Daten zum Fossilismus: Wie der fossile Wahnsinn Antisemitismus finanziert und die deutsche Autowende abwürgte

Noch im alten Jahr gab ich dem Journalisten Nils Hussmann (Mastodon: https://sueden.social/@husmannismus@hessen.social) ein Interview zur fossilen Finanzierung von Antisemitismus, Terror und Kriegen, konkret von Russland, Iran und Katar, IS / Daesh, Hamas, Hisbollah und Huthi. Indem die Europäische Union noch immer täglich Erdöl und Erdgas importiere, schadeten wir Mitwelt und Mitmenschen und finanzierten Feinde der Freiheit:

“Wichtig sind natürlich Bildung, Prävention, Strafverfolgung. Manchmal können auch Abschiebungen ein Weg sein. Letztlich ergibt es aber natürlich keinen Sinn, gegen Antisemitismus zu sein und gleichzeitig Antisemitismus zu finanzieren.”

Grundlage dafür war meine Rede zum 100. Jahrestag des ersten Hitler-Putsches vor dem baden-württembergischen Landtag, die ich zur “wichtigsten Rede meines bisherigen Lebens” einordnete. Auch Begriffe wie das massenmörderische NS-“Unternehmen Wüste hier in Süddeutschland, erneuerbare Friedensenergien und Solarpunk, Timokratie, Rentierstaatstheorie und Ressourcenfluch wurden im Interview auf Basis der hartnäckigen Nachfragen von Husmann erläutert.

Begriffsarbeit war – und ist – mir wichtig. Durch Verbesserungen unserer Begriffsnetze vermögen wir unsere Wahrnehmung der Realität wissenschaftlich zu schärfen.

Dr. Michael Blume bei einer Rede auf dem Stuttgarter Marktplatz. Darunter das Zitat: "Erneuerbare sind Friedensenergien" und das Datum 29.12.2024 zum Erscheinen des Energiewinde-Interviews mit Nils Husmann.

Mastodon-Kachel zum “Energiewinde”-Interview mit Nils Husmann. Screenshot: Michael Blume

Fossilismus beschreibt das System, in dem die Interessen der fossilen Industrien durch enge Verflechtungen mit der Politik und intensive Lobbyarbeit die Wirtschaftspolitik maßgeblich beeinflussen und den Übergang zu erneuerbaren Friedensenergien behindern. Im Interview benannte ich dabei konkret den dann auch wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump, der Ölkonzernen “gegen Wahlkampfspenden einen Deal” angeboten hatte.

Hier auf dem Blog hatte unter anderem ein Account namens “Armin Quentmeier” Dutzende fossilistische und reaktante Drukos eingestellt, die die Machbarkeit der Energiewende kategorisch und vermeintlich wissenschaftlich bestritten – sie sind auch in ihrer Argumentationsstruktur weiterhin digital verfüg- und analysierbar.

So formulierte ich im Interview zum auch wirtschaftlichen Schaden durch den Fossilismus die auch hier auf dem Blog & auf “Blume & Ince” unter dem Begriff Technologieoffenheit diskutierte These:

“Unsere eigene Autoindustrie hat die Profite abgezockt, an die Aktionäre und die Vorstände ausgeschüttet. Und jetzt zahlen die Arbeiterinnen und Arbeiter den Preis dafür, dass man eben nicht ordentliche Autos und Elektrobatterien entwickelt hat. Wir hätten eine Technologieführerschaft haben können und haben die stattdessen China überlassen. Die fossilen Lobbyisten haben für kurzfristige Profite die Zukunft Europas und ganz konkret auch von Deutschland geschwächt.”

Mastodon-Post von Dr. Michael Blume zu einem Elektrobatterie-Text von ecomento.de und einem scilogs-Blogpost zum fossilen Lobbyismus gegen Technologieoffenheit und die Energiewende.

Auch aus eigener Erfahrung seit 2017 konnte ich bestätigen, dass die meisten Warnungen vor Elektro-Batterien inhaltlich völlig überzogene, fossile Propaganda waren. Screenshot aus Mastodon: Michael Blume

In der Stuttgarter Zeitung von gestern (3. Januar 2025) fanden sich nun aktuelle Daten dazu.

