Bangen um die USA – Dank für die Familienwerte-Auszeichnung durch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

In diesen entscheidenden Tagen sind meine Gedanken in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) – einem Land, mit dem mich viel verbindet. So habe ich – auch mit meiner Frau Zehra – schon mehrere US-Staaten sowie auch Kanada bereist und war u.a. schon im Rahmen eines IVLP-Programms zur Amtseinführung von Barack Obama nach Washington eingeladen.

Dr. Michael Blume Prof. Deborah Lipstadt im US-State Department, Washington.

Mit meiner US-Kollegin Deborah Lipstadt sprach ich noch am 5.10.2023 im US-State Department in Washington über die Gefahren des ansteigenden Antisemitismus und warnte vor dem Hintergrund meiner Irak-Erfahrungen vor den fossil finanzierten Terrorgruppen IS, Hamas & Hisbollah. Foto: Staatsministerium BW

Für meine Arbeiten zu Religion & Demografie forschte ich seit 2006 über die kinderreichen Old Order Amish, die jüdischen Haredim und auch über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, formerly known as “Mormonen”.

Nach einigen Artikeln schrieb ich über diese auch ein Buch und eBook mit dem Titel “Die Mormonen – Der amerikanische Prophet Joseph Smith und seine Kirche”, das sowohl unter Gläubigen wie auch unter (konstruktiven) Kritikern der Kirche Anerkennung fand. Ich stelle es hier gerne auch als pdf zur Verfügung:

Das Buchcover von "Die Mormonen. Der Amerikanische Prophet Joseph Smith & seine Kirche" von Dr. Michael Blume, 2013

Das Cover von “Die Mormonen. Der Amerikanische Prophet Joseph Smith & seine Kirche” zeigt eine weiße Jesus-Statue und ein Bild von Joseph Smith. Foto: Dr. Michael Blume

Wo immer möglich bezog ich – sowohl als evangelischer Christ wie auch als Religions- und Politikwissenschaftler – auch diese Kirche in den interdisziplinären und interreligiösen Dialog ein und gewann Freunde fürs Leben.

Noch im Oktober 2023 sprach ich bei einer interreligiösen Konferenz in Provo, Utah zur Bedeutung des Menschenrechtes Religionsfreiheit und warnte auch dort vor den Gefahren des fossil finanzierten Antisemitismus, wie ich ihn im Irak “live” erlebt hatte.

Die buddhistische Nonne Hye Yu Snim und Dr. Michael Blume vertraten als Delegierte Deutschland bei einer interreligiösen Konferenz Anfang Oktober in Utah, USA.

Bei der interreligiösen Konferenz in Utah, USA, durfte ich Deutschland gemeinsam mit der buddhistischen Nonne Hye Yu Sunim vertreten. Foto: J. Reuben Law School Conference

Nett: Auch mein neuer Amtskollege in Brandenburg, Andreas Büttner, gehört der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an, die in Deutschland auch als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt ist. Wir haben schon telefoniert und ich freue mich, ihn kommende Woche auch persönlich kennen zu lernen.

Während der Dialog der Religionen nach meiner Erfahrung in Deutschland und Europa derzeit große Fortschritte gemacht, wird er seit Jahren von US-Rechtsdualisten um Donald Trump hart attackiert. So beschreibt auch Cornelius Dieckmann im aktuellen SPIEGEL 45 / 2.11.2024, S. 16 – 17, wie US-arabische und US-jüdische Menschen vor der Präsidentschaftswahl gegeneinander ausgespielt werden. Im beklemmenden Artikel “Gazakrieg in Michigan” berichtet er:

“Trumps Team versteht es, die Traumata von Arabern und Juden gegeneinander auszuspielen. Eine besonders perfide Methode enthüllte kürzlich das Portal 404. In Gegenden mit einem hohen jüdischen Bevölkerungsanteil wurde Nutzern der Kurzvideoplattform Snapchat Werbung mit Harris vor einer Palästinaflagge angezeigt. In muslimischen Ballungszentren hingegen bekamen die Leute Reklame mit Harris vor einer Israelflagge zu sehen. In Dearborn war auf Werbetafeln am Straßenrand zu lesen, die Demokratin sei Teil des “Pro-Israel-Teams”.

Wer die Werbung geschaltet hatte, wurde erst bei genauerem Hinsehen klar: nicht die Harris-Kampagne, sondern die Trump-freundliche Lobbygruppe “Future Coalition PAC”, die vom Milliardär Elon Musk finanziert wird.” 

Während der interreligiöse Dialog den dialogischen Monismus und damit die freiheitlichen Demokratien stärkt, befeuern Donald Trump und Elon Musk gezielt den medialen, feindseligen Dualismus, der zu Hass, Verschwörungsmythen und autoritären Staatsformen führt. Und während ich meine Hauptaufgabe selbstverständlich vor allem in Baden-Württemberg, Deutschland und der Europäischen Union sehe, so unterstütze ich selbstverständlich auch all jene Kräfte in den USA, die für den Dialog der Religionen, der Weltanschauungen und Wissenschaften einstehen. Würde die US-amerikanische Demokratie in einen rechtsdualistischen Faschismus und Antisemitismus kippen, so wäre dies eine Katastrophe für die gesamte Welt.

