Ja, Jesus und Maria waren jüdisch. Was denn sonst?

Ich blogge nun seit bald 20 Jahren wissenschaftlich, zuerst auf einem (inzwischen verschollenen?) Privatblog, seit dem 12. März 2008 hier auf “Natur des Glaubens”. Und derzeit läuft auch auf Mastodon eine Umfrage zum nächsten zu besprechenden Begriff.

Doch heute habe ich wieder einmal gegen Wissenschaftsfeindlichkeit und Antisemitismus einschließlich Israelfeindlichkeit aufzuklären. Denn leider bestreiten derzeit wieder viele Menschen – bis in den Vatikan hinein -, dass es sich bei Jesus / Jehoschua und Maria / Maryam um jüdische und israelitische Menschen handelte. Sie widersprechen damit den christlichen Evangelien, dem Koran und vor allem auch den Ergebnissen der religiös agnostischen, interdisziplinären Forschung, wie sie auch im aktuellen SPEKTRUM GESCHICHTE 06.24 mit dem Titel “Mensch Jesus. Sieben Rätsel um den Mann aus Nazareth” von Karin Schlott vorgestellt wird.

Spektrum Geschichte 06.24 mit dem Titel "Mensch Jesus. Sieben Rätsel um den Mann aus Nazareth". Coverbild von Rembrandt, "Christus im Gebet", um 1650.Das aktuelle Heft von SPEKTRUM GESCHICHTE 06.24 zeigt einen eindrucksvollen Ausschnitt von “Christus im Gebet”, Rembrandt, um 1650. Foto: Michael Blume 

Es ergaben sich zwei Anlässe für die völlig faktenwidrigen Behauptungen, dass es sich bei Jesus und Maria um “christliche Palästinenser” gehandelt habe: Einmal empörten sich Antisemiten darüber, dass die beiden in der aktuellen “Mary”-Verfilmung von D. J. Caruso durch die jüdischen Israelis Noa Cohen (Maria) und Ido Tako (Josef) verkörpert wurden.

Und zum zweiten wurde das Jesuskind im Vatikan auch Papst Franziskus auf einem schwarz-weißen Palästinensertuch (einer Kufiya) präsentiert.

Beides ist historisch völlig daneben: Zu Lebzeiten Jesu hießen die römisch beherrschten Regionen Judäa und Galiläa, erst nach der Niederschlagung des Bar Kochba-Aufstandes um 132 n.Chr. setzte sich die Bezeichnung “Palästina” durch. Und auch das Christentum entstand erst nach dem Tode Jesu aus dem Judentum heraus – in einem langen Ablöseprozess.

Mehr noch: Hebräisch Jehoschua, griechisch Jesus, arabisch Isa ist bis heute sogar der erstgenannte Rabbiner in den uns verfügbaren Schriftquellen! Ihm und seiner Mutter nachträglich das Judentum abzusprechen ist einfach nur absurd.

Eine Jesus- und eine Mariafigur verweisen auf einen leuchtenden Regenbogen, der den Himmel in Verzweiflung und Hoffnung unterteilt.

Rabbi Jehoschua / Jesus lehrte unter anderem die Geltung des Noahbundes für alle Menschen. Michael Blume mit Leonardo.AI

Warum also wenden sich auch noch heutige Akteure so eindeutig nicht nur gegen das Miteinander der Religionen, sondern auch gegen die Erkenntnisse der historischen Wissenschaften?

Als Wissenschaftler und als evangelischer Christ zustimmend zitiere ich hierzu den geschätzten Daniel Neumann aus Hessen in dessen Artikel in der Jüdischen Allgemeinen mit dem Titel “Papst Franziskus, Jesus und ein gefährliches Manöver”:

“Und eines hat sich im Lauf der Geschichte gezeigt: immer dann, wenn dem Juden Jesus sein Jüdischsein abgesprochen wurde, lugte hinter den unschuldigen Mienen der Judenhass hervor.

Die Kirche tat dies im Mittelalter und machte Jesus zum Christen. Die Nazis taten dies im letzten Jahrhundert und machten Jesus zum Arier. Und Mahmoud Abbas samt Konsorten tun dies und machen Jesus zu einem Palästinenser. Dass Papst Franziskus – um eine politische Botschaft zu senden – nun den Anschein erweckt, diese unrühmliche Reihe fortzusetzen, sollte nicht nur Juden einen Schauder über den Rücken jagen.

Denn wenn dem Juden Jesus seine Herkunft, seine Abstammung und seine Identität abgesprochen werden, dann rüttelt die Kirche nicht nur an ihrem eigenen fragilen Fundament, sondern sie greift außerdem Geschichte und Wahrheit als solche an.”

Mir bleibt dazu nur als dialogischer Monist zu ergänzen, dass sich Frieden, Dialog und auch Wohlergehen nicht auf Basis von Wissenschaftsleugnung, historischen und theologischen Lügen aufbauen lassen. Es kann und wird auch zu Jesus und Maria, zu Moses und Abraham, zu Noah, Schem, Jafet, Eva usw. immer und immer wieder unterschiedliche Auffassungen geben. Wer jedoch den Dialog dazu mit der “Ent-Judung” von Jesus, Maria und den Evangelien beginnt, hat Antisemitismus, Gewalt und Vernichtung im Sinn. Und dagegen sollten sich alle Menschen guten Willens – völlig egal welcher oder keiner Religionszugehörigkeit – gemeinsam wehren.

Stattdessen wünsche ich allen die Freude an der auch wissenschaftlichen Erkundung der Wahrheit und allen, die es feiern, gesegnete Weihnachts- und Chanukkatage, dann einen guten Rosch ins neue Jahr 2025 und heute ein herzliches Schabbat Schalom!

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

51 Kommentare

  1. Hallo @Michael Blume,

    ein starker Beitrag!

    Mir tut es in der Seele weh das hier Kirchlicherseits keine klare Haltung angenommen wird, anstatt die sprichwörtlich Breite Strömung zu repräsentieren wird sich zusehr auf das antikoloniale bezogen, mit gleichzeitig übermäßiger Symphatie für eine scheinheilige Blut und Boden Ideologie, Arabischer Prägung.

    Es zeigt wohl auch die innere Zerrissenheit, egal was man tut, man macht sich Feinde, nur das es eben trotzdem eine Warheit gibt für die man eintreten sollte und die ist sehr klar:

    Ethnische Reinheit gibt es nicht, in jedem Volk steckt auch immer etwas vom Nachbarn und genauso sieht es wohl bei Traditionen und Religionen aus. Keiner kann mir erzählen das es keine gegenseitige prägung von Judentum, Christentum, Islam, Zarathustras Lehren und den vielen Strömungen der Antike gibt!

    Liebe Grüße,

    einen schönen Advent und tapfer bleiben!

  2. Ich bin der Sohn Gottes. Ich meine, wenn wir alle Kinder Gottes sind. Nur macht bei mir irgendwie keiner eine Religion draus. Glaube befriedigt Bedürfnisse, das tut Wurst auch. Wenn man auch noch das Bedürfnis hat, lieb zu allen Kreaturen zu sein, gibt es einen Konflikt zwischen verschiedenen Bedürfnissen, und kognitive Dissonanz lösen wir für gewöhnlich auf, indem wir einfach verdrängen, wie Wurst gemacht wird. Ist bei Christentum, Islam und Antisemitismus wohl auch so.

    [Gekürzt, M.B.]

