Israel, thymotische Religionsdemografie und das säkulare Verebben
Erst vor wenigen Tagen forderte eine UN-Abstimmung mit der großen Mehrheit von 124 Staaten den Rückzug Israels aus “den Palästinensergebieten”. 43 Staaten – darunter Deutschland – enthielten sich. Nur 14 Staaten – darunter Israel selbst und die USA – stimmten dagegen.
Doch, oha, im Kleinstaat Israel mit knapp 10 Millionen Menschen kümmert das wenige. Die Siedlungen im Westjordanland werden weiter ausgebaut, der Krieg gegen die Hamas in Gaza mit vielen zivilen Opfern fortgeführt und es gibt große Unterstützung für die Angriffe der israelischen Armee auf die iranisch-fossil finanzierte Hisbollah im Libanon. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Likud) erklärte dazu gerade:
“Wir warten nicht auf die Bedrohung, wir kommen ihr zuvor – überall, an jeder Front, zu jeder Zeit. Wir eliminieren Offizielle und Terroristen, wir zerstören Raketen – und wir sind noch nicht fertig”
Wie kann das sein?
Nun, der letzte Krieg zwischen Israel und der Hisbollah endete 2006 mit der UN-Resolution 1701 und der UNIFIL-Mission, die u.a. die Entwaffnung der Hisbollah und einen 30 km-Puffer ohne israelische Armee und Hisbollah zwischen dem Litani-Fluss im Libanon überwachen sollte. Und auch diese Resolution wurde nicht durchgesetzt: Ebenso wie die Hamas wurde auch die Hisbollah wieder fossil aufgerüstet, bedrängte die libanesische Armee, andere Parteien und Konfessionen und nahm auch wieder Stellungen südlich des Litani ein. Und seit dem Terrormassaker der zutiefst antisemitischen, sunnitischen Hamas aus Gaza am 7.10.2023 feuert auch die schiitische Terrormiliz Hisbollah aus dem Libanon unermüdlich Raketen auf den Norden Israels, tötete und vertrieb jüdische, christliche, muslimische, drusische u.v.m. Israelis.
Fragen wir uns bitte selbst, ob wir angesichts dieser Situation auf die UN oder auf die eigene Armee vertrauen würden?
Deutschsprachige Einblicke in die israelische Situation und die Diskussion um die Kriege bieten beispielsweise Sarah Cohen-Fantl & Jenny Havemann in ihrem Vodcast “Moin & Shalom”. Sichtbar werden dabei auch die völlig unterschiedlichen Diskurse (“Lebenswelten”) in Israel, Deutschland und der UN.
Israel kämpft und wächst – weil es das demografisch kann
Mir ist bewusst, dass diese Feststellung vielen linken und generell antireligiösen Dualisten nicht gefallen wird, aber die Daten sind nun einmal, wie sie sind: Israel ist die erste Demokratie, die den säkularen Geburtenrückgang des 20. Jahrhunderts hinter sich gelassen hat.
Derzeit liegt die Geburtenrate in Israel um 3 Kinder pro Frau und damit mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Und es sind weiterhin vor allem die jüdischen Ultraorthodoxen (Haredim) und die Nationalreligiösen, die zwischen vier und sechs Kindern das Leben schenken. Selbstverständlich trägt dies auch enorm zum politischen Rechtsruck in der Gesellschaft bei – die säkulare Linke wird demografisch marginalisiert. Aber das erleben wir ja auch in Europa schon.
Die religiöse Demografie innerhalb der israelischen Demokratie, 2017. Screenshot für einen Blogpost: Michael Blume
Bisher allenfalls Thymos-Debatten in Deutschland
Die politische, wirtschaftliche und eben auch militärische Macht der Demografie & insbesondere Religionsdemografie wird in Deutschland noch immer kaum reflektiert. Es gibt bisher nur eine kleine Debatte um den griechisch-antiken, vor allem von Platon geprägten Begriff des Thymos (Lebenskraft, Heldentum, Zorn, Rache). Das Judentum externalisierte ihn im babylonischen Exil vor allem in die Psalmen, das kirchliche Christentum in Beschwörungen von Rache-Apokalypsen, Jüngstem Gericht und Höllenstrafen. Im katholischen Ablaßhandel und calvinistischen Marktglauben wurde der Thymos dann erfolgreich kapitalisiert. Hegel plädierte dafür, ihn in den säkularen Fortschrittsglauben zu integrieren – und so empfehlen wir bis heute zornigen, jungen Menschen, aus ihrer Empörung “doch etwas Konstruktives zu machen”. Vor allem der internationale Marxismus eskalierte dann nochmal die kirchliche Vorlage zu Lehren der Rache-Revolution, Selbstkritik-Tribunalen und Massenhinrichtungen als “Säuberungen”. Doch mit dem demografischen Verebben gingen auch die gewaltbereiten Revolutionäre aus. Heute fürchten die meisten von uns diesen Aspekt der menschlichen Psychologie – bereits Nietzsche schrieb in seiner “Genealogie der Moral” von 1887:
„Aus dem Grunde aller dieser vornehmen Rassen ist das Raubtier, die prachtvolle nach Beute und Sieg lüstern schweifende blonde Bestie nicht zu verkennen; es bedarf für diesen verborgenen Grund von Zeit zu Zeit der Entladung, das Tier muß wieder heraus, muß wieder in die Wildniß zurück; römischer, arabischer, germanischer, japanischer Adel, homerische Helden, skandinavische Wikinger — in diesem Bedürfniß sind sie sich alle gleich. Die vornehmen Rassen sind es, welche den Begriff ‚Barbar‘ auf all den Spuren hinterlassen haben, wo sie gegangen sind.“
Seit Netflix gibt es entsprechende, thymotische Filmheldinnen und -helden aus allen Kulturen (Game of Thrones, Wikinger) im Streaming. Sie sind sehr beliebt, werden aber in der öffentlichen Debatte… ach, Sie wissen schon. Womöglich erreicht der Serienhit Shogun bei Disney+ ja ein paar Leute.
Leonardo.AI-Antwort auf den Prompt “Personification of Thymos”, 23.09.2024, Michael Blume
In den deutschsprachigen Debatten ist der Diskussionsstrang über Demografie & Thymos entsprechend immer noch angstbesetzt und schwach. Sogar Perry Rhodan – inzwischen der längste Serienroman der Welt – wurde und wird im Bildungsbürgertum mit Skepsis und Furcht betrachtet. Blonde Bestien, überall.
Auf der deutschen Linken wird die Bevölkerungsimplosion oft noch immer ökologisch gefeiert und meistens dafür plädiert, den Bevölkerungsrückgang durch humanitäre Zuwanderung zu ersetzen. Dass Mehrheiten auch der jüngeren Generationen dies nicht oder zumindest nicht ausschließlich wollen, sondern gegen weitere Migration nach Rechts und Rechtsaußen wandern, gilt als der eigentliche Skandal. So heißt ein lesenswerter Blogpost der “Gegneranalyse” von 2020 auch zum Thymos-Buch von Peter Sloterdijk (“Zorn und Zeit“, 2006):
“Thymos und heroische Männlichkeit: Von Leo Strauss bis zur AfD”
Der hier als thymotischer Maskulinist angesprochene Leo Strauss (1899 – 1973) war ein rechtskonservativer, deutsch-jüdischer Philosoph, der 1938 in die USA gelang. Er wird an deutschen Universitäten also noch auf Jahrzehnte kaum Zuspruch finden.
Noch kaum demografisch-thymotischer Dialog: Israel, die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union. Solarpunk-Motiv von Michael Blume mit Leonardo.AI
Auf der deutschen, überwiegend säkularen Rechten wiederum dominiert das Altherren-“Modell” Japan – angestrebt wird eine wohlhabende, traditionell-patriarchale und überwiegend nichtreligiöse Gesellschaft allenfalls mit Arbeitszuwanderung, die in Frieden verebben kann. Das japanische Volk schrumpft derzeit um über 2.000 Menschen pro Tag, mit schnell steigender Tendenz. Entsprechend wird in deutsch-rechten Diskursen auch eher die jämmerliche Unterwerfung unter fossile Altherren-Regime wie Putin-Russland und Iran gefordert als die weitere Unterstützung für die Ukraine und für Israel.
Dass etwa der Rechtslibertäre Elon Musk nicht nur antisemitische Soros-Invasion-Verschwörungsmythen verbreitete, sondern sich auch drei Wochen nach dem Hamas-Terrormassaker vom 7.10.2023 mit der brutalen Theokratie im Iran solidarisierte, führte kaum zu rechter oder liberaler Kritik aus Deutschland. Die deutsche Rechte ist nicht thymotisch, sondern ebenso kinderarm und wohlstandsverwöhnt wie die von ihnen fantasierten “Linksgrünversifften”. Mit drei Kindern einer deutsch-türkischen und christlich-islamischen Familie, von denen ein Sohn gerade ein freiwilliges Jahr bei der Bundeswehr gedient hat, gelte ich auch unter deutschen Rechten als Exot, wenn nicht gar als gefährlich. Danke dafür! 🙂
Die (religions-)demografische Lage in Deutschland ist ernst. Screenshot: Michael Blume
Aber auch das europäische Christentum ist von einer thymotisch-demografischen Renaissance noch weit entfernt. Zwar haben etwa die tapferen, vor allem katholischen Eichsfelder in Thüringen den AfD-Flügelmann Björn Höcke zwei Mal abgewehrt, aber darüber schreibt der säkulare, deutsche Feuilleton ungerne. Kinderreiche Protestanten gelten in linksdualistischen Kreisen schnell als “evangelikal”, also USA, also böse. Und säkulare Rechtsdualisten empören sich, dass Christinnen und Christen oft über ethnische oder auch religiöse Grenzen hinweg heiraten. Die ethnische und religiöse Vielfalt in Israel ertragen sie nicht.
Etwas zugespitzt hadert am Anfang des 21. Jahrhunderts die deutschsprachige, katholische Publizistik weiterhin mit der Fortpflanzung und die deutschsprachige, evangelische Publizistik mit der Existenz von Männern. Selbst Themen wie das häufige Schulversagen von Jungen (mit und ohne Migrationsgeschichte) “erweichen” die Verdrängung der thymotischen Bedürfnisse von Kindern bisher kaum. Eindrucksvoll zu infantilem Relativismus und juvenilem Dualismus das neue Lied “Kinder können fies sein” von Jassin.
Kinderreiche religiöse und auch interreligiöse Familien gibt es zwar auch in Europa, wir spielen aber in den öffentlichen Diskussionen bisher kaum eine Rolle. Unsere bloße Existenz stellt die vorherrschenden Diskurse in Frage. Viele meinen, es sollte uns eigentlich gar nicht mehr geben. Und auch das haben wir mit Israel gemeinsam.
Eine prall gefüllte Analyse von Gesellschaften. Ein gnadenloser Rundumschlag. So empfinde ich es.
Wie aber sollen Gesellschaften die genannten Probleme lösen?
Ich greife den Punkt mit dem “häufigen Schulversagen von Jungs” auf. Aus der Schulzeit meiner Kinder kenne ich die Diskussion, dass Jungs nicht mehr Jungs sein dürfen. Was auch immer das heißt. Und ja, Kinder können grausam sein.
Aus der ehemaligen Klasse am Gymnasium meines K1 haben überdurchschnittlich viele das Studium der Rechtswissenschaft gewählt. Jungs und Mädchen, die Opfer von Mobbing waren. Hey, habt Euch nicht so!
Irgendwie fühlt sich dieser Blogpost von Ihnen wie ein Schlag in die Magengrube an.
Was erwarten Sie denn von meinen Kindern? Beide studieren, beide arbeiten. Ich freue mich über meine Kinder genauso wie Sie sich über Ihre freuen. Ist es ein Versagen “nur” zwei Kinder zu haben?
Wenn ich die letzten Zeilen des Blogposts lese, beschleicht mich der Verdacht, dass wir Gegner sind. Weil Sie meinen, dass ich meinen könnte, dass es Familien wie Ihre nicht geben dürfe.
Nun, es gibt Menschen, die meinen, dass es uns Drei nicht geben dürfe.
So langsam habe ich den Eindruck, es geht nicht mehr um ein Miteinander. Nur noch jeder gegen jeden.
Ich nehme das so hin. Ich jammere nicht und beklage mich nicht. Aber ich habe auch nicht mehr die Kraft zu kämpfen.
Das Leben geht weiter.
Vielen Dank für Ihren wieder sehr engagierten Post, @Marie H.! Dies sagt mir deutlich mehr zu als das Klagen über den allgemeinen Niedergang. Denn wenn unsere Gesellschaft derzeit auch demografisch implodiert, muss das für die Menschheit ja noch nicht viel heißen.
Wenn ich es mir wünschen könnte, dann würde auch dieser “Rundumschlag” als Ermutigung gelesen, die eigenen Annahmen zu überprüfen. Die deutschsprachigen Diskurse nähern sich bislang nur in Trippelschritten der harten Realität an – auch mangels Kindern verlieren wir an Wirtschafts- und Integrationskraft sowie an politischem und militärischem Gewicht. Viele Deutsche sehen zwar an Frankreich und Großbritannien, wie schwer der Abschied von früherer Größe ist, reagieren aber selbst darauf nur mit dem Rückzug ins Private. Das finde ich falsch und, ja, feige.
Was erwarten Sie denn von meinen Kindern? Beide studieren, beide arbeiten. Ich freue mich über meine Kinder genauso wie Sie sich über Ihre freuen. Ist es ein Versagen “nur” zwei Kinder zu haben?
Oh, ich freue mich für Sie und Ihre Kinder! Mein Plädoyer geht doch gerade dafür, die enormen Lebens- und Bildungsleistungen in Familien anzuerkennen. Warum sollten da zwei Kinder ein “Versagen” sein?
Wenn ich es mir wünschen würde, würde ich mir für Deutschland eine Geburtenrate um 1,8 wünschen. Dann würden wir immer noch in jeder Generation um acht bis zehn Millionen Menschen schrumpfen, aber dies könnte m.E. durch Zuwanderung und Integration gut ausgeglichen werden. Erst unter 1,6 sehe ich da eine Überforderung.
Wenn ich die letzten Zeilen des Blogposts lese, beschleicht mich der Verdacht, dass wir Gegner sind. Weil Sie meinen, dass ich meinen könnte, dass es Familien wie Ihre nicht geben dürfe.
Nun, es gibt Menschen, die meinen, dass es uns Drei nicht geben dürfe.
Also, ich hatte Sie nie in “Verdacht“, unsere Existenz in Frage zu stellen – und tue das selbstverständlich auch umgekehrt nicht. Unter den täglichen Hassmails gegen meine Familie und mich war – soweit ich weiß – noch nie eine Hassnachricht von Ihnen dabei.
Das Blogportal “Achse des Guten”, das sich ja gerne als Ort der Meinungsfreiheit präsentiert, versuchte mir einmal durch zwei Gerichtsinstanzen hindurch die Aussage zu verbieten:
„Auch der Zentralrat der Juden, meine Familie und ich sind über dieses Portal oft persönlich verhöhnt, ja angegriffen worden“
Doch der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg hat dazu ein klares und letztinstanzliches Urteil gefällt:
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.urteil-in-mannheim-rechter-blog-scheitert-vor-gericht.d4eab64c-5502-4a8c-b27e-432858eb1dbe.html
Später wurde ich auf einer Collage auf Achgut mit einem gelben Judenstern auf der Brust markiert:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mit-gelbem-juden-stern-markiert-als-superman-bildmontage-im-filmmengen-paradox/
Das, liebe @Marie H., ist die Art von digitalen Übergriffen, gegen die ich Haltung zeige. Menschen wie Sie und Familien wie Ihre empfinde ich als ermutigend und freue mich über Ihre Beiträge. 😊🙏
Danke für die Antwort.
Ich will Ihnen auch nicht widersprechen, wenn Sie den Rückzug ins Private kritisieren. Mir wäre es auch lieber, ich könnte mich noch engagieren. Aber heute ist so ein Tag, an dem mir meine körperlichen Grenzen aufgezeigt werden. Das macht etwas mit einem Menschen.
Ob meine Kinder eigene Kinder haben werden, weiß ich nicht. Momentan sieht es nicht danach aus. Aber nicht, weil sie keine Kinder wollen. Es ist leider immer noch schwierig, Betreuungsplätze für Kinder zu finden. Wer heute in die Berufstätigkeit einsteigt, muss durchgehend, vermutlich bis 70, arbeiten, um eine bescheidene Rente zu bekommen. Eine längere Pause wegen der Kinder kann sich heute keiner mehr leisten. Hinzu kommt, dass viele Menschen Eltern oder Großeltern zuhause pflegen. Zusätzlich zu einem Job!
Ich gehöre nicht zu denen, die ihre Mitmenschen bedrohen!
Mir wäre es sehr viel wohler, wenn wir politische Diskussionen in unserem Land unter den demokratischen Parteien noch führen könnten. Mich hat es heute sehr erschreckt, dass der bayerische MP in Richtung CDU geäußert hat, er werde sein Veto gegen eine Zusammenarbeit mit den Grünen einlegen. Außerdem kritisiert er die CDU MPs, die eine Koalition mit den Grünen eingegangen sind. Wir brauchen für die Zukunft unseres Landes sinnvolle Dialoge und keine Kraftmeierei. Gilt für die Politik allgemein!
Ich wünsche mir, dass diese Erde auch den Generationen nach uns noch eine Heimat sein kann. Dass wir die Schöpfung respektieren.
Dankbar wäre ich, wenn wir es schaffen würden, dass Lebensleistungen anerkannt werden und die junge Generation ihr eigenes Leben so leben kann wie sie sich das vorstellen. Es ist ja leider mittlerweile in Mode gekommen, den Menschen zu unterstellen, sie wollten nichts mehr arbeiten. So kritisierte Miroslav Klose die Generation Z im Focus oder Felix Magath bei Waldemar Hartmann. So kommen wir nicht weiter.
Patentrezepte für die Lösung aller Probleme gibt es keine. Nicht mehr miteinander nach Lösungen zu suchen, wäre eine Katastrophe.
Vielen Dank, @Marie H. 🙏
Und wie Sie wissen, achte ich auch die Partei der Grünen sehr und empfinde manche Aussagen des bayerischen Ministerpräsidenten dazu als unpassend – zumal er mit den Freien Wählern durchaus problematische Koalitionspartner in die Regierung nehmen ließ.
Obgleich Christdemokrat, war und ist es für mich selbstverständlich, immer wieder auch Veranstaltungen mit Grünen wahrzunehmen. Für meine Rede bei der grünen Landesdelegiertenkonferenz in Weingarten erhielt ich sogar Standing Ovations!
https://www.staatsanzeiger.de/nachrichten/politik-und-verwaltung/antisemitismus-bekaempft-man-entweder-ueberall-oder-man-bekaempft-ihn-gar-nicht/
Und wie Sie bereits sagten: In Baden-Württemberg und mehreren anderen Ländern wie Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein koalieren Christdemokraten und Grüne erfolgreich miteinander. Aus meiner Sicht sollten demokratische Parteien zueinander immer koalitionsfähig sein, schließlich geht es in demokratischer Politik immer auch um die Übernahme von Verantwortung.
Und, ja, wer wirklich mehr Kinder erreichen möchte, sollte den jungen Menschen nicht noch mehr Vorschriften machen, sondern Familien durch bessere Betreuungs- und Bildungsangebote, ÖPNV und eine familienfreundliche Kultur unterstützen. Wer nicht mit den Lebensbedürfnissen der jungen Menschen geht, landet auch demografisch in der sog. Traditionalismusfalle wie etwa Japan, Italien, Polen usw.
Perplexity.ai dazu:
Die Traditionalismusfalle senkt die Geburtenrate in traditionalistischen Staaten aus mehreren Gründen:
## Unvereinbarkeit von Tradition und modernen Lebensrealitäten
1. **Veraltete Familienstrukturen**: Traditionelle Familienmodelle, wie z.B. der männliche Alleinverdiener, sind in modernen Volkswirtschaften oft nicht mehr praktikabel.
2. **Mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf**: Besonders Frauen werden vor die Wahl zwischen Karriere und Kindern gestellt, was oft zu einem Verzicht auf Kinder führt.
## Wirtschaftliche Faktoren
3. **Hohe Lebenshaltungskosten**: In Großstädten reicht ein Einkommen oft nicht mehr aus, um eine Familie zu ernähren.
4. **Fehlende staatliche Unterstützung**: Traditionelle Staaten investieren häufig weniger in familienfreundliche Infrastruktur und Sozialpolitik.
## Gesellschaftlicher Wandel
5. **Bildung und Emanzipation**: Besonders Frauen haben durch bessere Bildung mehr Möglichkeiten jenseits der traditionellen Mutterrolle.
6. **Urbanisierung**: In Städten sind traditionelle Familienstrukturen schwerer aufrechtzuerhalten.
## Demografische Auswirkungen
7. **Abwanderung junger Menschen**: Jüngere, oft gebildetere Menschen verlassen traditionelle Gesellschaften, was den Effekt verstärkt.
8. **Überalterung**: Die verbleibende Bevölkerung wird im Durchschnitt älter, was wiederum traditionalistische Tendenzen verstärkt.
## Politische Folgen
9. **Verstärkung traditionalistischer Politik**: Als Reaktion auf sinkende Geburtenraten werden oft noch restriktivere Maßnahmen ergriffen, die den Effekt paradoxerweise verstärken.
10. **Mangelnde Anpassungsfähigkeit**: Traditionalistische Regierungen sind oft weniger flexibel in der Anpassung ihrer Familienpolitik an moderne Bedürfnisse.
Die Traditionalismusfalle entsteht also, wenn traditionelle Werte und Strukturen mit den Anforderungen moderner Gesellschaften kollidieren. Statt die Geburtenrate zu erhöhen, führt dies oft zu einem noch stärkeren Rückgang, da die Menschen keine praktikablen Wege finden, Tradition und moderne Lebensrealitäten zu vereinbaren.
