Der Transhumanismus in Hararis Homo deus, Becketts Messias-Maschine und Browns Origin. Naht die technologische Apokalypse?

Weitgehend unterhalb der politischen Debatten entfaltet sich eine neue, mythologische Weltanschauung: Der technologisch erzählte Transhumanismus. Dieser geht davon aus, dass wir Menschen – bzw. unsere Nachfahren – durch eine Verschmelzung mit Informationstechnologien selbst “gottgleich” werden, also übermenschliche Fähigkeiten wie Langlebigkeit oder gar Unsterblichkeit, expandierendes Wissen bis zur Allwissenheit und natürlich neue Fähigkeiten bis zur Allmacht erwerben. Diese zukünftigen “Homo deus” gibt es natürlich empirisch bisher nicht – sie werden in der Zukunft verortet. Einige Transhumanisten gehen aber auch bereits davon aus, dass das Universum bereits solche Technogötter enthalte, oder wir gar selbst deren Produkte seien. Hier wird auch die enge Verwandtschaft zu den geistigen Vorläufern, den UFO-Glaubenssystemen, erkennbar, die im 20. Jahrhundert zu großer Popularität aufstiegen.

Innerhalb kaum eines Jahres ist “Homo deus” (2017) von Yuval Noah Harari zum Sachbuch-Klassiker des Trans- und Technohumanismus aufgestiegen.

Harari konnte dabei auf der Popularität aufbauen, die er mit “Sapiens – Eine kurze Geschichte der Menschheit” (m.E. völlig zu Recht) erworben hatte. “Homo deus” ließ jedoch trotz des schwunghaften Schreibstils viele Leserinnen und Leser auch ratlos zurück, da Harari seine Zukunftsmythologie auf einer gewagten Prämisse aufbaut: Die Evolution habe auch nur immer neue Algorithmen (wiederholbare Reaktions- und Rechenoperationen) hervorgebracht und nun würde eben die Menschheit durch technologische Algorithmen überflügelt und bestenfalls aufgesogen.

Schon eher ein Geheimtip ist dagegen der Science-Fiction-Thriller “Die Messias Maschine” von Chris Beckett, dessen US-amerikanische Fassung “The Holy Machine” bereits 2004 erschien.

Beckett präsentiert eine Welt, die in einander bekriegende, religiös-fundamentalistische Kleinstaaten einerseits und ein humanistisch-technologisches, aber ebenfalls zunehmend intolerantes “Ilyria” andererseits aufgespalten wurde. In diese detailreich geschilderte Welt wirft Beckett mit “Lucy” ein erwachendes, technologisches Bewußtsein – von dem sich prompt sowohl religiöse wie säkulare Systeme bedroht wähnen. Gerade auch aufgrund seines 14jährigen “Alters” ist die “Messias Maschine” eine spannende und auch intellektuell anregende Lektüre.

Als internationaler Bestseller gesetzt war schon mit dem Erscheinen “Origin” von Dan Brown.Erneut jagt der Altmeister seinen – weiterhin familienlosen – Haupthelden Prof. Robert Langdon (“Symbolologe” an der Universität Harvard) an der Seite einer schönen Frau durch ein Labyrinth von diesmal spanischen Kunstwerken, Kirchen, Symbolen und Mythen. Diskutiert und enthüllt wird ein transhumanistisches Szenario – mit einer Schlussnote, die die religiösen Wurzeln des Transhumanismus wiederum offenlegt. So entschädigen die lesenswerten Schlusskapital für die Brown-üblichen Längen und Wiederholungen.

Wie wissenschaftlich ist der Transhumanismus?

Dass der Transhumanismus tiefe mythologische und auch religiöse Wurzeln hat, bestreiten auch seine Protagonisten selbst nicht mehr. Auch die Titel und Cover der hier vorgestellten Werke sprechen da schon völlig für sich.

Bietet aber der Transhumanismus vielleicht dennoch auch ein wissenschaftlich haltbares Szenario, sozusagen eine Vorausschau auf die Verschmelzung von Religion und Wissenschaft?

Hier hätte ich zwei große Fragezeichen anzumelden, die erst langsam in den Vordergrund treten.

1. Der Transhumanismus geht wesentlich von einem Reduktionismus aus, nach dem alle “Funktionen” menschlichen Bewusstseins schließlich auch durch Computer erfüllt werden und schließlich übertroffen werden könnten. Bewusstsein ist jedoch ein emergentes Phänomen – und noch immer ist nicht einmal klar, welche Grundbausteine ein System bräuchte, um es zu entwickeln. Reichen Algorithmen, oder braucht es zum Beispiel auch einen empfindungsfähigen Körper, die Fähigkeiten zu Empathie, Glaube, Liebe, Hoffnung? Seit Jahrzehnten wird die Emergenz von technologischem Selbstbewusstsein für “bald” angekündigt und befürchtet – gerade jedoch aufgrund meiner eigenen Arbeiten im Austausch mit den Neurowissenschaften und in der Evolutionsforschung möchte ich erhebliche Skepsis an diesen “Prophezeiungen” äußern. Ich sehe da so “bald” gar keine Durchbrüche und “Singularitäten”, auch weil der Reduktionismus die Komplexität von Emergenz verfehlt.

2. Evolutionsprozesse erfolgen über den Dreischritt von Variation, Selektion und Reproduktion. Gerade aber der letzte Schritt wird m.E. in den transhumanistischen Entwürfen noch immer weitgehend ausgeblendet. Tatsächlich ist auffällig, dass die Verkünder und übrigens auch die fiktionalen Charaktere transhumanistischer Narrative weit überzufällig kinderlos sind. Bewusstes Leben braucht Partnerschaften zur Fortpflanzung (zumindest hat sich bislang höheres Bewusstsein nur unter Lebewesen nachweisen lassen, die sich sexuell fortpflanzten) – und vor allem braucht es Gründe, Sinn. Es ist schon eine gewagte These, zu behaupten, dass sich Maschinen eines Tages selbst fortpflanzen könnten. Die “tiefschürfendste” Antwort auf die Anthropodizee-Frage (Warum überhaupt Nachkommen?), die mir in transhumanistischen Narrativen bislang begegnet ist, lief aber auf Computerfehler (“Programmbefehl falsch verstanden”) heraus. Das halte ich für wenig überzeugend und auch philosophisch recht schwach.

Als Fazit möchte ich also die Prognose wagen, dass der Transhumanismus im 21. Jahrhundert die Rolle spielt, die die UFO-Mythologien im 20. Jahrhundert einnahmen: Er wird populär und sowohl kulturell wie weltanschaulich und religiös anregend, aber auch wieder ermatten, wenn sich die mythologischen “Prophezeiungen” wieder und wieder nicht erfüllen. Persönlich würde es mich sehr faszinieren, wenn in einer Art “Apokalypse” (griechisch: “Enthüllung”) Aliens vom Himmel herabsteigen oder umgekehrt Menschen nach fremden Sternen greifen würden. Aber ob Apokalypsen nun durch religiöse Offenbarungen oder Techno-Mythen verkündet werden – ich rate dazu, gerade bei besonders steilen Ankündigungen immer wieder nüchtern nach empirischen Belegen zu fragen.

 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

64 Kommentare

  1. Wenn sich Maschinen je selbst fortpflanzen können, dann weil ihnen Menschen dazu verholfen haben. Und es wird Menschen geben, die das tun. Einfach weil es ein Faszinosum ist, selbst ein Dr. Frankenstein oder gar ein Schöpfer einer neuen Art zu sein. Unmöglich ist es jedenfalls nicht. Im Prinzip genügt es, wenn ein Roboter einen 3D-Drucker bedienen kann, denn warum sollten Maschinen auf die gleiche Art wie biologische Geschöpfe auf die Welt kommen? Angst haben muss man zuerst einmal nicht. Ausser der Dr. Frankenstein, der das in die Wege leite, will gleich eine Killermaschine erschaffen, was man allerdings nicht ausschliessen kann. Bewusstsein braucht solch ein sich selbst reproduzierendes Geschöpf übrigens nicht. Bewusstsein würde nur bedeuten, dass sich die Maschine auch um ihr eigenes Schicksal kümmern würde – etwas, was aus Menschensicht nicht unbedingt erstrebenswert scheint.

