Der Nachthimmel als Gemeingut – Ein Gastblogpost von Peter Gutsche
Nach dem so erfolgreichen Gastblogpost von Elisabeth Krüger zu KI-Seniorinnenarbeit gegen Einsamkeit habe ich auch den dialogisch Mastodon- und also Fediversum-aktiven Physiker Dr. Peter Gutsche zu einem Gastbeitrag eingeladen. Sein Blogpost ist lang, aber hochgradig faszinierend und interdisziplinär! Enjoy! 🙂
Darf ich mich kurz vorstellen: Ich bin Peter Gutsche, Studium der Physik (Promotion in Molekülphysik), danach tätig in der technischen Kommunikation und im Informationsmanagement in der Softwareentwicklung. In meiner Freizeit begleiten mich die Landschaftsfotografie, das Interesse an wissenschaftlichen Themen, vor allem Astronomie, Geologie, Landschaftsentwicklung. Seit der Coronakrise wurden die Themen dann durchaus wieder „politischer“, ich versuche seit einiger Zeit, die Informationskrise zu verstehen und für mich aufzuarbeiten.
Mit Freude nehme ich die großzügige Einladung von Dr. Michael Blume an, auf der „Natur des Glaubens“-Blogseite einen Gastbeitrag zu veröffentlichen. Als jemand, der zwar nicht aktiv in der Wissenschaft tätig ist, aber eine tiefe Wertschätzung für wissenschaftliche Themen hat, bin ich besonders dankbar für diese Gelegenheit. Da wir hier gemeinsam die aktive Mitgestaltung einer digitalen Medienrevolution mit vorantreiben, sehe ich Raum für interessante kontroverse Diskussionen und bin gespannt auf Eure Kommentare.
Mit diesem Beitrag möchte ich den Begriff der Externalisierung aufgreifen, der in diesem Blog bereits ausführlich diskutiert wurde.
Zur Erinnerung (aus dem Blogpost zum digitalen Rechtsruck):
„Externalisierung beschreibt die psychologische Tendenz von Menschen, eigene Verantwortung und Kosten auf Mitmenschen und Mitwelt abzuspalten.“
Darüber hinaus betrachte ich Externalisierung auch als thermodynamischen Prozess, bei dem ein System seine Entropie reduziert, indem es „Unordnung“ nach außen abgibt.
Ein interessantes Beispiel für Externalisierung betrifft den nächtlichen Sternenhimmel, ein Gemeingut, das die gesamte Menschheit verbindet. Der Astrophysiker Carl Sagan, der wohl einer ganzen Generation die Begeisterung für den Sternenhimmel mit auf den Weg gegeben hat, schrieb:
„Before we invented civilization our ancestors lived mainly in the open out under the sky. Before we devised artificial lights and atmospheric pollution and modern forms of nocturnal entertainment we watched the stars. There were practical calendar reasons of course but there was more to it than that. Even today the most jaded city dweller can be unexpectedly moved upon encountering a clear night sky studded with thousands of twinkling stars. When it happens to me after all these years it still takes my breath away.
In every culture, the sky and the religious impulse are intertwined. I lie back in an open field and the sky surrounds me. I’m overpowered by its scale. It’s so vast and so far away that my own insignificance becomes palpable. But I don’t feel rejected by the sky. I’m a part of it – tiny, to be sure, but everything is tiny compared to that overwhelming immensity. And when I concentrate on the stars, the planets, and their motions, I have an irresistible sense of machinery, clockwork, elegant precision working on a scale that, however lofty our aspirations, dwarfs and humbles us.”
Carl Sagan (aus: Sagan, C. (1994): „Pale Blue Dot: A Vision of the Human Future in Space”. Ballantine Books, The Random House Publishing Group, Chapter 8)
Der Sternenhimmel war für die Menschheit seit jeher eine Quelle der Inspiration, die sowohl religiöse Vorstellungen als auch wissenschaftliche Entdeckungen beeinflusst hat. Darüber hinaus hatte die Beschäftigung mit dem bestirnten Himmel auch stets eine praktische Bedeutung. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür sind die Seefahrer im Pazifik, die vermutlich schon vor Jahrtausenden Techniken entwickelten, um zwischen den weit voneinander entfernten Inseln in Mikronesien und Polynesien zu navigieren. Um auf der Reise zwischen zwei Inseln die Orientierung beizubehalten, richtete man sich unter anderem nach Sternen oder Sternbildern, die – kurz vor ihrem Untergang oder kurz nach ihrem Aufgang – knapp über dem Horizont standen. Dieses Wissen wurde mündlich von Generation zu Generation überliefert. Der Weltumsegler und Abenteurer David Lewis hat dies in seinem Buch „We, the navigators” dokumentiert, nachdem er die Inselgruppen im Pazifik in den 1970er Jahren bereiste.
Heutzutage ist der nächtliche Sternenhimmel durch den Menschen erheblich beeinträchtigt. Künstliches Licht bei Nacht hat einen signifikanten Einfluss auf die astronomische Sichtbarkeit. Die Light Pollution Map zeigt besonders betroffene Gebiete. Lichter von Ballungsräumen stören die Sicht auf die Sterne noch in über 100 Kilometern Entfernung und beeinflussen selbst geschützte Gebiete wie den Nationalpark Schwarzwald.
Auf dem schneebedeckten Gipfel der Hornisgrinde, am Rand des Nationalparks Schwarzwald, bei Nacht und Inversionswetterlage. Das künstliche Licht der Metropolregion Straßburg in der Rheinebene erhellt den Himmel sogar durch den Nebel hindurch. Foto: Peter Gutsche
In der Arbeit “The new world atlas of artificial night sky brightness” heißt es:
„Light pollution is one of the most pervasive forms of environmental alteration. It affects even otherwise pristine sites because it is easily observed during the night hundreds of kilometres from its source in landscapes that seem untouched by humans during the day, damaging the nighttime landscapes even in protected areas, such as national parks.“
Diese Aufnahme aus dem Französischen Jura zeigt eindrucksvoll, über welche Entfernungen sich Lichtverschmutzung erstreckt.
