Fossilismus oder Frieden: Die Debatten um Wehrdienst und Gaskraftwerke

Die vermeintliche Wirtschaftskompetenz des Fossilismus beruht im Wesentlichen auf einer ebenso simplen wie tödlichen Strategie: Schnelle Profite werden privatisiert, die fossilen Kosten auf die Mitwelt und Mitmenschen externalisiert.

Darüber sprach ich auch bei meinem diesjährigen Vortrag in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) in Berlin mit hervorragenden Kolleginnen und Kollegen aus Regierungen, Verteidigung und Wissenschaft. Gemeinsam hörten wir die ebenso realistische wie resiliente Außenministerin von Finnland, Elina Valtonen. Und ich wies in meinem Vortrag über die fossile Finanzierung von Diktaturen, Krieg, Terror und Antisemitismus darauf hin, dass Donald Trump bei seiner aktuellen Reise in den Nahen und Mittleren Osten gerade nicht die Republik Israel aufsuchte, sondern die fossilen Ressourcenfluch-Regime Saudi-Arabien und Katar – wo sich der US-Präsident ein Luxus-Flugzeug anbieten ließ. Wir finanzieren durch fossile Importe eben nicht nur die Wasserkrise im Nahen und Mittleren Osten, sondern auch Terror und den IS-Genozid am Ezidentum.

Dr. Michael Blume am 14. Mai 2025 am BAKS Bär in der Bundesakademie für Sicherheit, Berlin.

Seit einigen Jahren beteilige ich mich auf Einladung der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) in Berlin auch an den internationalen Sicherheitsdiskursen der Fachleute. Foto: BAKS Berlin, 14. Mai 2025

Aber auch in der Bundesrepublik Deutschland bemühen sich Fossilisten weiter um möglichst lange Profite aus der Karbonblase. Interessant dabei ist der Energiekonzern Uniper, der erst mit dem Import von Erdgas als fossiler Gewaltenergie aus Russland hohe Gewinne erwirtschaftete, sich dann aber nach dem Angriff Putins auf die Ukraine schnell verstaatlichen ließ. Der Markt regelt – oft nicht.

Obwohl noch immer im Staatsbesitz, plädierte der Uniper-Chef seit Juni 2023 Michael Lewis – ein sympathischer, Elektroauto-fahrender Brite – im Interview mit dem FOCUS 22/2025 (S. 52 – 54) bereits wieder für “langfristig laufende Gasverträge, im Zweifel auch über 2045 hinaus. Nur so können wir unsere Versorgungssicherheit garantieren. Und parallel dazu müssen wir den Wasserstoffmarkt entwickeln.”

Aber warum, so fragen die FOCUS-Journalisten Matthias Jauch und Peter Steinkirchner sei der “Hochlauf” von grünem “Wasserstoff” doch irgendwie “verpufft”? Lewis wusste es:

“Es fehlt vor allem an der Nachfrage. Niemand will derjenige sein, der anfangs den höchsten Preis für den Wasserstoff zahlt.”

Auch die Sache mit den Treibhausgasen ließe sich demnach durch CO2-Abscheidung regeln:

“Die neuen Gaskraftwerke müssen in den ersten Jahren sicher nicht mit dem teuren grünen Wasserstoff laufen, für den es große Mengen von erneuerbarem Strom braucht. Erdgasbasierter Wasserstoff ist erheblich günstiger. Ebenso könnte an den Kraftwerken CO2 abgeschieden und gespeichert werden, solange dort Erdgas noch eine Rolle spielt.”

Ich hoffe, Sie merken den fossilen Trick, den wir bereits beim Solarstrom erlebt haben: Mit Hinweis auf die vermeintlich hohen Kosten werden der Ausbau, Weiterentwicklung und Preisrückgang der erneuerbaren Energien verzögert. Nach dem Motto: Schade, dass es nicht genug Nachfrage nach grünem Wasserstoff gebe, also lasst ihn uns nicht nachfragen! Mit dieser Kurzfrist-Profit-Strategie haben wir bereits die deutsche Solarindustrie samt Abertausender Arbeitsplätze ans Ausland, vor allem an China abgetreten. Statt dem schnellen Hochlauf der auch in Bayern längst funktionierenden Batterie- und Wasserstoffspeicher (3sat/Nano “Dunkelflaute? Nicht in Wunsiedel”) sollen wir auch jetzt lieber über eine umstrittene und tatsächlich fossil teure Technologie der CO2-Abscheidung sprechen.

