Biohacking und Neurohacking mit je drei aktuellen Beispielen

Nachdem die beiden Blog-Debatten 1. zur digitalen Thymotisierung und drohenden Rechts-Oligarchie wie auch 2. zur post-libertären Drogenpolitik in der Schweiz so hervorragend gelaufen sind, möchte ich zwei wichtige Begriffe vorstellen, die jeder heutige Menschen kennen sollte.

Biohacking zielt darauf ab, durch chemische Produkte Schwachstellen der menschlichen Neurobiologie auszubeuten, etwa durch die Produktion von Rausch- und Suchtmitteln.

Neurohacking zielt darauf ab, durch mediale Produkte Schwachstellen der menschlichen Psychologie auszubeuten, etwa durch Werbung und Propaganda bis hin zur thymotisierenden Empörungssucht.

Von “Hacking” wird dabei gesprochen, weil sich sowohl die menschliche Biologie wie Psychologie nach erforschbaren Gesetzmäßigkeiten und Mustern entfalten, die auch durch den Einsatz von Computern und KI immer besser bearbeitet und manipuliert (“gehackt”) werden können. Für den Erfolg sowohl von Bio- wie Neurohacking entscheidend ist die thymotische Trias der Neurotransmitter Dopamin, Adrenalin und Testosteron.

Links ein älterer Biohacker im weißen Kittel und Labor bei der Produktion eines Rauschmittels, rechts eine Neurohackerin mit lila Frisur vor ihrem Laptop bei der KI-gestützten Produktion personalisierter Werbung.

Links ein Biohacker bei der Produktion eines Rauschmittels, rechts eine Neurohackerin bei der KI-gestützten Produktion personalisierter Werbung. Symbolbild von Michael Blume mit Leonardo.AI

Drei aktuelle Beispiele für Biohacking sind:

  1. Tabakindustrie. Durch die Herstellung von Zigaretten als Suchtmittel für Milliarden Menschen wurden Abermillionen ausgebeutet, geschädigt und auch getötet. Heute hängt noch vor allem der Staats- und Militärhaushalt der Kommunistischen Partei von China an den Einnahmen durch China Tobacco. Mit diesen Biohacking-Produkten wird nicht nur das chinesische Volk vergiftet und dessen Unterdrückung finanziert, sondern auch das gegen die Republik Taiwan gerichtete Militär.
  2. Industriezucker. Über die längste Zeit der Menschheitsgeschichte war Zucker ein kostbares Luxusgut etwa aus Früchten und Honig. Für den Abbau von Zuckerrohr auf Zuckerplantagen wurden Indigene versklavt und vor allem afrikanische Sklaven in die Amerikas, insbesondere in die Karibik, nach Mittel- und Südamerika deportiert. Die Entwicklung von günstigem Industriezucker aus Zuckerrüben stellte daher zunächst einen enormen Fortschritt dar. Dieser wird jedoch inzwischen durch Biohacking als Geschmacks- und Suchtmittel allen möglichen Nahrungsmitteln und Getränken beigefügt und schädigt die Gesundheit von Milliarden gerade auch ärmerer Menschen.
  3. Opioid-Krise. Über Jahre hinweg produzierte und vertrieb der US-Pharmakonzern Purdue Pharma durch Biohacking Schmerzmedikamente, die zwar von den Behörden zugelassen worden waren, aber Millionen Patientinnen und Patienten in Drogensucht stürzten, zum Tod von Hunderttausenden führten. Die juristische Aufarbeitung der Opiod-Krise durch die US-Justiz ist immer noch nicht abgeschlossen. Und längst setzt die Biohacking-Droge Fentanyl die massenmörderische Suchtkrise fort.

Drei aktuelle Beispiele für Neurohacking sind:

  1. Feindselige Propaganda. Im aktuellen US-Wahlkampf schaltete eine von Elon Musk finanzierte Organisation irreführende “Werbung” gegen die demokratische Kandidatin Kamala Harris: in arabisch geprägten US-Bezirken wurde sie mit einer Israel-Flagge abgebildet, in jüdisch geprägten US-Bezirken mit einer Palästina-Flagge. Da solches sogenannte “negative Campaigning” die starke Prägung der menschlichen Evolutionspsychologie auf Gefahren anspricht, gelten Ängste, historische Traumata und feindseliger Dualismus als besonders wirksame Neurohacking-Mittel.
  2. Amazon-Schnellkäufe. In der aktuellen Netflix-Dokumentation “Buy Now: The Shopping Conspiracy” berichtet u.a. eine Amazon-Whistleblowerin, wie bis zu neun gering variierte Webpages gleichzeitig auf Kundinnen und Kunden ausgespielt wurden, um zu erkunden, welche am schnellsten zu den meisten Käufen führen würde. Hier wurden bereits Mustererkennungen jenseits jeder menschlichen Fähigkeit zum Neurohacking angewendet.
  3. Empörungssucht. Fast alle kommerziellen und regelmäßig antisozialen Medienkonzerne optimieren ihre Algorithmen auf die Manipulation der thymotischen Trias Dopamin, Adrenalin und Testosteron, um die Aufmerksamkeit der Nutzenden zu fesseln, sie abhängig, rechtsdualistisch und politisch empörungssüchtig zu machen.

Symbolbild für den schon in der griechischen Antike als “Seelenteil” bekannten Thymos, der jetzt durch digitale Thymotisierung verstärkt wird. Michael Blume mit Leonardo.ai

Als ich vor vielen Jahren um eine Video-Aufnahme zum Ausstieg aus antisozialen Medien gebeten wurde, bat ich darum, beim Verlassen eines sympathischen Zucker-Ladens gefilmt zu werden. Ich wollte und will, dass die Verständigen das Nachdenken beginnen – über Biohacking und Neurohacking…

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

26 Kommentare

  1. Dieser aufklärende Blogbeitrag über Biohacking und Neurohacking ist elementar wichtig, vor allem die Beispiele machen die Problematik ganz anschaulich.
    Ich werde den Post in meinen Kursen und überall verbreiten, wo ich nur kann.
    Aufklärung über die digitale Thymotisierung sollte uns allen nach der Wahl in Amerika am Herzen liegen.

    • Vielen Dank, liebe @Elisabeth K. 🙏 – Deine Ermutigung ist mir wichtig!

