Der Begriff Antisemitismus wurde bereits 1860 durch den jüdischen Sprachwissenschaftler Chajm Heymann Steinthal geprägt

Neulich diskutierte ich mit einem guten Freund, der sich sehr gegen Antisemitismus in Form von Juden- und Israelfeindlichkeit engagiert und dazu auch viel liest. Er stimmte mir zu, dass “Semiten” keine “Rasse” seien, meinte aber, sie wären eine “Sprachgruppe”. Erst der Journalist Wilhelm Marr hätte den Begriff “Antisemitismus” (um 1879) geprägt. Dies hätte er von “Berliner Wissenschaftlern” gehört. Dass in der jüdischen Bibelauslegung v.a. des Talmud Sem dagegen nicht als Gründer von “Rassen” oder “Sprachen”, sondern sehr konkret als Begründer des ersten Lehrhauses für den “Noachidischen Bund” auf Basis von Alphabetschrift erscheint, war ihm dagegen neu. Mein Buch zur Geschichte und Gefahr des Antisemitismus hatte er bereits vorliegen, aber noch nicht gelesen.

Und ich konnte es ihm auch nicht verdenken: Nach meiner Erfahrung glauben noch immer sehr viele Menschen, dass “Semiten” eine “Rasse” aus Juden und Arabern bildeten. In den europäischen Wissenschaften distanziert man sich zwar inzwischen davon, hält aber noch überwiegend an der Fiktion fest, der “Semitismus” werde durch Sprachen wie Hebräisch, Arabisch usw. konstituiert. Dabei schwingt auch das verbreitete Missverständnis von den “guten” Kultur- und Geisteswissenschaften mit, wogegen erst die “bösen” Naturwissenschaften den “Rassenantisemitismus” hervorgebracht hätten, so dass man sich dazu mit der Wissenschaftsgeschichte davor gar nicht befassen brauche.

Das Problem an der Sache ist nur – sie ist religions- und auch wissenschaftsgeschichtlich falsch.

So taucht der Begriff razza nach dem arabischen raz für Kopf und Herkunft als Beschreibung von “Blutlinien” in der spanischsprachigen Theologie ab dem späten 15. Jahrhundert auf. In antisemitischen Grundwerken wie “Centinela contra judios” von 1674 – das bezeichnenderweise bisher noch nicht einmal ins Deutsche übersetzt und kommentiert wurde! – werden die jüdischstämmigen “Kinder Sems” (!) als geborene Verschwörer bezeichnet, bei denen die christliche Taufe nicht zuverlässig wirke.

Ebenso wandte sich der deutschsprachige Theologe Dr. Martin Luther (1483 – 1546) mit wachsendem Alter dem Antisemitismus zu. Weniger bekannt als sein verhängnisvolles “Wider die Juden und ihre Lügen” vom Januar 1543 ist seine wenige Monate später erschienene, sprachlich noch sehr viel üblere Schrift “Vom Schem Hamphoras” – wobei hier das hebräische Shem = Name sogar im Titel erscheint! Anhand der sog. Judensau von Wittenberg beschuldigt Luther hier “die Juden”, sie seien als „Grundsuppe aller losen, bösen Buben, aus aller Welt zusammengeflossen“ und wirft ihnen die Verschwörung mit „Tataren und Zigeunern“ vor – kombiniert also Antisemitismus mit rassistischen, antitürkischen / antimuslimischen und vor allem antizganistischen Verschwörungsmythen. Die angebliche, jüdische Weltverschwörung würde dabei darauf zielen, die christlichen Länder für ausländische Invasoren auszukundschaften und zu verraten, Brunnen zu vergiften und Kinder zu stehlen. Die Verschwörer begingen zudem wie die (muslimisch-ismailitischen) Assassinen Meuchelmorde an christlichen Regierenden, um dann deren Gebiete einzunehmen. Als Wurzel der angeblichen, jüdischen Verderbnis identifizierte Luther dabei – das hebräische Alphabet und die jüdischen Auslegungen der Bibel! (Diese Schrift ist wirklich schwer erträglich, aber ein Muss für alle, die die medialen und mythologischen Wurzeln des Antisemitismus verstehen wollen.)

Auch wenn es für viele schwer zu akzeptieren sein wird: Der sog. “Rassenantisemitismus” wurzelte von Anfang an in Varianten christlicher Theologie und Mythologie und wurde erst sehr viel später pseudo-biologisch aufgegriffen!

Und wer verband die klassischen Geistes- und die neuen Naturwissenschaften? Die Sprachwissenschaften. Schon Friedrich Schlegel (1772 – 1829) behauptete, dass das Hebräische und Arabische als “mechanische” Sprachen gegenüber den europäischen Sprachen unterlegen seien. Beim Orientalisten und Sprachwissenschaftler Ernest Renan (1823 – 1892) wurden dann die “Semiten” als Sprachgruppe (!) abgewertet, deren Verhalten durch Herkunft und Kultur vorbestimmt sei.

