Führt (Verschwörungs-)Verbloggung auch zu Verblödung? Streitbares von Kardinal Reinhard Marx

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

Führt die Ausweitung des Medienangebotes zu einer sich weltweit austauschenden “Noosphäre” oder doch, wie der Medientheoretiker Marshall McLuhan in späten Ahnungen meinte, zu einer “Retribalisierung” der Menschen entlang ihrer – nicht immer nur edlen – Gefühle? Dazu hatte ich vor enigen Wochen den ef-Artikel “Gefühlte Wahrheiten? Leben zwischen Realität und Medienblasen” publiziert.

Auf die Frage nach der wachsenden Reichweite auch katholisch-fundamentalistischer Blogs gab nun Kardinal Reinhard Marx eine recht streitbare Antwort, die ich hiermit gerne zur Blog-Diskussion stelle. 🙂

Avatar-Foto

Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

25 Kommentare

  1. Zunächst mal ist es immer ganz angenehm , auf Leute zu treffen , die nicht sabbernd im Staub liegen , wenn sie irgendwas über Internet oder gar soziale Netzwerke hören , gerade bei letzeren wird es oft hochnotpeinlich , was den Hype angeht.
    Aber Verbloggung gleich Verblödung , naja , das wird Marx wohl nicht generell meinen , wenn doch , ist es viel zu viel des Zivilisationspessimismus` , und dann weiß er auch nicht , wovon er spricht.

    Daß es spätestens mit der Mssennutzung des Netzes zu sehr umfangreichen Anteilen kommt , was extreme Verblödung , niedere Instinkte usw angeht , kann nur den verwundern , der vorher zuviele Rosinen im Kopf hatte , was die Qualiät des Menschen insgesamt angeht.
    Und wann waren extreme Fundamentalisten eigentlich einflußreicher , in Zeiten ohne jede Medien oder heute?

  2. Feedback:

    Das ist eine, ich würde mal das eben jetzt sagen, eine eine generelle Gefährdung, ich hab ja früher gedacht, ich hab das auch schon mal gesagt, mit allem, mit allen über alles reden, das wird den Diskurs verlebendigen und, äh, intensivieren, aber ich muss sagen, das Gegenteil ist eingetreten. Diese, äh, Verbloggung führt auch zur Verblödung manchmal, nicht, nech?, und dass, dass sich Szenen untereinander treffen, sich gegenseitig bestätigen und hochjubeln, aber nicht in einen Diskurs eintreten mit Andersdenkenden, argumentativ, das ist es, was ich wahrnehme und deswegen ist das für mich relativ uninteressant. [Dr. Reinhard Kardinal Marx über (für ihn: anscheinend) “wilde” katholische WebLog-Einheiten im Web generell, angefragt u.a. auf Katholisches-Info]

    Der Schreiber dieser Zeilen kennt das genannte WebLog nicht, kennt dagegen das WebLog Kath.net und findet dies, ohne hierzu irgendwie eine bestimmte Meinung hervorknödeln zu wollen, gar beispringend, primär: katholisch.

    MFG
    Dr. W (der sich als Webbaer hier zuvörderst über das angeblich ‘Uninteressante’ und ‘Gefährliche’, auch mögliche ‘Verblödung’ meinend, im Web, ein wenig beömmelt, wenn der aktuelle bundesdeutsche Vorzeigekatholik derart zu verlautbaren in der Lage bleibt – Jesus?, war das nicht auch irgendwie “Graswurzel” und so?!, zudem: Ist das Web nicht grundsätzlich umfänglich OK und ganz bevorzugt an Hand ganz konkret genannter Inhalte und Inhaltegruppen zu kritisieren, nicht so wie wie die bundesdeutsche “Exzellenz” es anscheinend meint: pauschal?)

    • Bonus-Kommentar:
      Es ist erschreckend, dass diese Leutz heutzutage nicht reden können, es ist zwar verständlich und nicht jeder ist so geeicht, dass er schreiben wie reden könnte, wie der Schreiber dieser Zeilen beispielsweise, spaßeshalber darf vielleicht auch mit dieser Nachricht verglichen werden, abär es macht zumindest einige grau.