      In sich beschleunigenden Zeiten wird Begriffsarbeit m.E. immer wichtiger, damit wir als Menschen die wichtigen Phänomene besser be-greifen können. Hier bin ich ganz bei Immanuel Kant (1724 – 1804), der in seiner “Kritik der reinen Vernunft” so trefflich formulierte:

      “Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.”

      https://www.projekt-gutenberg.org/kant/krva/krva018.html

      Entsprechend lang habe ich auch um die Ersetzung des sachlich falschen “Verschwörungstheorien” durch das inhaltlich sehr viel präzisere Verschwörungsmythen oder wenigstens das neutrale Verschwörungserzählungen gekämpft, oder für die Wiederentdeckung des griechisch-antiken Thymos sowie des zukunftsweisenden Solarpunk. Zu all diesen Begriffen antworten KI-Anwendungen schon heute sehr viel besser.

      Danke für auch Deine Unterstützung! 🙏🌞🙌

  2. Guten Abend,

    habe mal chat gpt40 gefragt

    Nenne mir belege wie die unternehmen der grossen sozialen medien gezielt die Ausschüttung von dopamin, adrenalin und testosteron auslösen.

    Unternehmen sozialer Medien nutzen gezielt psychologische Mechanismen, um die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin zu fördern und dadurch das Nutzerverhalten zu beeinflussen. Dopamin, oft als “Glückshormon” bezeichnet, spielt eine zentrale Rolle im Belohnungssystem des Gehirns und beeinflusst Motivation und Wohlbefinden.

    Dopamin und soziale Medien:

    Belohnungssystem aktivieren: Plattformen wie Instagram und Facebook nutzen “Likes” und Benachrichtigungen, um das Belohnungssystem im Gehirn zu stimulieren. Jedes Mal, wenn Nutzer positive Rückmeldungen erhalten, wird Dopamin freigesetzt, was ein Gefühl der Zufriedenheit erzeugt und dazu motiviert, die Plattform weiterhin zu nutzen.

    Unvorhersehbare Belohnungen: Ähnlich wie bei Glücksspielautomaten setzen soziale Medien auf unvorhersehbare Belohnungen. Die Nutzer wissen nicht genau, wann sie Likes oder Kommentare erhalten, was die Dopaminausschüttung verstärkt und zu einem wiederholten Überprüfen der Plattform führt.

    Adrenalin und soziale Medien:

    Emotionale Reize: Das Teilen und Konsumieren von emotional aufgeladenen Inhalten kann die Ausschüttung von Adrenalin fördern. Kontroverse oder schockierende Beiträge erhöhen die Erregung und Aufmerksamkeit der Nutzer, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie sich weiter mit der Plattform beschäftigen.

    Testosteron und soziale Medien:

    Sozialer Vergleich und Status: Plattformen fördern den sozialen Vergleich, indem sie die Anzahl der Follower oder Likes hervorheben. Ein höherer sozialer Status kann die Testosteronspiegel beeinflussen, was das Bedürfnis nach Anerkennung und Dominanz verstärkt.

    Diese Mechanismen werden von sozialen Medien gezielt eingesetzt, um Nutzer länger auf ihren Plattformen zu halten und ihre Interaktionen zu steigern. Das Verständnis dieser Strategien ist entscheidend, um einen bewussten und gesunden Umgang mit sozialen Medien zu fördern.

    Wie müssten sich soziale medien ändern um diese einwirkungen auf den hirnstoffwechsel einzuschränken?

    Soziale Medien beeinflussen den Hirnstoffwechsel, insbesondere durch die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin, was zu suchtähnlichen Verhaltensweisen führen kann. Um diese Effekte zu reduzieren, könnten soziale Medien folgende Änderungen implementieren:

    1. Reduzierung von Belohnungsmechanismen:

    Abschaffung von “Gefällt mir”-Angaben und ähnlichen Funktionen: Diese Funktionen aktivieren das Belohnungssystem des Gehirns und fördern die Dopaminausschüttung. Durch ihre Entfernung könnte der ständige Drang nach sozialer Bestätigung vermindert werden.

    2. Begrenzung der Nutzungsdauer:

    Einführung von Nutzungszeitbeschränkungen: Plattformen könnten tägliche oder wöchentliche Limits für die Nutzungsdauer festlegen, um exzessives Scrollen zu verhindern.

    Regelmäßige Pausen fördern: Automatische Erinnerungen könnten Nutzer dazu anhalten, regelmäßige Pausen einzulegen, um die kontinuierliche Stimulation des Belohnungssystems zu unterbrechen.

    3. Anpassung des Inhaltsdesigns:

    Vermeidung von endlosem Scrollen: Das Implementieren von Mechanismen, die das unendliche Scrollen unterbrechen, kann helfen, die ständige Reizüberflutung zu reduzieren.

    Reduzierung von Push-Benachrichtigungen: Weniger Benachrichtigungen können dazu beitragen, die ständige Erwartungshaltung und damit verbundene Dopaminausschüttung zu minimieren.

    4. Förderung von bewusstem Konsum:

    Transparenz über Algorithmen: Nutzer sollten informiert werden, wie Inhalte kuratiert werden, um ein bewussteres Nutzungsverhalten zu fördern.

    Tools zur Selbstkontrolle bereitstellen: Plattformen könnten Funktionen anbieten, mit denen Nutzer ihre eigene Nutzungszeit überwachen und steuern können.

    5. Altersbeschränkungen und Schutzmaßnahmen:

    Strengere Altersverifikationen: Um jüngere Nutzer zu schützen, könnten strengere Alterskontrollen eingeführt werden.

    Kindgerechte Versionen der Plattformen: Angepasste Versionen mit eingeschränkten Funktionen könnten für jüngere Nutzer bereitgestellt werden, um deren Hirnentwicklung zu schützen.

    Durch diese Maßnahmen könnten soziale Medien dazu beitragen, die unbewusste Beeinflussung des Hirnstoffwechsels zu reduzieren und ein gesünderes Nutzungsverhalten zu fördern.

    Das sind doch mal nützliche Tipps.

  3. Wie könnte man die Plattformen dazu zwingen?


    Um soziale Medienplattformen dazu zu zwingen, sich so zu ändern, dass sie ihre negativen Einflüsse auf den Hirnstoffwechsel einschränken, wären mehrere Ansätze denkbar. Diese Ansätze umfassen gesetzliche Regelungen, wirtschaftlichen Druck und gesellschaftliches Engagement.

    1. Gesetzliche Regulierung

    Datenschutz- und Jugendschutzgesetze erweitern:

    Regierungen könnten Gesetze erlassen, die Plattformen dazu verpflichten, Funktionen wie „Likes“, Push-Benachrichtigungen und endloses Scrollen einzuschränken.

