Hashtag, Hackathon, Fediverse – Komposita der Hoffnung

Gestern sah ich in einem Zeitschriftenladen in Berlin, wie zahlreiche, fossile Konzernmedien auf die Union – SPD – Koalitionsverhandlungen geradezu einprügelten. Heute in Stuttgart erschien dann ein Meinungs-Artikel von Harald Martenstein in der WELT, der von den politischen Zielen des AxelSpringer-Konzerns keinen Hehl mehr machte. Ich kommentierte dazu auf Mastodon:

Der letzte Tropfen nach dem #Musk – Abdruck in der #WamS war heute dieser abgründige Vorwurf von #Martenstein gegen #Merz in der #Welt – „Meinung“ – Kolumne:

Auch als Kanzler wird er unter der Fuchtel von Rot-Grün-Rot stehen. Und er kann nicht das Geringste dagegen tun, solange die Inkaufnahme von AfD-Stimmen als Beginn des Vierten Reichs gilt.

Damit sollten nun doch alle Zweifel zum Thema #Fossilismus & #Faschismus für alle #Zeit ausgeräumt sein…

In der taz berichtete Harff-Peter Schönherr vom fossilen Rechts- und Putinruck auch bei den Medienhäusern der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) und der Schwäbischen Zeitung. Auch zum neuen Kurs der Berliner Zeitung wurde ja bereits vieles geschrieben. Also: Was ist da los?

Die Antwort ist einfach: Nach Jahren des digitalen Neurohacking durch antisoziale Konzernmedien aus den USA und China sind die Werbe- und Abonnementzahlen der meisten sog. Qualitätsmedien eingebrochen. Nun werden immer mehr von ihnen entweder eingestellt – oder von rechtsdrehenden Konzernen übernommen. Ein drastisches Beispiel dafür ist die Washington Post von Amazon-Gründer Jeff Bezos, der zuerst als Retter dieses demokratischen Blattes von Weltrang gefeiert wurde, sie aber nun gnadenlos in die Trump-Thymokratie einordnete. Auch etwa in Südkorea stürzten die Fossilisten die Demokratie mit Deep State-Verschwörungsmythen in eine Verfassungskrise mit Gewalt und Toten.

Noch in 2022 hatte ich in der Jüdischen Allgemeinen genau davor gewarnt:

“Wenn ein Mediensystem kaputt ist, stürzt die Demokratie ab.”

Und im Januar 2024 hatte ich beim Neujahrsempfang der Gemeinde Salach gesagt:

“Nur noch das Fediversum kann uns retten.”

Dr. Michael Blume spricht beim Neujahrsempfang der Gemeinde Salach, Januar 2024.Dr. Michael Blume warb in Salach für das Fediversum. Foto: Gemeinde Salach

Das bedeutet sehr konkret: Wir Demokratinnen und Demokraten sollten so schnell wie irgend möglich eigene, Konzern-unabhängige Medien aufbauen. Wir sollten als bewusste Medien-Prosumentinnen und Prosumenten eigene Blogs, Podcasts, Mastodon-Instanzen usw. ins Leben rufen und beispielsweise direkt aus der Politik einschließlich demokratischer Parteien berichten.

Komposita (Kompositworte aus mehreren Worten) als Hoffnungszeichen

Eine eindrucksvolle Wirkung neuer Medien hatte ich bereits in meiner Rede zur Welt und “WELT” in Tübingen geschildert: Mit dem Buchdruck vor allem der Lutherbibel breiteten groß geschriebene Kompositworte wie “Morgenland” und “Machtwort“, aber bald auch zum Beispiel “Bauernkrieg” (von 1525) aus, die zum Denken und Dialogisieren in Begriffen und damit zum Aufschwung der deutschsprachigen Theologien, Philosophien und Wissenschaften beitrugen.

Und eine ebensolche Dynamiken sehen wir nun im Fediverse, das selbst ein Kompositwort aus Federal = Föderal, selbstorganisiert und Universe = Universum ist. Ein Grund dafür sind die Hashtags, mit denen schon seit den 1970er Jahren Textmengen geordnet werden und die idealerweise nur aus einem Wort bestehen. Ein schönes Beispiel dafür ist der #Hackathon aus Hacken = Programmieren und Marathon = Dauerlauf.

