Für die IHRA-Definition des Antisemitismus – Meine Gedenkrede zur Reichspogromnacht am 9.11.2024 in der jüdischen Gemeinde Stuttgart
Erst gestern unterzeichneten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und die Vorstände der Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg den neuen Staatsvertrag zur Übersendung an den Landtag und für unsere gemeinsame Heimat, für Baden-Württemberg.
Selbstverständlich sorgte auch das wieder für neuen Hass derer, die kein friedliches und dialogisches Miteinander der Religionen und Weltanschauungen in einer freiheitlichen, rechtsstaatlichen Demokratie wollen. Aber davon werden wir uns auch in den kommenden Jahren nicht abhalten lassen.
Mit meiner Gedenkrede, die Sie im folgenden als pdf und Blogtext finden, stelle ich mich auch hinter die Gemeinsame Resolution des Bundestages gegen auch israelbezogenen Antisemitismus und hinter den Solidaritätsaufruf der deutsch-jüdischen Werteinitiative, die auch Sie hier unterzeichnen können.
Die Gedenkrede als Blogtext – es gilt das gesprochene Wort:
Liebe Barbara (Traub),
Danke für das gute Miteinander und einen herzlichen Glückwünsch zur gestrigen Unterzeichnung des Staatsvertrages,
lieber Michael (Rubinstein),
Danke für Deine starken Worte – wir Michaels müssen zusammenhalten! 😊
Lieber Rabbi Pushkin, an die Gespräche bei der Mitgliederversammlung der Orthodoxen Rabbinerkonferenz in Deutschland werde ich mich gerne erinnern, solange ich lebe,
Liebe Isabel (Fezer), wenn es mehr Bürgermeisterinnen mit einer so starken Haltung und einem so starken, christlich-jüdischen Engagement wie Dich gäbe, dann sähe unsere Welt deutlich besser aus!
Liebe Halevi-Sieger, Danke für Eure Aufführung – und für Euer Video über eine jüdisch-muslimische Freundschaft! Da das 21. Jahrhundert angebrochen ist und inzwischen auch Männer Gefühle zeigen dürfen, gebe ich es zu: Ich habe bei diesem großartigen Clip geweint!
Link zu YouTube: Jewrovision 2024 – Vorstellungsvideo Halev Stuttgart
Liebe Schülerinnen und Schüler der Freien Evangelischen Schule, ich freue mich darauf, bald auch Eure Schule besuchen zu dürfen! Denn Ihr lernt und lebt, dass es kein Gegeneinander der Religionen und schon gar keine Feindschaft zwischen Christen- und Judentum geben darf. Ihr macht auch uns Älteren Mut, weil Ihr begriffen habt: Eine Zukunft haben wir nur gemeinsam!
Lieber Alon (Bindes), ich habe in diesem ganzen, schweren Jahr selten einen so hoffnungsvollen Tag erlebt als den, als die Jüdische Studierendenunion zur Demonstration „Stuttgart hält zusammen“ gerufen hat – und Abertausende kamen.
Wir alle hier wissen: Weil sich der Judenhass seit jeher aus Bildungsneid gespeist hat, sind Universitätsstädte auch heute wieder Hochburgen des Antisemitismus, der sich besonders gegen jüdische Studierende richtet. Deswegen danken wir Dir und Euch für den Mut und das Engagement. Ihr gebt uns Hoffnung, dass auch in der Wissenschaft die Judenfeinde nicht das letzte Wort behalten werden!
geehrte Vertretungen der Kirchen und Religionsgemeinschaften, der demokratischen Politik und Medien,
wir wissen, dass gerne so laut geschimpft wird, dass das Gute übersehen wird. Aber gerade in dieser Woche durfte ich in Kehl einen starken, interreligiösen Dialog miterleben, durfte in den Badischen Neuesten Nachrichten einen Gastbeitrag schreiben, der von der dpa zutreffend zusammengefasst und von vielen mutigen Medien aufgegriffen wurde. Ich darf Euch zurufen: Ihr seid hier willkommen, hier wird nicht gehatet – Danke, dass Ihr da seid!
sehr geehrte Damen und Herren,
als ich diese Woche nach dem Sieg des Rechtsdualismus in den USA und dem Zusammenbruch der deutschen Bundesregierung im Karl-Friedrich-Gymnasium in Mannheim sprach, probierte ich etwas Neues – und es funktionierte so gut, dass ich es Ihnen alle zum Ausprobieren mitgeben möchte.
Vor mir saßen aufmerksame, aber auch sichtbar verstörte und verängstigte Schülerinnen und Schüler jüdischer, christlicher, muslimischer, anders- und nichtglaubender Religionszugehörigkeit und unterschiedlichster Herkunft sowie einige der engagiertesten Lehrkräfte unseres Landes mit der wunderbaren Susanne Benizri-Wedde, die viele von Ihnen sicher kennen.
Statt einen Frontalvortrag zu halten, stellte ich den Anwesenden daher eine simple und zugleich mächtige Frage: „Wie fühlt sich diese Zeit für Dich an?“
Nicht mehr, einfach nur das: Wie fühlt sich diese Zeit für Dich an?
Und die ersten Mutigen meldeten sich und plötzlich gelang, was auch in Deutschland noch viel zu selten gelingt: über Gefühle zu sprechen.
Die meisten schilderten, dass sie in ihrem eigenen Leben viel Gutes erleben, aber das Gefühl haben, in einer finsteren, abstürzenden Zeit zu leben. Manche bekannten sich zum Durchhalten, zum Trotzdem oder gar Dennoch. Aber spontanen, tief berührten Applaus bekam auch eine Lehrerin, die mit zitternder Stimme zugab, dass sie um die Zukunft ihrer Schülerinnen und Schüler fürchtete.
In diesem Moment durfte ich Schule als Verantwortungs-gemeinschaft erleben, als Ort, in dem es um viel mehr geht als um Zertifikate fürs spätere Geldverdienen.
Auch wir sind hier zum Gedenken an die Reichspogromnacht in Stuttgart zusammengekommen, weil wir eine sehr spezifische Philosophie der Zeit vertreten. Wir glauben gemeinsam: Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.
Würde sich Geschichte immer wieder wiederholen, so würde auch schmerzhafte Erinnerung nichts daran ändern.
Und würde sich Geschichte nicht reimen, so könnten wir nichts aus ihr lernen.
Wir aber glauben, dass es ein Lernen und ein besseres Morgen gibt, wenn wir den Mut haben, uns der Vergangenheit und der Gegenwart ehrlich zu stellen.
Und wer bei Rabbi Pushkin aufgepasst oder einen meiner Vorträge oder Podcast-Folgen dazu aufgegriffen hat, wird wissen: Das ist kein Zufall.
Der Noahsohn Schem, jafetitisch Sem gesprochen, begründete laut dem Talmud mit seinem Enkel Ewer / Eber, nach dem später die Hebräer benannt wurden, die erste Schule in Alphabetschrift, die Urform auch der Beth Knesset, der Synagoge.
Wissenschaft und biblische Mythologie grüßen hier einander, denn tatsächlich entstand im 18. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die erste Alphabetschrift auf dem Sinai und schon ein Jahrhundert später wurde sie im Gebiet des heutigen Israel gelehrt.
Und mit der Alphabetisierung entstand die Idee, später auch der Begriff der „Bildung“ aus der Tora, aus 1. Mose 1, 27 – der Mensch sei „im Bilde Gottes“ geschaffen. Wir haben es immer noch nicht erreicht, aber wollen endlich gemeinsam in einer Welt leben, in der jedes Kind das Recht auf eine gute Bildung hat!
Mit dem Judentum und den folgenden Alphabet-Religionen erstarkten die Zukunftshoffnungen, bildeten sich auch die ersten linearen Kalender. Die Zeit wurde nicht mehr nur als Kreislauf gesehen, obwohl wir selbstverständlich den Jahreskreis aus Feiertagen und Schriftlesungen miteinander pflegen.
Aber die Richtung ging jetzt auf eine kommende Welt und der Startpunkt unserer Kalender war nicht mehr diese oder jene Herrscherdynastie, sondern die Erschaffung der Welt im Judentum, die Geburt von Rabbi Jehoschua im Christentum, die Hidschra des Propheten im Islam, mit der Beauftragung durch den Bab im Bahaitum.