Überspielt wird dabei, dass erneuerbare Energien und deren Speicher über den Mitweltschutz hinaus ja auch weitere Vorteile mit sich bringen: Während Erdgas aus dem Ausland importiert werden muss, schaffen erneuerbare Wohlstandsenergien Wertschöpfung im Inland. Während sich die Einnahmen aus Erdöl und Erdgas in den Händen weniger zentralisieren, stärkt die dezentrale Erzeugung und Speicherung von Erneuerbaren die föderale Energiedemokratie. Und, nicht zuletzt: Während wir über den Import fossiler Gewaltenergien feindselige Regime, Kriege, Terrorgruppen und Propaganda finanzieren, stärken wir durch erneuerbare Friedensenergien die Sicherheit aller Menschen.

Ein Symbolbild für erneuerbare Energien zeigt Regenbogen und Friedenstauben für die Friedensdimension, Solarpanele auf einem Haus für die Wohlstandsdimension, beratende Menschen für die Energiedemokratie und eine blühende Natur für den Mitweltschutz. Dazu findet sich eine Solarpunk-Schreibe mit Solarzellen in der Mitte und der symbolischen Andeutung von vier Wirkrichtungen.

Der Solarpunk ist die Zukunfts- und Friedensbewegung des 21. Jahrhunderts, da erneuerbare Energien den Frieden, Wohlstand, die föderale Demokratie und den Mitweltschutz begünstigen. Michael Blume mit Leonardo.ai

Besonders drastisch fallen diese Zusammenhänge bei den aktuellen Diskussionen um die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland auf. Ich habe meinen damaligen Dienst in der Bundeswehr sogar freiwillig verlängert und auch einer meiner Söhne hat gerade ein freiwilliges Dienstjahr an der Waffe geleistet. Und gerade deswegen appelliere ich dringend, in unserer Zeit nicht die furchtbaren Fehler des 20. Jahrhunderts zu wiederholen: Junge Menschen in Uniformen zu stecken und in Kriege zu schicken, während wir gleichzeitig Feinde und Kriege fossil finanzieren. Die militärische Aufrüstung der Europäischen Union macht nur dann Sinn, wenn wir gleichzeitig auch den Import von Erdöl und Erdgas drastisch reduzieren, also erneuerbare Energien, Batteriespeicher und grünen Wasserstoff noch sehr viel schneller hochfahren – und dies auch von Uniper verlangen. Damit nicht weiterhin fossile Profite privatisiert, die tödlichen Kosten aber auf Mitwelt und Mitmenschen externalisiert werden.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

22 Kommentare

  1. @Michael Blume

    Zum Video: Sie haben also den bereits heute aktuellen Tarnfleckanzug erhalten. Als ich 1992/93 meinen 12-monatigen Wehrdient ableistete, erhielt ich noch Stahlhelm M56 und den oliven Feldanzug mit Pullover, der besonders an kalten Tage gute Dienste leistete. Und den ich zudem wesentlich lieber als die Feldjacke trug. 😀

    Ich würde mich zwar nicht als Pazifist bezeichnen, habe meinen Dienst dennoch als Sanitäter dann bei den Heeresflieger in Celle geleistet. Es schien mir damals die logische Entscheidung zu sein. Denn ich dachte bei der allgemeinen globalen Entspannung, dass die Fertigkeiten, die als Sanitäter erlernen würde, mir später im zivilen Leben mehr nützen würden als Panzerfahren oder Kenntnisse des MG.

    • Danke, @RPGNO1 – auch ich war Sani, im KRK-Lazarett Ulm. Als ich gefragt wurde, ob ich mir einen Auslandseinsatz im Jugoslawienkrieg vorstellen konnte, hatte ich verlängert – denn ich war für westliche Hilfe, wollte mich also auch selbst nicht drücken. Allerdings wurden dann zumindest aus unserer Einheit doch nur die Zeit- und Berufssoldaten eingesetzt. War eine intensive Zeit…

      Die politikwissenschaftliche Rentierstaats- und volkswirtschaftliche Ressourcenfluch-These lernte ich dann erst nach der Bank-Finanzausbildung im Studium kennen. Bis heute beschäftigt mich erkenntnistheoretisch und psychologisch, dass die Wissenschaft empirisch belastbare Zusammenhänge erkennt, diese aber über Jahrzehnte hinweg fossil verdrängt wurden. Wir finanzieren durch fossile Gewaltenergien also weiterhin Diktaturen, Kriege, Terrorgruppen und antisemitische Propaganda!