    • Lieber Herr Holzherr,

      schon aus einer Druckerpresse (Maschine) ließ sich wiederum ein Buch herstellen. Das hat aber m.E. noch nichts mit Reproduktion zu tun. Diese wäre erst gegeben, wenn eine Maschine Kopien von sich selbst herstellen und dazu auch die Rohstoffe und Energie selbst organisieren könnte. Selbst Computerviren schaffen das nicht, sondern sind auf die Zulieferung durch Computer-“Wirte” und diese wiederum auf Menschen angewiesen.

      Hätten Sie irgendein haltbares Beispiel für eine selbst-reproduktive Technologie?

      • Die Rohstoffbeschaffung und die Energie für eine Reproduktion braucht Kooperationen. Ein einzelner Roboter würde wohl nicht genügen, aber ein paar hundert mit dem nötigen Wissen und der (anfänglichen) Unterstützung durch ihre menschlichen Schöpfer sollte genügen. AI-Forscher und Unternehmer wie Jürgen Schmidhuber glauben ja, der wahre Platz für intelligente Maschinen sei im Weltraum, auf dem Mond oder Mars, denn die Umgebung dort mag zwar lebensfeindlich sein, aber roboterfeindlich ist sie jedenfalls nicht. Bis es so weit ist vergehen aber sicher noch ein paar Jahrzehnte.

        • Der wahre Platz für intelligente Maschinen und ihre Erbauer ist im Erdinneren, der Hölle. Denn die intelligenten Maschinen kommen von dort, und ihre Erbauer gehören dorthin.

  2. Das Erreichen einer nahezu unbegrenzten Lebensdauer ist eine rein medizinische Problemstellung.
    Der Sinn einer nahezu unbegrenzten Lebensdauer ist, dass man gerne am Leben bleibt.

  3. Danke Michael, mir scheint, das Dir eine gute, sachlich fundierte Kritik, mit guten gedanklichen Ansätzen gelungen ist, welche sowohl den Reiz, wie auch die Schwächen, neuer, sich am künftigen Horizont des digitalen Zeitalters von KI und AI abzeichnender Technologiemythologien mit entsprechenden Glaubensgemeinschaften beschreiben.

    Die Zusammenstellung von drei Autoren bzgl. der Transhumanismus-Ideologie finde ich interessant, kommt für mich unerwartet und scheint mir etwas schief.

    Begründung: Yuval Noah Harari scheint mir als Universalhistoriker mit seiner warnenden Apokalyptik in einer anderen Liga und Ebene Aufmerksamkeit zu erregen und daher kaum vergleichbar mit Chris Beckett und Dan Brown. Homo Deus hat das Zeug dazu beizutragen dass reale mögliche Gefahren (die es ja auch gibt bzgl. nicht reguliertem Machtmissbrauch z.B. von Big-Data) nicht nur auf religiösem, sondern insbesondere auch mit den Gefahren eines totalitärem Machtmissbrauch auf politischer und wirtschaftlicher Ebene deutlicher wahrgenommen zu werden. (Teilweise sehen wir jetzt schon was an Missbrauch und Einflussnahme möglich wird und weiter zunehmen wird. Stichwort: Wahlmanipulation usw.)

    Was mir hilfreich scheint die ethischen Zukunftsfragen zu formulieren und entsprechende Diskurse, präventiver und juristischer Art zu führen, da ja durchaus Neuland betreten wird. (Stichwort: Machtregulierung und -teilung, Schutz von Menschenrechten, Eigentumsrechten usw.).

    So dürfte Harari wohl auch mehr und andere Kaliber an Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft erreichen. (Zumindest wäre das zu hoffen).

    Interessant finde ich, welche “Blüten” die neoreligiösen Technomythologien in anderen Kulturräumen und Religionen (Stichwort: Asien) treiben werden, in denen die Invidualität und Identität mit samt den kulturellen Errungenschaften (Stichwort: Menschenrechte), einen anderen Stellenwert haben, als im rational-wissenschaftlichen und monotheistisch geprägten Westen.

    Deine Prognose finde ich durchaus gelungen. Insbesondere dass sich die utopischen Übererwartungen “erschöpfen” zumindest aber nivellieren dürften. (Stichwort: Regression zum realistischeren Mittelmaß). Eine Erneuerung der UFO-Religiösität im 21.Jahrhundert, dürfte jedoch nur eine Variante unter Vielen. Mit der Vertiefung von Mensch-Maschine-Technologien, können durchaus neue Varianten an Sondergemeinschaften entstehen, die es im 20. Jahrhundert noch gar nicht gab und daher auch nicht vorhersehbar sind.

    Den Kern triffst Du mit Deiner Kritik m.E. mit der unentscheidbaren Anthropodizeefrage, welche daher (von jedem selbst) nur auf der Basis von Glaubenssätzen zu entscheiden sein wird. Daran ändert auch KI und AI nichts. Die religiöse Welt der Sinngebungen des 21. Jahrhunderts dürfte noch bunter, verrückter werden und wird mit dem wachsenden digitalen und technologischen Überschuß an Optionen ebenfalls mitwachsen.

    Spannend wird die Auseinandersetzung zwischen den extremen Polen und verfeindeten Lagern der Anhänger proggressiv-fundamentalistisch-totalitärer Fortschrittsgläubigen, denen die Singularität nicht schnell genug kommen kann und Anhängern konservativ-fundamentalistischer Retroromantiker die “zurück in die Zukunft” wollen. Die Spannungen zwischen beiden Polen dürften weiter zunehmen.

    Die Herausforderung für die traditionellen Glaubensgemeinschaften im Westen wird sein, einen sinnerfüllenden, pragmatischen und sozialverträglichen Weg und Umgang mit dem Überschuß an Möglichkeiten zu weisen. Der interdisziplinäre Austausch der Wissenschafsdisziplinen (Natur- und Geisteswissenschaften) wird noch wichtiger und deren Sprachfähigkeit die ‘sinnvollen’ Ergebnisse für Nichtakademiker zu übersetzen.

    • Vielen Dank für den vielfältigen Kommentar, lieber @Ingo!

      Und, ja, ich habe bewusst ganz unterschiedliche, technohumanistische Autoren ausgewählt, um die Buntheit der Narrative deutlich zu machen. Hast Du die „Messias Maschine“ schon gelesen? Dieser Thriller behandelt viele Themen Deines Kommentars und dürfte Dir – wage ich zu vermuten – Spannung und Anregung bereiten! 🙂

      • Lieber Michael,
        nein Chris Beckett’s “Messias-Maschine” kenne ich tatsächlich noch nicht. Deine Hinweise haben mich dazu animiert mir das Buch zu besorgen.
        Danke.

    • Ja, selbstverständlich, lieber Herr Holzherr: Wie auch die ersten Entwürfe zu Künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich entsprechende Überlegungen zum Beispiel bei John von Neumann (gest. 1957) schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lokalisieren.

      Nur: „Geliefert“ haben diese Forschungsansätze bisher nicht – und reflektierte Vertreter räumen längst ein, dass alles um Dimensionen komplizierter sei als ursprünglich gedacht.

      Finden Sie nicht, dass aufgeklärte Menschen religiöse Mythologien auch kritisch reflektieren sollten? Ich bejahe das und wünsche mir eine ebenso aufgeklärte Reflexion auch zu überlieferten „Technomythen“.

  4. Habe nur Hararis „Kurze Geschichte der Menschheit“ gelesen. Finde aber den Reduktionismus und Evilutionismus, den er dort vertritt, für bedenklich und recht untypisch für einen Historiker. Bei einem Historiker würde man eher erwarten, dass er den Menschen als Akteur sieht. Hariri aber sieht den Menschen eher als Spielball von Kräften, die stärker sind als er selbst.