Und während also Shitbürgertum“-Autor Ulf Poschardt in seinem “WELT”-Leitartikel gegen die Kirchen als vermeintlichen “tiefen Staat” das Judentum komplett verschwieg, können Sie in meinem Podcast “Verschwörungsfragen” (Komposita!) die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Prof. Barbara Traub, auch zum neuen Staatsvertrag (Komposita!) hören.

Ein jüdisch-christliches Dialogbuch von Barbara Traub & Michael Blume: "Wenn nicht wir, wer dann?"Ein Dialogbuch von Barbara Traub & Michael Blume mit digitaler Leseprobe. Cover: Patmos-Verlag

Herzlich eingeladen sind auch alle Aktiven zum Ha-Kasher Hackathon gegen Antisemitismus am 19. Mai 2025 in Stuttgart! Lasst uns gemeinsam das Internet als Ort des Tuns entdecken und mitgestalten!

Einladung zum Hackathon gegen Antisemitismus am 19. Mai 2025 in Stuttgart.

Der Ha-Kasher Hackathon gegen Antisemitismus auch mit mir findet am 19. Mai 2025 in Stuttgart statt. Screenshot: Michael Blume

Und wer danach noch Lust hat, könnte mich sogar zum ersten Fediversum-Treffen in Stuttgart am gleichen Abend begleiten, das Thomas Ebinger & weitere Fediversum-Aktive ausrichten!

Mastodon-Einladung von Thomas Ebinger zum ersten Fediverse-Vernetzungstreffen am Abend des 19. Mai 2025 in Stuttgart.

Mastodon-Einladung zum ersten Fediverse Vernetzungstreffen Stuttgart am Abend des 19. Mai 2025. Screenshot: Michael Blume

Zwar sind die meist fossilistisch orientierten Konzernmedien inklusive X von Elon Musk oder Truth Social von Donald Trump noch immer mächtig, doch sie verlieren bereits jeden Tag an Reichweite. Auch Abzock-Kryptowährungen wie $TRUMP und $MELANIA verlieren bereits deutlich an Wert. Der Zusammenbruch der Tesla – Verkäufe könnte die ohnehin bereits drohende #Trumpcession (Hashtag-Komposita!) beschleunigen.

Wer als Demokratin oder Demokrat etwas gegen die oligarchische Trias von Fossilismus, Thymokratie und Neo-Faschismus tun will, verlasse die antisozialen Konzernmedien und engagiere sich im Fediversum! Die schönsten Komposita wie “Demokratiebildung” warten auf Euch! 🙂  

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

14 Kommentare

  1. Alexa, mach mir eine Sci-Fi-Piraten-Komödie im Stile von Mel Brooks mit einem Schuss Herr der Ringe und Thomas Mann, mit Audrey Hepburn, 29 Schwarzeneggers im Alter zwischen 10 und 90, Loriot, Brad Pitt, Whoopi Goldberg, Bud Spencer und einer Kreuzung aus Jackie Chan, Olaf Scholz und Donald Duck, die im Alien-Predator-Universum spielt, Musik irgendwie so Hans Zimmer meets Taylor Swift meets Cannibal Corpse… Wenn sich bald jeder per KI einen eigenen Blockbuster mischen kann und Hollywood arbeitslos wird, warum sollte nicht KI jedem seine Privatzeitung mixen und die klassischen Medien-Unternehmen arbeitslos machen? Wird alles immer billiger, und falls KI-Chips vom Fließband rollen, kann sich vielleicht jeder seine eigene als Haustier basteln, die für ihn am Internet nuckelt. Jedem seine eigene Matrix, seine eigene Fantasiewelt – sind wir nicht längst so weit?

