Begriffsarbeit Fossilismus, Kolonialismus, Proprietarismus

Während antisoziale Konzernmedien durch Neurohacking Diskurse manipulieren, entfaltet sich im Fediversum eine zunehmend reiche Begriffsdiskussion. So postete Stefan Münz auf Mastodon mit Zitat aus dem Karbonblase-Blogpost:

Ich hoffe, diese phantastische Definition irgendwann auch in offiziellen Geschichtsbüchern zu finden (danke dafür!):

» Der Fossilismus selbst ist keine Weltverschwörung, sondern “nur” eine kulturelle Strömung. Er bildete sich mit der zunehmend einträglichen Ausbeutung von Erdöl- und Erdgas-Lagerstätten ab dem späten 19. Jahrhundert und verbindet ein autoritäres Bild von Männlichkeit mit Rassismus, anti-ökologischem Antisemitismus, der Feier von Waffen, Verbrennermotoren und Grillfleisch aus Massentierhaltung mit der Verheißung vermeintlich ewigen Wirtschaftswachstums. «

Vor einem brennenden Wald steht ein Wort: FossilismusÜber den Begriff des Fossilismus wird vor allem im Fediversum konstruktiv diskutiert. Symbolbild: Michael Blume mit Leonardo.ai

Eine rege Diskussion ergibt sich dabei noch um die Verknüpfung entweder mit der Begriffswelt des Kolonialismus oder des Proprietarismus.

Kolonialismus bezeichnet nach meinem Verständnis die Politik der Inbesitznahme und Ausbeutung fremder Gebiete, etwa durch europäische Länder zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert. Ziel war die territoriale Expansion und Kontrolle über andere Gesellschaften, oft unter dem Vorwand einer kulturellen Überlegenheit oder zivilisatorischen Mission.

Ich meine, dass diese Begriffswelt nicht gut zum Fossilismus passt, da etwa die USA Saudi-Arabien nicht “kolonisierten”, sondern mit der dortigen Herrscherfamilie einen Pakt und gemeinsamen Konzern – Saudi Aramco – etablierten. Dagegen war beispielsweise die prä-fossilistische, kolonialistische British East India Company im Jahre 1874 aufgelöst worden. Der Kolonialismus zielte auf die Herrschaft durch Staaten und Armeen, der Fossilismus aber auf Herrschaft durch Konzerne und Konzernmedien. Meine ich.

Proprietarismus (von lateinisch proprius = Eigentum) ist eine rechtslibertäre, politisch-ökonomische Ideologie, die Eigentumsrechte über alle anderen Rechte stellt. Sie rechtfertigt Vermögensungleichheit und strebt eine minimale staatliche Kontrolle an, oft mit der Forderung nach Abschaffung des Sozialstaats und des allgemeinen Wahlrechts. Eigentum wird als zentraler Wert betrachtet, wobei Steuern als Raub angesehen werden. Im deutschen Sprachraum wendet unter anderem der Soziologe Andreas Kemper den Proprietarismus-Begriff auf rechtsdualistische Bewegungen wie die AfD an. Rechtslibertäre wie Elon Musk oder Javier Milei (Argentinien) greifen staatliche Strukturen einschließlich des Militärs und staatlicher Banken zugunsten von Konzernen und Kryptowährungen an.

Symbolische Darstellung der Karbonblase aus Erdöl und Erdgas. Links ist ein weitgehend intakter Wald bei Verzicht auf fossile Verbrennung zu sehen, rechts schwarzer Rauch aus fossil befeuerten Industrieschloten. Als Karbonblase werden die Erdöl- und Erdgasmengen bezeichnet, die aus Gründen des Mitweltschutzes in der Erde verbleiben sollten. Der Fossilismus drängt jedoch auf deren Abbau und Verbrennung. Symbolbild Michael Blume mit Leonardo.ai

Aus meiner Sicht ist der Fossilismus daher sehr viel besser proprietär als kolonialistisch zu verstehen. Unsicher bin ich mir auch noch, ob der Fossilismus als “Sucht” bezeichnet werden sollte.

Aber ich betrachte gerade auch politikwissenschaftliche Begriffe nicht als Privateigentum und freue mich deswegen immer über dialogische Begriffsarbeit, vor allem im KI-Fediversum. Daher gilt mein herzlicher Dank allen, die sich konstruktiv beteiligen!

 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

34 Kommentare

  1. Um das mal auf den Punkt zu bringen:

    Nicht mit(-weltlich) der Ökologie zu wirtschaften, ist dumm.

    Populismus mal anders herum 🙂

    • Ja, @Mussi – mir gibt es immer wieder einen kleinen Stich, wenn sich Menschen mit “Umweltschutz” oder gar “Klimaschutz” brüsten. Als ob es die nichtmenschliche Welt oder gar das Klima kümmern würde, wenn es uns Menschen nicht mehr gäbe…

      Wenn wir uns schon engagieren, dann doch dafür, dass die Welt und das Klima für uns und unsere Nachkommen bewohnbar bleiben. Deswegen plädiere ich für den Begriff Mitweltschutz.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-feuer-von-los-angeles-umwelt-klima-oder-endlich-mitweltschutz/

      An anderer Stelle hatten Sie ja auf die Bedeutung von Geld und Märkten für Verantwortungsdiffusion hingewiesen, @Mussi. Ich meine, daran ist viel dran und ich möchte diesem Gedanken in Zukunft gerne weiter folgen.

      • @MichaelBlume gerne würde ich deine Sicht nachvollziehen zu “… sich Menschen mit “Umweltschutz” oder gar “Klimaschutz” brüsten …”
        In welchem Zusammenhang siehst Du
        “brüsten” . Und was heißt/bedeutet das in diesem Fall?

