Die Apple-Fernsehserie Foundation nach den Romanen von Isaac Asimov

Der russisch-amerikanische Biochemiker Isaac Asimov (1922 – 1990) wird zu den “großen Drei” der Science-Fiction-Literatur des 20. Jahrhunderts gezählt. Er schrieb über 500 Bücher (überwiegend Sachbücher), über 1600 Essays und Abertausende Briefe.

Auch ich entdeckte ihn nach Perry Rhodan, liebte Asimovs Science-Fiction-Texte und verwende bis heute – ziemlich beeindruckt – seinen Doppelband über die Bibel. Denn obwohl selbst nichtreligiös, setzte sich der in eine jüdische Familie geborene Asimov immer wieder fair mit Judentum und Christentum auseinander. Seine tiefen Kenntnisse über Geschichte und Mythologien prägten seinen Erfolg als Autor.

Buchcover von "Asimov's Guide to the Bible" von Isaac Asimov.Obwohl selbst nichtreligiös, schrieb Isaac Asimov auch mehrere Bücher über die Bibel. Foto: Michael Blume

Obwohl Asimov über ein starkes Selbstbewusstsein verfügte, nahm er später aber auch die wachsende Kritik an seinen oft stereotypen und frauenfeindlichen Schilderungen zur Kenntnis. In einem Brief vom 8. April 1985 schrieb er:

“I am a limited human being. In the fiction I have written, I have not only played down women, I have virtually no blacks as characters, no Orientals, no Frenchman, no Englishmen, no foreigners, no Jews, no priests, no rabbis, no farmers, no larboring men. My stories deal almost entirely with white American intellectual males – which is all I know about.”

Aus: “Yours, Isaac Asimov. A Lifetime of Letters” von Stanley Asimov (Hrsg.), Doubleday 1995, S. 13

In deutscher Übersetzung:

“Ich bin ein begrenzter Mensch. In der Fiktion, die ich geschrieben habe, habe ich nicht nur Frauen heruntergespielt, ich habe praktisch keine Schwarzen als Charaktere, keine Orientalen, keine Franzosen, keine Engländer, keine Ausländer, keine Juden, keine Priester, keine Rabbiner, keine Bauern, keine arbeitenden Männer. Meine Geschichten handeln fast ausschließlich von weißen amerikanischen intellektuellen Männern – das ist alles, was ich kenne.”

Umso mehr möchte ich würdigen, dass die “Foundation”-Fernsehserie von 2021 um Längen besser geworden ist als die Buchreihe!

David Samuel Goyer und Josh Friedman gelang – auch durch die Einbeziehung von Asimovs Tochter Robyn – eine gelungen vielfältige Besetzung mit Lou Llobell als Gaal Dornick, die packende Erzählung der sog. Asimovschen Psychohistorik mit Jared Harris als Hari Seldon und wirklich geniale Ideen wie die “Genetische Dynastie” mit den einander ersetzenden Cleon-Klonen Morgen, Mittag und Abend.

Tatsächlich hatte mich die Serie so sehr gefesselt, dass ich auch in den dazugehörigen Apple-“Foundation”-Podcast immer wieder reinhörte. Aus meiner Sicht wurde hier am Werk von Asimov gezeigt, dass eine crossmediale Digitalisierung einen Text auch enorm verbessern kann.

 

 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

20 Kommentare

  1. @ Blume

    “Umso mehr möchte ich würdigen, dass die “Foundation”-Fernsehserie von 2021 um Längen besser geworden ist als die Buchreihe!”

    Tja, über Geschmack kann man nicht streiten. Bei mir ist es umgekehrt.
    Bücher erstklassig, Serie geht so.

    • Klar, @Hirsch. Ich bin ja auch selbst ein begeisterter Buch-Mensch, habe aber gelernt zu akzeptieren, dass jedes Medium (wie auch der Film und darin wiederum die Serie) nach eigenen Gesetzen funktioniert.

      Auf Mastodon hat gerade jemand gepostet, dass Isaac Asimov eben das neue Genre SciFi durch schiere Masse definieren konnte und Anliegen wie starke Frauencharaktere erst später hinzukamen. Immerhin nahm er sich ja täglich Zeit für Briefe und hatte also auch eine dialogische Seite.

