Führer & Verführer mit Joachim Lang in Stuttgart – Goebbels und die Macht der Medien

Gestern Abend hatte ich die Ehre, mit dem Regisseur Joachim A. Lang über seinen neuen Film “Führer & Verführer” nach der BW-Uraufführung im Atelier am Bollwerk Stuttgart zu diskutieren.
Und ich kann es kurz machen: Wir haben ein Meisterwerk gesehen! Mir ist kein Film bekannt, der so brillant aufzeigt, wie der NS-Propagandaminister Joseph Goebbels als stolzer Diener von Adolf Hitler die Deutschen mit den damals neuesten Medien manipulierte – bis hin zu Krieg, Holocaust und schließlich auch dem Mord an den eigenen Kindern. Dabei verweigert sich der Film jeder Externalisierung der Nazis zu Dämonen, sondern zeigt sie schmerzhaft als von feindseligem Dualismus und insbesondere Antisemitismus vergiftete Menschen mit Dialekten, Liebesaffären, eiskalter Brutalität. Durchbrochen werden die schauspielerisch großartigen Darstellungen von drastischem Doku-Material und von bewegenden Nahaufnahmen und Ansagen von Holocaust-Überlebenden.
Auch Mitglieder meines Teams und deutsch-jüdische Mitarbeiterinnen von OFEK Baden-Württemberg reagierten bewegt und gemeinsam gegen den medialen, vor allem digitalen Hass heute motiviert. Dieser Film ist wichtig und lehrreich!
In der anschließenden Diskussion mit Regisseur Joachim Lang vor einem hoch interessierten und erkennbar erschütterten Publikum gab ich meiner Hoffnung Ausdruck, dass “Führer & Verführer” (2024) zum Bestandteil des Schulfaches Medienbildung werden wird, das in Baden-Württemberg ab dem Schuljahr 2025/26 in allen weiterführenden Schulen eingeführt werden soll.
Viele Publikumsfragen thematisierten auch den digital befeuerten Antisemitismus heute. So schilderte ich, dass der X-Besitzer Elon Musk die mit einem Juden verheiratete US-Vizepräsidentin Kamala Harris gerade antisemitisch als Puppe bzw. Marionette des jüdischen Philantropen George Soros bezeichnet hatte.
Zu dem Zeitpunkt war mir noch gar nicht bekannt, dass auch gegen mich – nach X-Drohungen zu meinem Familienname Blume und der rechtsdualistischen Blog-X-Markierung mit einem gelben Stern – entsprechende Verschwörungsmythen lanciert wurden. So “fragte” ein Account:
“Ist Michael Blume auch auf der Gehaltsliste von der Open Society Foundation(s) von G. Soros?”
Antisemitischer Verschwörungs- und Korruptionsvorwurf gegen mich vom 23.07.2024. Screenshot: Michael Blume
Wichtiger als aller digitale Hate war mir aber, meine Solidarität mit Joachim A. Lang auch öffentlich auszudrücken, der gerade aus der SWR-Beschäftigung hinausgedrängt wird. Als ein erklärter Befürworter des gebührenfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks halte ich das für einen schweren Fehler und einen Vertrauensbruch und habe dies auch so gesagt. Ich erwäge, mich mit einer direkten Beschwerde an SWR-Intendant Kai Gniffke zu wenden und mich bei Nicht-Reaktion auch an den Landtag von Baden-Württemberg zu wenden. Es ist aus meiner Sicht auch medienethisch skandalös, einen international so bedeutenden Filmemacher, der auch im Sender Zivilcourage gezeigt und gerade ein bleibendes Meisterwerk gegen den NS-Antisemitismus geschaffen hat, aus dem SWR drängen zu wollen.
Dieser empfehlenswerte Film wurde für die Freigabe an Schulen abgelehnt.
Das ist nicht zu verstehen.
Perplexity.Ai:
Der Film **Führer und Verführer** wurde für den Einsatz in Schulen abgelehnt, obwohl er wichtige Themen wie Propaganda und Manipulation behandelt. Regisseur Joachim A. Lang plädiert für seine Relevanz in der heutigen Zeit, insbesondere angesichts aktueller politischer Entwicklungen und der Notwendigkeit, aus der Geschichte zu lernen.
Trotz der positiven Altersfreigabe ab 12 Jahren und der Auszeichnung als “Besonders wertvoll” durch die Deutsche Film- und Medienbewertung, entschied ‘Vision Cinema’, den Film nicht in die Liste empfohlener Bildungsfilme aufzunehmen. Dies geschah trotz der Unterstützung von Holocaust-Überlebenden, die eine Neubewertung forderten[1][4].