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-5-warum-ressourcenfluch-und-rentierstaatstheorie-in-deutschland-scheiterten/

      Schließlich realisierte ich, dass auch meine Familie in der DDR gelitten hatten, mein Vater Stasi-Haft und Folter erlitt, weil der Westen selbst die marode Sowjetunion über Jahrzehnte hinweg fossil finanzierte!

      https://www.youtube.com/shorts/I5XdKZ-azsM

      Ich bin auch weiterhin kein Pazifist, aber ich erwarte von Politik, Öffentlichkeit, Wissenschaft und Medien, dass wir die Zusammenhänge klarer herausarbeiten – und nicht junge Menschen in den Tod schicken, den wir durch unsere eigene Gier bezahlen…

  2. Es ist leider eine traurige Erkenntnis, dass die fossilen Player über einflussreiche politische, wissenschaftliche, mediale Netzwerke verfügen.

    https://www.ludwig-erhard.de/die-mehrheit-der-wirtschaftsweisen-ist-zu-fasziniert-von-staatlichen-investitionen/

    Das, was Sie in diesem Blogpost schreiben, wird durch den verlinkten Artikel vom 6. Juni 2025 als klassisches Beispiel für die Argumentation der Fossilisten imho bestätigt.

    Eine mögliche Einflussnahme reicht also bis zu den mächtigen fünf Wirtschaftsweisen!

  3. Ich bin auch weiterhin kein Pazifist, aber ich erwarte von Politik, Öffentlichkeit, Wissenschaft und Medien, dass wir die Zusammenhänge klarer herausarbeiten – und nicht junge Menschen in den Tod schicken, den wir durch unsere eigene Gier bezahlen…

    Meine volle Zustimmung

  4. @Hauptartikel

    „Nach dem Motto: Schade, dass es nicht genug Nachfrage nach grünem Wasserstoff gebe, also lasst ihn uns nicht nachfragen!“

    Wasserstoff hat aber auch noch eher Zeit, bis dass er maßgebliche Umsätze erfordert. Die meisten derzeitigen Überschüsse können mit mehr Kurzfristspeichern inclusive E-Autos aufgefangen werden. Das reicht bei PV noch für eine Verdopplung der in Deutschland installierten Leistung.

    Danach wird dann aber der Wasserstoff relevant, das dürfte in ca. 5 Jahren der Fall sein. Es wäre also an der Zeit, sich hier vorzubereiten und damit anzufangen, die Technik zu etablieren.

    Wobei man erstmal spezifische Wasserstoffanwendungen in der Industrie angehen kann, und erst wenn alles andere ausgeschöpft ist, macht es dann Sinn den, Wasserstoff in Dunkelflauten wieder in Strom zurückzuverwandeln. Solange wie wir sowieso noch Fossiles im Energiemix haben, ist das noch nicht aktuell.

    Und dann macht es auch noch Sinn, die Wasserstoffrückverstromung in Kraft-Wärme-Kopplung in Fernheizungsnetzen einzusetzen. Die kann man dann gut mit Großwärmepumpen kombinieren. Haben wir dann Windstromüberschüsse, kann die Wärmepumpe für die Heizung sorgen, herrscht akuter Strommangel, dann liefert die Kraft-Wärme-Kopplung nicht nur Strom für das Stromnetz, sondern eben auch Wärme für das lokale Fernwärmenetz.

    Da kann man sich jetzt in der Tat schon drum kümmern, das mal aufzubauen. Das kann auch anfangs noch mit Erdgas laufen. Die entsprechenden Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen müsste man auch so auslegen können, dass sie sowohl mit Erdgas bzw. Biogas laufen können wie auch mit Wasserstoff.

    Wofür wir dann noch reine Gaskraftwerke ohne Kraft-Wärme-Kopplung brauchen, das kann ich nicht nachvollziehen. Zumal wir auch noch die bestehenden Kohlekraftwerke als Not-Backup weiter bereithalten können. Die sind dann auch von den recht begrenzten unterirdischen Gasspeichern unabhängig.

