Blume & Ince 43: Die Geschichte von Preußen und ihre Bedeutung für heute

Diesen Sommer durfte ich nutzen, um in der neuen, deutschen Buchstabiertafel “B wie Berlin” zu erarbeiten. Gewidmet habe ich es meinem aus Berlin stammenden, nun Baden-Württemberg bereichernden Dialog- und Podcast-Partner Prof. Dr. Inan Ince. Hier das eBooklet zum kostenfreien Download.
Das Coverbild von “B wie Berlin. Babylon, Preußen und der fossile Faschismus” als eBooklet (pdf) zum Download. Cover: Michael Blume
In der neuen Folge von “Blume & Ince” (als Podcast auf podigee) entdeckten wir nun beide unsere gemeinsame Leidenschaft auch für preußische Geschichte. Obwohl die preußischen Königs- und Kaisernamen ein harter Brocken sind: Zur Auswahl standen wesentlich Friedrich, Wilhelm und Friedrich Wilhelm – die dann auch schon mal neu gezählt wurden.
Eine spannende und bedenkenswerte Frage zur menschlichen Geschichte formulierte am Beispiel Preußen auch Heinz Ohff (1922 – 2006), auf die wir uns auch hier beziehen:
„Warum muß immer erst ein Krieg verlorengehen, ehe die Vernunft siegt?“
Viel Freude also allen an der neuen Folge – uns machen historische Themen sehr viel Freude und wir überlegen, beispielsweise die Europakarte von 1444 gemeinsam zu erkunden, die sich Inan extra anfertigen ließ.

Im Podcast stören ein bisschen die vielen historischen Ungenauigkeiten, etwa die Stammlande der Hohenzollern von Schwaben an die Ostsee zu verlegen, oder dass sich in einem Satz siebenjähriger Krieg und Befreiungskriege munter mischen. Dieser Ungenauigkeiten gibt es viele, was zwar im Großen und Ganzen keinen Unterschied macht, mich aber immer wieder zum Kopfschütteln gebracht hat.
Trotzdem ist es faszinierend, wie der Mythos dieses ziemlich kurzlebigen Staatsgebildes immer noch durch die Köpfe geistert, sei es als Ideal oder als Schreckbild.
Interessant finde ich in dem Zusammenhang, dass die beiden deutschen Gegner Preußen und Österreich lange Zeit ziemlich erfolgreiche Gegenmodelle zum Monster der europäischen Geschichte, dem Nationalstaat, waren:
Preußen als traditionsloser Staat an sich und Österreich als Imperium.
Beide sind in weniger als 50 Jahren verschwunden: Preußen mit der Reichsgründung 1871, auch wenn es noch gut 70 Jahre lang dem Namen nach existieren sollte und Österreich mit dem 1. Weltkrieg.
Österreich gibt es zwar dem Namen nach noch, aber eben irgendwie als erfundener Nationalstaat und nicht mehr als die Völkerfamilie, die es einmal war.
Mir sind beide Konzepte eigentlich ganz sympathisch, weil sie das Zusammenleben von Menschen ohne Rückgriff auf Mythen von Blut und Boden, mithin auch ohne Ausgrenzung von anderen, organisiert haben.
Ein bisschen wie die EU in ihrer Idealform, auch wenn diese sich aktuell versucht, als Erbin judäo-christlicher Zivilisation [J. Pertson] weißer Hautfarbe neu zu erfinden
Danke, @Mina – ja, auch ich habe einmal einen preußischen Monarchen als Kaiser bezeichnet, der zu dem Zeitpunkt noch König war. Da müssen wir noch herausfinden, wie historische Präzision und freier Dialog besser zueinander passen. Vielleicht, indem wir uns auf kürzere Zeiträume oder nur je ausgewählte Personen beziehen? Oder einen Mix aus größeren Zeiträumen – mit Ungenauigkeiten – und dann Fokus-Themen?
Ich kann mir sogar vorstellen, dass das dialogische Präzisieren dann auf dem Blog – wie Du es gerade eingebracht hast – zunehmend als besonders wertvolles “Mit-Vloggen” erkannt wird.
Im Hinblick auf die EU würde ich Dir jedoch ein wenig widersprechen wollen, da gerade auch die EU-Fahnensymbolik sehr direkt auf die Bibel und die Jüdin Mirjam verweist, gerade nicht auf “weiße Hautfarbe” festgelegt ist und auch etwa in der byzantinisch-osmanischen Symbolik aufscheint:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/hinter-der-flagge-der-europaeischen-union-schimmert-die-juedin-mirjam-maria-meryem/
Klar verstehe ich das säkulare Interesse, die religiösen Wurzeln nachträglich zu kappen oder wenigstens ethnozentrisch umzudeuten. Ich halte das jedoch für einen Irrweg, da sich tiefe Wurzeln und weite Kronen gerade nicht ausschließen, sondern eher bedingen. Das galt ja in ihren besten Momenten auch für die preußischen und österreichisch-ungarischen Reiche.
Auf diese Podcastfolge war ich sehr gespannt. Ich wurde nicht enttäuscht.
Danke für den Link zum russischen Zaren Peter III. Denn der Sprung von Napoleon zurück zum Ehemann von Katharina der Großen kam etwas abrupt.
Nur wenige Jahre nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges kam es zu zwei Ehen, die auch von Friedrich dem Großen befürwortet wurden.
Der russische Thronfolger Paul, der Sohn von Katharina der Großen, heiratete in erster Ehe die aus dem Hause Hessen-Darmstadt stammende Prinzessin Wilhelmine Luise und nach deren Tod Sophie Dorothee von Württemberg. Aus dieser Ehe gingen 10 Kinder hervor. Die Mutter von Sophie Dorothee war eine Nichte von Friedrich II. Aus preußischer Sicht besonders interessant finde ich, dass Kaiser Wilhelm II. der Ururenkel von Zar Paul und seiner Frau Maria Fjodorowna (Sophie Dorothee) war.
Am 12.09.2025 ging in Stuttgart die Ausstellung “Maskenball und Kanonendonner – Das Herzogtum Württemberg im Siebenjährigen Krieg” zu Ende. Der regierende Herzog von Württemberg, Karl Eugen, unterstützte zwischen 1757 und 1760 die französisch-österreichische Seite. Damit erhoffte er sich die Erhebung Württembergs zum Kurfürstentum, was letztlich nicht gelang.
