Fossilismus oder Frieden: Die Debatten um Wehrdienst und Gaskraftwerke

Die vermeintliche Wirtschaftskompetenz des Fossilismus beruht im Wesentlichen auf einer ebenso simplen wie tödlichen Strategie: Schnelle Profite werden privatisiert, die fossilen Kosten auf die Mitwelt und Mitmenschen externalisiert.
Darüber sprach ich auch bei meinem diesjährigen Vortrag in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) in Berlin mit hervorragenden Kolleginnen und Kollegen aus Regierungen, Verteidigung und Wissenschaft. Gemeinsam hörten wir die ebenso realistische wie resiliente Außenministerin von Finnland, Elina Valtonen. Und ich wies in meinem Vortrag über die fossile Finanzierung von Diktaturen, Krieg, Terror und Antisemitismus darauf hin, dass Donald Trump bei seiner aktuellen Reise in den Nahen und Mittleren Osten gerade nicht die Republik Israel aufsuchte, sondern die fossilen Ressourcenfluch-Regime Saudi-Arabien und Katar – wo sich der US-Präsident ein Luxus-Flugzeug anbieten ließ. Wir finanzieren durch fossile Importe eben nicht nur die Wasserkrise im Nahen und Mittleren Osten, sondern auch Terror und den IS-Genozid am Ezidentum.
Seit einigen Jahren beteilige ich mich auf Einladung der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) in Berlin auch an den internationalen Sicherheitsdiskursen der Fachleute. Foto: BAKS Berlin, 14. Mai 2025
Aber auch in der Bundesrepublik Deutschland bemühen sich Fossilisten weiter um möglichst lange Profite aus der Karbonblase. Interessant dabei ist der Energiekonzern Uniper, der erst mit dem Import von Erdgas als fossiler Gewaltenergie aus Russland hohe Gewinne erwirtschaftete, sich dann aber nach dem Angriff Putins auf die Ukraine schnell verstaatlichen ließ. Der Markt regelt – oft nicht.
Obwohl noch immer im Staatsbesitz, plädierte der Uniper-Chef seit Juni 2023 Michael Lewis – ein sympathischer, Elektroauto-fahrender Brite – im Interview mit dem FOCUS 22/2025 (S. 52 – 54) bereits wieder für “langfristig laufende Gasverträge, im Zweifel auch über 2045 hinaus. Nur so können wir unsere Versorgungssicherheit garantieren. Und parallel dazu müssen wir den Wasserstoffmarkt entwickeln.”
Aber warum, so fragen die FOCUS-Journalisten Matthias Jauch und Peter Steinkirchner sei der “Hochlauf” von grünem “Wasserstoff” doch irgendwie “verpufft”? Lewis wusste es:
“Es fehlt vor allem an der Nachfrage. Niemand will derjenige sein, der anfangs den höchsten Preis für den Wasserstoff zahlt.”
Auch die Sache mit den Treibhausgasen ließe sich demnach durch CO2-Abscheidung regeln:
“Die neuen Gaskraftwerke müssen in den ersten Jahren sicher nicht mit dem teuren grünen Wasserstoff laufen, für den es große Mengen von erneuerbarem Strom braucht. Erdgasbasierter Wasserstoff ist erheblich günstiger. Ebenso könnte an den Kraftwerken CO2 abgeschieden und gespeichert werden, solange dort Erdgas noch eine Rolle spielt.”
Ich hoffe, Sie merken den fossilen Trick, den wir bereits beim Solarstrom erlebt haben: Mit Hinweis auf die vermeintlich hohen Kosten werden der Ausbau, Weiterentwicklung und Preisrückgang der erneuerbaren Energien verzögert. Nach dem Motto: Schade, dass es nicht genug Nachfrage nach grünem Wasserstoff gebe, also lasst ihn uns nicht nachfragen! Mit dieser Kurzfrist-Profit-Strategie haben wir bereits die deutsche Solarindustrie samt Abertausender Arbeitsplätze ans Ausland, vor allem an China abgetreten. Statt dem schnellen Hochlauf der auch in Bayern längst funktionierenden Batterie- und Wasserstoffspeicher (3sat/Nano “Dunkelflaute? Nicht in Wunsiedel”) sollen wir auch jetzt lieber über eine umstrittene und tatsächlich fossil teure Technologie der CO2-Abscheidung sprechen.
Überspielt wird dabei, dass erneuerbare Energien und deren Speicher über den Mitweltschutz hinaus ja auch weitere Vorteile mit sich bringen: Während Erdgas aus dem Ausland importiert werden muss, schaffen erneuerbare Wohlstandsenergien Wertschöpfung im Inland. Während sich die Einnahmen aus Erdöl und Erdgas in den Händen weniger zentralisieren, stärkt die dezentrale Erzeugung und Speicherung von Erneuerbaren die föderale Energiedemokratie. Und, nicht zuletzt: Während wir über den Import fossiler Gewaltenergien feindselige Regime, Kriege, Terrorgruppen und Propaganda finanzieren, stärken wir durch erneuerbare Friedensenergien die Sicherheit aller Menschen.
Der Solarpunk ist die Zukunfts- und Friedensbewegung des 21. Jahrhunderts, da erneuerbare Energien den Frieden, Wohlstand, die föderale Demokratie und den Mitweltschutz begünstigen. Michael Blume mit Leonardo.ai
Besonders drastisch fallen diese Zusammenhänge bei den aktuellen Diskussionen um die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland auf. Ich habe meinen damaligen Dienst in der Bundeswehr sogar freiwillig verlängert und auch einer meiner Söhne hat gerade ein freiwilliges Dienstjahr an der Waffe geleistet. Und gerade deswegen appelliere ich dringend, in unserer Zeit nicht die furchtbaren Fehler des 20. Jahrhunderts zu wiederholen: Junge Menschen in Uniformen zu stecken und in Kriege zu schicken, während wir gleichzeitig Feinde und Kriege fossil finanzieren. Die militärische Aufrüstung der Europäischen Union macht nur dann Sinn, wenn wir gleichzeitig auch den Import von Erdöl und Erdgas drastisch reduzieren, also erneuerbare Energien, Batteriespeicher und grünen Wasserstoff noch sehr viel schneller hochfahren – und dies auch von Uniper verlangen. Damit nicht weiterhin fossile Profite privatisiert, die tödlichen Kosten aber auf Mitwelt und Mitmenschen externalisiert werden.
@Michael Blume
Zum Video: Sie haben also den bereits heute aktuellen Tarnfleckanzug erhalten. Als ich 1992/93 meinen 12-monatigen Wehrdient ableistete, erhielt ich noch Stahlhelm M56 und den oliven Feldanzug mit Pullover, der besonders an kalten Tage gute Dienste leistete. Und den ich zudem wesentlich lieber als die Feldjacke trug. 😀
Ich würde mich zwar nicht als Pazifist bezeichnen, habe meinen Dienst dennoch als Sanitäter dann bei den Heeresflieger in Celle geleistet. Es schien mir damals die logische Entscheidung zu sein. Denn ich dachte bei der allgemeinen globalen Entspannung, dass die Fertigkeiten, die als Sanitäter erlernen würde, mir später im zivilen Leben mehr nützen würden als Panzerfahren oder Kenntnisse des MG.
Danke, @RPGNO1 – auch ich war Sani, im KRK-Lazarett Ulm. Als ich gefragt wurde, ob ich mir einen Auslandseinsatz im Jugoslawienkrieg vorstellen konnte, hatte ich verlängert – denn ich war für westliche Hilfe, wollte mich also auch selbst nicht drücken. Allerdings wurden dann zumindest aus unserer Einheit doch nur die Zeit- und Berufssoldaten eingesetzt. War eine intensive Zeit…
Die politikwissenschaftliche Rentierstaats- und volkswirtschaftliche Ressourcenfluch-These lernte ich dann erst nach der Bank-Finanzausbildung im Studium kennen. Bis heute beschäftigt mich erkenntnistheoretisch und psychologisch, dass die Wissenschaft empirisch belastbare Zusammenhänge erkennt, diese aber über Jahrzehnte hinweg fossil verdrängt wurden. Wir finanzieren durch fossile Gewaltenergien also weiterhin Diktaturen, Kriege, Terrorgruppen und antisemitische Propaganda!
