Blume & Ince 31: Das KI-Fediversum und die digitale Thymokratie

Im neuen Jahr 2025 haben Prof. Dr. Inan Ince (BWL) und ich etwas Grundlegendes geändert – und erschrecken gleich am Anfang selbst ein wenig darüber! 🙂
Und dann geht es ans Eingemachte – mithilfe eines nordägyptischen Stein-Skarabäus tauchen wir ein in das zweidimensionale Djet-Neheh-Zeitverständnis des pharaonischen Ägypten, das erst durch die alphabetisierten Religionen um die Vorstellung eines linearen Kalenders erweitert wurde!
Diesen steinernen Skarabäus erwarb ich in einem nubischen Dorf bei Assuan und brachte ihn über den Nil zurück nach Filderstadt und in Folge 31 von “Blume & Ince”. Foto: Michael Blume
Dazu gibt es den Rückgriff auf das große “Empire & Communications” von 1950, das nicht weniger als die weltweit führende Rolle der kanadischen Medienwissenschaft begründete! In diesem Grundlagenwerk unterschied Harold Adams Innis erstmals die zeitlich orientierten Medien aus Stein von den auf räumliche Reichweite orientierten Medien wie Papyrus.
Das Buch “Empire & Communications” (1950) des Politikökonomen Harold Adams Innis (1894 – 1952) begründete eine ganz neue Wissenschaftsdisziplin, die (kanadische) Medienwissenschaft. Foto: Michael Blume
Mit dem KI-Fediversum fallen nun erstmals in der Geschichte der Menschheit die zeitlichen und räumlichen Reichweiten von Medien vollständig und umfassend ineinander! Und das ist nicht mehr nur Science-Fiction – KI-Avatare von Verstorbenen mit dem Anspruch auf digitale Ewigkeit entstehen bereits jetzt. Heute. Täglich. Und ob wir das wollen, oder nicht.
Die MDR-ARD Wissen-Dokumentation “Mein Mann lebt als KI weiter” von und mit Frank Seibert ist bereits jetzt in der ARD-Mediathek verfügbar. Foto: Michael Blume
Aus der Raum und Zeit umgreifenden Macht des KI-Fediversums erklären sich auch die Angriffe etwa der Trump-nahen Heritage Foundation und von Elon Musk auf Wikipedia. Nicht erst in Zukunft, sondern in der Gegenwart entscheidet sich, ob die digitalen Oligarchen alle Bereiche des Internets als KI-Quellen unter Kontrolle bekommen, oder ob wenigstens Teile des Netzes fediversal, also frei, selbstorganisiert und faktenorientiert-dialogisch bleiben: “Der lesende Widerstand”.
Denn leider steht den digitalen Konzernen und Oligarchen mit dem algorithmischen Neurohacking auch ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung: Ihre zunehmend KI-gestützten Programme werden täglich besser darin, unsere Neurotransmitter Dopamin, Adrenalin und Testosteron zu manipulieren. Immer mehr von uns werden zugleich empörungssüchtig und einsam.
Und ich schildere, welche materiellen und auch emotionalen Hürden zu überwinden waren, um nach zwei Jahrzehnten endlich mein Amazon-Kundenkonto zu schließen!
Die “letzte Warnung” von Amazon vor dem Schließen meines zwei Jahrzehnte alten Kundenkontos beim Medienkonzern des digitalen Oligarchen Jeff Bezos. Screenshot: Michael Blume
Und wie die schon griechisch-philosophischen Begriffe Logos (Vernunft, Dialog, Wort) und Thymos (Würde, Stolz, Empörung) zu Demokratie versus Timokratie (“Herrschaft der Würdigen / Reichen”) und schließlich digitale Thymokratie (“Herrschaft der Wütenden”) evolvierten, diskutieren wir ebenfalls.
Wie immer finden Sie auch Folge 31 von “Blume & Ince” auf podigee und bei allen gängigen Podcast-Anbietenden. Den Videocast gibt es selbstverständlich auch wieder hier:
Lieber Michael,
einen verspäteten, aber nicht minder herzlichen Neujahrsgruß, und sorry für die ungebührlich lange Funkstille! Seit kurz vor Weihnachten bin ich mit meiner Dissertation fertig und kann endlich wieder den Kopf aus dem Bücherberg heben. Natürlich habe ich gleich auf Deinem Blog vorbeigeschaut: So viele Gedanken, denen ich aus vollem Herzen zustimme und die dabei helfen, die teilweise bizarren Entwicklungen unserer Gegenwart zu deuten! Werde gerne bei Gelegenheit kommentieren – auch wenn ich es oft schwierig finde, bei so komplexen Themen einen geeigneten Anknüpfungspunkt zu finden …
Da Kathrin dieses Jahr ebenfalls mehr Zeit hat, wollen wir unseren Rollenspiel-Podcast demnächst wieder aufnehmen. Dein Fokus auf Bildungs- und Zeittheorien wie auch auf ökologische Utopien (Solarpunk) passt dabei wunderbar zu unseren Interessen – haben schon eine Folge über „Zeit im Rollenspiel“ geplant. Lass uns da gerne mal die Köpfe zusammenstecken! Du bist natürlich jederzeit herzlich zum Gespräch eingeladen … Nun bin ich aber gespannt, was es mit dem „zweidimensionalen Zeitverständnis“ der Ägypter auf sich hat und wie sich dieses in Deine Kultur- bzw. Religionsgeschichte der Medien einfügt!
Danke für die Zuversicht, die aus Deinen Blogbeiträgen spricht, das unverzagte „Dennoch“ im Angesicht multipler Krisen. Gerne wollen wir mit unserem Podcast dazu beitragen, diese Hoffnung weiter zu verbreiten. Alles Gute für Dich und Deine Familie im neuen Jahr! Wir freuen uns auf den Gedankenaustausch und das gemeinsame Geschichtenerzählen mit Dir!
Lieber Björn,
vielen herzlichen Dank für Deinen Druko – wie schön, wieder von Dir zu lesen! Auch Dir und Kathrin von Herzen ein frohes, neues und gesegnetes 2025!
