Gegen Antisemitismus & für jüdisches Leben in Lörrach und im bibletunes-Podcast
Als damaliger Referent im Staatsministerium bereitete ich den Besuch von Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) zum 9. November (!) 2008 zur Eröffnung der neuen Synagoge Lörrach vor, begleitete ihn dann auch – und empfand praktisch sofort eine starke Verbindung zur dortigen, jüdischen Gemeinde wie auch zu den Engagierten in Stadt und Landkreis. Im Dreiländereck und buchstäblich fußläufig zur Schweiz und dessen bisher einziger (und noch immer privaten) Holocaust-Gedenkstätte in Riehen gelegen, leben die Menschen ein starkes föderales Selbstverständnis vom Selber-Tun, ohne auf Vorgaben aus Stuttgart, Bern oder gar Berlin und Brüssel zu warten. Es gab lebendige Kirchen und Religionsgemeinschaften und also überdurchschnittlich viele Kinder, demokratische Parteien mit engagierten und klugen Stimmen, vielfältige Schulen und Unternehmen. Kurz: Der Kreis Lörrach hat nach meiner Einschätzung auch beste Voraussetzungen, um eine blühende, post-fossile Solarpunk-Arche-Region zu werden.
Immer wieder wurde ich in den kommenden Jahren nach Lörrach eingeladen und durfte sogar – als Beauftragter aus Württemberg! – die geschichtsträchtige Revolutionsrede zum Lörracher “Tag der Demokratie” am 21.9.2021 halten! Es entstanden Freundschaften etwa zum Lörracher Stadt-, Polizei- und Landesrabbiner Moshe Flomenmann, der ebenfalls sehr jung in Verantwortung gekommen war und mich beispielsweise zum Umgang mit Feindseligkeiten beriet, die zu unseren Ämtern gehören. Unvergessen dieser Moment auf einer gemeinsamen Podiumsdiskussion in Pforzheim, auf der er sagte: “Ich heiße Moshe, bin aber kein Prophet.”, worauf ich erwiderte: “Das passt schon – ich heiße Michael, bin aber kein Engel.”
Doch auch in der europäischen Dreiländer-Region gibt es feindseligen Dualismus und Verschwörungsmythen – und schon die plötzliche Grenzschließung zwischen der Europäischen Union und der Schweiz während der Covid19-Pandemie schnitt tief ins Lebensgefühl vieler Menschen. Auch der Schock des Hamas-Terrormassakers vom 7. Oktober 2023 gegen Israel erschütterte das jüdische Leben in Lörrach und Basel. Daher nahm ich die Einladung des SPD-Landtagsabgeordneten Jonas Hoffmann (SPD) gerne an, gleich nach meiner Karenzzeit nach den Kommunal- und Europawahlen zu Gesprächen und Veranstaltungen zu kommen sowie im Podcast “bibletunes” mit jüdischen und christlichen Dialogpartnern zu sprechen.
Auf Einladung von Moshe und der engagierten Vorsitzenden Hannah Scheinker nahm ich zudem mit weiteren, christlichen Freunden am Schabbatgottesdienst und -abendessen der Gemeinde teil und ließ mich auch von jüngeren Gemeindemitgliedern intensiv ausfragen. (Wegen des Schabbatgebotes, kein Feuer zu entzünden, verzichtete ich auch als Gast bewusst auf Fotos.)
Dass der antideutsche Rechtsextremist und langjährige Cyberstalker Benjamin Weinthal mir sogar am Schabbatabend Hassbotschaften in den Blog drückte und dann auch meinen vor 12 Jahren verstorbenen Vater verleumdete, konnte die positive Bedeutung des Besuches in Lörrach für mich in keiner Weise schmälern. Im Gegenteil: Viele Lörracherinnen und Lörracher erkannten genau, dass ein aktiv dialogisches Leben in der Mitte eben auch feindseligen Dualismus aus allen Extremen triggert. Das gute und friedliche, demokratische Miteinander der Menschen, Parteien und auch Religionen in Baden-Württemberg ermutigt viele und erzürnt wenige.
Drohungen auch aus dem Umfeld der Hamas und des Islamismus gehören leider auch zu meiner Arbeit. Screenshot: Michael Blume
Schon jetzt darf ich mich über weitere Einladungen aus dem Kreis Lörrach für 2025 freuen. Hier erlebe ich, was ich auch als Wissenschaftler immer und immer wieder betone: Dialog findet nicht abstrakt statt, sondern zwischen konkreten Menschen an konkreten Orten. Für mich ist das baden-württembergische Dreiländereck ganz im Süden unserer Bundesrepublik nicht weniger als gelebtes Europa.