      Und wenn die Serie samt Podcast dazu führt, dass ein paar Menschen mehr auch die Bücher von Asimov (wieder-)entdecken, dann träfe dies wohl unser beider Geschmack! 👅 🎥 📚 😻

      • Foundation hab ich mir erstmals so ca mit 14 Jahren aus dem Regal vom Papa geholt. Die zwei bisher ausgestrahlten Staffeln fand ich ganz gut, finde aber auch, dass das an die Bücher nicht heran reicht. Bei dem Buch bzw. den Büchern fand ich es gerade charmant, dass dort auch ein bisschen die Zeit gespiegelt wird, in der es geschrieben wurde. Die Leute rauchen ständig und alles ins atombetrieben und so….

        Ziemlich gut bzw. brutal gut (und nochmal ein anderes Medium) fand ich auch die neu aufgelegte und in drei Teile gepackte Hörbuchversion auf Audible. Hatte ich mir in Vorbereitung auf die Serie nochmal reingezogen.

        Etwas anders aber auch eine Space-Opera zum mit der Zunge schnalzen: Der Revelation Space Zyklus und die Nebenromane von Alastair Reynolds. Ich wünschte das würde sich zB mal Peter Jackson vorknöpfen für eine Netflix-Serie. Aber nicht so luschig wie die so lalala Verfilmung des Three Body Problems von Liu Cixin. Die Triologie gibts auch fantastische eingelesen als Hörbücher und hat mich umgehauen.

        • Danke, @muLmSauGer

          Bin da in ganz vielem bei Ihnen, aber mir haben sowohl die Bücher von Liu Cixin wie auch die Verfilmung des “Three Body Problem” sehr zugesagt. Weil ich mich jedoch nicht verzetteln mag, werde ich es hier auf dem Blog vorerst bei Perry Rhodan und Isaac Asimov belassen müssen…

      • @ Blume

        Nun ja, starke Frauencharaktere waren zumindest vereinzelt bei Asimov schon dabei, z.B. die geniale Roboterpsychologin Dr. Susan Calvin in den Robotergeschichten (1950?).

        Als “frauenfeindlich” habe ich die Bücher nicht empfunden.
        Aber es ist ja heutzutage offenbar en vogue, alles auf Teufel komm raus zu problematisieren.

        Und ja, es wäre erfreulich, wenn die Serie wenigstens ein paar Menschen dazu motiviert die Bücher zu lesen.

        • Ja, @Hirsch – erfolgreiche Werke ziehen naturgemäß auch immer Kritik auf sich. Und im Fall von Isaac Asimov gab es ja sogar Berichte über sexuelle Belästigungen gegenüber Frauen auf SF-Conventions, die heute jeden Autor die Karriere kosten könnten.

          Ich versuche, die Probleme und berechtigten Kritikpunkte nicht zu verschweigen und gleichzeitig doch die Werke auch im Kontext ihrer jeweiligen Zeit zu würdigen. So wurde ja auch der deutschsprachigen Perry Rhodan-Reihe, dem längsten Serienroman der Welt (!), vorgeworfen, “militaristisch”, “chauvinistisch” und “sexistisch” zu sein. Und gerade auch die treuesten Fans (m/w/d) erkennen durchaus an, dass die Serie durch Höhen und Tiefen gegangen ist und etwa auch durch die Einbeziehung von Autorinnen viel gewonnen hat.

          Statt eines Links dazu habe ich die KI-Copilot gerade mal einfach gefragt: “Wie bewertet Michael Blume die Entwicklung der Perry Rhodan-Serie?”

          Die Antwort finde ich ziemlich zutreffend:

          Dr. Michael Blume, ein vielseitiger Wissenschaftler und Blogger, hat sich auch mit der Perry Rhodan-Serie beschäftigt. Hier sind einige interessante Aspekte, die er in Bezug auf die Serie hervorgehoben hat:

          1. Kulturelle Leistung: Michael Blume hat die Idee vorgeschlagen, die kulturelle Leistung der Perry Rhodan-Serie offiziell zu würdigen. Als Regierungsvertreter setzt er sich dafür ein, dass die Serie als wichtiger Beitrag zur Science-Fiction-Literatur anerkannt wird¹.