Citations:
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ueberleben-in-arche-staedten-hitzetod-wasserkrise-in-indien-geburtenrueckgang-in-afrika/
[2] https://www.deutschlandfunk.de/religion-und-demografie-lasst-uns-wegkommen-von-angst-und-100.html
[3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/minus-zweitausend-pro-tag-japans-traditionalismusfalle-und-bevoelkerungsimplosion/
[4] https://www.mena-watch.com/der-geburten-jihad-faellt-aus/
[5] https://wadi-online.de/2018/01/30/der-geburten-jihad-faellt-aus/
[6] https://www.mdr.de/wissen/psychologie-sozialwissenschaften/geburtenrate-weltbevoelkerung-geburten-rueckgang-demografie-100.html
[7] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-demografische-traditionalismusfalle-und-warum-thilo-sarrazin-schummeln-musste-n-tv-4/
Ein wahrhaft weiter Bogen, den du da spannst.
Den Begriff des “Thymos” kannte ich noch nicht, was nicht heißt, dass ich mir darüber nicht schon Gedanken gemacht hätte. Im Gegenteil: Es macht mich oft traurig, wenn ich sehe, dass meine Kinder in einem Land heranwachsen, das sich mit seinem schleichenden Niedergang entweder abgefunden hat oder mit blinder Abwehr allen Fremdens reagiert.
So sehr ich Frau Merkel spätestens nach dem Ende der Finanzkrise für eine absolute Fehlbesetzung als Kanzlerin gehalten habe (obwohl ihr Nachfolger sie in punkto Politikvermeidung noch mal um Längen schlägt), habe ich ihr “wir schaffen das” als sehr inspirierend und bedeutend empfunden, nicht nur im Umgang mit der europäischen Flüchtlingskrise, sondern auch als allgemeine Aufforderung, Herausforderungen mutig anzugehen.
Die Mehrheit unserer Landsleute sah das anscheinend nicht so.
Ja, liebe @Mina – leider wurden und werden bei uns demografische Debatten noch immer gar nicht oder eben nur verkürzt als Thema der Wirtschaft (Arbeitskräftemangel, Rentenkassen, Pflegebedarf) geführt. Die Thymos-Debatten sind, soweit ich sehen kann, bisher der einzige Diskursbereich, in dem linke und rechte Argumente dazu überhaupt auf einem gewissen Niveau ausgetauscht werden. Und selbst das bislang nur von sehr wenigen. Deswegen dieser Blogpost.
Denn die Leidtragenden davon sind dann neben der Außenpolitik vor allem die Jüngeren, denen wir eine veraltete Wirtschaft, kaputtgesparte Infrastruktur und marode Rentenkassen zu hinterlassen drohen. So schreibt der Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung auf seiner Homepage aktuell sehr klar:
“In Deutschland wird der stärkste Alterungsschub in den nächsten 15 Jahren stattfinden. Daher müssen die langfristig wirkenden Reformen ergänzt werden durch Maßnahmen, die bereits in der kurzen Frist wirken. Das Sicherungsniveau festzuschreiben, wie es die Bundesregierung aktuell plant, ist keine nachhaltige Lösung, sondern verstärkt den absehbaren Anstieg der Beitragssätze noch. Dies verschärft den Verteilungskonflikt zwischen Rentenbeziehenden und Beitragszahlenden. Die Lasten der alternden Gesellschaft müssen zwischen sowie innerhalb dieser beiden Gruppen fairer geteilt werden. Eine Kombination verschiedener Maßnahmen ist dabei unverzichtbar.
„Keine einzelne Reformoption reicht aus, um die Finanzierungsprobleme der GRV zu lösen. Durch eine Bündelung von verschiedenen Einzelmaßnahmen lassen sich ihre Stärken kombinieren und soziale Härten vermeiden“, erläutert Martin Werding, Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft.”
https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/jahresgutachten-2023-pressemitteilung/kapitel-5.html
Doch obwohl wir gerade Landtagswahlen in drei schnell schrumpfenden Bundesländern – Sachsen, Thüringen und Brandenburg – hatten, habe ich eine ehrliche Debatte dazu nicht erlebt. Und das ist eben m.E. nicht die Schuld von irgendwelchen Verschwörern, sondern von allen Deutschen, die über ein “für Ausländer” und “gegen Ausländer” im Internet nicht hinauskommen. Solange die meisten Deutschen zu feige sind, demografischen Fragen ehrlich zu thematisieren, bekommen wir eben eine kurzfristige Politik auf Kosten der Zukunft. Ob sich das ändert, liegt an uns allen.
Daher von mir wirklich herzlichen Dank für das Interesse und den konstruktiven Kommentar! 🙏
Tatsächlich ist der Einbruch der Geburtenrate um 15% allein in den letzten drei Jahren nicht anders als dramatisch zu nennen, aber es scheint niemanden zu kümmern. Wenn wir nicht aufpassen, haben wir in ein paar Jahren ostasiatische Verhältnisse.
Genau so, @Mina – und ein zu schneller Rückgang der Geburtenzahlen ist übrigens auch ein Problem für gelingende Integration. Ich bin ja Teil einer deutsch-türkischen Familie und kenne die Klage vieler Zugewanderter, dass ihre eigenen Kinder kaum noch einheimische Freundinnen und Freunde kennenlernen würden. Wo es dauerhaft an Kindern mangelt, “entmischen” sich die Milieus und es entstehen weniger Freundschaften, Beziehungen, verbindende Familien usw.
Deswegen fand ich auch die starken, vielfältigen Reden beim US-demokratischen Parteikongress in Chicago so ermutigend:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-koennen-deutsche-politiker-nur-nicht-reden-wie-kamala-harris-die-obamas/
Wenn wir Kinder und Familien nicht mehr auch positiv vermitteln können, geben wir nicht nur unsere eigene Zukunft auf.
Einen wundervollen Tag werter Mitmensch 🙂
Es ist beeindruckend wie schnell aus den vielen verschiedenen Kommentaren und Fragen wieder neue Blogposts werden! Da werden ganz schön viele Ideen und Gedanken aufgezogen 🙂
Gerade die Demografie macht ja einen ganz entscheidenden Punkt in einem jeden Modell das die Menschheit entwickelt. Wenn etwas existiert, aber nicht genug nachkommen erzeugt, stirbt es aus. Ende im Gelände. Anscheinend haben ja Städte und Megametropolen da ganz große Auswirkungen darauf. In Äthiopien liegt in der Hauptstadt die Geburtenrate bei 1,4 pro Frau, im restlichen Land zwischen 6-7! Entwurzelte Menschen die in einer Konsum und Leistungsgesellschaft leben (ausdrücklich sind dabei auch Kommunistisch und sozialistische Staaten genannt!) kriegen wohl nicht mehr genug Kinder. Eben wohl deswegen weil das Umfeld negativ darauf auswirkt, Sexuell gesehen ist der Mensch ja immer noch aktiv und Fleißig.
Ich habe dabei auch immer die Vorstellung gehabt das jetzt Kinderreiche Familien immer die Kinderarmen Segmente füttern. So treten ja Ultraorthodoxe und nationalreligiöse auch immer wieder aus und schließen sich säkulären und liberalen Strömungen an die wiederum wenig Kindereich sind. Oder wie es beim Katholizismus wohl vorkommt, man hat zwar viele Orden und Geistliche die aktiv keine familiengründen, doch ihre Existenz und Arbeit bedingt den Kinderreichtum der “normalen” Menschen.
Ich finde ja das Experiment “Universum 25” von Callaghan (hoffentlich habe ich ihn jetzt richtig geschrieben!) dabei sehr interessant. Der Himmel kann sehr schnell auch das ende bedeuten 🙂
Leider Gottes finde ich Rezensionen zu diesem Experiment in erster Linie bei irgendwelchen, fragwürdigen Verschwörungstypen die daraus ganz krude Schlüsse ziehen. (Der Staat versucht dich auszurotten, um daraus Profit zu schlagen, obwohl er verschwindet, wenn du nicht mehr da bist um Profit zu generieren weil das seien Lebensgrundlage zerstört. Manchmal glaube ich, die denken einfach nicht richtig aus :/ )
Es zeigt ja gerade, wie sehr man sich auch um die vielen teile der Bevölkerung kümmern muss und wie sehr man eben auch Opfer von denkfallen wird, wo etwas die Norm ist. Vertrete auch in meinem Umfeld immer wieder Christliche katholische Standpunkte oder fange über ewige Vorurteile zu streiten an die gerne als unumstößlich wahrgenommen werden. Man wird dann zwar gerne als leicht behinderter (darf ich das so schreiben?) Sonderling angesehen (Religiöse müssen ja Blöd sein), aber ich habe dadurch auch immer wieder erlebt das eben durch dieses gegeneinanderstoßen eben auch Denkanstöße entstehen.
Finde auch die zum teil harten Sätze, Frau Marie H. sagte ja treffend ein Magengrubenschlag, auch passend. Diskussion und Gesprächskulturen beinhalten auch das Streiten, das Emotionale und Wilde. das heißt nicht das ich aggressiv vorgehen muss, aber mit einer Kraft und Entschlossenheit die den Willen zeigt, der dahintersteckt.
Vielen Dank für das Interesse und den starken Druko, @Berthold Forster!
“Es ist beeindruckend wie schnell aus den vielen verschiedenen Kommentaren und Fragen wieder neue Blogposts werden! Da werden ganz schön viele Ideen und Gedanken aufgezogen 🙂”
Lieben Dank, wobei es ganz so einfach natürlich nicht ist. Ich bearbeite gerade das Thema Religionsdemografie nun seit knapp 20 Jahren, habe dazu auch geforscht, publiziert und gebloggt (seit 2008). Wenn ich dann merke – oh, die Thymos-Debatte läuft, dann kann ich darauf dann auch reagieren, vgl. hier ein früher Artikel mit pdf-Publikation, Tonnen von Daten und aber nur 26 Kommentaren von 2008:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gretchenfrage-sind-religi-se-frauen-dumm/
“Gerade die Demografie macht ja einen ganz entscheidenden Punkt in einem jeden Modell das die Menschheit entwickelt. Wenn etwas existiert, aber nicht genug nachkommen erzeugt, stirbt es aus. Ende im Gelände. Anscheinend haben ja Städte und Megametropolen da ganz große Auswirkungen darauf. In Äthiopien liegt in der Hauptstadt die Geburtenrate bei 1,4 pro Frau, im restlichen Land zwischen 6-7! Entwurzelte Menschen die in einer Konsum und Leistungsgesellschaft leben (ausdrücklich sind dabei auch Kommunistisch und sozialistische Staaten genannt!) kriegen wohl nicht mehr genug Kinder. Eben wohl deswegen weil das Umfeld negativ darauf auswirkt, Sexuell gesehen ist der Mensch ja immer noch aktiv und Fleißig.”
Oh ja, ich erinnere mich noch gut an den kleinen Schock beim Betrachten der Stadt-Land-Daten aus der Türkei, hatte dazu auch Grafiken gebastelt. Hier, von 2014, immerhin 325 (!) Kommentare:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-anthropodizee-frage-wer-himmel/
“Ich habe dabei auch immer die Vorstellung gehabt das jetzt Kinderreiche Familien immer die Kinderarmen Segmente füttern. So treten ja Ultraorthodoxe und nationalreligiöse auch immer wieder aus und schließen sich säkulären und liberalen Strömungen an die wiederum wenig Kindereich sind. Oder wie es beim Katholizismus wohl vorkommt, man hat zwar viele Orden und Geistliche die aktiv keine familiengründen, doch ihre Existenz und Arbeit bedingt den Kinderreichtum der “normalen” Menschen.”
Wir haben sogar in Dresden eine Gemeinde von Aussteigern aus der israelischen Ultraorthodoxie, weil diese oft Judendeutsch (Jiddisch) sprechen und in Deutschland ohne hohe Studiengebühren studieren können!
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/einst-ultraorthodox-der-liberal-chassidische-rabbiner-akiva-weingarten-in-dresden-und-basel/
Wenn die deutsche Öffentlichkeit stärker interessiert wäre, ließe sich gerade auch am jüdischen Leben viel lernen.
“Ich finde ja das Experiment “Universum 25” von Callaghan (hoffentlich habe ich ihn jetzt richtig geschrieben!) dabei sehr interessant. Der Himmel kann sehr schnell auch das ende bedeuten 🙂”
Gemeint ist wohl das Universe 25-Mäuseexperiment von John Calhoun. Ja, das ist super-interessant, hat aber natürlich vor allem die antinatalen Diskussionen befeuert. Ich treffe immer noch auf Leute, die ernsthaft glauben, in der Europäischen Union gebe es “Überbevölkerung”! Werde unten eine Perplexity-Anfrage dazu einstellen.
“Leider Gottes finde ich Rezensionen zu diesem Experiment in erster Linie bei irgendwelchen, fragwürdigen Verschwörungstypen die daraus ganz krude Schlüsse ziehen. (Der Staat versucht dich auszurotten, um daraus Profit zu schlagen, obwohl er verschwindet, wenn du nicht mehr da bist um Profit zu generieren weil das seien Lebensgrundlage zerstört. Manchmal glaube ich, die denken einfach nicht richtig aus :/ )”
Ja, Verschwörungsmythen reduzieren die enorme Komplexität der realen Welt auf simple Freund-Feind-Erzählungen (feindseliger Dualismus). Und selbstverständlich sind Beobachtungen an Mäusepopulationen vor 40 Jahren interessant, aus ihnen lassen sich aber keine direkten Schlüsse auf menschliches Verhalten ziehen. Die menschliche Demografie gehört in den Bereich der Entscheidungen, also der Kultur- und Geisteswissenschaften, und hat nur noch mittelbar mit Biologie zu tun.
“Es zeigt ja gerade, wie sehr man sich auch um die vielen teile der Bevölkerung kümmern muss und wie sehr man eben auch Opfer von denkfallen wird, wo etwas die Norm ist. Vertrete auch in meinem Umfeld immer wieder Christliche katholische Standpunkte oder fange über ewige Vorurteile zu streiten an die gerne als unumstößlich wahrgenommen werden. Man wird dann zwar gerne als leicht behinderter (darf ich das so schreiben?) Sonderling angesehen (Religiöse müssen ja Blöd sein), aber ich habe dadurch auch immer wieder erlebt das eben durch dieses gegeneinanderstoßen eben auch Denkanstöße entstehen.”
Auch das kann ich – leider – bestätigen. Ich habe mich damals als junger Mann bewusst evangelisch taufen lassen, weil ich mit dem Zwangszölibat und der Diskriminierung von Frauen in der römisch-katholischen Kirche nichts anfangen konnte. Aber es ist und bleibt eine bewundernswert große Kirche mit einer enormen Wirkung auf die gesamte Menschheitsgeschichte – und ich bin wirklich entsetzt, wie viele dumme und fiese Vorurteile über katholische Christinnen und Christen verbreitet werden!
2011 wurde ich übrigens vom Vatikan zu einem Bloggertreffen nach Rom eingeladen und bin auch hingefahren:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/erster-r-ckblick-aus-dem-bloggertreffen-beim-vatikan/
“Finde auch die zum teil harten Sätze, Frau Marie H. sagte ja treffend ein Magengrubenschlag, auch passend. Diskussion und Gesprächskulturen beinhalten auch das Streiten, das Emotionale und Wilde. das heißt nicht das ich aggressiv vorgehen muss, aber mit einer Kraft und Entschlossenheit die den Willen zeigt, der dahintersteckt.”
Es tut mir wirklich Leid, dass das Präsentieren von wissenschaftlichen Daten und Themen auch klugen und interessierten Menschen buchstäblich körperliche Schmerzen bereitet! Ich würde das gerne vermeiden, aber es betrifft natürlich auch Menschen, die z.B. die globale Erhitzung und Klimakrise leugnen. Wann immer wir auf wissenschaftliche Befunde treffen, die unseren bisherigen Ansichten widersprechen, löst dies kognitive Dissonanz, Schmerzen und auch Abwehr aus. Deswegen bin ich Menschen, die sich dennoch darauf einlassen, wirklich von Herzen dankbar!
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-schrumpfen-der-freiheit-poppers-kreuz-der-wahrheit-im-hossa-talk-184/
Letztlich kann ich es also auch verstehen, dass auch treue Leserinnen und Leser hier nur hin und wieder vorbeischauen. Wissenschaft und Dialog sind manchmal anstrengend, auch emotional.
Danke allen, die dennoch hier dabei sind! 🙏📚🫶
Perplexity.ai dazu:
Die deutsche Öffentlichkeit tut sich aus verschiedenen Gründen mit demografischen Befunden schwer:
## Komplexität und Langfristigkeit
Der demografische Wandel ist ein komplexes und langfristiges Phänomen, das sich über Jahrzehnte erstreckt[1]. Die tiefgreifenden Veränderungen in der Altersstruktur und Bevölkerungszusammensetzung sind für viele Menschen schwer greifbar, da die Auswirkungen oft erst langfristig spürbar werden. Dies erschwert es, die Dringlichkeit des Themas zu vermitteln.
## Herausforderungen für bestehende Systeme
Die demografische Entwicklung stellt etablierte Systeme und Strukturen vor große Herausforderungen:
– **Sozialsysteme**: Die Alterung der Gesellschaft belastet Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungen zunehmend[4].
– **Arbeitsmarkt**: Der Fachkräftemangel wird durch den Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge verschärft[1].
– **Infrastruktur**: Regionale Unterschiede zwischen wachsenden und schrumpfenden Gebieten erfordern angepasste Konzepte[4].
Diese notwendigen Anpassungen können Ängste und Widerstände in der Bevölkerung hervorrufen.
## Gesellschaftlicher Wandel und Identität
Der demografische Wandel geht mit einer zunehmenden Vielfalt und Veränderung der Gesellschaft einher:
– Die wachsende Zahl älterer Menschen verändert das gesellschaftliche Gefüge[1].
– Zuwanderung trägt zur Diversifizierung der Bevölkerung bei[4].
Diese Entwicklungen können Fragen der nationalen und kulturellen Identität aufwerfen und zu Verunsicherung führen.
## Politische Herausforderungen
Die langfristige Natur demografischer Entwicklungen passt oft nicht zum kurzfristigen Denken in Wahlperioden. Politiker*innen stehen vor der Herausforderung, unpopuläre, aber notwendige Maßnahmen zu kommunizieren und umzusetzen[4].
## Positive Aspekte werden übersehen
Häufig werden die Chancen des demografischen Wandels in der öffentlichen Diskussion vernachlässigt:
– Ältere Menschen sind heute oft gesünder, besser ausgebildet und leistungsfähiger als frühere Generationen[1].
– Die Potenziale älterer Arbeitnehmer*innen und ihr Erfahrungswissen können wirtschaftlich und gesellschaftlich besser genutzt werden[2].
## Lösungsansätze
Um die Akzeptanz demografischer Befunde zu verbessern, sind folgende Ansätze wichtig:
1. Verstärkte Bildungs- und Aufklärungsarbeit über demografische Zusammenhänge
2. Förderung des intergenerationellen Dialogs
3. Entwicklung positiver Zukunftsvisionen einer altersgerechten Gesellschaft
4. Stärkere Einbindung aller Generationen in politische Entscheidungsprozesse[4]
Durch eine ausgewogene und lösungsorientierte Kommunikation kann das Verständnis für demografische Herausforderungen in der Öffentlichkeit verbessert und konstruktiv an Lösungen gearbeitet werden.
Citations:
[1] https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/gleichwertige-lebensverhaeltnisse/demografie/demografischer-wandel/demografischer-wandel-node.html
[2] https://www.interaktive-technologien.de/dateien/service/forschungsagenda-das-alter-hat-zukunft.pdf/download
[3] https://www.bpb.de/themen/soziale-lage/demografischer-wandel/
[4] https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/engagement-und-gesellschaft/demografischer-wandel-und-nachhaltigkeit/antworten-auf-demokratischen-wandel/antworten-auf-den-demografischen-wandel-75000
[5] https://www.zeit.de/thema/demografie
[6] https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/_inhalt.html
[7] https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/demografischer-wandel-350/507791/politische-strategien/
[8] https://www.iab-forum.de/wie-sich-der-demografische-wandel-auf-den-deutschen-arbeitsmarkt-auswirkt/
@Hauptartikel
„Kinderreiche religiöse und auch interreligiöse Familien gibt es zwar auch in Europa, wir spielen aber in den öffentlichen Diskussionen bisher kaum eine Rolle. Unsere bloße Existenz stellt die vorherrschenden Diskurse in Frage. Viele meinen, es sollte uns eigentlich gar nicht mehr geben.“
Wenn dann sich die Religiöseren dennoch vermehren, dann setzt sich das eben biologisch durch. Wo ist das Problem? Selbst wenn wir in Deutschland ein Bevölkerungstief von 50 Millionen erreichen, wird sich dies danach wieder ändern können.
Einmal durch den dann weiter gewachsenen Anteil der Religiösen, aber es könnte auch eine Ausuferung der Automatisierung dazu kommen.
Die wesentliche Ursache des Kindermangels ist wohl die Bildung von Mädchen und die Möglichkeit für Frauen, eigenes Geld zu verdienen. Wenn wir flächendeckend kaum noch Arbeit haben, weil KI und Roboter so viel Arbeit übernehmen können, dass für uns fast nichts mehr übrig bleibt, dann haben wir eine ganz neue Situation.
Der Kindermangel ist bei den Religiösen kleiner, aber auch da zu beobachten. Kaum noch Erwerbsarbeit könnte aus purer Langeweile mit Kindern und Kindererziehung beantwortet werden, bei allen Beteiligten.
Und wenn wir dann mitten im Solarpunk leben und die ökologischen Krisen überwunden haben, dann wird man es auch als vernünftig einstufen, wieder bestandserhaltend zu leben.
Was derzeit so nicht gesehen wird, und auch nicht gesehen werden kann. Die Welt ist definitiv überbevölkert. Bei unserer Lebensweise sind 5 Milliarden Menschen dicke genug.
Ich persönlich habe das immer so gesehen, und ich habe auch keine Kinder. Meine Gene gibt es in Millionen Kopien in der Menschheit verteilt, auf die Menge kommt es hier einfach nicht drauf an. Menschliches Leben ist offenbar prinzipiell lebenswert, ja, aber besser nicht mehr, als ein florierender Planet vertragen kann.
Wenn jetzt die einen 3 Kinder, und andere gar keine haben, dann ist das doch auch in Ordnung. Und wenn Religiosität dabei wieder gefördert wird, dann ist das vielleicht sogar im Sinne von Geisteswelten? Das muss ja auch nicht dazu führen, dass wir das Mittelalter zurückholen.
