beziehungsweise Schawuot und Pfingsten – Von Wissen und Vernetzung
Als Beauftragter gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben spreche ich oft in Schulen und erlebe die dramatische Umwälzung des digitalen Wissens mit: Schülerinnen und Schüler wissen heute nicht weniger als frühere Generationen, allerdings ist dieses Wissen je nach Schulart und persönlichen Interessen hoch spezialisiert. Die Menge an öffentlich gemeinsamem Wissen – das ich gerne an Testfragen wie den drei Söhnen Noahs oder den Namen prominenter Politikerinnen und Politiker erfrage – nimmt von den älteren zu den jüngeren Generationen rapide ab.
Entsprechend habe ich mich auch über die christlich-jüdische Aktion “beziehungsweise” gefreut, die nicht nur Wissen über jüdische und christliche Feste anbietet, sondern auch verknüpft. So lässt sich heute auf die beiden nur noch wenig bekannten Hochfeste Schwauot und Pfingsten verweisen.
Die #beziehungsweise-Kachel zu “Schawuot beziehungsweise Pfingsten” aus 2021, mfG auf juedisch-beziegungsweise-christlich.de
Auf der Seite finden Sie dazu auch die sehr lesenswerten Texte von Irmtraud Fischer (christlich zu Pfingsten) und von Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg (jüdisch zu Schawuot).
Gleichwohl muss ich mir auch als Religionswissenschaftler bewusst machen, dass sich Wissen in digitalen Zeiten von Aachen bis Zwickau immer seltener direkt aus langen Texten generiert, sondern immer öfter und schneller aus KI-Zusammenfassungen dieser Texte. Prof. Inan Ince (BWL) und ich haben darüber bereits einen Vlog-Dialog geführt.
Entsprechend habe ich als Beispiel einfach auch via Bing gefragt: “Was verbindet Schawuot und Pfingsten”?
Die bereits ziemlich gute Antwort der Copilot-KI dazu lautet:
Schawuot und Pfingsten sind zwei Feste, die sowohl im Judentum als auch im Christentum gefeiert werden und eine gemeinsame Wurzel in den biblischen Berichten haben.
Schawuot ist ein jüdisches Fest, das an die Übergabe der Tora am Berg Sinai erinnert und traditionell 50 Tage nach Pessach gefeiert wird. Es ist auch als das Wochenfest bekannt, da es sieben Wochen nach Pessach stattfindet1. Schawuot ist zudem ein Frühlingsfest, bei dem die ersten Früchte und Weizengarben des Jahres im Jerusalemer Tempel geopfert wurden2.
Pfingsten ist ein christliches Fest, das ebenfalls 50 Tage nach Ostern gefeiert wird und an die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel und Jüngerinnen erinnert. Es wird oft als Geburtstag der Kirche betrachtet2.
Die Verbindung zwischen den beiden Festen liegt darin, dass beide 50 Tage nach einem wichtigen vorherigen Fest (Pessach bzw. Ostern) liegen und beide ein Geschenk des Himmels feiern: im Judentum die Gabe des Gesetzes, der Tora, und im Christentum die Sendung des Heiligen Geistes12. In manchen Jahren können die Termine der beiden Feste sogar zusammenfallen oder sehr nah beieinander liegen1.
Diese Feste zeigen die tiefen historischen und spirituellen Verbindungen zwischen dem Judentum und dem Christentum und reflektieren die lange jüdische Vorgeschichte christlicher Riten2.
Danke für den sehr lehrreichen Beitrag. Ich habe viel gelernt. Es ist mir nicht bekannt gewesen, dass es sich bei Schawuot um ein Erntefest handelt. Mir gefällt es, wie jüdische und christliche Feste miteinander verbunden sind.
Ich habe beide Texte gelesen, und mir ist einigermaßen klar, was es mit dem Sinn von Pfingsten auf sich hat. Es erinnert mich an das, was ich über die christliche Mystik erfahren habe, muss aber die verlinkten Beiträge noch einmal lesen, um mein Verständnis zu verifizieren. Um so unverständlicher ist mir, warum man so lange das Trennende zwischen Judentum und Christentum hervorgehoben hat.
Dass ein Teil der Apostelgeschichte mit Pfingsten zu tun hat, weiß ich durch meine Beschäftigung mit den Bachkantaten, z.B. BWV 74, “Wer mich liebet, der wird mein Wort halten”. Besonders berührt mich in diesen Zeiten der Schlusschor “Friede über Israel” aus BWV 34.