        • Vielen Dank für die Nachfrage, @RalfH. 🙏📚🙌

          Sowohl die Begriffe Klimaschutz wie Umweltschutz und eben auch Mitweltschutz sind Kompositbegriffe (Komposita), in denen unterschiedliche Worte zu neuen Substantiven kombiniert und naturalisiert wurden. Zur sprachmächtigen Bedeutung dieser Wortbildung aktuell hier:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsmythos-als-aufklaerender-kompositbegriff/

          Mit den Begriffen Klimaschutz und Umweltschutz setzen sich die Aussagenden nicht nur neben, sondern “über” die Natur: “Wir” Menschen beschützen von oben herab das Klima, die Umwelt. Ich halte das für sachlich falsch: Ein Klima und eine (“Um-“)Welt gäbe es auch völlig ohne Menschen. Wir stehen nicht darüber und sollten uns in diesem Sinne auch nicht sprachlich damit “brüsten”.

          Hinzu kommt, dass der sachlich schwächere Begriff der “Umwelt” maßgeblich durch den Hitler-Verehrer Jakob Johann von Uexküll (1864 – 1944) durchgesetzt und dualistisch geprägt wurde. Darüber hatte ich bereits im Februar 2023 bei den Grünen in Stuttgart gesprochen:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/files/AntisemitismusRedeAKAntirassimusGrueneStuttgart0223.pdf

          Es ginge freilich sprachlich längst auch sehr viel besser: Nach der Dialogphilosophie von Martin Buber (1878 – 1965) entwickelte der philosophische Anthropologe Helmuth Plessner (1892 – 1985) schon in der Weimarer Republik dagegen den nach meiner Einschätzung sehr viel besseren Begriff Mitwelt. Deswegen rege ich an, auch beim Klimaschutz besser von Mitweltschutz zu sprechen:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-feuer-von-los-angeles-umwelt-klima-oder-endlich-mitweltschutz/

          Nochmal herzlichen Dank für das konstruktive Interesse und die Blog-Nachfrage!

          • Danke für die ausführliche Atwort, @MichaelBlume,

            das ist nachzuvollziehen und entspricht auch meinem Verständnis.
            An anderer Stelle habe ich schon mehrfach von der generell zweifelhaften Benutzung des Begriffes “Schutz” in verschiedenen Kontexten gesprochen. Außerdem wurde dieser Begriff in Vorbereitung und während des Nationalsozialismus in besonderem Maße mörderisch mißbraucht. Mir kommt es vor als wenn der Gebrauch dieses Begriffes heute immer noch das Gegenteil von dem bewirkt als welches es sprachlich zu erkennen ist.
            Gibt es solche Entwicklungen auch in anderen Sprachräumen der Erde?

          • Danke, @Ralf H. – und in anderen Sprachen ist der feindselige Umwelt-Dualismus tatsächlich schwächer ausgeprägt. So weist das englische Environment stärkere Bezüge zum Umhüllen auf, ist fast schon Mitwelt, Convironment.

            Ein krasses Beispiel für die feindselig-dualistische NS-Prägung des Umweltbegriffes im Deutschen bildet auch Hitlers letzte Radioansprache:

            https://www.swr.de/swrkultur/wissen/archivradio/hitlers-letzter-rundfunkauftritt-januar-1945-102.html

            Entsprechend möchte ich auch anerkennen, dass etwa der Philosoph Peter Sloterdijk bereits von Mitwelt spricht und schreibt. Begriffsarbeit kann Wertarbeit sein, um hier einmal zwei spannende Komposita stark zu machen…

  2. Ein Staat ist grundsätzlich ein Kolonialstaat: Eine militarisierte Gruppe bietet einer Arbeiterschaft Schutz und Verwaltung im Austausch für deren Arbeitsleistung. Ob eine Sklavenplantage daraus wird oder eine Demokratie mit starker betrieblicher Mitbestimmung, ist Feintuning. Er ist eine AG, eine spontan zusammengewürfelte Piraten-Mannschaft, die sich zusammentut, um eine Futterquelle auszubeuten. Ist die Futterquelle erschöpft, versuchen Adel und Arbeiter, einander aufzufressen, das löst die Firma mit viel Krach und Tränen auf und verfüttert sie an Pleitegeier, es sei denn, sie kann sich so weit reformieren, dass sie andere Futterquellen erschließen kann.

    Schauen Sie sich den globalen Staat an: Amerika hat im Handel mit Europa einen Handelsüberschuss in Dienstleistungen, Europa in Waren, doch der größte Produzent des Planeten ist China. Daran erkennen Sie die übliche staatliche Hierarchie: Clowns mit Knarren, dann Perückenmacher, Kammerzofen und Stallburschen, dann die Handwerker und Bauern, darunter Russlands, wiederum Clowns mit Knarren, das Ganze wird in die Zange genommen zwischen Polizei und Gangs, Schäferhund und Wolf, wie jede Staatsbevölkerung oder jedes durchschnittliche Kind der Welt.

    Es gibt Strukturen, die müssen Sie weder wollen noch bemerken noch anerkennen noch benennen noch offiziell machen. Sie etablieren sich von selbst, Sie schlafen 1900 als Römer ein und wachen 2025 als Pikte auf, nicht, weil ein Wunder passiert wäre, sondern, weil Sie 125 Jahre gepennt und nicht darauf geachtet haben, was Ihre Hände tun.

