Der 1000. Blogpost – Ein GTAZ-Gedenktag in Berlin zu Reaktanz und Radikalisierung

Als ich im Dezember 2007 auf Einladung von Lars Fischer meinen ersten (Gast-)Beitrag auf den scilogs von Spektrum der Wissenschaft postete, hätte ich NIEMALS erwartet, dass ich am 22.02.2023 meinen 1.000 – eintausendsten – Blogpost veröffentlichen würde.

Aus einem spielerischen Hobby ist ein Lebensprojekt geworden, auch aufgrund der starken Resonanz von vielen wunderbaren Leserinnen und Lesern: Stand heute umfasst “Natur des Glaubens” 39.161 Kommentare, davon 7.627 Antworten von mir. Zieht man diese ab, dann bedeutet dies 31.534 Ihrer Kommentare – und damit im Schnitt mehr als 31,5 pro Blogpost!

Selbstverständlich waren und sind nicht alle Blogerfahrungen positiv und so musste ich beispielsweise eine strenge Moderation einführen oder auch lernen, “leichtere”, nicht so diskussionsintensive Inhalte zu posten und nicht beim E-Autofahren zu Kommentieren (fragt nicht).

Bewusst wollte ich am heutigen Tag posten, weil er für mich eine besondere Bedeutung hat: Genau heute vor 80 Jahren wurden die Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst vom NS-Blutrichter Roland Freisler im Schnellverfahren von 10 bis 12:45 Uhr zum Tode verurteilt und wenige Stunden später, ab 17 Uhr, enthauptet – ermordet.

Am 22.02.2023 jährte sich die Hinrichtung von 3 Mitgliedern der “Weißen Rose” zum 80. Mal. Die Rose auf dem Bild wurde mir am Geburtstag von Hans Scholl für eine Gedenkrede in Crailsheim überreicht. Foto: Michael Blume 

Ein ruhiges Gedenken und Bloggen war mir jedoch nicht vergönnt, da just zum heutigen Tage eine sehr ehrenvolle Einladung eintraf: Kolleginnen und Kollegen des Bund-Länder-GTAZ (Gemeinsamen Terror-Abwehr-Zentrums) baten mich zu einem nichtöffentlichen Vortrag in Berlin.

Auf meinem Weg zum Vortragsort konnte ich auch die Zentrale des T4-Euthanasie-Projekts besuchen, aus dem als erstes die NS-Tötungsanstalt Grafeneck in Württemberg hervorging. Dass die Nazis Menschen mit Behinderung und dabei auch kriegstraumatisierte Veteranen des 1. Weltkrieges tausendfach ermordeten, unterstreicht in meinen Augen die menschgemachte Gefahr des Verschwörungsglaubens und Dualismus, die Mitmenschlichkeit abtötet.

Besuch beim T4-Denkmal in der Berliner Tiergartenstrasse 4, von der aus der NS-Massenmord an Menschen mit Behinderungen veranlasst wurde. Foto: Michael Blume 

In der Rede wollte ich das Gedenken an die Ermordeten, aber auch die Alphabet- und Gebirgsregionen-Medienthesen unterbringen, außerdem einen Rückblick auf das Schicksalsjahr 2023 und das Fünf-Faktoren-Modell der Radikalisierung, mit dem ich arbeite.

Demnach verstärkt

  1. Medienwandel
  2. psychologische Reaktanz, die über
  3. Verschwörungsmythen zum
  4. Freund-Feind-Dualismus und schließlich zum
  5. Antisemitismus hinabführt

Wenn dieses Modell sich der Realität weiterhin erfolgreich annähert, dann muss ich aber auch auf die kommende Eskalation der Wasserkrise hinweisen: Covid19-Maßnahmen betrafen viele, die Steigerung von Energiepreisen noch mehr – aber Wasserkrisen und steigende Wasserpreise werden ALLE betreffen.

Schon in den nächsten Jahren werden wir erleben, was das Übergreifen der vermeintlich fernen Umwelt-Klimakrise in die sehr Wasser-Mitwelt mit uns machen wird. “Avatar II – The Way of the Water” war ja immerhin schonmal der einnahmenstärkste Kinofilm ever.