  3. Meiner Ansicht nach hängt das damit zusammen, daß man zwischen dem Menschen Jesus, der Jude war und Christus, der im Menschen wohnt, nicht unterscheiden kann. Denn der Satz: ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben spricht nicht Jesus als Mensch und Jude, sondern Christus als das Innerste, das im Innersten des Menschen wohnt, von dem wohl der Jude Jesus eine Ahnung hatte. Es gibt viele solcher Sätze, die auf zwei Welten hindeuten, z.B. “ich spreche nicht aus mir, sondern im Namen dessen, der mich gesandt hat.” Jesus auf ein Palästinensertuch zu legen ist schief und falsch, Christus hingegen schon. Denn Christus steht für das Mitgefühl, welches das Innerste des Menschen betrifft und ihm Brücke hin zur Vernunft (Vater) bedeutet.

    • Danke für Ihren Druko, @Dietmar Hilsebein – wenn ich Ihrer Deutung vom jüdischen Jesus versus einem universalen Christus auch nicht zustimmen kann.

      Denn auch das griechische „Chrestos“ steht als „der Gesalbte“ direkt in der biblischen Tradition des Moschiach, Messias und macht also außerhalb der jüdischen Tradition überhaupt keinen Sinn. Es gibt einfach keinen griechischen Jesus ohne den jüdischen Jehoschua und keinen griechischen Christos ohne den biblischen Moschiach.

      Hier eine Zusammenfassung der biblischen Messias-Christus-Vorläufer durch Perplexity.ai:

      Die Tradition der Salbung des Messias bzw. Christus hat ihre Wurzeln im Alten Testament und wird im Neuen Testament fortgeführt. Hier sind die wichtigsten biblischen Quellen für diese Tradition:

      ## Alttestamentliche Quellen

      **Königliche Salbung**
      Im Alten Testament finden wir die Praxis der Salbung zunächst bei Königen:

      – Die Salbung Sauls zum ersten König Israels durch den Propheten Samuel (1. Samuel 9,16)[1][2]
      – Die Salbung Davids zum König (1. Samuel 16,13)[1]
      – Die Salbung Salomos zum König (1. Könige 1,39)[2]

      Diese Könige wurden oft als “Gesalbte des Herrn” bezeichnet, was auf Hebräisch “Maschiach” (Messias) bedeutet[1][2].

      **Priesterliche Salbung**
      Auch Priester wurden gesalbt:

      – Die Salbung Aarons und seiner Söhne zu Priestern (Exodus 29,7; Levitikus 8,12)[2]

      **Prophetische Salbung**
      Es gibt einen einzelnen Hinweis auf die Salbung eines Propheten:

      – Die Anweisung zur Salbung Elisas als Prophet (1. Könige 19,16)[3]

      ## Neutestamentliche Quellen

      Im Neuen Testament wird Jesus als der verheißene Messias (Christus) identifiziert:

      **Jesu Selbstverständnis als Gesalbter**
      – Lukas 4,18-21: Jesus liest aus Jesaja 61,1-2 und erklärt, dass diese Prophezeiung über den Gesalbten in ihm erfüllt ist[1]

      **Apostolisches Zeugnis**
      – Apostelgeschichte 10,38: Petrus bezeugt, dass Gott Jesus “mit heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat”[1]

      **Theologische Reflexion**
      – Johannes 20,31: Der Evangelist erklärt, dass sein Evangelium geschrieben wurde, damit die Leser glauben, dass Jesus der Christus (Gesalbte) ist[2]

      Es ist wichtig zu beachten, dass im Neuen Testament die Salbung Jesu nicht als physischer Akt mit Öl beschrieben wird, sondern als geistliche Salbung durch den Heiligen Geist verstanden wird[1][3]. Dies wird besonders deutlich bei der Taufe Jesu, wo der Heilige Geist auf ihn herabkommt (Markus 1,10-11).

      Die neutestamentliche Interpretation verbindet die alttestamentlichen Traditionen der Salbung von Königen, Priestern und Propheten in der Person Jesu und sieht in ihm die Erfüllung der messianischen Erwartungen[1][2][3].

      Citations:
      [1] https://www.geistlicher-felsen.de/christus-messias-der-gesalbte/
      [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Salbung
      [3] https://www.bibelstudium.kaththeol.uni-muenchen.de/hintergruende/palaestina/messias/salbung/index.html
      [4] https://www.die-bibel.de/ressourcen/wibilex/neues-testament/jesus-christus
      [5] https://www.dreieinigkeitskirche.de/oekuemnische-bibelimpulse/lukas-7-eine-suenderin-salbt-jesus
      [6] https://www.stadtkirche-bayreuth.de/gottesdienste/predigten/detailansicht/89-die-salbung-in-betanien/
      [7] https://www.bibelstudium.de/articles/2214/der-heilige-geist-10-salbung-siegel-und-unterpfand.html
      [8] https://www.altburg-evangelisch.de/glaube-und-leben/krankensegnung/-salbung
      [9] https://www.gracefamilychurch.ch/_files/ugd/c80f3e_c773a216136946f9a42561d543e30490.pdf?index=true
      [10] https://www.die-bibel.de/ressourcen/wibilex/altes-testament/salbung-at

      Das Judentum selbst und auch Rabbi Jesus unterscheiden bereits zwischen dem spezifisch jüdischen mosaischen Bund und dem allgemein-menschlichen noachidischen Bund. Es besteht also auch theologisch gar kein Grund, den Mensch und Juden Jesus erst nachträglich zu universalisieren. Siehe das Bild und den Link dazu oben.

      Ihnen ein schönes und besinnliches Advents-Wochenende!

      • Auf die Gefahr hin, daß ich mich unbeliebt mache: Daß das Jesukind [n der vatikanischen Krippe eine Kefiya trug bedeutet für mich nicht zwingend eine Leugnung der Jüdischkeit Jesu.
        Ich meine mich an Bilder von amerikanischen Juden zu erinnern, die Kefiya trugen bei Demos gegen den Gaza Krieg.
        Freilich ist die Krippe mit der Kefiya eine sehr provokante Aussage, die man sehr wohl kritisieren kann.
        Soll sie bedeuten Jesus stünde auf der Seite der Palästinenser? Aber dann doch sicher auch auf der der Opfer vom 7. Oktober!
        Ich fänd es spannender dem Papst oder meinetwegen den beteiligten Palästinendern ein Mikrophon unter die Nase zu halten und kritisch nachzufragen, was genau gemeint ist, um dann im Zweifel auch klar zu widersprechen. Jesus machte sich mit keiner politischen Gruppierung gemein, interessierte sich nicht für weltliche Frontverläufe. Der Gedanke, Er würde sich heute im Palästinakonflikt für eine Seite Partei ergreifen, erscheint mir abwegig.
        Andererseits ist Er in Bethlehem geboren, und wenn man mal von der Religion absieht und nur auf den nationalen Aspekt sieht ist Bezhlehem Teil der Autonomiegebiete. Und die Kefiya wird als Nationalsymbol bezeichnet, nicht als religiöses Symbol…

        • Genau das ist der Punkt, @De Benny: Die Kefiye ist das Symbol einer Nationalstaatlichkeit, die es zu Zeiten Jesu noch gar nicht gab – und in deren Namen am 7.10.2023 das schlimmste, antijüdische Massaker seit der Schoah verübt wurde. Viele israelische Frauen und Männer befinden sich noch immer in Hamas-Geiselhaft!

          Das also zur Feier von Weihnachten – nach christlichem Glauben der Geburt des jüdischen Messias für alle Menschen und Welt – mitten in Rom zur Schau zu stellen ist schlichtweg israelbezogener Antisemitismus.

          Und, nein, wir sollten antisemitische Botschaften nicht auch noch medial belohnen, sondern sie aufklären und zurückweisen.