Als mir die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Europa daher für mein wissenschaftliches, praktisches und interreligiöses Engagement eine Familienwerte-Auszeichnung (“Family Values Award”) verlieh, nahm ich diese gemeinsam mit meiner Frau Zehra gerne an.

Weil ich kurzfristig nicht nach Brüssel reisen konnte, übersandte ich ihr im Juni ein deutsch-englisches Dankesschreiben (hier hinterlegt als pdf) und wir sagten den 27.10.2024 in Stuttgart-Weilimdorf zu.

Nach einer würdigen und von bewegender Musik begleiteten Zeremonie im gut gefüllten Gemeindezentrum sowie einer berührenden Laudatio durch den wunderbaren Dr. Ralf Grünke hatten wir noch die Gelegenheit zum Gespräch und Austausch.

Mit der Auszeichnung für Verdienste um die Werte der Familie, von links nach rechts: Dr. Ralf Grünke, Martina Dobin, Oliver Dobin, Dr. Daniel Fingerle (Direktor für Kommunikation der Kirche in Deutschland), Dr. Michael Blume, Zehra Blume, Bezirksvorsteher Julian Schahl von Stuttgart-Weilimdorf, Francesco Di Lillo, Jean Bingham (ehemalige Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung der Kirche, derzeit mit ihrem Mann Bruce Bingham Beauftragte für Regierungsbeziehungen beim Büro für EU und internationale Angelegenheiten), Bruce Bingham.

Mit der Auszeichnung für Verdienste um die Werte der Familie, von links nach rechts: Dr. Ralf Grünke, Martina Dobin, Oliver Dobin, Dr. Daniel Fingerle (Direktor für Kommunikation der Kirche in Deutschland), Dr. Michael Blume, Zehra Blume, Bezirksvorsteher Julian Schahl von Stuttgart-Weilimdorf, Francesco Di Lillo, Jean & Bruce Bingham (ehemalige Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung der Kirche, derzeit mit ihrem Mann Bruce Bingham Beauftragte für Regierungsbeziehungen beim Büro für EU und internationale Angelegenheiten). Foto mfG: Intellectual Reserve, Inc.

Auch künstlerisch finden wir die Auszeichnung überaus gelungen, die Francesco Di Lillo mit den Worten beschrieb:

„Eine Familie ist wie ein Kunstwerk aus Glasmalerei ein wunderschönes Zusammenspiel einzigartiger Individuen. Der Baum mit seinen tiefen Wurzeln und starken Ästen ist ein passendes Symbol für die Familie und steht für Kraft, Wachstum und Widerstandsfähigkeit. Eine Familie ist ganz wie ein starker Baum oder ein Buntglasfenster ein Zeugnis der Liebe, Einigkeit und gemeinsamen Erfahrungen beim Wachsen.“

Der 2024 European Family Award der Church of Jesus Christ of Letter-Day Saints besteht aus Buntglas und stellt einen farbenfrohen Baum des Lebens dar.

Der 2024 European Family Award der Church of Jesus Christ of Latter-Day Saints besteht aus Buntglas und stellt einen farbenfrohen Baum des Lebens dar. Foto: Familie Blume

Mich erinnert dieser Familienwerte-Baum an den “Baum des Lebens”, hebräisch ez ha Chajim, aus der Tora, 1. Mose 2,9 – wo er neben dem verbotenen “Baum der Erkenntnis”, hebräisch êṣ had-daʿaṯ ṭōḇ wā-rāʿin im Garten Eden steht.

Hans Blumenberg (1920 – 1996) hat dazu mit Berufung auf eine Aussage von Franz Kafka (1883 – 1924) eine unglaublich faszinierende Meditation in seiner Buch-Rezension der “Matthäuspassion” (S. 92 – 99) vorgenommen, die so tief, umfassend und zugleich neu ist, dass ich einmal extra darüber schreiben oder sprechen will. Doch hier soll für den Moment ein Wort an all jene reichen, die sich mit uns für Dialog und das Miteinander-Leben engagieren. Und dieses Wort sei – Danke.

 

Avatar-Foto

Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Lehrbeauftragter am KIT Karlsruhe, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus und für jüdisches Leben. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren für das Fediversum, Wissenschaft und Demokratie, gegen antisoziale Medien, Verschwörungsmythen und den Niedergang Europas.

13 Kommentare

  1. Ich bin nicht in den USA, ich bin in Europa. OK, ich bin in einer Wohnung, und selbst die sieht aus wie Sau, aber kleiner als Europa kann ich nicht denken, denn es ist die kleinstmögliche Einheit, die vielleicht gerade noch so genug Ressourcen hat, um in einer Welt der Trumps und Putins zu überleben.

    Im Moment ist die Welt ein Zufallsgenerator. Wenn bei allen Wahlen die Münzen hochkant landen, weder links noch rechts, genügt der kleinste Stoß, um sie zu kippen. Und ganz egal, wie die Münze in den USA diesmal fällt – sie wird nicht liegen bleiben. Sie wird gleich aufgerichtet und sich hochkant drehen, ob linksrum oder rechtsrum, so werden kaum Entscheidungen getroffen, der ganze Generator wird auf Standby geschaltet, die Probleme können ungelöst schwellen, die Spannungen eskalieren, bis ein Trump genug Macht hat, um das Ganze auf die Hitler-Tour zu lösen. Die Münze wird nicht mehr geworfen, einer setzt den Kurs fest, der Führer befiehlt, der Rest folgt.