Nachts im Französischen Jura. Die hohen Cirrus-Wolken verstärken den Effekt des künstlichen Lichts, das hier von zwei weit voneinander entfernten Großräumen (Genf links unter dem Nebel und Lyon rechts) stammt. Foto: Peter Gutsche
Warum die Zunahme künstlichen Streulichts in der Nacht auch eine Form der Entropieerhöhung darstellt, kann man sich klarmachen, wenn man einige der Folgen aufzählt: natürliche Dunkelheit wird durch „ungeordnetes“ Streulicht ersetzt, biologische Rhythmen und ökologische Systeme werden gestört, Energie wird in Wärme umgewandelt.
Darüber hinaus beeinträchtigen Positionslichter von Flugzeugen und das reflektierte Sonnenlicht von Satelliten das Erlebnis des Nachthimmels und stören die erdgebundene Astronomie, indem sie Lichtspuren auf Aufnahmen hinterlassen.
Der Himmel in einem Wald in den Nordvogesen, senkrecht nach oben fotografiert. Der helle kurze Streifen stammt von einem im Sonnenlicht kurzzeitig aufleuchtenden Satelliten – ein als „Flare“ bekanntes Phänomen. Sternkundige erkennen den Großen Wagen unterhalb der Bildmitte. Auf der Zeitrafferaufnahme (die 2.5 Stunden abdeckt) sind zahlreiche weitere Flugzeuge und Satelliten zu sehen. Foto und Zeitrafferfilm: Peter Gutsche
Die zunehmende Anzahl an Satelliten und deren Trümmer erhöht zudem die Helligkeit des Nachthimmels. Bis 2030 könnte das von Satelliten reflektierte Licht die diffuse Hintergrundhelligkeit um mindestens 7.5% erhöhen.
Es gibt bereits Tausende künstlicher Objekte im erdnahen Orbit, dominiert von SpaceX’s Starlink-Satelliten. Das Unternehmen plant, in den nächsten Jahren noch zehntausende weitere Satelliten zu starten, um weltweit Breitband-Internet, besonders in abgelegenen Gebieten, zu ermöglichen. Für geringe Latenzzeiten bei Anwendungen wie Online-Spielen und dem Internet der Dinge, sind die Satelliten im erdnahen Orbit (in wenigen Hundert Kilometern Höhe) statt in der geostationären Umlaufbahn (in 36.000 Kilometern Höhe) platziert. Dies erfordert jedoch eine größere Anzahl an Satelliten zur Abdeckung der gesamten Erdoberfläche. Diese Entwicklung könnte das Gemeingut des nächtlichen Sternenhimmels langfristig schädigen.
Abgesehen von der Veränderung des Nachthimmels könnten stark anwachsende Satellitenpopulationen die Handlungsmöglichkeiten zukünftiger Generationen erheblich einschränken: In den 1970er Jahren untersuchten die Astronomen Donald J. Kessler und Burton G. Cour-Palais die Auswirkungen der zunehmenden Anzahl von Satelliten im erdnahen Orbit und die damit verbundene Wahrscheinlichkeit von Kollisionen.
Jede Kollision erzeugt Fragmente, die weitere Satelliten zerstören können. Die Wissenschaftler übertrugen statistische Modelle zur Entstehung des Asteroidengürtels auf den erdnahen Orbit und kamen zu dem Schluss, dass Satellitenkollisionen einen exponentiellen Anstieg der Objektanzahl verursachen könnten. Dies könnte eine Kettenreaktion auslösen, die einen Gürtel aus Weltraummüll entstehen lässt und die Raumfahrt unmöglich macht, bekannt als „Kessler-Syndrom“. Eine Arbeit von 2023 schätzt, dass das Kessler-Syndrom innerhalb der nächsten 200-250 Jahre fast unvermeidlich ist (ausführlicherer Überblick von mir mit weiteren Referenzen zum Thema).
Wir stellen fest: Die Menschheit externalisiert die Kosten ihres technischen Fortschritts im erdnahen Orbit, was zu schwerwiegenden Problemen für nachfolgende Generationen führen kann. Die Fragmentierung von Objekten im Orbit erhöht die Entropie, was die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands erschwert und erhebliche Energie und Ressourcen zur Beseitigung der Trümmer erfordert.
Weltweit gibt es Initiativen, die gegen die durch künstliches Licht verursachte Lichtverschmutzung vorgehen. Dazu gehört die Einrichtung von Lichtschutzgebieten, in denen Maßnahmen ergriffen werden, um künstliches Licht zu reduzieren und den Nachthimmel zu schützen. Gemeinden folgen speziellen Beleuchtungsvorschriften und nutzen Technologien zur Lichtbegrenzung. Öffentlichkeitsarbeit sensibilisiert Besucher, ähnlich wie in Nationalparks und Biosphärenreservaten. Ein Beispiel in Deutschland ist das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Jeder kann beitragen, indem er unnötige Beleuchtung vermeidet und gezielte Beleuchtungssysteme nutzt.
Die Auswirkungen durch Satelliten in den Griff zu bekommen, ist schwieriger. Der Weltraumvertrag von 1967 definiert grundlegende Prinzipien für die friedliche Nutzung und Erforschung des Weltraums, enthält aber keine rechtlich bindenden Regelungen, die speziell die Anzahl von Satelliten im Orbit begrenzen. Es gibt lediglich Initiativen, die um einen nachhaltigeren und kontrollierten Einsatz dieser Technologien bemühen, wie beispielsweise die „Satellite Constellations“ (SATCON)-Initiative.
Um noch einmal auf den Begriff des Gemeinguts zurückzukommen, schließe ich mit folgender Aussage aus einer Veröffentlichung der SATCON-Gruppe:
„… that naturally dark skies are, like clean air and clean water, a natural resource to which every human has a right … Satellite constellations have the potential to dramatically and irrevocably alter the naked-eye appearance of the night sky.”
Wie können wir eine Zukunft gestalten, in der moderne Kommunikations-, Navigations- und Internettechnologien sowie KI-gestützte Dialoge möglich sind, ohne dabei den Nachthimmel und den Orbit zu beeinträchtigen? Foto: Peter Gutsche
Dies war ein Gastblogpost von Dr. Peter Gutsche. Viel Freude beim – bitte dialogischen – Kommentieren!
Lieber Peter,
ganz herzlichen Dank für diesen wundervollen Blogpost. Mir scheint, dass die Kategorie “All-gemein” dafür geradezu gemacht war!