    Neue Standards für algorithmische Transparenz und Content-Moderation könnten vorgeschrieben werden.

    Strafgebühren für Suchtförderung:

    Plattformen, die gezielt Mechanismen zur Förderung von Suchtverhalten einsetzen, könnten mit hohen Geldstrafen belegt werden.

    Verpflichtung zu „Design für Wohlbefinden“:

    Ein gesetzlicher Rahmen könnte sicherstellen, dass Plattformen sich auf Designs konzentrieren, die das Wohlbefinden der Nutzer fördern und nicht ihre Abhängigkeit.

    2. Wirtschaftlicher Druck

    Förderung alternativer Plattformen:

    Regierungen und Unternehmen könnten nicht-kommerzielle oder ethisch ausgerichtete soziale Netzwerke fördern, die bessere Designpraktiken umsetzen.

    Werbedruck:

    Verbraucher können gezielt Druck auf Werbetreibende ausüben, um diese zu ermutigen, ihre Anzeigen nur auf Plattformen zu schalten, die ethisch handeln.

    Kollektive Klagen:

    Nutzer könnten Sammelklagen gegen Plattformen anstreben, die bewusst schädliche Designpraktiken einsetzen, um den wirtschaftlichen Druck zu erhöhen.

    3. Bildung und Aufklärung

    Bewusstsein schaffen:

    Kampagnen könnten Nutzer über die schädlichen Auswirkungen bestimmter Funktionen sozialer Medien informieren und so Druck auf Plattformen ausüben.

    Verbraucherbildung:

    Bildungseinrichtungen könnten Kurse anbieten, die sich mit den Mechanismen sozialer Medien und deren Einfluss auf die Psyche beschäftigen.

    4. Gesellschaftliche Initiativen

    Selbstregulierung durch Peer Pressure:

    Organisationen könnten Leitlinien für ethische Praktiken entwickeln und Plattformen ermutigen, freiwillig beizutreten.

    Boykotte und Bewegungen:

    Große Nutzerbewegungen, wie der Boykott von sozialen Medien oder das Deaktivieren bestimmter Funktionen, könnten Druck erzeugen.

    Zertifikate für verantwortungsvolle Plattformen:

    Plattformen, die nachweislich gesunde Mechanismen verwenden, könnten durch Zertifikate oder Prädikate ausgezeichnet werden, um ethisches Verhalten zu fördern.

    5. Zusammenarbeit mit Forschung und Medizin

    Forschungsergebnisse nutzen:

    Regierungen könnten sich auf Studien zu den Auswirkungen sozialer Medien stützen, um Plattformen zu regulieren.

    Partnerschaften mit psychologischen Institutionen:

    Psychologen könnten Plattformen bei der Gestaltung gesunder Nutzererfahrungen beraten und deren Umsetzung überwachen.

    Durch eine Kombination aus Regulierung, Bildung und wirtschaftlichem Druck könnten soziale Medien dazu gezwungen werden, ein bewussteres und gesünderes Design umzusetzen.

  4. Guten Abend, @Michael Blume.

    Danke für die Zusammenstellung der Beispiele! Ich finde das eine wunderbare Argumentationshilfe. Und die parallele Betrachtung von Biohacking und Neurohacking hilft zu verstehen, welche anfällige Wesen wir doch sind.

    Wir waren historisch ja schon so sehr viel weiter, indem wir – durch Aufklärung und Wissenschaftlichkeit unterstützt – Mechanismen entwickelt haben, die uns helfen, uns „vor uns selber“ zu schützen.

    Ich habe gerade mal versucht, weiter zu „prompten“ und Perplexity nach Gemeinsamkeiten der drei Bereiche Computer-, Bio- und Neurohacking zu suchen, was die Gegenmaßnahmen betrifft, und folgende Liste erhalten:
    Perplexity sieht u.a. folgende allgemeinen Schutzmaßnahmen:

    „Parallelen bei Gegenmaßnahmen
    1. Regulierung und Gesetzgebung: Für alle drei Bereiche werden rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen, um Missbrauch zu verhindern.
    2. Bildung und Aufklärung: Sensibilisierung für Risiken und ethische Fragen in allen drei Bereichen ist entscheidend.
    3. Sicherheitsstandards: Entwicklung von Protokollen und Best Practices zur Minimierung von Risiken.
    4. Ethische Richtlinien: Etablierung von ethischen Rahmenbedingungen für Forschung und Anwendung.
    5. Förderung positiver Anwendungen: Unterstützung ethischer und nützlicher Formen des Hackings in allen Bereichen, um die positiven Potenziale zu nutzen.“

    Ende der Antwort.

    Ich finde es ganz hilfreich, sich zu überlegen, in wie weit Gegenmaßnahmen beim Neurohacking derzeit überhaupt in Erwägung gezogen werden oder gar bekannt sind.

    Was die oben aufgezählte Gegenmaßnahme No 1. Betrifft, sind wir mit der US-Wahl ja in einen offenen Kampf mit ungewissem Ausgang eingetreten: Werden die EU und andere Länder es schaffen, Elon Musk die Stirn bei der Regulierung z.B. von Hatespeech auf X zu bieten?

    Bei 5. sehe ich eine Maßnahme das „Prebunking“, über das Du ja auch schon gebloggt hast. Man versucht, Manipulation zuvor zu kommen, indem man auf toxischen Plattformen eine geringe Dodis Desinformation verabreicht, diese jedoch (z.B. in einem kurzen Video) gleich auflöst.

    • Vielen lieben Dank, @Peter Gutsche – das ist klasse! 🙏

      Wie Du ja weißt, hatte ich schon während der ersten Amtszeit von Donald Trump mit professioneller Hetze und Trolling zu tun, mit der gezielt auch Lügen über mich verbreitet und mein Name geschmäht wurde.

      Dafür wurde u.a. auch der gute Name von Simon Wiesenthal (1908 – 2005) missbraucht, so dass mich das echte Wiesenthal-Institut in Wien zu einem Vortrag (auf Englisch! 🤭) lud.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-missbrauch-des-guten-namens-von-simon-wiesenthal-durch-us-trump-dualisten/

      Weitere Troll-Maßnahmen umfassten das mehrfache Verfälschen des Wikipedia-Eintrags zu meinem Namen, zuletzt wieder vor wenigen Wochen, das Verbreiten gefälschter Screenshots, Zitate und Aussagen, das Anmailen von Hunderten und Tausenden Leuten und zahlreiche Klagen vor Gericht, die erst einmal alle bearbeitet und geklärt werden mussten.