    Mit der GroKo hatten wir quasi ein Ein-Parteien-System, einen „Diktator“, der das Land auch auf Standby schaltete und die Probleme eskalieren ließ – zum Glück war’s nur eine Simulation in einem demokratischen System, das hält das Volk mit Schmiergeldern ruhig, nicht mit Terror. Probleme eskalierten, also wählten wir die Ampel. Jetzt haben wir eine rote Koma-Merkel, einen gelben Trump und einen grünen Trump, alle zoffen sich, das Land wartet auf Standby, die Probleme eskalieren.

    Niemand hat Lösungen für unsere Probleme, alle zoffen sich nur. Und deswegen gewinnt derjenige, der sich am besten zoffen kann und nicht der, der Lösungen hat. Wenn Sie sich Populisten ansehen – Erdogan, Orban, Kaczynski – es sind die großen Einiger. Selbst wenn sich die Etablierten gegen sie verbünden – sie enden als ein Häuflein rechthaberischer Trumps, ob in Türkei, Ungarn oder Polen. Nur der Dümmste, Primitivste, der die Urtriebe anspricht, die Wut, den Frust, der die Form wandelt wie das Feuer und jedem das Gesicht zeigen kann, das derjenige sehen will, kann einen Haufen Randale-Trumps so lange zähmen, täuschen, verführen, bis sie ihm die Macht geben, sie zu versklaven.

    Trump ist ein Spiegel des Volkes. Eine ziemliche Hackfresse, nicht? Ein wütendes, tobendes Riesenbaby, das die ganze Welt hasst, weil sie ihm in die Windel geschissen und sein Fläschchen verweigert hat.

    Irgend etwas muss brechen, und es bricht schon. Der Hochmut baut die Bombe und gibt ihr die Kraft für den Fall. Und wenn die Bombe platzt, wenn es endlich wieder weitergeht – wird das heulende Chaos auf allen Thronen sitzen.

    Und so, liebe Leser dieser kleinen Heimwerker-Kolumne, bastelt man sich den Antichristen für jede Apokalypse nach eurem Geschmack, aus Materialien, die jeder von uns zuhause liegen hat.

    Die Explosion habe ich schon. Jetzt muss ich nur noch schnell ein Raumschiff drum herum bauen, dann kann ich in die Zukunft durchstarten. Die Welt brennt, die Ressourcen, die ich zum Bau nützen kann, werden immer weniger, und ich sitze hier in einem Papierschiffchen.

    Dass sich jetzt alle Religionen knuddeln und total lieb haben, ist ja ganz schön. Das bedeutet, die Egos finden ein Gleichgewicht, sie können nebeneinander existieren, ohne einander zu zerstören. Trump macht das, indem er sich mit seinem fetten Nazi-Hintern drauf setzt, dann können sie nicht anders, aber es wird schnell heiß auf so einer Herdplatte, er muss ihr den Saft absaugen. Es schafft eine Arbeitsgruppe, die fähig ist, ihre Kraft in eine Richtung zu entladen. Die Kraft fragt aber nicht, ob sie entladen werden will, sie sucht Wege, Sollbruchstellen und Ventile. „Demokratie wahren“ schafft nur einen Druckkochtopf, der immer weiter aufgeheizt wird. „Demokratie nützen, um Probleme zu lösen“ – wäre interessanter.

    Was muss brechen? Wo geht es hin? Gibt es in dem Baby etwas, das sich seine Windel selbst wechseln und sein Fläschchen selbst füllen will? Das die Fähigkeit dazu hat? Das sich zusammenreißen kann und sich durch Arbeit und Ideen holt, was ihm fehlt, statt mit Gewalt auf Rechte zu pochen, die er nie gehabt hat – nur Mami war ihm gnädig, bevor es sie von Milch bis Mark tot gesaugt hatte?

    Wie baut sich das Feuer eine Maschine, die es am Leben hält, ohne dass sie sich gegenseitig zerstören?

    Wenn viele suchen, finden einer immer einen Weg, das ist die Stärke der Demokratie. Bislang hat dieser Weg Donald Trump. Na, Prost Mahlzeit dann.

    Gern geschehen. Doch Sie tun viel mehr als ich, und dafür muss die Welt Ihnen danken. Aber Sie werden scheitern, wenn Sie auf der gleichen Ebene der Allgemeinplätze bleiben wie ich. Eine Welt endet. Eine neue zu bauen, ist ein Job für Architekten und Ingenieure, nicht für Religionen. Sie dürfen gläubig sein, es hilft, es treibt sie an, es gibt ihnen Ziele. Aber sie müssen in dem Feuer eine Maschine schmieden, und die glaubt nur an Zahnräder, Zahlen und Newton.

