Caravaggio-Gemälde in lebendig – Die Tableaux Vivants

Während ich mir viele Gedanken über die Erhaltung guter Traditionen in crossmedialen Zeiten machte, stieß ich via Twitter auf ein wunderbares Projekt: Eine Gruppe aus Künstlerinnen und Künstler in Sutri / Italien hatte, gefilmt von Simone Calcagni, 13 berühmte Gemälde von Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571 – 1610) in lebendig nachgestellt. Die damals noch erschütternd neuartige, zum Realismus zwingende Hell-Dunkel-Malerei des Chiaroscuro, bei Caravaggio bis zum sog. Tenebrismus getrieben, eignet sich dafür besonders gut.

Ich halte das crossmediale Kunstprojekt für ein wunderbar gelungenes Beispiel dafür, wie digitale Medien “klassische” Medien nicht nur verdrängen, sondern – ja – auch verlebendigen können.

Sehen Sie (hoffentlich noch viele Jahre) selbst :

Hier auch die vom engagierten Blog-Kommentator Paul Stefan verbesserte Gemäldereihe – mit herzlichem Dank ihm für die konstruktive Mitarbeit!

01 – Die Grablegung Christi, Rom, Pinacoteca Vaticana

02 – Die Ekstase der Maria Magdalena, Rom, Privatsammlung

03 – Das Martyrium des Heiligen Petrus, Rom, Santa Maria del Popolo

04 – Die Enthauptung Johannes des Täufers, La Valletta, Oratorio di San Giovanni

05 – Judith und Holofernes, Rom, Galleria Nazionale d’Arte Antica, Palazzo Barberini

06 – Die Geißelung Christi, Neapel, San Domenico Maggiore (Dauerleihgabe im Museo Nazionale di Capodimonte)

07 – Das Martyrium des hl. Matthäus, Rom, San Luigi dei Francesi

08 – Die Verkündigung an Maria, Nancy, Musée des Beaux-Arts

09 – Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, Rom, Galleria Doria Pamphilj

10 – Narzissus, Galleria Nazionale d’Arte Antica, Palazzo Barberini

11 – Die Auferweckung des Lazarus, Messina, Museo Regionale

12 – Die Ekstase des hl. Franziskus von Assisi, Hartford, Conneticut, Wadsworth Atheneum

13 – Bacchus, Florenz, Galleria degli Uffizi

Viel Freude und Sinn Ihnen beim Schauen und Staunen – und einen schönen Sonntag auch! 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

6 Kommentare

  1. Das ist sehr schön und virtuos gemacht, vor allem auch als Performance vor Publikum.

    Die Idee von so was ist sehr alt, ich meine Fotos von Künstlerfesten aus dem 19. Jh. gesehen zu haben, wo Bilder nachgestellt wurden. Die Idee ist aber sicherlich noch älter und stammt aus dem Künstlermilieu von Werkstätten und Akademien.

    Dahinter steht die Praxis in Künstlerateliers, Gemälde zu komponieren, wobei man sich in der Regel aus praktischen Gründen auf wenige Figuren beschränkt hat, man hatte ja nicht ständig vielköpfige Theatergruppen zur Hand.

    Das unten verlinkte Gemälde eines trotz seiner Qualität leider unbekannten Künstlers zeigt die Einweihung eines neuen Mitglieds in der römischen Malervereigung zu Rom (Schildersbent). Ob dazu ein tablau vivant veranstaltet wurde, weiß ich nicht, aber es wirkt so, als wäre es eines, weil es einerseits wie ein Historienbild komponiert ist, zwei Teilnehmer sich aber aus dem Bild an die Betrachter oder hier besser, Zuschauer, wenden.
    Das Ganze ist auch eine Verspottung der hohen, klassischen Kunst mit ihren “Marmorkackern” und ihren Vertretern.

    http://hdl.handle.net/10934/RM0001.COLLECT.4696

    Es wäre natürlich schön, wenn solche Theateraktionen das Interesse an alten Meistern belebt, über Caravaggio hinaus.

    Aber warum geben Sie auch spanische Bildtitel an? Die Bildtitel sind nicht authentisch.

    • Danke, @Paul Stefan! Sie kennen ja mein Ideal des Dialoges und also Mit-Bloggens und ich hatte gehofft, dass sich ein Freiwilliger zum Verbessen der Bildertafel findet! Möchten Sie einen Vorschlag machen? Das wäre schön!

  2. Hier kommt eine korrigierte Fassung der Bildtitel, ergänzt um die Aufbewahrungsorte der Gemälde:

    01 – Die Grablegung Christi, Rom, Pinacoteca Vaticana

    02 – Die Ekstase der Maria Magdalena, Rom, Privatsammlung

    03 – Das Martyrium des Heiligen Petrus, Rom, Santa Maria del Popolo

    04 – Die Enthauptung Johannes des Täufers, La Valletta, Oratorio di San Giovanni

    05 – Judith und Holofernes, Rom, Galleria Nazionale d’Arte Antica, Palazzo Barberini

    06 – Die Geißelung Christi, Neapel, San Domenico Maggiore (Dauerleihgabe im Museo Nazionale di Capodimonte)

    07 – Das Martyrium des hl. Matthäus, Rom, San Luigi dei Francesi

    08 – Die Verkündigung an Maria, Nancy, Musée des Beaux-Arts

    09 – Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, Rom, Galleria Doria Pamphilj

    10 – Narzissus, Galleria Nazionale d’Arte Antica, Palazzo Barberini

    11 – Die Auferweckung des Lazarus, Messina, Museo Regionale

    12 – Die Ekstase des hl. Franziskus von Assisi, Hartford, Conneticut, Wadsworth Atheneum

    13 – Bacchus, Florenz, Galleria degli Uffizi

  3. Danke @ Michael Blume

    mit nachgestellter Kunst ist das immer so eine Sache: wem oder was oder wie kann man Kunst nachstellen, und wieso und weshalb wäre das von Belang außer für Zirkusartistik, gegen auch die nichts einzuwenden wäre?

    Ungeachtet dessen: Bemerkenswert.

    • Danke, @Laubensteiner. Ehrlich gesagt empfinde ich Caravaggio hier (in einer Kirche) nicht als nachgestellt, sondern als kommentiert. Sein damals revolutionäres Bestehen auf den Realismus menschlicher Körper wird ins Jetzt geholt – und digitalisiert.

      Beim ZEIT-Kunstpodcast „Augen“ diskutierten Florian Illies, Kunsthistoriker und Herausgeber der ZEIT, und Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, über bzw. zu Leben und Werk des Malers:
      https://www.zeit.de/politik/2021-07/caravaggio-maler-persoenlichkeit-barock-kunstpodcast

      Ihnen Dank für das Interesse!

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