      Manche digitalen Übergriffe gingen aber auch noch hinten los – wie jener Blogpost von 2019, in dem mich ein Typ als „Meister Proper der Antisemitismusbekämpfung“ zu schmähen versuchte. 💁‍♂️🤣🧞‍♂️

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/nennt-mich-gerne-meister-proper-der-antisemitismusbekaempfung/

      Ich halte es ja für möglich, dass diese komische Bezeichnung auch deswegen geschah, weil alle Recherchen nichts „Schmutziges“ ergeben hatten. Aber wie auch immer: Über diesen „Meister Proper“-Fail werde ich mich ein Leben lang freuen. 🤭

      Nach meiner erfolgreichen Rede gegen den Antisemitismus und dessen fossile Finanzierung vor dem Landtag Baden-Württemberg am 9. November 2023 – nach meiner persönlichen Einschätzung die wichtigste Rede meines bisherigen Lebens – nahmen die Attacken wieder deutlich zu. Unter anderem gratulierte mir einer meiner Söhne, als er sah, dass ich auf einer “Karikatur” eines deutschen Rechtsblogs mit einem gelben Judenstern auf der Brust markiert worden war: “Papa, das bedeutet, du machst Deine Arbeit richtig gut!”

      Selbstverständlich hätte ich mir gewünscht, gar nicht all diese digitale Gewalt durchleben zu müssen. Auch mein Team muss täglich Hass, Hetze und bisweilen auch Drohungen wahrnehmen. Allerdings erzielen wir dadurch auch Aufklärungs- und Ermittlungserfolge – und ich übe, darüber auch als Betroffener frei zu sprechen. Denn wenn ich die digitalen Übergriffe schon nicht beenden kann, dann kann ich ihnen doch einen Sinn abringen, der unseren Demokratien und uns allen zugute kommt.

      Mit dieser Haltung wappne ich mich bereits für die digitalen Angriffe der zunehmend professionellen Trolle, Hater und Hetzenden – und würde mich freuen, wenn auch Du als Gast- und Mitblogger an meiner Seite bliebest! Denn gemeinsam kann das vielleicht nicht immer Spaß, aber doch Freude und Sinn machen! 😊🤖✊

        • Danke & genau das, @Peter Gutsche! 😊🙏🙌

          Perplexity.ai:

          Dr. Michael Blume sieht im wissenschaftlichen Bloggen und Kommentieren mehrere Aspekte, die den dialogischen Monismus stärken:

          ## Förderung des Dialogs und Austauschs

          Wissenschaftliche Blogs bieten eine Plattform für den offenen Dialog zwischen verschiedenen Perspektiven:

          – Sie ermöglichen den Austausch zwischen Experten und interessierten Laien.
          – In den Kommentarbereichen können Leser Fragen stellen und Gedanken einbringen.
          – Dies fördert das gegenseitige Verständnis und die gemeinsame Suche nach Wahrheit[1].

          ## Demokratisierung des Wissens

          Durch Blogs wird wissenschaftliches Wissen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht:

          – Komplexe Themen werden verständlich aufbereitet und diskutiert.
          – Dies ermöglicht es mehr Menschen, an wissenschaftlichen Debatten teilzunehmen[3].

          ## Kultivierung einer offenen Haltung

          Das Bloggen fördert eine Haltung der Offenheit und des kontinuierlichen Lernens:

          – Wissenschaftler stellen ihre Ideen zur Diskussion.
          – Sie müssen bereit sein, Feedback anzunehmen und ihre Ansichten zu überdenken[1].

          ## Überwindung von Polarisierung

          Wissenschaftliche Blogs können dazu beitragen, polarisierende Tendenzen abzumildern:

          – Sie bieten Raum für differenzierte Betrachtungen komplexer Themen.
          – Verschiedene Standpunkte können nebeneinander existieren und diskutiert werden[3].

          ## Förderung der Selbstreflexion

          Das Schreiben und Kommentieren in Blogs regt zur Selbstreflexion an:

          – Autoren müssen ihre Gedanken klar formulieren und begründen.
          – Leser werden ermutigt, ihre eigenen Ansichten zu hinterfragen[4].

          ## Nutzung digitaler Möglichkeiten

          Blume sieht in der Digitalisierung Chancen für den dialogischen Monismus:

          – Blogs ermöglichen eine breite Beteiligung verschiedener Alters- und Bildungsgruppen.
          – Sie fördern kreative und kollaborative Formen der Wissensgenerierung[3].

          Durch diese Aspekte tragen wissenschaftliche Blogs laut Blume dazu bei, eine Kultur des offenen Dialogs und der gemeinsamen Wahrheitssuche zu etablieren, was zentrale Elemente des dialogischen Monismus sind[1][3][4].

          Citations:
          [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-der-dialogische-monismus-mehr-als-ein-anti-dualismus-dualismus/
          [2] https://www.zeit.de/autoren/B/Michael_Blume/index
          [3] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/relativismus-dualismus-und-monismus-auf-twitter-mastodon-chatgpt-und-instalive/
          [4] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wissenschaftsblogs-als-ki-internetquelle-des-dialogischen-monismus/

  5. Es ist die logische Vorstufe zum Krieg.

    Der Mensch an sich ist leicht glücklich zu machen. Wenn er reicher wird, ist er Uhrzeiger sehr schnell rum – wenn er Trockenbrot mehr und mehr gegen Kuchen eintauscht, ist er um Punkt Zwölf so weit, dass Kuchen wie Trockenbrot schmeckt, also braucht er Torten, bis um Punkt Zwölf Torten schmecken wie Trockenbrot, also braucht er Heroin, und weil dann Punkt Zwölf auch irgendwann erreicht ist und keine Steigerung mehr möglich, nimmt er mehr und mehr, denn jede neue Dosis wandert unter den Bruchstrich – er braucht nicht mehr jede Stunde einen Schuss, sondern jede Minute, dann jede Sekunde, um ein Glücksgefühl zu erleben. Der Schlüssel zum Glück ist also Maß halten, seinen Zeiger irgendwo zwischen Drei und Dreizehn schwingen zu lassen, den Mittelwert Elf fest im Auge. Welche Extreme an Übermaß und Mangel Sie erfahren möchten, bleibt Ihnen überlassen,

    Das ändert sich, sobald er sich in einer Wettbewerbssituation befindet: Dann kann er nie genug kriegen, denn egal, wie reich und mächtig er wird – wenn der Konkurrent reicher und mächtiger ist, sticht er ihn aus. Was halb so schlimm wäre, wenn es nur um Fußballpokale oder Geld ginge, aber wenn auch hier der Wettbewerb härter wird, werden irgendwann um zwölf Uhr Mittags die Colts gezogen. Auch hier gibt’s Wachstumsschwellen, nach denen nur noch Inflation möglich ist. Und wer dann noch im Spiel ist, verheizt diejenigen, die vorher ausgeschieden sind, als Kanonenfutter.