Quellen
[1] „Führer und Verführer“: Warum wurde dieser Film für Schulen … https://www.bild.de/unterhaltung/film-kino/fuehrer-und-verfuehrer-warum-wurde-dieser-film-fuer-schulen-abgelehnt-6683dc717c45192222ea3454
[2] Arbeitsblatt zum Film Führer und Verführer – kinofenster.de https://www.kinofenster.de/themen-dossiers/alle-themendossiers/dossier-ns-taeter-im-spielfilm/dossier-ns-taeter-im-spielfilm-fuehrer-und-verfuehrer-ab/
[3] „Führer und Verführer“: Plötzlich stand Hitler vor mir im Spiegel https://www.bild.de/unterhaltung/film-kino/fuehrer-und-verfuehrer-ploetzlich-stand-hitler-vor-mir-im-spiegel-667bbf68bf26e653662be034
[4] Bilder lügen nicht: Führer und Verführer im Kino – Ruhrbarone https://www.ruhrbarone.de/bilder-luegen-nicht-fuehrer-und-verfuehrer-im-kino/235467/
[5] Führer und Verführer – Die Pumpe https://www.diepumpe.de/veranstaltungen/fuehrer-und-verfuehrer-4/
Ich kann nicht beurteilen, ob der Film für den Einsatz in Schulen geeignet ist.
Es gibt, neben sehr guten Kritiken, auch Rezensionen, die nicht begeistert sind, z.B. habe ich eine Rezension in der taz gefunden.
Eine in Deinem Druko verlinkte Quelle ist, wenn ich das richtig sehe, die BILD. Leider ist dieses Blatt für mich nicht seriös.
@Elisabeth K
Ja, @Elisabeth K. – ich denke schon, dass Lehrende sich den Film vorab anschauen und ansprechende Unterrichtsmaterialen dazu erhalten sollten. Dann aber halte ich “Führer und Verführer” für einen hervorragenden Film gerade auch im Kontext von Geschichte und Medienbildung! Auch hier gebe ich Holocaust-Überlebenden wie Charlotte Knobloch, die im Film und dann auch für den Film zu Wort kam, inhaltlich Recht. Wer Nazis nur als Monster externalisiert, will sich keiner ehrlichen, monistischen Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus und feindseligen Dualismus der Geschichte und Gegenwart stellen.
Perplexity.ai:
Dr. Michael Blume, der Beauftragte gegen Antisemitismus in Baden-Württemberg, sieht die filmische Ent-Dämonisierung von Nationalsozialisten als ein wichtiges Instrument zur tieferen Aufklärung über die Gefahren des Antisemitismus. Dabei betont er mehrere Aspekte:
1. Komplexität statt Vereinfachung: Blume argumentiert, dass eine differenzierte Darstellung von Nationalsozialisten in Filmen dazu beiträgt, die Komplexität des Antisemitismus zu verstehen. Anstatt Täter als eindimensionale “Monster” darzustellen, zeigt eine nuanciertere Darstellung, wie normale Menschen zu Antisemiten und Tätern werden können[4].
2. Verständnis der Mechanismen: Durch die Ent-Dämonisierung wird es möglich, die psychologischen und sozialen Mechanismen zu untersuchen, die zum Aufstieg des Nationalsozialismus und zur Verbreitung antisemitischer Ideologien führten. Dies ermöglicht ein tieferes Verständnis dafür, wie Antisemitismus in der Gesellschaft Fuß fassen kann[1][4].
3. Aktualitätsbezug: Blume betont, dass die filmische Auseinandersetzung mit dem historischen Antisemitismus Parallelen zu aktuellen Formen des Antisemitismus aufzeigen kann. Dies macht die anhaltende Relevanz und Gefahr antisemitischer Denkweisen deutlich[5].
4. Reflexion eigener Vorurteile: Die Ent-Dämonisierung fordert das Publikum heraus, über eigene Vorurteile und potenzielle antisemitische Denkmuster nachzudenken. Blume argumentiert, dass Antisemitismus tief in unserem kulturellen Denken verwurzelt ist und dass eine ehrliche Auseinandersetzung damit notwendig ist[5].
5. Mediale Verantwortung: Blume weist auf die Rolle der Medien, einschließlich des Films, bei der Verbreitung oder Bekämpfung von Antisemitismus hin. Er betont, dass Filme sowohl zur Verstärkung als auch zur Dekonstruktion antisemitischer Stereotype beitragen können[4][6].
6. Historische Kontextualisierung: Die filmische Darstellung kann laut Blume dazu beitragen, den historischen Kontext des Nationalsozialismus und des Holocaust besser zu verstehen. Dies ist wichtig, um die Entstehung und Entwicklung antisemitischer Ideologien nachzuvollziehen[2].
7. Emotionale Zugänglichkeit: Durch die filmische Aufarbeitung wird das Thema Antisemitismus emotional zugänglicher gemacht. Dies kann laut Blume zu einer tieferen Auseinandersetzung mit dem Thema führen und Empathie fördern[3].
Zusammenfassend sieht Dr. Michael Blume in der filmischen Ent-Dämonisierung von Nationalsozialisten ein wichtiges Mittel, um ein differenzierteres und tieferes Verständnis für die Gefahren des Antisemitismus zu schaffen. Er betont dabei die Notwendigkeit, über vereinfachte Darstellungen hinauszugehen und die komplexen Mechanismen hinter antisemitischen Ideologien zu beleuchten. Dies soll nicht nur historisches Verständnis fördern, sondern auch zur Reflexion über gegenwärtige Formen des Antisemitismus anregen.