So wurde auf Seite 9 “aus einer Hochrechnung des Bochumer Auto-Experten Ferdinand Dudenhöfer” zitiert, wonach in Deutschland in 2024 insgesamt etwa 4,4 Millionen Fahrzeuge produziert worden seien. Alleine der Elektrofahrzeug-Hersteller BYD aus Shenzen, China habe im gleichen Jahr fast ebensoviel produziert: 4,3 Millionen Fahrzeuge, “nur Plug-in-Hybride und Elektrofahrzeuge”. Mit China sei 2024 “das erste Mal in der Geschichte der Autoindustrie, dass ein Land die 30 Millionen Fahrzeug-Produktionsgrenze in einem Jahr übertreffe.”

Auf Seite 11 wurde zudem aus Norwegen berichtet:

“Wie der norwegische Informationsrat für den Straßenverkehr (OFV) am Donnerstag mitteilte, waren 2024 fast neun von zehn (89 Prozent) der verkauften Neuwagen in dem skandinavischen Land elektrisch. Damit kratzt Norwegen bereits an seiner Zielmarke, bis 2025 nur noch E-Fahrzeuge zuzulassen. Von den im vergangenen Jahr zugelassenen 128 691 Fahrzeugen hatten den Angaben zufolge 114 400 einen Elektroantrieb.”

Aus meiner Sicht belegen auch diese Daten: Fossilismus und Reaktanz befeuern nicht nur die Klimakatastrophe und Wasserkrise, die globale Gewalt und terroristischen Antisemitismus, sie schaden auch dem Wirtschafts- und Technologiestandort Deutschland in der Europäischen Union. Ich hoffe, das spricht sich herum.

Avatar-Foto

Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

14 Kommentare

  1. In diesem Zusammenhang fällt mir auf, vor ca. 30 Jahren fuhr ich einen Citroen AX Diesel mit dem bei sparsamer Fahrweise es möglich war, einen Verbrauch von unter 4l pro 100km zu realisieren.
    Die fossile Lobbyarbeit, die in diesem Beitrag beschrieben wird, zeigt sich für mich darin, dass es nicht in diese Richtung weiter ging. Erst schien es ja mit dem Audi A2 einen Entwicklungsschritt in diese Richtung zu geben, dann entstand eine andere Entwicklung, die inzwischen ja recht schwere Autos einer Größe bevorzugt, die auch ältere Garagen nicht mehr nutzen können.
    Themen wie Sicherheit werden so instrumentalisiert, dass plötzlich Leichtbau schwierig wird. Spannend ist, wie es gelingen kann, sich von dieser Einflussnahme zu emanzipieren.
    Einige Jahre hat ein Elektroleichtmobil meine Mobilitätanforderungen stärker bedienen können – ein TWIKE 3 – gewissermaßen ein E-moped mit Verkleidung, dass im Notfall auch auf eine Autobahn darf.
    Aktuell lebe ich entschleunigter, d.h. mir tut es ein Pedilio und dank des Solardaches muss ich mit diesem Pedelec von März bis November nicht an die Steckdose. Man hat gleichzeitig auch etwas Bewegung, sieht i.d.R. freundliche Gesichter und ist im Nahverkehr bis 15km ähnlich schnell wie ein Auto, weil als Fahrrad keine Parkprobleme entstehen. Der Wetterschutz ist ausreichend und als 4-Rad Fahrzeug gibt es kein wirkliches Glatteisproblem (wie sonst beim 2-Rad).
    In einem anderen Chat war gerade das Thema, warum fällt es so schwer, die üblichen Pfade zu verlassen? Konkrete Frage dazu war die Beobachtung, dass nur wenige kirchliche Akteure den digitalen Raum X verlassen, in dem sie länger aktiv waren, der sich aber merkbar verschlechtert hat. Vielen Menschen ist wichtig, was die Mehrheit denkt und tut. Und das Empfinden dafür wird aktuell sicher von Medien und Akteuren bestimmt, die in diesem Kontext (also diesem Blog und seiner Blase) nicht so gut wegkommen …
    Ähnliches beobachte ich auch in anderen gemeinnützigen Initiativen, die dann eher Meta-Plattformen wählen als sich stärker im FediVerse zu zeigen. Die Lobbyarbeit dazu ist echt zäh – da tröstet nur, dass es auch andere gibt, die sich diesem Anliegen widmen.