      MFG
      Dr. W

  3. Mhm. Einerseits und anderseits würde ich sagen. Natürlich sind Blogs, die sich mit Verschwörungstheorien beschäftigen, nicht groß der Rede wert. Aber es klingt so nach Verallgemeinerung. Ich muß sagen, daß ich durch Blogs viel gelernt habe. Und wenn sich jemand hinstellt und sagt: ich kenne das eigentlich alles gar nicht und lehne es trotzdem ab, dann wird ein solcher Mensch auch gern Richtung Steinzeit angesehen. Dieser Mensch muß sich dann damit abfinden, daß er im Diskurs keine Rolle mehr spielt. Außerdem und das ist auch ganz wichtig: es gibt auch viele Unentschlossene, Suchende, die sich im Netz bewegen. Und da ist es ganz gut, wenn es dort auch Menschen gibt, die immer wieder versuchen, auf hohem Niveau den Austausch zu pflegen.
    Am Ende dann sich auf Jesus zu berufen, ist dann doch etwas zu billig.

    • @ Herr Hilsebein :

      Ich muß sagen, daß ich durch Blogs viel gelernt habe.

      WebLogs sind interaktiv, sie unterscheiden sich von Push-Medien wie dem Fernsehen entscheidend, es dürfte sehr schwierig sein durch die Kenntnisnahme von oder die Feedback-Gebung bei WebLogs dümmer zu werden.
      Vermutlich geht dies nur über den einseitigen Konsum von Verschwörungstheorien verbreitende Einheiten, aber es ist praktisch nahezu unmöglich nur diese aufzusuchen.

      Und wenn sich jemand hinstellt und sagt: ich kenne das eigentlich alles gar nicht und lehne es trotzdem ab (…)

      Grell, gell? Nicht so-o toll, woll?

      Dieser Mensch muß sich dann damit abfinden, daß er im Diskurs keine Rolle mehr spielt.

      Vielleicht nicht als Mensch, in konkretem Bezug auf das von Dr. Reinhard Kardinal Marx Verlautbarte natürlich: +1!

      Bemerkenswert vielleicht auch die Suggestivfrage des Reporters, der nahelegte, dass alle Religionen Extremismus in allen möglichen Formen kennen – und dass Dr. Reinhard Kardinal Marx dazu nichts einfiel.

      MFG
      Dr. W

      • “es dürfte sehr schwierig sein durch die Kenntnisnahme von oder die Feedback-Gebung bei WebLogs dümmer zu werden.”

        Was für das Fernsehen gilt, gilt wohl auch für das Netz: dumme Menschen werden dümmer, gescheite werden gescheiter.

        P.S. hier wird also jetzt auch moderiert. Es gab eine Zeit, da hatte ich kein Verständnis dafür. Aber bei der Schwämme von Kreditgebern kann ich es mittlerweile verstehen. Ich frage mich aber, warum man bei Abwesenheit nicht einfach die Kommentarspalte zumacht.

        • @Dietmar Hilsebein

          Ich versuche, ein- bis zweimal pro Tag Kommentare freizuschalten. Die Zahl an Spams, Hateposts und Beleidigungen hat seitdem deutlich nachgelassen, was letztlich emotional und auch zeitlich entlastet. 🙂

        • @ Herr Hilsebein :

          Was für das Fernsehen gilt, gilt wohl auch für das Netz: dumme Menschen werden dümmer, gescheite werden gescheiter.

          Gerade das war nicht gemeint mit der weiter oben erfolgten Unterscheidung zwischen “Push und Pull“; die allgemeine Bereitstellung des Webs, das als besonders interaktives Pull-Medium verstanden werden müsste, unterscheidet sich schon wesentlich von der der bekannten Push-Medien.

          Es muss nicht verkehrt sein das Web in die Reihenfolge “Erfindung der Sprache, Erfindung der Schrift & Erfindung des Buchdrucks” anzuhängen.

          Die Idee, dass Dumme dümmer & Kluge klüger werden, kam hier auch nicht so-o gut an.
          Sie hatten ja weiter oben selbst festgestellt, dass da einer nicht im Web ganz angekommen ist, aber über das Web streng urteilt, und dass das vielleicht nicht ganz in Ordnung ist, dass da einer vielleicht (noch) nicht über das Web klüger geworden ist (ohne vorher nicht klug gewesen zu sein).