Citations:
[1] https://www.brennessel-kino.de/2024/04/07/fernseh-experiment-die-tv-serie-holocaust/
[2] https://stm.baden-wuerttemberg.de/de/themen/beauftragter-gegen-antisemitismus
[3] https://www.youtube.com/watch?v=Asbv7g3-dmY
[4] https://www.youtube.com/watch?v=p6sO4WOpfeg
[5] https://www.deutschlandfunk.de/religionswissenschaftler-michael-blume-antisemitismus-102.html
[6] https://www.swr.de/swrkultur/leben-und-gesellschaft/antisemitismusbeauftragter-blume-die-welt-taumelt-auf-einen-abgrund-zu-100.html
@Maria H @Michael Blume
Kein Film über die NS-Zeit wird in Schulen unvorbereitet und ohne Nachbesprechung gezeigt.
Mein endgültiges eigenes Urteil werde ich mir erst bilden können, wenn ich den Film gesehen habe. Das werde ich sicherlich tun. Vielleicht war mein Urteil vorschnell.
Ich habe inzwischen auch andere kritische Rezensionen gelesen.
Auch für mich ist die Bild-Zeitung keine seriöse Quelle.
Die Augsburger Allgemeine empfiehlt den Film für Schulen und für ein breites Publikum.
Im Standard wird der Film sehr kritisiert und nicht empfohlen.
Perplexity. AI:
**Pro und Contra zu “Führer und Verführer”**
**Pro:**
– **Wichtige Aufklärung**: Der Film bietet eine tiefgehende Analyse der Mechanismen von Propaganda und Manipulation, die auch auf die Gegenwart anwendbar sind. Charlotte Knobloch bezeichnet ihn als Meisterwerk, das zur Reflexion über politische Brandstifter anregt[1].
– **Authentische Darstellung**: Die Verwendung von historischen Dokumenten und Goebbels’ Tagebüchern verleiht dem Film Authentizität und ermöglicht ein besseres Verständnis der NS-Zeit[1][5].
– **Emotionale Berührung**: Die Einbindung von Holocaust-Überlebenden sorgt für bewegende Momente und verstärkt die Botschaft, die Gefahren von Manipulation zu erkennen[5].
**Contra:**
– **Dramatisierung**: Kritiker bemängeln, dass die Inszenierung und die Darstellung von Goebbels und Hitler teilweise zu stark psychologisiert werden, was die Ernsthaftigkeit der historischen Verbrechen relativieren könnte[2][4].
– **Komplexität der Charaktere**: Einige Rezensenten finden, dass die Darstellung der Protagonisten als “normale” Menschen die Verantwortung für ihre Taten verwischt und die Zuschauer nicht ausreichend mit den Gräueltaten konfrontiert[5].
– **Eignung für Schulen**: Der Film wurde für den Schulunterricht abgelehnt, was auf Bedenken hinsichtlich seiner Eignung hindeutet, obwohl er als wichtig für die politische Bildung angesehen wird[1].
Quellen
[1] Szenenbilder aus “Führer und Verführer” – RND https://www.rnd.de/kultur/szenenbilder-aus-fuhrer-und-verfuhrer-4DFOFCC2DBED3A4QAW23LST2ZE.html-2
[2] Film „Führer und Verführer“: „Aber das ist doch kein Hitler!“ – WELT https://www.welt.de/kultur/kino/plus252145102/Film-Fuehrer-und-Verfuehrer-Aber-das-ist-doch-kein-Hitler.html
[3] FÜHRER UND VERFÜHRER – GEW Hamburg https://www.gew-hamburg.de/termine/film/2024-07-11/fuehrer-und-verfuehrer
[4] „Führer und Verführer“ im Kino: „Wollt Ihr den totalen Krieg?“ – Kultur https://www.sueddeutsche.de/kultur/fuehrer-und-verfuehrer-film-kritik-lux.B4ZZp99SJG2hykpwcDiRRc?reduced=true
[5] Kritik zu Führer und Verführer: Gewagtes Experiment – Filmstarts https://www.filmstarts.de/kritiken/323185/kritik.html
Danke, @Elisabeth K., auch für das Interesse!
Das – nichtjüdische und auch jüdische – Publikum bei der Uraufführung von “Führer und Verführer” in Stuttgart war bewegt und begeistert, gerade auch vom Mut des Filmes.
In München gewann der Film entsprechend auch den Publikumspreis:
“Sehenswert ist “Führer und Verführer” nicht zuletzt wegen der Leistung seines Hauptdarstellers, wegen der eindringlichen Aussagen von Zeitzeugen, darunter auch die Holocaust-Überlende Margot Friedländer und der detailreichen Rekonstruktion, bildlich als auch dramaturgisch. Viele Dialoge, so erläutert eine Texttafel zu Beginn, sollen so tatsächlich geführt worden sein. So ist “Führer und Verführer” als verfilmte Geschichte ein Gewinn. Das sahen übrigens auch die Besucher des Filmfests München so, wo “Führer und Verführer” seine Premiere feierte. Das Zeitzeugnis gewann den nationalen Publikumspreis des Filmfests München, gestiftet vom BR und der Süddeutschen Zeitung.”
https://www.br.de/nachrichten/kultur/fuehrer-und-verfuehrer-leben-und-wirken-des-joseph-goebbels,UI99iBV
Schon jetzt trägt der Film zu einer intensiveren Auseinandersetzung nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit der Gegenwart des Antisemitismus sowie mit der Macht von Medien bei. Und genau das halte ich für so dringend notwendig.
