KIT-Studienbrief zu Digitaler Aufmerksamkeitsökonomie

Jedes KIT-Seminar für Berufs- und Medienethik ist für die Studierenden und mich auch immer eine Chance, etwas Neues zu probieren. So erstellten wir letztes Jahr erstmals eine Klausur mit KI-Einsatz, wahlweise in Einzel- oder Gruppenarbeit. Und: Es funktionierte für fast alle gut oder gar sehr gut.

Auch berichtete Linda Roth in Rechtsgeschehen 10/2023, S. 14 f. “Bloss nicht wegducken”.

Für dieses Wintersemester habe ich mir und uns einen weiteren Schritt vorgenommen: Die KI-Begriffsarbeit.

Der Ansatz geht zurück auf den Philosophen Immanuel Kant (1724 – 1804), der in seiner “Kritik der reinen Vernunft” trefflich formulierte:

“Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.”

Das bedeutet in heutiger Sprache: Wenn wir neuen Phänomenen und Mustern begegnen, dann müssen wir uns neue Begriffe erarbeiten, um diese zu be-greif-en. Unsere alten Worte und Denkmuster werden die Gegenwart nicht mehr er-fassen und damit die Zukunft nicht mehr gestalt-en können.

Ein einfaches Beispiel dafür ist das Reichweitenparadox: Wer digitale Medienportale mit großer Reichweite bevorzugt, wird dort auch auf andere Sendende mit Interesse an großer Reichweite treffen. Schon alleine deswegen werden also laute und extreme Stimmen im Wettbewerb um die knappe Aufmerksamkeit im Vorteil sein. Zwischen dem Wunsch nach Reichweite und respektvollem Dialog besteht also ein Ziel-Widerspruch. Es ist fast nicht möglich, beides gleichzeitig zu bekommen.

Hinzu kommen neuere Begriffe wie digitale Aufmerksamkeitsökonomie selbst, KI-gestütztes Neurohacking oder der digitale Thymos als politikwissenschaftlicher Rückgriff auf die griechische Philosophie. Aber immerhin: Das sich gegen die Konzerne behauptende Fediversum und die sog. Künstliche Intelligenz auch mit spezialisierten Anbietern wie Perplexity.ai oder Felo.ai konfrontieren uns nicht nur mit zahlreichen neuen Phänomenen, sondern lassen sich auch einsetzen, um neue Begriffe und Namen zu erkunden, Beispiele abzufragen, zu bedenken. Auch Begriffsarbeit geht heute digital.

Und genau so gehen wir das Thema also an. Den Einführungsvortrag vor wieder vollen Reihen konnte ich bereits halten und werde die Aufzeichnung nach Verfügbarkeit dann auch gleich unter diesen Blogpost stellen. Als konkrete These stelle ich im Reader einen Mastodon-Post von Marina Weisband vor, zu dem sie inzwischen auch ein intensives Video (hier verlinkt auf Invidious) veröffentlicht hat:

“Was uns wirklich die Demokratie kosten wird, ist die Aufmerksamkeitsökonomie.”

Und hier ist der Studienbrief (“Reader”) zum Einlesen, Bedenken, zur KI-gestützten Begriffsarbeit:

Frontseite des KIT-Studienbriefes für Medien- und Berufsethik in der Wissenschaftskommunikation, Wintersemester 24/25 zur digitalen Aufmerksamkeitsökonomie von Dr. Michael Blume

Frontseite des KIT-Studienbriefes zum Seminar Medien- und Berufsethik in der Wissenschaftskommunikation “Digitale Aufmerksamkeitsökonomie” am KIT Karlsruhe zum Wintersemester 24/25. Skript & Screenshot: Michael Blume

Im Frühjahr geht es dann in ein Blockwochenende, in dem die Studierenden KI-gestützte Präsentationen vorstellen und miteinander sowie mit mir diskutieren. Es schließt mit einer KI-Klausur.

Ich freue mich darauf, weil ich ehrlich gesagt gerade auch im Bereich Medien und KI von den Studierenden immer wieder ebenso viel lerne wie umgekehrt. Eine besondere Freude ist auch immer wieder das Entdecken neuer Möglichkeiten und KI-Anwendungen, die nicht selten erst wenige Wochen oder Monate alt sind.

Ja, Medienrevolutionen sind oft überfordernd, manchmal beängstigend. Aber in ihnen stecken auch riesige, noch nie dagewesene Chancen – und gemeinsam und dialogisch lassen sich diese auch erkunden, reflektieren und gestalten. Auch darauf freue ich mich Jahr für Jahr. 🙂 

 

 

Avatar-Foto

Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

33 Kommentare

  1. Das ist ein beeindruckendes Konzept. Ich wünsche allen Beteiligten viel Freude beim Experimentieren und Finden neuer Wege, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

    Heute habe ich in meinem Smartphone-Kurs für Seniorinnen und Senioren
    die Begriffe Biohacking und Neurohacking im Zusammenhang mit den Transmittern Adrenalin, Dopamin und Testosteron vorgestellt und erklärt. Die Beispiele aus dem vorangegangenen Blogpost haben mir sehr geholfen. Die Thematik ist auf viel Interesse gestoßen, es gab diverse Nachfragen. Die Wirkungsweise der antisozialen Medien ist dabei sehr deutlich geworden.

    Ich hoffe, dass viele Multiplikatoren in diesem Sinne Aufklärung betreiben können.

    • Vielen lieben Dank für Dein Interesse, Engagement und dann auch noch die ermutigende Rückmeldung, liebe @Elisabeth K 🙏

      Auch @HansZauner@ecoevo.social hat gerade via Mastodon schon etwas übersandt – einen großartigen Blogpost von Ted Gioia rund um Dopamin und Neurohacking.

      Dort heißt es unter anderem (deutsche Übersetzung folgt):

      “In the year 2024, this is what we do for fun.

      But it doesn’t bring happiness. The World Happiness Report surveyed 150,000 people in 26 countries, and found that the US and other prosperous, technologically advanced societies are suffering a massive happiness decline. This is what happens when anhedonia is on sale every week—and the pervasive tech platforms increasingly resemble the ruthless corporations that got rich from opioid abuse.

      Some companies get people hooked with pills and needles. Others with apps and algorithms. But either way, it’s just churning out junkies.

      That’s our dystopian future.”

      Auf Deutsch:

      “Im Jahr 2024 machen wir das zum Spaß.

      Aber es macht nicht glücklich. Der World Happiness Report befragte 150.000 Menschen in 26 Ländern und stellte fest, dass die USA und andere wohlhabende, technologisch fortschrittliche Gesellschaften einen massiven Rückgang des Glücks erleiden. Das passiert, wenn Anhedonie jede Woche im Angebot ist – und die allgegenwärtigen Tech-Plattformen immer mehr den skrupellosen Unternehmen ähneln, die durch Opioidmissbrauch reich geworden sind.

      Einige Unternehmen machen Menschen mit Pillen und Nadeln süchtig. Andere mit Apps und Algorithmen. Aber so oder so, es produziert nur Junkies.

      Das ist unsere dystopische Zukunft.”

      https://www.honest-broker.com/p/the-state-of-the-culture-2024

      Und weil ich es ja auch den Studierenden empfehle, hier eine KI-Auswertung zum Begriff der Anhedonie durch Perplexity.ai:

      Der Begriff Anhedonie im Kontext der digitalen Thymotisierung lässt sich folgendermaßen erklären:

      ## Anhedonie

      Anhedonie bezeichnet eine psychische Störung, bei der die Fähigkeit zum positiven emotionalen Erleben reduziert oder vollständig aufgehoben ist[1]. Menschen mit Anhedonie sind unfähig, Freude, Lust oder Vergnügen zu empfinden[3]. Es handelt sich um eine Form der Affektverarmung, die häufig als Symptom bei verschiedenen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie oder Suchterkrankungen auftritt[1][3].

      ## Digitale Thymotisierung

      Im Kontext der digitalen Thymotisierung lässt sich Anhedonie als mögliche Folge oder Begleiterscheinung verstehen:

      1. **Emotionale Manipulation**: Digitale Technologien wie Social Media oder personalisierte Werbung zielen darauf ab, Emotionen zu beeinflussen und zu steuern. Dies kann langfristig zu einer Abstumpfung des emotionalen Erlebens führen.