          2. Podcast-Interview: In einem Podcast-Interview mit Radio Freies Ertrus sprach er über die Perry Rhodan-Heftroman-Serie. Dabei ging es um die Bedeutung der Serie, ihre Länge als längster Fortsetzungsroman der Menschheitsgeschichte und ihre Rolle in der Literatur⁴.

          3. Kostenfreies eBooklet: Anlässlich des Weltalphabetisierungstags veröffentlichte Dr. Michael Blume ein kostenfreies eBooklet mit dem Titel “Von Shem und Thor bis Rhodan und Ostrom”. Darin geht es um die Verbindung zwischen der Serie und dem Alphabetismus².

          Es ist interessant zu sehen, wie die Perry Rhodan-Serie nicht nur Science-Fiction-Fans, sondern auch Wissenschaftler und Kulturschaffende inspiriert. 😊¹²⁴

          Quelle: Unterhaltung mit Bing, 23.5.2024
          (1) RFES028 – Zu Gast bei RFE: Dr. Michael Blume – Radio Freies Ertrus. https://radio-freies-ertrus.de/2023/03/03/rfes028/.
          (2) Der Alphabet-Leuchtturm – Podcast-Interview für Perry Rhodan. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-alphabet-leuchtturm-des-aschkenasischen-japhetismus-podcast-interview-zu-und-fuer-perry-rhodan/.
          (3) Kostenfreies eBooklet zum Perry-Rhodan und Alphabetisierungstag. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mein-erstes-ebooklet-zum-weltalphabetisierungstag-perry-rhodan-erscheinungstag/.
          (4) Die neue Miniserie in einer Leseprobe | PERRY RHODAN. https://perry-rhodan.net/aktuelles/news/die-neue-miniserie-einer-leseprobe.

          • Hui, das ist ja sehr ausführliche und vor allem auch korrekte Antwort 🙂 Denn oftmals wird aktuellen KI bzw. LLM ja vorgeworfen, dass erst einmal falsche Antworten ausgegeben werden um den Fragenden als Korrektiv zu “provozieren”/aktivieren.

            Ja, das Thema Serien/Bücher immer im Kontext ihrer Zeit/Entstehungsgeschichte zu sehen begleitet auch uns im Perryversum. Hierüber hatten wir uns ja auch in unserem Interview wunderbar ausgetauscht. Wir haben uns daher dem Thema nochmals gewidmet, indem wir auf dem diesjährigen ColoniaCon “Perry vor Gericht” stellten. Anlass hierzu war die Frage, wie sich die aktuelle Serie mit ethischen Fragen auseinandersetzt. Ein weiterer Ansporn war das ewige Gejammer vieler langjähriger Leser:innen, dass früher ja alles besser gewesen: weniger Diplomatie, kein Grau in der Charakterzeichnung, mehr Krachbumm, mehr Schwarz/Weiss.

            Den Mitschnitt unseres Panels packe ich einfach mal hier drunter:

            https://youtu.be/7VYdk1ywqCk?si=f3BS4LGFZKCt3BEm

            (Zum Videostream des Panels.)

          • Danke, @Christoph!

            Den Link zum Panel stelle ich zu Deinem Druko noch gerne ein, auch hier nochmal:

            https://youtu.be/7VYdk1ywqCk?si=f3BS4LGFZKCt3BEm

            Und, ja, die KI-LLMs scheinen Kombinationen aus Blogtexten und Podcast-Diskussionen gut anzunehmen. Auch deswegen hat sich unser Dialog für die technologische Zukunft gelohnt! 🙂

            In der Debatte, ob “früher alles besser” war (Reaktanz) oder wie weit der gesellschaftliche Fortschritt auch in der Serie Platz finden darf, spiegeln sich m.E. wichtige, gesellschaftliche und ethische Fragen. Auch deswegen finde ich Euer Engagement so klasse!

            Die bildungsbürgerliche Herabwürdigung von sog. U-Literatur (“nur Unterhaltung”) ist m.E. eine ungute, vordemokratische Tradition einer überholten Ständegesellschaft, in der die “hohe Literatur” für Adel und Militärs reserviert war. Perry Rhodan bildet nicht nur der längste Serienroman der Erde, sondern auch ein faszinierendes und relevantes Stück Literaturgeschichte. Es ist mir eine Ehre, darauf immer wieder hinweisen zu können.