Danke für die Erklärungen. Ich enthalte mich auch jeder weiteren kritischen Äußerung.
Nur eines noch: Am 24.07.1961 starb Albert Kehm. Er war von 1920-1933 der Chef im Württ. Landestheater. Im Schauspiel und in der Oper gab es zahlreiche Erst- und Uraufführungen. Musik von Franz Schreker oder Theaterstücke von Ernst Barlach und Friedrich Wolf.
Für seine Spielplangestaltung wurde er von den Nazis schon in den 20er Jahren angegriffen.
Der gute Ruf des Landestheaters gründet sich in dieser Zeit auch auf ein hervorragendes Ensemble.
Im März 1933 wurde Kehm seines Amtes enthoben.
Das manipulative Gift der Propaganda begann nicht erst 1933.
Der Minister Goebbels hatte von Anfang an willfährige Helfer.
Abschließend möchte ich betonen, dass ich es für ausgesprochen wichtig halte, die Mechanismen hinter all dem zu erkennen. Wenn ein Film wie dieser dazu beitragen kann, finde ich das sehr gut.
Danke, @Marie H. – konstruktiv-“kritische Äußerungen” wie von Ihnen tragen zum Erfolg dieses Blogs bei! Vielen herzlichen Dank dafür! 🙂
Als aktiver Lehrer sage ich: jeden Film, den ich im Unterricht einsetze, muß ich ein- bis zweimal vorher gesehen haben.
Unterricht mit Filmen ist sehr zeitaufwändig, weil ich mich als Lehrer sehr intensiv damit auseinandersetzen muß.
Das wird von Schülern (und Eltern 🙂 ) gerne unterschätzt.
Vielen Dank für den Hinweis, nur wird die Liste der Filme, die ich sehen sollte, damit noch länger. “Die Ermittlung” wollte ich auch noch sehen und einige Filme mehr.
Das nur als kleine Anmerkung aus der Praxis.
Danke für die m.E. berechtigte „kleine Anmerkung aus der Praxis“, @Joachim Fischer. Wir nennen dieses Problem hier auf dem Blog das Medienmengen-Paradox. Entsprechend hoffe ich – gerade auch mit und für diesen Film – auf das kommende Fach Medienbildung. Für jedes Engagement in diese Richtung danke ich sehr! 🙏📚🙌
Guten Abend, lieber @Michael Blume,
und vielen Dank für diesen Filmtipp! Ich werde ihn mir anschauen. Was ich hier lese klingt aber so, als sei es ein wertvoller Film für den Unterricht.
Ich hatte das Glück, dass meine Lehrer uns durchweg für das Thema der deutschen Vergangenheit sensibilisiert haben. Das war in den 1980er Jahren. Medienbildung in diesem Sinne gab es nicht, aber es war wichtig, dass wir z.B. über die Machenschaften der Bildzeitung sprachen. Ok, insofern gab es schon einen Ansatz dazu. Wir haben uns auch kritisch den Film “Feuerzangenbowle” angesehen, der ja unter der Oberfläche bzw teils ganz offen Nazi-Narrative bedient. Dass wir hier ein kritisches Licht auf einen Film werfen konnten, den viele in meinem Umfeld einfach nur ganz lustig fanden, war mir sehr wichtig. Ich bin froh, dass wir uns in der Schule zu diesem Thema austauschen konnten. Das hat zur Entwicklung und Bildung sehr beigetragen.
Die Geschichte um Herrn Lang und den SWR klingt schräg, ich habe mir den Wikipedia-Artikel dazu angesehen. Da scheint es einigen Aufklärungsbedarf zu geben. Ich finde es sehr lobenswert, dass Du Dich für ihn einsetzt.
Vielen Dank, @Peter Gutsche
Mir sind vielfältige Medien und insbesondere auch der ÖRR besonders wichtig, habe mich daher auch immer wieder gegen „Lügenpresse“-Vorwürfe und antimediale Verschwörungsmythen gestellt, vgl.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/luegenpresse-antimediale-verschwoerungsmythen-am-kit-karlsruhe-seminar/
Über das Vorgehen des SWR gegen den so bedeutenden Filmregisseur Joachim A. Lang gibt es in Baden-Württemberg aber zunehmendes und im Übrigen auch parteiübergreifendes Kopfschütteln. Ich hoffe, dass Intendanz und Gremien hier noch zurück zur Vernunft finden – und werde das Meine dafür tun.
Danke für den Filmtipp. Ich hadere etwas mit dem “Verführer”. Aber da ich den Film nicht gesehen habe, sondern nur 2-3 Rezensionen gelesen habe, kann ich mir kein Urteil erlauben, und als Nicht-Historikerin ist es immer schwierig.