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-5-warum-ressourcenfluch-und-rentierstaatstheorie-in-deutschland-scheiterten/
Schließlich realisierte ich, dass auch meine Familie in der DDR gelitten hatten, mein Vater Stasi-Haft und Folter erlitt, weil der Westen selbst die marode Sowjetunion über Jahrzehnte hinweg fossil finanzierte!
https://www.youtube.com/shorts/I5XdKZ-azsM
Ich bin auch weiterhin kein Pazifist, aber ich erwarte von Politik, Öffentlichkeit, Wissenschaft und Medien, dass wir die Zusammenhänge klarer herausarbeiten – und nicht junge Menschen in den Tod schicken, den wir durch unsere eigene Gier bezahlen…
Es ist leider eine traurige Erkenntnis, dass die fossilen Player über einflussreiche politische, wissenschaftliche, mediale Netzwerke verfügen.
https://www.ludwig-erhard.de/die-mehrheit-der-wirtschaftsweisen-ist-zu-fasziniert-von-staatlichen-investitionen/
Das, was Sie in diesem Blogpost schreiben, wird durch den verlinkten Artikel vom 6. Juni 2025 als klassisches Beispiel für die Argumentation der Fossilisten imho bestätigt.
Eine mögliche Einflussnahme reicht also bis zu den mächtigen fünf Wirtschaftsweisen!
Vielen Dank, @Marie H. – und meinerseits Zustimmung zum leider oft beklagenswerten Zustand auch der deutschsprachigen Wirtschaftslehre(n). Als Finanzassistent bei der Landesbank Baden-Württemberg und dann Student der Volkswirtschaftslehre (VWL) wurde ich ja seinerzeit brutal mit der Ökonomie-Esoterik des Homo oeconomicus konfrontiert, was mich schließlich sogar zum Wechsel des Studiums und Berufsweges führte. Immerhin: Mit Prof. Dr. Inan Ince kann ich meiner tiefen Faszination für das Wirtschaftsleben wieder interdisziplinär frönen! 🙂
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-und-ince-1-die-interdisziplinaere-podcast-folge-zum-homo-oeconomicus/
Auch Felo.ai vermag meine grundsätzliche Kritik daran wieder zu geben:
Dr. Michael Blume kritisiert das ökonomische Modell des Homo oeconomicus aus erkenntnistheoretischer Perspektive, indem er dessen reduktionistische und dualistische Annahmen hinterfragt. Seine Argumentation basiert auf folgenden Punkten:
### **1. Kritik an der Esoterik des Modells**
Blume sieht das Modell des Homo oeconomicus als esoterisch, da es eine idealisierte und vereinfachte Vorstellung des Menschen propagiert, die in der Realität nicht existiert. Das Modell geht davon aus, dass Menschen ausschließlich rational handeln, ihre Entscheidungen auf vollständigen Informationen basieren und sie stets ihren eigenen Nutzen maximieren. Diese Annahmen ignorieren jedoch die Komplexität menschlichen Verhaltens, einschließlich emotionaler, sozialer und kultureller Faktoren, die Entscheidungen beeinflussen können. Blume argumentiert, dass diese Vereinfachung eine Art „ökonomische Esoterik“ darstellt, die den Menschen auf eine mechanistische Funktion reduziert und ihn von seiner ganzheitlichen Natur entfremdet.
### **2. Markt-Staat-Dualismus**
Blume kritisiert das Modell auch für seinen Markt-Staat-Dualismus. Es unterstellt, dass menschliches Verhalten entweder durch Marktmechanismen oder staatliche Eingriffe gesteuert wird, wobei andere soziale und kulturelle Dynamiken ausgeblendet werden. Dieser Dualismus vernachlässigt die Rolle von Gemeinschaften, Religionen und anderen sozialen Strukturen, die ebenfalls maßgeblich zur Gestaltung menschlichen Verhaltens beitragen. Blume hebt hervor, dass der Mensch nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein soziales und spirituelles Wesen ist, dessen Handlungen durch komplexe Wechselwirkungen geprägt sind.
### **3. Evolutionäre und soziale Perspektive**
Blume bringt eine evolutionäre Perspektive in die Diskussion ein, indem er den Homo oeconomicus mit dem Homo religiosus kontrastiert. Er argumentiert, dass Menschen nicht nur durch rationale Kalkulation, sondern auch durch prosoziales Verhalten, Empathie und kulturelle Werte geprägt sind. Studien zeigen beispielsweise, dass religiös beeinflusste Menschen oft freigiebiger und weniger egoistisch handeln, was dem Bild des Homo oeconomicus widerspricht. Diese Erkenntnisse unterstreichen, dass das Modell wichtige Aspekte menschlicher Natur ignoriert und daher erkenntnistheoretisch unzureichend ist.
### **4. Methodologische Kritik**
Blume hinterfragt die methodologische Grundlage des Homo-oeconomicus-Modells. Er betont, dass das Modell zwar heuristisch nützlich sein kann, aber empirisch oft widerlegt wurde. Experimente zeigen, dass Menschen häufig irrational handeln und ihre Entscheidungen von sozialen Normen, Fairness und Reziprozität beeinflusst werden. Diese empirischen Befunde stellen die universelle Gültigkeit des Modells infrage und zeigen, dass es als erkenntnistheoretisches Werkzeug begrenzt ist.
### **Zusammenfassung**
Dr. Michael Blume kritisiert das Homo-oeconomicus-Modell als esoterisch und dualistisch, da es die Komplexität menschlichen Verhaltens reduziert und wichtige soziale, kulturelle und spirituelle Dimensionen ignoriert. Seine Argumentation basiert auf evolutionären, sozialen und methodologischen Erkenntnissen, die zeigen, dass Menschen weit mehr sind als rationale Nutzenmaximierer.
[1] https://ideas.repec.org/j/B21.html
[2] https://bibb-dspace.bibb.de/rest/bitstreams/3ad8c851-93b1-4d16-9d62-19e53778f3a8/retrieve
[3] https://blumeundince.podigee.io/2-neue-episode
[4] https://www.researchgate.net/publication/4779138_Homo_Oeconomicus_Versus_Homo_Reciprocans_Ansatze_fur_ein_Neues_Wirtschaftspolitisches_Leitbild
[5] https://www.academia.edu/668116/Invested_identities_The_economics_of_self_development_in_theBildungsroman_Karl_Philipp_Moritz_Johann_Wolfgang_von_Goethe_Gottfried_Keller_Thomas_Mann_
[6] https://www.amazon.de/Abschied-vom-Homo-Oeconomicus-%C3%B6konomische/dp/3821856785
[7] https://biblioscout.net/article/10.25162/zbw-2012-0024
[8] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-der-rationalismus-evolutionaere-prozesse-nicht-ersetzen-und-nicht-einmal-verstehen-kann/
[9] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-und-ince-1-die-interdisziplinaere-podcast-folge-zum-homo-oeconomicus/
[10] https://www.researchgate.net/publication/272072018_Soziale_Kognition
[11] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/homo-religiosus-vs-homo-oeconomicus/
Mit bislang überschaubarem Erfolg versuche ich, mehr Menschen für den bemerkenswerten Ökonomen und Bundestagsabgeordneten Franz Böhm (1895 – 1977, CDU) und die erste Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom (1933 – 2012) zu interessieren:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-9-zur-wirtschafts-nobelpreistraegerin-elinor-ostrom/
Aber es wurde ja auch nie versprochen, dass Demokratie, Ökonomie und Wissenschaftskommunikation leicht sein würden… 🙂
Meine volle Zustimmung
@Hauptartikel
„Nach dem Motto: Schade, dass es nicht genug Nachfrage nach grünem Wasserstoff gebe, also lasst ihn uns nicht nachfragen!“
Wasserstoff hat aber auch noch eher Zeit, bis dass er maßgebliche Umsätze erfordert. Die meisten derzeitigen Überschüsse können mit mehr Kurzfristspeichern inclusive E-Autos aufgefangen werden. Das reicht bei PV noch für eine Verdopplung der in Deutschland installierten Leistung.
Danach wird dann aber der Wasserstoff relevant, das dürfte in ca. 5 Jahren der Fall sein. Es wäre also an der Zeit, sich hier vorzubereiten und damit anzufangen, die Technik zu etablieren.
Wobei man erstmal spezifische Wasserstoffanwendungen in der Industrie angehen kann, und erst wenn alles andere ausgeschöpft ist, macht es dann Sinn den, Wasserstoff in Dunkelflauten wieder in Strom zurückzuverwandeln. Solange wie wir sowieso noch Fossiles im Energiemix haben, ist das noch nicht aktuell.
Und dann macht es auch noch Sinn, die Wasserstoffrückverstromung in Kraft-Wärme-Kopplung in Fernheizungsnetzen einzusetzen. Die kann man dann gut mit Großwärmepumpen kombinieren. Haben wir dann Windstromüberschüsse, kann die Wärmepumpe für die Heizung sorgen, herrscht akuter Strommangel, dann liefert die Kraft-Wärme-Kopplung nicht nur Strom für das Stromnetz, sondern eben auch Wärme für das lokale Fernwärmenetz.