    • Danke für die genauen Beobachtungen, @HG Unckell 🙏

      Mir hat ein führender Mitarbeiter eines großen, deutschen Autokonzerns einmal während meiner Recherchen zu “Öl- und Glaubenskriegen” vertraulich und gefrustet erzählt, dass sie eine Empfehlung zu selteneren Ölwechseln wieder streichen mussten, weil fossile Lobbyisten und Mitbesitzer aus einem Erdöl-fördernden Staat interveniert hätten. Obwohl die Verbrennermotoren längst weiter entwickelt waren, wurden damit jährlich riesige Mengen an giftigen Ölen völlig sinnlos und auf Kosten der Autofahrenden vergeudet.

      Bezeichnend ist ja auch, wie viel fossilistische Entscheidungen und technologische Kompetenz in die Manipulation von Abgas-Messgeräten “investiert” wurden, statt endlich zukunftsfähige Elektrofahrzeuge zu entwickeln. Auch dadurch entstand ein riesiger wirtschaftlicher, juristischer und nicht zuletzt Ruf-bezogener Schaden für die deutsche Autoindustrie und die Glaubwürdigkeit unserer Technologiemarken insgesamt. Wenn später Historikerinnen und Historiker über die Wirtschaftsentwicklung von Deutschland im 21. Jahrhundert berichten werden, wird der schlimme Einfluss fossiler Lobbyisten gegen echte Technologieoffenheit leider viel Platz einnehmen müssen.

      • Die Sache mit den Ölwechseln hat weniger mit der Lobby der Ölkonzerne oder Ölstaaten zu tun. Die ist eine reine Abzockmasche der Autokonzerne auf Kosten der Verbraucher. Die Konzerne haben unter dem eloquent klingenden Begriff “Integrated Solutions” Ihre Produkte, also die Autos, so entwickelt, dass reguläre KfZ-Werkstätten gar nicht mehr in der Lage sind, Ölwechsel oder Reparaturen vorzunehmen, weil z.B. der Stutzen zum Ölablass elektronisch über Software gesteuert wird. So muss eine Werkstatt, die z.B. bei modernen BMWs einen Ölwechsel vornehmen will, für einen fünfstelligen jährlichen Betrag eine Lizenz bezahlen. In den USA sind diese Zustände noch viel schlimmer (John Deere, Apple, Hewlett Packard etc.), weshalb es dort seit Jahren eine “Right to Repair”-Bewegung gibt.

        • Danke für die Einschätzung, @Lars

          Damals war die Rede vom Anruf eines arabischen Staatsfonds eines kleineren, aber auf Basis von Erdöl sehr reichen Landes direkt beim Vorstand. Und auch noch im Dezember berichtete Joachim Wille zum Scheitern eines UN-Plastikvertrages:

          “Die Konfliktlinien sind klassisch, es ist ganz ähnlich wie bei den Klima-Verhandlungen. Eine große Gruppe von inzwischen mehr als 100 der 170 verhandelnden Staaten, darunter viele Entwicklungsländer und die EU, will die Produktionsmengen von Kunststoffen – weltweit inzwischen über 450 Millionen Tonnen jährlich – begrenzen.

          Andere Länder, vor allem Erdölproduzenten und Staaten mit großer petrochemischer Industrie, wollen dagegen an den Strukturen möglichst wenig ändern und das Problem höchstens mit besserem Recycling und Abfallmanagement entschärfen. Auch in Busan betätigten sie sich als Bremser. Vor allem Länder wie Saudi-Arabien und Russland versuchten, alle Fortschritte zu blockieren.”

          https://www.klimareporter.de/international/rettungsboot-der-erdoel-lobby

          Dass sich auch andere Abzocker an fossile Strukturen dranhängen, möchte ich ausdrücklich bestätigen. Das ist ja geradezu der Wesenszug des fossilen Lobbyismus.