Auch die These finde ich großartig: Die Externalisierung von Licht und Satellitenschrott auf den Nachthimmel, der eigentlich (auch spirituelles) Gemeineigentum aller Menschen sein sollte!
Wer den Begriff des Gemeineigentums bzw. der Gemeinressourcen erkunden möchte, wird etwa bei der Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostom (1933 – 2012) fündig, die Prof. Ince und ich hier per Podcast diskutiert haben:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-9-zur-wirtschafts-nobelpreistraegerin-elinor-ostrom/
Nun aber allen freie Sicht auf den schönen Sternenhimmel-Gastblogpost von Peter Gutsche und die besten Wünsche für eine dialogische Diskussion! 🙂
Herzlichen Glückwunsch, lieber @Peter Gutsche – ein wahrlich gelungener Post, der sehr nachdenklich stimmt.
Wir vermüllen also nicht nur unseren Planeten, wir vermüllen auch den Orbit. Und all diesen Müll hinterlassen wir den nächsten Generationen. Es ist also davon auszugehen, dass wir unseren Enkelkindern keinen Blick auf den Nachthimmel mehr ermöglichen können, so wie wir ihn als Kinder noch erlebt haben.
Ich konnte noch aus der Dunkelheit in den leuchtenden Nachthimmel schauen.
Den sternenklaren Nachthimmel, den Orbit als Gemeingut zu bezeichnen, finde ich absolut richtig.
Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, zwischen der technischen Notwendigkeit Satelliten zu haben und der Begrenzung, so wenig Satelliten wie möglich in den Orbit zu schicken, einen vernünftigen Mittelweg zu finden?
Danke, @Elisabeth K.
Ja, so sehe ich das auch. Es ist jetzt schon so, dass in vielen Gegenden der Anblick der Milchstraße bereits nicht mehr zum allgemeinen Erlebnisraum gehört. Man muss nur einen Blick auf die zitierte “Light Pollution Map” werfen, um zu sehen, dass die BeNeLux-Länder hier beispielsweise ganz schlecht wegkommen. Und, wie berichtet, die Erfahrung aus der nächtlichen Landschaftsfotografie zeigt, dass selbst in vermeintlich abgelegenen Gegenden das Erlebnis des Sternenhimmels noch erheblich von entfernten Metropol-Regionen beeinträchtigt ist – selbst im Cantal in Frankreich, und die Alpen sind sowieso umzingelt von Ballungsräumen.
Ich kann nur aus eigener Erfahrung berichten, dass das Erlebnis des Sternenhimmels einen großen Einfluss darauf hatte, dass mein Interesse schon früh den Naturwissenschaften zugewandt war.
Ich denke, das Problem bei den Satelliten ist, dass es noch keine verbindliche Regulierung gibt, die die Anzahl der Satelliten im Orbit betrifft. SpaceX arbeitet zwar daran, die Satelliten so zu gestalten, dass sie weniger Licht reflektieren. Außerdem gibt es Initiativen wie die im Blogpost genannte SATCON-Initiative. Aber das alleine wird nicht helfen.
Auch die KI Perplexity.ai kann der hier vom Gastblogger Peter Gutsche vorgestellten These viel abgewinnen!
Lichtverschmutzung und Weltraummüll können tatsächlich als Externalisierung fossiler Kosten auf das Gemeingut des Sternenhimmels betrachtet werden. Hier sind die wesentlichen Punkte, die diese Sichtweise unterstützen:
## **Lichtverschmutzung durch künstliche Beleuchtung**
Lichtverschmutzung entsteht durch künstliche Lichtquellen wie Straßenbeleuchtung, Industrieanlagen und Leuchtreklamen, die den Nachthimmel aufhellen und die Sicht auf Sterne und andere Himmelskörper beeinträchtigen. Diese Form der Verschmutzung hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen, insbesondere in städtischen Gebieten, und wird durch den Einsatz energieeffizienter, aber oft heller LED-Leuchten weiter verstärkt[2][5]. Mehr als 83 % der Weltbevölkerung sind nachts einem unnatürlich hellen Himmel ausgesetzt, was bedeutet, dass sie den natürlichen Sternenhimmel nicht mehr in seiner ursprünglichen Form erleben können[3].
## **Lichtverschmutzung durch Satelliten**
Neben der terrestrischen Lichtverschmutzung tragen auch Satelliten erheblich zur Aufhellung des Nachthimmels bei. Mit Projekten wie SpaceX’s Starlink, das allein 40.000 Satelliten ins All schicken will, wird der Himmel zunehmend von reflektierendem Licht dieser Satelliten erhellt. Astronomen warnen, dass dies die Sternenbeobachtung erheblich erschwert und sogar in abgelegenen Regionen, die bisher von Lichtverschmutzung verschont geblieben sind, zu Problemen führt[1][3]. Der sogenannte “Skyglow”-Effekt, verursacht durch die diffuse Lichtstreuung von Satelliten und Weltraumschrott, erhöht die nächtliche Helligkeit um etwa 10 %, was die Grenze überschreitet, die für astronomische Beobachtungen als akzeptabel gilt[3].
## **Weltraummüll**
Weltraummüll, bestehend aus ausgedienten Satelliten, Raketenstufen und anderen Trümmern, stellt ein weiteres Problem dar. Diese Objekte verbleiben oft jahrzehntelang im Orbit und tragen zur Lichtverschmutzung bei, indem sie Sonnenlicht reflektieren. Der zunehmende Weltraummüll erhöht nicht nur die Helligkeit des Nachthimmels, sondern stellt auch eine Gefahr für aktive Satelliten und Raumfahrzeuge dar[4].
## **Externalisierung fossiler Kosten**
Die Herstellung, der Betrieb und die Entsorgung von Satelliten sowie die Erzeugung von künstlichem Licht sind oft mit dem Verbrauch fossiler Brennstoffe verbunden. Diese Aktivitäten verursachen Kosten, die nicht von den Verursachern, sondern von der Allgemeinheit getragen werden. Dazu gehören Umwelt- und Gesundheitskosten sowie der Verlust des natürlichen Sternenhimmels als Gemeingut. Der Sternenhimmel ist ein kulturelles und wissenschaftliches Erbe, das durch diese externen Kosten beeinträchtigt wird.