Bis heute rebellieren die Besten in all unseren Traditionen gegen die Traditionen der Ewiggestrigen, gegen Hass und Hetze, gegen Bildungsneid, Antisemitismus, Rassismus und Sexismus. Wir stehen ein für Bildung und Familienwerte, für Vertrauen und Hoffnung, für Gleichberechtigung und Dialog. Wir wollen in Städten und Ländern leben, in denen Frieden herrscht und Vielfalt dazugehört, in denen niemand mehr Gebetsstätten und Lernorte angreift, in denen sich niemand fürchten muss.
Wie es Rabbi Pushkin bei der unglaublich eindrucksvollen Jahresfeier zu Rosh HaSchana aus jüdischer Perspektive so klar und wahr formuliert hat: Wir entscheiden uns jeden Tag für das Leben!
Wir stellen uns den Feindseligkeiten der Welt und sagen gemeinsam: Dennoch!
Auch der Bundestag hat in dieser Woche mit einer starken Resolution ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt.
Doch leider gab es auch aus der Wissenschaft – noch einmal das Stichwort: Bildungsneid – wieder antisemitische Töne gegen die IHRA-Definition, die unter Fachleuten den besten Ruf hat und auch von uns in Baden-Württemberg selbstverständlich angewendet wird.
Eine Abgeordnete der für meinen Geschmack allzu Putin-freundlichen und allzu Israel-feindseligen BSW-Partei begründete die Ablehnung der Resolution damit, dass mit der IHRA-Definition jede Kritik an der israelischen Regierung unter Antisemitismusverdacht gestellt werde.
Dieser Vorwurf ist nachweislich falsch – und ich kann das an der eigenen Tätigkeit beweisen. Selbstverständlich gibt es auch israelische Rechtsdualisten, die jeden Deutschen, jede Muslimin, sogar in Deutschland lebende Jüdinnen täglich mit Hassmails bombardieren. Viele hier haben das schon erlebt, auch in den letzten Tagen. Aber solche Hater können sich nicht auf die IHRA-Definition berufen, die sie nicht einmal verstanden haben.
Wahr ist, dass die IHRA-Definition Fantasien von der Vernichtung Israels als sogenannten „Antizionismus“ zurückweist, aber seriöse und sachliche Kritik auch an der Regierungspolitik von Israel ausdrücklich erlaubt. Auch von mir gibt es nicht trotz, sondern „aufgrund“ meiner Solidarität mit der Demokratie in Israel Kritik zu Entscheidungen und Äußerungen der Regierung Netanjahu. Und ich weiß aus unzähligen Gesprächen, dass auch die meisten jüdischen Menschen mit Verbindungen zu Israel etwa die Entlassung von Verteidigungsminister Yoav Gallant sehr kritisch sehen.
Ebenso bin ich hier noch keiner einzigen Person begegnet, die die antiarabischen Ausschreitungen israelischer Hooligans in Amsterdam für gut befunden hätte. Gleichzeitig wehren wir uns aber gemeinsam dagegen, dass mit solchen Übergriffen Menschenjagden, Gewalt, ja Pogrome gerechtfertigt werden, wie wir sie leider mitansehen mussten!
Ein funtionierender, demokratischer Rechtsstaat im Geiste Noahs geht gegen jede Straf- und Gewalttat vor – egal von wem und egal gegen wen. Und es ist genau dieses Recht, dass die fossil finanzierten Antisemiten der Hamas und Hisbollah, der Huthi und des Iran auch heute noch ihren eigenen Bevölkerungen – und besonders den Frauen – vorenthalten!
Wir hier in Baden-Württemberg unterstützen die IHRA-Definition gerade nicht, weil wir Menschen erster, zweiter und dritter Klasse sehen, sondern weil wir das Ideal einer Gesellschaft verteidigen, in der Bürgerinnen und Bürger frei, sicher und gleichberechtigt in ihrer Vielfalt leben können!
Wir lehnen es ab, von wenigen Radikalen auf alle zu schließen – ob es um deutsche Rechtsterroristen, arabische Mörder, russische Fossilisten oder auch israelische Fanatiker geht.
Hier und heute sind zum Gedenken an die Reichspogromnacht keine Russenhasser, Islamfeinde oder Antiaraber versammelt, sondern Demokratinnen und Demokraten der verschiedensten und auch keiner Religion.
Den Antisemiten und feindseligen Dualisten von rechts und links, von libertär und religiös rufe ich daher zu: Hört auf, Euren Hass auf uns zu projizieren! Wir hier hassen nicht, wir erinnern gemeinsam an die Folgen des Hasses – und wir werden uns auch von Eure Feindseligkeit niemals verhetzen lassen!
Wir halten daran fest, dass jeder Mensch die gleiche Menschenwürde hat und es niemals gerechtfertigt sein kann, alle für die Taten von wenigen anzugreifen! Ja, diskutiert mit uns über die Höhen und Tiefen von Fussballkultur – aber hört auf, Pogrome zu rechtfertigen! Dafür steht die IHRA-Definition und deswegen sollte sich jede fachkundige Person schämen, die das noch immer nicht einsehen will!
Als letzten Punkt zur Bundestagsdebatte muss ich also leider auch die unerträglichen Verleumdungen des AfD-Abgeordneten Jürgen Braun benennen, der voller Hohn die Entlassung aller Antisemitismusbeauftragten forderte – und nur mich persönlich nannte und meinen Namen mit leicht erkennbaren Lügen schmähte.
Herr Braun oder wenigstens seine Mitarbeiter dürften meine Arbeiten, Texte und Podcasts kennen, die Rede war ja erkennbar vor-geschrieben. Warum also dieser Hass im Wissen darum, was ich vertrete und was mein Umfeld und ich seit meinem Amtsantritt im Jahr 2018 durch Islamisten, rechte, libertäre und linke Dualisten buchstäblich täglich erleiden? Warum immer wieder diese Hervorhebung von Baden-Württemberg, das doch nicht einmal das größte Bundesland ist und auch nicht sein will?
Die Antwort liegt, so meine ich, gar nicht in meiner Person. Diese Leute kennen mich gar nicht und wollen mich auch nicht kennen. Ihnen geht es nicht um mich, sondern um uns, um unser interreligiöses Miteinander.
Schon in der letzten Amtsperiode „Trump“ erlebten wir hier digitale Gewalt und Shitstorms, die auch vor dem Missbrauch des guten Namens von Simon Wiesenthal keinen Halt machte. Denn wer Demokratie und Dialog hasst, wer Bildung und das friedliche Miteinander der Religionen fürchtet, wer freiheitliche Gesellschaften zerbrechen und scheitern sehen will, der und seltener auch die muss unser Land einfach hassen.
Gerade aufgrund unserer gemeinsamen Erfolge auch in den letzten Jahren sind wir ins Fadenkreuz des Hasses geraten. Und falls mir in den nächsten Jahren etwas zustoßen sollte – was manche dieser Hater wünschen und befördern -, dann werden sie kurz feiern und sich die nächsten von uns vornehmen.
Ich bin denen nicht wichtig, sondern nur ein Symbol – ein Christ, der mit einer Muslimin verheiratet ist, mit seinem Team Ezidinnen gerettet hat und von den Juden in Baden und Württemberg für sein Amt vorgeschlagen wurde. Bis ans Ende meines Lebens werde ich mit dem Hass der Hetzer zu leben haben – und hoffe dennoch, dass noch ein paar gute Jahre sein mögen.
Liebe Freundinnen und Freunde, ich möchte Sie also zum guten Schluss bitten, den heutigen Gedenktag des 9. November als Aufruf zu verstehen, sich zu wappnen. Wir hatten auch in Baden-Württemberg einen starken Anstieg antisemitischer und rassistischer Straftaten, digitale Angriffe auch auf die guten Namen jüdischer Vorstände, eine Querfront linker, rechter, libertärer und muslimischer Antisemiten.