    • Lieber @Paul S,

      ich bin nicht sicher, ob ich mit allem mitgehen kann, was Sie schreiben, aber ich finde, mit diesem Satz haben Sie ein Problem sehr gut auf den Punkt gebracht:

      „Im Moment ist die Welt ein Zufallsgenerator. Wenn bei allen Wahlen die Münzen hochkant landen, weder links noch rechts, genügt der kleinste Stoß, um sie zu kippen.“

      Ich denke, das beschreibt ganz gut die Verwundbarkeit unserer Gesellschaften und deren Anfälligkeit gegenüber kleinen Änderungen – insbesondere bei Wahlen. Es ist ja auch schon der Begriff „gesellschaftlicher Kipppunkt“ im Umlauf. Man muss sich nur mal vor Augen halten: Derzeit ist die Flutkatastrophe in Spanien mit den unzähligen Todesopfern und obdachlos gewordenen Menschen kaum im öffentlichen Bewusstsein. Aber sobald ein einzelner Mensch mit Migrationshintergrund ein Verbrechen begeht (das, ohne Frage, schlimm ist und, so gut es geht, durch alle denkbaren Maßnahmen und Polizei verhindert werden sollte), so werden Grenzen geschlossen, eine Europäische Krise entsteht.

      Ganz zu schweigen, von „chronischen“ Problemen wie Todesopfern durch Verkehrsunfälle, Rauchen und Alkohol, die wir uns als Gesellschaft ohne größeres Wimpernzucken leisten.

      Wir beobachten eine völlig unrealistische Risikowahrnehmung, das viele Menschen gerade auch bei Wahlen leitet – anstatt dass es um die wirklichen Probleme ginge. Dazu kommt die mentale Steuerung durch kurzfristige Wellen von Empörung und Lügen. Mächtige Männer wie Elon Musk spielen hier ein übles Spiel.
      Ich will sagen: Unsere Gesellschaften haben wenig Resilienz gegenüber Krisen. Sie verhalten sich wie hysterische Menschen im Angesichts eines Unglücks. Wenn wir mit anderen Menschen in eine gefährliche Situation geraten: Wollen wir dann lieber mit dem hysterischen Menschen, der sofort ausrastet, zusammen sein? Oder nicht doch lieber mit einem Menschen, der einen kühlen Kopf bewahren kann? Unsere (wählenden) Gesellschaften verhalten sich derzeit eher wir Hysteriker.

      Aber beim Thema Religionen sehe ich es etwas anders. Ich selber komme aus der „agnostischen“ Ecke, seit jeher sehr skeptisch gegenüber Gemeinschaften und Religionen. Aber ich habe schon immer das Privileg gehabt, mit Menschen im freundschaftlichen Austausch zu sein, die in irgendeiner Form religiös sind. Das hat mich zeit Lebens sehr bereichert. Ich sehe auch dieses Forum, „Natur des Glaubens“, als einen Dialog-Ort für Menschen, die aus den unterschiedlichsten „Geistes-„Richtungen kommen. Und nach allem, was ich u.a. hier dazu gelernt habe, denke ich mittlerweile, dass religiöse Gemeinschaften einen wertvollen Beitrag leisten können, um unsere Gesellschaften insgesamt resilienter zu machen und gegenüber gesellschaftlichen „Kipppunkten“ (wie Sie es, lieber @Paul S, so anschaulich ausgedrückt haben) zu stärken. Ich erinnere auch an die zahlreichen Diskussionen zum Böckenförde-Diktum, die ich sehr lehrreich finde.

      In diesem Sinne nochmal meine herzlichen Glückwünsche an @Michael Blume und seine Familie für die Auszeichnung!

      • Vielen lieben Dank für den Druko und die Glückwünsche, lieber @Peter Gutsche 🙏

        Und, ja, ich stimme ausdrücklich zu, „dass religiöse Gemeinschaften einen wertvollen Beitrag leisten können, um unsere Gesellschaften insgesamt resilienter zu machen und gegenüber gesellschaftlichen „Kipppunkten“ (wie Sie es, lieber @Paul S, so anschaulich ausgedrückt haben) zu stärken. Ich erinnere auch an die zahlreichen Diskussionen zum Böckenförde-Diktum, die ich sehr lehrreich finde.“ 🤔👏

        Denn dass wir Menschen in riesigen Staaten mit unterschiedlichen und auch kinderreichen Gesellschaften so geordnet zusammenleben, dass auch die Rechte von Individuen geschützt werden (Menschenwürde, Menschenrecht), ist uns ja nicht angeboren. Wir müssen das lernen, einüben, lehren – immer wieder. Wir erleben doch an immer mehr Orten in der Welt, wohin die thymotische Zerspaltung von Gesellschaften entlang ethnischer und religiöser Identitäten führt. Ich meine sogar: Ohne mehr interreligiösen, interkulturellen und interdisziplinären Dialog wird keine Demokratie bestehen…

    • Danke, @Paul S.

      Diesmal möchte ich auf Ihren Sch(l)uss eingehen.