Zwischen 1741 und 1744 wurde Karl Eugen von Württemberg am Hof Friedrichs des Großen erzogen. Carl Philipp Emanuel Bach war dort der Musiklehrer des württembergischen Herzogs und widmete ihm die “Württemberg-Sonaten”.
Die aufwändige Hofhaltung von Friedrich I., König in Preußen, entsprach den Gepflogenheiten der Zeit. Damit sollte das eigene Prestige erhöht werden. Vorbild war der Hof Ludwigs XIV in Versailles. Eberhard Ludwig, der von 1693 bis 1733 regierender Herzog von Württemberg und Gründer von Ludwigsburg war, lebte aus Gründen einer – seiner Ansicht nach notwendigen Repräsentation – weitgehend über seine finanziellen Verhältnisse.
Der Deutsche Orden existiert übrigens bis heute und blieb ein katholischer Orden, der dem Hause Habsburg eng verbunden ist. An der Spitze stand fast 400 Jahre lang der “Hoch- und Deutschmeister”.
Zur Reichsgründung 1871 im Spiegelsaal in Versailles: König Ludwig II. von Bayern ließ sich seine Zustimmung von Bismarck versilbern.
Nochmals danke für die vielen Informationen.
Herzlichen Dank, @Marie H.! 🙏🙌
Ja, wir versuchen auch noch, ob und wie wir das Interesse an größeren Zeiträumen mit dem Interesse an einzelnen Personen und auch der Schwierigkeit von schnellen Themenwechseln zusammen bekommen. In der nächsten Folge wollen wir uns ja wieder auf eine starke Frau fokussieren, für die Zukunft denken wir auch an dialogische Veranstaltungen und die Thematisierung von Karten als Medien. Offene Dialoge und thematische Fokussierungen stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander, das wir noch erkunden.
Ihnen herzlichen Dank für die Rückmeldung und auch hilfreichen, landeshistorischen Ergänzungen! Meine Ausführungen in der o.g. Folge zum je preußischen und süddeutschen Pietismus gingen ja ebenfalls maßgeblich auf Hinweise von Ihnen zurück! 😊🙏🙌
Wer das Gehörte noch vertiefen möchte oder besser verstehen will, dem empfehle ich die folgenden Wikipedia-Artikel:
Albrecht (Preußen), 1490 – 1568
Hohenzollern
Deutscher Orden
Siebenjähriger Krieg
Befreiungskriege
Junker (Preußen)
Heiliges Römisches Reich
Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Theodor Fontanes Reisebeschreibungen und Romane habe ich vor vielen Jahren mit Genuss gelesen.
Der spanische König Felipe VI. ist ein Ururenkel von Kaiser Wilhelm II.
Ich hoffe, ich konnte damit noch etwas beitragen.
Danke, @Marie H. 🙏 – und, ja, schon die Online-Ressourcen auch zur Geschichte von Brandenburg – Preußen werden immer besser! 👍
Am Ende von B wie Berlin habe ich bewusst auch eine Literaturauswahl eingestellt.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/files/BwieBerlinPreussenFossilerFaschismus050925.pdf
Allerdings muss ich aufpassen, dass ich in den nächsten Monaten auch noch C wie Chemnitz und also Sachsen gerecht werde… 💁♂️📚🤓
Eine ungewöhnliche Wahl. C wie Chemnitz und Sachsen. Die meisten Menschen denken bei Sachsen eher an Dresden oder Leipzig. Mal was anderes, das für mich Unbekanntes sein dürfte.
Da bin ich gespannt.
Mir fehlt die kurze Randnotiz, daß die ursprünglichen Pruszen sprachlich Balten waren, neben Litauern und Letten.
Interessant finde ich die Vorstellung, dass sich Deutschland und Österreich-Ungarn im gewissen Sinne entlang einer politischen Öl-Pipeline vom Nahen Osten über die Türkei nach Frankreich und Großbritannien gebildet haben, wie Ägypten am Nil. Sonst wären sie wahrscheinlich schnell in den Fluten untergegangen. Wäre mehr aus der deutsch-britischen Annäherung geworden, gäb’s vielleicht längst eine echte Pipeline, durch den das Öl unter den Alpen durch von Süden nach Norden flöße, wie die Flüsse, und Deutschland, Österreich, Türkei hätten sich am Empire bereichert wie die Ölscheichs an der Welt.
Dann wäre diese Pipeline zum Game Changer der Geschichte geworden, weil sie einen so hohen Energiegehalt gehabt hätte, dass man sie als ein neues Feature der kontinentalen Geographie hätte werten können. Ein Tsunami wäre zu einem virtuellen Gebirge gefroren, das Bestand gehabt hätte, so lange sie es mit Strom versorgte.
Ohne stabile Stromversorgung hält sich kein Kartenhaus. [Wegen Überlänge und unangemesser Sprache gekürzt, M.B.]
Danke für die Gedanken, @Paul S
In der Realität wurden die ersten Ölfelder jedoch nicht im Mittleren Osten und auch nicht in den USA fossil ausgebeutet, sondern im zaristischen Russland. Da die fossile Industrialisierung dort noch hinterher hinkte, erfolgte die Erdöl- und spätere Erdgas-Förderung vor allem für den fossilen Export gen Westen. Und da sich dieser zunehmen sperrt, gewinnen nun China und Indien an Bedeutung, ebenso fossile Zwischenhändler wie Aserbaidschan.
Oder auch Aberbaijjan im Konflikt mit Albanien, wie es der POTUS Donald Trump neulich “klarstellte”:
https://www.youtube.com/shorts/8tEPhxxkFfY
Hier eine kleine Einführung in den Beginn der Ölförderung durch Felo.ai:
Die Entwicklung der modernen Ölförderung im zaristischen Russland war ein entscheidender Schritt für die Industrialisierung des Landes und seine Position als globaler Akteur in der Energieproduktion. Diese Entwicklung konzentrierte sich vor allem auf die Region um Baku am Kaspischen Meer, die sich zu einem der weltweit bedeutendsten Zentren der Erdölproduktion entwickelte.