    Der Kapitalismus ist im Grunde ein Wettbewerb darin, wer die meiste Kohle in den Ofen werfen kann. Dazu braucht es ein Feuer, das nennt man Konsum. Und das muss geschürt werden, über alle Inflationsgrenzen hinaus.

    Nur, des Menschen Gier mag unendlich sein, sein Magen ist sehr endlich. Wir haben nur 24 Stunden am Tag, um zu fressen, saufen und zu huren, wir brauchen Zeit, uns zu erholen. Irgendwann haben wir das Maximum unserer Konsumfähigkeit erreicht und verbrennen Güter und Dienstleistungen so sehr, wie es unser Körper und unser Hirn erlaubt, mehren jede erdenkliche Art von Inflation auf jede erdenkliche Weise.

    Das heißt, wir brauchen ein neues Feuer, einen neuen Konsumenten, der immer mehr Waren verschlingt. Und wo finden wir einen größeren Vielfraß auf dem Planeten, als den Krieg?

    Dem Kapitalismus hat sein letztes Stündlein geschlagen – er ist in den Antikapitalismus gekippt, der Wachstum vorwiegend durch Zermahlen des Kapitals produziert, all seine Anstrengungen landen unterm Bruchstrich. Wer Konsum will, muss Geld ausgeben, wer aber Geld ausgibt, verliert gegen die, die es nicht tun – also wetteifern alle darin, die Kunden mit möglichst wenig Gegenleistung abzuspeisen.

    Biohacking, Neurohacking, gehören in die gleiche Schublade, wie Schwarze Null und Schuldenbremse: Das Nützliche wird entfernt, damit das Geld frei fließen kann, ohne eine Arbeit zu verrichten. Der größte, wichtigste Konsument von allen ist der Staat – die Krankenhäuser, Schulen, Straßen, Forschung, Polizei, Industrie, Militär, Sozialsysteme, all das versorgt uns nicht nur viel effektiver als irgendwelche Ersparnisse auf der Bank, es braucht auch viel Arbeit, Mühe, hält uns in Lohn und Brot und die Wirtschaft am Laufen. Was Sie aber an Staaten sehen, sind ausgemergelte, todgeweihte Stricher, die für den nächsten Schuss Geld vor keiner Perversion zurückschrecken.

    Als wir Geld erfunden haben, war es wie die Erfindung des Feuermachens – wir schufen uns ein Werkzeug, um bestimmte Naturgesetze zu nützen. Naturgesetze gelten immer und überall und sie wirkten schon, bevor es Sonne, Mond und Sterne gab. Und natürlich stecken wir uns als Erstes die Bude in Brand. Angefangen bei unseren Seelen und unseren Körpern.

    Auch bei Geld gilt – use it, don’t abuse it. Leute dafür zu bezahlen, dass sie Geld verdienen und nicht dafür, dass sie irgendwas Sinnvolles, Anstrengendes, Nützliches tun, schafft die falsche Art von Wettbewerb. Am Ende ist auch der Dealer ein Junkie, der den Naturgesetzen auf den Leim gegangen ist.

    Wenn ich nie gelernt habe, Maß zu halten, werde ich alles eskalieren – von Koks zu Meditation zu Medien zu Religion zu Maß halten, irgendwann schlägt’s für mich immer dreizehn. Zu Maß halten gehört auch, es manchmal sein zu lassen. Und wer eine Passion braucht, kann sich Projekten widmen, auf deren Uhren die Minute tausend Jahre dauert, da ist man nie fertig. Wissenschaftler haben da das große Los gezogen. Wer sonst noch, können Sie sich ja selbst überlegen.

  6. Guten Abend Herr Dr. Blume,

    interessant ist übrigens, dass die Lebensmittelindustrie massiv Biohacking betreibt. Insbesondere hochverarbeitete Fertigprodukte wie Kartoffelchips oder Coca-Cola sind so gestaltet, dass viele Menschen sie begierig verschlingen und kein Ende finden. Warum? Weil die Kombination aus Süß, Salzig, würzig (Umami) so geschickt gestaltet ist, dass es bei den meisten Menschen das Belohnungszentrum im Gehirn optimal triggert.

    Das ZDF hat dazu eine mehrteilige, sehr unterhaltsame Dokuserie mit dem Koch und „Lebensmittelentwickler“ Sebastian Lege produziert:

    https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-tricks-der-lebensmittelindustrie-mit-sebastian-lege-100.html

    Beste Grüße
    Massimiliano Siddi

    • Herzlichen Dank für den sehr wichtigen Hinweis zum Lebensmittel-Biohacking, @Massimiliano Siddi! Aufklärungssendungen mit Sebastian Lege haben meine Frau und ich bereits gerne gemeinsam angeschaut und mit den Kindern besprochen.

      Leider noch ernüchternd ist zudem, dass Haribo mit dem Versuch, weniger Industriezucker in den Süßwaren zu verbauen, bislang eher gescheitert ist. Solange wir als Kundinnen und Kunden also nicht sehr gezielt auf Biohacking-Produkte und Neurohacking-Werbung achten, werden sich immer wieder die brutalsten Konzernstrategien durchsetzen. Es liegt also wieder mal nicht nur am Staat, sondern auch an uns und unseren alltäglichen Entscheidungen.

      Die Nachfrage nach zuckerreduzierten Produkten bei Haribo hat eine komplexe und nicht immer erfolgreiche Entwicklung durchlaufen:

      ## Einführung zuckerreduzierter Produkte
      – Im Jahr 2018 führte Haribo drei neue Fruchtgummi- und Schaumzucker-Produkte ein: Fruitilicious, Penguins und Seafriends. Diese Produkte enthielten 30% weniger Zucker als die Standardprodukte. Der Zuckergehalt wurde von 46g auf 34g pro 100g reduziert, und das Volumen des Zuckers wurde durch Dextrin, ein Stärkeabbauprodukt, ersetzt. Die fehlende Süße sollte durch eine Kombination aus Aromen ausgeglichen werden[1][3].