Solarpunk mit kaum noch Erwerbsarbeit wird was Anderes werden. Ich stelle mir da eher eine Bildungskultur vor, in der der Mensch sich mit Erkenntnis, mit Natur und mit seinen Lieben beschäftigt. Geisteswelten und religiösere Menschen dürften da keinesfalls stören.
Vor unguten Religionsvereinen warnen würde ich aber ganz entschieden doch. Es hilft niemandem persönlich, einfach nur zur Vermehrung der Menschheit beizutragen. Kultur und Kulturentwicklung ist hier viel wichtiger. Sektiererische Vereine bleiben auch dann destruktiv, wenn sie mehr Kinder fördern.
Vielen Dank, @Tobias Jeckenburger 🙏
Zunächst einmal möchte ich auch an dieser Stelle noch einmal bekräftigen, dass ich selbstverständlich und ohne Wenn und Aber 1. für die volle körperliche und sexulle Selbstbestimmung aller Menschen und damit 2. auch für das Recht auf Abtreibungen sowie 3. für die volle Akzeptanz von Kinderlosigkeit eintrete. Niemand sollte zu Kindern gezwungen werden – das ist eine fundamentale Frage der Menschenwürde.
Wenn ich es mir wünschen könnte, dann würde ich mir für Deutschland eine Geburtenrate von 1,8 wünschen, was immer noch eine deutliche Schrumpfung bedeuten würde, die aber durch Zuwanderung, Integration und steigende Erwerbsbeteiligung m.E. leicht zu kompensieren wäre. Wenn es dauerhaft unter 1,6 geht wird es jedoch m.E. kritisch – und dort ist inzwischen die gesamte Europäische Union angelangt.
Auch aus meiner Sicht würden 5 Milliarden glückliche Menschen auf der Erde “ausreichen”. Ein Problem sehe ich jedoch im Nebeneinander demografisch implodierender und explodierender Gesellschaften und Gemeinschaften. So habe ich sowohl zu den extrem kinderreichen Old Order Amish (christlich) wie zu den jüdischen Haredim ausführlich geschrieben und kann nur darauf verweisen, welche Spannungen es auch in Israel und Nordamerika dazu gibt:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/juedische-charedim-christliche-amish-zwei-sciebooks-kostenfrei-als-pdf/
Meine dialogische Empfehlung wäre daher – übrigens auch zur Begegnung jüdisch-orthodoxer Touristen und eher liberaler Schweizerinnen und Schweizer in Davos – eher die Mitte als die Extreme zu suchen. Und diesen Stil versuche ich auch hier auf dem Blog zu pflegen – und freue mich, dass gerade auch zwischen uns ein starker Dialog gewachsen ist! 🙏📚👍
@Michael 24.09. 15:31
„Solange die meisten Deutschen zu feige sind, demografischen Fragen ehrlich zu thematisieren, bekommen wir eben eine kurzfristige Politik auf Kosten der Zukunft. Ob sich das ändert, liegt an uns allen.“
Ich setze hier ganz auf immer mehr Automatisierung mit KI und Robotern. Auch zum Kriegführen. Und auf eine möglichst freiwillige Überprüfung unseres Konsums.
Zumal mehr Kinder inmitten des aktuellen Arbeitskräftemangels sogar das Problem noch verschärfen würden. Die Kinder machen Arbeit, brauchen Essen und Wohnraum und kommen erst nach 20 Jahren auf dem Arbeitsmarkt an. Bis dahin sind sie kontraproduktiv.
Und in 20 Jahren dürften wir weiter gekommen sein. Mit der Energiewende, mit noch viel mehr KI, mit einem System aus selbstfahrenden Sammeltaxis, mit einem Ende der Finanzierung von fossilen Autokraten und eben auch mit Robotern, dass ein Arbeitskräftemangel auch bei weiterer Bevölkerungsschrumpfung keine Thema mehr sein wird.
Und genau deswegen werden wir dann in 20 Jahren dann doch Luft haben werden, wieder bestandserhaltend Kinder zu bekommen. Wenn wir es denn dann schon wollen, oder lieber noch warten, bis auch die Weltbevölkerung auf ein vernünftiges Maß geschrumpft ist.
Nein, @Tobias, hier erlaube ich mir einen freundlichen Widerspruch: Kinder sind auch bis zum Alter von 20 Jahren keineswegs “kontraproduktiv”. Sie beleben die Nachfrage nach Wohnraum, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Kirchen, Vereinen, Büchern, Spielen, Familienautos… und halten damit ganze Regionen lebendig. Kinderreiche Regionen sind aufstrebende Regionen, wogegen in kinderarmen Gegenden bald auch Kindergärten, Apotheken, Bäckereien, Vereine, Buslinien usw. zu schließen beginnen. Wie wir doch gerade in Sachsen, Thüringen und Brandenburg sehen, verändert sich die politische Kultur in demografisch schrumpfenden Ländern – und die Leute sind dann auch nicht bereit, anstelle eigener Kinder Zuwanderer zu akzeptieren. Menschen sind keine Schachfiguren und sollten also auch nicht als solche gedacht werden.
Meine Anregung: Auch wenn es völlig okay ist, dass Du selber keine Kinder hast, siehe diese bitte doch nicht nur als spätere Arbeitende, Produzierende, Steuer- und Gebührenzahlende an, sondern schon jetzt auch als Nachfragende, Belebende, Integrierende und Hoffnung-Stiftende.
Manchmal wünschte ich mir Blogbeiträge, die etwas stringenter gestaltet sind. Wir fangen mit dem Krieg Israel-Hamas-Hizbollah an, gehen über die Pro-Kopf-Fertilität und Bildern von blonden Heldenmenschen weiter und enden mit multireligösen, kinderreichen Familien, die angefeindet werden. Dazwischen bekommt man “Deutschland-schafft-sich-ab”-Gefühle und fragt sich, ob Herr Blume gerade mehr religöse kinderreiche Familien in Deutschland fordert, um das revolutionäre und militärische Potenzial zu stärken. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ich den anspielungsreichen und mit Verweisen gespickten Text schlicht nicht verstehe.
Was ich mitnehme, ist, dass Demografie ein wichtiges Thema ist. Inwiefern Israel hier ein Best-Practice-Beispiel ist, wie man das Ruder herumreißt (sofern man es herumreißen will), kann ich aus dem Blog aber nicht beurteilen. Vielleicht ist Israel auch nur ein statistischer Ausreißer aufgrund seiner besonderen Situation. Die Gegenüberstellung von 10 Millionen versus Hunderte Millionen Menschen, verteilt über die gesamte Erde mit einer Fertilität mit teilweise weit unter 2, legt das zunächst nahe.
Was ich mir wünschen würde, statt auf mehr religöse Familien mit mehr Kindern zu hoffen, wäre die Betrachtung von Schrumpfung der Bevölkerung und wie “Degrowth”-Konzepten bzw. Degrowth-Management hier helfen könnten. Ulrike Herrmann hat ein kontrolliertes Degrowth-Konzept als Reaktion auf die Klimakrise in ihrem Buch vorgestellt, aber möglicherweise braucht die Bevölkerungschrumpfung ähnliche Konzepte, was neue Fragen bezüglich Freiheit und Eigentum aufwirft.
Danke für Ihr Interesse und Ihre Nachfragen, @Thorsten P.
Ehrlich gesagt verfolge ich gerade auch mit diesem Blogpost genau das, was offensichtlich auch bei Ihnen erreicht wurde: Ich möchte mehr Menschen dafür gewinnen, außerhalb der gewohnten Gleise zu denken. So etwas wie eine “Forderung” nach mehr “religiösen und kinderreichen Familien” ist mir sehr fremd – ob und wie religiös jemand ist und ob und wie viele Kinder jemand hat, sind nach meiner Auffassung zutiefst persönliche Fragen.
Ulrike Herrmann habe ich mit Interesse gelesen, halte aber überhaupt nichts davon, anderen Menschen “DeGrowth” vorschreiben zu wollen. Das ist aus meiner Sicht fast ebenso übergriffig, wie Menschen Religiosität oder Kinderzahl diktieren zu wollen. Auch in der Wissenschaft ist der DeGrowth-Ansatz zunehmend umstritten:
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/studie-viel-meinung-wenig-dahinter-note-5-f%C3%BCr-degrowth-vertreter/
Und vor allem: Probieren Sie doch gerne mal davon Wählerinnen und Wähler zu überzeugen. Nein, ich plädiere auch als Solarpunk dafür, die Gesellschaften realistisch zu gestalten, die wir vorgefunden haben. Wir haben ja noch nicht einmal die Energie- und Verkehrswende vollzogen – und der Zuspruch zu demokratischen Parteien leidet m.E. bereits mehr als genug. Als Ökonomin empfehle ich immer wieder Elinor Ostrom.
Danke für Ihre Antwort, Herr Blume!
Ich fahre familiär bedingt häufiger durch die Brandenburger Peripherie, wo wirtschaftlicher und demografischer Degrowth mit verfallenden Häusern und geschlossenen Läden sichtbare Realität ist. Andernorts gab es Maßnahmen, bei fast leerstehenden Wohnblöcken diese zu sanieren und dabei mehrere Stockwerke abzunehmen. Die Gebäude wurden auf den tatsächlichen Bedarf geschrumpft.
Bei einer demografischen Schrumpfung brauchen wir auch Konzepte, Infrastrukturen, sogar Städte, auf den tatsächlichen Bedarf zu schrumpfen. Alles verfallen zu lassen und auf eine magische Wiederbelebung zu hoffen, wäre zwar freiheitlich und ohne Zwang, sorgt aber auch nicht gerade für Optimismus und Zukunftsfreude bei den Menschen, die dort leben. Insofern sehe ich Degrowth hier als Lösung, ohne Menschen aus den falschen Gründen Kinder (“für die Wirtschaft”) aufzudrängen oder Menschen aus ärmeren Regionen abzuziehen, nur um dann die dortigen Probleme weiter zu verschärfen. Im Grunde wäre das auch eine Form der Internalisierung statt Externalisierung von Kosten (der Kinderlosigkeit), was auch hier im Blog öfters Thema war.
Ja, @Thorsten P. – aufgrund der demographischen Realitäten beginnen schon jetzt Regionen und auch zum Beispiel Kirchen, das Schrumpfen schmerzhaft einzuüben. Das ist aber m.E. etwas ganz Anderes, als aus einer selbst gesicherten Position heraus anderen DeGrowth vorschreiben zu wollen. Das wirkt, so beobachte ich, auf Betroffene oder Bedrohte höhnisch.
Worin wir uns aber bereits einig sind: Die ehrliche Auseinandersetzung mit Demografie führt dazu, dass immer mehr Menschen erkennen, dass ewiges Wachstum kein realistisches Ziel sein kann. Wo immer weniger junge Menschen nachkommen, wird auch die Nachfrage etwa nach Autos unweigerlich zurückgehen. Gleichzeitig stellen noch immer Menschen ihre Kinderwünsche zurück, weil sie erleben, dass Betreuungsplätze fehlen und junge Familien darunter leiden.
Ich empfehle immer wieder das Modell etwa von Elinor Ostrom “Jenseits von Markt und Staat”, um auch gedanklich neu über Ökonomie nachzudenken, ohne den Menschen Vorschriften machen zu wollen.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-9-zur-wirtschafts-nobelpreistraegerin-elinor-ostrom/
Ihnen Dank für den anregenden Dialog! 🙏📚🙌
Ich bin jetzt ein wenig verwirrt, um ehrlich zu sein. Wird der Thymos hier jetzt als etwas negatives oder positives verstanden? Oder ist das abhängig vom Kontext bzw. der Denkweise?
Beispiel: Der Konflikt zwischen Israel und seinen Nachbarn hat aus meiner Sicht mittlerweile mehr Züge einer Blutfehde, in der das Bedürfnis nach Sicherheit, und “Recht” nur Mittel zum Zweck, um das “letzten Wort” in der Sache zu haben. Wenn man Thymos mehr in Richtung “Rache” interpretiert, sehe ich es als kritisch.
Gegenbeispiel: Sich dem Einfluss von Ressourcenfluch-Staaten zu wiedersetzen und stattdessen eigene Wege im Miteinander zu finden, passt mehr zum “Lebenskraft”-Aspekt hinter dem Begriff und wäre wiederum eher positiv zu sehen.
Wie die Demografie in all diese Konflikte reinspielt ist für mich soweit ersichtlich, aber inwieweit das Konzept des Thymos im Zusammenhang mit der Demografie zu tun hat erschließt sich mir noch nicht ganz.
Geht es gerade darum, dass thymotische Gesellschaften sich aktuell einer gewissen Geburtenstärke erfreuen? Oder verdrehe ich hier gerade etwas?
Danke für Ihr Interesse und Ihre Fragen dazu, @Richard Jansen!
“Wird der Thymos hier jetzt als etwas negatives oder positives verstanden? Oder ist das abhängig vom Kontext bzw. der Denkweise?”
Der Thymos ist – genau wie Sie ja auch vermuten – ambivalent: Wenn sich Menschen über ein Unrecht empören, begrüßen wir das. Wenn sie sich in Verschwörungsmythen steigern, wird es schlimm. Wenn eine Armee – wie jene der Ukraine – ihr Land verteidigt, ist jedes Heldentum zu feiern. Wenn eine Armee – wie jene Russlands – ein Land angreift, ist das verbrecherisch.
“Geht es gerade darum, dass thymotische Gesellschaften sich aktuell einer gewissen Geburtenstärke erfreuen? Oder verdrehe ich hier gerade etwas?”
Nein, auch da liegen Sie durchaus richtig. Junge Menschen, vor allem jene mit höherem Testosteron, neigen stärker zu thymotischem Verhalten. Und alle Versuche, dies schon Kindern abzutrainieren, sind bisher gescheitert. Deswegen gilt es also einerseits, auch thymotischen Menschen besser in unsere Gesellschaft einzubinden. Andererseits sollten wir aber auch verstehen, dass sehr starke Jugendkohorten mit der Gefahr höherer Gewaltbereitschaft einhergehen können. Dazu gab es sogar die sog. Youth Bulge- / Jugendberg-These, diskutiert etwa hier:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-demografie-der-russischen-armee-warum-die-ukraine-invasion-von-wladimir-putin-scheitert/
Danke, dass Sie sich in dieses sicherlich neue und komplexe Terrain begeben! Ich darf Ihnen versichern, dass es sehr hilfreich ist, um Konflikte – und deren Vermeidung etwa durch Erneuerbare Friedensenergien – besser zu verstehen.
@Michael 24.09. 16:21
„Sie beleben die Nachfrage nach Wohnraum, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Kirchen, Vereinen, Büchern, Spielen, Familienautos… und halten damit ganze Regionen lebendig.“
Ja das macht doch alles Arbeit, auch wenn es alles gut ist. Wollen wir den Arbeitskräftemangel entschärfen, hilft dies eben nicht. Wenn wir aber einfach mal überflüssigen Konsum weglassen können, dann passt das doch auch sofort wieder. Die 1,8 Kinder sehe ich hier auch als eigentlich optimal an. Nur nicht in Kombination mit dieser grassierenden Verschwendungskultur.
„Wie wir doch gerade in Sachsen, Thüringen und Brandenburg sehen, verändert sich die politische Kultur in demografisch schrumpfenden Ländern..“
Wenn dann noch Abwanderung dazu kommt, reduziert sich das Leben noch mehr. Die Abwanderung hat aber auch Ursachen. Wie auch die Wohnungsnot in Wachstumsregionen. Besser, man bringt auch mal die Arbeit dahin, wo die Menschen ihre Immobilien stehen haben. Das ist auch eine Form von Verschwendung, wenn die Leute weite Strecken zur Arbeit fahren müssen, oder sogar ihr Haus aufgeben müssen, ohne dass sie Nachmieter dafür finden und zugleich am Arbeitsplatz dann horrende Mieten zahlen müssen. Kein Wunder, wenn die nicht begeistert sind.
„..und die Leute sind dann auch nicht bereit, anstelle eigener Kinder Zuwanderer zu akzeptieren.“
Wenn schon selber die Leute wegziehen, weil sie keine vernünftig Arbeit finden, dann braucht man jetzt nicht auch noch Zuwanderer? Theoretisch könnte man neue Migranten aber extra zum Deutschlernen erst mal nach Ostdeutschland schicken, dann können die die leerstehenden Wohnung nutzen. Wenn die Deutschkenntnisse dann ausreichend sind, können die dann in den Westen umziehen, und da arbeiten. Ich würde da im Osten bei den Kommunen mal nachfragen, was die davon halten würden.
„…sondern schon jetzt auch als Nachfragende, Belebende, Integrierende und Hoffnung-Stiftende.“
So geht es mit Kindern dann ja auch weiter mit dem Leben. Die Grenzen dieses Planeten sind aber auch Fakten.
Ich habe nur ein Kind, hätte grundsätzlich aber gerne drei oder vier. Allerdings wäre das meiner Frau und mir zu anstrengend. Obwohl wir mehr Unterstützung genießen als viele andere, fehlt uns die Kraft. Dazu kommt, dass ich riesige Zukunftsängste für mein Kind habe (Klima, Faschismus). Und: Jeder weitere Mensch, gerade bei uns im reichen Norden, konsumiert die Welt weiter kaputt. Ich persönlich habe kein Problem damit, die Welt mit allen Menschen zu teilen. Das gilt auch für mein Umfeld. Wir brauchen Zuwanderung, viel Zuwanderung. Die diesbezüglichen Sorgen vieler Menschen finde ich fehlgeleitet.
Zu “Thymos”. Ich habe mich durch den verlinkten Blogartikel durchgearbeitet. Ich wusste gar nicht, wie sehr rechtextrem Peter Sloterdijk ist. Er greift rechte Verschwörungsmythen auf und greift mit seinen Thesen/Überzeugungen letztlich das Grundgesetz an. Beängstigend.
Thymos ist neu für mich. In der Kürze konnte ich seine Bedeutung nicht durchdringen. Aber wenn dazu Stolz, Ehre, Männlichkeit und Rache gehören, kann ich gerne darauf verzichten.
Falls Mann und manche Frau Thymos wirklich braucht, sollen sie doch bitte Sport treiben oder Sportteams anfeuern und ihre Aggressivität und Wildheit dort fair austoben.
Thymos aus der Antike kommend, scheint als Teil des Staates gesehen zu werden. Spätestens in der aktuellen Debatte sind wir da bei Nationalstaaten und Ethnien. Das ist immer dualistisch, ausgrenzend, unterdrückend. Und das alles scheint auch bei Peter Sloterdijks Überlegungen als Prämissen zu gelten. Darüber würde ich gerne hinausgehen. In meiner Weltanschauung liegen die Grenzen nicht links und rechts zwischen den Menschen, sondern für alle Menschen gleich oberhalb von uns hinter der Atmosphäre.
Und was Peter Sloterdijks Gedanken zum Sozialstaat angeht, bei dem die stolze Elite nur insoweit Geschenke nach unten zum Pöbel reicht, um dessen Revolte zu verhindern, bekomme ich etwas Lust, meinen eigenen Thymos auszupacken und damit Peter Sloterdijks Po zu versohlen. Was ein Schnösel! (Herr Blume, an diesem Punkt brauchen Sie mich nicht dualistisch schelten; ich weiß bescheid ;-).
Kleiner Nachtrag: Zum Thema archaische Männlichkeit fallen mir immer die wunderbaren Filme Fight Club und American Beauty ein. Sehr guter Stoff zum Thema (angeblich) verlorene Männlichkeit in der Moderne.
Danke, @Hui Haunebuh! Wenn es jetzt noch gelängene, zwischen “toxischer” und “(angeblich) verlorener” Männlichkeit noch eine demokratische, tolerante und selbstbewusste Männlichkeit (und überhaupt: Identitäten) zu denken, wären wir schon viel weiter. Dann bräuchten auch unsere Kinder weniger Angst vor der Zukunft haben bzw. könnten sich dieser gemeinsam besser stellen.
Aus meiner Sicht gehört der Thymos mit all seinen problematischen wie auch den wünschenswerten Aspekten übrigens in den Bereich der Neurodiversität:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-und-ince-24-neurodiversitaet-und-nerdlaend/
Wir sollten auch junge Menschen erst einmal so annehmen, wie sie sind – und niemanden “wegwünschen”, weil uns etwa der Hormonmix nicht passt. Eine glückliche, vielfältige, demokratische und auch wehrhafte Gesellschaft bietet auch mehr als genug spannende Aufgaben für thymotisch Veranlagte.
Gibt es eine nicht-toxische Männlichkeit? Ist damit nicht immer ein konstruiertes Muster gemeint?
Ihren Ansatz finde ich aber höchstspannend. Sollte Thymos vom Geschlecht losgelöst betrachtet werden?
Hormone sind nie eine Ausrede. Ab einem gewissen Alter hat Mann Verantwortung. Gute Bildung hilft.
@Hui Haunebuh
Gerne gehe ich auf Ihre Fragen ein.
“Gibt es eine nicht-toxische Männlichkeit?”
Selbstverständlich. Ich versuche, als Ehemann und Vater eine solche zu leben und vorzuleben.
Ist damit nicht immer ein konstruiertes Muster gemeint?
Jede menschliche Identität ist auch kulturell und biografisch geprägt, konstruiert und inszeniert. Ich kann nur davor warnen, Menschen in ihrer jeweiligen Identität autoritär abzuwerten, ja anzugreifen. Wer gerade auch jungen Menschen keine Wege zur Akzeptanz eröffnet, verliert sie.
Ihren Ansatz finde ich aber höchstspannend. Sollte Thymos vom Geschlecht losgelöst betrachtet werden?
Ja. Jedes menschliche Individuum ist einzigartig und ich gehöre selber eher zu den sanfteren Männern und hatte auch in der Bundeswehr kein Problem mit starken Kameradinnen. Und selbst die sehr patriarchalen Griechen der Antike kannten Amazonen und kämpferische, weibliche Gottheiten wie Pallas Athene oder die Jägerin Artemis (römisch: Diana). Wir sollten raus aus den Klischees.
Wer nach den biologischen Grundlagen thymotischer Impulse suchen möchte, wird m.E. auch nicht bei den Chromosomen fündig, sondern bei den Hormonen. Habe Perplexity.ai einmal dazu gefragt – und finde die Antwort auch in ihrer Selbstbeschränkung sehr gut!