    • Dem stimme ich zu, @Martin Holzherr! Und erfreue mich gerade am wundervollen „Freudschen Vertipper“ Evilitionismus statt Evolutionismus! 🙂

      Don’t be evil 😉 und ein schönes Wochenende Ihnen!

  5. Sie verwechseln scheinbar das Mögliche/Unmögliche mit dem Wünschbaren und sehen eine Konkurrenz zwischen Maschinen und Menschen, die es gar nicht geben muss. Nur weil es noch keine selbstreplizierenden Maschinen gibt, heisst das nicht, dass es unmöglich ist, ja nicht einmal, dass es besonders schwierig ist, zumal Jahrzehnte – um die es hier geht – nur schon in der Menschheitsgeschichte eine extrem kurze Zeitspanne sind. Und wenn es einmal selbstreplizietende Maschinen gibt ändert das zwar vieles, aber zuerst einmal nur wenig an der Conditio Humana. Der Mensch wird nicht wertlos nur weil es Maschinen gibt, die ihm immer ähnlicher werden.

    • Nein, lieber Herr Holzherr – ich verwechsele gerade nicht, sondern differenziere.

      Selbstverständlich ist es denkbar, dass in den kommenden Jahrzehnten ein Kontakt mit Außerirdischen oder der Bau selbstreplizierender Maschinen gelingt. Auch der Jüngste Tag ist nicht sicher auszuschließen. Nur sind apokalyptische Mythen nicht das Gleiche wie empirisch überprüfbare Theorien. Darauf mache ich aufmerksam, ohne Ihre quasi-religiösen Hoffnungen bewerten oder gar verletzen zu wollen. Ich lade nur dazu ein, sie zu reflektieren (und selbst diese Einladung ist völlig frei und unverbindlich!). 🙂

      • @Micheal Blume: sie scheinen Angst vor selbsreproduzierenden Maschinen zu haben (warum nur, was ändern diese an der Stellung des Menschen) und flüchten sich in die Tatsache, dass es noch nicht gibt, wenn sie in diesem Zusammenhang von Empirie sprechen. Dabei geht es hier um die Zukunft – eine Zukunft die Leuten ihresgleichen wohl Schock um Schock bereiten wird. Dies zu ihren obigen Aussagen (Zitat): Selbstverständlich ist es denkbar, dass in den kommenden Jahrzehnten ein Kontakt mit Außerirdischen oder der Bau selbstreplizierender Maschinen gelingt. Auch der Jüngste Tag ist nicht sicher auszuschließen. Nur sind apokalyptische Mythen nicht das Gleiche wie empirisch überprüfbare Theorien.
        Die nächsten 3 bis 4 Jahrzehnte werden aber meiner Einschätzung nach mehr Umbrüche bringen als die letzten 200 Jahre zusammengenommen und zwei davon werden das Verschwinden von Lohnarbeit als Existenznotwendigkeit sein und das Aufkommen von autonomen Systemen mit lebensähnlichen Eigenschaften zu denen auch die Selbstrepublikation gehört. Ihre abwehrende Reaktion darauf lässt mich schon den Tag sehen, in dem ihnen eines ihrer Kinder die Zeitung mit den Worten wegnimmt: Das was da drin steht über die Welt von heute ist nichts für dein Nervenkostüm, Papa. Wir schicken dich jetzt auf die Philippinen in ein Fischerdorf, das kürzlich zum UNO- Weltkulturerbe erklärt wurde und wo es noch echte Fischer gibt. Dort gefällt es dir sicher viel besser als hier. Und die Philippininnen sollen auch ganz nett sein. M.B: Aber ich kann doch gar kein philippinisch. K: Macht nichts, die verstehen dich schon. Und sind damit vielleicht die einzigen, die das heute noch tun.

        • Lieber Herr Holzherr,

          selbstreplizierende Maschinen befinden sich m.E. auf der gleichen Ebene wie Aliens, Engel und andere überempirische Akteure: Man kann an ihre Existenz oder ihr baldiges „Kommen“ glauben, muss dies aber nicht. Persönlich bin ich da recht skeptisch und habe schon deswegen weder große Hoffnungen noch Angst.

          Wie ist das bei Ihnen? Sie scheinen ja an die „baldige“ Ankunft selbstreplizierender Maschinen zu glauben. Was erhoffen oder befürchten Sie davon? Verkünden Sie ruhig ein wenig, das ist doch interessant! 🙂

  6. Vor kurzem kam beim BR-TV bzw. ARTE die Serie ´Homo DIgitalis´.
    Man kann sich die Beiträge noch anschauen – (aber die Grimm´schen Hausmärchen sind spannender).

    In Beiträgen wird erkennbar, dass diese Wissenschaftler noch nicht einmal eine ´Theorie des Denkens/Bewusstseins´ entwickelt haben – aber sich trotzdem befähigt fühlen, darüber zu spekulieren dass man ´höhere´ Entwicklungsstufen erreichen könnte.

  7. Wenn man zum Beispiel Elon Musk betrachtet,
    https://de.wikipedia.org/wiki/Elon_Musk
    Elon Musk hat utopische Visionen, und dann geht er hin, und realisiert sie der Reihe nach.
    Techniker bauen einfach, was anderen als Mythologie erscheint.
    —–
    Wie PayPal-Gründer Peter Thiel und 5 andere Milliardäre nach dem ewigen Leben suchen:
    http://www.businessinsider.de/milliardaere-suchen-nach-ewigem-leben-2015-11
    —–
    Die Unsterblichkeit ist am Anfang nur etwas für die Reichen.
    Das war am Anfang für das Fliegen auch so.

  8. Nachtrag:
    Die Menschen sind auch nicht autark.
    Wenn man sie nicht ständig mit Luft, Wasser und Nahrung versorgt, dann können sie sich auch nicht vermehren.
    —–
    Das Bewusstsein kann man nur an sich selbst beobachten.
    An den anderen Gehirnen kann man nur Informationsverarbeitung beobachten.
    —–
    Wenn man ganz langsam einzelne absterbende Gehirnzellen durch Nanomaschinen ersetzt, die die gleiche Informationsverarbeitung haben, wie die zu ersetzenden Gehirnzellen, dann wird man im Laufe der Jahrzehnte zu einem Computer, ganz ohne jede Diskontinuität.
    Natürlich kann man auch aus adulten autologen Haut-Stammzellen nachgezüchtete Gehirnzellen implantieren, was etwas biologischer ist.
    Das bloße Kopieren eines Gehirns erzeugt nur ein zweites, gleichartiges Gehirn, ohne direkten Einfluss darauf, was mit dem Original geschieht.
    —–
    Computer können Maschinen steuern, Messungen durchführen, und sie spielen erfolgreich Jeopardy, Go und Schach.
    Warum sollten sie nicht auch Roboter und Computer bauen können?
    Der Grad ihrer Autarkie bei Energie und Rohstoffen kann unterschiedlich sein.
    —–
    Die einfachste molekulare Nanomaschine, die bis auf das letzte Makromolekül genau beschrieben ist, und die sich selbst nachbauen kann, ist Mycoplasma laboratorium mit nur 381 Protein codierenden Genen und mit nur 580.000 Basenpaaren.
    —–
    Richard P. Feynman hat im Jahre 1959 einen programmgesteuerten Mikromanipulator beschrieben, der einen kleineren Mikromanipulator bauen kann:
    http://www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/data/020_Dokumente/040_KuT_Artikel/2000/24-1-1.pdf
    —–
    Natürlich habe ich mir selbst auch so etwas gebaut.
    Einige Videos davon findet man mit Google unter “Karl Bednarik YouTube Mikro Robot”.
    (Hier darf man nicht zu viele Links verwenden.)
    —–
    Wilson Ho hat im Jahre 1999 einzelne Kohlenmonoxid-Moleküle mit dem Rastertunnelmikroskop auf einzelne Eisenatome gesteckt, um einzelne Eisencarbonyl-Moleküle zusammen zu setzen ( FeCO und Fe(CO)2 ).
    https://www.physics.uci.edu/~wilsonho/N0100.htm
    —–
    Ein wirklich guter Roman zu diesem Thema ist “Herr aller Dinge” von Andreas Eschbach.
    Vom selben Autor ist auch sehr gut “Solarstation”.
    —–
    Die meisten Mythologien werden von technisch-wissenschaftlichen Laien für technisch-wissenschaftliche Laien entworfen.
    Die gute Hard-Science-Fiction kommt häufig von Fachleuten.
    —–
    Die Zukunft kommt nicht, denn sie ist schon da.

