Vom Bloggen und Blocken: Als Religionswissenschaftler im digitalen Neuland

Gerne hatte ich die Einladung der Studierenden nach Heidelberg zu einem – dann auch tatsächlich brillant organisierten – Symposium zu Religion & Medien (“the revelation will be televised”) angenommen. Und sowohl bei einem gut besuchten, berufsbezogenen Workshop zum Thema “Religionswissenschaftliche Kompetenzen in der Praxis” wie auch bei einer Podiumsdiskussion mit Professorin Inken Prohl und Benedikt Kastner wurde ich immer wieder nach Erfahrungen und Empfehlungen aus jahrelangem Internet-Engagement gefragt. Sollen Religionswissenschaftlerinnen bloggen, oder sich lieber digital bedeckt halten?

Materialien des von der Fachschaft Religionswissenschaft genial organisierten Symposiums in Heidelberg. Foto: Michael Blume

Gerne blogge ich hier meine wesentlichen Empfehlungen – auch deswegen, weil mich Ihre Beobachtungen und Erfahrungen interessieren. Ergeht es Ihnen vergleichbar oder ganz anders? Es könnte ja zum Beispiel sein, dass naturwissenschaftliche (etwa physikalische, biologische oder klimaforschende) Kolleginnen gleiche, ähnliche oder andere Erfahrungen gemacht haben. Ich weiß es ehrlich noch nicht und würde mich dazu über Rückmeldungen freuen!

Nun also meine Erfahrungen und Empfehlungen:

  1. Wenn Sie nicht digital kommunizieren, wird eben digital über Sie kommuniziert

Vor einigen Jahren hätte ich noch gesagt, dass das Mitwirken im Netz Vor- und Nachteile hat und sich daher jede/r gut überlegen sollte, ob dies zu ihm oder ihr passt. Doch inzwischen ist das Netz so weit ausgeufert, dass es auch Menschen betrifft, die es kaum nutzen. Wenn Sie eine Wissenschaftlerin, ein Wissenschaftler sind, dann definieren Sie sich besser digital selbst – oder Sie werden definiert!

Wenn Sie beispielweise zum Buddhismus forschen und auch nur einigermaßen bemerkbar publizieren, wird früher oder später jemand in einem Forum, einer Kommentarspalte oder einer Rezension einen Satz posten wie: “Es ist doch allgemein bekannt, dass Miriam Musterfrau zur Buddhistischen Gemeinde Musterstadt gehört und dort den Genozid an den Rohingya pseudo-akademisch relativiert.” Und wenn Sie selbst über Ihre religiöse und politische Haltung zu Buddha, Burma bzw. Myanmar nichts preisgeben, wird jede/r über eine entsprechende Google- (oder ökologischer Ecosia-)Suche diese “Information” über Sie finden. So kann ein (meist bösartiger) Mythos zu Ihrer Person ohne Ihr Zutun entstehen und anwachsen. Was früher wenigen Prominenten vorbehalten war (man denke an die rassistische Birther-Bewegung gegen US-Präsident Barack Obama) greift inzwischen jeden Tag weiter um sich und erfasst immer mehr Menschen. Meine klare Empfehlung lautet also: Wenn Sie vorhaben, irgendetwas Relevantes zu publizieren oder zu tun, müssen Sie sich auch Gedanken über den erwartbaren “Backlash” im Internet machen. Mit jedem Stück Bekanntheit kommen auch Vorwürfe, Neid und Verschwörungsvorwürfe. Es gibt – soweit ich sehen kann – da keinen Weg zurück…

Ja, mich begeistert das Internet. Ich nehme an, ich hätte im 15. und 16. Jahrhundert auch den Buchdruck gefeiert, oder Anfang des 20. Jahrhunderts die elektronischen Medien Radio und Film. Nur führt kein Weg an der bitteren, historischen Erkenntnis vorbei, dass mit jedem neuen Medium auch brutale Umwälzungen, Hass, Gewalt und Antisemitismus einhergingen. Wenn Sie eine Religionswissenschaftlerin, ein Religionswissenschaftler sind, dann bekommen Sie es unweigerlich nicht nur mit Menschen zu tun, die etwas “falsch verstehen”, sondern mit Trollen, die einen Kulturkrieg herbeisehnen. Das Netz emotionalisiert und radikalisiert viele, so dass wir auch im schönen Baden-Württemberg bei allgemein sinkender Kriminalität inzwischen steigende Hassverbrechen verzeichnen.

Schon Anfang der 2000er Jahre begannen sog. Antitheisten, bald auch “Krawallatheisten” und selbsternannte “Brights” die Abschaffung aller Religionen zu fordern und die Angehörigen aller Religionen als “Religioten” zu beschimpfen. Aus dieser frühen Zeit sind mir u.a. noch personalisierte Ausgaben des YouTube-“Ketzerpodcast”, eine “Auszeichnung” als “Dodo des Monats” und Beschneidungs-Hakenkreuz-Vergleiche in einer Gruppe von Pastafarianern als Andenken geblieben. Und das waren und sind noch die harmlosesten “Kulturkrieger”!

