Befragungsbefund: Weltweit vertrauen Religiöse stärker der Wissenschaft

Gibt es nur eine Form der Erkenntnis – etwa Offenbarung oder Wissenschaft – oder gibt es verschiedene Erkenntniswege – etwa Wissenschaft, Recht, Kunst und Religion -, die sich gegenseitig befruchten können? Nach meiner Doktorarbeit zur damals sog. “Neurotheologie” war ich mir sicher und plädierte auch bei einer erkenntnistheoretischen Konferenz in Barcelona 2011 für den dialogischen Monismus: Menschen sammeln über verschiedene Lebensbereiche reale Erkenntnisse, die sich dialogisch überprüfen lassen und auf eine allen gemeinsame Wahrheit hinzielen. Es gebe demnach gute Gründe, so oft und so weit wie möglich den Dialog zu fördern!

Und gerade freue ich mich über neue quantitative und qualitative Daten, die genau das bestätigen und den feindseligen Dualismus zwischen Religionen & Wissenschaften in Frage stellen. 

Viktoria Cologna et al. veröffentlichten in nature human behaviour eine Befragungsstudie zu Trust in scientists and their role in society across 68 countriesauf Deutsch: Das Vertrauen in Wissenschaftlerinnen & Wissenschaftler und ihre gesellschaftliche Rolle quer durch 68 Länder.

Und der Befund ist eindeutig: Sich selbst als religiös einschätzende Menschen gaben ein deutlich höheres Vertrauen in die Wissenschaften an.

Die Datentabelle zeigt ein geringfügig erhöhtes Vertrauen in Wissenschaft durch Frauen (Männer leicht niedriger), von Älteren, formal Gebildeten, Wohlhabenden, Stadtbewohnern, Rechten, Liberalen (dem angelsächsischen Gegensatz zu Konservativen) und ein deutlich erhöhtes Vertrauen durch sich als religiös verstehende Menschen.Datentabelle 2 zeigt ein geringfügig erhöhtes Vertrauen in Wissenschaft durch Frauen (Männer leicht niedriger), von Älteren, formal Gebildeten, Wohlhabenden, Stadtbewohnern, Rechten, Liberalen (dem angelsächsischen Gegensatz zu Konservativen) und ein deutlich erhöhtes Vertrauen durch sich als religiös verstehende Menschen. Quelle: Cologna et al., Nature Human Behaviour 2025, Open Access 

Aber – wie ist das möglich? Werden wir nicht alle seit Jahren auf den feindseligen Dualismus zwischen religiösen Kreationisten der USA und den sog. “Neuen Atheisten” des Westens getrimmt?

Ja & genau das ist das Problem: In der Arroganz des linear-säkularen Denkens glauben viele immer noch, dass einzelne, westliche Staaten “den Fortschritt” verkörpern, dem dann alle anderen Gesellschaften folgen würden. Doch die Länder mit dem durchschnittlich höchsten Vertrauen in Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind 1. Ägypten, 2. Indien, 3. Nigeria, 4. Kenia und 5. Australien. Und sogar die USA liegen noch VOR Deutschland, das hinter Polen und Peru und knapp vor Georgien und Serbien unterdurchschnittlich abschneidet.

Zwar gibt es selbstverständlich auch religiösen Dualismus (aus den USA “Fundamentalismus”) quer durch alle Weltreligionen. Doch nach meiner Beobachtung und Erfahrung begründet sich die hauptsächliche Ablehnung gegen Wissenschaft längst im libertären Individualismus – im Anspruch, die eigene Weltwahrnehmung sowohl gegen religiöse wie auch gegen wissenschaftliche Autoritäten durchzusetzen. Gerne nehmen gerade auch Wohlhabende und formal Gebildete die Segnungen von Technologien und Medizin für sich in Anspruch, wollen sich aber in ihrer Lebensführung nichts “von den Eliten” sagen lassen. Arroganz muss mensch sich leisten können. Formale Bildung und egozentrische Einbildung liegen oft dicht beieinander.

Schon demografisch keine Zukunft gegen die Religionen

So erlebe ich auch in der westlichen Akademia seit Jahrzehnten verbreitete, erkenntnistheoretische Arroganz gegenüber den religiösen Traditionen der Menschheit. Dass schon der studierte Theologe Charles Darwin (1809 – 1882) selbstverständlich einen evolutionären Vorteil religiöser Gruppen vermutete und dass die empirischen Daten ein höheres Kooperations- und Reproduktionsniveau unter den meisten Religionen nachweisen, wird bis heute von vielen vermeintlich “Fortschrittlichen” ignoriert.