Zumal sich dann auch noch Kolleginnen und Kollegen aus dem Themenfeld Islamismus und mit Interesse am sog. “Islamischen Staat” anmeldeten, war endgültig klar – das alles wird zu viel. Also sprach ich kurz, legte aber ein ausführliches, schriftliches Skript vor.

Falls Sie es lesen wollen, hier steht es auch Ihnen online zur Verfügung:

Blume, Michael (2023): Reaktanz und Radikalisierung im EUSALP-Alpenraum. GTAZ Berlin

Denn starke Rückmeldungen vor allem auf Mastodon zur Rede beim grünen AK Antirassismus in Stuttgart und zur Buchlektüre von “Uexkülls Umgebungen” zeigten mir auch: Es gibt auch weiterhin Menschen, die auch gerne mal in Themen eintauchen.

Und für diese – Sie – möchte ich auch weiterhin bloggen. Seien wir gespannt, wohin uns diese digitale Reise noch führt! Die nächste Etappe sind 40.000 Kommentare! Mir hat die digitale Mitwelt mit Ihnen sehr gut getan und ich freue mich auf weitere künftige und zünftige, geistig-mediale Abenteuer!

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

32 Kommentare

  1. Reaktanz und Radikalisierung, Freind-Feind-Dualismus Antisemitismus oder auch anti-chinesischen oder antiasiatischen Rassismus kann es fast überall geben. Sowohl im Alpenraum, als auch in Klein- oder Grossstaaten, sowohl in Europa und Amerika, als auch in Asien und Afrika.

    Wenn es aber darum geht, warum Deutschland zwei Weltkriege mitzuverantworten hat oder dass Staaten wie Portugal, Spanien, Frankreich, Grossbritannien Weltimperien aufgebaut haben oder Russland jetzt sein Imperium nach Westen ausdehnen will, dann gibt es einen viel einfacheren und universelleren Grund, warum das alles passierte und immer wieder passiert. Diesen Grund ist so einfach, dass kaum jemand darüber spricht und gerade deshalb möchte ich ihn hier kurz darstellen.

    These: Gelegenheit macht Kriege/Imperien
    Es sind nicht Bösewichte wie Hitler, Dschingis-Khan, etc, die primär für Eroberungs-Kriege und die gewaltsame Schaffung von Imperien verantwortlich sind, sondern es sind allein schon die Chancen und Verheissungen/Versprechungen, die sich einem Angreifer bieten zusammen mit der Einschätzung, das Risiko zu verlieren, sei gering.

    Der altbekannte Spruch: Si vis pacem, para bellum („ Wenn du (den) Frieden willst, bereite (den) Krieg vor“) sagt eigentlich nichts anderes als was ich mit meinen Titel schon ausdrückte: Gelegenheit genügt um Kriege zu begründen: Wenn sich irgendwo die Chance für einen Kriegsgewinn eröffnet, dann ergreift irgendwer diese Chance auch. Wer also vermeiden will, Kriegsopfer zu werden, der darf für potenzielle Angreifer nie zur leichten Beute werden.

    Auch der Ukraine-Krieg lässt sich so erklären: Putin wollte Russland imperial ausdehnen, respektive sich zurückholen, was beim Zerfall der Sowjetunion verloren ging und er glaubte, leichtes Spiel zu haben, weil 1) die ukrainische Armee sehr viel schwächer ist/war als die russische ist 2) Putin den Westen für dekadent und schwach hielt 3) Putin wirtschaftliche Verflechtungen mit dem Westen geschaffen hatte, die nach seiner Einschätzung Deutschland und der übrige Westen nicht riskieren wollte zu verlieren, denn welches Land sitzt schon gern im Winter in der Kälte.

    Das bedeutet: Putin ist sicher der Mastermind hinter dem Ukraine-Krieg, nur heisst das gar nicht, dass ein anderer russischer Führer nicht genau so gehandelt hätte wie Putin jetzt handelte. Und genau das gleiche gilt auch für Hitler: auch ein anderer „Führer“ hätte das erfolgreichste westeuropäische Volk auf die Idee bringen können, durch Krieg/Eroberung nicht nur wichtig, sondern auch mächtig und weltbeherrschend zu werden.