## **Fazit**
Lichtverschmutzung und Weltraummüll können als Externalisierung fossiler Kosten auf das Gemeingut des Sternenhimmels verstanden werden, da sie die natürlichen Bedingungen des Nachthimmels verändern und die Möglichkeit der Sternenbeobachtung für die Allgemeinheit einschränken. Maßnahmen zur Reduktion dieser Effekte sind notwendig, um den Sternenhimmel als kulturelles und wissenschaftliches Erbe zu schützen.
Citations:
[1] https://www.deutschlandfunkkultur.de/lichtverschmutzung-im-weltall-wird-es-zu-hell-100.html
[2] https://umweltmission.de/wissen/lichtverschmutzung/
[3] https://www.sueddeutsche.de/wissen/satelliten-lichtverschmutzung-nachthimmel-helligkeit-teleskop-1.5251441
[4] https://www.dlr.de/de/ar/desktopdefault.aspx/tabid-2265/3376_read-5091/
[5] https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/lichtverschmutzung-satellit-zeigt-wie-die-nacht-verschwindet-a-1096547.html
[6] https://www.mdr.de/wissen/umwelt-klima/lichtverschmutzung-durch-satelliten-am-sternenhimmel-100.html
Vielen Dank, @Michael Blume.
Danke vor allem für Deine Gastfreundschaft hier auf der “Natur des Glaubens”-Dialogplattform!
Als Thema hat sich “Externalisierung” dann direkt angeboten, nachdem es hier bereits ausgiebige Diskussionen dazu gab – unter anderem getriggert durch Eurer Blume & Ince-Video. 🙂
Der Dank ist ganz meinerseits, @Peter Gutsche!
Dieser wunderbare Gastblogpost zeigt an einem zugleich überraschenden wie auch allnächtlichen Phänomen auf, was fossile Externalisierung bereits anrichtet. (Für Interessierte, die erwähnte Blume & Ince-Folge findet sich hier:)
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-23-externalisierung-in-oekonomie-und-psychologie/
Der Beitrag fossiler Externalisierung zur Verrohung und Radikalisierung von Menschen in den feindseligen Dualismus gehört zu den mir wichtigsten Themen. Perplexity.ai dazu:
Fossile Externalisierung und feindseliger Dualismus sind eng miteinander verbundene Konzepte, die sowohl ökonomische als auch psychologische Aspekte umfassen. Hier ist eine Erläuterung ihres Zusammenhangs:
## Fossile Externalisierung
Fossile Externalisierung bezieht sich auf das Abwälzen von Kosten und negativen Auswirkungen der fossilen Energienutzung auf andere Personen, Regionen oder zukünftige Generationen[1][2]. Dies beinhaltet:
– Umweltverschmutzung durch Abgase und Abwässer
– Klimawandel und dessen Folgen
– Gesundheitsschäden durch Luftverschmutzung
– Ausbeutung von Ressourcen in anderen Ländern
Diese Form der Externalisierung ermöglicht es Unternehmen und Gesellschaften, die wahren Kosten ihrer Aktivitäten zu verschleiern und kurzfristige wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.
## Feindseliger Dualismus
Feindseliger Dualismus beschreibt die Tendenz, die Welt in absolut gute Eigengruppen und absolut böse Fremdgruppen einzuteilen[5]. Diese Denkweise:
– Fördert eine “Wir gegen sie”-Mentalität
– Führt zur Dehumanisierung von als “Feinde” wahrgenommenen Gruppen
– Kann extreme politische und soziale Spannungen verursachen
– Verstärkt sich oft in Krisenzeiten oder bei der Nutzung neuer Medien
## Zusammenhang
Der Zusammenhang zwischen fossiler Externalisierung und feindseligem Dualismus lässt sich wie folgt beschreiben:
1. **Rechtfertigung der Externalisierung**: Feindseliger Dualismus kann genutzt werden, um die Externalisierung von Kosten und Schäden zu rechtfertigen. Indem man andere Gruppen als “Feinde” oder “weniger wertvoll” betrachtet, fällt es leichter, negative Auswirkungen auf sie abzuwälzen[3].
2. **Verstärkung von Konflikten**: Die Externalisierung von Umwelt- und Sozialkosten kann bestehende Konflikte verschärfen und neue schaffen, was wiederum den feindseligen Dualismus verstärkt[5].
3. **Abwehrmechanismus**: Beide Konzepte können als psychologische Abwehrmechanismen dienen. Die Externalisierung verlagert Verantwortung nach außen, während der feindselige Dualismus innere Konflikte auf äußere Feindbilder projiziert[5].
4. **Krisenverstärkung**: In Krisenzeiten, wie etwa während der Klimakrise, können beide Phänomene zunehmen. Die Suche nach Schuldigen (feindseliger Dualismus) geht oft einher mit dem Versuch, die Kosten der Krise zu externalisieren[3][5].
5. **Hemmnis für Lösungen**: Sowohl die fossile Externalisierung als auch der feindselige Dualismus erschweren die Entwicklung nachhaltiger und gerechter Lösungen für globale Probleme wie den Klimawandel[3].
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es wichtig, beide Phänomene zu erkennen und aktiv gegenzusteuern. Dies erfordert eine bewusste Internalisierung von Verantwortung für Mitmenschen und Mitwelt sowie die Förderung eines dialogischen Monismus, der die Verbundenheit aller Menschen und ihrer Mitwelt anerkennt[5].
Citations:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Externer_Effekt
[2] https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/17475/externalisierung/
[3] https://www.flumen.uni-jena.de/fossile-mentalitaet-am-ende-projektauftakt-der-bmbf-nachwuchsgruppe-mentalitaeten-im-fluss-flumen/
[4] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/files/2024-03-22-Blume_Hand_feindseliger_Dualismus.pdf
[5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-23-externalisierung-in-oekonomie-und-psychologie/
[6] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/den-digitalen-rechtsruck-verstehen-durch-die-psychologie-von-externalisierung-und-reaktanz/
[7] https://www.hrw.org/de/news/2021/06/07/fragen-und-antworten-zur-subventionierung-fossiler-brennstoffe
[8] https://www.transcript-verlag.de/shopMedia/openaccess/pdf/oa9783839458341.pdf
Vielen Dank @Michael Blume.