          MFG
          Dr. W

  4. Wäre der Kardinal ein französischer Revolutionist, würde er sich wohl nicht auf Jesus berufen, sondern auf die Guillotine. Auch so ein starkes Korrektiv. Kopf ab ist wie Jesus tot.

  5. Ich denke, da hat der Herr Kardinal keine Ahnung wovon er redet. Er sagt ja auch selbst, dass er sich mit der Materie noch nicht beschäftigt hat. Das man sich den ganzen Tag damit befassen kann, hat er wohl mehr geraten oder von irgendwem nachgeplappert als aus eigener Erfahrung heraus gesagt.

    Ansonsten gibt es auf die Frage keine eindeutige Antwort, weil es vom Einzelfall abhängt, welche Blogs man bevorzugt liesst und welche man ignoriert. Da gibt es die berühmte Wahrnehmungs- oder Filterblase, die es zuvor auch schon bei Büchern und Zeitschrieften gab und auch immer noch gibt.

  6. Führt die Ausweitung des Medienangebotes zu einer sich weltweit austauschenden “Noosphäre” oder doch, wie der Medientheoretiker Marshall McLuhan in späten Ahnungen meinte, zu einer “Retribalisierung” der Menschen entlang ihrer – nicht immer nur edlen – Gefühle?

    Nunja, ich kann durchaus verstehen, wenn man aufgrund der Menschen besorgt sind, die immer abstrusere Hypothesen glauben.
    Insbesondere in Sachen Verschwörungstheorie haben sich einige seltsame Gruppen gebildet, die scheinbar in einer ganz anderen Realität leben als wir übrigen, ein Beispiel sind unsere 9/11-“Truther”. Natürlich kann man dei Untersuchungen zu einem Fall belieb lang weitertreiben, wenn man sämtliche vorgebrachte Beweise immer neu in Frage stellt – das tun die Gläubigen von Geistererscheinungen und UFOs ja auch seit Jahrzehnten. Nur ist das eben nicht die Art, wie wir im Alltag zu urteilen pflegen.

    Ich möchte dabei auf einen Aspekt aufmerksam machen, der meines Erachtens untergeht: Das Geschimpfe auf die böse Blogs und den Pöbel im Internet kommt vor allen Dingen von Personen(gruppen), die ich den “klassischen Medien” nahestehend beschreiben würde.
    Hier geht es also durchaus um Macht und Ansehen. Nun gab es breits in den 60ern Filme, Bücher und andere Kunstprodukte, die unter anderem die Botschaft verkündeten, dass man den Medien nicht ganz trauen darf. Nur besteht erst heute ernsthafte Konkurrenz…

    • Ja, @Schwätzer – so ähnlich würde ich es auch sehen: Das Problem sich selbst verstärkender Medienblasen besteht – und gleichzeitig findet eine Machtverschiebung statt.

      Letztlich fällt damit mehr Verantwortung an uns selbst – ob wir uns in Spinnereien einspinnen oder einen vielseitigeren, informierteren und auch tieferen Blick auf unsere Innen- und Außenwelten gewinnen. Dies hängt auch (nicht: nur 😉 ) an der Auswahl unserer Blogs…

  7. Technologie führt letztendlich zur Verstärkung bereits vorhandener menschlicher Regungen. Retribalisierung ist hier eine Option. Das Bild vom Werkzeug als Verlängerung der menschlichen Anatomie und als Aufputschmittel für unseren Geist ist grundsätzlich richtig. Gerade die jüngste technologische Entwicklung zeigt, dass sich unter den vielen neuen Gadgets und Neuentwicklungen nur wenige durchsetzen. Diese wenigen “viralen” Helfer und Verstärker setzen sich genau deshalb durch, weil wir nur auf sie gewartet haben, weil sie uns bis zu einem gewissen Grad süchtig machen. Heute sind diese Süchtigmacher fast alle im digitalen Bereich angesiedelt. Es sind Games, Dating-Sites, die sozialen Medien und auch das erst durch die digitalen Medien ermöglchte Bloggen, die uns immer mehr Zeit abnötigen und die Dinge, die bereits in uns angelegt sind, ungemein verstärken.
    Dazu kommt noch: Wer diese neuen Werkzeuge in seinen Dienst setzen kann, der gewinnt an Macht. Er gewinnt die Aufmerksamkeit der Teilnehmer und Aufmerksamkeit gewinnen ist bereits ein halber Sieg.
    Wenn man all die neuen Werkzeuge als Suchtmittel betrachtet, dann gilt es eben Kontrolle über sein eigenes Suchtverhalten zu gewinnen.