Die Datentabelle aus der Titelgeschichte "Homo religiosus" von Dr. Michael Blume in Gehirn & Geist 2009 zeigt eine starke, weltweite Korrelation zwischen Gebetshäufigkeit und Kinderreichtum. Datentabelle aus meiner damaligen Titelgeschichte “Homo religiosus” in Gehirn & Geist 04/2009, Open Access

Nach einem dialogisch-regenerativen Zeitverständnis gibt es eben keinen deterministischen, linearen Fortschritt, sondern können und werden auch Menschengruppen immer wieder scheitern, denen es an echtem Dialog, an Kindern und letztlich an Wahrheit akzeptierender Charakterbildung mangelt. Gerade auch durch den Einfluss kommerzieller und antisozialer Medien können sich auch Logos-orientierte Demokratien in Thymos-orientierte Thymokratien rückentwickeln, wie wir es von den USA bis nach Russland, Ungarn, Italien, Österreich und längst auch wieder Teilen Deutschlands sehen: Wer nicht einmal bereit ist, sich auch der Evolutionsgeschichte des Menschen einschließlich von Emotionen, Spiritualität und Religiosität zu stellen, wird auch gegenüber anderen Wissensbereichen zur Feigheit neigen. Und die Evolution läuft währenddessen einfach weiter. Denn: Zeit emergiert, aber wiederholt sich nicht.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

25 Kommentare

  1. Überraschende und (für “religiöse” Menschen) doch recht ermutigende Erkenntnisse, Herr Blume! Das gibt wieder “food for thought”, wie die Angelsachsen sagen.

  2. Ha, das haben Sie wohl auch aus dem neuen Artikel in spektrum.de (den ich soeben nach Ihrem Beitrag gelesen habe). Allerdings bin ich doch etwas überrascht, wie man hier “Vertrauen in die Wissenschaft” messen wollte. Laut “spektrum” wurden die Teilnehmer der Umfrage gefragt nach “Kompetenz, Gemeinwohlorientierung, Integrität und Kritikfähigkeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern”. Eine Umfrage also, die sich mehr auf Wissenschaftler als auf die Wissenschaft selbst bezieht. Vor allem was “Kritikfähigkeit von Wissenschaftlern” betrifft, hätte ich hier doch noch mehr Fragen: Kritikfähigkeit in Bezug worauf? Wir alle wissen ja, dass auch Wissenschaftler nicht frei sind von (auch professioneller) Eitelkeit.
    Trotzdem eine interessante Studie, aber ich merke immer wieder, dass solche Umfragen doch manchmal eher unscharf sind.

    • Vielen Dank für die ermutigende Rückmeldung und auch den Hinweis zum neuen Spektrum-Artikel von Jan Dönges!

      https://www.spektrum.de/news/weltweite-umfrage-vertrauen-in-die-wissenschaft-eher-hoch/2250285

      Als Religions- und Politikwissenschaftler finde ich es sehr bemerkenswert, dass ausgerechnet Albanien das Schlusslicht im Vertrauen gegenüber Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bildet. Das europäische Land war muslimisch geprägt, mit einer starken, christlichen Minderheit – und der einzige Staat im NS-Herrschaftsbereich, der konsequent die Auslieferung auch nur eines einzigen jüdischen Menschen verweigerte. 1967 wurde es von den regierenden Kommunisten als weltweit erstes “atheistisches Land” ausgerufen. Nach dem Zusammenbruch des Sowjetblocks setzte eine massive Abwanderung gerade auch der ethnischen und religiösen Minderheiten ein, so dass sich auch die wieder zugelassenen Religionsgemeinschaften demografisch und organisatorisch schwer tun. Die staatliche Repression der Religionen in der bis heute offiziell “laizistischen Republik” hat ganz offensichtlich nicht zu allgemeiner, wissenschaftlicher Aufklärung, sondern zu einem generellen Misstrauen gegenüber Autoritäten beigetragen.

  3. Vielleicht ist der Niedergang aller grossen Zivilisationen auf eine Sättigigung, einen Selbstekel, ein Infragestellen der erreichten kulturellen Leistung und des Weges dorthin zurückzuführen. Nicht nur wir, sondern scheinbar schon die alten Römer in den späten Phasen des römischen Reichs, waren kritisch gegenüber dem Erreichten und hörten auf sich mit dem römischen Reich zu identifizieren (was allerdings viel mit den Machtkämpfen (teilweise Bürgerkriegen) der sich schnell ablösenden Herrscher zu tun hatte.
    Wenn (Zitat) „Länder mit dem durchschnittlich höchsten Vertrauen in Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 1. Ägypten, 2. Indien, 3. Nigeria, 4. Kenia und 5. Australien“ sind, dann darum, weil Inder oder Nigerianer sich davon Fortschritt und ein besseres Leben versprechen. Die Tatsache, dass es viele religiös Gläubige unter diesen Fortschrittshungrigen Nigerianern, Kenianern oder Indern gibt, ist einfach ein Nebeneffekt der momentanen Situation der Nigerianer und Kenianer, denn sie leben unter Unsicherheit und Armut und brauchen als spirituellen Anker ihren Glauben.

    Kurzum: Arthur Schopenhauer meinte, der Mensch sei in seinem Leben ein Getriebener, der der Not entkommen will, nur um dann angekommen im sicheren entspannten Leben, der Langeweile zu verfallen, einer Langeweile, in der er auf alle möglichen Gedanken kommt und alles in Frage stellt. Originalzitat Schopenhauer: „ Demgemäß sehn wir, daß fast alle von Not und Sorgen geborgenen Menschen, nachdem sie nun endlich alle andern Lasten abgewälzt haben, jetzt sich selbst zur Last sind.“
    Vielleicht gilt das, was Schopenhauer sagt, ja für ganze Zivilisationen?
    Das heisst: Viele hier stellen die Wissenschaft vielleicht aus reiner Ignoranz in Frage und darum, weil sie geistig nicht mehr konstruktiv, sondern destruktiv unterwegs sind.