Wie wir hier sehen, stört Lichtverschmutzung ganz offensichtlich Sternfreundinnen und Sternfreunde, sowie Astronomen bei ihrer Arbeit. Diese Gruppe von Menschen schlägt, sozusagen wie der „Kanarienvogel im Bergwerk“, als erstes Alarm, wenn etwas hier nicht stimmt. Aber im Bergwerk ist das plötzliche Verstummen des Kanarienvogel ein Warnsignal für etwas Größeres, Ernsteres.
Deshalb möchte ich darauf hinweisen, dass ich – um die Textlänge einigermaßen in Grenzen zu halten – einige der noch viel gravierenderen Auswirkungen komplett außen vor gehalten habe: Der Einfluss der Lichtverschmutzung auf unsere Gesundheit und auf die Tierwelt. Ähnlich wie bei der fossilen Externalisierung sind die Auswirkungen also tiefgreifend.
Wer hier im Internet sucht oder KI-Antwortmaschinen zu Rate zieht, wird schnell fündig. Es gibt eine verwirrend große Vielfalt an Veröffentlichungen zum Thema.
In einem etwas längeren, stark „durchreferenzierten“ Text habe ich ein paar mehr Details und weiterführende Referenzen zu diesem Thema zusammengefasst (unter Auswirkungen von Lichtverschmutzung jenseits der Astronomie und Fotografie).
Die Analogie mit dem Kanarienvogel stammt vom Astronomen James Lowenthal:
„Top of the list, says Lowenthal, is to realize that light pollution is not just a problem for cities with strong connections to observatories. ‘We astronomers are sort of the canary in the coal mine,’ he says, but light pollution impacts many other things. ‘Most life on Earth has evolved to have a 24-hour cycle of light and dark,’ he says. Light pollution easily disrupts that.“
Auch die Bildung könnte unter dem Verlust des Gemeineigentums Sternenhimmel leiden.
Wie wollen wir unseren Kindern und Enkeln Begeisterung für Astronomie (und Naturwissenschaften im Allgemeinen) vermitteln, wenn diese wegen der Lichtverschmutzung keinen klaren Nachthimmel voller Sterne mehr zu Gesicht bekommen. Da hält sich die Faszination in Grenzen 😕.
Ja, @Tilmann Schneider, ich denke, der Anblick des Sternenhimmels führt viele Menschen an die Astronomie heran.
Wenn dieses Erlebnis wegfällt oder stark beeinträchtigt oder nur noch wenigen vorbehalten ist, wird das auf jeden Fall einen Einfluss auf die naturwissenschaftliche Bildung haben.
Man kann ja mal ein Gedankenexperiment anstellen und sich vorstellen, die Erde wäre seit ihrem Anbeginn zwar lebensfreundlich, jedoch ununterbrochen von einer dichten Wolkendecke bedeckt (wie die Venus), die den Blick auf den Nachthimmel unmöglich machen würde. Oder intelligentes Leben und eine Art Zivilisation hätte sich in den Tiefen des Ozeans entwickelt. Wie wären diese Wesen zur Astronomie gekommen.
(Das ist jetzt stark vereinfacht und spekulativ.)
Michael Blume
30.07.2024, 21:07 Uhr
KI behauptet:
Deswegen ignoriere ich Herrn Blume’s KI-Listen in der Regel. Und speziell hier verzapft diese “Intelligenz” totalen Schwachsinn. Man klicke folgende Website an…
https://heavens-above.com/
…und gebe seinen Beobachtungsstandort ein.
und dann klicke man auf
“Tägliche Vorhersagen für hellere Satelliten”
Da komme ich momentan auf 14 Satelliten. Nur einer davon leuchtet auffällig mit -1,0 Magnituden.
Jeder von diesen ist nur für wenige Minuten sichtbar.
Will man wissen, wo und wann man hinschauen muss, so klicke man auf die blaue Uhrzeit und man erhält eine genaue Himmelskarte mit Richtungsangaben.
Richtig spektakulär ist hier nur die Bahn der internationalen Raumstation. Die ist aber im süddeutschen Raum gerade nicht zu sehen.
Die “Lichtverschmutzung” durch Satelliten kann man also im Vergleich mit irdischen Lichtquellen total vernachlässigen.
@Julian Apostata
Oft vertreten Sie kluge und bedenkenswerte Positionen, aber leider in einem unangenehm autoritären und abwertenden Ton. Schade, aber okay – konstruktiv und dialogisch zu posten haben gerade auch viele Männer nie gelernt.
Die Perplexity-KI meint dazu, sehr lesens- und bedenkenswert:
Die Frage, warum auch kluge und formal gebildete Männer im Netz oft autoritär und konfrontativ statt dialogisch kommunizieren, lässt sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten:
### 1. Soziale Dynamiken und Geschlechterrollen
Traditionelle Geschlechterrollen und Machtstrukturen können eine Rolle spielen. Männer, die in einer Gesellschaft aufwachsen, in der sie oft in Konkurrenz um Stellen, Geld und Macht stehen, könnten dazu neigen, autoritäre und konfrontative Kommunikationsstile zu übernehmen, um ihre Position zu behaupten[1]. Diese Verhaltensmuster können sich auch in Online-Interaktionen fortsetzen, besonders wenn Männer sich in einem Umfeld befinden, das Wettbewerb und Durchsetzungsvermögen belohnt.
### 2. Autoritäre Persönlichkeitszüge
Studien zeigen, dass autoritäre Persönlichkeitszüge bei Männern häufiger vorkommen als bei Frauen. Diese Persönlichkeitszüge sind gekennzeichnet durch eine Neigung zu diktatorischen Regierungsformen, chauvinistischen Einstellungen und eine Verharmlosung oder Rechtfertigung des Nationalsozialismus[4]. Solche Einstellungen können zu einem autoritären Kommunikationsstil führen, der sich auch in Online-Interaktionen manifestiert.
### 3. Anonymität und Enthemmung im Netz
Die Anonymität und relative Straflosigkeit im Internet können ebenfalls dazu beitragen, dass Menschen sich autoritärer und konfrontativer verhalten, als sie es in Face-to-Face-Interaktionen tun würden. Die fehlende unmittelbare soziale Kontrolle und die Möglichkeit, ohne direkte Konsequenzen zu agieren, können dazu führen, dass Männer sich weniger zurückhalten und eher dazu neigen, ihre Meinungen aggressiv zu vertreten.