    • Danke für diese kompakt formulierten Beobachtungen, @Martin Holzherr! Ganz ohne Ironie sehe ich hier den bisherigen NdG-“Kommentar des Jahres”, zum Thema und darüber hinaus anregend! #Danke

  8. Diese Frage wurde von der Katholischen Kirche nach der Einführung der beweglichen Lettern und der daraufhin folgenden massenhaften Verbreitung verderblicher und unzöglicher Schriften doch schon hinreichend (und ganz genauso) beantwortet.
    Welche andere Antwort von Marx wäre also zu erwarten gewesen. Keine. Richtig.

    “Wer kann sich denn auf Jesus von Nazareth berufen und einen anderen Menschen erniedrigen.” “Gott mit uns!”

    • Wobei es zur Reflektion von Reflexen schon gehört, @H. Gutenberg, zu bemerken: Kardinal Marx hat sich hier nicht zum Beispiel gegen Bibelübersetzungen und evangelische Reformbewegungen, sondern gegen die Auswüchse fundamentalistisch-katholischer Blogs verwahrt… #Fairness

      • Also wenn man sich das Gesagte ab 0:40 min so anhört, kann man leicht auf den Gedanken kommen, dass Hr. Marx das wesentlich globaler meint:

        “Das ist eine, ich will das mal sagen, eine generelle Gefährdung. Ich hab ja früher gedacht – ich hab das auch schonmal gesagt – wenn alle mit allen über alles reden, das wird den Diskurs verlebendigen und intensivieren, aber ich muss sagen, das Gegenteil ist eingetreten. Diese Verbloggung führt auch zu Verblödung manchmal. [… auch bei den eigenen Jüngern…]”

        Es ist natürlich und wesentlich, das er, der Chef, die Deutungshoheit behalten will.

        • Weitgehende Zustimmung, @H. Gutenberg – wobei interessanterweise durch die neuen Medien zwar die lokalen Bischöfe an Medienmacht eher verloren haben, das Papstamt aber – durch die Möglichkeiten “direkter” Kommunikation – eher gewann. Die evangelischen Kirchen dagegen – samt oft demokratischer Strukturen, voller Gleichberechtigung von Frauen und Männern, progressiver Lehren – profitiert davon bislang kaum. Vgl. hier: https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ablass-per-twitter-welche-religionen-und-weltanschauungen-gewinnen-im-internet/

  9. Lieber Michael,

    auch auf Deinem Blog und seinem Kommentarbereich beobachte ich “eine ‘Retribalisierung’ der Menschen entlang ihrer – nicht immer nur edlen – Gefühle”, eine Beobachtung, die dazu führt, dass man ja nicht mehr so wie früher weiß, wie willkommen man hier überhaupt noch als Kommentator ist ….

    Und ich denke, dass das auch daran erkennbar ist, dass es sich immer mehr nur noch um die gleichen Leute handelt, die hier kommentieren (was ich hier so flüchtig zumindest beobachten kann).

    Nimm Dich also bitte nicht aus aus dieser Entwicklung. Aber vielleicht sagst Du: Andere “tribalisieren”, Du nicht … Ich weiß es nicht.

    Eine argumentative Unübersichtlichkeit schaffen, ist auch eine Form von Herrschaftsausübung. Oder um es simpler zu sagen: Teile und herrsche. Rufe so viele unterschiedliche Meinungen hervor, dass es gegenüber dem “Mainstream” nicht mehr zu einer kraftvollen, einigen Abwehrbewegung kommen kann.

