Do something! Demokratisierung als Fantasiearbeit mit generativer KI-Kunst

Weil zwei unserer Kinder diesen Sommer wichtige Weichen für ihr Leben stellen, habe ich entschieden, diesen Urlaub daheim zu bleiben und eine Bitte des Patmos-Verlages für eine Neuauflage von “Verschwörungsmythen” zu erfüllen. Weil damit erfreulicherweise auch mehr Lesezeit verbunden ist, habe ich mir drei Bücher zu wichtigen Themen meines Lebens gegönnt, die ich im Folgenden je kurz vorstellen möchte.

Unter einem mit Textmarkern bearbeiteten Band von "Verschwörungsmythen" liegen von links nach rechts "The Making of Original Dungeons & Dragons 1970 - 1977", "Raus aus der Autokratie" mit Katja Diehl und "KI-Kunst" mit dem Merzmensch Vladimir Alexeev auf einem Glastisch.Für Lesezeit zwischen der Neufassung von “Verschwörungsmythen” gönne ich mir “The Making of Original Dungeons & Dragons 1970 – 1977”, “Raus aus der Autokratie” mit Katja Diehl und “KI-Kunst” mit dem Merzmensch Vladimir Alexeev. Foto: Michael Blume

Und, klar, ich blogge hier und diskutiere auf Mastodon – derzeit kann ich beides sogar mal ganztägig tun! Falls Sie also Lust haben, auf eine etwas längere Reise mitzukommen…

“The Making of Original Dungeons and Dragons 1970 – 1977” von Wizards of the Coast

…ist ein riesiger und schwerer Band, der farbige Nachdrucke der ersten Schreibmaschinen- und Stift-gefertigten Ausgaben des bislang größten Fantasy-Rollenspiels enthält. Und ich kann schon jetzt sagen, dass es (für mich) unfassbar faszinierende Funde für hoffentlich viele künftige Stunden und Texte enthält!

Ich entdeckte “Das Schwarze Auge” (DSA) im Alter von 12 Jahren – und wurde, nach einer Phase des unsicheren Zögerns -, dann ein sogenannter Dungeon Master (DM, deutsch: Spielleiter) für mehrere Ausgaben von Dungeons & Dragons sowie für Shadowrun. Die Tabletop-Pen-and-Paper-Games (deutsch: Tischgruppenspiele mit Stiften, Papier und Würfeln) und fantastische Buchreihen wie Drachenlanze, Perry Rhodan und Drizzt Do’Urden milderten meine sozialen Ängste und Sprachschwierigkeiten, stärkten meine Fantasie und Teamfähigkeiten und befähigten mich zum crossmedial aktiven Basisdemokraten, Religions- und Politikwissenschaftler und schließlich Solarpunk, der ich heute bin und sein darf.

Ich lernte: Für die eigene und gemeinsame Fantasy muss niemand viel Geld ausgeben. Menschen haben Lust an der Mit-Schöpfung, an wachsendem Verständnis für uns selbst und für andere und damit an der “Mit-Arbeit am Mythos”!

Dr. Michael Blume strahlt mit RPG-Fantasy-Spielmaterial für einen Fachartikel "Mitarbeit am Mythos" beim Boardgame Historian und für eine Podcast-Folge bei Ungeheuer vernünftig.Strahle für einen Fachartikel beim Boardgame Historian und für die Podcaster von “Ungeheuer vernünftig”. Foto: Michael Blume

Allerdings unterlief mir im Alter von 15 Jahren auch ein lehrreicher Fehler: Nachdem eine DnD-Spielergruppe (“Party”) in einer Kampagne mehrere Schlachten gegen Orks – wenn auch mit eigenen Verlusten – gewonnen hatte, konfrontierte ich sie mit einem Dorf, in dem auch Ork-Frauen und -Kinder lebten. Ich hatte einfach noch keine psychologische oder gar philosophische Ahnung davon, dass auf den infantilen, egozentrischen Relativismus erst eine Phase des juvenilen, feindseligen Gut-Böse-Dualismus folgt bis einige Menschen bereit sind, zum adulten, dialogischen Monismus voranzuschreiten. Dabei war auch mir als Arbeiterkind damals “Star Wars” sehr viel näher als das damals auf mich noch akademisch-elitär wirkende “Star Trek” von Gene Roddenberry (1921 – 1991). Auch ich selbst brauchte doch Zeit.

Konkret: Ich hatte mit meinen eigenen Ideen die Gruppe überfordert, die sich eine dualistische Hack-&-Slay-Monsterschlachten-Kampagne nicht durch das Verstehen fremder Völker und Kulturen und also “schlechtes Gewissen” zerstören lassen wollten. Wir mussten unterbrechen und eine Freundin sagte es mir direkt: “Du hast heute einigen den Spaß kaputt gemacht!”

Zwar ging es nach langen Diskussionen doch weiter, aber die Lektion hatte gesessen.

Ein Ork mit Axt sitzt mit geschlossenen Augen auf einer Wiese und es ist nicht klar, ob er sich freut oder träumt. Im Gegenüber spielt eine zarte Elfe mit zwei Kindern und einer magischen Seifenblase.

“Post-dualistischer Ork mit Elfenfamilie”, Michael Blume mit Leonardo.AI, 21.08.2024

Ich lernte so auf die harte Tour, dass ein guter Spielleiter nicht wie ein politisch korrekter Oberlehrer auftreten darf, sondern ein wirklich interessierter Dialogpartner sein soll. Gerade auch meinen linkeren Freundinnen und Freunden versuche ich immer wieder zu vermitteln, dass jede gelingende Demokratie auch auf der Balance progressiver und konservativer Stimmen basiert. Der Volksmund hat hier Recht: Gras wächst nicht schneller, wenn mensch daran zieht! Nicht nur Wählerinnen und Wähler reagieren mit Reaktanz und Ablehnung auf empfundene Belehrungen und Arroganz “von oben herab” – was Rechtsdualisten wie Donald Trump oder Viktor Orban längst massiv und digital für sich ausnutzen.

Und siehe da: Mit Geduld und Dialog ging es dann doch voran und bald wimmelte es auch in unserer Party von Halb-Orks, Völkerfreundschaften und spannenden, interkulturellen Allianzen, gar Liebesgeschichten. Fantasy-Rollenspiele basieren auf gemeinschaftlicher Fantasiearbeit und haben das Potential, Menschen spielerisch zum reflektierten, dialogischen Monismus zu führen.

“Raus aus der Autokratie. Rein in die Mobilität für morgen” von Katja Diehl

Mit drei Kindern ist in heutigen Vorstädten ein Auto notwendig, doch verzichtete ich viele Jahre zugunsten von Familie und Geldbeutel auf ein eigenes. Doch dann verschlechterte sich die Qualität unseres ÖPNV in der Region Stuttgart immer weiter und ich verspätete mich mehrfach die Woche auf dem Hin- oder Rückweg zur Arbeit – in einer Zeit, in der ich ohnehin massiv Überstunden zu leisten hatte. Nach meinen Beobachtungen im Irak 2015/2016 zu den Folgen fossiler Gewaltenergien für die Mitwelt und Mitmenschen hatte ich mir jedoch geschworen, nie wieder einen Verbrennungsmotor zu erwerben und fahre also seit 2017 elektrisch und solar.