  2. Zwei mächtige Archetypen: Man verkracht sich mit Daddy, fliegt zuhause raus und gründet einen eigenen Haushalt – kommt in den besten Familien vor, Adam, Luzifer, Jesus, Foundation. Und die Hoffnung auf den Messias, den Späher, der zurückkehrt, um Nomaden, die dem Hungertod nahe sind, den Weg ins Gelobte Land zu weisen, wo sie das ewige Leben und die Glückseligkeit und das Königreich des Himmels errichten, indem sie sich auf die Zebra-Knochen stürzen, die ein Löwe übrig gelassen hat. Wenn da Aslan zurückkehrt, wird er aber nicht so enthusiastisch willkommen geheißen wie in Narnia, schätze ich.

    Tja. Realität und Fantasie.

    Europa ist eine Stadt, gebaut von Gott, und diese Stadt hat uns zu Städtern gemacht. Die vielfältige Geografie schafft Werkstätten, die zu ethnischen Vierteln wurden, die Flüsse bilden Straßennetze, die es ermöglichen, sich zu spezialisieren und Handel zu treiben. Während wir in sie hinein wuchsen, schrumpfte die Technologie die Welt – gestern noch waren wir wieder Griechenland, denn unsere Staaten sind auch nur Athen und Korinth, die Kolonien in der ganzen Welt gründeten, jedes mit seinem eigenen, heidnischen Stadtgott namens Nation. Doch die Welt schrumpft weiter, heute werden wir eher Konstantinopel spiegelverkehrt.

    Weil die Welt in Chaos versinkt und Feuer vom Himmel regnet, suchen die Menschen aus dem ganzen Umland Schutz in der Stadt, Frieden, Sicherheit, Hoffnung. Die Stadt steht vor einer ungewissen Zukunft, sie steht enormen Herausforderungen entgegen. Aber sie hat das Potenzial, an den Schwierigkeiten zu wachsen, statt daran unterzugehen. Wie die Foundation aus Ressourcenknappheit einen Technologieschub hatte, der zur Miniaturisierung führte und vorsichtig Kontakte zur Außenwelt knüpfte, die das Imperium great again maken sollten.

    Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind, oder? Was sehe ich da – die Erfüllung biblischer Prophezeiungen? Das, was Rom und Jerusalem nicht sein konnten? Die Stadt Gottes, die wir nur mit den Augen der Seele sehen konnten, weil wir zu klein waren, um zu erkennen, dass sie kein Mythos war, sondern überall um uns herum? Die Geburtsstätte einer neuen Zivilisation, die die Menschheit in ein neues Zeitalter bringen wird, ein Hightech-Paradies der Cyborgs, regiert von weisen KI-Engeln? Einen Evolutionssprung, auf den wir seit Jahrmillionen hingearbeitet haben, geleitet von unseren Sehnsüchten und Träumen, die unser Schicksal verkündeten?

    Eher so Dresden, das sich selbst zerbomben will. Die Babel-Grube, die sich alle gegenseitig graben, um selbst hineinzufallen, weil sie das Budget für den Turm versoffen haben. Mit viel Glück, die Banlieue von Washington. Das Imperium zieht sich nach Trantor zurück, nicht an den finsteren Rand seiner Galaxis. Und falls eine Wiedergeburt kommt, wird es sie selbst von dort starten. Realität und Fantasie halt. Realität und Fantasie.

    • Danke, @Paul S. Diese Textflut von Ihnen gischte zwar wieder in Wilden Assoziationen, war aber konstruktiv und anregend zu lesen. Entfalten Sie sich hier gerne nur noch auf diesem Niveau! 😊🚀📚

  3. Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas von ihm gelesen zu haben. SF ist eben so gar nicht meine Literatur. Er hat aber offenbar permanent geschrieben.

    Seine Beschreibung von sich selbst, vermittelt den Eindruck, dass er sich mit sich selbst kritisch auseinandergesetzt hat. Andererseits bin ich verwundert, dass er trotz seines umfangreichen Wissens auf die genannten Stereotypen zurückgegriffen hat. Aber vielleicht war es seiner Vielschreiberei geschuldet.