Ein aktuelles Interview zum Antisemitismus aus dem Netz in der Jüdischen Allgemeinen. Foto: Chris Hartung

Ab 2003 wurden meine Frau Zehra und ich als deutsch-türkisches und christlich-islamisches Ehepaar angegriffen, erst neulich wieder als “Meister Proper der Antisemitismusbekämpfung” auf dem islamfeindlichen Blog “Achse des Guten”. Ab 2011 kamen Morddrohungen aus der sog. Reichsbürger-Szene hinzu. Für Kulturkrieger, Rassisten und Antisemiten ist schon die bloße Existenz ethnisch und religiös gemischter Familien eine Provokation, die auf den angeblich geplanten “Bevölkerungsaustausch” durch eine jüdisch-christlich-islamische Weltverschwörung verweist.

Eher beobachtend konnte ich auch die Entwicklung von sog. “Superkatholiken” verzeichnen, die meist gar nicht in ihren Kirchengemeinden aktiv (oder auch nur Mitglied) waren, dafür aber per Internet Jagd auf liberale Stimmen, interreligiösen Dialog und couragierte Frauen machten. Zu einem offiziellen Bloggertreffen des Vatikan 2011 – zu dem ich als religionswissenschaftlicher Blogger eingeladen war – veranstalteten diese frühen Identitären sogar einen “Gegengipfel” in Rom!

Zuletzt machte auch der von mir sehr geschätzte Kolumnist Michael Wuliger die leider zutreffende Beobachtung, dass “die Kippa-Debatte nichts gebracht” habe. Die Aufforderung an Nichtjuden, an einem Samstag als Zeichen der Solidarität eine Kippa zu tragen, war demnach “ein Medienthema für ein paar Tage. Es hat aber offensichtlich über den Kreis der Medien und der Politiker hinaus niemanden erreicht.”

Tatsächlich waren schon wenige Stunden nach der entsprechenden Aufforderung meines Bundes-Amtskollegen Dr. Felix Klein neben viel Zustimmung auch höhnische Wortmeldungen zu lesen gewesen, die “den Deutschen” vorwarfen, mal “Jude und Opfer spielen zu wollen” und mit dem Tragen einer Kippa “blackfacing” zu betreiben. Und ob die BILD-Zeitung beim nächsten, rassistischen Mord an einer Kopftuchträgerin dann auch ein Kopftuch zum Ausschneiden bereitstelle? Differenzierte Stimmen – etwa von Lamya Kaddor – fanden inmitten der digitalen Erregung kaum Beachtung. Es ist leider nicht zu leugnen: Religionsbezogene Digitaldebatten sind besonders “toxisch”, weil sie fast unmittelbar von extremen Stimmen gekapert werden. Auch wenn Sie der netteste Mensch der Welt sind, werden Sie gehasst und verleumdet werden (bzw. gerade dann).

Tatsächlich beobachte ich sogar eine Tendenz zur Regionalisierung der Online-Debatten. So ziehen sich die die deutschsprachige, überregionale “Hauptstadtpresse”, große Teile von Politik und Ministerialverwaltungen, wenige Wissenschaftler sowie Tausende von auch digital aktiven Menschen, die an staatlichen Projektmitteln interessiert sind, zunehmend in eine Berliner Blase mit ganz eigenen Wahrnehmungen, Narrativen und Konflikten zurück. Sätze wie “Berlin-Neukölln ist überall” negieren die Lebensrealität von Köln, Karlsruhe, der Lausitz und dem Landkreis Konstanz komplett. Mit dem Schwinden von Lokalzeitungen wächst bei immer mehr Menschen dadurch auch das Gefühl, “in den Medien nicht mehr vorzukommen”. Bei Regionalterminen im Südwesten merke ich: Die Wut darüber wächst gerade auch unter den bürgerschaftlich Aktiven. Immer wieder weise ich meine Berliner Freundinnen und Freunde darauf hin, dass schon alleine Baden-Württemberg mehr Ehrenamtliche hat als Berlin Einwohner, von der Finanz- und Wirtschaftskraft ganz zu schweigen. Ich wage inzwischen die Prognose, dass der mediale Konflikt zwischen vermeintlich arroganten “Zentralen” und vermeintlichen “Provinzen” zum kommenden Konflikt- und Großthema der Politik- und Medienlandschaft werden wird. Es wird auch digital nicht nur immer wichtiger, wer etwas sagt – sondern auch, woher..

  • 3. Lassen Sie “Kritik” und Transparenz zu, aber ziehen Sie klare Grenzen

So komme ich zum Fazit, dass sich nicht nur Politikerinnen und Politiker, sondern auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dem digitalen Sog immer weniger entziehen können. Nicht-Kommunikation ist auch Kommunikation, aber eben eine sehr schlechte.

Zehra und ich hätten uns angesichts der vielen rassistischen Angriffe zwar auch verkriechen können – aber das hätte die Kulturkrieger und Trolle doch nur weiter ermutigt. Stattdessen definierten wir gemeinsam unsere Grenzen, zum Beispiel: Keine Filmaufnahmen daheim, keine Bilder von unseren Kindern, keine Herabsetzung anderer Personen. Unter dieser Voraussetzung stellten wir gemeinsam Transparenz her und ließen uns von Andreas Malessa für ein Buch über unsere Ehe (“Eine Blume für Zehra”, bene 2019) interviewen, vereinzelt auch filmen. Wer sich nun also seriös und gerne auch unterhaltsam informieren möchte, kann dies tun. Wer uns aber immer noch als Beteiligte einer Weltverschwörung zur “Umvolkung” Europas deuten will, kann sich wenigstens nicht mehr auf Unwissenheit berufen.