### **Frühe Anfänge und technologische Fortschritte**
– Bereits im 19. Jahrhundert begann die systematische Erschließung der Ölvorkommen in der Region Baku. Die industrielle Förderung wurde durch die Einführung moderner Technologien wie dampfbetriebener Bohrmaschinen vorangetrieben, die von amerikanischen Experten eingeführt wurden[13].
– Die Nobel-Brüder, insbesondere Ludvig und Robert Nobel, spielten eine zentrale Rolle bei der Modernisierung der Ölindustrie. Sie gründeten die Firma Branobel, die innovative Techniken wie Pipelines und effiziente Raffinerien einsetzte, um die Produktion und den Transport von Erdöl zu optimieren[15].
### **Wirtschaftliche Bedeutung**
– Um 1900 war Russland einer der führenden Ölproduzenten weltweit. Die Ölfelder in Baku trugen maßgeblich dazu bei, dass das Land eine Schlüsselrolle in der globalen Energieversorgung einnahm[9][12].
– Die Erdölindustrie wurde zu einem wichtigen Pfeiler der russischen Wirtschaft und trieb die Industrialisierung des Landes voran. Die Einnahmen aus dem Ölgeschäft ermöglichten Investitionen in andere Industriezweige und die Infrastruktur[1][9].
### **Internationale Verflechtungen**
– Die russische Ölindustrie war eng mit internationalen Märkten und Akteuren verbunden. Unternehmen wie Standard Oil und Shell zeigten großes Interesse an den russischen Ölfeldern, was zu geopolitischen Spannungen führte[6].
– Baku wurde zu einem strategischen Zentrum, das sowohl wirtschaftlich als auch politisch von großer Bedeutung war. Die Kontrolle über die Ölfelder war ein zentraler Faktor in internationalen Konflikten und Verhandlungen[6][12].
### **Herausforderungen und Konflikte**
– Die Entwicklung der Ölindustrie war von sozialen und politischen Spannungen begleitet. Arbeiterstreiks und Konflikte zwischen lokalen und internationalen Interessen prägten die Geschichte der Ölförderung in Russland[6].
– Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Brände stellten zusätzliche Herausforderungen dar, die durch die Bemühungen von Ingenieuren und Arbeitern überwunden wurden[6].
### **Zusammenfassung**
Die moderne Ölförderung im zaristischen Russland war ein komplexer Prozess, der durch technologische Innovationen, wirtschaftliche Expansion und internationale Verflechtungen geprägt war. Die Region Baku spielte dabei eine zentrale Rolle und legte den Grundstein für Russlands langfristige Bedeutung als Energiegroßmacht.
[1] https://www.researchgate.net/publication/358119243_Rohstoffmacht_Russland_Eine_globale_Energiegeschichte
[2] https://www.lyellcollection.org/doi/10.1144/sp465.23
[3] https://podcasts.apple.com/ch/podcast/geschichte-des-erd%C3%B6ls-wie-wir-s%C3%BCchtig-wurden/id1673952611?i=1000682864738
[4] https://www.gw2ru.com/business/195051-black-gold-how-russian-oil
[5] https://www.cambridge.org/core/books/fuel-and-power/russia-in-the-global-history-of-oil/B04CCC7C2689A063DD5BF93ECA724A7C
[6] https://www.marxists.org/reference/archive/strong-anna-louise/1925/first_time/ch05.htm
[7] https://ethw.org/Chronology_of_the_early_Russian_petroleum_history
[8] https://academic.oup.com/book/46574/chapter/408285083
[9] https://en.wikipedia.org/wiki/Industrialization_in_the_Russian_Empire
[10] https://www.researchgate.net/publication/388312709_Rohstoffmacht_Russland_Eine_globale_Energiegeschichte
[11] https://osteuropa.lpb-bw.de/russland-geschichte
[12] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2214790X17301648
[13] https://exploringhist.blogspot.com/2016/01/how-did-baku-oil-industry-grew-under.html
[14] https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0843871418778954?icid=int.sj-abstract.similar-articles.1
[15] https://www.schwerd.info/geschichte/nobel-brueder-einstieg-ins-oel-geschaeft/11856/
[16] https://www.jstor.org/stable/44936302
@Krieg
Die kriegerische Vergangenheit Europas war mir immer schon recht rätselhaft. Kann man nur hoffen, dass es auch weiter nachhaltig besser geht als damals. Noch in der Neuzeit war Ackerland reichlich knapp und damit wertvoll, ein Grund für Eroberungen. Inzwischen haben wir fast überall Ertragsüberschüsse, dafür sind die Menschen als überaus kompetente Arbeitskräfte viel wertvoller. Es lohnt sich entsprechend auch Krieg weniger, wenn man nur Land und keine Menschen gewinnt.
Auch Rohstoffe sind meistens wesentlich weniger wertvoll als Menschen.
Wenn man entsprechend wirklich in Menschen und eine florierende Wirtschaft investiert, dann kommt man auch weiter. Und muss mit niemanden Krieg führen.
Gegen andere wie Putin müssen wir uns allerdings offenbar immer noch zur Wehr setzten. Schade um die eigentlich sonst überflüssigen Rüstungsausgaben. Andererseits leben wir in Europa doch eigentlich mit reichlich Verschwendung. Wenn man die ein wenig reduziert, sind auch die Mittel für das Militär frei. Und für andere Zukunftsausgaben.
Besser wäre, das Geld für eine noch konsequentere Energiewende wie auch in ein etwas enstpannteres Leben mit mehr Kindersegen zu investieren. Mit etwas Glück geht die aktuelle Krise aber in ein paar Jahren wieder vorbei, dann können wir das immer noch machen.
Zumal ein wesentlicher Teil der Geschwindigkeit der globalen Energiewende im Moment vor allem von den chinesischen Produktionskapazitäten für PV-Module und Lithiumbatterien abhängt. Wenn hier Europa weniger von nachfragt, werden die in andere Länder weltweit verkauft oder einfach im eigenen Land installiert. Die Weltmarktpreise für Öl und Gas werden auf jeden Fall verfallen, egal an welchem Ort die grüne Technik konkret installiert wird.