    Was Russland betrifft: Die Kriegs-Voraussetzungen waren in Russland vorhanden, denn bis heute gibt es ein imperiales Denken nicht nur in der russischen Führungsschicht, sondern in breiten Kreisen des russischen Volkes. Zurück zur alten Stärke, zum alten russisch/sowjetischen Reich, das war quasi der nostalgische Wunsch, den in Russland sehr viele verstanden und sogar selber hatten.

    Diese Überlegungen aber bedeuten, dass sich anderswo auf der Erde genau das selbe wiederholen kann, dass auch andere Länder sich irgendwann etwas mit Gewalt (zurück-)holen wollen.

    Kurzum: Wenn es die – auch nur vermeintliche – Gelegenheit zum (billigen) Krieg gibt, dann muss man mit einem Krieg auch rechnen. Folgerung: Will die Menschheit Kriege weniger wahrscheinlich machen, dann muss sie entweder
    1) Kriege teurer machen indem sich potenzielle Beuteländer besser schützen
    oder
    2) sie muss Länder entmachten. So weit entmachten, dass sie keine Kriege mehr führen können.

    Freiwille Entmachtungen wären gegenseitige und verifizierte Abrüstungen. Das ist teilweise ja bei der Atomrüstung bereits passiert. Unfreiwillige, erzwungene Entmachtungen/Abrüstungen sind heute noch undenkbar. Es könnte sie bei einer viel mächtigeren zukünftigen UNO aber geben.

    Eugenik und Euthanasie sind nicht deutsche, sondern westliche Ideen
    Der erste Satz in der Wikipedia zum Thema Eugenik erwähnt den Nationalsozialismus. Weiter unten erfährt man dann, dass eugenisches Gedankengut im frühen 20. Jahrhundert im ganzen Westen weit verbreitet war und sich in den USA und in Grossbritannien bedeutende damalige Intellektuelle für eugenische Massnahmen aussprachen, darunter Ronald Aylmer Fisher, Margaret Sanger, Julian Huxley, D. H. Lawrence, George Bernard Shaw und H. G. Wells.

    These: Die Geistesgeschichte als Geschichte der Ideen ist zugleich die Geschichte von Ideen als Macht- und Herrschaftsinstrumente: Ideen dienen in der Moderne als Werkzeuge zur Formung von Zivilisationen.
    Eine Geschichte der Ideen ist darum auch eine Geschichte der Macht und Gewalt.

    • Danke für den intensiven Kommentar, @Martin Holzherr.

      Doch bei aller Sympathie für den klassisch rationalistischen Ansatz, der im Kern von rational jede „Chance für einen Kriegsgewinn“ nutzenden Homo oeconomicus-Menschen ausgeht… nein. Das sehe ich längst nicht mehr. Der Mensch war nie und ist kein rationaler Nutzenmaximierer.

      Weder die meisten Anti-Impf-Querdenker noch sonstige Verschwörungsgläubige haben rational gehandelt, sondern oft gegen ihre eigenen Interessen. Donald Trump ist politisch gescheitert, weil er keinen Rat von Leuten annahm, die ruhiger und sachlicher auf die Mitwelt blicken.

      Und auch Putins Einschätzung der Ukraine als leichter Beute hat sich doch als grandiose (und eben nicht rationale) Fehlwahrnehmung gezeigt: Statt von Eroberungen muss er jetzt von Verteidigung sprechen. Wagner-Gruppe, tschetschenische Warlords und reguläre Armee beschimpfen sich bereits gegenseitig. Hatte bereits letzten März den Zerfall der russischen Armee und Präsidentschaft (für dieses Jahr) prognostiziert: https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2022/52494/russland-saudi-arabien-irak-iran

      Auch der in der GTAZ-Rede ausgeführte, historische Rückblick ergibt nach meiner Einschätzung: Der gescheiterte Hitlerputsch von 1923 belegt, dass die Nationalsozialisten kein unabwendbares Schicksal waren. Und auch demokratische Regierungen hätten Fehler gemacht, aber der „demokratische Frieden“ (Funktionierende Demokratien bekriegen einander nicht.) ist empirisch gut belegt. Antisemitische Tyrannen kalkulieren dagegen selten auf „Gewinne“ außerhalb ihrer eigenen korrupten Zirkel, sondern eskalieren bis zum Untergang.