Der Flyer zu “Eine Blume für Zehra” von Andreas Malessa. Wem das immer noch nicht “genug Transparenz” zu einer christlich-muslimischen Ehe ist, können wir auch nicht helfen. Foto: Michael Blume

Und alleine hier auf dem Wissenschaftsblog “Natur des Glaubens” sind inzwischen 767 Blogposts zu praktisch allen meinen Texten und Arbeiten zu finden, die in über 27.730 (!) Kommentaren kritisch-konstruktiv diskutiert wurden und werden. Es gibt hier einzelne Kommentatoren, die Hunderte von kritischen Beiträgen gepostet haben, auf die ich – soweit sie sachlich blieben – auch immer wieder antwortete. Tausende auch kritischer Rückmeldungen und Vorschläge habe ich mir zu Herzen genommen.

Dass dennoch noch manche einfordern, ich solle gefälligst “mehr Kritik zulassen”, zeigt nur: Wie in allen anderen Medien auch hören die Machtspiele im Internet niemals auf. Und wer “Kritik” sagt, meint damit bisweilen nur persönliche Angriffe und inszenierte Shitstorms.

Eine besondere Form der digitalen “Anerkennung” als Religionswissenschaftler durch die rechtsextreme Hass- und Prangerseite “Nürnberg 2.0”. Screenshot: Michael Blume

Blocken, löschen, blocken!

Meine abschließende Empfehlung ist also: Wenn Sie sich im Internet bewegen, setzen Sie klare Grenzen! Lassen Sie sich nicht trollen, mobben und beschimpfen, sondern blocken und löschen Sie auch reichlich!
Bedauerlicherweise werden Sie dabei auch manchmal unabsichtlich seriöse Gesprächspartner abweisen, die zum Beispiel unbewusst in einen Shitstorm gerieten. Und wer eine reale Person ist und nach einem Mißverständnis von mir entblockt werden möchte, kann sich einfach via blume-religionswissenschaft at email.de bei mir melden.

Aber vor allem auf Twitter und Facebook tummeln sich Abertausende Fake-Accounts gerade auch im Hinblick auf religiöse und ethnische “Identitäten”. Rechtsextreme Seiten wie “Reconquista Germanica” geben “Tagesbefehle” zur “digitalen Kriegsführung” aus und raten, dazu etwa jüdische, muslimische und weitere Fake-Identitäten anzulegen. Und auch andere spielen üble Identitäts-Spiele: Gerade erst flog eine jahrelange Fälschung der deutschen Historikerin Marie Sophie Hingst auf, die sich eine komplette, jüdische Vorfahrenliste erfunden und diese sogar in Yad Vashem eingereicht hatte, um maximale Aufmerksamkeit zu erlangen. Noch 2017 war sie mit ihrer fiktiven Identität beim Preis “Die Goldenen Blogger” als “Bloggerin des Jahres” ausgezeichnet worden. Und selbst die Berufsbezeichnung “Journalist” ist in Deutschland leider nicht geschützt und wird zunehmend von extremen Digitalaktivisten missbraucht.

Meine persönliche Faustregel lautet: Umso lauter jemand beansprucht, für “das Volk” oder “den Islam” zu sprechen, “das einzig wahre Russland” zu vertreten oder aufgrund von “jüdischen Vorfahren” nicht hinterfragt werden zu dürfen – umso mehr ist Vorsicht angeraten. Ach auf das massive Präsentieren nationaler und religiöser Symbole sowie auf extreme Digitalaktivisten reagiere ich zunehmend skeptisch. Wer in den Dialog mit der katholischen Kirche treten will, sollte lieber auf Akteure der echten, örtlichen Kirchengemeinde zugehen als auf selbsternannte “Superkatholiken” im Netz. Und wer digital angegriffen wird, sollte genau so reagieren wie bei Mobbing auf dem Schulhof auch: Laut auf den Angriff hinweisen, die Situation beenden, Hilfe holen. Trolling wirkt durch Einschüchterung und Vereinzelung und bricht zusammen, wenn Öffentlichkeit hergestellt wird.

Die digitale Welt ist großartig, aber sie wird leider noch massiv für Zwecke der Manipulation und auch des Hasses missbraucht. Es liegt an jeder und jedem von uns, wieviel wir uns davon bieten und in unser Leben hineinlassen wollen. Religionswissenschaft gehört in die digitale Öffentlichkeit, aber wir alle haben auch das Recht, uns zu schützen.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