Die kommenden Jahre unter „Trump II“ werden viele von uns zur Zielscheibe von Hass und Hetze mit immer neuen, vor allem medialen Mitteln machen.
Und ich habe auf die harte Tour gelernt, lerne immer noch, dass es dagegen kein besseres Mittel gibt als den Zusammenhalt – die Dialog und die Umarmung, das Mitgefühl und den Mut. Familie, Freunde, ein Tässle Kaffee mit Zeit und nicht nur „to go“.
Wir werden einander brauchen. Und es darf uns ermutigen, dass wir in einem Jahrhundert leben, in dem in starken Demokratien auch Frauen Regierungschefs werden dürfen – und auch Männer weinen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit – und G’tt segne die Erinnerung für unsere gemeinsame Zukunft in Baden-Württemberg!
Eine besondere Ehre: Die Landtagspräsidentin Muhterem Aras ist in die Synagoge 🕍 gekommen. Auch den Landtagsabgeordneten Oliver Hildenbrand und starke Vertretungen aller demokratischen Parteien aus Stuttgart sind in der Synagoge / Beth Knesset.
Die Jugendgruppe aus Reli-Lehrenden und Halev trägt gerade eine starke Aufführung vor. Ein Hammer-Satz zum gelben Judenstern:
„Wer andere Menschen nur durch eine Farbe sieht, der nimmt ihnen Tiefe und sogar Schatten.“
Bin beeindruckt!
Ein wunderbarer Satz!
Das klingt nach einer gelungenen, ermutigenden und wertschöpfenden Veranstaltung! Ich wünsche Euch weiterhin gutes Gelingen!
Vielen herzlichen Dank, lieber @Peter Gutsche!
Ja, es gab starke Rückmeldungen, einen spontanen Rede-Dialog mit Isabel Feuer, Tränen beim Male Rachsnim-Gebet durch Kantor Nathan Goldmann. Und danach viele Fotowünsche mit jungen Leuten, auch z.B. von Schalom & Salam. Was auch immer da gerade geschehen ist, wir waren uns einig: In Stuttgart wurde heute ein neues Kapitel der zukunftsorientierten, demokratischen Erinnerungskultur aufgeschlagen. Mag ein Jürgen Braun (AfD) auch im Bundestag gegen unser Miteinander pöbeln: Wir stehen hier gemeinsam gegen Antisemitismus, Hass und Hetze, weil uns so vieles verbindet. 🙏🇩🇪🇪🇺🖖
Es gab sehr starken Applaus und die Freie Evangelische Schule überreichte der jüdischen Schule einen Baum des Segens, der Hoffnung, des Friedens.
Jetzt spricht Alon Bindes über das Brennen der Welt und unsere gemeinsame Haltung gegen Terror und Antisemitismus auch an deutschen Hochschulen und auch gegen das Pogrom von Amsterdam.
Wir erleben hier heute eine neue Dynamik der Erinnerungskultur. Wir kämpfen gemeinsam gegen den Hass.
Schalom.
Monika Grütters hat einen Gastbeitrag beim Spiegel veröffentlicht, in welchem sie sich ebenfalls zur IHRA-Definition bekennt.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/monika-gruetters-zur-antisemitismus-resolution-fuer-eine-kultur-ohne-generalverdacht-a-d22a3a99-252b-4327-a286-8b8cc35a5736
Vielen Dank, @RPGNo1 auch für den Hinweis und Link!
Es ist schon eine Tragik, dass vor allem die deutsche Linke bis an die Universitäten nicht verstehen will, dass Antizionismus = israelbezogener Antisemitismus ist.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-10-warum-antizionismus-antisemitismus-ist/
Immerhin trug nun aber auch der AfD-Abgeordnete Jürgen Braun durch seine Hetze gegen mich & mein Amt in Baden-Württemberg dazu bei, dass sich hier die Reihen weiter schließen. Wir lassen uns hier ungerne verhöhnen. Eigentor, Braun!
Lieber @Michael Blume!
Das Miteinander einer Veranstaltung ist ja im positiven Sinne häufig sehr viel mehr als die Summe der Einzelakteure. Wenn dieses Miteinander dann trägt und ein Gefühl der Verbundenheit entsteht, dann werden unsichtbare Grenzen überschritten und Gemeinschaft entsteht.
So habe ich es aus Deinen Kommentaren zu dieser Veranstaltung entnommen.
Deine sehr gute Rede und dieser Gemeinschaftssinn mögen nun als starkes Signal nach außen getragen werden, auch über die Landesgrenzen von Baden-Württemberg hinaus.
Vielen Dank, liebe @Elisabeth K.! 🙏
Ja, genau wegen dieser Emergenz des Miteinanders habe ich für mich das Format der dualen (und bewusst nicht: dualistischen) Rede geschaffen: Wann immer möglich bereite ich eine Rede vor, spreche dann aber frei. So versuche ich eine inhaltliche Vorbereitung mit der Dynamik der Situation, dem lebendigen Dialog mit Mitmenschen und Mitwelt zu verschmelzen.
Heute hat es geklappt, auch weil sich die Reihen in unserem Land gegen die Hater schließen. Es ist nicht leicht, aber dialogischer Monismus verbindet gegen Verschwörungsmythen und feindseligen Dualismus, gegen Hass und Hetze.
Und: Während und nach der Veranstaltung gab es Kopfschütteln darüber, dass Vance die NATO-Unterstützung mit dem Einstellen von EU-Verfahren gegen X in Verbindung brachte.
https://www.n-tv.de/politik/Wird-Unterstuetzung-entzogen-JD-Vance-drohte-Europas-NATO-Mitgliedern-bei-Vorgehen-gegen-Elon-Musks-Plattform-X-article25350151.html?utm_source=newsshowcase&utm_medium=gnews&utm_campaign=CDAqKggAIhDzHYn-ZqUTcYiznlKRwsMLKhQICiIQ8x2J_malE3GIs55SkcLDCzCc8cgD&utm_content=rundown
Jene Plattform, auf der sich Elon Musk am 28.10.2023, drei Wochen nach dem Hamas-Massaker und Hisbollah-Angriffen mit dem Iran 🇮🇷 solidarisierte!
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/stehen-elon-musk-und-donald-trump-vor-dem-sieg-im-us-finale-saekularisierung-und-die-enge-der-zeit/
Bin so froh, X längst verlassen zu haben!
Dir Dank für Dein Mit-uns-Gedenken und alles Gute, bis bald!
Eine eindringliche Rede, die ich von Zeit zu Zeit immer wieder lesen werde. Auch die Details der Veranstaltung, ganz besonders die Übergabe eines Baumes des Segens etc. an eine jüdische durch eine evangelische Schule, berühren mich sehr.
Gestern habe ich wieder einmal in dem Buch “Jüdisches Leben im Nordschwarzwald” gelesen. Das Kapitel, das ich in dem 2020 von Thorsten Trautwein herausgegebenen Buch gelesen habe, handelt von Martha Serkin-Schmälzle. Geboren in Wien, kam sie mit 20 Jahren in den Schwarzwald, um in der Majolikafabrik der Gebrüder Meyer in Schramberg zu arbeiten. Sie lernte den Pfarrer Reinhold Schmälzle kennen, und 1929 fand die Hochzeit statt. Im schweizerischen St. Gallen fand die Familie 1938 Zuflucht.
Wem der Familienname Serkin bekannt vorkommt: Die Pfarrfrau Martha Serkin-Schmälzle war die Schwester des Pianisten Rudolf Serkin.
Es ist mir ein Anliegen daran zu erinnern, dass in den Tagen nach dem 09.11.1938 viele Juden in die Konzentrationslager verbracht und dort gequält und misshandelt wurden. Manche, wie der Schauspieler Fritz Wisten, kamen nach einigen Wochen wieder frei. Dennoch blieb die Erinnerung an das dort Erlebte vermutlich für immer im Gedächtnis. Auch deshalb gilt: NIE WIEDER!
Vielen Dank Ihnen für den nicht ungefährlichen Einsatz gegen Antisemitismus und für den interreligiösen Dialog. Ich hoffe, wir in Baden-Württemberg stehen weiterhin zusammen für Toleranz und ein friedliches Miteinander.