Auf genau diese – sprachwissenschaftliche! – Semitismus-Definition antwortete dann der deutsch-jüdische Rezensent Chajm Heymann Steinthal (1823 – 1899) in Band 1 der “Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft” von 1860: “Je mehr das glänzende, dialectische und stylistische Talent Renan’s die Leser mit sich fortreisst, desto nothwendiger war es, die Consequenzen, oder richtiger Inconsequenzen seiner antisemitischen Vorurtheile […] abzudecken.” Moritz Steinschneider (1816 – 1907) griff diese Rezension dann im gleichen Jahr für die “Hebräische Bibliograhie” auf. Hier wird die gerade nicht “erst biologische”, sondern von Anfang an mythologisch-sprachwissenschaftlich-rassistische Problematik des Antisemitismus bereits lange vor Wilhelm Marr und Adolf Hitler (“Warum wir Antisemiten sind”, 1920) erkannt und benannt!

Der Entdecker dieser Fundstelle, der Theologe und Religionswissenschaftler Dr. Christian Stahmann (Freiburg), schrieb daher zu Recht gegen das bis heute vorherrschende Ausblenden der Geistes- und Kulturwissenschaften an: “Vielmehr hat sich der Antisemitismus durch die sprachwissenschaftlichen Debatten des 19. Jahrhunderts schnurstracks seinen Weg in die Akademien und Universitäten gebahnt.” (Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext 03/2018, S. 245 – 252, Zitat S. 251)

Und jetzt?

Wenn ich also auch gegenüber den Kolleginnen und Kollegen in Wissenschaft, Medien, Vereinen und Politik dafür plädiere, weder die christlich-theologischen noch die sprachwissenschaftlichen oder rassistischen Definition von “Semiten” weiter zu tragen – was empfehle ich dann stattdessen?

Nun, mein Vorschlag lautet endlich das Judentum und die jüdischen Überlieferungen selbst ernstzunehmen! Noah und Sem sind in Bibel und Talmud intensiv als Begründer, Schriftlehrer und Richter des ersten Menschheitsbundes ausgedeutet, ebenso wie durch neuere Stimmen wie den Holocaust-Überlebenden und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel (1928 – 2016, z.B. “Noah und die Verwandlung der Angst”, Herder 1999). Ich bitte gerade auch die Beteiligten der Antisemitismusforschung und Gedenkpädagogik also, stärker “mit-“, als nur “übereinander” zu definieren, welche Traditionen von Juden und Nichtjuden mit Noah, Sem, Abraham, Moses etc. verbunden wurden und werden. Wer vom jüdischen Shem nichts versteht, versteht auch nicht, wogegen sich der Antisemitismus wendet.

Gemeinsame, jüdisch-christliche Buchpräsentation mit Prof. Barbara Traub im bibliorama Stuttgart. Foto: bibliorama Stuttgart

Dank an Rabbi Shneur Trebnik (Ulm) und die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER)

Und so will ich mit einem hoffnungsvollen Bericht schließen: Während ihrer dreitägigen Konferenz luden mich über 50 jüdisch-orthodoxe Gelehrte aus ganz Europa zu sich nach Ulm ein. Zu meiner Überraschung überreichte mir Rabbiner Shneur Trebnik ein Dankesbild für meine aktive Hilfe bei der Errichtung der Ulmer Synagoge (u.a. als Konfliktschlichter gemeinsam mit Stephan Kramer). Danke, lieber Shneur!

Eine überraschende Anerkennung durch die Konferenz der europäischen Rabbiner, überreicht durch den langjährigen Freund Rabbi Shneur Trebnik (links von mir). Vielen, vielen Dank! Foto: IRGW Württemberg

Und der vorsitzende Rabbiner Menachem Margolin fragte, welche Unterstützung ich mir im Kampf gegen den Antisemitismus wünschen würde. Und so erlaubte ich mir, auch die versammelten, orthodoxen Rabbiner zu bitten, auch gegenüber den Wissenschaften, Medien, der Politik und Öffentlichkeit deutlicher zu erklären, dass Sem in der jüdischen Auslegung eben kein Begründer von “Rassen” oder “Sprachen” sei, sondern der erste Schriftlehrer des Noachidischen Bundes. Der Applaus und Zuspruch auch der Rabbiner hat mich sehr gefreut und bewegt. Einer sagte mir tief bewegt, dass er kaum noch gehofft habe zu erleben, dass sich Nichtjuden endlich “auch für unsere eigenen, jüdischen Aussagen interessieren.” Zwar fürchte ich, dass es noch Jahre dauern wird, bis die christlich-theologischen, sprachwissenschaftlichen und rassistischen Semitismus-Definitionen auch unter Gutmeinenden und wissenschaftlich Gebildeten überwunden sein werden. Aber ein Anfang ist – unter Einbeziehung sowohl säkularer, liberaler wie auch orthodoxer Jüdinnen und Juden – gemacht und ich möchte gerne weiter dafür streiten…

Kurzvorstellung einiger Hauptthesen meines Buches “Warum der Antisemitismus uns alle bedroht. Wie neue Medien alte Verschwörungsmythen befeuern” (Patmos 2019)

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

38 Kommentare

  1. Als Semiten werden (historische) Völker bezeichnet, die eine semitische Sprache sprechen.

    (Wikipedia)Wie wollen Sie diese Sprachverwandten sonst bezeichnet wissen, und meinen Sie, daß sich das jetzt noch durchsetzt?