Herzliche Glückwünsche zur abgeschlossenen Dissertation! Ich melde schon jetzt Interesse an, sie zu lesen! Es hat sich aus einem launigen Mastodon-Post zum Thema KI-Fediversum ja inzwischen auch ein eigener Hashtag entwickelt: #derlesendeWiderstand ! 🙂
Und wie es der “Zufall” will, hatten wir auch gestern auf Mastodon wieder einen wundervollen Dialog über Fantasy-Rollenspiele und deren Nutzen für den demokratischen Dialog!
https://sueden.social/@BlumeEvolution/113815511843999527
Ja, es wäre mir eine Ehre und Freude, mit Euch eine Folge zu “Solarpunk & Zeit im Rollenspiel” zu machen! Kommt gerne auf mich zu, wenn Ihr es zeitlich absehen könnt. Auch hätte ich einen Themenwunsch – würdet Ihr einmal das Thema “KI als Spielleitung – Fantastisch oder abgründig?” (o.ä.?) machen. Meine Studierenden am KIT haben das Seminar letztes Mal schon mal fantastische Karten, Musik und Charaktere erstellen sowie ein wenig “reinspielen” lassen und ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich das finden soll. Einerseits eröffnet es fantastische Möglichkeiten, sich gerade auch der Dominanz weniger Konzerne zu entziehen und dennoch “bunt” zu spielen – andererseits basierten die KI-Produkte nur auf wenig kreativen Mittelwerten (Elfinnen mit dunkler Magie, Zwerge mit Hämmern usw.) und ich sehe massive Gefahren des Neurohacking. Eure Beobachtungen und Meinung dazu würde mich SEHR interessieren! 🙂
Freue mich sehr ein Wiederhören in 2025 und grüße Euch herzlich! 🙂
Wieder mal ein Vergnügen gewesen mit dir über die Themen zu sprechen! Wie alle sicher mitbekommen haben, hat sich einiges angestaut über die Feiertage 😀
Und natürlich danke für das Buch – ich hoffe ich komme sehr bald dazu mich tiefer einzulesen
Vielen Dank auch Dir, lieber @Inan Ince – Du hast meine Bitte nach einer Ägyptologie-Folge aufgegriffen und unser Dialog war mir wieder eine richtig große Freude! Ich bin gespannt, ob Dich “Empire & Communications” (ab 1950) auch so begeistert wie mich und freue mich über die geplante Folge über “Bildung & Male Flight” schon jetzt! 😊🙋♂️
Um unsere These von der schnellen Entwicklung des KI-Fediversums zu testen, habe ich also gerade Felo.ai gepromptet: “Bitte nenne je zwei Medien von Raum und Zeit aus dem antiken Ägypten und Römischen Reich nach Harold Adams Innis.”
Das Ergebnis wäre etwa in Studienarbeiten bereits klar mit einem “Sehr gut” zu bewerten – und siehe Link-Quelle 18!:
Harold Adams Innis, ein kanadischer Kommunikationswissenschaftler, entwickelte die Theorie der *zeit- und raumbezogenen Medien*, um zu erklären, wie Kommunikationsmittel die Stabilität und Ausdehnung von Zivilisationen beeinflussen. Zeitbezogene Medien fördern Tradition und kulturelle Beständigkeit, während raumbezogene Medien Expansion und Zentralisierung begünstigen. Hier sind je zwei Beispiele für solche Medien aus dem antiken Ägypten und dem Römischen Reich:
## **Antikes Ägypten**
**Zeitbezogene Medien:**
– **Steininschriften**: Monumentale Bauwerke wie Pyramiden und Tempel mit Hieroglyphen auf Stein symbolisieren die Dauerhaftigkeit und die Bewahrung von Traditionen über Generationen hinweg[5][9].
– **Ton- und Lehmtäfelchen**: Diese wurden für dauerhafte Aufzeichnungen verwendet, insbesondere in Verwaltungs- und religiösen Kontexten, um Wissen über lange Zeiträume zu bewahren[5][9].
**Raumbezogene Medien:**
– **Papyrus**: Als leichtes und transportables Medium ermöglichte Papyrus die Verbreitung von Informationen über große Entfernungen, was die Verwaltung des ägyptischen Reiches erleichterte[5][9].
– **Karawanenwege und Handelsnetzwerke**: Diese dienten als physische Kommunikationswege, um Informationen und Güter über weite Strecken zu transportieren, was die Expansion des Reiches unterstützte[5][9].
## **Römisches Reich**
**Zeitbezogene Medien:**
– **Steinmonumente und Inschriften**: Triumphbögen, Säulen und andere Monumente mit eingravierten Texten dienten dazu, die Errungenschaften und Gesetze des Reiches für die Nachwelt zu bewahren[5][9].
– **Rechtstexte auf dauerhaften Materialien**: Gesetzestafeln wie die Zwölftafelgesetze wurden auf Metall oder Stein graviert, um ihre Beständigkeit zu sichern und die römische Rechtsordnung zu stabilisieren[5][9].
**Raumbezogene Medien:**
– **Papyrus und Pergament**: Diese Materialien wurden für administrative und militärische Kommunikation verwendet, um Informationen schnell über die weiten Gebiete des Reiches zu verbreiten[5][9].
– **Straßennetzwerke**: Das ausgedehnte Straßensystem des Römischen Reiches diente als physisches Medium, um Nachrichten, Befehle und Güter effizient über große Entfernungen zu transportieren[5][9].
Innis argumentierte, dass Zivilisationen wie Ägypten und Rom erfolgreich waren, weil sie ein Gleichgewicht zwischen zeit- und raumbezogenen Medien fanden, um sowohl kulturelle Stabilität als auch territoriale Expansion zu gewährleisten.
[1] https://www.scribd.com/document/722781050/Innis-Harold-A-2011-Media-in-Ancient-Empires
[2] https://search.library.wisc.edu/catalog/9913612035002121
[3] https://books.google.com/books/about/Empire_and_Communications.html?id=xxmGAAAAMAAJ
[4] https://www.media-studies.ca/articles/innis.htm
[5] https://en.wikipedia.org/wiki/Harold_Innis%27s_communications_theories
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Harold_Innis
[7] http://iwcmediaecology.pbworks.com/Harold-Innis
[8] https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/1615-634x-2002-2-261.pdf?download_full_pdf=1
[9] https://en.wikipedia.org/wiki/Empire_and_Communications
[10] https://www.thecanadianencyclopedia.ca/en/article/harold-innis
[11] https://mediarep.org/bitstream/handle/doc/2741/ZfM_01_81-92_Peters_Geschichte_als_Kommunikationsproblem_.pdf?sequence=7&isAllowed=y
[12] https://utppublishing.com/doi/abs/10.3138/9781487520694.fm2
[13] https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/transcript.9783839410929.143/pdf?srsltid=AfmBOopq633EtXwrztXO6F3VWwJ4pc8BgIfjV9sBrnFUb0T5lUjTBA9E
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Harold_Adams_Innis
[15] https://eh.net/encyclopedia/harold-adams-innis/
[16] https://gutenberg.ca/ebooks/innis-empire/innis-empire-00-h.html
[17] https://www.academia.edu/13148367/Gegenwartsbesessenheit_Die_Frage_nach_Demokratie_im_Wirkungsfeld_von_Zeit_und_Raum_Paul_Virilio_und_Harold_Innis_im_Vergleich
[18] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/diesseits-von-zeit-raum-aus-fediversum-und-ki-emergiert-das-erste-perfekte-medium-nach-harold-innis/
[19] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezension-sachbuch-stein-und-sein-11304762.html
[20] https://marine.copernicus.eu/marine-paragraph/iframe-render/https%3A%7C%7Cxn--90aiage5a3abhc.xn--p1ai%7Cjywqfinxgjufe61v
[21] https://www.amazon.com/Empire-Communications-Harold-Adams-Innis/dp/0802061192
[22] https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9789048528479/pdf?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOor8Sjw50bamZVxaArTiIAdYNsKrNmBpA5A8KATwvNsZfkP3-4lh
[23] https://amodern.net/article/innis-office/
[24] https://cjc.utppublishing.com/doi/10.22230/cjc.2004v29n2a1431
[25] https://voegelinview.com/intellectual-courage-harold-innis-review/
[26] https://neiljh.wordpress.com/2013/06/12/harold-innis-bias-of-communications-a-starting-point-not-a-foundation/
[27] https://www.researchgate.net/publication/342004805_Theory_of_Communication_by_Harold_Adams_Innis
Sehr guter Beitrag, auch wenn ich nicht alles teile.