Klar fehlt es in China an politischer Freiheit. Aber Bildung und Arbeitswelt scheinen überaus gut zu funktionieren. Und resistent gegen fossilen Lobbyismus scheint man auch zu sein. Man kann nun nicht immer alles haben. Auch die Qualität der (noch) als Demokratie eingestuften Länder ist recht unterschiedlich und dabei auf jeden Fall vielfältig.
Vielen Dank, @Tobias
Ja, ich nehme inzwischen wahr, dass sich der Fossilismus im 19. Jahrhundert in einer ersten Stufe auf Basis von Kohle zu “Eisen und Blut” formierte, dann aber im 20. Jahrhundert noch einmal auf Basis von Erdöl (und Erdgas) zu “Blut für Öl” eskalierte. Darüber hatte ich u.a. in Freiburg gesprochen und möchte auch gerne dazu weiterarbeiten.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/meine-rede-gegen-den-fossil-finanzierten-terror-antisemitismus-am-11-september-2025-in-freiburg-im-breisgau/
Auch die KI Felo.ai vermag die Unterschiede der beiden Brennstoffarten bereits zu benennen:
## Unterschiedliche Eskalation der fossilen Konzentration von Geld und Macht: Kohle vs. Erdöl
Die fossile Konzentration von Geld und Macht eskaliert bei Kohle und Erdöl auf unterschiedliche Weise, da beide Rohstoffe verschiedene physikalische Eigenschaften, historische Entwicklungen und wirtschaftliche Dynamiken aufweisen. Diese Unterschiede beeinflussen ihre Rolle in der globalen Energiepolitik und Wirtschaft.
### **1. Physikalische und chemische Unterschiede**
– **Kohle** ist ein fester Brennstoff, der hauptsächlich aus pflanzlichen Überresten entstanden ist. Sie wird vor allem zur Stromerzeugung genutzt und hat einen relativ hohen CO₂-Ausstoß pro Energieeinheit. Kohle ist lokal verfügbar und wird oft in Ländern mit großen Kohlevorkommen abgebaut, was ihre wirtschaftliche Macht regional begrenzt[1][2].
– **Erdöl** ist ein flüssiger Brennstoff, der aus marinen Kleinstlebewesen entstanden ist. Es ist vielseitiger einsetzbar, insbesondere im Transportsektor und der petrochemischen Industrie. Erdöl ist global handelbar und wird durch internationale Handelsströme und geopolitische Interessen stark beeinflusst[2][19].
### **2. Wirtschaftliche Dynamik**
– **Kohle** hat in vielen Ländern an wirtschaftlicher Bedeutung verloren, da sie durch erneuerbare Energien und Erdgas ersetzt wird. Investitionen in Kohle sind rückläufig, und der Sektor wird zunehmend als unprofitabel angesehen. Dies hat die Konzentration von Geld und Macht in der Kohleindustrie reduziert[14][45].
– **Erdöl** hingegen bleibt ein zentraler Bestandteil der globalen Wirtschaft. Es ist stark in internationale Finanzströme eingebunden, mit Investitionen in Höhe von Billionen Dollar. Die Mobilität und das Wachstum moderner Volkswirtschaften hängen stark von Erdöl ab, was seine Machtposition verstärkt[4][17][25].
### **3. Geopolitische und soziale Auswirkungen**
– **Kohle** ist oft lokal begrenzt und hat weniger geopolitische Spannungen ausgelöst. Ihre Nutzung ist jedoch mit Umweltproblemen wie saurem Regen und Luftverschmutzung verbunden[9][45].
– **Erdöl** hat eine zentrale Rolle in geopolitischen Konflikten gespielt. Es ist ein strategischer Rohstoff, der die Machtverhältnisse zwischen Ländern beeinflusst. Erdölreiche Länder haben oft eine starke politische und wirtschaftliche Machtposition, was zu Konflikten und Abhängigkeiten führt[17][20][22].
### **4. Finanzielle Konzentration**
– Die fossile Konzentration von Geld ist bei Erdöl deutlich höher. Erdölunternehmen ziehen massive Investitionen an, während Kohle zunehmend aus Finanzportfolios entfernt wird (Divestment). Dies zeigt die unterschiedliche Eskalation der finanziellen Macht zwischen den beiden Sektoren[3][11][25].
### **Zusammenfassung**
Die Eskalation der fossilen Konzentration von Geld und Macht unterscheidet sich bei Kohle und Erdöl aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften, wirtschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Rollen. Während Kohle an Bedeutung verliert, bleibt Erdöl ein zentraler Treiber von Macht und Kapital in der globalen Wirtschaft.