    • Cool! „Die Zukunft kommt nicht, denn sie ist schon da!“ entspricht ja sehr genau „Das Gottesreich ist angebrochen!“ – Dein Reich komme! Wow…

      Selbstverständlich gibt es in entropischen Universen keine „autarken Systeme“. Dass aber Maschinen ihre Energieversorgung, Rohstoffzufuhr, Reparatur und Reproduktion selbst organisieren könnten, kann ich beim besten Willen noch lange nicht erkennen… 🙂

      • Als atheistisch aufgewachsener und derzeitiger Agnostiker kann ich keine Aussagen über das Gottesreich machen.
        Nach rund 54 Jahren als Chemotechniker und nach rund 33 Jahren in der molekularbiologischen Forschung kann ich vernünftige Aussagen über die technischen Möglichkeiten machen.
        (Dazu kommen noch rund 49 Jahre private Forschung in der Mikro-Robotik.)
        —–
        Die Mitglieder von arbeitsteiligen Gesellschaften können nur selten alle ihre Gebrauchsgegenstände selbst herstellen.
        Das gilt auch für Roboter.

        • Ja, deswegen gehört es ja auch zur Arbeitsteilung, dass Religionswissenschaftler die erstaunlichen Parallelen aufzeigen! 🙂

          Und eine Nachfrage: Waren auch schon Feuer und Äxte „Mitglieder der Gesellschaften“? 😉

          • Wenn man unbedingt will, kann man die Werkzeuge als nicht lebendige Symbionten auffassen.
            Ähnliches gilt für die Aussagesätze, die von manchen “Meme” genannt werden.
            Die Werkzeuge, Meme, Nutzpflanzen und Haustiere unterliegen einer vom Menschen gesteuerten Evolution.
            —–
            Weil alle Funktionen von einfachen Bakterien bis auf das letzte Makromolekül genau beschrieben sind, besitzen wir bereits molekulare Nanomaschinen, die sich selbst nachbauen können.
            —–
            Die Synergie von Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik und Molekularbiologie bewirkt eine starke Beschleunigung des wissenschaftlichen Fortschritts.
            Wirklich niedlich:
            https://nanoporetech.com/how-it-works

          • Klar, @Karl Bednarik – wenn man es so weit fasst, dann sind alle Elemente der kulturellen Evolution (Worte, Symbole, Werkzeuge, Schmuck, Feuerstellen etc.) bereits „selbstreproduzierende Akteure“ bzw. „Symbionten“ oder „Meme“. Aber dann wird eigentlich auch nichts Neues erklärt, sondern einfach eine halbwegs lineare Weiterentwicklung angenommen. Bei @Martin Holzherr scheint dagegen eher die Naherwartung einer sprunghaften Umwälzung zu bestehen.

            Technnomythen sind tatsächlich kaum weniger vielfältig als klassische, religiöse Mythen! 😮 🙂

          • Die Weiterentwicklung der Technologie und des Wissens schreitet derzeit mit exponentieller Geschwindigkeit voran.
            Das gilt nicht nur für das mooresche Gesetz.
            Natürlich wird man irgendwann alles theoretisch physikalisch mögliche auch praktisch technisch machen können.
            Das ergibt dann diese Kurvenform:
            http://members.chello.at/karl.bednarik/LOGISTEI.PNG
            —–
            Ich kann an der Entwicklung neuer Technologien überhaupt nichts Mythologisches feststellen.
            Entweder, eine neue Technologie funktioniert, oder man probiert eine andere Technologie aus.
            Irgendwann liefert dann irgend eine Technologie das gewünschte Ergebnis.
            Solange das gewünschte Ergebnis theoretisch physikalisch möglich ist, besteht kein Grund, mit der Entwicklung aufzuhören.

          • Lieber Herr Bednarik,

            als ich noch Jugendlicher war, träumten wir von Marsstationen und interstellarer Raumfahrt. Stattdessen bekamen wir z.B. das Internet.

            Neue Technologien sehe ich sehr wohl – eine „lineare, exponentielle Weiterentwicklung“ allenfalls in engen Grenzen (etwa der Chipfertigung). Verheißungen etwa der Raumfahrt oder KI-Forschung haben sich nicht erfüllt.

            Da ist sie also – die bleibende Lücke zwischen Empirie und Mythos…

          • Als Techniker würde ich sagen, es gibt eine zu schließende Lücke zwischen Zielsetzung und Ausführung.
            Meine Zielsetzung ist die Verlängerung der biologischen Lebensdauer.
            Dau benötigt man möglichst gute Technologien in den Bereichen von Molekularbiologie, Nanomaschinen und Stammzellen.
            Im Gegensatz zu den Perpetuum-Mobiles ist das Erreichen dieser Zielsetzung physikalisch möglich.
            (Auf meiner Internetseite gibt es viele Perpetuum-Mobiles.)
            Als Motivation könnte man den Selbsterhaltungstrieb verwenden, und dass das Einfrieren meinem Gehirn schaden könnte, und dass eine noch so genaue Kopie meines Gehirns jemand anderer als ich wäre.
            —–
            Hier ist die Zukunft der Vergangenheit:
            http://www.retro-futurismus.de/

  9. Die Technik wird heute überschätzt. Technik hat im Wesentlichen nur den Sinn, die Ernährung und den Schutz vor Kälte zu erleichtern. Es ist z. B. gut, dass immer weniger Menschen umständlich mit Holz heizen. Stattdessen heizen immer mehr Menschen mit Strom aus Solaranlagen. Zum Gottmenschen kann man nicht durch Technik werden, aber vielleicht durch mystische Erfahrungen. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).

    • @Öko-Theosoph (Zitat): Die Technik wird heute überschätzt.
      Die Biologie ist nichts anderes als die heute beste Technik – nur stand sie bis jetzt nicht oder nur teilweise im Dienste des Menschen. Es gibt keinen fundamentalen Unterschied zwischen Natur und Technik, ausser vielleicht den, dass die Natur nicht primär dem Menschen dient, die vom Menschen erfundene Technik aber schon. Ganz falsch ist der Titel Homo Deus von Harari nicht, denn wenn auch Atome, Moleküle, Zellen und Organismen vom Menschen bis in die feinsten Strukturen komponiert werden, dann macht der Mensch genau das, was die Alten dem Schöpfergott zugeschrieben haben. Und dass dies möglich ist, dass also der Mensch in die Fusstapfen des Schöpfers treten kann – das wird immer deutlicher.

  10. Seltsamerweise hatte ich schon als Kind die Vorstellung und Fantasie von Fabriken, die wie Bäume wachsen, von Strassen, die sich selbst pflastern, ja von einer ganzen der Biologie angelehnten, lebendigen technischen Welt, die sich selbst unterhält, die Winden ausheilt und vor sich wuchert. Die Menschen würden sich in dieser Welt nur noch als Gärtner betätigen und als Züchter von neuen technischen Kreaturen.

  11. @Axel Krüger: Der Beitrag von Galen Strawson ´The Consciousness Deniers´ ist recht interessant zu lesen. Weil es aber hier nicht zum Thema gehört sei nur der Hinweis gestattet, dass auch der Buddhismus seit 2500 Jahren das Bewusstsein als Illusion betrachtet (Weil es ständig neu gebildet wird und somit keine Beständigkeit hat).