Da kann man sich jetzt in der Tat schon drum kümmern, das mal aufzubauen. Das kann auch anfangs noch mit Erdgas laufen. Die entsprechenden Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen müsste man auch so auslegen können, dass sie sowohl mit Erdgas bzw. Biogas laufen können wie auch mit Wasserstoff.
Wofür wir dann noch reine Gaskraftwerke ohne Kraft-Wärme-Kopplung brauchen, das kann ich nicht nachvollziehen. Zumal wir auch noch die bestehenden Kohlekraftwerke als Not-Backup weiter bereithalten können. Die sind dann auch von den recht begrenzten unterirdischen Gasspeichern unabhängig.
Die Idee mit der CO2-Abscheidung und Speicherung hört sich vielleicht gut an, wird aber vermutlich deutlich teuer werden, als einfach auf mehr PV und Windkraft zu setzen. Dasselbe gilt für den Neubau von Kernkraftwerken.
Danke, @Tobias
Gerne möchte ich hier ansetzen:
Danach wird dann aber der Wasserstoff relevant, das dürfte in ca. 5 Jahren der Fall sein. Es wäre also an der Zeit, sich hier vorzubereiten und damit anzufangen, die Technik zu etablieren.
Das Problem scheint mir aus der Solar- und Elektroautoindustrie leider gut belegt zu sein: Unter dem Vorwand, erst noch auf bessere Technologien warten zu sollen, werden die vorhandenen Technologien nicht weiterentwickelt. Bis sie dann schließlich in anderen Ländern und von ausländischen Firmen übernommen und angewendet werden. So haben wir es doch gerade erst bei den von Dir genannten “Kurzfristspeichern inclusive E-Autos” erlebt: Ich fuhr bereits jahrelang ein französisches Elektroauto, während die deutschen Autokonzerne Rekord-Boni und -Dividenden ausschütteten, dabei aber die Weiterentwicklung und also die Arbeitsplätze in Deutschland vernachlässigten. Den gleichen Kurzfrist-Abzock-Fehler beging ja auch Boeing in den USA.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/enge-der-zeit-statt-technologieoffenheit-shareholdervalue-strategien-bei-boeing-und-mercedes/
Neue Technologien entwickeln sich nicht durch Abwarten, sondern durch konsequente Investitionen. Wer jetzt entschlossen investiert, kann in fünf Jahren Marktführer sein. Und gerade auch Uniper befindet sich doch im Bundesbesitz, weil der Konzern auf das falsche – eben russische – Erdgas gesetzt hat. Warum sollten wir dem Konzern erlauben, den gleichen Fehler zu wiederholen, statt endlich konsequent auf erneuerbare Friedensenergien plus Speicher zu setzen? Es wäre geradezu bizarr, würde die Bundespolitik einerseits Milliarden für Aufrüstung und die Einziehung junger Menschen aufwenden und mit der anderen Hand weitere, fossile Gelder an unsere Feinde ausreichen. Investitionen in grünen Wasserstoff rechnen sich für die Zukunft genau jetzt.
@Michael 09.06. 15:32
„Neue Technologien entwickeln sich nicht durch Abwarten, sondern durch konsequente Investitionen.“
Wenn wir hier Marktführer werden wollen, von mir aus. Wenn ich allerdings Geld in Grüne Technik investieren würde, dann würde ich das jetzt in PV-Anlagen mit integrierten Lithiumspeicher tun. Das kann dann innerhalb von 5 Jahren den deutschen PV-Strom-Ertrag verdoppeln. Das sind dann Fakten.
Auch wenn die Module und die Akkus in China eingekauft werden. Einen guten Teil davon macht die Installation aus, das bleibt dann im Land. Und es ersetzt dann auch Importe von Öl und Gas, das wäre eher sogar von Vorteil, angesichts unseres Außenhandelsüberschusses. Weil das dann heimische Arbeitskräfte spart.
Sollen die dann lieber an der Wasserstofftechnik arbeiten, warum nicht. In der Tat wird es hier Zeit, auch damit mal anzufangen.
Danke, @Tobias – Du schriebst zu grünem Wasserstoff:
In der Tat wird es hier Zeit, auch damit mal anzufangen.
Die gute Nachricht dazu ist – wir sind gerade auch in Deutschland in Sachen grüner Wasserstoff schon weit über die Anfänge hinaus!
Habe hier, extra für Dich, mal Felo.ai zu drei Erfolgsansätzen in Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen gepromptet:
## Fortschritte bei grünem Wasserstoff in Wunsiedel, Schwäbisch Gmünd und Thüringen
In den letzten Jahren haben sich in Deutschland bedeutende Fortschritte im Bereich des grünen Wasserstoffs ergeben, insbesondere in den Regionen Wunsiedel, Schwäbisch Gmünd und Thüringen. Diese Entwicklungen sind entscheidend für die Energiewende und die Reduzierung von CO2-Emissionen.
**Wunsiedel**
In Wunsiedel, einer Stadt im Fichtelgebirge, wurde eine der größten Anlagen zur Produktion von grünem Wasserstoff in Deutschland in Betrieb genommen. Diese Anlage kann bis zu 1.350 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind- und Solarenergie erzeugen[12][22]. Die Elektrolyseanlage, die von Siemens betrieben wird, nutzt überschüssige Energie aus diesen Quellen, um Wasserstoff zu produzieren, der dann gespeichert und bei Bedarf in Strom umgewandelt werden kann. Dieses Modell gilt als wegweisend für eine nachhaltige Energieversorgung und zielt darauf ab, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern[6][11].
**Schwäbisch Gmünd**
In Schwäbisch Gmünd wird derzeit die größte kommerzielle Produktionsanlage für grünen Wasserstoff in Deutschland errichtet. Die Lhyfe-Anlage, deren Bau im Oktober 2023 begann, wird eine Produktionskapazität von bis zu 4 Tonnen Wasserstoff pro Tag haben[1][32]. Diese Anlage wird mit erneuerbarem Strom aus Wasser-, Wind- und Solarenergie betrieben und soll sowohl der Industrie als auch der Mobilität dienen. Ein Teil des produzierten Wasserstoffs wird in einem nahegelegenen Industriepark verwendet, was die Integration von Wasserstoff in lokale Wirtschaftsstrukturen fördert[1][17].
**Thüringen**
In Thüringen wird das Projekt “TH2ECO” vorangetrieben, das ab 2025 klimaneutral produzierten Wasserstoff für die Industrie und die Wärmeversorgung bereitstellen soll. Der Wasserstoff wird durch Elektrolyse in Nordthüringen erzeugt und in ein Fernwärmenetz in Erfurt eingespeist, das bis zu 86.000 Haushalte versorgen kann[4][25]. Zudem wird in Erfurt eine Gigafactory für Elektrolyseure eröffnet, die die Produktion von Wasserstoffanlagen in der Region unterstützen soll[7][40]. Diese Entwicklungen sind Teil einer umfassenden Strategie, die darauf abzielt, Thüringen als wichtigen Akteur in der Wasserstoffwirtschaft zu positionieren.
Insgesamt zeigen diese Fortschritte in Wunsiedel, Schwäbisch Gmünd und Thüringen, wie regionale Initiativen zur Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff zur Erreichung der Klimaziele und zur Förderung einer nachhaltigen Energiezukunft beitragen können.
