Dialog mit dem Schoa-Überlebenden Garry Fabian über die Medienstrategien der Antisemiten damals und heute

Sowohl beim 19. Verfassungsdialog der Naumann-Stiftung in Karlsruhe mit Generalbundesanwalt Jens Rommel und Julia Goll, MdL (FDP) unter Moderation von Max Bauer zum Thema “Islamismus und Antisemitismus” wie auch im Landtag Baden-Württemberg erzählte ich in dieser Woche von einer beeindruckenden Begegnung mit dem Holocaust-Überlebenden Garry Fabian und dessen Familie in der Württembergischen Landesbibliothek. 

Wir besuchten gemeinsam die beeindruckende Ausstellung der Leibinger-Stiftung “I said auf Wiedersehen” zum sog. “Kindertransport” aus NS-Deutschland nach Großbritannien. Und fanden dabei so gut ins Gespräch auch mit WLB-Direktor Dr. Rupert Schaab, dass ich spontan gebeten wurde, den gesamten Abend für die überwiegend australische Familie zu übersetzen.

Dr. Michael Blume im Dialog mit dem in Stuttgart geborenen Schoa-Überlebenden Garry "Gerhard" Fabian - in Stuttgart

Dr. Michael Blume im Dialog mit dem in Stuttgart geborenen Schoa-Überlebenden Garry “Gerhard” Fabian – in Stuttgart. Foto: Staatsministerium BW

„Garry“ hieß eigentlich einmal Gerhard und war 1934 hier in Stuttgart geboren worden. 1942, als achtjähriger Junge wurde er ins KZ Theresienstadt deportiert, das als sogenanntes „Vorzeigelager“ für das Internationale Rote Kreuz und die Presse diente. Jüdische Inhaftierte mussten hier internationalen Besuchergruppen und Medien eine heile Welt vorspielen, musizieren, malen, spielen. Garry erzählte, dass er gezwungen wurde, als kindlicher Fußballspieler in einem Propagandafilm der Nazis zu erscheinen.

Seine Großeltern waren in ein anderes KZ deportiert und dort ermordet worden und Gerhard überlebte eine Kindheit mit Angst, Strohmatratzen, Hunger und traumatischer Gewalt, mit Masern und Keuchhusten nur knapp.

Wohl niemand kann ihm verdenken, dass er nach dem Krieg nach Australien auswanderte, seinen Namen änderte und 1952 auch australischer Staatsbürger wurde.

Doch wir dürfen, wir sollten ihm dankbar sein, dass er sich schließlich bereit fand, den Kontakt zu seiner Geburtsstadt Stuttgart wieder aufzubauen, mit Angehörigen hierher zu reisen und als Zeitzeuge vor allem mit Schülerinnen und Schülern zu sprechen.

In meinen Augen ist Garry Fabian ein Held des Friedens durch Erinnerung und Prävention digitaler Radikalisierung. Und ich bin dankbar für die wertvollen Stunden mit ihm, seiner Familie und ihren auch wieder deutschen Freundinnen und Freunden.

Ich erwähnte auch den wichtigen Medien-Film „Führer und Verführer“ von Joachim Lang zur gefährlichen, antisemitischen Propaganda von Joseph Goebbels und Adolf Hitler. Und ich erzählte, dass ich mich auch beim SWR-Intendanten Kai Gniffke dafür eingesetzt hatte, dass Lang auch sein neues Filmprojekt über das KZ Theresienstadt abschließen könnte. Es erscheint mir unverzichtbar, dass die Mediengeschichte dieses Massenmordes gemeinsam mit den letzten Zeitzeugen erinnert wird. Die Medienstrategien der Antisemiten damals mit Radio und Film und heute mit dem Internet zu verstehen halte ich für Zukunfts-entscheidend.

So hatten Garry und seine Familie vorab erfahren, dass mein Team und ich im Auftrag des Landes Baden-Württemberg auch im Irak dem Islamismus, konkret dem sog. Islamischen Staat / Daesh, entgegengetreten waren, um ezidische Frauen und Kinder aus der Gewalt des Terrorismus nach Baden-Württemberg zu evakuieren.

Nadia Murad und Dr. Michael Blume in der Stuttgarter Staatsgalerie vor einer Statue für Gerechtigkeit.