    Man kann ein Thema von verschiedenen Sichtweisen aus betrachten und diskutieren – und damit sind wir wieder beim Transhumanismus(TH): Viele Ideen des TH sind absurd, weil man noch nicht einmal einfachste Recherchen von bereits bekanntem Wissen durchgeführt hat.
    Ein Beispiel: Es gibt die Idee, dass man Computerchips in das Gehirn einpflanzen könnte, in die man beliebiges Wissen einspeichern kann – so dass die betreffende Person mit entsprechenden Updates über bestes Expertenwissen verfügt.
    Es ist heute Allgemeinwissen, dass Inhalte in unserem Gedächtnis in mehreren Arealen vernetzt gespeichert sind. Erst wenn sich entsprechende Areale zu einem vernetzten Arbeiten zusammenschließen sind Gedanken/Erinnerungen möglich. D.h. diese Idee (Chips) kann nicht funktionieren – (hier würde eine Recherche bekannten Wissens ausreichen).

    • Man könnte die motorischen und die sensorischen Areale des Gehirns verwenden.
      Dann könnte man zum Beispiel im Geiste etwas eintippen, und dann im Geiste die Antwort darauf lesen.
      Es geht sogar noch viel komplizierter:
      https://www.spektrum.de/news/virtuelle-hirnprothese-verbessert-affendenkapparat/1165016
      —–
      Ein grundlegendes Problem des Transhumanismus ist es, dass beim schonenden Hochladen aller Informationen des Gehirns in einen Computer, das originale Gehirn immer noch altern und sterben muss.
      Eine genaue Kopie des eigenen Bewusstseins ist jemand anderer, und nicht man selbst.
      Daran ändert sich auch nichts, wenn das originale Gehirn beim Hochladen zerstört wird.
      Das erweckt nur die Illusion einer Seelenwanderung.

  12. Zitat Titel: Naht die technologische Apokalypse? Ja und zwar über die zunehmende Macht Einzelner (z.B. Wissenschaftler) oder von Terrorgruppen, denn jede Technologie wird auch für Gewalttaten benutzt und es gab auch schon immer Gewalt, deren einziger Zweck Zerstörung und Vernichtung war. Wenn aber bereits kleine Gruppen oder gar Einzelne (mad scientists) über Massenvernichtungsmittel verfügen, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit bis diese auch eingesetzt werden. Bis heute sind sich aber nur Wenige dieser Gefahr bewusst – wohl einfach darum, weil nur wenige neue Gefahren erkennen und die meisten davon ausgehen, dass das in der Vergangenheit passiert ist, sich in der Zukunft wiederholt: also mehr Bombenanschläge etc.. Kaum jemand aber rechnet mit der möglichen Freisetzung eines tödlichen, speziell designten Virus oder mit der radioaktiven Verseuchung einer ganzen Stadt. Dabei weiss man heute schon, dass es Terrorgruppen gab, die sich radioaktivem Material für eine schmutzige Bombe beschaffen wollten. Zum Glück ist es aber für den Normalsterblichen recht schwierig sich solches Material zu beschaffen. Ganz anders sieht es aber für Wissenschaftler aus, die auf Gebieten wie genetischem Engineering arbeiten. Falls diese vom rechten Weg abkommen kann es wirklich gefährlich werden. Martin Rees ist wohl der Wissenschaftler, der am meisten und häufigsten vor solchen Gefahren gewarnt hat, zum Beispiel in seinem TED-Talk Is this our final century? wo er sagt (übersetzt von DeepL): Und der Mensch, sein Körperbau und Charakter, hat sich seit Jahrtausenden nicht verändert. Es könnte dieses Jahrhundert verändern. Es ist neu in unserer Geschichte. Und auch der Einfluss des Menschen auf die globale Umwelt – Gewächshauserwärmung, Massenaussterben und so weiter – ist beispiellos. Das macht das kommende Jahrhundert zu einer Herausforderung. Bio- und Cybertechnologien sind umweltfreundlich, weil sie hervorragende Perspektiven bieten und gleichzeitig den Druck auf Energie und Ressourcen verringern. Aber sie werden eine dunkle Seite haben. In unserer vernetzten Welt könnte eine neuartige Technologie nur einen Fanatiker oder einen Verrückten mit einer Mentalität von denen, die jetzt Computerviren entwickeln, dazu befähigen, eine Art Katastrophe auszulösen. Tatsächlich könnte eine Katastrophe einfach aus einem technischen Missgeschick entstehen – Fehler statt Terror. Und selbst eine winzige Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe ist inakzeptabel, wenn die Kehrseite von globaler Bedeutung sein könnte.

    • Ergänzung: Auf neuartigen Technologien beruhende Massenvernichtungswaffen könnten nicht nur von Terrorgruppen und “verrückten” Wissenschaftlern eingesetzt werden, sondern auch in neuen Formen unkonventioneller Kriegsführung eine Rolle spielen. Ethische Biowaffen in Form von Krankheitserregern, die nur eine bestimmte Volksgruppe erkranken lassen, sind schon eine ältere Idee. Heute könnte man sich Viren vorstellen, die nur für Menschen mit einer bestimmten Gensequenz tödlich sind. Am radikalsten wäre aber wohl ein absolut tödlicher Virus für den das kriegsführende Land/die kriegsführende Partei eine 100% wirksame Impfung entwickelt hat. Alle geimpften würden überleben, alle nicht geimpften sterben.

  13. Dass das Thema künstliche Intelligenz, einerseits euphorische Übertreibungen i.S. von Technomythologien (=Transhumanismus) hervorbringt und andererseits apokalyptische Übertreibungen retrograd-konservativer Warner, welche “zurück in die Zukunft” wollen, wäre ja an sich nichts wirklich Neues. Historisch ließe sich das belegen.

    Die Erfindung von Sprache, Schrift und nun Digitalisierung markieren historisch gesehen epochale Umbrüche und Transformationen in allen Lebensbereichen. Darauf wurde kompensatorisch mit Ausdifferenzierungen und Anpassungsleistungen reagiert. Im Rückblick wird dies als “Entwicklung” (Evolution, Fortschritt, Zivilisierung usw.) gewertet.

    Ein neuer Begriff, nämlich der des “Zeitalter des Anthropozän” scheint mir geeignet, die Tiefe und Reichweite zu bezeichnen, die mit der Digitalisierung möglich scheinen und sich abzeichnen.

    Ich denke es ist an der Zeit, dass die Diskussion um Chancen und Risiken von KI/AI die Echokammern und Filterblasen ihrer Entwickler, Ingenieure und Erfinder verlässt und nun in der Mitte der Gesellschaft fort geführt wird.

    Wir lernen ja erst gerade sprachfähiger zu werden um die Aufgabe der Schadensbegrenzung für unsere Kinder und Enkel anzupacken und um den nötigen Druck auszuüben auf Politiker, die ihrer Verantwortung nachzukommen, wie wir der unseren nachzukommen haben um unserer Kinder und Enkelkinder willen. Dazu braucht es die Mitwirkung aller, die am Überleben und an der Anpassung von demokratischen Spielregeln wie auch der Kultur im Umgang miteinander im 21.Jahrhundert interessiert sind und sich konstruktiv beteiligen können.

    Danke für diesen Blog und Dein Engagement, Michael, der genau dabei unterstützt und mich immer wieder inspiriert.

    Es gibt noch andere Angebote, die über den Bereich des “Glaubens” hinausgehen. Es sei mir erlaubt hier zu verweisen: http://www.spektrum.de/t/das-digital-manifest

    Seit zwei Tagen geht zudem ein düsteres Video (englisch) viral zum Thema KI/AI mit dem Titel: “Do you trust this computer?” (Ist auf youtube zu finden)

    Weiterhin alles Gute für Dein Engagement.

  14. @Bednarik: Ihr verlinkter Artikel über die ´verbesserte´ Entscheidungsfindung bei Affen – brachte mich zum schmunzeln, als ich ihn zum ersten Mal gelesen habe:
    Man findet also zuerst heraus, welche neuronalen Areale im Gehirn bei einer richtigen Antwort aktiver sind – und anschließend regt man diese Areale bei einer richtigen Antwort gezielt zusätzlich an.
    Gut dass ich kein Wissenschaftler bin – denn für eine solche ´wissenschaftliche´ Arbeit muss man sich eigentlich schämen: Denn durch diese gezielte Manipulation ist nicht mehr erkennbar – ob die Affen von selbst die richtige Antwort gefunden hätten oder ob die richtige Antwort erst durch die neuronale Stimulation entstand.