Interessant auch die Infos über Ägypten.
Es hat mich wirklich schockiert, wie weit KI schon in unser Leben eingreift. Was ich noch nicht ganz verstehe: Selbst wenn ich dem Internet das anvertraue, was ich von mir überliefert haben möchte, kann das ja dennoch künftig manipuliert werden.
Die Hoffnungen, die Sie mit der Europäischen Union verbinden, hätte ich noch vor nicht allzu langer Zeit geteilt. Doch es gibt Länder wie Ungarn, die an einer gemeinsamen Verteidigung m.E. gar kein Interesse haben.
Die EU entwickelt sich rasant wieder auseinander. Wie eine künftige deutsche Regierung europäisch denkt und handelt, bleibt abzuwarten.
Wo ich mit Ihnen, Herr Dr. Blume, nicht einer Meinung bin, ist das Bild das Sie von Herrn Hagel vermitteln wollen. Leider habe ich kein Vertrauen zu ihm. Spätestens durch die Wahlplakate bei der Europawahl hat er bei mir jeden Kredit verspielt. Ich spreche ihm nicht ab ein Demokrat zu sein. Meine Stimme hat er nicht.
Gespannt bin ich auf die nächste Folge mit einem brisanten Thema.
Vielen herzlichen Dank, liebe @Marie H.
Danke für Ihr Interesse an der Ägyptologie!
Es mag als eine Marotte erscheinen, aber die Generation meiner Kinder würden es wohl “Level freispielen” nennen: Ich rede ungerne über Orte, an denen ich selbst noch nicht war. Selbst bei der Annahme der Einladung nach Davos spielte für mich eine Rolle, dass ich danach kundiger über das World Economic Forum (WEF) und den Schauplatz von Thomas Manns “Zauberberg” (1924) sprechen würde.
Und, ja, die Gefahr einer Erosion auch der Europäischen Union besteht, zumal ja Ungarn bereits in eine Thymokratie abgestürzt ist, Italien umgebaut wird und auch Österreich vor einem austrofaschistischen “Volkskanzler” Kickl steht. Eine rechtsdualistische Präsidentschaft nach den französischen Wahlen im April 2027 erscheint auch nicht mehr ausgeschlossen. Die massiven Eingriffe von Russland und China vor allem via TikTok in die Präsidentschaftswahlen in Rumänien 2024 haben ja auch bereits gezeigt, dass die Feinde der Demokratie und Europäischen Union diese gezielt digital zerspalten wollen. Deswegen meine wiederholten Hinweise auf #Neurohacking und #derlesendeWiderstand.
Über die Selbstgerechtigkeit vieler Linker bei der Beurteilung eigener und anderer, demokratischer Kandidierender diskutieren ja immer mehr Menschen, u.a. hier:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/was-ich-vom-politischen-koordinatensystem-links-mitte-rechts-halte/
Selbstverständlich verstehe ich den Wunsch vieler Linker, die eigenen Kandidierenden sollten nur von Schalmeienklängen begleitet werden, wogegen auch demokratische Kandidierende der Mitte nach Herzenslust mit Verdächtigungen überzogen und dämonisiert werden dürften. Aber intellektuell finde ich diesen Freund-Feind-Dualismus nicht arg spannend und möchte ihn auch nicht immer wieder diskutieren. Für eine Zugehörigkeit zum linken Milieu fehlt mir wohl einfach die Lust an der Opferpose bei gleichzeitiger Herabsetzung Andersdenkender.
Ja, auf die Diskussion des sog. “Male Flight” aus verschiedenen Bildungs- und Studienbereichen freue ich mich sehr! Wenn Sie dazu Erfahrungen, Beobachtungen oder Daten beisteuern wollten, so würde ich mich sehr freuen! Denn auch da werden wir es ja mit einem multiperspektivischem Thema zu tun haben, das sich am Besten dialogisch erschließt.
Herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Mein Traum war es immer, Ägyptologie zu studieren. Daraus wurde leider nichts. Ebenso bedaure ich es, nie in Ägypten gewesen zu sein. Jetzt ist es dafür zu spät.
Fall Sie mich wegen meiner Kritik an Manuel Hagel links einordnen, geht das fehl. Ich war 20 Jahre Mitglied der CDU und nur weil ich diese verlassen habe, heißt das nicht, dass ich dann automatisch links bin. Aber ich werde mich künftig jeder Kritik an jedwedem Unionspolitiker enthalten.
Zum Thema der nächsten Folge von Blume und Ince äußere ich mich als Frau bewusst nicht.
Vielen Dank für Ihren lieben Druko, @Marie H.
Auch die Begeisterung für Ägyptologie teilen wir also beide. Es tut mir ehrlich Leid, dass sich für Sie da einiges nicht verwirklichen ließ. In Ägypten waren gerade auch ältere Deutsche sehr geschätzt, zumal beklagt wurde, dass Jüngere oft nur noch den Strand aufsuchen und immer weniger Interesse an der ägyptischen Geschichte und Hochkultur zeigen würden. Auch deswegen möchte ich doch betonen, dass die Wurzeln der Alphabetschrift auf dem Sinai (sog. Protosinaitisches Alphabet, 18. Jahrhundert v. Chr.) aus dem Ägyptischen entstanden. Wir können nach meiner Auffassung also weder unsere Medien noch unsere Zeitverständnisse und Kalender ohne die Beiträge des Alten Pharaonen-Reiches verstehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Protosinaitische_Schrift
Sie kündigten an:
Aber ich werde mich künftig jeder Kritik an jedwedem Unionspolitiker enthalten.