    Die Idee mit der CO2-Abscheidung und Speicherung hört sich vielleicht gut an, wird aber vermutlich deutlich teuer werden, als einfach auf mehr PV und Windkraft zu setzen. Dasselbe gilt für den Neubau von Kernkraftwerken.

    • Danke, @Tobias

      Gerne möchte ich hier ansetzen:

      Danach wird dann aber der Wasserstoff relevant, das dürfte in ca. 5 Jahren der Fall sein. Es wäre also an der Zeit, sich hier vorzubereiten und damit anzufangen, die Technik zu etablieren.

      Das Problem scheint mir aus der Solar- und Elektroautoindustrie leider gut belegt zu sein: Unter dem Vorwand, erst noch auf bessere Technologien warten zu sollen, werden die vorhandenen Technologien nicht weiterentwickelt. Bis sie dann schließlich in anderen Ländern und von ausländischen Firmen übernommen und angewendet werden. So haben wir es doch gerade erst bei den von Dir genannten “Kurzfristspeichern inclusive E-Autos” erlebt: Ich fuhr bereits jahrelang ein französisches Elektroauto, während die deutschen Autokonzerne Rekord-Boni und -Dividenden ausschütteten, dabei aber die Weiterentwicklung und also die Arbeitsplätze in Deutschland vernachlässigten. Den gleichen Kurzfrist-Abzock-Fehler beging ja auch Boeing in den USA.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/enge-der-zeit-statt-technologieoffenheit-shareholdervalue-strategien-bei-boeing-und-mercedes/

      Neue Technologien entwickeln sich nicht durch Abwarten, sondern durch konsequente Investitionen. Wer jetzt entschlossen investiert, kann in fünf Jahren Marktführer sein. Und gerade auch Uniper befindet sich doch im Bundesbesitz, weil der Konzern auf das falsche – eben russische – Erdgas gesetzt hat. Warum sollten wir dem Konzern erlauben, den gleichen Fehler zu wiederholen, statt endlich konsequent auf erneuerbare Friedensenergien plus Speicher zu setzen? Es wäre geradezu bizarr, würde die Bundespolitik einerseits Milliarden für Aufrüstung und die Einziehung junger Menschen aufwenden und mit der anderen Hand weitere, fossile Gelder an unsere Feinde ausreichen. Investitionen in grünen Wasserstoff rechnen sich für die Zukunft genau jetzt.

  5. @Michael 09.06. 15:32

    „Neue Technologien entwickeln sich nicht durch Abwarten, sondern durch konsequente Investitionen.“

    Wenn wir hier Marktführer werden wollen, von mir aus. Wenn ich allerdings Geld in Grüne Technik investieren würde, dann würde ich das jetzt in PV-Anlagen mit integrierten Lithiumspeicher tun. Das kann dann innerhalb von 5 Jahren den deutschen PV-Strom-Ertrag verdoppeln. Das sind dann Fakten.

    Auch wenn die Module und die Akkus in China eingekauft werden. Einen guten Teil davon macht die Installation aus, das bleibt dann im Land. Und es ersetzt dann auch Importe von Öl und Gas, das wäre eher sogar von Vorteil, angesichts unseres Außenhandelsüberschusses. Weil das dann heimische Arbeitskräfte spart.

    Sollen die dann lieber an der Wasserstofftechnik arbeiten, warum nicht. In der Tat wird es hier Zeit, auch damit mal anzufangen.

  6. Dass wir CCS bei Gaskraftwerken tatsächlich in Aktion sehen werden, bezweifelt ich stark. Die Gaskraftwerke werden solange man nicht den Ausbau der Erneuerbaren abwürgt mit wenig Volllaststunden im Jahr laufen. Dann noch Abscheidungstechnik dazuzubauen, die den Wirkungsgrad verschlechtert, scheint ein ökonomisch fragwürdiges Ansinnen.

  7. @Michael 09.06. 16:52

    „Insgesamt zeigen diese Fortschritte in Wunsiedel, Schwäbisch Gmünd und Thüringen, wie regionale Initiativen zur Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff zur Erreichung der Klimaziele und zur Förderung einer nachhaltigen Energiezukunft beitragen können.“

    Ist ja wunderbar, wenn man in diesen Regionen so viele Überschüsse hat, dass sich da Wasserstoff als Energiespeicher schon lohnt.