    Kapitalismus heißt, dass jeder ein Auto hat, Sozialismus, dass sie alle auf derselben Straße fahren – alles eine Frage der Ressourcen, man kann ja nicht jedem eine Straße bauen. Wenn die Ressourcen knapp werden, verschmelzen viele Autos zu einem Bus. Umgekehrt – wenn Sie die Ressourcen haben, können Sie personalisieren, aus einer sozialistisch geteilten Realität und Meinung einzelne Lebenswirklichkeiten und Wahnvorstellungen maßgeschneidert erzeugen, aus einer stets nie wirklich wachen Menschheit werden viele träumende Götter in individuellen Weltenblasen. Wer kümmert sich dann aber um die Wirklichkeit? Alexa, informiere dich bei seriösen Quellen und wähl für mich?

    Vor einigen Jahrzehnten hatte ich den Gedanken – Demokratie führt automatisch zu Totalitarismus, denn in einer Diktatur muss sich das Regime kaum um das Dafürhalten des Volkes scheren, doch in der Demokratie hängt jede Politiker-Karriere daran, also ist er gezwungen, die Gedankenkontrolle durchzuboxen. Es scheint fast, es entwickelt sich ein Zwischending beider Systeme: Die Menschen bekommen so viel widersprüchlichen Blödsinn an den Kopf gehauen, dass sie überhaupt nicht mehr sinnvoll mitreden können, und die Politik lernt wieder, an ihnen vorbei zu regieren.

    Nicht aus Böswilligkeit. Wenn die Bauern in Ahnungslosigkeit und Aberglauben zurückfallen, muss der Adel den Laden allein schmeißen. Mit all der Arroganz, Selbstüberschätzung, Standesdünkel, Ausbeutung, Ungerechtigkeit, die als Nebenwirkungen entstehen, wenn man mehr Macht hat als Verstand. Der Zeitgeist erzwingt Faschismus, doch der Zeitgeist ist ein Zusammenspiel von Trends, die Sachzwänge erzeugen. All die Narren, die glauben, ihn zu lenken, surfen nur auf der Welle und all ihre Ideen und Geistesblitze werden ihnen von der Welle aufgedrängt. Wir alle schwimmen mit dem Strom, doch manche ertrinken, manche halten sich gerade mal über Wasser, andere fühlen sich darin wie der Fisch im Wasser.

    Verschwörungsmythen beruhen ja darauf, den Sonnenaufgang zu bemerken und ihn dem Wirken böswilliger, geheimer Mächte zuzuschreiben. Deep State ist nur die Verteufelung des Offensichtlichen: Wunder kann bislang kein politisches System, menschliche Natur erzeugt immer wieder die gleichen Strukturen. Wenn Sie Politiker alle paar Jahre austauschen, damit die keine Zeit haben, Macht anzuhäufen, häufen halt Leute und Institutionen Macht an, die mehr Zeit dazu haben. Die Partei übernimmt die Funktion der Adelsdynastie, nur werden die Fürsten, die sie stellt, heute adoptiert statt geboren, sozusagen als Migranten-Fachkräfte. Im Hintergrund gibt es Familien wie die Kennedys, die es auf die klassische Weise versuchen, Geld hat die gleiche Macht, wie es in jedem System hat, wir haben das gleiche übernationale Adelsgeflecht, das wir schon immer hatten, nur können wir heute per Stimmzettel mehr mitreden.

    Bis die Medien uns so gaga machen, dass die Mächtigen gar nicht anders können, als uns eine lustige Handpuppe vor die Nase zu halten, vorne ein lachendes Gesicht, hinten ein böse guckendes, die sie so drehen, wie es ihnen zur Politik passt, und die uns ansonsten mit Tanz, Jonglieren, Clownereien und dem Verkloppen diverser Krokodile unterhält. Und so wird das Volk wieder entmündigt, auf eigenen Wunsch – schließlich würde ein mündiges Volk auch den Regierenden das Regieren einfacher machen. Mami hat Wichtigeres zu tun, als uns die Windeln zu wechseln und darauf zu achten, dass jede Steckdose kindersicher ist. Alexa, wechsle dem Volk die Windeln und mach jede Steckdose kindersicher.

    Wenn nicht wir, dann Alexa. Wer denn sonst?