Vielen Dank, aber keine Sorge: Die Über-Personalisierung von auch demokratischer Politik erscheint mir leider medial unvermeidlich. Das betrifft ja auch alle politischen Parteien und Milieus – mit dem “Bündnis Sarah Wagenknecht” (BSW) haben wir nun erstmals eine Partei in bundesdeutschen Parlamenten und sogar Regierungen, die nach einer einzelnen Person benannt sind. Ich nehme das wahr und ernst, möchte diesen Trend aber in der Tat ungerne weiter befeuern.
Auch hier darf ich entwarnen: Sie haben nach meiner kurzen Übersicht (Markus) Söder 2025 in zwei und 2024 in vier Drukos erwähnt. Das ist m.E. durchaus noch im Rahmen, aber ich bin Ihnen für Ihre freundliche Rücksicht dankbar. So kenne ich beispielsweise auch Cem Özdemir von Jugend an, wir schätzen und Duzen einander. Aber dieser Wissenschaftsblog “Natur des Glaubens” soll einfach nicht der Ort für tages-, partei- oder gar personalpolitischen Dualismus werden. Deswegen halte auch ich selbst mich bewusst mit Kritik an Kandidierenden zurück. Es geht mir ja um den grundlegenden Dialog zwischen allen demokratischen Milieus, nicht um einen Wahl-O-Maten.
Zum Thema der nächsten Folge von Blume und Ince äußere ich mich als Frau bewusst nicht.
Vielen Dank, so als reines Männerthema habe ich den “Male Flight” aus einigen Bildungssektoren noch gar nicht gesehen. Immerhin scheinen die Berufs- und Studienwahlen junger Frauen und Männer doch zu interagieren – und ich würde also glauben, dass wir beide (und ggf. auch dritte) Perspektiven dazu erschließen sollten. Aber vielleicht ist schon die Benennung des Phänomens nach nur einem Geschlecht problematisch.
Ihnen noch einmal vielen Dank für Ihre anregenden Drukos!
Perplexity.ai gibt uns mit:
Die Frage, ob sich der “Male Flight” aus Bildungssektoren durch das Streben nach Status erklären lässt, ist komplex und erfordert eine differenzierte Betrachtung. Hier sind einige Argumente, die diese These unterstützen oder in Frage stellen:
## Argumente für die These
**Bedeutung der Erwerbsarbeit**: Für das hegemoniale Männlichkeitsbild spielt die Erwerbsarbeit eine zentrale Rolle. Der berufliche Status wird oft als Maßstab für männlichen Erfolg gesehen[2]. Dies könnte Männer dazu veranlassen, Bildungswege zu wählen, die schneller zu einem hohen beruflichen Status führen.
**Karriereorientierung**: In vielen Betrieben herrscht eine Arbeitskultur, die sich an dem “rund um die Uhr” einsatzbereiten Mann orientiert. Karriereperspektiven sind oft an die Zugehörigkeit zu “Männerseilschaften” geknüpft[2]. Dies könnte Männer dazu motivieren, Bildungswege zu bevorzugen, die solche Karrieremuster begünstigen.
**Struktureller Wandel**: Die Studie zeigt, dass der Anteil höherer Statuspositionen in jeder Kohorte deutlich höher ist als bei den Eltern[3]. Dieser “Fahrstuhleffekt” könnte Männer dazu veranlassen, nach alternativen Wegen zu suchen, um sich von anderen abzuheben und einen hohen Status zu erreichen.
## Argumente gegen die These
**Angleichung der Geschlechter**: Die Mobilitätsmuster für Männer und Frauen haben sich im Beobachtungszeitraum weitgehend angeglichen[3]. Dies deutet darauf hin, dass geschlechtsspezifische Faktoren bei der Bildungs- und Berufswahl an Bedeutung verlieren.
**Komplexe Einflussfaktoren**: Die Studie weist darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit, einen hohen beruflichen Status zu erreichen, weiterhin stark vom Berufsstatus der Eltern abhängt[3]. Dies zeigt, dass soziale Mobilität von vielen Faktoren beeinflusst wird, nicht nur vom individuellen Streben nach Status.
**Veränderung der Bildungslandschaft**: Der Anteil höherer Bildungsabschlüsse hat sich über die Generationen hinweg deutlich erhöht[3]. Dies könnte darauf hindeuten, dass der “Male Flight” eher eine Reaktion auf veränderte Bildungsstrukturen als ein gezieltes Streben nach Status ist.
## Fazit
Während das Streben nach Status durchaus ein Faktor sein kann, der den “Male Flight” aus bestimmten Bildungssektoren beeinflusst, greift diese Erklärung allein zu kurz. Die Veränderungen in der Bildungs- und Arbeitslandschaft, die Angleichung der Geschlechterrollen und die komplexen sozialen Mobilitätsmuster deuten darauf hin, dass multiple Faktoren berücksichtigt werden müssen, um dieses Phänomen umfassend zu erklären.
Citations:
[1] https://www.flugrecht.de/flugverspaetungen/flughafen/male-international-airport-mle/
[2] https://www.die-bonn.de/doks/2011-maennlichkeit-bildung-01.pdf
[3] https://www.econstor.eu/bitstream/10419/179690/1/1023136414.pdf
[4] https://www.malediven-piraten.com/malediven-flug-ankunft-flughafen-male-mle
[5] https://www.dissens.de/fileadmin/JuS/Redaktion/Dokumente/Buch/Stuve%20Debus%20-%20M%C3%A4nnlichkeitsanforderungen.pdf
[6] https://www.diw.de/de/diw_01.c.584241.de/soziale_mobilitaet_in_deutschland_durchlaessigkeit_hat_sich_in_den_letzten_30_jahren_kaum_veraendert.html
[7] https://www.etihad.com/de/manage/flight-tracker
[8] https://www.uni-mannheim.de/forschung-erleben/artikel/money-can-buy-men-love/
[9] https://www.diw.de/de/diw_01.c.774742.de/s_10834.html
[10] https://www.lufthansa.com/de/de/flugplan-und-flugstatus
[11] https://www.studierendenwerke.de/fileadmin/user_upload/22._Soz_Hauptbericht_barrierefrei.pdf
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Student
[13] https://www.mdr.de/wissen/bildungsforscher-heublein-passive-studierende-ungluecklichen-aktive-gluecklichen-100.html
[14] https://de.statista.com/themen/1159/studium/
[15] https://www.pedocs.de/volltexte/2022/24840/pdf/Budde_Rieske_2022_Jungen_in_Bildungsontexten.pdf
[16] https://www.gulfair.com/de/flying-with-us/before-you-travel/flight-status
[17] https://www.skyscanner.de/fluge/ankunft-abflug/mle/velana-international-ankunft-abflug
[18] https://www.kayak.de/Male-Male-Intl-Airport-Flughafen.MLE.ap.html
[19] https://wizzair.com/de-de/informationen-und-serviceleistungen/ueber-uns/aktueller-flugstatus
[20] https://www.rwu.de/sites/default/files/2021-11/211012_RWU_Konzepte_digital.pdf
[21] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/3248/umfrage/stark-von-maennern-besetzte-studienfaecher/
[22] https://www.uni-hildesheim.de/media/fb2/kulturpolitik/publikationen/KPD_Hefte/KPD19.pdf
[23] https://www.bundestag.de/resource/blob/634368/071d34cdd0f392f049f3cc4894f2b61e/WD-9-095-18-pdf-data.pdf
[24] https://www.zaar.uni-muenchen.de/studium/studenteninfo/student_prof/student/index.html
[25] https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00043053/150227_FLHO_Publikation_opus_pdfa.pdf
[26] https://www.gutefrage.net/frage/studieren-nur-fuers-statussymbol
[27] https://www.europaimunterricht.de/fileadmin/europaimunterricht/pdf/Unterrichtseinheiten/due_2018_bildung_und_sozialer_aufstieg.pdf
[28] https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/wie-belastet-sind-studierende-6268
Vielen Dank für Ihre Antwort und vor allem die KI Zusammenfassung des “Male Flight”.