  4. Zum Thema “Weihnachtsgeschichte, Maria, Josef und Antisemitismus” kann ich vielleicht Verwunderliches aus dem Süden Bayerns beitragen:

    Hier wird – wie jedes Jahr – gerade landauf, landab die “Heilige Nacht” von Ludwig Thoma vorgetragen, unter Anderem vom bekannten Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler. Ich finde dieses Stück auch ziemlich großartig. Nicht nur wegen des Hardcore-Bayerisch, das man so heute nicht mehr hört, sondern auch wegen der Thoma-typischen Kritik an den Großkopferten, die er in das Lukas-Evangelium hineininterpretiert.

    Aber da steckt vielleicht auch eine dunkle Seite. Denn zur gleichen Zeit, zu der Thoma dieses rührselig-sozialkritische Weihnachtsstück schrieb, verfasste er üble antisemitische und hetzerische Pamphlete für den “Miesbacher Anzeiger”. Und da frage ich mich schon, ob nicht auch die “Heilige Nacht” davon beeinflusst wurde: Maria und Josef, dargestellt nicht als nahöstliche Juden, sondern als arme aber zünftige Bayern. Der reiche Kaufmann “Menasse” lässt sie frierend im Wald stehen. Maria’s Vetter “Josias” gibt ihnen keine Herberge. Nur beim “Simmei” (der Name klingt jetzt wieder urbayerisch!) dürfen sie im Stall schlafen.

    Das scheint schon durchaus in der antisemitischen Tradition zu stehen, die Michael Blume im Blogpost kritisiert – auch wenn mir der Gedanke nicht gefällt, weil die “Heilige Nacht” auch bei mir mit schönen Kindheitserinnerungen verbunden ist.

    Und, kuriose Nebenbemerkung mit Bezug auf den aktuellen Bezug im Blog: Auch Thoma nennt “Palästina” als die Heimat von Maria und Josef:

    “I woaß, daß ma ‘r eppa sagn kunnt:
    De Zimmaleut mögn gern a Bier,
    Und Brotzeit, de macha s’ all Stund,
    De meischt’n hamm jetzt de Manier.

    Vielleicht aba selbigs Mal net?
    Obwohl daß ma’s net so gwiß woaß,
    Und weil’s in die Büacha oft steht,
    Z’ Palästina waar’s a weng hoaß.”

  5. Herzlichen Dank Herr Dr. Blume für Ihre klare Stellungnahme.
    Wer die Bibel aufmerksam liesst, wird feststellen:
    a) Jesus als Mensch ist ein Nachkomme aus dem Stamm Judas und Ur-Ur-Enkel König Davids.
    b) Jesus Christus als innerer Mensch (Geistwesen) ist Sohn Gottes (fleischgewordenes Wort Gottes), d. h.: Der Schöpfer-Gott wurde Mensch, einer von uns, der einzig Gerechte.
    Bei seiner Himmelfahrt war sein Versprechen, das er als Weltherscher zurückkommt, mit Sitz in Jerusalem. In dieser Vorbereitungs-Zeit leben wir.
    Alle Welt möchte das verhindern, daher der abgrundtiefe Judenhass, es kommt noch schlimmer.
    Weihnachten war vor ca. 2 000 Jahren, gefeiert wird immer noch das Kind in der
    Krippe, auch bei den meisten Theologen.
    Mein Apell: “Aufwachen”
    W. Bülten

    • Vielen Dank, @W. Bülten

      Schon mein Buch zum Thema heißt ja bewusst „Warum der Antisemitismus uns alle bedroht“. Diese dualistische Verschwörungsmythologie beginnt immer bei Juden, endet aber nie bei ihnen.

      Im württembergischen Langenau haben wir gerade massiven Antisemitismus gegen eine evangelische Pfarrfamilie und Kirchengemeinde:

      https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-judenfeindliche-schmierereien-in-langenau-100.html

      Habe die Gemeinde besucht, mit dem betroffenen Pfarrer Sedlak gesprochen, zum
      Thema Antisemitismus und Verschwörungsmythen unter Polizeischutz vorgetragen. 2024 erlebte ich in Deutschland schon das, was ich 2015 auch im Irak wahrgenommen hatte: Den Antisemitismus auch ganz ohne Juden.

      Wer Jesus und Maria ent-judaisiert, legt die Axt an die israelitischen Wurzeln unserer gemeinsamen Religionen, Alphabet-und-Zeit-Kultur.

  6. @Hauptartikel

    Bezieht sich denn der Noah-Bund auf alle Menschen, oder nur auf Menschen, die an den einen Gott glauben?

    Ich finde den Einen Gott durchaus eine sehr gute Idee, insbesondere wenn es gelingt, diesen möglichst unpersönlich zu sehen. Aber Religionsfreiheit sollte m.E. auch mehrere oder gar keine Götter einschließen.

    Immerhin ist unabhängig davon ein gegenseitiger Respekt der Abrahamitischen Religionen schon mal zu begrüßen.

    Was die Person Jesus betrifft, so kann ich mir sehr gut vorstellen, das er durchaus ganz normal biologisch gezeugt wurde. Möglicherweise hat sich Maria mit einem römischen Soldaten eingelassen, und ist schwanger geworden. Um nicht als Ehebrecherin dazustehen, worauf ja immerhin die Todesstrafe stand, hat man sich dann darauf geeinigt, dass es wohl der heilige Geist gewesen ist.

    So musste Jesus dann als Sohn Gottes von klein auf das Spiel mitspielen, und dann auch Liefern. Und das hat er dann ja auch, und durchaus keinen Blödsinn in die Welt gesetzt. Worüber man heute immer noch diskutiert.

    Mich stört es jedenfalls nicht, wenn Jesus Beiträge zur Weltkultur nur göttlich inspiriert waren, und er eben nicht biologisch der Sohn Gottes war. Der Inhalt von dem, was er gesagt hat, sollte das Wesentliche sein. Und genau das hilft uns denn ja auch wirklich weiter.

    Wieso ich kein Christ bin, liegt vor allem da dran, dass mir die Bibel zu dick ist. Ich habe keine Lust, das alles durchzulesen, und mich hier von Mythen buchstäblich erschlagen zu lassen. Da ist mir Laotse näher, der hat sich so schön kurz gefasst.

    Ansonsten glaube ich sowieso an das, was ich mir selber vorstellen kann. Und das darf bei Anderen gerne was ganz Anderes sein. Diskutabel sind Glaubensfragen m.E. durchaus immer. Dogmen, die wirklich die Diskussion ausschließen, mag ich entsprechend nicht so.

  7. @ Blume -Salbung

    Dies wird besonders deutlich bei der Taufe Jesu, wo der Heilige Geist auf ihn herabkommt.

    Na, das paßt doch. Nur das der Heilige Geist eben nicht von oben, sondern von innen kommt.

    • Nun ja, der Heilige Geist wird als Taube (Noah-Mythos!) von oben dargestellt, die Salbung erfolgte rituell auf das Haupt und das Innere war nun mal menschlich und jüdisch. Ist nicht wegzudefinieren! 🙂

  8. @ Blume

    Sie rekurrieren auf die historische Gestalt des Mannes aus Nazareth und da haben Sie freilich recht.

    • Ja, @Dietmar Hilsebein – da bin ich natürlich ganz empirischer Wissenschaftler, stehe aber auch im linearen Zeitverständnis aller Alphabet-Religionen: Wenn sich eine Wahrheit offenbart hat, dann doch immer in der vergangenen Zeit. Auch religiöse Hoffnungen dürfen daher über die erkennbare Geschichte hinausgehen und beispielsweise ein Leben nach dem Tod, eine kommende Welt umfassen. Sie sollten jedoch keinesfalls historische gesicherte Erkenntnisse wie die Evolution auch des Menschen oder das Judentum von Jesus und Maria negieren. Denn dann werden Religionen und Weltanschauungen wissenschaftsfeindlich, dualistisch, feindselig und schließlich verschwörungsgläubig und auch antisemitisch.