Der weiße Renault Zoe von Dr. Michael Blume aus dem Jahr 2017 auf einem grün umstellten Kita-Parkplatz in Filderstadt.

Gegen alle fossilen “Warnungen” seit siebeneinhalb Jahren (!) ein treuer und zuverlässiger Begleiter – (m)ein weißer Renault Zoe. Foto: Michael Blume 

Die Aktivistin, Autorin und Podcasterin Katja Diehl kämpft jedoch crossmedial für eine Welt jenseits der “Autokratie”, also der Vorherrschaft des Autoverkehrs. Da sich in meinem Bekannten- und Freundeskreis sowohl begeisterte Fans wie auch erbitterte Gegnerinnen von ihr befinden, war ich als dialogischer Monist selbstverständlich an direkter Info interessiert – und habe ihr Buch gelesen. Zur Transparenz: Während ich mir die beiden anderen Bücher gekauft habe, hat mir die Autorin ein Exemplar von “Autokratie” zusenden lassen.

Und ich kann also nur versichern, dass auch in diesem Buch nicht Autofahrende pauschal angegriffen oder sogar mit Enteignung bedroht werden. Katja Diehl präsentiert vielmehr eigene Fantasiearbeit, indem sie durchaus mutig und kontrovers vorschlägt, doch mal die Architektur unserer Städte aus den Augen eines kleineren Kindes zu betrachten. Haben wir unsere Straßen und Orte wirklich primär für Menschen gebaut – oder doch eher für Blechlawinen? Welche Automengen ließen sich durch eine bessere Architektur, vor allem aber durch einen stärkeren ÖPNV einsparen? Mit welchen Tricks arbeiten fossile Lobbyisten gegen Lösungen, die doch teilweise in anderen Städten schon funktionieren?

Nirgendwo in diesem Buch fordert Katja Diehl ein Verbot oder gar eine Enteignung und sie macht auch nicht Menschen verantwortlich, die Autos brauchen. Sondern sie fragt, ob wir Mobilität nicht auch anders denken sollten. Wer ein wenig Offenheit in sich hat, wird durch dieses Buch nicht von einem Dualismus in den anderen konvertiert, sondern die eigenen Perspektiven auf Mobilität, Architektur und Stadtplanung erweitern. Zu Recht, denn auch in der Verkehrspolitik brauchen wir mehr Wissen, Fantasie und Dialog – nicht weniger!

“KI-Kunst” vom Merzmensch (Vladimir Alexeev)

Und damit kommen wir auch zum letzten Buch und Thema, mit dem ich – leider – auch manchen Engagierten auf Mastodon auf die Nerven gehe: KI-Kunst.

Sie fragen, m.E. durchaus mit Recht: Ist generative KI insbesondere zur Bilderstellung nicht einfach nur organisierte Urheberrechtsverletzung an “echten” Künstlerinnen und Künstlern? Kann KI denn überhaupt “kreativ” sein? Und was ist mit den hohen Kosten an Energie und Wasser?

Einige wenige gehen jedoch von diesen berechtigten Fragen vorschnell zu einer arroganten Verdammung von jenen von uns über, die generative KI sehr gerne nutzen.

In seinem brillanten Buch “KI-Kunst” zeigt Alexeev auf, dass die Debatten um “eigentliche Kunst” sowie um Urheberschaft und -recht schon bei der allerersten “computergenerierten Kunst” von 1962 auftraten: Statt einen Fehldruck des IBM 7094 mit zufälligen Linien wegzuwerfen, entdeckte der anwesende Computerforscher A. Michael Noll darin eine neue Form der Kreativität, beantragte durchaus provokant Patentschutz und kuratierte die erste Ausstellung von “Computerkunst” bereits 1965.

Auch der Autor Alexeev stellt Computer- und später KI-generierte Kunstwerke vor und betont, dass diese durch “Zusammenarbeit” entstünde: Es blieben Menschen, die Probleme etwa um Programme und Trainingsdaten besser oder schlechter lösen, Prompts eingeben, Bilder kuratieren (auswählen), deuten und in Geschichten, ja Präsentationen und Ausstellungen einbetten. Auch angesichts der Fotografie sei bereits im 19. Jahrhundert “die Malerei” für “tot” erklärt und die Technologie als “ihr Todfeind” bezeichnet worden (S. 47). Mit dem großen Umberto Eco (1932 – 2016) schon 1969 fordert auch Alexeev, dass “Forscher und Künstler […] nicht mehr die Schaffung von Objekten, sondern die aktive Teilnahme fördern” sollten (S. 66). Durch Computer und KI könnten heute auch Menschen an der Erschaffung künstlerischer Produkte mitwirken, die über Jahrtausende davon ausgeschlossen waren. “Die Kunst demokratisiert sich.” (S. 66)

Eine Gruppe junger Fantasy-Rollenspieler sitzt um einen Tisch und berät über je eine grafische Darstellung einer mittelalterlichen Kampf- oder einer utopischen Solarpunk-Szene.

“Was fantastisch und was Kunst ist, verhandelt jede Generation neu – dialogisch, aber auch in Abgrenzung vom Kanon der Altvorderen”, Michael Blume mit Leonardo.AI, 21.08.2024

Und genau das ist auch meine Meinung: Wie der Buchdruck, wie die teure Gemäldestaffel, wie Filme, dann Stifte, Papier und Würfel sind nun auch Computer und KI-Anwendungen Werkzeuge der Fantasiearbeit. Selbstverständlich wurden und werden sie missbraucht – was doch gerade dafür spricht, möglichst viele Menschen medienpraktisch und medienethisch zu befähigen, wie es beispielhaft Elisabeth Krüger in der Seniorenarbeit leistet.

Auch ich als gelernter Finanzkaufmann wurde nicht gefragt, ob mir der fossile BitCoin zusagt (tut er nicht) – sondern habe u.a. mit dem BWL-Professor Inan Ince darüber diskutiert, ob und wie wir damit umgehen sollen. Medientechnologien lassen sich kaum verbieten – und dass die islamische Welt vom 15. bis ins 19. Jahrhundert den Buchdruck arabischer Lettern untersagte, erwies sich als bis heute nachwirkende Katastrophe.

Und im Gegensatz zum längst etablierten Streaming und Online-Gaming, die noch sehr viel mehr Energie und Wasser verbrauchen, lädt gerade auch vergleichende, generative KI zum konstruktiv-kritischen Mitschöpfen, zu stärker selbstbestimmten Dialog und Fantasiearbeit ein! Ich kann keine Urheberrechtsverletzung darin erkennen, dass täglich mehr KI-Crawler über diesen Blog gehen und aus dem Vorgefundenen neue Inhalte zu den Prompts von Interessierten schöpfen. Mir wird dadurch nichts genommen, denn auch ich betrachte mit Elinor Ostrom Wissen und Ästhetik als öffentliche und gerne zu mehrende Güter.

Von mir daher ein sehr bewusstes, technologieoffenes Solarpunk-Ja zu generativer KI – auch wenn dies möglicherweise bedeutet, sich bei einigen unbeliebt zu machen.

Fazit: Fantasiearbeit und “Do something!”