      „ Gern geschehen. Doch Sie tun viel mehr als ich, und dafür muss die Welt Ihnen danken. Aber Sie werden scheitern, wenn Sie auf der gleichen Ebene der Allgemeinplätze bleiben wie ich.“

      Keine Sorge, das tue ich nicht. Demokratien sind unterschiedlich, weder Christian Lindner (FDP) noch Robert Habeck (Grüne) sind feindselige Dualisten a la „Trump“. Vielmehr wirkt sich die digitale Polarisierung und Thymotisierung unterschiedlich je nach Mehrheits- und Verhältniswahlrecht aus:

      In Mehrheitswahlrechtssystem radikalisieren sich einige Konservative und Liberale zu Rechtslibertären, die den demokratischen, gewaltenteiligen Staat als Verschwörung gegen die Freiheit deuten. Vgl.:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/zur-wahl-in-frankreich-haben-demokratien-ein-eingebautes-false-balance-problem/

      In Demokratien mit Verhältniswahlrecht erstarken dualistische, oft neue Parteien. Gleichzeitig wächst der mediale Druck auf Koslitionspartner, sich ständig digital zu inszenieren. Der etwas hilflos wirkende Ausruf von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat daher einen starken Wahrheitskern: „Wir müssen runter von den Theaterbühnen.“

      Zumal auch jede kommende Nationalregierung von diesen digital-medialen Dynamiken betroffen wäre, könnte eine Hoffnung in der wachsenden Verärgerung, ja Erschöpfung der demokratischen Öffentlichkeit bestehen. Schon jetzt wächst m.E. das Unverständnis über das m.E. destruktiv überinszenierte Verhalten von Sarah Wagenknecht gegenüber dem Land Thüringen.

      „Eine Welt endet. Eine neue zu bauen, ist ein Job für Architekten und Ingenieure, nicht für Religionen. Sie dürfen gläubig sein, es hilft, es treibt sie an, es gibt ihnen Ziele. Aber sie müssen in dem Feuer eine Maschine schmieden, und die glaubt nur an Zahnräder, Zahlen und Newton.“

      Hierzu ein freundlicher, aber klarer Widerspruch, @Paul S.: Staaten in jeder Form SIND ZivilRELIGIONEN, die in erster Linie auf Mythen, Symbolen, Ritualen, Feiertagen und geheiligten Texten bestehen, zu denen dann in zweiter Linie auch Bauwerke und Infrastruktur treten.

      Deswegen korrespondiert die Auflösung traditioneller Religionsformen auch mit dem Zerfall von Staatlich- und Gemeinschaftlichkeit. Ohne interreligiösen Dialog kann es auch keine stabilen Demokratien mehr geben, vgl.:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-der-antisemitismus-auch-hessen-bedroht-vortrag-beim-interreligioesen-forum-darmstadt-dieburg/

      Ihnen eine gute Woche und weiterhin viel Freude beim Texten! 💬 😊 📚

  2. Auf Ihre Ausführungen über die Mormonen bin ich sehr gespannt. Das, was ich bisher darüber weiß, ist nicht viel, aber lässt mich manches kritisch sehen. Ich halte mich für lernfähig.

    In Zeiten der Krise rückten die Konfessionen historisch betrachtet eher nicht zusammen. Um so wichtiger finde ich es, dass es den interreligiösen Dialog gibt. Dies setzt voraus, dass man die Konfessionen der Gesprächspartner akzeptiert und keinen Missionierungseifer entwickelt. Denn auch heute noch gibt es Religionsgemeinschaften, denen die Mission ein wichtiges Anliegen ist. Von daher bin ich gespannt, was Sie über die Mormonen geschrieben haben.

    Angeregt durch Ihren Blogpost über Wolfgang Achtner habe ich mich wieder einmal mit dem Pietismus befasst. Schon länger liegt bei mir das Buch mit dem Titel “Das schwäbische Paradies”.
    Dass wahrer Glaube nur darin besteht, sich ausschließlich mit der Bibel zu befassen und nur Kirchenlieder zu singen, wird mir immer unverständlich bleiben. Denn wenn den Menschen alles von Gott kommt, dann doch auch Kunst, Musik, Literatur usw.

    Was die US-Wahlen betrifft, so versuche ich es nicht zu nahe an mich heranzulassen. Mit den Folgen der Wahl müssen wir leben. Leider werden wir politisch nicht darauf vorbereitet sein. Meine Sorge ist, dass Putin die Zerstrittenheit unter den Europäern und das mögliche Chaos in den USA dazu nutzen wird, seinen Krieg noch auszudehnen.

    Weihnachten ist bald. Ein Familienfest. Doch ohne Sorgen wird es auch 2024 nicht sein.

    • Vielen herzlichen Dank, liebe @SabineH 🙏 – gerne gehe ich auf Ihren Druko ein! 💬👍

      Für die Arbeiten zu Religion & Demografie war für mich nach einer ersten Phase quantitativer (statistischer) Arbeiten klar: Ich brauche nun auch qualitative (beobachtende, beschreibende) Daten. Wie genau organisieren religiöse Traditionen Gemeinschaften, Familien und Institutionen wie Schulen und Freizeiten?

      Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage – Mormonen – war für mich wissenschaftlich auch deswegen besonders interessant, weil sie extrem jung war und dennoch die zahlenmäßige Ausbreitung etwa des Judentums oder Sikhtums erreicht hatte. Wie war das nur möglich – zumal sie von Anfang an in der Kritik gestanden war, auch Verfolgungen erlitten hatte und ihr umstrittener Gründungsprophet gar als US-Präsidentschaftskandidat von einem wütenden Mob gelyncht worden war?