Als problematisch erscheint mir persönlich zu sein, dass seit Jahren immer wieder einmal die These vertreten wird, dass Jungs in der Schule benachteiligt werden.
Sie beide, Prof. Ince und Sie, haben zu diesem Thema vor einiger Zeit eine Podcastfolge gemacht.
Daran musste ich als erstes denken, als das nächste Thema angekündigt wurde.
Möglich, dass ich zwei Dinge miteinander verbinde, die gar nichts miteinander zu tun haben.
Oh, vielen Dank, @Marie H. – nun verstehe ich Ihre Befürchtung!
Nein, es geht bei der “Male Flight”-These aus den USA gerade nicht um einen Vorwurf an das eine oder andere Geschlecht, sondern um die wissenschaftlich noch offene Frage, “warum” sich Männer aus immer mehr Studienrichtungen und Berufen zurückziehen. Dass heute Jungs in Grundschulen vor allem von Lehrerinnen gebildet und bewertet werden, ist also nicht Ursache, sondern Folge des Male Flight, deutsch etwa: in bestimmten Sektoren zu beobachtende, männliche Bildungs- und Berufsflucht.
Ausgelöst wurde unser Interesse über einen Einwand von Celeste Davis, die dem Podcast Freakonomics vorhielt, nicht über die “eigentlichen Gründe” des “Male Flight” zu reflektieren:
https://celestemdavis.substack.com/p/why-boys-dont-go-to-college
“In the 1950s, men outnumbered women 2:1 in college.
By the 1990s, the ratio was 1:1.
Today the ratio is 4:6 with fewer men than women attending college.
The question on everyone’s mind is why? Why aren’t men going to college anymore?”
In deutscher Übersetzung:
“In den 1950er Jahren waren die Männer im College 2:1 in der Überzahl.
In den 1990er Jahren lag das Verhältnis bei 1:1.
Heute liegt das Verhältnis bei 4:6, wobei weniger Männer als Frauen ein College besuchen.
Die Frage, die sich allen stellt, lautet: Warum? Warum gehen Männer nicht mehr aufs College?”
Davis bestreitet, dass dies die Folge der Diskriminierung von Jungs und Männern sei, sondern betont, dass Männer immer mehr früher männlich geprägte Berufe nicht mehr ergreifen würden. Das meint “Male Flight”.
Das Phänomen gibt es auch nicht nur in den USA. Hier sind zum Beispiel Daten zu den Veränderungen des Lehrberufs in Deutschland via Perplexity.ai:
Der Anteil weiblicher Lehrkräfte in der Bundesrepublik Deutschland hat in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen, während der Anteil männlicher Lehrkräfte entsprechend gesunken ist. Diese Entwicklung lässt sich anhand folgender Trends beobachten:
## Allgemeinbildende Schulen
– Im Schuljahr 2014/2015 waren bereits 72% aller Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen weiblich[1].
– In Niedersachsen lag der Frauenanteil unter den Lehrkräften im Jahr 2022 bei 73,4%[5].
## Entwicklung nach Schulformen
– **Grundschulen**: Der Frauenanteil ist hier am höchsten und stieg von 89% im Schuljahr 2014/2015 auf 90,2% in Niedersachsen im Jahr 2022[1][5].
– **Hauptschulen**: Der Männeranteil sank in Nordrhein-Westfalen von 39,8% im Schuljahr 2005/2006 auf 32,9% im Schuljahr 2015/2016[1].
– **Gymnasien**: Hier vollzog sich die deutlichste Veränderung. Waren Männer vor 2006 noch in der Überzahl, so stieg der Frauenanteil auf 58% im Schuljahr 2014/2015 bundesweit und auf 61,7% in Niedersachsen im Jahr 2022[1][5].
## Langfristige Entwicklung
– Der Lehrerberuf hat sich zunehmend zu einem von Frauen dominierten Beruf entwickelt[1].
– An Grundschulen sank der Anteil männlicher Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen von 10,9% im Schuljahr 2005/2006 auf 8,7% im Schuljahr 2015/2016[1].
– Über alle Schulformen hinweg sank der Anteil männlicher Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen von 32,9% im Schuljahr 2005/2006 auf 27,9% im Schuljahr 2015/2016[1].
Diese Entwicklung zeigt einen klaren Trend zur Feminisierung des Lehrerberufs in Deutschland, wobei die Veränderungen je nach Schulform unterschiedlich stark ausgeprägt sind.
Citations:
[1] https://www.news4teachers.de/2016/11/jetzt-ist-es-quasi-amtlich-lehrer-ist-ein-frauenberuf-die-letzte-maennerbastion-das-gymnasium-ist-gefallen/
[2] https://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/Papers/GWK-Heft-03-Chancengleichheit.pdf
[3] https://www.statistik-bw.de/Service/Veroeff/Monatshefte/PDF/Beitrag10_04_04.pdf
[4] https://www.bmfsfj.de/resource/blob/160308/73cf50519fdd0b72be8bce59a041079b/4-atlas-zur-gleichstellung-von-frauen-und-maennern-in-deutschland-broschuere-data.pdf
[5] https://www.statistik.niedersachsen.de/presse/drei-viertel-aller-lehrkrafte-an-allgemeinbildenden-schulen-in-niedersachsen-sind-frauen-217846.html
[6] https://www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/Publikationen/Nationale_Empfehlungen/2022_Leopoldina_Stellungnahme_Frauen-in-der-Wissenschaft_Web.pdf
[7] https://www.gew.de/fileadmin/media/publikationen/hv/Hochschule_und_Forschung/Ausbildung_von_Lehrerinnen_und_Paedagogen/Zukunftsforum_Lehrer_innenbildung/190228_MaennerInsGrundschulamt_2018_A4_171218.pdf
[8] https://thueringen.dgb.de/++co++2073640c-15db-11e1-6a7f-00188b4dc422
Meine bisherige Hypothese dazu lautet (sicher auch aufgrund meiner eigenen Biografie und Prägung), dass junge Männer bewusst wie auch vorbewusst dazu angehalten werden, Studien- und Berufswege zu wählen, die mit hohem Einkommen UND hohem Status verbunden werden. Dies könnte – so meine ich – erklären, warum sich Männer etwa weitgehend vom Reiten zurückgezogen haben, aber immer noch im Reitsport wahrgenommen werden, warum Tiermedizin und Grundschullehramt heute als “weibliche” Studienfächer gelten, obgleich sie früher männlich dominiert waren usw.