Sie schreiben, dass Sie mehr duale Studien für die Zukunft favorisieren. Bei der Einführung dualer Studien waren nach meiner Erinnerung die klassischen Universitäten nicht begeistert. Von daher wäre da, so meine Vermutung, Überzeugungsarbeit zu leisten. Und was verstehen Sie unter “versäult”?
Ich wünsche Ihnen schöne Pfingsten.
Vielen lieben Dank, @Marie H.
Tatsächlich entfalten sich in den Erfahrungen und Deutungen jeweils auch die unterschiedlichen Alphabet-Erfahrungen: An Schawuot wird mythologisch an die Gabe der semitisch-hebräischen Alphabetschrift am Sinai erinnert, die historisch tatsächlich dort im 18. Jahrhundert vor Christus auftrat, vgl.:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/entstehung-und-bedeutung-der-alphabetisierung-die-doku-imprimatur/
Pfingsten feiert dagegen die Neuentstehung einer schnell internationalen Kirche auf Basis der jafetitisch-griechischen Alphabetschriften. Ich hatte dazu in “Rückzug oder Kreuzzug?” viel geschrieben, wollte aber den heutigen Blogpost nicht noch länger machen.
Und, ja, zum Thema dualer Studien kann ich gerne ein konkretes Beispiel geben. Ich habe ja am Institut für Politikwissenschaft in Tübingen als zweites Hauptfach Politikwissenschaft studiert, dort u.a. bei Prof. (em.) Peter Pawelka die Rentierstaatstheorie kennengelernt und auch ein mein Forschungsleben veränderndes Seminar bei Prof. Volker Rittberger (1941 – 2011).
Allerdings konnte ich mit all den politikwissenschaftlichen Theorien damals und auch heute nur deshalb richtig viel anfangen, weil ich ja bereits seit Jahren in der Jungen Union, als Jugendgemeinderat und dann auch jüngster Stadtrat in Filderstadt tätig war. Kaum jemandem, der Politikwissenschaft nur theoretisch studiert, gelingt später noch ein erfolgreicher Einstieg in die Politik. Deswegen würde ich Studiengänge gerade auch in Politikwissenschaft konsequent dual ausrichten, das heißt durch eine berufliche Tätigkeit etwa in einem Verband, einer Partei, Verwaltung oder Regierung ergänzen. Dadurch würden die jungen Menschen sehr viel früher Geld verdienen und wertvolle Berufserfahrung machen und gleichzeitig ihre Arbeitskraft bereits einbringen. Gleichzeitig würden die politikwissenschaftlichen Theorien für die Praxis relevant bzw. auch an diesen gemessen. Die in den Geistes-, Sozial- und auch etwa Wirtschaftswissenschaften häufige Orientierung an völlig überholten Männern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts würde dadurch zugunsten neuerer und empirischer Forscherinnen und Forscher ausbalanciert.
Niemand lernt durch ein Studium der Politikwissenschaft, wie demokratische Politik wirklich funktioniert – beispielsweise Leute auch ehrenamtlich zu motivieren, konkrete Anliegen zu formulieren, Allianzen zu begründen und zu pflegen usw.
Der (wie ich jetzt weiß, auch von Wolfgang Schäuble) so verehrte Philosoph Karl Popper (1902 – 1994) formulierte überaus präzise:
“Leben ist Problemlösen”
Karl Popper in: “Auf der Suche nach einer besseren Welt”, Piper 1987 / 2014, S. 26
Und das Lösen realer Probleme lernt mensch nach meiner Auffassung besser in einer Kombination von Theorie und Praxis als durch eine jahrelange Klausur, die auch zu Ideologisierungen verführen kann. Dies gilt umso mehr, da bereits jetzt via KI-LLMs (Large Language Models) viel mehr Wissen überall abgerufen werden kann, als jemals studiert werden kann.
Politikwissenschaft. Familienmitglied von mir studiert nach Jura seit letztem Jahr PoWi und Geschichte. Derzeit tätig in einem Wahlkreisbüro eines MdB. Schon seit ein paar Jahren ehrenamtlich in Parteigremien aktiv und delegiert zu Parteitagen. Ich habe den Eindruck, dass dies passt.