[1] https://www.ck12.org/flexi/de/lebenswissenschaften/bedeutung-von-pflanzen/wie-unterscheidet-sich-die-entstehung-von-kohle-von-der-entstehung-von-erdoel/
[2] https://www.chemieunterricht.de/dc2/kohle/c-oel-untersch.htm
[3] https://www.telepolis.de/features/Historisch-Ueber-1-600-Institutionen-mit-41-Billionen-Dollar-ziehen-Geld-aus-Kohle-Gas-Oel-9576464.html?seite=all
[4] https://www.diepresse.com/18648433/43-billionen-warum-fossile-industrien-im-geld-schwimmen
[5] https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/kohlepolitik.html
[6] https://www.focus.de/earth/trotz-energiewende-wieso-deutschland-33-milliarden-fuer-fossile-brennstoffe-verpulvert_2e9f2ad0-340a-470b-974e-1b76f20f0c54.html
[7] https://www.co2online.de/modernisieren-und-bauen/heizung/brennstoffe-energietraeger-im-vergleich/
[8] https://www.boell.de/de/2017/11/16/lektionen-ueber-kohle-und-die-welt-36-das-kapital-der-kohle
[9] http://uni-ecoaula.eu/index.php/de/2-uncategorised/637-2-1-fossil-fuels-petroleum-natural-gas-and-coal-3
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Erd%C3%B6l
[11] https://www.energiezukunft.eu/wirtschaft/der-fossile-finanzfluss-bricht-nicht-ab
[12] https://gadmo.eu/erdl-entsteht-ber-jahrmillionen/
[13] https://www.planet-schule.de/mm/die-erde/Barrierefrei/pages/Fossile_Brennstoffe_Erdoel_Erdgas_und_Kohle.html
[14] https://taz.de/Fossile-Energien/!5250574/
[15] https://www.derstandard.at/story/3000000175179/f252nf-billionen-f252r-fossile-energie
[16] https://www.woola.io/de/blog/fossil-fuel-statistics
[17] https://www.deutschlandfunk.de/erdoel-geschichte-kapitalismus-100.html
[18] https://www.stern.de/wirtschaft/oel–gas-und-kohle–noch-nie-hat-die-welt-so-viel-verbrannt-wie-2024-35223954.html
[19] https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/239756/haupthandelsstroeme-erdoel-kohle-und-erdgas/
[20] https://www.rifs-potsdam.de/de/carbon-critique-episode-2
[21] https://www.woz.ch/0604/die-eskalation/mehr-kohle-fuer-das-oel
[22] https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/werkstoffe/erdoel-ursache-fuer-klimawandel-wachsendes-konfliktpotential/
[23] https://www.schultreff.de/referate/erdkunde/r0852t00.htm
[24] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0921800913000657
[25] https://taz.de/Fossile-Investitionen-steigen-weltweit/!6019353/
[26] https://news.mongabay.com/2023/11/beyond-climate-oil-gas-and-coal-are-destabilizing-all-9-planetary-boundaries/
[27] https://www.clientearth.org/latest/news/fossil-fuels-and-climate-change-the-facts/
[28] https://academic.oup.com/oocc/article/5/1/kgaf011/8099165
[29] https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fossile-energie-die-katastrophe-ist-doch-so-lukrativ-a-29c90e7b-6f0d-408e-87bf-97759aee88cf
[30] https://ourworldindata.org/fossil-fuels
[31] https://www.eia.gov/energyexplained/us-energy-facts/
[32] https://environmentamerica.org/maryland/resources/the-high-cost-of-fossil-fuels/
[33] https://ourworldindata.org/grapher/fossil-fuel-production
[34] https://elements.visualcapitalist.com/the-scale-of-fossil-fuel-production/
[35] https://www.eesi.org/topics/fossil-fuels/description
[36] https://en.wikipedia.org/wiki/Fossil_fuel
[37] https://understand-energy.stanford.edu/energy-resources/fossil-fuel-energy/introduction-fossil-fuels
[38] https://www.iea.org/energy-system/fossil-fuels/coal
[39] https://www.spglobal.com/commodity-insights/en/news-research/latest-news/crude-oil/062623-fossil-fuels-stubbornly-dominating-global-energy-despite-surge-in-renewables-energy-institute
[40] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0360544223028104
[41] https://www.mdpi.com/1996-1073/17/13/3126
[42] https://www.climaterealityproject.org/blog/actions-vs-words-look-fossil-fuel-greenwashing
[43] https://climate.mit.edu/ask-mit/why-does-burning-coal-generate-more-co2-oil-or-gas
[44] https://chemed.chem.purdue.edu/genchem/topicreview/bp/1organic/coal.html
[45] https://energytracker.asia/when-will-fossil-fuels-run-out/
@Michael 22.09. 07:39 / Felo.ai
„Während Kohle an Bedeutung verliert, bleibt Erdöl ein zentraler Treiber von Macht und Kapital in der globalen Wirtschaft.“
Diese Reihenfolge ist dann auch technisch unvermeidlich. Die Erneuerbaren Energien fallen direkt als Strom an, und ersetzen als erstes fossile Kraftwerke zur reinen Stromproduktion. Für die Mobilität, wo sie Benzin und Diesel ablösen soll, braucht es eben zusätzlich zur Primärprodktion von PV und WKA geeignete Kurzfristspeicher, derzeit führend als Lithiumakkus.
Entsprechend gelingt der Abschied vom Öl erst im 2. Schritt, der gerade erst anfängt. Der aber inzwischen mit entsprechenden bezahlbaren Produktionskapazitäten von PV und Batteriespeichern durchaus zügig in Gang kommt.
Der Abschied vom Erdgas kommt noch etwas später als der von Öl. Erdgas wird derzeit zu einem guten Teil zum Heizen und in der Industrie verwendet, und das braucht eine Umwandlung der Stromüberschüsse in Wasserstoff, und zum Teil eine Speicherung dieses Wasserstoffs in derzeitigen und zusätzlichen unterirdischen Kavernen.
Deshalb erst der Abschied von der Kohle, dann vom Erdöl und als letztes vom Erdgas.
Dass man jetzt zwischendurch Kohle-Backup-Kraftwerke mit neuen Gaskraftwerken für eine recht kurze Betriebszeit ersetzen will, das kann ich schwer nachvollziehen. Wir werden allerdings Kraftwärme-Kopplung kombiniert mit Großwärmepumpen für Fernheizungsnetze langfristig gut brauchen können, wenn die flexibel sowohl mit Erdgas, mit Biogas wie auch mit Wasserstoff laufen können.
Wenn das dann mal fertig ist, dann haben wir es wohl so ziemlich geschafft. Bleibt dann vielleicht noch der Flugverkehr oder die Zementproduktion. Oder eben Panzer, die kaum bewegt werden. Das kann auch noch mal teurer werden.
Herzlichen Dank, @Tobias – das ist eine sehr faszinierende Reihung, die ich mir noch einmal näher durcharbeiten werde.
Allerdings sehe ich gerade auch im Hinblick auf die Geschichte von Preußen erhebliche Probleme beim EU-Militär: Wie erwähnt schlugen die Preußen 1866 die Österreicher bei Königgrätz maßgeblich auch mithilfe moderner Hinterlader-Gewehre, die aber schon 1870 wiederum durch französische Chassepot-Gewehre übertroffen wurden. Ohne die moderne Kohle-Stahl-Artillerie sowie seine damals noch junge Demografie wäre Deutschland im deutsch-französischen Krieg von 1870-1817 unterlegen!
Ich will damit sagen, dass das immer noch vorherrschende Festhalten an fossilen Energie- und Waffensystemen sowie Kampftaktiken gegenüber der fossil finanzierten Kriegsführung von Russland gegen die Ukraine und zunehmend auch gegen die NATO und Europäische Union versagt. Es besorgt mich, wie langsam sich europäische Armeen erneuern und miteinander verzahnen.