[1] https://www.lhyfe.com/production-unit/lhyfe-schwabisch-gmund-baden-wurtemberg/
[2] https://www.invest-in-thuringia.de/en/news/news-detail/partnership-for-green-hydrogen-demonstrates-innovative-technology-potential-in-thuringia/
[3] https://www.siemens.com/global/en/company/stories/infrastructure/2021/green-hydrogen-energy-storage-decarbonization-wunsiedel-dueren.html
[4] https://www.german-energy-solutions.de/GES/Redaktion/EN/News/2022/20220831-green-hydrogen-thuringa.html
[5] https://www.greenwindgroup.de/en/15-million-eur-for-thuringian-th2eco-hydrogen-project/
[6] https://www.mwm-energieblog.de/en/energy-generation-in-wunsiedel-decentralized-autonomous-sustainable/
[7] https://www.andritz.com/newsroom-en/environment-and-energy/news-2025-06-04-erfurt
[8] https://www.uni-weimar.de/en/university/profile/sustainable-university/news/titel/thuringias-hydrogen-strategy-builds-on-expert-report-from-the-chair-of-energy-systems/datum///news/?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=a8c1df521bf6df8800460a15121d91a3
[9] https://www.technik-in-bayern.de/energie-umwelt-life-sciences/energie-1/wasserstoff/standard-titel-6
[10] https://www.now-gmbh.de/en/news/pressreleases/green-hydrogen-for-weimar-local-transport-state-of-thuringia-and-bmdv-support-h2-production-and-vehicle-fleet/
[11] https://www.bayern-innovativ.de/en/emagazine/detail/en/page/hydrogen-from-the-region-for-the-region
[12] https://www.h2-view.com/story/siemens-commissions-8-75mw-wunsiedel-green-hydrogen-plant/2078814.article/
[13] https://www.klimapakt2030plus.de/netzwerk/kommunale-good-practice/gruener-wasserstoff-im-energiepark-wunsiedel
[14] https://www.chemietechnik.de/energie-utilities/produktion-fuer-gruenen-wasserstoff-startet-in-wunsiedel-170.html
[15] https://press.siemens.com/global/de/feature/guter-stoff-fuer-wunsiedel
[16] https://www.umsicht.fraunhofer.de/en/projects/HyExperts-hydrogen-region.html
[17] https://de.lhyfe.com/produktionseinheit/lhyfe-schwabisch-gmund/
[18] https://www.theen-ev.de/en/greath2-green-hydrogen-for-industrial-applications-in-thuringia.html
[19] https://www.ihk.de/gera/innovation-umwelt/energie/energie-aktuell/erneuerbare-energien/thueringer-wasserstoffstrategie-5168200
[20] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/ulm/gruene-wasserstoff-produktion-in-schwaebisch-gmuend-beginnt-100.html
[21] https://www.theclimategroup.org/under2-coalition/region/thuringia
[22] https://www.offshore-energy.biz/siemens-commissions-green-hydrogen-plant-in-wunsiedel/
[23] http://gh2.org/countries/germany
[24] https://energy-oil-gas.com/news/how-wun-h2-is-uniting-heavyweight-industry-players-in-the-production-of-green-hydrogen/
[25] https://umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/energiegespraeche-gruener-wasserstoff-fuer-industrie-waerme-und-mobilitaet-in-thueringen
[26] https://www.landkreis-wunsiedel.de/buergerservice/news/2022/gruenen-wasserstoff-braucht-das-land
[27] https://www.schwaebisch-gmuend.de/wasserstoff-h2-aspen.html
[28] https://gastopowerjournal.com/projectsafinance/itemlist/tag/Wunsiedel
[29] https://www.landkreis-wunsiedel.de/buergerservice/news/2022/beste-resonanz-auf-die-wunsiedler-wasserstofftage
[30] https://harnisch.com/get-green-efficient-technologies/2024/10/17/gruener-wasserstoff-fuer-h2-mobilitaet-in-der-region-schwaebisch-gmuend/
[31] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/solarpop-gruener-und-weisser-wasserstoff-fuer-deutschland/
[32] https://www.lhyfe.com/press/lhyfe-builds-the-largest-commercial-green-hydrogen-production-plant-in-germany-making-green-hydrogen-available-to-the-broad-market-for-the-first-time/
[33] https://www.schwaebische-post.de/baden-wuerttemberg/wirtschaft-regional/analyse/gruener-wasserstoff-in-schwaebisch-gmuend-chancen-herausforderung-93759097.html
[34] https://www.connect-professional.de/markt/gruener-wasserstoff-made-in-wunsiedel.217633.html
[35] https://www.innovationskunst.de/news-events/siemens-baut-grosse-co2-freie-wasserstofferzeugungsanlage-in-bayern
[36] https://www.sueddeutsche.de/bayern/wunsiedel-groesste-anlage-fuer-gruenen-wasserstoff-in-bayern-startet-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220914-99-755169
[37] https://www.siemens.com/global/en/products/energy/references/wunsiedel.html
[38] https://fuelcellsworks.com/news/bavarias-largest-green-hydrogen-facility-gears-up-to-resume-production
[39] https://h2.live/en/press/green-hydrogen-from-wind-and-solar-energy-h2-mobility-deutschland-receives-first-delivery-from-riesner-gase/
[40] https://wirtschaftsspiegel-thueringen.com/2024/11/27/th2eco-so-treibt-thueringen-die-wasserstoffrevolution-voran/
[41] https://www.thueringerenergie.de/Ueber_uns/Wasserstoff.aspx
[42] https://www.thueringerenergie.de/Ueber_uns/Wasserstoff/Projekt_Kirchheilingen.aspx
[43] https://wirtschaft-markt.de/2024/04/02/die-wasserstoff-wirtschaft-in-thueringen-wm-serie-5/
[44] https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/gruener-wasserstoff-sachsen-anhalt-thueringen-100.html
[45] https://www.hypos-germany.de/mitteldeutschland-plant-1-100-km-langes-verteilnetz-fuer-gruenen-wasserstoff/
[46] https://www.thega.de/themen/nachhaltige-mobilitat/wasserstoffmobilitaet/
[47] https://www.review-energy.com/hidrogeno/construction-of-germany-s-largest-commercial-green-hydrogen-production-plant-begins
[48] https://www.h2-view.com/story/lhfye-awarded-e53m-in-debt-financing-for-30mw-green-hydrogen-production-portfolio/2125290.article/
[49] https://fuelcellsworks.com/2024/10/17/green-hydrogen/lhyfe-and-german-h2-mobility-provider-keyou-sign-a-mou-to-develop-hydrogen-mobility-starting-in-southern-germany
[50] https://h2.live/en/press/lhyfe-signs-a-five-year-offtake-agreement-with-h2-mobility-deutschland-for-the-supply-of-green-hydrogen-for-four-fuel-stations-in-germany/
[51] https://hydrogeneurope.eu/lhyfe-and-keyou-ink-mou-for-hydrogen-mobility-in-germany/
[52] https://www.renewableenergymagazine.com/hydrogen/lhyfe-signs-a-fiveyear-offtake-agreement-with-20240904
[53] https://www.powerengineeringint.com/hydrogen/construction-starts-on-pioneering-green-hydrogen-plant-in-germany/
[54] https://pradeepstechpoints.wordpress.com/2024/04/16/lhyfe-announces-progress-in-green-hydrogen-projects/
[55] https://www.gmuender-tagespost.de/ostalb/schwaebisch-gmuend/stadt-schwaebisch-gmuend/gruener-wasserstoff-aus-schwaebisch-gmuend-sueddeutschlands-groesste-anlage-93748339.html
[56] https://www.remszeitung.de/lokales/ostalbkreis/schwaebisch-gmuend/schwaebisch-gmuend-warum-das-wasserstoffprojekt-scheitern-koennte-und-es-trotzdem-gebaut-wird-D4YOX7L4KZARJDFFHOJV5P7EOY.html
[57] https://kfz-anzeiger.com/green-logistik/gruener-wasserstoff-fuer-schwaebisch-gmuend/
[58] http://www.gmuender-tagespost.de/ostalb/schwaebisch-gmuend/stadt-schwaebisch-gmuend/gruener-wasserstoff-boom-in-schwaebisch-gmuend-lhyfe-startet-produktion-93600999.html
[59] https://www.wbzu.de/projekte/modellregion-gruener-wasserstoff/
Dass wir CCS bei Gaskraftwerken tatsächlich in Aktion sehen werden, bezweifelt ich stark. Die Gaskraftwerke werden solange man nicht den Ausbau der Erneuerbaren abwürgt mit wenig Volllaststunden im Jahr laufen. Dann noch Abscheidungstechnik dazuzubauen, die den Wirkungsgrad verschlechtert, scheint ein ökonomisch fragwürdiges Ansinnen.
Ja, @Libertador – so sehe ich das auch. CCS scheint mir ein Ablenkungsmanöver zu sein. Wieder mal wird eine vermeintliche Alternative ins Spiel gebracht, um die post-fossile Energiewende zu verzögern und sich aus der Karbonblase noch möglichst lange zu bereichern. Dabei wäre es sehr schnell möglich, die Wertschöpfung aus der Energieerzeugung sehr viel schneller ins Inland zu verlagern, statt weiterhin Milliarden ins oft auch noch feindselige Ausland zu überweisen.
Zudem werden die Folgen der Klimakrise und Wasserkrise gerade auch bei uns im EUSALP-Alpenraum immer offensichtlicher. Derzeit vernichtet eine durch die Hitze sich ausbreitende Zikade mit Stolbur-Bakterien ganze Ernten an Kartoffeln und anderen Nahrungsmitteln vor allem im süddeutschen Raum.
https://www.youtube.com/shorts/aFTc6qXK0wc
Statt weiterer Verzögerungen wäre also ein viel schnellerer Ausbau von erneuerbaren Wohlstandsenergien samt Speichern und grünem Wasserstoff der auch wirtschaftlich sehr viel bessere Weg. Und hinzu kommen ja auch noch die militärischen Kosten, die doch gerade beim Thema Erdgas sehr offen zutage liegen. Mit CCS soll von all dem nur abgelenkt werden.