Auch ich selbst traute mir als Arbeiterkind ja nicht gleich ein Studium zu, sondern wählte erst eine Bank-Ausbildung.
Alternative Thesen, wie sie auf Freakonomics diskutiert wurden, verweisen dagegen auf Einkommensfragen, die Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Wahlen junger Frauen oder auf Diskriminierungserfahrungen von Jungs (Männer trauten sich weiblich dominierte Felder nicht mehr zu).
https://freakonomics.com/podcast/what-is-the-future-of-college-and-does-it-have-room-for-men/
Selbstverständlich könnten auch mehrere oder ganz andere Faktoren eine Rolle spielen. Deswegen hoffe ich das interdisziplinär und multiperspektivisch diskutieren zu können.
Ihnen Dank und herzliche Grüße!
Guten Abend, @Inan Ince und @Michael Blume.
Vielen Dank für diese sehr hörenswerte Folge mit derart vielen Querverweisen und Zusammenhängen! Auch wenn es einiges zu bedenken und „verdauen“ gibt.
Vielleicht ein off-Topic, aber dennoch, wie ich finde, ein schönes Detail zum Skarabäus:
Die Verehrung des Skarabäus im Alten Ägypten als Symbol für den Sonnenlauf hat eine interessante Parallele in der Verhaltensforschung: Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass ein verwandter Käfer aus Südafrika (der Scarabaeus satyrus, allerdings, streng genommen, eine andere Art als der ägyptische Scarabaeus sacer) sich am Nachthimmel orientieren kann – und zwar am schwachen Leuchtband der Milchstraße (für die der Untersuchung wurden die Käfer beim Rollen ihrer Dungkugel in einem Planetarium beobachtet – hier ein Artikel, der darüber berichtet, wie die zunehmende Lichtverschmutzung ein Problem für Mistkäfer darstellen könnte).
Die Milchstraße ist für menschlich erfahrbare Zeiträume ja fast schon etwas „Ewiges“. Das, finde ich, ist ein erwähnenswerte Parallele oder Analogie.
Vielen herzlichen Dank, @Peter Gutsche – Deine Hinweise sowohl auf den Scarabaeus satyrus wie auch auf die Milchstraße finde ich sehr bewegend und zutreffend!
Ich glaube, wir nähern uns hier dem Phänomen des Staunens, wie es Immanuel Kant (1724 – 1804) in den Schlusssätzen seiner “Kritik der praktischen Vernunft” (1788) gefasst hat:
„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im Überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise, suchen und bloß vermuten; ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewußtsein meiner Existenz.“
Du siehst also, warum ich mich schon jetzt sehr darauf freue, den interdisziplinären Dialog mit Dir im neuen Jahr und gerade auch auf diesem Blog fortzuführen! 🙂
Habe gerade überlegt, ob sich eine weitere Unterscheidung zwischen Virtuellem und Digitalem lohnen könnte, i. S. einer Weiterführung des “Zusammenfallens” von Zeit.
Bei imponierenden Macht- und Prachtbauten fand ich es eine gute Idee, dass im alten Rom ein Sklave den Triumphatpr erinnerte, dass auch der nur 1 Mensch sei, und musste angesichts digitalen Größenwahns seltsamerweise an Herrn E. M. denken vgl.https://de.wikipedia.org/wiki/Memento_mori
Das Memento mori war gedanklich-praktisch ephemer, flüchtig-zeitlich und wurde später ebenfalls in Stein gemeißelt auf lange Zeit, blieb damit gleichsam virtuell im kollektiven Gedächtnis.
Beide Zeitstufen wären damit vereint und finden heute ihren Weg ins Digitale, welches für das Virtuelle wiederum auf materielle Grundlagen (Metall, Erden, Netzwerke, Prozessoren etc.) angewiesen ist. Ließe sich von einer Materialität des Digitalen und damit ggf. Zeitlichkeit höherer Ordnung sprechen? 🙂
Vielen herzlichen Dank für Ihre konstruktive Nachfrage, @MB ! 🙏
Und, ja, tatsächlich habe auch ich lange geglaubt, dass auf die digitale Medienrevolution der Übergang in Virtual Reality erfolgen würde. Hatte dazu auch von Jaron Lanier (2017) “Anbruch einer neuen Zeit. Wie Virtual Reality unser Leben und unsere Gesellschaft verändert” gelesen. Doch bisher scheint die KI eher die Richtung von Augmented Reality einzuschlagen.
In einem aktuellen SWR Wissen-Interview erklärte etwa die Anja Bezold (Mit-Autorin von “#WomenGPT – Mit KI den Alltag meistern”) ihre neue Lebensrealität:
“Ich bin keine KI-Expertin. Sondern ich bin eine ganz normale Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Ich jongliere viele Bälle gleichzeitig in der Luft – ob als Mutter, als Führungskraft oder als Netzwerkerin.
Bis vor anderthalb Jahren war ich gefühlt der analogste Mensch auf Erden. Dann hatte ich einen Schlüsselmoment, und ich habe zum ersten Mal ChatGPT genutzt – zum Thema Wochenendgestaltung mit der Familie. Ich habe es ausprobiert, hatte ein klasse Ergebnis, und dann wollte ich mehr.
Mittlerweile habe ich über 30 KI-Assistenten zu unterschiedlichen Anwendungen. Das kann von WhatsApp über Mails, Protokolle, Berichte bis hin auch zur Urlaubsplanung gehen. Ich habe letztens ausprobiert: Kofferpacken. Das funktioniert wunderbar, und ich möchte das einfach nicht mehr missen.”
https://www.swr.de/wissen/warum-frauen-seltener-ki-nutzen-100.html
Meine bisherige Annahme zur kommenden Medienstufe, die ich wohl verändern oder verwerfen muss, lautete wie folgt:
Medienstufe 1: Medien, für die weder Sendende noch Empfangende Technologien benötigen, also Gesten, Laute, Sprachen
Medienstufe 2: Medien, für die Sendende Technologien benötigen, also Symbole, Markierungen, Schrift, Karten
Medienstufe 3: Medien, für die sowohl Sendende wie Empfangende Technologien benötigen, also elektronische Medien wie Telegraphen, Funk, Radio und Filme
Medienstufe 4: Medien, in denen sich sowohl Sendende wie Empfangende in gemeinsame Zeit-Räume begeben, also digitale Medien wie Telefon und Internet
Medienstufe 5: Virtuelle Realitäten – oder doch KI-Augmented Reality?