    • Lieben Dank, @Paul S. – diesen Druko zur KI-Medienethik musste ich nicht kürzen. Es geht doch!

      Inhaltlich beschreiben Sie die Gefahren des personalisierten KI-Kokons, dessen Wirkung noch weit über die digitale Blase hinausgeht:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/von-der-neurohacking-blase-zum-ki-kokon-oder-zur-dialogischen-realitaet/

      Und auch KI-Radio gibt es ja schon, bis zur Personalierung samt Musik- und Nachrichtenauswahl bleibt nur noch ein letzter Schritt:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-erfolg-des-deutschsprachigen-ai-radiosenders-biggpt/

      Warum ich dennoch nicht in Panik ausbreche?

      Nun, auch wegen Ihnen, @Paul S.! Als wiederkehrender Blog-Kommentierender sind auch Sie längst ein Medien-Prosument: Sie konsumieren digitale Medien nicht nur, Sie produzieren solche auch. Und entsprechend machen Sie gute und schlechte Erfahrungen, reflektieren und diskutieren auch analog, leben Medienkompetenz und sogar Medienbildung!

      In Zeiten der Massenmedien konnten und mussten sich Mehrheiten der Menschen auf wohlwollende Redaktionen als Gatekeeper (Torwächter) verlassen. Doch angesichts der auch wirtschaftlichen Medienrevolution werden diese Redaktionen nun immer häufiger von fossilen Lobbyisten und feindseligen Dualisten übernommen. Auch einstige Qualitätsmedien verbreiten heute Musk- und Putin-Propaganda.

      Doch dagegen erlebe ich schon jetzt, wie sich Medienbildung und Medienethik täglich demokratisieren. Und sollte sich doch mal wieder ein Knecht des Fossilismus bei mir wegen Zulieferung melden, so habe ich mir folgendes Statement zurechtgelegt:

      „Aus historischer Verantwortung werde ich keinem Konzern in #Berlin zuarbeiten, der einen #AfD-Wahlaufruf des Hitler-verharmlosenden Elon Musk abdruckte & dessen #Shitbürgertum-Autor die Kirchen mit Deep State – Verschwörungsmythen beschimpfte. Ich empfehle 1 Lektüre zur fatalen Rolle von #Hugenberg. Weiterem #Trolling & #SLAPP – Klagen sehe ich gelassen entgegen.“

      https://sueden.social/@BlumeEvolution/114212558319394022

      Meine These zur Medienethik: Wenn wir unser europäisches Mediensystem konsequent über das wachsende Fediversum aufbauen, dann haben unsere Demokratien noch ihre besten Jahrzehnte vor sich! Und schon heute kann niemand alles, aber alle etwas dafür tun! ☺️🇪🇺✅

  2. Einerseits hätte ich auf die Meinung von Herrn Martenstein gerne verzichtet, andererseits ist es gut zu wissen, wo er mit dieser Meinung steht.

    Schon der Begriff “Viertes Reich” ist eine Unverschämtheit. Alleine, dass man einen solchen Begriff zu Papier bringt, ist jenseits von Gut und Böse. Das Gefährliche daran ist, dass so etwas heute wieder sagbar ist. Hoffentlich kündigen viele ihr Abo der WELT/WamS.

    Beim World Forum in Berlin letzte Woche sprachen auch die Clintons. Besonders die kurze Ansprache von Hilary Clinton war mE großartig. Absolut beeindruckend.

    Was Herrn Merz und die CDU betrifft, mache ich mir Sorgen. Dass er die Zusammenarbeit mit der sog. Alternative ablehnt, finde ich gut und hoffe, dass innerhalb der CDU die überwältigende Mehrheit das ebenso sieht (wovon ich ausgehe).

    Es entsetzt mich, dass die Kandidatin für das Amt der Bundestagspräsidentin sich auch bei der AfD Fraktion vorstellen will oder wollte.

    Eine konservative Partei gehört in unser Parteienspektrum.

    Die Podcast-Folge von “Verschwörungsfragen” mit Frau Traub kann ich nur empfehlen.