      Gerade „weil“ mir vieles an der Theologie fremd war, ließ ich mich gerne überraschen, an- und aufregen. Und freute mich dann aber auch, dass es auch Angehörigen dieser Kirche immer besser gelang, Gutes auch in anderen Kirchen, Religionen und Weltanschauungen zu sehen – wie etwa auf der Religionsfreiheit-Tagung oder ausgedrückt durch die Familienwerte-Auszeichnung an einen evangelischen Christ und eine Muslimin!

      Ich hoffe, auch Sie haben entsprechend verschiedene, insbesondere auch überraschende Erlebnisse bei der Lektüre! 😊

      Erkenntnistheoretisch bin ich ganz bei Ihnen und habe schon 2011 in Barcelona die These eines erkenntnistheoretischen Pluralismus vertreten: Menschen entdecken nicht nur durch Religion oder Wissenschaft, sondern immer auch durch Kultur, Kunst, Musik, Poesie, Literatur, Politik, Recht usw. Anders ließen sich m.E. gerade auch die religionsdemografischen und evolutionsbiologischen Befunde gar nicht erklären – wir beziehen uns in verschiedener, idealerweise einander ergänzender Weise auf eine gemeinsame, jede einte Perspektive transzendierende Realität!

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/vernunft-und-glauben-in-den-wissensgesellschaften-r-ckblick-auf-die-barcelona-konferenz/

      „ Selbstverständlich ist das kein Gottesbeweis, aber doch eine empirische Widerlegung der Hypothese, wonach es nur eine Form der Erkenntnis bzw. des Wissens gäbe, die der (evolutionär) erfolgreichen Navigation in der Wirklichkeit dienen könne. Dagegen sprach ich mich für einen erkenntnistheoretischen Pluralismus aus, der anerkennt, dass Menschen etwa in Kunst oder Religion “Wissen” – im Sinne von bewährten Kenntnissen – erwerben, das über die Beschreibung durch empirisch-wissenschaftliche Daten und Hypothesen hinaus geht (oder dieser sogar widerspricht) – und dennoch evolutionär erfolgreich sein kann. So sind die Darstellungen auf Picasso-Gemälden oder der Glauben, von Gott geschaffen und Ihm gegenüber verantwortlich zu sein, empirisch-wissenschaftlich nicht überprüfbar – bieten Menschen aber doch künstlerisches bzw. religiöses Wissen an, das aus evolutionärer Sicht “wirksam” sein kann.“

      In der Zurückweisung eines erkenntnistheoretischen und damit dogmatischen und reduktionistischen Monismus (wie ich ihn in den letzten Tagen hier auf dem Blog auch wieder mit @Karl Bednarik diskutierte) kam ich so schließlich zum dialogischen Monismus. Vielfalt und Einheit stehen in einem notwendigen Spannungsverhältnis zueinander, das durch Dialog auch erkenntnishaft fruchtbar gemacht werden kann.

      Das ist auch ein Grund, warum mich Ihre historischen und musikalischen Blog-Drukos immer wieder freuen und bewegen! 😊🎶📚

      Auch in diesem Sinne – ganz herzlichen Dank! 🙏🖖

      • Ein herzliches Danke für Ihre Antwort. Sobald ich mit meiner Lektüre über den Pietismus in Württemberg fertig bin, lese ich Ihr Buch über die Mormonen.

        Leider wird lesen für mich immer anstrengender, und ein Buch über den hiesigen Pietismus ist in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung.

        Nachdem ich Ihren Blogpost über den interreligiösen Dialog gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass die Pietisten eigentlich ständig um sich selbst kreisten und ihre eigene Enge der Zeit hatten. So heißt es dort über Christian Gottlob Barth: “Der vom schwäbischen Pietismus geprägte Barth war davon überzeugt, in der Endzeit zu leben.”

        Ich bin schon sehr gespannt, ob und wenn ja, welche Vergleiche ich ziehen kann.

        • Danke Ihnen, @SabineH 🙏

          Der Pietismus war ja ursprünglich durchaus eine Reformbewegung gegen eine in Kälte erstarrte Obrigkeitskirche – und in dieser Variante bleibt er mir sympathisch. Die apokalyptische, bisweilen auch dualistische „Enge der Zeit“ hat sich leider auch immer wieder ausgebreitet, ja. Und dies nicht nur unter Evangelikalen in den USA.

          Es tut mir Leid, dass Ihnen das Bücherlesen zunehmend schwer fällt. Ich versuche, zunehmend auch Hörstücke anzubieten. Drei meiner Bücher konnte ich auch als Hörbuch einsprechen und zu vielen Themen Podcast-Folgen etwa für „Verschwörungsfragen“ aufnehmen. „Blume & Ince“ gibt es als Pod- und Videocast. Aber die einstigen sciebooks habe ich bisher leider nur als Text da.

          Lieben Dank für Ihr motivierendes Interesse!

  3. @Michael 04.11. 12:44

    „..bieten Menschen aber doch künstlerisches bzw. religiöses Wissen an, das aus evolutionärer Sicht “wirksam” sein kann.“

    Die Wirkung von Religionen sind das eine, und können unbestritten heilsam und hilfreich sein.

    „Vielfalt und Einheit stehen in einem notwendigen Spannungsverhältnis zueinander, das durch Dialog auch erkenntnishaft fruchtbar gemacht werden kann.“

    Es geht eben auch um Sinn und Unsinn von Fantasien bzw. Mythen. Und es geht um persönliche insbesondere spirituelle Erfahrungen, denen man begegnet, die man respektieren, dialogisch verarbeiten und am Ende eben auch wieder kreativ nutzen kann.