Perplexity.ai teilt unsere Vorbehalte übrigens:
# Carbon Capture and Storage bei Gaskraftwerken: Eine kritische Bewertung der Chancen und Kosten bis 2035
Die Technologie zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) bei der Erdgasverbrennung steht im Spannungsfeld zwischen klimapolitischen Notwendigkeiten und wirtschaftlichen Realitäten. Während CCS theoretisch eine Brückentechnologie für schwer dekarbonisierbare Sektoren darstellen könnte, zeigen aktuelle Kostenschätzungen und technische Analysen erhebliche Herausforderungen auf. Die verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass CCS bei Gaskraftwerken in den nächsten zehn Jahren sowohl technisch als auch wirtschaftlich problematisch bleibt, mit Stromgestehungskosten, die mindestens das 1,5- bis 2-fache der Kosten erneuerbarer Energien betragen[3]. Gleichzeitig variieren die Gesamtkosten für CO2-Abscheidung und -speicherung erheblich, wobei Schätzungen von 30 bis 180 Euro pro Tonne CO2 reichen, abhängig von der spezifischen Anwendung und den betrachteten Systemkomponenten[1][2].
## Technische Rahmenbedingungen und Limitationen
Die technischen Grundlagen von CCS bei der Erdgasverbrennung weisen strukturelle Beschränkungen auf, die ihre Eignung als kurzfristige Klimaschutzlösung infrage stellen. Aktuelle CCS-Anlagen erreichen lediglich Abscheidungsraten zwischen 80 und 90 Prozent des im Abgasstrom enthaltenen Kohlendioxids[2]. Diese unvollständige Erfassung bedeutet, dass selbst bei optimaler Anwendung erhebliche CO2-Restemissionen verbleiben, was die Klimaneutralität von CCS-ausgerüsteten Gaskraftwerken grundsätzlich verhindert[3].
Ein weiterer kritischer Aspekt betrifft die Energieeffizienz des Gesamtsystems. CCS-Technologien verursachen erhebliche Effizienzverluste, die zu einem gesteigerten Brennstoffbedarf führen[2]. Diese parasitären Energieverluste verschlechtern nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Anlagen, sondern verstärken auch die absolute Menge der benötigten fossilen Brennstoffe. Zusätzlich entstehen bei der gesamten Erdgas-Wertschöpfungskette klimaschädliche Methanlecks, die auch bei der Implementierung von CCS nicht eliminiert werden[3].
Die Flexibilitätsanforderungen moderner Energiesysteme stellen eine weitere technische Hürde dar. CCS-Anlagen an Gaskraftwerken erweisen sich als technisch und wirtschaftlich unflexibel, da sie hohe Volllaststunden benötigen, um rentabel zu operieren[3]. Diese Charakteristik macht sie als Back-up-Kraftwerke für die volatilen erneuerbaren Energien grundsätzlich ungeeignet, was ihre Rolle in einem zunehmend durch Erneuerbare geprägten Energiesystem erheblich einschränkt.
## Kostenstrukturen und wirtschaftliche Dimensionen
Die Kostenanalyse von CCS-Systemen offenbart eine komplexe Struktur unterschiedlicher Kostenfaktoren, die weit über die reine CO2-Abscheidung hinausreichen. Schweizer Studien für ein umfassendes CCS-System bis 2050 prognostizieren Gesamtkosten von 16,3 Milliarden CHF, mit einer Bandbreite zwischen 11,2 und 21,4 Milliarden CHF[1]. Diese Schätzungen verdeutlichen nicht nur die enormen finanziellen Dimensionen, sondern auch die erheblichen Kostenunsicherheiten, die mit CCS-Implementierungen verbunden sind.
Die Kostenverteilung innerhalb eines CCS-Systems zeigt deutliche Schwerpunkte: 56 Prozent der Gesamtkosten entfallen auf die CO2-Abscheidung selbst, während 30 Prozent für den Transport per Pipeline und weitere 10 Prozent für sonstigen Transport anfallen[1]. Die Speicherung macht lediglich 3 Prozent der Kosten aus, wobei Erkundungskosten nicht berücksichtigt sind. Diese Verteilung unterstreicht, dass die oft zitierten niedrigen Speicherkosten nur einen Bruchteil der Gesamtkosten repräsentieren.
Internationale Kostenschätzungen für die industrielle CO2-Abscheidung bewegen sich zwischen 40 und 120 Dollar pro Tonne, während norwegische Projekte wie Langskip einen Preis von 30 bis 55 Euro für die Entsorgung einer Tonne CO2 in Nordsee-Gasfeldern planen[2]. Diese Preise stehen in direkter Konkurrenz zu EU-CO2-Zertifikaten, die 2022 bei 30 Euro pro Tonne lagen und für 2025 auf 55 Euro prognostiziert werden[2]. Die Schweizer Berechnungen ergeben mit 180 CHF pro Tonne CO2 deutlich höhere Vermeidungskosten, was die erheblichen regionalen und systemischen Unterschiede in den Kostenschätzungen verdeutlicht[1].
Die Investitionsstruktur zeigt eine ausgeprägte Kapitalintensität: 31 Prozent der Gesamtkosten entfallen auf Infrastrukturinvestitionen (CAPEX), wobei sich diese etwa hälftig auf Abscheidungsanlagen und inländische Pipelines verteilen[1]. Besonders bemerkenswert ist die hohe Kapitalintensität des Pipelinebaus, bei dem 46 Prozent der Transportkosten auf Investitionen entfallen, verglichen mit nur 28 Prozent bei Abscheidungsanlagen[1].
## Wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Marktperspektiven
Die wirtschaftliche Bewertung von CCS bei Gaskraftwerken zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen optimistischen Prognosen und realistischen Kostenberechnungen. Stromgestehungskosten für CCS-ausgerüstete Kraftwerke liegen mindestens 1,5 bis 2-mal höher als bei verfügbaren Alternativen wie erneuerbaren Energien und Speichertechnologien[3]. Diese Kostendifferenz ist so erheblich, dass selbst führende Hersteller von Gasturbinen wie Siemens Energy keine wirtschaftliche Machbarkeit für die Umrüstung bestehender Gaskraftwerke sehen[3].
Die Entwicklung der jährlichen Kosten über den Zeitverlauf zeigt charakteristische Verläufe, die durch die Hochlaufpläne geprägt sind. Schweizer Projektionen zeigen einen Anstieg der jährlichen Kosten in den 2030er Jahren auf über eine Milliarde CHF im Jahr 2039, gefolgt von einem temporären Rückgang und einem erneuten Anstieg auf über 1,2 Milliarden CHF bis 2048[1]. Diese Kostendynamik reflektiert die zeitliche Abfolge von Infrastrukturinvestitionen und den kontinuierlichen Anstieg operativer Kosten mit steigenden CO2-Mengen.
Die Marktbildung für CCS-Technologien wird zusätzlich durch strukturelle Hemmnisse erschwert. Aufgrund der spezifischen Eigenschaften von CCS-Systemen entstehen diese Märkte nicht spontan, sondern erfordern staatliche Eingriffe oder Vorgaben[1]. Diese regulatorische Abhängigkeit schafft zusätzliche Unsicherheiten für Investoren und erschwert die Entwicklung stabiler Geschäftsmodelle.
Szenarioanalysen verdeutlichen die Sensitivität der Gesamtkosten gegenüber verschiedenen Einflussfaktoren. Die Bandbreite möglicher Gesamtkosten reicht von 13,8 Milliarden CHF bei optimistischen Annahmen bis zu 17,1 Milliarden CHF bei verzögertem Pipelineausbau[1]. Besonders deutlich zeigt sich der Einfluss der Energiebereitstellung: Kann der Energie- und Wärmebedarf für die Abscheidung intern bereitgestellt werden, sinken die Vermeidungskosten erheblich auf 149 CHF pro Tonne CO2[1].
## Zeitrahmen und Entwicklungsperspektiven bis 2035
Die Entwicklungsperspektiven für CCS bei Gaskraftwerken in den nächsten zehn Jahren sind von erheblichen zeitlichen und technischen Herausforderungen geprägt. Die Schweizer Kostenstudie zeigt, dass selbst bei optimistischen Annahmen die jährlichen Systemkosten erst in den späten 2030er Jahren ihre ersten Höhepunkte erreichen[1]. Dies deutet darauf hin, dass ein marktreifes, kosteneffizientes CCS-System für Gaskraftwerke bis 2035 unrealistisch erscheint.