21 Kommentare

  1. Nur drei kleine Anmerkungen :
    1.) Das Web löst die Menge -Es ist ja geradezu unglaublich, dass jeder darf und jeder überall mit seiner Nachricht ankommen könnte!-, so dass es zu “webtypischer Härte” kommen kann bis muss.
    Donald J. Trump ist womöglich das beste Beispiel, der sich nicht immer, dezent formuliert, präsidentiell verhält, sondern auch für diese Position ungewohnt austeilt, vgl. auch mit :
    -> https://twitter.com/realdonaldtrump/status/881281755017355264?lang=de (Trump hat so an anderer Stelle mehrfach wiederholt)
    2.) Beim Liberalismus (bei Ihnen derselbe Punkt – wie auch bei den Anmerkungen 1 und 3), auch die liberale Demokratie meinend, haben einige nicht den Eindruck, dass das Web hier, wie früher erhofft, stark erhofft, eigentlich war man sich hier sicher, sehr gut leistet.
    3.) ‘Blocken und löschen’ so viel gewollt wird, eben im Web, abär nie anderen hinterherjagen und personenspezifische Sperren zu errichten versuchen, das geht im Web nämlich “nicht wirklich”, und es ist möglich sich mit derartigen Versuchen selbst herabzusetzen.

    MFG + weiterhin viel Erfolg!
    Dr. Webbaer

    PS hierzu :
    Also so – ‘Die digitale Welt ist großartig, aber sie wird leider noch massiv für Zwecke der Manipulation und auch des Hasses missbraucht.’ ist es nicht falsch formuliert, vorher war es nur nicht besser.
    Und Dr. W beömmelt sich gerade, bundesdeutsche Nachrichtenlage stets ein wenig scannend so :
    -> https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/akk-ueber-internet-regeln-moechte-wissen-wer-kommentiert,RSv6M9N (‘Ich möchte wissen, wer hinter solchen Kommentaren steckt.’ – also wohl die pflichtige Identifikation meinend, vgl. auch mit dem guten sogenannten Postident Verfahren, also so geht’s gerade nicht.
    Nur beispielhaft gefragt : Weiß jemand, wer “Rezo” eigentlich ist?
    Noch klarer wird’s dort, wo keine Liberale Demokratie vorliegt)

    • Lieber @Webbaer,

      ja, ich stimme Ihnen zu, dass die medialen Grundphänomene wie Verleumdungen, Fälschungen etc. auch schon früher bestanden. Nun werden sie jedoch beschleunigt und „demokratisiert“ – nicht mehr nur wenige Prominente, sondern Tausende, Hunderttausende sind betroffen.

      Gerade auch wegen der Aggressivität im Netz verstehe ich sehr gut, dass z.B. Sie lieber unter Pseudonym (und mit „unechtem“ Doktortitel) kommentieren. Gleichzeitig untergräbt das massenhafte Auftreten von Fake- und Mehrfach-Accounts das mediale Vertrauen weiter. Die einst beliebte Rubrik der Online-Abstimmungen ist entsprechend längst als nicht-repräsentativ und fälschungsanfällig in Verruf geraten.

      Wir leben in Zeiten der Medienrevolution, voller Licht und voller Schatten…

  2. Lieber Herr Dr. Michael Blume, so ist es :

    Lieber @Webbaer,
    ja, ich stimme Ihnen zu, dass die medialen Grundphänomene wie Verleumdungen, Fälschungen etc. auch schon früher bestanden. Nun werden sie jedoch beschleunigt und „demokratisiert“ – nicht mehr nur wenige Prominente, sondern Tausende, Hunderttausende sind betroffen.

    Die gemeinte Prominenz ist sozusagen weniger einsam geworden – es kann im Web auch jederzeit mal “einer um die Ecke kommen” und der ist dann auf einmal prominenter als gewohnte Prominenz. – “Rezo”, das aktuelle “Kaninchen” kann anderen “Kaninchen” Fressraum wegnehmen und hat dies bereits so bestätigt.
    Insofern scheint es angeraten bei diesem Spiel, bei dieser Demokratisierung der allgemeinen Meinungsäußerung, die teils auch eine Ochlokratisierung sein kann oder direkte Gefährdung der Demokratie, mitzumachen. (Bei der direkten Demokratiegefährung erst recht!)
    Selbstverständlich auf einem gewissen Niveau und sich selbst nicht (indirekt) herabsetzend.
    Wobei die Alternative darin besteht einfach nur solide Meinung oder wissenschaftliche Arbeit beizubringen, dies geht weiterhin, bringt aber meist keine (nimmer?) öffentliche Aufmerksamkeit, die denjenigen mit “solider Meinung oder wissenschaftlicher Arbeit” aber zusteht.
    So dass im Web ein gewisser Zwang besteht hier mitzumachen.

    Das Web funktioniert nicht so, im aufklärerischen Sinne und wie von Dr. W einstmals erhofft, dass sich das kommuniziert Bessere nur durchsetzt.