    Bei allem Angostizismus kann man wirkliche Realitäten von Geisteswirkungen im Leben öfter nicht erfolgreich ausgrenzen. Das schlägt sich auch in resilienten Weltbildern nieder, die ihre auch empirischen Grundlagen haben, selbst wenn sie nicht allgemeine wissenschaftliche Evidenz finden konnten. Was man selbst erlebt hat, kann man eben auch nicht ignorieren. Selbst wenn es halt nur unzuverlässig reproduzierbar ist.

    Es findet aber nun dennoch alles im selben Kosmos statt. Mit der m.E. theoretischen Perspektive, ein Konzept für alle Konzepte zu finden. Ohne den offenen Dialog wird dieses jedenfalls mit Sicherheit nicht gelingen. Und wenn man nur hier und da zu Konsens kommt, hilft das ja auch schon was.

    Gerade der Solarpunk kann auch in Vielfalt, wichtig ist die tatsächliche Nachhaltigkeit mit dem realen Mensch im Mittelpunkt.

    • Vielen lieben Dank, @Tobias

      In der Tat schätze ich die Solarpunk-Bewegung dafür, dass sie feindseligen Dualismus überwindet.

      Dazu gehört, ja, der Dualismus zwischen Wissenschaften und Religionen, aber auch etwa zwischen zivilgesellschaftlichen und staatlichen Ansätzen oder zwischen Angst und Reaktanz auslösender Apokalyptik und Hoffnung, Mittun auslösender Ästhetik.

      Auch in demografischen Diskussionen erleben wir ja immer wieder das Gegeneinander von drastischer Dystopie nach Malthus und von theologischem Optimismus nach Süßmilch, zwischen denen durch die Betonung von Pflanzenkost, Bildung, Gleichberechtigung und Freiheit im Solarpunk ein konstruktiver, demokratisch-zuversichtlicher, schmaler Mittelweg führt.

  4. Auch die neuesten Ergebnisse der Glücksforschung aus Deutschland verweisen auf die Bedeutung von Familienwerten:

    „Gerade im für das Gemeinschafts­gefühl wichtigen Bereich Familie zeigt sich aber, dass es beim Glücksniveau der Deutschen noch Luft nach oben gibt. Die Erholung nach der Pandemie geht hier nach wie vor nur langsam voran.

    Dazu trägt bei, dass der Anteil der Alleinlebenden im Land zunimmt und die Geburtenrate derzeit niedrig ist. „Wir wissen aus der Zufriedenheits­forschung, dass mit der Geburt eines Kindes die Lebens- und auch Familien­zufriedenheit für gut zwei Jahre nach oben schießt“, sagt Timon Renz, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg und Mitautor des Glücksatlas. Dieser Effekt falle entsprechend schwächer aus, wenn weniger Kinder geboren werden. „Wir haben nicht nur eine Singularisierung, sondern die Zahl enger Freunde nimmt auch weiter ab“, sagt er. Früher habe man vier oder fünf Freunde genannt, zu denen man hohes Vertrauen hatte. Heute seien es nur noch ein bis zwei.“

    https://www.rnd.de/panorama/gluecksatlas-2024-wo-leben-die-zufriedensten-deutschen-ID4MAIX3GNBYBEULABTFAOHU5E.html

    Säkularisierung, Individualisierung, Geburten- und Glücksrückgänge erweisen sich also als empirisch signifikant verschränkt.

  5. Heute (am 12. November 2024) berichtet die Stuttgarter Zeitung auf S. 15 (“Wissen”):

    “Sollten die meisten Menschen Kinder haben? Bei der Antwort klafft in Deutschland nach Umfragedaten eine riesige Lücke zwischen Männern und Frauen. Fast zwei Drittel der Männer (59 Prozent) bejahen diese Frage – bei den Frauen sind es nur ein Drittel (33 Prozent), wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos ergab.”

    Hintergrund sei, dass noch immer Frauen die Hauptlast der Kinderbetreuung zu tragen hätten und zudem finanziellen wie auch beruflichen Nachteilen ausgesetzt seien.

    “So sei mit Kind oft eine größere Wohnung nötig – und solche Wohnungen seien aktuell ebenso rar gesät wie oft unbezahlbar. Auch andere Kosten stiegen stetig. Zudem lebten junge Paare heutzutage oft weit entfernt von ihren Herkunftsfamilien und könnten nicht auf deren Unterstützung bei der Betreuung setzen.

    Von kinderlosen Frauen sei in der Summe oft zu hören, dass sie sich sorgten, die “Aufgabe Kind” nicht bewältigen zu können – zumal sie im Bekanntenkreis oft die immense Überforderung junger Mütter sähen.”

    Interessant sind dabei auch Vergleichsdaten:

    “EU-weit ist der Unterschied nach den Ipsos-Daten etwas kleiner: 53 Prozent der Männer stimmen zu, dass die meisten Leute Kinder haben sollten, bei den Frauen sind es 39 Prozent.”