      Wir sind medial begabte Säugetiere und sollten uns gerade auch als Männer im fortgeschrittenen Alter keine Superkräfte zuschreiben, die wir nicht haben. Mit dem Anerkennen auch je unserer eigenen Evolutionspsychologie samt Reaktanz und Grenzen beginnt, was wir Weisheit nennen können.

      • @Michael Blume(Zitat): „ Mit dem Anerkennen auch je unserer eigenen Evolutionspsychologie samt Reaktanz und Grenzen beginnt, was wir Weisheit nennen können.“
        Verkürzt: Mehr Selbst-Erkenntnis führt zu besserem Handeln

        Letztlich läuft das auf Aufklärungs-Optimismus hinaus: Mehr Wissen über die Welt und einem selbst, führt zu einer besseren Welt in der es weniger Dinge wie Verschwörungsglaube, Rassismus, Aggression, Irrationalität gibt.
        Dazu kommt noch der Glaube, die Demokratie führe auch zu einem besseren Zusammenleben nicht nur der Bürger der Demokratie, sondern auch der demokratisch geführten Länder.

        Meine These, dass das Streben nach mehr Macht an und für sich existiert und der Akteur einfach die Gelegenheit zur Machergreifung beim Schopfe packt, wenn sie sich bietet, die ist aber auch recht verbreitet, wie man etwa dem SPON-Artikel Merz warnt vor weiteren Konflikten mit Gefahr atomarer Eskalation entnehmen kann. Dort liest man:

        Mindestens eine atomare Großmacht, die Volksrepublik China, und mindestens zwei zukünftige Atommächte wie Nordkorea und Iran, seien auf dem gleichen Weg wie Russland – dem »der militärischen Drohung und Anwendung von Gewalt gegen benachbarte Regionen oder gleich gegen die gesamte bisherige politische Ordnung.«

        Gemäss ihren Überlegungen müssten es Dinge wie Irrationalität, Rassismus, Antisemitismus sein, die diese Länder zu Eroberungskriegen verleiten könnten. Gemäss den Überlegungen von Friedrich Merz, der den Anlass für den erwähnten SPON-Artikel gab, ist es vor allem die Kombination von atomarer Macht und autoritärer Führung.

        • Danke & nein, @Martin Holzherr – SO weit liegen wir nicht auseinander. Ich bestreite gerade nicht das „menschliche Streben nach Macht“, sondern warne vor Dualismus als Verlust der Selbstbeherrschung (!!!).

          Verschwörungsgläubige verlieren im Kampf gegen eingebildete, durch Verschwörungsmythen konstruierte Feinde die Macht über sich selbst. Damit gefährden sie andere und auch sich selbst, wie ich ja gerade im „Bewegungsmelder“ mit Querdenken-Profis diskutieren konnte:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/zeitung-podcast-zu-gast-beim-zvw-bewegungsmelder/

          Verzicht durch Rückzug liefe m.E. auf Relativismus hinaus. Als monistisch verstehe ich dagegen, die Beherrschung des Selbst vor Herr-schaft über andere zu setzen. Gerade auch evolutionspsychologisches Wissen wäre also nicht nur instrumentell (etwa für die Werbung) einsetzbar, sondern vor allem für die Selbsterkenntnis.