Ein ausdrückliches Lob möchte ich aber dem Bundesheer der Republik Österreich aussprechen, das bereits die erfolgreiche Umstellung von US-amerikanischen Konzernclouds auf Open Source Software von Libre geschafft hat!
https://oe1.orf.at/programm/20250916/807304/Freie-Software-fuer-das-Bundesheer
In einer kürzlichen Rede in Berlin sprach ich die nach meiner Meinung zu langsame Entwicklung auch der deutschen Verteidigungsfähigkeiten auch bewusst an, das Redeskript hier:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/files/BlumeRedeHawarhelpSyrienIrakFriedensenergienBerlin170925.pdf
„Du kannst keinen Feind besiegen, den du weiterhin fossil finanzierst!“
Das gilt derzeit nicht nur für die arabische Welt, das gilt auch für Russland. Auch wir Deutschen finanzieren weiterhin den Angriffskrieg gegen die Ukraine mit.
Und einige in der Bundespolitik erwecken den Anschein, dass sie sich eher um den Gazprom-Verdienstorden bewerben, als sich endlich um die deutsche Volkswirtschaft, die europäische Verteidigung und das Schicksal von unseren Verbündeten in der Ukraine im Nahen und Mittleren Osten zu sorgen.
In Putins Russland gibt es über den Krieg hinaus für die Angehörigen der Elite derzeit vor allem zwei Gefahren: Die eine ist, aus Fenstern zu fliegen, das geschieht ja erstaunlich häufig. Und das andere ist, sie können sich totlachen darüber, dass wir mit unseren NATO-Kampfjets und den Unmengen an Kerosin, die wir einkaufen, ihnen ihre Drohnen auch gleich wieder refinanzieren.
Wären wir wirklich eine strategisch vorausschauende und verteidigungsfähige Europäische Union, dann hätten wir schon längst eine dezentrale und also resiliente Energieversorgung sowie eigene E-Fuel-Systeme auf Basis erneuerbarer Energien für unsere Streitkräfte aufgebaut. Aber wir klammern uns ja lieber noch weiter an fossile und zentralistische Energiekonzepte, die auch in Russland so schön brennen und in der Ukraine unter Dauerangriffen umgebaut werden.
Wir Deutschen sind nicht einfach Zuschauer ferner Kriege, die vor allem moralische Noten vergeben sollten, sondern wir sind direkte Finanziers der Diktaturen, Terrorgruppen und antisemitischer Konzernmedien.
Ich denke, dass wir auch militärisch bzw. militärtechnisch aus der Geschichte lernen sollten.
I really liked how the tone remained steady and focused throughout. It made it easier to stay concentrated.
Thank you, @ufabet, for the encouraging feedback on the sound quality of our podcast and videocast. We strive to continuously improve technically as well.
@Michael 22.09. 19:37
„Ich denke, dass wir auch militärisch bzw. militärtechnisch aus der Geschichte lernen sollten.“
Ein Vorteil für uns, wenn wir gleich in neue Drohnentechnik und autonome Systeme investieren. Es wäre auch ein Traum für Soldaten, wenn diese an der Front gar nicht mehr so zahlreich gebraucht werden.
Kleine Einheiten mit Lithiumakkus und per superdünnem Glasfaserkabel ferngesteuert könnten ziemlich kampfstark und dabei billig werden. Wenn die dann noch aus relativ sicherer Entfernung ihre Kampfmittel abwerfen und heile zurückkehren, könnte das sehr wirksam sein. Einfach den Akku wiederaufladen und fertig sind die Geräte für den nächsten Einsatz.
Auch die Drohnenabwehr ist wohl mehr oder weniger Neuland. Die alten Gepardpanzer sollen da wieder modern werden. Ähnliche Systeme, die für kleinere Ziele optimiert sind, kann ich mir ganz gut vorstellen. Oder eben kleinere Drohnen, die Drohnen und Raketen abfangen können.
Das kann man alles jetzt in der Ukraine sofort testen und ausprobieren. Mit entsprechend viel Geld in der Kasse und einer leistungsfähigen Industrie dahinter kann das doch noch was werden.
Ich kenne aus meiner Bundeswehrzeit nur die 105-Millimeter-Granaten, die sind wenig flexibel und man kann die einzelnen Granaten orten und zurückverfolgen, und die eigenen Fahrzeuge wiederum umgehend angreifen. Das geht mit Drohnentechnik alles viel besser und zielgenauer.
Danke, @Tobias – und damit wird auch meine Sorge greifbar, die sich gerade auch aus der Geschichte ergibt: Schaffen wir heutigen und massiv unterjüngenden, teilweise auch fremdenfeindlichen Europäerinnen und Europäer die dringend notwendigen Reformen „vor“ einer militärischen Niederlage gegen jene Mächte, die wir selbst fossil finanzieren?
Aktuell verbindet sich das ölreiche Saudi-Arabien 🇸🇦 mit der islamischen Atommacht Pakistan 🇵🇰, zumal sich die USA 🇺🇸 als unsichere Partner erwiesen haben.
Immerhin hat die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gerade in New York eine bemerkenswerte Rede für erneuerbare Friedens-, Sicherheits- und Wohlstandsenergien:
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/SPEECH_25_2154
Ich halte es immer noch für möglich, auch unser Militär technologisch und strategisch zu erneuern, zugleich den Fossilismus durch Solarpunk schneller zu überwinden. Aber die fossilen Widerstände sind enorm.
@Michael 23.09. 19:35
„Ich halte es immer noch für möglich, auch unser Militär technologisch und strategisch zu erneuern, zugleich den Fossilismus durch Solarpunk schneller zu überwinden. Aber die fossilen Widerstände sind enorm.“
Rein fossilistisch gesehen müssten sich eigentlich Trump mit Putin verbünden. Immerhin verkauft uns aber Trump lieber überteuertes Frackinggas, als dass wir von Russland billiges Erdgas kaufen.
Und rein fossilistisch gesehen müssten wir uns mit China verbünden. Einfach reichlich grüne Technik da einkaufen mag aber genug der Zusammenarbeit sein. Und doch auch zu gucken, PV und Batterien selber herzustellen, aber wenigstens rund um die Wasserstofftechnik innovativ zu sein, um dort jenseits von Kurzfristspeichern die Energiewende fortzusetzen.