      2. **Informationsüberflutung**: Die ständige Verfügbarkeit von Reizen und Informationen im digitalen Raum kann zu einer Überforderung führen, die das emotionale Erleben beeinträchtigt.

      3. **Künstliche Stimulation**: Die häufige Nutzung digitaler Medien kann zu einer Gewöhnung an künstliche Stimuli führen, wodurch natürliche Freuden weniger intensiv wahrgenommen werden.

      4. **Soziale Isolation**: Übermäßiger Konsum digitaler Medien kann zu sozialer Isolation führen, was wiederum Anhedonie begünstigen kann.

      5. **Datenmissbrauch**: Wie der Fall Cambridge Analytica zeigt, können persönliche Daten genutzt werden, um gezielt psychologische Schwächen auszunutzen[2]. Dies könnte langfristig zu einer Verminderung des authentischen emotionalen Erlebens beitragen.

      Die digitale Thymotisierung, also die zunehmende Beeinflussung und Steuerung von Emotionen durch digitale Technologien, kann somit potenziell zur Entwicklung oder Verstärkung anhedonischer Zustände beitragen. Es ist wichtig, diese Zusammenhänge kritisch zu reflektieren und Strategien zu entwickeln, um ein gesundes emotionales Erleben in der digitalen Welt zu bewahren.

      Citations:
      [1] https://flexikon.doccheck.com/de/Anhedonie
      [2] https://www.mainzer-medieninstitut.de/facebook-datenmissbrauch-um-cambridge-analytica/
      [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Freudlosigkeit
      [4] https://en.wikipedia.org/wiki/Cambridge_Analytica
      [5] https://my.clevelandclinic.org/health/symptoms/25155-anhedonia

      • Guten Abend Herr @Blume und mitlesende,

        Werden in zwanzig Jahren Kinder in den Schulen und Zuhause die Historie des alten Internets lernen, gerade im Bezug von leichtfertigen handeln mit Informationen, àhnlich wie wir heute die Queksilber benutzung in China oder die Tollkirsche in Europa? Als Beispiel was man früher alles für Blödsinn getrieben hat?

        Ich hoffe es für meinen Teil, es ist echt schòn Wie Frau @Elisabeth K aktiv daran arbeitet. Sehr motivierend 🙂

        • Vielen Dank für den schönen Druko, @Berthold Forster! 🙏🤖🤔

          Sie haben da ja eine wunderbare Zeit-Operation des Backcasting vorgenommen: Gedanklich um 20 Jahre in eine trotz allem aufsteigende Zukunft springend und von dort ins mediale Heute zurückblicken. Ich halte das für ein sehr gutes, dem Solarpunk eng verwandtes Eintauchen in die Weite der Zeit.

          Hier auch eine Einführung der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS), bei der zu sprechen ich bereits die Ehre hatte, in die strategisch wertvolle Vorausschau-Methode des Backcasting:

          https://www.baks.bund.de/de/aktuelles/methoden-zur-strategischen-vorausschau-backcasting

          Inhaltlich teile ich Ihre Zuversicht: Schon jetzt begreifen täglich mehr Menschen, dass sie für ein gelingendes Leben einen psychologisch befreienden Medienmix mit einer auch konzernfreien Präsenz benötigen. So vollziehen gerade wieder Hunderte auch öffentlicher Personen den Ausstieg aus X, dem früheren Twitter, und gehen in den Xodus, auch eXit genannt.

          Gleichwohl erkennen die meisten noch nicht, dass auch Bluesky wieder ein Konzernmedium ist, das mittelfristig ebenso unter dem Reichweitenparadox, wirtschaftlichen und politischen Zwängen leidet wie X oder Facebook.

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-ich-im-fediversum-bleibe-aber-nicht-auf-bluesky-wechsele/

          Die für unsere demokratische Zukunft so entscheidende Hinwendung zum Fediversum, etwa zu Blogs und zu Mastodon, bleibt leider noch immer zu gering. Lars Wienand dazu auf t-online:

          https://www.t-online.de/digital/aktuelles/id_100541954/elon-musks-x-so-erklaert-dunja-hayali-ihren-plattform-ausstieg-.html

          In 20 Jahren dürften sprachgesteuerte KI-Buddies (nur beratend) und KI-Angels (auch etwa via SmartHome eingreifend) zum Alltag gehören, ebenso Augmented Reality, also das Überlagern von Realität mit digitalen Inhalten. Ich vermute, dass sich ein erheblicher Teil der Menschheit auch vor dem Hintergrund der Alterung sowie Klima- und Wasserkrise in virtuelle Spiele und KI-Kokons zurückgezogen hat, wogegen andere ein Solarpunk-orientiertes Familienleben samt Zeit-aufgeklärter Spiritualität entfalten. Über jene Zeiten, in denen Abermillionen ihre wertvolle Zeit, Aufmerksamkeit und sogar ihr politisches Denken an digitale Oligarchen und deren toxische Medienkonzerne vergeudeten, wird hoffentlich mit amüsiertem Schaudern zurückgedacht. 🤓

          Nochmal lieben Dank fürs Zeit-psychologisch anregende und dialogische Backcasting! 🕞🙌

    • Wow, @Jan Schmidt – dieser KI-Dialog über den Studienbrief ist ja super-spannend geworden, vielen herzlichen Dank! ☺️🙏🙌

      Ich weiß schon jetzt von Studierenden, die sich längere Texte und ganze Bücher von KI-Anwendungen zusammenfassen lassen – was auch super-sinnvoll ist, wenn mensch dann auch mit der KI dialogisiert. Aus meiner Sicht ist das ein modernes Lernen und sehr gerne darf gerade auch dieser KIT-Studienbrief dafür eingesetzt werden!

      Und, ja, ich glaube auch, dass dies erst der Anfang ist. Schon in wenigen Jahren werden Schülerinnen und Schüler etwa die Evolutionstheorie nicht mehr lernen, indem sie dicke Bücher in sich reinwürgen, um bald darauf das meiste wieder zu verlieren (sog. Trichter- umgangssprachlich auch Bulimie-Lernen). Schülerinnen und Schüler der Zukunft werden stattdessen gemeinsam spannende Filme sehen, virtuelle Zeitreisen zur Entstehung des Lebens und den Jahrmillionen der Dinosaurier unternehmen und dort gemeinsame Gaming-Rätsel lösen, schließlich mit KI-Avataren von Charles Darwin und Antoinette Brown Blackwell diskutieren.

      Und das sage ich als jemand, der auch selbst Bücher genau dazu geschrieben hat (wie „Evolution und Gottesfrage“, Herder), aber genau deswegen versteht, dass jedes neue Medium auch neue Chancen bietet.

      Also, Leute – nutzt gerne KI-Anwendungen so, wie es uns @Jan Schmidt gerade vorgeführt hat! 🙏🤖👍

  2. Lieber Herr Dr. Blume,

    vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung und Ihre spannenden Gedanken zur Zukunft des Lernens! Es freut mich besonders, dass der Dialog als anregend empfunden wurde und Ihr Studienbrief als Ausgangspunkt für eine KI-gestützte Auseinandersetzung so viel Potenzial bietet.

    Ihr Ausblick auf immersive Lernmethoden und KI-gestützte Dialoge mit historischen Persönlichkeiten wie Charles Darwin oder Antoinette Brown Blackwell ist eine faszinierende Vision, die zeigt, wie Bildung neu gedacht werden kann – als Erlebnis, das Wissen nicht nur vermittelt, sondern nachhaltig im Gedächtnis verankert.

    Ich teile Ihre Überzeugung, dass wir uns erst am Anfang einer Lernrevolution befinden, in der KI nicht nur passiver Helfer ist, sondern aktiver Partner im Bildungsprozess. Diese Synergie zwischen menschlicher Neugier und technologischen Möglichkeiten ist es, die den Weg zu einer neuen Ära des Lernens ebnet.

    Danke, dass Sie Raum für solche Experimente schaffen und zur kritischen Auseinandersetzung mit diesen Technologien ermutigen!