          • Die letzten zwei Jahre habe ich mich intensiver damit beschäftigt,warum Glaube (im nicht spirituellen und religiösen Sinne) im Verhältnis zu Wissen,als z.B. Hypothe, den scheinbar höheren Stellenwert hat.
            Die einzige substantielle Erklärung bleibt die Zukunft.
            Zukunft und Glaube sind unvermeidbar verbunden. Wir wissen nicht,ob morgen die Sonne doch wieder aufgeht.
            Damit tritt das Misstrauen in das Bewusstsein.
            Misstrauen und Beherrschaftlichkeit der Zukunft sind die wesentlichen Treiber der Gegenwart der Macht. Verlust der Macht ist Ohnmacht und somit Subjektlosigkeit.
            Insofern hat Holzherr nicht Unrecht,wenn sich etwas aneignen und nehmen als Motiv die eigene Subjektivität und Grösse als Schutz vor Ohnmacht fördert.

    • “Westlichen Imperialismus” gibt es aber auch, hier stehen nicht selten wirtschaftliche Interessen im Hintergrund, auch der sog. militärisch-industrielle Komplex, Eisenhower hob vor langer Zeit bereits so hervor, auch der US-amerikanische Exzeptionismus (hier gerne mal selbst recherchieren – ja, den gibt es wirklich und er dominiert ein wenig versteckt US-amerikanische Außenpolitik) wollen beachten werden, auch was die Ukraine-Politik des “Westens” der letzten gut zwei Jahrzehnte betrifft.

      Vergleiche bspw. mit :
      -> https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Militäroperationen_der_Vereinigten_Staaten

      Bevor hier Missverständnisse aufkommen, Dr. Webbaer ist Liberalist und mag liberale Demokratien, insbes. auch die bewährte US-amerikanische Demokratie, ist in gewissem Sinne also Transatlantiker, dabei aber auf der sozusagen konservativen Seite, was “militärische Spezialoperationen” betrifft.

      Diese Liste, die aus fünf Punkten besteht und dankenswerterweise vom werten hiesigen Inhaltegeber zur Verfügung gestellt worden ist, ist manchen zu stringent, zu rechtwinklig sozusagen, zu orthogonal erstellt, weil so gedacht.
      Aber da ist Dr. Webbaer wohl bei Ihnen …

  2. Dem Anderen das Leben absprechen und nehmen dürfte die existentiellste und moralischste Frage und Antwort zugleich sein,die hinsichtlich der Nahrungskette und des Überlebens zu treffen ist.
    Staat oder Nation ist nie losgelöst von Person zu sehen,da es die ‘übergeordnete’ Abstraktion von Revier ist.
    Das sollte man nie vergessen.
    Was ist ‘Spielwiese’?
    Spätestens mit dem earthrise 1969 sollte allen klar sein,dass diese Spielwiese Grenzen hat. Aufklärung und Platz lassen kann nur die Lösung sein.

    • Earthrise wurde schon ’68 photographiert (an Weihnachten, ausgerechnet).
      Dass die Sonne morgen wieder aufgeht (zumindest über den Wolken), ist so gewiss, wie etwas nur sein kann.
      Seit dem Satz von Emmy Noether ist mathematisch bewiesen, dass bestimmte Symmetrien physikalischer Gesetze notwendig Erhaltungsgrößen zur Folge haben, hier der Drehimpuls (der Erde).

  3. @Michael 23.02. 09:36

    „Antisemitische Tyrannen kalkulieren dagegen selten auf „Gewinne“ außerhalb ihrer eigenen korrupten Zirkel, sondern eskalieren bis zum Untergang.“

    Wo lohnt sich denn jetzt der Überfall auf die Ukraine? Das rechnet sich für Russland doch vorne und hinten nicht. Fehleinschätzung mag das eine sein, aber irgendwie scheint hier der Mythos Großmacht die eigentliche Motivation zu sein. Die Fantasie, ein größeres Verwaltungsgebiet könne den Reichtum mehren. Es mehrt aber nur abstrakt, wenn man wirklich vorwärts kommen will, dann konzentriert man sich besser auf Wirtschaftsförderung. Genau hier versagt auch Putin. Es sind ja gerade die korrupten Zirkel, die die Wirtschaft entscheidend behindern.

    Auch der Angriff von Saddam Hussein auf Kuwait passt oberflächlich gut in die Idee, das Gelegenheit auf Beute Kriege motivieren kann. Aber auch das war eben nicht von Erfolg gekrönt, sondern wurde für das Land Irak zur Katastrophe.