Mit der Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad beim Gedenken an den zehnten Jahrestag des IS-Genozids am Ezidentum, August 2024, ebenfalls Stuttgart. Foto: Staatsministerium BW

Wie konnte es sein, so wurde ich daher gefragt, dass sich sogar noch die Massenmörder der Nazis bemühten, ihre Gräuel- und Mordtaten etwa durch die Fassade von Theresienstadt vor der Welt zu verbergen; dass aber der IS und später die Hamas ihre Morde, ihre auch sexualisierte Gewalt, ihren blanken Terror in alle Welt ausstrahlen und dafür noch Beifall und neue Rekruten gewinnen?

Was hat sich geändert, dass Antisemiten meinen, sich mit Massenmorden und Gewalt sogar brüsten zu können?

Und ich musste ehrlich antworten, dass dies auch, aber nicht nur ein arabisches Problem war.

Auch etwa der deutsche, rechtsdualistische und antisemitische Mörder von Halle (Saale), der an Jom Kippur 2019 einen Massenmord in der Synagoge begehen wollte, streamte seinen Angriff live ins Netz! Und als er wie durch ein Wunder nicht durch die Holztür kam, tötete er zwei nichtjüdische Passanten, weil in den menschenverachtenden Tiefen von Internetmedien wie Discord und Telegram das Ermorden von Menschen als Spielziel zelebriert wird. Wir erleben die Gamification des Terrors, vor der ich auch bereits vor dem Terrormassaker der Hamas in meinem Bericht an den Landtag von Baden-Württemberg gewarnt hatte.

Was sich geändert hat ist nicht der antisemitische Vernichtungswille, sondern die Medienstrategie: Während Hitler nur den Massenmedien vertraute, die er selbst kontrollierte und zusätzlich steuern wollte, was auch im Ausland berichtet wird, haben sich heutige Antisemiten darauf verlegt, das Internet via Neurohacking mit Hass und Hetze zu fluten, dadurch Gesellschaften zu spalten und neue Rekruten zu gewinnen. Die Mittel dafür stammen vor allem aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas, zunehmend aber auch aus Biohacking – dem Verkauf synthetischer Drogen wie Captagon und Fentanyl. Wir Europäerinnen und Europäer finanzieren die “Achse der Autokraten”, wie sie die Friedenspreisträgerin 2024 Anne Applebaum beschrieb.

Immerhin: Als ich die Zusammenhänge beim Karlsruher Verfassungsdialog erklärt hatte und erneut für erneuerbare Friedensenergien warb, rührte sich spontaner Applaus.

Wichtig zu verstehen: Antisemiten nutzen alle jeweils verfügbaren Medien skrupellos für Propaganda, Radikalisierung und Rekrutierung

Damaligen und heutigen Antisemiten ist gemeinsam, dass sie unabhängige Medien als vermeintlich jüdisch kontrollierte „Lügenpresse“, gar als „Judenpresse“ diffamieren, um damit den Anschein zu erwecken, dass alle zur angeblichen jüdischen Weltverschwörung gehören, die nicht in ihrem Sinne berichten. Und sie nutzen jeweils alle zur Verfügung stehenden Medien, um antisemitische Verschwörungsmythen zu verbreiten, Menschen zu radikalisieren und zu rekrutieren.

Schon die Nazis vermochten sogar einen NS-“Bund” in den USA zu etablieren. Und der sogenannte Islamische Staat / Daesh flutete ab 2014 das Internet mit seinen Gräuel- und Mordtaten und spaltete damit die freien Gesellschaften. Während sich die meisten Menschen – übrigens auch die meisten muslimischen Menschen – mit Abscheu von den Terroristen distanzierten, gelang es ihnen damit doch auch, Sympathisanten, Spender und sogar Rekruten zu gewinnen – auch in Europa, auch unter Konvertiten und auch unter Frauen.

Die Hamas führte sogar das bizarre Doppeldenken des mörderischen Antisemitismus vor, indem sie sich einerseits „live“ mit ihren Mord- und Gewalttaten brüstete und nahezu gleichzeitig auf deren Verharmlosung und sog. „Kontextualisierung“ bestand.