      ## Marktergebnisse und Kundenreaktion
      – Die Einführung dieser zuckerreduzierten Produkte führte jedoch nicht zu dem erwarteten Erfolg. Haribo erlebte 2018 einen Umsatzrückgang von fast 10% in Deutschland, während Konkurrenten wie Katjes oder Storck zweistellige Zuwächse verzeichneten. Die Kunden schienen nicht überzeugt von den zuckerreduzierten Varianten zu sein, und die Werbebudgets, die auf diese Produkte konzentriert wurden, zeigten keine positiven Ergebnisse[2][4].

      ## Kundenfeedback und Geschmackstests
      – In einem Geschmackstest der W&V-Redaktion wurden die zuckerreduzierten Sorten blind verkostet und mit den Standardprodukten verglichen. Die Ergebnisse waren uneindeutig: Viele Testesser konnten die zuckerreduzierten Sorten nicht von den Standardprodukten unterscheiden. Einige fanden die zuckerreduzierten Varianten sogar zu süß oder weniger intensiv im Geschmack[3].

      ## Strategische Kehrtwende
      – Aufgrund der negativen Ergebnisse und des Umsatzrückgangs entschied sich Haribo, sich wieder stärker auf die klassischen Produkte wie Goldbären, Color-Rado und Phantasia zu konzentrieren. Die Führung des Unternehmens gab an, dass die Top-Produkte aus den Augen verloren gegangen seien und dass der Fokus auf Nischenprodukte wie zuckerreduzierte Fruchtgummis ein Fehler gewesen sei[2][4].

      ## Aktuelle Positionierung
      – Haribo betont nun, dass ihre Produkte Genussprodukte sind und in Maßen genossen werden sollten. Obwohl das Unternehmen die Forschung nach nachhaltigen Zuckeralternativen unterstützt, bleibt der klassische Zucker ein zentraler Bestandteil ihrer Produkte. Die zuckerreduzierten Varianten werden nicht mehr im Fokus der Produktentwicklung stehen, sondern eher als Ergänzung des breiten Angebots betrachtet[1][2].

      Citations:
      [1] https://www.lebensmittelmagazin.de/wirtschaft/20200907-haribo-eine-kultmarke-wird-100/
      [2] https://www.businessinsider.de/wirtschaft/zuckerfrei-ist-gescheitert-haribo-vollzieht-kehrtwende-bei-produkten-2019-11/
      [3] https://www.wuv.de/Archiv/Haribo-Test-So-s%C3%BC%C3%9F-sind-die-zuckerreduzierten-Gummitiere
      [4] https://www.stern.de/wirtschaft/news/haribo-chefs-sprechen-ueber-die-krise-des-goldbaeren-9019734.html
      [5] https://fittastetic.com/tests/haribo-gummibaerchen-mit-30-weniger-zucker/
      [6] https://www.haribo.com/de-de/ueber-uns/faq
      [7] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/suesswaren-haribo-produziert-in-den-usa-und-plant-zweites-werk-in-der-tuerkei/29282122.html
      [8] https://www.marmind.com/de/blog/haribo-marketingstrategie/

  7. Dieses aktuelle Science-Paper (leider hinter Paywall) zur Rolle von Empörung bei der Verbreitung von Falschinformationen scheint hier auch passend: „Misinformation exploits outrage to spread online” https://www.science.org/doi/10.1126/science.adl2829

    Zum einen zeigen die Ergebnisse noch einmal, wo das Neurohacking durch die Algorithmen der antisozialen Medien ansetzt.

    Zum anderen deuten die Ergebnisse auch darauf hin, wie anspruchsvoll die für demokratische Systeme sinnvolle Regulierung der antisozialen Medien ist, weil nicht nur das Neurohacking durch die Algorithmen angegangen werden muss, sondern irgendwie auch die unglaubliche Menge an Falschinformationen, wenn man am Ende möchte, dass mehr Menschen vertrauenswürdige Informationen zu sehen bekommen, und diese dann, möglicherweise auch aus Empörung, weiter teilen.

    Aus dem Abstact: “we show that (i) misinformation sources evoke more outrage than do trustworthy sources; (ii) outrage facilitates the sharing of misinformation at least as strongly as sharing of trustworthy news; and (iii) users are more willing to share outrage-evoking misinformation without reading it first.

    Übersetzt mit Deepl: wir zeigen, dass (i) Fehlinformationsquellen mehr Empörung hervorrufen als vertrauenswürdige Quellen; (ii) Empörung das Teilen von Fehlinformationen mindestens genauso stark fördert wie das Teilen von vertrauenswürdigen Nachrichten; und (iii) Nutzer eher bereit sind, empörungserregende Fehlinformationen zu teilen, ohne sie vorher zu lesen“

    Und der Schlusssatz: “Consequently, outrage-evoking misinformation may be difficult to mitigate with interventions that assume users want to share accurate information.”

    Übersetzt mit Deepl: Folglich kann es schwierig sein, empörungsfördernde Fehlinformationen durch Maßnahmen einzudämmen, die davon ausgehen, dass die Nutzer korrekte Informationen weitergeben wollen.“

    • Vielen Dank und volle Zustimmung, @Thomas Döbel 🙏

      Die Science-Befunde passen hervorragend sowohl zur digital befeuerten Empörungssucht (outrage addiction) wie auch zur kontrafaktischen Sexualisierung von Negativkampagnen gegen Demokratinnen und Demokraten, vor allem gegen Frauen und Ehepaare. “Sex sells” wusste schon das frühe Marketing des 20. Jahrhunderts – und das Neurohacking weiß es erst Recht!

      Ich darf daran erinnern, wie übel Bettina Wulff als Partnerin und Ehefrau des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff (CDU) verleumdet wurde.