Mir ist als Evolutionär zwischen Progressiven und Konservativen völlig klar, dass Veränderungen immer auch schmerzhaft sind, Reaktanz hervorrufen und idealerweise Menschen und Gesellschaften nicht überfordern sollten. Und wenn die Fotografie auch nicht zum “Todfeind” der Malerei wurde, so hat sie doch zahlreiche Arbeitsplätze vernichtet, bevor dann wiederum die Digitalfotografie wiederum Foto-Arbeitsplätze kostete. Auch Zeitungen, die ich in meiner Jugend noch ausgetragen habe, gibt es nicht mehr – und das Online-Banking hat auch meinen Ausbildungsberuf eines Finanzassistenten tief erschüttert. Doch angesichts immer neuer Technologien und Medienrevolutionen sehe ich es als unsere Solarpunk-Aufgabe, konstruktiv und hoffnungsfroh für eine bessere, post-fossile Zukunft zu wirken, statt sich in idealisierten Vergangenheiten einzurichten.

Klar ist: Mittelalterliche Fantasien sind ja auch deswegen so beliebt, weil sie vermeintlich übersichtlich sind und gut (wie weiß-goldene Elfen) und böse (wie grün-schwarze Orks) schon am Äußeren markieren. Star Wars ist erst einmal leichter zugänglich als Star Trek. Ich respektiere, ja feiere all das für Kinder und Jugendliche, meine aber, dass wir als Erwachsene eine Verantwortung erhalten, den Relativismus und feindseligen Dualismus durchgespielt zu haben und schließlich hinter uns zu lassen.

Eine Rollenspielerin blickt inmitten von Büchern, Papier und Würfeln von einem aufgeklärten Solarpunk-Setting zurück auf eine dualistische Raumschlacht im Star Wars-Stil.

“Klar sind dystopische Raumschlachten mit der Zerstörung ganzer Planeten dualistisch-spannender als jede Solarpunk-Mitwelt. Aber das bedeutet nicht, dass wir beim Leichteren steckenbleiben müssen”, Michael Blume mit Leonardo.AI, 21.08.2024

Heute zögere ich nicht mehr, psychologische, kulturgeschichtliche und philosophische Erkenntnisse zu verbinden und zu sagen: Der infantile, egozentrische Relativismus steht für die “neutrale” Gesinnung, der juvenile, feindselige Dualismus für die “böse” und erst der adulte, dialogische Monismus eröffnet den Weg zum “Guten”. Wir bekommen und haben eine intellektuelle, emotionale und charakterliche Wahl, die wir durch gemeinsames Spielen, Lernen, Diskutieren trainieren dürfen und sollen. Denn eher früher oder später kommen die Momente im Leben aller Demokratinnen und Demokraten und erst Recht aller Solarpunks, in denen wir erkennen, dass wir jederzeit etwas ändern können – beginnend bei uns selbst. Michelle Obama hat es gerade in einer mitreißenden Rede zum Parteitag der US-Demokraten in Chicago in nur zwei Sätzen formuliert: “Hope is making a Comeback – Do something!” 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

19 Kommentare

  1. Danke sehr Herr Blume,

    Das sie immer wieder auch eine Lanze für die Phantastik brechen!
    Wenn man Probleme in einen Fiktionalen Raum erhebt, scheint es einfacher diese dann auch in der realen Welt zu bewältigen.
    Vielleicht ähnlich mit dem aktiven (luiziden?) Träumen. Man lernt außerhalb der Realität und kann sie doch in dieser umsetzen, weil es dem Hirn egal ist, ob es real erfühlt oder eingebildet ist.

    Danke für ihre spannenden Posts.

    • Vielen Dank und ein starkes Ja, @Berthold Foster – so sehe ich das auch! Sehr viele Befunde gerade auch der Religionswissenschaft und interdisziplinären Evolutionsforschung deuten darauf hin, dass es für Menschen und Menschengruppen seit Langem von Vorteil war, auf der Basis von Sprache gemeinsame, fantastische Welten erschaffen zu können. So konnten an Lagerfeuern und in Höhlen unterschiedliche Traditionen, Rollen und Identitäten ausgehandelt, Bedrohungen vorab “durchgespielt” und das Miteinander mit Mitmenschen und mythischen Wesen (sog. überempirischen Akteuren) gefestigt werden. Vgl. dazu etwa eine Sendung von Quarks & Co. zur Evolution von Religion hier:

      https://www.youtube.com/watch?v=Iy9J9ddelVw

      Wenn ich heute sehe, wie fantastische Welten und Wesen beispielsweise der griechischen Mythologie einerseits via Percy Jackson zu neuen Buch-, Film- und Spielerfolgen werden und andererseits über Theros in “Magic the Gathering” bis zu Dungeons & Dragons wandern, dann wird für mich klar, dass keine Rede von einem Tod der Fantastik sein kann. Nehmen wir die tolkienschen Buch-, Film- und Spielwelten dazu, die Marvel Avengers, die Star Wars Mandalorianer usw. – dann wird doch deutlich, dass gerade auch junge Menschen noch nie so viel Zeit in imaginären Welten und mit Mythen verbracht haben wie Heutige. Zur Mythentheorie von Tolkien habe ich sogar mal ein Radiostück produzieren dürfen:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-christliche-mythentheorie-von-j-r-r-tolkien-als-radiobeitrag-evangelium-fantasy/

      Und mit diesem interdisziplinären Zugang bin ich auch längst nicht mehr alleine: Der süddeutsche Religionswissenschaftler Dr. Jan Wysocki hat neulich auch seine Doktorarbeit über die Darstellung von Gottheiten in Videospielen als “Apotheose der Populärkultur” publiziert. Sehr lesenswert, auch in der methodologischen Selbstreflektion!

      Damit mich niemand falsch versteht: Keineswegs finde ich jede Form von Fantastik, jeden Film, jedes Buch und Spiel gleich gut und sehe insbesondere die wachsende Ausbeutung von Fantastik durch Shareholder-Value getriebene Megakonzerne kritisch. Wo jedoch immer mehr Menschen zum Mitmachen und “Mitschöpfen” motiviert werden, findet eine Demokratisierung von Fantasiearbeit und, ja, auch Kunst statt. Und das begeistert mich und gibt mir Solarpunk-Hoffnung im Gegenüber zu einer fossil verhärteten und kriselnden Welt.

  2. Spielen fördert das soziale Miteinander, die Kreativität, das logische Denken, die Merkfähigkeit.
    Ich selbst spiele seit meiner Kindheit mit Begeisterung Gesellschaftsspiele aller Art. Ich spiele immer noch täglich (inzwischen digital) und einmal in der Woche mit meiner Nachbarin das wunderbare Spiel ,Carcassonne‘. Über viele Jahre hinweg habe ich mit Kolleginnen in einer Doppelkopf-Runde gespielt.
    Meine Enkelkinder fordern mich häufig mit Memory heraus, da habe ich gar keine Chance.
    Fantasy-Spiele, wie sie hier beschrieben werden, habe ich leider nie gespielt.
    Die Seniorinnen und Senioren spielen bei uns im Verein jede Woche Gesellschaftsspiele und einmal im Monat Schach. Außerdem kann man zweimal im Monat an einem Gedächtnistraining teilnehmen, auch dort wird gespielt.
    Wenn man Spielen mit Freude und Lachen verbindet, dann tut man viel für die geistige Gesundheit.