    • Klar, @Alubehüteter – auch von den „arischen“ ist man zu den „indogermanischen“ und schließlich „indoeuropäischen“ Sprachen gelangt. Warum sollten die Sprachwissenschaften also nicht auch in der Lage sein, ihre anti-semitischen Vorstellungen und Begriffe zu überdenken und durch Besseres zu ersetzen?

  2. Wer vom jüdischen Shem nichts versteht, versteht auch nicht, wogegen sich der Antisemitismus wendet.

    Im engeren Sinne würde das bedeuten, daß Luther, Schlegel usw. vertraut gewesen wären mit den mittelalterlichen Geschichten der Juden.

    • @Alubehüteter

      Ja, Luther wütet gegen die jüdische Bibelauslegung und Zahlenmystik, ohne sie wirklich zu verstehen. Aber die meisten, die heute über Antisemitismus reden, wissen davon fast nichts und haben auch Luthers hasserfüllte Schem-Schrift noch nicht einmal wahrgenommen. Das Ergebnis sind absurde Verkürzungen und veraltete Begriffe. Das sollte nicht so bleiben.

  3. Auch von den „arischen“ ist man zu den „indogermanischen“ und schließlich „indoeuropäischen“ Sprachen gelangt.

    Nö.

    Die Burschen wurden tatsächlich ursprünglich „Japheten“ genannt. Die Entdeckung außereuropäischer, gleichwohl europäischen Sprachen sprachverwandter Sprachen fiel ja aber natürlich zusammen mit der Entdeckung außerbiblischer Heiliger Bücher, die zudem einen anderen Blick auf die menschliche Frühgeschichte eröffneten, als sie uns bis dahin das Erste Buch Mose bot, also wollte man von diesem Begriff loskommen und entschied sich in Deutschland für „indogermanisch“ (u.a. Franz Bopp, auch wenn dieser später für „indoeuropäisch“ plädierte). Die meines Erachtens einzig richtige Bezeichnung „arisch“ versuchte dann der Indologie Max Müller durchzusetzen (Leopold von Schroeder dachte zwischenzeitlich an „altarisch“ im Sinne von „alt-arisch“, sah dann aber davon ab, als er sah, daß das von Unbedarften mit „Altar“ assoziiert wurde). Durchgesetzt hat sich das dann leider nicht, weil es allzu rasch rassistisch kontaminiert wurde, womit die Indogermanisten schlicht nichts am Hut hatten (außer besagter L.v.Schroeder, Freund von H.St.Chamberlain).

    Inzwischen gibt es einfach zu viel Literatur, als daß man das noch umbenennen könnte. Man muß eh die alten Begrifflichkeiten lernen. Kleinigkeiten gelingen. Man kann die Urindogermanen tatsächlich inzwischen paläogenetisch identifizieren mit der Jamnaja-Kultur: Der klassische archäologische Begriff für diese Leute war eigentlich „Kurgan-Kultur“, war aber durch eine Archäologin zu feministisch aufgeladen worden.

  4. Abgesehen davon, daß man das gegen die Berge von Literatur ohnehin nicht mehr durchsetzen kann, aber „arisch“ ist leider zu verbrannt. Auch durch leider immer noch aktuelle Phänomene wie die indische BJP. Aber ja, historisch hatte Müller eigentlich Recht.

    Grundproblem ist ja, daß wir von Zeiten reden, in denen es wenig sinnvoll ist, von „Völkern“ zu reden oder gar „Nationen“. Für die Frühzeit reden wir meist von Stämmen und Clans, später von Landsmannschaften, die sprachlich, kulturell, oft auch politisch miteinander verbandelt sind. Und wenn man nun im Altertum auf solche bislang unbekannten Leute stieß, dann benannte man sie nach den ersten, mit denen man bekannt geworden war: Die Griechen werden in der Ilias noch Achaier genannt, in klassischer Zeit nannten sie sich selber Hellenen; aber die ersten, die bei den Römern aufschlugen, nannte sich Graeci, und nach ihnen werden sie von aller Welt „Griechen“ genannt. Und so heißen die Deutschen in Norwegen und Italien Deutsche (tiudisk, teodesk), für Türken und Franzosen sind wir Allemannen, für die Amerikaner Germanen und für die Engländer Hunnen. (Ähnlich, wie wir die Niederländer Holländer nennen.)

    Und die ganze Dimension der indogermanischen Sprachverwandtschaft ging uns nun mal erst auf, als wir die Arier (Indo-Iraner) entdeckten.

    Im Übrigen, was soll das, die Vielfalt indischer Kulturen, Religionen und Sprachen auf das einzig uns wertvoll erscheinende Sanskrit zu reduzieren? Niemand würde Europa auf Latein oder Englisch reduziert sehen wollen. Sanskrito-germanisch wäre korrekt. Meinetwegen, nach all der Zeit und allen notwendigen Emanzipationsprozessen gerne auch wieder „japhetisch“, scheint doch der erste indogermanische Stamm, der im Mittelmeerraum aufgeschlagen ist, sich so genannt zu haben. Aber gegen eine solch große Tradition kommt man nicht an.