Zur Ergänzung
Preußens Gloria und Preußens Untergang.
https://www.youtube.com/watch?v=AfprBRh1x4k
Dieser Marsch heißt Preußens Gloria und wird heute noch gespielt.
Die Stiftung Preußischer Kulturbeesitz existiert auch heute noch. Sitz in Berlin.
Anmerkung: Sich mit der geschichte Preußens zu beschäftigen sollte den Schwerpunkt des Geschichtsunterrichtes bilden.
Preußen ist schuld an der Teilung in Deutschland und Österreich, hat Schuld an den drei Teilungen Polens, ist schuld am 1. Weltkrieg und hat auch Mitschuld am 2. Weltkrieg. Zur Erinnerung, der letzte Ministerpräsident von Preußen hieß Hermann Göring und war nach Hitler der größte Kriegsverbrecher. Entzog sich bei dem Nürnberger Kriegsprozess durch Selbstmord dem Tod durch den Strang.
Teil 2 zu Preußens Gloria und Untergang
Der Preußische König verhinderte im Jahr 1849 den Übergang Deutschlands zu einer Demokratie. Stichwort: die Paulskirche in Frankfurt
“Als im April 1849 der von der Nationalversammlung zum „Kaiser der Deutschen“ gewählte preußische König Friedrich Wilhelm IV. das ihm angetragene Amt unter Berufung auf seine im Gottesgnadentum begründete monarchische Legitimation ablehnte, waren die Bemühungen der Paulskirche um eine Verfassung und die Errichtung eines deutschen Nationalstaats praktisch gescheitert. ”
Das war der entscheidende Fehler. Die Entwicklung der deutschen Länder zu einer demokratischen Gesellschaft wurde um 100 Jahre verzögert.
Und der damals hochgelobte Fürst Bismarck zettelte einen Krieg gegen Österreich und später gegen Dänemark an , die er auch gewann um die preußische Hegemonie im deutschen Sprachraum durchzusetzen.
Und…. die Geschichte belehrte die Deutschen, das neugegründete Deutsche Reich überlebte gerade mal 47 Jahre und endete im Jahre 1918.
Darauf folgte der erfolglose Versuch eine Demokratie ohne Demokraten zu formen, die an den linken und rechten Parteien scheiterte.
Was wir gerade mit der AfD erleben ist auch eine Folge militärisch-preußischer-Tradition, nämlich mit gewaltsamen Maßnahmen Politik machen zu können/wollen.
Heinich Heine hat es vorweggenommen, “denk ich in Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht.”
Lieben Dank für die Kommentare, @D
Und, ja, die Ablehnung der parlamentarischen Kaiserkrone durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. war auch aus meiner Sicht ein historisches Desaster, das den Übergang in eine konstitutionelle, parlamentarische Monarchie blockierte.
Wie sowohl in B wie Berlin wie auch in der obigen Folge thematisiert, deckte Julius H. Schoeps dabei neben antidemokratischen auch antisemitische Motive des Preußenkönigs auf.
Zu den 586 Abgeordneten der Frankfurter Paulskirche gehörten sechzehn Männer jüdischer Herkunft und davon wiederum vier bekennende Juden. So sprach sicher Hamburger Notar Gabriel Riesser in einer zweistündigen “Kaiserrede” am 21. März 1849 für die konstitutionelle Monarchie mit einem preußisch-deutschen Kaiser aus und mündete in einem direkten Appell an Friedrich Wilhelm IV. von Preußen: …krönen Sie Ihr Werk, erfüllen Sie den alten, edlen Traum des deutschen Volkes von seiner Einheit, Macht und Größe, fassen Sie einen großen, rettenden, weltgeschichtlichen Entschluss!”
Dafür wurde später kolportiert, der König habe nach der Ablehnung der Krone den deutsch-jüdischen Abgeordneten auch noch verhöhnt: “Nicht wahr, Herr Dr., Sie sind ja auch überzeugt, daß ich die Verfassung nicht ‘unbeschnitten’ annehmen konnte!”
Zitiert nach: Schoeps, Julius (2022): Im Kampf um die Freiheit. Preußens Juden im Vormärz und in der Revolution von 1848, Europäische Verlagsanstalt, S. 156 – 160
Das Buch möchte ich Ihnen angesichts Ihres starken Interesses an preußischer Geschichte wirklich sehr empfehlen!
Michael Blume,
Danke, ohne Geschichtskenntnisse fehlt die Weitsicht, die das Tagessgeschehen richtig einzuordnen weiß.
Noch eine Ergänzung zur Geschichte Preußens.
Was in Vergessenheit zu geraten scheint ist das Verhältnis Preußens zu Dänemark.
Die dänische Prinzessin Dagmar, die später die Gemahlin von Zar Alexander III wurde, war streng genommen deutscher Abstammung, sie stammte aus dem Haus Schleswig Holstein Sonderburg, das aber im 19. Jahrhundert zu Dänemark gehörte ! Und dieses Fürstenhaus gehörte nicht zu Preußen.
Und im deutsch-dänischen Krieg fiel dieses Fürstenhaus, in Deutschland Haus Glücksburg genannt an Preußen. Das hat das Verhältnis Deutschland-Dänemark entscheidend gestört, so dass die Dänen uns als Retourkutsche nach dem 1. Weltkrieg Nordschleswig wegnahmen, und die Insel Arrö.
In Rußland heißt sie Maria Fjedorowna Zarin von Rußland. Nach dem Sieg der Bolschewisten zog Maria Fjodorowna wieder nach Dänemark zurück wo sie 1928 verstarb.
Und jetzt kommt die Überraschung, 2008 ließ Herr Putin ihre Gebeine wieder nach St. Peterburg zurückführen.
Was bedeutet, dass Rußland seine Geschichte pflegt. Vielleicht war es auch die Schönheit von Maria Fjodorowna die Herrn Putin begeistert hat. Wichtig war, dass Dagmar von Dänemark nicht als Preußin galt.
Und für die deutsche Rußlandpolitik sollte das ein Fingerzeig sein, wie man mit Herrn Putin wieder ins Gespräch kommen kann.