Den Wikipedia Artikel habe ich gelesen. Zwei berühmte Schauspieler von damals sind mir aufgefallen.
Zunächst Joachim Gottschalk, dessen Schicksal mich sehr berührt hat, seit ich den Film “Die schwedische Nachtigall” gesehen habe. Der letzte Film des Schauspielers. Er spielte Haus Christian Andersen; in weiteren Hauptrollen waren Ilse Werner und Karl Ludwig Diehl* (den heute keiner mehr kennt) zu sehen.
Ein Name fehlt mir im Zusammenhang mit Lida Baarova: Gustav Fröhlich, ihr Kollege und Lebensgefährte. Andererseits kommen Heinz Rühmann, dessen Ehefrau Maria Bernheim Jüdin war und Kristina Söderbaum, Frau von Veit Harlan, drin vor.
Auch die Ehefrau von Hans Moser war Jüdin, ebenso wie Hansi Burg, die Lebensgefährtin von Hans Albers.
Albert Bassermann, geboren in Mannheim, ging mit seiner Frau Else in die Emigration. So viele Namen, die Deutschland verlassen mussten, um ihr Leben zu retten. Goebbels antisemitische Propaganda. Waren die Deutschen die “Verführten”?
Dass der ÖRR überall einspart, ist ein leidiges Thema. Im Zuge der Medien-Revolution ist m.E. kaum noch Platz für das Fernsehen wie wir es kennen. Wer von den Jüngeren setzt sich noch vor den Fernseher? Im Rundfunkstaatsvertrag sind die Aufgaben des ÖRR klar geregelt. Aber hat das irgendetwas mit der Lebenswelt der Menschen zu tun? Allerdings halte ich es für bescheuert, ausgerechnet bei Filmen zu sparen.
*Der Vater, Karl Diehl, war – wie Heidegger – Rektor der Uni Freiburg.
Vielen herzlichen Dank, @Marie H. – und Zustimmung, gerade auch hier wird deutlich, dass die Menschheitsgeschichte aus unzähligen Geschichten von Menschen besteht!
Genau deswegen lässt “Führer und Verführer” auch Überlebende des Holocaust wie Charlotte Knobloch und Margot Friedländer zu Wort kommen und rahmt die Handlung in die berechtigte Mahnung von Primor Levi (1919 – 1987): „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.”
Perplexity.ai hat meine Filmempfehlung dazu bereits in Teilen erfasst:
Dr. Michael Blume lobt am Film *”Führer und Verführer”* insbesondere die differenzierte Darstellung der Nationalsozialisten und die Aufdeckung der Mechanismen der Propaganda. Er hebt hervor, dass der Film es meisterhaft schafft, die Rolle von Joseph Goebbels als Propagandaminister und seine Manipulation der deutschen Bevölkerung durch die Medien darzustellen. Blume betont, dass der Film die Nazis nicht als dämonische Figuren, sondern als komplexe, von Antisemitismus und Brutalität geprägte Menschen zeigt, was eine tiefere und schmerzhafte Auseinandersetzung ermöglicht. Diese Darstellung hilft, die psychologischen und sozialen Mechanismen zu verstehen, die zum Aufstieg des Nationalsozialismus führten und wie Propaganda die Realität verzerren kann[3][5][8].
Citations:
[1] https://www.tvtoday.de/entertainment/kino/schoen-dass-es-dich-gibt_90635.html
[2] https://www.ostentorkino.de/filmarchiv
[3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fuehrer-verfuehrer-mit-joachim-lang-in-stuttgart-goebbels-und-die-macht-der-medien/
[4] https://www.pedocs.de/volltexte/2015/1665/pdf/Vom_Menschen_Handbuch_Wulf_Christoph_D_A.pdf
[5] https://www.tvtoday.de/entertainment/kino/fuehrer-und-verfuehrer_12425130.html
[6] https://plus.rtl.de/podcast/der-michel-der-podcast-fuer-kinder-und-jugendliteratur-akg9qt3suo1vv
[7] https://www.zobodat.at/pdf/VeroeffFerd_010_0117-0379.pdf
[8] https://www.kinofenster.de/download/dossier-ns-taeter-im-spielfilm-fh.pdf
[9] https://www.filmstarts.de/kritiken/193515/ahnliche/
[10] https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-476-05521-7.pdf
[11] https://www.ankebalzer.de
[12] https://filmspiegel-essen.de/infos/schulvorstellungen/
[13] https://core.ac.uk/download/56113352.pdf
[14] https://www.radiodrei.de
[15] https://kpbc.ukw.edu.pl/Content/166547/KM_01427_1912_I_062.pdf
[16] https://www.playerweb.de/filme_a-z/f
Ich möchte noch einmal auf diesen Film zurückkommen, nachdem ich mir dazu Infos aus der ARD Mediathek geholt habe.
Falls der Film irgendwann gestreamt werden kann, werde ich ihn möglicherweise anschauen.