    @Holzherr 23.02. 09:18

    „Und genau das gleiche gilt auch für Hitler: auch ein anderer „Führer“ hätte das erfolgreichste westeuropäische Volk auf die Idee bringen können, durch Krieg/Eroberung nicht nur wichtig, sondern auch mächtig und weltbeherrschend zu werden.„

    Die Fantasie der Macht ist doch der eigentliche Treiber. In der Tat hätten sich Andere finden können, wenn es Hitler nicht gemacht hätte. Vielleicht haben wir sogar Glück gehabt, dass hier keiner als erster Atomwaffen entwickelt hat, und sich dann damit mit tatsächlich erfolgreicher Perspektive an der Weltherrschaft versucht hat.

    Die wirkliche Alternative wäre doch eine erfolgreichen Wirtschaftspolitik gewesen. Dazu waren auch die Nazis nicht fähig. Wenn sich ein Regime mehr auf Ausplündern und Ausbeuten versteht, als auf allgemein florierende Geschäfte, dann gibt es auch keine nachhaltige politische Stabilität. Dann muss das versagende Regime wieder abtreten – oder eben eine Gewaltorgie starten, die bis in den Untergang führen kann.

    Was klar ist, das ist dass eigene militärische Stärke vor Angriffen schützen kann. Egal ob nun wahnsinnige oder rationale Angreifer abzuschrecken sind. Aber wie es mit dem Wahnsinn so ist, da hilft manchmal gar nichts gegen.

  4. @ Blume

    Ich bin Jhg.’67 und in einem landwirtschaftlichen geprägten Unternehmen aufgewachsen und hatte Biologie und Geschichte als Leistungskurse.
    Zum Abi fragte auch ich mich,wo mein Weg ist. earthrise und overlook-Perspektive waren zentral.
    Im Grunde lache ich mich seit dem über die Welt kaputt,wenn ich sie nicht betrinke.
    Es ist der Ernst! I
    Ich bin nicht dumm genug!
    Ich lebe nur noch mein Leben ab und frage mich,ob ich mich nicht doch noch für die Aktive Sterbehilfe einsetze.

    • Danke & von mir ein Plädoyer, hier auch weiterhin beizutragen. Sie werden gebraucht, @Mussi! 🙂✅

      Den Earthrise-Augenblick empfinde auch ich als sehr bedeutend. Allerdings las ich dazu zum „Overview“ (nicht Overlook) gelesen. Ich nehme an, wir meinen das Gleiche? 🤷‍♂️

  5. @Onlinevortrag

    „…,indem wir sowohl Medien wie auch wissenschaftliche Theorien und schließlich monistische Mythen in ihrer gegenseitigen Ergänzung stärker wertschätzen, ja lieben,…“

    Das Schlüsselwort ist hier wohl Ergänzen. Das macht auch eine produktive Diskussion aus, dass man aus Thesen und Antithesen dann auch Synthesen hinbekommt. Und überhaupt irgendwann auch gemeinsam Neuland betritt. Und wirklich vorwärts damit kommt.

  6. @Mussi 23.02. 14:12

    „Misstrauen und Beherrschaftlichkeit der Zukunft sind die wesentlichen Treiber der Gegenwart der Macht. Verlust der Macht ist Ohnmacht und somit Subjektlosigkeit.“

    Hier kommt dann danach aber erst Maßlosigkeit, Gier und Rücksichtslosigkeit zum Tragen. Das gilt nicht nur für Autokraten, da kann auch der kleine Bürger mit zu tun haben.

    Zuweilen hat das auch sehr positive Seiten. Wenn uns ein Klimawandel droht, und damit auch Verlust von Kontrolle, z.B. bezüglich hinreichender Landwirtschaftlicher Erträge, dann kann die Antwort eben die Energiewende sein.

    Die braucht jetzt wieder genügend Gemeinsinn. Ganz persönlich hilft es aber auch, genügend reich zu werden, dann hat man z.B. mit Nahrungsverknappung nicht so viel zu tun. Hierfür braucht es aber nicht, Milliardär zu werden, Millionär müsste reichen.