Vielen herzlichen Dank für Ihre freundliche Rückmeldung zur Rede, @SabineH – und für die Würdigung der Erinnerungsarbeit von Thorsten Trautwein, den ich persönlich kenne und schätze und dessen Arbeit ich auch bereits unterstützen durfte.
Denn ich meine, Sie haben Recht: Wir dürfen die Erinnerung niemals ins Abstrakte abgleiten lassen, sondern müssen immer wieder an konkrete Menschen erinnern – wie an das NS-antisemitisch verfolgte Ehepaar Martha Serkin und Reinhold Schmälzle und deren Kinder, die durch die Übersiedlung der Pfarrfamilie in die Schweiz vor der Mordmaschinerie des Nationalsozialismus entkamen:
https://www.kirchengemeinde-neuweiler.de/aus-der-neuweiler-und-agenbacher-kirchengeschichte/reinhold-schmaelzle-und-martha-serkin-1
Auch heute greift der Antisemitismus selbst hier in Württemberg wieder über die Feindseligkeit gegenüber Jüdinnen und Juden hinaus. So besuchte ich bewusst den Pfarrer Sedlak, dessen Familie und Gemeinde in Langenau. Die evangelische Pfarrfamilie und Gemeinde werden seit der Verurteilung des Hamas-Terrormassakers des 7. Oktober 2023 von Antisemiten beschimpft und bedroht. Inzwischen hat sich auch der evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl mit den Angegriffenen solidarisiert und sie besucht. So schrieb er m.E. völlig zu Recht:
Nicht nur jüdische Menschen sähen sich Hass und Anfeindungen ausgesetzt – auch solche, die sich öffentlich für jüdisches Leben einsetzen. Seit Pfarrer Ralf Sedlak im Gottesdienst den Überfall der Hamas auf Israel im Oktober 2023 erwähnte, ist er bis heute verbalen Angriffen und Drohungen ausgesetzt. Konkrete Aktionen richteten sich immer wieder auch gegen Gottesdienstbesucherinnen und -besucher sowie das Pfarr- und Wohnhaus von Pfarrer Sedlak und seiner Familie.
Neben der Begleitung durch den Ulmer Dekan Dr. Thorsten Krannich schrieb Landesbischof Gohl in dieser Sache im Sommer einen unterstützenden Brief an die Kirchengemeinde. Darin heißt es: „Ich bedauere sehr, dass Sie in Langenau zum Ort einer Auseinandersetzung geworden sind, die viele Menschen bewegt, aber deren Ursachen und Lösungsansätze nicht in Langenau liegen. Gleichzeitig haben Sie nach dem 7. Oktober 2023, dem Tag des brutalen Überfalls der Hamas und der anschließenden Verschleppung von 239 Geiseln, Ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck gebracht.“ Dafür sei er dankbar. Er appellierte weiter: „Wir dürfen den öffentlichen Raum nicht denen überlassen, die den Hass auf Jüdinnen und Juden schüren und mit ihren Parolen das friedliche Miteinander vergiften. Deshalb würde ich mir wünschen, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger Langenaus zeigen: Wir lassen nicht zu, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland um ihre Sicherheit fürchten müssen und die, die sich für sie einsetzen, verunglimpft werden!“
Der Fall in der Kirchengemeinde Langenau und die Aktionen gegen Pfarrer Sedlak und seine Familie zeigen laut Landesbischof Gohl eindrücklich: „Dieser Hass endet nicht bei den Juden. Er richtet sich auch immer gegen Andersdenkende.“
https://www.elk-wue.de/11102024-landesbischof-gohl-verurteilt-antisemitismus-dieser-hass-endet-nicht-bei-den-juden-er-richtet-sich-auch-immer-gegen-andersdenkende
Für diese klaren Worte bin ich dem Bischof sehr dankbar, zumal wir uns lange kennen und er auch das Buch “Warum der Antisemitismus uns alle bedroht” früh gelesen hat. Es ist geschehen und wird wieder geschehen, falls wir es zulassen. Schon deswegen war es mir so wichtig zu betonen: Wir erinnern nicht für die Vergangenheit, sondern für die gemeinsame Zukunft!
Heute Abend werde ich in Baden-Baden ein weiteres Mal zur Reichspogromnacht sprechen. Dort möchte ich ansprechen, warum es bei den Gesprächen um eine neue Synagoge nicht um eine “Wiedergutmachung” gehen kann – die ich gerade auch beim Töten von Menschen für unmöglich halte -, sondern um einen Dienst an der gemeinsamen Zukunft. Dass die BNN einen Gastbeitrag von mir zum gestrigen Datum abdruckte und dass dieser von dpa aufgenommen wurde, empfinde ich als große Ermutigung als Beauftragter gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben.
Zur Vorbereitung auch meiner heutigen Rede in der Medienstadt Baden-Baden lese ich gerade noch einmal vertieft im großartigen “Tzipporim. Judentum und Social Media” des Talmud-Bloggers und Gelehrten Chajm Guski. In hatte ich auch schon hier auf Natur des Glaubens interviewt, denn seine Arbeit und dialogisch-monistische Persönlichkeit schätze ich sehr:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/den-talmud-auf-deutsch-online-bringen-interview-mit-chaijm-guski-von-talmud-de/
Ihnen noch einmal herzlichen Dank für Ihren zugleich bewegenden und ermutigenden Kommentar in diesen schweren Tagen.
Sehr stark!
Jan Sellner von der Stuttgarter Zeitung hat bereits von der Gedenkveranstaltung zum 86. Jahrestag der Reichspogromnacht (auch) in Stuttgart berichtet. Über meine (duale, d.h. vorab geschriebene, aber immer spontan gesprochene) Rede schrieb er:
„Eine Zukunft haben wir nur gemeinsam“
Der Appell zur Gemeinsamkeit zog sich auch durch den Beitrag von Michael Blume, dem Beauftragten des Landes gegen Antisemitismus. „Eine Zukunft haben wir nur gemeinsam“, sagte Blume, der vielen der Anwesenden für ihren Einsatz für jüdisches Leben dankte – von Landtagspräsidentin Muhterem Aras über Susanne Jakubowski vom Rat der Religionen bis zu Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche.
Blume lobte die vom Bundestag in dieser Woche verabschiedete Antisemitismusresolution und betonte, Kritik an der Regierung Netanjahu sei legitim, wenn es „Kritik aus Solidarität“ sei. Die Grenze zum Antisemitismus sei überschritten, wenn indirekt oder direkt das Existenzrecht Israels in Abrede gestellt werde. „Die nächsten Jahre werden hart“, prophezeite er. Man dürfe sich jedoch nicht einschüchtern lassen.
Der ganze Bericht hier:
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgarter-synagoge-der-dringende-appell-die-flammen-des-hasses-zu-loeschen.7394c990-569e-4ae5-9ffb-3e19dece55bd.html
Freue mich (auch als StZ-Abonnent). Denn: Wohl allen Städten und Gemeinden, für die es noch seriöse Lokal- und Regionalmedien gibt! Wenn bzw. wo wir diese verlieren, geraten die Kommunalpolitik und die Wahrnehmungen der Realität aus dem Lot…
Leider bestätigen sich auch die Warnungen vor Antisemitismus im Fußball:
„In Berlin sollen am Donnerstag Jugend-Fußballer einer jüdischen Mannschaft antisemitisch beschimpft, bedroht und angegriffen worden sein. Nun schützt die Polizei sämtliche Spiele des TuS Makkabi. Der Staatsschutz ermittelt.“
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/11/berlin-fussball-makkabi-neukoelln-mutmassliche-antisemitische-angriffe-polizei-praesenz.html
Hier hilft nur eine sehr klare Haltung.
Guten Abend, @Michael Blume,
„In diesem Moment durfte ich Schule als Verantwortungs-gemeinschaft erleben, als Ort, in dem es um viel mehr geht als um Zertifikate fürs spätere Geldverdienen.“
Das bringt meines Erachtens das Wesen von Demokratiearbeit an Schulen auf den Punkt! Gerade in einer Zeit, in der immer mehr Menschen und Parteien Zulauf bekommen, die das pure Ego predigen und in der “Solidarität” ein Fremdwort geworden ist.