    Fossilismus – das ist Reaktionismus, typischer alter Adel, Hohenzollern, Altnazis, Ex-SEDler, CDU/CSU (mit löblichen Ausnahmen), all das sind Vertreter einer Lebensweise, die die Geschichte in den Mülleimer verschiebt. Solche Don Quixotes sind immer trotzig, immer laut, immer halten sie die Freiheit hoch, unter der sie ein Recht auf Willkür verstehen und das Recht, sich mit Gewalt gegen Veränderungen zu schützen. Sie raffen die Macht an sich, um sich vor Sachzwängen zu wehren, wälzen alle Lasten auf die Leibeigenen ab. Die Herren rebellieren, weil die Sklaven sie nicht mehr brauchen, rebellieren und sich eigene Herren suchen – business as usual.

    Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Den Alzheimer namens Tod können Sie durch Notizzettel auf dem Kühlschrank austricksen, die heißen Bibliotheken. Ich halte es für Zeitverschwendung, mir alle paar Jahrzehnte neue Namen für ewig gleiche Dinge auszudenken oder mich an Details aufzuhängen, die für das Wesen der Sache keine Bedeutung haben, weil sie eh immer nach dem gleichen Schema F abläuft. Aber auch Nerd ist ein neues Wort für ewig gleiche Dinge, und klingt bestimmt netter als Korinthenkacker.

    Sie sind mittendrin in der Weltgeschichte, finden die alten Wege neu, neue Mittel, alte Fehler zu wiederholen, neue Wörter, sich als etwas völlig Anderes darzustellen, als es alle anderen vor Ihnen waren. Genau wie alle anderen vor Ihnen und nach Ihnen. Die Geschichte ist ein sehr dünner Faden, und Ihr Leben das Mikroskop, unter dem Sie plötzlich all ihre Verzwirbelungen und Verflechtungen und Windungen und Härchen und Fasern sehen, den ganzen Teppich der Schicksalsfäden. Wie könnten wir ewig Narren bleiben, wenn wir uns selbst genauso sehen könnten, wie wir all die Narren vor uns sehen?

  3. Auch die fossilistische und medial befeuerte Begeisterung für röhrende Verbrennermotoren fordert leider immer wieder Todesopfer.

    So meldet die Stuttgarter Zeitung heute (am 29.03.2025) auf Seite 17:

    2000 Menschen bei Trauerfeier für Merve und Selin

    Der tödliche Unfall nach einem illegalen Autorennen vor eineinhalb Wochen bewegt die Menschen weit über Ludwigsburg hinaus.

    Die KI Felo.ai fasst dazu die Berichte wie folgt zusammen:

    # Illegales Autorennen in Ludwigsburg: Tragischer Unfall mit zwei Todesopfern

    Am Donnerstag, den 20. März 2025, ereignete sich in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) ein schwerer Verkehrsunfall bei einem mutmaßlichen illegalen Autorennen, bei dem zwei unbeteiligte junge Frauen ums Leben kamen.

    ## Der Unfallhergang

    Der Unfall geschah gegen 20:00 Uhr auf der Schwieberdinger Straße in Richtung der Autobahnanschlussstelle Ludwigsburg-Süd[4][6]. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei lieferten sich die Fahrer zweier schwarzer Mercedes S-Klassen (S 500 und S 550 4 Matic) ein illegales Rennen[4][9]. Als zwei junge Frauen mit ihrem Ford Focus von einer Tankstelle auf die Straße fuhren, kam es zur Kollision mit einem der beteiligten Fahrzeuge[6][9].

    Durch den Aufprall wurde das Auto der Frauen zunächst ein Stück vor dem Mercedes hergeschoben, dann von der Fahrbahn abgewiesen und prallte gegen eine Mauer. Schließlich blieb es zwischen zwei Bäumen eingeklemmt auf der rechten Fahrzeugseite liegen[9]. Die beiden Insassinnen erlitten tödliche Verletzungen und verstarben noch an der Unfallstelle[4][6].

    ## Die Opfer und Tatverdächtigen

    Bei den Opfern handelt es sich um zwei junge Frauen im Alter von 22 und 23 Jahren[4][11]. Ihre Beisetzung fand am Freitag, den 28. März, auf dem Ostfriedhof in Ludwigsburg statt, wobei hunderte Trauergäste teilnahmen[4][13].

    Der mutmaßliche Unfallverursacher ist ein 32-jähriger türkischer Staatsangehöriger namens Gürkan U., der sich bei dem Unfall leicht verletzte[4][7]. Er wurde festgenommen und befindet sich in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen verbotenen Kraftfahrzeugrennens mit Todesfolge in zwei Fällen erlassen[4][7]. Laut Polizei war der Mann bereits wegen Straßenverkehrsdelikten polizeibekannt[7][15].

    Bei dem zweiten Tatverdächtigen soll es sich laut Medienberichten um den 35-jährigen Bruder des Unfallverursachers, Ismail U., handeln[4][7]. Die beiden Brüder sollen gemeinsam eine Kfz-Werkstatt betreiben und als “Autonarren” bekannt sein[4][20]. Der zweite Verdächtige befindet sich nicht in Untersuchungshaft[4].

    ## Aktuelle Ermittlungen

    Die Polizei hat eine Ermittlungsgruppe mit dem Namen “Urban” eingerichtet, die den Fall untersucht[8]. Aktuell prüfen die Ermittler, ob möglicherweise noch ein drittes Fahrzeug an dem Rennen beteiligt war, das hinter den beiden Mercedes fuhr, um den nachfolgenden Verkehr abzuschirmen[4][9][19]. Die Polizei bittet Zeugen, die am 20. März ab etwa 19:55 Uhr auf der Schwieberdinger Straße etwas beobachtet haben, sich zu melden[4].

    Der Sachschaden wird auf mindestens 60.000 Euro geschätzt[6]. Die Schwieberdinger Straße, auf der sich der Unfall ereignete, war laut Stadt Ludwigsburg bislang kein Unfallschwerpunkt, wird aber täglich von rund 40.000 Fahrzeugen genutzt[9].