Und so wünsche ich allen, die es heute feiern oder auch nur mal bedenken wollen, von Herzen ein gesegnetes: Schabbat Schalom!
Vielen Dank allen Hörenden für das rege Interesse an unserem Fokus Israel-bibletunes-Podcast-Gespräch!
Einige haben mich schon gefragt, ob denn die fossile Finanzierung von Katar und Hamas, Iran und Hisbollah sowie Huthi sowie Russland und Wagner schon länger bekannt sei. Habe ihnen u.a. den Salonkolumnisten-Artikel “Ölfluch und Antisemitismus” von 2019 (!) dazu empfohlen:
https://www.salonkolumnisten.com/oel_antisemitismus/
Da ich jedoch davon ausgehe, dass die meisten Bloglesenden diesen Artikel schon kennen, habe ich auch einmal die Perplexity-KI gefragt, welche Ressourcenfluch-Regime und Terrorgruppen derzeit von den Öl- und Gaseinnahmen profitieren. Hier ist die m.E. sehr gute und präzise KI-Antwort:
Der Begriff *Ressourcenfluch* beschreibt das Paradoxon, dass Länder mit einem Überfluss an natürlichen Ressourcen, insbesondere fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas, oft schlechtere wirtschaftliche und politische Entwicklungen durchlaufen als ressourcenarme Länder. Diese Theorie wird durch zahlreiche Beispiele weltweit bestätigt, darunter auch Venezuela[1][3]. Ein zentraler Aspekt des Ressourcenfluchs ist, dass die Einnahmen aus dem Rohstoffexport oft zur Finanzierung von autoritären Regimen und Terrorgruppen verwendet werden.
## Regime und Terrorgruppen, die von Öl- und Gasverkäufen profitieren
### **Regime**
1. **Russland**: Das Land nutzt seine umfangreichen Öl- und Gasreserven, um seine politische Macht zu sichern und seine militärischen Aktivitäten zu finanzieren. Die Einnahmen aus dem Energieexport stärken das Regime und ermöglichen es, oppositionelle Bewegungen zu unterdrücken und geopolitische Ziele zu verfolgen[2].
2. **Iran**: Die iranische Regierung profitiert erheblich von den Einnahmen aus Öl- und Gasverkäufen. Diese Mittel werden oft zur Unterstützung von militärischen und paramilitärischen Aktivitäten im In- und Ausland verwendet, was die Stabilität der Region beeinträchtigt[2].
3. **Katar**: Das Land nutzt seine Gasreserven, um seine politische und wirtschaftliche Stellung zu festigen. Katar wird oft beschuldigt, verschiedene extremistische Gruppen finanziell zu unterstützen, was die geopolitische Dynamik im Nahen Osten beeinflusst[2].
### **Terrorgruppen**
1. **Hisbollah**: Diese libanesische Schiitische Miliz und politische Partei erhält erhebliche finanzielle Unterstützung aus dem Iran, der seine Öl- und Gaseinnahmen nutzt, um die Gruppe zu finanzieren. Hisbollah ist in zahlreiche militärische und terroristische Aktivitäten in der Region verwickelt[2].
2. **Huthi**: Die Huthi-Rebellen im Jemen werden ebenfalls vom Iran unterstützt. Die Finanzierung durch Öl- und Gaseinnahmen ermöglicht es ihnen, ihren bewaffneten Aufstand gegen die jemenitische Regierung fortzusetzen[2].
3. **Hamas**: Diese palästinensische islamistische Organisation erhält finanzielle Unterstützung aus Katar. Die Einnahmen aus den Gasexporten Katars tragen dazu bei, die militärischen Aktivitäten von Hamas im Gazastreifen zu finanzieren[2].
4. **Wagner-Gruppe**: Diese russische paramilitärische Organisation wird durch die Einnahmen aus dem russischen Öl- und Gasexport finanziert. Die Gruppe ist in verschiedenen Konfliktzonen aktiv und unterstützt die militärischen Ziele des russischen Staates[2].
## Fazit
Der Ressourcenfluch zeigt eindrucksvoll, wie der Reichtum an fossilen Brennstoffen in bestimmten Ländern zu politischer Instabilität, Korruption und der Finanzierung von Gewalt und Terrorismus führen kann. Die Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Energien und der Ausbau erneuerbarer Energien könnten langfristig dazu beitragen, die Finanzierung solcher Regime und Gruppen zu verringern und somit zu einer stabileren und friedlicheren Welt beizutragen[1][3].