Ich finde es eine großartige Idee, die Schülerinnen und Schüler danach zu fragen, wie sich diese Zeit für sie anfühlt.
Ich erinnere mich noch, als ich selbst Schüler war (in den 1980er Jahren) und wir in den Nachrichten von der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl erfahren hatten. Im Physikunterricht am folgenden Tag wurde das dann zum Thema gemacht, und es war gut, dass der Lehrer uns diesen Raum einräumte, um unsere Fragen und Ängste zu artikulieren.
Vielen lieben Dank, @Peter Gutsche 🙏 – für diesen Druko und unseren schon längeren, interdisziplinären Dialog über Zeit!
Gerade bin ich auf der Rückfahrt von Baden-Baden, wo ich nach einer warmherzigen Begrüßung durch OB Christian Späth anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht sprach. Mein Titel war: „Aus der Vergangenheit lernen. In der Gegenwart leben.“ Und ich bekräftigte das Fazit meiner Landtagsrede vom 9.11.2023: „Zukunft haben wir nur gemeinsam.“ 🕍🇩🇪🇪🇺🇮🇱🇺🇦
Die Reaktionen waren außerordentlich stark – denn (so meine ich) sehr viele und praktisch alle nachdenklichen Menschen spüren den Zeitenumbruch, den Zerfall der säkularen, linear-rationalen Zeitverheißung. Darauf sprachen mich dann auch der evangelische Dekan Christian Link und eine engagierte Schulleiterin an, die dies von ihren Schülerinnen und Schülern berichtete.
Was Du nach der Katastrophe von Tschernobyl als guten Zeit-Raum zur Überwindung berechtigter Ängste erleben durftest, scheint mir auch heute wieder wichtig zu sein. Wir brauchen sichere Zeit-Räume, um über unsere Gefühle zur Zeit, zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sprechen zu lernen. Darin bin ich mir inzwischen ganz sicher.
Nochmal Danke für die Zeit, die auch Du diesem Blog-Dialog schenkst! 🙏📚🖖
Man muss schon sehr abgestumpft sein, wenn einem die aktuelle Situation nicht nahe geht. Ich hatte dieses Wochenende Besuch von einem meiner Kinder. Wir haben gemeinsam die Weltlage analysiert und uns auch über die Lage bei uns unterhalten. Das hat uns beiden sehr geholfen.
Was Sie über Ihren Besuch in Baden-Baden berichtet, lässt mich nicht kalt. Neben der Unsicherheit, was die kommende Zeit bringt, herrscht ein starkes Gefühl der Ohnmacht vor. Mehr denn je empfinde ich eine gewisse Unruhe, ausgehend von der bangen Frage, was morgen schon auf uns zukommt. Die Zeit reicht kaum zum Luftholen. Ein Karussell, das sich immer schneller dreht.
Da heute Schillers Geburtstag ist, hier sein Gedicht “Hoffnung”.
Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen;
Die Welt wird alt und wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben.
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.
Er ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toten,
Im Herzen kündigt es laut sich an.
Zu was Besserm sind wir geboren!
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.
Vielen Dank, liebe @SabineH, auch für den wundervollen Gedichtfund zum heutigen Geburtstagskind Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759 – 1805)! 🙏📚🤓
Einerseits zeigt Schillers „Hoffnung“ auf, das mit der Säkularisierung etwa die Jenseitserwartung beschworen werden muss, nicht mehr selbstverständlich ist, sondern nur noch gehofft werden kann.
Andererseits bleibt die Hoffnung in der paulinisch-biblischen Trias von Liebe – Glaube – Hoffnung bis heute unterschätzt: Der Liebe werden täglich Songs gewidmet, der Glauben an eigenen Lehrstühlen erkundet und gelehrt – doch die Hoffnung bleibt Angelegenheit der Dichter, weniger Musiker und Künstlerinnen, Wissenschaftler, Politikerinnen, Geistlicher, Familien und Freundschaften.
Ich möchte gerne mehr über Zeit und Hoffnung sprechen und freue mich über die starke Resonanz dazu, heute konkret auch in Baden-Baden.
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/bedrohungen-gegen-juedinnen-und-juden-in-neuem-gewand-100.html
Noch einmal herzlichen Dank – Ihre Drukos verharmlosen nichts, aber spenden Hoffnung…
Guten Abend, @Michael Blume,
es freut mich, von der weiteren gelungenen Veranstaltung zu hören!
Ich habe mir heute tatsächlich kurz überlegt, nach Baden-Baden zu fahren, musste aber davon Abstand genommen, da ich nach einer überstandenen Infektion immer noch am Husten bin.
Es ist eine kleine Hoffnung, dass viele Menschen Begegnungen und Dialoge dieser Art nutzen, um über die gegenwärtig sich zeitigenden Veränderungen zu sprechen. Und um sich zu verbinden.
Die derzeitige Normalisierung von demokratieverachtenden Aussagen von prominenten Persönlichkeiten (wie beispielsweise von Elon Musk), wäre vor wenigen Jahren noch unvorstellbar gewesen.
Einen schönen Abend noch!
Dein Interesse freut mich, aber Deine Entscheidung war richtig, @Peter Gutsche! 🙏🖖
Der Saal war übervoll und viele Menschen wollten reden & danken. Bestimmt begegnen wir uns einmal mit – Zeit. 😊🕰️☕️
Beste Grüße & gute Besserung! 💐
Ob es davon weggeht das Frau Spranger das ganze scharf verurteilt und harte Strafen fordert?
Mit einer Diskussion über die IHRA Definition sind wir ziemlich abgehoben weg von der Wirklichkeit wie sie schon seit Jahren ist.
Früher waren es “nur” offene antisemitische Gesänge und Parolen in Stadien. Da bin ich eher skeptisch das das mit polizeilicher Repression in den Griff zu bekommen gewesen wäre. Ein Anfang wäre vieleicht mal konsequent Spiel abbrechen gewesen.
Und wir sind da nicht alleine in Europa:
Tottenham Hotspur, Ajax Amsterdam.
Das Auftreten der Fans von Lazio Rom. Da habe ich jetzt aber nicht mitverfolgt ob das Sanktionieren der Fans was gebracht hat…
Klar, @Uli Schoppe – in seriösen Fachkreisen ist die IHRA-Definition völlig unstrittig und sie verbietet selbstverständlich auch keine demokratische und faire Kritik an israelischer Position. Stimme hier u.a. Julia Bernstein zu, die bereits 2021 schrieb:
„Die gute und praktikable IHRA-Arbeitsdefinition hier ohne Grund zu attackieren, leistet nur eines: Verwirrung.“
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/faktisch-falsche-praemissen/
Dass vor allem linke Kreise gegen die Bundestagsresolution mit nachweislich falschen Vorwürfen gegen die IHRA-Definition zu Felde zogen, will und werde ich nicht ignorieren. Bildungsneid motiviert auch linken, libertären und arabischen Antisemitismus insbesondere in Universitätsstädten:
https://www.landtag-bw.de/home/aktuelles/dpa-nachrichten/2024/November/KW45/Samstag/b6308ca2-26ee-4b19-97bb-30a74e09.html
Solange diese Debatte geführt werden muss, werde ich das tun.
Ich verlinke einen Blog-Artikel des US-amerikanischen Evolutionsbiologen Jerry Coyne (der sich selbst als säkularen Juden bzw. Atheist bezeichnet) über bestürzende Vorgänge an weiterführenden amerikanischen Schulen. Er verweist auf einen Artikel, der von Free Press veröffentlicht wurde.
https://whyevolutionistrue.com/2024/11/11/teachers-brainwashing-students-against-israel/
https://www.thefp.com/p/abigail-shrier-the-kinderfada-revolution
https://en.wikipedia.org/wiki/Free_Press_(advocacy_group)
Das mit den linken Kreisen tut mir auch weh 😉 , in einem doppelten SInne.
Allerdings fände ich es nett wenn nicht immer (ich meine da jetzt wirklich nicht speziell Dich) von linken Kreisen gesprochen würde.