Die Wurzeln des modernen Staates: Deutsche Verfassungsgeschichte vor 1848 – Fünfzehn Merksätze | Grundgesetz und Parlamentarischer Rat | bpb.de https://share.google/75SY6v8M0GQuJv0YwVon der Paulskirche bis zur Verfassung von 1871 | Grundgesetz und Parlamentarischer Rat | bpb.de https://share.google/4zwjsgwTaZf5Wrx9X
Hier noch etwas Interessantes zum Thema Verfassung.
Da ich keine Historikerin bin, finde ich es besser bei diesem Thema auf die Experten zurückzugreifen.
Vielen herzlichen Dank, @Marie H. 🙏
Ich bin persönlich auch ein großer Fan von Formaten wie Mr Wissen2Go, Johnny wills wissen, Harald Lesch und Mai Thy Nguyen-Kim.
Auch freue ich mich immer wieder über gute Nachrichten wie die erfolgreiche Einführung von Open Source-Software im österreichischen Bundesheer:
https://oe1.orf.at/programm/20250916/807304/Freie-Software-fuer-das-Bundesheer
Ihnen Dank für das große und dialogische Interesse! 🙏🖖
Sie haben heute die Karte von 1444 gepostet.
Nichts zeigt mE besser den damaligen “Zustand” in Deutschland besser als eine solche Karte, zumal es auch noch Herrschaftsgebiete auf französischem Gebiet gab. Montbeliard gehörte 400 Jahre zum Haus Württemberg. Im benachbarten Hericourt, das ebenfalls württembergisch war, starb der Komponist Johann Jakob Froberger.
Dass sich Friedrich Wilhelm IV. weigerte, die ihm angebotene Krone abzulehnen, war sicher ein Fehler. Aber wir sollten nicht außer Acht lassen, dass ein Ereignis mehr als jedes andere sich bei den Monarchen Europas ins Gedächtnis eingebrannt hatte: Die französische Revolution. Die Hinrichtung von Ludwig XVI. von Frankreich löste Schockwellen unter den regierenden Häuptern aus. Der König von Preußen der Kaiser von Volkes Gnaden gewesen wäre, hatte vermutlich die Sorge, dass das Volk ihm die Kaiserkrone auch wieder wegnehmen könnte.
Die Verfassung des Königreichs Württemberg trat am 25.09.1819 in Kraft. Zwei Tage vor dem Geburtstag von König Wilhelm I. von Württemberg (1781-1864). Die altwürttembergischen Landstände waren übrigens lange gegen diese Verfassung, weil sie sich als Vertreter des Volkes sahen. Juristische Unterstützung hatten die Landstände von Ludwig Uhland.
Es gibt eine erstaunliche Parallele zu Friedrich dem Großen. Auch Wilhelm I. von Württemberg hatte kein gutes Verhältnis zu seinem Vater; die Mutter war unter mysteriösen Umständen gestorben. Wilhelm war damals sieben Jahre alt. 1799 ließ ihn sein Vater Friedrich in Arrest nehmen, nachdem Fluchtpläne bekannt geworden waren. 1803 gelang die Flucht, die bis nach Paris führte.
Bekanntermaßen hatte auch Kronprinz Rudolf von Österreich eine schwierige Beziehung zu seinem Vater, Kaiser Franz Josef I. Das Thema “Väter und Söhne” zieht sich durch die Geschichte.
Herzlichen Dank für das Interesse auch an der Europakarte 1444, liebe @Marie H. 🙏
Diese scheint ja auch in der obigen Folge 43 von “Blume und Ince” kurz auf und der wunderbare Inan Ince ließ mir ein Exemplar anfertigen und zusenden!
Habe es dankbar heute Morgen auf Mastodon zum Tässle Kaffee ☕ gepostet!
https://sueden.social/@BlumeEvolution/115274658232271813
Und, ja, hier wird auch sehr eindrucksvoll deutlich, dass der deutsche Nationalstaat keine historische Notwendigkeit, sondern ein fragiles Gebilde wurde.
So schreiben Sie:
Dass sich Friedrich Wilhelm IV. weigerte, die ihm angebotene Krone abzulehnen, war sicher ein Fehler. Aber wir sollten nicht außer Acht lassen, dass ein Ereignis mehr als jedes andere sich bei den Monarchen Europas ins Gedächtnis eingebrannt hatte: Die französische Revolution. Die Hinrichtung von Ludwig XVI. von Frankreich löste Schockwellen unter den regierenden Häuptern aus. Der König von Preußen der Kaiser von Volkes Gnaden gewesen wäre, hatte vermutlich die Sorge, dass das Volk ihm die Kaiserkrone auch wieder wegnehmen könnte.
Dieser Beobachtung Ihrerseits zu den wahrscheinlichen Befürchtungen von stimme ich zwar zu, möchte aber einen m.E. zentralen Aspekt hinzufügen: Kurfürst Friedrich III. (1657 – 1713) krönte sich um 1701 selbst (!) als Friedrich I. zum König in Preußen und krönte dann seine – laut Berichten gar nicht erbaute – Gemahlin wiederum selbst zur Königin! Die anwesenden Bischöfe durften nur zuschauen. Sogar noch ein Jahrhundert später würde Napoleon Bonaparte (1769 – 1821) die Selbst-Kaiserkrönung von 1804 erst nach einer Proklamation des Senats vornehmen.
Dass also preußische Könige einerseits die traditionelle Rolle von Kirchen und Kurfürstenwahl ignorierten, andererseits aber auf einer individuellen Gottesgnade beharrten und schließlich auch noch die parlamentarische Kaiserkrone ablehnten, zeigt daher aus meiner Sicht bereits einen auch gegen die christlichen Traditionen gerichteten Größenwahn. Wer weder eine Bestätigung von der Kirche noch vom Adel noch vom gewählten Parlament anerkennt, sondern sich nur aufgrund von Ego und Erbe die Krone aufsetzen will, hat sich den politischen Untergang redlich verdient. Meine ich.
https://www.bbaw.de/veranstaltungen/veranstaltung-preussen-im-spiegel-europas
Nach wie vor ein interessantes und viel diskutiertes Thema.