    • Mir ist noch immer nicht verständlich, warum Sie unbedingt das Mischmasch unpräziser Begriffe erhalten wollen. „Arische“ Sprachen sind eben nicht nur missverständlicher, sondern auch unpräziser als „indoeuropäische“. Und wie immer man auch „semitische“ Sprachen definiert, fiele auch Kanaanitisch darunter – wobei die Bibel Kanaan als Sohn von Ham identiziert. Also, warum mit Begriffen anderer Genres arbeiten, wenn diese nur Verwirrung stiften? Warum nicht biblische Personen und Mythen, Sprachen usw. jeweils begrifflich klar unterscheiden, statt weiter begriffliches Chaos und falsche Assoziationen hinzunehmen? 🤔

  5. Ja, gute Arbeit, lieber Herr Dr. Michael Blume,
    der Schreiber dieser Zeilen hat sich – nicht zufällig – seit Aufnahme Ihres (!) Amtes ebenfalls mit dem Antisemitismus beschäftigt.
    Er hatte, trotz Bekanntschaften und Freundschaften mit Juden, lange anhaltenden ehrlich gesagt ‘wenig Ahnung von Juden und Antisemitismus’, es gibt wohl semitische Sprachen und eine Sprach-Verwandtschaft :

    https://de.wikipedia.org/wiki/Semitische_Sprachen

    Der Antisemitismus meint wohl explizit Judenfeindlichkeit.

    Der Rassenbegriff ist unklar, Sie arbeiten da schön heraus, wie hier befunden wird, im dankenswerterweise bereit gestellten WebLog-Artikel, Sie bemühen sich.

    Barack H. Obama hatte mal diese Idee :

    -> https://eu.usatoday.com/story/news/politics/2016/09/30/white-house-wants-add-new-racial-category-middle-eastern-people/91322064/ (‘Under current law, people from the Middle East are considered white (…)’)

    …um in der Folge positiv diskriminieren zu können, Sie kennen ja die Identity Politics der US-amerikanischen politisch Linken, beginnend mit der sog. Affirmative Action.

    Yoav Sapir hat hier, bei den scilogs.de, mal “gebloggt”, also der weiß sozusagen alles,
    MFG
    Dr. Webbaer

    • Lieben Dank, @Webbaer – den Rassebegriff finde ich freilich nicht „unklar“, er ist vielmehr ungeeignet. Es gibt bei Menschen Ethnien, Sprach- und Kulturgruppen mit fließenden Übergängen, aber keine Möglichkeit, sinnvoll zu entscheiden, ob es z.B. drei, achtzehn oder vierhundertsiebzehn „Rassen“ gäbe.

      Also gibt es m.E. leider Rassismus – eine Behauptung von unterschiedlichen und unterschiedlich wertvollen „Menschenrassen“ -, aber eben keine solchen.

  6. Dr. W hantiert nicht mit dem Rassenbegriff, es ist ihm egal, wer wie aus bestimmten Gründen und die Herkunft meinend, aussieht.
    Dr. W hier bei Ihnen, merkt aber an, dass “Menschenrassen” womöglich mit bestimmter Absicht doch zielgerichtet bestimmt sind, bspw. die Medizin meinend und das Marketing.
    Ansonsten, politisch, hat der Rassenbegriff nichts zu suchen, Dr. W hier ganz bei Ihnen.
    MFG
    Dr. Webbaer (der nicht weiter stören wollte, sich abär eher dafür freuen würde von dem großen Henryk M. Broder “gedisst” zu werden – btw : Dr. W ist mal mit Henryk aneinandergeraten, im Web, er weiß bis heute nicht, wer recht hatte)

  7. Kommentar hierzu noch :

    Der Applaus und Zuspruch auch der Rabbiner hat mich sehr gefreut und bewegt. Einer sagte mir tief bewegt, dass er kaum noch gehofft habe zu erleben, dass sich Nichtjuden endlich “auch für unsere eigenen, jüdischen Aussagen interessieren.”

    Genau dies ist Ihre Aufgabe, lieber Herr Dr. Michael Blume, der Schreiber dieser Zeilen, wohl ein Goyim, wird dennoch Humanist bleiben.
    Dr. W regt zudem auch an mit sozusagen bösen, politisch rechts stehenden Juden zu reden, Netanjahu steht ja als Nationalist nicht alleine da, und Dr. W hat keine Probleme mit moderatem Nationalismus, mit Identitarismus, so weiter gefasst, sofern es nicht dezidiert gegen andere geht.
    Manchmal würde sich der Schreiber dieser Zeilen wünschen, wenn klar berichtet werden könnte, auch von Juden, worum es bei dem “Krieg um Israel” eigentlich geht.

  8. Mir ist noch immer nicht verständlich, warum Sie unbedingt das Mischmasch unpräziser Begriffe erhalten wollen. „Arische“ Sprachen sind eben nicht nur missverständlicher, sondern auch unpräziser als „indoeuropäische“.

    Was mir mißfällt an indogermanisch/indoeuropäisch bzw. urindogermanisch/protoindoeuropäisch, ist (abgesehen von der Diskriminierung indischer nicht-indogermanischer Sprachen), daß es eben um rein sprachwissenschaftliche Begriffe geht. Es bezeichnet eine Ursprache bzw. die Sprecher dieser Ursprache.