Gewalt wird gleichzeitig zelebriert – und geleugnet

Es bleibt eine Schande auch vieler westlicher Intellektueller wie Greta Thunberg und auch von Akademikerinnen wie Judith Butler, dass sie in dieser Situation nicht den Opfern von Terror und sexualisierter Gewalt beistanden, sondern die Verbrechen der Hamas als angeblichen „Widerstand“ romantisierten. Ich habe selten einen traurigeren Hashtag gelesen als #metoounlessyouareaJew – Solidarität für Opfer sexualisierter Gewalt, außer, wenn Du Jüdin bist – und muss es hier in aller Klarheit sagen: Wer die Gewalt, Morde und Geiselnahmen der Hamas verharmlost, steht nicht auf Seiten der Palästinenserinnen und Palästinenser, sondern steht gegen jede Mitmenschlichkeit. Wer auch Frauen und Kindern die Solidarität gegen Gewalt verweigert, weil sie jüdisch sind, steht nicht für Frieden und Menschenwürde, sondern für feindseligen Dualismus, für Antisemitismus.

Der rechtsdualistische, digitale Oligarch Elon Musk solidarisierte sich noch am 28.10.2023, drei Wochen nach den Terrorangriffen von Hamas und Hisbollah auf Israel, auf X mit dem Iran. Sein Post erweckte den Eindruck, als hätten die USA den Iran militärisch eingekreist.

Der rechtsdualistische, digitale Oligarch Elon Musk solidarisierte sich noch am 28.10.2023, drei Wochen nach den Terrorangriffen von Hamas und Hisbollah auf Israel, auf X mit dem Iran. Screenshot: Michael Blume

Und auch wer wie ich auch für die Rechte der palästinensischen Zivilisten einsteht und den Tod jedes Menschen beklagt, sollte ehrlich daran erinnern, wer das Volk in Gaza seit Langem auch mit Hinrichtungen unterdrückt, wer diesen sinnlosen Krieg entfesselt hat, statt mit den Gas-Dollar-Millionen aus Katar das Leben der Menschen zu verbessern und wer bis heute die Menschen als lebendige Schutzschilde missbraucht, statt endlich alle Geiseln frei zu lassen! Der Verschwörungsglauben des Antisemitismus stürzt am Ende auch die antisemitischen Verführer und die Verführten in den Abgrund – immer und immer wieder und quer durch alle Kulturen.

Nichts prägt die Menschheitsgeschichte stärker als die Mediengeschichte. Es wird Zeit, daraus für die Gegenwart zu lernen.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

22 Kommentare

  1. Guten Abend, @Michael Blume.

    Danke für den Bericht über diese wertvolle und bedeutende Begegnung!

    Ich habe eine neue Wortkombination gelernt, die zum Nachdenken anregt, aber auch Angst macht: „Gamification des Terrors.“

    Auch diese Aussage bleibt hängen:

    „Gewalt wird gleichzeitig zelebriert und geleugnet.“

    Welche Auswirkungen hat das auf Gesellschaften? Bedeutet dies nicht den Verlust jeglicher moralischer Orientierung und das Vergessen dessen, was gut und böse ist? Es fühlt sich wie ein Alptraum an.

    In mir klingt dabei eine beängstigende Passage aus einem Übermedien-Artikel an, den ich kürzlich gelesen habe. Der Text befasst sich mit der „Clownpolitik“ von Politikern wie Trump und Milei und der medialen Strategie dahinter.

    „Der kulturelle Aufstieg des Genres Horror und des Horrorclowns vollzog sich also parallel mit dem Siegeszug der Clownspolitik, die einen Zustand des ständigen politischen Halloweens erzeugt hat. Damit verbunden ist ein Gefühl von Unwirklichkeit, eine Atmosphäre, die gleichzeitig bedrohlich und harmlos, gefährlich und lächerlich wirkt – erregend und ermüdend. Lachen und Grauen wechseln sich ständig ab, der „Context Collaps“ des Doomscrollens, wo lustige Memes und süße Katzenbilder ungeordnet auf Nachrichten über Gewalt und Katastrophen folgen, ist zum Normalfall der Mediennutzung geworden.“

    Wenn dieser Trend anhält, wird die Mediennutzung in unseren Gesellschaften zur Ursache für die Auflösung unserer moralischen Orientierung und unseres ethischen Kompasses.