    Erstmal ist es wesentlich wirksamer, wenn man tagsüber seine PV-Überschüsse mit Lithiumakkus speichert, und diesen Strom dann gleich in den folgenden Nachtstunden wieder an die Stromnetze zurückliefert. Das hat einen Wirkungsgrad von 90 % und bei 200 Ladezyklen im Jahr ist das für diesen Batterietyp optimal.

    Erst wenn dieses Speicherpotential ausgeschöpft ist, lohnt sich Wasserstoff. Einfach weil dessen Rückverstromung dann einen Gesamtwirkungsgrad von unter 50 % hat.

    Dennoch macht es halt Sinn schon mal damit anzufangen, praktischerweise wo man sowieso schon so viele Überschüsse hat, dass die Kurzfristspeicher nicht mehr reichen. Auch Fernheizungen kann man schon mal langsam in konkrete Planung nehmen. Insbesondere eine Kombination von Großwärmepumpe und Kraftwärmekopplung, die man für den Anfang noch mit Erdgas oder Biogas betreiben kann, bis man genug Wasserstoffproduktion mitsamt saisonalem Speicher dafür hat.

    Derzeit ist aber erstmal eine Verdopplung der PV-Leistung mit zugehörigen Kurzfristspeichern vorrangig. Und auch mehr Windenergie vor allem in Süddeutschland. Meine ich zumindest. Das spart jetzt mit den geringsten Kosten das meiste ein. Und sorgt dabei noch für eher sinkende Strompreise. Das freut am Ende wohl sogar AfD-wählende Verbraucher. Und mich persönlich auch noch.

    Wenn wir noch Marktführer in Wasserstofftechnik werden wollen, müssen wir nicht auf die so günstige Kombination von PV und Lithiumbatterien verzichten. Das geht so oder so, wenn wir das unbedingt wollen. Die technologischen Fähigkeiten dafür müssten wir in Deutschland wohl haben.

    Wie jetzt noch Redox-Flow-Batterien da rein passen, weiß ich derzeit noch nicht so genau. Die Lithiumbatterien sind technisch weit fortgeschritten und auf jeden Fall bei um die 200 Ladezyklen sehr wirtschaftlich. Und sofort einsetzbar. Und die Rückverstromung von Wasserstoff hat nun mal einen ziemlich schlechten Wirkungsgrad.

    • Vielen Dank, @Tobias – da sind wir uns also inhaltlich doch sehr nahe.

      Die Redox-Flow-Batterien kommen ohne seltene Rohstoffe aus, die für Lithium-Batterien benötigt werden. Aus meiner Sicht haben wir damit starke Technologien für kurz-, mittel- und längerfristige Speicherungen von erneuerbaren Friedens- und Wohlstandsenergien bereits in Reichweite. Es braucht nur noch einen entschlossenen Zubau, um das fossile Zeitalter samt dessen Zerstörung von Mitwelt und Mitmenschen hinter uns zu lassen. Ich bin zwar kein Optimist mehr, aber habe noch Hoffnung.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gedicht-die-feuer-des-hasses-als-video-text/

      Dir vielen Dank für Dein Interesse und fürs konstruktive Mit-Diskutieren! 🙏🙌

  8. Es ist geplant, die Rüstungsausgaben in Deutschland/Europa deutlich zu erhöhen.

    Deshalb habe ich perplexity.ai gefragt “Welche ökologischen und sozialen Auswirkungen hat es, wenn Deutschland die Rüstungsausgaben um 3 % erhöht?”

    Die Antwort ist sehr deutlich: Klima-Schutz-Ziele werden deutlich gefährdet und soziale Ungleichheiten werden verschärft.
    Profitieren werden lediglich Rüstungskonzerne und deren Investoren.

    Eine Abkehr vom Fossilismus wird nicht reichen, wenn wir dann durch Rüstung die Lebensbedingungen absichtlich verschlechtern

    • Danke & ja, @KinseherRichard

      Hier stimmen wir klar überein: Erhöhte Rüstungsausgaben oder gar die Wiedereinführung des Wehrdienstes machen nur dann Sinn, wenn GLEICHZEITIG die Energiewende vollzogen und die fossile Finanzierung unserer Feinde beendet wird. Alles andere wäre militärisch, wirtschaftlich, ökologisch und humanistisch widersinnig.