    Wir haben es mit mehr zu tun. Mit einem „Volk“, mit einer Kulturgemeinschaft, die europäische Werte prägt bis in die Gegenwart. Wir haben weitaus mehr von ihnen geerbt, sie haben sich uns weitaus mehr eingeprägt, als nur mit den Nachfahren/Einzelsprachen ihrer Ursprache. (Die, ganz genau genommen, ja auch keine ist. Rekonstruiert ist nur die Sprache, die sie zuletzt gesprochen haben unmittelbar vor ihrem Auseinandergehen zur Kupfersteinzeit. Ob dies zurückgeht auf eine Sprache etwa zur letzten Eiszeit ist nicht mehr rekonstruierbar.) Wir mögen „semitische“ Kulturerrungenschaften übernommen, uns angeeignet haben wie die Schrift oder das Rechtsstaatsprinzip. Wer Semiten angreift, greift insofern auch Grundlagen unserer Kultur an, damit auch uns. Das macht uns aber noch nicht zu Semiten. Wir sind … Tja. „Jamamnajaner“ wird sich wohl kaum mehr durchsetzen lassen 🙁 Wir sind es im Guten übrigens, wie im Bösen.

    Ach, übrigens, überlesen, Nachtrag: „Indoeuropäisch“ hat „indogermanisch“ keineswegs ersetzt. Das sind bis heute alternative Bezeichnungen: In der für Philosophie, Altphilologie, Sprach- und Religionswissenschaften verbindlichen Lingua franca verbindlichen Sprache Deutsch hat sich „indogermanisch“ durchgesetzt, in nichtdeutschen Sprachen „indoeuropäisch“. Das zieht sich durch von den Zeiten eines Franz Bopp bis zur gegenwärtigen Jürgen Udolphs.

  9. @ Kommentatorenkollege ‘Alubehüteter’ und hierzu :

    Wer Semiten angreift, greift insofern auch Grundlagen unserer Kultur an, damit auch uns.

    Einerseits ganz richtig und höchst zustimmungsfähig, denn der Antisemitismus greift uns an, wie auch anderer Rassismus (der Antisemitismus ist nicht nur Rassismus), wenn er an Leutz geht, die von woanders herkommen, als von Europa und teils anders aussehen, andererseits : kulturalistisch muss aber auch so ran, die Religion meinend, die besondere Rückbindung an außer- oder überempirische Akteure meinend, jene Kultur meinend generell, der Bär (oder Mensch) muss kulturalistisch vorgehen, wenn er sein Wesen erhalten will.
    Mit dem Begriff ‘Arier’ wird der Schreiber dieser Zeilen nicht ganz happy, vgl. auch mit ‘rein’ und ‘Iran’, will allerdings in Fachterminologie nicht eingreifen.
    Die jetzig vorgefundene Kultur basiert auf dem alten Griechen- und Lateinertum (die Latiner sind gemeint, genau vermag Dr. W hier nicht zu den Römern abzugrenzen), auf dem Judentum und insbesondere auf der Aufklärung, nicht zu vergessen ein gewisser Jesus (Christus).
    MFG
    Dr. Webbaer

  10. Ob im Alten Testament nicht alles so beschrieben steht wie es die Juden überliefert haben, kann und brauche ich nicht wissen.
    Fakt ist, die Juden haben sich auch nicht daran gehalten was Moses ihnen wie Jesus für “wie im Himmel all so auf Erden” vermitteln wollte.
    Es bleibt dabei, die Bibel ist auch ein Buch des vorhergesehen “Scheiterns”, die Juden haben kein besseres, Mensch wird in Dummheit enden, Deine Bücher sind dabei ein kleiner Multiplikator.

    • Ihre Abneigung gegen „die Juden“ und deren hebräische Bibel (bei Ihnen „Altes Testament“) bei gleichzeitiger Deutung des Juden Jesus als erlösender Sozialist – all das steht in alten, antisemitischen und linksextremen Traditionen, @hto. Entsprechend ist auch klar, dass Sie mich – hier im Einklang mit Rechtsextremen und religiösen Fundamentalisten – für einen Mitverschwörer („Manipulator“) halten.

      Habe ich je irgendwo behauptet, dass Juden „bessere“ Menschen seien? Keineswegs, ich plädiere dafür, anzuerkennen, dass wir alle Menschen sind und sich in jeder Gruppe „solche und solche“ finden.

      Und auch die gewachsene Weisheit jüdischer Lehren führe ich nicht auf eine fundamentalistische Lesart des „Alten Testaments“ zurück, sondern ganz im Gegenteil auf die Vielfalt der Auslegungen und Debatten. Heilige Schriften bleiben durch religiöse und theologische Studien „jung“. 📚🌈

  11. @ Dr. Webbaer

    Die jetzig vorgefundene Kultur basiert auf dem alten Griechen- und Lateinertum

    Nur basiert etwa deren knallhartes Patriarchat, nach dem Frauen und Kinder Eigentum des Hausherren sind, wiederum auf indogermanischen Wurzeln. Um mal eine Prägung zu nennen, die ich höchst unvorteilhaft finde. „Vergewaltigung in der Ehe“ ist erst seit 20 Jahren strafbar, gegen den Widerstand übrigens der Partei, der auch Herr Blume angehört. Das ist ein Erbe, das wir mindestens 6000 Jahre zurückverfolgen können.