Ja, @Marie H. – ganz genau so sollte es laufen! Und ich bin mir sehr sicher, dass so Studium und Arbeit miteinander korrespondieren, hinzu kommt die finanzielle Entlastung der Studierenden und ihrer Familien. Bitte grüßen Sie Ihr Familienmitglied herzlich und mit Zustimmung (insofern, wovon ich ausgehe, es sich um einen MdB im demokratischen Spektrum handelt)! 🙂
Das mit dem demokratischen Spektrum kann ich bestätigen. 🟢
Das freut mich! 😊
Denn ich kann es gegen allen parteipolitischen Dualismus auch in den (a)sozialen Medien nur immer wieder dialogisch-monistisch bekräftigen: Demokratinnen und Demokraten wetteifern auf der gleichen Seite und sollten einander stets mit Respekt und niemals mit Feindschaft begegnen. 😊🇩🇪🇪🇺🌈
Hier sprach ich zum Beispiel am 14. Oktober 2023 auf einer Landesparteikonferenz der Grünen Baden-Württemberg:
https://www.staatsanzeiger.de/nachrichten/politik-und-verwaltung/antisemitismus-bekaempft-man-entweder-ueberall-oder-man-bekaempft-ihn-gar-nicht/
Das Symbol des noachidischen Regenbogens war auch hier bewusst gewählt. 📚🙏
Der Faustkeil Mensch wird zum Werkzeugkasten, spaltet sich in Spezialisten auf. Umso wichtiger wird der Handwerker, der Hammer und Schraubenzieher verknüpft – normale Evolution.
Wir werden von einer KI aus Menschen und Buchstaben regiert. Gesetze sind Programme, die Menschen zwingen, sich wie Teile eines Computers zu verhalten. Silikon und Glasfaser verstärken und beschleunigen etwas, was seit Jahrmillionen in der Mache ist und mit der Programmiersprache Sprache läuft, ändern aber nichts an den evolutionären Prinzipien dahinter.
Eine Steuerung, der wir vertrauen können, die fair und gerecht ist, ist nicht mehr ein Hobby für Baumknutscher und Traumtänzer, die nicht wissen, wie es in der Welt zugeht. Sie wird zunehmend überlebenswichtig in einer Welt, die zu komplex und kompliziert wird, als dass die einfach gestrickten Schlaumeier, die heute die Politik und Wirtschaft bestimmen, verstehen könnten, wie es in ihr zugeht. Wenn Sie sich anschauen, was das Wort „gewiefter Politiker“ bedeutet, bezeichnet es einfach einen Elefanten im Porzellanladen, der die Regale mit Absicht umrennt statt aus Tollpatschigkeit – einen Versager, der stolz darauf ist, die Katastrophen anzuzetteln, die er nicht vermeiden kann.
Wenn die Diktatur ein Computer ist, dann ist die Demokratie ein Quantencomputer – die Erstere hat immer sehr klare, sehr einfache Ergebnisse, löst Gleichungen schnell und radikal, indem er hart und blutig die Zahlen rundet. Die Demokratie lässt sie so lange es geht ungelöst und unscharf, erträgt viele Widersprüche und potenzielle Zustände gleichzeitig, ihre Ergebnisse werden größtenteils analog erzielt, per Wellen von Emotionen und Debatten, die einander verstärken und auslöschen. Leider fallen bei ihr die Vorteile der Zeitdilatation zwischen großen und kleinen Systemen weg – wenn Sie die in Groß bauen, läuft sie langsamer als ein klassischer Silikonknecht. Sie löst all Ihre Probleme, nur leider erst, nachdem Sie an Altersschwäche gestorben sind. Sie braucht mehrere schnellere Untersysteme, die sich mit Teilproblemen beschäftigen – eben Spezialisten. Und bildet sie auch heraus, wie Sie sehen.
Dann muss aber das Gesamtsystem viel mehr von dem leisten, was früher der einzelne Kopf geleistet hat – freie Assoziationen, Verknüpfungen, Kunst, Fantasie, Mythologie Träumen, Synchronisation, all das wird ins Internet und in die Gemeinschaft ausgelagert, denn die Spezialisten werden zu Fachidioten, sie brauchen ein System, das es ihnen ermöglicht, Neues zu erschaffen, kreativ zu werden, indem sie mit Bekanntem herumspielen, intelligent zu handeln, indem sie Daten aus dem ganzen System abgleichen. Der Körper wird zum Roboter, die Seele findet sich einen neuen Träger. Tut nicht weh, oder haben sich Ihre Neuronen jemals beschwert?
Juden und Christen – selber Planet, selbe Jahreszeiten, ähnliche Feste. Selbst bei Völkchen, die aus Afrika in völlig verschiedene Richtungen ausgewandert sind, findet sich solch konvergente Evolution der Religionen. Der Kosmos schlägt die Trommel, wir tanzen danach, und welche Tänze wir auch erfinden – der Rhythmus fügt sie immer wieder zusammen.