  2. Wenn man sich Gräuel anschaut, die damals alltäglich und selbstverständlich in den Kolonien waren, so stechen die Nazis gar nicht so sehr heraus – fallen eher in das typisch deutsche Muster, dass die Deutschen immer das machen, was alle anderen machen, nur mit mehr Perfektionismus. Sieht man auch heute, wenn sich alle Länder der Welt gleichzeitig wirtschaftlich in den Kopf schießen, nehmen alle anderen die Pistole, nur die Deutschen die Dicke Berta.

    [Gestoppt, M.B.]

    • Nein, @Paul S – einfach: Nein.

      Der NS-Massenmord fand nicht im Kontext des Kolonialismus statt, sondern richtete sich nach innen. Haben Sie den Blogpost denn gar nicht gelesen? Gerhard Fabian war Stuttgarter, Deutscher und kein Einwohner eines fernen Landes. Millionen jüdische Menschen und Hunderttausende Roma und Sinti waren Deutsche, Österreicher – und niemand hat das Recht, sie auch noch nachträglich sprachlich auszubürgern.

      Die Kolonialverbrechen waren schlimm, die Schoa gezielter Genozid und jedes Menschenleben zählt. Umso mehr ärgert es mich, wenn die Opfer des antisemitischen und antiziganistischen NS-Massenmordes mit dem Kolonialismus verrührt, verrechnet und damit aus Gedankenlosigkeit oder Kalkül Unterschiede negiert werden.

      Hier auch nochmal eine Erklärung via Perplexity.ai:

      Obwohl es einige Parallelen zwischen dem Kolonialismus und den NS-Massenmorden gibt, unterscheiden sich diese historischen Phänomene in wesentlichen Punkten:

      ## Ideologische Motivation

      Die NS-Massenmorde, insbesondere der Holocaust, basierten primär auf einer rassistischen Ideologie mit dem Ziel der vollständigen Vernichtung bestimmter Bevölkerungsgruppen. Der Antisemitismus der Nationalsozialisten war dabei nicht mit dem allgemeinen Rassismus des Kolonialismus gleichzusetzen[4]. Beim Holocaust war die Vernichtung Selbstzweck, während koloniale Gewalt oft im Kontext von Kriegen oder wirtschaftlicher Ausbeutung stattfand[4].

      ## Ausmaß und Systematik

      Der Holocaust zeichnete sich durch seine industrielle und systematische Durchführung aus. Die Ermordung von sechs Millionen Juden und weiteren Millionen anderen Opfern übertraf in ihrem Ausmaß und ihrer Effizienz koloniale Gewalttaten bei weitem[4]. Die NS-Vernichtungspolitik war zentral geplant und wurde mit bürokratischer Präzision umgesetzt.

      ## Geografischer und zeitlicher Kontext

      Während der Kolonialismus sich über Jahrhunderte und verschiedene Kontinente erstreckte, fanden die NS-Massenmorde in einem relativ kurzen Zeitraum und hauptsächlich in Europa statt. Der Holocaust war nicht auf die Eroberung fremder Territorien ausgerichtet, sondern zielte auf die Vernichtung von Bevölkerungsgruppen innerhalb Europas ab[3].

      ## Singularität des Holocaust

      Trotz gewisser Kontinuitäten zwischen kolonialen Strukturen und NS-Verbrechen betonen Historiker die Einzigartigkeit des Holocaust. Ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Kolonialverbrechen und NS-Massenmorden lässt sich nicht herstellen[3]. Die spezifische Kombination aus Antisemitismus, totalitärer Staatsform und industrieller Vernichtung macht den Holocaust zu einem singulären Ereignis in der Geschichte.

      ## Fazit

      Obwohl der Kolonialismus zweifellos eine wichtige Voraussetzung für die Gewaltgeschichte des Dritten Reiches darstellt und gewisse ideologische und praktische Muster übernommen wurden, unterscheiden sich die NS-Massenmorde in ihrer Zielsetzung, ihrem Ausmaß und ihrer Durchführung grundlegend vom Kolonialismus. Die Einzigartigkeit des Holocaust als gezielter Völkermord mit industriellen Mitteln bleibt bestehen, auch wenn man die kolonialen Wurzeln bestimmter Aspekte des NS-Regimes anerkennt.