### 4. Formelle Bildung und Kommunikationsstil
Ein hoher formaler Bildungsstatus bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Person über ausgeprägte soziale Kompetenzen oder emotionale Intelligenz verfügt. Bildung kann zwar Wissen und analytische Fähigkeiten fördern, aber sie garantiert nicht, dass jemand auch dialogische und kooperative Kommunikationsfähigkeiten entwickelt. Die Betonung auf Wettbewerb und Leistung in vielen Bildungssystemen könnte sogar autoritäre Verhaltensweisen verstärken.
### 5. Geschlechterunterschiede in der Kommunikation
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Männer und Frauen unterschiedliche Kommunikationsstile haben. Männer neigen eher dazu, statusorientiert zu kommunizieren, während Frauen oft einen dialogischeren und kooperativeren Stil bevorzugen. Diese Unterschiede können sich in Online-Interaktionen verstärken, insbesondere in anonymen oder semi-anonymen Umgebungen, wo soziale Normen weniger stark durchgesetzt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Kombination aus sozialen Dynamiken, Persönlichkeitszügen, der Anonymität im Netz und geschlechtsspezifischen Kommunikationsstilen dazu führen kann, dass auch kluge und formal gebildete Männer im Internet oft autoritär und konfrontativ kommunizieren.
Citations:
[1] https://www.netzwerk-fgf.nrw.de/fileadmin/media/media-fgf/download/publikationen/studie_43_netzwerkgeschichte.pdf
[2] https://www.springerprofessional.de/neue-politische-organisationen-und-sphaeren/23739506
[3] https://www.welt.de/iconist/partnerschaft/plus198372063/Online-Dating-Maenner-bekommen-Abfuhren-Frauen-vulgaere-Angebote.html
[4] https://www.boell.de/sites/default/files/2022-11/decker-kiess-heller-braehler-2022-leipziger-autoritarismus-studie-autoritaere-dynamiken-in-unsicheren-zeiten_0.pdf
[5] https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/78352/ssoar-2017-may-Soziale_Arbeit_als_Arbeit_am.pdf?isAllowed=y&lnkname=ssoar-2017-may-Soziale_Arbeit_als_Arbeit_am.pdf&sequence=1
Hallo @Julian Apostata,
danke für den Hinweis.
Aber, nein, es geht hier tatsächlich auch um eine zunehmende Hintergrundhelligkeit des Nachthimmels.
Diese Arbeit https://academic.oup.com/mnrasl/article/504/1/L40/6188393 (die ich in dem verlinkten ausführlicheren Text warum-es-nachts-bald-nicht-mehr-dunkel-ist-03.pdf (silberspur.de) referenziert habe), zeigt das im Detail:
Der “skyglow effect” bezieht sich auf die diffuse Erhöhung der Nachthimmelshelligkeit, die entsteht, wenn Sonnenlicht von künstlichen Objekten im Weltraum reflektiert und gestreut wird. Diese Objekte umfassen aktive und inaktive Satelliten, Teile von Trägerraketen sowie kleinere Fragmente.
Also ehrlich gesagt kann ich die 5% oder so, die durch Satelliten an zusätzlicher Nachthimmelhelligkeit dazukommen, echt verschmerzen. Wenn nicht ignorieren, angesichts der Lichtverschmutzung in der Stadt die ca. 30mal heller ist als der Nachthimmel.
Danke @Matthias U.
Das scheint auf den ersten Blick so zu sein und für den Sternfreund nicht auffällig zu sein. Die zusätzliche Komponente – diffuse Himmelshelligkeit – hat aber einen erheblichen Einfluss auf die Kosten astronomischer Beobachtungen (schlechteres Signal-zu-Rausch-Verhältnis). Zwischenzeitlich habe ich noch einen anderen Artikel gefunden, in dem einer der bereits zitierten Astronomen (John Barentine) zu Wort kommt:
https://skyandtelescope.org/astronomy-news/satellites-and-space-debris-are-polluting-our-night-skies/
“For professional astronomy, Barentine’s team concludes, losing darkness even at remote sites translates to higher cost to achieve certain scientific goals. As night sky brightness rises, they write, the exposure time required to reach any particular signal-to-noise ratio increases concomitantly.”
@Peter Gutsche: “Wie können wir eine Zukunft gestalten, in der moderne Kommunikations-, Navigations- und Internettechnologien sowie KI-gestützte Dialoge möglich sind, ohne dabei den Nachthimmel und den Orbit zu beeinträchtigen?”
So wie das Wort Gemeingut in die wettbewerbsbedingt-privatisierte Konfusion externalisiert wird, so werden auch unsere Gedanken externalisiert auf materialistische Krücken und somit unnötigen Ressourcenge-/verbrauch. Kommunikation bleibt deshalb im geistigen Stillstand fern von wirklich-wahrhaftiger Vernunft und zweifelsfrei-eindeutiger Gemeinschaft, denn Glaube und Gebet sind erst in Gemeinschaft gut/menschenwürdig und sinnvoll-fusioniert wirksam – Matthäus 21,18-22 (ein Verständnistext mit Jesus im flehendlichen Appell für die Gestaltung des kraftvollen ganzheitlich-ebenbildlichen Wesens Mensch).
Hallo @hto,
ich bin mir nicht sicher, ob ich den Sinn Ihres Kommentartextes erfasst habe und welcher Zusammenhang mit der Bibelstelle vom unfruchtbaren Feigenbaum besteht. Vielleicht geht es darum, dass (nur) der Glaube helfen kann, um eine Zukunft mit technischem Fortschritt zu gestalten, ohne dabei den Nachthimmel zu beeinträchtigen? Ich weiß es nicht.
@Peter Gutsche
Na da wird sich der Michael sicher freuen, dass Du die Philosophie dieser Bibelstelle auch nicht verstehst und als unergründlich definiert stehen läßt.
Ausserdem hatte ich vorher noch ein Gedankenexperiment über von Geburt an blinde Menschen geschrieben, die meiner Erfahrung nach sehr viel intensiver den Ursprung unseres Daseins spüren.
Lieber @hto,
wenn Ihre Drukos auch von einem so freundlichen und dialogischen Mensch wie Dr. Peter Gutsche beim besten Willen nicht verstanden werden, dann sollten Sie vielleicht weniger über mich nachdenken, sondern mehr über Ihre eigene Denk- und Ausdrucksweise. Bestimmt machen Ihre Ausführungen in Ihrer eigenen Welt Sinn, aber leider kaum darüber hinaus. Dass Sie mich und andere dann auch noch ständig in Du-Form beschimpfen, hilft dann auch niemandem weiter. Wer gehört bzw. gelesen werden möchte, sollte auch die eigenen Formen der Mediennutzung bedenken.