    Die Verkehrswende, die bei uns politisch brutal verhindert wird, betrachte ich mit großer Besorgnis. Mit Bewunderung blicke ich auf die anderen Ländern in Europa, in denen es ein Tempolimit gibt, in denen Städte schon extrem gute Verkehrskonzepte umsetzen und deren Innenstädte zunehmend autofrei werden.
    Ich habe mir im vergangenen Jahr ein kleines, gebrauchtes Elektroauto gekauft, weil ich ein Zeichen setzen wollte. Leider gibt es bisher keine Nachahmer in meiner Altersgruppe und auch nicht bei den jüngeren.
    Ohne Anreize und ohne Infrastruktur, so dass auch Menschen in Mietwohnungen sich für ein E-Auto begeistern könnten, wird es bei uns schwierig werden, den Verbrenner abzulösen.
    Meine private Situation ist günstig, so ist es mir möglich, mit meinem Sohn CarSharing zu machen, das Laden des Autos übernimmt er.
    Eine Versicherung fällt weg, die Steuer fällt weg, das Laden ist sehr viel günstiger als das Tanken, wir sparen 1500 € im Jahr und fahren 12.000 km, der Verbrauch liegt bei 14 kWh/100 km. So wird sich im Laufe der Zeit die etwas zu teure Anschaffung doch gelohnt haben.

    Kunst/Bilder durch KI gestalten zu lassen ist eine logische Entwicklung. Wenn man bedenkt, wie viele digitale Möglichkeiten es gibt, Kunstwerke zu kopieren, zu entfremden und neu zu gestalten, dann wird sich KI-Kunst nicht aufhalten lassen und sollte es auch nicht.
    Ich beschreibe mal mein eigenes Beispiel:
    Ich war in der Ausstellung von Caspar David Friedrich in Hamburg und konnte aufgrund der Menschenmassen mir nicht jedes Bild entspannt anschauen. Zu Hause habe ich dann den digitalen Rundgang, der im Internet zur Verfügung stand, aufgesucht, und sehr viele Screenshots gemacht. Ich besitze jetzt also mein privates digitales Fotoalbum, das ich natürlich nicht veröffentlichen darf, mit sehr vielen Bildern, die ich leider nicht im Original sehen konnte, und kann mich daran erfreuen. Ich habe mir keinen Kunst-Band gekauft, der wieder im Bücherregal steht und den meine Kinder garantiert nicht erben wollen. Über die digitalen Möglichkeiten, Bilder zu bearbeiten oder über Screenshots aus dem Internet zu privatisieren, will ich hier nicht weiter eingehen.
    Auch die digitale Bildbearbeitung ist bei uns Seniorinnen und Senioren außerordentlich beliebt. Kunst und KI wollen wir noch lernen.

    • Oh, vielen lieben Dank, @Elisabeth K.!

      In allen drei Themenfeldern sprichst Du mir post-fossil aus dem Herzen. So halte ich unser in Deutschland oft noch fossil verhärtetes Denken nicht nur für ärgerlich, sondern auch für gefährlich. Beim Israeltag im Mai rief ich vor Hunderten über den Stuttgarter Schlossplatz:

      “Es geht auch, aber nicht nur um den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Schon jetzt werden immer größere Regionen des eurasischen Gürtels unbewohnbar, können die arabischen Nachbarstaaten ohne die Wasserlieferungen aus Israel überhaupt nicht mehr bestehen! Sagen wir es deutlich: Die Zerstörung unseres Verbündeten Israel würde auch das Ende für Millionen arabischer Menschen bedeuten!

      Vor allem aber bitte ich Sie, uns zu begreifen, dass kein Militär der Welt gegen Terroristen siegen kann, solange wir selbst diese fossil weiterfinanzieren!

      Wer weiterhin meint, sich einen dicken SUV-Verbrenner in die Garage stellen zu können, finanziert unseren Feinden ein Maschinengewehr samt Munition. Und wer weiterhin gegen jede Kerosinsteuer, jede Solaranlage und gegen jedes Windrad agitiert, ist kein ehrlicher Freund des israelischen und des ukrainischen Volkes und übrigens auch nicht der fossil unterdrückten Russen, Araberinnen und Iranerinnen. Niemand kann gleich alles verändern – auch ich nicht -, aber wer sich reaktant jeder Einsparung fossiler Gewaltenergien widersetzt, lädt Blut auf seine Hände.”

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/endlich-glaubwuerdig-gegen-den-fossil-finanzierten-antisemitismus-einstehen-meine-rede-zum-heutigen-israeltag-2024/

      Demokratie bedeutet, unter Achtung der Menschenwürde immer mehr Menschen mitbe-stimmen zu lassen, damit die Welt anders wird, als sie bisher war!

      Angeregt durch Deinen Kommentar habe ich gerade Perplexity.ai eine Solarpunk-Frage vorgelegt: “Welche Vorteile brachten die Evolution von Spielen und Fantasie der Menschheit?”

      Die Antwort ist m.E. wissenschaftlich überzeugend und sehr stark:

      Die Evolution von Spielen und Fantasie hat der Menschheit zahlreiche Vorteile gebracht, die sowohl das individuelle Lernen als auch das soziale Miteinander und die kulturelle Entwicklung betreffen.

      ## Vorteile der Evolution von Spielen

      **1. Lernen und Anpassung:**
      Spielen ist ein grundlegendes Verhaltensmuster, das in der Evolution tief verankert ist. Es ermöglicht sowohl Tieren als auch Menschen, ihre Umgebung zu erkunden und wichtige Fähigkeiten zu erlernen.
      Durch das Spiel erweitern Individuen ihr Verhaltensrepertoire, was ihnen hilft, sich auf unerwartete Situationen vorzubereiten und kreative Lösungen zu finden[2][4].

      **2. Soziale Kompetenz und Beziehungen:**
      Spielverhalten fördert die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und den Aufbau von Beziehungen.
      Tiere, die in sozialen Gruppen leben, spielen oft auch im Erwachsenenalter weiter, um soziale Bindungen zu pflegen und Konflikte spielerisch zu lösen[2].

      **3. Gesundheit und Wohlbefinden:**
      Spielen trägt zur psychischen Gesundheit bei, indem es Stress reduziert und Freude bereitet.
      Ein Mangel an Verspieltheit kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, wie z.B. Depressionen[2].

      ## Vorteile der Evolution von Fantasie

      **1. Kognitive Entwicklung:**
      Fantasie spielt eine entscheidende Rolle in der kognitiven Entwicklung von Kindern.
      Sie hilft ihnen, die Realität zu verstehen und komplexe Konzepte zu erfassen. Kinder mit einer ausgeprägten Fantasie können besser Empathie entwickeln und sich in andere hineinversetzen[3][6].

      **2. Kreativität und Problemlösung:**
      Fantasie fördert kreatives Denken und die Fähigkeit, innovative Lösungen für Probleme zu finden.
      Sie ermöglicht es Menschen, über die Grenzen der Realität hinauszudenken und neue Ideen zu entwickeln[3].