    Oberbürgermeister Matthias Knecht zeigte sich tief betroffen und legte am Unfallort einen Blumenstrauß nieder: “Diese Tat ist furchtbar. Wir sind alle bestürzt. Wie können Menschen so gewissenlos sein”[9].

    [1] https://www.stimme.de/bilder/autos-mutmasslich-illegalem-rennen-bilder-unfallstelle-ludwigsburg-tote-schwieberdinger-strasse-gal-147849/
    [2] https://taz.de/Illegales-Autorennen-in-Ludwigsburg/!6077206/
    [3] https://www.lkz.de/lokales/blaulicht_artikel,-toedlicher-unfall-in-ludwigsburg-war-ein-drittes-auto-beteiligt-_arid,821839.html
    [4] https://www.heidelberg24.de/baden-wuerttemberg/unfall-illegales-autorennen-zwei-frauen-tot-schwieberdinger-strasse-ludwigsburg-drittes-fahrzeug-beerdigung-93639117.html
    [5] https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/autorennen-ludwigsburg-unfall-tote-frauen-100.html
    [6] https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-wegen-illegalem-autorennen-zwei-unbeteiligte-frauen-sterben-bei-unfall-in-ludwigsburg-100.html
    [7] https://www.welt.de/vermischtes/kriminalitaet/article255780184/Baden-Wuerttemberg-Zwei-Tote-nach-Autorennen-in-Ludwigsburg-Polizei-veroeffentlicht-neue-Details-zum-Verdaechtigen.html
    [8] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110974/5996909
    [9] https://www.fr.de/panorama/zwei-unbeteiligte-frauen-sterben-bei-mutmasslichem-autorennen-93639125.html
    [10] https://www.rtl.de/news/horror-crash-in-ludwigsburg-gab-es-beim-mutmasslichen-autorennen-ein-drittes-auto-polizei-sucht-zeugen-id2165172.html
    [11] https://www.swp.de/baden-wuerttemberg/illegales-autorennen-zwei-unbeteiligte-frauen-sterben-bei-unfall-77935334.html
    [12] https://www.focus.de/panorama/welt/ludwigsburg-mutmassliches-autorennen-forderte-zwei-tote-ein-verdaechtiger-frei_5931142d-1cd8-47c7-bc64-de12369bee16.html
    [13] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/ludwigsburg-toedlich-autorennen-trauerfeier-opfer-100.html
    [14] https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-illegales-autorennen-mit-zwei-toten-in-ludwigsburg-polizei-ermittelt-weiteren-verdaechtigen-100.html
    [15] https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-neue-details-zum-unfall-in-ludwigsburg-100.html
    [16] https://www.radiobielefeld.de/nachrichten/lokalnachrichten/detailansicht/ludwigsburg-mutmassliches-autorennen-mit-toten-person-weiter-fluechtig.html
    [17] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/ludwigsburg-mutmassliches-autorennen-zwei-tote-100.html
    [18] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/unfall-ludwigsburg-tatverdaechtiger-gefunden-100.html
    [19] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/unfall-ludwigsburg-autorennen-drittes-fahrzeug-100.html
    [20] https://www.focus.de/panorama/welt/ludwigsburg-zwei-tote-bei-mutmasslichem-autorennen-zweiter-verdaechtiger-frei_5931142d-1cd8-47c7-bc64-de12369bee16.html
    [21] https://taz.de/Illegales-Autorennen-in-Ludwigsburg/!6078199/
    [22] https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/id_100653020/ludwigsburg-toedliches-rennen-raser-prahlte-mit-seinem-mercedes.html
    [23] https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-03/autorennen-ludwigsburg-stuttgart-zwei-tote

  4. @ Blume

    Ja, Begriffsarbeit ist gut und wichtig. Es zielt auf Wissen=Gewissen.

    Entscheidend ist jedoch warum und wie ich mit Geld entscheide und handele.

    • Durchaus, @Mussi – ich bin ja kein Anti-Geld-Schwärmer, sondern habe als Arbeiterkind und Bauersenkel gerne eine ordentliche Bankausbildung als Finanzassistent bei der Landesbank Baden-Württemberg absolviert. Auch als Christ fällt mir auf, dass Jesus in seinen Gleichnissen und Handlungen immer wieder Münzen 🪙 verwendete.

      Geld ist wie Schrift ein unverzichtbares Medium der Menschheit.

      Mit Prof. Dr. Inan Ince (BWL) habe ich mal eine ganze Podcast-Folge rund ums Geld und dessen Gründungsmythen gefertigt:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-3-was-ist-eigentlich-geld/

      Und in Zukunft hoffe ich, daran gerade auch im Kontext der Aufklärung über Fossilismus anknüpfen zu können.

  5. Ich meine, wenn man erst den Zusammenhang zwischen Geld und Gewissen und Ökologie aufgearbeitet hat, dann wird das ganze globale Drama präsent.
    Wenn der Zusammenhang zwischen Wissen und Gewissen klar wird, dann wird dieses Drama noch größer!
    Als ich in den 80’ern in das Berufsleben einsteigen musste, waren mir diese Konflikte durchaus bewusst.
    Mir war aber auch bewusst, dass es gegen Menschen wie Trump und seiner Bewegung wenig Gegenmittel in einer demokratisch verfassten Realität gibt.
    Die Bequemlichkeit und die Kosten für Energieaufwand (Wärme) und Energieverbrauch(Nahrung) sind mit Falk/Szech ziemlich eindeutig.
    Die Frage ist, wie kommen wir aus dieser ‘Schleife’ raus, die mit der Industriealisierung beständig gelehrt und gelernt wurde?
    Elinor Ostrom ist als Frau Grundlage und hat gegen relativistische Männer wie Trump keine Chance.
    Deshalb liege ich auf dem Sofa und schreibe hin und wieder da und dort Kommentare.
    Ich habe noch nicht mal mehr Hoffnung.