Was mich zögern lässt, ist das Thema “Verführung”, denn damit ist m.E. wieder ein Narrativ verbunden, das die Forschung schon einmal kassiert hat. Das deutsche Volk wurde von Goebbels und Hitler quasi in einen Zustand kollektiver Trance versetzt, was dazu geführt hat, dass sich ein großer Teil der Verführten für nicht verantwortlich hielt für die im Namen des deutschen Volkes verübten Verbrechen.
Auch erscheint es mir ziemlich fraglich, ob Goebbels tatsächlich über die Kriegspläne des “Führers” überrascht gewesen sein sollte. Ich nehme doch stark an, dass wenigstens Goebbels Hitlers Machwerk gelesen hatte.
Ich finde es grundsätzlich schwierig, die Zeit des Dritten Reichs mit unserer heutigen zu vergleichen. Es mag ja sein, dass die Mechanismen ähnlich sind. Aber auch in den 12 Jahren gab es Menschen, die auf die Propaganda nicht hereingefallen sind.
Last but not least: Die Deutschen damals waren ganz anders aufgewachsen. Im Kaiserreich. Dazu kam dann die Niederlage 1918. Das war prägend. Andere Erziehung. Gehorsam. Was die Obrigkeit befiehlt, wird nicht in Frage gestellt. Heinrich Mann, Der Untertan.
Wo ich allerdings einen signifikanten Einfluss der Propaganda nicht negiere, ist die Indoktrination der jungen Menschen (“…und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben.”). Nach meiner Laien-Meinung ist die Rolle eines Baldur von Schirach in der Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu bedingungslosen Gefolgsleuten ebenso wichtig wie die Propaganda von Goebbels.
Sie zitieren die KI. Natürlich waren die führenden Nazis komplexe Persönlichkeiten. Aber bedient nicht die Formulierung “.. von Antisemitismus und Brutalität geprägt…” sämtliche Stereotype?
@Marie H.
Indem der Film die NS-Maschinerie und Brutalität der Propaganda und die breite Bereitschaft zur Mitwirkung darin aufzeigt, bricht er m.E. genau den Führende-Verführte-Dualismus auf, den Sie befürchten. Und da sehe ich auch die Verbindung zum Heute: Gerade weil wir nicht die heutige Zeit mit dem NS gleichsetzen sollten, stehen wir in der Verantwortung, uns nicht mehr medial vergiften zu lassen. Über die Unterschiede zwischen Vergleich und Gleichsetzung habe ich ja auch hier mal extra gepodcastet:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-41-von-ns-gleichsetzungen-und-vergleichen-sophie-scholl-und-roland-baader/
Wenn Sie den Film dann mal gesehen haben, bin ich auf Ihre Meinung dazu sehr gespannt!
Auch die GEW Hamburg empfiehlt diesen Film für Schulen. Die Empfehlung ist lesenswert, auch wenn die Termine längst ungültig sind.
https://www.gew-hamburg.de/termine/film/2024-07-11/fuehrer-und-verfuehrer
Noch ein Filmtipp, wenn man das nötige Sitzfleisch für vier Stunden mitbringt: Ebenfalls auf dem diesjährigen Münchner Filmfest hatte auch die neue (mittlerweile dritte) Verfilmung von Peter Weiss’ Oratorium “Die Ermittlung” über den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess Premiere:
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Ermittlung_(Film)
Die ersten beiden Verfilmungen entstanden schon 1965/66 in der BRD und der DDR für das jeweilige Fernsehen (NDR und DFF).
Was “Führer & Verführer” betrifft: Vielleicht findet er ja über den “zweiten Bildungsweg” doch noch den Weg in die eine oder andere Schule, z.B. falls er irgendwann in das DVD-Programm der Bundeszentrale für politische Bildung aufgenommen werden sollte:
https://www.bpb.de/shop/multimedia/dvd-cd/?field_filter_thema=all&field_date_content=all&d=1
Vielleicht können Sie, Herr Blume, da sogar ihre Beziehungen spielen lassen …
Danke, @Manfred Polak
Der Betreiber des Kinos Atelier am Bollwerk hatte nach der beeindruckenden Stuttgarter Uraufführung von „Führer und Verführer“ sowie der Diskussion mit Joachim Lang und mir spontan angeboten, Vorführungen für Schulklassen auch am Vormittag anzubieten. Und ich denke wirklich, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler so intensive Geschichts- und Medienbildung erfahren, sich kritisch auch mit heutigen, oft antisozialen Medien auseinandersetzen sollten. Auch heute profitiert der Rechtsdualismus von der digital befeuerten „Enge der Zeit“.
Heute habe ich mich nach Facebook und Instagram vom früheren Twitter verabschiedet, das unter Musk zu wenig mehr als einem weiteren X-Trump-„Truth Social“ voller Bots & bitterer Männer geworden ist. Auch durch KI beginnt die kurze Zeit der Konzern-Datengräber zu verebben. Da blogge ich doch lieber konstruktiv weiter, vermittele Religions- und Politikwissenschaft & kläre dabei auch über Antisemitismus und Verschwörungsmythen auf. Mein Ciao auf X:
https://x.com/BlumeEvolution/status/1816359022880051391
Auch der mir von einem gegen mich juristisch gescheiterten Rechtsblog „verliehenen“ gelben Stern findet bereits täglich vielfaches Interesse! Und meine Erfahrung mit dem Verlassen antisozialer Medien ist: Weil feind-selige Rechtsdualisten kaum positive Identitäten hinbekommen, betteln sie geradezu um die Aufmerksamkeit ihrer „Feinde“. 🤭
“Auch durch KI beginnt die kurze Zeit der Konzern-Datengräber zu verebben.”