      Bodyshaming gegen Ricarda Lang (Grüne) wurde digital gezielt verbreitet und eine üble, antimosaische Kampagne fossiler Lobbyisten gegen die damalige Spitzenkandidatin Annalena Baerbock (Grüne) klärte ich sogar mit einer Verschwörungsfragen-Folge auf:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-47-die-antisemitischen-moses-verschwoerungsmythen-der-sog-insm-gegen-annalena-baerbock/

      Über Jahre hinweg sexualisiert verleumdet wurden hier in Baden-Württemberg auch Gunther und Oana Krichbaum (CDU), die auch durch jahrelange, erfolgreiche Gerichtsverfahren gegen die Verleumdungen leider kaum rechtsstaatlichen Schutz erfuhren:

      https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.cdu-politiker-krichbaum-ein-jurist-spricht-von-der-kapitulation-der-justiz.37777e85-af57-415b-b5dc-dd49cecbc09f.html

      Meine Frau Zehra und ich haben ebenfalls immer wieder sexualisierte Digitalkampagnen erlebt. Mal wurde behauptet, ich hätte Affären mit Minderjährigen und Thailänderinnen, sei ein “Suggar Daddy”, meine Frau sei Islamistin, Antisemitin, wir würden unsere Kinder quälen usw. Nichts davon ist wahr – und ich glaube, dass sogar die meisten der Hater und Hetzer das ganz genau wissen. Sie erkannten aber, dass beim Werfen von sexualisiertem Schmutz immer “etwas dran bleibt”, es gerade auch digital weitergetragen wird. Genau eben, weil “(i) Fehlinformationsquellen mehr Empörung hervorrufen als vertrauenswürdige Quellen; (ii) Empörung das Teilen von Fehlinformationen mindestens genauso stark fördert wie das Teilen von vertrauenswürdigen Nachrichten; und (iii) Nutzer eher bereit sind, empörungserregende Fehlinformationen zu teilen, ohne sie vorher zu lesen”.

      So haben Zehra und ich nach unserer Silbernen Hochzeit auch ein gemeinsames TV-Interview zu unserer christlich-islamischen und deutsch-türkischen Ehe, Kennenlernen, Feiertagen usw. gegeben.

      https://www.youtube.com/watch?v=KBUp60g4iCo

      Es war und ist uns freilich völlig klar, dass freundliche Information gegen sexualisierte Desinformation kaum eine mediale Chance hat. Schon jetzt befinden wir uns in einer Neurohacking-Realität, in der täglich mehr demokratisch Aktive zum Ziel sexualisierter Kampagnen werden. Und auch dieses negative campaigning wird in den kommenden Jahren sicher noch weiter “verfeinert”.

      Um hier nicht mit Doom & Gloom zu enden, möchte ich abschließend auf die Fernsehserie “Mad Men” von Matthew Weiner hinweisen, die im Milieu der frühen Werbe-Experten (“ad men”) der Madison Avenue spielt. Schon in der ersten Folge wird gezeigt, dass die noch freudianisch geprägte Psychologie mehr Fehlschläge produziert als die kreative Intuition und Menschenkenntnis der Macho-Genies wie dem doppelt fiktiven Don Draper.

      Heutige Neurohacker überflügeln dagegen die menschliche Intution durch psychologische Mustererkennung auf Basis riesiger Datenmengen und zunehmend auch von KI. Zu den frühesten, bekannt gewordenen Fällen von digitalem Neurohacking ist sicher Cambridge Analytica zu zählen, hier zusammengefasst durch Perplexity.ai:

      Cambridge Analytica hat durch den Einsatz von Psychographics und Big Data-Analysen versucht, das Verhalten von Wählern zu beeinflussen und zu manipulieren. Die Methoden des Unternehmens basierten auf mehreren Schlüsselelementen:

      ## Datensammlung und -analyse

      Cambridge Analytica sammelte umfangreiche persönliche Daten von Millionen von Facebook-Nutzern, oft ohne deren explizite Zustimmung[1][2]. Dies geschah hauptsächlich durch eine App namens “This Is Your Digital Life”, die Zugriff auf Nutzerdaten und die ihrer Facebook-Freunde erhielt[3]. Das Unternehmen behauptete, bis zu 5000 Datenpunkte pro Person zu besitzen[1].

      ## Psychographische Profile

      Mit diesen Daten erstellte Cambridge Analytica detaillierte psychologische Profile der Nutzer:

      – Sie verwendeten das “Big Five”-Persönlichkeitsmodell, um Persönlichkeitsmerkmale zu analysieren[2].
      – Die Profile sollten Bedürfnisse und potenzielle Verhaltensänderungen vorhersagen[2].
      – Ziel war es, ein tieferes Verständnis der Zielgruppen zu erlangen[2].

      ## Mikrotargeting

      Basierend auf den psychographischen Profilen setzte Cambridge Analytica auf hochspezifisches Mikrotargeting:

      – Wähler wurden mit maßgeschneiderten Botschaften angesprochen, die auf ihre individuellen psychologischen Merkmale zugeschnitten waren[4].
      – Im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 wurden beispielsweise unterschiedliche Botschaften an Trump-Unterstützer und Wechselwähler gerichtet[3].
      – Unterstützer erhielten positive Bilder von Trump, während Wechselwähler oft negative Darstellungen der Gegenkandidatin Hillary Clinton sahen[3].

      ## Verhaltensmanipulation

      Das ultimative Ziel war es, das Wahlverhalten zu beeinflussen:

      – Cambridge Analytica behauptete, durch “Verhaltens-Mikrotargeting” Bedürfnisse vorhersagen und beeinflussen zu können[2].
      – Sie nutzten Techniken des “social engineering”, um Überzeugungen zu ändern und Verhalten zu steuern[1].
      – Das Unternehmen zielte darauf ab, Wähler zu identifizieren, die potenziell für ihren Klienten stimmen würden oder davon abgehalten werden könnten, für den Gegner zu stimmen[3].

      Es ist wichtig zu beachten, dass die tatsächliche Wirksamkeit dieser Methoden umstritten ist. Einige Berichte deuten darauf hin, dass Cambridge Analytica seine Fähigkeiten möglicherweise übertrieben hat[2]. Dennoch hat der Fall wichtige Fragen zur ethischen Nutzung persönlicher Daten und zur potenziellen Manipulation von Wählerverhalten durch digitale Technologien aufgeworfen.