Das platonische Konzept der Thymotik ist nicht direkt mit spezifischen menschlichen Hormonen verknüpft, da es sich um ein philosophisches Konzept handelt und nicht um ein biologisches oder medizinisches Phänomen. Allerdings lassen sich einige interessante Verbindungen zwischen der Idee des Thymos und bestimmten hormonellen Prozessen im menschlichen Körper herstellen:
## Stresshormone
Der Thymos wird oft mit Emotionen wie Zorn, Mut und Ehrgeiz assoziiert. Diese Gefühle stehen in Verbindung mit der Ausschüttung von Stresshormonen:
– **Adrenalin und Noradrenalin**: Diese Hormone werden vom Nebennierenmark produziert und sind für die “Kampf-oder-Flucht”-Reaktion verantwortlich, die mit thymotischen Impulsen in Verbindung gebracht werden kann.
– **Cortisol**: Dieses Glukokortikoid wird von der Nebennierenrinde ausgeschüttet und spielt eine wichtige Rolle bei der Stressreaktion.
## Geschlechtshormone
Thymotische Eigenschaften wie Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen werden oft mit männlichen Charakterzügen assoziiert:
– **Testosteron**: Dieses Androgen wird hauptsächlich in den Hoden produziert und steht in Verbindung mit Aggressivität, Dominanzverhalten und Wettbewerbsorientierung.
## Neurotransmitter
Obwohl es sich nicht um klassische Hormone handelt, spielen bestimmte Neurotransmitter eine wichtige Rolle bei Emotionen und Verhaltensweisen, die mit dem Thymos in Verbindung gebracht werden können:
– **Dopamin**: Dieser Neurotransmitter ist an Motivations- und Belohnungsprozessen beteiligt und könnte mit dem thymotischen Streben nach Anerkennung und Erfolg in Verbindung stehen.
– **Serotonin**: Serotonin beeinflusst Stimmung und Emotionsregulation und könnte daher eine Rolle bei der Kontrolle thymotischer Impulse spielen.
## Philosophische Betrachtung
Es ist wichtig zu betonen, dass Platons Konzept des Thymos ein philosophisches Konstrukt ist und nicht direkt mit biologischen Prozessen gleichgesetzt werden kann. Die moderne Neurowissenschaft und Endokrinologie bieten jedoch interessante Perspektiven, um die biologischen Grundlagen von Emotionen und Verhaltensweisen zu verstehen, die mit dem Thymos in Verbindung gebracht werden.
Die Verknüpfung zwischen dem philosophischen Konzept und den biologischen Prozessen bleibt spekulativ und sollte mit Vorsicht betrachtet werden. Sie kann jedoch als Ausgangspunkt für interdisziplinäre Diskussionen zwischen Philosophie, Psychologie und Neurowissenschaften dienen.
Citations:
[1] https://flexikon.doccheck.com/de/Thymus
[2] https://www.kenhub.com/de/library/anatomie/hormonsystem
[3] https://www.zeit.de/2006/40/ST-Sloterdijk
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Thymos
[5] https://www.topdoctors.co.uk/medical-articles/what-is-the-thymus-gland-and-what-does-it-do-in-the-body
[6] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2688715/
[7] https://www.medicalnewstoday.com/articles/thymus
[8] https://www.webmd.com/a-to-z-guides/thymus-gland-what-to-know
Hormone sind nie eine Ausrede. Ab einem gewissen Alter hat Mann Verantwortung. Gute Bildung hilft.
Danke für die Antworten 🙂
Der Begriff Männlichkeit ist bei mir negativ geprägt, da ich alles als männlich Geltende eher schädlich oder albern finde. Allerdings habe ich mich mit dem Thema nicht tiefgehend beschäftigt. Zurzeit finde ich, Rollen(vor)bilder sollten vom Geschlecht getrennt sein. Dabei streite ich ein evolutionären Erbe keineswegs ab, aber ich glaube daran, dass Menschen viele Freiheiten haben und sich bessern können. Sonst wäre ich jetzt ein rechtsextremer Kleinstadtproll.
Ihren Ausführungen kann ich größtenteils folgen und sie bestätigen. Ihre Mahnungen wären für mich nicht nötig gewesen. Ich versuche Systeme zu verstehen, einzelnen Menschen gegenüber bemühe ich mich tolerant zu sein und denke auch meist so. Klar bin ich fehlbar.
Vielen Dank für unseren Dialog, @Hui Haunebuh !
“Der Begriff Männlichkeit ist bei mir negativ geprägt, da ich alles als männlich Geltende eher schädlich oder albern finde.”
Ja, das kann ich leider sehr gut nachvollziehen – und halte es für ein Problem. Wenn wir nicht in der Lage sind, auch Jugendlichen und jungen Männern positive Identifikationsangebote zu machen, dann verlieren wir sie. Schon jetzt haben wir viel zu viele (vor allem männliche) Straftäter & Extremisten, Schulabbrecher, Straftäter, Drogenabhängige, Suizide. Wenn wir eine wirklich neuroinklusive Gesellschaft werden wollen, dann müssen wir aus diesen Negativitäten raus – ob männlich, weiblich, queer. Ich finde es super, dass wir das hier miteinander diskutieren!
Habe gerade Perplexity.ai gefragt: “Warum wählen derzeit vor allem junge Männer häufiger rechtsextrem?”
Hier die Antwort:
Basierend auf den vorliegenden Informationen lassen sich mehrere Gründe identifizieren, warum derzeit vor allem junge Männer häufiger rechtsextreme Parteien wie die AfD wählen:
## Verunsicherte Männlichkeit und Bedrohungsgefühle
Ein wichtiger Faktor scheint die Verunsicherung junger Männer bezüglich ihrer gesellschaftlichen Rolle zu sein:
– 25,5% der jungen Männer artikulieren männliche Bedrohungsgefühle und nehmen einen gesellschaftlichen Bedeutungsverlust von Männern wahr[1].
– Sie empfinden die sinkende Akzeptanz traditioneller Männlichkeitsvorstellungen als bedrohlich[1].
## Wahrnehmung sozialer Benachteiligung
Viele junge Männer fühlen sich als Gruppe benachteiligt:
– 28,9% der jungen Männer nehmen wahr, dass Menschen wie sie selbst als Gruppe nicht anerkannt und sozial benachteiligt werden[1].
– Diese Wahrnehmung kollektiver Benachteiligung korreliert mit einer höheren Affinität zu rechtsextremen Einstellungen[1].
## Unzufriedenheit und Zukunftsängste
Junge Menschen sind generell unzufrieden mit ihrer Situation in Deutschland:
– Die Zufriedenheit junger Menschen ist laut Studien auf einem Tiefpunkt[2].
– Viele blicken pessimistisch in die Zukunft und sorgen sich vor sozialem Abstieg[4].
## Enttäuschung von etablierten Parteien
Es herrscht Frustration über die wahrgenommene Handlungsunfähigkeit der Regierung:
– Junge Menschen wünschen sich eine Regierung, die Probleme anpackt und löst[4].
– Die AfD verspricht einfache Lösungen für komplexe Probleme[4].
## Attraktivität rechtsextremer Angebote
Rechtsextreme Gruppierungen bieten jungen Männern attraktive Rollenbilder:
– Das Versprechen “wahrer Männlichkeit” scheint für junge Männer anziehend zu sein[3].
– Rechtsextreme Parteien wie die AfD sprechen junge Menschen direkt an, besonders auf Plattformen wie TikTok[2].
## Regionale Unterschiede
In Ostdeutschland ist die Tendenz zu rechtsextremen Einstellungen bei jungen Menschen besonders ausgeprägt:
– Es gibt eine große Kluft zwischen Stadt und Land in Ostdeutschland[4].
– Junge Menschen auf dem Land fühlen sich oft abgehängt[4].
Es ist wichtig zu betonen, dass die Mehrheit der jungen Menschen (88,5%) rechtsextreme Einstellungen ablehnt[1]. Dennoch zeigen die Daten eine besorgniserregende Tendenz, insbesondere bei jungen Männern, die sich benachteiligt und bedroht fühlen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, scheint es notwendig, die spezifischen Sorgen und Bedürfnisse junger Männer stärker in den Blick zu nehmen und positive Zukunftsperspektiven zu vermitteln.
Citations:
[1] https://www.jura.uni-hamburg.de/die-fakultaet/professuren/kriminologie/media/spotlight-no-9-juli-2024-final.pdf
[2] https://www.hessenschau.de/politik/europawahl/europawahl-2024-warum-junge-menschen-afd-gewaehlt-und-gruene-abgestraft-haben-v1,wahlverhalten-jungwaehler-100.html
[3] https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/197015/maenner/
[4] https://www.dw.com/de/afd-und-die-jungw%C3%A4hler-zukunftsangst-und-entt%C3%A4uschung/a-70311651
[5] https://heimatkunde.boell.de/de/2021/04/14/antifeminismus-gewaltbereiter-rechtsextremismus-und-geschlecht
[6] https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-09/junge-waehler-wahlverhalten-maenner-frauen-rechtsruck
[7] https://www.spektrum.de/news/europawahl-warum-viele-junge-menschen-afd-waehlen/2214083
[8] https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/landtagswahl-sachsen-thueringen-warum-junge-menschen-afd-waehlen-tiktok-100.html
Guten Abend, @Michael Blume.
Ich muss zugeben, dass dieser Blogpost in der Tat eine Herausforderung für mich ist. @Mina hat es passend formuliert:
„Ein wahrhaft weiter Bogen, den du da spannst.“
Ich möchte nur zwei bescheidene Kommentare in die Diskussion einbringen:
Zum Nahostkonflikt:
„Sichtbar werden dabei auch die völlig unterschiedlichen Diskurse (“Lebenswelten”) in Israel, Deutschland und der UN.“
Zum Nahostkonflikt etwas zu sagen, fühlt sich für mich vom ersten Wort an schwierig an, macht Angst, dass man etwas Falsches, völlig Unangemessenes sagt. Seit dem 7. Oktober hat sich ein Strudel der Gewalt geöffnet, der einfach nur noch schrecklich ist, unsägliches Leid bei den Palästinensern und den Menschen in Israel. Ich will dazu jetzt auch nicht mehr sagen, da ich jetzt nichts Angemessenes herausbekomme.
Aber einen Erkenntnisschub (über mich selbst und meine Landsleute) hatte ich, als ich in den 1990er Jahren in Israel im Weizmann-Institut war und eines Abends einer meiner israelischen Kollegen beim Bier sagte, freundschaftlich, ganz sachlich und ohne jeden Groll – sinngemäß:
„Für Euch Europäer ist es sehr einfach, Pazifisten zu sein. Euch will niemand ins Mittelmeer jagen.“
Ich versuche mir das immer zu Herzen zu nehmen und möglichst wenig „gute Ratschläge“ zu geben oder „Urteile“ zu formulieren. Empathie und das freundschaftliche Angebot, zuzuhören, versuche ich zu signalisieren.
Zum Thema Geburtenrate:
Hierzu kann ich nicht so qualifiziert wie die anderen Kommentierenden beitragen. Ich möchte aber gerne eine Frage stellen:
Wie würdest Du vor dem Hintergrund dieser Diskussion den Vorschlag bewerten, der vor wenigen Jahren von Jørgen Randers und Graeme Maxton vom Club of Rome gemacht wurde: kleinere Familien zu fördern, insbesondere in Industrieländern, um den Ressourcenverbrauch und auch den CO2-Fußabdruck dort zu verringern, wo er besonders hoch ist?
Ich habe proaktiv dazu mal Perplexity gefragt, wie dieser Vorschlag gegenüber Deinen Überlegungen einzuordnen ist:
Michael Blume thematisiert auf seinem Blog die “thymotische Religionsdemografie und das säkulare Verebben” der Geburtenraten, die er kritisch sieht. Wie ist in diesem Zusammenhang der Vorschlag von Jørgen Randers und Graeme Maxton vom Club of Rome einzuordnen: kleinere Familien zu fördern, insbesondere in Industrieländern?
Antwort von Perplexity (in der u.a. der aktuelle Blogpost als Quelle genannt wird):
Der Vorschlag von Jørgen Randers und Graeme Maxton vom Club of Rome, kleinere Familien insbesondere in Industrieländern zu fördern, steht in einem gewissen Spannungsverhältnis zu den Beobachtungen und Thesen von Michael Blume zur Religionsdemografie:
1. Demografische Trends:
Blume weist darauf hin, dass nichtreligiöse Gesellschaften tendenziell schrumpfen, während religiöse Gemeinschaften oft höhere Geburtenraten aufweisen[1]. Er betont, dass bisher keine nichtreligiöse Population bekannt ist, die langfristig eine Geburtenrate von mehr als zwei Kindern pro Frau aufrechterhalten konnte[1].
2. Religiöser Einfluss:
Laut Blume haben religiöse Menschen im Durchschnitt mehr Kinder, unabhängig von der spezifischen Religion[1]. Dies gilt besonders für stark traditionelle Gemeinschaften wie die Amish oder ultraorthodoxe Juden[1].
3. Säkulare Entwicklungen:
Blume beobachtet, dass mit zunehmender Säkularisierung und Auflösung religiöser Bindungen auch die Familienstrukturen und Geburtenraten sinken[1][2].
4. Komplexität des Zusammenhangs:
Blume betont, dass der Zusammenhang zwischen Religion und Demografie komplex ist und sich historisch entwickelt[1]. Reiner Traditionalismus allein reicht nicht aus, um hohe Geburtenraten zu erhalten, besonders in modernen Gesellschaften[1].
5. Evolutionäre Perspektive:
Blume sieht einen evolutionären Vorteil für religiöse Gemeinschaften, die Kinderreichtum fördern[2]. Er argumentiert, dass religiöse Lehren, die Individuen helfen, Nachkommen zu hinterlassen, sich langfristig durchsetzen[2].
Vor diesem Hintergrund lässt sich der Vorschlag von Randers und Maxton wie folgt einordnen:
– Ihr Ansatz zielt primär auf eine Reduzierung des Bevölkerungswachstums aus ökologischen Gründen ab, während Blume die demografischen Trends aus religionswissenschaftlicher und evolutionärer Perspektive betrachtet.
– Der Vorschlag könnte nach Blumes Analysen vor allem in bereits säkularen Gesellschaften wirksam sein, da diese ohnehin zu niedrigeren Geburtenraten neigen.
– In stark religiösen Gemeinschaften könnte der Vorschlag auf Widerstand stoßen, da er im Konflikt mit religiösen Werten und Praktiken stehen könnte.
– Blumes Beobachtungen legen nahe, dass eine rein finanzielle Förderung kleinerer Familien möglicherweise nicht ausreicht, um langfristige demografische Veränderungen zu bewirken, insbesondere in religiös geprägten Gesellschaften.
– Der Vorschlag berücksichtigt möglicherweise nicht ausreichend die komplexen sozialen und religiösen Faktoren, die laut Blume die Geburtenraten beeinflussen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Vorschlag von Randers und Maxton zwar das Ziel einer Reduzierung des Bevölkerungswachstums verfolgt, aber möglicherweise die von Blume beschriebenen religionsdemografischen Dynamiken und deren langfristige Auswirkungen nicht vollständig berücksichtigt.
Citations:
[1] https://www.deutschlandfunk.de/religion-und-demografie-lasst-uns-wegkommen-von-angst-und-100.html
[2] https://www.kas.de/c/document_library/get_file?groupId=252038&uuid=a44d3e73-7322-c456-e90a-23f5261c9e1c
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Blume
[4] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/israel-thymotische-religionsdemografie-und-das-saekulare-verebben/
[5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/thymos/
[6] https://stm.baden-wuerttemberg.de/de/themen/beauftragter-gegen-antisemitismus
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Prozent_ist_genug
[8] https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/club-of-rome-bericht-fordert-belohnung-fuer-kinderlose-frauen-a-1112145.html
Ende der Antwort von Perplexity.
Ich sehe hier einen Ansatz zum besseren Verständnis und zur Einordnung: Der Vorschlag des Club of Rome (der ja sehr umstritten ist), ist eher „technokratisch“ und lässt die Lebensrealität menschlicher Gesellschaften – zu denen die Vielfalt religiös und nicht-religiös lebender Menschen gehört – völlig außer Acht. Und ähnlich wie sich die Entwicklung des Erdklimas (man verzeihe mir die Anspielung auf das Terraforming-Thema) nicht „von oben herab“ manipulieren lässt, so dürfte es schwierig, wenn nicht unmöglich sein, die demografische Entwicklung rein wirtschaftlich und technisch zu beeinflussen, ohne den Menschen zu sehen.
Ich muss wohl noch etwas mehr Zeit auf diesen Text und die Kommentare verwenden und mir weiter Gedanken machen. Aber ich vermute, ein Schlüsselsatz zu meiner Frage – wie sich Deine Gedanken und der Vorschlag vom Club of Rome vertragen – könnte der sein, den Du in der Antwort an @Tobias Jeckenburger formuliert hast:
„Ein Problem sehe ich jedoch im Nebeneinander demografisch implodierender und explodierender Gesellschaften und Gemeinschaften.“
Vielen herzlichen Dank für Dein Ringen mit dem Thema, @Peter Gutsche 🙏
Für mich ist erstmal völlig klar, dass die Menschenwürde und Menschenrechte unantastbar sind – also der Staat weder in die (auch negative) Religionsfreiheit noch gar in die Familienplanung eingreifen darf. Wer mehr Kinder möchte, soll Familien besser unterstützen, vor allem durch gute und verlässliche Betreuungs- und Bildungsangebote.
Dabei wünsche ich mir nicht einmal ein Wachstum, sondern wäre schon mit einer Geburtenrate um 1,8 zufrieden. Dann würde unser Volk zwar immer noch schrumpfen, könnte aber auch Integration und wirtschaftliche Transformation eher stemmen. Aber davon ist Europa 🇪🇺 insgesamt bereits sehr weit entfernt.
Einen tiefen Dank auch für die sehr faszinierende und inhaltlich zutreffende Perplexity.ai-Anfrage, lieber Peter! Ich lese diese immer wieder gerne & bin fasziniert. 🙂
Ich will das demografische Problem in Deutschland nicht kleinreden, aber ein Blick in die Geschichte der Demografie relativiert doch einiges und zeigt, dass die Demografen mit ihren Prognosen fast immer falsch lagen.
Seit Ende des 18. Jahrhunderts stand angesichts einer rasch wachsenden Bevölkerung in Europa die Angst vor einer Überbevölkerungskatastrophe im Vordergrund. Thomas Malthus, ein englischer Pfarrer und Ökonom, behauptete, dass aufgrund der sexuellen Zügellosigkeit der unteren Schichten die Bevölkerung so lange anwachsen werde, bis sie wieder durch Elend und Not dezimiert wird. Wir wissen heute, dass es anders gekommen ist. Am Ende des 19. Jahrhunderts sank mit wachsendem Wohlstand die Geburtenziffer.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde deshalb zunehmend die Gefahr des “Aussterbens” der Deutschen an de Wand gemalt. Berlin werde im Jahr 2000, so lautete eine damalige Prognose, nur noch so groß wie Wuppertal sein. Wir wissen, dass es anders gekommen ist. Trotz Weltkrieg und Pillenknick haben noch nie so viele Menschen in Deutschland gelebt wie heute.
Hinzu kommt, dass bis heute viele dieser Prognosen stark interessengeleitet sind. Die These vom “Aussterben der Deutschen” nutzen z. B. die Nazis für ihre völkische Propaganda und ihre frauenfeindliche Politik, die Frauen zu Gebährmaschinen degradierte.
Auch heute wird die Demografie für politische Zwecke missbraucht. Man denke nur an den malthusianischen Rassismus eines Thilo Sarrazin, der den Rechtsradikalen die entscheidenden Stichworte geliefert und damit auch die AfD groß gemacht hat. Auch in der stark interessengeleiteten deutschen Rentendebatte wird in diesem Zusammenhang nicht immer ehrlich argumentiert. Etwas mehr Gelassenheit und weniger Alarmismus würden der Diskussion gut tun.
Lieben Dank für Ihren Druko, @Martin Grohmann
Nun habe ich den ganzen Blogpost noch einmal durchgeschaut und konnte den von Ihnen genannten “Alarmismus” nirgendwo sehen. Der Krieg zwischen Israel und der Hisbollah ist Realität und von einem “Aussterben Deutschlands” o.ä. hat hier vor Ihnen noch niemand fantasiert.
Interessant ist auch, dass Sie demografische Probleme offensichtlich nur rechts erkennen können, obwohl auch dieser Blogpost ausdrücklich alle zum Mitdenken aufruft. Wer hat denn beispielsweise aus demografischen Gründen eine schussbewehrte Mauer mitten durch Deutschland gebaut? Wer hat quer durch Osteuropa die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und auch religiösen Institutionen unterdrückt? Die schnellste Schrumpfung durch Geburtenmangel und Abwanderung findet in den post-sowjetischen Gebieten Europas und auch Deutschlands statt. Wäre es da nicht intellektuell redlich, wenn sich auch deutsche Linke mal ein ganz klein wenig selbstkritisch geben könnten, statt sich selbst für erhaben zu erklären?
Mich besorgt der schnelle Niedergang demokratisch-linker Parteien in Deutschland und in sehr vielen weiteren Demokratien. Da es zum Selbstverständnis vieler Progressiver gehört, besonders interessiert an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu sein, kann ich nur empfehlen, dies auch mit Bezug auf demografische und thymotische Fragen ehrlich zu leben. Es wäre ein Dienst am linken Denken und an der Demokratie.
Ihnen Dank für das immerhin schon mal beginnende Interesse und ganz herzliche Grüße! 🙂
Mein Beitrag zielte eigentlich in eine andere Richtung als von Ihnen vermutet, nämlich auf die Unzuverlässigkeit und Missbräuchlichkeit demografischer Prognosen in Gegenwart und Vergangenheit. Demografische Probleme habe ich in meinem Beitrag gar nicht besprochen. Der Begriff Alarmismus und meine Kritik bezog sich auf die öffentliche Debatte in den Medien und nicht auf die Diskussion hier im Forum.