Ich fände es zB nicht überraschend, sondern eher angemessen, wenn zB ein CDU Politiker (das ist jetzt auch wieder nicht persönlich gemeint, ich brauche einen Disclaimer ^^ 🙂 ) es ehrabschneidend finden würde, wenn ich zB nach den Äußerungen von Petr Bystron auf Twitter über Frau Kahane als “jüdische Verkörperung der korrupten diktatorischen Elite” von rechten Kreisen reden würde.
Gerade von Linken erwarte ich allerdings mehr. Das ist oft dermaßen am eigenen Anspruch vorbei…
Ich bin aber mit dem ganzen Vorgehen nicht ganz glücklich: ich halte sie (die IHRA Definition) als eine Handlungsgrundlage für Behörden für zu unpräzise. Da wird Mensch im Amt geneigt sein den Vorgang schnell vom Tisch zu bekommen.
Lustigerweise ist die IHRA Definition aber in meinen Augen auch zu speziell: Durch ihre Konzentration auf israelbezogenen Antisemitismus vernachlässigt sie andere Bereiche des Antisemitismus. Ich wage zu behaupten, dass klassische antisemitische Stereotype und Vorurteile unter den Tisch fallen werden.
Ich möchte den Beamten sehen, der das Geraune von “einflussreichen Kreisen an der Ostküste” auf der Grundlage als antisemitisch erkennt… Oder andere Markierungen als religiöse und kulturelle Gruppe.
Gut ist das das ins Rollen gekommen ist. Schlecht wäre wenn man sich politisch darauf ausruhen würde, dass man ja jetzt was getan hat.
Dafür sind Antisemitismus und Rassismus politisch in den ganzen letzten Jahren viel zu kurz gekommen.
Wenn man mich fragt ob ich eine bessere Lösung hätte: Im Moment zu meinem Leidwesen nicht.
Ich habe mich bemüht mich nicht darauf zu konzentrieren, was ich an der IHRA Definition schlecht finde. Das wäre am Thema vorbei denke ich.Ich hoffe das kommt auch so an. So wird die Diskussion darüber aber leider meistens geführt.
@Uli Schoppe
Politische Einseitigkeit wird mir niemand vorwerfen können, habe ich doch auch schon Verschwörungsmythen im libertären, konservativen und rechten Spektrum aufgezeigt, zum Beispiel bei Markus Krall oder Max Otte, dessen Ausschluss aus der CDU ich früh forderte.
In diesem Artikel hier verteidigte ich auch klar Linke gegenüber dem antisemitischen Verschwörungsmythos des sog. Kulturmarxismus:
https://www.belltower.news/gastbeitrag-warum-der-verschwoerungsmythos-vom-kulturmarxismus-so-gefaehrlich-ist-108001/
Wieder und wieder beobachte ich: Konservative neigen häufiger zur Reaktanz, Progressive häufiger zur Arroganz.
Auch der Versuch, die IHRA-Definition mit dem Verweis auf die vermeintliche Inkompetenz von Beamten zurückzuweisen, passt wieder völlig dazu.
Wie sehr der linke Antisemitismus auch progressiven Bewegungen und Parteien geschadet hat, lässt sich von Karl Marx selbst, über Labour und die deutsche Linke bis zu Greta Thunberg hin sehen. Die von vielen links-akademisch Geprägten gepflegte Kultur aus Bildungsneid und autoritärem Moralismus gegenüber Jüdinnen und Juden trägt leider schon jetzt zur Zersplitterung und häufigen Niederlage linker Bewegungen bei. Ich kann wirklich nur empfehlen, dieses Thema aufzuarbeiten statt weiter zu verdrängen.
Danke für den Druko & beste Grüße! 😊🖖
Irgendwie habe ich Redebedarf ^^ 🙂
Michael Blume
10.11.2024, 23:07 Uhr
Das steht sogar drinnen:
“Allerdings kann Kritik an Israel, die mit der an anderen Ländern vergleichbar ist, nicht als antisemitisch betrachtet werden.”
Was allerdings auch nicht sagt, das man wenn man Israel kritisert auch sofort jedes andere Land mit nennen muss das man auch kritisieren muss. Problematisch wird es wenn einem dann keines einfällt.
@Michael Blume
11.11.2024, 22:50 Uhr
Ich glaube das ist überinterpretiert oder vieleicht dem Umstand geschuldet, dass Beamtenschelte so en vogue ist, darum versuche ich das mal zu erklären.
Im Gegenteil, ich versuche grundsätzlich mir vorzustellen wie das so wäre wenn ich an der Stelle des jeweiligen Menschen bei genau dieser Arbeit wäre.
Das hat mir bis jetzt eigentlich am langen Ende immer geholfen gut mit allen Behörden klar zu kommen, bis hin zur Staatsanwaltschaft. Ich gebe mir einfach Mühe dann meinen Standpunkt gerade ohne Arroganz und zornige Reaktanz klar zu machen und bin damit immer gut gefahren. So lange ist das noch gar nicht her,, da habe ich das Angebot einer Einstellung gegen Geldauflage nicht als personlichen Angriff aufgenommen, sondern als Angebot zur gütlichen Beilegung, beide leisten im Grunde Verzicht. Hat super funktioniert, ich habe sogar unerwartet noch eine freundliche Antwort bekommen. Beide Seiten hatten einen begrenzten Bewegungsspielraum und haben ihn so positiv wie möglich genutzt, ist doch prima.
Ich habe mir nur vorgestellt ich müsste damit klarkommen, das mir jemand die IHRA Definition so aufs Auge drückt, ich fände das für meine tägliche Arbeit an der Stelle eine Zumutung. Mir ging es im Grunde darum, dass man den Menschen die Chance geben sollte ihre Arbeit so gut wie möglich zu machen, indem man es ihnen so einfach wie möglich macht ^^
Gerne zurück! 🙂
Hallo Herr Blume!
Arbeitsdefinition von Antisemitismus
„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“
Das Problem, das ich und viele andere mit der IHRA-Arbeits”definition” von Antisemitismus haben, besteht in dem Umstand, dass es sich dabei um keine Definition im eigentlichen Sinn handelt, weil sich gemäß ihr alles und jeder als Antisemitismus bzw. Antisemit identifizieren lässt. Es fehlt jegliche Trennschärfe.
Was müsste ich denn tun, um nachzuweisen, dass ich gemäß dieser “Definition” kein Antisemit bin? Offenbar erstens, beweisen, dass ich über keine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden verfüge, und zweitens, dass ich unter nie das Wort gegen einen Juden oder Nichtjuden gerichtet habe.
Was das Erste angeht: ich bin vorsichtig mit Kategorisierungen von Menschen, neige aber dazu, diejenigen als Juden zu kategorisierten, die sich selbst als solche bezeichnen. Und da nehme ich ganz unterschiedliche Menschen wahr, unter anderen Itamar Ben-Gvir und Iris Hefets. Welche “bestimmte Wahrnehmung” von Jüdinnen und Juden sollte daraus denn resultieren? Ich habe keine solche, aber wie kann ich das bitte beweisen?
Der zweite Punkt ist natürlich von ganz anderer Qualität: natürlich habe ich schon das Wort erhoben gegen Juden und Nichtjuden. Einmal zum Beispiel gegen Josef Schuster für seine meiner Meinung nach voreilige Forderung nach “personellen Konsequenzen” (sprich Entlassung des Beschuldigten) nach Bekanntwerden der Vorwürfe Gil Ofarims, ja und Ihnen hab ich hier in den Kommentarspalten auch schon wiedersprochen. Ja und?
Sie verstehen mein Problem mit dieser “Definition”?
Können Sie auch verstehen, dass mich der leise Verdacht beschleicht, dass diese Möglichkeit, nämlich bei Bedarf jeden politisch Mißliebigen ohne Möglichkeit der Widerlegung zum “Antisemiten” erklären zu können, dass gerade diese Möglichkeit von den Fürsprechern der “Definition” gewollt ist, um Andersdenkende ein für alle mal aus der Diskussion auszuschließen?