    MFG
    Dr. Webbaer (der weiterhin nichts gegen die ihm zustehende Anrede hätte)

  3. Andererseits – wurde gerade von das-nettz.de auf Facebook geblockt: sie brachten einen Artikel über Philip Zimbardos neuere Experimente und eine darauf aufbauende Helden-im-Alltag-Bewegung, ich fand das eine problematische Bestätigung des Heldenbegriffes und brachte dagegen etwas Frankfurter Schule, der Moderator meinte, das sei nicht das Thema, ich sagte, es müsse doch zur Kritik eines Ansatz ein anderer Ansatz erwähnt werden dürfen. Okay, ich verwendete dabei die Formulierung, “Ihr seid mir aber Positivisten aka ‘Helden der Forschung'”.
    Ich glaube, dieses Blocken wird die Sache auch nicht lösen. Zwar trifft man auch die Richtigen, aber vielleicht auch häufiger die Falschen. Und dann gibt es eben keinen demokratischen Diskurs mehr. Ich jedenfalls werde nie wieder mit #ichbinhier zusammenarbeiten. Die sind für mich gestorben.
    Überhaupt ist meine Beobachtung, dass gar nicht mehr diskutiert wird. Sicherlich oft, weil viele eben ihren Autoritarismus, Rassismus und Antisemitismus nicht von Dritten aufgedeckt sehen möchten (und möglicherweise ihn alleine tatsächlich nicht erkennen), aber ebenso häufig aus stiller Angst heraus, als Störenfried wahrgenommen zu werden, der dann die Rolle dieses Dritten einnähme. Und schließlich, weil man glaubt, dieser bestimmte Dritte übertreibe. Das Ganze pendelt sich also in einer stillen Mitte ein, und ja die ist grabesstill, und gerade nicht von z.B. einem lebhaften Liberalismus gekennzeichnet.

    • Ja, @Christoph Wagenseil – wer ein paar Mal schlechte Erfahrungen gemacht hat, wird schneller löschen und blocken. Auf ihren eigenen Seiten wie „PI-News“ machen es die „Kulturkrieger“ ja längst vor.

      So bildet das Internet eben immer weniger einen Raum offener Diskussion, sondern einen Raum zerstörten Vertrauens und digital-„sozialer“ Radikalisierungen. Hier ein gut dokumentiertes, aktuelles Beispiel aus dem Bereich Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und Homophobie, die bereits global Metastasen bildende „Atomwaffen Division“: :-/
      https://m.spiegel.de/politik/ausland/neonazi-zelle-atomwaffen-division-das-hass-netzwerk-a-1225341.html

      Beklemmend gut aufgeklärt von SPIEGEL Online…

  4. MB,
    heute ist Pfingstmontag, der Tag des Geistes. Und das bedeutet, Sie sollen bloggen, sie müssen bloggen, wenn sie Ihren Auftrag ernst nehmen .
    Mit dieser Einstellung stoppen Sie jedes Unbill und versenken es . Haben Sie Mut und Vertrauen,niemand kann Ihre gute Laune stören und Ihren Optimismus mindern.
    Mit dem Geist der Aufklärung und gepanzert mit Überzeugung und mit der notwendigen Toleranz setzen Sie Zeichen.
    Sie haben mehr Befürworter als Sie ahnen.

    • Vielen Dank, @bote19, auch für die Ermutigung! 🤗👍

      Tatsächlich sehe ich ja die – sehr erfreulichen – Zugriffszahlen und werde auch oft auf Blog, Radio- und Fernsehbeiträge sowie Bücher angesprochen. Ich kann oft selbst nicht glauben, wie viele Menschen bereits erreicht und angeregt wurden – und weiterhin werden! 😳🤔🥰

      Sachliche Kritik begrüße ich dabei und den bösartigen Troll-Gegenwind nehme ich als Auszeichnung. 😁🌷🇪🇺

      Ihnen eine gute Woche! 🖖

  5. Lieber Michael,
    entschuldige, ich war eben etwas in Eile, ich hatte es auf Twitter schon gesagt, aber auch nochmal an dieser Stelle ein großes Dankeschön für die Namensnennung!

    Und sicherlich wollte ich nicht Deine strategischen Hinweise kritisieren, ich praktiziere es ja selbst nicht anders bzw. nehme Deine Hinweise dankbar auf! (Übrigens auch den zur sog. “Atomwaffendivision”, neulich kam ich da, auch für uns Religionswissenschaftler*innen interessant, über den Wikipedia-Artikel bei “Einige AWD-Mitglieder sind Anhänger der Order of Nine Angles” zu wiederum dessen Artikel, und war angesichts der Aktualisierungen seit meinem letzten Besuch baff).

    Mir ging es eher um die Mitteilung der Beobachtung, also was vielleicht ist, nicht wie es sein sollte.

    Herzliche Grüße

    • Lieber Christoph,

      vielen Dank und keine Sorge – Dein Kommentar kam bei mir als völlig konstruktiv und weiterführend an. Du hast ja selbst als bloggender Religionswissenschaftler schon heftige Erfahrungen machen müssen…

      Alles Liebe, Dir eine gute Woche! 🌷📚🌈

  6. Geschätzter Kommentator @DrWebbaer,

    Nur am Rande:

    Weiß jemand, wer “Rezo” eigentlich ist?

    Ja, leider. Rezo hat den Fehler gemacht, irgendwo anzumerken, bei dem, was derzeit an Drohungen bei ihm einlaufe, sei er froh, nicht mit Klarnamen unterwegs zu sein. Womit die Blödzeitung wußte, womit sie ihn ärgern können, und prompt Klarname und Adresse veröffentlicht hat.