  12. Ich erinnere auch mal an den Münchner McDonald’s-Amokläufer, den Richard Gutjahr vor die Kameralinse bekommen hatte. Es gibt ein zweites Video: Da steht er auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums und palavert herum mit einem Hochhausbewohner auf dem Balkon: Dort betont er, daß er als Iraner ein stolzer Arier sei, der die Türken haßt, die ihn in der Schule gemobbt hätten, und die er jetzt wahllos abknalle.

    Durch solche Leute ist der Begriff „Arier“ einfach nachhaltig verbrannt. Außerhalb Westeuropas ist das alles noch viel zu lebendig.

  13. @Alubehüteter 6. Juni 2019 @ 10:15

    Das glaube ich nicht. Hier in de Landwehrstraße gibt es ein Geschäft, wo Aryan draufsteht. Aber man sieht an diesem Beispiel, daß sich auch Muslime untereinander nicht grün sind.

  14. Chajm Heymann Steinthal war mir vor der Lektüre Ihres Posts gänzlich unbekannt.
    Herzlichen Dank für das Schließen dieser Lücke.
    Manchmal wünsche ich mir von Ihnen dennoch, dass Sie in der Wolle gefärbte Antisemiten, die nur oberflächlich Kreide gefressen haben, etwas härter angehen.
    Mir kommt angesichts bestimmter Kommentare wirklich die Galle hoch.
    Ansonsten habe ich diesen Post mit großem Gewinn gelesen, und ich rechne es Ihnen hoch an, dass Sie der jüdischen Perspektive so viel Respekt entgegenbringen, während viele andere diese nicht mal wahrnehmen (wollen?).
    Als Säkularer möchte ich Ihnen hier ausnahmsweise nicht im geringsten wirdersprechen, sondern der Hoffnung Ausdruck geben, dass Sie, insbesondere was dieses Thema betrifft, weiter aufklärend wirken.

  15. Sie machen das schon, lieber Herr Dr. Michael Blume, der Antisemitismus ist so-o schwer genau zu verstehen und zu definieren, reiner besonders grober Rassismus liegt ja nicht vor, Dr. Webbaer lag hier lange Zeit selbst falsch, Sie sind ja ein wenig extrovertiert und können ein wenig vorsichtig sein, Dr. W ist da ganz bei Ihnen, mag Ihre Art (mittlerweile), also, die anderen sind auch ganz OK, Dr. W setzt auf Sie und freut sich schon frühzeitig Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.
    MFG
    Dr. Webbaer (der “Achgut”, “PI-News” (sehr aggro!) und auch “Tichy” fast seit den Anfängen kennt, auch ihre Fehler)

  16. @ Rudi Knoth

    Der Amokläufer von München hat mit dem Islam nichts zu tun. Das ist ein einerseits schwer psychisch gestörter, andererseits durch Internetgruppen radikalisierter, waschechter Nazi. Habe mit großem Interesse noch mal den Wikipedia-Artikel gelesen.

  17. auch von den „arischen“ ist man zu den „indogermanischen“ und schließlich „indoeuropäischen“ Sprachen gelangt.

    Das ist nicht richtig. Seit Einführung des Begriffs “arien” ins Französische durch Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron im Zusammenhang seiner Übersetzung des Zend-Avesta 1771 steht das Wort für eine Volksgruppe. Von dort aus wurde dieser Begriff sprachwissenschaftlich aufgegriffen, um eine Sprachgruppe zu benennen. Jedoch eben nur die iranische bzw. indoiranische. Erst im 19.Jh., nach Entdeckung verwandtschaftlicher Bezüge des Keltischen zum Indoiranischen (speziell des Sanskrit) durch Adolphe Pictet (“De l’affinité des langues celtiques avec le Sanscrit”, 1837) wurde die Bezeichnung “arisch” als Oberbegriff von vielen aufgegriffen – jedoch nie von allen. Ab 1877 erkannte man in der Sprachwissenschaft, daß das Arische eine abgeleitete Untergruppe des Indoeuropäischen ist und der hypothetischen Ursprache nicht so nahesteht. Womit sich “arisch” als Synonym für “indoeuropäisch” erledigt hatte, bevor es sich überhaupt durchsetzen konnte. Bezeichnend auch der Titel eines späteren Werks von Pictet: “Les origines indo-européennes ou les Aryas primitifs”. Die Sprachfamilie wurde also schon “indoeuropäisch” genannt, bevor es – fast – in “arisch” umbenannt wurde.