Ihnen von Herzen alles Gute, auch für die innere Balance.
Danke und Glückwunsch an Dr. Peter Gutsche für den sehr interessanten und lehrreichen Blogpost. Wieder viel gelernt.
Danke, @Marie H.
das freut mich!
Ich auch lerne gerade fortwährend viel bei diesem Thema hinzu. 🙂
Wegen der starken Lichtverschmutzung habe ich vor ca. 15 Jahren aufgehört den Nachthimmel mit dem nochmals Jahre zuvor gekauften Teleskop (LX-90) zu beobachten. Das mit einer sehr guten Elektronik gesteuerte Teleskop ermöglicht es zwar relativ einfach fast jedes beliebige von der Helligkeit noch ausreichende Objekt sehr genau anzusteuern und dann per Nachführung nicht mehr zu verlieren, doch der sowohl von meiner Terasse als auch draußen im Feld oder vom Waldrand her störende Lichteinfall von Autos als auch die Helligkeit des Himmels über den vielen Orten hier hat es mir verleidet.
Deshalb unterstütze ich gerne Aktionen gegen die Lichtverschmutzung und habe deshalb auch schon hier an die Verwaltung geschrieben. Diese versprach zumindest bei neuen Straßenlampen darauf zu achten, dass diese nur noch nach unten strahlen.
Danke, @Wolfgang Richter.
Das ist traurig zu hören und es zeigt, welche praktischen und konkreten Auswirkungen künstliches Licht bei Nacht haben kann. Ich kenne Hobby-Astronomen, die mit ihrer Ausrüstung immer an eine Stelle im Schwarzwald auf 1000 Metern Höhe fahren, um zumindest der schlimmsten Lichtverschmutzung zu entgehen (obwohl, wie ich berichte, selbst dort in den Bergen keine optimalen Bedingungen herrschen).
Ich finde es großartig, dass Sie sich aktiv für die Erhaltung des Nachthimmels einsetzen!
Peter Gutsche
31.07.2024, 10:39 Uhr
Die größte Erhöhung der natürlichen Nachthimmelshelligkeit stammt ja von einem natürlichen Objekt. Und das ist der Vollmond. Danach kommen Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Diese reflektieren nicht nur das Sonnenlicht, sondern strahlen dadurch viel heller, als die meisten künstlichen Satelliten.
Und die Strahldauer dieser Planeten beträgt beträgt meist einige Stunden und manchmal auch die ganze Nacht.
Die künstlichen Satelliten strahlen meist so schwach, dass man sie kaum mit bloßem Auge sieht (und zwar nur für wenige Minuten).
Nicht (mit bloßem Auge) sichtbare Planeten (Neptun,Uranus,Pluto) erzeugen keine diffuse Erhöhung der Nachthimmelshelligkeit.
Wie kann man da allen Ernstes auf die Idee kommen, dass dies nicht für die allermeisten künstlichen Satelliten gelten sollte?
Leute, vergesst den Schmarrn, den uns die KI auftischen will!
Weit über 99% der diffusen Erhöhung der Nachthimmelshelligkeit stammt von irdischen künstlichen Lichtquellen und nicht von künstlichen Satelliten.
hallo @Julian Apostata.
Das ist alles richtig, aber es gibt dennoch Hinweise darauf (oben verlinkte Arbeit), dass sich durch Satelliten und Weltraumschrott eine Helligkeitszunahme ergibt. Die mag minimal sein, die Autoren kommen aber zu dem Schluss, dass sie Auswirkungen auf astronomische Beobachtungen haben könnte.
Es geht hier eben nicht um Ergebnisse einer KI, sondern ich habe oben ja ausdrücklich eine wissenschaftliche Arbeit verlinkt, die diese These vertritt.
“…we report a new skyglow effect produced by space objects: increased night sky brightness caused by sunlight reflected and scattered by that large set of orbiting bodies… which amounts to an approximately 10 per cent increase over the brightness of the night sky determined by natural sources of light”
Vielleicht muss da noch mehr geforscht werden und vielleicht werden solche Aussagen wieder von der Wissenschafts-Community korrigiert/ revidiert. Aber ich würde mir nicht anmaßen, das von vornherein als “Schmarrn” abzutun.
@Peter Gutsche
Na gut, ich muss zugeben, dass ich die Anzahl der Starlink-Satelliten bisher unterschätzt habe.
https://de.wikipedia.org/wiki/Starlink#St%C3%B6rung_des_Nachthimmels_und_der_Astronomie
Man sollte aber dabei berücksichtigen, dass die Dinger nur dann sichtbar sind (auch die ISS), wenn das Dämmerlicht der Sonne noch die Erdoberfläche erreicht.
Während der dunklen Nacht…
…wenn die Lichtverschmutzung der Sonne nicht mehr präsent ist…
…erreichen die Sonnenstrahlen auch die Satelliten nicht mehr…
…und nur mehr die künstlichen Lichtquellen der Erdoberfläche belästigen die beobachtenden Sterngucker.
Hallo @Julian Apostata.
Danke für die Antwort!
Ja, genauso habe ich die Texte, die ich dazu gelesen habe, auch verstanden. Für den Grad der Lichtverschmutzung (auch den “skyglow”) gibt es eine Abhängigkeit vom Breitengrad, der Satellitenhöhe (je höher, desto länger nach Sonnenuntergang von der Sonne beschienen) und von der Uhrzeit.
Um noch einmal auf einen wichtigen Aspekt zurückzukommen, der in dem Kommentaren von @Julian Apostata aufgeworfen wurde: Wie steht es um die Größenordnung der beschriebenen Beiträge zur „Lichtverschmutzung“ durch terrestrisches künstliches Licht einerseits versus Satelliten und Weltraumschrott andererseits – und im Vergleich zu natürlichen Lichtquellen wie dem Mond?
Wie aus den bisherigen Arbeiten abgeschätzt werden kann, ist der Beitrag des durch Satelliten/Weltraumschrott verursachten Restlichtes wesentlich geringer als der von natürlichen Lichtquellen.