Die fossilen Konzernmedien greifen längst auch nach der KI.
Perplexity.ai gibt als eine Quelle, mit einem Link, die BILD an. S.o.
Ja, @Marie H. – einige Medienhäuser haben bereits begriffen, dass sie ihre Wirkung durch die Öffnung für KIen noch erhöhen können! Umso mehr kommt es auf ein lebendiges Fediversum an. Dafür auch Ihnen herzlichen Dank! ☺️✅👍
Perplexity.ai gibt als eine Quelle, mit einem Link, die BILD an
In der pro-Version von Perplexity kann man Quellen auch entfernen und dann wird die Zusammenfassung ohne diese Quelle neu geschrieben.
Ich habe das in einem Erklär-Video gesehen. Etwa in der Mitte des Videos (ab Minute 17:15; es gibt sogar ein Transkript) wird genau erklärt, wie man Quellen entfernen kann, die für die Zusammenfassung nicht benutzt werden sollen. Das ist besonders wichtig, wenn man an wissenschaftlichen Arbeiten arbeitet. Die Bild-Zeitung und die Meinung der FDP werden dort als Quellen genannt, die man in einem bestimmten Kontext entfernen kann/muss.
Auch für dieses Tool gilt, dass man sich einarbeiten muss, was ich aber noch nicht ganz geschafft habe.
Das Video heißt:
Perplexity. AI.: Recherche und Inhaltsgenerierung für modernes Lehren und Lernen
https://youtu.be/SSIzccoW4oo?feature=shared
@Blume: “… sich kritisch auch mit heutigen, oft antisozialen Medien auseinandersetzen sollten.”
Ja, da hast Du absolut recht – 🤔 Eine Blume-Aufklärungsseite?!
🤗 👋😇👍
Danke, @hto – ich erlebe es auch von den Rückmeldungen her so, dass dieser lebendige Wissenschaftsblog die „Aufklärungsseite“ gegen Antisemitismus, feindseligen Dualismus und digitales Trolling gerade auch in antisozialen Medien schon ist! 🙂
Perplexity.ai:
Dr. Michael Blume klärt auf seinem Wissenschaftsblog „Natur des Glaubens“ über digitales Trolling und feindseligen Dualismus auf, indem er die Mechanismen und Auswirkungen sozialer Medien analysiert. Er beschreibt, wie Algorithmen und Troll-Armeen gezielt Konflikte schüren und die Gesellschaft spalten. Blume betont, dass solche Plattformen negative Emotionen verstärken und den Diskurs erschweren. Er hat daher seine Konten auf vielen sozialen Medien gelöscht und plädiert für einen konstruktiven Dialog abseits dieser Plattformen[4][5].
Citations:
[1] https://trott-war.de/im-gespraech-mit-dem-antisemitismusbeauftragten-dr-michael-blume/
[2] https://stm.baden-wuerttemberg.de/de/themen/beauftragter-gegen-antisemitismus
[3] https://verschwoerungsfragen.podigee.io
[4] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dialog-statt-dualismus-mein-abschied-aus-instagram/
[5] http://www.blume-religionswissenschaft.de/Netzkultur.html
Genau, ich freue mich auch schon auf die Reaktion dieser Wissenschaftsplattform scilogs.de
👋😇
Ja, @hto – Sie kommen hier ja auch täglich vorbei! 🙂
Perplexity.ai kommentiert den Erfolg dieses Wissenschafsblogs:
Dr. Michael Blumes scilog “Natur des Glaubens” ist aus mehreren Gründen erfolgreich:
1. **Fachliche Expertise**: Dr. Blume ist ein anerkannter Religions- und Politikwissenschaftler und bringt tiefgehendes Wissen in seinen Blog ein[2][5].
2. **Relevante Themen**: Er behandelt aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen wie den globalen Rechtsruck, Antisemitismus und die Auswirkungen der Digitalisierung[1].
3. **Interdisziplinärer Ansatz**: Blume kombiniert Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen, was zu umfassenden Analysen führt[5].
4. **Leserengagement**: Der Blog fördert den Dialog mit den Lesern, was eine engagierte Community schafft[1].
5. **Auszeichnungen**: Der Blog wurde 2009 mit dem Scilogs-Preis ausgezeichnet, was seine Qualität und Relevanz unterstreicht[3][4].