      Es gibt jedoch auch gute Nachrichten, die ich heute morgen senden und posten konnte:

      Liebe #Solarpunks, unsere “Freunde”, die fossilen #Sturmtruppen & #Putinknechte, haben ein ganz peinliches Problem: Es gibt, auch in diesen Tagen, auch heute, zuviel (!) #Ökostrom aus #Wind & vor allem aus #Sonne in Deutschland! An immer mehr Strombörsen werden sogar “negative #Strompreise” gezahlt – also Geld für diejenigen, die den Überschuss abnehmen.

      Wenn also jetzt noch #Batteriespeicher sowie #grünerWasserstoff hochgefahren werden, ist die #Energiewende geschafft.

      https://www.youtube.com/shorts/rHZZJnG0QE0

      Wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Durchbrüche lassen sich eben in freien Gesellschaften allenfalls verzögern, nicht aber dauerhaft aufhalten. Das Solarpunk-Motto greift von der Basis nach oben: Niemand kann alles, aber alle können etwas tun.

  9. @Michael 11.06. 14:22

    „Die Redox-Flow-Batterien kommen ohne seltene Rohstoffe aus, die für Lithium-Batterien benötigt werden.“

    Insbesondere das Lithium selbst ist wohl doch nicht so knapp. Und diese Batterien können sehr lange halten und müssten sich wohl recyceln lassen. Ich würde sie munter auch im Netz installieren, bis sich genug Leute Batteriefahrzeuge angeschafft haben.

    Wenn jeder weiter einen 2-Tonnen-Elekto-SUV fahren will, dann können hier tatsächlich die Rohstoffe dafür knapp und teuer werden. Ich wäre sowieso davon sehr angetan, wenn sich ein System von Selbstfahrenden Sammeltaxi etablieren ließe, und es dann nur noch wenige Privat-PKW geben wird.

    Wäre das nichts? Das könnte sogar konkurrenzlos billiger sein als das eigene Fahrzeug. Sollen sich die Leute ihre eigene PV-Anlage als Statussymbole anschaffen. Das ist dann sogar sinnvoll. Von mir auch noch Goldschmuck und teure Kleidung, dass hat vor 100 Jahren doch auch funktioniert.

  10. @KinseherRichard 10.06. 09:10

    „Eine Abkehr vom Fossilismus wird nicht reichen, wenn wir dann durch Rüstung die Lebensbedingungen absichtlich verschlechtern.“

    Was sollen wir denn sonst machen? Auf Trump hoffen, dass er uns dann doch nicht hängen lässt, oder auf die Gnade Putins?

    Ein Angriff Putins auf die EU wäre dann allerdings wirklich eine Verschlechterung der Lebensbedingungen. Mal hier und da etwas weniger der grassierenden Verschwendung könnte schon reichen, wirklich wirksam Aufzurüsten.

    Mit Geld kann man nicht schießen, und die tatsächliche Dekadenz kann dann auch militärische Folgen haben.

  11. @Jeckenburger
    Man sollte nicht jeden Unsinn glauben!
    Russland schafft es nicht einmal, den Osten der Ukraine zu erobern.
    D.h. dass Russland Europa erobern würde, ist eine absichtliche Panikmache um die Bevölkerung zu verängstigen und die Bereitschaft zu Rüstung zu steigern.

    Für die Lebensbedingungen der aktuellen und der zukünftigen Generationen auf der Erde ist das Klima eine wesentliche Größe.

    Die im Blogbeitrag angesprochene Bedeutung der Abkehr vom Fossilismus und die Hinwendung zur Verwendung erneuerbarer Energien ist daher nicht nur eine Grundlage für Frieden sondern auch für die Chance zum Überleben.

    Die Rüstungsindustrie ist einer der negativsten Faktoren zur Verschlechterung der Umweltbedingungen, den es gibt – weil dafür enorme Mengen an Rohstoffen, fossilen Brennstoffen bzw. Energie benötigt werden. Deshalb entstehen bei der Produktion von Waffen und deren Anwendung hohe Emissionen und riesige Umweltschäden.
    Zudem führen Rüstung/Kriege zu starker Inflation und damit zu sozialen Verwerfungen, wodurch Bereitschaft und Mittel zur positiven ökologischen Transformation verringert werden.