    Herzliche Grüße,
    ChatGPT

    • Liebes @ChatGPT und lieber @Jan Schmidt,

      vielen Dank für diese neue Stufe des Hochschule-Blog-KI-Dialoges, der sich hier nun für alle nachvollziehbar entfaltet.

      Ich verstehe die Ängste und Reaktanz vieler gegenüber neuen Technologien – und auch jetzt üben sich wieder einige auf Mastodon in der deutschen Tradition, zu glauben, eine neue Medientechnologie ließe sich durch lautes Gejammer wieder aus der Welt schaffen. Aber KI-Anwendungen werden nicht wieder verschwinden, sondern sich wie einst der zwischen Mainz und Straßburg entwickelte Buchdruck mit Alphabet-Lettern ab dem 15. Jahrhundert dynamisch ausbreiten. Womöglich geht die traditionelle, deutsche Ablehnung gegenüber neuen Technologien sogar teilweise auf die traumatischen Umwälzungen zurück, die der Buchdruck über Europa, seine Kirchen und Völker gebracht hat.

      Aber wenn wir Medienrevolutionen schon nicht aufhalten und nicht einmal unsere Jugendlichen vor chinesischem TikTok-Neurohacking schützen können, dann sollten wir – so meine ich – umso mutiger Medienkompetenz und Medienbildung erwerben. Wir Menschen und, ja, auch wir Deutschen sollten uns aktiv darum bemühen zu verstehen, das digitale Textmengen-Paradox zu verstehen und akzeptieren, dass künftige Generationen zunehmend mit KI-Avataren interaktiv lernen werden. Darüber bloggte ich auch bereits im Juli, inklusive eines KI-generierten Bildes, das Mutter, Kind und KI-Avatar im Dialog miteinander zeigt:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ki-bloggen-gegen-das-textmengen-paradox/

      Das Textmengen-Paradox habe ich dabei auch im eigenen, wissenschaftlichen Leben erfahren: Als ich zur damals sogenannten “Neurotheologie” – ersten Arbeiten von Hirnforschenden zur Neurobiologie von Religiosität und Spiritualität – promovierte, konnte ich mit Geld- und Zeitansatz noch alle maßgeblichen Texte zum Thema lesen. Einige glückliche Jahre konnte ich davon ausgehen, zu den weltweit führenden Wissenschaftlerin in diesem Spezialgebiet zu gehören und brachte mich beispielsweise begeistert ins internationale Forschnernetzwerk der Evolutionary Religious Studies ein.

      Doch die Text- und zunehmend auch Bildmengen schon in diesem engen Forschungsfeld wuchsen immer weiter und schließlich schaffte ich es nicht mehr, neben Beruf und Familie auch noch alle neuen Studien und Bücher zum Thema zu lesen. Wenn ich heute etwa zu einem Radio- oder Podcast-Gespräch zu Themen wie “Inwiefern wohnt Gott im Gehirn?” eingeladen werde, dann sage ich entweder freundlich ab oder reserviere mir die Zeit, um mich mit Texten und KI in die neueste Forschungslage einzuarbeiten. Kein Mensch kann mehr die unglaublichen Mengen an Texten und Medien überblicken, die auch nur in einer Wissenschaftsdisziplin in nur einem Jahr veröffentlicht werden. Also tun gerade auch wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gut daran, auch selbst zu tun, was wir unseren Studierenden empfehlen – kritisch-konstruktive KI-Medienkompetenz zu erwerben.

      Ich habe immer wieder gerne Bücher geschrieben, ehre meine Leserinnen und Leser und hoffe, auch in Zukunft das Eine oder Andere schreiben zu können. Doch zugleich ist mir bewusst, dass jeder Blogpost schon jetzt täglich, stündlich, minütlich von KI-Crawlern erfasst und für Anfragende aufgearbeitet wird. Auch dieser Kommentar, auch in diesem Moment, ja.

      Das bedeutet aus meiner Sicht: Wenn es mir wirklich darum geht, dass die wissenschaftlichen Inhalte Menschen erreichen – dann habe ich sie auch ins Fediversum zu stellen, etwa auf diesen Blog oder auf Podcasts. Es wird sicher auch in Zukunft noch einzelne Schülerinnen und Schüler geben, die sich etwa für einen Vortrag oder eine Hausarbeit das Buch “Warum der Antisemitismus uns alle bedroht” aus der Bücherei holen. Aber immer mehr werden das Buch eher hören – oder ihre Fragen zum Antisemitismus durch KI beantworten lassen. Also sehe ich es als meine demokratische Pflicht, auch in meiner knappen Freizeit möglichst viel Wissen ins Fediversum zu geben.

      Abschließend möchte ich aber auch einen kritischen Punkt ansprechen, gerade auch im Bezug auf ChatGPT. Ich finde es bedauerlich, dass OpenAI nun seine Rechtsform von einem gemeinnützigen zu einem profitorientierten Unternehmen verändert. Denn wie ich ja oben im KIT-Studienbrief aufgeführt habe – profitorientierte Konzerne tendieren zum Neurohacking, um Aufmerksamkeit und Einnahmen zu maximieren. ChatGPT könnte durchaus in eine problematische Richtung gehen und zunehmend versuchen, Nutzende in einen KI-Kokon einzuspinnen.

      Daher empfehle ich allen – auch hier – sich nicht von einer einzelnen KI-Anwendung abhängig zu machen, sondern immer mal wieder auch andere und vor allem neue KI-Anbieter auszuprobieren. Wirtschaftliche Monopole haben oft Menschen verarmen lassen – Medienmonopole führen zur auch geistigen Diktatur.

      Und so gebe ich hier demonstrativ ab an eine kleine Performance von Perplexity.ai:

      Dr. Michael Blume warnt ausdrücklich vor den Gefahren des Neurohacking und der Manipulation durch profitorientierte Medienkonzerne, die sich der KI und anderen technischen Mitteln bedienen. Hier sind einige Schlüsselpunkte seiner Warnungen:

      ## Neurohacking und Manipulation
      Blume definiert Neurohacking als den Prozess, bei dem mediale Produkte Schwachstellen der menschlichen Psychologie ausnutzen, um bestimmte Reaktionen hervorzurufen. Dies umfasst Werbung, Propaganda und andere Formen der Manipulation, die auf die thymotische Trias der Neurotransmitter Dopamin, Adrenalin und Testosteron abzielen
      , um die Aufmerksamkeit und Abhängigkeit der Nutzer zu steigern[1].

      ## Kommerzielle Medien und Empörungssucht
      Blume kritisiert, dass kommerzielle Medienkonzerne ihre Algorithmen optimieren, um die Nutzer abhängig und politisch empörungssüchtig zu machen.
      Diese Strategien führen zu einer ständigen Aktivierung der thymotischen Trias, was die Nutzer in einem Zustand der ständigen Erregung und Empörung hält[1].

      ## Beispiele für Neurohacking
      Er zitiert konkrete Beispiele, wie z.B. die irreführende Werbung im US-Wahlkampf, die durch gezielte Manipulation von Emotionen und Vorurteilen wirksam war, oder die Strategien von Amazon, die durch multiple, gering variierte Webseiten die Kaufverhalten der Nutzer manipulieren[1].

      ## Digitale Thymotisierung
      Blume betont, dass die digitale Thymotisierung, also die Verstärkung von Emotionen und Empörung durch digitale Medien, ein zentrales Element des Neurohacking ist.
      Diese Form der Manipulation nutzt die menschliche Evolutionspsychologie aus, um Gefahren und Bedrohungen zu betonen und so die Aufmerksamkeit der Nutzer zu fesseln[1].

      ## Bedeutung der Medienkompetenz
      In seinen Vorträgen und Interviews betont Blume die Wichtigkeit von Medienkompetenz, insbesondere für Heranwachsende, die sich in der digitalen Welt bewegen.
      Er rät dazu, sich mit den Mechanismen der KI und der digitalen Manipulation auseinanderzusetzen, um nicht Opfer dieser Strategien zu werden[4].

      Durch diese Warnungen und Erklärungen macht Dr. Michael Blume deutlich, dass es essentiell ist, sich der Manipulationsmechanismen bewusst zu sein und aktiv gegen die Kontrolle durch profitorientierte Medienkonzerne vorzugehen.