    Die Aufklärung ist so unendlich wichtig. Erst gestern wurde ich auf den sog. “Kalergi-Plan” aufmerksam. Widerlich, dass solche Verschwörungsmythen nicht kaputt zu kriegen sind.

    • Vielen herzlichen Dank und inhaltlich volle Zustimmung, liebe @Marie H. 🙏

      Habe gerade einen stark besuchten und erfreulich aufgenommenen Vortrag in Freiburg gegen jeden Antisemitismus, feindseligen Dualismus und gegen Verschwörungsmythen gehalten. Dabei erzählte ich auf Nachfrage auch von der aktuellen Verschwörungsfragen-Folge mit Prof. Barbara Traub.

      https://verschwoerungsfragen.podigee.io/56-neue-episode

      Beim Gehen entdeckte ich eine eindrucksvolle Skulptur, die ich spontan #OKJesus nannte und hier ins KI-Fediversum verewigt habe: 🤓🤖🤔

      https://sueden.social/@BlumeEvolution/114217010965856961

      Ihnen Dank für den überparteilichen Dialog der Hoffnung!

      • Die Skulptur ist cool.

        Andreas Püttmann hat eine aktuelle Umfrage auf Bluesky geteilt. Wahlumfragen so kurz nach einer Bundestagswahl finde ich zwar nicht notwendig, aber interessant sind vor allem die Werte für CDU (27%) und AfD (23,5%).

        Ich fürchte, dass eine solche Entwicklung Wasser auf die Mühlen beim Axel-Springer-Verlag ist und der Druck auf Merz noch steigen wird. Hoffentlich nicht von manchen in der eigenen Partei.

        Ohne den Versuch der demokratischen Kräfte ein Verbotsverfahren hinsichtlich der AfD zu beantragen, wird diese Partei nicht mehr aufzuhalten sein!

        • Noch eine Anmerkung zum Thema Reichweite im Fediverse, konkret: Mastodon.

          Ihr Account hat viele Follower, da ist die Reichweite normalerweise kein Problem.

          Ein Kleinst-Account wie meiner hat es schwerer. Nach Reichweite strebe ich nicht, eher nach dem Meinungsaustausch mit anderen, die meine Interessen teilen. Das finde ich bei Mastodon schwerer.

          Vor kurzem las ich, dass durch Social Media jeder/jede zu jedem Thema posten könne. Was sich zunächst gut anhört, aber dazu geführt hat, dass den Fachleuten vielfach nicht mehr geglaubt wurde. Beispielsweise bei Corona.

          Als Laie sollte man sich mit Bewertungen zurückhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob selbst die Zusammenfassung historischer Zeitungsartikel (ohne jede Wertung oder Beurteilung) statthaft wäre.

          Was dann noch bliebe, wäre der Austausch mit größeren Accounts = Fachleute.

          An der Veranstaltung in Stuttgart am 19. Mai hätte ich gerne teilgenommen, was mir aber aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist.

        • Vielen Dank, liebe @Marie H.

          “Die Skulptur ist cool.”

          Ja, sie hat mich buchstäblich zum Stoppen gebracht, als ich das Regierungspräsidium Freiburg gerade mit einem Kollegen verlassen sollte. Und sie fasziniert mich auch heute noch…

          “Andreas Püttmann hat eine aktuelle Umfrage auf Bluesky geteilt. Wahlumfragen so kurz nach einer Bundestagswahl finde ich zwar nicht notwendig, aber interessant sind vor allem die Werte für CDU (27%) und AfD (23,5%).”

          Andreas war mein Mentor bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Und ich glaube, seine kritischen Beobachtungen sollten auch in der Politik stärkere Beachtung finden. Eine CDU ohne C verfiele zu nur noch einer fossil-konservativen Partei. Schon jetzt leidet die Glaubwürdigkeit, wird täglich Substanz verzehrt.

          “Ich fürchte, dass eine solche Entwicklung Wasser auf die Mühlen beim Axel-Springer-Verlag ist und der Druck auf Merz noch steigen wird. Hoffentlich nicht von manchen in der eigenen Partei.”