    Mit leider vorhersehbarem Ergebnis.
    🙁

  7. Zur Atomwaffen-Division: Die ploppt gerade in diesen Tagen auch in Deutschland auf. In Frankfurt wurden an der Uni Flugblätter mit diesem Namen verstreut, in Köln-Mülheim, wo der NSU-Nagelbombenanschlag auf der Keupstrasse sich gerade wieder jährt, sind Briefe mit Hakenkreuz an alle Muslime in Briefkästen geworfen worden mit der Aufforderung, zu verschwinden. 🙁

  8. @ Kommentatorenfreund ‘Alubehüteter’ :

    “Rezo” ist allerdings ein Grenzfall, er gibt gleich im Impressum seines YouTube-Channels ein Wirtschaftsunternehmen als für den Inhalt verantwortlich an.
    Es ist dort für Kunden möglich Kampagnen, auch mit “Rezo”, zu buchen bzw. im Austausch mit dem Kunden, der ebenfalls ein Unternehmen der Wirtschaft ist, zu entwickeln und umzusetzen.
    Dieser Sachverhalt ist womöglich nicht allen bekannt.

    Ansonsten, klar, wenn “Rezo” nur “Rezo” bleiben will, als Künstlername sozusagen, muss ihm nicht nachgeforscht werden; danke für die Info, also die BILD…

    MFG
    Dr. Webbaer (der jetzt nicht bei BILD (Eigenschreibweise) nachgeguckt hat, den es nicht sonderlich interessiert, wie “Rezos” Identität ist – er wird schon beizeiten selbst erkennen, dass er eine öffentliche Person (geworden) ist)

  9. @Rechtsradikalismus

    Das Internet bietet jedem, der Schreiben kann, eine Plattform, an der öffentlichen Diskussion teilzunehmen. Radio, Fernsehen und Printmedien haben früher sehr zuverlässig manche Meinungen und Standpunkte weggefiltert. Da gab es höchstens mal Bücher, naja, und vielleicht die Bildzeitung.

    Angesichts der Vielfalt der Verschwörungsmythen, die hier anscheinend fröhlich die Runde machen, frage ich mich, wieso die denn erfunden werden, warum hier so viel Unfrieden ausgebreitet wird.

    Kann es denn sein, dass die Mythen nur bei den vielen Menschen auf fruchtbaren Boden fallen, die mit ihrer Situation sehr unzufrieden sind und nicht mehr weiter wissen? Und hier einfach nur die Gelegenheit gnadenlos ausgenutzt wird um Wirbel, Umsatz und vielleicht auch etwas Politik damit zu machen?

    Oder führt hier die Leistungsgesellschaft die ganze Zeit tatsächlich Krieg gegen Leistungsschwache und vor allem gegen Leistungsunwillige? Und die Betroffenen befinden sich schon seit Jahren sowieso mitten in dem Krieg, den die Arbeitsämter gegen sie führen? Wenn man das jetzt paranoid verarbeitet, ist man ganz schnell bei eben diesen grassierenden Verschwörungsmythen.

    Ich gehe davon aus, das hier einfach nur rücksichtslos die Wirtschaft gefördert wird, und die Leistungsschwachen eben auf der Strecke dabei bleiben. Und ich würde mir sehr wünschen, wenn hier mal Vernunft Einzug halte würde, und man mal uns Leistungsschwache endlich wenigstens in Ruhe lassen würde. Es ist schon schlimm genug, wenn man keine vernünftige Arbeit bekommt.

    Dann auch noch darum bangen zu müssen, dass man von der Arge schikaniert wird, oder mit einem Wohnungsmarkt leben zu müssen, der auch Aufgrund des Zuzugs von Ausländern immer schwieriger wird, das ist wirklich viel.

    Dementsprechend haben die Rechtsradikalen in Deutschland da Zulauf, wo es viel Arbeitslosigkeit gibt, und auch Europaweit gerade da, wo die Wirtschaft gar nicht gut läuft. Das liegt nicht daran, dass in den entsprechenden Gegenden die Leute nicht leistungsstark genug sind, dass sind vor allem abgelegene Gegenden, die sich als Unternehmensstandort weniger eignen.

    Aber ständig müssen sich die Bewohner da anhören, dass sie eben leistungsfähiger werden müssen, und bereit sein müssen, für weniger Geld zu arbeiten.

    Konkret wünsche ich mir hier mehr Alternativen zur Erwerbsarbeit – und vor allem, dass in der ohnehin schwierigen Situation die Arbeitsämter das am besten sogar fördern. Bei Menschen, die eben längst kaum konkurrenzfähig sind, aber auch bei jungen Menschen, die davon bedroht sind. In den Hauptschulen sollte man sicherheitshalber auch lernen, ohne Arbeitsplatz klarzukommen, indem man lernt, sich auch selbst beschäftigen zu können.

    Vielleicht ist eine grüne Politik ja in der Lage, hier die Situation der Menschen zu verbessern. Wenn ich mir vorstelle, dass mehr in schnelle und sichere Radwege investiert wird und deutlich weniger in schwere teure Autos, werden hier auch Arbeitsplätze wegfallen – gerade in den Gegenden, wo sowieso zuviele Menschen hingezogen sind und dort den Wohnungsmarkt belasten. Wenn im Gegenzug innerhalb von vielleicht 15 Jahren Biologischer Landbau flächendeckend Pflicht wird, werden auf dem Land viele neue Arbeitsplätze entstehen. Genau da, wo jetzt die Häuser leerstehen, und die Leute auf der Suche nach weniger qualifizierten Arbeitsplätzen sind.