Metakommunikative Anmerkung: Mein Eindruck ist, dass Sie mich irgendwie in die Schublade “Linke Socke” einsortiert haben und mir deshalb alles mögliche unterstellen. Ich fühle mich in dieser Hinsicht von Ihnen nicht richtig erkannt.
Vielen Dank für die Klarstellung, @Martin Grohmann! Und ich darf Ihnen versichern, dass ich Sie für überhaupt keine Socke halte! 🙂
Ihr Druko hat mich freilich auf den Gedanken gebracht, einmal zu überlegen, wie wohl die letzten Wahlen ausgegangen wären, wären sie nicht von der Angst vor Migration, sondern von demografischen Prognosen bestimmt gewesen…
Ein wahrlich interessantes Gedankenspiel – Danke! 🙏📚☕
Verstehe ich nicht. Wenn religiöse Menschen mehr Kinder bekommen und diese religiösen Menschen eher politisch rechts zu verorten sind, wieso erleben wir das dann auch in Europa schon? Wegen der Zuwanderung derer, die religiös indoktriniert sind? Dann muß man also AfD wählen, damit die Grünen als säkular linke Partei eine Zukunft haben? Das habe ich noch gar nicht so gesehen. Vielleicht ist es eben gerade diese Vielschichtigkeit, die Wähler in die Arme der AfD treibt. Ein Grüner würde jetzt fragen: sollen wir wieder Gebärende mit dem Mutterkreuze auszeichnen, damit wir weiter leben können wie bisher?
Nein, lieber @Dietmar Hilsebein – die Ansage bezog sich auf den letzten Halbsatz (“die säkulare Linke wird demografisch marginalisiert”), also die rapide Alterung und Schrumpfung vieler linker Parteien in Europa.
Auch in Deutschland hat dieser Trend bereits eingesetzt, der mir durchaus auch Sorgen bereitet. In meiner Jugend galten die jungen Generationen noch als “eher links”, die Älteren als “eher rechts”. Nun war die AfD die stärkste Partei unter den Erstwählern in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, wogegen linke Parteien teilweise massiv verloren. Der SPIEGEL betitelte seine Ausgabe 38 vom 14.09.2024 sogar mit “Jung Rechts Extrem”. Besonders stark ist der Rechtsruck auch in Deutschland übrigens unter den jungen Männern.
Mir ist bewusst, dass dies schmerzhafte Themen sind – aber gerade deshalb sollten wir uns ihnen auch wissenschaftlich stellen.
Ich finde es nicht ganz so erstaunlich, dass eine EInstellung die sich auch nur im Ansatz so deuten lässt als wolle man sich proaktiv für mehr Geburten einsetzen links eher auf einen sofortigen Abwehrreflex stössst.
Schliesslich ist das mit den mehr Geburten eine Einstellung die für rechte, faschistoide, identitäre Gruppen essentiell ist.
Mir fallen immer wieder die jungen Alternativen für Deutschland ein, die auf Spaziergängen anmerken, das so vier Kinder eigentlich sinnvoll sind, damit man die Verluste durch kriegerische Auseinandersetzungen auch kompensiert. Bei mir stellen sich sofort die Nackenhaare auf wenn ich den auch nur kurz den Eindruck habe, es wird gerade auch religiösen Identitären das Wort geredet.
Hast Du so nicht gemeint, aber der Reflex ist stark in mir 🙂 So wie die MACHT XD
Bei den Rechten soll aber halt auch nur der Pöbel das Kanonenfutter großziehen, selber sind die eigentlich gar nicht immer so angetan von einer eigenen Großfamilie ^^ Nein, Joseph Goebbels ist kein gutes Gegenbeispiel. Sowas kommt ja dann oft …
Das Thema gehört einfach grundsätzlich raus aus politischen Debatten in vieler Hinsicht. Wie viele Kinder meine Frau und ich haben möchten geht weder linke Spinner noch rechte Spinner irgendetwas an.
Ziel von Politik sollte es in meinen Augen sein zu ermöglichen, dass sowohl kinderlose als auch kinderreiche Familien einfach ein vernünftiges Leben führen können.
Ich finde zwei ganz okay, hätten auch mehr werden können. Hat eigene Grunde warum das jetzt gerade zwei sind und nicht eines oder drei. Einfach mal mehr zu machen damit sich die neuen Rechten nicht durch Überzahl durchsetzen halte ich für ein Rattenrennen das ich eh nicht gewinnen kann. Und auf die Ressourcenverschwendung bei mir selbst dadurch hatte ich einfach keine Lust. Ja ich weiß das Du dem “einfach mal mehr machen” nicht das Wort geredet hast 😉
Vielen Dank, @Uli Schoppe, für den zugleich emotionalen, aber auch inhaltlichen und durch Humor balancierten Druko! 🙂
“Ich finde es nicht ganz so erstaunlich, dass eine EInstellung die sich auch nur im Ansatz so deuten lässt als wolle man sich proaktiv für mehr Geburten einsetzen links eher auf einen sofortigen Abwehrreflex stösst. Schliesslich ist das mit den mehr Geburten eine Einstellung die für rechte, faschistoide, identitäre Gruppen essentiell ist.”
Das ist so, ja. Gleichwohl gab es die Debatte um die Kinderzahl auch früh auf der Linken. So sprach sich u.a. Rosa Luxemburg (1871 – 1919) entschieden gegen den sog. “Gebärstreik” unter Arbeiterinnen aus, da die Revolution auf viel Nachwuchs angewiesen sei. Oder denken wir gar an die nominell “sozialistische”, pronatale, autoritäre und katastrophale Geburtenpolitik im sowjetisch beherrschten Rumänien!
“Mir fallen immer wieder die jungen Alternativen für Deutschland ein, die auf Spaziergängen anmerken, das so vier Kinder eigentlich sinnvoll sind, damit man die Verluste durch kriegerische Auseinandersetzungen auch kompensiert. Bei mir stellen sich sofort die Nackenhaare auf wenn ich den auch nur kurz den Eindruck habe, es wird gerade auch religiösen Identitären das Wort geredet.”
Es geht nicht darum, Faschisten zu folgen, sondern die Ausprägungen und Gefahr faschistischer Bewegungen wissenschaftlich besser zu verstehen. Und gerade auch die AfD in Deutschland steht bisher eher negativ zu Kirchen und Religionen – und das katholisch geprägte Eichsfeld wies Björn Höcke trotz (und wegen) dessen Wohnsitzes dort mehrfach ab:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-mehrfach-scheitern-von-bjoern-hoecke-afd-und-des-antireligioesen-dualismus/
“Hast Du so nicht gemeint, aber der Reflex ist stark in mir 🙂 So wie die MACHT XD
Bei den Rechten soll aber halt auch nur der Pöbel das Kanonenfutter großziehen, selber sind die eigentlich gar nicht immer so angetan von einer eigenen Großfamilie ^^ Nein, Joseph Goebbels ist kein gutes Gegenbeispiel. Sowas kommt ja dann oft …”
Zur Frage von Lehre und Leben verweise ich einfach auf einen Artikel zum Rechtskatholizismus des zeitweisen TikTok-Stars Maximilian Krah, über dessen Videos wir auch mit den Kindern diskutierten:
Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass Jesus die AfD gewählt hätte, sagte er in dem Interview, “Jesus war revolutionär. Ich glaube, es gibt keine Partei die im Moment revolutionärer ist als die AfD”. Familie besteht für Krah aus “Vater, Mutter, Kind”. Sie sei ein Ort, an dem Erziehung stattfinde und an dem Wertvorstellungen und Traditionen weitergegeben würden. Das sei allerdings ein Ideal, dem er selbst nicht gerecht geworden sei. Krah ist Witwer, mit seiner Frau hat er vier Kinder, zudem hat er vier Kinder aus zwei weiteren Beziehungen.
Seine Kritik gilt nicht nur der Kirche in Deutschland, sondern auch Papst Franziskus. So betonte er im Gespräch mit der “Tagespost”, er halte das gegenwärtige Kirchenoberhaupt “für eine absolute Katastrophe”.”
https://www.katholisch.de/artikel/53591-afd-spitzenkandidat-maximilian-krah-auch-als-katholik-extrem
“Das Thema gehört einfach grundsätzlich raus aus politischen Debatten in vieler Hinsicht. Wie viele Kinder meine Frau und ich haben möchten geht weder linke Spinner noch rechte Spinner irgendetwas an.
Ziel von Politik sollte es in meinen Augen sein zu ermöglichen, dass sowohl kinderlose als auch kinderreiche Familien einfach ein vernünftiges Leben führen können.”
Hier würde ich zwei Aspekte sehr deutlich unterscheiden: 1. Die Bedeutung von Demografie ist von Rentenfragen über Thymotik bis hin zu Religion & Politik so enorm, dass sie selbstverständlich Teil von wissenschaftlichen, demokratischen und dialogischen Debatten sein sollte. 2. Ich stimme gleichwohl völlig zu, dass Politik in den Köpfen und Schlafzimmern der Menschen genau gar nichts zu suchen hat. Wenn eine Demokratie mehr Kinder erreichen möchte, dann steht ihr dafür nur ein legitimes Mittel zu: Kinder und Familien besser zu unterstützen, etwa durch gute und verläßliche Bildungs- und Betreuungsangebote, mehr Kinderarztpraxen, die auch finanzielle Anerkennung von Erziehungsleistungen etwa im Rentenrecht usw. Kinderlose zu diskriminieren oder gar Menschen zu Kindern zwingen zu wollen halte ich für schwere Verstöße gegen die Menschenwürde.
“Ich finde zwei ganz okay, hätten auch mehr werden können. Hat eigene Grunde warum das jetzt gerade zwei sind und nicht eines oder drei. Einfach mal mehr zu machen damit sich die neuen Rechten nicht durch Überzahl durchsetzen halte ich für ein Rattenrennen das ich eh nicht gewinnen kann. Und auf die Ressourcenverschwendung bei mir selbst dadurch hatte ich einfach keine Lust. Ja ich weiß das Du dem “einfach mal mehr machen” nicht das Wort geredet hast 😉”
Ganz genau, ein sog. “demografisches Wettrüsten” wäre aus meiner Sicht mitmenschlich, politisch und auch ökologisch eine absolute Katastrophe. Könnte ich Familienpolitiok gestalten, so würde ich für Deutschland eine Geburtenrate von 1,8 anstreben und also Kinder und Familien besser unterstützen, das Schrumpfen verlangsamen, Integration fördern und dabei die Menschenwürde und Gleichberechtigung aller achten und stärken.
Vielen herzlichen Dank für den guten Dialog, @Uli Schoppe!
@Peter Gutsche 24.09. 20:25
„..kleinere Familien zu fördern, insbesondere in Industrieländern, um den Ressourcenverbrauch und auch den CO2-Fußabdruck dort zu verringern, wo er besonders hoch ist?“
Was ja ein Argument ist. Und was dann wiederum auch auf Einwanderer zutrifft. Der Wechsel vom Lebensstandart beim Umzug von Ghana nach Deutschland ist ja nun nicht unerheblich.
Wenn dann hier noch ein Bauboom durch insgesamt wachsende Einwohnerzahlen ausbricht, kommen zu den laufenden Emissionen noch die von umfangreiche Investitionen dazu. Mit gleichzeitig auch wieder wachsendem Arbeitskräftebedarf, der ja eigentlich mit den Einwandern ausgeglichen werden soll.
@Michael 24.09. 21:19
„Wer mehr Kinder möchte, soll Familien besser unterstützen, vor allem durch gute und verlässliche Betreuungs- und Bildungsangebote.“
Das wäre auch ein schon lange überfälliger Schritt ganz im Sinne von Gerechtigkeit. Kinder Großziehen ist nun auch kein reines Privatvergnügen, sondern auch ein wichtiger Dienst an der ganzen Gesellschaft. Da kann auch ein finanzieller Zuschuss für die Altersrente wie auch eine oft dringend gefragte Unterstützung von Anfang an bis die Kinder aus dem Haus sind einfach nur gerecht sein.
Hier fallen ja nicht nur direkte Kosten für Versorgung und hinreichend Wohnfläche an, auch konkurriert Haus- und Erziehungsarbeit auch direkt mit der Möglichkeit, Arbeiten zu gehen und Geld zu verdienen. Und genug und wirklich verlässlich verfügbare Kitas und andere Betreuungsunterstützung wären auch sehr hilfreich. Wenn das dann dazu führt, dass Mütter trotz Kindererziehung mehr arbeiten können, dann entschärft auch das wieder den Arbeitskräftemangel.
Zusammen mit vielleicht nur etwas weniger Konsum wären so vielleicht doch die 1,8 Kinder pro Frau mittelfristig möglich, und dennoch auch nur wenige weitere Zuwanderer nötig.
Guten Abend
Eigentlich ist die Frage, wie bringt man die Menschen dazu mehr Kinder bzw. Weniger Kinder zu bekommen eine sehr alte Frage.
Dabei ist immer die fehlbarkeit des Fragestellers wichtig. Wenn ich nicht alle Daten besitze kann es sein das ich Fehler mache, oder man ignoriert gewisse Fakten weil sie das Weltbild ins Wanken bringen würde. Bsp. Das die Türkei seit knapp zehn Jahren unter zwei Kinder pro Frau ist, für manche ein schwerer stoß gegen den Kopf.
So kann es sein das man Fortschrittstechnologie (effizentere Anbau Methoden, neue Ernährungsmöglichkeiten) außer acht lässt. Überhaupt überschätzt man wohl das Versorgungsproblem. Blöd wird es dann, wenn durch sehr ungleichmäßige Verteilung diese verknappungen künstlich erzeugt wird. War ja auch so beim Russen Einfall. Wo die Weizenpreise hochgingen waren es arme Länder die Probleme bekamen, nicht gleichmäßig verteilt alle Länder.
Wenn man also überzeugt ist, das die Welt ein finsterer Ort ist, dann neigt man auch dazu Kinder und Nachkommen negativ zu betrachten. Dann sind sie wohl nur Belastung und nicht Sinn im Leben.
Also, folgende Thesen:
Wenn du willst das deine Leute ein paar Kinder bekommen, muss man auch die richtige Umwelt (Mitwelt) erzeugen. das heißt Unterstützung, Förderung und das Gefühl sie auch großziehen zu können.
Das Klischee von Armenvierteln wo Arbeitslose und verkümmerte Gestalten Dutzende Kinder produzieren, ist eigentlich nicht tragbar. Die Stadt Wien hatte sogar im Beginn des 20 Jahrhunderts eine Fertalitätsrate von 0,9 Kinder pro Frau! Vermutlich ist der Nachwuchs rein auf den Zuzug der Landbevölkerung zurückzuführen.
-Nutzen der Großmutterthese: Großeltern aktiv im sozialsystem der Familie einbringen, dadurch statistisch gesehen mehr Kinder.
– Positives Bild vom Kinderkriegen und haben. Wer es nur als belastung sieht fürchtet sich wohl mehr davor und vermeidet es. Auch Großfamilien dürfen nicht als asozial gelten.
-Vereinbarkeit, Leistbarkeit von Kindern.
-Alternative Zeugungen mehr zulassen. Künstliche Befruchtung, freiwillige Samenspende, Frauen die ohne Partner Kinder haben wollen, ect.
Ich denke, wenn diese vier Dinge, die Denkweise scheint mir dabei das wichtigste zu sein, gemacht werden, egal ob im Staat oder in der Gemeinde, dann wird es einen positiven Effekt haben. 🙂
Ein Vermehrungs-Wettlauf zwischen Konflikt-
Parteien verschlimmert nur noch den Konflikt.
Dieser Vermehrungs-Wettlauf führt nur zu noch
mehr Opfern und zu noch weniger Ressourcen.
Ja, @Karl Bednarik – das ist so! In der Vergangenheit wurde dies bisweilen als “demografisches Wettrüsten” bezeichnet, im serbisch-albanischen Konflikt um den Kosovo sogar mit dem besonders verächtlichen Begriff “Krieg der Bäuche”!
Wir beide hatten hier auf dem Blog ja erst neulich über Transhumanismus und medizinische Unsterblichkeit diskutiert. Mein Hauptargument war auch da, dass keine Generation das Recht habe, andere feindselig zu verdrängen.
Die vielen unterschiedlichen Aspekte in diesem Blogpost waren auch für mich zunächst verwirrend.
Den Begriff ‚thymotische Religionsdemografie‘ musste ich mir erst einmal gedanklich erarbeiten.
Mithilfe einer Exceltabelle habe ich die Schrumpfung der Bevölkerung selbst berechnet. Die Unterschiede zwischen 1,8 und 1,6 und in Deutschland 1,35 Kind pro Frau im Schrumpfungsprozess einer Bevölkerung sind tatsächlich riesengroß. Es ist also berechtigt, von einer Bevölkerungsimplosion zu sprechen, wenn der Schrumpfungsfaktor nur noch bei 1,0 Kind pro Frau liegt.
Das geht einfach zu schnell, das können in einer Gesellschaft die spätgeborenen Kinder wirtschaftlich nicht auffangen.
Eine gesteuerte Migration ist für unser Land daher unerlässlich.
Wir sollten vor allen Dingen Familien mit Kindern willkommen heißen.
Als alte Frau kann ich nichts mehr daran ändern und meine Enkeltöchter müssen in Zukunft selbst entscheiden, wie viele Kinder sie in diese Welt setzen möchten. Ich glaube aber, dass sehr viele in der jüngeren Generation sich dieser Brisanz der Problematik nicht bewusst sind.
‚Thymotische Männlichkeit‘ kann in ihrer Ausprägung positiv oder negativ sein. In der positiven Ausprägung kann sie auf Frauen durchaus attraktiv wirken. In der negativen Ausprägung sollten Frauen und Kinder sie fürchten. Die körperliche Gewalt in Familien hat zugenommen und ist auch ein Thema, welches Aufmerksamkeit verdient.
Für mich stellt sich die Frage: „Haben in orthodoxen religiösen Gemeinschaften die Frauen wirklich einen freien Willen, wie viele Kinder sie gebären möchten?“
In der Frage liegt auch mein Zweifel.
In unserer zunehmend säkularen Welt wird es eine gesellschaftliche Aufgabe sein, für Kinderbetreuung mit verlässlichen Kitaplätzen, Ganztagsschulen, mit vielen gut ausgebildeten Erziehungs- und Lehrkräften dafür zu sorgen, dass Eltern ihre Kinder gut betreut wissen, um gleichberechtigt im Beruf arbeiten zu können. Nur mit guten Angeboten zur Kinderbetreuung wird es gelingen, dass wieder mehr Kinder geboren werden.
Kinder müssen willkommen sein und junge Menschen brauchen eine Perspektive. Aber alte Menschen sollten sich auch nicht überflüssig fühlen, es gibt auch für uns genug zu tun. Und wir sind immer noch ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Wenn in Religionsgemeinschaften mehr Kinder geboren werden als in säkularen Gemeinschaften, dann werden eben in Zukunft Gesellschaften mehr religiös sein. Für mich ist das kein Problem.
Vielen herzlichen Dank für die Mühe und den überaus starken, dialogischen Kommentar, liebe @Elisabeth K. Gerne gehe ich ausführlich darauf ein! 🙂
“Die vielen unterschiedlichen Aspekte in diesem Blogpost waren auch für mich zunächst verwirrend.
Den Begriff ‚thymotische Religionsdemografie‘ musste ich mir erst einmal gedanklich erarbeiten.”
Ja – und ich bin Dir und anderen sehr dankbar, dass Ihr Euch die Mühe gemacht habt. Über Religion und Demografie habe ich ja seit Jahrzehnten publiziert und gebloggt und dabei leider oft erlebt, dass es Menschen schwer fällt, über ein einfaches Mag ich – Mag ich nicht hinauszuwachsen. Nun habe ich es also erstmals mit der uralten, schon griechisch-philosophischen Debatte über die Thymotik (nach Platon der jugendliche Seelenteil zwischen den kindlichen Begierden und der erwachsenen Vernunft) verknüpft. Das ist sehr viel anspruchsvoller – aber ich freue mich, dass es funktioniert!
“Mithilfe einer Exceltabelle habe ich die Schrumpfung der Bevölkerung selbst berechnet. Die Unterschiede zwischen 1,8 und 1,6 und in Deutschland 1,35 Kind pro Frau im Schrumpfungsprozess einer Bevölkerung sind tatsächlich riesengroß. Es ist also berechtigt, von einer Bevölkerungsimplosion zu sprechen, wenn der Schrumpfungsfaktor nur noch bei 1,0 Kind pro Frau liegt.”
Wow, DANKE, liebe Elisabeth! Ja, genau so wie sich Bevölkerungsexplosionen bei hohen Geburtenraten enorm beschleunigen, so auch Bevölkerungsimplosionen bei niedrigen Geburtenraten. Mit derzeit nur noch 0,72 Geburten pro Frau hat etwa das demokratische Südkorea einen neuen Tiefstand erreicht, der noch bis vor Kurzem auch in der wissenschaftlichen Demografie als undenkbar galt. Johannes Lieber berichtete am 14.04.2024:
Regierung scheint machtlos: Darum stirbt Südkorea langsam aus
Die Geburtenrate in Südkorea ist eine der niedrigsten weltweit. Im Schnitt bekommt eine südkoreanische Frau 0,72 Kinder in ihrem Leben. Dafür gibt es vor allem drei Gründe.
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/suedkorea-geburtenrate-100.html
Neben der kapitalistischen Profitorientierung verweist der Beitrag auf die absurd hohen Lebens-, Wohn- und Bildungskosten für Familien und auf die Traditionalismusfalle, die auch in Südkorea eine moderne Familiengestaltung und -förderung bisher erschwert.
Weil wir auch in der wissenschaftlichen Demografie logischerweise stets nur Daten aus der Vergangenheit haben, erlebe ich immer wieder eine Prognoseverzerrung. So gehen die meisten veröffentlichten Prognosen von einer globalen Bevölkerungsschrumpfung erst ab der Mitte des 21. Jahrhunderts aus. Ich gehöre zur kleinen Minderheit derjenigen, die angesichts der eskalierenden Rückgänge diesen globalen Umschwung bereits in den 2030er Jahren erwarten. Und ich habe auch aus ökologischen Gründen damit auch gar kein grundsätzliches Problem, befürchte jedoch massive wirtschaftliche und politische Verwerfungen, auf die sich Demokratien besser vorbereiten sollten. Schon im Anspruch, noch auf Jahrzehnte den eigenen “Arbeitskräftebedarf” durch “Migration” zu “decken”, sehe ich eine doppelte Arroganz sowohl gegenüber Einheimischen wie Zuwanderungswilligen. Dabei hatte Max Frisch (1911 – 1991) doch schon 1965 richtig erkannt:
“Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen.”