    • Vielen Dank, @Martin Holzherr

      Sowohl die erkenntnistheoretische wie auch die philosophische Dimension der Zustandsbeschreibung finde ich spannend. Aus der Perspektive evolutionärer Erkenntnistheorie erscheint es schlüssig, dass wir auf eine medial dauergeflutete Aufmerksamkeitsökonomie in keiner Weise vorbereitet sind – profitorientierte Konzerne manipulieren durch Neurohacking unsere Ausschüttungen von Dopamin, Adrenalin und Testosteron. Historische Vergleiche, wenn auch nicht Gleichsetzungen, mit den professionell inszenierten, römischen Medienspektakeln der Antike halte ich für zulässig.

      Die – u.a. von Schopenhauer negativ beantwortete – Frage nach der Anthropodizee, dem Recht oder gar der Pflicht auf weiteres, menschliches Leben, beschäftigt menschliche Gesellschaften ja ebenfalls seit Jahrtausenden und hat, wo immer Menschen überhaupt die Freiheit zu Entscheidungen erringen konnten, dann selbstverständlich auch demografische, evolutionäre und sehr konkret wirtschaftliche wie auch politische Konsequenzen.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mehr-oder-weniger-kinder-in-die-welt-setzen-anthropodizee-systemtheorie-religionsdemografie/

      Mir scheint, dass die aus den alphabetisierten Religionen ins säkulare Diesseits übersetzten Jenseitsverheißungen als zunehmend wütender Anspruch auf Wohlbefinden, Wohlstand und individuelle Freiheit fortlebt. Den ersten antisemitischen Missbrauch eines gelben “Judensterns” erlebte ich mit der Aufschrift “Dieselfahrer” bei einer Stuttgarter Demonstration gegen ein lokales Feinstaub-Fahrverbot. Und während Covid19 haben wir ja dann alle erlebt, wie brutal und rücksichtslos sich viele Menschen verhielten und auch seriöse Wissenschaft mit antisemitischen Verschwörungsmythen überhäuf(t)en.

      Nun haben wir in den USA sogar Elon Musk gesehen, der sich mit Faschistengrüßen inszeniert. Hier stimme ich der Einschätzung von Michel Friedman ausdrücklich zu, das ist eine “Schande”.

      https://www.tagesspiegel.de/internationales/szene-bei-trumps-amtseinfuhrung-michel-friedman-nennt-musks-hitlergruss-ahnliche-geste-eine-schande-13055128.html

      Vor den auch durch den Rechtslibertären Musk selbst verbreiteten antisemitischen Verschwörungsmythen und NS-Gleichsetzungen hatte ich seit 2022 öffentlich gewarnt.

      https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.tesla-gruender-elon-musk-vergleicht-kanada-mit-hitler-deutschland.29dd679e-a262-4ea2-861a-a0dd725d102e.html

      Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.

      • Zitat: Mir scheint, dass die aus den alphabetisierten Religionen ins säkulare Diesseits übersetzten Jenseitsverheißungen als zunehmend wütender Anspruch auf Wohlbefinden, Wohlstand und individuelle Freiheit fortlebt.
        Richtig, der Anspruch besteht weiter, ja das Anspruchsdenken hat sich erhöht, die Bereitschaft selbst etwas dafür zu tun, der fehlt aber zunehmend und die eingebildete Bildung übersteigt die tatsächliche Bildung bei Weitem. Kommt noch dazu, dass auch heute noch, geisteswissenschaftlich orientierte, die ja zu den Meinungsmachern gehören, oft nur rudimentäre Vorstellungen von der wissenschaftlichen Methode haben und auch für viele dort gilt (Zitat): Arroganz muss mensch sich leisten können. Formale Bildung und egozentrische Einbildung liegen oft dicht beieinander.

        Wissenschaftsfeindlichkeit ist jedenfalls im linken Lager mindestens so stark ausgeprägt wie im rechten und das bedeutet dann konkret, dass egal wer an der Regierung ist, Wissenschaft und vor allem Naturwissenschaft und Technologie zu wenig beachtet wird, womit dann die Grundlagen einer eigentlich wissenschaftsbasierten Gesellschaft geschleift werden.

        Der Rektor der ETH schreibt zu einem ETH-KI-Projekt folgendes sehr gut zum Thema passenden(Zitat):

        Das langfristige Ziel: Eine kollaborative Mensch-KI-Plattform zu schaffen, die tiefe neuronale Netze und einen Pool an menschlichen Expert:Innen zusammenbringt, um fundierte Ereignisprognosen und Entscheidungen für Konfliktgebiete zu ermöglichen. ..
        Dazu müssen wir politische und gesellschaftliche Barrieren für Innovation überwinden.

        Kurzum: Europa fällt technologisch zurück, weil ihm die Innovationskraft fehlt und es zu wenig Mutige hat, die neue Technologien im nötigen grossen Massstab umsetzen wollen. Zum fehlenden Mut kommt oft noch eine regelrechte Verhinderungsmentalität und bei vielen auch eine Wissenschafts- und Technikfeindlichkeit.

  4. Ja, immer wieder wertvoll die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen, natürlich auch und ganz besonders als Säkularer. Dass Religion einen evolutionären Nutzen hatte (und vielleicht weiterhin hat), bezweifle ich nicht.