    • In diesem Artikel steht:
      “Die Affen urteilten schneller und tippten seltener auf ein falsches Bild. Das galt auch dann, als man die Affen unter Medikamenteneinfluss setzte, so dass sie die Aufgabe normalerweise kaum hätten bewältigen können.”
      —–
      Das bedeutet, dass der Computer erfolgreich die gestörten Gehirnbereiche überbrückt hat.
      Dabei handelt es sich um die vierte Schicht des präfrontalen Kortex, und nicht nur um die motorischen Areale des Gehirns.
      Die dritte und die fünfte Schicht des präfrontalen Kortex arbeiteten weiterhin auf biologischer Ebene als Input- und Output-Systeme.

  15. Wer oberflächlichen Journalismus im Fernsehen erleben will – dem sei die heutige Sendung von ´3sat/nano´ ´Up, up with your IQ´ empfohlen:
    Völlig kritiklos wird darin über aktuelle Forschung zur Optimierung vom IQ berichtet, mit dem Ziel bereits das Erbgut von Babys zu ´verbessern´.

    Es wird weder hinterfragt, dass die genetische ´Optimierung´ von Kindern sehr reicher Menschen (damit sie sich teure Privatschulen leisten können) eine Form von Rassismus ist; um Standesunterschiede zu erhalten.
    Noch wird der aktuelle Wissensstand genetischer Erkenntnisse überhaupt zur Diskussion gebracht: Gene allein nützen nichts, weil deren Funktion durch genetische Schalter bereits im Mutterbauch beeinflusst wird (Epigenetik).

  16. Wieder ist mir nach einem Kommentar von Ihnen (KRichard, 9. Apr. 18:55) etwas – erneut mehr off topic – eingefallen (nett und auch mit Humor gemeint):

    http://bigthink.com/scotty-hendricks/want-to-raise-the-next-socrates-teaching-children-philosophy-is-easier-than-you-think

    Und noch ein Link:

    https://www.youtube.com/watch?v=Hx7_SlvWmEs

    Gut verständliche Erklärung für Laien ..

    Anm. zu Ihren Kommentar v. 8. Apr. 19:50: Ja, der Buddhismus betrachtet das Bewusstsein als “Illusion” – aber wichtige _Realität_ ..

  17. Je langlebiger Menschen sind, um so weniger Nachkommen benötigen sie, denn die langlebigen Menschen besetzen den freien Platz ihrer nicht vorhandenen Nachkommen.
    Kurzlebige Menschen entwickeln sich als Spezies, und langlebige Menschen entwickeln sich als Individuen.
    Dadurch kommt es viel seltener zu einem Informationsverlust durch den Tod.

  18. Bei Technik und Technologie denken viele an Raketen, Autos, vielleicht noch Computer. Dabei umfasst ein weiter gefasster Technologiebegriff alle systematischen menschlichen Eingriffe in seine Umwelt, also auch die Agrikultur oder etwa die Pharmakologie wozu ich heute gerade den Artikel Scientists fix genetic risk factor for Alzheimer’s disease in human brain cells gelesen habe. Dort wird berichtet, dass das Vorhandensein eines apoE4-Gens in Hirnzellen das Alzheimerrisiko verdoppelt und ein doppeltes Vorhandensein es verzwölffacht. Forschern ist es nun folgendes gelungen (übersetzt von DeepL): Die Behandlung von menschlichen ApoE4-Neuronen mit einem Strukturkorrektor [einem speziellen Molekül] eliminierte die Anzeichen der Alzheimer-Krankheit, stellte die normale Funktion der Zellen wieder her und verbesserte das Zellüberleben. Das ist ein Beispiel einer Technologie, die auf zellulärem, auf molekularem Niveau arbeitet – genau so wie die Biologie auf zellulärem , auf molekurlarem Niveau arbeitet. Der Mensch dringt also in die Bereich vor, die vorher der natürlichen Nanotechnologie – der Biologie – vorbehalten war.
    Damit will ich meine weiter oben gemachte Aussage belegen, dass es keinen fundamentalten Unterschied zwischen Natur, Biologie und menschlicher Technologie gibt und dass die Biologie nichts anderes ist als eine Technologie, die sich auf natürliche Weise (per Evolution) entwickelt hat. Und auch der Mensch ist ein Produkt dieser natürlichen Technologie. Der Mensch ist quasi eine Supervariante eines biologischen Organismus, ein Alien, denn er hat Fähigkeiten entwickelt, die man keinem seiner Vorgänger, keinem noch so flinken und klugen Säugetier zutrauen würde und er hat sich inzwischen wirklich die Erde untertan gemacht – so wie das in der Bibel gefordert wird. Diese Überlegenheit unserer Art konnten sich auch die zu Bewusstsein gelangenden Menschen nicht erklären. In ihrer Logik konnte dafür nur ein noch mächtigeres Wesen als der Mensch verantwortlich sein – Gott nämlich.
    Doch wir wissen inzwischen, dass es nicht Gott war, sondern die Evolution, welches dieses Superwesen Mensch ermöglicht hat.
    Wenn wir dies auf die vom Menschen geschaffene Technologie übertragen heisst das nichts anderes, dass auch unsere Technologie das Potenzial hat, Superfähigkeiten zu entwickeln – Fähigkeiten, die wir heute nur erahnen können. Die Technologie in 50 oder 100 Jahren kann sich so stark von der heutigen Technologie unterscheiden wie die Welt der niederen Säugetiere sich vom Mensch unterscheidet.

  19. Such a desire to be free from the machine, on the left, can be found in the desire to return to the craft economy and the organic. … In the novel Doctorow has given us a plausible version of a makers’ economy where technologically empowered craftsmen are once again the equals of the factory system

  20. Transhumanisten sind insofern Gläubige, als sie das Paradies und ewige Leben, welches unsere Vorfahren sich noch im Jenseits erhofften, nun ins nahe Diesseits verlegen. Nicht zufällig hat Ray Kurweil – ein prominenter Verfechter des Transhumanismus – das Datum der Singularität (dem Moment in dem das Illuminatensymbol in der Technosphäre aufscheint) auf das Jahr 2045 (“I have also set the date 2045 for singularity — which is when humans will multiply our effective intelligence a billion fold, by merging with the intelligence we have created.” ) gelegt – ein Datum, das er dank der Einnahme diverser lebensverlängernder Präparate noch selbst erleben kann.
    Man muss diesen religiösen Glauben strikt trennen von der technologischen Entwicklung, die bis zum Jahr 2045 tatsächlich autonome, intelligente und selbst replizierende Systeme hervorbringen könnte. Die beiden Dinge sind nämlich – ganz anders als Ray Kurzweil glaubt – auf ganz verschiedenen Ebenen anzusiedeln. Mit grösster Wahrscheinlichkeit wird selbst eine fortgeschrittene Technologie das menschliche Leben nicht grundsätzlich ändern – auch wenn ein paar Freaks sich mittels zukünftiger Technologien zu Cyborgs und potenziell ewig Lebenden machen. Meine Prognose: Die Leute im Jahr 2045 werden sich zum grossen Teil mit denselben Alltäglichkeiten, Moden und Trends abgeben und beschäftigen wie die Heutigen. Und Leute wie Ray Kurzweil und seine Transhumanistenkollegen werden auch im Jahr 2045 von der Mehrheit noch als Freaks betrachtet werden, die nicht verstanden haben um was es im Leben wirklich geht.