      Der dialogische Monismus akzeptiert, dass der Preis der Erkenntnis darin besteht, dass der begehbare Weg immer schmaler wird. Wer etwa Technologien nutzen, aber wissenschaftliche Erkenntnisse verwerfen will, geht in die Irre.

      Danke für unsere guten, dialogischen Diskussionen, @Dietmar Hilsebein! 😊🙏✅

  9. @Michael 14.12. 13:10

    „Wer Jesus und Maria ent-judaisiert, legt die Axt an die israelitischen Wurzeln unserer gemeinsamen Religionen, Alphabet-und-Zeit-Kultur.“

    Naja, das war ja auch der Nationalsozialismus, ein Kulturkahlschlag radikalsterweise. Modernere Rechtsradikale nehmen ja auch zunehmend die Erkenntnisse der Wissenschaft ins Visier, wenn sie nicht ins Konzept passen.

    Juden alleine reichen als Feinde schon länger nicht mehr aus.

    Wer nach einer Agenda gegen alle Erkenntnisse sucht, sucht sich entsprechend seine eigene Welt zusammen. Wenn da die antisozialen Plattformen mitmachen, kann sich das sogar ganz schön ausbreiten. Der Wahnsinn hat dann zuweilen mehr Reichweite als die Vernunft.

    • Vielen Dank, lieber @Tobias 🙏

      Und, ja, so ist es – weil das Judentum die erste Religion der Alphabetisierung und Bildung war, werden judenfeindliche, dann antijudaische und schließlich rassistisch-antisemitische Verschwörungsmythen seit Jahrtausenden gegen diese religiöse Tradition und ihre vermeintlichen “Mitverschwörer” gerichtet. Und “Dank” des Neurohackings kommerzieller und oft antisozialer Medien findet derzeit eine globale Thymotisierung und Radikalisierung von Menschen statt.

      Habe gerade mit Prof. Dr. Inan Ince eine neue Folge von “Blume & Ince” aufgenommen, in der wir über die Wiederwahl von Donald Trump und die Gefühle des Zeitenumbruch diskutiert haben. Noch bevor diese online geht, kann aber auch schon Felo.ai wesentliche Aspekte dieser Krisenerfahrung wiedergeben:

      Die **Zeitenumbruch-These** von Dr. Michael Blume beschreibt, wie gesellschaftliche Krisen und Umbrüche die Wahrnehmung von Zeit und die Orientierung an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beeinflussen. Diese These lässt sich in Verbindung mit Alphabetisierungsbildung, der linearen Zeitwahrnehmung (Kalender) und dem Wiederaufflammen von Antisemitismus analysieren, da diese Aspekte eng mit kulturellen und gesellschaftlichen Dynamiken verknüpft sind.

      ## **Zeitenumbruch-These und Alphabetisierungsbildung**
      Alphabetisierung und Bildung spielen eine zentrale Rolle in der Zeitenumbruch-These, da sie die Fähigkeit fördern, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und kritisch mit Informationen umzugehen. In Krisenzeiten, wie etwa während der COVID-19-Pandemie, zeigt sich, dass mangelnde Bildung und Alphabetisierung Menschen anfälliger für Verschwörungsmythen und extremistische Ideologien machen können. Dr. Blume hebt hervor, dass Bildung nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch die Fähigkeit stärkt, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden und sich in einer zunehmend komplexen Welt zu orientieren.

      Antisemitismus, der oft auf Verschwörungsmythen basiert, findet in Zeiten von Unsicherheit und Umbruch besonders fruchtbaren Boden. Alphabetisierungsbildung kann hier als Gegenmittel wirken, indem sie Menschen befähigt, solche Mythen zu hinterfragen und sich auf rationale, faktenbasierte Diskurse einzulassen[2][4].

      ## **Lineare Zeitwahrnehmung und der Kalender**
      Die lineare Zeitwahrnehmung, die durch Kalender und chronologische Geschichtsschreibung geprägt ist, ist ein kulturelles Konzept, das eng mit Alphabetisierung und Bildung verbunden ist.
      Sie ermöglicht es, historische Ereignisse einzuordnen und Entwicklungen über Zeiträume hinweg zu analysieren. In der Zeitenumbruch-These wird betont, dass die Orientierung an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entscheidend ist, um Krisen zu bewältigen.

      In Zeiten des Umbruchs kann jedoch die lineare Zeitwahrnehmung durch nostalgische Rückgriffe auf eine idealisierte Vergangenheit oder durch apokalyptische Zukunftsängste gestört werden. Antisemitismus greift oft auf solche Verzerrungen zurück, indem er historische Narrative manipuliert, um Feindbilder zu schaffen. Die lineare Zeitwahrnehmung kann hier helfen, solche Verzerrungen zu entlarven, indem sie eine faktenbasierte Einordnung historischer Ereignisse ermöglicht[3][8].

      ## **Wiederaufflammen des Antisemitismus**
      Antisemitismus ist ein Phänomen, das in Krisenzeiten häufig wieder aufflammt, da er einfache Erklärungen für komplexe Probleme bietet.
      Die Zeitenumbruch-These zeigt, dass gesellschaftliche Unsicherheiten und Umbrüche dazu führen können, dass Menschen nach Sündenböcken suchen. Antisemitische Mythen, wie etwa die Vorstellung einer jüdischen Weltverschwörung, bieten in solchen Momenten scheinbar einfache Antworten und verstärken Polarisierungen.

      Bildung und Alphabetisierung sind hier entscheidend, um antisemitische Narrative zu bekämpfen. Sie fördern die Fähigkeit, historische und gesellschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, und stärken die Resilienz gegenüber manipulativen Ideologien. Gleichzeitig ist die lineare Zeitwahrnehmung wichtig, um die Kontinuität und Veränderung antisemitischer Muster über die Zeit hinweg zu erkennen und zu analysieren[2][4][9].

      ## **Zusammenfassung**
      Die Zeitenumbruch-These verbindet Alphabetisierungsbildung, die lineare Zeitwahrnehmung und das Wiederaufflammen von Antisemitismus auf mehreren Ebenen:

      **Alphabetisierung** stärkt die Fähigkeit, Verschwörungsmythen und extremistische Ideologien zu hinterfragen.
      – Die **lineare Zeitwahrnehmung** hilft, historische Verzerrungen zu erkennen und Narrative kritisch zu analysieren.
      – Antisemitismus wird in Krisenzeiten durch Unsicherheiten und Umbrüche verstärkt, kann jedoch durch Bildung und faktenbasierte Geschichtsschreibung bekämpft werden.

      Insgesamt zeigt die Zeitenumbruch-These, wie wichtig Bildung und ein reflektierter Umgang mit Zeit sind, um gesellschaftliche Krisen zu bewältigen und extremistische Ideologien wie Antisemitismus entgegenzuwirken.