    Das könnte dann auch das Problem mit der Rechtsradikalität reduzieren, zumindest in Deutschland. Wenn denn meine Theorie stimmt, dass das an der Lebenssituation der Menschen liegt, dass die für die Verschwörungsmythen anfällig werden. Mehr Radwege, wenige Autos und Biologischer Landbau sind gleichzeitig aus Sicht des Klima- und Umweltschutzes eine gute Lösung.

    In China wird einfach das Internet vom Staat so scharf kontrolliert, das solche Verschwörungsmythen wie hier komplett unterdrückt würden. Eine digitale Wüste, wo nur Loblieder auf das System erlaubt sind, diese Lösung des Problems wünsche ich mir nicht.

    Da lobe ich mir auch eine inhaltliche Auseinandersetzung, wie sie hier in diesem Blog geführt wird.

  10. @Wertes Kommentatorenurgestein Dr. Webber

    “Rezo” ist allerdings ein Grenzfall, er gibt gleich im Impressum seines YouTube-Channels ein Wirtschaftsunternehmen als für den Inhalt verantwortlich an.

    Mir leuchtet nicht ein, was hier grenzwertig, fragwürdig sein soll.

    Rezo ist ein professioneller YouTuber. Einer, der, alleine oder mit Freunden, Faxen vor laufender Handycam macht und das dann auf YouTube einstellt; und zwar macht er es derart gekonnt – alleine von der Technik her; Tonqualität, Beleuchtung usw. –, daß er unter anderem auch davon leben kann (neben Musikprojekten/ irgendwas mit Medien). Werbung wird eingeblendet, er macht auch „Schleichwerbung“. Das war von Anfang an kein Geheimnis.

    Und er hat von Anfang an behauptet, mit speziell diesem Video verdiene er keinen Cent. Die YouTube-Werbung hat er abgeschaltet („demonetarisiert“). Im Gegenteil,, sagt er, er habe noch seinen Mitarbeiter TJ für Recherche wie gewohnt bezahlt.

    Und da sehen ich bei allen Verdächtigungen inzwischen sogar von der FAZ kein auch nur Indiz, daß dem nicht so sei. Uschi Glas und Heiner Lauterbach werben offen für die CDU, Rezo dagegen. Wobei man natürlich argumentieren kann, daß sein Marktwert nach dem Video zumindest vorübergehend ein völlig neu zu bewertender ist. Deswegen zu unterstellen, er habe das Video zumindest nicht in erster Linie aus Überzeugung, sondern für das Geld, den Fame gemacht, halte ich derzeit für noch nicht mal mit Indizien belegt. Von daher uninteressante Nebendiskussion.

  11. Wenn ein Angestellter / Subunternehmer / Partner eines bekannten Unternehmens ein derart aufwendig produziertes Video “raushaut”, die Kosten womöglich im niedrigen fünfstelligen Euro-Bereich, Kommentatorenfreund ‘Alubehüteter’, dann liegt wirtschaftliche Handlung vor.
    So etwas also :

    Und er hat von Anfang an behauptet, mit speziell diesem Video verdiene er keinen Cent. Die YouTube-Werbung hat er abgeschaltet („demonetarisiert“). Im Gegenteil,, sagt er, er habe noch seinen Mitarbeiter TJ für Recherche wie gewohnt bezahlt.

    +

    Deswegen zu unterstellen, er habe das Video zumindest nicht in erster Linie aus Überzeugung, sondern für das Geld, den Fame [Hervorhebung von Dr. Webbaer übernommen] gemacht, halte ich derzeit für noch nicht mal mit Indizien belegt. Von daher uninteressante Nebendiskussion. [Zitate jeweils von Kommentatorenfreund ‘Alubehüteter’]

    …kann auch auf besondere Abgefeimtheit hindeuten, gerade die freiwillige sog. Demonetarisierung bei YouTube.

    Sie müssen in solchen Fällen andersherum denken, es sind ‘Indizien’ dafür zu erbringen, dass “Rezo” sozusagen eine Privathandlung vorgenommen hat, nicht andersherum, in diesem Fall : besondere.
    Das “Rezo”-Video, das auch stark beworben worden ist, war ja sozusagen ein politischer Anschlag und für die EU-Wahlen bundesdeutsch äußerst wirksam.
    Der Auftraggeber / Kunde von TUBE ONE (Eigenschreibweise) / “Ströer” wäre von Interesse.

    Dr. W erkennt bezahlte Agitation mit seiner gut ausgeprägten Nase, andere müssen besser werden,
    MFG
    Dr. Webbaer

  12. @ Geschätzter Kommentatorenfreund Dr. Webbaer,

    Selbst wenn es „bezahlte Agitation“ wäre, wofür im Lande der Unschuldsvermutung noch der Beweis zu erbringen ist (und offenkundig ist da viel gesucht worden), wäre es immer noch ein Meisterstück. Bezahlung macht seine Argumentation ja noch nicht falsch und schließt auch nicht aus, daß das Projekt zudem mit Rezos persönlichen Überzeugungen übereinstimmt.