      Citations:
      [1] https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/begriffe/kolonialismus
      [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Kolonialismus
      [3] https://www.deutschlandfunk.de/kolonialismus-und-nationalismus-die-wurzeln-rassistischen-100.html
      [4] https://www.qiio.de/geschichtsvergleiche-darf-man-den-kolonialismus-mit-dem-holocaust-vergleichen/
      [5] https://www.bpb.de/themen/antisemitismus/dossier-antisemitismus/507390/holocaust-kolonialismus-und-ns-imperialismus/
      [6] https://schmid.welt.de/2021/04/08/der-holocaust-war-kein-kolonialverbrechen-eine-erwiderung-auf-michael-rothbergs-und-juergen-zimmerers-enttabuisiert-den-vergleich/

  3. Es ist wichtig, dass wir die folgenden Begriffe in unsere Sprache aufnehmen und unserer Mitwelt gut erklären können:

    Antisemitische Verschwörungsmythen

    Gamification des Terrors

    Digitale Thymotisierung

    Feindliches Neurohacking

    Antisoziale Medien

    Die Verflechtungen dieser psychologischen Manipulationen, die über die antisozialen Medien auf ganze Gruppen wirken, müssen so deutlich gemacht werden, dass auch bei uns zumindest die Jugend davor geschützt werden sollte wie zum Beispiel in Australien.
    Wie bei Alkohol, Drogen, Tabak müssen auch SocialMediaPlattformen geprüft und gegebenenfalls gesperrt werden, wenn sie eindeutig demokratiezersetzend wirken und junge User in ihre Abhängigkeit bringen.

    Dank der Beispiele und Erklärungen, die wir hier auf diesem Blog finden, ist es möglich, mit guten Argumenten aufklärend zu wirken. 🙏

    • Vielen herzlichen Dank, @Elisabeth K

      Und, ja, der Dialog mit Garry Fabian hat mir noch einmal gezeigt, wie skrupellos Antisemiten und Thymokraten jedes verfügbare Medium benutzen, um Hetze und Verschwörungsmythen zu verbreiten. Ich werde mich daher auch weiterhin dafür aussprechen, dass Joachim A. Lang nach seinem wichtigen Film über die Propaganda von Goebbels nun auch sein Filmprojekt über das KZ Theresienstadt verwirklichen kann. Nach meiner Einschätzung hat hier der gebührenfinanzierte ÖRR eine besondere Verantwortung.

      Ganz konkret tobt derzeit auch eine Debatte über Enthüllungen von Jan Böhmermann und dessen “ZDF Royal” über das rechtsdrehende Medienportal “Nius” um dessen Finanzier Frank Gotthardt und den Ex-BILD-Chef Julian Reichelt:

      https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_100546994/boehmermann-knoepft-sich-reichel-und-das-portal-nius-vor.html

      Sehr bewusst hatte ich bereits im Januar bei meiner Rede zu “Stuttgart hält zusammen” die rechtsdualistischen und thymotischen Agitationen von Reichelt zurückgewiesen:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-rede-zu-stuttgart-haelt-zusammen-2024-dual-und-monistisch/

      Aber auch aus dem Linksdualismus wird unsere Demokratie thymotisch attackiert. Konkret will Greta Thunberg hier in Mannheim gegen Israel hetzen – was ich für hoch gefährlich halte. Immerhin wird auf ihrem Wikipedia-Artikel auch die Kritik von mir und weiteren Kolleginnen und Kollegen, die gegen Antisemitismus wirken, wiedergegeben:

      “Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, nannte Thunbergs Äußerungen zum Nahostkonflikt „israelfeindlich und durch die verklausulierte Aberkennung des Existenzrechts Israels auch antisemitisch“.[141] Der Antisemitismus-Beauftragte Baden-Württembergs, Michael Blume, attestierte Thunberg im Oktober 2023 ein dualistisches und antisemitisches Weltbild: „Wer als Erwachsene die Solidarisierung mit einer antisemitischen und massenmörderischen Terrorkampagne nach heftiger Kritik wenig verändert wiederholt, gibt damit ein klares Bekenntnis zum Antisemitismus ab.“[142] Die Antisemitismusforscherin Juliane Wetzel sagte, Thunberg müsse sich den Vorwurf des Antisemitismus gefallen lassen, nachdem sie Aufrufe von palästinensischen Unterstützergruppen geteilt habe, die Israel das Existenzrecht absprächen.[143] Laut dem Extremismusforscher Armin Pfahl-Traughber werten solche „Statements bekannter öffentlicher Personen […] derartige antisemitische und verschwörungsideologische Zerrbilder auf“. Gerade für bei Fridays for Future (FFF) aktive Schüler könne das eine Gefahr sein. Ein glaubwürdiges Engagement für den Klimaschutz leide „unter Hamas-Apologie“.[90] Ebenso befand der Historiker Sebastian Voigt, FFF und Greta Thunberg „raunt[en] in antisemitischen Verschwörungstopoi“.”