      **3. Kulturelle und gesellschaftliche Reflexion:**
      Durch Fantasie und fiktive Geschichten können Menschen gesellschaftliche Normen und Werte hinterfragen und neue Perspektiven gewinnen.
      Literatur und Kunst, die auf Fantasie basieren, regen oft zum Nachdenken über die eigene Welt und deren Verbesserung an[3][6].

      Insgesamt haben die Evolution von Spielen und Fantasie der Menschheit geholfen, sich besser an ihre Umgebung anzupassen, soziale Strukturen zu entwickeln und kulturelle Errungenschaften zu schaffen. Diese Fähigkeiten sind essenziell für das Überleben und das Gedeihen der menschlichen Spezies.

      Citations:
      [1] https://www.augsburger-allgemeine.de/wissenschaft/Wissenschaft-Evolution-brachte-dem-Menschen-nicht-nur-Vorteile-id24085831.html
      [2] https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2024/01/spielend-gluecklich-die-ueberlebenswichtige-rolle-des-spiels-in-der-evolution
      [3] https://www.spektrum.de/news/wie-fantasie-kindern-beim-lernen-hilft/1431798
      [4] https://draussenkinder.info/draussenspiel-was/evolution/
      [5] https://www.icaat-medsektion.net/fileadmin/user_upload/pdf/Rosslenbroich_Spiel_2014.pdf
      [6] https://www.kumon.de/blog/wie-lesen-die-fantasie-von-kindern-anregt-und-warum-es-wichtig-ist/
      [7] https://www.spiegel.de/spiegel/zukunft-des-menschen-yuval-noah-harari-ueber-den-homo-deus-a-1139641.html
      [8] https://www.ludologie.de/blog/artikel/news/warum-spielen-menschen/

  3. Schön, dass Sie zurzeit Muße für längere Blogeinträge haben. Die Denkweise für D&D-Gesinnung nehme ich mit. Auch ich habe im RPG viele gesellschaftliche Erfahrungen gemacht und suche dort immer wieder den dialogischen Monismus für Problemlösungen. Und da es ein Spiel ist, kann damit experimentiert werden. Wo sind die Grenzen? Wann greife ich doch zur Klinge statt zum Wort?

    Das aktuelle Katja Diehl Buch finde ich auch inspirierend. Es hat meinen Blick auf Mobilität verändert.

    • Vielen Dank, @Hui Haunebuh!

      Diesen Sommer habe ich v.a. aus familiären Gründen den “inneren Reisen” Vorzug vor weiten Entfernungen gegeben. Das entspricht ja durchaus auch dem klimabewussten Solarpunk! 🙂

      Und, ja, ohne Fantasie und Spiel, aber auch ohne Grenzen und Klingen gäbe es bis heute keine Demokratie! Vor genau 500 Jahren erhoben sich hier im süddeutschen Raum Bauernschaften und forderten zunehmend korrupte Adelige und verkrustete Kirchenfürsten heraus. Im Ergebnis der Bauernkriege kam es zu furchtbaren Massakern, es bildeten sich jedoch auch reformatorische und föderale Traditionen, die bis heute gerade im EUSALP-Alpenraum wirksam sind, vgl.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-alpenraum-medienthese-kit-vortrag-und-studienbrief/

      Gerade erst vorgestern habe ich dazu den packenden Artikel “Wider iren aignen herrn” im aktuellen Spektrum Geschichte gelesen:

      https://www.spektrum.de/pdf/seevoelker-spektrum-geschichte-4-2024/2182116

      Perplexity.ai zu den Bauernkriegen vor 500 Jahren:

      Der Bauernkrieg von 1524 bis 1526 war eine bedeutende Erhebung der Bauern in Süddeutschland und anderen Teilen des Heiligen Römischen Reiches. Die Ursachen für den Krieg lagen in den sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Spannungen, die durch die Reformation und die zunehmende Unterdrückung der Bauern durch ihre Landesherren und die Kirche verstärkt wurden[1][4].

      ****Hintergrund und Ursachen****

      – **Soziale und wirtschaftliche Unterdrückung**: Die Bauern litten unter hohen Abgaben, Leibeigenschaft und mangelnder politischer Teilhabe. Sie mussten einen Großteil ihrer Erträge abgeben und durften ohne Erlaubnis ihrer Herren weder umziehen noch heiraten[5].
      – **Einfluss der Reformation**: Die Schriften von Martin Luther und anderen Reformatoren wurden von den Bauern als Unterstützung für ihre Forderungen nach Freiheit und Gerechtigkeit interpretiert, obwohl Luther selbst die Aufstände nicht befürwortete[4].

      ****Verlauf der Aufstände****

      – **Beginn der Erhebungen**: Die ersten Aufstände begannen 1524 in der Landgrafschaft Stühlingen im südlichen Schwarzwald und breiteten sich schnell über Süddeutschland, Tirol, die Steiermark, Franken und Thüringen aus[1][3].
      – **Militärische Aktionen**: Die Bauern bildeten sogenannte “Haufen” und zogen plündernd durch das Land. Sie stürmten Klöster und Burgen, wobei es zunächst keine Gewalt gegen Personen gab. Eine der ersten großen militärischen Aktionen war die Erstürmung von Weinsberg, wo alle Adligen und Reiter, die die Stadt verteidigten, getötet wurden[2][4].
      – **Schlachten und Niederlagen**: Eine der bedeutendsten Schlachten fand am 14. Mai 1525 in Frankenhausen statt, wo die Aufständischen unter Thomas Müntzer von einem Fürstenheer besiegt wurden[4].

      ****Folgen und Auswirkungen****

      – **Niederlage der Bauern**: Trotz anfänglicher Erfolge wurden die Aufstände bis Ende 1525 (in Österreich bis 1526) niedergeschlagen. Über 100.000 Bauern verloren ihr Leben, und viele Überlebende wurden geächtet oder grausam bestraft[1][5].
      – **Langfristige Auswirkungen**: Der Bauernkrieg führte zu keinen wesentlichen Verbesserungen der Lebensumstände der Bauern, hinterließ jedoch einen bleibenden Eindruck in der europäischen Geschichte als eine der ersten großen Revolten gegen die feudale Herrschaft[3].

      Der Bauernkrieg von 1524-1526 war somit ein bedeutendes Ereignis, das die sozialen und politischen Spannungen der damaligen Zeit widerspiegelte und die Herausforderungen der Bauern im Kampf gegen die herrschenden Mächte verdeutlichte.

      Citations:
      [1] https://www.kyffnet.de/Geschichte/Bauernkrieg/bauernkrieg.html
      [2] https://www.leo-bw.de/media/kgl_atlas/current/delivered/pdf/HABW_6_11.pdf
      [3] https://www.uni-hildesheim.de/fb1/institute/geschichte/erasmus-und-europagespraeche/europa-gespraeche/wintersemester-200809/der-deutsche-bauernkrieg-1525-im-kontext-europaeischer-antifeudaler-protestbewegungen/
      [4] https://www.planet-wissen.de/geschichte/neuzeit/der_bauernkrieg/index.html
      [5] https://taz.de/Geschichte-der-Bauernproteste/!5981308/

  4. Zum ersten Thema kann ich nur wenig beitragen. Ich habe das nie gespielt. Wir waren meistens draußen zum Spielen. Drinnen habe ich gelesen. Unsere Eltern haben mit uns Kindern keine Spiele gespielt. Fantasie habe und hatte ich dennoch, holte sie mir aber durch das Lesen. Mit meinen Kindern habe ich mehr Spiele gemacht.