Viele Grüße
Pirx
Danke für die Nachfrage, @Pirx
Nun haben Sie in Ihren Ausführungen “vergessen”, den inhaltlichen Teil anzuführen, den ich hier in Fettschrift hervorhebe:
„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann.“
Es geht hier also nicht um irgendeine Wahrnehmung, – beispielsweise als Religionsgemeinschaft -, sondern um eine “bestimmte”, nämlich hasserfüllte Wahrnehmung gegen eine ganze Menschengruppe.
Für mich war und ist es daher auch kein Problem, den Antisemitismus in den Kontext anderer Traditionen des feindseligen Dualismus, der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zu stellen. Ich habe dies bei verschiedenen Angelegenheiten mit dem Begriff der Hand des feindseligen Dualismus getan:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-hand-des-feindseligen-dualismus-was-antisemitismus-rassismus-und-sexismus-verbindet/
Sie können also auch daran erkennen, dass es a) selbstverständlich möglich ist, die IHRA-Arbeitsdefinition sinnvoll zu diskutieren, wie wir beide es gerade taten und es darüber hinaus b) möglich ist, auf Basis dieser Definition auch weiter zu forschen. Aus meiner Sicht sind vergleichbare Definitionen von anderen Formen des feindseligen Dualismus ebenso möglich. Mir hat die IHRA-Arbeitsdefinition in der täglichen Arbeit immer wieder geholfen, klar zu unterscheiden – und sie hat mich etwa in der Forschung zu antisemitischen Verschwörungsmythen auch überhaupt nicht eingeschränkt.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-folge-2-warum-immer-die-juden-warum-immer-israel-antisemitismus/
Gerade auch der von Ihnen genannte Fall Gil Ofarim hat doch gezeigt, dass unser Rechtsstaat funktioniert. Ebenso habe ich auch verschiedentlich solidarische Kritik an der Regierung des Staates Israel geübt, die eben gerade keinen Hass gegenüber jüdischen Menschen enthält:
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/antisemitismusbeauftragter-blume-kritisiert-netanjahu-100.html
Sie sehen, die IHRA-Arbeitsdefinition erfüllt ihre Aufgabe!
Und, klar, wenn “Andersdenkende” Definitionen haben wollen, um ihren Antisemitismus, Rassismus, Antiziganismus, Sexismus usw. weiter zu treiben, dann werden sie sich durch jede aufklärende Definition ertappt und gestört fühlen. Das ist dann allerdings das klare Problem der Hassenden, nicht der Definitionen…
Auch Ihnen viele Grüße!
Hallo Herr Blume!
Danke für Ihre Antwort!
Auf einzwei Aussagen Ihrerseits möchte ich hier noch eingehen:
Das ist für mich genau der Punkt. Warum steht da “… ausdrücken kann” und nicht klipp und klar: “… der sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrückt“.?
Was im Übrigen immer noch an der Sache vorbeiginge: der Umstand, dass jemand Hass gegenüber einem oder mehreren Jüdinnen und/oder Juden empfindet, kann alle möglichen (persönlichen) Ursachen haben, dieser Hass muß nicht notwendigerweise resultieren aus Antisemitismus, wie er im allgemeinen Sprachgebrauch verstanden wird, nämlich “Hass auf Juden, weil sie Juden sind”. Entsprechend der Jerusalemer Erklärung, aber dieses Fass will ich hier nicht aufmachen, ich ahne nur ganz vage, welche Konflikte sich möglicherweise hinter der Auseinandersetzung um die beiden konkurrierenden Definitionen verbergen …
Deshalb ausdrücklich hier nochmal meine Kritik:
“bestimmte Wahrnehmung …. ausdrücken kann … in Wort und Tat gegen jüdische und nichtjüdische Personen …” – das ist wachsweich, das ist das Gegenteil von trennscharf und entspricht in keinster Weise(!) den Anforderungen an eine Definition, die ich in meinem Mathematikstudium kennengelernt habe.
Mehr will ich gar nicht sagen, und meine oben gestellte Frage, ob damit womöglich legitime Kritik am Handeln israelischer Politiker verunmöglicht wird (oder gar werden soll) ziehe ich hiermit zurück.
Absolut! Ich habe mir damals, also bei den spontanen Reaktionen auf die Vorwürfe Ofarims, schon gedacht. “Leute, macht mal langsam und wartet erstmal ab, was die Gegenseite zu sagen hat!”. Und nach dem Ende des Verfahrens hat mich angewidert, wie plötzlich alle (nein: viele) über Ofarim herfallen … klar, er hat offenbar einen schweren Fehler gemacht, aber man hätte ja auch fragen können, welche Erfahrungen ihn dazu womöglich verleitet haben.
Soviel für heute!
Viele Grüße
Pirx
@Mechaniker
Es ist wirklich nicht schwer – antisemitische Ressentiments und Verschwörungsmythen können sich jederzeit in Hass gegen jüdische sowie israelische Menschen und vermeintliche Mitverschwörer ausdrücken. Das erleben wir täglich und arbeiten daher am Liebsten in Aufklärung und Prävention, um solchen Hassausbrüchen vorzubeugen. Eines meiner Bücher zum Thema heißt ja nicht zufällig: “Warum der Antisemitismus uns alle bedroht”.
Perplexity.ai hat meine Motive zum Einsatz der IHRA-Arbeitsdefinition so zusammengefasst:
Dr. Michael Blume vertritt die IHRA-Definition des Antisemitismus aus mehreren Gründen und auf verschiedene Weisen:
## Gründe für die Unterstützung der IHRA-Definition
1. **Differenzierte Betrachtung:**
Dr. Blume betont, dass die IHRA-Definition eine differenzierte Sicht auf Antisemitismus ermöglicht. Sie erlaubt sachliche Kritik an der israelischen Regierungspolitik, weist aber gleichzeitig Fantasien von der Vernichtung Israels als “Antizionismus” zurück[1].
2. **Schutz der Demokratie:**
Er sieht in der Definition ein Instrument zum Schutz der Demokratie und einer Gesellschaft, in der Bürgerinnen und Bürger frei, sicher und gleichberechtigt in ihrer Vielfalt leben können[1].
3. **Gegen Pauschalisierungen:**
Blume lehnt es ab, von wenigen Radikalen auf alle zu schließen – sei es bei deutschen Rechtsterroristen, arabischen Mördern, russischen Fossilisten oder israelischen Fanatikern[1].
4. **Politischer Auftrag:**
Als Antisemitismusbeauftragter der baden-württembergischen Landesregierung hat er den Auftrag, der BDS-Bewegung entgegenzutreten, was er als richtig empfindet[2].
## Wie Dr. Blume die IHRA-Definition vertritt
1. **Öffentliche Stellungnahmen:**
In Gedenkreden und öffentlichen Auftritten stellt sich Dr. Blume hinter die IHRA-Definition und die gemeinsame Resolution des Bundestages gegen israelbezogenen Antisemitismus[1].
2. **Praktische Anwendung:**
Er demonstriert an seiner eigenen Tätigkeit, wie die Definition angewendet werden kann, indem er beispielsweise sachliche Kritik an der israelischen Regierungspolitik äußert, ohne dabei antisemitisch zu sein[1].
3. **Bildungsarbeit:**
Als Antisemitismusbeauftragter engagiert sich Dr. Blume in der Bildungsarbeit, insbesondere an Schulen, um junge Menschen für das Thema Antisemitismus zu sensibilisieren und ihnen die Bedeutung einer differenzierten Betrachtungsweise nahezubringen[3].
4. **Förderung des Dialogs:**
Er setzt sich für einen offenen Dialog ein und betont die Wichtigkeit, auch unter schwierigen Bedingungen miteinander zu reden und Verständnis füreinander zu entwickeln[2].
5. **Persönliches Vorbild:**
Dr. Blume versucht, durch sein eigenes Beispiel – als Christ, der mit einer Muslimin verheiratet ist und von jüdischen Gemeinden vorgeschlagen wurde – zu zeigen, wie interreligiöser und interkultureller Dialog in der Praxis aussehen kann[3].
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dr. Michael Blume die IHRA-Definition als wichtiges Instrument zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung einer offenen, demokratischen Gesellschaft betrachtet. Er vertritt diese Position sowohl in seiner offiziellen Funktion als auch durch persönliches Engagement und Vorbildwirkung.