Insbesondere wären da zu nennen das Nachthimmellicht (night airglow). Es entsteht in höheren Atmosphärenschichten (Ionosphäre), wenn Sauerstoff- und Stickstoffatome in der oberen Atmosphäre durch UV-Strahlung ionisiert und gespalten werden. Bei ihrer Rekombination emittieren sie sichtbares Licht, das auch nach Sonnenuntergang andauert.
Das Nachthimmellicht leuchtet nur so schwach, dass es nur in Gebieten wahrgenommen werden kann, in denen das Licht der Städte nicht stört.
Der Ko-Autor einer zitierten Arbeit hat mir in einer privaten Mitteilung bestätigt, dass der Betrag des durch Satelliten und Weltraumschrott verursachten Restlichtes als noch viel geringer angenommen wird als das bereits sehr schwache Nachthimmellicht.
Und – es versteht sich von selbst – der Beitrag des Nachthimmellichtes zum Hintergrundlicht des Himmels ist natürlich noch sehr viel geringer als der des Mondes (je nach Mondphase).
Dennoch geht man davon aus, dass der sehr schwache Beitrag, der von Satelliten/Weltraumschrott stammt, nicht vernachlässigt werden sollte. Denn es handelt sich um Licht, das zu den vorher aufgezählten Komponenten hinzu addiert wird. Für astronomische Beobachtungen, für die Beobachtungszeit ohnehin gut geplant sein will, ergeben sich dadurch noch schwierigere Randbedingungen. Insbesondere werden durch das durch die zusätzliche Restlichtkomponente schlechtere Signal-zu-Rausch-Verhältnis Beobachtungszeiten länger und Beobachtungen somit teurer.
In folgendem Artikel werden hierzu einige Abschätzungen gemacht:
https://www.nature.com/articles/s41550-023-01904-2
Ich will aber noch einen anderen Aspekt in die Diskussion bringen: Terrestrische Lichtquellen tragen ohne Zweifel in einem viel größeren Ausmaß zur „Lichtverschmutzung“ bei. Diese können jedoch durch technisch einfache Maßnahmen reduziert werden, siehe die Richtlinien, die in Lichtschutzgebieten gelten. Was die Satelliten und den Weltraumschrott betrifft, sieht es hier etwas anders aus: Wenn sich einmal Weltraumschrott in einem großen Ausmaß gebildet hat oder das „Kessler-Syndrom“ gar eingetreten ist, dann dürfte es sehr schwierig werden, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Ich bemühe noch einmal den Begriff der Entropie: Ein erdnaher Orbit, in dem sich eine Schicht aus Weltraumschrott gebildet hat, ist in einem Zustand stark erhöhter Entropie. Diese dort wieder zu verringern, würde erhebliche Energieaufwände erfordern.
Daher halte ich es schon für angebracht, das Thema Satelliten/Weltraumschrott und die dadurch verursachten Phänomene ernst zu nehmen und rechtzeitig gegenzusteuern, bevor ein nahezu irreversibler Zustand eigetreten ist, der die Handlungsmöglichkeiten künftiger Generationen erheblich einschränkt.
Der oben zitierte Artikel ist übrigens noch in anderer Hinsicht sehr lesenswert. Dort wird unter anderem auch die kulturelle Bedeutung eines natürlich dunklen Himmels – der insbesondere die Wahrnehmung auch schwach leuchtender Sterne und der Milchstraße ermöglicht – thematisiert und gewürdigt:
“Our calculations indicate that the brighter stars and constellations often utilized in navigational aspects of cultural sky traditions, including wayfinding, will remain visible even for the more extreme scenarios we consider here. However, the anticipated rise in diffuse NSB” (night sky brightness) “adds to the contribution of terrestrial skyglow and will wash out fainter stars and the Milky Way. This tends to diminish the visibility of the dark clouds seen in silhouette against the Milky Way that play an important role in many sky cultural traditions in the Southern Hemisphere. Fainter objects, such as nebulae, star clusters and dimmer groups of stars, are also often key elements of teachings in various Indigenous communities, as are observations of the heliacal rising of various celestial objects.”
Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass die neue Generation von StarLink-Satelliten signifikant hoch im Radiowellenbereich strahlt und damit eine ernsthafte Gefahr für die Radioastronomie darstellt (Artikel in Science).
Beiträge dazu auf Mastodon von zwei Astronomen:
Von John Barentine: https://sueden.social/@JohnBarentine@astrodon.social/113159310914951374
Von Heino Falcke (mit Link auf einen Spiegel-Artikel / Paywall): https://sueden.social/@hfalcke@mastodon.social/113176717632531047
Vielen Dank, @Peter Gutsche – ich habe den Post von John Barentine nun auch via Mastodon repostet.
Es macht mir auch aus historischen Gründen immer mehr Sorgen, wieviel wirtschaftliche, technologische und mediale Macht wir einem rechtslibertären Dualisten wie Elon Musk überlassen haben – und weiterhin überlassen. Hatte darüber auch eine Vodcast-Diskussion mit Prof. Inan Ince:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-26-von-elon-musk-und-alfred-hugenberg/
Umso mehr begrüße ich, dass ein mutiger Richter in Brasilien dem Medienmilliardär und seinem X-Konzern inzwischen entgegentrat:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/brasilien-stellt-x-er-durch-sperre-auf-entzug-und-das-tut-den-meisten-gut/
Danke Dir, dass Du hier physikalische Licht- und Mitweltverschmutzung in den Blick nimmst, mit denen Musk weitere Profite einstreicht, indem er die Kosten auf die Allgemeinheit einschließlich der Wissenschaften externalisiert.
Lieber @Michael Blume,
danke für’s boosten! Prof. John Barentine ist sehr engagiert in Initiativen zum Schutz des Nachthimmels unterwegs.
Ich fand es aber auch ganz bemerkenswert und großartig, dass der berühmte Heino Falcke zum Thema im „Spiegel“ zitiert wird und sagt (der andere Mastodon-Link):
„Die massive Nutzung und Verschmutzung des erdnahen Raumes durch einzelne Firmen ist eine neue Form des Kolonialismus.“
(Hervorhebung durch mich)
Ich finde, das schließt ziemlich nahtlos an die Diskussionen an, die wir hier im Kontext des Externalisierungs-Begriffes (über mehrere Blogposts hinweg) geführt haben.