eine Frage was ist wenn es moglich ware nightvision zu kriegen? Waeren wir weniger menschlich?
Hallo Science.
Ich vermute, dass Herr Blume nichts gegen die
Behandlung von allen Krankheiten von allen
Menschen hat, die sich das so wünschen.
Ich vermute, dass Herr Blume etwas dagegen hat,
dass man das mit dem Transhumanismus verbindet.
Natürlich wäre es günstig, wenn alle Behandlungen allen
Menschen möglichst billig zur Verfügung stehen würden.
Die meisten Menschen mögen Krankheit und Tod nicht.
Die medizinische Forschung arbeitet an diesen Problemen.
Die kosmetische Chirurgie hat danach eine etwas
geringere Dringlichkeitsstufe.
Karl Bednarik vermutet richtig. ✅
Und weil aktuell: Auf Mastodon lasse ich seit vorhin eine Umfrage laufen, ob das sog. „Jahrtausendhochwasser“ – das in der Realität der Klimakrise zeitnah überboten wird – zu viel, wenig oder gar keiner ökologischen Besinnung führt. Oder gar zu einer Zunahme von Leugnung und Externalisierung.
https://sueden.social/@BlumeEvolution/113145418586459706
Allen, die sich ernsthaft für Wissenschaft interessieren, wünsche ich einen guten Start in die Woche!
@Bednarik
Die Vermutung hatte ich auch. Pssst.@Blume liest mit 😉
Transhumanismus ist schon im Gange. Wahrend und nach jedem Krieg wird in der rekonstruktieven Chierurgie geforscht. First disabled astronaut is also a volunteer research bunny.
Ja, @Science – ich trage die Verantwortung für diesen Blog und habe gute Erfahrungen damit gemacht, streng zu moderieren. Zwar erlaube ich den Einsatz von Pseudonymen, erwarte aber umgekehrt auch Respekt gegenüber der Arbeit und Freizeit, die ich seit vielen Jahren in diesen erfolgreichen und auch ausgezeichneten Wissenschaftsblog investiere.
Ihnen und @Karl Bednarik von Herzen eine gute Nacht! 🙂
Hallo Science.
Ich vermute ein allgemeines Prinzip dahinter.
Man betrachtet den gesunden und normalen Menschen.
Alle Verschlechterungen davon dürfen behoben werden.
Alle Verbesserungen davon sind nicht erlaubt.
Zum Beispiel darf man die Kurzsichtigkeit beheben.
Man darf aber nicht eine Nachtsicht-Fähigkeit einbauen.
Danke, @Karl Bednarik – es stimmt erneut, ja. Aus humanistischer Sicht sind die Behandlung von Krankheiten und der Ausgleich von Benachteiligungen wünschenswert – ein Wettlauf um transhumanistische Aufrüstungen aber problematisch. Gegen ein Nachtsichtgerät wäre nichts einzuwenden, gegen ein technologisches oder gar biologisches Einbau-„Wettrüsten“ aber sehr wohl. Eine Armee von genetisch „optimierten“ Soldaten wäre nach (religiösem wie auch nichtreligiösem) Humanismus ein Verstoß gegen die Menschenwürde.
Hallo in die Runde, seit etwa 5 Jahren lese ich immer wieder zum Transhumanismus und verfolge mit großen Interesse, welche Inhalte nun in diesem Forum in den Begriff gepackt werden, die imho auch beim “Posthumanismus” aufgehoben sein könnten.
Der derzeitige Wikipedia-Artikel zeigt unter “Transhumanistische Strömungen” ganz gut die Bandbreite des Begriffs auf, https://de.wikipedia.org/wiki/Transhumanismus, der also ähnlich wie etwa die “Freiheit” mit recht individuellen Ansichten gefüllt werden kann.
Letztlich kann man wohl lange und fruchtbar über diese sich noch in Bewegung befindlichen Begriffe diskutieren.
Bemerkenswert finde ich die sehr wenigen positiven transhumanistischen Ideen, von denen ich Teile bei Natur des Glaubens unter der Bezeichnung des Solarpunk aufscheinen sah 🙂
Das reflektierte An-sich-Arbeiten, lebenslange Lernen, Über-niedrige-Instinkte-Hinausgehen wie hier zuletzt mit Kohlbergs Moral-Schema angetippt, wäre imho also ebenso 1 (positiv gewendeter, nicht nekrophiler) transhumanistischer Ansatz.
Einen schönen Abend.
Vielen Dank, @MB!
Ja, schon Goethes Mephistopheles scherzte im “Faust”, Vers 1995 f.: “Denn eben wo Begriffe fehlen, Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.”
Da auch das Wort “Transhumanismus” keiner einzelnen Person gehört, kann es auch unbedenklich gefüllt werden. Meine Kritik setzt erst da ein, wo der Transhumanismus als eine Überbietung des Humanismus, also als neuer Mensch oder gar Übermensch, präsentiert wird. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn etwa Höherzüchtungen oder Unsterblichkeit gefordert werden, vgl.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/transhumanismus-in-der-klimakrise-eine-neue-tescreal-philosophie-oder-werdende-religion/
Hier ist es nach meiner Auffassung ganz entscheidend, berechtigte Ängste und Sorgen von Menschen ernst zu nehmen, die sich von transhumanistischen Äußerungen zurückgelassen oder sogar bedroht fühlen.
Als Solarpunk verstehe ich mich übrigens klar als (christlicher) Humanist – gerade auch die post-fossile Transformation zielt auf gleichberechtigte Energiedemokratie und nicht auf die Abwertung anderer Menschen, Religionen und Weltanschauungen.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gegen-wen-und-was-rebelliert-der-post-fossile-solarpunk/
Ihnen Dank für das lebendige und dialogische Interesse! 🙂
@Bednarik
I am explaining this for other readers as well because I am certain you already know this.
One of the reasons that H. was so successful in convincing people that a superhuman being could be created was ignorance of people especially prior to the Discovery of DNA in 1953. And his own dislike of science in general. Humans are very complex systems, unlike plants we cannot be bred (zuchten).
I did not think that I would ever be confronted with this nonsense again.
There has been a lot of progressive research into phenotype adaptations but 60 years and old myths still persist. White skin color is nothing more than an adaptation to absorb more Vit D in northern hemispheres. Thats it. And yet certain groups dont know this.
The search to create supersoldiers continues within military forces around the world. Especially now.
I asked about nightvision. There is research being done. if successful the implications are; people who work nightshifts with less accidents. People who have to work or rescue in low light conditions etc. there would be a great benefit to many wouldnt there?