    Ich finde aber einige ethische Fragen hier durchaus wichtig in dem Kontext:

    1. Ist Wahrheit kein Wert? Also nähmen wir an, Religion wäre ein evolutionärer Vorteil aber würde auf Unwahrem beruhen (das würden z.B. Christen kaum bestreiten wenn es um den Wahrheitsgehalt des altsumerischen Glaubens geht, als Beispiel). So ähnlich wie Trump-Jüngertum ein politischer Vorteil sein kann in einem bestimmten Kontext aber auf dem Verwerfen von Wahrheit und der Akzeptanz von (Selbst- oder bewusster) Täuschung beruht.

    2. Ist ein reproduktiver Vorteil ein ethischer Vorteil? Oder anders gesagt: Vielleich hätten andere Spezies überhaupt Raum zum Überleben wenn wir Mensch uns etwas weniger stark vermehren würden.

    • Herzlichen Dank, liebe @Wizzy, für den starken und anregenden Druko!

      Zur Frage von Erkenntnis und der Unterscheidung von Gut und Böse hatte ich gerade erst im Blogpost über Freiheit und Gleichheit den m.E. interessanten Befund gebloggt, dass schon in der Bibel der Baum des Lebens (für alle) und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (für den Menschen) unterschieden werden.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-widerspruch-zwischen-freiheit-und-gleichheit-und-der-lebensbaum-des-foederalismus/

      Ich glaube also als dialogischer Monist, dass interdisziplinär balancierte Erkenntnis als Annäherung an die Wahrheit sinnhaft ist – selbst wenn das Universum keinen Sinn hätte, so sollten wir das gemeinsam herausfordern und bewältigen. Deswegen erkenne ich auch an, dass Religionen die Anthropodizee-Frage nach dem Wert menschlichen Lebens normativ beantworten (“Seid fruchtbar und mehret Euch”), aber auch agnostische und atheistische Stimmen gleichberechtigt an der Erkenntnissuche teilhaben können, vgl.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dennoch-liberale-anthropodizee-nach-karl-popper/

      Ich glaube, dass aus der Freiheit zu Entscheidungen – auch in Fragen von Sexualität und Familie – eine Verantwortung entsteht, dies miteinander immer wieder zu bedenken. Daher auch der ehrliche Dank für den dialogischen Druko! 🙏🖖

  5. Interessante Untersuchung. Vor allem finde ich es gut, dass die Frage nach dem Vertrauen in Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gestellt wird. Damit verbunden ist das Vertrauen in “die Wissenschaft”.

    Mir kamen beim Lesen sofort zwei Wissenschaftler vor mein geistiges Auge, die in der Corona-Pandemie zu absoluten Gegenpolen (gemacht) wurden. Vor allem bei Twitter entbrannten erbitterte Debatten. Auch ich habe damals einige Leute blockiert. Es gab einfach keine Brücke zwischen “Team D.” und “Team S.” Und bis heute reagiere ich durchaus innerlich wütend, wenn ich Herrn S. sehe oder irgendetwas über ihn lese. Das alles hat jedoch mein Vertrauen in Wissenschaft nicht erschüttert.

    Ein Beispiel aus dem württembergischen Pietismus ist Philipp Matthäus Hahn, der sich im 18. Jahrhundert auch wissenschaftlich betätigte. Ich darf zitieren:

    “Er hat sich mit Fragen und Forschungen im Bereich der Physik und Chemie beschäftigt, er dachte über Elektrizität nach, widmete sich mathematischen Fragen…, er beobachtete den nächtlichen Himmel und berechnete den Lauf der Gestirne, hat versucht… allgemein gültige Wetterregeln aufzustellen und das Gefälle des Neckars bei Cannstatt zu berechnen… Berühmt geworden ist er aber als Erfinder: seine Uhren, Waagen, Rechenmaschinen und astronomischen Geräte zählen zu den Weltspitzenleistungen der Mechanik.”

    aus: Hans-Dieter Frauer, Das schwäbische Paradies, Geschichten zur Geschichte – Pietismus in Württemberg, 2009, Verlag der Francke-Buchhandlung GmbH

    Ich bin doch etwas verwundert, dass Deutschland in dieser Befragung so schlecht – aus meiner Sicht – abgeschnitten hat. Aber andererseits steckt m.E. die Rechtswissenschaft vor vielen Problemen. Die Geisteswissenschaften werden seit Jahren weiter zurückgedrängt, weil sie – im Gegensatz beispielsweise zu technischen Wissenschaften – keine vermarktbaren Produkte hervorbringen.

    Auch die Historikerinnen und Historiker sind – vor allem was die Geschichte des 20. Jahrhunderts betrifft – von Zeit zu Zeit in Grundsatzdiskussionen verwickelt (“Historiker-Streit”), was es für den Laien teilweise schwierig macht, durchzublicken.

    Zum Thema Wahrheit meine ich, dass hier möglicherweise im 8. Gebot ein Schlüssel zum Verständnis liegt, warum religiöse Menschen der Wissenschaft vertrauen.

    Ich betrachte mich als religiösen Menschen, bin aber gegenüber den Landeskirchen kritisch.

    • Ein interessantes Projekt aus dem Bereich der Erziehungswissenschaft war/ist? seit einigen Jahren die “Partizipation”, die Demokratiefähigkeit schon in den Kitas einüben soll.