    Zum Thema Nr. 2. Ich kenne bisher nur die Posts von Frau Diehl. Die fühlen sich häufig nach Bashing an. Was mich stört in Ihrer Rezension, ist die Fokussierung auf die Städte, die meistens einen guten ÖPNV haben. Auf dem Land sieht es schlecht aus. Ich fahre sehr selten in die Stadt (Stuttgart), weil mir der Stadtverkehr zu anstrengend ist.

    Thema Nr 3. KI Kunst.Ich nehme an, Sie halten mich für befangen, da K2 Kunst studiert. Über jedes seiner Kunstwerke freue ich mich. Talent, Fantasie, Kreativität, Umsetzung. Auch da steckt viel Arbeit und Hingabe drin.
    Es muss doch Platz für alle geben. KI Kunst gleichberechtigt neben dem, was wir bereits unter Kunst verstehen.

    Sie waren neulich in der Staatsgalerie. Mein K2 in Vorbereitung der Bachelorarbeit im Fach Kunst auch. Mittlerweile geht ein Besuch auch virtuell. Nachdem das möglich ist, sollte doch auch die Koexistenz zwischen KI Kunst und Kunst möglich sein.

    Aber es bleibt die Frage, ob ich befangen bin.

    • Vielen Dank, @Marie H. – gerne gehe ich auf Ihre Punkte dialogisch ein! 🙏📚👍

      Zum Spielen kann ich Ihnen nur zustimmen: Fantasy-Rollenspiele waren zu meiner Jugend auch in meiner Familie und Heimatgemeinde noch völlig unbekannt und trafen auf viele Vorbehalte. Es gab besorgte Elterngespräche, was es mit dem “Schwarzen Auge” auf sich habe, ob wir Gewalt und Magie verherrlichen oder gar in einen Satanismus abdriften würden (zumal ich damals noch nicht getauft und kein Kirchenmitglied war). Dass gerade auch der DnD-Entwickler Gary Gygax ein sogar sehr konservativer Christ gewesen war, war damals kaum und auch mir nicht bekannt – sondern ich gewann zögerlich, Person für Person, Freundinnen und Freunde für die gemeinsame Entdeckung der Fantasie. Und wenn wir uns heute treffen – gerade erst neulich eine Mitspielerin, die inzwischen in Neuseeland lebt -, dann erinnern wir uns super-gerne an diese gemeinsamen, jungen Jahre zurück. Unsere Kinder durften bereits – so wie Ihre – ohne Zwang mehr an Spielen und Fantastik ausprobieren, als es damals üblich war. Ich sehe das als Teil einer gesellschaftlichen Fantasiearbeit und Demokratisierung, ja eines kulturellen und psychologischen Fortschritts.

      Zu Katja Diehl kann ich zunächst nur sagen, dass sie ihr “Autokratie”-Buch auch einem christdemokratischen Blogger und bekennenden (Elektro-)Autofahrer zukommen ließ und dass ihre dort formulierten Gedanken post-fossil, aber keineswegs extrem oder gar menschenverachtend sind. Es ist ja ein oft diskutiertes Problem, dass komplexe Themen in digitalen Medien eher zugespitzt erlebt werden als in Gesprächen und Büchern.

      Und nochmal der Hinweis: Auch ich lebe nicht in einer Groß-, sondern in einer Vorstadt. Ich habe es jahrelang als hart arbeitender Familienvater mit 3 Kindern mit dem ÖPNV versucht und dann ein (Elektro-)Auto angeschafft, als die Bus- und Zugverspätungen bis hin zu immer mehr Ausfällen nicht mehr hinzunehmen waren. Der Fachkräftemangel und fehlende Investitionen in die ÖPNV-Infrastruktur haben auch mich zurück in die Automobilität gezwungen.

      Mir – und der Autorin Katja Diehl – geht es also nicht darum, jenen Menschen Autos wegzunehmen, die sie brauchen – sondern um einen besseren ÖPNV, damit weniger Menschen teure, fossile und Mitwelt-belastende Automobile brauchen. Dass die Verkehrs-Infrastruktur an immer mehr Stellen in unserem Land in einem schrecklichen Zustand ist, ist doch nicht die Schuld derjenigen, die darauf hinweisen. Und dass es gerade auch in einer föderalen Demokratie anders und sehr viel besser geht, habe ich gerade erst bei einem mehrtägigen Besuch in der Schweiz erlebt:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/davos-demokratie-dialoge-gegen-antisemitismus-und-fuer-juedisches-leben/

      Und zur KI-Kunst bin ich wiederum völlig bei Ihnen und glaube sogar, dass diese Ergänzung von klassischer Kunst und KI-Kunst bereits stattfindet. Wer selbst fotografiert, Bilder und Grafiken erstellt, wird doch ein oft sehr viel stärkeres Interesse an Kunst und Kunstgeschichte entwickeln! Wir hatten hier in Stuttgart etwa eine genialische, vorwiegend digitale Mitmach-Ausstellung “Monets Garten”, die Abertausende und auch meine Familie und mich für Claude Monet (1840 – 1926) begeisterte!

      https://museen.de/monets-garten-stuttgart.html

      Wie schon bei ihrer Schwester, der Religion, führt die Demokratisierung auch bei der Kunst nicht zu weniger, sondern zu mehr Begeisterung und auch nicht zu weniger, sondern zu mehr Investitionen. Umso mehr wir die menschliche Fantasie zur post-fossilen Einbeziehung von Menschen – statt wie bisher oft zu ihrem Ausschluss – nutzen, umso glücklicher und auch im nicht-materiellen Sinne “reicher” werden wir alle.

      Zum Schluss schrieben Sie: “Aber es bleibt die Frage, ob ich befangen bin”

      Ich denke, @Marie H., das sind wir alle. Auch ich bleibe trotz Wehrdienst und Finanzausbildung, trotz Studium und Doktortitel, trotz Ehe, Familie und Erfolgen im Beruf eben doch immer noch das um Zugehörigkeit und Respekt kämpfende Arbeiterkind, das diese Demokratie zugleich ehrt und für die post-fossile Zukunft erneuern will. In diesem Sinne bin und bleibe auch “ich befangen”. Doch als dialogischer Monist habe ich die Erfahrung gemacht und die Überzeugung errungen, dass wir auch uns selbst besser verstehen, wenn wir uns immer wieder neu darum bemühen, andere und auch Andersdenkende zu verstehen.

      Sie, @Marie H., leisten dazu auf diesem Blog schon seit Längerem überaus konstruktive und wertvolle Beiträge. Sie haben es auch innerlich weit gebracht und geben Gutes in die digitale Welt. Und das ist nicht wenig – es ist sogar mehr, als die meisten elitären Schnösel jemals zustande bringen werden!

      Herzlichen Dank Ihnen und gerne ein schönes und gesegnetes Wochenende auch mit Ihren Lieben! 🙂

      • Vielen Dank für die guten Wünsche, die ich gerne erwidere.