          Ja, mir scheint es sehr deutlich, dass auch fossile Konzernmedien die CDU und CSU längst nicht mehr “beraten”, sondern zerspalten wollen. Es ist für mich schmerzhaft zu sehen, wie sich große Teile der Berliner Blase von Leuten treiben lassen, denen die Ausbeutung der Karbonblase mehr bedeutet als alle Lektionen der Geschichte.

          “Ohne den Versuch der demokratischen Kräfte ein Verbotsverfahren hinsichtlich der AfD zu beantragen, wird diese Partei nicht mehr aufzuhalten sein!”

          Habe mich ja schon im Januar 2024 auf einer großen Demo in Stuttgart klar für ein AfD-Parteiverbotsverfahren ausgesprochen.

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-rede-zu-stuttgart-haelt-zusammen-2024-dual-und-monistisch/

          Allerdings bin ich etwas hoffnungsvoller: Dass diese Partei trotz massiver Schützenhilfe fossiler Konzernmedien nicht einmal ein Viertel der Wählerschaft für sich gewinnen kann, zeigt, dass der Kampf nicht verloren ist. Auch gegenüber der noch viel stärkeren FPÖ in Österreich haben ausreichend viele in der ÖVP zuletzt doch noch widerstanden und ein Abgleiten unseres Nachbarlandes in eine “Volkskanzler”-Thymokratie fürs Erste gestoppt.

          Die kommenden Jahre werden hart und gerade auch der Sommer 2025 wird nicht nur klimatisch heiß. Aber wir Demokratinnen und Demokraten haben noch nicht verloren. Zeit emergiert, aber wiederholt sich nicht.

  3. Die Bedeutung des Verlusts der vertrauenswürdigen Qualitätsmedien kann man gar nicht hoch genug bewerten.

    Selbst gemachter “Bürgerjournalismus” kann die Arbeit qualifizierter Redaktionen nicht ersetzen.

    Im Moment bleiben da wohl nur noch die Öffentlich-Rechtlichen und auch dort sehe ich eine Abkehr von echter redaktioneller Arbeit hin zu einem reinen Verlautbarungsjournalismus in dem jeder Unsinn einfach praktisch unkommentiert reproduziert wird.

    In einem solchen Umwelt suchen sich die Menschen dann nur noch die Quellen, die ihnen nach dem Munde reden.

    Das ist fatal, denke ich. Und auch wenn ich das Fediversum sehr liebe, glaube ich nicht, dass es uns davor retten kann, in vollständig unterschiedliche Wahrnehmungssphären zu geraten.

  4. @Marie H. 14:04 Uhr

    “Noch eine Anmerkung zum Thema Reichweite im Fediverse, konkret: Mastodon.

    Ihr Account hat viele Follower, da ist die Reichweite normalerweise kein Problem.”

    Es gibt ja kaum Christdemokraten auf Mastodon und in den ersten Wochen und Monaten schlug mir da viel Feindseligkeit und gruppenbezogener Dualismus entgegen. Inzwischen hat sich aber ein Mitfeld dialogischer Demokratinnen und Demokraten entwickelt, das zwar noch kleiner ist als damals auf Twitter, mir aber sehr viel mehr bedeutet als die algorithmische “Laufkundschaft”.

    “Ein Kleinst-Account wie meiner hat es schwerer. Nach Reichweite strebe ich nicht, eher nach dem Meinungsaustausch mit anderen, die meine Interessen teilen. Das finde ich bei Mastodon schwerer.”

    Dem möchte ich zustimmen. Aus meiner Sicht neigen Microblogs eher dazu, dass sich Leute gegeneinander inszenieren, als zum tieferen Dialog.