Menschen auf ihre ökonomischen (wirtschaftsbezogenen) Funktionen zu beschränken kann m.E. nicht zu einer lebenswerten Zukunft führen. Wissenschaften und Demokratien sollten es besser können, meine ich. (Und freue mich auch deswegen so über diese Debatte hier.)
“Als alte Frau kann ich nichts mehr daran ändern und meine Enkeltöchter müssen in Zukunft selbst entscheiden, wie viele Kinder sie in diese Welt setzen möchten. Ich glaube aber, dass sehr viele in der jüngeren Generation sich dieser Brisanz der Problematik nicht bewusst sind.”
Bei meinen Kindern erlebe ich ein sehr starkes Bewusstsein dafür, dass alternde Gesellschaften wie auch Deutschland dazu tendieren, Mitweltschutz und Investitionen etwa in Erneuerbare Friedensenergien und Infrastruktur zugunsten von Konsum jetzt zu vernachlässigen. So werde den nachwachsenden Generationen eine mehrfache Last hinterlassen – die Klimakrise, fossil finanzierte Abhängigkeiten, Kriege und Terror, eine kaputtgesparte Bahn usw. Diese Anfragen richten sich dabei nicht nur an Politik und Wirtschaft, sondern sogar an das Kirchensteuersystem unserer Kirchen.
Und auch ich selbst halte etwa der Trump-MAGA-Bewegung vor, dass es geradezu zynisch und menschenverachtend sei, von jungen Frauen viele Kinder zu erwarten und das Abtreibungsrecht einzuschränken, die Lebensbedingungen von Familien aber immer weiter zu verschlechtern. Ob und wie sich junge Frauen für Familie und Kinder entscheiden ist eine komplexe Entscheidung auch über Vertrauen und Zukunft. Und gerade auch die Debatten in alternden Gesellschaften hören deren Stimmen oft viel zu wenig. Danke, dass Du immer wieder auch an die Perspektiven Deiner Enkelinnen erinnerst!
“‚Thymotische Männlichkeit‘ kann in ihrer Ausprägung positiv oder negativ sein. In der positiven Ausprägung kann sie auf Frauen durchaus attraktiv wirken. In der negativen Ausprägung sollten Frauen und Kinder sie fürchten. Die körperliche Gewalt in Familien hat zugenommen und ist auch ein Thema, welches Aufmerksamkeit verdient.”
Wieder Zustimmung – wobei ich schon auch sagen würde, dass Heldentum etwa bei der Feuerwehr, in einer Parlamentsarmee, in der demokratischen und humanitären Arbeit nicht nur “attraktiv”, sondern auch wichtig sein kann. So plädierte auch der Resistance-Kämpfer und Überlebende des KZ Buchenwald, Stéphane Hessel (1917 – 2013), in seinem Essay “Empört Euch!” direkt an den Thymos der jungen Generationen (und auch nicht nur der Männer).
Ich plädiere dafür, endlich auch die komplexe Thymotik als Teil der menschlichen Neurodiversität an- und ernst zu nehmen. Kein Mensch entscheidet über die eigenen Anlagen und die eigene Kindheit. Aber wir alle können Betreuungs- und Bildungsangebote schaffen, in denen jedes Kind einerseits Raum zur Entfaltung findet und andererseits lernt, etwa Aggressivität, Begierden und Ansprüche auch zu zügeln. Und, ja, dabei wäre auch an die weitere Reduzierung von Gewalt in Familien und von Femiziden zu denken. Der je individuell unterschiedliche Thymos lässt sich nicht abschaffen – und genau deswegen sollte er von klein auf in respektvolle und lebensförderliche Bahnen gelenkt werden. Der ungebrochene Erfolg von sog. Ballerspielen und Splatterfilmen ist m.E. ein Hinweis auf blinde Flecken in den Diskussionen um Inklusion und Bildung.
“Für mich stellt sich die Frage: „Haben in orthodoxen religiösen Gemeinschaften die Frauen wirklich einen freien Willen, wie viele Kinder sie gebären möchten?“
In der Frage liegt auch mein Zweifel.”
Und dieser Zweifel ist m.E. auch völlig berechtigt! Sehr bewusst habe ich mir sowohl die extrem kinderreichen, christlichen Old Order Amish wie auch die jüdischen Haredim nicht nur angeschaut, sondern darüber auch niedrigschwellige sciebooks geschrieben, die inzwischen auch zum kostenfreien Download zur Verfügung stehen:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/juedische-charedim-christliche-amish-zwei-sciebooks-kostenfrei-als-pdf/
Ich halte die autoritären und patriarchalen Strukturen in solchen Gemeinschaften für hoch problematisch und würde mir auch als Demokrat weniger extreme Parallelgesellschaften wünschen. Gleichzeitig muss ich als Wissenschaftler zur Kenntnis nehmen, dass viele Menschen und gerade auch viele Frauen in solchen Gemeinschaften hohe Rollensicherheit und Lebenszufriedenheit empfinden – oder zumindest inszenieren. Und gerade auch bei den Old Order Amish treten deutlich mehr Männer als Frauen aus (sog. “retention rate”).
Hier wären m.E. sehr wichtige wissenschaftliche, gesellschaftliche und auch (inter-)religiöse Debatten zu führen. Aber ich verstehe auch, dass die für die meisten Menschen allzu weit außerhalb der eigenen Lebenswelt und Komfortzone liegt. Und Fertigantworten habe ich leider auch nach Jahren der Religionsdemografie nicht im Angebot. Als dialogischer Monist ist mir bewusst, dass auch meine Perspektive kulturell und biografisch geprägt und nicht einfach verallgemeinerbar ist.
“In unserer zunehmend säkularen Welt wird es eine gesellschaftliche Aufgabe sein, für Kinderbetreuung mit verlässlichen Kitaplätzen, Ganztagsschulen, mit vielen gut ausgebildeten Erziehungs- und Lehrkräften dafür zu sorgen, dass Eltern ihre Kinder gut betreut wissen, um gleichberechtigt im Beruf arbeiten zu können. Nur mit guten Angeboten zur Kinderbetreuung wird es gelingen, dass wieder mehr Kinder geboren werden.”
Ganz genau so, liebe Elisabeth! Schon für diese ebenso richtigen wie klaren Sätze hat sich aus meiner Sicht der ganze Blogpost gelohnt! Wenn mehr Menschen erkennen und auch aussprechen, dass sich das menschliche Leben nicht auf Profitstreben reduzieren lässt, sondern dass Mitmenschen und Mitwelt nicht allein “der Markt regelt” – dann bin ich schon überaus glücklich. Danke, sehr! 🙏📚🫶
“Kinder müssen willkommen sein und junge Menschen brauchen eine Perspektive. Aber alte Menschen sollten sich auch nicht überflüssig fühlen, es gibt auch für uns genug zu tun. Und wir sind immer noch ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor.”
Rufe begeistert: JA! – und verweise hierzu gerne auch auf Deinen brillanten Gastblogpost “Gegen Einsamkeit im Alter”:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gegen-einsamkeit-im-alter-ein-gastblogpost-von-elisabeth-krueger/
Auch das Internet ist erst einmal “nur” ein Medium und wir alle entscheiden doch täglich, ob und wie wir es nutzen. Du gewinnst gerade auch Seniorinnen und Senioren für einen konstruktiven Umgang mit Internetangeboten bis hin zu KI – und ermöglichst ihnen damit, konstruktiv ihre eigene Zukunft und jene unserer Demokratie(n) mitzugestalten. Aus meiner Sicht ist das Medien- und Demokratiebildung, wie sie sein sollte. Ich betrachte gerade auch diesen Wissenschaftsblog “Natur des Glaubens” ausdrücklich auch als Angebot für den Dialog der Generationen!
“Wenn in Religionsgemeinschaften mehr Kinder geboren werden als in säkularen Gemeinschaften, dann werden eben in Zukunft Gesellschaften mehr religiös sein. Für mich ist das kein Problem.”
Dem stimme ich zu – solange die auch negative Religionsfreiheit gewahrt bleibt und zwischen Religiösen und Säkularen immer wieder der demokratische Dialog gelingt. Ein Staat aus gegeneinander abgeschotteten Parallelgesellschaften, in denen Religiosität entweder eingefordert oder unterdrückt würde und die sich feindselig gegenüberstünden, wäre nach meiner Auffassung in großer Gefahr. Und gerade auch in Nordamerika und in Israel – hier etwa im Streit um die Wehrpflicht und staatliche Leistungen – haben die Spannungen zwischen säkularen und religiösen Gruppen zuletzt massiv zugenommen.
Vielen herzlichen Dank noch einmal für Deinen überaus starken Kommentar, liebe Elisabeth! 🙏📚👍
Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen. Menschen, die hier geblieben sind. Deren Nachkommen heute beispielsweise als Spieler in der Fußballnationalmannschaft aktiv sind – aber nicht nur da. Namen wie Ilkay Gündogan oder Deniz Undav. Die Integrationsleistung des Sports sollten wir als positives Beispiel sehen.
Was Sie über die alternden Gesellschaften schreiben, will ich nicht infrage stellen. Aber: Ich erinnere daran, dass zur großen Überraschung von Politik und Medien bei der Bundestagswahl 2021 viele junge Wählerinnen und Wähler die FDP wählten. Es war lange Zeit, vor allem medial, der Eindruck erweckt worden, die jungen Leute tendierten alle zu FFF.
Wir Älteren sollten, nachdem wir schon so viel nicht richtig gemacht haben, die Jüngeren motivieren, den eigenen politischen Weg zu finden. Gemeinsam Lösungen zu suchen, die zukunftsfähig zu sein versprechen. Es geht um die Weichenstellung für eine Zeit, die ich nicht mehr erleben werde. Wir waren über die Ergebnisse der kürzlichen Landtagswahlen hinsichtlich des Wahlverhaltens von Jungwählern geschockt.
Aber wenn wir ehrlich sind, kann uns dies nicht überraschen. Unser Politikbetrieb ist erstarrt und ergeht sich in immer den gleichen Mechanismen. Regierung und Opposition – Draufhauen statt Lösungen zu suchen, die wir heute dringender denn je brauchen. Wenn Lösungen gesucht werden, dann dauert das Ringen um diese eine gefühlte Ewigkeit. Junge Leute tendieren dann teilweise zum “starken Mann”, der die Dinge entscheidet. Das hat zwar mit Demokratie nichts zu tun, aber die Einstellung verwundert mich nicht. Auch als Ältere fühle ich mich von dem Zustand unserer Parteiendemokratie mittlerweile größtenteils abgestoßen.
Wir als Ältere in den Parteien verhindern mit unserem teils destruktiven Verhalten, dass die Jüngeren eigene Wege suchen. Es bringt nur keinen Fortschritt, wenn man wehmütig an alte Zeiten erinnert, als die großen Volksparteien noch bei 40+ % bei Wahlen landeten.
Mein K1 ist auch deshalb politisch aktiv, weil es neue Wege beschreiten möchte, was selbst in progressiven Parteien schwer ist.
Was wir darüber hinaus für den Bereich Bildung und Erziehung, und hier speziell für die Ganztagsbetreuung, brauchen, sind mehr Erzieher, weil männliche Bezugspersonen für die Jungs wichtig sind. Es werden für die sukzessive Einführung der Ganztagsbetreuung an Grundschulen gut ausgebildete Fachkräfte und Seiteneinsteiger notwendig sein. Bis Mitte 2023 habe ich in der Verlässlichen Grundschule gearbeitet. Die Herausforderungen für das Personal bei der Ganztagsbetreuung sind weit größer. Sinnvolle Beschäftigung, das Spielen miteinander (wichtig für Kinder, die zuhause online sind), aber auch die Möglichkeit, sich zurückziehen zu können. Vielleicht bietet die zusätzliche Zeit in der Schule auch die Möglichkeit, den Kindern Musik, Kunst etc. nahezubringen. Ein Betätigungsfeld für Rentnerinnen und Rentner. Das fördert auch die Begegnung zwischen den Generationen.
Mir kommt auch das Thema Inklusion in den Sinn, das in letzter Zeit aus dem Fokus verschwunden ist.
Zum Thema Feuerwehr etc.: Mittlerweile sind dort auch Frauen aktiv. Ich halte das für sehr wichtig, weil dadurch diese Assoziation Feuerwehr etc. und Männlichkeit zurückgedrängt wird. Aber natürlich kann man auch darüber diskutieren, ob es diese Enklaven in unserer Gesellschaft für die Männer braucht. Fangen wir wieder an Rückschritte zu machen? So ähnlich wie die Verbindung von Care-Arbeit ist weiblich?
Vielen herzlichen Dank, @Marie H.! Sie haben gleich mit Ihrer Eröffnung hier einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass diese Blog-Diskussion hier zu den Besten gehört, an denen ich mich jemals beteiligen durfte. Dies hilft mir sehr, zumal ich derzeit an Covid19 erkrankt bin und mich deswegen streng auf wenige Quadratmeter Wohnraum beschränke. Danke, sehr! 🙏
“Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen. Menschen, die hier geblieben sind. Deren Nachkommen heute beispielsweise als Spieler in der Fußballnationalmannschaft aktiv sind – aber nicht nur da. Namen wie Ilkay Gündogan oder Deniz Undav. Die Integrationsleistung des Sports sollten wir als positives Beispiel sehen.”
Oh ja, das sehe ich auch so – und zwar bis ins private Leben. Meine Ehefrau Zehra ist ja türkischer Herkunft und ich bin im Übrigen der Auffassung, dass auch die Kinder von Gastarbeitern nicht erst durch Spitzenleistungen glänzen müssen, um Anerkennung und Gleichstellung zu erhalten. Wer in diesem Land geboren ist, ggf. auch schon die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, gehört hier ebenso dazu wie jemand, dessen Ahnenreihe über Jahrhunderte reicht. Eine rechtsstaatliche Demokratie und Republik darf m.E. entscheiden, wer zu ihr gehören wird. Aber es besteht kein Recht, Zugehörige noch über Generationen hinweg zu prüfen und zu diskriminieren. Genau auch diese Unterseite der sog. “Remigration”-Debatte empfinde ich als verletzend, rassistisch und gefährlich. (Und diese Kritik bezieht sich selbstverständlich in gar keiner Weise auf Sie – mir ist völlig klar, dass Sie solche Ausgrenzungsdiskurse aus ganzem Herzen ablehnen. Ich stelle das nur klar, weil im Internet die ganzen klärenden Signale wie Stimme, Tonfall, Blicke, Gesten bisher fehlen.)
Das Ganze wird m.E. übrigens auch im oben eingebundenen Lied “Kinder können fies sein” von Jassin sehr stark und zutreffend ausgedrückt.
“Was Sie über die alternden Gesellschaften schreiben, will ich nicht infrage stellen. Aber: Ich erinnere daran, dass zur großen Überraschung von Politik und Medien bei der Bundestagswahl 2021 viele junge Wählerinnen und Wähler die FDP wählten. Es war lange Zeit, vor allem medial, der Eindruck erweckt worden, die jungen Leute tendierten alle zu FFF.
Ja – und ich weise ja auch wieder und wieder darauf hin, dass wir hier nicht nur – und nicht einmal zuerst – über deutsche Entwicklungen sprechen. Ich würde gar keine Thesen des digitalen Rechtsrucks ins Rechtslibertäre vertreten, wenn es diese Generationeneffekte nur in Deutschland gäbe. Aber es gibt sie eben weltweit und gerade auch FFF entstand ja in Schweden und ich warnte früh auch Greta Thunberg vor einem Abdriften in den Antisemitismus:
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/israel-hass-posts-von-fridays-for-future-weiter-in-der-kritik/
“Wir Älteren sollten, nachdem wir schon so viel nicht richtig gemacht haben, die Jüngeren motivieren, den eigenen politischen Weg zu finden. Gemeinsam Lösungen zu suchen, die zukunftsfähig zu sein versprechen. Es geht um die Weichenstellung für eine Zeit, die ich nicht mehr erleben werde. Wir waren über die Ergebnisse der kürzlichen Landtagswahlen hinsichtlich des Wahlverhaltens von Jungwählern geschockt.”
Das ist so, ja – und betrifft m.E. auch alle Generationen. Wenn wir wirklich erkenntnisoffen sein wollen, dann müssen wir uns durch aktuelle Ereignisse auch immer wieder berühren und zum Nachdenken anregen lassen. So habe ich den digitalen Rechtsruck ja schon länger im Blick, war aber dennoch bewegt, als ich heute vom Rücktritt des gesamten Bundesvorstands der Grünen einschließlich Ricarda Lang und Omid Nouripour erfuhr:
https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/thueringer-gruene-ruecktritt-der-partei-spitze-ist-respektabel-110007941.html
Ricarda Lang kommt aus der gleichen Stadt wie ich und es war mir eine Verantwortung, mich nach einem schweren Vorfall in Crailsheim gegen die digitale und tatsächliche Gewalt auszusprechen, der sie ausgesetzt war:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/tag-der-weissen-rose-in-crailsheim-gedenkrede-fuer-den-ermordeten-hans-scholl/
Mit Omid Nouripour hatte ich am Rande der Grünen-LPK in Weingarten ein hervorragendes und wertschätzendes Gespräch. Wir schreiben hier über demokratisch hoch engagierte Menschen, die aus Verantwortungsgefühlen gegenüber ihrer Partei und unserer Demokratie sehr schmerzhafte Entscheidungen getroffen haben. Das halte ich auch als Christdemokrat für bemerkens-, ja bewundernswert.
“Aber wenn wir ehrlich sind, kann uns dies nicht überraschen. Unser Politikbetrieb ist erstarrt und ergeht sich in immer den gleichen Mechanismen. Regierung und Opposition – Draufhauen statt Lösungen zu suchen, die wir heute dringender denn je brauchen. Wenn Lösungen gesucht werden, dann dauert das Ringen um diese eine gefühlte Ewigkeit. Junge Leute tendieren dann teilweise zum “starken Mann”, der die Dinge entscheidet. Das hat zwar mit Demokratie nichts zu tun, aber die Einstellung verwundert mich nicht. Auch als Ältere fühle ich mich von dem Zustand unserer Parteiendemokratie mittlerweile größtenteils abgestoßen.
Auch das kann ich auf der Gefühlsebene nachvollziehen, plädiere jedoch erneut für einen globalen Blick. Auch etwa in den Demokratien mit Mehrheitswahlrecht wie den USA oder Großbritannien sowie in jenen mit Mischsystemen wie in Frankreich oder Österreich sehen wir eng vergleichbare Probleme. Und auf die österreichischen Nationalratswahlen an diesem Sonntag – kurz nach einer verheerenden Klima- als Wasserkrise – sehe ich mit einiger Sorge…
Aus meiner Sicht sind also nicht zunächst jene Menschen verantwortlich zu machen, die heute in demokratischen Parteien für unsere Demokratie einstehen. Vielmehr brauchen wir schnell eine Reform der politischen Institutionen und Medien, damit Demokratien auch digital wieder funktionieren. Dazu versuche ich einen kleinen Beitrag zu leisten, nicht zuletzt in der Abwehr antisemitischer Verschwörungsmythen, der wissenschaftlich informierenden Aufklärung und der Diskussion von Alternativen.
“Wir als Ältere in den Parteien verhindern mit unserem teils destruktiven Verhalten, dass die Jüngeren eigene Wege suchen. Es bringt nur keinen Fortschritt, wenn man wehmütig an alte Zeiten erinnert, als die großen Volksparteien noch bei 40+ % bei Wahlen landeten.”
Einfach: Ja. Allerdings tragen, finanzieren und bieten wir “als Ältere in den Parteien” doch auch in der Vergangenheit sehr bewährte Rahmen zur demokratischen Entfaltung, auch für jüngere Kandidierende und neue Ideen. Ich zahle meinen Mitgliedsbeitrag außer für die Kirche auch für die CDU und die KlimaUnion gerne – nicht, weil ich alles perfekt fände, sondern weil aus diesen Traditionen und Organisationen heraus auch wieder Zukunft erwachsen kann.
“Mein K1 ist auch deshalb politisch aktiv, weil es neue Wege beschreiten möchte, was selbst in progressiven Parteien schwer ist.”
Und das ist m.E. genau der richtige Weg! Bitte grüßen Sie K1 herzlich von mir, genau solche braucht es! 🙂
“Was wir darüber hinaus für den Bereich Bildung und Erziehung, und hier speziell für die Ganztagsbetreuung, brauchen, sind mehr Erzieher, weil männliche Bezugspersonen für die Jungs wichtig sind. Es werden für die sukzessive Einführung der Ganztagsbetreuung an Grundschulen gut ausgebildete Fachkräfte und Seiteneinsteiger notwendig sein. Bis Mitte 2023 habe ich in der Verlässlichen Grundschule gearbeitet. Die Herausforderungen für das Personal bei der Ganztagsbetreuung sind weit größer. Sinnvolle Beschäftigung, das Spielen miteinander (wichtig für Kinder, die zuhause online sind), aber auch die Möglichkeit, sich zurückziehen zu können. Vielleicht bietet die zusätzliche Zeit in der Schule auch die Möglichkeit, den Kindern Musik, Kunst etc. nahezubringen. Ein Betätigungsfeld für Rentnerinnen und Rentner. Das fördert auch die Begegnung zwischen den Generationen.”
Großartig – und, ja! Übrigens leisten auch wir beide gerade durch unser Bloggen einen kleinen Beitrag für konstruktive Medienräume, in denen Dialoge auch über Generationen hinweg wertschätzend und konstruktiv möglich sind. Ich bekomme immer mal wieder Mails und sogar persönliche Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden, die auf “Natur des Glaubens” für sich fündig geworden sind und etwas daraus gemacht haben.
“Mir kommt auch das Thema Inklusion in den Sinn, das in letzter Zeit aus dem Fokus verschwunden ist.”