Die Infrastrukturentwicklung erfordert massive Vorlaufinvestitionen, die sich über Jahre hinziehen. Schweizer Berechnungen zeigen, dass Pipeline-Investitionen besonders kapitalintensiv sind und einen erheblichen Anteil der Gesamtkosten ausmachen[1]. Der Aufbau entsprechender Transportinfrastrukturen in Deutschland oder anderen europäischen Ländern würde ähnliche Zeiträume und Investitionsvolumina erfordern, was eine flächendeckende Implementierung bis 2035 unwahrscheinlich macht.
Parallel dazu entwickeln sich alternative Technologien mit deutlich günstigeren Kostenstrukturen rascher. Erneuerbare Energien und Speichertechnologien weisen nicht nur heute schon niedrigere Kosten auf, sondern zeigen auch steilere Lernkurven und Kostensenkungspotenziale[3]. Diese Entwicklung verschärft die relative Unwirtschaftlichkeit von CCS bei Gaskraftwerken über den betrachteten Zeitraum.
Die regulatorischen Rahmenbedingungen bleiben ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Da CCS-Märkte staatlicher Intervention bedürfen, hängt die Entwicklung stark von politischen Entscheidungen ab[1]. Die aktuellen klimapolitischen Zielsetzungen favorisieren jedoch zunehmend direkte Emissionsvermeidung gegenüber nachgelagerten Abscheidungstechnologien, was die langfristige politische Unterstützung für CCS bei Gaskraftwerken fraglich macht.
## Bewertung und Empfehlungen
Die Analyse der verfügbaren Daten führt zu einer kritischen Einschätzung der Chancen von CCS bei Gaskraftwerken für die nächsten zehn Jahre. Die Kombination aus hohen Kosten, technischen Limitationen und ungünstiger Wettbewerbsposition gegenüber erneuerbaren Alternativen spricht gegen eine breite Implementierung dieser Technologie im betrachteten Zeitraum.
Die Kostenschätzungen zeigen durchweg, dass CCS-ausgerüstete Gaskraftwerke deutlich teurer sind als erneuerbare Energiesysteme mit Speichertechnologien[3]. Diese Kostennachteile werden durch die inhärenten technischen Beschränkungen verstärkt: unvollständige CO2-Abscheidung, Effizienzverluste und mangelnde Flexibilität für den Einsatz als Back-up-Kraftwerke[2][3].
Für die nächsten zehn Jahre erscheint CCS bei Gaskraftwerken primär als teure Übergangstechnologie, deren wirtschaftliche Rechtfertigung staatliche Subventionen erfordern würde[3]. Die verfügbaren Ressourcen könnten effektiver in den Ausbau erneuerbarer Energien und Speichertechnologien investiert werden, die nicht nur kostengünstiger sind, sondern auch echte Klimaneutralität ermöglichen.
Die einzigen plausiblen Anwendungsfälle für CCS bei Gaskraftwerken in diesem Zeitraum könnten in sehr spezifischen Nischenbereichen liegen, wo andere Alternativen temporär nicht verfügbar sind. Selbst dann sollten diese Anwendungen als kurzfristige Brückenlösungen konzipiert werden, mit klaren Ausstiegspfaden zugunsten nachhaltiger Alternativen.
[1] https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/klima/externe-studien-berichte/kostenschaetzung-fuer-ein-ccs-system-fuer-die-schweiz-bis-2050.pdf.download.pdf/BAK_DENA-Schlussbericht_CCS_Kostensch%C3%A4tzung.pdf
[2] https://global-energy-solutions.org/wp-content/uploads/2022/05/220506_Factsheet-CCUS.pdf
[3] https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Energiewende/DUH_Hintergrund_CCS_an_Gaskraftwerken_.pdf
[4] https://www.energate.de/aktuelles/nachricht/2025-05-20/ccs-herausforderungen-und-chancen-der-co2-speicherung-energate-dossier.html?cHash=f37f0c2a7cb51dd56362940961bb38ac
[5] https://www.springerprofessional.de/kohlenstoffdioxid/geo-engineering/das-sind-die-vor–und-nachteile-von-carbon-capture/25262056
[6] https://www.bveg.de/umwelt-sicherheit/buerger-fragen-uns/ccus-co2-abscheiden-nutzen-oder-speichern/
[7] https://foes.de/publikationen/2025/2025-04_FOES_BUND_Kraftwerkskosten.pdf
[8] https://epub.wupperinst.org/files/7051/7051_CCS.pdf
[9] https://www.vgbe.energy/wp-content/uploads/2022/05/vgbe-ej-2022-03-073-076-IEA-ICSC-LOCKWOOD-Specimen-Copy.pdf
[10] https://presseportal.greenpeace.de/243302-greenpeace-studie-ccs-ist-eine-kostspielige-scheinlosung
[11] https://www.mckinsey.de/~/media/mckinsey/locations/europe%20and%20middle%20east/deutschland/branchen/chemie%20energie%20rohstoffe/energiewende%20index/et_EWI_September%202024_CCS.pdf
[12] https://www.bund.net/klimawandel/ccs/
[13] https://www.enbw.com/unternehmen/themen/klimaschutz/ccs.html
[14] https://www.globalccsinstitute.com/archive/hub/publications/17011/costs-co2-capture-transport-and-storage.pdf
[15] https://www.mega-monheim.de/unternehmen/aktuelles/enbw-sieht-ccs-an-gaskraftwerken-als-extrem-teuer
[16] https://www.cleanthinking.de/ccs-gaskraftwerke-neue-energieabhaengigkeit/
[17] https://www.ifo.de/DocDL/sd-2016-05-lessmann-steinkruas-kzk-ccs-2016-03-10.pdf
[18] https://www.klimareporter.de/strom/co2-speicherung-bei-gaskraftwerken-kaum-realistisch
[19] https://www.greenpeace.de/publikationen/CCS_in_Deutschland.pdf
[20] https://www.rwe.com/presse/rwe-generation/2023-05-23-rwe-prueft-entwicklung-von-drei-ccs-projekten-in-grossbritannien/
[21] https://www.energiezukunft.eu/klimakrise/klimaziele-mit-ccs-ein-kostspieliges-unterfangen
[22] https://www.bund-nrw.de/themen/klima-energie/hintergruende-und-publikationen/scheinloesung-ccs/
[23] https://www.greenpeace.de/klimaschutz/energiewende/kohleausstieg/ccs
[24] https://www.merkur.de/wirtschaft/autos-deutschland-koennte-bald-mit-ladeleichen-ueberschwemmt-sein-zr-93253408.html
[25] https://www.catf.us/de/2023/02/mapping-cost-carbon-capture-storage-europe/
[26] https://www.telepolis.de/features/CCS-in-Europa-Ein-riskantes-Spiel-mit-hohen-Kosten-und-unsicherer-Technik-9981039.html
[27] https://www.ffe.de/veroeffentlichungen/ccs-wie-kann-co2-gespeichert-werden/
[28] https://www.catf.us/de/ccs-cost-tool/
[29] https://www.weltenergierat.de/publikationen/energie-fuer-deutschland/energie-fuer-deutschland-2021/nutzung-und-speicherung-von-co2-im-tiefen-untergrund-der-globale-status-quo/
[30] https://www.umweltbundesamt.de/themen/ipcc-bericht-sofortige-globale-trendwende-noetig
[31] https://www.catf.us/de/2022/04/what-does-latest-ipcc-report-say-about-carbon-capture/
[32] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/F/faq-ccs-ccu.pdf?__blob=publicationFile&v=6
[33] https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2024/heft/5/beitrag/auf-dem-weg-zum-co2-binnenmarkt-vorrang-fuer-negativemissionen.html
[34] https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/bilder/klimawandel/falsche-weichenstellung-vermeiden-standpunkt-ccs.pdf
[35] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/230919_uba_pos_ccs_bf.pdf
[36] https://www.geothermie.de/bibliothek/lexikon-der-geothermie/l/lcoe-stromgestehungskosten
[37] https://de.wikipedia.org/wiki/Stromgestehungskosten
[38] https://global-energy-solutions.org/wp-content/uploads/2023/03/230222positionspapier_ccus_final.pdf
[39] https://www.iea.org/data-and-statistics/charts/lcoe-for-gas-with-and-without-ccus-for-various-carbon-prices
[40] https://www.ey.com/de_de/insights/decarbonization/eu-ets-wie-stark-steigen-die-co-preise-bis-2030