      Ich meine, dass die Fähigkeit sich dialogisch mit demokratischen Prozessen und Normen zu beschäftigen, zur Akzeptanz dieser beiträgt und auch feindseligen Dualismus z.T. hin zum dialogischen Monismus verändern kann.

      Wer damit aufwächst, übt Demokratie spielerisch ein. Was auch für Ihre Spieltheorie sprechen würde

      • Ja, @Marie H. – auch da bin ich ganz bei Ihnen! Letztes Jahr hatte ich ja eine Freie Demokratische Schule in Freiburg besucht und war beeindruckt, wie intensiv viele Schülerinnen und Schüler an der Selbstorganisation mitwirkten. Trotz der zurückgehenden Kinderzahlen hatte diese Schule auch keinerlei Nachwuchsprobleme!

        Ich erlebte eine Grund- und Werkrealschule ohne feste “Klassen” und langweiliges 45-Minuten-Trichterlernen, sondern eine dynamische Gemeinschaft, in der sich Lehrende und Lernende zu Projektstunden versammelten (von Programmieren über Handwerk bis zu einer – übrigens überwiegend weiblichen – DSA-Fantasy-Gruppe), erlebte eine demokratische Diskussion und Abstimmung in der Schulkonferenz über Nerf-Battles mit, durfte drei Streitschlichter-Fälle in der “Kläranlage”-Konferenz miterleben, sah Kinder und Jugendliche verschiedenster Herkunft lesen, diskutieren, lernen, Sport treiben und wurde von ehrlich Interessierten ausführlich über Antisemitismus, Bloggen und die Zukunft von KI-Anwendungen ausgefragt. Ganz ehrlich: So eine Schul-Option hätte ich meinen Kindern auch gewünscht und war deswegen auch nicht überrascht zu hören, dass der kommende Jahrgang schon alleine durch Geschwisterkinder ausgebucht ist. Ihr findet Demografie, Bildung, Demokratie, Menschenwürde, Zukunft wichtig? Dann schaut (auch) zur post-fossilen Zukunftsschule Kapriole nach Freiburg!

        https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/solarpunk-ist-mehr-als-utopie-schon-heute-gegen-reaktanz-und-arroganz-leben/

        Gestern Abend hatte ich auch wieder starke Erfahrungen in und mit einer Studierendenverbindung im Badischen gemacht, deren multidisziplinäre Gruppen keine Probleme hatten, die Bedeutung und Wirkung von Medien vom Alphabet bis X zu erfassen. Eine zukunftsorientierte und dialogische Medienbildung gehört zum Besten, was wir jungen Menschen mitgeben und ebenso Älteren anbieten können. Demokratie und Solarpunk haben noch lange nicht verloren! 😊✊📚

  6. @Michael 21.01. 13:02

    „Mir scheint, dass die aus den alphabetisierten Religionen ins säkulare Diesseits übersetzten Jenseitsverheißungen als zunehmend wütender Anspruch auf Wohlbefinden, Wohlstand und individuelle Freiheit fortlebt.“

    Das ist wirklich interessant. Das Jenseitsparadies eher reflexhaft ins Säkulare übernehmen könnte hier wirklich ein wesentlicher Teil des Problems sein. Und erklären, dass hier manche Zeitgenossen keinerlei Maß zu kennen scheinen.

    Kommt aber vielleicht auch drauf an, wo man denn finanziell so steht. Viele Besserverdiener sind längst am Ende des gewünschten Wohlstandes angekommen, und freuen sich vielleicht sogar, wenn sie in grüne Technik investieren können. Bei Anderen insbesondere im Niedriglohnsektor macht sich die kriegsbedingte Inflation fatal bemerkbar, man muss schon richtig kürzer treten. Umso weniger wünscht man sich auch noch Mehrkosten für eben dieselbe grüne Technik.

    Generell sehe ich hier in der Tat die Hoffnung, dass wir eben kein säkulares Paradies brauchen, und stattdessen auch mal echt zufrieden sein können mit einem eher sogar recht sparsamen Konsum.

    Wer sich hier dennoch abrackert, und trotzdem Probleme hat, finanziell klar zu kommen, mag nun auch aus Verzweiflung die AfD oder eben in den USA Trump wählen. Ob das denn nun überhaupt was nützt, ist aber noch nicht mal klar.

    Man hofft aber wohl drauf. Weniger Migranten fördern die Löhne im Niedriglohnsektor und senken den Druck auf billigen Wohnraum, das dürfte klar sein. Aber am Ende fehlen auch Arbeitskräfte und zusammen mit Lohnsteigerungen heizt das die Inflation an, was dann den Gewinn möglicherweise gleich wieder auffrisst.

    Dann hat man hier nur jede Menge Wind gemacht, aber keiner hat wirklich was davon.

    Mal die finanzielle Situation von Geringverdienern gezielt verbessern könnte allerdings eher funktionieren. Steuern, Krankenkassenbeiträge und Rentenvorsorge könnten durchaus bei geringeren Einnahmen deutlich günstiger gestaltet werden. Insbesondere Alleinerziehende und wenig Qualifizierte stehen derzeit gar nicht gut da.

    @Wizzy 21.01. 11:36

    „Also nähmen wir an, Religion wäre ein evolutionärer Vorteil aber würde auf Unwahrem beruhen..“

    Sehe ich auch so, das Wahre ist doch wichtiger als die Demografie. Dann muss das eben dennoch gehen mit hinreichend Nachwuchs. Wobei allerdings das Wahre durchaus religiöse Aspekte haben darf. Wer weis das denn schon, was die Wissenschaft nur noch nicht kennt.