An dieser Stelle bin ich mir, ehrlich gesagt, noch sehr unsicher. Womöglich ließe sich der in “Blume & Ince 31” diskutierte Gegensatz zwischen Konzern-Neurohacking und KI-Fediversum sogar als Auseinandersetzung darüber verstehen, ob sich die künftigen KI-Medien noch an der menschlichen, demokratischen Wirklichkeit orientieren, oder aber ins völlig Virtuelle und Thymokratische abgleiten. Ich hatte ja davon gesprochen, dass Thymokraten wie Trump mithilfe der digitalen Oligarchie schon in wenigen Jahren versuchen könnten, auch die Vergangenheit digital umzuschreiben. Die Hitler-war-Kommunist-Lüge ließe sich ja auch bereits in diesem Kontext verorten.
Vielen Dank also für die präzise Nachfrage, Sie haben damit eine meiner Noch-Unsicherheiten gestellt! 🙂
Vielen Dank für Ihre Antwort, ich finde, Sie regen Mitleser:innen definitiv auch zur Reflexion über den status quo dieser Welt an.
Da die Medien(r)evolution ständig weiter läuft, könnte irgendwann aufgrund von Nachfrage eine postdigitale Stufe sich auftun, wenn nämlich angesichts digitaler Fälschbarkeit das Materiell/ Originale stark gefragt wird oder andere Praxen entsteht.
Wer außer den Produzenten und Profiteuren hat schon Lust auf Fake News am laufenden Band? Reine Zeitverschwendung ist das, gefährlich noch dazu.
Ein etwas krudes Bsp.: Mit einem Klick ändere ich digital die Geschichtsschreibung, analog brauche ich viel gedrucktes Papier dazu.
Wenn der von Ihnen und anderen befürchtete Fall eintritt und die Menschheit in einigen Jahrzehnten nur in einigen Weltregionen in höhrerer Kulturstufe besteht, braucht es ggf. ohnehin eine Durchmischung von analog & digital, da fürs Digitale mehr fabriziert werden muss, mehr Maschinen nötig sind, was das Digitale ggf. wiederum auf eine Innis’sche Stufe des Raumbezogenen wirft.
We’ll see.
Danke für den Input und ein schönes Jahr jedenfalls.
Schöne Grüße
Vielen herzlichen Dank für diesen tiefen Druko-Kommentar, @MB 🙏🙌
Denn wenn wir die Raum-Zeit-Medienthese von Harold Adams Innis aus “Empire & Communications” weiterdenken, dann kommen wir tatsächlich bei der von Ihnen vorgeschlagenen Lösung heraus: Innis beobachtete, dass Zivilisationen wie Ägypten und Rom erfolgreich waren, weil sie ein Gleichgewicht zwischen zeit- und raumbezogenen Medien gefunden hatten, um sowohl Stabilität wie auch Dynamik zu entfalten.
Ich würde das auch auf heutige Gesellschaften und sogar auf uns alle als Personen ausweiten: Wir alle brauchen einen klugen und dynamischen Medienmix, der uns in die Höhe trägt, ohne unsere Wurzeln in der Realität zu kappen. Einen solchen Medienmix sollten wir immer wieder neu finden.
Ich danke Ihnen für die starken Kommentare und freue mich, Sie auch in Zukunft zu lesen! 😊🖖
Freue mich gerade sehr über einen sensationellen, archäologischen Fund in der heutigen Türkei, der Republik Türkiye!
“Archäologie: Forscher entdecken Schlachtfeld von Alexander dem Großen – „entscheidender Moment der Weltgeschichte“
[…] Ein bedeutsamer archäologischer Fund wurde von Forschern gemacht, nach fast 150 Jahren intensiver Suche. Während ihrer Ausgrabungen stießen sie auf das Schlachtfeld von Granikos, das als Schauplatz einer der wichtigsten Schlachten von Alexander dem Großen bekannt ist. Es befindet sich in der heutigen türkischen Region Çanakkale. […]
Die Einbindung des archäologischen Fundes in den Tourismussektor soll nicht nur ein kulturelles Highlight schaffen, sondern trägt auch zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei. Canakkales Bürgermeister Muharrem Erkek zeigte sich dabei optimistisch, dass die Entdeckung Geschichtsinteressierte aus aller Welt anziehen wird.
Alexander der Große, eine der prägendsten Figuren der Antike, bleibt bis heute ein Symbol für strategisches Genie und kulturelle Integration. Seine Schlacht am Granikos war der Beginn einer beispiellosen Eroberung, die die griechische Kultur über Asien und den Nahen Osten hinaus verbreitete.”
Der ganze, lesenswerte Artikel hier:
https://www.futurezone.de/science/article610829/archaeologie-forscher-finden-antikes-schlachtfeld-von-alexander-dem-grossen-entscheidender-moment-der-weltgeschichte.html
Herzlichen Dank und Gratulation an die großartigen Archäologinnen und Archäologen, die diesen Fund ermöglichten! 🙏📚🙌
Für unsere nächste Folge zum Thema “Male Flight” – dem Rückzug von Männern aus immer mehr Bildungswegen und Studiengängen, in denen inzwischen Frauen dominieren – habe ich durch die KI Gamma.app eine kleine Präsentation erstellen lassen:
https://untitled-0q6of6d.gamma.site/
Sie ist m.E. inhaltlich bereits recht gut gelungen, enthält allerdings auch noch Fehler, die ich bewusst nicht korrigiert habe – wie das Mädchen, das in einem mittleren Bild durch eine Tischplatte wächst.
KI entwickelt sich schnell, doch es sind immer noch wir Menschen, die sie konstruktiv und kritisch anwenden sollten.
Die These zur wachsenden Reichweite des KI-Fediversums in Raum UND Zeit wird aktuell durch einen Mastodon-Post zum Hackathon & Fediverse-Treffen am 19. Mai 2025 in Stuttgart bestätigt. Erst gestern Abend gepostet, erreicht dieser kleine Text mit Bloglink bereits aktuell 583 Reposts, Tendenz weiter steigend!
https://sueden.social/@BlumeEvolution/114218307673009736
Auch die japanische KI-Anwendung Felo.ai vermag die These bereits korrekt wiederzugeben:
Die These des KI-Fediversums besagt, dass durch die Kombination von Fediversum und künstlicher Intelligenz ein Medium entsteht, das räumliche und zeitliche Dimensionen umfassend integriert[7]. Dr. Michael Blume erklärt, dass mit dem Fediversum und KI derzeit das erste Medium entsteht, das räumliche und zeitliche Dimensionen vollständig umfasst[7].