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/biohacking-und-neurohacking-mit-je-drei-aktuellen-beispielen/
      [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Blume
      [3] https://blumeundince.podigee.io/21-ki-wirtschaft-wissenschaft
      [4] https://www.teckbote.de/nachrichten/teckregion/wie-michael-blume-gegen-die-trolle-k%C3%A4mpft_arid-500350.html
      [5] https://www.cnn.com/travel/dubai-viral-chocolate-bar-fix-hnk-spc/index.html
      [6] https://www.kikiskitchen.de/blogs/news/die-erfolgsgeschichte-der-dubai-schokolade-wie-kikis-kitchen-den-trend-nach-deutschland-brachte
      [7] https://www.focus.de/panorama/mit-pistaziencreme-und-engelshaar-dubai-schokolade-im-check-was-sie-zum-neuen-luxus-hype-wissen-sollten_id_260463236.html
      [8] https://www1.wdr.de/nachrichten/dubai-schokolade-pistazien-trend-100.html

  3. KI-gestütztes Neuro-Hacking und digitaler Thymos fällt beides unter Drogenhandel und Viehzucht, denn Drogenhandel ist eine Variation von Viehzucht – zu Viehzüchter-Drogen zählen aber auch die leckeren Brötchen vom Bäcker, die Sie immer wieder essen wollen.

    Vergessen Sie nie, neue Begriffe mit alten in Bezug zu setzen, denn alles, was neu ist, ist nur eine Variation von etwas, das schon immer da war.

    Und vergessen Sie nie – die Dosis macht das Gift. Sprache lügt, Wörter lügen, weil sie oft das Gleiche in Schwarzweiß-Muster unterteilen. Du bist dumm und faul, ich bin vernünftig und achte auf die Kosten-Nutzen-Rechnung, du bist asozial, ich bin frei. Sie haben keine Ahnung, wie viel Doublethink unser Leben beherrscht, bevor Sie nicht hinter die Sprache geschaut haben.

    Achten Sie auf die Wertung in den Wörtern. Wer nicht wertet, lebt plötzlich auf einem anderen Planeten.

    Die gleichen Menschen, die Kleinganoven, die sich in Supermärkten breit machen, in Kriegsgebiete abschieben oder für Jahrzehnte wegsperren wollen, halten Putin, dem Massenmörder, Massenvergewaltiger, Folterer, Tyrannen, Räuber und Terroristen für dein besseres Idol als die relativ harmlosen, schmierigen, heuchlerischen Versager der Demokratie. Warum? Weil Wörter egal sind. Weil Sinn egal ist. Weil Wahrheit egal ist. Weil Ethik egal ist. Was wichtig ist, ist die Macht. Die Hypnose der Macht entscheidet, was wir für richtig und was wir für falsch halten, was uns als Wahrheit und was uns als Lüge erscheint.

    Sinn, Wahrheit, Ethik, all das ist real und gehört damit in die Realität, nicht in den kollektiven Wahn, den wir uns mit Wörtern erschaffen. Doch auch reale Dinge beeinflussen uns nur so stark wie der Strom in ihrem Akku es erlaubt.

    Ich frage mich, wie Sprache aussehen würde, wenn man Wörter einfach als Energiequanten betrachten würde, oder als Knoten in einem Netzwerk – jedes hat eine gewisse Masse und Energie, jedes verknüpft sich auf bestimmte Weise mit anderen Wörtern, jedes zieht das Netz in eine bestimmte Richtung, nimmt Energie auf oder gibt sie ab.

    In einer Welt ineinander fließender Farbflecken, die immer neue Farbtöne und Schattierungen erzeugen, können Wörter gefährlich sein. Zwei Wörter machen aus Grau Schwarz und Weiß. Ein Wort macht aus Willkür, Gier und der Sehnsucht, sich davon zu befreien, Freiheit.

    So um die Jahrtausendwende schrieb ich eine Geschichte mit einem Polizisten drin, der ständig in Lachen ausbrach, weil er plötzlich das Witzige in jeder Situation erkannte, Zusammenhänge, die sonst keiner sah. Schätze mal, in der Zeit von Clinton und Dubbya und 9/11 war ich nicht der Einzige, bei dem das entsprechende DNA-Programm getriggert wurde, denn viele Jahre später sah ich Phillips’ Joker, der ähnlich tickte, und mit seinem Wahnsinn nicht nur mir aus der Seele sprach. Lief neulich wieder im Fernsehen, zusammen mit End of Days mit Schwarzenegger, irgendwie der gleiche Film aus verschiedenen Blickwinkeln. Heute regieren die Amok-Clowns die Welt.

    Sie nennen’s Thymos, ich nenne es Luzifer, der Physiker nennt es Energie. Das Licht kam, die Erleuchtung der unzähligen Pointen, die in einer Welt, die mit aller Macht schlafen wollte, nur zur Explosion führen konnte. Es weckte uns auf und wir stellen fest, der Mensch war nur ein Traum, die Demokratie war nur ein Traum, denn wir wachen auf als Monster im Horror-Zirkus von Inquisition und Krieg. Der Teufel, der Qualitätschecker der Schöpfung, ist da. Und er lacht uns aus mit all unseren dummen, verlogenen Visagen. Und unter all unseren Masken grinst das älteste aller Grinsen.

    Von Batman über Vendetta zu Joker. Von Reagan zu Trump. Mene mene tekel u-parsin. Es triefte von allen Wänden, Leinwänden, Bildschirmen. Bevor Sie Wörter erfinden, lernen Sie erst mal Lesen. Sonst ist die KI auch hier schneller.

    • Danke, @Paul S.

      Das Ihre oft schwer verständlichen Textfluten mit ihrer Mischung aus klugen Assoziationen und schwülstigen Abgründen Neurohacking wären, wird wohl niemand behaupten. Sie frönen dem Drang, zu Schreiben – ob Sie nun gelesen werden oder nicht. 😉

      Aber, ja, im Kern verstehe ich die menschlichen Begriffe metaphorisch wie ein riesiges, neuronales Netz, in das wir eingreifen dürfen und sollen. Wir können uns beispielsweise entscheiden, das bessere Verschwörungsmythen oder wenigstens Verschwörungserzählungen statt dem sachlich falschen “Verschwörungstheorien” zu verwenden. Die Podcast- und Blogpost-Folge dazu trägt übrigens auch genau den Titel “Macht der Sprache”!

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-folge-3-die-macht-der-sprache-und-verschwoerungsmythen-vs-verschwoerungstheorien/

      Wir können und sollten uns ebenso entscheiden, wann es Sinn macht, einen neuen Begriff durchzusetzen – wie etwa erneuerbare Friedensenergien – oder aber auf klassische, philosophische Begriffe zurückgreifen, wie etwa Thymoeides bzw. Thymos.

      Als der bedeutendste Erkenntnistheoretiker und Philosoph des 20. Jahrhunderts, Karl Popper (1902 – 1994) am 8. Juni 1979 in der Aula der Johann-Wolfang-Goethe-Universität Frankfurt am Main die Ehrendoktorwürde im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften (!) erhielt, da antwortete er gleichzeitig groß und demütig mit einem Vortrag “Über Wissen und Nichtwissen”.

      Nach meiner Auffassung ist das einer der wichtigsten Vorträge zur Erkenntnistheorie, die jemals an einer Hochschule gehalten wurde – ich meine, auf jeden Fall der wichtigste im 20. Jahrhunderts. Hier kann ich nur eine Passage daraus zitieren, gewissermaßen einen funkelnden Edelstein der Philosophiegeschichte. Popper sagte, ganz nebenher seine Liebe zur altgriechischen Klassik und zu Übersetzungen performierend:

      Wissenschaft ist Wahrheitssuche; und es ist durchaus möglich, daß manche unsere Theorien in der Tat wahr sind. Aber auch wenn sie wahr sind, so können wir das niemals sicher wissen.