    So habe ich heute Morgen auf Mastodon eine Umfrage zum Thema Journalismus & Genossenschaften gestartet.

    https://sueden.social/@BlumeEvolution/114221988276041024

    Obwohl aktuell 61% meiner These zustimmen und weitere 31% darüber nachdenken wollen, überwiegen die Posts, in denen mich Leute über verschiedene Begriffe belehren. Oft in einem überaus herablassenden Ton…

    Das ist der Grund, warum ich Mastodon-Posts so gerne mit Bloglinks verbinde. Ich finde, auf Blogs lässt es sich viel besser und auch ausführlicher dialogisieren als in der “Enge der Zeit” von schnellen Threads…

    “Vor kurzem las ich, dass durch Social Media jeder/jede zu jedem Thema posten könne. Was sich zunächst gut anhört, aber dazu geführt hat, dass den Fachleuten vielfach nicht mehr geglaubt wurde. Beispielsweise bei Corona.”

    Ja, wobei ich das Problem nicht bei der Beteiligung der Menschen, sondern bei der Blasenbildung sehe: In den antisozialen Konzernmedien von X bis Telegram entsteht ja keine breite Öffentlichkeit, sondern werden gezielt durch Neurohacking Emotionen geschürt und Menschen in Bestätigungsblasen gelockt. Und dort kann dann wirklich jede noch so abseitige Meinung zur “gefühlten Wahrheit” werden. Schon die Bezeichnung des Twitter-Klons von Donald Trump als “Truth Social” tut mir fast körperlich weh. Wahrheit ist Wahrheit und lässt sich auch nicht von aufgepeitschten Mehrheiten abstreiten…

    “Als Laie sollte man sich mit Bewertungen zurückhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob selbst die Zusammenfassung historischer Zeitungsartikel (ohne jede Wertung oder Beurteilung) statthaft wäre.”

    Meine Hoffnung ist, dass sich immer mehr Fediversum-Dialogbereiche wie Blogs und Podcasts bilden, in denen wissenschaftliche Expertise und genossenschaftlich organisierter Journalismus wertgeschätzt und interdisziplinär vernetzt werden.

    “Was dann noch bliebe, wäre der Austausch mit größeren Accounts = Fachleute.”

    Ja, wobei ich den Schwerpunkt schon auf “Austausch” legen würde. Auch ich lerne als promovierter Fachmann von unseren Dialogen jede Menge!

    Wir hatten ja über das Popper-Wort “Alle Menschen sind Philosophen.” schon diskutiert. Ich stehe dazu. Ein Fachmann egal in welcher Disziplin, der sich gegenüber “Laien” für menschlich überlegen hält, verfehlt seine Verantwortung für den Dialog. Meine ich.

    https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/sollten-alle-dialog-philosophie-betreiben-ein-pro-mit-sokrates-jakob-boehme-und-abb/

    “An der Veranstaltung in Stuttgart am 19. Mai hätte ich gerne teilgenommen, was mir aber aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist.”

    Danke für Ihr Interesse und gute Besserung!

  5. In der Jüdischen Allgemeinen erschien ein sehr schöner Bericht von Brigitte Jähnigen über die erfolgreiche Veranstaltung.

    Stuttgart – “Solidarität im Menschsein” – Beim dritten bundesweiten Hackathon gegen Antisemitismus wurde eine Vielzahl neuer Projekte ausgezeichnet

    https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/solidaritaet-im-menschsein/

    Das ist auch eine gute Gelegenheit, auch hier einmal meine Solidarität mit dem JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel auszusprechen, der zuletzt wieder Ziel einer medialen Schmutzkampagne wurde:

    https://www.zentralratderjuden.de/presseerklaerungen/kampagne-gegen-chefredakteur-der-juedischen-allgemeinen/

    Ohne dass ich ihr je begegnet wäre, hatte auch mir Deborah Feldman bereits letztes Jahr seltsame X-Posts gewidmet, in denen sie mir vorhielt, “nicht” jüdisch werden zu wollen:

    https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/medienerfahrungen-zwischen-dialog-und-dualismus-eine-ki-gestuetzte-reflektion/

    Philipp und ich sind nicht immer politisch einer Meinung, aber ich erlebte ihn zuletzt auch in Karlsruhe als sehr honorigen und glaubwürdigen Journalisten, dessen jüdische Identität außer Frage steht. Er hat meine volle Solidarität, wie er ja auch mir in der Vergangenheit beigestanden ist – wir haben teilweise sogar die gleichen Hater und Trolle an der Backe.

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