**Grundlagen des Fediversums**
Das Fediversum ist ein dezentrales Netzwerk unabhängiger sozialer Medien-Server, das auf Interoperabilität und Flexibilität basiert[2]. Es ermöglicht Medienunternehmen, ihre Inhalte über verschiedene Plattformen zu verteilen, ohne auf eine einzelne, zentrale Plattform angewiesen zu sein[2]. Im Gegensatz zu zentralisierten Plattformen, bei denen ein einzelner Server die Daten speichert, können Benutzer im Fediversum ihren Server basierend auf Präferenzen wie Datenschutz und Moderationsrichtlinien auswählen[2].
**KI im Fediversum**
KI unterstützt das Fediversum, indem sie die Erstellung von Inhalten, die Moderation und die Interaktion personalisiert[26]. Dies ermöglicht eine größere Reichweite und eine stärkere Verbindung zum Publikum, losgelöst von den algorithmischen Einschränkungen traditioneller sozialer Medien[2]. KI-gestützte Programme werden jedoch auch dafür kritisiert, Emotionen zu manipulieren[5].
**Theorie von Innis und Raum-Zeit-Medien**
Die These des KI-Fediversums baut auf Harold Adams Innis’ Medientheorie auf, die zwischen zeit- und raumbezogenen Medien unterscheidet[3]. Zeitbezogene Medien fördern Tradition und kulturelle Beständigkeit, während raumbezogene Medien Expansion und Zentralisierung begünstigen[3].
Im antiken Ägypten dienten beispielsweise Steininschriften als zeitbezogene Medien, während Papyrus als raumbezogenes Medium diente[3]. Das KI-Fediversum überwindet diese Trennung, indem es sowohl dauerhafte Traditionen (Zeitbezug) als auch schnelle, weitreichende Verbreitung (Raumbezug) ermöglicht[3].
**Das KI-Fediversum als Alternative**
Das KI-Fediversum wird als eine mögliche “letzte Ausfahrt” aus der algorithmischen Kontrolle durch große Konzerne gesehen[5]. Es bietet eine Alternative zu den “antisozialen Medien”[1], die durch ihre Algorithmen Neurohacking betreiben und Emotionen manipulieren[5]. Dr. Michael Blume betont die Unterschiede zwischen kommerziellen Konzernmedien und öffentlichen Fediversum-Medien[1].
**Vorteile für Medienunternehmen**
Medienunternehmen können das Fediversum nutzen, um neue Zielgruppen zu erreichen und stärkere, direktere Verbindungen zu ihrem Publikum aufzubauen[2]. Die Interoperabilität des Fediversums ermöglicht es, Inhalte nahtlos über verschiedene Plattformen zu teilen[2]. Benutzerautonomie und Inhaltskontrolle stärken das Vertrauen des Publikums[2]. Durch die dezentrale Moderation können Medienunternehmen sicherstellen, dass ihre Inhalte ihren Standards entsprechen[2].
**Herausforderungen und Kritik**
Trotz der Vorteile gibt es auch Herausforderungen. Dezentrale Systeme können Schwierigkeiten bei der Moderation von Inhalten wie Hassreden und Fehlinformationen haben[6]. Die Komplexität der Protokolle kann für durchschnittliche Benutzer abschreckend wirken[6]. Es besteht auch die Gefahr, dass KI zur Manipulation von Emotionen eingesetzt wird[5].
**Fazit**
Das KI-Fediversum stellt einen vielversprechenden Ansatz für eine umfassendere mediale Reichweite in Raum und Zeit dar, indem es die Vorteile der Dezentralisierung mit den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz verbindet. Es bietet Medienunternehmen neue Wege, ihr Publikum zu erreichen und gleichzeitig die Kontrolle über ihre Inhalte und Daten zu behalten. Es ist wichtig, die potenziellen Herausforderungen und Risiken im Auge zu behalten, um eine positive und nachhaltige Entwicklung dieses neuen Mediums zu gewährleisten.
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ki-hoffnung-fediversum-mein-abschied-aus-den-antisozialen-digitalmedien/
[2] https://digitalcontentnext.org/blog/2024/06/11/want-to-build-your-audience-consider-the-fediverse/
[3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-31-das-ki-fediversum-und-die-digitale-thymokratie/
[4] https://www.reddit.com/r/Mastodon/comments/1e8plei/is_mastodon_and_the_fediverse_a_possible_escape/
[5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisoziale-medien-befeuern-den-thymos-letzte-ausfahrt-ki-fediversum/
[6] https://nogood.io/2024/05/13/decentralized-social-media/
[7] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/diesseits-von-zeit-raum-aus-fediversum-und-ki-emergiert-das-erste-perfekte-medium-nach-harold-innis/
[8] https://www.linezero.com/blog/connecting-world-meta-mixed-reality-ai-and-fediverse
[9] https://taz.de/Ende-der-Faktenchecks-bei-Meta-Diensten/!6057296/
[10] https://www.rappler.com/technology/features/fediverse-promises-social-media-without-big-tech-avoid-pitfalls/
[11] https://typo.social/@typographische
[12] https://www.theverge.com/24063290/fediverse-explained-activitypub-social-media-open-protocol
[13] https://www.ovrdrv.com/blog/the-fediverse-redefining-social-media-engagement/
[14] https://musicworld.social/
[15] https://werd.io/2024/protecting-artists-on-the-fediverse
[16] https://1827marketing.com/smart-thinking/the-rise-of-the-fediverse-a-new-era-for-b2b-marketing-strategy
[17] https://www.reddit.com/r/TwoXPreppers/comments/1i5q3lo/leaving_the_metaverse_where_yall_going/?tl=de
[18] https://www.britannica.com/technology/fediverse
[19] https://medium.com/fedi-curious/lessons-on-the-road-to-reviving-journalism-via-the-fediverse-01b3748cacc5
[20] https://wien.rocks/
[21] https://brunoamaral.eu/post/the-fediverse-prompt-hypes-and-ai-assistants/
[22] https://www.yahoo.com/tech/fediverse-promises-social-media-without-125212270.html
[23] https://fedi.at/
[24] https://mashable.com/article/what-is-the-fediverse
[25] https://masaar.net/en/social-media-platforms-in-the-age-of-the-fediverse/
[26] https://sueden.social/@BlumeEvolution/113972935807204606
[27] https://thenewstack.io/web-dev-2024-fediverse-ramps-up-more-ai-less-javascript/
[28] https://engineering.fb.com/2024/03/21/networking-traffic/threads-has-entered-the-fediverse/
[29] https://mastodon.astifter.com/@astifter
[30] https://www.twipemobile.com/what-is-the-fediverse-a-guide-for-publishers-and-the-uninitiated/