Ja, und völlig zu Recht! Eigentlich ist die schon antike Frage der Thymotik eine Frage der Pädagogik und Inklusion. So wollte Platon die Kinder schon in jungen Jahren von ihren Elternhäusern trennen und jeweils nur noch für ihre späteren Aufgaben aufziehen lassen, Thymotiker beispielsweise als “Wächter”. Ein solcherart exklusionistisches (ausschließendes, separierendes) Bildungsmodell lehne ich (mit Popper, dessen Kritik am Platonismus in der “Offenen Gesellschaft” aber allzu scharf ausfällt) jedoch entschieden ab: Kinder haben ein Recht auch auf ihre Eltern und Bildung soll ihnen ermöglichen, auch sich selbst zu finden und zunehmend eigene Entscheidungen etwa in den Bereichen Freizeit, Familie, Beruf zu treffen. Diese Würde und Freiheit steht m.E. jedem Menschen zu.
“Zum Thema Feuerwehr etc.: Mittlerweile sind dort auch Frauen aktiv. Ich halte das für sehr wichtig, weil dadurch diese Assoziation Feuerwehr etc. und Männlichkeit zurückgedrängt wird. Aber natürlich kann man auch darüber diskutieren, ob es diese Enklaven in unserer Gesellschaft für die Männer braucht. Fangen wir wieder an Rückschritte zu machen? So ähnlich wie die Verbindung von Care-Arbeit ist weiblich?”
Ja, die Gefahr eines sog. Rollbacks besteht nicht nur abstrakt, sondern ist etwa in Afghanistan bereits vollzogen worden, auch in den USA haben Frauen wieder körperbezogene und medizinische Rechte verloren. Der Thymos ist nicht nur als männlich zu verstehen und die Individualität und Würde jeder Person zu achten, ja zu verteidigen. Als wir unseren K2 in der Bundeswehr-Kaserne besuchten, waren wir sehr erfreut zu sehen, dass Frauen als Soldatinnen, Feuerwehrfrauen, auch Vorgesetzte zunehmend akzeptiert werden. Eine wirklich demokratische, dialogisch-monistische Gesellschaft wird m.E. immer auch die tatsächliche Gleichberechtigung aller Menschen anstreben.
Noch einmal vielen Dank für unseren Dialog hier!
Elisabeth K. spricht viele richtige und wichtige Dinge an. Deutschland ist nicht kinderfreundlich genug. Auch deswegen ist hier die Geburtenrate so niedrig. Ich schrieb schon oben, dass meine Frau und ich gerne mehr als ein Kind hätten, uns dafür aber die Kraft fehlt. Das liegt auch an den gesellschaftlichen Strukturen. Aber wohl auch am Thymos. Als verarmter und hungernder Kriegsflüchtling war mein Vater wenig einfühlsam und ein seinen Kindern gegenüber gewalttätiger Mann. Mit meinem lebhaften Kind wurde ich mit diesem Erbe unvermutet selbst konfrontiert und es kostete und kostet mich jede Menge Ressource dieses fürchterliche Erbe zu unterdrücken und wegzutherapieren. Vielleicht sehe ich aus dieser subjektiven Erfahrung Thymos und “Männlichkeit” so negativ.
Herr Blume, könnten Sie vielleicht noch erläutern, was Sie mit folgender Aussage meinen?
“Der ungebrochene Erfolg von sog. Ballerspielen und Splatterfilmen ist m.E. ein Hinweis auf blinde Flecken in den Diskussionen um Inklusion und Bildung.”
Vielen lieben Dank für den nächsten starken Druko, @Hui Haunebuh, den ich ebenfalls gerne (zwischen Tees und Ruhepausen zur schnelleren Genesung) aufgreife.
Gefreut habe ich mich auch über diese Monty-Haunebuh-Ankündigung via Mastodon! 🙂
“Meinen nächsten hitzigen D&D-Charakter (z. B. einen Barbaren) werde ich Thymos nennen, oder ihm zumindest einen daran angelehnten Namen geben.”
https://sueden.social/@MontyRunner@metalhead.club/113197569390136059
“Elisabeth K. spricht viele richtige und wichtige Dinge an. Deutschland ist nicht kinderfreundlich genug. Auch deswegen ist hier die Geburtenrate so niedrig. Ich schrieb schon oben, dass meine Frau und ich gerne mehr als ein Kind hätten, uns dafür aber die Kraft fehlt. Das liegt auch an den gesellschaftlichen Strukturen.”
Volle Zustimmung! Meine Frau und ich hätten uns auch zwei mal zwei Kinder vorstellen können, aber der Sprung von zwei auf drei war noch heftiger als jener von eins auf zwei. Unsere derzeitigen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen “bestrafen” derzeit noch jeden (weiteren) Kinderwunsch. Auch europäische Umfragen zeigen wieder und wieder, dass die realen Kinderzahlen weit unter den gewünschten verharren. Und das sehe ich nicht als Ergebnis weniger vermeintlich unverständiger Politiker, sondern eben als Ergebnis verfehlter, demokratischer Diskurse. Junge Menschen und gerade auch junge Familien erleben sich viel zu häufig und mit einigem Recht als überlastet.
Genau heute meldet berichtet die Stuttgarter Zeitung auf S. 14 über die Ergebnisse einer jährlichen Umfrage im Auftrag des Versicherers HDI. Demnach “sagte ein Fünftel der 3748 bundesweit befragten Männer und Frauen, dass sie deswegen den Kinderwunsch allgemein oder den Wunsch nach weiteren Kindern hintan gestellt hätten.”
Deutlicher ist die Lage m.E. kaum zu beschreiben.
“Aber wohl auch am Thymos. Als verarmter und hungernder Kriegsflüchtling war mein Vater wenig einfühlsam und ein seinen Kindern gegenüber gewalttätiger Mann. Mit meinem lebhaften Kind wurde ich mit diesem Erbe unvermutet selbst konfrontiert und es kostete und kostet mich jede Menge Ressource dieses fürchterliche Erbe zu unterdrücken und wegzutherapieren. Vielleicht sehe ich aus dieser subjektiven Erfahrung Thymos und “Männlichkeit” so negativ.”
Vielen Dank für Ihre Offenheit, @Hui Haunebuh – und, ja, nun kann auch ich erkennen, dass Ihre Fixierung auf “toxische Männlichkeit” weniger ideologische als vielmehr biografische Gründe hat. Ein wichtiger Hinweis!
Auch zwischen meinem stärker “thymotischen” Vater und mir als sanften Bücherwurm und Nerd gab es lange heftige Spannungen. Er war selbst in autoritär-patriarchalen Verhältnissen aufgewachsen und hielt mich sehr lange für “zu weich” – was aber wiederum auch meinen thymotischen Ehrgeiz entfachten, für die Anerkennung meiner Lebensentscheidungen zu kämpfen und “es ihm zu beweisen”. Entsprechend bin ich unglaublich dankbar, dass uns kurz vor seinem Tod noch eine Versöhnung (Ver-Söhn-ung!) gelang und ich dadurch viel Schmerz hinter mir lassen konnte:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/meinem-vater-falko-blume-1950-2012/
“Herr Blume, könnten Sie vielleicht noch erläutern, was Sie mit folgender Aussage meinen?
“Der ungebrochene Erfolg von sog. Ballerspielen und Splatterfilmen ist m.E. ein Hinweis auf blinde Flecken in den Diskussionen um Inklusion und Bildung.””
Gerne. Ich spielte als Jugendlicher auch viele Ballerspiele wie Doom und Castle Wolfenstein und erinnere mich auch noch an den Schlachtenthrill beim Elite-Abschießen von Piraten oder bei den Massenschlachten bei Age of Empires. Auch in Filmen genieße ich bis zu einem gewissen Grade “Action”, meide aber Horror.
Zumal ich ja inzwischen auch selbst Vater von zwei Söhnen und einer Tochter bin, habe ich viel über die schon altgriechische Katharsis-Debatte nachgedacht und auch Studien und Bücher gelesen. Schon damals gab es die Debatte darüber, ob blutige Darstellungen etwa im Theater oder gar bei Tier- und Menschenkämpfen in der Arena die menschliche Thymotik eher abreagieren oder weiter anfachen würden.
Nach meiner heutigen Auffassung hängt dies entscheidend nicht nur von den neuropsychologischen Anlagen, sondern auch vom sozialen Umfeld der jungen Menschen ab: Wer in einer sicher gebundenen Umgebung die Chance hat, mit Angehörigen und Freundinnen über die thymotischen Bedürfnisse und Erfahrungen zu sprechen, wird m.E. auch häufiger charakterlich in Richtung dialogischer Monismus gestärkt. Wer aber mit diesen oft heftigen Erfahrungen alleingelassen bleibt, kann sich leichter in einem zunehmend affektiven, gewaltbereiten, feindseligen Dualismus verlieren. Wer nie gelernt hat, über Gefühle und Erfahrungen zu sprechen, wird sie häufiger externalisieren.
Deswegen versuche ich auch als Vater einerseits die Altersempfehlungen von Spielen und Filmen zu achten und zu anderen gemeinsame Spiel- und Filmerfahrungen mit den Kindern zu machen und zu besprechen. Zudem haben wir immer versucht zu vermitteln, dass sie auch dann angstfrei zu uns kommen können, wenn sie etwa via Internet oder mit Freunden ihre persönlichen Grenzen überschritten haben.
Dialog konkret: Falls Sie eine Weile Ihren Thymos-Barbaren gespielt und dabei ggf. interessante Beobachtungen gemacht haben, würde ich Sie gerne einmal zu einem Gastblogpost dazu auf “Natur des Glaubens” einladen! 🙂
Sie haben wahrlich abgefahrene Ideen! 😅 Ich bin mir nicht sicher, inwieweit solche RPG-Erfahrungen hier diskursfördernd sein könnten bzw. wie sie zu diesem Zwecke aufzubereiten wären.
Seit fast 40 Jahren spiele ich regelmäßig in meist mehreren RPG-Gruppen, ab und zu eben auch muskelbepackte Testosteronjunkies. Viel lieber spiele ich aber Charaktere mit sozialen Stärken, z. B. Barden und Diebe oder vergeistigte Außenseiter mit einer Ebenen übergreifenden Metaperspektive, z. B. Druiden. Da es in den meisten Runden zu diversen Kämpfen kam und kommt und viele Entscheidungen über Leben und Tod getroffen werden – teilweise ganze Gesellschaften betreffend, schwebt sehr oft ein thymotischer Geist über den Gruppen.
Ich versuche mich gerne an Figuren, die sich von meiner Persönlichkeit unterscheiden, z. B. in der Moral, dem Geschlecht und der Sexualität. Da kann es inhaltlich ziemlich übel zur Sache gehen, allerdings nie im Sinne von voyeuristischen Gewaltpornos o. ä. Es ist wirklich ein besonderer Thrill, im Spiel unmoralische Taten auszuführen, um die eigenen Ziele zu erreichen oder auch nur Bedürfnisse zu befriedigen. Das klingt jetzt krasser, als es ist. Im Grundsatz spiele ich gute Charaktere, aber sie dürfen gerne gebrochen oder temporär auf Abwegen sein. Mit meinen Figuren fühle ich immer mit, auch im Negativen. Da können sich Aktionen unangenehm anfühlen, wenn der Charakter (meist) in bester Absicht schlechte Taten vollführt. Allerdings plane ich die Charakterentwicklung immer so, dass am Ende Reife, Einsicht und Güte stehen sollen. Ansonsten wäre mir das zu heavy, ich bin ein Happy-End-Typ. Und dass es zu krassen auswüchsen kommt, war und ist nicht die Regel. Es muss passen.
Was im Spiel häufig vorkommt, sind Rachegefühle und Gefühle der Macht, wenn es verhassten oder eben schwachen Widersachern an den Kragen geht. Es ließen sich genug Szenen und ihre emotionalen Auswirkungen beschreiben.
Bis ich mit einem neuen Barbar o. ä. starten werde, könnten noch Jahre vergehen. Allerdings spiele ich zurzeit einen verhärmten Zwergenkrieger, der bislang nichts anderes als rohe Gewalt und puren Überlebenskampf kennt. Zusammen mit der Heldengruppe hat er sich aus der Sklaverei befreit und lernt jetzt ganz langsam Dinge wie Freundschaft, Empathie und Liebe kennen. Die Reise mit ihm ist befriedigend, da es mit ihm diesbezüglich fast nur bergauf geht. Allerdings ist der Weg sehr lang, er ist immer noch sehr primitiv in allem und glaubt an das Recht des Stärkeren.
Ab jetzt werde ich sicherlich einen sensibleren Blick auf die thymotischen Aspekte im Spiel haben. Wie gesagt, bezweifle ich, Erfahrungen daraus hier konstruktiv darstellen zu können. Vielleicht lässt sich die eine oder andere Anekdote in den Kommentaren anbringen, wenn passend. Danke jedenfalls für die Einladung! Auch wenn ich nichts abliefere, fühle ich mich ein wenig geehrt. Außerdem hat sie mich so geschockt, dass ich bislang keine Nerven hatte, Ihren neuen Blogeintrag zu lesen. ;-D Das hole ich morgen nach.
Viele liebe Grüße ins Schwabenland aus dem Neuschwabenland. Hoffentlich kommt der Regen nicht zu dicke und gute Besserung!
Vielen Dank für den freundlichen und engagierten Kommentar, @Hui Haunebuh !
Sie machen das m.E. prima. Schon das Lesen von Romanen fördert nachweisbar die dialogischen Fähigkeiten zum Perspektivwechsel, Sprachspiele und Empathie. Gruppenbasierte Rollenspiele (RPGs) gehören nach meiner Auffassung zu den besten Möglichkeiten, sich und künftige Generationen in zunehmend medialisierte Welten einzufinden. Sie finden bei Interesse auf diesem Blog eine ganze Reihe von Texten, Podcast-Interviews und auch Bildern zum Thema.
Perplexity.ai dazu korrekt:
Dr. Michael Blume sieht in Fantasy-Rollenspielen wie Dungeons & Dragons eine Chance für den dialogischen Monismus aus mehreren Gründen:
1. Abbildung der Grundweltanschauungen: Blume erkennt in den Ausrichtungen “Gut – Neutral – Böse” von Rollenspielsystemen eine Entsprechung zu den drei Grundweltanschauungen Monismus – Relativismus – Dualismus. Dies ermöglicht Spielern, verschiedene Perspektiven spielerisch zu erkunden.
2. Dialogischer Charakter: Rollenspiele basieren auf Dialog und Zusammenarbeit zwischen den Spielern. Dies fördert den Austausch und das gegenseitige Verständnis – Kernelemente des dialogischen Monismus.
3. Kreative Mitwirkung: Blume betont, dass die Auseinandersetzung mit den Grundweltanschauungen durch Rollenspiele Menschen verschiedener Alters- und Bildungsschichten einbezieht. Dies entspricht dem inklusiven Ansatz des dialogischen Monismus.
4. Spielerisches Lernen: Fantasy-Rollenspiele bieten einen geschützten Raum, um moralische Dilemmata und verschiedene Weltanschauungen zu erkunden, ohne reale Konsequenzen fürchten zu müssen.
5. Förderung von Empathie: Durch das Schlüpfen in verschiedene Rollen können Spieler Perspektivwechsel üben und Verständnis für andere Sichtweisen entwickeln.
6. Gemeinschaftsbildung: Rollenspiele fördern den Zusammenhalt und die Kooperation in der Spielgruppe, was dem gemeinschaftsorientierten Aspekt des dialogischen Monismus entspricht.
Blume sieht in der wachsenden Popularität solcher Spiele also eine Chance, die Prinzipien des dialogischen Monismus auf unterhaltsame und zugängliche Weise zu vermitteln und zu praktizieren.
Citations:
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gewalttaetig-sind-nicht-nur-die-anderen-post-dualistische-weisheit-von-lord-rabbi-jonathan-sacks-1948-2022/
[2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/relativismus-dualismus-und-monismus-auf-twitter-mastodon-chatgpt-und-instalive/
[3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-der-dialogische-monismus-mehr-als-ein-anti-dualismus-dualismus/
[4] https://vernunftgeheuer.podigee.io/19-mythos-vernunft-spiel
[5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/philosophische-grund-weltanschauungen-fantasy-dnd-gesinnungen/
[6] https://bghistorian.hypotheses.org/1727
@Blume: “Unsere bloße Existenz stellt die vorherrschenden Diskurse in Frage. Viele meinen, es sollte uns eigentlich gar nicht mehr geben.”
Ich bin der, der für diese wirkliche Wahrhaftigkeit in Glaubensfreiheit OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik kämpft, denn der Glaube im Freien Willen von Vernunft zu Verantwortungsbewusstsein ist wichtigster Teil des Sinn des Lebens als ganzheitlich-ebenbildliches Wesen Mensch, aber besonders, dass Du mich nicht im Diskurs haben willst, zeigt ziemlich deutlich wie bewusst verlogen-verkommen Du bist.
Du hast am Anfang vor Jahren sehr schnell reagiert, andere brauchten viel länger!
👋😇👍
Lieber @hto,
das Problem ist doch nicht, dass ich Sie “nicht im Diskurs haben” wollte, sondern dass Sie es einfach nicht schaffen, Andersdenkende nicht wieder und wieder zu beschimpfen und zu beleidigen. Auch jetzt schrieben Sie wieder davon, wie “bewusst verlogen-verkommen” ich sei, wollen aber gleichzeitig von mir ernstgenommen und freigeschaltet werden. Wenn ich Sie stets freischalten und Ihnen Aufmerksamkeit schenken würde, würde ich Ihren feindseligen Dualismus nur belohnen, mit dem Sie sich bereits politisch und auch sozial völlig isoliert haben. Auch hier auf dem Blog beschweren sich schon konstruktive Stimmen, warum ich feindseligen Trollen wie Ihnen überhaupt Raum gebe. Sie seien doch zu einem Dialog ohnehin nicht in der Lage, sondern würden nur andere Menschen mit den immergleichen Satz- und Hassfetzen belästigen.
Nach meiner Einschätzung hat der eingangs erwähnte Peter Sloterdijk das Zeitgefühl und Kommunikationsverhalten Ihres apokalyptischen Dualismus sehr präzise beschrieben. In “Zorn und Zeit”, Suhrkamp 2006, S. 143 beschrieb der die antike Wahl “zwischen dem säkularen anti-imperialen Aufstand und der religiösen oder parareligiösen Hoffnung auf den Gesamtuntergang der Systeme – eine Alternative, der die Moderne nur einen, allerdings entscheidenden dritten Weg hinzugefügt hat: den der reformistischen, auf mittlere Zeitspanne ausgelegten Überwindung historisch gewachsener Mißstände durch die Anwendung liberal-demokratischer Prozeduren. Es erübrigt sich zu erklären, warum die dritte Option die einzige auf Dauer aussichtsreiche Zivilisierungsstrategie ist.”
Sie, lieber @hto, wollen zwar gerne vom “reformistischen” Paradigma “liberal-demokratischer Prozeduren” profitieren, gleichzeitig aber nur Ihren apokalyptischen und zutiefst feindseligen Dualismus verbreiten. Und das klappt hier bei mir nicht. Entweder, Sie lernen sich selbst auch dialogisch zu benehmen, oder aber Sie trollen sich. Diesen Blog hier gestalte ich im Ehrenamt und ich lasse nicht zu, dass er durch Hater mit egal welcher Begründung beschädigt wird.
Ja, manchmal sind die Alternativen so einfach und klar.
Ihnen alles Gute, vor allem auch Selbstkontrolle!
Meine Mutter war in Israel, noch bevor sie drei Kinder bekam.
In Bethlehem, Nazareth und Jerusalem.
Ich habe von diesem Besuch eine Kette mit einem Davidstern, original aus Israel. Der tanzt an meiner Box hängend zum Bass der Musik.
Im angesichte des Davidstern wirkt es doch reichlich befremdlich, geradezu weird, vor einem Folterinstrument der Unterdrücker als heiliges Symbol zu beten, wüsste ich nicht, dass es um Vergebung geht für die Hinrichtung einer unserer grössten Propheten ist.
War es nicht Tschuang Tsu, der einem seiner vielen Charaktere nach längerem Dialog die Antwort in den Mund legte, selbst im Kothaufen sei das Tao.
Es liegt auch an uns, wir können mit den Exkrementen Seuchen auslösen und Mitweltkatastrophen, oder beste fruchtbare Komposterde mit Hilfe von Gott. Jah, also LUCA, dem Schöpfer des Lebens und der Welt, wie wir sie als uns hervorgebracht habend und bringend kennen, mittels seines Mitwelt fördernden edaphischen Ausdrucks.
Vielen lieben Dank für den starken Druko, @Maisegen!
Eine christliche Theologin würde darauf verweisen, dass gerade auch der Mut, sich dem römischen Folterinstrument zu stellen und es in ein Symbol des Lebens umzudeuten, die Botschaft darstellt.
Auch der o.g. Peter Sloterdijk beschreibt in “Zorn und Zeit”, Suhrkamp 2006, S. 149 die Externalisierung der Unterdrückungserfahrung als die eigentliche Leistung des frühen Christentums. Nicht ohne kritische Anfrage fordert er, es “müßte vor jeder Einführung in die Geschichte des Christentums ein Kapitel unter der Überschrift ‘When apocalypticism fails’ stehen. […] Vor dem Hintergrund des Gesagten wird verständlich, weshalb das Christentum anfangs als eine kühne Auflösung des der akuten apokalyptischen Konstellation von Restzeit und Gotteszorn auftrat. Zunächst war auch die jesuanische Verkündigung wie selbstverständlich von der Voraussetzung durchdrungen, daß die Geduld Gottes mit der Welt erschöpft ist.”
So gesehen steckt schon einiges dahinter, dass dann ausgerechnet Rom zur Hauptstadt der frühen Kirche wurde.
Da mir der Begriff “edaphischer Ausdruck” zunächst nichts sagte, habe ich Perplexity.ai um Hilfe gebeten – und bin positiv überrascht, dass die KI dabei auch auf diesen Blog zugriff:
Der Begriff “edaphisch” hat folgende Bedeutung und Verwendung:
## Definition
“Edaphisch” ist ein Fachbegriff, der sich auf den Erdboden und dessen ökologische Funktionen bezieht[2][3]. Das Wort leitet sich vom griechischen “edaphos” ab, was “Erdboden” bedeutet[1][3].