Citations:
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/engen-der-zeit-drei-gruende-fuer-das-globale-anwachsen-von-rechtsextremismus-und-antisemitismus/
[2] http://www.blume-religionswissenschaft.de
[3] https://www.amazon.de/Michael-Blume/e/B0045AY1Y2
[4] http://www.blume-religionswissenschaft.de/wer.html
[5] https://www.theologie-naturwissenschaften.de/autoren/blume
Christian Thees hat auf SWR3 ein Interview mit dem Gooebels-Darsteller Robert Stadlober geführt.
https://www.swr3.de/podcasts/promi-talk-mit-thees-102.html
Auf swr1 gibt es ein Gespräch mit Regisseur Joachim A. Lang und Historiker Thomas Weber zur Entstehung des Films.
https://www.swr.de/swr1/swr1leute/joachim-lang-und-thomas-weber-film-fuehrer-und-verfuehrer-hitler-goebbels-100.html
Fritz Karl, der Darsteller von Adolf Hitler, war bei DAS! zu Gast und wurde zum FIlm befragt.
https://www.ardmediathek.de/video/das/das-mit-schauspieler-fritz-karl/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM1MTAyMV9nYW56ZVNlbmR1bmc
Das sind jetzt sicherlich nicht die tiefgründigsten Analysen, aber sie geben meines Erachtens doch einen guten Einblick in den Film und wie die beteiligten Personen ihre Rollen darin sehen.
Was nun die verschiedenen Kritiken zum Film angeht: Nun ja, sie sind gespalten. Allerdings ist mein persönlicher Eindruck, dass die Wahrnehmungen von mehr oder weniger professionellen Kritikern in den Medien und dem Publikum in den letzten Jahren oft auseinanderdriften, wenn man sich z.B. auf Bewertungsplattformen wie IMDb o.ä. umschaut. Dabei habe ich die Reviewbomber, Trolle und Aktivisten, denen es nur ums Zerstören oder politische Botschaften geht, schon rausgerechnet. Letztendlich sollte man sich durch die mediale Berichterstattung nicht beeinflussen lassen, sondern selber in den Film gehen und dann sein Urteil fällen.
Danke, @RPGNo1
Zu beachten ist bei den Rückmeldungen zu „Führer und Verführer“ von Joachim A. Lang sicher auch, dass der Film die Tricks und den moralischen Relativismus der damaligen Filmszene brutal aufzeigt. Auch daraus ergibt sich m.E. dass ein kritisches Publikum hier anders zustimmen kann als mancher Film-Profi…
Das halte ich für eine ziemlich kühne und unbegründete These. Seriöse Kritiker achten darauf, nicht vom Film-Klüngel vereinnahmt zu werden, und schon gar nicht empfinden sie (jedenfalls die allermeisten) irgendwelche Sympathien für die “damalige Filmszene”.
Irgendwer hier in den Kommentaren hat als Beispiel für negative Kritiken die im Standard [1] genannt. Die stammt von Bert Rebhandl [2], und ich hab sie jetzt mal gelesen. Ich will hier nicht diese Kritik bewerten (das ist weder mein Metier, noch habe ich bis jetzt den Film gesehen), aber Rebhandl ist aufgrund seiner bisherigen Kritiken und sonstigen Schriften garantiert unverdächtig, mit der “damalige Filmszene” zu sympathisieren und sich dadurch zu einer negativen Besprechung verleiten zu lassen. Und es würde mich doch sehr wundern, wenn bei anderen negativen Kritiken von “Führer und Verführer” ausgerechnet das der Grund wäre. Das ist doch eher Küchenpsychologie. Wenn man die negativen Kritiken kritisieren will (was natürlich jederzeit erlaubt ist), dann muss man sie erst mal lesen.
[1] https://www.derstandard.at/story/3000000228000/fuehrer-und-verfuehrer-zeigt-das-ns-system-als-schraege-bande
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Bert_Rebhandl
Nein, @Manfred Polak – wenn ich einen Meisterregisseur für einen vom Publikum und auch von Holocaust-Überlebenden gerühmten Film gegen Herabsetzungen verteidige, dann muss ich dazu den Film gesehen, aber nicht alle Kritiken gelesen haben.
Küchenpsychologie wäre es, wenn ich darüber spekulieren würde, warum Ihr Ton bei diesem Thema so autoritär wird. Aber ich mag da gar nicht spekulieren… 🙂
Ich habe doch überhaupt nicht gefordert, alle diese Kritiken zu lesen. Aber wenn man eine doch recht pauschale Vermutung (und mehr ist das nicht) über die Kritiker des Films äußert, dann sollte man doch zumindest eine nicht vernachlässigbare Zahl dieser Kritiken gelesen haben. Um den Inhalt dieser Vermutung dann eben auch in der einen oder anderen dieser Kritiken nachzuweisen. Das ist für mich eigentlich eine Selbstverständlichkeit und hat nichts mit “autoritärem Ton” zu tun.
Schon gut, @Manfred Polak. Mit der Würdigung eines besonderen Films über die NS-Medienpropaganda habe ich Sie erkennbar kurz überfordert – und Sie haben sich dann im Ton vergriffen.
Das zeigt doch nur, dass die Mediengeschichte auch für uns Heutige relevant bleibt und sich nicht verdrängen lässt. Melden Sie sich doch gerne wieder, falls Sie den Mut gefunden haben, „Führer und Verführer“ an sich heranzulassen.