      Neben diesen konkreten, politischen Gefahren möchte ich Dir, liebe Elisabeth, dafür danken, dass Du sowohl die Bedeutung von Medien wie auch von Begriffsarbeit erfasst hast und auch weitersagst! Das versuche ich ja auch meinen Studierenden am KIT Karlsruhe zu vermitteln – denn ich meine, hier war Immanuel Kant im Recht:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/kit-studienbrief-zu-digitaler-aufmerksamkeitsoekonomie/

      Zu den von Dir wunderbar aufgezählten Begriffen würde ich noch die von Yuval Noah Harari entwickelte Unterscheidung zwischen digitaler Blase und KI-Kokon hinzufügen. Während wir eine durchsichtigen Blase immerhin noch erkennen und aus ihr herausblicken können, werden wir in einen Kokon auch emotional so eingesponnen, dass wir die Realität darüber hinaus gar nicht mehr wahrnehmen bzw. wahrnehmen wollen. Auch deswegen plädiere ich dafür, dass wir das KI-Engagement im Fediversum so schnell wie irgend möglich verstärken. Es ist schlimm genug, dass wir die antisozialen Medien weitgehend den Thymokraten und digitalen Oligarchen überlassen haben. Täten wir das Gleiche mit KI-Anwendungen, dann wäre das demokratische Spiel wohl am Ende…

  4. “Wenn Lügen zur Norm wird, stirbt die Demokratie.” Schreibt Chris Stöcker im “Spiegel”.

    Sind Lügen nicht der Hauptbestandteil von Propaganda und Verschwörungsmythen?

    Um Hass zu schüren, bedienen sich Hetzer nicht auch der Lüge?

  5. @Blume: “Nur der dialogische Monismus verteidigt die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Lüge. Der Relativismus …”

    Na da bist Du und Deine Freunde des “dialogischen Monismus” sicher froh, daß ihr den Relativismus in gewohnter ignoranter Arroganz und feindseligen Zynismus ausschließlich kanalisiert habt!?
    👋😇👍🏻

  6. Hallo Herr @Michael Blume,

    langsam wage ich mich an die Vornamen heran 😉

    Es ist doch ein Wunder das ein Mensch, der eine solches maß an Schrecken, elend und Zorn erlebt hat, eben denoch nicht von diesen Schmerz geleitet wird!
    Meine Hochachtung für Herrn @Gary Fabian das er sich dem aussetzt. Es wäre sicherlich leichter zu versuchen es zu verdrängen oder rein mit destruktiven Gefühlen zu überdecken.

    Ich habe mir übrigens Frau Weisband auf Youtube angesehen, eine richtige Bereicherung für mein Leben 🙂

    Danke Dafür.

    Vielleicht braucht es wirklich eine Informationssperre um von all dem negativen Smog wenigstens zeitweise befreit zu werden.

    Liebe Grüße

  7. @Blume: “Sind denn Ihrer Meinung nach noch mehr jüdische und demokratische Menschen an dieser Relativismus-Verschwörung beteiligt? Oder geht es allgemein um die Nachfolgerschaften von Moses und Jesus, die Sie hier auf dem Blog ja auch bereits verhöhnt haben?”

    Na da kommt mal wieder der heuchlerisch-verlogene Politiker in Dir zum Vorschein, der die Worte andersdenkender, bzw. richtigdenkender aus Ideologiegründen verdreht und diffamierend darzustellen sucht – Das Moses und Jesus Wirken in der biblischen Philosophie als gescheitert dargestellt interpretiert werden muss, weil Mensch im Sinne der Schöpfung eben alle bedeutet, dass darf einem wie Dir systembedingt nicht gefallen, schließlich ist euer Dogma “Gottes Wege sind unergründlich”!?
    👋😇

  8. Ich habe mich bisher zwar noch an keiner Diskussion über die Philosophie des Film Matrix beteiligt, weil ich auch noch keine wichtige gesehen habe, oder davon gehört hätte, aber so wie Du Inhalte falsch in Deinem Sinne interpretierst, hat dazu wohl noch kein Autor sich entsprechend nachdrücklich geäußert!?