    Ein Aspekt seiner Persönlichkeit gefällt mir weniger, nachdem ich gelesen habe, dass er Frauen gegenüber übergriffig gewesen sein soll.

    Apple TV habe ich nicht. Brauche ich eher nicht.

    Das Buch über die Bibel interessiert mich. Ich bin überrascht, dass Asimov darüber geschrieben hat.

    Sind seine SF Bücher auch für junge Menschen von heute interessant? Oder wurden sie von der technischen Entwicklung überholt?

    • Danke, liebe @Marie H.

      Ja, Isaac Asimov war wohl im Umgang oft schwierig und trat gerade auch gegenüber Frauen herrisch und später auch – so glaubwürdige Berichte – übergriffig auf. Auch sein Bruder Stanley, der seine Briefe herausgebracht hat, äußerte sich bei aller Bewunderung für den Autor auch loyal-kritisch. Insofern rechne ich es Asimov schon an, dass er zumindest in höherem Alter auch auf Kritiker einging – wie im o.g. Brief. Bemerkenswert finde ich dabei, dass er sich dabei auch von seiner jüdischen Herkunft distanziert und sich völlig dem Milieu weißer, intellektueller Männer zurechnet.

      Das Buch über die Bibel ist auch aus heutiger Sicht wirklich erstaunlich gut – in diesem Sinne nehme ich ihn auch als religionswissenschaftlichen Kollegen ernst. Es ist erkennbar, dass ein guter Teil seines schriftstellerischen Talents auch auf seine tiefe Kenntnis von Geschichte(n) und Mythen zurückgeht – etwas, was ja leider manchen Schreibenden heute eher abgeht. Asimov war auch als Autor ein Mann einer noch sehr patriarchalen Prägung, aber niemand kann ihm absprechen, dass er bereit war, ein Leben lang dazu zu lernen.

      Ob seine Bücher auch heute noch interessant sind, zumal für junge Leute? Ich würde diplomatisch mit einem Mastodon-Kommentator antworten: Asimov hatte das große Glück, ein ganzes Genre noch recht frei definieren zu können. Er bleibt damit von literaturhistorischer Relevanz. Aber an die schreiberische Qualität und die Vielfalt der Charaktere etwa der neueren SF-Werke von Becky Chambers reicht sein Schreibstil nicht heran. Das ScienceFiction-Genre ist weit über ihn hinausgewachsen – und der Filmserie gelingt es, diesen Abstand eindrucksvoll zu verringern. Meine ich.

      Morgen gibt es einen Blogpost zu Computerspielen, die auch sehr lange männerdominiert waren und zum Teil noch immer sind.

    • Für junge Menschen interessant? Kaum zu sagen.
      Asimov hat ein Subgenre des SciFi begründet, in dem er heute immer noch relativ einsam ist: eines das ich unter soziologische Science Fiction kennen gelernt habe, obwohl das keine “offizielle” Bezeichnung zu sein scheint. ( Vielleicht passt “Utopie”?)
      Als Autor dieses Sub-Genres haben ihn die Individuen oft wenig interessiert. Seine Charakterisierung war oft bestenfalls oberflächlich. Insbesondere in Foundation, aber auch in den Robotergeschichten. Genauso spielt auch die Technologie an sich eine untergeordnete Rolle, so dass es unwichtig ist, ob sich seine Visionen diesbezüglich überholt haben.
      Er hat über Gesellschaften und ihr inneres Wirken geschrieben (Robotergeschichten z.B. gingen um Rätsel von Moral und Ethik bzw. einem Spannungsfeld zwischen Beidem).
      Die Foundation ist ganz extrem darin, denn der Zyklus spielt über tausende Jahre und es geht darum, dass die Foundation eine Gesellschaft ist, in der die “richtigen” Werte inzentiviert werden, um eine große und friedliche Zivilisation (wieder-)erbauen zu können. Der einzelne Protagonist agiert halt innerhalb dieser so inzentivierten Werte und muss nicht gegen die Werte der Gesellschaft kämpfen, um das “Richtige” zu tun, was oft das Kennzeichen des “Helden” ist. Es gibt so gesehen keine “Helden” oder “Auserwählte” – von Seldon vielleicht abgesehen. Es gibt nur Krisen und eine Schilderung, wie die Werte nahezu “automatisch” zu deren Überwindung führen.
      (Das scheint wohl etwas zu sein, von dem die Apple-Serie massiv abweicht, was meiner Einschätzung nach bedeuten würde, dass sie die Bücher in einem zentralen(!) Aspekt nicht umgesetzt hätte. Eine solche Banalisierung finde ich schwer erträglich)