      [1] https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bundesnormen/NOR40234974/NOR40234974.pdf
      [2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/welche-bildung-hilft-gegen-antisemitismus-verschwoerungsfragen-37/
      [3] https://www.christianlehmann.eu/lehr/languages_antiquity/Antike.htm
      [4] https://uplopen.com/books/3687/files/1b6ba685-e758-4231-bffa-76657385dca9.pdf
      [5] https://www.kgl-bw.de/wp-content/uploads/zwlg_76_2017_rezensionen.pdf
      [6] https://tis.li-hamburg.de/katalog/anbieter_detail/print.action?tspm=&tspi=1&vsid=qPBADhfr0SMVKsag_5453186
      [7] https://we.riseup.net/assets/696677/Book+Band+5.pdf
      [8] https://ris.bka.gv.at/NormDokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568&FassungVom=2024-11-21&Artikel=&Paragraf=&Anlage=1&Uebergangsrecht=
      [9] https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/esm/MME18-940.pdf
      [10] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fuer-die-ihra-definition-des-antisemitismus-meine-gedenkrede-zur-reichspogromnacht-am-9-11-2024-in-der-juedischen-gemeinde-stuttgart/

  10. Wie gut, dass Religionswissenschaften nichts mit Glauben zu tun haben. Wissenschaft kann nicht glauben, sondern nur beschreiben und beweisen. Vielleicht kann Wissenschaft noch Vermutungen aussprechen, die begründet sein müssen .

    Es bleibt die Tatsache, dass der Mensch Jesus ein Jude war.

    In unserem christlichen Glauben singen wir von Christi Geburt und verklären diesen Menschen Jesus mit Sicherheit. Im Glauben ist vieles möglich, was außerhalb der Worte liegt.
    Als Christin habe ich kein Problem damit, dass Jesus Jude war und singe und höre trotzdem gern von Christi Geburt.

    • Danke, liebe @Elisabeth K 🙏

      Ja, die Wissenschaft ist für die Beschreibung und Herleitung der Phänomene verantwortlich, Religionen, Weltanschauungen und Philosophien für ihre Deutung und damit die Sinngebung. Wie sonst nur die Musik können Religionen Hoffnung, Sinn und Gemeinschaft stiften. Auch deswegen waren und sind sie evolutionär so erfolgreich, vgl.:

      https://www.youtube.com/watch?v=Iy9J9ddelVw

      Dass der sog. “neue Atheismus” vom Anfang der 2000er Jahre um seine antitheistischen “Helden” wie Richard Dawkins bereits länger im wissenschaftlichen und demografischen Zerfall begriffen ist, hat sich ja längst herumgesprochen. Persönlich werde ich nie den wissenschaftlich-intellektuellen Mut von Susan Blackmore nach einer gemeinsamen Konferenz in Bristol 2010 vergessen:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/widerruf-der-religion-virus-hypothese-wie-mich-susan-blackmore-beeindruckte/

      Aktuell sorgt gerade der Abschied des bisher antireligiösen Influencers Alex O’Connor sogar von seinem Usernamen @CosmicSceptic für einiges Aufsehen in der Szene.

      https://www.youtube.com/watch?v=OsfXJ3dn6wk

      Dass Religion in der biokulturellen Evolution und insbesondere der Religionsdemografie erfolgreich ist, beweist keine Offenbarung, widerlegt aber einen reduktionistischen Rationalismus.

      Auch ich persönlich bin ja, wie ich vielleicht schon einmal erzählte, nichtreligiös und mit einem wissenschaftlichen Weltbild aufgewachsen. Die Religion – konkret das evangelische Christentum – trat sinnstiftend und beglückend hinzu, ohne dass ich mich von wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie dem Respekt gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen lösen musste. Als dialogischer Monist kann ich andere Identitäten respektieren, sogar von ihnen lernen, ohne meine eigene dadurch als bedroht zu erfahren. Aus meiner Sicht besteht daher sogar eine tiefe Weisheit darin, dass der Namensgeber und “Stifter” der nach wie vor größten Weltreligion der Erde seine festen Wurzeln in einer kleineren und seit Jahrtausenden verfolgten Religionsgemeinschaft hat. Wenn wir auch die Wissenschaft ernst nehmen, dann können wir alle (ob religiös oder nicht) am jüdisch-christlichen Dialog lernen.

      Dir lieben Dank für Deine konstruktiven Beiträge zu diesem Blog und ein gesegnetes Adventswochenende!

  11. Da die Kufiya seit den 68-er Jahren zum antisemitischen Kampfsymbol entwickelt wurde, ist die beschriebene Benutzung beim Jesuskind in der Krippe im Vatikan ein Fehler. Das Symbol dahinter wird aber nicht das Jüdischsein Jesu abstreiten. Wenn man an Matthäus 25,40… denkt (“Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.”) welches eigentlich ein Zitat ist von Sprüche 14,31 (“31 Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer; aber wer sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott.”), dann kann Jesus durchaus in der der gequälten Kreatur gesehen werden. Das können Bewohner von Gaza sein oder Jüdische Geiseln der Hamas oder Menschen aus Somalia oder Rohingya usw.
    Jesus sah sich zweifellos selber als Juden, kulturell und religiös. Nationalisten versuchen seit dem 19. Jahrhundert, berühmte Menschen der eigenen Nation zuzuordnen. Ein Beispiel ist Nikolaus Kopernikus, der von deutschen Nationalisten zeitweilig mit Doppel-p geschrieben wurde, weil es das im Polnischen nicht gibt. Mittlerweile scheint der Streit beigelegt zu sein.
    Ich beziehe mich im Folgenden immer noch auf das Jesuskind mit Kufiya in der Krippe des Vatikans. Auch die Solidarisierung mit Menschen kann dazu führen, dass man sich mit ihnen identifiziert. Ich zitiere aus der Rede von Kennedy in Berlin am 26. Juni 1963 (Zitat aus Wikipedia):
    Der Ausspruch kommt in deutscher Sprache auch im englischen Original der gut neunminütigen Rede zweimal vor: am Anfang und als Schluss.[6]

    1.) “Two thousand years ago the proudest boast was ‘Civis romanus sum’. Today, in the world of freedom, the proudest boast is ‘Ich bin ein Berliner’.”
    „Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz ‚Ich bin ein Bürger Roms‘. Heute, in der Welt der Freiheit, ist der stolzeste Satz ‚Ich bin ein Berliner‘.“
    2.) “All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin, and, therefore, as a free man, I take pride in the words ‘Ich bin ein Berliner!’”
    „Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger Berlins, und deshalb bin ich als freier Mensch stolz darauf, sagen zu können ‚Ich bin ein Berliner‘!“ [Zitatende]
    Trotzdem finde ich richtig, dass man im Vatikan die Kufiya entfernt hat. Was nützt die Solidarisierung mit der Bevölkerung aus Gaza wenn man genau dadurch die Geiseln der Hamas und die Familien der Hamas-Mordopfer quält (wenn auch unabsichtlich).
    LG. Ludger, katholischer Apostat.
    PS. Ich bin zwar aus der Mutter-Kirche ausgetreten, sehe aber den Papst nicht als Antichrist.

    • Lieben Dank für den starken Druko, @Ludger

      Auch ich sehe “den Papst nicht als Antichrist”, sondern habe etwa seine Wirtschafts-Enzyklika auch ausdrücklich und ausführlich gewürdigt:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/sinnfragen-zwischen-wissenschaft-und-religion-zwischen-gehirn-und-geist-sowie-antworten-auf-papst-franziskus-laudato-si/

      Allerdings ist mir beim Thema Krieg und Frieden schon aufgefallen, dass Franziskus erstaunlich viele Sympathien für Diktatoren, Angreifer und Terrororganisationen hegt:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/christliche-friedensethik-zu-hitler-putin-und-das-schwanken-durch-papst-franziskus/

      Aus meiner Sicht steht dieser Papst stark in der südamerikanischen Traditionen eines Süd-Nord-Dualismus, der unter den Vorzeichen des Antikapitalismus und Antikolonialismus dazu neigt, antiwestliche Dualisten zu romantisieren. So gibt es von ihm Kritik an der israelischen Kriegsführung bis nahe an den Genozid-Vorwurf, aber bislang keine explizite Verurteilung des Hamas-Terrors auch an palästinensischen Menschen – und des Hamas-Terrormassakers des 7. Oktober 2023. An keinem anderen Tag nach der Schoah wurden so viele Jüdinnen und Juden ermordet wie an diesem, der Angriff war klar antisemitisch motiviert und richtete sich auch gegen Zivilisten, Frauen und Kinder. Bis heute befinden sich israelische Geiseln – jüdische und nichtjüdische – in den Händen der Hamas. Zu all dem zu schweigen empfinde ich auch als Christ als schändlich.