Citations:
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fuer-die-ihra-definition-des-antisemitismus-meine-gedenkrede-zur-reichspogromnacht-am-9-11-2024-in-der-juedischen-gemeinde-stuttgart/
[2] https://www.ev-akademie-boll.de/fileadmin/user_upload/06_Service/02_Online-Dokumente/430118_10_blume.pdf
[3] https://www.gew-bw.de/aktuelles/detailseite/drei-fragen-an-dr-michael-blume-antisemitismusbeauftragter-der-landesregierung
[4] https://trott-war.de/im-gespraech-mit-dem-antisemitismusbeauftragten-dr-michael-blume/
[5] https://stm.baden-wuerttemberg.de/de/themen/beauftragter-gegen-antisemitismus
Also da muß ich jetzt doch mal explizit nachfragen:
halten Sie die Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus mit ihrer Definition:
für die Grundlage eines Versuchs, “Antisemitismus, Rassismus, Antiziganismus, Sexismus usw. weiter zu treiben”?
Viele Grüße
Pirx
Nein, @Mechaniker – ich halte nichts von der sog. “Jerusalemer Definition”, die m.E. gezielt den israelbezogenen Antisemitismus verharmlost und in der seriösen Forschung auch keinen Anhalt findet. Gerne verweise ich hierzu auf den gemeinsamen Text von Julia Bernstein, Lars Rensmann und Monika Schwarz-Friesel:
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/faktisch-falsche-praemissen/
Da Sie im Druko von 20:02 Uhr erneut gegen all meine Erläuterungen und Links die IHRA-Definition angegangen sind, nehme ich dort jetzt einfach mal Perplexity.ai zur Hilfe.
Mit Verlaub, Herr Blume, “israelbezogener Antisemitismus” wird schon deshalb nicht in der Jerusalemer Definition verharmlost, weil der Begriff dort schlicht nicht vorkommt. Das mag ein Mangel sein, und ich bin gespannt auf Vorschläge zur Erweiterung, aber das macht die IHRA-“Definition” nicht besser.
…
Hab’ gerade den von Ihnen verlinkten Artikel dazu in der “Jüdischen Allgemeinen” gelesen, jetzt wird mir einiges klar: es geht ja gar nicht um eine Diskussion um angemessene Begriffsdefinition, um einen Austausch von Argumenten, es geht um Durchsetzung, um Kampf, um “Hamas” gegen IDF, um “from the river to the sea” gegen “Eretz Israel” …
Sorry, diese Schlacht mögen andere führen, aber da bin ich raus!
Viele Grüße
Pirx
Ja, @Mechaniker – die IHRA-Definition erkennt auch sog. Antizionismus als Antisemitismus. Faire Kritik an israelischer Politik schließt sie nicht aus, wohl aber Angriffe auf die Existenz des Staates.
Habe am 9.11.2023 im Landtag von Baden-Württemberg auch zum israelbezogenen Antisemitismus gesprochen:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/im-landtag-bw-gegen-antisemitismus-meine-rede-zum-9-11-2023/
Ihnen einen guten Sonntag!
Ja, danke, Ihnen auch.
Ich sehe allerdings den Zusammenhang nicht zwischen Ihrer verlinkten Rede über israelbzogenen Antisemitismus und meiner Kritik an einer “Definition”, gemäß derer man auch Sie oder Josef Schuster zum Antisemiten erklären könnte.
Die Einführung einer Eigenschaft, die, ich sagte es, im Zweifel auf alles und jeden zutrifft, kann keine sinnstiftenden Beziehungen unserer Wahrnehmungen, keinen Erkenntnisgewinn liefern.
Oben hieß es:
“Dr. Blume betont, dass die IHRA-Definition eine differenzierte Sicht auf Antisemitismus ermöglicht. Sie erlaubt sachliche Kritik an der israelischen Regierungspolitik…”
ergänzen könnte man noch:
“… und ermöglicht es, diese bei Bedarf als Antisemitismus zu diffamieren.”
Diese Defintion bietet unter anderem die Grundlage, noch heute Veranstaltungen jüdischer Mitmenschen zu be-/verhindern und Ihnen die Konten zu kündigen.
Sie wissen, von wem ich spreche.
Das ist nicht in Ordnung!
Viele Grüße
Pirx
Selbstverständlich kann jeder Begriff auch missbraucht werden, @Mechaniker. Und ich selbst wurde und werde ja seit meiner Beauftragung von antideutschen Rechtsdualisten schon deswegen als Antisemit diffamiert, weil ich deutsch, Christ und Demokrat sowie mit einer Muslimin verheiratet bin. Die IHRA-Definition erlaubt jedoch jedem fairen Menschen zu sehen, dass aus keiner meiner Äußerungen Hass abzuleiten ist.
Lassen Sie mich Ihnen noch einmal zum israelbezogenen Antisemitismus und auch zu meiner Rede im Landtag weiterhelfen: Noch an keinem Tag seit der Schoah wurden so viele (auch) jüdische Menschen ermordet wie am 7. Oktober 2023 durch die Hamas. Das Terrormassaker führte zu bis heute andauernden Kriegen, denen Zehntausende Menschen zum Opfer fielen – und immer noch fallen.
Ich muss es leider so deutlich sagen: Wer angesichts des sogar live gestreamten Terrorangriffes der Hamas inklusive mörderischer und sexualisierter Gewalt gegen jüdische und nichtjüdische Israelis keinen israelbezogenen Antisemitismus erkennen kann – will eigentlich gar keinen Antisemitismus erkennen…
Beste Grüße & einen besinnlichen Sonntag!
Ja, Herr Blume, aber die stete Wiederholung bringt uns nicht weiter. Ich erspare uns an dieser Stelle eine Aufzählung des von israelischer Seite begangenen Unrechts …
All das nährt nur den Hass auf den anderen, und fördert eine endlose Kette an Gewalt.
Zeit damit aufzuhören!
Viele Grüße
Pirx
Ja, @Mechaniker – wer (wie auch ich) die vielen Opfer in Gaza beklagt, sollte niemals vergessen, wer aus welchen antisemitischen Motiven diesen fossil finanzierten Krieg mit Terrormorden begonnen hat und bis heute israelische Geiseln festhält!
Israel 🇮🇱 hatte Gaza 2005 unter der Hoffnung „Land für Frieden“ geräumt.
Wenn es Ihnen wirklich auch um das Schicksal der palästinensischen Menschen geht, dann würden Sie selbst aktiv an Diktatur, Antisemitismus und Terrorismus der Hamas erinnern, die das Geld in Raketen und Tunnel verschwendete und die Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht, statt die Geiseln freizulassen.
Auch Ihnen gute Grüße!
Guten Morgen Herr Blume!
Ich war gestern kurz versucht zu fragen, wer da wem wessen Land überlassen hat und wie die Vereinten Nationen das Vorgehen Israels jetzt und in der Vergangenheit eingeschätzt haben und noch so einiges andere mehr, aber ich denke, das würde zu nichts führen.
Besinnen wir uns stattdessen auf eine Gemeinsamkeit: unseren Einsatz gegen das, was Sie feindseligen Dualismus nennen. Jeder dort, wo er ihm begenet, und vor allem mit friedlichen Mitteln.
“Walk a mile in my shoes!” könnte in diesem Zusammenhang glaub’ ich ein hilfreicher Vorschlag sein …
Vielen Dank und viele Grüße
Pirx
Einverstanden, @Mechaniker. Klar könnte ich nun darauf verweisen, dass die arabischen Nachbarländer bisher jeden Teilungsplan auch der UN abgelehnt und gebrochen haben – bis hin zur Terror-„Antwort“ der Hamas auf den israelischen Rückzug aus Gaza.
Aber ich meine schon, dass wir bei allen noch verbleibenden Differenzen doch nicht nur gemeinsam feindseligen Dualismus ablehnen, sondern auch die Menschenwürde jeder Person, Dialog, (Demokratie?) und Frieden befürworten. Und das ist doch schon mal eine Menge!
Auch Ihnen Dank für unseren kritischen Dialog und eine gute Woche! 🙏🖖