      Vor diesem Hintergrund würde ich sagen, dass:
      1. das “Desinteresse” für Individuen Asimov-Romane an vielen Stellen für jedes Alter anstrengend zu lesen macht, da es keinen persönlichen Ankerpunkt zum Mitfiebern gibt. Ich persönlich mag diese Schreibweise, aber das ist nicht für Jeden. Den hier auch schon erwähnten Cixin Liu sehe ich persönlich auf ähnlicher Ebene wie Asimov und jener schafft es durchaus, nicht nur eine soziologische Geschichte zu erzählen, sondern dabei durchaus auch emotionales Engagement zu motivieren. Man könnte also behaupten, dass die “sachliche” Schreibweise von Asimov nicht (mehr?) zeitgemäß ist.
      2. Auch vor diesem Hintergrund finde ich seine mangelnde Diversität verzeihlich. Kamen diverse Menschen _immerhin_ nicht als minderwertige Menschen vor. (Man denke im Gegenzug an eine andere Größe der SciFi: Heinlein, der regelmäßig Menschen und Klassen abwertete)
      Wobei ich mich an eine Passage der Foundation relativ am Anfang zu erinnern glaube, in der von einer Figur mangelnde (konkret ethnische) Diversität an einer Stelle diegetisch verwundert/ungläubig zu Kenntnis genommen und erzählerisch negativ geframed wird. Es war also anscheinend auch für Asimov ein Thema, aber wohl keines, dass es über Randbemerkungen hinaus geschafft hat.

  4. @Paul S 23.05. 11:28

    „Die Geburtsstätte einer neuen Zivilisation, die die Menschheit in ein neues Zeitalter bringen wird, ein Hightech-Paradies der Cyborgs, regiert von weisen KI-Engeln? Einen Evolutionssprung, auf den wir seit Jahrmillionen hingearbeitet haben, geleitet von unseren Sehnsüchten und Träumen, die unser Schicksal verkündeten?“

    Warum nicht, Träume können was bewegen. Allein schon wirklich tätiger Klimaschutz aus Verantwortung dem ganzen Planeten gegenüber ist ein Akt des Gemeinsinns, der sich in andere Bereiche ausweiten könnte.

    Klar, dass die Ölstaaten nicht automatisch Demokratien werden, wenn das Geschäft mit den fossilen Brennstoffen am Ende ist. Aber der Weg wäre frei dafür. Es gibt auch noch China als Autokratie, die nicht von Ölexporten lebt, sondern von eigener Produktivität. Was mag da draus werden, was mag aus dem ganzen Globalen Süden werden?

    Das sind derzeit einerseits Ölstaaten, aber auch noch mehr Länder, die irgendwo dazwischen herumkrebsen.

    Was macht der Westen mit dem Rest der Welt? Im Zweifelsfall lieber klein halten, möglichst billiges Öl importieren und Waffen zurück liefern, dass die sich gegenseitig bekriegen können und wir oben auf bleiben?

    Jetzt wendet sich Russland gegen uns selbst, so soll es eigentlich nicht laufen.

    Und die Länder, die nichts wirkliches zu exportieren haben, die bleiben kurzfristig auch so klein. Aber es sieht so aus, als würde sich das bessern. Nicht nur China, auch Indien und viele Länder des Globalen Südens holen auf.

    Ich wünsch es denen, dass sie spätestens mit den digitalen Bildungsmöglichkeiten aufholen, und sich ein florierendes eigenes Leben aufbauen können. Mit grüner Technik, aber nicht unbedingt mit der Verschwendung, die wir bei uns noch praktizieren.