      Angeblich wurde die Kufiya ohne die explizite Zustimmung von Papst Franziskus unter das Jesuskind gelegt – gleichwohl zeigt dies, wer bei ihm Zutritt und Zugriff auch auf das Innerste der Symbole und Liturgien hat. Ich hatte nach wie vor eine große Bewunderung für den Schatz katholischer Traditionen und die integrative, dialogische Theologie des 2. Vatikanums. Aber ich wünsche mir auch vom Vatikan glaubwürdige Reformen statt juden-, demokratie- und wissenschaftsfeindlicher Symbolhandlungen.

      • Hallo Herr Blume,
        Sie schreiben:”Zu all dem zu schweigen empfinde ich auch als Christ als schändlich.”
        Mich macht der Zusatz “als Christ” ratlos. Als Christ berufen Sie sich wesentlich auf die “Heilige Schrift” auch Neues Testament oder Evangelium (=Frohe Botschaft”) genannt. Leider hat u.a. der Evanglist Johannes dem Messias Jesus antisemitische Statements in den Mund gelegt (z.B. Johannes 8 ab Vers 37). Man kann das mit der politischen Situation nach dem Römisch-Jüdischen Krieg erklären. Besonders Vers 44 dürfte bei Progromen eine Rolle gespielt haben. Eine Emanzipation von diesem Antisemitismus ist mir aber von Christlicher Seite bisher nicht bekannt geworden.

        • Dann freut es mich umso mehr, dass Sie nun also die Distanzierung vom christlichen Antisemitismus von einem Wissenschaftler und evangelischen Christen erleben, @Ludger. Hier etwa auch ausführlich zum Antijudaismus von Martin Luther:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-33-die-schluempfe-und-der-luther-hermeneutik-statt-verdraengung/

          Auch die antijüdischen Polemiken im Markus- und Johannesevangelium hatte ich hier bereits von mir aus in einem Druko adressiert.

          Denn das primäre Glaubensmedium des Christentums ist keine Schrift, sondern ein (nicht zufällig jüdischer) Mensch. Das erkennt selbst und gerade das Johannesevangelium an. Die Evangelien waren und sind perspektivische Glaubenszeugnisse, keine unfehlbaren Verbalinspirationen.

          Es scheint mir gerade auch für Christinnen und Christen sowie am Christentum Interessierte sehr wichtig zu sein, das zu verstehen.

          • Sehr geehrter @Michael Blume,

            Eine spannende Sicht! Es gibt ja im Christentum einen recht langen Streit ob die Bibel als heilige Schrift oder die Kirchengemeindchaft als aktive Kraft des Heiligen Geistes die oberste Autorität hat. Wenn ich ihren Kommentar richtig Lese, wäre der Bezug auf den einzelnen Menschen in Nachfolgetradition von dem Sohn Marias.

            Einen guten Morgen soweit 🙂

          • Ja, @Berthold Forster – ich stimme hier dem (übrigens persönlich tief katholischen) Medienwissenschaftler Marshall McLuhan zu, der Jesus als primäres Glaubensmedium entschlüsselte, das dann durch die Bibel und Kirche(n) ausgelegt und idealerweise auch gelebt werde. McLuhan war aber auch ziemlich verzweifelt darüber, wie wenig auch seine Kirche von Medien verstand.

            https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-unfassbare-macht-der-medien-mit-marshall-mcluhan-erkunden/

            Habe für den Blogpost mal eine McLuhan-Passage übersetzt, gerne hier:

            „Jede neue Technologie ist eine evolutionäre Erweiterung unserer eigenen Körper. Der evolutionäre Prozess hat sich in einem eminenten Grad seit der Elektrizität von Biologie zu Technologie verschoben. Jede Erweiterung unserer Selbste erschafft eine neue menschliche Umgebung und ein völlig neues Set interpersonaler Beziehungen. Die dienstbaren oder schädlichen Umgebungen (sie sind komplementär / einander ergänzend), die durch diese Erweiterungen unserer Körper erschaffen wurden, sättigen unsere Sinne und sind doch unsichtbar. Jede neue Technologie verändert so die menschliche Verzerrung der Sinneswahrnehmungen, neue Gebiete der Wahrnehmung und neue Gebiete der Blindheit erschaffend. Dies trifft sowohl für die Kleidung, für das Alphabet wie für das Radio zu.“

            Noch vor wenigen Jahrzehnten hätte es eine mediale Aufregung wie um die Kufiye-Krippe kaum geben können. Nun wird auch diese Entgleisung leider in die Mediengeschichte der Kirche ⛪️ und dieses Papstes eingehen.

            Medien verbinden uns alle mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukünften.

      • “…– gleichwohl zeigt dies, wer bei ihm Zutritt und Zugriff auch auf das Innerste der Symbole und Liturgien hat….”

        Dazu muss man aber auch fairerweise sagen, dass diese Krippe nicht im Petersdom steht, und es ist auch nicht die auf dem Petersplatz prominent aufgestellte Krippe des Vatikan (in die der Papst am Heiligabend am Ende der Liturgie das Christkind legt). So wie ich das verstanden habe, war das Teil einer Ausstellung in der Audienzhalle mit mehreren Darstellungen.

        • Ja, @Hans – und wir dürfen uns sicher sein, dass sich gerade viele graue Häupter darüber empören, wie mensch „den Papst im Vatikan so vorführen“ konnte.

          Schon wieder hat die römische Kurie mitten im Krieg den interreligiösen Dialog und die Friedensarbeit beschädigt. Hätte sich Papst Franziskus zuvor deutlich gegen den Terror der Hamas und für die Freilassung aller Geiseln geäußert, so wäre der symbolische Schaden geringer gewesen.

  12. Der Glaube ist das eine, die Wissenschaft das andere. In beiden jedoch sollte es keinen Zweifel darüber geben, dass Jesus und Maria jüdisch waren.

    Dieses Tuch ist zutiefst politisch. Es hat in der Weihnachtskrippe keinen Platz. Mich wundert es, dass dies im Vatikan keinem “aufgefallen” ist, um es vorsichtig zu formulieren. Ein Papst, der das offenbar auch nicht erkennt, richtet Schaden an.

    Aber es schafft auch ein vermeidbares Problem zwischen Christen und Juden. Da ich evangelisch bin, ist der Papst für mich nicht zuständig. Dennoch empfinde ich Scham.

    • Vielen Dank, @Marie H.

      Und, ja, so ist es. Ganz ebenso wie die Politik, das Recht, das Finanzwesen, viele Kunstformen, der Journalismus und auch die Wissenschaft haben religiöse Oberhäupter vor allem eine Aufgabe – sie sollen je Disziplin-spezifische und dabei wirkungs- und sinnvolle Medien produzieren: Worte, Bilder, Symbole, Texte. “They all have one job!”