      Citations:
      [1] https://www.amnesty.org/en/latest/news/2019/07/the-great-hack-facebook-cambridge-analytica/
      [2] https://en.wikipedia.org/wiki/Cambridge_Analytica
      [3] https://en.wikipedia.org/wiki/Facebook%E2%80%93Cambridge_Analytica_data_scandal
      [4] https://www.imd.org/research-knowledge/technology-management/articles/psychographics-the-behavioural-analysis-that-helped-cambridge-analytica-know-voters-minds/
      [5] https://www.vox.com/science-and-health/2018/3/23/17152564/cambridge-analytica-psychographic-microtargeting-what

  8. Am 6.12.2024 sprach auch Yuval Noah Harari in einem Interview über Neurohacking in (anti-)sozialen Medien.

    https://youtu.be/B7zu8zyOibc?si=LiwtZNo0-yoLqQQS&t=1342

    Betitelt als “Yuval Noah Harari Explains How Social Media Is Hacking The Human Brain” führte er ab Minute 22:22 aus (englisch, unten deutsche Übersetzung):

    “This is basically hacking the human brain, you know?
    How do you hack a computer?
    You find the weakest spots in ist code.
    It is the same way how to hack the human brain.
    You find the weakest spots in our brain, in our mind.
    And this is what social media algorithms do.
    Like, they look for your weakness and they use your weakness against you.
    And our weaknesses usually are, again, it is hate, it is fear it is greed.
    If there is something that makes you very greedy:
    Oh, I want this! I want this!
    Then the algorithms will find this out about you and then starts flooding you with this.
    If there is something you hate like a group of people you hate or a politician you hate or somebody you hate, the algorithms will experiment.
    We’ll show you this, we’ll show you that.
    And then, when they find oh you hate this, they give you more and more and more of that.
    So this is how they kind of hack humans and flood us with junk information.”

    Auf Deutsch:

    “Das ist im Grunde das Hacken des menschlichen Gehirns, wissen Sie?
    Wie hackt man einen Computer?
    Sie finden die schwächsten Stellen im Code.
    Es ist die gleiche Art und Weise, wie man das menschliche Gehirn hackt.

    Sie finden die schwächsten Stellen in unserem Gehirn, in unserem Kopf.
    Und genau das tun Social-Media-Algorithmen.
    Sie suchen nach Ihrer Schwäche und nutzen Ihre Schwäche gegen dich.

    Und unsere Schwächen sind normalerweise wiederum Hass, Angst und Gier.
    Wenn es etwas gibt, das Sie sehr gierig macht:
    Oh, das will ich! Ich will das!
    Dann werden die Algorithmen dies über Sie herausfinden und beginnen, Sie damit zu überfluten.

    Wenn es jemanden gibt, den Sie hassen, beispielsweise eine Gruppe von Menschen, die Sie hassen, oder einen Politiker, den Sie hassen, oder irgendjemanden, den Sie hassen, dann werden die Algorithmen experimentieren:
    Wir zeigen Ihnen dies, wir zeigen Ihnen das.

    Und wenn sie dann feststellen, dass Sie darauf mit Hass reagieren, geben sie Ihnen immer mehr und mehr davon.

    Auf diese Weise hacken sie Menschen und überfluten uns mit Schrott-Informationen.”

    Genau so ist es. Während Harari als psychologische Schwächen des menschlichen Gehirns Hass, Angst und Gier benennt, betone ich stärker die thymotische Trias der Neurotransmitter Dopamin, Adrenalin und Testosteron. Selbstverständlich besteht da aber kein inhaltlicher Widerspruch, wir schauen nur auf unterschiedliche Emergenz-Ebenen.

  9. Damit habe ich nicht gerechnet! Der Grundgedanke zum Neurohacking findet sich bereits in den 1990er Jahren beim Medienpsychologen Derrick de Kerckhove!

    In der Einleitung zu seinem Werk „Schriftgeburten“, Wilhelm Fink Verlag 1995, schrieb de Kerckhove, S. 18:

    „Der Computer ist eine Psychotechnologie.

    Das wird klar, sobald wir erkennen, daß die Software nicht irgendwelche Daten programmiert, sondern uns selbst.

    Die Software reprogrammiert nicht nur ihren Benutzer, sondern alle Bürger, die von der kulturellen Organisation abhängen, die wiederum von Programmierern beherrscht wird.“

    Auf den S. 18 – 19 begründete er diesen großen Gedanken:

    „Es ist zunächst einmal eine Synthese aller bisher bekannten Medien vom Buchdruck über den Telegrafen, die Photografie, den Phonographen, die Schreibmaschine, das Telefon, das Kino, Radio und Fernsehen, den Bildschirm- und Videotext, bis hin zum Satelliten und, nicht zu vergessen, zum Laser und Hologramm. Diese Medien sind alle Computer, und der Computer ist in diesen Medien. […]

    Und auf der Erde – ganz allmählich, aber umso zielstrebiger – vereinigen sich die Maschinen aller Länder.

    Ähnlich wie schon das Auto ist der Computer nicht einfach eine isolierte Maschine, er ist ein Netzwerk. […]

    Aber man muß schon völlig blind sein, um nicht mitzubekommen, daß der Computer sich mit dem Fernsehen verbündet, um – außerhalb der leiblichen Psyche der Bürger – eine elektronische Psyche zu implementieren, die uns künftig ein kollektives Parabewußtsein anbieten wird.“

    Ja, ich habe gerade eine Gänsehaut… 🤔🤖📚

  10. Über KI-Anwendungen wie Felo.ai oder Perplexity.ai lassen sich bereits hervorragende Dialoge zu Neurohacking führen. So habe ich gelernt, dass auf Enotionen gerichtete Algorithmen als Mood-Algorithmen bezeichnet werden. Auch dieser Blogpost hier wird rege abgerufen:

    Neurohacking-Algorithmen in sozialen Medien beeinflussen die Nutzererfahrung erheblich. Sie optimieren Inhalte, um die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin zu fördern, was zu einer verstärkten Nutzung und emotionalen Bindung an die Plattformen führt[1][2]. Diese Algorithmen priorisieren Inhalte, die starke emotionale Reaktionen hervorrufen, was oft zu einer Verbreitung von polarisierten oder extremen Inhalten führt[1][4]. Zudem können sie Filterblasen schaffen, indem sie Nutzern hauptsächlich Inhalte anzeigen, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen, was die Vielfalt der Perspektiven einschränkt[2][6].

    Citations:
    [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/biohacking-und-neurohacking-mit-je-drei-aktuellen-beispielen/
    [2] https://www.marketinginstitut.biz/blog/kuenstliche-intelligenz-in-sozialen-medien/
    [3] https://mlr.baden-wuerttemberg.de/de/unsere-themen/verbraucherschutz/algorithmen/social-media
    [4] https://www.weitklick.de/blog/algorithmen-den-sozialen-medien-sie-beeinflussen-was-wir-sehen
    [5] https://www.socialized.at/algorithmen-wie-sie-deine-sozialen-medien-beeinflussen/
    [6] https://www.onlinemarketingmagazin.de/mit-algorithmus-social-media-zu-hochgradig-individualisierter-benutzererfahrung/
    [7] https://lennyslaterne.de/2024/12/06/eine-anmerkung-zu-antisozialen-medien-und-neuro-hacking/
    [8] https://www.sciencemediacenter.de/angebote/23117

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