    Jedenfalls konnte man beispielsweise auch im Dritten Reich eine “Retribalisierung” innerhalb und außerhalb der Kirchen beobachten, damals wurde es “innere Emigration” genannt, nicht wahr? Man sah einfach auch, dass “Argumente” nicht mehr weiterhalfen und versuchte, sinnvollere Dinge zu tun oder mit solchen zu reden, die den eigenen Argumenten noch offener gegenüber standen. Ob das so dumm war oder ist?

    Aber um mehr zum Thema zu kommen. Nach einer so starken Frage wie “Führt (Verschwörungs-)Verbloggung auch zu Verblödung?” hätte ich doch etwas mehr argumentative Substanz erwartet. Vielleicht wolltest Du einfach auch mal den Begriff Verblödung benutzen? 🙂

    Ich weiß es nicht.

    • Lieber Ingo,

      oh ja, absolut – die Vorstellung, dass der Wissenschaftler nicht auch selbst vorgeprägt und Teil des Geschehens sei, halte ich ausdrücklich für unrealistisch. Der Begriff des “teilnehmenden Beobachters” besagt m.E. schon, dass ein Wissenschaftler einerseits Beobachtungen gewinnt und darstellt, sich aber gleichzeitig auch darüber bewusst ist, Teilnehmer des Geschehens (des Rituals, des Spiels, der kommunikativen Situation u.ä.) zu sein.

      Und, klar, auch “Natur des Glaubens” hat seine regelmäßigen Kommentierenden (plus einige mehr oder wenige Unregelmäßige und einige, die nur vereinzelt auftreten) – wobei diese, soweit ich sehen kann, religiös und weltanschaulich oft weit voneinander entfernt sind.

      Du bist hier immer willkommen, solange Du Dich nicht in wirren Verschwörungstheorien (Satanisten, Vatikan, Freimaurer etc.) und Ausfällen gegen Demokratinnen und Demokraten verlierst. Ja, jeder Diskurs bildet nur Abschnitte der Wirklichkeit ab – das macht es aber nicht völlig gleichgültig, auf welchen realistischen oder abgedrehten Diskurs man(n) sich einlässt. Und das Netz bietet für Aluhüte aller Art schon mehr als genug Möglichkeiten, sich gegenseitig zu bestätigen…

      Zum Video: Ich wollte Kardinal Marx mal einfach so stehen lassen und nicht zu stark vorwerten. Zum Thema “Verschwörungstheorien” planen Sebastian Bartoschek und ich nächstes Jahr einen Kongress auszurichten. Dazu dann aber später einmal mehr.

      • Na, aber damit fängt es doch schon an: “Ausfälle gegen Demokratinnen und Demokraten”. Wir haben schon in den 1980er Jahren auf Großdemonstrationen in Hannover skandiert über den Vater von Ursula von der Leyen: “Albrecht von der Leine an die Leine in die Leine.” Gewiss auch “ausfällig”, oder? Wir fanden nur, dass er reichlich lahmarschig war mit dem Atomausstieg und der Energie-Wende.

        Ich rede wohl besser über eine solche Vergangenheit, um nicht über heutige Dinge zu reden, wobei Du wahrscheinlich einfach nur klare Worte schon als Ausfälle bezeichnen würdest.

        Ich hoffe aber, es ist Dir erkennbar, dass sich auch allerhand “Demokratinnen und Demokraten” derzeit zu “Ausfällen” hinreißen lassen …

        Im übrigen weißt Du es ja auch selbst: “Dass frustrierte Menschen grundsätzlich edel, rational und höflich sein müssten, kann ohnehin nur behaupten, wer sozialistischen
        Restmythen nachhängt und sich nie ernsthaft mit der Evolution des Menschen befasst hat.” Was also hast Du gegen Ausfälle?

        Naja, der Kongress: Ich vermute mal, dass man darüber am liebsten gar keinen Kongress machen würde. Da das Thema aber immer breitere Kreise zieht, muss man es halt doch machen. Und ich denke, Ihr kriegt es schon hin, das Thema auf der notwendig kleinen Flamme zu köcheln und mit solchen “Ausfällen” zu garnieren wie: “Führt (Verschwörungs-)Verbloggung auch zu Verblödung?”