      Wenn hier ein Papst und der Vatikan wiederholt und immer wieder auch juden- und wissenschaftsfeindlich danebengreifen, dann ist das also kein Nebenthema, sondern schlimm und schädlich. Die historischen Wissenschaften und auch die Antisemitismusforschung sind ja schließlich keine geheimen Esoteriken, sondern allen Menschen guten Willens längst zugänglich. Nach dem Hamas-Terrormassaker des 7. Oktober 2023 schmerzt das mediale Versagen aus Rom besonders – und ich fürchte, mit weiteren Folgen.

  13. Ja, Jesus und Maria waren jüdisch. Was denn sonst?

    Ja, was sollten sie auch sonst sein? Joseph war Jude, Maria war Jüdin, so wurde ihr Sohn Jesus/Jeschua/Ἰησοῦς dann auch jüdisch aufgezogen. Danach hat dann ein Leben als jüdischer Wanderprediger geführt und am Ende wurde er als Jude ans Kreuz geschlagen.

    Das ist logisches Einmaleins.

    • Vielen lieben Dank, @RPGNo1 – genau so ist es!

      Gerne nehme ich Ihren Druko auch zum Anlass, mal mit Perplexity.ai zu erklären, warum einige (wie ich) den hebräischen Namen Jehoschua für Jesus bevorzugen, während Sie gerade von Jeschua geschrieben haben. Es geht beides, ist eine Stilfrage:

      Die Verwendung der Namen Jehoschua und Jeschua für Jesus hat sowohl sprachliche als auch historische Gründe:

      ## Sprachliche Entwicklung

      **Jehoschua** (יְהוֹשֻׁעַ) ist die ursprüngliche, längere hebräische Form des Namens. Sie bedeutet “Jahwe ist die Rettung” oder “Jahwe rettet”[4]. Diese Form enthält den vollständigen Gottesnamen JHWH[4].

      **Jeschua** (ישוע) ist eine verkürzte Form von Jehoschua, die während der Zeit des Zweiten Tempels in Gebrauch kam[4]. Diese Verkürzung war Teil eines allgemeinen sprachlichen Trends im Hebräischen jener Zeit[4].

      ## Historischer Kontext

      – **Alttestamentlicher Gebrauch**: Der Name Jehoschua wurde von biblischen Figuren wie Josua, dem Nachfolger Moses, getragen[4].

      – **Neutestamentliche Zeit**: In der Zeit Jesu war wahrscheinlich die verkürzte Form Jeschua gebräuchlicher[4]. Dies ist vermutlich der Name, der für Jesus in seinem unmittelbaren kulturellen Umfeld verwendet wurde.

      ## Theologische Implikationen

      Beide Namensformen tragen die gleiche grundlegende Bedeutung und theologische Aussage:

      – Sie verkünden das rettende Handeln Gottes[4].
      – Sie stellen eine Verbindung zwischen Jesus und dem Gott des Alten Testaments her[4].

      ## Moderne Verwendung

      **Jehoschua**: Wird oft von denjenigen verwendet, die die vollständige, ursprüngliche hebräische Form betonen möchten.
      **Jeschua**: Wird häufiger gebraucht, da es wahrscheinlich näher an der Form ist, die zur Zeit Jesu üblich war.

      Die Wahl zwischen Jehoschua und Jeschua hängt oft von persönlichen Präferenzen, theologischen Überzeugungen oder dem Wunsch nach historischer Genauigkeit ab. Beide Formen sind korrekt und reflektieren unterschiedliche Aspekte der sprachlichen und historischen Entwicklung des Namens Jesu.

      Citations:
      [1] https://christianpure.com/de/learn/jesus-vs-joshua-name-mysteries/
      [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_Christus
      [3] https://www.namengottes.ch/de/49/der-herr-rettet
      [4] https://christianpure.com/de/learn/jesus-hebrew-name-origin/
      [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Jehoschua
      [6] https://christianpure.com/de/learn/bible-mysteries-why-is-yeshua-called-jesus/
      [7] https://www.geistlicher-felsen.de/jesus-oder-jeschua-welcher-name-ist-der-richtige/
      [8] https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschu
      [9] https://menora-bibel.jimdofree.com/fakten-zur-bibel/namen-zahlenwerte-nt/888/

      • Ich habe Jeschua ohne jeden Hintergedanken schlicht aus der Wikipedia “geklaut”. 😉

        Denn ich besitze zwar Latinum und Graecum (ohne es je im Beruf gebrauchen zu können 😀), aber kein Hebraicum.

        • Alles gut, @RPGNo1 – die Wikipedia-Crew hat mich vor Kurzem positiv überrascht, als sie einen neuerlichen Übergriff gegen mein Namens-Lemma unterbanden. Denn wie alle anderen Bereiche des Fediversums auch wird auch Wikipedia immer wieder von Trollen & Hatern angegriffen.

          Die Bedeutung und Faszination der Namen hat mich immer wieder bewegt. So heißt auch der Noah-Sohn Schem, deutsch: Sem, auf Hebräisch „Name“. Sems Name ist Name & sogar G‘tt selbst wird im Judentum HaSchem „der Name“ genannt.

          Habe mal ein ganzes KIT-Seminar nur zur Macht der Namen als Medien und Symbole gegeben:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-macht-der-namen-einfuehrungsvortrag-zum-kit-berufs-und-medienethik-seminar-2022/

          Es freut mich wirklich, dass dieser Blogpost hier so viele Menschen erreicht und sowohl die Kenntnisse über die Religionen wie auch über Rabbi Jehoschua / Jeschua vertieft. 🙂

          Danke für die konstruktiven Drukos, @RPGNo1 – die mehrsprachige Bildung hatte gute Wirkung! 🙌✅👍

  14. Den historischen Jesus von Nazareth explizit als Juden zu verstehen, ist gut für uns Christen, weil es unseren Blick auf die jüdischen Wurzeln des Christentums klärt und schärft. Trotzdem ist mein Eindruck, dass sich die Debatte über das Wesen Jesu ein wenig zu sehr in der Vergangenheit verläuft, werter Herr Blume.

    Aktuell bekriegen sich Juden und Palästinenser. Nachdem dieser Krieg verebbt ist, werden die israelischen Juden mindestens eine weitere Generation lang mit militärischer Gewalt über alle Palästinenser zwischen dem Meer und dem Jordan herrschen.

    Wenn der von Israel besetzte Staat Palästina dem Heiligen Stuhl eine Krippe aus Bethlehem schenkt, ist das auch in Deutschland eine ganz gute Gelegenheit für israelbezogene, christliche und jüdische Theologien multiperspektivisch über die sich daraus ergebenden Fragen der Gegenwart nachzudenken.

    • Danke & genau das tun wir hier, @Ludwig: Wir denken darüber nach, warum sich der Vatikan symbolisch in antijüdische Narrative verwickelt, statt glaubwürdig und christlich für Frieden zwischen den Religionen einzutreten.

      Nicht nur laut den Evangelien, auch laut dem Koran wurde Jehoschua / Jesus / Isa schließlich als al-Masih ausdrücklich zu den „Kindern Israels“ entsandt. Und längst hätte auch Papst Franziskus die Hamas zur Freilassung der Geiseln und damit zu einem Ende der Kämpfe aufrufen können. Schade, dass er bisher eher den israelbezogenen Antisemitismus befeuert hat, der gerade auch die palästinensische Bevölkerung in den Abgrund stürzt. Dialog und Frieden gehen anders, meine ich…

  15. @Michael 14.12. 22:13

    „Schade, dass er bisher eher den israelbezogenen Antisemitismus befeuert hat, der gerade auch die palästinensische Bevölkerung in den Abgrund stürzt.“

    Hamas und Hisbolla versuchen offenbar die ganze arabische Welt in den Krieg gegen Israel zu ziehen. Und opfern dafür die eigenen Menschen. So wichtig ist denen die Vernichtung Israels anscheinend.