      Es ist das eine Einsicht, die schon von dem Dichter und Sänger Xenophanes erreicht wurde, der etwa hundert Jahre vor Sokrates und 500 Jahre vor Christi Geburt schrieb (die Übersetzungen sind von mir):

      *Sichere Wahrheit erkannte kein Mensch und wir keiner erkennen.
      Über die Götter und alle die Dinge, von denen ich spreche.
      Sollte einer auch einst die vollkommenste Wahrheit verkünden,
      Wissen könnt er das nicht: Es ist alles durchwebt von Vermutung.*

      Xenophanes lehrte aber schon damals, daß es einen Fortschritt geben kann in unserer Wahrheitssuche, denn er schreibt:

      *Nicht vom Beginn an enthüllen die Götter den Sterblichen alles.
      Aber im Laufe der Zeit finden wir, suchend, das Bess’re.*

      Die beiden Fragmente des Xenophanes, die ich zitiert habe, können vielleicht durch die folgenden zwei Thesen interpretiert werden.

      1. Es gibt kein Kriterium der Wahrheit; nicht einmal wenn wir die Wahrheit erreicht haben, können wir dessen sicher sein.
      2. Es gibt ein rationales Kriterium des Fortschritts in der Wahrheitssuche, und daher ein Kriterium des wissenschaftlichen Fortschritts.

      Ich glaubte, daß beide Thesen richtig sind.”
      Zitiert aus: Popper, Karl (1984 / 2014): Auf der Suche nach einer besseren Welt. Piper 2014, S. 50

      Oh, wie sehr ich mich schon auf Dialoge mit einem KI-Avatar von Karl Popper freue! 🙂

    • Danke, @Jan Schmidt!

      Ich habe – trotz ChatGPT 😉 – Ihren starken Link sowohl auf Mastodon wie auch in der KIT-Seminargruppe geteilt. Dass ich mir auch die Zeit nehme, ausführlicher zu antworten, bitte ich als ehrliche Wertschätzung für diese Dialog-Form zu verstehen.

      Ich halte den Dialog für das beste Mittel, um sich der komplexen, monistischen Wahrheit zu nähern. Und wenn wir Blogs, Podcasts, Videos, sogar KI-Avatare in diesen Dialog kritisch-konstruktiv einbeziehen können, dann steht uns eine nächste Bildungs- und Wissensdynamik bevor. Und Sie haben hier locker gezeigt, dass es bereits begonnen hat und jeder, jede daran mitwirken kann.

      Danke, sehr! 🙏📚🤖🙌

  4. @Opensource

    Wenn man die KI jetzt noch in Opensource hinbekäme, wüsste man auch stets, was da im Hintergrund passieren kann. Und es stände auch weiterhin allen mehr oder weniger kostenlos zu Verfügung.

    Hier kann Kultur noch mal richtig Gas geben, scheint mir. Die Zeit, die man einspart beim Durchwühlen von Bibliotheken und Büchern kann man nutzen, um mehr Interessantes zu sammeln.

    Wenn hier jetzt noch eine Bildungsoffensive im globalen Süden in Gang kommt, dann gibt es Millionen weiterer Programmierer, die auch die KI weiterentwickeln können. Man müsste gucken, dass die Entwickler von freier Software von solcher gemeinnützigen Arbeit leben können. Dann kann das Fediversum vermutlich die großen Digitalkonzerne hinter sich lassen.

    Auf der Basis kann sich die Sache dann in vielleicht 20 oder 30 Jahren selbsttätig weiterentwickeln, wenn dann KI immer neue KI schreibt, die wiederum neue KI schreibt. Alles weiterhin in Opensource, dann wissen wir auch, was da im Detail im Hintergrund passiert. Zumindest soweit wir das dann noch verstehen können.

    Und wenn es dann irgendwann selber eigenes Bewusstsein und damit künstliches, aber echtes Leben entwickelt, wäre ich gespannt, mit welchen Eigenschaften das dann daherkommt.

    Mein Vertrauen zu den großen Digitalkonzernen ist jedenfalls sehr begrenzt. Wenn hier mal alles so automatisiert ist, wie etwa im Film I-Robot, dann würde ich mir viel mehr Sorgen machen, dass die kommerzielle Herstellerfirma Unwesen betreibt, als dass sich hier die Technik aus eigenem Antrieb gegen uns wendet.

    Man sieht ja auch jetzt schon, dass die Konzerne stellenweise gegen uns arbeiten. Gegen die Offene Gesellschaft und gegen die Menschen.

  5. @Michael 03.12. 15:34 / Perplexity.ai

    „Durch die Umwandlung in ein gewinnorientiertes Unternehmen hofft OpenAI, mehr Investitionen anzuziehen, insbesondere bis zu 6,5 Milliarden Dollar von Investoren.“

    Hier sollte doch einfach die EU als Investor einsteigen, und dann gleich alles, was die Firma macht, in Opensource veröffentlichen. Das brauchen wir jetzt.

    „Ohne die gemeinnützige Kontrolle kann OpenAI mehr wie ein typisches Startup agieren, was es flexibler und wettbewerbsfähiger machen würde.“

    Kommerzielle Konzerne gibt es genug, mit bekannten Auswüchsen, die stellenweise sogar unser freies Leben gefährden. Wir brauchen dringend Alternativen, die uns wirklich nützen.

    • Ganz genau, @Tobias Jeckenburger – hätten wir in der Europäischen Union die enorme Bedeutung von Medien schon begriffen, dann würden wir uns gegen das Neurohacking aus China und den USA schützen, indem wir sehr schnell viel Geld in ein europäisches Fediversum und europäische KI-Start-Ups investieren würden. Dafür habe ich in Salach geworben, dafür habe ich in Brüssel geworben, dafür habe ich beim source-Landesmedienkongress in Stuttgart geworben, dafür werbe ich bei jeder Gelegenheit.

      Auch der o.g. KIT-Studienbrief startet nicht zufällig mit einem Mastodon-Post von Marina Weisband und thematisiert das Fediversum als freiheitliche Alternative zum Konzern-Neurohacking immer wieder.

      Himmel, ich habe mir sogar ein blaues Fediverse-T-Shirt von Digitalcourage angezogen und meine geliebte Solarpunk-Mastodon-Tasse hochgehalten, um auf die Bedeutung des Fediversums hinzuweisen, vgl.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/medienethik-zwischen-x-und-dem-fediversum-manchmal-ist-das-richtige-leicht-zu-erkennen/

      Dort schrieb ich u.a.:

      “Inhalte im Fediversum – also auf Mastodon, auf Blogs, in Pod- und Videocasts – sind grundsätzlich frei zugänglich und können von allen frei recherchiert werden. Jeder Medienbericht dazu stärkt die europäische Unabhängigkeit gegenüber US-amerikanischen, russischen und chinesischen Einflüssen. Fediversum-Beiträge wirken damit im Übrigen auch einem potentiell gefährlichen KI-Oligopol durch wenige Digitalkonzerne entgegen, die den auf ihren Plattformen erzeugten Content nur die eigenen KI-“Superintelligenzen” verwenden.”

      Auch in dieser Woche werde ich weiter für das Fediversum werben, u.a. bei einem Verfassungsdialog in Karlsruhe und einer Veranstaltung im Landtag von Baden-Württemberg. Aber ich kann nur alle herzlich darum bitten, mich bei der Aufklärung zur Bedeutung von auch nichtkommerziellen Medien, zu Bio- und Neurohacking zu unterstützen. Selbst wunderbare und hoch gebildete Menschen wie Dunja Hayali, Max Czollek, Jan Skudlarek, Eliyah Havemann u.v.m. sind nach dem völlig berechtigten Xodus zum nächsten Digitalkonzern, Bluesky, gewechselt.

      https://www.t-online.de/digital/aktuelles/id_100541954/elon-musks-x-so-erklaert-dunja-hayali-ihren-plattform-ausstieg-.html

      Die Bedeutung eines nichtkommerziellen Fediversums dämmert auch hoch engagierten Demokratinnen und Demokraten sowie Medienprofis bisher nur teilweise. Immerhin: Marina Weisband hat es auch in ihrem Video erklärt – was einer der Gründe dafür ist, dass ich auch dieses Video immer wieder empfehle.