    „Vielleicht hätten andere Spezies überhaupt Raum zum Überleben wenn wir Mensch uns etwas weniger stark vermehren würden.“

    Unbedingt. Ein Ende des Bevölkerungswachstums ist endlich in Sicht, und eine moderate weitere Schrumpfung bei uns sehe ich auch positiv. Aber das Optimum mag 1,8 Kinder pro Frau sein. Dann kommen wir wirtschaftlich damit klar, auch wenn mal keiner mehr einwandern mag. Und mehr Platz für Natur bleibt dann immer noch. Wenn wir denn nun grüne Technik verwenden, weniger Tierisches verzehren und überhaupt genügsamer konsumieren dann bleibt erst recht auch mehr Raum zum Überleben für andere Spezies.

    Wobei die Klima- und Wasserkrise auch anderen Spezies Schwierigkeiten bereiten kann, nicht nur uns selber.

    • Danke für den interessierten Druko, @Tobias 🙏

      „Das Jenseitsparadies eher reflexhaft ins Säkulare übernehmen könnte hier wirklich ein wesentlicher Teil des Problems sein. Und erklären, dass hier manche Zeitgenossen keinerlei Maß zu kennen scheinen.“

      Ja, in diese Richtung überlege ich derzeit viel. So könnte jedes neue Medium durch Beschleunigung und Informationsflut auch einen Schub ins Diesseitig-Zeitliche, ins Saeculum (Jahrhundert) auslösen.

      Übrigens auch durchaus berechtigt: Die meisten Forderungen der Bauern in den Bauernkriegen von 1525 – vor genau 500 Jahren – erscheinen doch völlig statthaft. Aber es eskalieren eben auch die Reichen, so dass Konflikte thymotisiert und gewalttätig werden.

      Letztlich braucht es dann wohl das, was wir hier auch digital pflegen: Bereitschaft zum Dialog, „sich Zeit nehmen“, in der Transformation auf die Zwischentöne hören.

      Mich fasziniert dabei die enorme und vielfältige Bedeutung der Zeit. Diese versuche ich noch besser zu verstehen, an ihr hängt ja letztlich auch wiederum die Religion, Demografie und Wirtschaft.

      Herzlichen Dank für unsere Dialoge!

      • Guten Abend zusammen,

        da entwickelt sich wieder ein spannender Dialog, zu dem ich gerne kurz Stellung nehmen möchte:

        Die Aussage

        „Das Jenseitsparadies eher reflexhaft ins Säkulare übernehmen könnte hier wirklich ein wesentlicher Teil des Problems sein. Und erklären, dass hier manche Zeitgenossen keinerlei Maß zu kennen scheinen.“

        trifft für mich den Kern eines beunruhigenden Trends, den wir aktuell beobachten.

        Was mit der neuen Trump-Administration und speziell der Einbindung Elon Musks geschieht, erfüllt mich mit Schwindel, Angst – und ja, auch Übelkeit.
        Die Idee Trumps, die ersten Menschen auf den Mars zu bringen, in Kombination mit Musks Visionen des Terraformings, dazu gepaart mit einem „Make America Great Again“ und der Ausrufung eines goldenen Zeitalters, wirkt auf mich wie ein beinahe religiös überhöhter Anspruch: eine ins Diesseits projizierte Jenseits-Verheißung.

        Besonders besorgniserregend finde ich, dass „manche Zeitgenossen keinerlei Maß zu kennen scheinen“ – und das trifft besonders auf die aktuell mächtigsten Männer der Welt zu.

        Werte wie Bescheidenheit und Demut, die ich eigentlich mit religiösen Gemeinschaften verbinde, scheinen völlig verloren gegangen zu sein. Stattdessen regiert der Größenwahn. Ein Elon Musk beispielsweise meint, sich die Erde – und gleich auch unsere planetare Nachbarschaft – nach Belieben Untertan machen und manipulieren zu können.

        Wie kurz gedacht und unrealistisch diese Vorstellungen sind, wird für mich besonders am Thema Terraforming deutlich, das ich genauer zu verstehen versucht habe.

        • Vielen Dank, lieber @Peter Gutsche – und ich stimme Dir da auch in der Analyse voll zu. Wir erleben hier bis zum Größenwahn aufgeblasene Egos, die auch die eigene Sterblichkeit, die Endlichkeit von Ressourcen, die Covid19-Pandemie oder die fossil befeuerte Klimakrise als Kränkung Ihrer unermesslichen Ansprüche und also dualistisch als Verschwörung deuten. Von imperialen Ansprüchen auf Panama 🇵🇦 und Grönland 🇬🇱 bis hin zu Terraforming-Langzeitismus auf dem Mars eskalieren die Thymoten und Thymokraten.

          Auch religiöse Überzeugungen können sich bis zum Größenwahn steigern – das erleben wir ja bisweilen hier in den Drukos auch. Was helfen würde, wären dialogische, religiös und philosophisch reflektierte Weltanschauungen hin zu einem dialogisch-regenerativen Zeitverständnis. Die bisherige, linear-säkulare Fortschrittsverheißung überschlägt sich dagegen derzeit im Zeitenumbruch.