    Und Israel schlägt mit allen Mitteln zurück. Ich wäre hier weniger aggressiv, aber das ist nicht meine Entscheidung.

    Womöglich findet man auf beiden Seiten, und zusätzlich noch bei evangelikalen Unterstützern aus den USA, auch noch Aspekte, dass man hier auf einen biblischen Endkampf zusteuert, und der Messias dann tatsächlich wiederkommt.

    Der kommt aber nicht.

    Die Palästinenser für sich wissen offenbar nicht so recht, wie sie hier noch leben können. Sich einfach mit den verbliebenen Gebieten zu begnügen, und sich dennoch einfach ein ziviles und florierendes Leben aufzubauen, gelingt offenbar leider nicht. Inzwischen sind nicht nur viele Palästinenser tot, das wenige, was sie hatten, ist inzwischen größtenteils zerstört.

    In der übrigen islamischen Welt sieht es allerdings teilweise auch nicht so viel besser aus. Syrien, Irak, Afganistan und Libyen sind auch größtenteils in Schutt und Asche. Und so richtig florieren tut es nirgends so recht. Da kann Israel rein gar nichts für. Anstatt sich hier einen Sündenbock zu fantasieren sollte man vielleicht mal das eigene Zusammenleben in den Fokus nehmen, und sich was Nachhaltiges selber aufbauen.

    • Lieben Dank & Zustimmung, @Tobias

      Gerne möchte ich mich für die vielen Musliminnen und Muslime verwenden, die mein Buch “Islam in der Krise” gelesen haben. Im Gegensatz zu manchen Befürchtungen waren ihre Reaktionen fast durchweg positiv. Viele dankten ausdrücklich dafür, endlich eine wissenschaftlich nachvollziehbare Erklärung für die anhaltende Krise ihrer Weltreligion erfahren zu haben.

      https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/islam-in-der-krise-010956.html

      Auch deswegen halte ich es für wichtig, den interreligiösen Dialog mit wissenschaftlicher Aufklärung zu verbinden.

  16. Ihre interreligiöse Intention erkenne ich, Herr Blume, nur die konkrete Umsetzung führt mich auf die andere Seite einer Mauer aus wechselseitiger Polemik und Polarisierung.

    Heute, in der Vorweihnachtszeit 2025, liegt Bethlehem nicht in Israel sondern in den von Israel besetzten Palästinensergebieten, aus Sicht der Bundesrepublik Deutschland.

    Oder eben im Staat Palästina aus Sicht des Vatikans. So gesehen, ist die Kufiya auf der Krippe ein nachvollziehbarer Ausdruck palästinensischen Christentums der Gegenwart.

    Aus israelischer Sicht liegt Bethlehem im völkerrechtlich umstrittenen Judäa, wo palästinensische Araber leben, deren nationales Selbstbestimmungsrecht Israel nicht anerkennt.

    Aus fundamentalistischer jüdischer Sicht, im religiösen Zionismus, gilt dort das Gebot alle Teile des historischen Landes Israel in Besitz zu nehmen. Bestimmte Strömungen im christlichen Zionismus unterstützen dies, beispielsweise der designierte US-Botschafter Mike Huckabee.

    Wenn Sie in diesem multiperspektivischen Kontext eine Krippe aus Bethlehem vorrangig israelbezogen, antisemitismuskritisch interpretieren, so verpassen Sie meiner Ansicht nach einige Optionen für eine Theologie der Zweistaatenoption. Und eine gleichberechtigte, binationale Auflösung der Einstaatenrealität wirkt unmöglich.

    Mir ist auch nicht so recht klar, wieso Sie glauben Papst Franziskus hätte sich nicht für die Freilassung der israelischen Hamas-Geiseln eingesetzt und ausgesprochen. Meine Wahrnehmung der Empirie ist anders.

    Womöglich sind diese Dynamiken normal, einfach weil Konflikte rund um nationale und religiöse Identitäten gegensätzliche Wirklichkeiten erschaffen können. Hierzulande genauso wie im Heiligen Land.

    • Danke, @Ludwig – wenn mich Ihr Kommentar auch etwas ratlos seufzend zurücklässt.

      Sie scheinen mich immer noch für einen Theologen zu halten, der Dinge wie eine „Theologie der Zweistaatenoption“ ausarbeiten sollte.

      Nichts liegt mir ferner. Ich bin bewusst kein Theologe, sondern empirisch orientierter Religionswissenschaftler geworden. Mein Paradigma ist jenes der Performativität und nicht mehr des Konstruktivismus. Es gibt sogar einen KI-generierten Song „Performativität“ dazu!

      Mich interessieren weniger abstrakte Gedankengebäude – und aus reichhaltiger Erfahrung auch im Nahen und Mittleren Osten darf ich Ihnen versichern, dass es dort auch keinen weiteren Bedarf an europäischen oder gar deutschen Oberlehrern gibt.

      Unter Dialog verstehe ich den konkreten, medialen Austausch zwischen Menschen. Papst Franziskus und der Vatikan haben dabei zuletzt leider einige Missgriffe produziert und damit weder zum Frieden noch zu einer Zwei-Staaten-Lösung beigetragen.

      Sie, @Ludwig, müssten sich nur entscheiden, ob Sie meine Positionen ehrlich verstehen und in einen wirklichen Dialog eintreten wollten. So hätten Sie längst erfahren können, wo und wie ich mich bereits zur Zwei-Staaten-Friedenslösung geäußert habe.

      Klar können Sie mich auch weiterhin missdeuten, das dient aber niemandem. Ich traue Ihnen das Bessere ohne Zweifel zu. Sie müssten es nur ehrlich wollen.

      Mit den besten Wünschen für einen besinnlichen Adventssonntag!

  17. Schlüsselanhänger mit Hamas-Dreieck, Lebkuchenherzen mit anti-israelischen Parolen

    Auf dem »Antikolonialen Friedensweihnachtsmarkt« einer Darmstädter Gemeinde ist die Solidarität mit Gaza in Antisemitismus umgeschlagen. Nachdem seine eigene Kirche Strafanzeige erstattet hat, entschuldigt sich nun der Pfarrer.

    https://archive.is/H9ixA

    Ich komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Was ist dort so komplett in die Hose gegangen? Hat nicht EIN Mensch sein Hirn eingeschaltet, als er die EInladung geschaltet bzw. seine Erlaubnis für den “Weihnachtsmarkt” erteilt hat?

    Reaktion der EKHN auf einen “antikolonialistischen Friedens- und Weihnachtsmarkt” in der Darmstädter Michaelsgemeinde am 3. Advent 2024. Dort sollen mutmaßlich verbotene Symbole gezeigt und verkauft worden sein, die in Verbindung mit der Terrororganisation Hamas und dem Anzweifeln des Existenzrechts Israels stehen.

    https://www.ekhn.de/themen/presse-medien/pressemitteilungen/stellungnahme-weihnachtsmarkt-der-michaelsgemeinde

    • Ja, @RPGNo1 – wer sich im „antikolonialistischen“ Nord-Süd-Dualismus vom vermeintlich bösen, zionistischen Norden und dem vermeintlich edlen und fehlerfrei unterdrückten, „globalen Süden“ verrannt hat, spürt bald den Antisemitismus und die Menschenverachtung nicht mehr. Es ist immer wieder interessant zu erleben, wie dualistisch und also dumm gerade auch Studierte sein können…

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