  2. Fossilismus als Festhalten am Alten und Bekannten
    Gemäss dem YouTube Kurzvideo „Tesla ist 80% Mercedes“ hat Mercedes, ja die gesamte deutsche Automobilindustrie die Elektromobilität bewusst verschlafen und ignoriert, da sie keine Profitmöglichkeiten sah. Hier das Transkript dazu:

    Mercedes hat sich mit 30% an Tesla beteiligt und der Deal war Sacheinlage das heißt man hat alle Elektromotoren-Ingenieure zu Tesla rüber geschickt mit dem Thema die brauchen wir jetzt nicht wir machen ja SUVs und dicke Kisten und AMG.
    Alles was Mercedes hatte zum Thema elektrische Antriebe, Software und das ganze das bei Tesla drin ist kommt von Mercedes wo die eigentlich – kann es gar nicht anders sagen – in Ulm mehr oder weniger gesagt haben brauchen wir nicht weil die Automobilbauer in Stuttgart hat gesagt na das können wir nicht verkaufen.

    Fazit: Die deutsche Automobilindustrie kannte das 20. Jahrhundert und wollte im 20.Jahrhundert bleiben. Doch das geht wohl nicht, denn im 21.Jahrhundert wird Altes weggeräumt – darunter auch die deutsche Automobilindustrie.

    • Danke, @Martin Holzherr

      Ich stimme Ihnen zwar in der grundsätzlichen Kritik zu, bitte jedoch auch im Hinblick auf “die deutsche Automobilindustrie” zu differenzieren. Für einen hochbezahlten Manager mit dicken Aktienpaketen kann es tatsächlich “rational” erscheinen, noch ein paar Jahre abzusahnen, die Aktienkurse hochzutreiben und Boni abzugreifen. Wenn der Laden dann fossilistisch abschmiert, ist er meist schon weg bzw. gibt es vielleicht sogar noch einen “Goldenen Handschlag” zum Abschied. Für eine Ingenieurin oder einen Facharbeiter mit Familie, die noch Jahrzehnte Berufstätigkeit vor sich haben, sieht die gleiche Situation schon ganz anders aus.

      Deswegen war es mir so wichtig, auch in der Kritik zwischen den Schichten aus Aktionären und Management zu differenzieren, die von Kurzfrist-“Shareholder Value” profitieren – und jenen Hunderttausenden Arbeiterinnen und Arbeitern, die schon jetzt in Abgründe blicken. Auch “die deutsche Automobilindustrie” ist ja kein monolithischer Block, sondern in sich enorm vielfältig.

  3. Ich erinnere mich an einen Bericht, in welchem es hieß, dass beim Bau eines E-Autos weit weniger Teile benötigt werden als für einen Verbrenner. Damit verbunden wäre dann ein Verlust an Arbeitsplätzen in der Zuliefererindustrie.

    Kann es daher sein, dass in der Kommunikation z.B. durch die Wissenschaft, die die Vorteile der E-Mobilität hätte erklären können, Fehler gemacht wurden?

    Wir sollten unser Augenmerk nicht nur auf die Bosse richten. Gewerkschaften reagieren auf den Verlust von Arbeitsplätzen aus verständlichen Gründen sensibel. Wohlgemerkt, ich will hier nicht die Vorstände von Unternehmen aus der Verantwortung entlassen.

    Danke für Ihre Einschätzung.

  4. @Lars 07.01. 16:46

    „Ohnehin werden sich in meinen Augen die Prinzipien korrupter Rentierstaaten selbst bei einer (unwahrscheinlichen) Abkehr vom Öl nur auf andere Rohstoffe ausweiten.“

    Nur ein Rückgang des Öl- und Gasverbrauchs und der damit einhergehende Preisverfall würde schon viel helfen. Entscheidend am Ressourcenfluch sind ja die geringen Kosten der Förderung verbunden mit den sehr hohen Preisen.

    Die Umsatzmengen zwischen fossilen Brennstoffen und den Rohstoffen für die Batterien unterscheiden sich hier entscheidend. Lithium u.ä. in der Autobatterie kosten schätze ich mal mindestens 10 mal weniger, als was das Verbrennerfahrzeug in seinen 10 Betriebsjahren an Kraftstoff braucht. Und die Batterierohstoffe muss man nur einmal fördernd und bezahlen, danach kann man diese größtenteils beliebig wiederverwerten. Fossile Energieträger verwandeln sich dagegen unweigerlich zum Klimaproblem, sind dann definitiv weg und müssen immer wieder neu eingekauft werden.

Schreibe einen Kommentar