  7. “…….Das heisst: Viele hier stellen die Wissenschaft vielleicht aus reiner Ignoranz in Frage und darum, weil sie geistig nicht mehr konstruktiv, sondern destruktiv unterwegs sind……” (Zitatende)

    Ignorant-destruktiv vielleicht schon, aber allenfalls in dem ganz anderen Sinne, dass diese “Vielen” der weit verbreiteten Dichotomie ( böse Zungen nennen es Scheinheiligkeit) des Denkens frönen, die verlangt, dass man sich nach außen hin fromm gibt, um gesellschaftlich nicht ausgegrenzt zu werden. Sich insgeheim aber durchaus bewusst ist, dass allein die (wissenschaftlich-) technische Rationalität zählt, wenn man im wirtschaftslibertären Dchungel gezwungen ist , die Anderen (“Mitbewerber”) auf größtmöglich egoistische Weise zu übervorteilen.

    Das ; Herr Schopenhauer, wäre vielleicht eine realistischere Sicht auf “die Natur des Menschen” und die Verhältnisse, in denen er lebt, gewesen.

    Und das , lieber Herr Philosoph Schopenhauer, hätten Sie mit Ihrer Klarsicht auch schon zu Ihrer Zeit erkennen können. Aber eventuell haben Sie lieber ihre persönlichen “Neurosen” als Grundlage gesellschaftlich- psychologischer Analysen gewählt. Sozusagen zur öffentlichen Selbsttherapie Ihrer privaten Persönlichkeitsstruktur.

    Und nun mit Direktbezug zum Blogthema:

    Der moderne grüne oder sozialdemokratisch- protestantische Intellektuelle allerdings verhält sich (im “aufgeklärten Westen”) halt durchaus schlau:
    Im wirtschaftsliberal- brutalegoistischen Konkurrenzkampf (und um im akademischen Mileu nicht als “esoterischer Depp” zu gelten) zeigt man sich wissenschaftlich- tecnisch -rationalistisch, an Weihnachten und bei gesellschaftlichen oder beruflichen “Inaugurationen” gibt man sich dann aber vorsichtigerweise lieber “lammfromm”.

    (Wünscht jemand noch weitere solche kleinen Besinnungsaufsätzchen zu den großen Problemen der Zeit oder auch nur dieses Portals? )

    • Danke für Ihre spannenden Assoziationen, @little louis

      Was mich wirklich interessiert, ist die Frage nach Ihrer Abneigung gegen Albert Einstein. Der war ja nun weder „grün“, noch „protestantisch“ oder gar „fromm“. Warum also die Verschwörungsmythen gegen ihn und seine Relativitätstheorien? 🤔💁‍♂️🇩🇪🇨🇭🇺🇸🇮🇱

  8. @Michael 21.01. 19:23

    „Mich fasziniert dabei die enorme und vielfältige Bedeutung der Zeit.“

    Der Unterschied von Jenseitshoffnung und wirklicher Lebenszeit betrifft natürlich auch die Begrenztheit des Lebens in der unvermeidlichen Sterblichkeit.

    Wenn man da besser mit klar kommt, reicht uns womöglich auch ein mäßiger Wohlstand? Die Perspektiven der Ewigkeit, die nun das Jenseits auch noch mitbringt, können interessant sein. Wobei ich eigentlich denke, dass die meisten Menschen mit mäßigem Wohlstand dann am Ende doch auch ihr Leben gelebt haben, und sich dann auch recht friedlich wieder verabschieden können. Insbesondere wenn man schon jenseits der 70 unterwegs ist.

    Vielleicht kommt es ja auch auf noch ganz andere Erfüllungen an, die gar nichts mit Konsum zu tun haben. Also zwischenmenschliches, Naturerfahrung, kreatives und auch der Gewinn echter Erkenntnis, was dann wiederum auch durchaus weiter geteilt wird und so letztlich in die Zukunft über das eigene Leben hinausreicht.

    Ich denke, dass unsere Konstitution durchaus geistig-kosmische Bezüge hat, und wir entsprechend nicht einfach mit profaner Existenz ohne geistige Horizonte zufrieden sein können.

    Wenn das dann in überbordenden Konsum und in sinnlose Macht über andere fehlinvestiert wird, haben wir entsprechend die Symptome, die unser aller Leben gefährden und den ganzen Planeten ruinieren.

    • Ja, @Tobias – so sehe ich das auch. Noch so viel Konsum und Steigerungslogik kommen doch gegen die Sterblichkeit nicht an. Familie, Erkenntnis, Sinn und auch z.B. Musik 🎶 vermögen dagegen Ausblicke über das Saeculum hinaus.

      Den Größenwahnsinnigen gehört derzeit die Bühne. Aber das Spiel gewinnen können sie schon wegen mangelnder Teamfähigkeit nicht. Spannend wird sein, ob und ggf. wie sich Thymokratien in vernünftige Demokratien zurückverwandeln lassen…

  9. Die mutige Kurzpredigt der anglikanischen Bischöfin von Washington, Mariann Edgar Budde, gegenüber den anwesenden „Christen“ um Donald Trump für die Menschenwürde auch queerer und zugewanderter Menschen geht als mutiges Zeugnis in die nicht immer glaubwürdige Kirchengeschichte ein:

    https://www.n-tv.de/politik/Bischoefin-redet-Trump-bei-Predigt-ins-Gewissen-article25505475.html

    Schon jetzt sehen wir, wem das Christentum nur Bemalung für einen feindseligen Dualismus ist, wem es relativistisch gleichgültig ist und wer sich wirklich dialogisch-monistisch an die Seite der Bedrohten und Verfolgten stellt.