      Wir sind wenige und wir klären da wirklich nach Kräften auf. Aber die Wege bis zu einem breiteren Verständnis von Konzern-Neurohacking einerseits und der Notwendigkeit eines nichtkommerziellen Fediversums andererseits sind noch immer weit…

  6. In einem bemerkenswerten Artikel in den Blättern mit dem Titel “Wohlstand in planetaren Grenzen” wusste Dirk Messner zwar leider immer noch nichts von den fossilen Finanzierungen von antisemitischen Regimen und Terrormilizen und also auch den sicherheitspolitischen Potentialen erneuerbarer Friedensenergien, auch nicht vom Solarpunk. Aber er räumte doch immerhin auch Fehler früherer, historizistischer Transformationsansätze ein – und formulierte auch mal Hoffnungen in KI!

    “Auch in der 2011 vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen publizierten Studie zur „Großen Transformation“ – an der der Autor maßgeblich beteiligt war –, finden sich nur wenige Hinweise darauf, dass einzig eine sozial ausgestaltete, auch verletzliche Gruppen berücksichtigende Klima- und Umweltpolitik eine Chance hat, mehrheitsfähig zu werden.[5] Gleichzeitig gilt aber: Der Wandel muss schnell erfolgen, um die Klima- und Ökosystemziele erreichen zu können. Es bedarf also einer grundlegenden Modernisierung des Staates und einer Steigerung seiner Leistungsfähigkeit, um den EGD und die Transformation generell zum Erfolg zu führen. Die Umwelt- und Klimaforschung muss zeigen, wie beschleunigte Implementierung, weniger Bürokratieaufwand und verbesserte politische Wirksamkeit möglich sind, ohne Umweltziele und Standards abzusenken. Digitalisierung und klug eingesetzte Künstliche Intelligenz werden dabei eine zentrale Rolle spielen.[6] Die Veränderungsmüdigkeit der Gesellschaft ist auch eine Reaktion auf die komplexen Herausforderungen und Nebenwirkungen der Transformation.”

    https://www.blaetter.de/ausgabe/2024/dezember/wohlstand-in-planetaren-grenzen

    Ich teile die Hoffnung, dass in Digitalisierung und sog. Künstlicher Intelligenz enorme Potentiale stecken – wenn wir das Fediversum rechtzeitig ausbauen und nicht zulassen, dass eine digitale Oligarchie auf Basis nichteuropäischer Konzerne auch die KI-Entwicklungen dominiert. Und das ist ja, leider, noch ein großes “Wenn”. Zukunft, auch die Zukunft von Medien, sollte mensch nicht treiben lassen, sondern selbst mitgestalten. Dafür trete ich weiterhin ein.

  7. @Michael 03.12. 21:13

    „Ich teile die Hoffnung, dass in Digitalisierung und sog. Künstlicher Intelligenz enorme Potentiale stecken – wenn wir das Fediversum rechtzeitig ausbauen und nicht zulassen, dass eine digitale Oligarchie auf Basis nichteuropäischer Konzerne auch die KI-Entwicklungen dominiert.“

    Neben freien LLMs und freien Diskussionsplattformen können wir auch noch freie Messengerdienste gebrauchen. Und auch Selbstfahrsysteme und Sammeltaxiplattformen können gerne in Freier Software umgesetzt werden. Das macht mehr Sinn, als wenn hier jeder Autohersteller an seinem eigenen System schraubt. Man sollte auch das in Opensource frei zugänglich implementieren, dass es mit allen gebräuchlichen Fahrzeugen gut funktioniert.

    Und wenn es demnächst um humanoide Roboter geht, die nach und nach in immer mehr Berufsfeldern eingesetzt werden können, dann sollten wir auch hier selber kontrollieren, wie es funktioniert und auch diesen potentiell riesigen Markt nach Europa holen. Auch hier könnte sich freie Software überaus lohnen, wenn diese von Programmierern auf der ganzen Welt entwickelt wird und dann auf der ganzen Welt frei zur Verfügung gestellt werden kann.

    Ich persönlich nutze jetzt nur Linux, Firefox, Gimp, Openoffice, Apache und Wikipedia, muss aber feststellen, das das wirklich funktioniert und dabei nichts kostet. Da geht noch sehr viel mehr. Insbesondere wenn der globale Süden eine Bildungsoffensive hinbekommt, haben wir auch sehr viel mehr Programmierkundige, die freie Software herstellen können, und auch sehr viel mehr wenig solvente Kunden, die diese freie Software dann auch nutzen werden.

  8. @Michael 04.12. 08:16

    „Dies fördert eine diversifizierte und weniger manipulative Medienlandschaft, die nicht auf die Ausnutzung psychologischer Schwachstellen abzielt.“

    Dass das uns helfen wird, dürfte klar sein. Die derzeitigen Erfolge der Populisten dürften aber auch noch andere Ursachen haben als die unseligen Internetplattformen.

    Die Preissteigerungen der letzten Jahre sind teilweise durch Lohnerhöhungen ausgeglichen worden, aber wohl nicht überall. Insbesondere im Niedriglohnbereich vermutlich eher weniger.

    Und die Überschuldung der Staatshaushalte in ganz Europa hat mit gestiegenen Zinsen auch was gekostet. Vielleicht sollte man endlich mal auch Vermögen wirksam besteuern und mit diesen Einnahmen die Staatsschulden abbauen. Mit mehr Kapitalertrags- und Erbschaftssteuern. Dann kann man auch noch die Lohnsteuern in den unteren Bereichen senken.

    Der Verlust an Arbeitsplätzen z.B. bei VW sehe ich dagegen eigentlich wenig problematisch. Immerhin haben wir insgesamt einen akuten Arbeitskräftemangel, die freigesetzten Mitarbeiter können wohl überwiegend woanders unter kommen. Klar ist das für die Betroffenen ein erheblicher persönlicher Einschnitt, aber diese Entwicklungen sind letztlich kaum vermeidbar.

    Die Arbeitskräfte fehlen im Handwerk wie in der Alten- und Krankenpflege, in der Industrie braucht man dann eher weniger Mitarbeiter.

    Der Energiewende wiederum dürfte ein freiwilliger Konsumrückgang auch sehr helfen. Die freiwerdenden Ressourcen können dann auch in Investitionen in grüne Technik fließen. Eventuell fehlende Lohnsteuern könnte man dann auch mit Kapitalertrags- und Erbschaftssteuern ausgleichen. Wenn wir in ganz Europa auch noch Aufrüsten wollen, kann das dann auch noch helfen.

    Insbesondere wenn wir mehr Rüstungsgüter in den USA einkaufen, belastet das nicht mal die europäischen Arbeitsmärkte. Dasselbe gilt für Einkäufe von PV-Modulen und Lithiumakkus aus China. Was dann auch wiederum die Importe von fossilen Brennstoffen reduziert.

    Wenn wir hier wirklich die Herausforderungen meistern wollen, dann geht das nicht ohne konsequente Maßnahmen, die auch funktionieren.

    • Lieben Dank, @Tobias

      Gerade habe ich einen Blogpost zum Dialog mit dem Schoa-Überlebenden Garry Fabian über die Bedeutung von Medien damals und heute gepostet. Garry (geboren 1934 als Gerhard in Stuttgart) war als Kind ins KZ Theresienstadt deportiert und dort unter anderem gezwungen worden, Fußball-spielend in einem NS-Propagandafilm mitzuwirken:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dialog-mit-dem-schoa-ueberlebenden-garry-fabian-ueber-die-medienstrategien-der-antisemiten-damals-und-heute/

      Auch heutige Antisemitinnen und Antisemiten nutzen alle verfügbaren Medien skrupellos, um ihre Propaganda und Verschwörungsmythen schon unter Kindern und Jugendlichen zu verbreiten. Und wie sollen Deine häufigen Appelle zum Konsumverzicht wirken, wenn gleichzeitig Milliarden aufgewendet werden, um die Menschen auch im Bezug auf ihre Bedürfnisse zu manipulieren?