    Die schnell sinkenden Kinderzahlen haben wiederum nach meiner Einschätzung erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft insgesamt. Perplexity.ai:

    Dr. Michael Blume sieht mehrere problematische Auswirkungen für Gesellschaften, deren Geburtenraten dauerhaft unter 1,8 Kinder pro Frau sinken:

    ## Demografische Instabilität

    Eine Geburtenrate unter 1,8 Kindern pro Frau führt laut Dr. Blume zu einem zu schnellen Bevölkerungsrückgang und damit zu demografischer Instabilität[1]. Dies hat weitreichende Folgen für verschiedene Bereiche der Gesellschaft:

    ## Wirtschaftliche Auswirkungen

    – Schrumpfende Arbeitnehmerzahlen: In Deutschland werden in den nächsten 12 Jahren 19,5 Millionen Arbeitnehmer der Babyboomer-Generation in Rente gehen, aber nur 12,5 Millionen jüngere Beschäftigte nachrücken[1].
    – Personalmangel in wichtigen Bereichen: Bereits jetzt müssen z.B. in der Region Stuttgart Fahrpläne im öffentlichen Nahverkehr aufgrund von Personalmangel gekürzt werden[1].
    – Wirtschaftliche Schrumpfung: Auf Basis des Arbeitskräftemangels beginnt die Wirtschaft zu schrumpfen[1].

    ## Gesellschaftliche Folgen

    – Auflösung von Gemeinschaftsstrukturen: Sehr niedrige Geburtenraten gehen oft mit der Auflösung von Gemeinschaften und dem Schrumpfen von Familien einher[1].
    – Überalterung der Gesellschaft: Eine zu geringe Geburtenrate führt zu einem Ungleichgewicht zwischen den Generationen[1].
    – Gefährdung sozialer Sicherungssysteme: Die Überalterung erschwert die Aufrechterhaltung von Renten-, Gesundheits- und Pflegesystemen[1].

    ## “Traditionalismusfalle”

    Dr. Blume warnt vor der sogenannten “Traditionalismusfalle”: Sehr traditionelle Gesellschaften, die sich nicht an moderne Gegebenheiten anpassen, weisen oft besonders niedrige Geburtenraten auf[1][2]. Dies zeigt sich beispielsweise in Ländern wie Polen, Italien oder Griechenland, die niedrigere Geburtenraten haben als modernere Gesellschaften wie Frankreich oder Schweden[2].

    ## Langfristiges “Verebben” der Bevölkerung

    In seinem Buch “Religion und Demografie” argumentiert Dr. Blume, dass besonders atheistische Populationen langfristig “verebben”, da sie es nicht schaffen, die für eine stabile Bevölkerung nötige Geburtenrate von mindestens zwei Kindern pro Frau aufrechtzuerhalten[3]. Er sieht einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang religiöser Bindungen und sinkenden Geburtenraten.

    Zusammenfassend befürchtet Dr. Blume, dass Gesellschaften mit dauerhaft zu niedrigen Geburtenraten in einen Teufelskreis aus demografischer Instabilität, wirtschaftlichem Niedergang und gesellschaftlicher Fragmentierung geraten können. Er plädiert daher für eine ausgewogene Familienpolitik und gesellschaftliche Strukturen, die eine Geburtenrate von etwa 1,8 Kindern pro Frau ermöglichen und unterstützen.

    Citations:
    [1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fuer-kinder-braucht-es-zuversicht-frieden-zu-solarpunk-und-demografie/
    [2] https://www.deutschlandfunk.de/religion-und-demografie-lasst-uns-wegkommen-von-angst-und-100.html
    [3] https://www.n-tv.de/wissen/Atheistische-Populationen-verebben-article13469356.html
    [4] https://bonndoc.ulb.uni-bonn.de/xmlui/bitstream/handle/20.500.11811/5583/3265.pdf;jsessionid=D6B895B8ADE1FDC6D53710BAC89412FF?sequence=1
    [5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mehr-oder-weniger-kinder-in-die-welt-setzen-anthropodizee-systemtheorie-religionsdemografie/
    [6] https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Familie_und_Bildung/Studie_BNG_Mehrkindfamilien_gerecht_werden_2022.pdf
    [7] https://www.bib.bund.de/Publikation/2015/pdf/Familienleitbilder-in-Deutschland.pdf?__blob=publicationFile&v=2
    [8] http://www.blume-religionswissenschaft.de/pdf/WirdDeutschlandislamischBadBollBlume2007.pdf
    [9] http://www.blume-religionswissenschaft.de/pdf/Religion_und_Demografie_Leipzig_0507.pdf
    [10] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/brasilien-mexiko-nigeria-und-kurdentum-als-solarpunk-hoffnungen/
    [11] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/evolution-zeit-und-sinn-warum-demografie-so-viele-triggert/

  6. In English:

    Michael Blume honored for services to family values

    On Sunday, October 27, 2024, during a ceremony in Stuttgart, Germany, religious scholar Dr. Michael Blume received the Family Values Award. With this award, the European Union & International Affairs Office of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, headquartered in Brussels, Belgium, recognises individuals and institutions that support others and strengthen families. […]“

    https://news-europe.churchofjesuschrist.org/article/michael-blume-honored-for-services-to-family-values

    Thanks & best wishes!

Schreibe einen Kommentar