Citations:
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fossiler-ressourcenfluch-verschwoerungsmythen-auch-venezuela-bestaetigt-die-these/
[2] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ki-experiment-kann-deep-ai-die-ressourcenfluch-und-rentierstaatstheorie-unterscheiden/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Ressourcenfluch
[4] https://www.rosalux.de/news?cHash=3975fa6c6437e1acf7f9300a74fe3bb1&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=51241
[5] https://www.un.org/depts/german/gs_sonst/09-64644_german_ctitf.pdf
[6] https://resourcegovernance.org/sites/default/files/nrgi_Resource-Curse.pdf
[7] https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-030-66380-3_8
[8] https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/bioeokonomie-nachwachsende-rohstoffe/fossile-rohstoffe-nachhaltige-nutzung.html
Bibletunes mit Moderator Detlef Kühlein richtet sich an charismatische Pfingstler, von denen selbst freikirchlich Evangelikale Abstand genommen haben, weil diese jenen zu extrem sind, und wird teilweise als Betrugsmasche gesehen.
Auf deren Sessions kommen Massenpsychosen vor, wo Gläubige in einer Art Hypnose angehalten werden, in Zungen zu reden.
Wussten Sie das und was halten Sie aus religionspsychologischer Sicht davon?
@Quasselstrippe
Sie hatten sich ja bereits an anderer Stelle über unser dialogisches Podcast-Gespräch in Lörrach als „Sabbatkränzchen“ abfällig geäußert. Es ist Ihnen bisher nicht gelungen, sich mit uns darüber zu freuen, dass sich jüdische und christliche Menschen respektvoll und dialogisch austauschen.
Meine Position dazu war & ist: Die gerade auch in der Internet-Medienrevolution weit verbreiteten Unsitte, jüdische, christliche, islamische, ezidische, generell religiöse Menschen digital und dualistisch auszugrenzen, halte ich für falsch, ja sogar für gefährlich. Gerade auch zur Überwindung von jeder Form von Extremismus plädiere ich für „mehr“ Dialog – und gehe dafür auch gerne weite Wege!
Bei bibletunes in Lörrach sprachen christliche und jüdische Menschen übrigens auch unterschiedlicher, demokratischer Parteien auf Augenhöhe und auch meine Ehe mit einer Muslimin wurde in keiner Weise angegriffen. Detlef Kühlein nahm mit mir auch am Schabbatgottesdienst teil und zeigte dabei Respekt und Interesse auch am jüdischen Leben und Glauben.
Ihr feindseliger Dualismus auch gegen dialogisch gesinnte Angehörige verschiedener Religionen und deren Dialog ist psychologisch interessant, ja. Offensichtlich haben Sie erneut versucht, Ihre eigene Unduldsamkeit auf andere und gegen den interreligiösen Dialog zu projizieren.
Ihnen dennoch ein schönes Wochenende, hoffentlich mit guten, dialogischen Gesprächen! ☺️🙏🙌
Michael Blume
03.08.2024, 09:00 Uhr
Es war eine vielversprechende Runde, wo jeder bisschen was von sich erzählt hat, vielleicht nur zu kurz, um irgendein Thema tiefer zu ergründen, was im Zwiegesprächs, anstatt möglichst vielfältig wohl besser gelänge.
Haben Sie heute Zeit und Lust sich mit mir hier über den Hintergrund des Moderators zu unterhalten? Ich fände das Thema jedenfalls irre spannend.
@Quasselstrippe
Am 28.06.2024 schrieben Sie hier auf “Natur des Glaubens”:
„Das Problem der Kontrollfreaks und selbstauserkorenen Wahrheitshüter wird sein, daß Trolle, wie ich, es uns längst zwischen euren Synapsen gemütlich gemacht haben.
Wir können euch steuern und manipulieren, wie das Toxoplasma gondii die Katzen und Mäuse, handel damit.“
Es ist bezeichnend und auch ein wenig traurig, dass ein erfolgreiches, dialogisches Gespräch zwischen christlichen und jüdischen, deutschen und einem israelischen Menschen bei Ihnen wieder den Reflex auslöst, religiöse Traditionen und Menschen digital angreifen zu wollen.
Und, nein, dieser Blog steht dafür auch weiterhin nicht zur Verfügung. Falls es Ihnen wieder nicht gelingt, fair und konstruktiv zu kommentieren, werde ich Sie wieder ein paar Tage sperren. Trolling & feindseliger Dualismus werden hier niemals funktionieren. 🙂
Der Podcast geht unter die Haut, besonders berührt hat mich Sarah Blumenfeld. Mir fehlen die richtigen Worte. Auf jeden Fall danke ich Ihnen, dass Sie das Gespräch hier mit uns geteilt haben.
Oh, vielen lieben Dank, @Marie H.! Ich bin sicher, alle Mitwirkenden werden Ihre ermutigende Rückmeldung gerne lesen und sich davon motivieren lassen. Danke, dass Sie sich inhaltlich und dialogisch von dieser Podcast-Folge berühren ließen.