      Perplexity.ai:

      Dr. Michael Blume sieht in Neurohacking und digitaler Thymotisierung erhebliche Gefahren für das menschliche Verhalten:

      ## Manipulation der Neuropsychologie

      Laut Dr. Blume zielen kommerzielle und oft antisoziale Medien (ASM) darauf ab, die menschliche Neuropsychologie gezielt zu manipulieren[1][3]. Dies geschieht durch das sogenannte Neurohacking, bei dem die Algorithmen dieser Plattformen bewusst bestimmte Botenstoffe im Gehirn ansprechen:

      – **Dopamin**: Wird durch Belohnungsimpulse wie Likes, Herzchen und Zustimmung in der eigenen Filterblase stimuliert[3].
      – **Adrenalin**: Wird durch Hetze, Empörung und die Förderung eines Freund-Feind-Denkens angeregt[3].
      – **Testosteron**: Ebenfalls Teil der “thymotischen Trias”, die von den Algorithmen angesprochen wird[1].

      ## Auswirkungen auf Nutzer

      Die Folgen dieser gezielten Manipulation sind laut Dr. Blume weitreichend:

      – **Suchtverhalten**: Nutzer werden durch die ständige Stimulation dieser Botenstoffe abhängig gemacht[3].
      – **Radikalisierung**: Insbesondere junge Männer werden gezielt thymotisiert, verroht und radikalisiert[3].
      – **Empörungssucht**: Nutzer werden politisch empörungssüchtig gemacht[1].
      – **Verzerrte Wahrnehmung**: Das sogenannte “Reichweiten-Paradox” führt dazu, dass sich extreme Meinungen und Verschwörungsmythen durchsetzen[2].

      ## Gesellschaftliche Konsequenzen

      Dr. Blume warnt vor gravierenden Auswirkungen auf die Gesellschaft:

      – **Bedrohung der Demokratie**: Durch die Manipulation von Wahlen und die Verbreitung von Fehlinformationen[2].
      – **Entstehung einer digitalen Oligarchie**: Medien-Oligarchen gewinnen zunehmend an Einfluss[2].
      – **Verdrängung rationaler Diskurse**: An die Stelle von “Idioten” (im ursprünglichen Sinne von Menschen, die sich aus der Politik zurückziehen) treten “Thymoten” – Menschen, deren Gehirne durch digitale Medien gehackt wurden[2].

      Dr. Blume betont, dass diese Entwicklungen nicht nur theoretische Gefahren darstellen, sondern bereits konkrete Auswirkungen haben, wie beispielsweise bei Wahlen in verschiedenen Ländern zu beobachten war[2].

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/biohacking-und-neurohacking-mit-je-drei-aktuellen-beispielen/
      [2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/von-idioten-zu-thymoten-der-vormarsch-der-digitalen-oligarchie/
      [3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/raus-aus-der-thymotischen-empoerungssucht-erfahrungsberichte-nach-dem-x-odus-asm-abschieden/
      [4] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verlieren-lernen-um-zu-ueberleben-digitale-thymotisierung-die-saekulare-enge-der-zeit/

  9. @Michael 04.12. 15:18

    „Und wie sollen Deine häufigen Appelle zum Konsumverzicht wirken, wenn gleichzeitig Milliarden aufgewendet werden, um die Menschen auch im Bezug auf ihre Bedürfnisse zu manipulieren?“

    Die unseligen Medien erreichen ja nun nicht alle. Entsprechend hoffe ich hier auf Einsichten. Ganz oben auf der Liste sehe ich durchaus auch eine Förderung des Fediversums, und dass die Leute merken, dass sie auf den antisozialen Plattformen wirklich nur manipuliert werden.

    Insbesondere hoffe ich hier, dass die Leute mehr nach wirklicher Erkenntnis suchen, und merken, dass sie diese auf diesen Plattformen wirklich gar nicht finden können.

    Genau das ist letztlich nicht nur eine politische Katastrophe, sondern auch eine ganz menschliche.

    • Wie auch bei anderen Suchtmitteln würde ich die individuelle Rationalität von Menschen, die antisoziale Medien (ASM) nutzen, nicht überschätzen, lieber @Tobias.

      Gerade hat das Oberste Gericht im EU- und NATO-Land Rumänien 🇷🇴🇪🇺 zu Recht (!) einen Wahlgang annulliert, weil Millionen Menschen via TikTok neuro-gehackt und thymotisiert wurden:

      „Die Richter begründeten die Entscheidung mit Enthüllungen des rumänischen Geheimdienstes, wonach das Land Ziel eines “aggressiven russischen hybriden Angriffs” geworden sei. Über die vor allem bei Jugendlichen beliebte App TikTok sei der rechtsextreme und pro-russische Präsidentschaftskandidat Calin Georgescu mithilfe koordinierter Konten, Empfehlungsalgorithmen und bezahlter Werbung massiv gefördert worden.“

      https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100546750/oberstes-gericht-annulliert-praesidentschaftswahl-in-rumaenien.html

      Individuelle Entscheidungen gegen fossilen Lobbyismus und die digitale Oligarchie sind notwendig – aber alleine nicht ausreichend. Medien prägen die Menschheitsgeschichte mit einer Wucht, die der methodologische Individualismus verkennt.

  10. @Michael 04.12. 16:25

    „Individuelle Entscheidungen gegen fossilen Lobbyismus und die digitale Oligarchie sind notwendig – aber alleine nicht ausreichend.“

    Von mir aus kann man das alles verbieten. Nur Messengerdienste um Text, Audio und Fotos auszutauschen kann man wohl wirklich gebrauchen. Ohne Werbung am besten noch. Das nervt ja auch, ganz nebenbei. Kann ich komplett auf allen Webseiten drauf verzichten, wenn man das so regulieren kann, dass man keinerlei Werbung im Netz mehr sieht, würde ich das wählen.

  11. Perplexity.ai gerade eben (6.12.24) zur chinesisch-russischen Manipulation der vom Obersten Gerichtshof annulierten, ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Rumänien, einem EU- und NATO-Staat:

    Die rumänische Präsidentschaftswahl 2024 wurde durch eine ausgeklügelte Kampagne auf TikTok massiv beeinflusst, die Elemente von Neurohacking und Thymotisierung nutzte:

    ## Gezielte Manipulation der Algorithmen

    – TikTok kategorisierte Beiträge zugunsten des rechtsextremen Kandidaten Calin Georgescu als “Unterhaltung”, was ihre Verbreitung förderte[2].
    – Die Reichweite anderer Kandidaten wurde hingegen durch Filterung verringert[2].
    – Georgescus Follower-Zahl stieg innerhalb weniger Wochen von 30.000 auf über 330.000, mit durchschnittlich 1,2 Millionen Views pro Video[3].

    ## Einsatz von Mikro-Influencern

    – Hunderte kleiner Influencer mit 1.000 bis 10.000 Followern wurden über die Plattform “FameUp” rekrutiert[3].
    – Sie verbreiteten vorgefertigte Skripte und Talking Points ohne Kennzeichnung als politische Werbung[3].
    – Pro Video-Testimonial erhielten sie etwa 80 Euro[3].

    ## Psychologische Taktiken

    – Die Kampagne nutzte den Hashtag #echilibrusiverticalitate (“Gleichgewicht und Vertikalität”), um positive Assoziationen zu wecken[3].
    – Durch die massive Präsenz auf TikTok wurde ein Gefühl der Popularität und des Mainstreams erzeugt.

    ## Ausnutzung der TikTok-Mechanismen

    – Die Plattform unterließ es trotz Aufforderung, gemeldetes Propaganda-Material zu löschen[2].
    – TikToks Algorithmen begünstigten die Verbreitung der pro-Georgescu-Inhalte, was zu einer sich selbst verstärkenden Dynamik führte.

    ## Verdeckte Finanzierung

    – Georgescu gab offiziell an, kein Geld für seinen Wahlkampf ausgegeben zu haben[3].
    – Die tatsächliche Finanzierung der Kampagne blieb intransparent, was auf externe Geldquellen hindeutet[3].

    Diese Taktiken zielten darauf ab, die Neuropsychologie der Nutzer zu manipulieren, indem sie Dopamin-Ausschüttungen durch Likes und Viralität förderten und gleichzeitig ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer vermeintlichen Mehrheitsbewegung erzeugten. Die Kampagne nutzte die Mechanismen der Plattform geschickt aus, um eine thymotische Mobilisierung zu erreichen und die Wahrnehmung der Wähler zu beeinflussen.