    • @Michael

      Ein mutiges Zeugnis, ja.

      Aber dass man das so sagen muss, ist auch ein bedrückendes Zeichen, wie sich die Verhältnisse schon an Tag 2 der Neuauflage der Trump-Präsidentschaft geändert haben. Denn rein inhaltlich war die Predigt keineswegs revolutionär oder anstößig oder radikal. Die Bischöfin hat einen Minimalkonsens bzgl. Humanität und Menschenwürde wiedergegeben, den eigentlich alle im Evangelium bewanderten Middle-of-the-Road-Kirchenleute verschiedener Konfessionen unterschreiben könnten.

      Wir sollten uns nicht von den Trumpisten und ihren deutschen Gesinnungsgenossen einreden lassen, dass daran irgendetwas linksradikal sei.

      • Danke & volle Zustimmung, lieber @Hans

        Aufgrund von Religionsfreiheit und säkularem Geburtenrückgang geht das Zeitalter monoreligiöser Städte im 21. Jahrhundert unwiederbringlich vorbei. Stattdessen wird sich die demokratische Kultur jeder Stadt und Gemeinde wesentlich auch daran entscheiden, ob es ein wertschätzendes, dialogisches Miteinander der demokratischen Parteien, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften gibt. Dafür und gemeinsam die post-fossile Energiewende schon heute einzutreten ist m.E. #Solarpunk pur. Ich vermute, dass die mutige Ansage der Bischöfin die Wahrnehmung der insgesamt missglückten Trump II-Inauguration prägen wird.

  10. Zu: Michael Blume 21.01.2025, 18:31 Uhr

    … Was mich wirklich interessiert, ist die Frage nach Ihrer Abneigung gegen Albert Einstein. Der war ja nun weder „grün“, noch „protestantisch“ oder gar „fromm“. Warum also die Verschwörungsmythen gegen ihn und seine Relativitätstheorie
    …….” (Zitatende)

    Von Abneigung gegen die Person oder Persönlichkeitsstruktur kann nicht die geringste Rede sein. Eher im Gegenteil.

    Aber darum geht es nicht: Es geht vor allem um Physik und Naturphilosophie. Ansätze solcher Kritik finden Sie auch bei K.R.Popper oder P. Feyerabend. Und bei weiteren Wissenschaftstheoretikern oder (Natur-) Wissenschaftlern oder Mathematikern.

    Dass auch antisemitische Rassisten sich aus eventuell unlauteren Motiven an Relativitätskritik beteiligt haben, ist wissenschaftlich – physikalisch irrelevant. Zudem haben auch Einstein- Freunde (sogar solche mit “jüdischen Wurzeln”) sich an der kritischen Diskussion um die (beiden) RTs beteiligt. Und das gilt auch für die aktuelle Situation.

    Ich glaube , Ihr Denkansatz (!) ist bezüglich dieses Themas etwas zu “unterkomplex”. Und man beachte : Ich beziehe mich auf den Denkansatz und die Argumentationsweise und nicht auf Sie als Person.
    Ansonsten hoffe ich mal , dass Sie nicht auch der wissenschaftlich “seltsamen” (und in meinen Augen demokratiewidrigen) Diskursverweigerung der Wissenschaftlerinnen Carolin Emcke und Claudia Kempfert frönen, die diese letztes Jahr in Berlin ganz offen kund getan haben und die vom dort anwesenden Publikum frenetisch beklatscht wurde. Und die m. E. letztendlich auf den Tod objektiv – unabhängiger Wissenschaft hinausläuft. Siehe:

    https://re-publica.com/de/session/was-wahr-ist-ein-gespraech-zwischen-carolin-emcke-und-claudia-kemfert

    Es grüßt Sie
    Little Louis

    • Naja, @little louis – soeben haben Sie selbst Diskursverweigerung betrieben, indem Sie wie ein Profi der Frage ausgewichen sind. 🤣

      Ist es das? Die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit und der Neid auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die diese erhalten haben? 🤷‍♂️🤔☕️

  11. Ich möchte noch eine weitere Seite von Religiosität einbringen, die mir beim Verfolgen dieses Dialogs und auch des aktuellen Bewegen von Fragen zu den kommerziellen digitalen Plattformen und gesellschaftlichen Entwicklungen.

    Mir scheint, an vielen Stellen lassen sich Suchttendenzen erkennen.

    Ein Kennzeichen dafür ist das Verdrängen und damit auch ein nicht Wahrhaben wollen von Botschaften anderer, wie der Wissenschaftler.

    Ein wichtiger Weg aus Suchtverhalten heraus ist bei den 12 – Schritten, einem der erfolgreichsten Programme des letzten Jahrhunderts dazu, das Anerkennen einer höheren Macht, die helfen kann, in die Freiheit zu finden. Das hat ja größere Resonanz bei Menschen, die sich als religiös definieren, also sich bewusst rückbinden an eine solche Macht.

    Wir erleben diese Suchtproblematik ja auch bei unserem Energiekonsum gerade in den wohlhabenden Ländern der Welt…

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