        Meine Kinder waren und sind Gamer und waren schon mehrfach auf der Gamescom. Wie Sie Ihre Anfänge beschreiben, brachte mich zum Schmunzeln. Die Reaktion der Erwachsenen kann ich mir gut vorstellen. Es gab ja auch mal eine Zeit, in der die sogenannten Ballerspiele in Verruf gerieten. Aber ich denke, dass es darauf ankommt, die Altersempfehlungen zu beachten.

        Was wir immer noch gerne spielen, sind Frage- und Antwortspiele, weil sie manchmal dazu führen, tiefer in ein Thema einzusteigen. Oder man muss herzlich lachen, wie beim Fränkischen Dialektquiz. Spielen verbindet.

        Zum Thema Kunst noch ein Nachtrag. Frauen wurden wie auch bei der Musik als Künstlerinnen nicht ernstgenommen. So wurde die Malerin Anna Dorothea Therbusch zum Ehrenmitglied der Académie des Arts in Stuttgart ernannt, lehren durfte sie 1761 noch nicht. Das hat sich für die Frauen glücklicherweise geändert, aber es hat lange gedauert.

        Danke für den spannenden und lehrreichen Dialog.

        • Der Dank ist ganz meinerseits, @Marie H.

          Wie schön, dass das Spielen bei Ihnen inzwischen fester Teil des Familienlebens werden konnte! Für nächstes Jahr haben wir hier auch schon über die Gamescom diskutiert, die jährliche ComicCon hier auf der Landesmesse besuchen wir seit Jahren gemeinsam! 🙂

          Auf Mastodon wüten jetzt einige, ich würde mit der Befürwortung von generativer KI “echte Kunst” entwerten. Sie haben diesen Blogpost mit der Debatte um Fotografie als “Todfeind der Malerei” ganz offensichtlich nicht gelesen…

          Ich danke Ihnen dafür, dass Sie immer wieder Stuttgarter Regionalgeschichte und Namen zu Musik und Kunst kommentieren. Mit Gerda Taro (1910 – 1937), geboren am 1. August 1910 zu Stuttgart als Gerta Pohorylle, erinnern wir ja auch einer zu Recht weltberühmten Fotokünstlerin mit einer Gedenkstätte. Habe einigen der Anti-KI-Reaktanten freundlich den Link zur Gedenkrede zur Verfügung gestellt:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wir-sind-fische-die-nicht-wissen-dass-sie-im-wasser-schwimmen-gedenkrede-fuer-gerda-taro/

          Gerade weil uns die Macht der Medien und die Macht der Demografie im Alltag meist verborgen bleibt, lösen diese beiden immer wieder heftige Gefühlsausbrüche aus. Mit weniger Reaktanz und Empörung sind Aufklärung und Dialog wohl noch nicht zu haben… 🙂

          • “Freiheit ist eine Angelegenheit, die nur funktionieren kann, wenn sich der Einzelne bewegt und sich in seine eigenen Angelegenheiten einmischt.”

            “Das Grundthema ist der Kampf um die Freiheit, und warum es so weit kommen konnte. Wie weit? Wir stehen an einer Wegscheide.”

            Ilko-Sascha Kowalczuk “Freiheitsschock”, 2024
            Zitate aus dem E-Book

            Ich finde nicht alles gut, aber der Grundgedanke ist für mich stimmig.

  5. @Hauptartikel

    „Ich kann keine Urheberrechtsverletzung darin erkennen, dass täglich mehr KI-Crawler über diesen Blog gehen und aus dem Vorgefundenen neue Inhalte zu den Prompts von Interessierten schöpfen. Mir wird dadurch nichts genommen, denn auch ich betrachte mit Elinor Ostrom Wissen und Ästhetik als öffentliche und gerne zu mehrende Güter.„

    Sehe ich auch so. Wenn man mit Kulturinhalten auch mal Geld verdienen kann, dann ist das keine schlechte Sache. Wenn man aber wirklich auch zum gesamten Diskurs was beitragen will, dann kann man es durchaus begrüßen, wenn es auch noch weiter die Runde macht, ohne dass man noch mehr Geld damit verdient.

    Und was man nun ins Netz stellt, da weiß man ja nun, dass das dann nicht nur gelesen, sondern auch kopiert und von KI ausgewertet wird. Das muss eigentlich jeder Autor selber entscheiden, ab wann er mit dem Verkauf z.B. seiner Bücher zufrieden sein kann, und seine Arbeit dann allgemeinfrei zur Verfügung stellt.

    Insbesondere gibt es ja auch jede Menge Text z.B. von Wissenschaftlern, die eigentlich sowieso von der Allgemeinheit finanziert werden. Da kann man dann sogar verlangen, das die Ergebnisse nicht hinter Paywalls versteckt bleiben.

    Und natürlich gibt es reichlich Text, nicht nur auf diesem Blog, der wirklich um der Diskussion willen geschrieben wird, und nirgends ein finanzieller Hintergrund eine Rolle spielt.

    Die freiwillige Arbeit an öffentlichen Gütern kann durchaus erfüllend sein, und kommt auch ohne jede finanzielle Perspektive aus.

    Mit klassischer Malerei oder etwa Lyrik versuchen sich schon immer hunderttausende Künstler hauptsächlich aus purer Lust an der Arbeit, ohne nennenswerte finanzielle Erfolge zu erzielen. Die werden mit Sicherheit sogar froh sein, wenn ihre Werke wenigstens ein wenig geteilt werden. Wer verdient mit Kunst denn wirklich sein Geld? Das sind nicht viele.

    Ich verwende gerne den Begriff Mikrokulturprozess, das umfasst alle Produktion und Interaktion, die insgesamt durch die Menschheit kursiert. Dazu gehört dann auch das Miteinander in der privaten Doppelkopfrunde, wenn dann zwischendurch z.B. kurz über den Ukrainekrieg gesprochen wird. Und selbst was man ganz für sich beim Spaziergang im Park so denkt, ist ein Teil vom Mikrokulturprozess.

    Es sieht so aus, dass die aktuellen LLMs mit ihren Zusammenfassungen wichtige Verbindungsarbeit leistet, die im Zweifelsfall mit einem quasi eingebauten dialogischem Monismus unterwegs ist. Diese KI kennt eben viele Seiten, Standpunkte und Perspektiven, und versucht zumindest, eine wirkliche Zusammenfassung zu leisten. Was wir wiederum leicht aufgreifen und für uns als Mensch noch mal weiter verarbeiten können.

    So gehört KI wie alle IT und alle analogen Medien fest zum Mikrokulturprozess dazu. Die wesentliche Basis sind aber wir Menschen. Und soweit wir als Menschen auch an Geisteswelten beteiligt sind, dann gehören diese zu dieser Basis auch noch dazu.

    Naja, und die restliche Natur lebt auch noch, und zumindest unsere Hunde und Katzen begleiten uns Menschen auf ihre Weise durchaus.

    • Danke & ja, @Tobias – KI-Anwendungen sind erst einmal auch nur Medientechnologien und also Werkzeuge wie der Buchdruck oder der Fotoapparat. Und auch dieser wurde, wie oben geschrieben, als „Todfeind der Malerei“ geschmäht, wogegen heute das Fotografieren nicht nur als Anerkennung von Kunst, sondern auch als eigene Kunstform anerkannt ist.