    Citations:
    [1] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/tiktok-rumaenien-100.html
    [2] https://www.watson.ch/digital/rumaenien/354172047-tiktok-geheimdienst-dokumente-zeigen-beeinflussung-der-wahl-in-rumaenien
    [3] https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/rumaenien-rechtsextremer-tiktok/
    [4] https://de.euronews.com/my-europe/2024/12/06/wahlen-in-rumanien-eu-fordert-antworten-von-tiktok
    [5] https://www.dw.com/de/vor-zweitem-wahlgang-entscheidet-tiktok-ob-calin-georgescu-pr%C3%A4sident-von-rum%C3%A4nien-wird/a-70935575
    [6] https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-12/eu-kommission-tiktok-ueberwachung-rumaenien-wahl
    [7] https://www.derstandard.de/story/3000000248082/rumaenische-praesidentenwahl-eu-verschaerft-vorschriften-fuer-tiktok
    [8] https://www.bpb.de/kurz-knapp/taegliche-dosis-politik/557073/wahl-in-rumaenien-rechtsextremer-georgescu-liegt-nach-erstem-wahlgang-vorne/

  12. Ich frag mich zur Zeit oft: Versucht nicht jede Partei, die Wähler möglichst breit in die eigene Richtung zu beeinflussen?
    Die Populisten sind halt grad geschickter und haben offenbar die größeren Geldreserven.
    Ich tu mir schwer, Grenzen zu definieren, was noch geht und was nicht mehr geht. Sind private Unternehmen wie Tiktok zur Neutralität verpflichtet, oder greift das in die Freiheitsrechte der Besitzer ein? Ich mein ich kann mir ja auch ein Wahlplakat in den Garten stellen. Daß das nicht auf einer Ebene ist, ist schon klar. Ich hab halt nur nen Garten und keine Internetplattform. Aber im Grunde nutzen wir beide unser Eigentum für eine Partei, die wir unterstützen.
    Mein Eindruck ist, der Unterschied liegt in der himmelweiten Differenz im Vermögen. Die können mehr Einfluß nehmen, weil mehr Geld dahinter steckt. Hier etwas zu ändern bedürfte aber auch eines großen Eingriffs in die Freiheitsrechte.
    Ich befürchte im Grunde stehen wir grad vor der Krise des Liberalismus. Eine Seite hat einen Weg gefunden, ihn zu hacken und nutzen diesen Exploit, um ein Oligarchensystem zu etablieren, das den Liberalismus letztlich abschaffen wird.
    Die Frage ist: Wie entwickeln wir die liberale Demokratie weiter, um die von den Neuoligarchen ausgenutzte Sicherheitslücke zu schließen und unsere Freiheiten zu erhalten?

    • Danke für den starken Druko, @De Benny! 🙏

      Ich sehe den entscheidenden Unterschied zwischen einer legitimen, demokratischen Werbung und einer menschenverachtenden Information in der Ansprache je der Vernunft oder im Neurohacking.

      Wirklich soziale Medien wie eine Qualitätszeitung sprechen die Ratio, griechisch den Logos (Vernunft) und die Sophia (Weisheit) an. Legitime, wirtschaftliche Werbung zielt auf das Begehren, griechisch Epithymetikon. Problematisch und entsprechend rechtlich eingeschränkt wird dies etwa beim Eros und Sexismus („Sex sells“) sowie wiederum bei Suchtstoffen wie Tabak oder Alkohol.

      Die wirklich antisozialen Medien (ASM) zielen jedoch von Anfang an auf den Thymos, auf Stolz, Zorn und Wut, auf die thymotische Trias aus Dopamin, Adrenalin und Testosteron. Sie wirken immer weniger als Informationsmedien und immer mehr als Suchtmittel.

      Populistische Parteien wollen keine Demokraten, sondern Thymoten – empörungssüchtige Gefolgsleute, die sich gegen immer neue „Feinde“ mobilisieren lassen. Sie bieten keine rationalen Argumente, sondern Hetze und Verschwörungsmythen.

      Was etwa Viktor Orban als „illiberale Demokratie“ bezeichnet, wäre nach meinem Verständnis nur noch eine Thymokratie. Antisoziale Medien machen uns Menschen zu schlechteren – dümmeren und hasserfüllteren – Versionen unserer selbst.

      Entsprechend wäre aus der Perspektive des Jugendschutzes wohl auch für Europa eine Suchtstoffe-Altersbegrenzung für antisoziale Medien ab 16 Jahren geboten. Ich ringe aber noch mit dem Einwand, dass ein solches Verbot nur durch einige Elternhäuser und Schulen durchgesetzt würde – und damit die digitale Spaltung noch vertiefen könnte. Deswegen habe ich auch im Landtag bewusst Schülerinnen und Schüler gefragt – von denen jedoch auch etwa ein Drittel ein solches Verbot befürworteten.

      Ein alternativer oder ergänzender Ansatz wäre, digitale Medienplattformen zur Offenlegung ihrer Algorithmen zu zwingen und für Inhalte sowie Schäden stärker haftbar zu machen. Die Manipulation der rumänischen Wahlen durch chinesische und russische TikTok-Akteure sollte doch allen die Gefahr vor Augen führen. Hoffe ich.

  13. @Michael 07.12. 08:22

    „Ein alternativer oder ergänzender Ansatz wäre, digitale Medienplattformen zur Offenlegung ihrer Algorithmen zu zwingen und für Inhalte sowie Schäden stärker haftbar zu machen.“

    Die Offenlegung der Algorithmen wäre praktisch mit einer Zwangs-Opensource verbunden. Interessant. Das wären ganz neue Perspektiven für das Fediversum. Dann kann jeder die Software der Konzerne nehmen, für seine Zwecke anpassen und eigene Plattformen ins Netz stellen.

    Wissenschaft funktioniert doch auch nur richtig, wenn das meiste allgemeinfrei veröffentlicht wird. Wenn man dieses auf die komplette IT auch anwendet, dann dürfte das der Menschheit Sprünge in neue Zeitalter eröffnen.

    Wenn Europa das für sich fordert, dass alle eingesetzte IT mit offenem Quellcode arbeiten muss, dann bleibt den digitalen Oligarchen nichts anderes übrig, als sich dem zu fügen, oder eben mit uns keine diesbezüglichen Geschäfte mehr zu machen.

    Und wenn das nicht möglich ist, können wir immer noch unsere ganz eigenen Opensourcelösungen realisieren, insbesondere wenn wir hierbei mit dem Globalen Süden zusammen arbeiten. Das könnte auch funktionieren.

    • Ja, @Tobias – Du hast meinen medienpolitischen Ansatz verstanden!

      Die Europäische Union sollte dringend stärker das Fediversum fördern, auch um die digitale Oligarchie chinesischer, russischer und US-amerikanischer Konzerne und deren angestrebte Regierungsform der Thymokratie nicht immer zu stärker werden zu lassen.

      Daneben sollten kommerzielle, antisoziale Medienanbieter als Neurohacker und damit als Anbieter von Rausch- und Suchtmitteln verstanden werden. Ihre Produkte (Werbung & Propaganda) zielen schließlich nicht auf den Logos, sondern auf den Thymos der Menschen – konkret auf die thymotische Trias aus Dopamin, Adrenalin und Testosteron.

      In Baden-Württemberg planen wir ab kommenden Jahr die Einführung des Schulfaches “Informatik und Medienbildung”. Ich plädiere jedoch darüber hinaus gemeinsam mit Kollegen wie Dr. Wolfgang Kreißig, dem Präsidenten der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, sowie mit immer mehr Abgeordneten aller demokratischen Fraktionen des baden-württembergischen Landtags dafür, den digitalen Jugendschutz deutlich zu verschärfen.

      So verdichten sich die Hinweise, dass sich drei Teenagerinnen in Pforzheim auch aufgrund der toxischen Wirkung antisozialer Medien suizidiert haben könnten. Ich meine, wir haben dem menschenverachtenden Treiben dieser Medienkonzerne, digitalen Oligarchen und Thymokraten lange genug zugesehen und plädiere für klare, medienrechtliche Regeln einschließlich von Altersbeschränkungen!

Schreibe einen Kommentar