    Ob das jetzt nach unserem demokratischen Vorbild läuft, oder doch mehr oder weniger anders, ist offenbar keine einfache Frage. Die Bildung selbst wird hier wohl wirksam sein, und auch die Vernunft fördern können. Der Wunsch nach Freiheit könnte wachsen, ob und wie er Wirklichkeit werden kann, ist eine andere Frage.

    Für uns hoffe ich auf weniger Verschwendung zusammen mit weniger Leistungsstress. Wenn jeder selber herstellen kann, was er braucht, müssen wir auch nicht mehr viel exportieren. Wenn wir irgendwas für den Globalen Süden tun wollen, dann wäre es das einfachste, einfach unser Wissen zu teilen, was uns nicht mal was kosten würde.

  5. Jeckenburger
    “Was macht der Westen mit dem Rest der Welt”
    Umgekehrt: Was macht die Welt mit dem Rest im Westen denn an diesem Satz haftet eine gewisse Größenwahnsinnigkeit da dieser Westen gerade mal noch 5 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht und den 95 Prozent “Rest” die Welt moralisch und politisch erklären will. Motto im Deutschen Kaiserreich: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Der Boden der Tatsachen ist dass neue Machtstrukturen in dieser Welt entstehen und der “Westen” politisch, militärisch und wirtschaftlich dadurch bedeutungslos werden könnte. In dieser Welt geht es wohl nicht um moralische Werte sondern um Macht und Einflusssphären bzw. um Bodenschätze. Wenn Deutschland morgen im Meer versinken würde wären das ein Prozent der Weltbevölkerung und ca. 2 Prozent der Umweltverschmutzung. Sie können den anderen Ländern nicht diktieren was sie für Regierungsformen haben müssen. Die Welt kann nur in friedlicher Koexistenz zusammen leben. Dazu gehört dass sie andere Regierungen bzw-. Staaten nicht “moralisch” verurteilen weil mit dieser Bevormundung immer wieder eine Hassspirale erzeugt wird mit der Konsequenz von Kriegen.

  6. @Hakel 23.05. 17:13

    „…da dieser Westen gerade mal noch 5 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht und den 95 Prozent “Rest” die Welt moralisch und politisch erklären will.“

    Erstmal sind wir als der Westen mehr als 5 % der Weltbevölkerung,.

    Aus Wikipedia Bevölkerung 1998
    Westeuropa 388 Mio
    Osteuropa 121 Mio
    USA 279 Mio
    Japan 126 Mio

    Zusammen 914 Mio

    Welt 5908 Mio

    Das wären dann gut 15 % , das war 1998.

    Und wir sind vielleicht tatsächlich fortschrittlicher und in vieler Hinsicht auch vorbildlich. Auf jeden Fall dürfen wir unsere Ansichten kommunizieren.

    „Die Welt kann nur in friedlicher Koexistenz zusammen leben. Dazu gehört dass sie andere Regierungen bzw-. Staaten nicht “moralisch” verurteilen weil mit dieser Bevormundung immer wieder eine Hassspirale erzeugt wird mit der Konsequenz von Kriegen.“

    Bestimmt nicht, wenn man sich die Meinung sagt.

    „In dieser Welt geht es wohl nicht um moralische Werte sondern um Macht und Einflusssphären bzw. um Bodenschätze.“

    Das dreht sich doch gerade. Es geht immer mehr um florierende Produktivwirtschaft, die mit den Ressourcen gut auskommt und die natürlichen Kreisläufe erhält, und das möglichst so, das jedes Land selber mit sich klar kommt.

    • Meine Position befindet sich zwischen Euch beiden, @Hakel & @Jeckenburger: Ich meine, dass Kritik unabhängig von der Größe des jeweiligen Landes geäußert werden darf. Gleichzeitig sollten aber Kritikerinnen & Kritiker dann auch versuchen, die eigenen Maßstäbe zu leben.

      Habe deswegen meine weiterhin volle Solidarität mit der Republik #Israel 🇮🇱 ausgedrückt, aber auch das Verhalten von Benjamin Netanjahu zur fossilen Finanzierung der Hamas und zur Inflationierung des Antisemitismus-Vorwurfes deutlich kritisiert:

      https://www.zeit.de/news/2024-05/24/antisemitismusbeauftragter-blume-kritisiert-netanjahu

      Die Republik Israel ist nach Bevölkerungsgröße und Fläche kleiner als manches deutsche Bundesland. Dennoch haben m.E. jene Hunderttausenden Israelis Recht, die sich eine bessere und weiterhin gewaltenteilige Politik wünschen.