      Dass Menschen wieder und wieder die gleiche emotionale Abwehr von Neuem durchspielen, bevor sie es dann doch in ihren Alltag integrieren, ist m.E. vor allem psychologisch zu erklären. Es ist jedoch auch ein wenig gefährlich, da die Feinde von Demokratien neue Medientechnologien umgehend einsetzen, KI-Fakes beispielsweise bereits jetzt durch Donald Trump und Wladimir Putin bzw. durch russische Bots verteilt werden.

      Hier meine Gedenkrede für eine der weltweit ersten Fotografinnen, die Stuttgarterin, Jüdin, Antifaschistin, Kriegsberichterstatterin Gerda Taro (1910 – 1937):

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wir-sind-fische-die-nicht-wissen-dass-sie-im-wasser-schwimmen-gedenkrede-fuer-gerda-taro/

      Der Titel „Wir sind Fische, die nicht merken, dass sie im Wasser schwimmen“ verweist bereits direkt auf die verborgene Alltagswirkung von Medientechnologien.

  6. Vielen Dank für das Lesen und Rezensieren meines Buches! Ich freue mich, dass sich unsere Auffassung bezüglich KI-Anwendungen als Werkzeuge der Fantasiearbeit zusammentrifft. Am Ende ist der Mensch immernoch “in the loop”, auch wenn die eigenständige Geschichten, die uns KI-Modelle erzählen (bzw. die in unserer Wahrnehmung zu Geschichten werden) zu einem faszinierenden Phänomen neuer Kulturepoche gehören.

    Und ja, die Ablehnung gegenüber KI, die des öfteren unter dem Mäntelchen “Diebstahl des geistigen Eigentums” salonfähig gemacht werden, beruhen zumeist auf der anthropozentrischen Ablehung allein der Möglichkeit dessen, dass da jemand/etwas ausser Mensch zu Geschichten-Erzählen und neuen Ästhetiken fähig ist. Und über das Thema des “Diebstahls” haben bereits Post-Konstruktivisten genug geschrieben 🙂

    Daher – vielen Dank, freut mich sehr, Gleichgesinnte zu finden!

    • Der Dank ist ganz meinerseits, @Merzmensch!

      Ich habe Ihr Buch “KI-Kunst” mit großem Interesse und viel Zustimmung gelesen – und kann es allen ernsthaft Interessierten wirklich nur empfehlen.

      Auf diesem Blog, “Natur des Glaubens” werden verschiedene KI-Anwendungen bereits eingesetzt, dabei jedoch immer kenntlich gemacht. Dazu gehören auch erste Vergleiche, hier etwa von Gemini und Copilot zum Thema erneuerbare Friedensenergien:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/testvergleich-die-copilot-und-gemini-kien-zu-fossile-gewaltenergien-vs-erneuerbaren-friedensenergien/

      Als Hilfe zum Beantworten von Drunter-Kommentaren (Drukos) verwende ich derzeit besonders gerne Perplexity.ai, dessen Antwortqualität sich in beeindruckendem Tempo entwickelt.

      Zur Erstellung von KI-Grafiken verwende ich vor allem Leonardo.AI, was immer wieder auch zu kontroversen Debatten vor allem auch auf Mastodon führt. Hier geht es beispielsweise zu bewusst pointierten Grafik-Entwürfen rund um die technologieoffene Solarpunk-Bewegung:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gegen-wen-und-was-rebelliert-der-post-fossile-solarpunk/

      Nun aber Ihnen einfach Dank für Ihre mutige und inspirierende Arbeit und besonders Ihr Buch, das mich ermutigt hat, gegenüber der Reaktanz zur KI-Medienrevolution nicht einzuknicken. Nicht obwohl, sondern gerade weil mächtige Medientechnologien missbraucht werden können und missbraucht werden, braucht es eine aktive und kreative Szene der Anwendungen, Diskussionen und Reflektionen. Kunst kann hier eine besondere Chance für Erkundung und Orientierung der neuen Potentiale und unserer Menschlichkeit sein.

      Ihnen alles Gute und hoffentlich auch mal im RL! 🙂

  7. Bevor wir ein Urteil fällen, sollten wir erst einmal überlegen, wie man Kunst definieren kann. Was unterscheidet sie von Kitsch, Kunsthandwerk, Gebrauchskunst usw.? Welche Kriterien sollten wir anlegen?
    Ein wichtiges Kriterium ist für mich, dass Kunst niemals affirmativ ist, sondern immer Bestehendes transzendiert.

    • @Martin Grohmann & @all

      Aus meiner Sicht hat Kunst zur (selbst-)kritischen Fantasiearbeit anzuregen, da sehe ich Berührungspunkte zu “immer Bestehendes transzendieren”.

      Insofern halte ich exkludierende Ansätze für problematisch, die anderen Menschen ihr Kunstverständnis absprechen wollen – von der willkürlichen Unterscheidung zwischen E- und U-Musik über die Abwertung von Kunst angeblich “primitiver Völker” bis hin zum blanken Menschenhass und Antisemitismus im NS-Begriff der “entarteten Kunst”. Kunst ist, was von Menschen in künstlerischer Absicht gestaltet und in Diskursen reflektiert wird. Für mich ist daher völlig klar, dass “KI-Kunst” bereits jetzt auch Kunst hervorbringt und als Thema von enormer Bedeutung ist.

      Auch in den Bereichen Filme & Gaming erlebe ich in der Generation meiner Kinder enorme Aufbrüche von Selbstwirksamkeit, wenn nicht nur Spiele wie gerade “Black Myth: Wukong” unter ästhetischen, kulturellen und historischen Aspekten diskutiert werden, wenn Filmszenen etwa aus “Dune” in immer neuen Auslegungen präsentiert und gedeutet werden, wenn etwa in “Minecraft” ganze Welten gestaltet werden. Die Zeit, die gerade auch junge Menschen in Film- und Gaming-Kunstwelten verbringen, dürfte jene in Museen und Galerien um ein zigfaches übersteigen. Ich sage nicht, dass all dies gleich Kunst sei – aber sehr wohl, dass einer ganzen, internationalen Generation genau so Kunst begegnet. Und die KI-Medienrevolution hat ja erst begonnen und auch die Verschränkung mit dem Gaming steht erst am Anfang. Die Erstellung, Präsentation und Reflektion von Bildern und Videos ist aber längst voll im Gange!

      Gerne möchte ich dazu abschließend noch einmal den @Merzmensch in seinem historisch und inhaltlich überzeugenden Buch “KI-Kunst” zitieren, S. 66 – 67:

      “Die Kunst demokratisiert sich. Die Schnittmenge von Technologie und Kreativität ermöglicht den Künstler*innen neue narrative Wege, neue Ästhetiken, neue kreative Prozesse. Die Teilhabe an der Weltkultur wächst. Künstler*innen inspirieren ihr Publikum, das zu neuen Künstler*innen wird. Die aktive schöpferische Partizipation geht voran. [..] Und so erleben wir als Zuschauer*innen und direkt Beteiligte den Aufbruch in das neue Zeitalter. Das Zeitalter der kreativen Zusammenarbeit von Mensch und Maschine.”

      Danke allen, die sich mit mir und uns für KI-Anwendungen technologie- und kulturoffen interessieren!

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