    • @Mussi

      Sicher: Es waren immer nur wenige Menschen bereit und in der Lage, bis zum dialogischen Monismus zu reifen. Aber ich sehe doch auch, dass es immer mehr werden. Gerade erst durfte ich eine starke und ermutigende Debatte um den Ausruf eines Mädchens erleben: “Warum schaut denn niemand hin?“

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-schaut-denn-niemand-hin-erkenntnistheorie-fossilismus-und-karbonblase/

      Gerne möchte ich auch Sie ermutigen, nicht Personen wie Donald Trump zu vermeintlich überzeitlichen Feindbildern aufzupusten, sondern sie als charakterlich arme Ausprägungen des Fossilismus zu verstehen. Dass Millionen Menschen in den USA 🇺🇸 grotesk falsch entschieden haben, sollte uns nicht dazu führen, ebenfalls falsch zu entscheiden.

      Sie haben ein Sofa, Internet und die Kraft der Gedanken. Und hier sogar ein freundliches, dialogisches Blog-Mitfeld, in das Sie sich konstruktiv einbringen können! 😊📚🙌

  6. Geld ist in erster Linie ein Steurerungs- und dann Verwendungsmittel.
    Geld ist menschengemacht und wir bekommen es nicht mehr aus der Welt.
    Ja, auch ich habe nichts gegen Geld.
    Ich habe nur etwas gegen die Art, wie es geschöpft, verwendet wird und wie damit gesteuert wird.

      • @Mussi

        Und die laut klagende und belehrende Dauer-Jammerei hilft Ihnen? Oder „schützt“ sie eher davor, bei sich selbst anzufangen und im Dialog mit anderen wirklich etwas zu verändern? 🤔🤷‍♂️💡

        #Reaktanz #Fossilismus #Psychologie

  7. Die Perspektive, dass das Nutzungsverhalten im Blick auf Energie, gerade auch der fossilen Formen, suchtartig sein kann, ist mir im Buch LIFE after DOOM sehr ausführlich beschrieben begegnet.

    Energie ist ein zentrales Thema des Lebens und bei viele Fragen, die hier bewegt werden, kann ein Blick auf die Energie, die gerade präsent ist, helfen.
    Die Begrifflichkeit von Sucht ist u.a. bei einem unguten Umgang mit Lebensmitteln, die uns die nötige Energie für den Alltag zuführen, schon erprobt – Sichtwort Magersucht…

    Leben versteht der Autor Brian McLaren als kreativen Gebrauch von Energie und bewegt dann unterschiedliche Wahrnehmung unseres Miteinanders.

    Für ihn ist unsere aktuelle Lebensweise abhängig von einer Sichtweise, die den Konsum prioritisiert über die Verbundenheit mit der Mitwelt. Er verweist auf eine andere Ebene, die denkbar ist, die Mystiker wie Thomas Merton oder Meister Eckhart mit ihren Überlegungen zugänglicher gemacht haben.

    Es gibt als Bild den Tanz, in dem die Menschheit eingebunden ist. Die Mitwelt lädt uns dazu ein – Ausbeutung und Kontrolle zeigen, dass diese Einladung nicht angenommen wird – und am Ende wird die Mitwelt mehr Gewicht haben, der Tanz wird mit denen getanzt, die sich darauf einlassen, die der Verbundenheit, dem Anteilnehmen, Priorität einräumen. Hier zitiert Brian McLaren an unterschiedlichen Stellen seines Buches Darwins Perspektive ,Survial of the fittest’ also das Überleben von denen, die am besten zum Ganzen passen.

    Diese Priorität bedeutet auch, sich von Möglichkeiten zu verabschieden, die vorgeben, Grenzen des Menschen aufzuheben, wie manches nicht nachhaltige Mobilitätsverhalten.

    Mehr zu den Gedanken dieses Buches, welches aktuell nur in Englisch verfügbar ist, hier in einer Inhaltsangabe in Deutsch: https://hgu2read.de/interessen/interessen/lebensspur/lad-inhaltsangabe/

    Für die Einordnung von Verhaltensmustern im Blick auf Suchttendenzen fand ich auch die Überlegungen in einem Dokument, auf das ich durch den Studienbrief zur Medienethik aufmerksam geworden bin, hilfreich: https://ratfuerdigitaleoekologie.org/images/downloads/RDOPaper-2024-TIKTOK.pdf ab S. 11

  8. Die Entwicklung des Fossilismus begann hauptsächlich im frühen 19. Jahrhundert und wurde besonders von der Entwicklung der modernen Petroleumlampe gefördert. Später von der Motorisierung und der Petrochemie.

    „Licht“ war nicht nur im Haushalt wichtig. Die Menschen konnten auch abends länger arbeiten, was ein großer ökonomischer Vorteil war, wie auch die Abkehr vom Pferdefuhrwerk und natürlich die Petrochemie. War alles nötig, weil immer mehr Menschen ernährt werden mussten.

    Die Ära der Rockefellers begann und war typisch für Amerika. Er war Mitbegründer der Standard Oil Company und gilt als einer der reichsten Menschen der Geschichte. Angeblich hat er preisgünstige moderne Petroleumlampen verkauft und am Petroleumgeschäft seine Milliarden gemacht. Seine Idee hat sich weltweit ausgebreitet.

    Neben ihrem wirtschaftlichen Erfolg sind die Rockefellers auch für ihre philanthropischen Aktivitäten bekannt, wie die Gründung von Stiftungen und die Unterstützung von Bildung und Wissenschaft.