  21. Ich finde die Vorstellung, dass Menschen einige hundert Jahre alt werden können einerseits sehr verlockend, andererseits wenn ich mir vorstelle, dass Diktatoren,Tyrannen und andere machtgierigen Politiker dann nicht nur 10 oder 20 Jahre herrschen sondern 100 oder 300 Jahre doch sehr bedrückend.In dem oberen Kommentar wurden solche menschlichen Eigenschaften wie Liebe, Empathie, Hoffnung erwähnt. Leider besteht der Mensch aber auch aus negativen Eigenschaften wie Gier, Geiz, Hass, Wut, Neid…Diese evolutionär gewachsenen Eigenschaften wird er wohl auch in Zukunft nicht ablegen können.Auch sind diese Eigenschaften bisher in jeder menschlichen Gesellschaftsform durchaus gefragt – siehe SozialNeid, HabGier, MachtGier etc. Wenn Evolution die ständige Anpassung an sich verändernden Umweltbedingungen ist, dann würden solche fünfhundertjährigen testosteronarmen Frankensteins jedwede Veränderungen blockieren und kaum zulassen… Evolution ist sich stets erneuerndes Leben.

    • Die Methoden zur Lebensverlängerung werden vermutlich von einer demokratischen Mehrheit gefordert werden.
      Im Jahre 2045 wäre Ray Kurzweil 97 Jahre alt, und ich 99.
      Allerdings gibt es wahrscheinlich in der Zwischenzeit bessere Methoden, mit denen man sehr alte Menschen irgendwie mühsam am Leben erhalten kann.
      30 Jahre als Zittergreis in einer Intensivstation lohnen sich durchaus, wenn man danach verjüngt werden kann, und eine unbegrenzte Lebensdauer hat.
      Im Wohlstand und bei Langlebigkeit könnten auch die guten Eigenschaften der Menschen überwiegen.
      Optimistische Zukunftsprognosen können sich als positives Leitbild auswirken.
      Hier ist eine soziale Utopie:
      http://members.chello.at/karl.bednarik/UBERGAN2.txt

  22. @Holzherr: Per Google/Wikipedia [Nonnenstudie] finden Sie Hinweise zu Langzeitstudien an Nonnen – zum Thema ´Alzheimer´.
    Bei Nonnen, die bis zu ihrem Tod geistig rege waren – wurden nach dem Tod im Gehirn schwere Plaque-Schäden festgestellt (wie bei Alzheimer-Patienten).

    Dieser Befund stellt bisherige Theorien zu Alzheimer in Frage – denn theoretisch hätten sie schwer krank sein müssen.
    (Nonnen gelten als ideale Versuchspersonen – da üblicherweise mehrere unter gleichen Lebensbedingungen wohnen)

    • @KRichard: ja, Plaques allein sagen noch wenig über den Abfall der Hirnleistung. Bei fortgeschrittenem Alzheimer findet man auch eine deutliche Schrumpfung des Hirns. Neben Amyolidablagerungen scheinen auch Veränderungen des Tau-Proteins eine Rolle zu spielen. Insgesamt sind die Fortschritte in der Forschung gering und Pharmafirmen wie Pfizer haben die Forschung gänzlich eingestellt.
      Ablagerungen im Gehirn scheinen aber schon eine Rolle zu spielen. Es gibt sie zwar auch normalerweise, aber eine Art interne Müllabfuhr entfernt sie wieder solange das Gehirn noch gesund ist.

    • @KRichard am 10. April 2018 um 19:21 und Martin Holzherr am 11. April 2018 um 06:13 “Alzheimer-Plaques vs. Nonnenstudie”

      Schön wenn ‘Wirklichkeit’ (Realität) uns immer wieder ‘erdet’ und zeigt worin wir uns zu bescheiden haben. Es hilft der menschlichen Intelligenzentwicklung ungemein, wenn wir bereits eine Ahnung bekommen von der Tiefe und Reichweite unserer Inkompetenzen, der Wolke des Nichtwissens und ‘blinder Flecken’.

      Wenn derzeit ca. 120 kognitive Verzerrungen (lt. Kahneman, bzw. Dobelli) wissenschaftlich untersucht wurden (was m.E. die Spitze des Eisbergs darstellt) dann könnte es sich lohnen, sich zu fragen, was denn bezüglich der Reduzierung der unangenehmen, individuellen und kollektiven Folgen (von denen die Tagesnachrichten voll sind) aufgrund dieser Verzerrungen notwendig und erforderlich ist. Das hilft dann auch den an Alzheimer Erkrankten.

  23. Definitionen:
    Es gibt Vorschläge für die Zukunft (das ist der Weg der Politiker).
    Es gibt Zielsetzungen für die Zukunft (das ist der Weg der Techniker).
    Es gibt Prophezeiungen über die Zukunft (das können Mythologien sein).
    Methoden:
    Ich glaube, dass der künstliche Winterschlaf viel schonender als das Einfrieren ist.
    Die Persönlichkeit ist in den Übertragungsfaktoren von ungefähr 10 hoch 14 Synapsen gespeichert, und diese Synapsen enthalten sehr viel Wasser, welches lieber nicht gefrieren sollte.

  24. Vieles mit dem sich Transhumanisten beschäftigen ist Ausdruck ihrer eigenen psychischen Befindlichkeit und ihrer Wunschvorstellungen. Fortgeschrittene Technik kann diese Wunschvorstellungen vielleicht bis zu einem gewissen Grade erfüllen wobei sich aber in der Menschheitsgeschichte gezeigt hat, dass die verhofften Paradiese zu realen Höllen werden können.

    Fortgeschrittene Technik ermöglicht aber noch vieles mehr. Unter anderem können auch Nicht-Transhumanisten mehr ihrer Wünsche erfüllen und beispielsweise billig um die ganze Welt reisen oder Ausflüge zum Mond und Mars unternehmen. Fortgeschrittene Technik wird aber auch die absolute Armut beseitigen, eine nachhaltige Ressourcennutzung ermöglichen, uns allen intelligente Gefährten bescheren und die Welt insgesamt smarter machen.

    Dabei muss fortgeschrittene Technik keinesfall die Natur nachahmen – sie kann es jedoch. Doch nicht immer ist das überhaupt erwünscht. Roboter, die genau so denken wie Menschen sind nämlich genau so gefährlich wie Menschen. Nur wollen das viele Menschen nicht zugeben – dass Menschen gefährlich sein können. Denn viele Menschen verwechseln ihre Idealvorstellungen (beispielsweise vom Menschen) mit der Realität. Jedenfalls können die gleichen Ziele auf ganz unterschiedliche Weise erreicht werden. Ein schnelles Auto muss nichts bei den schnellsten Raubkatzen – den Geparden – abschauen, um schnell zu sein und auch ein Flugzeug hat nur wenig Ähnlichkeiten mit Vögeln. Ein smarter, äusserst hilfreicher Roboter muss nicht die gleiche Gefühlswelt und die gleichen Affekte haben wie ein Menschen und er benötigt eventuell auch kein Bewusstsein, ja es kann sogar von Vorteil sein, wenn er es nicht hat.

    Nicht wenige Leute vor allem aus der Kultur- und geisteswissenschaftlichen Ecke schliessen das, was ich hier entwerfe – nämlich eine Technik, der nichts grundsätzlich unmöglich ist, was die Naturgesetze erlauben – allerdings völlig aus. Für diese würde ein ganzes Weltbild zusammenbrechen, wenn es bewusste Roboter gäbe oder ein künstliches sich selbst replizierendes System. Sie entwerfen sogar ganze Theorien warum so etwas grundsätzlich nicht möglich ist. Bei genauerem Hinsehen steckt hinter diesen Gedankengebäuden aber immer wieder das Lückenfüllerprinzip (früher war Gott der Lückenfüller). Alles Unverstandene wie etwa das menschliche Bewusstsein soll über Eigenschaften verfügen, die irgendwie über das materielle hinausgehen und die in keiner Weise technologisch reproduziert oder technologisch auf andere Art und Weise erreicht werden kann. All diese Menschen werden Kulturschock über Kulturschock erleben. Oder sie werden sich einfach daran gewöhnen und nach neuen Lücken suchen, die angeblich durch Technik nie geschlossen werden können.