    Ich glaube, aus entsprechender Erfahrung, dass die Inspiration zu Matrix aus ähnlicher oder der gleichen Erfahrung kommt.
    👋😇
    Übrigens Matthäus 5,3 – “geistlich arm” ist im wahrsten Sinne des Wortes UNGLÜCKLICH formuliert, also sicher NICHT falsch.

    • Ja, @hto – das ist durchaus richtig. Ich habe den Film “Matrix” von 1999 – und in geringerem Ausmaß auch die nachfolgenden Filme der Serie – sowohl am KIT wie auch in der Öffentlichkeit immer wieder genutzt, um die Gefahren von Neurohacking, digitaler Thymotisierung und, ja, von digitaler Gnosis anzusprechen. Es könnte Ihnen gut tun, sich kritisch mit dem Film zu befassen und vor allem zu prüfen, inwiefern Sie wie Cypher längst vor der manchmal unangenehmen Realität fliehen.

      Hierzu Perplexity.ai:

      Dr. Michael Blume würdigt den Kinofilm “Matrix” und warnt vor der Realitätsverweigerung von Cypher aus mehreren Gründen:

      ## Philosophische Tiefe des Films

      Dr. Blume sieht in “Matrix” eine moderne Interpretation des platonischen Höhlenmythos, angereichert mit biblischen und gnostischen Elementen[1]. Der Film thematisiert grundlegende philosophische Fragen nach Realität, Wahrheit und menschlicher Existenz in einer komplexen, von Künstlicher Intelligenz dominierten Welt.

      ## Cypher als Warnung

      Die Figur des Cypher dient Dr. Blume als Beispiel für die Gefahren der Realitätsverweigerung:

      1. **Feigheit vor der Wahrheit**: Cypher personifiziert die Feigheit, sich der harten Realität zu stellen. Er zieht es vor, in die bequeme Illusion der Matrix zurückzukehren, statt für die Wahrheit zu kämpfen[1].

      2. **Verrat aus Schwäche**: Cyphers Verrat an seinen Mitstreitern zeigt, wie Realitätsverweigerung zu moralischem Verfall und Verrat führen kann[1].

      3. **Feindseliger Dualismus**: Dr. Blume sieht in Cyphers Verhalten den Übergang vom “egozentrischen Relativismus” zum “feindseligen Dualismus”, eine gefährliche Entwicklung, die er auch in der realen Welt beobachtet[1].

      ## Relevanz für aktuelle Diskurse

      Dr. Blume zieht Parallelen zwischen Cyphers Verhalten und aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen:

      – **Verschwörungsmythen**: Er vergleicht Cyphers Wunsch nach Rückkehr in die Illusion mit Menschen, die komplexe Realitäten wie den Klimawandel oder geopolitische Konflikte durch Verschwörungsmythen zu erklären versuchen[1].

      – **Digitale Gnosis**: Im Gegensatz zur platonischen Pädagogik der Hoffnung warnt Dr. Blume vor einer “digitalisierten Gnosis”, die auf sofortiger, dualistischer Offenbarung durch Verschwörungsmythen besteht[1].

      ## Aufruf zum Mut

      Durch die Würdigung von “Matrix” und die Warnung vor Cyphers Haltung ruft Dr. Blume implizit dazu auf, mutig der Realität ins Auge zu blicken und sich aktiv für die Wahrheit einzusetzen. Er betont die Wichtigkeit des “dialogischen Monismus” als Gegenentwurf zum feindseligen Dualismus[1].

      Indem Dr. Blume “Matrix” als Referenzpunkt nutzt, schafft er eine zugängliche Metapher, um komplexe philosophische und gesellschaftliche Konzepte zu veranschaulichen und vor den Gefahren der Realitätsverweigerung in unserer zunehmend digitalisierten Welt zu warnen.

      Citations:
      [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/cypher-aus-matrix-wie-feigheit-vor-der-wahrheit-zum-feindseligen-dualismus-fuehrt/

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