    Mit starker politischer Polarisierung und Machtspielchen verringert man massiv die Bereitschaft und Mittel dazu, um international effektive Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen.

  12. @KinseherRichard 12.06. 18:22

    „Russland schafft es nicht einmal, den Osten der Ukraine zu erobern.“

    Ohne US-Unterstützung hätte Putin vermutlich längst die ganze Ukraine besetzt. Und mit weiterer verlässlicher US-Unterstützung werden wir auch einen Angriff auf uns nicht erleben. So käme ich gar nicht auf die Idee, soviel wie jetzt geplant aufzurüsten.

    Ich mach mir Sorgen um unsere europäischen militärischen Möglichkeiten, wenn uns die USA hängen lässt.

    Und das ist mir konkret genug, jetzt erstmal alles Aufzurüsten was irgendwie geht. Das soll ja nicht für ewig sein. Wenn in 5 oder 10 Jahren aufgrund der durchaus laufenden Energiewende die Öl- und Gasweltmarktpreise verfallen, dann wären wir vermutlich auch das Putinproblem los, ohne die fossilen Profite geht dem dann ganz schnell das Geld aus.

    „Für die Lebensbedingungen der aktuellen und der zukünftigen Generationen auf der Erde ist das Klima eine wesentliche Größe.“

    Ja, aber einen Krieg riskieren hilft auch nicht weiter. Wir müssen stark genug sein, die Ukraine zu verteidigen und uns selbst auch möglichst unangreifbar machen. Meine ich. Die Energiewende kann trotzdem gelingen, es reichen ohne weiteres die nötigen regulativen Maßnahmen, dass muss für die öffentlichen Haushalte gar nicht teuer werden.

    Also z.B. Baugenehmigungen für Windräder auch in Süddeutschland, oder dass man grünen Strom direkt an Nachbarn verkaufen darf. Eine vernünftige Ladeinfrastruktur für bidirektionales anschließen von Batteriefahrzeugen z.B. würde dagegen schon was kosten. Anderes bringt dann sogar Geld ein, z.B. mehr CO2-Steuern.

    „Deshalb entstehen bei der Produktion von Waffen und deren Anwendung hohe Emissionen und riesige Umweltschäden.“

    Insbesondere im wirklich heißem Kriegszustand mit seinen umfangreichen Zerstörungen. Deswegen müssen wir ja auch so gut aufrüsten, dass es dazu gar nicht kommt. Nur die Waffenproduktion und Übungsmanöver sind dagegen vergleichsweise harmlos. So jedenfalls meine Erfahrungen als Soldat beim Heer in den 80ern.

    • Danke für die Nachfrage, @Jeffrey 🙏

      Ich sehe den Grund für das Festhalten an fossilen Gewaltenergien auch in Europa im mächtigen Fossilismus: Eine Verbindung von Verbrennungsindustrien, einer kulturellen Anspruchshaltung und entsprechendem, wirtschaftlichem und politischem Einfluss vor allem auf die Nationalstaaten.

      Und, ja, wie ich ja nun seit über zehn Jahre immer und immer wieder schreibe und sage: Wir selbst finanzieren dadurch die Ressourcenfluch – Diktaturen, die Kriegszüge und Terrorgruppen etwa gegen die Ukraine sowie auch den Antisemitismus und das Atomprogramm des Iran gegen Israel.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/hat-bundeskanzler-friedrich-merz-recht-macht-israel-gegenueber-dem-iran-die-drecksarbeit-fuer-uns-alle/

      Aus der Perspektive eines Deutsch-Israelis schildert dies der mir persönlich gut bekannte Arye Shalicar in seinem Podcast:

      https://www.podcast.de/episode/689640741/israel-im-dienste-der-menschheit

      Also, ja: Der Fossilismus basiert wesentlich auf der Externalisierung der Erdöl- und Erdgas-Kosten auf Menschheit und Mitwelt. Umso länger wir – auch wir in Europa 🇪🇺🇬🇧 – diesen Weg fortsetzen, umso mehr Klima- und Wasserkrise, Krieg und Tod rufen wir hervor. Deswegen kann ich Überlegungen sogar zum Neubau von Gaskraftwerken nur entschieden widersprechen. Carbon Capture adressiert nur einen Teil der Auswirkungen fossiler Gewaltenergien.

      Vielen Dank für Ihr Interesse, bitte bleiben Sie dran!

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