    Die Amerikaner machten weltweit auf vielen Gebieten beste Geschäfte haben aber auch große Leistungen für die Welt Gesundheit erbracht (Aidsforschung, Aidsmedikamente).

    Die Bill & Melinda Gates Foundation hat in Afrika verschiedene Impfprogramme finanziert, um Krankheiten wie Polio, Malaria und Diphtherie, Tetanus, HPV,….zu bekämpfen.

    In meinen Augen sind das „Wohltaten“.

    Jetzt wird B. Gates auch noch von Querdenkern „verteufelt“. Könnte mir vorstellen, dass es ihm zu blöd ist, künftig auch noch den „Wohltäter“ zu spielen….

    Amerika hätten letztlich sogar für Europa und die Ukraine mit Atombomben „mitmachen müssen“, weil sich die Russen offensichtlich nicht von den Krimhäfen „vertreiben“ lassen wollen….

    Jetzt wundert sich Selenskyj, dass die Amerikaner sogar die geleisteten Kriegskredite zurückfordern.

    Die Amerikaner wurden vom Ölgeschäft verdrängt, weltweit ausgenutzt. Aber die Zahlungen die sie geleistet haben, dürften sie weiter leisten. Man hält sie für Wohltäter……

    Aber wenn sie immer weniger Geschäfte machen, haben sie auch kein Geld mehr für Wohltaten in der Welt. Das ist Trump aufgefallen und eigentlich ganz logisch.

    „Geldscheißer“ gibt es einfach nicht, aber der Glaube daran stirbt nicht aus.

  9. Guten Morgen, @Michael Blume,

    spannende Begriffsarbeit!

    Ich lese gerade das folgende Buch von Friederike Otto (die ja kürzlich genannt wurde, siehe Attributionsforschung): „Klimaungerechtigkeit – Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat“. Ullstein.

    Ich denke, das ist eine Lektüre, die ganz gut zu diesem Blogpost passt. Und was ich besonders ansprechend finde, sie nimmt die menschliche Perspektive ein und beschreibt auch diese Sichtweise auf bestimmte Ereignisse, die mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht werden, als Beispiel sin starker Abschnitt auf S. 47 (2. Auflage):

    „Ein hitzebedingter Tod trifft damit im Wesentlichen marginalisierte, also an den Rand gedrängte Gruppen, die in der Gesellschaft wenig Gehör finden und an den Redaktionsschreibtischen, in den Abgeordnetenbüros und Stadtplanungsstellen kaum vertreten sind. Hinzu kommt, dass Hitze selten auf der Straße tötet, meist sterben die Menschen allein im Krankenhaus oder in ihrem schlecht isolierten, nicht klimatisierten Zuhause. Sie sterben unsichtbar, sodass im Gegensatz zur Corona-Pandemie keine öffentliche Empörung und kein politischer Druck entsteht. Nur die Statistiker*innen in den Gesundheitsämtern sehen sie. Und das auch nur dann, wenn ihr Tod behördlich (oder anderwärtig organisiert) erfasst wird.“

    Felo.ai weiß auch damit auch bereits etwas anzufangen, ich zitiere aus einer Antwort:

    „Die fossilbasierte Wirtschaft verstärkt bestehende Ungleichheiten, die ihren Ursprung in kolonialen Strukturen haben, während proprietaristische Machtverhältnisse die gerechte Verteilung von Ressourcen und die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Menschen behindern. Um Klimagerechtigkeit zu erreichen, ist es daher notwendig, diese historischen und sozialen Zusammenhänge zu erkennen und anzugehen.“

  10. Der Fossilismus hat ja historische Vorläufer. Eine ähnliche Entwicklung gab es nach der “Entdeckung” Amerikas durch Kolumbus. Es war von Männern geprägte Inbesitznahme der neu entdeckten Gebiete, verbunden mit einem rücksichtslosen Umgang mit den Menschen, die dort schon lange lebten. Das Objekt der Begierde war nicht Öl, sondern Gold. Der “Torre del Oro” in Sevilla erinnert noch heute daran. Auch die Tatsache, dass der Papst im Vertrag von Tordesillas 1494 die Aufteilung der Neuen Welt unter Portugal und Kastilien schriftlich fixieren ließ, hat den Verlauf der Geschichte geprägt.

    Sich mit dem Kolonialismus auseinanderzusetzen, wird bei uns immer noch als schmerzhaft empfunden oder hinsichtlich der deutschen Geschichte in den Jahren 1933-1945 als eher “weniger wichtig” betrachtet. Rassismus und Kolonialismus wird dabei als untrennbar gesehen. So beschäftigte man sich erst 2021 mit dem Thema “König Wilhelm II. von Württemberg und der Kolonialismus”. Stichwort Provenienzforschung in den Museen.

    Zum Petromaskulinismus gibt es einen passenden Spielfilm, der mir spontan einfällt: “Giganten” aus dem Jahr 1956. Regisseur war George Stevens. In den Hauptrollen Elizabeth Taylor, Rock Hudson und James Dean (sein letzter Film).

    Zum Proprietarismus gehört imho auch die Technikgläubigkeit. Dass die technologische Entwicklung zB die menschliche Arbeitskraft ersetzt und durch unablässig laufende Maschinen noch mehr Geld verdient werden kann. Dazu kommt, dass die vorhandenen großen Vermögen in unserer Zeit häufig aus einem umfangreichen Erbe stammen. Wobei schon Kaiser Wilhelm II. sich in die Ehegattensuche von Deutschlands reichster Erbin einschaltete. Geld und Macht mussten in der Familie bleiben – auch das hat also Tradition.

    • Vielen Dank für Ihren tiefen Druko, liebe @Marie H., auf den ich gerne dialogisch und also etwas ausführlicher eingehe!