    Der Wahnsinn, der Menschen befallen kann, der liegt wohl meistens in der Maßlosigkeit.

  7. @ Jeckenburger

    Das mit dem Gemeinsinn und dem Gemeinwohl war das Erste was ich mit dem Allmendeproblem abgelegt habe.

    Ich mag Ihre Sicht auf das ‘minimalistische’ Leben. Es gibt Zeit und Raum für wesentliche Dinge.
    Und da sind wir auch schon bei der Frage,welche Wesen wir sind?
    Zumindest sind wir ziemlich volatil,was die Leitplanken der Reflektion sind und was wir daraus machen.

  8. @ Jeckenburger

    Wenn ich die Verhaltensbiologie mit der Psychologie und Soziologie vergleiche,dann bleibt nach 40 Jahren Emperie nur ein Schluss: dumme,eitle, arrogante und selbstbesessene Tiere,der Mensch.

  9. @Mussi 24.02. 08:18

    Wo wachsen wir den hin?!

    Das ist genau die Frage, die hier ganz zentral ist. Dahin, wo wir hin wollen, wäre die entscheidende Antwort.

    „dumme,eitle, arrogante und selbstbesessene Tiere,der Mensch.“

    …mag sich ja auch psychologisch weiterentwickeln können.

    @Michael 24.02. 13:22

    „Und für diese Hoffnung muss mensch nicht einmal religiös sein!“

    Insbesondere braucht es eine Auseinandersetzung mit den Themen, die die Religionen gerne besetzten. Neue Fragen und neue Antworten, auch gerne religionswissenschaftlich herausgearbeitet, die brauchen wir.

    Wenn sich immer mehr Menschen selbst ein Bild von der Welt machen, und sich nicht von religiösen Vereinen vereinnahmen lassen, dann kommen wir auch vorwärts.

    Und wenn es nur die Einsicht ist, dass der Mensch sich um den Planeten auch entsprechend seiner technischen Möglichkeiten kümmern muss. Wobei wir dann nicht daran vorbeikommen, wie wir miteinander umgehen, und wie wir zu hinreichend Gemeinsinn fähig werden.

  10. @ Jeckenburger

    Wer ist “wir” und was ist der “Wille”?

    Gibt es einen Menschheitswillen?

    Spätestens seit 1972 erleben wir Wachstumsschmerzen vs Neoliberalismus.
    Beide ‘Prognosen’ haben sich bis in die Gegenwart bewahrheitet und lösen sich gegenseitig auch wieder auf.

    Was wäre denn dann dieses ‘vorwärts’ nun,konkret?

  11. @Mussi 24.02. 20:45

    Wer ist “wir” und was ist der “Wille”?

    Jeder Einzelne sucht nach Erkenntnis und Lösungen, und setzt die auch um, wenn es funktionieren kann.

    „Gibt es einen Menschheitswillen?“

    Das jetzt eher nicht, aber natürlich eine Summe dessen, was die Einzelnen wollen.

    „Was wäre denn dann dieses ‘vorwärts’ nun,konkret?“

    Neue Lösungen einer naturverträglichen Landwirtschaft etwa. Und natürlich die Energiewende. Aber auch ganz einfach der Fortschritt von Kultur und Wissenschaft.

    Wenn der Einzelne sich besser konkret positionieren kann, und besser Bescheid weiß, wer er ist, was er erkennen kann und was er tun kann, dann ist das ein Fortschritt an sich. Und der kann dann auch Folgen für das Handeln des Einzelnen haben.

    Wer erkannt hat, dass ein Privatauto vor allem ein Statussymbol ist, der kann sich nach anderen Statussymbolen umschauen. Und anfangen mehr Fahrrad zu fahren, sein Auto weniger zu nutzen, sich als nächstes ein kleines Auto kaufen oder nur noch so wenig autofahren, dass er mit Carsharing auskommt.

    Insbesondere das hier zugleich eingesparte Geld kann man dann in andere Statussymbole investieren. Das könnte auch ein stressfreieres Leben sein, wenn es so möglich wird, weniger zu arbeiten. Ein stressfreieres Leben wiederum fördert auch Erkenntnis, man hat einfach mehr Zeit, sich mit interessanten Themen zu beschäftigen. So kommt man auch vorwärts. Und in der Summe eben dann auch die Menschheit.