    Ein weitere grosse Kategorie von “Fehlsichtigen” ist jene, die in fortschrittlicher Technologie nur das Gute und Erstrebenswerte sehen und die die Gefahren, die damit verbunden sind ignorieren oder wegleugnen. Doch solange der Mensch im “loop” bleibt, also Teil des ganzen Systems ist, solange ist Technik auch immer ein Verstärker, eine Verlängerung der menschlichen Fähigkeiten und ein Vollstrecker seiner Ziele. Und diese Ziele müssen keinesfalls gut sein. Eine Unterfraktion dieser “Fehlsichtigen” sieht als einzige Gefahre, dass Technik ethische Schranken überschreitet, was beispielsweise bedeuten würde, dass Menschen sich selbst genetisch optimieren – und das, oh Schreck, ohne Erlaubnis durch eine Ethikkommission!. Dabei gibt es viel grössere Gefahren als die ethischen. Die Gefahr nämlich, dass Menschen bewusst zerstören und vernichten wollen und dass die fortgeschrittene Technik ihnen das ermöglicht.

  25. Die drei Clarkeschen Gesetze:
    1.) “Wenn ein angesehener, aber älterer Wissenschaftler behauptet, dass etwas möglich ist, hat er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit recht.
    Wenn er behauptet, dass etwas unmöglich ist, hat er höchstwahrscheinlich unrecht.”
    2.) “Der einzige Weg, die Grenzen des Möglichen zu finden, ist, ein klein wenig über diese hinaus in das Unmögliche vorzustoßen.”
    3.) “Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.”

    • @Karl Bednarik am 12. April 2018 um 10:44 “Clarkesche Gesetze”
      Lediglich das 3. Gesetz scheint mir im Zusammenhang mit KI/AI von Interesse.
      Anders formuliert wird gesagt, was unentscheidbar ist (und voraussichtlich auch künftig bleibt) und gerade deshalb nur von Menschen zu entscheiden ist bzw. entschieden werden kann. Und genau dadurch wird die Grenze von Wissen zum Glauben überschritten, bzw. von Kybernetik zu KybernEthik.

      In diesem Zusammenhang sei auch auf die drei Robotikgesetze von Isaac Asimov verwiesen das, um das “Nullte Gesetz” erweitert, lautet:

      0. Ein Roboter darf die Menschheit nicht verletzen oder durch Passivität zulassen, dass die Menschheit zu Schaden kommt.
      1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen, außer er verstieße damit gegen das nullte Gesetz.
      2. Ein Roboter muss den Befehlen der Menschen gehorchen – es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum nullten oder ersten Gesetz.
      3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieses sein Handeln nicht dem nullten, ersten oder zweiten Gesetz widerspricht.

      Insofern vorsichtige Entwarnung bzgl. starke KI/AI (Singularität) die sich m.E. bis 2045 kaum erfüllen wird. Und nichtsdestotrotz starke Warnung bzgl. schwacher KI/AI, welche sich nicht aufhalten lässt und da es immer auch um Macht und deren Verteilung auf diesem Planeten geht, und KI/AI bei Missbrauch in den “falschen Händen” (neuartige, autonom operierende Massenvernichtungswaffen) zu apokalyptischen Zuständen führen kann.

      Für mich folgt daraus:
      a) Die dystopischen Gefahrenpotenziale KI/AI sind realer als wir uns womöglich, derzeit vorzustellen in der Lage sind und dafür müssen Regeln/Lösungen gefunden werden
      b) diese Gefährdungslage wird eintreten, eine utopische ‘Erlösung’ aufgrund einer starken KI/AI, die uns Menschen aus a) als ‘Superintelligenz’ “rettet” und davor “schützt” ist nicht in Sicht

      • Ich finde, dass die drei oder vier Robotergesetze von Isaac Asimov unnötig kompliziert sind, wenn schon der Befehl: “Erfülle die Wünsche der Menschen” alleine völlig ausreicht, wo doch jeder Techniker weiß, daß komplizierte Systeme wesentlich fehleranfälliger sind als einfache Systeme.
        Falls sich verschiedene Menschen nicht auf ihre Wünsche einigen können, dann gilt immer noch das Gesetzbuch für Menschen.
        Ein semantisches Problem:
        Aus David Langford’s “Sex Pirates of the Blood Asteroid”:
        Der Killer-Roboter richtet seine Waffe auf Mac Malsenn.
        Mac Malsenn: “Roboter dürfen Menschen nicht verletzen.”
        Killer-Roboter: “Ich weiß nicht, was ein Mensch ist.”
        Der Killer-Roboter eröffnet das Feuer.

  26. Einer der großen (nichttechnischen) Transhumanisten, Friedrich Nietzsche, sah bekanntlich den Menschen als Seil zwischen dem Tier und dem Übermenschen. Er war ein Kind einer wissenschaftlich optimistischen Zeit. Die (technischen) Transhumanisten heute kommen mir manchmal so vor, als ob sie jedes Vertrauen in die Menscheit verloren hätten. Eine ziemlich resignative Sichtweise, keine fröhliche Wissenschaft.

  27. @Buchempfehlungen

    Die Fantasy und Sci-Fi-Literatur ist unübersichtlich genug um sich darin zu verirren.

    Nachdem oben nun zwei Bücher genannt wurden: Dan Browns “Origin” und Chris Beckett “Messias-Maschine” und ich gerade bei Dan Browns “Origin” mitten drin stecke und es echt “zäh” finde (vielleicht sollte ich mir nur das Schlusskapitel vorab gönnen?), erinnere ich mich gerade an meine Fantasy-Episode von vor 30 Jahren.

    Von C.S.Lewis blieb mir die Trilogie über Ransom in „Jenseits des schweigenden Sterns“ (Out of the SilentPlanet), 1938, „Perelandra“, 1943 und „Die böse Macht“ (That Hideous Strength),1945, im Langzeit-Gedächtnis haften. War damals schwer beeindruckt.

    Ursprünglich als Science-Fiction-Bücher gedacht, entwickelte sich diese ‘utopische Space-Opera’ (handelt es sich doch dabei um einen grundlegenden Zukunfts- und Weltentwurf) zu Fantasy.

    Zum Inhalt:
    Ausgangspunkt ist ein harmonisches Universum. Es gibt Leitfiguren auf anderen Planeten in unterschiedlichen evolutionären Stadien und unterschiedlicher Intelligenz-/Bewusstseinszuständen. Menschen und die Erde sind gerade nicht der ‘Krone und Mittelpunkt der gesamten Schöpfung‘, sondern gelten als Fallbeispiel für nachhaltige Fehlleistungen, was sich in Egoismen und unsozialem Verhalten bis zu ökologischen Katastropfen äußert. Die Erde hat wegen dieser Fehlleistungen des Menschen eine Art “Quarantänestatus“, damit sich der “Virus des Bösen” nicht im Kosmos ausbreitet. Diese Isolation wird nun von innen heraus durch den ursprünglich geldgierigen Geschäftsmann und Sprachwissenschaftlers und Philologen Ransom durchbrochen. Er bereist den Mars und nimmt dort Kontakt zur ‘einheimischen Bevölkerung’ auf. Dort wird er über den größeren kosmischen Kontext und Konflikts im Universum aufklärt. Später verschlägt es ihn auf die Venus wo er eine “Eva” vor den Einflüsterungen der Schlange schützt und so der Paradies-Status erhalten bleibt. Geläutert kehrt er auf die Erde zurück und hat (zusammen mit weiteren Mitkämpfern) ein wissenschaftliches Großprojekt zu bekämpfen, das den Untergang der Menschheit herbeiführen soll.

    Die Frage ist nicht uninteressant: Was passiert denn, wenn Menschen mit Hilfe einer Technologie, gegenüber und bei Kontaktaufnahme mit ‘fremden Zivilisationen’ diesen überlegen sind? (Thema z.B. auch von “Avater – Aufbruch nach Pandora”) Ein Blick in unsere Menschheitsgeschichte weckt daher (durchaus berechtigt) ‘böse Erinnerungen’. Bestenfalls könnten sie (so die Hoffnung) genutzt werden daraus zu lernen.

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