    (Wobei ich die Kosten nicht so hoch – fünfstellig – einschätze. Das Equipment hat er ja. Kostenfaktor ist lediglich (Arbeits-)Zeit.)

    Aber ich glaube kaum, daß eine Marketingagentur der Grünen auf so eine Idee, einen solchen Überraschungsangriff käme. Zukünftig ja, bei zukünftigen Wählen werden wir mehr von so etwas sehen.

    Ich finde stets erst in zweiter Linie interessant, wer Botschaften überbringt. Haben die Russen Hillary Clintons E-Mail-Server gehackt? Das Zentrum für politische Schönheit das Strache-Video gedreht? Interessant ist doch zuallererst: Sind die E-Mails echt, und wollte Strache wirklich Österreich verkaufen? Hält Deutschland das Pariser Klimaabkommen ein oder nicht? Welchen Unterschied macht es in der Sache, ob Rezo bezahlt worden ist oder aus eigener Überzeugung handelt? Zumal das Eine das Andere ja nicht ausschließt?

  13. Noch eine Anmerkung zu Dr. Webbaers

    sozusagen ein politischer Anschlag

    Asymmetrischer Wahlkampf: Man verzeihe mir den Kraftausdruck, aber die Spatzen scheißen zurück auf die Kanonen. Wenn man die YouTuber so mit dem schweren Geschütz Artikel 13 politisiert und ihnen so demonstriert, daß aus Merkels Wahlkampfdialog mit namhaften YouTubern eben keineswegs Aufgeschlossenheit und ehrliches Interesse sprach, sondern nur der Mißbrauch derer von den Etablierten nicht mehr erreichten und angesprochenen Reichweiten, wenn bei der EU-Verwertungsrechte-Novelle nur Geschäftsmodelle der Vergangenheit gerettet werden im Interesse der Springer- und Bertelsmann-Lobbys, und zwar auf Kosten der Möglichkeiten, die die jungen Pioniere gerade erschließen („Neuland“), dann kommt eben sowas von sowas.

  14. @ Kommentatorenfreund ‘Alubehüteter’ :

    Es ist aus diesseitiger Sicht klar, dass es hier Puffer gibt, zwischen interessierten Kapitalgebern und der Umsetzung, TUBE ONE (Eigenschreibweise) / “Ströer” sind womöglich von einer NGO (hinter der wiederum andere stehen), die Sie ebenfalls mit Steuergeld unterstützen, als “Puffer”, beauftragt worden.
    So viel “Verschwörungstheorie” ist nicht dabei, eigentlich keine, “Rezo” hätte auch Nutella promovieren können, dem ist’s wohl egal, außer dass er wegen seinem Image auf der “guten” Seite zu stehen hat.

    Als solche nicht klar erkennbare Wahlwerbung liegt vor, Dr. W weiß gar nicht, wie die bundesdeutsche Gesetzeslage dazu steht.

    MFG
    Dr. Webbaer

  15. Dem sehr geschätzten Dr. Webbaer sei gesagt,

    daß die „TUBE ONE Networks GmbH“ in Bezug zu Rezo eher das ist, was früher (nicht ganz früher, die Beatles waren hier ab 1965 Pioniere) etwa eine namhafte Plattenvertriebsfirma für den Musikverlag einer Musikband war. Rezo ist keineswegs ein

    Angestellter / Subunternehmer / Partner

    dieses Unternehmens. TUBE ONE steht zu Rezos Firma eher in einem Verhältnis wie das ZDF zu Jan Böhmermanns Bildundtonfabrik: Ein Hauptauftraggeber und -abspielkanal, keineswegs aber der einzige für deren Produkte. So wie Böhmermann gewisse Tätigkeiten ausdrücklich außerhalb des ZDF wahrnimmt – die Spendensammelaktion für den Prozeß des Chefs „Team Umvolkung“ Claus Reisch –, so agiert Rezo auch unabhängig von TUBE ONE und keineswegs nur in deren Auftrag.

    Was nicht ausschließt, daß über diesen Kanal dennoch Geld geflossen sein könnte. Da Rezo allerdings genau das wiederholt bestritten hat, hätte ein solcher Geldfluß, so er denn nachgewiesen werden könnte, nicht nur einen einfachen erheblichen Verlust von Rezos street creditability zur Folge, sondern einen noch drastischeren desselben, da wir hier gegebenenfalls von Steuerhinterziehung redeten.

    Ausführlicher zu begründen, warum Rezo zumindest nicht nur eine Rolle spielt, sondern zutiefst überzeugt ist von dem, was er hier macht – was eine Bezahlung nicht ausschließt –, finde ich erst später die Zeit zu. Rezo bespielt zwar das Genre der YouTube-Influencer, dies allerdings ausweislich seiner u.a. oben verlinkten Tweets als gelernter Hacker.

  16. Wen die Geschichte mit Rezo interessiert, dem sei sein vorläufig einziger Auftritt im Fernsehen in Böhmermanns “Neo Magazin Royale” anempfohlen. Böhmermann hätte durchaus auch großes journalistisches Talent, wenn er mehr daraus machen würde. Aber offenkundig sieht er sich mehr als YouTuber für die Ü40-Generation.

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