  12. Gute Arbeit, lieber Herr Dr. Michael Blume, viele gute und auch neue Ideen waren dabei, Dr. Webbaer viel mitgenommen haben tun, auch gelernt haben, auch gelernt haben, dass “Aufreger” schlicht überlesen werden können und sich auf das Nahrhafte konzentriert werden kann, aus Abnehmersicht.
    Viel Erfolg auch in Ihrem wichtigen Amt !
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    • Danke, @Webbaer – tatsächlich habe ich bewusst mal mit neuen Formaten experimentiert.

      Und prompt gab es nach einer umstrittenen Entscheidung der Staatsanwaltschaft Braunschweig verstärktes Interesse an der Einbürgerung Hitlers durch den Freistaat Braunschweig 1932. Die Arbeit geht weiter…

  13. @Mussi 26.02. 10:05

    „Wir müssten dringend über Geld und das Geldsystem sprechen.“

    Wirklich? Nicht eher über hinreichenden Gemeinsinn? Jedenfalls wären mit hinreichendem Gemeinsinn die Probleme viel kleiner. Der Konsument würde dann z.B. über die Art der Mobilität entscheiden, auch im Sinne von Klimaschutz. Und auch Betriebe könnte sich aus reinem Gemeinsinn zu mitweltfreundlicherem Wirtschaften entscheiden.

    Und auf der anderen Seite würde ohne hinreichenden Gemeinsinn des Wählers auch eine Politik, die konsequenten Klimaschutz verfolgt, einfach vom Bürger abgewählt.

    Wo sind denn wirklich reine Geldprobleme? Wenn der Einzelne aus Verantwortung heraus weniger konsumiert, kann er auch weniger arbeiten. Das reduziert das Bruttosozialprodukt, aber auf den Arbeitsmarkt hätte das zunächst keine Auswirkung. Auf den Kapitalbedarf würde sich das aber auswirken können.

    Aber man kann dann zunächst einfach die Leitzinsen senken, und wenn das nicht reicht, mehr Zinssteuern, Vermögenssteuern und Erbschaftssteuern erheben. Das absorbiert dann überschüssiges Kapital. Dann passt das doch wieder.

    Will man nun auch Unternehmen zu mehr Klimaschutz motivieren, dann helfen hier wohl CO2-Steuern und die Förderung von Erneuerbaren Alternativen. Dann trifft ein Verzicht des Konsumenten auf der einen Seite auf einen Mehraufwand durch entsprechenden Technikaufwand, und beides gleicht sich dann gegenseitig aus.

    Also ein Geldproblem sehe ich hier nirgends. Die gesamte Energiewende ist in erster Linie eine reine Frage des Gemeinsinns, scheint mit. Wenn der einzelne nichts unternimmt, und weiter nur im Sinne des eigenen Wohlstands wählt, dann passiert wohl auch wenig.

    Wenn gewählte Regierungen dann aber tatsächlich ihre Arbeit machen, und die richtigen Rahmenbedingungen setzten, dann kann zusätzlich der persönliche Verzicht auf übermäßigem Konsum nochmal deutlich beschleunigen. Und das führt dann auch zu weniger Arbeitsstress, den wir finde ich auch dringend gebrauchen können. Was eine Frage für sich wäre.

  14. @ Jeckenburger

    Naja, bei der Frage, wie man Menschen und Gesellschfaten steuert, spielt Geld die massgebliche Rolle. Sicherlich spielen andere Faktoren wie Ziele und Motive auch eine Rolle, aber sie sind in der Regel durch Geld zu erreichen. Situationen oder auch Verhalten, wie Sie es beschreiben und für sich leben, ist vielfach gar nicht möglich, da Leistungsdruck dies nicht ermöglicht. Die englische Studie zur 4-Tage-Woche ist schon mal ein guter Schritt und wenn ich das richtig gelesen habe, dann wollen die überwiegenden Arbeitgeber das beibehalten.

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