  7. @Michael 23.05. 16:23

    „Zwischen 2000 und 2012 hat sich der Ölimport des Landes vervierfacht, und die Importabhängigkeit stieg von 31 % auf 60 %⁵. Die Importe stammen hauptsächlich aus dem Nahen Osten, was etwa 50 % der chinesischen Ölimporte ausmacht⁵.“

    Angesicht dessen, dass man sich in diesem Zeitraum verbreitet Privatautos angeschafft hat, wundert das nun gar nicht. Ich bin kein Freund von Privatautos, ich fände es klasse, wenn in den Städten vernünftige Radwege existieren würden. Aber wir sind hier offenbar keinesfalls weiter als die Chinesen, mal abgesehen von Ausnahmen in Kopenhagen oder den Niederlanden.

    E-Autos laufen aktuell in China wohl noch ziemlich auf Kohlestrom, aber das könnte sich in den nächsten Jahren schnell ändern.

    „Im Jahr 2015 erzielte die Tabakindustrie einen Gewinn und Steuereinnahmen von mehr als 170 Milliarden US-Dollar“

    Wikipedia Stichwort Tabaksteuer: „Im Jahr 2017 wurden über die Tabaksteuer in Deutschland 14,4 Milliarden Euro Steuern eingenommen“.

    Rauchen und Tabak anbauen kann ich jetzt auch den Chinesen nicht absprechen.

    Der Deutsche Tabaksteuerumsatz hochgerechnet auf chinesische Bevölkerungszahlen zum Vergleich:

    Umgerechnet auf 1,4 Mrd Einwohner wären das
    1400 / 84 * 14,4 Mrd € = 240 Mrd €
    wenn man das auf China hochrechnet.

    Ich selber bin auch Raucher, weniger als Vergnügen, mehr aus elendiger Sucht. Ich beschädige damit meine Gesundheit, verqualme mir die Wohnung und muss das auch noch ziemlich teuer bezahlen. Ich habe auch mal mit eigenem Tabakanbau experimentiert, hat durchaus Spaß gemacht. Aber das war mehr als ein Stunde Arbeit für 50 Gramm Ergebnis. Leider fehlte hier ein passend großer Garten in Wohnortnähe, der Garten für das Experiment war am Ende einfach zu klein.

    Das verbraucht durchaus auch landwirtschaftliche Flächen. 50 Gramm rauchfertiger Tabak entsprechen meiner Erfahrung nach durchaus in etwa dem Anbau von 1 Kg Gemüse. Hier waren die Dampfer durchaus wesentlich umweltfreundlicher, aber man konnte es am Ende nicht lassen, hier doch noch Strafsteuern drauf zu erheben.

    • Danke, @Tobias Jeckenburger

      Ich meine wirklich, dass das Rauchen auch ein Symbol für die Widersprüchlichkeit von uns Menschen ist: Auch sehr kluge Leute können es nicht lassen, obwohl sie um die Schäden für sich selbst und die Mitwelt wissen.

      Positiv formuliert: Wenn wir wirklich etwas für Mitwelschutz, Freiheit und Frieden weltweit bewirken wollen, dann können wir alle auch bei uns selbst anfangen, bei unserem Konsum und unserer Technologieoffenheit (Elektroautos, Solarstrom usw.). Niemand kann alles, aber jede/r etwas. Und mit jedem Schritt erhöht sich wiederum unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir denn unbedingt externalisieren und andere kritisieren wollen.

      So habe ich heute auch Amal Clooney gegen Hass aus dem Netz in Schutz genommen, vgl. hier SWR Hörstück:

      https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-bw-antisemitismusbeauftragter-blume-kritisiert-netanjahu-100.html

      Ihnen und allen Mitlesenden ein gutes Wochenende! Morgen kommt noch ein Blogpost zu KI & Bildung, konkret zu meiner ersten KI-Quellcode-Klausur am KIT Karlsruhe.

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