    Weder war “arisch” die wissenschaftlich durchgesetzte Bezeichnung, noch ist “indoeuropäisch” ein nachgereichter “Ersatz”.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Arier#Verwendungen_in_Europa

    Persönlich isses mir schnurz, ob man nun sprachwissenschaftlich weiterhin von “arisch” / “indoarisch” statt “iranisch” / “indoiranisch” spricht oder von “semitohamitisch” statt “afroasiatisch”. Jedoch habe ich ein Problem damit, bestimmte Vokabeln abzuschaffen, weil sie “kontaminiert” sind. Letztlich läuft das darauf hinaus, daß wir uns unsere Sprache von bestimmten Gruppen erfolgreich wegnehmen lassen. Die müssen nur vermehrt von “Gutmenschen” sprechen, und schon darf niemand mehr dieses Wort benutzen, ohne selber als “einer von denen” gebrandmarkt zu werden. Damit aber haben “die” gewonnen, und wir verlieren unsere Sprache. Da die “Umvolkung” gerne auch als “Verteidigung des christlichen Kulturraumes” daherkommt, werden wir also bald nicht mehr “christlich” sagen dürfen? Ich finde, der beste Weg wäre da eher, uns die Vokabeln nicht wegnehmen zu lassen, sondern sie bewußt zu verwenden. Mit natürlich anderer Füllung, positiv. “Zigeuner” steht eben auch für ein Zigeunerschnitzel, für den Zigeunerbaron usw. Auch der “Negerkuß” ist so ein “Opfer”. Kein Wort ist böse. Es kann böse verwendet werden. Es besser zu verwenden, wäre die bessere Entscheidung, als es den “Bösen” zu überlassen und es zu stigmatisieren.

    Wenn das ein “Kulturkampf” ist, dann ist das Aufgeben von Wörtern nicht Sieg, sondern Niederlage. Mormonen, Schwule und andere haben es vorgemacht, selbst von Anfang an negativ besetzte und gemeinte Bezeichnungen positiv zu verwenden: Wörter zu “erobern”.

    • Das sehe ich tatsächlich etwas anders, @Pertti. Wie auch Ihre eigenen, sehr guten Ausführungen zu „arisch“ und „indoeuropäisch“ ja unterstrichen haben, kommt es in den Wissenschaften auf sprachliche Präzision an. Warum sollten dann also Begriffe geschützt werden, die missverständlich und mehrdeutig sind? Begriffsarbeit – das Ersetzen von veralteten Begriffen durch neue und bessere – halte ich für einen Teil des wissenschaftlichen Erkenntnisfortschrittes. So trete ich beispielsweise auch für eine Ersetzung von #Verschwörungstheorie durch #Verschwörungsmythos ein, da Erzählungen über Weltverschwörungen für gewöhnlich gerade keine wissenschaftlich überprüfbaren Theorien darstellen. Folklore ist m.E. bei wissenschaftlichen Begriffen eher fehl am Platz.

  18. Lieber Herr Blume,

    Sie werden die Begriffe in den indogermanistischen Sprachwissenschaften kaum mehr ändern können schlicht und ergreifend, weil die Forschung überwiegend abgeschlossen ist. Ähnlich wie in der Altphilologie. Da gibt es kleine Detailfragen, die werden aber nichts Großartiges mehr bewegen. Das letzte Mosaikstückchen war eben die Klärung der Urheimatfrage durch die Paläogenetik in den vergangenen Jahren, das wichtigste und umstrittenste Problem, die viele der besten Köpfe zum Rauchen gebracht hat.

    • Lieber @Alubehüteter,

      ach, immer wieder wurden Wissensgebiete für „ausgeforscht“ erklärt, um dann in völlig neue Dimensionen zu stoßen. Und wenn ein paar mehr Menschen die Problematiken veralteter Begriffe verstehen, soll es mir auch Recht sein. 🤗👍📚

      Ihnen eine gute Nacht.

  19. Lieber Herr Blume,

    Bestimmte Dinge sind ausgeforscht, manche Jobs sind getan. Eine historisch-kritische Edition des Neuen Testamentes ist erstellt. Selbst wenn jemand morgen eine Handschrift des Matthäus-Evangeliums im aramäischen Original fände, wäre das nur Detailkram, den man neu editieren müßte.

    Sicher, wenn die Philosophie mal ihr Qumram fände, man eine Vorsokratikerbibliothek ausbuddeln würde, man müßte eine Menge noch mal neu durchbuchstabieren. Aber bis dahin …

    Zum Teil verfügen wir auch nicht mehr über die Fähigkeiten unserer Altvorderen. Wer kann (und braucht) denn heute noch altgriechisch. (Nein, das, was heute an den Unis gelehrt wird, ist kein Altgriechisch. Hat im Altertum nie einer gesprochen.)

    • Lieber @Alubehüteter,

      ein Ende von Forschung und Debatten gibt es in empirischen Wissenschaften nicht. So werden auch rund um die historisch gewachsene Gestalt der Bibel immer wieder neue, archäologische Entdeckungen gemacht, bereits vorliegende Befunde interdisziplinär ausgewertet usw. Und die Debatten konkret auch um den antisemitischen Bias beispielsweise in den Luther-Übersetzungen haben doch gerade erst Fahrt aufgenommen und werden ggf. tiefgreifende Wirkungen entfalten:
      https://www.herder.de/cig/cig-ausgaben/archiv/2019/17-2019/antisemitismus-durch-uebersetzungsfehler/

      M.E. ist es völlig verständlich, dass wir Menschen irgendwann mal letzte Sicherheiten haben, Thesen und Begriffe nicht endlos hinterfragen wollen. Aber die Bereitschaft genau dazu verlangt Wissenschaft von uns – zumindest, solange wir sie als ernsthafte Erkenntnissuche und Annäherung an die Realität betreiben…

  20. Bzgl. des Münchner “Amokläufers”:
    Ich erinnere mich an das Video, das den Täter auf dem Parkhaus zeigt, und wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, wurde er von dem Hochhausbewohner irgendwie angesprochen und dabei eine orientalische Abstammung impliziert, woraufhin der Täter empört aufschrie: “Ich bin DEUTSCHER!” (An das Wort “Arier” kann ich mich hier beim besten Willen nicht erinnern, wohl aber an die Antwort, die der Hausbewohner gab: “Ein Ar***och bist du!”).