## Verwendung
Der Begriff wird hauptsächlich in folgenden Kontexten verwendet:
1. **Bodenkundlicher Kontext**: “Edaphisch” beschreibt Faktoren oder Eigenschaften, die den Boden betreffen[2][3].
2. **Ökologischer Kontext**: Es bezieht sich auf die ökologische Wirkung des Bodens, insbesondere auf Pflanzen und andere Organismen[1][3].
3. **Geologischer Kontext**: In der Geologie wird der Begriff verwendet, um bodenbezogene Aspekte zu beschreiben[3].
## Beispiele für die Verwendung
– **Edaphische Faktoren**: Dies sind Bodeneigenschaften wie Textur, Struktur, pH-Wert oder Nährstoffgehalt, die das Pflanzenwachstum beeinflussen.
– **Edaphische Wüste**: Eine Wüste, die aufgrund von Bodeneigenschaften entsteht, nicht primär durch klimatische Bedingungen. In solchen Wüsten werden Niederschläge im stark wasserdurchlässigen Boden sehr schnell abgeführt[4].
– **Edaphische Trockenheit**: Bezieht sich auf Trockenheit, die durch Bodeneigenschaften (z.B. Durchlässigkeit des sandigen Untergrundes) verursacht wird[3].
## Abgrenzung
Es ist wichtig, den Begriff “edaphisch” vom verwandten Begriff “Edaphon” zu unterscheiden. Während “edaphisch” sich auf den Boden selbst und seine Eigenschaften bezieht, bezeichnet das Edaphon die Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen[1][5].
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass “edaphisch” ein wichtiger Begriff in der Bodenkunde, Ökologie und Geologie ist, der spezifisch die Eigenschaften und Wirkungen des Bodens beschreibt.
Citations:
[1] https://www.agrarraum.info/lexikon/edaphon
[2] https://www.dwds.de/wb/edaphisch
[3] https://de.wiktionary.org/wiki/edaphisch
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCste
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Edaphon
[6] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/windkraft-zur-produktion-erneuerbarer-friedensenergie-gegen-krieg-und-antisemitismus/
[7] https://www.duden.de/rechtschreibung/edaphisch
[8] https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/edaphisch/3699
…also war es mir nicht möglich aus dem EefEef das gemeinte in Griechisch zum Ausdruck zu bringen. Danke für die korrektur. Ich meine ja das Edaphon, das Bodenleben, welches ja maßgeblich an den edaphischen Eigenschaften des Bodens wie der Bodengare beteiligt ist.
Was mich an den Kirchen wirklich stört, das ist die
plastische Darstellung eines gekreuzigten Menschen.
Die Pfarrkirche Liesing stellt eine positive Ausnahme dar,
denn dort ist Christus nicht gekreuzigt dargestellt. Bild:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9d/Pfarrkirche_Liesing_-_Kreuz.jpg
—–
Noch eine nützliche Tabelle.
Liste der Länder nach Fertilitätsrate.
Die Frauen in den Palästinensischen Autonomiegebieten
haben rund 3,5 Kinder, die Einwohnerzahl ist rund 4.632.000.
In Israel sind es rund 3 Kinder, Einwohnerzahl rund 9.914.000.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Fertilit%C3%A4tsrate
Aus meiner Sicht war und ist das Kreuz zwar kein angenehmes, aber ein ehrliches Symbol. Ich war sehr überrascht, darüber eine verblüffend tiefe Meditation auch im Hauptwerk des Erkenntnistheoretikers Sir Karl Popper (1902 – 1994) zu finden:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-schrumpfen-der-freiheit-poppers-kreuz-der-wahrheit-im-hossa-talk-184/
Perplexity.ai hat es bereits erfasst:
Karl Popper, der bedeutende Erkenntnistheoretiker und Philosoph des 20. Jahrhunderts, interpretierte das Kreuz in seinem Werk “Die offene Gesellschaft und ihre Feinde” auf eine bemerkenswerte und unkonventionelle Weise. Seine Deutung des Kreuzes steht im Zusammenhang mit seiner Philosophie der offenen Gesellschaft und des kritischen Rationalismus.
## Poppers Interpretation des Kreuzes
Für Popper symbolisiert das Kreuz:
1. **Die Last der Verantwortung**: Popper sah das Kreuz als Symbol für die Verantwortung, die wir als Menschen tragen müssen[1].
2. **Akzeptanz unbequemer Wahrheiten**: Das Kreuz steht für die Bereitschaft, schmerzhafte Erkenntnisse und wissenschaftliche Wahrheiten zu akzeptieren[2].
3. **Menschlichkeit und Vernunft**: Popper betonte, dass wir “das Kreuz der Menschlichkeit, der Vernunft und unserer Verantwortung” tragen müssen[1].
4. **Ablehnung des Rückzugs**: Das Tragen des Kreuzes bedeutet, sich nicht in eine geschlossene, vermeintlich harmonische Gesellschaft zurückzuziehen[1].
## Das Kreuz als Symbol des Erkenntnisschmerzes
Popper verknüpfte das Kreuz eng mit dem Prozess der Erkenntnis und Wahrheitsfindung:
– Er sah es als Symbol für den Schmerz, den die Konfrontation mit wissenschaftlichen Wahrheiten und Ungewissheiten verursachen kann[2].
– Das “Tragen des Kreuzes” bedeutet, diese Wahrheiten zu ertragen und die damit verbundenen Herausforderungen anzunehmen[2].
## Verbindung zur offenen Gesellschaft
Poppers Kreuz-Interpretation ist eng mit seinem Konzept der offenen Gesellschaft verwoben:
– Die offene Gesellschaft erfordert die Bereitschaft, kritisch zu denken und unbequeme Wahrheiten zu akzeptieren[3].
– Sie steht im Gegensatz zu geschlossenen, totalitären Systemen, die versuchen, einfache Antworten und falsche Harmonie zu bieten[1].
## Schlussfolgerung
Poppers Deutung des Kreuzes ist bemerkenswert, da sie religiöse Symbolik mit rationalistischem und humanistischem Denken verbindet. Er nutzt das Kreuz als Metapher für die Herausforderungen und Verantwortungen, die mit dem Streben nach Wahrheit und der Gestaltung einer offenen Gesellschaft einhergehen. Diese Interpretation unterstreicht Poppers Überzeugung, dass wahre Menschlichkeit und Fortschritt nur durch die Akzeptanz von Unsicherheit und die Bereitschaft zur ständigen kritischen Überprüfung erreicht werden können.
Citations:
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wisskon21-karl-popper-und-das-kreuz-der-falsifikation-religion-wissenschaft/
[2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-schrumpfen-der-freiheit-poppers-kreuz-der-wahrheit-im-hossa-talk-184/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Offene_Gesellschaft
[4] https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/die-offene-gesellschaft-und-ihre-feinde/5464
[5] https://hpd.de/artikel/offene-gesellschaft-und-ihre-feinde-und-ihre-fehlenden-freunde-15694
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Die_offene_Gesellschaft_und_ihre_Feinde
Hallo Michael Blume.
Die Darstellung des Kreuzes ist weniger das Problem.
Die plastische Darstellung eines gekreuzigten Menschen
ist das Problem.
Als Christ kann es nur eine Demokratie des globalen Gemeinschaftseigentums OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik geben, eine Demokratie die NICHT REGIERT, sondern nach den Bedürfnissen der Gemeinschaft des ganzheitlich-ebenbildlichen Wesens Mensch ORGANISIERT wird, auf der Basis eines UNKORRUMPIERBAREN Menschenrechts zu KOSTENLOSER Nahrung, MIETFFREIES (Sozial-)Wohnen und ebenso KASSENLOSER Gesundheit, alles darüber hinaus, ist entsprechend der uneigennützigen Leistung für die Gemeinschaft von der Gemeinschaft leistungsgerecht zu belohnen – Das wäre dann eine von Egoismen befreite wie befriedete Ökonomie die stets auch die zeitgemäße Ökologie nie aus den Augen verlieren kann.
👋😇
Danke, @hto. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass künftige Generationen auch diese politischen Ziele erreichen werden.
Aber eine Frage hätte ich doch: Wie haben die Menschen in mindestens einer linken Partei, in der Sie nach eigenem Bekunden aktiv waren, auf Ihre Ausführungen reagiert? Warum brauch offensichtlich keine Begeisterung aus, so dass Sie seitdem Wissenschaftsblogs beehren? 🙂
Sie haben nicht absolut ablehnend reagiert, weil es durchaus Leute gab die das gut fanden, aber sie haben taktisch weglobent bis intrigant und dogmatisch im Sinne ihrer Feindbilder reagiert – Es ist eben schwer Politiker zuerst zu überzeugen, es wurden also dann weiter ignorant-arrogante Fehler gemacht, die auf viele abstoßend gewirkt haben, bis heute, wie am Niedergang der Linken zu sehen ist.
Die Linke ging also nieder, weil Sie Ihren Vorschlägen nicht folgte, @hto?
Das könnte ja auch das Problem der Hisbollah sein, oder? Nicht zugehört und sich mit dem falschen Staat angelegt.
Übrigens ist das BSW höchstwahrscheinlich nur eine Seifenblase, wenn nicht doch noch eine außergewöhnlich mutige Überraschung fusionierender Kommunikation ins Programm genommen wird.
Alles klar, @hto. Vielleicht teilen Sie es einfach Sarah Wagenknecht mit, hier auf NdG würden wir gerne wieder konstruktiv und vor allem dialogisch diskutieren.
Alles Gute und eine gute Nacht! 🙂
Moin und hmm,
so wie ich das Thema hier und den urblogeintrag verstehe (und ich verstehe ihn bestimmt nicht korrekt) geht es hier darum, wie bei der Aufrüstung, wer mehr Kinder bekommt oder bekommen soll, bzw. das die Kinderschar der Fundamentalisten egal welcher Religion übertroffen werden kann, sodass jene nicht in die Überzahl kommen…finde ich kritisch.
Ich denke auch, dass eher weniger Menschen als noch mehr die großen Probleme lösen können, zumindest bei der aktuellen Form des gelebten Kapitalismus, der Probleme schafft und nicht Lösungen.
Also sehe ich auch das eher kritisch.
Was dahinter als Motivation liegt, Thymos, Ratio oder sonstiges spielt meiner Meinung nach nur eine untergeordnete Rolle.
Und dennoch eine interesante Gedankenrichtung, Danke dafür.
Gerne, @Thorte. Aus meiner Sicht ist es immer entscheidend, dass wir wissenschaftlich erforschen, was “ist”, um danach darüber zu sprechen, was sein “soll”. Ein demografisches Wettrüsten sich bekämpfender Religionen wäre aus meiner Sicht ein dystopischer Alptraum. Aber gerade, wenn wir diesen vermeiden wollen, haben wir die Potentiale sowohl der Religionsdemografie wie auch der Thymotik besser zu verstehen. Dann, erst dann, lassen sich überzeugende Antworten formulieren – die es m.E. braucht und auch gibt, vor allem im Bereich Demokratie- und Familienförderung sowie Bildung.
In seinem Buch “Identität. Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet” (Hoffmann und Campe 2019) schrieb Francis Fukuyama im Rückblick auf seine bekannte und teilweise falsifizierte These vom “Ende der Geschichte”, S. 13:
“In beiden Publikationen wies ich darauf hin, dass weder Nationalismus noch Religion demnächst als Kräfte der Weltpolitik verschwinden würden, und zwar deshalb, weil die zeitgenössischen liberalen Demokratien das Problem des “Thymos” noch nicht vollauf gelöst hätten. Thymos ist der Teil der Seele, der sich nach Anerkennung seiner Würde sehnt; “Isothymia” ist das Bedürfnis, anderen gegenüber als gleichwertig zu gelten, während “Megalothymia” den Wunsch darstellt, von anderen als überlegen betrachtet zu werden.”
Auch ich würde sagen, dass es hier um ein zentrales und inzwischen eben auch medial und digital zugespitztes Hauptproblem der liberalen Demokratien handelt. Und dass wir genau deswegen die Lehren des Antifaschismus gegenüber der “Megalothymia” nicht eine Sekunde aufgeben dürfen.
Danke, dass Sie sich so weit aus Ihrer Komfortzone gewagt haben und hier mit uns denken!
Danke für Ihre Antwort, sehr gerne denke ich hier auch mit und das habe ich auch schn getan, bevor ich in den Dialog eingestiegen bin.
Aber wie kommen Sie darauf, das ich meine Komfortzone dafür verlassen muss 😉
Ich bin sehr gerne bereit für einen Wandel zum Besseren die Komfortzone aufzuweichen, bin schon seit mehr als 30 Jahren Vergetariar und seit 10 Jahren überwiegend Veganer (als SciFi-Fan komme ich mir dabei sogar etwas auserirdisch vor :)), fahre seit jahren eigentlich nur Öffis und bin immer offen für neues.
“Thymos ist der Teil der Seele, der sich nach Anerkennung seiner Würde sehnt; “Isothymia” ist das Bedürfnis, anderen gegenüber als gleichwertig zu gelten”
Jetzt verstehe ich auch den Begriff Thymos mehr, ganz besonders was isothymia betrifft (wir haben schon in den 80ern angefangen ein Binnen-I in unseren Texten einzuführen) hat mir dabei geholfen.
Vielen Dank dafür und liebe Grüße
Vielen Dank, @Thorte – darum ging es mir: Anzuerkennen, dass Sie auch schwierige Themen und Entscheidungen auf sich nehmen, um die Welt ein klein wenig besser und auch friedlicher zu machen.
Ich respektiere das sehr und freue mich, dass Sie mit klugen und konstruktiven Kommentaren zu diesem Blog beitragen. Im aktuellen Blogpost zum dialogischen Monismus habe ich Sie daher auch namentlich zitiert.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-der-dialogische-monismus-mehr-als-ein-anti-dualismus-dualismus/
Lassen Sie uns gerne gemeinsam auf Solarpunk-Kurs bleiben – auch wenn dies bedeutet, unsere Komfortzonen zu erweitern! 🙂
Herzliche Grüße, alles Gute!
Heute erschien in der Stuttgarter Zeitung auf S. 16 eine Reportage über die langjährige Arbeit der Psychologin Gilda Giebel mit Sicherungsverwahrten – also Menschen, die auch nach Verbüßung ihrer Haftstrafe als so gefährlich eingestuft werden, dass sich in Sicherungsverwahrung verbleiben. Für diejenigen, die noch immer statistische Geschlechterunterschiede der Thymotik verleugnen wollen, enthält der Text von Nina Ayerle heftige Zumutungen:
“Giebels Klienten waren ausschließlich Männer. Tötungskriminalität ist vornehmlich männlich. Wenn Frauen zu Mörderinnen werden, geschieht dies laut der Fachzeitschrift Kriminalpolizei in den meisten Fällen, weil sie sich aus einer gewalttätigen Beziehung befreien wollen. Bei den ehemaligen Klienten von Giebel ist das anders. Sie sitzen nach ihren verbüßten Haftstrafen in der Sicherungsverwahrung ein, weil sie weiterhin eine Gefahr für andere Menschen darstellen.”
In seinem Werk “Identität” von 2019 (Hoffmann und Campe) betont Francis Fukuyama auf S. 13 – 14, dass “die zeitgenössischen liberalen Demokratien des Problem des Thymos noch nicht vollauf gelöst hätten.” Dies gelte besonders für die “Megalothymia”, die “den Wunsch darstellt, von anderen als überlegen betrachtet zu werden.”
Passend dazu berichtet die Psychologin Giebel:
“Psychopathen seien häufig angstfrei und reuelos. Die Täter verharmlosen ihre Schuld oder geben die Schuld anderen. […] Sadisten wiederum genießen aus Sicht der Psychologin die Angst und das Leid der anderen. Narzissten seien deshalb im Vollzug noch “die harmloseren Typen”, findet Gilda Giebel. Sie seien eher extrem kränkbar, wollten immer etwas Besonderes darstellen und neigen teils zu fast schon religiöser Selbstüberhöhung. […]
Dennoch hat der Beruf ihr eine gewisse Grundskepsis vermittelt. “Was den Sexualtrieb angeht, sehe ich Männer schon sehr kritisch”, sagt sie. Da gebe es “große Abgründe”. Bei Vergewaltigungen mit mehreren Tätern seien teilweise Familienväter involviert, denen man solche sexuellen Abgründe niemals zugetraut hätte.”
Entsprechende Beobachtungen mussten wir ja leider bereits 2015 im Irak dokumentieren, wo Terroristen des sog. “Islamischen Staates” neben Massenmorden auch gezielt sexualisierte Gewalt an ezidischen Mädchen und Frauen begingen. Zur auch antisemitischen IS-Ideologie habe ich in mehreren Gerichtsverfahren ausgesagt:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/weltrechtsprinzip-als-sachverstaendiger-zum-is-genozid-am-ezidentum/
Derzeit wird auch Frankreich von der Anklage gegen einen 71jährigen Mann erschüttert, der seine Ehefrau über Jahre hinweg unter Drogen gesetzt und zahlreichen, durchaus bürgerlichen Männern zur Vergewaltigung angeboten hatte.
“Die Ermittler hatten Tausende Fotos und Videos der Vergewaltigungen auf dem Computer von Dominique P. sichergestellt. “Ich liege reglos im Bett und werde vergewaltigt. Das sind barbarische Szenen”, sagte die 72-Jährige vor Gericht. “Für mich sind das Horrorszenen.” Die Männer hätten sie behandelt “wie eine Stoffpuppe, wie einen Müllsack”. […]
Die Ermittler konnten mithilfe der Videos 50 der Männer identifizieren und anklagen. Neben Dominique P. haben 14 von ihnen sich vor Gericht als schuldig bekannt. Der Rest streitet die Vorwürfe ab. Gisèle P. wandte sich im Gerichtssaal direkt an die Angeklagten: “Übernehmen Sie wenigstens einmal in Ihrem Leben Verantwortung für Ihre Taten”, forderte sie.”
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/vergewaltigungen-prozess-frankreich-100.html
Aktuell diskutiert unser Nachbarland auch über die Ermordung einer 19-jährigen Studentin mutmaßlich durch einen ausreisepflichtigen 22-jährigen Marrokaner.
Mir ist völlig bewusst, dass eine ehrliche Debatte über die überwiegend männliche Thymotik sowohl rechte wie linke und liberale Gewissheiten erschüttert. Aber ich denke, wir sollten, wir müssen sie führen, wenn wir die sexualisierte und auch mörderische Gewalt in Zukunft reduzieren wollen.
Sehr informativ, danke!
Vielen lieben Dank, @Dr. Breinlinger 🙌
Dass sich so viele Menschen konstruktiv auch auf lange verdrängte Themen einlassen, freut und ermutigt mich sehr. 🙏📚🖖
Apropos Israel. Sascha Lobo hat im Spiegel einen (wieder einmal) sehr guten Kommentar zu aktuellen Lage abgegeben.
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/das-jahr-nach-dem-7-oktober-fuenf-bittere-wahrheiten-ueber-israel-kolumne-a-665b9a6e-f1d1-4a20-8661-b8a2c8fc38e7
Danke & ja, @RPGNo1 – auch bei einer Veranstaltung in Brüssel habe ich gerade wieder erlebt, dass die Welt nicht auf Belehrungen aus Deutschland wartet. Israel 🇮🇱 wehrt sich gegen eine fossile, sog. „Achse des Widerstands“, die auch durch unsere Öl- und Gaskäufe finanziert wird.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/bruessel-ob-filderstadt-die-lange-nacht-der-demokratie-in-sindelfingen/
Und da die UN ihre Resolution gegenüber der Hisbollah nie durchsetzte, fühlen sich die meisten Israelis gegenüber dem Terror alleingelassen. Nach monatelangem Beschuss des israelischen Nordens durch die Hisbollah klingen Aufrufe, sich doch bitte nicht zu wehren, hohl und zynisch. Die UN 🇺🇳 hat in der Region nicht mehr viel Glaubwürdigkeit.
ich bin Humanistin und Menschenfreund, möchte hier aber einmal vom rationalen Standpunkt (ob der “links” ist, entzieht sich meiner Kenntnis), dass dieses “brüten im Namen irgendeiner einer Ideologie” das Welternährungsproblem befeuert.
Vor ~2000plusminus~500 Jahren, als die abrahamitischen Religionen geboren wurden (zumindest ihre Texte), hatte der Planet Erde als ganzes = auf allen Kontinenten zusammen so viele Menschen wie heute die beiden Städte Kairo und Tokyo zusammen. Die dankenswerten Fortschritte der Medizin reduzierten die Kindersterblichkeit und erhöhten die Lebensdauer. Die Intelligenz des Menschen hat das hervorgebracht – aber so wie Hochbegabte lernen, dass sie ihren Intellekt gesellschaftlich nützlich einbringen sollten, sollten m.E. auch die Menschheit als Ganzes lernen, auch Verantwortung für mehr als nur sich selbst zu übernehmen: d.h. mit den Ressourcen unseres Planeten dankbar umgehen.
Danke, @Susanne Hoffmann – ich sehe da keinen Widerspruch zu meiner Position. Persönlich bin ich ja auch Vegetarier geworden, um die Verschwendung von Ressourcen und Futtermitteln für die Massentierhaltung einzuschränken.
Dass die Evolution des Menschen auch die Religiosität hervorbrachte und sich weder die säkulare noch die religiöse Demografie nach unseren Empfehlungen richtet, sollte gerade auch humanistisch und wissenschaftlich bewegte Menschen beschäftigen. Gerade wir können uns historische und aktuelle Fakten nicht einfach wegwünschen. Das Terrormassaker der Hamas vor genau einem Jahr hat nicht zu einem Linksruck geführt, sondern zu Kriegen.
Und was die Demografie angeht: Eine bessere Familien-, Bildungs- und Integrationspolitik wäre wünschenswert, um sowohl Bevölkerungsex- wie -implosionen zu vermeiden. Meine ich.
@Blume
if you are interested in psychopathology Robert D. Hare is the go to book “Mask of Sanity”. FBI uses his expertise since the 80s.
Impressed by your responses to Hoffman and RPG
Thanks, @Science 🙏
If you are interested in the intersection of RPG and Science, you might like this article:
https://bghistorian.hypotheses.org/1727
Best wishes! 🙌