        Ich kann Dir eine klare Antwort auf diese Frage geben: Wenn sie mit ESOTERIK verbunden wird – wie etwa beim Kopp-Verlag – dann ja. Auch wenn sie mit Gotteswahn verbunden wird. Das ist ein ganz klares Kriterium. Ansonsten könnte ich aus dieser Frage nur Hilflosigkeit heraushören. (Oh je, ist jetzt “Gotteswahn” auch ein “Ausfall” gegen “Demokratinnen und Demokraten”, für die – wie für unsere so allerhöchst geschätzte Bundeskanzlerin – die Bibel das wichtigste Buch in ihrem Leben ist?)

        Ansonsten ist es natürlich ein sehr breites Unbehagen an den gegenwärtigen Zeit- und Lebensverhältnissen, die so viele Menschen auch noch auf die steilsten Verschwörungstheorien kommen lässt. Somit wäre dann auch hier wieder der Grund für die Verblödung ein anderer als das Vorhandensein von Verschwörungstheorien selbst.

        Naja, ich sehe schon, die ganze Fragestellung dieses Blogbeitrages ist nicht sehr durchdacht. Du wolltest wohl nur mal wild drauf losfeuern und mal Deinen verbalen Aktionsraum erweitern. Es sei Dir also nicht nachgetragen …

        • Lieber @Ingo,

          okay, dieses Thema (Verschwörungstheorien rund um die katholische Kirche & Deutschland) bewegt Dich persönlich sehr. Das ist nun mal so und ich habe weder die Zeit noch den Ehrgeiz, daran irgendetwas zu ändern.

          Freilich darf ich Dich – noch einmal – bitten, diesen Blog und meine Person aus diesen Spielchen herauszuhalten. Ich bin nicht Mitglied der römisch-katholischen Kirche und würde über sie – als weltweit größter Religionsgemeinschaft – gerne weiterhin ebenso unbefangen bloggen wie über jede andere Kirche oder Religionsgemeinschaft dieses blauen Planeten. Ebenso ist dies kein Tagespolitik-Blog und Deine dauernden Attacken gegen unsere Bundeskanzlerin, die CDU u.ä. empfinde ich hier als deplatziert.

          Schaue hier gerne hin und wieder – auch kommentierend – vorbei. Aber gehe bitte so mit diesem Blog und mir als Blogger um, wie Du es Dir ja umgekehrt auch wünschen würdest.

          Beste Grüße!

  10. Schlimmste Arroganz von einem Vertreter einer Institution, die an Demokratie Jahrhunderte Nachholbedarf hat und die sich in ihrer Stellung zu einer Fülle von Zeitfragen nicht mit Ruhm bekleckert. “Tagespolitik” ist das nicht notwendig – es ist eine oft sehr komplexe Anforderung an einfachste (und oft paradoxale) Sinnsprüche, mit denen Herrn Marx’ Angestellte hausieren gehen. Vieles von den Grundlagen und Funktionsweisen der Institution, der er vorsteht, liegt im Dunklen (und enthält manches Düstere und auch Verschwörerische). Deshalb sind Formulierungen wie die in diesem Video als Demagogie anzusehen – bedauerlich, wenn er es selbst nicht erkannt haben sollte. Aber eine solche Wirkung haben solche Institutionen auf ihre Angehörigen. Geistige Korruption.
    Das bedeutet nicht, dass nicht viel wertvolle soziale Arbeit unter dem Dach der Kirchen geleistet wird. Aber Verstrickungen mit undurchsichtigem Finanzkapital, Pädophilie, bestürzende philosophische Selbstwidersprüche sollte man damit nicht in einen Topf werfen. Wäre jederzeit zu einem Gespräch darüber bereit – offensichtlich im Gegensatz zu Herrn Marx, der hier seinen Widerwillen gegen Demokratie eindrucksvoll dokumentiert. Mit Christentum hat dies genauso wenig zu tun, wie er glaubt, es über andere als wohlfeilen Richterspruch sprechen zu dürfen. Das ist lästerlich und verdient keine Toleranz.

Schreibe einen Kommentar