      “Der Fossilismus hat ja historische Vorläufer. Eine ähnliche Entwicklung gab es nach der “Entdeckung” Amerikas durch Kolumbus. Es war von Männern geprägte Inbesitznahme der neu entdeckten Gebiete, verbunden mit einem rücksichtslosen Umgang mit den Menschen, die dort schon lange lebten. Das Objekt der Begierde war nicht Öl, sondern Gold. Der “Torre del Oro” in Sevilla erinnert noch heute daran. Auch die Tatsache, dass der Papst im Vertrag von Tordesillas 1494 die Aufteilung der Neuen Welt unter Portugal und Kastilien schriftlich fixieren ließ, hat den Verlauf der Geschichte geprägt.”

      Vielen Dank, das ist ein spannender Vergleich! Allerdings könnte eine Vertreterin des Proprietarismus wohl auch darauf hinweisen, dass gerade auch die Sehnsucht nach Gold als Geld spezifisch europäisch war und in den südamerikanischen Kulturen wenig Sinn ergab. Wenn überhaupt, wurde Gold im religiösen Kontext geschätzt. Aber gerade auch die spanischen Conquistadoren wurden ja nicht von der Gier nach Staatlichkeit, sondern nach Eigentum angetrieben. Gerne werde ich dieser Spur in Zukunft weiter folgen!

      “Sich mit dem Kolonialismus auseinanderzusetzen, wird bei uns immer noch als schmerzhaft empfunden oder hinsichtlich der deutschen Geschichte in den Jahren 1933-1945 als eher “weniger wichtig” betrachtet. Rassismus und Kolonialismus wird dabei als untrennbar gesehen. So beschäftigte man sich erst 2021 mit dem Thema “König Wilhelm II. von Württemberg und der Kolonialismus”. Stichwort Provenienzforschung in den Museen.”

      Tatsächlich habe ich große Probleme mit der Anwendung des historischen Kolonialismus-Begriffs auf die Geschichte des 20. oder gar 21. Jahrhunderts. Denn als ich “Islam in der Krise” (Patmos 2017) schrieb, formulierte ich auch dort die offene Frage, warum die Eroberungen des Westens als kolonialistisch = böse bezeichnet wurden, die Eroberungen etwa der Osmanen wie 1453 von Istanbul aber von den oft gleichen Leuten sogar auf europäischen Straßen gefeiert werden. Bis heute habe ich darauf immer wieder nur die Antwort bekommen, dass nur westliche (also christliche und jüdische) Staaten “kolonialistisch” oder “imperialistisch” sein könnten. Auch zu den heutigen Kriegen etwa im Jemen, im Sudan oder Kongo höre bzw. lese ich von den Kolonialismus-Theoretisierenden fast gar nichts. Und das verstärkt meine Skepsis. Kolonialismus scheint mir ein historischer Begriff für die europäischen Expansionen des 16. bis 19. Jahrhunderts zu sein, aber ich sehe wenig Relevanz für die Jahrhunderte davor und danach.

      “Zum Petromaskulinismus gibt es einen passenden Spielfilm, der mir spontan einfällt: “Giganten” aus dem Jahr 1956. Regisseur war George Stevens. In den Hauptrollen Elizabeth Taylor, Rock Hudson und James Dean (sein letzter Film).”

      Ja, gerade auch beim Thema Petromaskulinismus sehe ich einen riesigen Einfluss der Filmindustrie und denke an ganze Serien wie “Dallas”, “Denver-Clan” oder auch “Mad Max”. Auch dabei scheint mir ein sehr starker Zug zum Proprietarismus vorzuherrschen – filmisch gefeiert werden reiche Eigentümer, die für ihre Gier oft auch religiöse und staatliche Gesetze brechen.

      “Zum Proprietarismus gehört imho auch die Technikgläubigkeit. Dass die technologische Entwicklung zB die menschliche Arbeitskraft ersetzt und durch unablässig laufende Maschinen noch mehr Geld verdient werden kann. Dazu kommt, dass die vorhandenen großen Vermögen in unserer Zeit häufig aus einem umfangreichen Erbe stammen. Wobei schon Kaiser Wilhelm II. sich in die Ehegattensuche von Deutschlands reichster Erbin einschaltete. Geld und Macht mussten in der Familie bleiben – auch das hat also Tradition.”

      Volle Zustimmung, @Marie H. Zum Proprietarismus gehörte früh der Kampf zwischen dem “alten Geld” des Erbadels und dem “neuen Geld” etwa durch Eisenbahnen, Stahlwerke, Medienhäuser, Hotels, Banken. Auch deswegen habe ich großen Respekt vor der Arbeiterbewegung, den Gewerkschaften und der SPD, denen noch der Ausgleich mit den Kohle- und Stahl-Baronen gelang und dabei weitgehend dem Antisemitismus widerstand.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mit-der-spd-stuttgart-gegen-jeden-antisemitismus/

      Erst der Fossilismus beschimpft diesen sozial-demokratischen Ausgleich als “Shitbürgertum” und raunt sogar von einer Deep State-Weltverschwörung!

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ein-komposita-text-gegen-die-deep-state-verschwoerungsmythen-in-der-welt/

      Damit will ich mich auch weiterhin nicht abfinden, sondern gegen jeden Fossilismus und Antisemitismus darauf bestehen, dass Christdemokratinnen und Christdemokratinnen stets mit sozialdemokratischen, liberalen und ökologisch-demokratischen Parteien koalieren können, aber niemals mit Faschisten.

      • Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

        Dass es Unterschiede gibt zwischen der Jagd nach Gold durch die Konquistadoren und der Ausbeutung von Ölquellen ist mir natürlich bewusst. Aber sowohl auf den ersten Goldrausch (um es mal so zu nennen) wie auch auf den Fossilismus trifft die christliche Todsünde der Gier zu. Da sehe ich das Bindeglied. Und die Wirtschaftssysteme des 16.+17. Jahrhunderts (Merkantilismus etc.) sind m.E. letztlich eine Folge der Eroberung des amerikanischen Kontinents. An der u.a. auch die deutschen Welser beteiligt waren.

        Damit wir uns beim Thema Kolonialismus nicht falsch verstehen. Ich habe den Eindruck, dass wir uns als deutsche Gesellschaft mit dem Kolonialismus nicht auseinandergesetzt haben, weil nach 1945 erst einmal die Aufarbeitung der Jahre 1933-1945 im Vordergrund stand. Auch will ich keineswegs Vergleiche ziehen zwischen dem Kolonialismus im 19. Jahrhundert und der Shoa im 20. Jahrhundert! Das Beispiel von König Wilhelm II. von Württemberg war ja nicht zufällig von mir gewählt, weil es m.E. zeigt, wie lange es gedauert hat, bis man sich dem Thema Kolonialismus und seine Auswirkungen in der hiesigen Gesellschaft auseinandergesetzt hat. Vielleicht liegt der Knackpunkt beim Begriff “Rassismus”, der ja lange Zeit – imho – sowohl für den Antisemitismus wie auch für den Kolonialismus eine wichtige Rolle spielte. Würde ich vermuten – lasse mich aber auch gerne eines besseren belehren.

        Sie erwähnten den Reichtum des “Erbadels”. Dazu würde ich gerne darauf hinweisen, dass dort viel an Vermögen verloren ging, was wiederum dazu führte, dass es z.B. im britischen Adel Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts zu Ehen zwischen Töchtern amerikanischen Geldadels und britischen Adeligen kam. Ein berühmtes literarisches Werk, das sich mit der Ehe zwischen einem deutschen fiktiven Adeligen und einer amerikanischen Milliardärstochter beschäftigt, ist “Königliche Hoheit” von Thomas Mann. Ich habe da immer Ruth Leuwerik und Dieter Borsche vor Augen, die die Hauptrollen im gleichnamigen Film spielten.

        Gestern bin ich eher zufällig auf die Weltethos-Rede von Winfried Kretschmann gestossen und war teilweise fassungslos, was dort schon 2017 gesagt wurde.

        “Der Hass, der sich im Netz Bahn bricht, ist manchmal atemberaubend. Wie sollen wir eigentlich damit umgehen?”

        “Victor Klemperer und George Orwell haben es klar beschrieben: Wie durch Lügen über Fakten der Übergang von der Demokratie zur Diktatur vorbereitet wird, und wie dann durch “Neusprech” eine Diktatur stabilisiert wird.”

        Er stellt die Frage: “Wie lässt sich der Zusammenhalt in Zeiten des Umbruchs stärken?”

        Ich habe die Rede mit steigender Fassungslosigkeit gelesen.

  11. @ Blume

    Jammerei würde ich mein Sein nicht nennen.
    Es ist schlicht Aufgabe. Ich gebe auf, bevor ich so oder so scheitere.
    Wir können jetzt über ein ökologisches Märtyrertum sprechen und wie Nutz und Schutz von Natur funktioniert.
    Aber wir sind längst darüber hinaus.
    Es gibt Organisationen, die das seit Jahrzehnten sagen, aber sie werden übertönt. Wer bin ich, der ausbeutenden Mehrheit der Menschheit ein Bein zu stellen?
    Dieser Minderheit der vorsagenden relativistischen egoistischen vorbildlichen erfolgreichen Kaste, der die Meisten folgen, ist sich ihrer autokratischen Macht durchaus bewusst.
    Insofern halte ich nichts von der Menschheit, auch wenn es sich lohnt, für gewisse Menschen einzutreten.

  12. Solange mitweltliche Ökologie als Gutmensch diffamiert wird, solange wird es Probleme geben.
    Diejenigen die diffamieren sind in der Überzahl und medial an zentraler Stelle und wenden Gewalt an.
    Das kann man begrüssen oder verwerfen.
    Es ist die grundsätzliche Haltung zur Natur aus der wir stammen.
    Ich zumindest, verstehe sie nicht als Gegenspieler.

  13. Den Begriff “Proprietarismus” kannt ich bisher noch nicht. Er passt allerdings zusammen mit (Neo-)Kolonialismus sehr gut zu dem, was die Trump-Administrations momentan in Bezug auf ihr eigenes Land, Panama, Grönland und besonders die Ukraine anstreben.

    Die USA weiten ihre Rohstoffforderungen gegenüber der Ukraine offenbar massiv aus. Sie fordern nun praktisch die völlige Kontrolle über die ukrainische Energiewirtschaft. Sicherheit vor Russland bietet Washington nicht.

    https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-usa-weiten-rohstoffforderungen-gegenueber-kyjiw-offenbar-massiv-aus-a-42283f6c-617f-40a8-9521-ffdbef7ec7e2

    • Ja, @RPGNo1 – der US-Thymokrat Donald Trump geriert sich eher als Immobilien-Pate, weniger als Imperator. Auch die bizarren $TRUMP – und $MELANIA – Memecoins zahlten je auf die Privatschatulle ein, während der Staat kaputtgespart wird. Und selbst die Ansprüche etwa auf Grönland 🇬🇱 und den Panama 🇵🇦-Kanal werden nicht kolonialistisch, sondern unverhohlen proprietär formuliert.

      Wobei ich durchaus glaube, dass weder Trump noch Musk begriffen haben, dass auch Privateigentum auf einen sicheren (Rechts-)Staat angewiesen ist. Schon jetzt gibt es Anzeichen für Personal- und Kapitalflucht.

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