  21. @tranquebar

    Sie haben Recht. Ich haben mir inzwischen das Video auch wieder angesehen; er erzählt da nur etwas rum von „Ich bin auch Deutscher!“, „Ich bin in Deutschland geboren!“.

    Der von mir schon verlinkte Wikipedia-Artikel liefert da mehr.

  22. @Michael In dem Buch zur “Geschichte und Gefahr des Antisemitismus” werden die obigen Aussagen bzgl. Luther, der spanischsprachigen Theologienäher ausgeführt?
    Gerade Arbeiten zum frühen Antisemitismus würden mich sehr interessieren, u.a. da ich bisher schon dachte, dass der Antisemitismus eine Folge des christlichen Antijudaismus ist.
    Vieleicht per EMail antworten, wenn möglich.

    Grüße

    • Ja, @Einer – im Buch gehe ich näher auf die beiden genannten Komplexe ein. Wobei es da noch viel zu entdecken gibt, die unglaublich wirkmächtige, spanischsprachige „Schildwache gegen die Juden“ liegt m.W. noch nicht einmal in deutscher Übersetzung vor! 😳

      Auch zu Luthers Referenzen zu spanischen Quellen habe ich wenig finden können. Ich kann Sie also nur ermutigen, sich das aktiv anzuschauen – hier liegt ein europäisches Forschungsfeld mit direkter Relevanz noch brach. 📚👍🌈

  23. So trete ich beispielsweise auch für eine Ersetzung von #Verschwörungstheorie durch #Verschwörungsmythos ein, da Erzählungen über Weltverschwörungen für gewöhnlich gerade keine wissenschaftlich überprüfbaren Theorien darstellen.

    Nur daß “Verschwörungstheorie” sachlich falsch ist, “arisch” oder “semitisch” hingegen nicht.

    Was das Mißverständliche und Mehrdeutige betrifft, so sollten wir nicht mehr von Quanten reden, da in der Esoterikbranche mittlerweile quantengeheilt wird etc. Na und der Schmetterlingseffekt ist auch sowas von mißverstanden, muß also aufgegeben werden.

    Klar werden Begrifflichkeiten geändert, wenn sie falsch, ungenau etc. sind. Aber machen wir uns doch nichts vor, das sind in diesem Falle doch nur vorgeschobene Scheinargumente. Die eigentliche Argumentation, die Sie vertreten haben, ist die der PC.

    Warum sollten die Sprachwissenschaften also nicht auch in der Lage sein, ihre anti-semitischen Vorstellungen und Begriffe zu überdenken und durch Besseres zu ersetzen?

    Daß, wie Sie direkt davor schrieben, man das mit dem “Arischen” schließlich auch so gemacht und es durch “indoeuropäisch” ersetzt habe, war genauso gedacht – und wie wir ja nun wissen, nebenbei schlicht falsch. Stehen Sie wenigstens zu Ihren Gründen, das ist lauterer.

    • Es tut mir ja Leid, dass Sie es so empfinden, als wollte ich Ihnen Ihr „arisch“ aus Gründen der PC wegnehmen, @Pertti. Aber wie Sie doch genau zwischen „arisch“ und „indoeuropäisch“ differenzieren, müssten Sie doch ebenso einräumen, dass „kanaanitisch“ nicht „semitisch“ sein kann. Sem war weder „Rassen“- noch Sprachgründer, der überlieferte Sprachgebrauch ist nicht nur politisch, sondern auch sachlich „inkorrekt“.

      Und das wird man ja wohl noch sagen dürfen! 😉😁🌈

  24. Es tut mir ja Leid, dass Sie es so empfinden, als wollte ich Ihnen Ihr „arisch“ aus Gründen der PC wegnehmen, @Pertti.

    Ähm:

    Persönlich isses mir schnurz, ob man nun sprachwissenschaftlich weiterhin von “arisch” / “indoarisch” statt “iranisch” / “indoiranisch” spricht oder von “semitohamitisch” statt “afroasiatisch”.

    Herauslesen ist besser als Hineinlesen. Und das am besten nicht nur bei kritischen Kommentaren. Vielleicht klappts ja ein andermal, später mal; für diesmal spare ich es mir, die derzeit nutzlose Diskussion fortzuführen.

    • Ich bemühe mich, @Pertti – aber mir schien doch, dass es Ihnen nicht wirklich „schnurz“ und der Vorwurf der political correctness nicht willkürlich gewählt war… 🤔

      Aber nichts für ungut, 🤷🏽‍♂️ digitale Kommunikation ist ja nun mal nie perfekt.

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