[41] https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1010000
[42] https://energiewende-2030.de/hochlauf-ccs-jetzt-stoppen/
[43] https://www.globalccsinstitute.com/archive/hub/publications/119811/costs-co2-transport-post-demonstration-ccs-eu.pdf
[44] https://ccca.ac.at/fileadmin/00_DokumenteHauptmenue/02_Klimawissen/FactSheets/48_carbon_capture_status_202409.pdf
[45] https://www.dvgw.de/medien/dvgw/verein/energiewende/h2-wochen-lunch-and-learn-h2-erzeugungsverfahren-baer.pdf
[46] https://www.rifs-potsdam.de/de/news/vom-ob-zum-wie-die-dynamische-entwicklung-der-diskussion-um-carbon-capture-and-storage
[47] https://www.mckinsey.com/~/media/McKinsey/Business%20Functions/Sustainability/Our%20Insights/Costs%20and%20potentials%20of%20greenhouse%20gas%20abatement%20in%20Germany/Read%20the%20Deep%20Dives%20Industry.pdf
[48] https://www.agora-energiewende.de/fileadmin/Projekte/2018/Dekarbonisierung_Industrie/164_A-EW_Klimaneutrale-Industrie_Studie_WEB.pdf
[49] https://epub.wupperinst.org/files/2802/2802_RECCS_de.pdf
[50] https://oekonews.at/europas-verkehrter-plan-zur-co2-abscheidung-und-speicherung-ccs-koennte-die-steuerzahler-140-milliarden-euro-kosten+2400+1212649
[51] https://de.wikipedia.org/wiki/Erfahrungskurve
[52] https://www.fuchsbriefe.de/politik/europa/eu-will-ccs-preis-nach-unten-druecken
[53] https://www.euwid-recycling.de/news/international/ccs-aus-schweizer-mva-kostet-rund-220-franken/
[54] https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/ccx/2020/2020-01-07_climate-change_07-2020_implications_lts_ipcc_15_for_eu_ets.pdf
[55] https://de.wikipedia.org/wiki/CO2-Abscheidung_und_-Speicherung
[56] https://www.ibm.com/de-de/think/topics/carbon-capture-storage
[57] https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/klima/externe-studien-berichte/kostenschaetzung-fuer-ein-ccs-system-fuer-die-schweiz-bis-2050-berechnung-ccs-modellcluster-inklusive-abschaetzung-von-synergieeffekten.pdf.download.pdf/Endbericht_Zusatzbeauftragung_Cluster.pdf
[58] https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/en/documents/publications/studies/EN2024_ISE_Study_Levelized_Cost_of_Electricity_Renewable_Energy_Technologies.pdf
[59] https://www.kopernikus-projekte.de/lw_resource/datapool/systemfiles/cbox/1828/live/lw_datei/2021_11_ariadne_hintergrund_co2-preisentwicklung_november21.pdf
[60] https://sgt.agw.kit.edu/downloads/Publikationen/Hilgers_Schilling_2024_Kohlendioxidabsch.pdf
[61] https://www.bag-energie.de/cms/wp-content/uploads/2010/09/091016_Joerg_-Kerlen_RWE_Vortrag-CCS.pdf
[62] https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/policy-briefs/policy_brief_air_carbon_capture_DE.pdf
@Michael 09.06. 16:52
„Insgesamt zeigen diese Fortschritte in Wunsiedel, Schwäbisch Gmünd und Thüringen, wie regionale Initiativen zur Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff zur Erreichung der Klimaziele und zur Förderung einer nachhaltigen Energiezukunft beitragen können.“
Ist ja wunderbar, wenn man in diesen Regionen so viele Überschüsse hat, dass sich da Wasserstoff als Energiespeicher schon lohnt.
Erstmal ist es wesentlich wirksamer, wenn man tagsüber seine PV-Überschüsse mit Lithiumakkus speichert, und diesen Strom dann gleich in den folgenden Nachtstunden wieder an die Stromnetze zurückliefert. Das hat einen Wirkungsgrad von 90 % und bei 200 Ladezyklen im Jahr ist das für diesen Batterietyp optimal.
Erst wenn dieses Speicherpotential ausgeschöpft ist, lohnt sich Wasserstoff. Einfach weil dessen Rückverstromung dann einen Gesamtwirkungsgrad von unter 50 % hat.
Dennoch macht es halt Sinn schon mal damit anzufangen, praktischerweise wo man sowieso schon so viele Überschüsse hat, dass die Kurzfristspeicher nicht mehr reichen. Auch Fernheizungen kann man schon mal langsam in konkrete Planung nehmen. Insbesondere eine Kombination von Großwärmepumpe und Kraftwärmekopplung, die man für den Anfang noch mit Erdgas oder Biogas betreiben kann, bis man genug Wasserstoffproduktion mitsamt saisonalem Speicher dafür hat.
Derzeit ist aber erstmal eine Verdopplung der PV-Leistung mit zugehörigen Kurzfristspeichern vorrangig. Und auch mehr Windenergie vor allem in Süddeutschland. Meine ich zumindest. Das spart jetzt mit den geringsten Kosten das meiste ein. Und sorgt dabei noch für eher sinkende Strompreise. Das freut am Ende wohl sogar AfD-wählende Verbraucher. Und mich persönlich auch noch.
Wenn wir noch Marktführer in Wasserstofftechnik werden wollen, müssen wir nicht auf die so günstige Kombination von PV und Lithiumbatterien verzichten. Das geht so oder so, wenn wir das unbedingt wollen. Die technologischen Fähigkeiten dafür müssten wir in Deutschland wohl haben.
Wie jetzt noch Redox-Flow-Batterien da rein passen, weiß ich derzeit noch nicht so genau. Die Lithiumbatterien sind technisch weit fortgeschritten und auf jeden Fall bei um die 200 Ladezyklen sehr wirtschaftlich. Und sofort einsetzbar. Und die Rückverstromung von Wasserstoff hat nun mal einen ziemlich schlechten Wirkungsgrad.
Vielen Dank, @Tobias – da sind wir uns also inhaltlich doch sehr nahe.
Die Redox-Flow-Batterien kommen ohne seltene Rohstoffe aus, die für Lithium-Batterien benötigt werden. Aus meiner Sicht haben wir damit starke Technologien für kurz-, mittel- und längerfristige Speicherungen von erneuerbaren Friedens- und Wohlstandsenergien bereits in Reichweite. Es braucht nur noch einen entschlossenen Zubau, um das fossile Zeitalter samt dessen Zerstörung von Mitwelt und Mitmenschen hinter uns zu lassen. Ich bin zwar kein Optimist mehr, aber habe noch Hoffnung.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gedicht-die-feuer-des-hasses-als-video-text/
Dir vielen Dank für Dein Interesse und fürs konstruktive Mit-Diskutieren! 🙏🙌
Es ist geplant, die Rüstungsausgaben in Deutschland/Europa deutlich zu erhöhen.
Deshalb habe ich perplexity.ai gefragt “Welche ökologischen und sozialen Auswirkungen hat es, wenn Deutschland die Rüstungsausgaben um 3 % erhöht?”
Die Antwort ist sehr deutlich: Klima-Schutz-Ziele werden deutlich gefährdet und soziale Ungleichheiten werden verschärft.
Profitieren werden lediglich Rüstungskonzerne und deren Investoren.
Eine Abkehr vom Fossilismus wird nicht reichen, wenn wir dann durch Rüstung die Lebensbedingungen absichtlich verschlechtern
Danke & ja, @KinseherRichard
Hier stimmen wir klar überein: Erhöhte Rüstungsausgaben oder gar die Wiedereinführung des Wehrdienstes machen nur dann Sinn, wenn GLEICHZEITIG die Energiewende vollzogen und die fossile Finanzierung unserer Feinde beendet wird. Alles andere wäre militärisch, wirtschaftlich, ökologisch und humanistisch widersinnig.
Es gibt jedoch auch gute Nachrichten, die ich heute morgen senden und posten konnte:
Liebe #Solarpunks, unsere “Freunde”, die fossilen #Sturmtruppen & #Putinknechte, haben ein ganz peinliches Problem: Es gibt, auch in diesen Tagen, auch heute, zuviel (!) #Ökostrom aus #Wind & vor allem aus #Sonne in Deutschland! An immer mehr Strombörsen werden sogar “negative #Strompreise” gezahlt – also Geld für diejenigen, die den Überschuss abnehmen.