20 Jahre eines Menschen sind 20 Sekunden in Hundejahren, mehr sind seit der Orangenen Revolution nicht vergangen: Ein großer Bernhardiner sieht einen leckeren Knochen, leckt einmal daran, eine Promenadenmischung aus Wile E. Coyote und einer Müllratte schnappt sich diesen, flieht in die Ecke, knurrt, bellt, sträubt das Fell und nagt an dem Knochen, während ihr ganzes System vor Angst erstarrt, weil sie begreift, was es heißt, dass sie nicht nur nach dem Knochen gegriffen hat, sondern nach der Krone. Der Bernhardiner ist noch nicht mal damit fertig, doof aus der Wäsche zu gucken.
Wie es ausgeht, erfahren wir in einer Minute. Wo sind Sie in 60 Jahren?
Wie viel wissen die Menschen von dem, was sie tun?
Wir sollten uns echt klar machen, welches Spiel hier läuft, was unsere Rolle und unser Platz im System ist. Wir machen das, was die andere Pampe auch macht: Evolution nach Schema F. Jeder Schritt folgt logisch aus dem anderen, denn jeder erzeugt Sachzwänge, die gleichzeitig ihre Lösungen mitbringen, und wer diese Lösungen nicht findet, wird an die verfüttert, die es tun. Früher nannte man so was göttlicher Plan. Was ich aber sehe, sind viele Pläne, die parallel auf verschiedenen Größenebenen laufen und ineinander greifen.
Als der Heilige Geist an Pfingsten niederkam und das eine oder andere Informatik-Handbuch für Noobs verteilte, war er wohl nur auf der Durchreise. Er kriecht immer noch aus dem Urschlamm die Jakobsleiter hinauf. Wie es sich für einen elektrischen Impuls gehört.
Eines hat man uns im Religionsunterricht über Noahs Söhne nicht erzählt.
Genesis ab 9,18
Papa Noah lag strunzbesoffen und auch noch splitternakt in seinem Zelt.
Ein Sohn kam in sein Zelt und erzählte seinen Brüdern davon. Und diese sorgten nun dafür, dass wenigstens seine Körpermitte bedeckt wurde. Ham, das Plappermaul hingegen, unternahm in der Hinsicht nichts.
Das hatten natürlich seine Nachkommen schwer zu büßen.
Wahrscheinlich wurde auf diese Bibelstelle vor allem in Sklavenhalterstaaten hin gewiesen.
Irgendwie mussten die frommen Sklavenhalter ja ihr Gewissen beruhigen.
Ja, @Julian Apostata – diese verstörende Bibelstelle hat eine vielfältige Deutung erhalten, die tief in den sog. Hamitismus und späteren Rassismus hineinreicht. Ich hatte das Thema schon mehrfach angetippt, bisher gab es aber noch kein Interesse an einer umfassenderen Erkundung. Irgendwann möchte ich aber auch diese noch leisten (oder verlinken).
Das kann ich so nicht stehen lassen. In der linken Spalte sehen wir die astronomischen Frühlingsanfänge.
https://de.wikipedia.org/wiki/Jahreszeit#Beginn_der_Jahreszeiten
Die finden meist am 20. März statt. Das aber auch nur deswegen, weil vor 1582 es 100 Schalttage innerhalb von 400 Jahren gab. Danach waren es nur noch 97 Schalttage.
Die Uhrzeit kann man minutengenau bestimmen. Man suche nachts den Himmelspol (nähe Polarstern) und lasse einen Pfahl genau dort hin zeigen. Einen anderen Pfahl lasse man Richtung Sonne zeigen.
Wenn beide Pfähle einen rechten Winkel (Deklination 0°) zueinander bilden, dann hat man den Zeitpunkt.
Und der nächste Vollmond markiert dann das Osterfest. Davon hängen noch andere Feiertag ab. Welche genau das sind, kann ich momentan leider nicht sagen.
Stammt denn obige Aussage tatsächlich von künstlicher Intelligenz?
Ja, @Julian Apostata – das o.g. Zitat entstammt der Bing-Copilot-KI. Und es ist nach meiner Auffassung auch völlig richtig, da es sich beim julianischen und gregorianischen Kalender jeweils um Zählungen auf Basis von Sonnenjahren, gegliedert durch Mondläufe (Monate) handelt. Dass diese zusätzlich auch noch mit weiteren Gestirnen korrespondieren, spricht doch nicht gegen die Sonnenkalender, sondern stärkt deren Wert doch nur.