Wenn also jetzt noch #Batteriespeicher sowie #grünerWasserstoff hochgefahren werden, ist die #Energiewende geschafft.
https://www.youtube.com/shorts/rHZZJnG0QE0
Wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Durchbrüche lassen sich eben in freien Gesellschaften allenfalls verzögern, nicht aber dauerhaft aufhalten. Das Solarpunk-Motto greift von der Basis nach oben: Niemand kann alles, aber alle können etwas tun.
@Michael 11.06. 14:22
„Die Redox-Flow-Batterien kommen ohne seltene Rohstoffe aus, die für Lithium-Batterien benötigt werden.“
Insbesondere das Lithium selbst ist wohl doch nicht so knapp. Und diese Batterien können sehr lange halten und müssten sich wohl recyceln lassen. Ich würde sie munter auch im Netz installieren, bis sich genug Leute Batteriefahrzeuge angeschafft haben.
Wenn jeder weiter einen 2-Tonnen-Elekto-SUV fahren will, dann können hier tatsächlich die Rohstoffe dafür knapp und teuer werden. Ich wäre sowieso davon sehr angetan, wenn sich ein System von Selbstfahrenden Sammeltaxi etablieren ließe, und es dann nur noch wenige Privat-PKW geben wird.
Wäre das nichts? Das könnte sogar konkurrenzlos billiger sein als das eigene Fahrzeug. Sollen sich die Leute ihre eigene PV-Anlage als Statussymbole anschaffen. Das ist dann sogar sinnvoll. Von mir auch noch Goldschmuck und teure Kleidung, dass hat vor 100 Jahren doch auch funktioniert.
Danke, @Tobias – ich habe gerade einen neuen Blogpost zu den drei Speichertechnologien Lithium-Batterien, Redox-Flow-Batterien und grünem Wasserstoff gebloggt:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/zuviel-oekostrom-solarstrom-speicher-in-deutschland-schaffen-erneuerbare-wohlstandsenergien-jetzt/
Fest steht, dass es fossiler Wahnsinn ist, wenn wir aufrüsten und gleichzeitig unsere Feinde durch fossile Importe weiterhin finanzieren. Zumal die Wehrpflicht für unseren jüngsten Sohn ggf. relevant werden könnte, wünsche ich mir sehr, dass unsere Gesellschaft endlich entschlossen auf erneuerbare Friedensenergien, die auch erneuerbare Wohlstandsenergien sind, besteht!
@KinseherRichard 10.06. 09:10
„Eine Abkehr vom Fossilismus wird nicht reichen, wenn wir dann durch Rüstung die Lebensbedingungen absichtlich verschlechtern.“
Was sollen wir denn sonst machen? Auf Trump hoffen, dass er uns dann doch nicht hängen lässt, oder auf die Gnade Putins?
Ein Angriff Putins auf die EU wäre dann allerdings wirklich eine Verschlechterung der Lebensbedingungen. Mal hier und da etwas weniger der grassierenden Verschwendung könnte schon reichen, wirklich wirksam Aufzurüsten.
Mit Geld kann man nicht schießen, und die tatsächliche Dekadenz kann dann auch militärische Folgen haben.
@Jeckenburger
Man sollte nicht jeden Unsinn glauben!
Russland schafft es nicht einmal, den Osten der Ukraine zu erobern.
D.h. dass Russland Europa erobern würde, ist eine absichtliche Panikmache um die Bevölkerung zu verängstigen und die Bereitschaft zu Rüstung zu steigern.
Für die Lebensbedingungen der aktuellen und der zukünftigen Generationen auf der Erde ist das Klima eine wesentliche Größe.
Die im Blogbeitrag angesprochene Bedeutung der Abkehr vom Fossilismus und die Hinwendung zur Verwendung erneuerbarer Energien ist daher nicht nur eine Grundlage für Frieden sondern auch für die Chance zum Überleben.
Die Rüstungsindustrie ist einer der negativsten Faktoren zur Verschlechterung der Umweltbedingungen, den es gibt – weil dafür enorme Mengen an Rohstoffen, fossilen Brennstoffen bzw. Energie benötigt werden. Deshalb entstehen bei der Produktion von Waffen und deren Anwendung hohe Emissionen und riesige Umweltschäden.
Zudem führen Rüstung/Kriege zu starker Inflation und damit zu sozialen Verwerfungen, wodurch Bereitschaft und Mittel zur positiven ökologischen Transformation verringert werden.
Mit starker politischer Polarisierung und Machtspielchen verringert man massiv die Bereitschaft und Mittel dazu, um international effektive Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen.
@KinseherRichard 12.06. 18:22
„Russland schafft es nicht einmal, den Osten der Ukraine zu erobern.“
Ohne US-Unterstützung hätte Putin vermutlich längst die ganze Ukraine besetzt. Und mit weiterer verlässlicher US-Unterstützung werden wir auch einen Angriff auf uns nicht erleben. So käme ich gar nicht auf die Idee, soviel wie jetzt geplant aufzurüsten.
Ich mach mir Sorgen um unsere europäischen militärischen Möglichkeiten, wenn uns die USA hängen lässt.
Und das ist mir konkret genug, jetzt erstmal alles Aufzurüsten was irgendwie geht. Das soll ja nicht für ewig sein. Wenn in 5 oder 10 Jahren aufgrund der durchaus laufenden Energiewende die Öl- und Gasweltmarktpreise verfallen, dann wären wir vermutlich auch das Putinproblem los, ohne die fossilen Profite geht dem dann ganz schnell das Geld aus.
„Für die Lebensbedingungen der aktuellen und der zukünftigen Generationen auf der Erde ist das Klima eine wesentliche Größe.“
Ja, aber einen Krieg riskieren hilft auch nicht weiter. Wir müssen stark genug sein, die Ukraine zu verteidigen und uns selbst auch möglichst unangreifbar machen. Meine ich. Die Energiewende kann trotzdem gelingen, es reichen ohne weiteres die nötigen regulativen Maßnahmen, dass muss für die öffentlichen Haushalte gar nicht teuer werden.
Also z.B. Baugenehmigungen für Windräder auch in Süddeutschland, oder dass man grünen Strom direkt an Nachbarn verkaufen darf. Eine vernünftige Ladeinfrastruktur für bidirektionales anschließen von Batteriefahrzeugen z.B. würde dagegen schon was kosten. Anderes bringt dann sogar Geld ein, z.B. mehr CO2-Steuern.
„Deshalb entstehen bei der Produktion von Waffen und deren Anwendung hohe Emissionen und riesige Umweltschäden.“
Insbesondere im wirklich heißem Kriegszustand mit seinen umfangreichen Zerstörungen. Deswegen müssen wir ja auch so gut aufrüsten, dass es dazu gar nicht kommt. Nur die Waffenproduktion und Übungsmanöver sind dagegen vergleichsweise harmlos. So jedenfalls meine Erfahrungen als Soldat beim Heer in den 80ern.
Warum kommt Europa denn nicht vom Gas und Öl? Würden Sie sagen, wir finanzieren schon den nächsten Krieg?!?
Danke für die Nachfrage, @Jeffrey 🙏
Ich sehe den Grund für das Festhalten an fossilen Gewaltenergien auch in Europa im mächtigen Fossilismus: Eine Verbindung von Verbrennungsindustrien, einer kulturellen Anspruchshaltung und entsprechendem, wirtschaftlichem und politischem Einfluss vor allem auf die Nationalstaaten.
Und, ja, wie ich ja nun seit über zehn Jahre immer und immer wieder schreibe und sage: Wir selbst finanzieren dadurch die Ressourcenfluch – Diktaturen, die Kriegszüge und Terrorgruppen etwa gegen die Ukraine sowie auch den Antisemitismus und das Atomprogramm des Iran gegen Israel.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/hat-bundeskanzler-friedrich-merz-recht-macht-israel-gegenueber-dem-iran-die-drecksarbeit-fuer-uns-alle/
Aus der Perspektive eines Deutsch-Israelis schildert dies der mir persönlich gut bekannte Arye Shalicar in seinem Podcast:
https://www.podcast.de/episode/689640741/israel-im-dienste-der-menschheit
Also, ja: Der Fossilismus basiert wesentlich auf der Externalisierung der Erdöl- und Erdgas-Kosten auf Menschheit und Mitwelt. Umso länger wir – auch wir in Europa 🇪🇺🇬🇧 – diesen Weg fortsetzen, umso mehr Klima- und Wasserkrise, Krieg und Tod rufen wir hervor. Deswegen kann ich Überlegungen sogar zum Neubau von Gaskraftwerken nur entschieden widersprechen. Carbon Capture adressiert nur einen Teil der Auswirkungen fossiler Gewaltenergien.
Vielen Dank für Ihr Interesse, bitte bleiben Sie dran!